Kulturmagazin 2012

Page 1

DIE NIEDERLANDE IN WIEN

Kulturmagazin 2012 Verein der gepr端ften Wiener Fremdenf端hrer

01 Titel2012.indd 1

02.02.12 09:50


TOP_Inserat_Kulturmagazin2012_LIT_TOP_Inserat_Kulturmagazin2012_LIT 30.11.11 12:05 Seite 1

TOP-Lokal. So isst die City!

TOP-Lokal – das Restaurant für alle, die in der City leben, arbeiten, die Sehenswürdigkeiten bestaunen und das breite Kulturangebot nützen. Genießen Sie ausgezeichnete Küche, frisch zubereitet, prompt serviert und zu äußerst moderaten Preisen. Neben dem à la carte-Angebot mit vielen köstlichen Wiener Schmankerln stehen täglich zwei verschiedene Menüs zur Auswahl. Take-awayService, Caterings und die Ausrichtung von Firmenfeiern und Privatveranstaltungen runden das Angebot ab.

FLEISCHMARKT 18, 1010 WIEN TEL. 01 513 02 03 OFFICE@TOP-LOKAL.AT

WIR FREUEN UNS AUF IHREN BESUCH!

WWW.TOP-LOKAL.AT Gefördert aus den Mitteln des ESF

Das TOP-Lokal ist ein sozialökonomischer Betrieb der Unternehmensgruppe von ¡.

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice


Editorial

Die belgische Hauptstadt Brüssel wurde in den letzten Jahren immer mehr zum Synonym für EU-Politik. Es ist allerdings nicht das erste Mal in der Geschichte, dass aus dieser Region Europapolitik betrieben wird. Als die Niederlande am Ende des 15. Jahrhunderts an die Habsburger fielen, waren Städte wie Brüssel, Gent und Antwerpen bedeutende wirtschaftliche und politische Standorte. Bis zum beginnenden 19. Jahrhundert blieben die Habsburger Statthalter der Niederlande und waren somit maßgeblich am wirtschaftlichen Aufschwung und an der Geschichte der niederländischen Provinzen beteiligt. Marie Christine von Österreich und Albert von Sachsen-Teschen (in Wien Bewohner der Albertina) erbauten als Statthalter in Brüssel Schloss Laeken, das heute der belgischen königlichen Familie als Residenz dient. In Wien trifft man überall auf die Spuren Burgunds und der Niederlande, vor allem in unseren an Schätzen reichen Museen, die zu großen Teilen auf die Privatsammlungen der Habsburger und ihres Hofes zurückgehen. Wir Wiener Fremdenführer sehen uns daher als Mittler europäischer Geschichte und Kultur. Ausgehend vom Zentrum unseres Interesses – Wien – sind wir durch unsere lange und professionelle Ausbildung zu Spezialisten für unsere Stadt geworden. Als Experten sind die Fremdenführerinnen und Fremdenführer mit ihrer gebietsspezifischen Qualifikation ortsgebunden und daher nicht mit den Reiseleitern zu verwechseln.

© Foto Weinwurm

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

Wie vielfältig und spannend es ist, mit einem Wiener »Guide« unsere Stadt zu entdecken, erfahren Sie nicht nur bei einer Führung, sondern auch in schriftlicher Form im Kulturmagazin – für das wir alle ehrenamtlich gearbeitet haben. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen, herzlichst, Bibiane Krapfenbauer-Horsky Chefredakteurin des Kulturmagazins und Präsidentin des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service

Impressum: Herausgeber: Verein der geprüften Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service 1010 Wien, Eschenbachgasse 11, Telefon: 01/587 36 33-66, E-Mail: office@guides-in-vienna.at Für den Inhalt verantwortlich: Bibiane Krapfenbauer-Horsky Die in den Artikeln vertretenen Ansichten sind jene der Autorin oder des Autors und müssen nicht unbedingt mit den Ansichten des Vereinsvorstandes oder der Redaktion übereinstimmen. Medieninhaber (Verleger): Verlag Wirl, 1150 Wien, Tautenhayngasse 21/3 www.verlagwirl.at, E-Mail: wirl@verlagwirl.at, Telefon: 01/786 37 81, Fax: DW 19 Design, Layout und Satz: Gernot-Klaus Winter, GKW Kommunikationsdesign, www.gkw.at Druck: Grasl Druck und Neue Medien GmbH, Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau Coverfoto: Nicolaes Maes, »Porträt eines Jungen als Adonis«, gegen 1670 © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

www.guides-in-vienna.at 03 Editorial12.indd 3

3 02.02.12 09:55


Edgar Degas, Woman in a Tub, c. 1883, Tate: Bequeathed by Mrs. A.F. Kessler 1983 © Tate, London 2011

IMPRESSIONISMUS PASTELLE, AQUARELLE UND ZEICHNUNGEN | 10.02.–13.05.2012 GUSTAV KLIMT ZEICHNUNGEN | 14.03.–10.06.2012 BOSCH BRUEGEL REMBRANDT RUBENS MEISTERWERKE AUS DER ALBERTINA | 25.05.–26.08.2012 MAXIMILIAN I. UND DIE KUNST DER DÜRERZEIT 14.09.2012–13.01.2013

WWW.ALBERTINA.AT

ALBERTINAPLATZ 1, 1010 WIEN

ALB_INS_Kulturmagazin_A4.indd 1

PARTNER DER ALBERTINA

01.12.11 14:28


Inhaltsverzeichnis

Inhalt Maria von Burgund (1457 – 1482)

Grußworte ...................................................................... 9 Die Autoren dieses Magazins ..................................... 12

1800 Jahre: Constitutio Antoniana ............................ 72 1500 Jahre: Der Wiener Dioskurides ......................... 73 550 Jahre: Die Belagerung der Hofburg .................... 74 500 Jahre: Amerigo Vespucci ...................................... 76 450 Jahre: Maximilan II. .............................................. 78 400 Jahre: Rudolf II. ..................................................... 79 250. Geburtstag: Konstanze Weber ............................ 80 250. Todestag: Paul Troger .......................................... 82 250 Jahre: Opernreform und Wunderkinder ............ 83 200. Geburtstag: Eduard van der Nüll ....................... 84

© Albertina, Wien

Anniversarium

Rembrandt Harmensz. van Rijn, Eine junge Frau wird frisiert

Wappenkette für den Herold des Ordens vom Goldenen Vlies

Schatzkammer © KHM, Wien

Die Niederlande- eine Zeitreise ................................. 16 Burgund im »Herbst des Mittelalters« ....................... 18 Teilung der Niederlande .............................................. 22 Katharina von Luxemburg .......................................... 26 Maria von Burgund ..................................................... 28 Petrus Canisius ............................................................. 31 Die Statthalter der Niederlande .................................. 32 Fürst de Ligne – der rosenrote Prinz ......................... 35 Charlotte und Stephanie von Belgien ........................ 36 Polyphonie und Sängerknaben ................................... 38 Tapisserien und kostbare Stoffe .................................. 40 Albertina – Palais der Statthalter ............................... 42 Erbe Burgunds in der Schatzkammer ........................ 44 Die Niederländer im Kunsthistorischen ................... 46 Die Akademie der bildenden Künste ......................... 48 Sammlung Liechtenstein ............................................. 52 Mittelalterliche Flügelaltäre ........................................ 55 Sorbait, de Haen und van Swieten ............................. 56 Der Holländische Garten in Schönbrunn ................. 58 Die Globalisierung der Botanik ................................. 62 Die niederländische Botschaft .................................... 64 Belgische Schokolade .................................................. 66 Brüssel – die Hauptstadt Europas ............................. 68 Spurensuche in den Niederlanden ............................. 70

© Schatzkammer © KHM, Wien

Die Niederlande in Wien

www.guides-in-vienna.at 05-06 inhalt_12.indd 5

5 14.03.12 11:43


Inhaltsverzeichnis

© Belvedere Wien

Gustav Klimt, Die Mohnwiese

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Kaiser Maximilian II. (1527 – 1576)

© Volker Weihbold

Gertrud Fussenegger

6 05-06 inhalt_12.indd 6

Anniversarium

200. Geburtstag: Rudolf von Alt ................................. 85 200. Todestag: Emanuel Schikaneder ........................ 86 200. Todestag: Hieronymus Colloredo ...................... 87 200 Jahre: Gründung der Musikfreunde ................... 88 150. Geburtstag: Arthur Schnitzler ............................ 89 150. Geburtstag: Gustav Klimt ................................... 90 150. Geburtstag: Johann Puch .................................... 92 150. Geburtstag: Hertha Sprung ................................ 93 150. Todestag: Johann Nepomuk Nestroy ................. 94 150. Todestag: Fürst zu Windisch-Graetz ................. 95 150 Jahre: Köchelverzeichnis ...................................... 96 100. Geburtstag: Otto von Habsburg ......................... 97 100. Geburtstag: Withalm und Benya ....................... 98 100. Geburtstag: Gertrud Fussenegger ...................... 99 100. Geburtstag: Jura Soyfer ..................................... 100 100. Geburtstag: Gusti Wolf ..................................... 101 100. Geburtstag: M. Mödl und M. Eggerth ............. 102 100 Jahre: Anerkennung des Islam in Österreich .... 103 100 Jahre: Erster Film von Sascha Kolowrat .......... 104 100 Jahre: Vortrag von Karl May ............................. 105 50 Jahre: Eröffnung des 20er Hauses ....................... 106 25. Todestag: Attila Hörbiger und Rudolf Carl ...... 107 20. Todestag: Margarethe Ottilinger ........................ 108

Rundschau

Gemäldegalerie d. Akad. d. bildenden Künste ....... 109 Albertina ..................................................................... 110 Sigmund Freud Museum ........................................... 112 Wien Museum............................................................. 113 Heeresgeschichtliches Museum ................................ 114 Technisches Museum ................................................ 115 Schallaburg ................................................................. 116 Globenmuseum .......................................................... 118 Burg Liechtenstein ..................................................... 119 Top Lokal, Modesalon »Sisi Vienna« ....................... 120 Hofmobiliendepot • Möbelmuseum ........................ 121 Universität Wien, Haus der Musik ........................... 121

Internes

Mitgliederliste ............................................................ 122 Redaktionelles Team .................................................. 130

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 14.03.12 11:43


Wien ist k채uflich.

Kann man Wien kaufen? Und wie schmeckt Wien eigentlich? Wie ein romantisches Dinner in der City? Ein fruchtiger Rotwein 체ber den D채chern Wiens? Wie eine echte Wiener Melange im Grand Cafe? Finden Sie es heraus. In 59 Shops und 8 Gastronomiebetrieben der Ringstrassen-Galerien lernen Sie Wien von seiner delikaten Seite kennen.

V i e n n a

S h o p p i n g

C u l t u r e

K채rntner Ring 5-7 und 9 -13, A-1010 Wien, www.ringstrassen-galerien.at

AnzWien_210x297+3_RZ.indd 1

27.09.10 10:31


WILLKOMMEN IN WIEN Hier essen Sie immer marktfrisch Über den Markt schlendern, gustieren, auswählen. Und zusehen, wie die Speisen für Sie frisch zubereitet werden. Täglich geöffnet von 10.30 bis 22 Uhr und im Bistro schon ab 9 Uhr morgens.

WELCOME TO VIENNA

BENVENUTI A VIENNA

BIENVENIDOS A VIENA

Market Fresh in Vienna City You stroll from stand to stand and make your choice. And you can watch, how the meals are being prepared. Open daily from 10.30 a.m. until 10 p.m. and the Bistro already from 9 a.m.

Benvenuti a Rosenberger Gironzolare, gustare e scegliere, come al mercato. E vedere come i piatti vengano preparati direttamente per Voi. Aperto tutti i giorni dalle ore 10.30 alle 22.00 e nel Bistrò già dalle ore 9.00.

Bienvenidos a Rosenberger Pasear por el mercado, dejarse seducir y seleccionar, y ver como la comida está siendo preparada para Usted. Abierto diariamente desde las 10:30 hasta las 22:00 horas y en el Bistró ya a partir de las 9:00 mañana.

NEUER MARKT

RT

IN

R. OFST

OPERNG.

A

ETTH

BE

TEG

AL

RESTAURANT

MAYSEDERG. HOTEL SACHER

OPER

ANNAG.

KRUGERSTR.

K Ä R N T N E R

R. ST ER IN ST GU AU

FÜHRICHG.

S T R A S S E

JOHANNESG.

WALFISCHG.

MAHLERSTR.

Wien 1., Maysedergasse 2 Ecke Kärntnerstraße Tel. 01/512 34 58, Fax DW 20

HOTEL BRISTOL

O P E R N R I N G

RASTEN UND GENIESSEN! HERZLICH WILLKOMMEN BEI ROSENBERGER! Genießen Sie entlang Österreichs wichtigster Reiserouten: • Absolut frische Speisen • Ständig wechselnde kulinarische Spezialitäten • Knackig-frische Salate und Antipasti vom Buffet • Frischgepresste Säfte und feine Kaffee-Spezialitäten • Mehrmals täglich frisches Brot & Gebäck und hausgemachte Mehlspeisen, auch zum Mitnehmen • Rascher, freundlicher Service • Rosenberger Kinderclub • Rosenberger Souvenir-Shop • Typisch regionale Atmosphäre

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

NEU!

NEU! A5

Autobahn-Restaurant Autobahn-Restaurant & Motor-Hotel Truck Stop City-Restaurant, 1010 Wien, Maysedergasse 2 BREGENZ

AMPASS A12 INNSBRUCK 9 11 HOHENEMS 8 VOMP 10 A14 PETTNAU 12 BRENNER A13

NEU!

www.rosenberger.cc 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 8

LINZ

A8

LINDACH HAAG NORD 3 KASERN 5 4 6 ANSFELDEN SÜD SALZBURG

KREMS

S5 S33

A1

NEU! 7 GOLLING A9 OST DEUTSCHFEISTRITZ 15

WIEN DEUTSCH18 DE CITY CI TY WAGRAM WA 19 S1

1 2 EN St. PÖLTEN

A4

EEISENSTADT EISENS TADT TA DT S6

A2

GRAZ

A10

EISENTRATTEN 13

VÖLKERMARKT 16 14 GRALLA KLAGENFURT WEST

GRAL ALLA AL LA GRALLA 17 GR OSTT OS

02.02.12 10:20


Grußworte

Wien ist immer eine Reise wert! Nach wie vor rangiert Wien unter den attraktivsten Reisezielen in Europa. Mehr als zehn Millionen Besucher kommen jedes Jahr in unsere schöne Stadt, um sich vom Bann einer modernen Metropole mit historischem Flair verzaubern zu lassen. Auch noch nach Jahrhunderten zieht die ehemalige mächtige Kaiser- und Residenzstadt unsere Gäste mit ihrer abwechslungsreichen und spannenden Vergangenheit ebenso in den Bann, wie mit einer unvergleichlichen Fülle an zeitgenössischer Kunst und Architektur – nicht zuletzt auch dank der Kompetenz unserer FremdenführerInnen. Die geprüften Wiener FremdenführerInnen sind bestens qualifizierte und hoch spezialisierte Unternehmer, die eng mit den großen Erfolgen der Tourismusdestination Wien verbunden sind. Es ist ihrem Wissen um Geschichte und Geschichten zu verdanken, dass die Schönheit und Einzigartigkeit Wiens international in aller Munde ist und die Besucherzahlen stetig steigen. Ich danke den geprüften Wiener FremdenführerInnen für ihr beständiges Engagement um unsere kulturellen Schätze und freue mich, dass auch am 26. Welttag der FremdenführerInnen allen Wienerinnen und Wienern die kostenlose Teilnahme an besonderen Führungen ermöglicht wird. Es ist ein reichhaltiges Programm, dass vom niederländischen Maler Hieronymus Bosch, dessen Werke in der Akademie der bildenden Künste zu sehen sind, über einen Spaziergang von der Albertina, die einst vom Generalstatthalter der Niederlande, Albert von Sachsen Teschen gegründet wurde, bis hin zur Augustiner Kirche, in der sich das Grabmal seiner kunstsinnigen Gattin, Marie Christine, Erzherzogin von Österreich befindet, die den Baustil Brüssels nachhaltig mitgeprägt hat, führt. Eine Reise durch das historische Erbe unserer Stadt, die Touristen wie Wiener gleichermaßen faszinieren wird!

© oneye

Liebe Wienerinnen und Wiener, verehrte Gäste!

KommR Brigitte Jank

Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer! Mit sehr großer Begeisterung verfolge ich seit vielen Jahren die Entwicklungen und Aktivitäten Ihrer Berufsgruppe und möchte mich für Ihre großartige Arbeit bedanken. Kreativität und Innovationsgeist haben eine Fülle an verschiedenen Führungen und Spaziergängen entstehen lassen die weltweit einzigartig ist. Jedes einzelne dieser Angebote macht Lust auf mehr und so verwundert es nicht dass sich Ihre Tätigkeit nicht nur bei unseren Gästen aus dem In- und Ausland sondern auch bei den Wienerinnen und Wienern allerhöchster Beliebtheit erfreut. Die Kraft, die Energie und der Enthusiasmus mit dem Sie an Ihren Beruf beziehungsweise Ihre Berufung herangehen ist beispielhaft und macht Sie zu einer wertvollen und stabilen Säule des Tourismus in Wien. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und unserer Stadt eine großartige Saison 2012. Herzlichst, Ihr Markus Grießler

Obmann Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe/Wirtschaftskammer Wien

www.guides-in-vienna.at 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 9

9 02.02.12 10:21


Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser! Schon seit 26 Jahren gibt es den Weltverband der Fremdenführer Vereine, den Aktionstag am 21. Februar jeden Jahres erst seit 1990. Zunächst nur in 15 Ländern als Markenzeichen gestaltet, erweist er sich mittlerweile als Attraktion für die erfahrenen Besucher in mehr als 70 Mitgliedsländern! Gestartet wurde diese Aktion um den Beruf der qualifizierten Fremdenführer in einer bestimmten Region bekanntzumachen – in unserem Fall Wien. Seit etlichen Jahren finden die Besucher aber nun schon eine bewusste Auswahl zum Erhalt einer Kulturinstitution: die Besucher werden durch die Führung aufmerksam dass es etwas Neues zu erleben gibt, diese Institution möglicherweise finanzielle Hilfe braucht. Besonders die österreichischen Vereine haben mit der Bekanntmachung von speziellen Objekten eine wichtige Rolle übernommen und damit bereits vielen Museen, Klöstern, Ausgrabungen und vielen anderen Kulturgütern eine beachtliche Unterstützung – durch ihre Besucherspende! – gesichert. Einerseits genießen Sie als Gast die gelungene Interpretation des Fremdenführers, ohne das Museum oder jeweilig andere Institution geht es jedoch nicht; und ohne ihren Besuch und mögliche Spende schon gar nicht! Somit hat sich dieser Aktionstag in der Zusammenarbeit Aller gefunden und ermöglicht jedes Jahr vielen Kulturinstituten eine willkommene Unterstützung. Gerade in Zeiten der verkürzten Kulturbudgets wird diese Aktion zu einem wichtigen Beitrag der gemeinsamen Verantwortung. Die ausgebildeten und meist gewerblich arbeitenden Fremdenführer können ihren Bildungswillen und Standard beweisen, Sammlungen werden bekannter und unterstützt, das Interesse lockt viele Besucher und ermöglicht so ein erweitertes Budget. Um mehr Gästen die Teilnahme zu ermöglichen, hat sich der Wiener Verein der geprüften Fremdenführer entschlossen, das Datum jeweils auf das nahe Wochenende zu verschieben; ich bin sicher, dass auch heuer wieder einige Tausend Teilnehmer teilnehmen und die Führungen großen Anklang finden werden. Im Namen des Weltverbandes der Fremdenführervereine wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Magazins viel Freude! Den aktiven Besucherinnen und Besuchern des Welttages der Fremdenführer das Vergnügen die Sammlung der Akademie der Schönen Künste aus einer anderen Perspektive zu sehen, Altes in neuer Gestaltung kennenzulernen und interessante Spaziergänge in nächster Umgebung! Ich wünsche allen Teilnehmern und Interpreten großen Erfolg! Felicitas Wressnig Vize Präsidentin des Weltverbandes der Fremdenführervereine mit Sitz in Wien

Seit 2008 haben die Besucher unseres jährlichen Welttags ca. 12.000,– € für ein Bronzemodell von Schloss Schönbrunn gespendet – für Blinde und Sehschwache ein besonderes Tasterlebnis, für Groß und Klein eine Faszination! Bis zum 1. Mai 2012 sammeln wir noch Spenden für dieses Projekt, das heuer realisiert wird, und auch Sie können uns dabei unterstützen! Wir bitten Sie um Ihre Spende auf folgendes Konto: Empfänger: Verein der geprüften Wiener Fremdenführer, Konto-Nr.: 441910, BLZ 20111 Verwendungszweck: Spende Blindenmodell

10 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 10

Gratisführungen anlässlich des Welttags 26. Februar: Gratisführungen und -vorträge in der Akademie der bildenden Künste (1010 Wien, Schillerplatz 3) Keine Anmeldung erforderlich. Thema: Auf den Spuren der habsburgischen Niederlande in Wien Treffpunkt: Akademie der bildenden Künste Offizielle Eröffnung: 10.00 Uhr, Aula der Akademie der bildenden Künste Beginn der Führungen: 10.00 Uhr Beginn der Vorträge: nach der Eröffnung in der Aula 24. Februar: Gratisführungen für blinde und sehschwache Besucher im Volkskundemuseum (1080 Wien, Laudongasse 15 – 19) Anmeldung bei Frau Perr unter Tel.: 01/330 35 45 85 oder unter perr@hilfsgemeinschaft.at

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:21

3306


Grußworte

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer! Der Welttag der Fremdenführer ist mir ein willkommener Anlass, Ihnen ein großes Dankeschön zu sagen für Ihre exzellente Arbeit, mit der Sie Wiens Gästen unsere Stadt näherbringen und dabei gleichzeitig Wiens Ruf als Kultur-Destination mit höchster Service-Qualität festigen. Im vergangenen Jahr konnte Wien wieder ein Rekordergebnis verzeichnen, unter anderem wurde erstmals die 5-Millionen-Grenze an BesucherInnen überschritten. Zu diesem Erfolg haben Sie – gewissermaßen »in führender Rolle« – beigetragen. Heuer verleiht Gustav Klimt, dessen Geburtstag sich zum 150. Mal jährt, Wien besonderen Glanz. Mehr seiner Werke denn je werden zu sehen sein, und das Thema Jugendstil, zu dem es in Wien eine Fülle einzigartiger Baujuwele gibt, gewinnt neue Aktualität. Sie, liebe Wiener Fremdenführerinnen und Fremdenführer, können Wiens Gästen dazu mehr vermitteln als jede andere Berufsgruppe, als Bücher oder Broschüren. Denn Sie können im persönlichen Kontakt eine glanzvolle Epoche Wiens wieder lebendig werden lassen, indem Sie – je nach Stimmung und Erwartung der von Ihnen Geführten – auf Kunsthistorisches ebenso einzugehen wissen wie auf Anekdotisches, auf gesellschaftliche Zusammenhänge ebenso wie auf den Alltag der Menschen dieser Zeit. Durch Ihr Fachwissen und die in Ihrem Beruf so stark gelebte Feinfühligkeit können Sie das bei jedem Thema, das in Wien touristische Relevanz hat. Ein so zugkräftiges Jahres-Thema wie Klimt und Wien um 1900 ist für alle ein Geschenk des Schicksals, und ich wünsche Ihnen, dass es 2012 auch für Sie zu einem »goldenen« Jahr werden lässt.

Mit herzlichen Grüßen Norbert Kettner

Wiener Tourismusdirektor

ALBERTINA.............. BELVEDERE...............HAUS DES MEERES................HOFBURG................. .....KAMMERSPIELE ..................KUNSTHISTORISCHES MUSEUM.........LEOPOLD MUSEUM .........MUMOK.................WIEN MUSEUM.....................NATURHISTORISCHES MUSEUM ............... RIESENRAD............SCHLOSS SCHÖNBRUNN..........................STRASSENBAHNMUSEUM.......... ................TECHNISCHES MUSEUM........................TIERGARTEN SCHÖNBRUNN............................. ......VOLKSOPER WIEN.........................VOLKSTHEATER.........................ZOOM KINDERMUSEUM

Wien von A bis Z entdecken. • Gültig für 72 Stunden • NightLine inklusive • Ermäßigter Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten • Vorteilspreis € 18,50 • Mehr Info in Ihrem Hotel • Online-Bestellung: shop.wienerlinien.at

330613_WL_Wienkarte_WrFremdenfuehrer_210x145_iWC.indd 1 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 11

• Valid for 72 hours • NightLine inclusive • Reduced admission to many sights • For € 18,50 only • More info in your hotel • Online order: shop.wienerlinien.at

Die Stadt gehört Dir. 28.11.11 10:21 14:17 02.02.12


Autoren

Wolfgang Auinger

seit 24 Jahren im Tourismus und in der Erwachsenenbildung tätig, seit 2006 Fremdenführer in Wien und NÖ, seit 2010 Berufsgruppensprecher der Fremdenführer in NÖ. Besondere Interessensgebiete: Kulinarik, Geschichte, Seefahrt, Kartographie, Brunnen und Malerei.

Mag. Carles Batlle i Enrich

geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in Österreich. Studium der romanischen Philologie. Sprachlehrer für Katalanisch und Spanisch in der Erwachsenenbildung an mehreren Instituten. Lektor an der Universität Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001.

Christa Bauer

geboren und aufgewachsen in der Nähe von Wien. Nach langjähriger Tätigkeit in der Touristik und als Seminartrainerin seit 2001 als begeisterte Fremdenführerin tätig. Seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Kristina Burger

geboren und aufgewachsen in Wien. Zunächst kaufmännische Ausbildung, nach längerem England-Aufenthalt Karriere in der Werbe- und Mediabranche, unterbrochen durch die Mutterrolle. Begeisterte Fremdenführerin seit 2004 – keine Minute den Berufswechsel bereut!

Marielore Calice

Geboren in Oberösterreich, Studium der Romanistik in Wien, Arbeit bei der UNO in New York, Übersetzung mehrerer Bücher aus dem Französischen, Italienischen und Englischen. Seit 1994 staatlich geprüfte Fremdenführerin.

Christine Colella

Geboren in Mödling. Kaufmännische Ausbildung, Auslandsaufenthalte in Italien und England. Bürotätigkeit bei den Vereinten Nationen (UNIDO). Seit 1999 Ausübung des Fremdenführergewerbes.

12 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 12

DDr. Anna Ehrlich

promovierte Historikerin und Juristin, ist seit 1967 als Fremdenführerin tätig. Ehrenmedaille der Stadt Wien in Bronze. Sie bietet unter dem Namen »Wien für kluge Leute – Wienführung DDr. Anna Ehrlich« sowohl spannende Stadtspaziergänge als auch Bücher über Österreichs Vergangenheit an (Amalthea).

Mag. Elsi Graf

Kunsthistorikerin, staatl. gepr. Sporttrainerin und Fremdenführerin. Geboren in Salzburg, aufgewachsen in Mozambique. Nach vielen Jahren im Ausland jetzt wohnhaft in Wien und Salzburg. Schwerpunkt der Tätigkeit als Fremdenführerin in der Vermittlung von Kunst und Kultur gepaart mit Bewegung: »Kunst - Kultur - Bewegung«.

Herta Hawelka

Geboren in Wien. Aufgewachsen im Kaffeehaus und in der Innenstadt. Langjährige Tätigkeit an der Brasilianischen Botschaft in Wien. Sechs Jahre im Einsatz als Kaffeesiederin. Fremdenführerin mit folgenden Schwerpunkten: Kaffeehaus, Süßes Wien, Musik und historische Persönlichkeiten.

Walter Juraschek

Geboren in Hannover, Studium der Volkskunde, Völkerkunde, Kunstgeschich­ te und Geschichte. Langjährige Erfahrungen in der Europäischen Jugendarbeit und im Interkulturellen Bereich. Freizeitpädagoge und im jüdischen Emigrationssektor tätig. Seit 2007 »Austria Guide« und seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Patrizia Kindl

Studium Germanistik und Kunstgeschichte an der Uni Wien; Deutschpädagogin und Bildungsberaterin an einer amerikanischen Schule; seit vielen Jahren Mitarbeiterin von Schloss Schönbrunn; geprüfte Fremdenführerin seit 2004.

Brigitte Klima

Flugbegleiterin bei Austrian Airlines, Wirtin eines Szenelokals mit klassischer Musik in der Wiener Innenstadt, staatlich geprüfte Fremdenführerin seit 1997 (Sprachen: Englisch, Französisch).

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:21


Autoren

Mag. Friederike Kraus

Passionierte Wienerin, Historikerin, Studium der Kunstgeschichte. Langjährige Tätigkeit als selbständige Unternehmerin in der gewerblichen Wirtschaft. Seit 2007 Fremdenführerin mit Spezialgebiet Zwischenkriegszeit und Frauen in Wien.

Gerda Leisser

Geboren 1958 in Wien, verheiratet, 2 erwachsene Kinder. 16 Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet (Südafrika, Deutschland, Italien). Nach ihrer Rückkehr nach Österreich Ausbildung zur staatlich geprüften Fremdenführerin. Seit 2006 mit Schwung und Begeisterung mit ihren Gästen vor allem in Wien und Schlosshof unterwegs. Das Motto ihrer Stadtspaziergänge: »Man sieht nur, was man weiß.«

Mag. Brigitte Lindinger

Studium der Pharmazie in Wien, Tätig­ keit an der Universität und in der Apo­ theke. Ab 1997 geprüfte Fremdenführerin, Spezialisierung auf Kunstvermittlung, derzeit tätig in den Museen Leopold und Liechtenstein.

Regina Macho

Wohnhaft in Klosterneuburg, Mutter zweier erwachsener Kinder, ist seit 1999 als Fremdenführerin (Fremdsprachen englisch und französisch) tätig. Beweggründe, Fremdenführerin zu sein, sind die Freude an der Begegnung mit Menschen und die Möglichkeit, die Schönheiten von Wien und Umgebung mit aktuellen und historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Cornelia Madl

Geboren in Wien, aufgewachsen im Wienerwald. Ich war museumspädagogisch, kulturanthropologisch, wandernd und zeichnend tätig. Mein kulturhistorisches Interesse ist ausgeprägt und ich vermittle gern griffig und beschwingt was mich auch selbst interessiert.

Bettina Mandl

Geboren 1969 in Wien, Universitätslehrgang für Touristik / WU Wien. Nach mehr als zehn Jahren in der Tourismusbranche, unter anderem als Reiseleiterin oder bei namhaften Reiseveranstaltern im Verkauf und Marketing, entschloss ich mich mit ganzem Herzen für die Tätigkeit als Fremdenführerin. Seit 2007 staatlich geprüfte Fremdenführerin.

Uta Minnich

Ich liebe meine Heimatstadt Wien, in der ich zwar nicht aufgewachsen bin, mich aber jedes Mal freue, sie meinen Gästen zeigen zu können! Die Fremdenführer-Gewerbeprüfung war wie der Abschluss meines Geschichtsstudiums, das ich wegen meiner 3 Kinder »unterbrochen« habe. Seit 1994 bin ich als Fremdenführerin tätig und habe gern die »Welt zu Gast«.

Mag. Marius Pasetti

Studium Theaterwissenschaft und Geschichte, Befähigungsprüfung Fremdenführer. Lebt und arbeitet als freier Dramaturg, Regisseur und Fremdenführer in Wien.

Franziska Pfister

geboren in Würzburg/Bayern, langjährige Auslandsaufenthalte in Schweden, Großbritannien, Ägypten. Studium an der Journalistenhochschule in Göteborg/Schweden. Seit 15 Jahren als Studienreiseleiterin in der ganzen Welt von Afrika bis Nordkap unterwegs. Seit 1993 Wohnsitz in Österreich. Staatlich geprüfte Fremdenführerin seit 1997. Referententätigkeit (WIFI), Reiseleiterausbildung.

Renate Piffl

Geboren in Wien, kaufmännische Ausbildung, über 30 Jahre im Verlagswesen tätig, bis 2002 Leiterin eines der ältesten wissenschaftlichen Verlage im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Wien. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben mit Begeisterung das vernetzte Ausbildungsangebot des WIFIFremdenführer-Kurses genützt, um nunmehr in diesem Bereich tätig zu sein.

Giselheid Scherabon

Als großer Musikfreund führe ich unter vielen anderen Wienthemen auch Spaziergänge durch, die uns auf die Spuren aller großen Meister führen, die in unserer Stadt gelebt und gewirkt haben. Sie alle haben unverwechselbar das einmalige musikalische Bild mitgeformt. Darüber hinaus führe ich ganz spezielle Touren durch viele Wiener Bezirke, kompetent, amüsant und informativ.

Dr. Elisabeth Scherhak

Geboren in Wien, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, langjährige Tätigkeit in der Erwachsenenbildung. Staatlich geprüfte Fremdenführerin.

www.guides-in-vienna.at 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 13

13 02.02.12 10:21


Autoren

Dr. Klaus-Dieter Schmidt

geboren 1942 in Wien, Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach dem Bundesheer und Gerichtsjahr ab 1968 durch 35 Jahre als Firmenjurist für eine internationale Computerfirma in Wien, zwischen 1974 und 1976 in London tätig. Seit 2005 staatlich geprüfter Fremdenführer, seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Mag. Martina Schümatschek

geboren in Wien. Während des Wirtschaftsstudiums als Reiseleiterin tätig. Die Begeisterung für die Heimatstadt erweckten Reisen, längere Auslandsaufenthalte und die Musik, spziell das Wienerlied. Ausbildung zur Fremdenführerin, Fotografin und Filmerin. Seit 2006 unter dem Firmennamen »MAS Triloca« selbstständig.

Ursula Schwarz

»Ich liebe das Leben, den Sinn und das Sinnliche. Ich liebe die Geheimnisse, die hinter den Dingen stehen. Ich liebe das Theater, das das Spiel des Lebens spielt. Und meine Führungen sind eine Inszenierung der Stadt.«

Mag. Christine Stabel

Geb. 1955 in Frankfurt am Main, seit 1977 in Wien, Studium Soziologie/ Wirtschaftswissenschaften, seit 1987 Fremdenführerin in Wien Unternehmensberaterin, Trainerin in der Erwachsenenbildung, zertifizierter Wedding Planer.

Alexandra Stolba

nach der Matura Fremdenverkehrskolleg Modul Wien, langjährige Tätigkeit im Tourismus und Veranstaltungsbereich, »Hobbystudium« Geschichte/Kunstgeschichte, seit 1997 staatlich geprüfte Fremdenführerin, Mitglied im Vorstand des Vereins der Wiener Spaziergänge.

Julia Strobl

geboren 1965 in Wien, Schule für Industriedesign in Brasilien, Studium der Architektur in Wien. Seit 2004 Fremdenführerin in Wien und im Salzkammergut.

14 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 14

Komm.Rat Johann Szegő

geboren 1936 in Budapest, seit 1956 in Österreich, seit 1967 Fremdenführer, von 1975 bis 2007 Präsident des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer (seit 2007 Ehrenpräsident), seit mehr als 20 Jahren in der Fremdenführerausbildung tätig. 1986: Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien; 1987–1993: Vorstandsmitglied des Weltverbandes von Fremdenführervereinen, 1997: Kommerzialrat. Zahlreiche Publikationen.

Mag. Katharina Trost

geboren 1975 in Wien, Studium an der Hauptuniversität Wien (Geschichte und Theaterwissenschaft), seit 2001 staatlich geprüfte Fremdenführerin, außerdem als PR Consultant bei PR Plus (auf Tourismus spezialisierte PR- und Eventagentur) tätig.

Heiner Wesemann, MA

geboren in München, aufgewachsen in Kanada, Universitätsabschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Carleton Universität, Ottawa. Längere Zeit in Kalifornien und London gelebt. Als Reiseleiter jahrzehntelang auf der ganzen Welt unterwegs. »Papua NeuGuinea« Kunstreiseführer bei DuMont erschienen. Journalistisch tätig: Kunstkritiken, Reiseberichte. Lebt seit 1980 in Wien. Seit einigen Jahren als Fremdenführer in vier Sprachen tätig. Spezialität: Vorträge über Österreich-Themen, z. B. »Musikalisches Österreich«. Besondere Interessensgebiete: Musik, Kunst, Geschichte, Literatur und Theater.

Mag. Maria Zajko

geboren in Bratislava (Slowakei) 1952, seit 1969 in Österreich. Als begeisterte Fremdenführerin seit 2007 bereitet es mir eine große Freude meinen Landleuten aus der »alten« und »neuen« Heimat die gemeinsame Geschichte und Kultur näher zubringen. Mit kurzen Geschichten, knappen Portraits, schrillen Anekdoten und passenden Zitaten werden die trockenen Fakten aufgelockert und lebendig.

Mag. Lisa Zeiler

Studium der Anglistik und der Kunstgeschichte in Wien und Toronto. Seit 2001 als Fremdenführerin in Wien tätig. Österreichs Vertreterin in der European Federation of Tourist Guide Associations (www.feg-touristguides.org).

k

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:21

klimt_


wien museum karlsplatz

klimt. die sammlung des wien museums 16.5. bis 16.9.2012 HauptspOnsOr des wien museums

ausstellungsspOnsOren

kOOperatiOnspartner

www.wienmuseum.at 8-15 Grussworte_Autoren2012.indd 15 klimt_A4.indd 1

02.02.12 10:21 11.01.2012 15:16:31 Uhr


Die Niederlande

Einleitung

Geographie

Die Niederlande – eine Zeitreise Der Begriff Niederlande ist heute Synonym für einen Staat an der Nordsee. In der Geschichte steht dieser Begriff aber für eine Vielzahl von Herzogtümern und Grafschaften und wird abwechselnd mit dem Adjektiv »burgundisch«, »spanisch« und »österreichisch« ergänzt.

16 16-17 NL01 Die Niederlande RM 16

B

eginnen wir mit einem Blick auf die Landkarte des Herzogtums Burgund aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert: In Orange- und Gelbtönen eingefärbt sind die Gebiete des Herzogtums. Die Begriffe »Herzogtum Burgund« und »Freigrafschaft Burgund« erkennen wir im Süden, Flandern, Brabant, Holland und Luxemburg bilden den nördlichen Teil und wurden »Nyderlande« oder »Pays d’embas« bezeichnet. Das Herzogtum Burgund im Süden wurde 1363 Philipp dem Kühnen als Lehen von seinem Bruder, dem französischen König Johann dem Guten, übergeben. Hauptort und zeitweilige Residenz war Dijon, die Stadt, die auch noch heute Hauptort der französischen Provinz Bourgogne ist. Daneben erkennen wir die Freigrafschaft Burgund, die sogenannte Franche Comté. Geographisch südlich von Lothringen und westlich des Juragebirges direkt an der schweizerischen Grenze gelegen, war sie Teil des Heiligen Römischen Reiches und gehörte ab Mitte des 14. Jahrhunderts zur Grafschaft Flandern. Durch Heirat Philipps des Kühnen mit der Erbtochter des Grafen von Flandern, Margarete, fiel Flandern und auch die Franche Comté unter die Herrschaft des Burgunderherzogs. Die Franche Comté ist heute eine französische Provinz, Hauptort ist Besançon. Flandern umfasste ein größeres Gebiet als die heutige belgische Region und erstreckte sich von der Scheldemündung im Osten bis Lille im Westen sowie bis in die Gegend des französischen Douai im Süden. Somit sind Teile Flanderns heute französisches und niederländisches Territorium. Im Erbe Margaretes inbegriffen war auch die Herrschaft über Artois, heute in Frankreich um die Stadt Arras gelegen. Die nachfolgenden Burgunderherzöge brachten im Laufe ihrer über hundertjährigen Regierungszeit nun zahlreiche weitere Gebiete im Norden in ihren Einflussbereich. Einige von ihnen seien aufgelistet:

Regina Macho

Das Herzogtum Brabant mit der Hauptstadt Brüssel, seit 1430 Teil des Herzogtums Burgund, gehört heute sowohl zur flämischen als auch zur wallonischen Region Belgiens. Das nördliche Brabant ist niederländisch. Die Grafschaft Hennegau mit der Hauptstadt Mons bildet heute die belgische Provinz Hainaut, liegt teilweise aber auch auf französischem Gebiet. Die Grafschaft Holland mit den bekannten Städten Amsterdam und Den Haag war ab 1433 Teil von Burgund. Das Herzogtum Limburg ist heute zwischen den südlichsten Niederlanden mit dem Hauptort Maastricht und Belgien mit dem Hauptort Hasselt aufgeteilt. Das Herzogtum Luxemburg wurde in den 1440er Jahren von den Burgunderherzögen käuflich erworben und wies eine wesentlich größere Fläche als das heutige Großherzogtum auf. Der Süden des Landes ging bereits in der Zeit Ludwig XIV. an Frankreich über. Die Grafschaft Namur in der Maas im heutigen Wallonien war ebenfalls Teil des Herzogtums, ebenso wie die Grafschaft Zeeland im Bereich der Scheldemündung. Mit dem Tod des letzten Burgunderherzogs Karl dem Kühnen änderte sich die Lage: Die burgundischen Niederlande und die Franche Comté gelangten über Maria, die Tochter Karls des Kühnen, und ihren Gemahl Maximilian I. an die Habsburger, das französische Reichslehen Burgund wurde vom französischen König eingezogen. Die eigentlichen Niederlande erlebten unter der Regierung Karls V. eine Hochblüte und die Erweiterung um etliche Provinzen, darunter Geldern (heutiger Hauptort Arnheim), Overijssel (heute eine Niederländische Provinz mit dem Hauptort Zwolle), Friesland nordöstlich des Ijsselmeeres, Groningen als gegenwärtig nordöstlichste niederländische Provinz und Utrecht, die derzeit viertgrößte Stadt der Niederlande. Schließlich umfassten

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:23


Geographie

die habsburgischen Niederlande 17 Provinzen. Nach der Abdankung Karls 1555 ging dieser Landesteil an seinen Sohn Philipp II.: Die Zeit der »Spanischen Niederlande« begann. Diese Epoche war durch den achtzigjährigen Krieg dominiert, ein Unabhängigkeitskrieg der sieben niederländischen Provinzen Holland, Zeeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Geldern und Overijssel, deren Selbständigkeit 1648 im Rahmen des Westfälischen Friedens als Republik der Sieben Vereinigten Niederlande anerkannt wurde. Auch Nordbrabant und kleine Teile Flanderns gehörten zu dieser neuen Republik. Somit bestanden die »Spanischen Niederlande« nur mehr aus deren südlichem Teil und der Franche Comté. Nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen mussten die spanischen Habsburger allerdings sukzessive die Franche Comté und die westlichen und südwestlichen Niederlande an den französischen Nachbarn abtreten. Die Besitzverhältnisse änderten sich nach den Friedensschlüssen von Utrecht und Rastatt 1713/14 am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges: Die südlichen Niederlande fielen an Österreich und blieben bis zur Ära Napoleons, formell bis zum Frieden bei Campo Formido 1797, unter österreichischer Verwaltung. Territorial gehörten zu diesem Bereich nun unter anderem Brabant, Limburg, Luxemburg, Flandern, Hennegau und Mecheln. Im Zuge der napoleonischen Kriege gingen die österreichischen Niederlande für etwa 20 Jahre an Frankreich. Die unabhängigen Niederlande wurden nach den kurzen Perioden der Batavischen Republik und des Königreiches Holland ebenfalls Teil des napoleonischen Frankreich. 1815 gründete man das Königreich der Niederlande, das bis heute besteht. Der Wiener Kongress vereinigte die habsburgischen Niederlande mit dem Königreich der Niederlande. Die belgische Revolution führte jedoch 1830 zur Abspaltung der südlichen Niederlande und zur Gründung des Königreiches Belgien. 1815 erfolgte auch die Gründung des Großherzogtums Luxemburg, das vorerst in Personalunion mit den Niederlanden regiert wurde. Zwei Landesteilungen ver-

© Wikipedia, Urheber: Marco Zanoli

Das Herrschaftsgebiet des Hauses Burgund unter Karl I., »dem Kühnen« 1465/67–1477

ringerten die Ausdehnung. So fiel etwa die französisch sprechende Westhälfte Ende der 1830er Jahre an Belgien. Seit 1890 gibt es eine eigene Erbdynastie aus dem Hause Nassau-Weilburg. So wurde das Herzogtum Burgund zu Belgien, Niederlande und Luxemburg, den Benelux-Staaten, die sich bereits ab Anfang der 1930er Jahre durch Verträge wirtschaftlich wieder vereinten.

Literatur: Hermann Kamp, Burgund. Geschichte und Kultur (München 2007) Michael North, Geschichte der Niederlande (München 2003)

www.guides-in-vienna.at 16-17 NL01 Die Niederlande RM 17

17 02.02.12 10:23


Die Niederlande

Geschichte

Burgund

Burgund im »Herbst des Mittelalters«

Herta Hawelka

Die burgundische Herzöge gehörten im Spätmittelalter zu den mächtigsten und reichsten Fürsten Europas. Der Aufstieg des Hauses begann mit Philipp dem Kühnen und endete mit dem plötzlichen Tod Karls des Kühnen in der Schlacht von Nancy. Damit war auch der Traum eines eigenständigen Königtums gescheitert.

B

urgund liegt im Herzen Westeuropas. Der Name dieser Landschaft leitet sich vom ostgermanischen Stamm der Burgunder ab, der im Zuge der Völkerwanderung in diese Gegend wanderte. Im 10. Jahrhundert entstand im Gebiet des heutigen Burgund um Dijon, in Abhängigkeit der Karolinger und Kapetinger, ein Herzogtum, das über einen Zeitraum von einem halben Jahrtausend vom Beginn der Romanik bis zum Ende der Gotik Spitzenleistungen der europäischen Kunst hervorbrachte. Im Hochmittelalter gingen von hier mit den Reformorden der Cluniazenser und der Zisterzienser geistige Bewegungen hervor, deren Wirken sich in ganz Europa niederschlug. Im Jahr 1361 starb Philipp von Rouves ohne Erben. Er war der Letzte jener Kapetinger-Dynastie, die seit dem 11. Jahrhundert als eine Seitenlinie des französischen Königshauses die Herzogswürde innegehabt hatte. König Johann II. der Gute, aus der seit 1228 in Frankreich herrschenden ValoisDynastie, zog das erledigte Lehen ein und

Literatur: Kunsthistorisches Museum Weltliche und Geistliche Schatzkammer, Bildführer, Residenz Verlag Katalog zur Ausstellung »Karl der Kühne«, Kunsthistorisches Museum 2009/2010 Burgund, Thorsten Droste und Hans Joachim Budeit, Hirmer Verlag München Felix Austria, Stephan Vajda, Verlag Ueberreuter

18 18-21 NL02 Burgund HH 18

übertrug es seinem jüngsten Sohn Philipp dem Kühnen. Mit ihm begann die Epoche der großen Herzöge von Burgund. Sie gründeten mit Waffengewalt sowie einer klugen Hausmachts- und Heiratspolitik in weniger als einem Jahrhundert einen Staat, der kulturell und wirtschaftlich mit ganz Europa verflochten war. »Großherzogtum des Okzidents« nannten die Burgunderherzöge selbst dieses aus zwei Länderkomplexen bestehende reichste Gebiet Europas, nämlich die Oberen Lande (im Bereich der heutigen französischen Provinzen Bourgogne und Franche Comté) und die Niederen Lande (im wesentlichen die heutigen BeneluxStaaten, siehe Karte S. 17). Lehensrechtlich waren die Herzöge von Burgund Vasallen und enge Verwandte des französischen Königshauses, gleichzeitig aber auch Lehensleute des Heiligen Römischen Reiches. Die Grenze zwischen den beiden Reichen verlief mitten durch die burgundischen Herrschaftsgebiete. Der Herzog von Burgund verkörperte mit seinem Hof und dem damit verbundenen Zeremoniell die Einheit dieser Länder. Ihre expansive Politik und den einzigartigen Prunk ihrer Selbstdarstellung finanzierten die burgundischen Herzöge mit den Erträgen aus den hochentwickelten, reichen Gebieten, die sie kontrollierten. Im »Herbst des Mittelalters« wurde Burgund zum Zentrum der späten Gotik, wo die ritterlichen und höfischen Traditionen wieder auflebten. Künstler unterschiedlicher Herkunft kamen an den Hof von Dijon. Nord- und Südfranzosen, Spanier, Maler und Bildhauer aus Flandern und den Niederlanden sowie Teppichwirker aus Arras und Flandern waren in Burgund tätig. »Das Herzogtum galt in den Augen der Zeitgenossen als ein geradezu märchenhaftes Reich, ein großer sonniger Garten, mit wohlhabenden, im wahrsten Sinne

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:25


Burgund

des Wortes blühenden Städten, mit guten Häfen, ausgedehnten, internationalen Handelsbeziehungen, einer aufstrebenden Industrie, in der noch die Spitzenleistungen eines zur Kunst gewordenen Handwerks die Maßstäbe der Qualität setzten, mit Luxusgütern im Überfluss, von selbstbewussten Menschen dicht besiedelt, die einen geschulten Geschmack für alles Schöne und Kostbare, einen feinen Sinn für kultivierte Sitten und die gehobenen Freuden des Daseins hatten.« (Stephan Vajda)

Schatzkammer © KHM, Wien

Maximilian I. (1459-1519), Bildnis in halber Figur im goldenen Harnisch um 1500, Künstler: Bernhard Strigel

Im Jahre 1477 fand mit dem Tod des letzten der großen Herzöge von Burgund auf dem Schlachtfeld diese bedeutende und ganz Europa beeindruckende Epoche ein abruptes Ende.

Die Burgundischen Herzöge Der Begründer dieser außerordentlichen Dynastie: Philipp der Kühne (1342-1404) Als jüngster Sohn König Johanns des Guten von Frankreich geboren, erhielt Philipp der Kühne 1363 das Herzogtum Burgund zu Lehen. Der erste der großen Herzöge begründete die burgundische Herrschaft in den Niederlanden. Durch seine Heirat mit Margarete von Flandern erbte er die Grafschaft Flandern, das Artois, Nevers, die Freigrafschaft Burgund, die Grafschaft Charolais, deren Einkünfte und Titel dem jeweiligen Erbprinzen zukamen, sowie weitere kleinere Gebiete. Mit der Machtausweitung in die sogenannten »Niederen Lande« kamen eine Vielzahl von Territorien, Herzogtümer, Grafschaften, unabhängige Bistümer sowie Lüttich und Utrecht in seinen Herrschaftsbereich, Gebiete, die größtenteils zum Heiligen Römischen Reich gehörten. »Er war der klügste Fürst unter dem Lilienwappen«, meinten die Zeitgenossen. Großzügig gab Philipp der Kühne Aufträge an die talentiertesten Künstler seiner Zeit. Vor den Toren von Dijon gründete er als Grablege für seine Dynastie die Kartause von Champmol, das größte Bauprojekt seiner Regierungszeit, wo er ein ganzes Heer herausragender Künstler beschäftigte, allen voran den genialen niederländischen Bildhauer Claus Sluter.

Ein zweifelhafter Charakter an der Macht: Herzog Johann Ohnefurcht (1371-1419) Der Sohn Philipps des Kühnen und der Margarete von Flandern konnte durch seine Heirat den burgundischen Herrschaftsbereich weiter vergrößern. Im Krieg zwischen Frankreich und England stand er auf Seiten der englischen Partei. Er ließ den Regenten Frankreichs, seinen Vetter Ludwig von Orleans, ermorden, um die Vormachtstellung seines Hauses zu behaupten. 1419 wurde er jedoch dann selbst von den französischen Parteigängern, den Armagnacs, hinterrücks erstochen.

www.guides-in-vienna.at 18-21 NL02 Burgund HH 19

Der Begründer des Ordens vom Goldenen Vlies: Philipp der Gute (1396-1467) Philipp der Gute, der Sohn Herzog Johanns Ohnefurcht, wurde nach der Ermordung seines Vaters 1419 Herzog von Burgund. Mit dem Erwerb von Namur, Holland, Seeland, Hennegau, Brabant, Limburg und Luxemburg konnte er seinen Herrschaftsbereich bedeutend vergrößern. So entstand ein von den Lehensherren Frankreich und dem Reich fast unabhängiger Staat. Anlässlich seiner glanzvollen Hochzeit mit seiner dritten Gemahlin, Isabella von Portugal, am 10.1.1430 in Brügge,

19 02.02.12 10:25


Die Niederlande

Geschichte

Burgund

Herzog Philipp der Gute (1396-1467) von Burgund um 1500, Kopie nach: Rogier van der Weyden

Schatzkammer © KHM, Wien

Schatzkammer © KHM, Wien

Bild unten: Die Potence (Wappenkette) für den Herold des Ordens vom Goldenen Vlies um 1517, Gold, Email en ronde bosse, Grubenschmelz

20 18-21 NL02 Burgund HH 20

gründete Philipp der Gute den Orden vom Goldenen Vlies, den wichtigsten und vornehmsten weltlichen Ritterorden des Mittelalters. Dieser sollte im Zeichen von Ehre, Gehorsam, religiösen Werten und ritterlichen Tugenden die einflussreichsten Adeligen seines Herrschaftsbereiches an die Person und das Regiment des Herzogs von Burgund binden. Sein großer Wunsch, dass ihm Friedrich III. den Königstitel und damit die volle Souveränität zuerkenne, wurde jedoch nicht erfüllt. Hier lagen auch die Anfänge einer dynastischen Verbindung zwischen Habsburgern und Burgundern. Die Gemahlin Philipps, Isabella von Portugal, vermittelte bei der Anbahnung der Hochzeit ihrer Nichte Eleonore mit dem zukünftigen Kaiser Friedrich III. Der letzte, machtgierige, aber letztlich erfolglose Herzog von Burgund: Karl der Kühne (1433-1477) Karl der Kühne war der einzige legitime Nachkomme Herzogs Philipps des Guten, dem er 1467 in der Regierung nachfolgte. Um eine Verbindung Burgunds mit den Niederlanden herzustellen, plante Karl der Kühne Lothringen zu erwerben. Mit Reformen und zentralen Verwaltungsstrukturen versuchte er, sein unzusammenhängendes Herrschaftsgebiet in ein einheitliches Land zu verwandeln. Maßlos ehrgeizig, träumte der Herzog von der Eroberung Lothringens, um seine nördlichen und südlichen Ländereien zu einem zusammenhängenden Territorium zu verbinden. Der Erwerb eines Königstitels, wenn nicht gar der Kaiserkrone. Dafür sollte über Vermittlung des Tiroler Habsburgers Sigismund, dem Sohn Kaiser Friedrichs III., Maximilian, die Hand seiner Tochter und Erbin Maria versprochen werden. Ein Treffen mit dem Kaiser fand am 30. 9. 1473 in Trier statt. Im Vergleich zum prunkvollen Auftreten des großen Herzogs, der selbstbewusst sogar seinen ganzen Hausschatz mitgebracht hatte, war die Eskorte des Kaisers eher ärmlich, obwohl er sich und seinen Sohn Maximilian mit dem von den Fuggern geborgten Geld prächtig einkleiden hatte lassen. Aber angesichts Zugeständnisse abringen. Mit

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:25


Burgund

seinem Gefolge verließ er die Stadt, ohne sich zu verabschieden und ohne die Rechnungen für seinen Aufenthalt zu begleichen. 1477 fiel Karl der Kühne in einer Schlacht gegen die Schweizer Eidgenossen bei Nancy. Das war der entscheidende Zeitpunkt, da jetzt die Habsburger die Nachfolge der großen Herzöge von Burgund antraten. Noch im Todesjahr Karls des Kühnen ehelichte Maximilian I. die Erbtochter Maria von Burgund. Damit nahmen die Habsburger einen langen Konflikt mit Frankreich in Kauf.

Der Orden vom Goldenen Vlies

Schatzkammer © KHM, Wien

Niederländisch, Erzherzogin Margarete (1480-1530), Brustbild als Witwe nach 1506

Der Orden vom Goldenen Vlies zählte zu den wichtigsten und einflussreichsten Orden des Mittelalters. Er wurde am 10.1.1430 von Herzog Philipp dem Guten anlässlich der Hochzeit mit seiner dritten Gemahlin Isabella von Portugal in Brügge zu Ehren des Apostels Andreas, dem Schutzpatron des burgundischen Hauses, gestiftet. Hauptziel sollte sein, die Ehre Gottes und die Verteidigung des christlichen Glaubens zu fördern. Unter dem Vorsitz des Herzogs als Großmeister versammelte der Orden regelmäßig eine bestimmte Anzahl an Adeligen von besonderem Ruf und Rang. Von ihnen wurde Treue und Loyalität gegenüber dem Herzog und tadellose Lebensführung nach christlich-ritterlichen Idealen gefordert. Laut Statuten waren es im 15. Jahrhundert 31, nach 1516 51 Ritter und später wurde die Zahl der Mitglieder auf 60 bzw. 70 erhöht. Ein goldenes Vlies schmückt eine Ordenskette, die den brüderlichen Zusammenhalt symbolisiert. Um das Goldene Vlies ranken sich unterschiedliche Mythen: Einerseits die Argonautensage, wonach Jason das Goldene Vlies aus Kolchis geraubt und heimgebracht hatte. Andererseits ein biblisches Wunder, wonach Gideon von Gott ein Wunder erbat, das seine Auserwähltheit zur Rettung Israels erweisen sollte. Entgegen allen physikalischen Regeln sollte lediglich das über Nacht ausgelegte Fell mit Tau benetzt werden und dieses Wunder trat auch ein. Eine weitere religiöse Interpretation bezieht sich auf das mit Tau benetzte Fell als Symbol für die unbefleckte Empfängnis Marias.

Auch die Ordenskette hat große symbolische Bedeutung: Einerseits stellen die einzelnen Glieder das funkensprühende Aufeinandertreffen von Feuerstein- und Feuereisen dar – das persönliche Bildzeichen des Gründers Philipps des Guten. Andererseits stellen die kunstvoll ineinandergehakten Glieder die Verantwortung eines jeden Ordensmitgliedes für die Ordensgemeinschaft dar. Nach dem Erlöschen des burgundischen Mannesstammes ging die Großmeister-

www.guides-in-vienna.at 18-21 NL02 Burgund HH 21

würde 1477 durch Maria von Burgund über Maximilian I. an das Haus Habsburg, nach dem Tod Karls V. an die spanische Linie. Mit der Machtübernahme durch die Bourbonen in Spanien kam es dann zu einer Spaltung des Ordens in einen spanisch-bourbonischen und einen österreichisch-habsburgischen Zweig, die noch heute besteht. Der Schatz des Ordens, die Ordensinsignien und der kostbare Messornat, werden in der Schatzkammer in Wien aufbewahrt.

21 02.02.12 10:25


Die Niederlande

Geschichte

Teilung

Über die Teilung der Niederlande Am 3. Februar 1958 wurde von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg der BENELUX-Vertrag unterzeichnet und so ein erster vollkommen freier internationaler Wirtschafts- und Arbeitsraum geschaffen, der als die Keimzelle der Europäischen Union bezeichnet werden kann. Doch verbindet diese drei Staaten weit mehr als ein Vertrag: ihre gemeinsame Geschichte und ihr Ursprung in den siebzehn habsburgischen Provinzen

Z

u Beginn des 16. Jahrhunderts, als 1519 in Deutschland Martin Luthers berühmte 95 Thesen gegen die kirchliche Lehre und die Praxis des Ablasses die reformatorische Bewegung auslösten, wusste man noch nicht, wie groß die Auswirkungen auch auf die zum Teil außerhalb des Reiches gelegenen siebzehn Provinzen der habsburgischen Niederlande sein würden. Zur Zeit der Statthalterschaften der Tante und der Schwester des 1500 in Gent geborenen Kaisers Karl V., Margarete von Österreich (1507–1530) und Maria von Ungarn (1530–1558), waren die ehemals burgundischen Territorien ein blühendes Land. Der Konflikt mit dem katholischen spanischen König Philipp II., der 1556, nach der Abdankung seines Vaters Karl V., die Regierung übernahm, leitete den Prozess der Teilung der Spanischen Niederlande ein: 1581 hatte der calvinistische Norden seine Unabhängigkeit erlangt. Der Süden blieb ein katholisches Land, bis 1713 unter der Herrschaft der spanischen, danach unter jener der österreichischen Habsburger.

Julia Strobl

Die niederländischen Stände hatten die »Fremdherrschaft« des spanischen Königs von Beginn an widerwillig akzeptiert und erbittert gegen den Verlust ihrer Privilegien gekämpft. Doch am meisten empörte sie die Politik Philipps II. zur Rettung des katholischen Glaubens, die harten gegenreformatorischen Maßnahmen lösten schwere Unruhen aus. Die Lehre des Reformators Johannes Calvin (1509–1564) hatte sich erst spät, um 1550, doch sehr rasch in den Niederlanden ausgebreitet, und sie fand auch unter dem Adel und im städtischen Bürgertum starken Rückhalt. Mit den Bilderstürmen der niederländischen Calvinisten von 1566 eskalierte jedoch die Lage im Land. Wochenlang hatte das aufgebrachte Volk, angeführt von radikalen Predigern, Altäre und Heiligenbilder gestürzt, Monstranzen, Kelche und Messgewänder geraubt und großen Schaden angerichtet – große Teile der Bevölkerung und der Hochadel waren empört über die Schändung der Kirchen. Sie wandten sich gegen jede Form von religiösem Extremismus. Prinz

Flusslandschaft mit Schiffen bei Mondschein um 1665/1670, Künstler: Aert van der Neer

22 22-25 NL03 Entstehung der Niederlande 22

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

der Niederlande.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:26


Teilung

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Bethlehemitischer Kindermord, 16. Jhdt., Kopie nach: Pieter Bruegel d. Ä. Die Soldaten des Herzogs von Alba sind auf diesem Bild als Mörder der unschuldigen Kinder dargestellt.

Wilhelm von Oranien (1533 – 1584), Graf Lamoraal von Egmont (1522 – 1568) und Graf Horn (Philippe II. de Montmorency, 1526 – 1568), die politischen Gegner des spanischen Königs, unterstützten daher die Generalstatthalterin Margarete von Parma, die illegitime Schwester Philipps, und halfen, den Aufstand niederzuschlagen. Dennoch sandte König Philipp II. zehntausend Mann spanischer Elitesoldaten unter dem Befehl von Ferdinand Alvarez de Toledo, dem dritten Herzog von Alba (1507 – 1582), in die Niederlande. Die nun folgende blutige Schreckensherrschaft sollte jedoch in keiner Weise dazu beitragen, die Ordnung wiederherzustellen, vielmehr brachte sie den Ruin und die Zerstörung des ehemals blühenden Landes. Der Beginn des Achtzigjährigen Krieges zwischen Spanien und den Niederlanden wurde durch die Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn im Jahr 1568 ausgelöst. Die Verfolgung der Protestanten trieb viele Angehörige der städtischen Eliten aus dem Land. Für Antwerpen, Brüssel und Gent bedeutete das den wirtschaftlichen Niedergang. So wurde beispielsweise auch einer der berühm-

testen Söhne des Landes, der Maler Peter Paul Rubens (1577–1640) im westfälischen Siegen geboren, da sein Vater, der Rechtsanwalt Jan Rubens, mit seiner Familie nach Deutschland flüchten musste. Erst die Mutter kehrte nach dem frühen Tod des Vaters reuig in den Schoß der katholischen Kirche und danach nach Antwerpen, in die südlichen, katholischen Niederlande zurück.

Das Goldene Zeitalter Die katholischen habsburgischen Niederlande im Süden, die Städte Antwerpen, Brügge und Gent, hatten wirtschaftlich schwer unter den Folgen des langen Krieges zu leiden, dennoch erholte sich das reiche Kulturleben Flanderns. Das Erzherzogpaar Albrecht und Isabella förderte an ihrem Hof Kunst und Kultur. Berühmte Maler wie Rubens oder sein Schüler Anton van Dyck erhielten bedeutende Aufträge, darunter auch viele Kirchenausstattungen. Die »Republik der Sieben Vereinigten Niederlande«, die nördlichen Provinzen Holland, Zeeland, Utrecht, Friesland, Groningen, Overijssel und Gelderland, erreichten im Westfälischen Frieden von 1648 eine endgültige

www.guides-in-vienna.at 22-25 NL03 Entstehung der Niederlande 23

Bestätigung ihrer Eigenstaatlichkeit, die sie bis zum Einmarsch des französischen Revolutionsheeres 1795 halten konnten. Schifffahrt und Handel blühten in den nördlichen Niederlanden. Städte wie Amsterdam konnten Dank der Flüchtlingsströme aus dem Süden ihre Einwohnerzahl mehr als verdoppeln, während das katholische Antwerpen im Süden, dessen Zugang zur See nun blockiert war, zwei Drittel seiner Einwohner verlor. Das kleine Holland und vor allem Amsterdam wurde zum »Warenhaus der Welt«, die Handelbeziehungen der calvinistischen Kaufleute reichten von Amerika bis Asien und sie konkurrierten erfolgreich mit Weltmächten wie England, Spanien oder Frankreich. Auch im Norden blühte das Kunstschaffen. Die Bürger der niederländischen Republik waren selbstbewusst und reich, sie kauften auf dem Kunstmarkt Genreszenen, Landschaften und Seestücke, um ihre Häuser auszustatten, und sie ließen sich von berühmten Künstlern wie Rembrandt (1606–1669) oder Frans Hals (1580/85–1666) porträtieren. Allein, mit ihrer Familie oder als Gruppenporträt, wie beispielsweise in Rembrandts berühmtem Gemälde »Die

23 02.02.12 10:26


Die Niederlande

Geschichte

Teilung

Frau mit Kind und Dienstmagd um 1663/1665, Künstler: Pieter de Hooch

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

willfähriger Handlanger seines Bruders, sondern ernsthaft darum bemüht, seinem Amt gerecht zu werden. Die zufriedenen Niederländer nannten »ihren« französischen König sogar »Lodewijk den Guten«. Napoleon beschloss die Abdankung seines allzu unabhängigen Bruders, die Auflösung des Königreichs und die Annexion durch das Kaiserreich Frankreich.

Nachtwache«. Vermögenden Bürger ließen sich dabei in voller Lebensgröße darstellen, wie sie gemeinsame öffentliche Aufgaben wahrnahmen. Keine andere Bildgattung drückt das Wesen der holländischen Gesellschaft des »Goldenen Zeitalters« im 17. Jahrhundert so vollkommen aus wie das holländische Gruppenporträt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verlor die holländische Republik nach und nach ihre wirtschaftlich herausragende Stellung und der Glanz vergangener Zeiten verblasste etwas. Wiederholte Kriege gegen das benachbarte Frankreich und die aufstrebende Seemacht England schwächten den Handel und verursachten hohe Kosten, dennoch blieb Amsterdam nach wie vor das Finanzzentrum Europas. Die südlichen Niederlande wurden zu Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1713 den österreichischen Habsburgern zugesprochen und weiterhin durch Statthalter regiert, wie schon unter spanischer Herrschaft. Der erste, der das lukrative Amt des Statthalters übernahm, war der verdiente Feldherr Prinz Eugen von Savoyen (Siehe Artikel »Die Statthalter der Niederlande«, S. 32). Erst die Revolution in Frankreich von 1789 verursachte sowohl das Ende der habsburgischen Ära im Süden wie

24 22-25 NL03 Entstehung der Niederlande 24

auch der Niederländischen Republik im Norden.

Die Franzosenzeit 1792 wurden die Österreichischen Niederlande erstmals vom französischen Revolutionsheer eingenommen. Nach einer österreichischen Rückeroberung 1793, wurden sie erneut von Franzosen besetzt und mussten im Frieden von Campo Formio 1797 endgültig an Frankreich abgetreten werden. Der Einmarsch der Revolutionsarmee im Norden verlief hingegen ohne nennenswerte Gegenwehr und die unmittelbar darauf ausgerufene »Batavische Republik« löste die »Republik der Vereinigten Provinzen der Niederlande« ab. Benannt wurde sie nach dem Volksstamm der Bataver, die sich 50 v. Chr. an der Rheinmündung in der römischen Provinz Belgica angesiedelt hatten. Während der katholische Süden also Frankreich einverleibt wurde, behielt der Norden zumindest offiziell seine Unabhängigkeit und vorerst auch seine republikanische Verfassung. Doch schon 1806 ernannte Napoleon Bonaparte, seit 1804 Kaiser der Franzosen, seinen Bruder Louis Bonaparte (gegen dessen Willen!) zum ersten König der Niederlande. Wider Erwarten war der neue König kein

Mit der Neuordnung Europas nach dem endgültigen Sieg über Napoleon wurde im neu geschaffenen »Vereinigten Königreich der Niederlande« für kurze Zeit (1815– 1830) die Einheit der calvinistischen Provinzen im Norden und des katholischen Südens wiederhergestellt. Doch schon 1830 führte die Revolution in Brüssel zur erneuten Teilung des Landes, die bis heute besteht: Neben dem Königreich der Niederlande entstanden das Königreich Belgien und das Großherzogtum Luxemburg. Und trotz der langen republikanischen Tradition sind alle drei BENELUX-Staaten heute parlamentarische Monarchien. Im katholischen Belgien amtiert seit 1993 König Albert II. von Sachsen-Coburg und Gotha und in Luxemburg seit 2000 Großherzog Henri I., Herzog von Nassau und Prinz von Bourbon-Parma. In den Niederlanden ist Beatrix I. schon seit 1980 Königin, als Prinzessin von Oranien-Nassau ist sie eine Nachfahrin jenes Mannes, mit dem alles begann: Denn dem Statthalter Wilhelm I. von Oranien, der im 16. Jahrhundert Anführer der Niederländer im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien gewesen war, verdankte einst die »Republik der Vereinigen Niederlande« ihr Entstehen.

Literatur: Christoph Driessen, Die Geschichte der Niederlande, Regensburg 2009. Michael Erbe, Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes, Stuttgart/ Berlin/Köln 1993. Michael North, Geschichte der Niederlande, München 2008.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:26


Kunsthistorisches Museum Mit der Jahreskarte genießen Sie ein Jahr lang Kunst und Kultur auf über 29.000 m² Im Preis von nur € 29,– ist der Besuch des Kunsthistorischen Museums, der Schatzkammer, der Neuen Burg, der Wagenburg, des Museums für Völkerkunde, des Österreichischen Theatermuseums und von Schloss Ambras in Innsbruck ein Jahr ab Kaufdatum enthalten. Die Jahreskarte ist an allen Kassen der genannten Museen erhältlich und wird sofort auf den Namen des Inhabers ausgestellt. www.jahreskarte.khm.at Glanzvolle Wiedereröffnung der Kunstkammer Besuchen Sie ab 2013 die weltweit bedeutendste Kunstkammer, die als einzigartiger „Wunderraum der Phantasie“ in neuem Glanz erstrahlen wird. Auf einer Fläche von rund 2.700 m2 erleben Sie eine weltweit einzigartige Sammlung an Pretiosen. Lassen Sie sich verzaubern vom unermesslichen Reichtum an Goldschmiedearbeiten, Skulpturen aus Bronze, Elfenbein und Holz sowie Drechselarbeiten aus Elfenbein oder Exotica wie Straußeneier und „Einhörner“. www.kkhm.at Diego Rodríguez de Silva y Velázquez, Infant Philipp Prosper, 1659 Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

29,-

Gültig

für all

e Muse

Mit U nterst üt

en des

zung vo

Lass Dich von Kun◊ inspirieren. www.khm.at

22-25 NL03 Entstehung der Niederlande 25

n

khm.

kunst historisches khm museum 02.02.12 10:26


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Katharina v. Luxemburg

Die Luxemburger in Wien Das Haus Luxemburg war ein deutsches Fürstengeschlecht, das im Spätmittelalter mit den Habsburgern in stetiger Konkurrenz um die römisch-deutsche Königwürde kämpfte. Ihren Machtbereich vergrößerten sie weit über ihr Stammland, die Grafschaft Luxemburg (das heutige Großherzogtum) hinaus bis nach Böhmen und ihr Einfluss war auch in Wien zu spüren.

K

atharina von Luxemburg (1342– 1395) wurde von ihrem Vater, Kaiser Karl IV. (1316–1378), bereits als kleines Kind mit dem Habsburger Herzog Rudolf IV. (1339–1365) verlobt, denn nur so konnte der Kaiser ein Bündnis der Habsburger mit dem ungarischen König hintertreiben. Die Prinzessin war damals das einzige Kind des Kaisers, was Rudolfs Ehrgeiz sehr entgegen kam. Die feierliche Hochzeit fand 1357 in Prag statt. Die junge Prinzessin hatte nicht nur den Liebreiz ihrer Mutter Blanche de Valois geerbt, sie verfügte auch über diplomatisches Geschick und war während der nächsten Jahre ständig damit beschäftigt, zwischen Vater und Ehemann zu vermitteln. Denn kaum war Rudolf zum kaiserlichen Schwiegersohn avanciert, kam es bereits zum ersten Streit wegen der schleppenden Auszahlung der Mitgift. Nachdem er im Jahre 1358 Herzog von Österreich geworden war, setzte er alles daran, seinen Rang und sein Ansehen zu erhöhen. Als er zu diesem Zweck nicht einmal vor einer Urkundenfälschung zurückschreck-

Anna Ehrlich

te und dieses »Privilegium maius« dem Schwiegervater vorlegte, konnte Katharina durch ihr kluges Verhalten den Ausbruch eines Krieges gerade noch verhindern. Ihr Gatte musste 1361 den bereits offiziell geführten Titel eines Erzherzogs wieder ablegen. Wegen Tirol kam es 1363 zu neuerlichen Spannungen zwischen den beiden Männern, doch konnte die Herzogin wieder vermitteln, und der Kaiser belehnte Rudolf mit Tirol. Die trotz manchen Ärgers doch recht glückliche Ehe endete bereits 1365 mit Rudolfs Tod. Danach kehrte die kinderlose Witwe zu ihrem Vater nach Prag zurück und wurde von diesem sofort wieder als politisches Werkzeug eingesetzt: Er vermählte sie mit dem Wittelsbacher Otto V. dem »Faulen«, dem Markgrafen von Brandenburg (1346– 1379), von dem sie gar nicht begeistert war. Diesem war zuerst ihre jüngere Halbschwester Elisabeth (1358–1373) zugedacht gewesen, doch diese wurde nun zur Braut von Rudolfs jüngerem Bruder Albrecht III. (1349—1395) bestimmt. Markgräfin Katharina betrat die Mark nie, sie lebte ein eintöniges Hofleben in Prag und München, nur unterbrochen von einer Romreise mit ihrem Vater. Auch diese Ehe war kinderlos. Otto war bald überzeugt, man habe ihn absichtlich mit einer unfruchtbaren Frau verheiratet, und ließ sie das fühlen. Nach Ottos Tod wählte Katharina Wien zu ihrem Witwensitz, offenbar weil sie hier glücklicher gewesen war. Der Überlieferung nach liegt sie in der Herzogsgruft im Stephansdom begraben. Der Kenotaph im linken Seitenschiff des Domes zeigt die liegenden Figuren des Paares, und seine zwei stehenden Figuren bewachen gemeinsam das Bischofstor.

Stich vom Kenotaph von Rudolf IV. und Katharina von Luxemburg. Diese leere Grablege befindet sich im Frauenchor im Stephansdom.

26 26-27 NL04 Luxermburger in Wien 26

Wenzel von Luxemburg (1361–1419) war Katharinas Halbbruder. Er wurde schon als Kind 1363 zum König von Böhmen gekrönt und trat nach seines Vaters Tod

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:27


Katharina v. Luxemburg

Katharina von Luxemburg, Original im Wien Museum

Katharina war nicht die erste und nicht die letzte Luxemburgerin in Wien. Ihre Tante Anna (1323–1339) war die zweite Gattin Herzog Ottos des Fröhlichen (1301–1339) gewesen, und ihre Halbschwester Elisabeth wurde oben bereits erwähnt. Als ihr

Halbbruder Sigismund König von Ungarn und Böhmen geworden war, wurden die alten Erbverträge und die Familienbande neuerlich geknüpft: Mit Sigismunds einziger Tochter kam die letzte Luxemburgerin nach Wien. Elisabeth von Luxemburg (1409–1442) wurde im April 1422 in Wien mit Herzog Albrecht V. (1397–1439) vermählt. 1437 wurde der junge Ehemann als Nachfolger Kaiser Sigismunds in Ungarn und in Böhmen als König anerkannt und gewann somit für kurze Zeit den Lohn der Heiratspolitik, die Kaiser Karl IV. mit Herzog Rudolf begonnen hatte. Er wurde auch zum deutschen König gewählt – die Krönung erlebte er jedoch nicht mehr. Seine Witwe kam 1441 mit ihrem Gefolge nach Wien geritten und quartierte sich bei Heinrich Haiden ein (Strauchgasse 1), wo sie ein sehr luxuriöses Leben führte. Zähneknirschend musste Kaiser Friedrich III. ihre hohen Schulden bezahlen, wofür sie ihm die ungarische Krone verpfändete, die sie sich durch ihre Vertraute Helene Kottannerin für ihren Sohn Ladislaus Postumus (1440–1457) hatte verschaffen lassen. 1442 begab sie sich nach Györ, wo sie recht überraschend zu Weihnachten starb. Die Thronansprüche in Böhmen und Ungarn aber gingen nach Ladislaus’ Tod auf seine Schwester Elisabeth und mit ihr auf die Jagiellonen über.

Wien für kluge Leute > ganzjährig öffentliche Führungen > ungewöhnliche Themen > Privatführungen jederzeit > VIP Guide Service in vielen Sprachen > Fremdenführervermittlung > spannende Sachbücher über Wien > Autorenführungen und Lesungen

Literatur: Jörg K. Hoensch: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308–1437. Stuttgart 2000.

Neuauflage!

wienfuehrung.com

www.

www.guides-in-vienna.at 26-27 NL04 Luxermburger in Wien 27

© Wien Museum

1378 auch die Nachfolge im Reich an, wo er aber scheiterte. Erfolgreicher war er in Böhmen, wo er anfänglich für Sicherheit und Ordnung sorgte. Meistens beschäftigte er sich aber mit seinen Jagdhunden, erwies sich als Despot und neigte zu Brutalität, besonders wenn er betrunken war. Unter anderem ließ er aus Wut über den Prager Erzbischof Jenstein dessen Vikar Johannes Nepomuk foltern und in die Moldau stürzen. Wenzel wurde mehrmals von seinen Untertanen unter Mitwirkung seiner eigenen Verwandten gefangen genommen, und im Jahre 1400 setzte man ihn im Reich als »eynen unnüczen, versümelichen, unachtbaren entgleder und unwerdigen hanthaber des heiligen Romischen richs« ab. Auf Druck des Adels berief Wenzel schließlich seinen Halbbruder Sigismund (1368–1437) nach Böhmen, der ihn aber nach neuerlichen Zwistigkeiten in Prag ebenfalls festnehmen und als Gefangenen 1403 nach Wien bringen ließ. 15 Monate lang war Wenzel im »Praghaus« am Ruprechtsplatz gefangen, der freundliche Herzog Wilhelm (1370– 1406) besuchte ihn täglich. Der Fischer Hanns Grundel soll den König dann befreit, in einem Misthaufen versteckt und am nächsten Tag über die Donau gebracht haben. Sigismund tobte und gab Wilhelm die Schuld daran. Eine kostbare Erinnerung an König Wenzel wird in der Wiener Nationalbibliothek aufbewahrt, die deutschsprachige Wenzelsbibel. Besonders wertvoll sind ihre 654 zum Teil mit Gold ausgelegten Miniaturen, darunter die Darstellungen der spärlich bekleideten Bademägde.

27 02.02.12 10:27


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Maria von Burgund

Habsburgs vergoldete Zukunft

Heiner Wesemann

Maria von Burgund war unvorstellbar reich, sehr hübsch, intelligent und liebenswert, also für jeden Mann die Braut seiner Träume. Für Maximilian von Habsburg bedeutete die Ehe mit ihr den Aufstieg seines Hauses zur Weltmacht.

B

is zu Kaiser Friedrich III. hatte sich die Familie Habsburg einigermaßen damit geplagt, ihre »Erblande« zusammen zu halten. Rudolf von Habsburg, der erste König in der Familie, besaß Ländereien um Rhein und Bodensee, man gewann »Österreich ob der Enns« und »unter der Enns« (Wien sowie Niederösterreich und Teile von Oberösterreich), die Steiermark, Krain und die Windische Mark (heute Slowenien), schließlich kamen Kärnten, Tirol, Freiburg im Breisgau und Triest hinzu. Erzherzog Friedrich konnte sich als Friedrich III. die deutsche Kaiserkrone sichern, die dann – mit wenigen Ausnahmen – bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches in Folge der Napoleonischen Kriege in der Familie blieb. Aber reich so wie andere Fürsten waren die Habsburger nie geworden. Friedrichs Sohn Maximilian I. fiel die von ihm bravourös gemeisterte Aufgabe zu, mit seiner eigenen Ehe und jenen seiner Kinder und Enkel die schier unglaubliche Gebiets- und Machterweiterung der Familie in die Wege zu leiten. »Bella gerant alii, tu felix Austria nube« (»Andere mögen Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate!«) begann in Burgund. Ganz ohne Kriege ging es allerdings, dem Wahlspruch des Hauses entgegengesetzt, nicht ab … »Burgund«, heute nur noch eine der 26 Regionen Frankreichs, war einst eine Macht, von der man sich kaum mehr einen Begriff machen kann. Der Sammelbegriff »Burgund« umfasste im späten 15. Jahrhundert eine beeindruckende Menge von Ländern und Grafschaften, im Norden begrenzt von der heute holländischen Nordseeküste, im Süden von der heute französischen Bourgogne. Vielleicht definiert sich die Fülle der Besitzungen am ehesten, wenn man die Titel der am 13. Februar 1457 in Brüssel geborenen Maria von Burgund aufzählt,

28 28-31 NL05 NL07 Maria von Burgund 28

als Maximilian von Habsburg ihr Gatte wurde. Sie war Herzogin von Burgund, Luxemburg, Brabant, Limburg und Geldern, Markgräfin von Antwerpen, Pfalzgräfin von Burgund, Gräfin von Charolais, Flandern, Artois, Holland, Seeland, Hennegau, Friesland und Zutoben. All diese Titel bezeichneten wirtschaftlich reiche Gebiete, die sich in breiter Front östlich von Frankreich erstreckten und überall Begehrlichkeiten erweckten. Mit Marias Ururgroßvater, Philipp dem Kühnen, war eine Nebenlinie des französischen Hauses Valois als Sekundogenitur in Burgund an die Macht gekommen, und dessen Sohn Johann Ohnefurcht und Enkel Philipp der Gute (der den Orden des Goldenen Vlieses begründete) hatten die Gebiete sukzessive erweitert und an ihrer Selbständigkeit gearbeitet. Marias Vater, Karl der Kühne, empfand sich längst nicht mehr an Frankreich gebunden, und sein ehrgeiziges Ziel bestand tatsächlich darin, seine Länder zu einem »Königreich Burgund« zusammen zu fassen. Dies konnte ihm nur der Kaiser gewähren, und als Gegenzug fasste Karl ohne weiteres eine Ehe seiner einzigen Tochter Maria, einem hübschen, liebenswerten und gebildeten Mädchen, mit dem Kaisersohn Maximilian ins Auge. So traf man sich 1473 am Reichstag von Trier, um dergleichen zu verhandeln. Dabei stießen zwei eng verschwägerte Herren aufeinander, wie das damals in den Fürstenhäusern Europas üblich war. Beide waren durch portugiesische Prinzessinnen eng verbunden, die Mutter von Karl dem Kühnen war eine Tante der Gattin von Friedrich III. Das bedeutete dann für Maria und Maximilian, dass zwei ihrer Großeltern Geschwister waren, sie selbst also Cousins zweiten Grades. Man fragte zwar gerade noch nach einer päpstlichen Dispens, aber es sollte später bei den Habsburgern Ehen geben, die noch we-

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:29


Maria von Burgund

Maria von Burgund (1457 – 1482), Halbfigur im Profil um 1500, Zugeschrieben an: Niklas Reiser

In Trier, wo der Burgunder mit seinem schier unerschöpflichen Reichtum prunkte und die Habsburger versuchten, ihre Armut zu verstecken, stellte sich allerdings heraus, dass Kaiser Friedrich III. über die burgundische »Königreich«-Frage nicht verhandeln wollte. So trennte man sich nach dem Reichstag ohne diesbezügliches Ergebnis. Es wurde infolgedessen auch keine Heirat abgemacht. Nun gab es um die Hand Marias unzählige Bewerber, die Gier nach ihrem gewaltigen Erbe war ungeheuer. Frankreichs König Ludwig XI. war entschlossen, Burgund durch eine Heirat heimzuholen. Der Herzog von Lothringen und der Sforza in Mailand warben ebenso um sie wie die Savoyer und der König von Neapel für seinen Sohn. Es kann gar nicht abgehandelt werden, wer sich aller um Marias Hand bewarb, nur ein Gedankenexperiment sei erlaubt. Denn unter den Bewerbern war auch Ferdinand von Aragon. Hätte Maria ihn genommen und nicht den Habsburger Maximilian, dann hätte Ferdinand nicht Isabella von Kastilien (die Columbus auf den Weg sandte) geheiratet, es hätte keine »Katholischen Könige« gegeben und nicht Marias Sohn Philipp und Ferdinands Tochter Johanna (bekannt als »die Wahnsinnige«), die dann in der nächsten Generation ein Paar geworden sind. Ein möglicher Zusammenschluss zwischen Burgund und Aragon wäre zwar erfolgt – aber ohne die geringste Beteiligung der Habsburger. Doch es war die Ehe von Philipp und Johanna in der nächsten Generation sowie deren Kinder, die für Maximilian den Grundstein für jene gewaltige Habsburgische Hausmacht legte, die noch zu seinen Lebzeiten »zusammen geheiratet« wurde. Alles, was er für seine Familie leisten konnte, dankte er der Ehe mit Maria von Burgund. Dass Maria von Burgund und Ferdinand von Aragon einen gemeinsamen Enkel namens Karl haben würden, in dessen Reich die Sonne nicht unterging, war wiederum nur möglich, indem sich Maximilian in das große

Schatzkammer © KHM, Wien

sentlich engere Verwandtschaften überwanden.

Spiel von »Macht durch Eheschließung« einschaltete. Kurz, Fürstenehen machten Weltgeschichte: Es ist absolut anzuzweifeln, dass es das Haus Habsburg in seiner Machtfülle je gegeben hätte, hätte man für Maria von Burgund damals den Antrag des Ferdinand von Aragon angenommen. Die Weltgeschichte hätte anders ausgesehen, hätte Maria von Burgund nicht Maximilian von Habsburg gewählt. Sie war es, die sich diesen um zwei Jahre jüngeren Mann, den sie persönlich noch gar nicht kannte, in den Kopf setzte, als sie in Nöte geriet. Denn ihr Vater trug den Beinamen »der Kühne«, aber man hätte ihn wohl auch »den Tollkühnen« nennen können: Er griff Frankreich an, Lothringen, am Ende sogar die Schweiz, und es war unvermeidlich, dass er eines Tages am Schlachtfeld sein Ende finden würde. Das geschah am 5. Jänner 1477 in Nancy.

www.guides-in-vienna.at 28-31 NL05 NL07 Maria von Burgund 29

Erbin Maria war noch keine zwanzig Jahre alt (wenngleich Frauen in diesem Alter damals längst verheiratet waren). In diesem Moment hatte sie nur ihre liebevolle Stiefmutter Margarete von York (der Schwester des berüchtigten Königs Richard III. von England) im Rücken, hingegen die ganzen burgundischen Besitzungen vor und gegen sich, da man meinte, einer hilflosen jungen Frau Zugeständnisse aller Art abpressen zu können. Außerdem sah sie auch noch die französischen und lothringischen Nachbarn auf dem Sprung, ihr Erbe an sich zu reißen. Schon als Karl der Kühne noch lebte (und sich der Idee einer Habsburgischen Ehe genähert hatte), schickte Maria Maximilian einen Brief, ein Bildnis und einen Diamanten nach Wien (für die immer in Geldnöten befindliche Familie sicher hoch willkommen). Diese zarten Bande hatten keine Zeit, sich zu entwickeln, denn nach dem Tod des Vaters schrie

29 02.02.12 10:29


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Kaiser Karl V. (1500-1558) mit seinem Englischen Wasserhund 1532 datiert, Künstler: Jakob Seisenegger

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

lernen) gut gehen lassen. Er musste das Erbe seiner Frau in Kriegen verteidigen (vor allem Frankreich wollte den Verlust Burgunds an Habsburg nicht hinnehmen), in denen er sich wahrlich wacker hielt. Immerhin blieb so weit noch ausreichend Zeit für familiäres Glück, dass am 22. Juni 1478 der Sohn Philipp und am 10. Jänner 1480 die Tochter Margarete zur Welt kamen. Ein Sohn Franz, geboren am 2. September 1481, starb nach wenigen Tagen.

Maria geradezu nach Maximilian. Und er kam, wenngleich es ihm die Geldnöte nicht leicht machten, die Delegation in Richtung Brügge in Gang zu setzen – finanzielle Unterstützung von Margarete von York half da nicht unwesentlich. Als er dann einritt, entzückte er allerorten – goldgelockt, schlank, rank, sportlich, einnehmend, wobei die auf vielen Gemälden verewigte markige Nase ihm ein charaktervolles Aussehen verlieh. Auch Maria wirkt auf den wenigen Bildern, die es von ihr gibt, entzückend. Natürlich war sie, als sie Maximilian am 19. August 1477 heiratete, »Habsburgs Kronjuwel«. Aber sie war für den jungen Mann auch die Braut seiner Träume, und angeblich haben die beiden in einer stürmischen »Auf den ersten Blick«-Verliebtheit die Hochzeitsnacht vorgezogen … Maria von Burgund hatte immerhin den Sohn des Kaisers geheiratet, das half kurzfristig, den allgemeinen Aufruhr in ihren Ländern zu konsolidieren. Aber Maximilian konnte es sich nur eine zeitlang in der Liebe Marias, dem Reichtum Burgunds und seinen neuen Aufgaben (etwa ihre Sprachen Flämisch und Französisch zu

30 28-31 NL05 NL07 Maria von Burgund 30

Maria von Burgund war wieder schwanger, als sie am 6. März 1482 einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachging. Von Kindheit an eine kühne Reiterin, war sie eine Meisterin der Jagd und der Falknerei. Mit ihrem Lieblingsfalken setzte sie vehement einem Reiher nach, als sie vom Pferd stürzte. Die inneren Verletzungen waren so schwer, dass es keine Hilfe gab. Man lebte in einer Welt, wo das Leben kurz war und das richtige, würdevolle Sterben als ein Teil der Aufgaben eines Christenmenschen angesehen wurde. Als sie ihr Ende nahen fühlte, rief Maria die Ritter des Goldenen Vlieses zu sich und empfahl ihnen ihren Mann und ihre Kinder. Diese beiden Kinder setzte sie zu ihren Erben ein, Gatten Maximilian als Regenten bis zur Volljährigkeit von Sohn Philipp. Am 27. März 1482, nachdem sie die letzte Ölung empfangen hatte, verabschiedete sie sich von jedem Einzelnen an ihrem Krankenbett, bat sie alle um Verzeihung, wie es das Ritual verlangte, empfahl ihre Seele Gott und verstarb. Sie wurde in der Kirche Notre Dame in Brügge beigesetzt. Maximilian hat Maria von Burgund nie vergessen – nicht nur, weil er mit den gemeinsamen Kindern das habsburgische Heiratskarussell in Bewegung halten konnte. Er selbst versuchte den Coup der reichen Erbin noch einmal in der Person von Anne de Bretagne, aber ein zweites Mal ließ sich Frankreich nicht austricksen und kümmerte sich nicht um eine »per procurationem« geschlossene Ehe Maximilians. Er ehelichte dann Bianca Maria Sforza um ihres Geldes willen, konnte aber seine finanziellen Probleme auch mit ihr nicht lösen, so wie der Reichtum Burgunds ihm in seinem weiteren Leben nicht zugute kam.

Maria von Burgund

Maria war für ihn immer präsent – ob er sich auf dem »Goldenen Dachl« in Innsbruck mit ihr und Blanca gemeinsam abbilden ließ, ob er ihre wunderschöne Statue an seinem Grabmal aufstellen ließ. Und noch auf dem berühmten Familiengemälde, das Bernhard Strigel um 1515 schuf und das Maximilan im Kreise seines (damals auch schon verstorbenen) Sohnes Philipp, seiner Enkel Karl und Ferdinand und seines Schwiegerenkels Ludwig zeigt, ist Maria von Burgund, obzwar seit Jahrzehnten tot, in aller Jugend und Schönheit vertreten. Und man möchte doch annehmen, dass dies nicht nur aus politischen Gründen, zwecks Bestätigung der Legitimität, geschah, sondern aus nimmer endender Zuneigung des Kaisers zu seiner ersten Gemahlin. Als Maximilian, der auch ein Meister der Propaganda war, von seinem Geheimschreiber seine »Autobiographie« namens »Weißkunig« aufzeichnen ließ, ist der glücklichen Zeit mit Maria ein wichtiger Abschnitt gewidmet. Und in seinem Ritterroman »Teuerdank« machte Maximilian überhaupt seine Brautfahrt zu Maria zum Thema. Interessant ist übrigens, dass mit den Burgundern auch zwei Namen in die Habsburgische Familie kamen, die es bis dahin nicht gegeben hat: Maximilian wird seinen Sohn Philipp nennen, nach dem Urgroßvater, Philipp »dem Guten« (und »Philipp« blieb der spanische Königsname der Habsburger). Und Philipps ältester Sohn erhält den Namen Karl, nach dem burgundischen Urgroßvater Karl dem Kühnen. Und dieser Karl, der der große Karl V. wurde und in ganz Europa herumreiste, bevor er zum Sterben in Spanien zur Ruhe kam, wuchs im Land seiner Großmutter Maria von Burgund auf, bei seiner Tante Margarete, und es heißt, dass Flämisch die einzige Sprache war, die er in seinem Leben wirklich beherrschte. Der zweite Sohn wird dann übrigens ein Ferdinand, nach dem spanischen Großvater Ferdinand von Aragon, auch ein neuer Name für Habsburg. Philipp, Karl und Ferdinand werden als Vornamen fest in der Familie verankert bleiben, auch als das burgundische Erbe verloren geht und Spanien an die Bourbonen fällt. Doch davor lag, was Maximilian durch seine Ehe mit Maria aufbauen konnte: der Glanz und die Macht seines Hauses.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:29


Canisius

Petrus Canisius Petrus Canisius, der für Wien so bedeutsame Heilige und Jesuit, war ein begnadeter Seelsorger, der fast Bischof von Wien geworden wäre. Weniger bekannt ist, dass er im niederländischen Nijmegen als Pieter Kanijs geboren wurde.

Anna Ehrlich

P

ieter Kanijs (8. Mai 1521–21. Dezember 1597) wurde als Sohn des Bürgermeisters von Nimwegen geboren, das damals zum Erzbistum Köln und somit zum Reich gehörte. Mit 22 Jahren trat er als erster Deutscher in den 1534 gegründeten Jesuitenorden ein. Als er 1547 am Konzil von Trient teilnahm, änderte er seinen Namen in Petrus Canisius. Von Loyola berufen, legte er das feierliche Ordensgelübde 1549 in Rom ab und wirkte zuerst als Lehrer der Redekunst in Messina und danach als Rektor und Theologieprofessor an der Universität von Ingolstadt. 1552 folgte er der Berufung durch König Ferdinand I. nach Wien. Die ersten seiner Brüder hatten sich mit den Wienern nämlich nicht verständigen können, da sie aus romanischen Ländern stammten. Canisius verschaffte dem Orden nach seiner Ankunft am 9. März 1552 durch seine deutschen Predigten aber bald Gehör.

Der große Katechismus Ziel des Ordens war die Bildung von katholischen Eliten, was die Jesuiten durch ausgezeichneten und modernen Unterricht erreichten. Der Ruf ihrer Schulen war so gut, dass ihnen selbst vornehme und reiche Protestanten ihre Söhne zur Erziehung anvertrauten und dann sehr erstaunt waren, wenn diese konvertierten. Der Schulung im Glauben diente der »Große Katechismus« des Petrus Canisius, »Summa doctrinae christianae«, der als Antwort auf Luthers Lehre gedacht war und von Ferdinand I. 1555 in ganz Österreich als Lehrwerk vorgeschrieben wurde. Damit setzte der Jesuit die Beschlüsse des Konzils von Trient um, das an der alleinigen Interpretationsvollmacht der Kirche festgehalten und die lateinische »Vulgata« zum vorgeschriebenen Bibeltext erklärt hatte, daneben aber die Tradition ebenfalls als Quelle der Wahrheit anerkannte. Damit war die Abgrenzung zum Protestantismus endgültig vollzogen, da dieser

www.guides-in-vienna.at 28-31 NL05 NL07 Maria von Burgund 31

die Tradition als Quelle der Offenbarung ebenso wie die Vermittlerrolle des Klerus ablehnte und die Bibel in der Volkssprache verwendete.

Seelsorger und (fast) Bischof von Wien Canisius genoss das Vertrauen von Kaiser und Papst, er wurde zum Hofprediger ernannte, blieb persönlich aber bescheiden und liebenswürdig. Das ihm angetragene Amt eines Bischofs von Wien lehnte er ab, war jedoch 1554/55 Administrator der Diözese Wien. Als Seelsorger nahm er sich nicht nur der Pestkranken, sondern selbst der Gefangenen an, woran sein heute im Kriminalmuseum in Wien aufbewahrtes Bild erinnert. Mit 60 gründete er das Kollegium Sankt Michael in Fribourg in der Schweiz, verbrachte dort seine letzten Lebensjahre und liegt dort in der Universitätskirche begraben. 1869 wurde er selig und 1925 heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer ernannt. Leo XIII. bezeichnete ihn in der Enzyklika »Militantis ecclesiae« 1897 als den »Zweiten Apostel Deutschlands« nach Bonifatius. Die Canisiusgasse im 9. Wiener Gemeindebezirk wurde nach ihm benannt, die um 1900 erbaute Canisiuskiche ist ihm geweiht.

Literatur: Anna Ehrlich: Heiden, Juden, Christen und Muslime. Wien 2009.

31 02.02.12 10:29


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Statthalter

Die Statthalter der Niederlande Über Jahrhunderte regierten in den habsburgischen Niederlanden Generalstatthalter (Landvögte) bzw. Generalgouverneure im Namen des jeweiligen Herrschers. Darunter waren viele bedeutende Persönlichkeiten.

D

ie ersten beiden Regentinnen waren angestammte Prinzessinnen, die Niederlande waren ihre Hei-

mat. Margarete von Österreich (1480–1530) war die einzige Tochter der Herzogin Maria von Burgund und Schwester Philipps des Schönen (1478-1506). Da ihr Vater, Kaiser Maximilian I. (1459-1519), die junge zweifache Witwe zu keiner weiteren Ehe überreden konnte, übertrug er ihr nach Philipps Tod 1507 die Regentschaft der Niederlande und bestellte sie zum Vormund und zur Erzieherin ihres Patenkindes und Neffen Karl, später Kaiser Karl V. (1500-1558), sowie ihrer Nichten Eleonore, Isabella und Maria. Auf Betreiben von Karls engstem Berater Guillaume de Croy verlor Margarete 1515 ihr Amt, wurde aber 1518 erneut als Statthalterin eingesetzt und blieb dies bis zu ihrem Tode. Ihr verfeinerter Hof in Mecheln zog viele Künstler und Gelehrte an. Margaretes Nichte Maria von Ungarn (1505–1558), eine der Schwester Kaiser Karls V. und verwitwete Königin von Ungarn und Böhmen, übernahm 1531 das Statthalteramt. Sie verfügte über eine hervorragende politische Begabung, Klugheit und Fleiß, und schaffte es, die 17 niederländischen Provinzen zu einem zentral regierten Staatswesen zusammenzufassen. Sie bescherte ihnen eine neue Blütezeit und förderte Wirtschaft, Handwerk und Kunst, unter anderem berief sie den Maler Tizian an ihren Hof. Als Karl V. 1556 abdankte, zog sie sich nach Spanien zurück, womit für die Niederlande die Ära der alten burgundischen Dynastie zu Ende war. Ihr Nachfolger wurde von 1555 bis 1559 ein begabter Staatsmann und Großneffe Karls V., Emanuel Philibert von Savoyen, genannt Eisenschädel (1528–1580). Nach seiner Abdankung entschied sich König Philipp II. von Spanien (1527-1598), der sich zu der Zeit selbst in den bereits unruhigen Niederlanden aufhielt, für seine Halbschwester, die am Mechelner und da-

32 32-35 NL06 NL08 Statthalter 32

Anna Ehrlich

nach am Brüsseler Hof ihrer Tanten aufgewachsen war. Margarete von Parma (1522–1586) war die natürliche Tochter Kaiser Karls V. mit Johanna van der Gheynst. Nach ihrer kurzen Ehe mit dem dunklen Herzog von Florenz, Alessandro de Medici, dem Sohn einer Mulattin, erhielt sie mit dem erst 14-jährigen Papstenkel Ottavio Farnese einen zweiten ungeliebten Gatten. Ihre Weigerung, mit diesem »Knaben« das Bett zu teilen, sollte Kaiser und Papst lange beschäftigen. 1545 gebar Margarethe Zwillingssöhne, der Überlebende war Alessandro, von dem noch die Rede sein wird. Ihrem ungeliebten Ottavio konnte sie 1559 entkommen, als sie von ihrem Halbbruder Philipp II. als Statthalterin der habsburgischen Niederlande eingesetzt wurde. Doch kam sie vom Regen in die Traufe, denn die schönen Zeiten, die sie in ihrer Kindheit an den Höfen ihrer Tanten erlebt hatte, waren unwiderruflich dahin. Überall im Lande gärte es. Ihre eigene Versöhnungspolitik wurde durch Philipps zahlreiche strenge Anordnungen behindert. Als sie seinem Befehl, Truppen anzuwerben und mit Waffengewalt gegen die ungehorsamen Niederländer vorzugehen, nicht rasch genug Folge leistete, erschien 1567 der berüchtigte Herzog von Alba (1507–1582) als königlicher Stellvertreter, ausgestattet mit ausgedehnten Vollmachten. Sie empfing ihn äußerst kühl und trat zurück. 1580 übernahm sie dann nochmals gemeinsam mit ihrem Sohn Alessandro Farnese die Regentschaft, zog sich aber 1583 endgültig nach Italien zurück. Das Volk bewahrte ihr noch lange ein warmes Andenken, denn sie hatte ihr Land geliebt. Mit Alba war das Grauen in die Niederlande gekommen. Er schlug den protestantischen Aufstand mit blutiger Gewalt nieder, ließ an die 30.000 Menschen hinrichten und vernichtete die Rebellenarmee. 1573 wurde der schreckliche Alba durch Don Luis de Requesens (1528–1576) abgelöst, einen versöhn-

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:30


Statthalter

lichen Geist, der aber ebenfalls scheitern musste. Ihm folgte 1576 eine hoch geachtete Persönlichkeit, ein Halbbruder Margaretes. Der glänzend begabte Don Juan de Austria (1547–1578) war der Sohn Kaiser Karls V. und der Regensburgerin Barbara Blomberg. Er ging als Sieger der Seeschlacht von Lepanto 1571 in die Geschichte ein und war seinem Halbbruder Philipp II. gegenüber stets loyal. Philipp überredete ihn, die Generalstatthalterwürde zu übernehmen, obwohl die Besoldung der spanischen Truppen zu wünschen übrig ließ und auf diese kein Verlass mehr war. Trotz aller Bemühungen konnte sich daher auch Juan nicht behaupten und wurde von den Generalstaaten zum öffentlichen Feind erklärt. Einen englischen Mordanschlag überlebte er nur knapp, er wurde schließlich das Opfer einer schleichenden Vergiftung oder einer Typhuserkrankung. Danach kam es zu einem merkwürdigen Zwischenspiel: Anfang Oktober 1577 verließ der anti-spanisch gesinnte Erzherzog Matthias (1557 – 1619), der spätere Kaiser, auf Betreiben Wilhelms von Oranien heimlich und ohne Wissen seines Bruders Kaiser Rudolfs II. (1552 – 1612) die Wiener Hofburg. Er reiste in die Niederlande, wo er sich gegen den Willen seines Onkels Philipp II. als Statthalter eine eigene Machtbasis aufbauen wollte. Er spielte politisch aber keine Rolle und trat 1581 zurück, unmittelbar bevor die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande (Generalstaaten) ihre Unabhängigkeit von Spanien erklärte.

Spanische Niederlande Dies hatte selbst Alessandro Farnese (1545–1592), der Sohn Margarethes von Parma, nicht verhindern können, der über bedeutendes militärisches und politisches Talent verfügte. Er war im Herbst 1577 an der Spitze von spanischen Verstärkungstruppen ausgesandt worden, um Don Juan zu unterstützen, und wurde dessen Nachfolger. Es gelang ihm, Zwietracht unter die Gegner zu säen und die gesamten südlichen Niederlande wieder unter Philipps Herrschaft zu bringen. 1594 traf – diesmal allerdings auf Wunsch des spanischen Königs und mit Zustim-

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) zu Pferde, 1. Viertel 17. Jahrhundert, Künstler: Johann Gottfried Auerbach

mung Kaiser Rudolfs II. – dessen anderer Bruder, der bereits schwerkranke Erzherzog Ernst (1553–1595) in Brüssel ein. Seine Regentschaft war kurz und ohne Bedeutung. Er lernte dort Pieter Bruegels Werk kennen und empfahl es seinem kaiserlichen Bruder, der etliche Bilder kaufte. Sie befinden sich großteils im Kunsthistorischen Museum. Inzwischen war auch König Philipp einsichtiger geworden und griff nach einer für alle Seiten akzeptablen Lösung: Die Niederlande wurden von Spanien abgetrennt und einem neuen Herzogspaar von Burgund überlassen. Erzherzog Albrecht VII. (1559–1621) war der jüngste Bruder Kaiser Rudolfs II. Als er zum Statthalter der Niederlande ernannt wurde, war er noch Erzbischof von Toledo und Kardinal, verließ jedoch den geistlichen Stand und verlobte sich mit Philipps II. Lieblingstochter, der Infantin Isabella Clara Eugenia (1566 – 1633). Sie stand ihrem Vater sehr nahe und half ihm bei den Regierungsgeschäften, er bezeichnete sie als Trost seines Alters und Licht seiner Augen. Ursprünglich hätte sie Kaiser

www.guides-in-vienna.at 32-35 NL06 NL08 Statthalter 33

Rudolf heiraten sollen, doch Philipp hatte sie nicht herausgeben wollen. Jetzt wollte er sie versorgt wissen und trat ihr schon während ihrer Verlobungszeit sieben Provinzen ab. Im Falle ihrer Kinderlosigkeit sollte das Gebiet aber wieder an Spanien fallen. Sieben Monate nach Philipps Tod heiratete das Paar und führte in Brüssel eine glückliche Ehe. Die beiden bemühten sich redlich, die Folgen der verheerenden Kriegsjahre zu mildern. Albrecht schloß 1609 einen zwölfjährigen Waffenstillstand mit den nördlichen Provinzen. Endlich schwiegen die Waffen, und Wirtschaft, Geselligkeit und Hofleben blühten in Brüssel wieder auf. Peter Paul Rubens wurde als Hofmaler verpflichtet. Die drei Kinder des Paares überlebten das Säuglingsalter nicht. Albrecht und Isabella fanden danach ihren Halt in Gott und führten eine Josephsehe. Knapp bevor die kurze Friedensperiode zu Ende ging, starb der Erzherzog. Isabella regierte fortan als spanische Statthalterin im Namen des jungen Königs Philipp IV. (1605 – 1665), der, beeinflusst von seinem allmächtigen Ratgeber Olivarez, recht kriegerisch ge-

33 02.02.12 10:30


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Statthalter

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Erzherzogin Maria Christine (1742-1798) 1776, Künstler: Johann Zoffani

sinnt war. Trotzdem führte sie ab 1623 mit Hilfe Rubens’ jahrelang geheime Friedensverhandlungen, die jedoch kein Ergebnis brachten. Den Generalstaaten gelangen etliche Gebietserweiterungen, was auch Isabellas Nachfolger, der Kardinalinfant Fernando de Austria (1609–1641), ein kunstsinniger Mann und begabter Feldherr, nicht verhindern konnte. Auch ihm bescherte, wie schon seinen ihm verwandten Vorgängern, das Amt einen frühen Tod. 1647 wurde Erzherzog Leopold Wilhelm (1614 – 1662), der jüngste Sohn von Kaiser Ferdinand II. und ab 1641 Hoch- und Deutschmeister, zum Statthalter ernannt, verbrachte jedoch die meiste Zeit seines Lebens als Feldherr im Dreißigjährigen Krieg. 1645 konnte er eine schwedische Vorhut in der Brigittenau schlagen, womit er Wien vor deren Angriff bewahrte. 1648 schloss er Frieden mit der Republik der Vereinigten Provinzen. Er hinterließ Kaiser Leopold I. seine bedeutende Sammlung von Werken niederländischer und italienischer Meister, von denen sich heute viele im Wiener Kunsthistorischen Museum befinden.

34 32-35 NL06 NL08 Statthalter 34

Von 1656 bis 1659 bekleidete Don Juan José de Austria (1629--1679), Sohn König Philipps IV. und der Schauspielerin Maria Calderón, das Statthalteramt. Ihm folgten etliche hohe Adelige, darunter von 1678 bis 1682 ein weiterer Alessandro Farnese (1635–1689. Durch den Vertrag von Rastatt 1714 gingen die spanischen Niederlande in den Besitz der österreichischen Linie des Hauses Habsburg über.

Österreichische Niederlande Der 1713 ernannte österreichische Statthalter Prinz Eugen von Savoyen kümmerte sich wenig um das Amt, sodass sein korrupter Stellvertreter Ercole Turinetti de Prié bis 1724 das Sagen hatte. Danach übertrug Kaiser Karl VI. (+1740) die Regentschaft endlich wieder einer Frau, seiner unverheirateten Schwester Erzherzogin Maria Elisabeth (1680–1741), die es bis zu ihrem Tod inne hatte. Bei ihren Untertanen war die volksnahe Landesmutter sehr beliebt, wenn ihre Politik auch nicht immer die Zustimmung des Wiener Hofes fand. Nach einem kurzen Zwischenspiel unter dem Kunstmäzen Graf Friedrich August

von Harrach-Rohrau wurden Karl Alexander von Lothringen und Bar (1712--1780) und Erzherzogin Maria Anna 1744 von deren Schwester Maria Theresia (+1780) zum neuen Regentenpaar ernannt. Die Erzherzogin starb jedoch noch im selben Jahr. Der Witwer, ein Bruder von Maria Theresias Gatten, Kaiser Franz I. Stephan, blieb bis zu seinem Tod als Generalgouvereur in Brüssel, das er nur für seine Feldzüge als Oberkommandierender der österreichischen Armee verließ. Er brachte Wohlstand ins Land, baute die Industrie aus und förderte Handel und Kunst. Als er 1761 zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt wurde, regierte er diesen ebenfalls von Brüssel aus. Das nächste Regentenpaar hieß Albert Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen und Erzherzogin Marie Christine (1742–1798), Schwiegersohn und Lieblingstochter Maria Theresias, die eine sehr glückliche Ehe führten. 1780 entsandte sie Kaiser Joseph II. (+1790) nach Brüssel, wo sie für sich und ihre Kunstsammlungen das Schloss Laeken bauen ließen. Ihr Aufenthalt wurde allerdings durch die französiche Revolution getrübt, vor der sie 1789 und 1792 flüchten mussten. Von ihrer Kunstsammlung konnten sie nur etwa zwei Drittel nach Wien retten, da eines der drei Transportschiffe bei einem Sturm im Ärmelkanal unterging. Die sehr intelligente und zeichnerisch hochbegabte Erzherzogin überredete ihren Bruder, den späteren Kaiser Leopold II., ihr seinen Sohn Erzherzog Karl zur Adoption zu überlassen. Sie starb bereits 1798 und wurde in der Kaisergruft beigesetzt, ihr von Antonio Canova aus Carrrara-Marmor geschaffenes Kenotaph steht in der Augustinerkirche. Der Witwer lebte nur noch für seine Kunstsammlung (heute Albertina), die nach seinem Tod auf seinen Neffen und Adoptivsohn Erzherzog Karl (1771–1847), den Sieger von Aspern, überging. Dieser war 1793/94 der letzte Generalgouverneur der österreichischen Niederlande, hinterließ dort aber keine Spuren. Sein von Anton Dominik Fernkorn geschaffenes Reiterdenkmal befindet sich auf dem Wiener Heldenplatz.

Literatur: Michael North: Geschichte der Niederlande. München 2008.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:30


Fürst de Ligne

C. J. Fürst de Ligne – der rosenrote Prinz

Bettina Mandl

des Ancien Régime galt Charles Joseph Fürst de Ligne nicht nur als ausgezeichneter Militärexperte und geschmeidiger Diplomat, sondern auch als geistvoller, aufgeklärter und wortwitziger Denker, gewandter Schriftsteller und begnadeter Liebhaber.

D

och wer war jener Mann, von dem man heute nicht mehr kennt als sein Bonmot über den Wiener Kongress (1814/15): »Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas.«? (Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts.) Geboren am 23. Mai 1735 entstammte Charles Joseph Fürst de Ligne einem alten belgischen Adelsgeschlecht aus dem Hennegau. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Stammsitz der Familie - Schloss Beloeil, ein Zentrum glanzvoller und rauschender Feste. Einer alten Familientradition folgend wurde er zum Soldaten bestimmt und trat mit 17 Jahren in das wallonische Infanterieregiment seines Vaters, Claudius Lamoral Fürst de Ligne, ein. Die Uniform bestand aus einem weißen Waffenrock mit rosenroten Aufschlägen. Dieses Rosenrot hatte es ihm angetan: Rosenrot ließ er die Bücher – gedruckt in der schlosseigenen Druckerei – für seine Bibliothek binden, rosenrot waren seine Kutschen und sein bescheidenes Häuschen auf der Mölkerbastei, wo er seinen Lebensabend in Wien verbrachte, war rosenrot gestrichen. Verheiratet wurde er mit Franziska von Liechtenstein, Nichte des wohl reichsten Mannes der Epoche, Wenzel Joseph Fürst von Liechtenstein. Sieben Kinder entsprangen dieser Ehe, doch de Ligne bezeugte seiner Gattin nur wenig Zuneigung. Ansonsten aber spielten viele Frauen in de Lignes Leben eine Rolle. 31-jährig erbte er ein wahrhaft fürstliches Vermögen, mit dem er nun dem Verlangen nach Zerstreuung aber auch der Erweiterung seiner Kenntnisse sorglos nachgehen konnte. Es folgte ein reges gesellschaftliches Leben mit Kontakten zu den höchsten Kreisen in Paris und Wien. Seine höfische Karriere begann hier als Kammerherr unter Maria Theresia (1717 – 1780) und endete als Chef der kaiserlichen Leibgarde Kaiser Franz II./I. (1768 – 1832). Er reiste nach Berlin, Warschau und St. Petersburg. Voltaire, Rousseau und Goethe, aber auch

www.guides-in-vienna.at 32-35 NL06 NL08 Statthalter 35

© Heeresgeschichtliches Museum

Als einer der letzten Vertreter

Casanova, gehörten zum großen Kreis von Persönlichkeiten, die de Ligne kannte und mit denen er Verbindungen pflegte. Allerorts schätzte man seine Liebenswürdigkeit und Offenherzigkeit, seinen Charme, sein heiteres und frohes Wesen, das ihm trotz so mancher Schicksalsschläge bewahrt blieb. Geradlinigkeit und Direktheit kennzeichneten sein Wesen ganz gemäß dem Leitspruch der Familie »Quo res cumque cadunt, semper stat linea recta.« (Auf welche Seite die Dinge auch fallen, der Weg bleibt immer der rechte.) Als de Ligne am 13. Dezember 1814 in Wien starb, hatten sich gerade die führenden Politiker Europas zum Wiener Kongress versammelt. Sein Begräbnis wurde zu einem europäischen Großereignis und entsprach somit noch einmal ganz dem Stil seiner Lebensart. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Josefsdorfer Waldfriedhof auf dem Kahlenberg, einem seiner Lieblingsplätze in Wien. Charles Joseph Fürst de Ligne hat uns ein umfangreiches schriftstellerisches Werk hinterlassen: Ein bis heute als Meisterwerk geschätztes Buch über die Gartenkunst »Coup d´œil sur Belœil« und die 34-bändige Herausgabe seiner sämtlichen Schriften »Mélanges militaires, littéraires et sentimentaires«.

35 02.02.12 10:30


Die Niederlande

Persönlichkeiten

Charlotte und Stephanie

Im Schatten der Tragödien Erzherzog Maximilian und Kronprinz Rudolf – zwei Namen, die untrennbar mit einem tragischen Tod verbunden sind: Maximilian starb als Kaiser von Mexiko durch die Kugeln eines Exekutionskommandos und Rudolf in Mayerling durch eigene Hand. Doch wer waren die Frauen an ihrer Seite, deren weiteres Leben von diesen Tragödien ständig überschattet blieb und die beide aus dem belgischen Königshaus stammten?

Stephanie von Belgien

36 36-37 NL09 Charlotte_Stephanie 36

C

harlotte wurde als Tochter des belgischen Königs Leopold I. und der französischen Prinzessin Louise von Orléans geboren. Als Charlotte sechzehn Jahre alt wurde, galt sie als eine der besten Partien Europas. Sie war schön, intelligent, gebildet und vor allem reich. Sie hatte zahlreiche Bewerber, aber ihre Wahl fiel auf den Bruder des österreichischen Kaisers, Erzherzog Ferdinand Maximilian. Maximilian war begabter als sein Bruder, aber als zweitgeborenem Sohn würden ihm höhere Würden verwehrt bleiben. Dennoch blieb die ehrgeizige Charlotte bei ihrer Entscheidung. Im Juli 1857 wurde in

Christa Bauer

Brüssel geheiratet, danach reiste das Paar nach Wien. Der Empfang fiel allerdings gedämpft aus, denn es herrschte Hoftrauer: Die zweijährige Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth war kurz zuvor gestorben. Darüber hinaus machte der Wiener Hof von Anfang an kein Hehl aus seiner Bewunderung für die schöne Charlotte. Elisabeth stand Charlotte an Schönheit nicht nach, aber sie war am Wiener Hof nicht beliebt. Von Anfang an blieb das Verhältnis der beiden Frauen von Eifersucht geprägt. Maximilian und Charlotte lebten im Schloss Miramare in Triest. Die Ehe war anfangs glücklich, jedoch getrübt vom ausbleibenden Kindersegen und von den Affären Maximilians. Darüber hinaus war das ehrgeizige Paar mit seiner Lebenssituation unzufrieden und sah sich zu Höherem berufen. In dieser Stimmung bot Napoleon III. von Frankreich Maximilian die Krone Mexikos an. Frankreich hatte dort militärisch interveniert, da die Republik Mexiko die Rückzahlung von Auslandsschulden einstellte. Trotz aller Bedenken nahm Maximilian das Angebot an, wobei Charlotte ihn voll unterstützte. Napoleon III. hat dem Ehepaar die wahre Situation allerdings vorenthalten: Als die beiden 1864 in Mexiko ankamen, war mittlerweile Benito Juárez zum Präsidenten ausgerufen worden, der von den amerikanischen Staaten unterstützt wurde. Maximilian überlegte sogar eine Rückkehr nach Europa, was die ehrgeizige Charlotte verhinderte. Napoleon III. zog seine Truppen 1866 aus Mexiko ab, wodurch Juárez rasch die Oberhand gewann. Charlotte reiste nach Europa, um bei Napoleon III. und Papst Pius IX. Unterstützung zu erbitten, jedoch vergeblich. Während ihrer Abwesenheit wurde Maximilian entmachtet und am 19. Juni 1867 in Querétaro erschossen. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt, wo er in der Kapuzinergruft beigesetzt wurde.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:30


Charlotte und Stephanie

Charlotte von Belgien, Gemälde von Franz Xaver Winterhalter 1864 Charlotte erlitt nach der Exekution ihres geliebten Mannes einen Nervenzusammenbruch und wurde wenig später für wahnsinnig erklärt. Bis zu ihrem Tod 1927 in Belgien hielt sie sich für die Kaiserin von Mexiko. Rund 25 Jahre nach ihrer Tante Charlotte hielt die nächste belgische Prinzessin Einzug in Wien: Stephanie heiratete einen der begehrtesten Junggesellen Europas, Kronprinz Rudolf von Österreich. Stephanie war die Tochter König Leopolds II. von Belgien und Maria Henriette von Österreich, einer halben Habsburgerin. Stephanie war nach Aussagen ihrer eigenen Mutter »weder Fisch noch Fleisch«, als Kronprinz Rudolf und sie ihre Verlobung 1880 bekannt gaben. Obwohl der in Liebesdingen erfahrene und verwöhnte Rudolf die hausbackene Stephanie lediglich aus dynastischen Gründen zur Frau wählte, bemühte er sich, als glücklicher Bräutigam zu erscheinen. Stephanie und Rudolf heirateten am 10. Mai 1881 in Wien und zur allgemeinen Überraschung war die Ehe in den ersten Jahren durchaus glücklich. Am Wiener Hof fand Stephanie allerdings kaum Bewunderung. Fürst Khevenhüller schrieb über sie: »An der Kronprinzessin ist nicht viel, fadblond, wenig Haare, Gesicht ohne Ausdruck, Nase lang.« Auch in der kaiserlichen Familie fand sie wenig Anklang. Kaiserin Elisabeth verachtete das »hässliche Trampeltier«, lediglich Kaiser Franz Joseph war höflich zu seiner Schwiegertochter. Aber Rudolf stand zu seiner Frau, und als Stephanie schwanger war, freute Rudolf sich über alle Maßen. Dennoch war Rudolf enttäuscht, als Stephanie 1883 »nur« eine Tochter zur Welt brachte. Er hatte ein gespanntes Verhältnis zu seinem Vater und hoffte, dass sich dies mit der Geburt eines Thronfolgers bessern würde. Bald stellte sich heraus, dass mit einer weiteren Schwangerschaft Stephanies nicht zu rechnen war. Rudolf hatte sie mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt, die er sich bei einer seiner zahlreichen Affären geholt hatte und machte seine Frau damit

unfruchtbar. Die Ehe wurde daraufhin immer schlechter, sogar von Scheidung war die Rede. Rudolf nahm offen seine vielen Liebschaften wieder auf, und auch Stephanie verliebte sich, versuchte aber, ihre Affäre mit dem polnischen Grafen Artur Potocki geheim zu halten. Am 30. Jänner 1889 nahm sich Rudolf in Mayerling gemeinsam mit seiner Geliebten Mary Vetsera das Leben. Bis heute sind Umstände dieses Doppelselbstmordes nicht völlig aufgeklärt. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren war Stephanie Witwe, ihrer Beziehung zu Potocki stand nichts mehr im Wege. Allerdings starb Potocki im März 1890, Stephanie entfloh dem ungeliebten Wiener Hof und begann, rastlos umher zu reisen. Zu ihrer Tochter verlor sie zunehmend den

www.guides-in-vienna.at 36-37 NL09 Charlotte_Stephanie 37

Kontakt, zumal ihr diese später eine Mitschuld am Tod des Vaters anlastete. Erst zehn Jahre später fand sie wieder eine neue Liebe, den ungarischen Grafen Elemér Lónyay von Nagylónya und Vásárosnamény, den sie 1900 im Schloss Miramare heiratete. Da der Graf nicht standesgemäß war, kam es zum Bruch Stephanies mit ihrem Vater. Aber ihre Ehe war sehr glücklich, und letztlich wurde der Graf vom letzten österreichischen Kaiser Karl I. in den Fürstenstand erhoben. Stephanie und ihr Mann lebten in Ungarn, bis sie nach dem Einmarsch der Russen 1945 von ihrem Schloss Oroszvár vertrieben wurden und in der Benediktinerabtei Pannonhalma Zuflucht fanden. Dort starb Stephanie im August 1945, ihr Mann ein Jahr später. Beide sind in der Krypta der Abtei bestattet.

37 02.02.12 10:30


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Kirchenmusik

Polyphonie und Sängerknaben Unter Kaiser Friedrich III. (1415– 1493) wurde in der Hofburg zu Wien eine Kapelle erbaut, der in der Musikgeschichte Wiens eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Seit über 500 Jahren ist die Wiener Hofmusikkapelle ein Zentrum der geistlichen Musik und die Wiener Sängerknaben begeistern mit ihren hellen und klaren Stimmen Musikfreunde

D

ie Polyphonie oder Vielstimmigkeit entwickelte sich in der europäischen Vokalmusik des Spätmittelalters zu ihrer ersten Blüte, wobei die niederländischen Meister eine führende Rolle übernahmen. Bei der geistlichen und höfischen Musik aus jener Zeit übernimmt nicht eine Stimme die melodische Führung, sondern alle Stimmen werden melodisch und rhythmisch selbständig geführt und ergeben so ein harmonisches Ganzes. Erst im 16. Jahrhundert übertrug man den polyphonen Stil auf die Instrumentalmusik und in der Barockzeit erreichte Johann Sebastian Bach mit der Kunst seiner Fugen höchste satztechnische Meisterschaft und harmonische Vielfalt. Bereits unter Friedrich III., aber auch unter dem ungarische König Matthias

in aller Welt. Die musikalischen

Herzliche Einladung:

Wurzeln der Wiener Hofmusik-

Gratis-Führungen der geprüften Wiener Fremdenführer anlässlich der Langen Nacht der Kirchen am 1. Juni 2012 »Gloria in excelsis Deo«– Was wären die Wiener Kirchen ohne Musik? »Von der Burg Gottes zum Himmlischen Jerusalem« – Eine Kulturgeschichte des Kirchenbaus »Christus, unser König« – Katholischer Widerstand zur Zeit des Nationalsozialismus« Informationen im Programmheft der Langen Nacht der Kirchen und auf www.langenachtderkirchen.at ab Mai 2012

kapelle und der Kirchenmusik sind in der Niederländischen Polyphonie und der burgundischen Hofkunst zu finden.

01.06.12

Julia Strobl

Corvinus, der Wien von 1485 bis 1490 besetzt hatte, gab es vermutlich eine Kantorei sowie Bläser und Pauker in der Burgkapelle. Doch erst die Hochzeit von Friedrichs Sohn Maximilian (1459–1519) mit Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen, im Jahr 1477 erweckte den Wunsch nach einer Hofmusik auf höchstem Niveau, deren Sänger und Musiker Friedrich aus Deutschland, Flandern und Burgund kommen ließ. In den Trientiner Codices ist das gesamte Repertoire der Wiener Hofmusik des späten 15. Jahrhunderts überliefert: Es wurden größtenteils geistliche Stücke aus vielen Ländern Europas, vor allem aber aus Flandern gespielt. Die berühmte burgundische Kapelle verließ Wien nach dem Tod Friedrichs III. 1493, sein Enkel Philipp der Schöne holte sie in die Niederlande. Philipps Vater, Kaiser Maximilian I. schickte 1496 seine Kapelle aus Augsburg in die Wiener Hofburg. Als eigentliches Gründungsjahr der Hofmusik gilt 1498, für das kaiserliche Aufwendungen für »ain Capellen« vermerkt wurden und in dem der Laibacher Priester Georg Slatkonia (1456–1522) zum geistlichen Leiter bestellt wurde. Slatkonia wurde 1513 zum

Literatur: Henry-Louis de La Grange, Wien. Eine Musikgeschichte (Frankfurt a. M./Leipzig 1997) Gottfried Kraus (Hrsg.), Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern (Wien 1989)

LANGE NACHT DER KIRCHEN

WWW.LANGENACHTDERKIRCHEN.AT

38 38-39 NL10 Musik 38

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:31

RSTD


Kirchenmusik

Paul Hofhaimer, Komponist und Musiker im Dienste der Habsburger Bischof von Wien geweiht, widmete sich auch in dieser Funktion der Pflege der Kirchenmusik und ließ neue Orgeln für den Dom anschaffen. Sein Marmorepitaph ist im Frauenchor des Stephansdomes aufgestellt. Der bekannte flämische Meister der Renaissancemusik, Heinrich Isaac (1450– 1517) übernahm die musikalische Leitung der Hofmusikkapelle Maxmilians, einer (vier- und sechsstimmige) Sätze auf und seiner Schüler war der österreichische wurden so zum Vorbild und allgemeinen Organist Paul Hofhaimer (1459–1537). Grundmuster der deutschen Messe. Isaac, der in Florenz ausgebildet worden Wie üblich wurde die Kapelle nach dem war, widmete sein Hauptwerk »Chora- Tod des Kaisers 1519 aufgelöst, doch sein lis Constantinus« den Habsburgern. Es Enkel Ferdinand I. (1503–1564) bemühte ist die erste vollständige Vertonung des sich von 1527 an äußerst erfolgreich um Propriums eines ganzen Kirchenjahres, eine Wiedererrichtung der Hofmusikkaenthält also Messen und Motetten für alle pelle. Der Großteil der Sänger und MusiGottesdienste im Jahreslauf. In seiner Mu- ker, deren Zahl sich rasch von 56 auf 83 sik erreichte Isaac eine Synthese der poly- erhöhte, stammte aus den habsburgischen phonen Kunst der Niederländer mit dem Niederlanden: Allen voran der flämische italienischen »Canzone«. Seine Messen Kapellmeister Arnold von Bruck (1490– 1554), aber auch sein Nachfolger Pieter für die Hofkapelle Maximilians RSTD_Vienna Calling8_210x145,3mm 19.11.11 weisen 19:32 Seite 1 abwechselnd einstimmige und polyphone Maessins (um 1505–1563). Ferdinands

Hof blieb, wie viele andere Höfe der Zeit, eine Stätte der niederländischen Polyphonie. Der letzte Flame am Wiener Hof war Lambert de Sayve (1549–1614) aus Lüttich. Nach einigen Jahren als Kapellmeister im Benediktinerstift Melk und bei Erzherzog Matthias in Prag, wurde er von Matthias 1612, im Jahr seiner Kaiserkrönung, als Leiter der Hofkapelle nach Wien berufen. Doch der musikalische Einfluss der Flamen bei Hofe wurde zunehmend schwächer, während jener der Italiener im 17. Jahrhundert beständig zunahm und das aufblühende Wiener Musikleben der Barockzeit prägte.

Vienna Calling. sdom.at n a h p e st io d a .r e v li

For hundreds of years Vienna has been serving the world with the finest masterpieces of classical music. Today the web enables you to savour this heritage – wherever you are and whenever you like. We offer you a free premium programme of classical music from all periods – straight from the heart of where music lives. Vienna’s classical music station. At your service. Worldwide.

radiostephansdom.at

38-39 NL10 Musik 39

02.02.12 10:31


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Tapisserien

Tapisserien, kostbare Stoffe und Stickereien

Julia Strobl

kunstvolle Tapisserien galten nicht nur am Hof der Burgundischen Herzöge des Mittelalters als ideales Medium aristokratischer Repräsentation.

D

ie Wandbehänge aus Wolle und Seide mit eingewirkten Goldund Silberfäden, wurden auf allen Reisen mitgeführt und verwandelten auch schlichte Räumlichkeiten in eine behagliche und luxuriöse Umgebung. Die Tapisserien verkörperten die Magnifizenz, die Großartigkeit, an Europas Fürstenhöfen und wurden bis ins 18. Jahrhundert von Generation zu Generation weitervererbt. Auch für feierliche Anlässe, bei Hochzeiten, Fürstentreffen und Krönungen schmückte man das Kirchenschiff, die Straßen entlang der Prozessionswege und die Säle, in denen das Festmahl stattfand. Der burgundische Hof und die Städte beauftragten für die fürstliche Repräsentation der Herzöge großartige Serien zu profanen und religiösen Themen, die von namhaften Künstlern entworfen und von Teppichwebereien in Brüssel, Arras und Tournai in zeitintensiver Arbeit nach original großen Vorlagen umgesetzt wurden. Die Tapisserien für die Stiftung des Ordens des Goldenen Vlieses 1430 hatten beispielsweise die Reise der Argonauten zum Thema, jene mythologische Erzählung, in der es dem griechischen Helden Jason gelingt, das Goldene Vlies zu gewinnen. Eine Serie von zwölf Teppichen über den Trojanischen Krieg, die die Stadt Brügge in den Jahren 1472–1476 herstellen ließ, hatte einen stolzen Preis: Er ent-

sprach etwa dem Jahreseinkommen von 120 gelernten Handwerkern. Besonders spektakulär und teuer war der Ankauf von Tapisserien durch Herzog Philipp den Guten (1396–1467), die auf über 100 Metern Länge die Geschichte Gideons erzählten. Der Heilige war der Patron des Ordens vom Goldenen Vlies, und die Bildteppiche schmückten die Kapitelversammlungen der Ordensritter. Die Tapisserien des Ordens wurden aber beispielweise auch für die Ausstattung von Hochzeiten, wie jene Karls des Kühnen mit Margarete von York 1468, oder für das Fürstentreffen mit Kaiser Friedrich III. im Jahre 1473 verwendet. Nur wenige dieser gold- und silbergewirkten Kostbarkeiten überdauerten die folgenden Jahrhunderte. Die Gideonserie ging verloren, als man sie in Folge der Napoleonischen Kriege 1794 nach Wien transportierte. Der vermutlich um 1425–1440 für Philipp den Guten geschaffene Burgunderornat, der als Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies bei liturgischen Feiern diente, erreichte damals unbeschadet die kaiserliche Residenzstadt Wien und ist heute in der Schatzkammer in der Hofburg ausgestellt. Er wurde erstmals im Inventar von 1477, dem Todesjahr Karls des Kühnen (1433–1477), erwähnt und stellt eine chapelle entière dar, eine komplette Garnitur liturgischer Gewänder, die beim feierli-

Christus-Mantel des Meßornats des Ordens vom Goldenen Vlies (Pluviale) um 1425/1440, starker Leinengrund; an den Gewändern das Rahmenwerk aus rotem Samt und Goldborten; Gold-, Perlen, Samt- und Seidenstickerei (Nadelmalerei, Lasurtechnik)

40 40-41 NL11 Tapisserien 40

Schatzkammer © KHM, Wien

Kostbare Stoffe, Stickereien und

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:17


Tapisserien

chen Hochamt der katholischen Kirche, der missa solemnis, verwendet wurden. Der Burgunderornat besteht aus acht vollständig mit einzigartigen Stickereien aus dem 15. Jahrhundert bedeckten Teilen und Messgewändern: Zwei Antependien (Vorhänge) zum Schmuck der Altarmensa, eine Kasel für den zelebrierenden Priester, eine Dalmatika für den Diakon, eine Tunicella für den Subdiakon und drei Pluviale (Chormäntel). Die Sticker, die für die Burgunderherzöge arbeiteten, waren übrigens ausschließlich Männer, wie man den noch erhaltenen Aufzeichnungen entnehmen kann! Bei der qualitätsvollen Ausarbeitung wurden nicht nur Gold- und Seidenfäden in Lasurstickerei eingearbeitet, sondern auch Perlen und bunte Glassteine verwendet, was dem Ornat einen besonderen Glanz verlieh. Mit Nadelmalerei erzielten die Sticker Effekte, die mit der zeitgenössischen niederländischen Tafelmalerei vergleichbar waren. Im 16. Jahrhundert, als die Habsburger über Burgund und die flämische Textilproduktion herrschten, dienten kostbare Tapisserien der Selbstdarstellung des Hauses Österreich. Bekannt ist eine Serie von Wandteppichen, die abenteuerliche Jagden des Kaisers Maximilian I. darstellen. Neu war, dass nun historische Persönlichkeiten und Ereignisse – wie der Feldzug Kaiser Karls V. gegen Tunis im Jahr 1535 – an Stelle von Themen aus den Evangelien und der Mythologie traten. Im Kunsthistorischen Museum in Wien werden die zwölf Kartons für die Serie von Bildteppichen aufbewahrt, die der Hofmaler Jan Cornelisz Vermeyen (1490/1500 Beverwijk bei Haarlem – 1559 Brüssel) im Auftrag der Statthalterin der Niederlande, Maria von Ungarn, anfertigte. Zuvor hatte er ihren Bruder Karl V. nach Nordafrika begleitet und, gleichsam als „Kriegsreporter“, alle wichtigen Ereignisse des Feldzugs in Skizzen festgehalten. Die zwölf Kartons Vermeyens waren Webvorlagen für Willem de Pannemaker, der von 1548–1554 in seiner Brüsseler Werkstatt den Feldzug in Wolle und Seide mit Gold- und Silberfäden verewigte. Ein weiterer bedeutender Zyklus, der als Vorlage für eine Tapisseriefolge gedient hatte, befindet sich in Wien im Garten-

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Kriegszug Kaiser Karls V. gegen Tunis (1535): Belagerung von La Goletta 1546/1550, Künstler: Jan Cornelisz Vermeyen

palais Liechtenstein in der Rossau: Der Decius Mus Zyklus des großen flämischen Meisters des Barock Peter Paul Rubens (Siegen 1577–1640 Antwerpen). Im Unterschied zu den mit Kohle und Wasserfarben gezeichneten Kartons Vermeyens im Kunsthistorischen Museum sind die Rubens-Entwürfe große Leinwandbilder. Sie zeigen den Tod und Sieg des römischen Feldherrn Decius Mus. Vermutlich existierten neben diesen virtuos gemalten Ölbildern auch einfache Arbeits-Kartons, die unter den Webstuhl gelegt wurden. Auf ihre wichtige Rolle als Entwürfe für die Tapisserie-Produktion weist aber die Linksseitigkeit der Gemälde hin. Die Vorbilder für Bildteppiche wurden immer seitenverkehrt wiedergegeben. So sind beispielsweise fast alle Beteiligte „Linkshänder“ und auch das „SPQR“ auf einer römischen Standarte war ursprünglich in Spiegelschrift zu lesen und wurde erst nachträglich übermalt. Bei der Produktion der Tapisserien mussten die Schussfäden beim Zusammentreffen zweier Farbflächen verknotet und vernäht werden. Aus der Oberfläche ragten daher zahlreiche Fadenenden und Knoten. Die Schauseite war die dem Weber abgewandte, spiegelverkehrte Seite des Bildteppichs.

www.guides-in-vienna.at 40-41 NL11 Tapisserien 41

Der Decius-Mus-Zyklus konnte im Jahr 1693 durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein erworben werden. Die in mehreren Editionen in der Manufaktur des Jan II. Raes in Brüssel nach Rubens Entwürfen gefertigten Tapisserien gelangten nur in Teilen in die fürstlichen Sammlungen. 1870 kaufte Fürst Johann II. fünf Tapisserien in Venedig an, 2001 wurde ein weiterer Bildteppich der Serie in einer Webung von Jakob II. Geubels erworben.

Literatur: Katja Schmitz-von Ledebur, Textilien im Kontext höfischer Repräsentation der burgundischen Herzöge, in: Schätze burgundischer Hofkunst in Wien (Wien 2009), S. 81–111 Kaiser Karl V. (1500–1558). Macht und Ohnmacht Europas (Wien 2000) Michael North, Die Geschichte der Niederlande (München 1997) Rubens in Wien. Die Meisterwerke (Wien 2004)

41 02.02.12 11:17


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Albertina

Die Albertina – Palais der Statthalter

Patrizia Kindl

Unübersehbar, zwischen Augustinerkirche und Staatsoper, thront das Gebäude auf den Resten der ehemaligen Stadtbefestigung. Die Albertina. Wenn wir diesen Bau erwähnen, so meinen wir häufig nicht das Gebäude selbst, sondern eher das, was es beherbergt. Die größte grafische Sammlung der Welt.

E

s ist im Allgemeinen wenig bekannt, dass die Albertina ein beredtes Zeugnis der österreichischen Niederlande ist. Die südlichen Niederlande waren ursprünglich unter spanischer Herrschaft und gelangten nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1714 an die Habsburger. Dadurch wurden sie zu den »Österreichischen Niederlanden.« Es handelt sich dabei in etwa um das Gebiet des heutigen Belgien und Luxemburg. Als Regenten fungierten Statthalter bzw. Generalgouverneure. Der Bauherr der Albertina, Graf Don Emanuel da Silva Tarouca war im Zuge der osmanischen Kriege von Portugal nach Wien gekommen. Auf Wunsch Kaiser Karls VI. wurde er erziehender Berater der jungen Maria Theresia. Seine Karriere bei Hof fand ihren Höhepunkt 1740 mit seiner Ernennung zum Präsidenten des Niederländischen Rates durch Maria Theresia. Sie war es auch, die ihn schließlich zum Generalhofbaudirektor ernannte und

auf der Errichtung eines repräsentativen Verwaltungs- und Wohnpalais bestand. Als Architekten wählte Tarouca Mauro Valmaggini, der als Spezialist für den Umbau älterer Gebäude galt. Und so entstand das Palais Tarouca aus der Substanz eines früheren Bauwerkes, des kaiserlichen Bauhofes. Die gemeinsame Geschichte des Grafen und seines Palais endete 1757 mit dem Entlassungsgesuch Taroucas und der damit verbundenen Übernahme des Gebäudes durch den Statthalter der Österreichischen Niederlande, Karl Alexander von Lothringen. Er war der Schwager Maria Theresias. Damit mutierte das Palais vom »tarokkischen« zum »lothringischen Palais«. Karl Alexander bewohnte es 20 Jahre lang, ließ es aber unverändert. Sein Nachfolger war Herzog Albert von Sachsen-Teschen, der Gemahl von Maria Theresias Lieblingstochter Marie Christine. Das Paar hatte im Jahre 1766 geheiratet, wobei Albert als Hochzeitsgeschenk

Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669 verbrachte sein Leben in seinem Geburtsort Leyden und später in Amsterdam und wurde einer der gefeiertsten Maler seiner Zeit: Es war das Goldene Zeitalter, in dem die Niederlande eine enorme wirtschaftliche und künstlerische Blüte erreichten. Bemerkenswert ist, dass Rembrandt trotz seines Erfolges in seinen letzten Lebensjahren verarmte. Verluste bei Handelsgeschäften, finanzielle Schwierigkeiten und unbesonnenes Geschäftsgebaren führten 1656 zu seinem Antrag auf gerichtliche Feststellung der Zahlungsunfähigkeit. Rembrandt war ein unglaublich vielseitiger Künstler, der eine Werkstatt betrieb, in der er selbst junge Künstler ausbildete. In seiner eigenen Kunst beherrschte er eine breite Palette an Gestaltungstechniken. Rembrandts technisches Experimentieren mit Ätzung und Kaltnadel ließen ihn eine Vielfalt und einen ungeheueren Reichtum des Ausdrucks gewinnen. Dieser Ausdruck wurde künstlerisch kaum je wieder erreicht. Seine vielfältigen Themen umfassen Porträts, Landschaften, historische und mythologische Begebenheiten, die oft in starken Hell-Dunkel-Kontrasten gestaltet sind. Die Rembrandtschen Selbstbildnisse sind nicht zuletzt deshalb so faszinierend, weil er sich in stets anderen Rollen präsentierte, wie z. B. als Apostel Paulus. In seinen gemalten und radierten Selbstporträts machte er sich selbst (so oft wie kein zweiter Künstler) zum Gegenstand seiner Beobachtungen. Erhalten sind fast 50 gemalte, rund 30 radierte und zehn gezeichnete Selbstbildnisse. Sein Gesamtwerk wird auf 350 Gemälde, 300 Radierungen und 1000 Zeichnungen geschätzt. Die Albertina besitzt einige bedeutende Rembrandt-Werke.

42 42-43 NL12 Albertina 42

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:16


Albertina

das Herzogtum Teschen erhalten hatte. Von Beginn an verband das Ehepaar das gemeinsame Interesse, eine Graphiksammlung für wissenschaftliche Forschung anzulegen. Sie sollte aber nicht dem privaten Nutzen, sondern in erster Linie der Erbauung und dem Erkenntnisgewinn der Menschheit dienen. Am 04. Juli 1776 überreichte der österreichische Gesandte in Venedig, Conte Durazzo, Prinz Albert und Erzherzogin Marie Christine die ersten 1000 Blätter. Der Name »Sammlung Albertina« wurde allerdings zum ersten Mal 1870 vom damaligen »Galerie-Inspektor« von Moriz von Thausig verwendet. 1780 wurden Albert und Marie Christine zu Statthaltern der Österreichischen Niederlande ernannt. Die Niederlande gehörten schon längst zu den europäischen Zentren für Bildende Künste. Als Mäzene, Auftraggeber und Sammler fungierten dort die Habsburger. Albert und Marie Christine ließen sich im Norden Brüssels Schloss Laeken errichten, wo sie die Sammlung unermüdlich anreicherten. 1792 musste das Ehepaar vor den französischen Revolutionstruppen fliehen. Sie konnten aber in Windeseile ihre gesamte Habe und insbesondere ihre Kunstwerke auf drei Schiffe verladen und über die Nordsee und die Elbe bis Dresden transportieren. Leider sank eines der Schiffe. Ein Verlust, den Prinz Albert bis an sein Lebensende nicht verwinden konnte. Albert und Marie Christine erhielten im Zuge der Übersiedlung nach Wien von ihrem Neffen, Kaiser Franz II., das Lothringische Palais zum Geschenk. Im Zuge dieser Schenkung wurde es aus dem hofärarischen Besitz genommen und zum Privatbesitz erklärt. Damit bekam es auch einen neuen Namen: »Palais Erzherzog Albert«. Albert und Marie Christine war es gelungen, außer der Kunstsammlung, einen Großteil ihrer anderen beweglichen Besitztümer von Brüssel nach Wien zu schaffen. Diese umfassten Louis-SeizeMöbel von unermesslichem Wert, die aus Frankreich, dem Zentrum repräsentativer Lebensführung stammten und heute noch teilweise die Prunkräume der Albertina schmücken. Überdies erwähnenswert sind auch die mit Porzellantäfelchen be-

© Albertina, Wien

Rembrandt Harmensz. van Rijn Eine junge Frau wird frisiert, Mitte der 1630er-Jahre

setzten Holzpaneele des Wedgewoodkabinetts. Der große Umbau des Palais begann 1800 – zwei Jahre, nachdem Marie Christine unerwartet verstorben war. Der Architekt war der Niederländer Louis de Montoyer, der schon Schloss Laeken errichtet hatte und Albert nach Wien gefolgt war. Er sollte später noch andere wichtige Aufträge übernehmen, etwa die Gestaltung des Zeremoniensaals der Hofburg oder den Bau des Palais Rasumovsky im heutigen dritten Wiener Gemeindebezirk. Im Zuge dieses Umbaues wurden im oberen Bereich des Augustinerklosters Räume für die kostbare Sammlung geschaffen, die bei Alberts Tod im Jahre 1822 5.000 Zeichnungen und 80.000 Druckgrafiken umfasste. 1816 erklärte Albert das Palais inklusive der Grafiksammlung zum Fideikommiss, wodurch es unteilbar, untrennbar und unveräußerbar wurde. Alberts Nachfolger als Hausherr des Palais war sein Adoptivsohn Erzherzog Carl, der dritte Sohn Kaiser Leopolds II. Durch die Adoption wurde er zum zum designierten Statthalter der Niederlande. Er ging 1809 als Sieger der Schlacht von Aspern gegen Napoleon in die Geschichte ein. Carl beschloss einen neuerlichen Umbau des Palais, wobei es in drei Bereiche unterteilt wurde – eine Damenseite, eine

www.guides-in-vienna.at 42-43 NL12 Albertina 43

Herrenseite und die Kinderappartements an der Burggartenseite. Den Mittelpunkt des Gebäudes bildete ein neuer, kleinerer Festsaal. Es entstand ein klassizistisches Gesamtkunstwerk, beeinflusst vom französischen Empire-Stil, geschaffen vom Dreigestirn Joseph Kornhäusel – Josef Danhauser – Joseph Klieber. Mit Erzherzog Carl endet allerdings die Geschichte des AlbertinaPalais als Residenz der niederländischen Statthalter. Die Österreichischen Niederlande wurden 1794 im Zuge der Revolutionskriege zunächst von Frankreich annektiert, am Wiener Kongress den Niederlanden zugesprochen, bevor im Jahre 1830 dann schließlich die Unabhängigkeit des Landes erfolgte. Die Albertina-Sammlung gilt heute als eine der spektakulärsten Grafik- und Drucksammlungen der Welt und umfasst mehr als eine Million Blätter aus sechs Jahrhunderten. Einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Bedeutung der Bestände leistet die Sammlung niederländischer Werke, die mit der Gotik und Hieronymus Bosch ihren Anfang nimmt, mit der Renaissance und Pieter Bruegel d. Ä. fortsetzt und ihren Höhepunkt im Goldenen Zeitalter der Niederlande mit Meisterwerken von Rubens und Rembrandt findet.

43 02.02.12 11:16


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Schatzkammer

Das Erbe Burgunds in der Schatzkammer

Elsi Graf und Julia Strobl

Als Karl der Kühne, der vierte Herzog von Burgund, am 14. August 1477 in der Schlacht von Nancy fiel, starb einer der reichsten Fürsten der Christenheit. Sein Erbe ging jedoch nicht vollständig verloren.

44 44-45 NL13 Schatzkammer 44

E

in Teil der Schätze der burgundischen Hofkunst, die mit Edelsteinen und Perlen besetzten Kleinodien, wertvolle Juwelen, unzählige goldene und silberne Gefäße, Kannen und Schalen, mystische Hörner von Einhorn, kunstvolle Tapisserien und Messornate umfasste, ist heute in der Schatzkammer in Wien zu finden. Eine Brosche, die um 1430 als raffinierte Neuerung der burgundischen Hofkunst in Goldemailplastik Email en ronde bosse entstand, taucht erstmals im Inventar Kaiser Ferdinands I. auf. Er ist der Enkel Marias von Burgund, jener einzigen Tochter des Burgunderherzog Karls des Kühnen, die Maximilian I. heiratete und so den reichen Burgunderschatz in den Besitz der Habsburger einbrachte. Auch einer Hochzeit, jener des französischen Königs Karl IX. mit der Erzherzogin Elisabeth von Österreich, verdanken wir den Burgundischen Hofbecher aus Bergkristall in der Sammlung. 1570 kam er zusammen mit der Saliera des Benvenuto Cellini und anderen wertvollen Geschenken an den Onkel der Braut, Erzherzog Ferdinand von Tirol, der bei der Eheschließung per procurationem als Stellvertreter des Königs fungierte. Die Deckelbekrönung weist auf den Begründer der Dynastie, den ersten Herzog von Burgund Philipp den Guten, hin: Man erkennt Feuereisen und funkensprühenden Feuerstein: Eine Illustration seines Leitspruchs: »Ante ferit quam flamme micet – Zuvor der Schlag, dann glänzt die Flamme.« Es sind jene Symbole, die auf den von ihm 1430 gegründeten Orden vom Goldenen Vlies übergingen. Der Ordensschatz der Vliesritter wurde viele Jahrhunderte lang im Palast des Statthalters in Brüssel aufbewahrt. Erst Ende des 18. Jahrhunderts mit dem drohenden Heranrücken der französischen Revolutionsarmee wurde er nach Wien überstellt. An die Frühzeit des Ordens erinnert eine Collane, die Wappenkette entstand Ende des 15. Jahrhunderts. Doch

auch der kostbare Messornat des Ordens, der seit 1477 nachweisbar ist, erzählt noch heute vom reichen kulturellen Erbe Burgunds. Er wurde in aufwändiger Technik mittels Nadelmalerei und Lasurstickerei gefertigt. Nicht nur die technische, auch die künstlerische Umsetzung erfolgte auf höchstem Niveau und hat ihren Ursprung in der altniederländischen Tafelmalerei um 1430. Es wird vermutet, dass der Meister von Flémalle die Entwürfe lieferte. Die burgundischen Hofkunst spiegelt sich in den darauffolgenden Jahrhunderten in der aufblühenden Kunstlandschaft der Niederlande, die bis Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Haus Habsburg verbunden waren. Auf die enge Verbindung der Habsburger mit den niederländischen Provinzen verweisen die bunten Wappenröcke der Herolde des Herzogtums Burgund. Der kunstsinnige Kaiser Rudolf II. (1552–1612) holte hervorragende niederländische Künstler an seinen Prager Hof. Die Bronzebüste des Kaisers in der Schatzkammer schuf der in Den Haag geborene Bildhauer Adriaen de Vries, und auch der Goldschmied Jan Vermeyen wurde aus Brüssel an die Prager Hofwerkstatt berufen: Neben der Rudolfinischen Hauskrone, die dem Künstler zugeschrieben wird, besitzt die Schatzkammer mit dem goldenen, mit Email und Rubinen geschmückten Taufkännchen ein weiteres Meisterwerk, das auf diese historische und kulturell so enge Verknüpfung hinweist: Unter dem Scheitel des Henkels erkennt man das habsburgische Wappen, ein gespaltener Schild mit Österreich und Burgund.

Jan Vermeyen – Meister der Kaiserkrone Die ab 1804 als Krone des Kaiserreichs Österreich bestimmte Hauskrone, war ursprünglich eine Privatkrone, die der flämische Juwelier Jan Vermeyen 1602 in Prag für Kaiser Rudolf II. (1552–1612) angefertigt hatte. Der um 1559 in Brüssel ge-

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:36


Schatzkammer

borene Künstler war der Sohn des gleichnamigen Malers Jan Cornelisz Vermeyen und galt als bedeutendster Goldschmied seiner Zeit. RVDOLPHVS . II . ROM(ANORVM) . IMP(ERATOR) . AVG(VUSTVS) . HVN(GARIAE) . ET . BOH(EMIAE) . REX . CONSTRVXIT . MDCII. (Rudolf II., Römischer Kaiser, König von Ungarn und Böhmen, ließ sie errichten, 1602) Diese Inschrift befindet sich auf der Unterseite des Hochbügels der Krone. Sie verweist auf den Auftraggeber Kaiser Rudolf II. sowie auf das Jahr der Entstehung, 1602. Sie war die Privatkrone Rudolfs II., das persönliche Herrschaftszeichen für alle monarchischen Würden, die er in seiner Person vereinte. Seit 1424 waren die Reichsinsignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches – insbesondere die Reichskrone – der Obhut der Stadt Nürnberg übergeben worden und wurden nur anlässlich einer Krönung herausgegeben. Die Herrscher benötigten daher eine eigene Krone, die dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend gestaltet wurde. Fast alle wurden nach dem Tod ihres Besitzers gebrochen und umgearbeitet. Die Privatkrone Rudolfs II. blieb aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit und Kunstfertigkeit erhalten. Rudolfs Bruder und Nachfolger Kaiser Matthias ließ nach 1612 von Andreas Osenbruck dazu passend Reichsapfel und Zepter anfertigen. Als sich unter dem Druck Napoleons die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches abzeichnete, proklamierte Kaiser Franz II. am 11. August 1804 das neugeschaffene Kaiserreich Österreich, das er fortan als Kaiser Franz I. regierte. Die Privatkrone Rudolfs II. wurde nun fast zwei Jahrhunderte nach ihrer Entstehung zur offiziellen Kaiserkrone erhoben und als solche blieb sie bis zum Ende des Kaiserreichs Österreich nach dem Ersten Weltkrieg in Verwendung. Jan Vermeyen fertigte die Krone Rudolfs II., die kein gewöhnliches Schmuckstück ist, sondern eine Insignie mit hohem Sinngehalt darstellt, in Form einer Mitrenkrone. Sie besteht aus drei Hauptteilen: Kronreif, Mitra und Bügelaufsatz. Der Kronreif mit Lilienaufsätzen symbolisiert die Königswürde. Die acht großen

Schatzkammer © KHM, Wien

Die Krone Kaiser Rudolfs II., später Krone des Kaisertums Österreichs, 1602 datiert, Gold, Email, Diamanten, Rubine, Spinelle, Saphir, Perlen, Samt, Künstler: Jan Vermeyen

Diamanten ergeben einen Christusbezug, denn das altgriechische Wort »Adamas«, von dem sich der Begriff Diamant ableitet, bedeutet der Unbezwingliche. Die Zahl Acht steht als verdoppelte Vier für das Vollkommene. In den Lilien, die in vertikaler Entsprechung über den Diamanten stehen, dominieren die Rubine, die sich auf die Weisheit des Herrschers beziehen, während Perlen die Konturen säumen. Der zweite Teil der Krone ist die Mitra, welche das hohepriesterliche Gottesgnadentum des Kaisers und dessen Herrschaftsanspruch als Stellvertreter Christi auf Erden symbolisiert. Anders als bischöfliche Mitren zeigen die beiden goldenen, von Emailbändern umrandeten, sphärischen Dreiecke zur Seite. Die Flächen bieten Raum für vier Reliefdarstellungen, die die vier Hauptwürden Rudolfs II. in der Reihenfolge seiner Titulatur zeigen: Als Imperator, also als Feldherr und Türkensieger, den ein Siegesgenius mit dem Lorbeer bekrönt, als Augustus bei der Kaiserkrönung in Regensburg, als König von Ungarn beim Ritt auf den Krönungshügel in Preßburg und als König von Böhmen beim Krönungszug in Prag. Eine Darstellung des Herrschers auf seiner Privatkrone ist außergewöhnlich und einzigartig.

www.guides-in-vienna.at 44-45 NL13 Schatzkammer 45

Der dritte Teil der Krone ist der Hochbügel, der von der Stirn zum Nacken reicht. Er erinnert einerseits an die antike Helmzier römischer Imperatoren und andererseits an die ottonische Reichskrone. Hier vereinigen sich Diamanten, Rubine und Perlen in rhythmischem Wechsel zu höchster Verdichtung der Form. Solitär und ganz ungewöhnlich ist der große dunkelblaue Saphir aus Kaschmir über dem Kreuz auf der Spitze des Bügels, ein Symbol des Himmlischen Jerusalem. Die künstlerische Meisterleistung liegt in der vollständigen Harmonisierung der drei Teile der Mitrenkrone, Reif, Mitra und Bügel, die er dennoch jeweils mit spezifischen Mitteln charakterisiert. Jan Vermeyen gelang ein Werk von größter Ausgewogenheit und Klarheit, unter seinen Händen entstand – wie viele meinen – die schönste Krone der Welt.

Literatur: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band XXXIV, S. 278 (Leipzig, 1907 – 1950).

45 02.02.12 10:36


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Kunsthistorisches Museum

Die Niederländer im Kunsthistorischen

Elsi Graf und Julia Strobl

kaiserlichen Gemäldegalerie entstand zu großen Teilen nach dem Geschmack der großen Sammlerpersönlichkeiten des Hauses Habsburg. Der Charakter der Sammlung ist daher ein sehr privater und eng verbunden mit den ehemaligen Herrschaftsgebieten der Familie.

S

o besitzt das Museum heute einen großen Bestand von Werken aus dem Römisch-Deutschen Reichsgebiet, den Niederlanden, Oberitalien und den ehemaligen spanischen Kunstzentren des Barock, Madrid und Neapel. Werke aus den südlichen katholischen Niederlanden sind folglich auch zahlreicher vertreten, als jene aus dem nördlichen protestantischen Holland, auch wenn spätere Generationen um Ergänzungen und Ausweitung der Sammlung bemüht waren. Unter den Gemälden, die Kaiser Rudolf II. (1552–1612) in Prag aufbewahrte und die trotz schwedischer Plünderungen später nach Wien gelangten, ist vor allem die beeindruckende Bruegel-Sammlung hervorzuheben. Neben Pieter Bruegel dem Älteren, dem »Bauernbruegel«, sind auch seine Söhne Pieter der Jüngere, der »Blumenbruegel« und Jan der Ältere, der »Höllenbruegel« vertreten. Die altniederländischen Meister des 15. Jahrhunderts wie Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden wurden besonders von Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–1662) geschätzt. Er gilt als eigentlicher »Gründer« der kaiserlichen Gemäldegalerie. Die umfangreichen Ankäufe während seiner Statthalterschaft in den Niederlanden um die

Mitte des 17. Jahrhunderts wurden 1656 nach Wien transportiert und in der Stallburg ausgestellt. Heute besitzt das Kunsthistorische Museum eine beeindruckende Sammlung, darunter die barocken flämischen Meister Peter Paul Rubens, Antonis van Dyck und Jacob Jordaens. Aber auch die nördlichen, protestantischen Holländer sind vertreten: Werke Rembrandts, Jan van Goyens und Frans Hals sowie das berühmte Atelierbild des Johannes Vermeer van Delft. Seine »Malkunst« kam erst 1946 ins Kunsthistorische Museum und verkörpert wie kein anderes Werk der Sammlung die Bedeutung der niederländischen Malerei und ihren Einfluss auf die europäische Kunst.

Pieter Bruegel d. Ä. Flämische Landschaften und niederländische Bauern in Wien »Maler von treulichstem Eifer und anmutigster Kunst – von den fähigsten Künstlern bewundert und von den Nachahmern vergeblich imitiert.« Inschrift am Grab Pieter Bruegels. So sehr das Werk Pieter Bruegels kurz nach seinem Tod gepriesen wird, so wenig

Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Galerie in Brüssel um 1651, Künstler: David Teniers d. J.

46 46-47 NL14 Bruegel 46

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Die Sammlung der ehemals

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:16


Kunsthistorisches Museum

ist über diesen Stammvater einer der bedeutendsten flämischen Malerdynastien bekannt. Zu den am häufigsten zitierten Quellen, die zur Rekonstruktion von Geburtsjahr und Geburtsort, von Erziehung, Heirat und Ausbildung, von Tod und Vermächtnis herangezogen werden zählt das 1604 in Amsterdam veröffentlichte Schilderboeck von Karel van Mander. Das erste gesicherte Datum aus der Biographie Pieters stammt aus dem Register der St. Lukas-Gilde in Antwerpen, jener Malerzunft, in die Bruegel im Jahre 1551 als freier Meister eingetragen wurde. Da das Eintrittsalter für die Lukas-Gilde in der Regel zwischen 21 und 25 Jahren lag, könnte das Geburtsdatum von Pieter Bruegel in die Jahre zwischen 1526 und 1530 anzusetzen sein. Ebenso ist die genaue Lokalisierung seines Geburtsortes – die laut van Mander ein unbekanntes Brabanter Dorf war – nicht möglich. Bei dem zeitgenössischen Gelehrten Guicciardini findet sich schon 1567 der biographische Hinweis auf »Pietro Brueghel di Breda«, womit offensichtlich das holländische Breda gemeint war. Nach Bruegels Werken zu urteilen, die eine beachtliche Tiefe und eine gründliche und umfassende Bildung widerspiegeln, ist eine städtische Herkunft am ehesten wahrscheinlich. Als ersten Erzieher des jungen Bruegel nannte van Mander den Künstler und Herausgeber einer Vitruv-Übersetzung, Pieter Coecke van Aelst, dessen Tochter Maryken Bruegel 1563 heiratete. Coecke könnte – neben einer malerisch-technischen Ausbildung – für Bruegel jener erster Erzieher und Vermittler humanistischer Bildungsinhalte gewesen sein. Nach der Aufnahme in die St. Lukas-Gilde arbeitete er zunächst in der bedeutenden Kupferwerkstatt des Verlegers Hieronymus Cock in Antwerpen bevor er 1552 seine Italienreise antrat, die ihn über Frankreich nach Süditalien brachte. Der Aufenthalt in Rom brachte ihn in Kontakt mit dem berühmten italienischen Miniaturisten Giulio Clovio, dessen kleine Gestalten Bruegels Neigung zur Miniatur, zur präzis gemalten Fülle an Details gefördert haben könnten. Die in den späteren Gemälden Pieter Bruegels so grandios gezeichnete und malerisch überzeugend umgesetzte Wiedergabe von Meeresland-

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

Bauernhochzeit um 1568, Künstler: Pieter Bruegel d. Ä.

schaften mit ihren sich auftürmenden Wogen und tiefen Wellentälern, aber auch von Gebirgslandschaften, von weiten, sich verlierenden Horizonten, von Wäldern und schroffen Tälern, von Felswänden und fein gezackten Bergzügen ist das eindrucksvolle Ergebnis einer während der Italienreise intensiv erfahrenen Naturbegegnung, wie sie für das spätere Werk Bruegels prägend sein sollte. Die Rückkehr nach Antwerpen dürfte gegen Ende 1555 erfolgt sein, ist doch für die Jahre ab 1555 die Edition der zwölf Stiche der Großen Landschaftsfolge durch Hieronymus Cock in seinem Verlag nachweisbar. Findet sich in Bruegels frühen Werken noch die Bildsprache eines Hieronymus Bosch, wie etwa in Die Dulle Griet oder dem Engelssturz, so führte er in seinen späteren Werken die flämische Landschaftsmalerei des 16. Jahrhunderts auf ihren Höhepunkt, begründete das niederländische Bauerngenre und schuf zahlreiche Werke, die sich auf Sprichwörter, Volkskultur und humanistische Kultur beziehen – wie die Bauernhochzeit, der Kampf zwischen Fasching und Fasten oder die Kinderspiele. Hieronymus Cock hatte seinen Verlag »Zu den vier Winden« unweit der Neuen Börse positioniert, dort wo die reichsten Bankiers und Kaufleute Antwerpens vorbeigehen mussten. Hier verkehrten auch der bekannte Geograph Abraham Ortelius, der berühmte Kardinal Antoine Perrenot de Granvella und der Bankier Nicolas Jongelinck, große Kunstsammler und vor allem Sammler der Bilder Pieter Bruegels. Von Jongelinck ist aus dem Jahre 1566 eine Bürgschaft dokumentiert, die er für einen Freund in Form seiner Gemäldesammlung gegenüber der Stadt Antwerpen leistete. Neben einem Gemälde von Albrecht Dürer befanden sich in seinem Besitz insgesamt sechzehn Bilder von Pie-

www.guides-in-vienna.at 46-47 NL14 Bruegel 47

ter Bruegel, darunter die Kreuztragung Christi und der Turmbau zu Babel sowie die vollständige, aus sechs Gemälden bestehende Serie der Jahreszeitenbilder. Die letzten sechs Lebensjahre in Brüssel sind Bruegels fruchtbarste Zeit, sowohl in familiärer als auch in schöpferischer Hinsicht. 1564/65 wird sein ältester Sohn, Pieter d.J., im Jahre 1568 wird Jan (d.Ä.) geboren, Künstlerpersönlichkeiten, die die große Tradition ihres Vaters in den darauf folgenden Jahrzehnten fortführen und die flämische Malerei zu neuen Höhepunkten führen sollten. Pieter Bruegel starb im September 1569 in Brüssel. Seine Werke und die in ihnen versammelte Kraft zeichnerischer und malerischer Ausdrucksfähigkeit bleiben letztlich die bis heute nachwirkende Botschaft eines der großen Maler unserer Zeit.

Literatur: Wolfgang Prohaska, Geschichte der Gemäldegalerie, in: Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien (Verzeichnis der Gemälde), Wien 1991, S. 11–13 Enzo Orlandi (Hrsg.), Galerie Großer Meister: Bruegel (Verona 1977) Wilfried Seipel (Hrsg.), Pieter Bruegel d.Ä. im Kunsthistorischen Museum Wien (Wien 1997) Jürgen Müller, »Pieter der Drollige« oder der Mythos vom BauernBruegel, in: Ausstellungskatalog Flämische Malerei um 1600 – Tradition und Fortschritt, Kunsthistorisches Museum Wien (Wien 1997) Christian Vöhringer, Pieter Bruegel (Köln 1999)

47 02.02.12 11:16


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Akademie

»Vom Himmel durch die Welt zur Hölle«

Ursula Schwarz

Jeroen Anthoniszoon van Aken) geboren um 1450 in s’ Hertogenbosch – gestorben 1516 ebenda.

E

r lebte zur Zeit des großen Paradigmenwechsels zwischen Mittelalter und Neuzeit. Die alten Werte verloren allmählich ihre Gültigkeit, das neue Weltbild war noch nicht tragfähig entwickelt. Als sensibler Künstler ist Bosch Schilderer der Verunsicherung seiner Zeit, die mit unserer heutigen gar nicht so wenig gemeinsam hatte. Es war ein großer Sprung, der die Weltanschauung einiger hundert Jahre zerstörte, der die Einheit von Himmel, Welt und Hölle als Weltbild in Frage stellte und der der Zeitgeist des 15. Jahrhunderts keine Alternativen entgegensetzen konnte. Das Maß aller Dinge war aus dem Gleichgewicht gekommen. An der Nahtstelle dieser Zeit stand damals wie heute ein

neues Medium, das imstande war, neue Gedanken und Ideen zu verbreiten: der von Johannes Gutenberg erfundene Buchdruck mit beweglichen Lettern. Doch die Ideen mussten erst entwickelt werden, um dem Menschen ein neues Lebensgefühl zu vermitteln. Die Zeit war geprägt von Kämpfen zwischen »Gott ist das Maß aller Dinge« und »Der Mensch ist das Maß aller Dinge«, von den Verunsicherungen und Ängsten, von den existenziellen Bedrohungen der Gegenwart. Hieronymus Bosch bringt wie kein anderer diese Gegenwart zum Ausdruck. Die Ungeheuer und Gespenster in seinen Bildern sprechen eine deutliche Sprache unter welchem psychischen Druck die Menschen dieser Zeit – nicht zuletzt

Der Weltgerichtsaltar, Detail

48 48-51 NL15 Bosch Akademie 48

© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Hieronymus Bosch (eigentlich

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:14


Akademie

durch die religiösen Institutionen – gesetzt wurden. Durch Kriege, Epidemien, mangelnde Bildungsmöglichkeiten, soziale Veränderungen desensibilisiert, konnte die mediale Sprache nicht drastisch genug an die Menschen herangebracht werden. Die Sprache von Hieronymus Bosch war gewaltig, verstörend, bedrohlich. Und sie war nicht für die Betrachtung eines Sammlers im privaten Bereich bestimmt, sondern für die Öffentlichkeit. Für die Kirche in Hertogenbosch. Im Auftrag einer Gilde. Die Werktagseiten der Altarflügel zeigen zwei Heilige, die in einer unseligen Welt voll Gewalt, Lüge und Betrug ihren Weg gehen: der Heilige Jakob und der Heilige Bavo, Stadtpatron von Gent. Schon hier wird auf die Thematik der Innenseite vorbereitet, auf der dem Jüngsten Gericht wenig Platz eingeräumt wird. Hier regiert das Böse, das Dämonische, die Welt und sogar das Paradies sind nicht heil.

© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Der Weltgerichtsaltar, Hieronymus Bosch

Der linke Innenflügel weist auf die erste Sünde des Menschen und auf dessen Vertreibung aus dem Paradies hin. Gleichzeitig findet die Vertreibung der aufständischen Engel aus dem Himmel statt, die als Insektenwesen die Erde zu bevölkern beginnen. Der Mittelteil ist dem eigentlichen Thema gewidmet, nämlich weniger dem Jüngsten Gericht, als den Sünden der Menschheit, genauer gesagt, den sieben Todsünden. Der rechte Flügel zeigt dann die Bestra-

fung der Sünder – er unterscheidet sich inhaltlich kaum von den grauenhaften Szenen der Mitteltafel. Ganz leicht macht es uns Hieronymus Bosch nicht, die Szenen auf dem Altar zu identifizieren, denn manchmal sind mehrere Sünden in einer Szene dargestellt. Die rätselhaften Szenen beschäftigen bis heute die Phantasie des Betrachters. Die Sprache dieser Zeit ist uns heute nicht mehr zugänglich, wir können sie nur bruchstückweise entziffern. Manche

this lady is waiting for you!

www.guides-in-vienna.at 48-51 NL15 Bosch Akademie 49

49 02.02.12 11:14


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Szenen weisen auch auf niederländische Sprichwörter hin. Interessant ist auch, dass viele Sünden dadurch gekennzeichnet sind, dass die Spieße und Pfeile der peinigenden Dämonen durch jene Organe gehen, die mit der entsprechenden Sünde in Zusammenhang stehen. Zum Beispiel hat der maßlose Säufer einen Pfeil durch Kehle und Leber, beim »kopflosen Zorn« geht der Pfeil durch die Galle. Hieronymus Bosch muss sehr genaue

Akademie

Kenntnisse der menschlichen Anatomie besessen haben. In der mittelalterlichen Symbolsprache spielt es eine große Rolle, in welchen Zusammenhängen die Ikonographie dargestellt ist. Gleiche Symbole können positiv und negativ interpretiert werden. So ist beispielsweise das Rot eine Lebensfarbe, kann aber auch als Farbe der Aggression und der Gewalt aufscheinen, ebenso ist blau die spirituelle Farbe, kann aber eben-

so, wie auf dem Bosch-Altar, Passivität ausdrücken und Grün ist die Farbe der Vegetation, des Lebens, hier wird sie in Verbindung mit Salamandern und Drachen zum Gift. Ein Vergleich mit unserer heutigen Zeit mag seltsam erscheinen, aber unterscheiden sich diese grauenhaften Phantasiegebilde wirklich so wesentlich von den Ungeheuern der Spielzeug- und Filmindustrie, die wir heute uns und unseren Kindern zumuten? Vielleicht lohnt es sich, über die zeitgeistigen Wurzeln des Paradigmenwechsels von damals nachzudenken, um die Entwicklung unserer Zeit beurteilen zu können.

Foto © G. Erlacher

Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste

In der großen Hansengalerie sind nach der im Jahr 2010 erfolgten Neugestaltung der Sammlungspräsentation alle Hauptgruppen der Sammlung untergebracht. Eine zentrale Stellung nehmen hier die Meisterwerke der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts ein. Der Aufstieg Hollands zur führenden Handelsnation ging mit einem gesellschaftlichen und kulturellen Wandel Hand in Hand, der besonders auf dem Gebiet der Malerei reiche Blüten trug. Erstmals in der Kunstgeschichte war der Kunstmarkt nicht nur auf reiche Mäzene in Kirche und Adel ausgerichtet, sondern eine breite Mittelschicht von Händlern, Handwerkern, Beamten, ja sogar wohlhabenden Bauern, war geradezu versessen darauf, Bilder zu erwerben. Diesen neuen Käuferschichten und ihrem Bedürfnis nach Repräsentation trug auch eine Spezialisierung der Bildthemen Rechnung. Einzel- und Gruppenbildnisse, Stillleben, Landschaften, Seestücke und Tierbilder schmückten in großer Zahl die Stuben der Bürgerhäuser. Dieser bürgerlich-holländischen Malerei des »Goldenen Zeitalters« galt Graf Lamberg-Sprinzensteins besondere Vorliebe. Er konzentrierte sich bewusst auf weni-

50 48-51 NL15 Bosch Akademie 50

ger bekannte Maler, konnte aber einige exzellente Kunstwerke erwerben, die das Bild der bürgerliche Lebenswelt nachhaltig vermitteln. Um nur einige Beispiele zu nennen, Stillleben von Samuel van Hoogstraten und Rachel Ruysch, Landschaften von Jacob van Ruisdael, ein Frauenportrait von Rembrandt. Gleich neben den holländischen Meistern finden sich Beispiele der flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts, der katholisch-dynastisch orientierten Malerei in den unter habsburgischer Herrschaft verbliebenen südlichen Niederlanden. Hier glänzt der brillante Meister Peter Paul Rubens, der mit zahlreichen Werken vertreten ist, unter anderem den Ölskizzen für die Ausstattung der Antwerpener Jesuitenkirche. Graf Lamberg-Sprinzenstein empfand vor allem den kleinformatigen Rubens als ideal für seine Sammlung, ganz im Gegensatz zu den großformatigen Kompositionen die das Kaiserhaus bevorzugte. Auch berühmte Tafelbilder der altniederländischen Schule sind in der Gemäldegalerie vertreten, wie die Marienkrönung von Dirck Bouts.

»An der Akademie besteht vornehmlich zu Lehr- und Forschungszwecken eine Gemäldegalerie, die die Bezeichnung »Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien« führt. (Akademieorganisationsgesetz 1988) Zwei Funktionen unter einem Dach: die der Lehre von Malerei, Plastik und Architektur einerseits, andererseits die Verwaltung und Veröffentlichung musealer Bestände. Wie sind diese so unterschiedlichen Interessensbereiche unter einen Hut zu bringen? Im Ringstraßenpalast Theophil Hansens haben beide Bereiche nebeneinander Platz. Die Akademie der Bildenden Künste geht aus der von Peter Strudel im Auftrag von Kaiser Leopold I. im Jahr 1692 gegründeten und 1705 als Hof-Akademie eröffneten Kunstakademie hervor. Führte Peter Strudel seine Malschule zunächst im Strudelhof, übersiedelte sie als »Hof-Akademie« ins Schönbrunnerhaus Tuchlauben 8. Ständiger Platz- und Finanzierungsmangel führten zu häufigen Übersiedlungen der jungen Akademie, bis sie schließlich im ehemaligen St. Annakloster in der Annagasse eine vorläufige Bleibe fand. Als sich auch dort wieder Platzmangel einstellte, wurde der Mariazellerhof in der Johannesgasse gemietet. Das schuf vorübergehend Raum für die wachsenden Bestände der Galerie. Grundlegend konnte jedoch das Platzproblem erst durch den Bau Theophil Hansens auf dem Schillerplatz gelöst werden, der für die Galerie einen großzügigen Teil eines Stockwerks vorsah. Nach Peter Strudel, der die Akademie noch halb privat führte, wurde Jacob van Schuppen der erste Rektor der Akademie,

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:15


Akademie

er verfasste auch nach Pariser Vorbild die Statuten. Illustre Namen der Rektoren kennzeichnen die Qualität der Galerie: Daniel Gran, Paul Troger, Martin van Meytens. Bedeutende Protektoren förderten die Entwicklung der Schule, wie zum Beispiel Fürst Clemens Metternich. Alle Gebäude der Ringstraße, die etwas mit Kunst und Kultur zu tun hatten, wurden im Renaissancestil gebaut und so wurde der Spezialist für »klassische Style« Theophil Hansen mit dem Bau beauftragt, in den die Akademie 1877 übersiedelte. Da inzwischen die Akademie für Angewandte Kunst und die Graphische Lehrund Versuchsanstalt gegründet worden war, verlor die Akademie der Bildenden Künste als Kunstakademie ihr Monopol. Zunächst bestand die Akademiegalerie nur aus den statutenmäßig vorgesehenen Aufnahme- und Preisstücken der Akademie. Sie waren nach keinem Konzept gesammelt worden. Eine große Aufwertung erfuhr die Galerie 1822 durch die Schenkung der Gemäldesammlung des Grafen Anton Franz de Paula Lamberg-Sprinzenstein, einem der profiliertesten Kunstsammler im damaligen Wien. Durch diese Sammlung von

740 Gemälden, darunter sämtliche Hauptwerke der Galerie von Hieronymus Bosch über Rubens bis Guardi wurde die Galerie eine museale Einrichtung von Rang, die qualitativ gleich nach den kaiserlichen Sammlungen rangierte. Freilich sah der Kaiser begehrlich auf das kostbare Erbe. Graf Lamberg-Sprinzenstein, seit 1807 Ehrenmitglied der Akademie, wollte aber seine Sammlung altniederländischer Meister nicht in den weitläufigen kaiserlichen Sammlungen untergehen lassen. Er wollte als Sammler seiner sorgfältig zusammengetragenen Schätze und Mäzen der Akademie in die Geschichte eingehen. Das bringt uns heute eine kleine, feine Kostbarkeit im Konzert der Wiener Museumslandschaft ein. Weitere Mäzene vermehrten qualitätsvoll die Bestände der Akademie. 1838 die »Ferdinandeische Schenkung« von Kaiser Ferdinand I. mit über 80 Gemälden von Palästen, Kirchen und Klöstern Venedigs, 1878 eine Schenkung vom Sohn Friedrich Heinrich Fügers mit 20 Elfenbeinminiaturen, Dedikationen von Fürst Johann II von Liechtenstein - insgesamt über 58 Gemälde, darunter Tafelbilder der italienischen Schule, des Cinquecento und Gemälde

des Wiener Biedermeier - sowie einige kleinere Schenkungen. Da die Akademie über keinerlei Ankaufsbudget verfügt, ist sie auf Mäzene angewiesen. Fast alle Erwerbungen zeitgenössischer Werke der letzten 20 Jahre wurden von der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste in Wien finanziert. Nicht zuletzt wäre auch noch die Glyptothek zu erwähnen mit Gipsabgüssen von vorwiegend antiken Standbildern und Reliefs, konzipiert als Schulsammlung. Heute präsentiert sich die Akademiegalerie in ihrer ständigen Schausammlung primär als eine Galerie europäischer Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, überschaubar in ihrer Größe, erstklassig in ihrer Qualität.

Literatur: Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien (Kremayr & Scheriau 1992) Renate Trnek, Die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste, Die Sammlung im Überblick (Böhlau Verlag 1997)

Der Prunksaal zählt zu den schönsten historischen Bibliothekssälen der Welt. Erbaut wurde dieses Juwel profaner Barockarchitektur im Auftrag Kaiser Karls VI. von 1723 bis 1726 nach Plänen des berühmten Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die Deckenfresken stammen von Hofmaler Daniel Gran. Gemeinsam mit den Marmorstandbildern und den Bücherschränken aus Nussholz bilden sie ein authentisches Bild der barocken Universalbibliothek des 18. Jahrhunderts.

Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr Donnerstag 10 – 21 Uhr Eintritt: € 7,– / € 4,50 (ermäßigt) Führungen jeden Donnerstag um 18 Uhr und nach Vereinbarung: Tel. (+43 1) 534 10-464, -261 oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at

Prunksaal Österreichische Nationalbibliothek Josefsplatz 1 1010 Wien www.onb.ac.at

www.guides-in-vienna.at 48-51 NL15 Bosch Akademie 51

51 02.02.12 11:15


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Liechtenstein

Sammlung Liechtenstein Der erste Fürst von Liechten­ stein, Karl I. (1569 – 1627), war gleichzeitig auch einer der be­ deutendsten. Am Hof Rudolfs II. in Prag wurde er zuerst zum Pa­ latin bestellt, nach der Schlacht am Weißen Berg avancierte er zum Vizekönig von Böhmen. Viele der von ihm gesammelten Werke niederländischer Künst­ ler befinden sich heute noch im Besitz der Familie.

52 52-55 NL16 Liechtenstein 52

A

ls Mitglied einer der ältesten und traditionsreichsten österreichischen Adelsfamilien stand Karl von Liechtenstein schon auf Grund seiner Herkunft der Weg zu den höchsten Ämtern am Hof offen. Nach den Erbfolgebestimmungen war er das Oberhaupt der Familie und trat im Alter von 27 Jahren die Regentschaft über das Haus Liechtenstein an. Durch verschiedene militärische Leistungen wurde Kaiser Rudolf II. auf ihn aufmerksam. Dem Ruf des Kaisers folgend, nahm Karl 1599 das Amt des Obersthofmeisters an das ihn zwang, ständig in Prag zu leben. Noch auf andere Weise konnte Karl den Kaiser auf sich aufmerksam machen. Rudolf II. war nämlich zu Ohren gekommen, dass Karl im Besitz vieler »selzamer kunststuck und gemälde« war. Rudolf war der bedeutendste und größte Kunstsammler seiner Zeit und das bloße Interesse Rudolfs an der Sammlung Karls lässt auf die Qualität dieser Kunstwerke schließen. Der Kaiser erbat sich von Karl einige Geschenke, und bedankte sich in einem Schreiben dafür. Seine organisatorischen Fähigkeiten verhalfen Fürst Karl und den Liechtensteinischen Besitzungen zu einem schon von den Zeitgenossen bewunderten Aufstieg. Das schuf die materielle Grundlage und die Voraussetzungen auch für kulturelle Bestrebungen, die Fürst Karl und seine Nachkommen auszeichneten. Der Fürst war nicht von Anfang an der leidenschaftliche Sammler, der seltenen und kostbaren Objekten nachjagte, um sich in einer enzyklopädischen Kunstkammer einen Spiegel des Universums zu schaffen. Er baute vielmehr langsam um sich einen ansehnlichen Bereich auf, der seine hohe Stellung, seinen geordneten Haushalt und wohl auch seine weitreichenden Beziehungen in gediegener Weise veranschaulichte. Zweifellos konnte Fürst Karl als Obersthofmeister, dem auch die Verwaltung der

Brigitte Lindinger

kaiserlichen Hofwerkstätten unterstand, keine größere Sammlung an rara, mirabilia und curiosa anlegen ohne das Misstrauen seines Herren zu erregen. Dem Kaiser hätte das Wissen um ein wirklich kostbares Stück in seiner nächsten Umgebung so lange keinen Frieden gelassen, bis es seiner Sammlung einverleibt gewesen wäre. Die bedeutendsten Kunstwerke der Bildhauerei, die Fürst Karl in Auftrag gegeben hat, sind zwei überlebensgroßen Statuen von Adriaen de Fries. Wer war nun dieser niederländische Künstler, über dessen Aufträge Kaiser Rudolf persönlich mit argwöhnischem Auge wachte? De Fries wurde vermutlich 1545 in den Haag geboren, als Sohn eines Apothekers, und begann mit 13 Jahren eine Lehre als Goldschmied. In Florenz, in der Werkstatt Giambolognas, wurde er zum Plastiker ausgebildet. Das ist der Spezialist der dem Meister hilft, die Entwürfe ins große Format umzusetzen und für den Guss auszurichten. Als ausgebildeter Künstler wechselte er 1586 nach Mailand, in die Werkstatt von Leone und Pompeo Leoni. Sein anschließender Aufenthalt als Hofbildhauer in Turin war nur von kurzer Dauer, denn bald reiste er nach Rom, wo er die bedeutendsten Kunstwerke der Antike, sowie Werke von Michelangelo und Raffael studierten konnte. Nach einem anschließenden auftragsreichen Aufenthalt in Augsburg erfolgte 1601 die Ernennung zum Kammerbildhauer von Kaiser Rudolf II. in Prag, wo er dann über den Tod des Kaisers hinaus bis zu seinem Lebensende blieb. Wie sich aus dem Kunstkammerinventar von Rudolf II schließen lässt, beauftragte der Kaiser de Fries mit Werken, die zur Aufstellung in der Kunstkammer bestimmt waren. Nur wenigen Würdenträgern des Hofes, darunter Fürst Karl von Liechtenstein, war es gestattet, selbst Aufträge an de Fries zu vergeben.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:14


Liechtenstein

So zählen die überlebensgroßen Bronzen »Christus im Elend« von 1607 und der »Heilige Sebastian« von 1615 zum ältesten Kern der Sammlung des Fürstenhauses. Geschaffen im Stil des Manierismus, der durch die Abkehr von den Idealen der Hochrenaissance charakterisiert ist, handelt es sich nun um bewegte, oft geschraubte Figuren mit stark überzeichneter Körperhaltung. »Christus im Elend« trägt auf seiner Rückseite eingegossen die stolze Widmungsinschrift Karls als Palatin am Prager Hof und das Entstehungsdatum von 1607. Dass sich Adriaen de Fries bei der Gestaltung seiner Christusfigur von Albrecht Dürers Holzschnitt des sitzenden »Schmerzensmannes« auf dem 1511 entstandenen Titelbild seiner »Großen Passion« anregen ließ, ist schon früh erkannt worden. Adriaen de Fries stellt Christus, im Gegensatz zu Dürer, nicht als geschundenen Menschen, sondern in idealisierter körperlicher Schönheit dar. Er verzichtet auf Dornenkrone und Marterwerkzeuge. Die Expressivität Dürers scheint gemildert durch Rückgriffe auf antike Skulpturen und auf Werke Michelangelos, die de Fries sicher in Rom studiert hat. Wahrscheinlich hatte der Fürst die Figur für eine neue Kirche in Feldsberg ausersehen gehabt. Wenig später hat Fürst Karl auch den monumentalen, an einen Baum gebundenen »Heiligen Sebastian« beauftragt. Auch hier ist der ursprüngliche Aufstellungsort nicht gesichert. Die mit einer erhobenen Hand an einen Baum gebundene Figur ist seit dem Mittelalter ein gängiges Motiv der Sebastiandarstellung. Die Figur bezieht ihre starke Wirkung wesentlich aus dem Gegensatz von körperlicher Kraft und distanzierter Ergebenheit des Ausdrucks. Beide Kunstwerke sind heute im Museum Liechtenstein in der Rossau aufgestellt. Adriaen de Fries hat den von seinem Lehrer Giambologna geprägten Florentiner Spätmanierismus bald hinter sich gelassen. Er findet zu seinem eigenen, persönlichen Stil, der nicht kopierbar war, was auch erklärt, warum er keine Schüler hatte.

© Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz – Wien

Clara Serena Rubens von ihrem Vater 1616 portätiert

Rubens-Sammlung

Die Fürstlichen Sammlungen besitzen über 30 Gemälde des großen Meisters des flämischen Barock, Peter Paul Rubens (1577 – 1640). In diesem großen Bestand liegt der Schwerpunkt auf dem Frühwerk des Malers. Der Italienaufenthalt von dem Rubens 1608 zurückkehrte bedeutete eine Zäsur in seinem künstlerischen Schaffen. In seinen monumentalen Kompositionen mit den plastischen Figuren spiegelt sich die Begegnung mit der Antike. In der kräftigen Farbigkeit findet die Auseinandersetzung mit der italienischen Malerei ihren Niederschlag. Nach dem Tod des Fürsten Karl I. betrieb sein Sohn Karl Eusebius (1611 – 1684) den planmäßigen Ausbau des von seinem Vater Begonnenen weiter. Er hielt sich von öffentlichen Ämtern fern und hatte so die

www.guides-in-vienna.at 52-55 NL16 Liechtenstein 53

Zeit, sich um das eigene Haus zu kümmern. Für die von ihm neuerbaute, 1671 geweihte Schlosskirche in Feldsberg, dem Hauptsitz der Familie Liechtenstein auf deren weitreichenden Besitzungen in Südmähren, erwarb Karl Eusebius die um 1637 gemalte »Himmelfahrt Mariens« von Peter Paul Rubens als Hochaltarbild. Hier wird Maria in der eher ungewöhnlichen Farbe Weiß für ihr Kleid wiedergegeben und nicht im kanonischen Blau. Rubens bediente sich hier dieser symbolischen Farbe, um die Wiedergeburt Mariens durch ihre Aufnahme in den Himmel zu veranschaulichen. Dies war das erste Rubensbild in den Fürstlichen Sammlungen und hängt heute im Gartenpalais der Familie. Unter Karl Eusebius begann die Beziehung des fürstlichen Hauses zu der Antwerpener Kunsthändlerdynastie Forchoudt, die

53 02.02.12 11:14


Die Niederlande

Kunst und Kultur

Liechtenstein

FÜHRUNGEN DER UNIVERSITÄT WIEN

Narrenturm

Regenbogen Führungen

Sammlungen

Universität Wien

www.univie.ac.at/fuehrungen

Universitäts sternwarte

Campus der Universität Wien Universitätsbibliothek

Kinderführungen

Botanischer Garten

am Wiener Judenplatz eine Dependance betrieb und viele Ankäufe, wie auch den monumentalen Decius Mus-Zyklus, vermittelte. Dem Fürsten Johann Adam Andreas (1662 – 1712) wurde aus einer Verlassenschaft die »Decius Mus -Serie« ursprünglich als Gemäldezyklus van Dycks zum Kauf angeboten. Die Bilder wurden im Majoratspalais in der Bankgasse präsentiert, in den Rahmen mit den Kartuschen des Bildhauers Giovanni Giuliani. Doch bald schon wurden sie im ersten Katalog der Fürstlichen Sammlung 1767 als Werke von Rubens genannt. Zur Zeit der Regentschaft des Fürsten Johann Adam Andreas kamen wahrscheinlich dreizehn weitere Bilder von Rubens hinzu, die auch heute noch Teil der Sammlung sind: Sechs Bozzetti und folgende Gemälde: »Die Auffindung des Erichthoniusknaben«, die beiden »Orgelflügel mit musizierenden Engeln«, »Mars und Rhea Sylvia«, »Die hl. Anna schmückt Maria mit Blumen«, »Venus vor dem Spiegel«, die »Kopfstudie des bärtigen Mannes«, das »Doppelporträt der Söhne des Künstlers, Albert und Nikolas«, sowie das Bildnis der »Clara Serena Rubens«. Das um 1616 entstandene

54 52-55 NL16 Liechtenstein 54

Porträt seiner fünfjährigen Tochter aus erster Ehe gehört zu den berührendsten Kinderporträts der Kunstgeschichte. Die kräftig geröteten Wangen und die Glanzlichter auf Stirn und Nase vermitteln den Eindruck prallen Lebens. Dieses Porträt war für den privaten Gebrauch und nicht für den Verkauf bestimmt. Alle Johann Adam nachfolgenden Fürsten konnten nur mehr kleinere Beiträge zu diesem Sammlungsbestand leisten. Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein (1696 – 1772) erwarb den »Heiligen Franziskus vor dem Gekreuzigten«. Fürst Alois I. von Liechtenstein (1759 – 1805) kaufte das meisterhafte Porträt des »Jan Vermoelen«. Da dieses Porträt große Ähnlichkeit mit den Porträts von van Dyck aufweist, wurde es irrtümlich als solches vorübergehend beurteilt. Van Dyck war der begabteste Mitarbeiter in der Werkstatt von Rubens, bis er Antwerpen verließ, um am englischen Hof Karriere zu machen. Die Kunstwerke wurden oftmals hin und her transportiert, galt es doch neben der Galerie auch an die unzähligen Schlösser und Landsitze, die über Österreich, Böhmen und Mähren verstreut waren, zu den-

ken. Man trennte sich von Objekten und erwarb im Gegenzug ebensoviel Neues. So ließ Fürst Johann II. (1840 – 1929 sehr stark seinen persönlichen Geschmack einfließen, von vielen Bildern trennte er sich, weil sie ihm nicht gefielen. Auf diese Weise verließen auch Hauptwerke des Peter Paul Rubens, wie 1880 »Samson und Delilah«, oder noch 1921 der »Bethlehemitische Kindermord« das Museum. Auf der anderen Seite bereicherte Johann II. die Sammlungen mit großartigen Zukäufen wie Rubens »Teich am Walde«, mit vielen holländischen Landschaftsbildern und besonders mit Bildern des Biedermeier. Von all seinen Ankäufen verblieb nur ein kleiner Teil in den eigenen Sammlungen, der Großteil ging als Schenkung an viele Museen und Galerien. Dass Verkäufe manchmal auch andere Ursachen haben als Lust, Unlust oder Geschmacksfragen, musste die RubensSammlung der Familie nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren. Nachdem über achtzig Prozent des fürstlichen Vermögens im Krieg und dessen Folgen verloren gegangen war, bildeten die Fürstlichen Sammlungen das einzige Kapital, auf das zurückgegriffen werden konnte. Auch Bilder von Rubens mussten verkauft werden. So ging die »Grablegung Christi« nach Ontario in die National Gallery und ein weiteres Hauptwerk Rubens, »Tiberius und Agrippina«, beide von Johann Adam erworben, in die National Gallery nach Washington. Der heute regierende Fürst Hans Adam II., von seinem Vater 1970 mit der Reorganisation des Fürstlichen Vermögens betraut, konnte die wirtschaftliche Basis des Fürstenhauses festigen, so dass nun vermehrt Ankäufe wieder möglich sind. In jüngster Zeit wurde der Bestand an Rubensgemälden ganz wesentlich bereichert: der Modello zu »Mars und Rhea Sylvia« (das danach ausgeführte Gemälde konnte schon Fürst Johann Adam um 1700 in seine Sammlung integrieren), »Die Bekehrung des Saulus zum Paulus«, »Die Jagd des Meleager und der Atalante«, »Die Jagd der Diana« und schließlich »Christus als Sieger über Tod und Sünde«. Fürst Hans Adam ist aber nicht nur bemüht, den Bestand in Ordnung zu halten indem den Restaurierungen äußerste Sorgfalt zugewendet wird. Er bemüht sich auch, Kunstobjekte die in der Nachkriegszeit verkauft werden mussten, zurück zu erwerben, bzw. Lücken in der Sammlung durch hochkarätige Neuerwerbungen zu schließen.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:14


Votivkirche

Spätmittelalterliche Flügelaltäre Friederike Kraus

In den an Kunstschätzen wahr­ lich nicht armen Kirchen Wiens befinden sich zwei relativ unbe­ achtete Kleinodien der spätmit­ telalterlichen niederländischen Schnitzkunst: Der Antwerpener Passionsaltar im Museum der Votivkirche und der Mechelner Altar in der Deutschordens­ kirche.

D

er Antwerpener Passionsaltar entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seine Herkunft aus Antwerpen ist durch Marken erwiesen. Er gilt als einer der bedeutendsten polychromierten Schnitzaltäre dieser Zeit. Die hölzernen Landschaftsreliefs, Skulpturen und Baldachine über den Seitenflügeln sind ebenso wie die farbige Fassung original spätgotisch. Die farbige Wirkung wird zusätzlich durch Vergoldung der Schmuckelemente an der Kleidung gesteigert. Der Altar zeigt die Passion Christi, am linken Flügel die Kreuztragung, im Mittelteil die Kreuzannagelung und die Kreuzigung Christi, am rechten Flügel sind Kreuzabnahme und Beweinung Christi dargestellt. Der Passionsaltar war ursprünglich seiner Bestimmung gemäß in einer Kirche bei Trier aufgestellt, kam aber im 19. Jahrhundert in den Handel und wurde von dem Bildhauer Hans Gasser erworben, der ihn an Kaiser Franz Joseph I. verkaufte. Dieser schenkte ihn auf Ersuchen des Kardinals Othmar Rauscher 1879 der Votivkirche, wo er nach maßvollen Adaptierungen durch Gasser aufgestellt wurde. Mitte der 1950er Jahre wurden vier Figuren gestohlen, konnten aber wieder gefunden und an ihrem ursprünglichen Platz angebracht werden. Nach einer Restaurierung wurden drei dieser Figuren wieder entwendet und sind seither verschollen. Seinen end-

Museum der Votivkirche, Wien 9, Rooseveltplatz, Öffnungszeiten Dienstag – Freitag 16 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr. Deutschordenskirche St. Elisabeth, Wien 1, Singerstraße 7.

Detail des Antwerpener Passionsaltars in der Votivkirche

www.guides-in-vienna.at 52-55 NL16 Liechtenstein 55

gültigen Standort hat der Altar im Museum der Votivkirche im ehemaligen Hoforatorium gefunden. Der Mechelner Passionsaltar in der Deutschordenskirche stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und wurde im niederländischen Mecheln hergestellt, dies ist durch Brandstempel gesichert. Er ist in der Form eines umgekehrten T gearbeitet und besteht aus einem dreiteiligen geschnitzten Mittelschrein, der unten mit zwei großen und oben mit zwei kleinen bemalten Flügeln geschlossen wird. Der Altar ist der Passion Christi gewidmet, der linke große Flügel zeigt die Gefangennahme und das Verhör, im geschnitzten Mittelschrein führen die Darstellungen der Geißelung, der Dornenkrönung und des Ecce Homo zur Kreuzigungsszene, die im Zentrum steht. Die beiden kleinen bemalten Flügel zeigen die Kreuztragung und den Abstieg Jesu in die Hölle, der rechte Seitenflügel die Kreuzabnahme, die Grablegung und die Auferstehung. Die Außenseiten der Flügel sind mit den Bildern von Aposteln bemalt. Der Altar wurde von der Trägerzunft in Danzig für die dortige Marienkirche bestellt. Nach der Aufhebung der Zünfte zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam er als Geschenk des Hochmeisters Erzherzog Maximilian in die Deutschordenskirche nach Troppau, wurde aber nach der Regotisierung der Wiener Deutschordenskirche in dieser aufgestellt. Ergänzungen des 19. Jahrhunderts sind heute nur mehr in kleinen Teilen vorhanden. Auch der Mechelner Altar ist von Diebstählen nicht verschont geblieben, es fehlen einige der ursprünglichen Einzelfiguren. Eine Restaurierung des Altars erfolgte von 1976 bis 1978.

55 02.02.12 11:14


Die Niederlande

Wissenschaften

Medizin

Drei Niederländer in der Stadt der Medizin

Klaus-Dieter Schmidt

Im 17. und 18. Jahrhundert wirkten drei niederländische Ärzte in Wien, die für die Wiener Medizingeschichte höchste Bedeutung erlangen sollten: Paul de Sorbait (1624 – 1691), Anton de Haen (1704 – 1776) und Gerad van Swieten (1700 – 1772).

56 56-57 NL19 Medizin 56

S

eit dem Altertum war die Pest eine der schwersten und häufigsten Krankheiten. In den Jahren 1348 bis 1352 wurde Europa von der schwersten Pestepidemie der Geschichte überrollt. Nach Schilderungen fielen damals rund 25 Millionen Menschen dem »Schwarzen Tod« zum Opfer. In Wien erreichte die Pestepidemie im Jahre 1349 ihren Höhepunkt. Nach verschiedenen weiteren Epidemien traten im Dezember 1678 in der damaligen Vorstadt Leopoldstadt wieder einmal die ersten Pestfälle auf. Bereits in diesem Jahr hatte der 1624 in Montbliart im Hennegau, im heutigen Belgien, geborene Paul de Sorbait noch vor deren Ausbreitung den bevorstehenden Ausbruch der Seuche erkannt. Paul de Sorbait hatte in Padua Medizin studiert und war seit dem Jahr 1652 in verschiedenen Funktionen in Wien tätig. Er begann als ordinierender Arzt im Wiener Bürgerspital, wurde 1654 an die Medizinische Fakultät berufen und in der Folge auch zum Leibarzt der Kaiserinwitwe Eleonore Gonzaga, der dritten Frau Kaiser Ferdinands III., bestellt. Kurz nach Ausbruch der Pest gab der engagierte Mediziner im Jänner 1679 eine Pest-Ordnung heraus, die unter Einbeziehung des damaligen Wissens umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung beim Auftreten der Pest aufzeigte. De Sorbait gehörte zwar als einziger Arzt dem »Consilium sanitatis« der Stadt an und wurde auch vom Kaiser als Generalinquisitor in Pestangelegenheiten mit der Oberaufsicht des gesamten Sanitätswesen betraut, seine Vorschläge zur Abwehr und Bekämpfung der Pest wurden jedoch von der Obrigkeit abgelehnt oder nur wenig unterstützt, so dass der »Pestilenzfunke« im Jahre 1679 die Stadtmauern übersprang und bis ins Jahr 1680 wütete. Über die Anzahl der Opfer gehen die Berichte weit auseinander, aber es dürfte sich um eine fünfstellige Zahl gehandelt haben. Sorbait legte 1681 seine Professur zurück und kämpfte 1683 an vorderster Front bei

der Verteidigung Wiens gegen die Osmanen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die ärztliche Betreuung des Bürgermeisters Johann Andreas von Liebenberg, der kurz vor der Befreiung der Stadt an der Ruhr starb. Sorbait besaß ein Haus am Franziskanerplatz und ein weiteres in der Ungargasse 3. Ein besonderes Anliegen waren Sorbait Anatomie und Botanik und er begründete die erste medizinische Bibliothek an der Universität. Der bei den Studenten sehr beliebte Arzt starb am 29. April 1691 an einem Schlaganfall und wurde ‚mit großem Geleit‘ am Stephansfreythof begraben. Sein Epitaph im Stephansdom trägt eine lange lateinische Inschrift, die sein Leben beleuchtet und endet mit: »Ich bitte dich, bete für mich.« Die letzte große Pestepidemie suchte Wien im Jahre 1713 heim. 32 Jahre später, am 8. Jänner 1745 schrieb Kaiserin Maria Theresia höchstpersönlich dem Holländer Gerard van Swieten, nachdem sie sich schon zwei Jahre lang mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit vergeblich bemüht hatte, den Lieblingsschüler des berühmten Leidener Universitäts-Professors Herman Boerhaave nach Wien zu berufen. Als Maria Theresia 1740 an die Regierung gelangt war, hatte sie nämlich bald erkannt, dass es um die Medizinische Fakultät schlecht bestellt war. Es gab etwa lediglich 70 in Wien praktizierende Ärzte, nur drei davon aber lehrten an der Universität. Die Vorlesungen waren schlecht besucht, es gab kaum Promotionen. Eine gründliche Reformierung des medizinischen Unterrichts schien ihr daher dringend nötig. Am 7. Juni 1745 kam schließlich der am 7. Mai 1700 in Leyden geborene Gerard van Swieten tatsächlich an den Wiener Hof. Van Swieten wurde zum Ersten Leibarzt (Protomedicus) und zum Präfekten der Hofbibliothek bestellt. Als Protomedicus hatte er volle Autorität über alle, an die 30, am Wiener Hof beschäftigten Heilpersonen im weiteren Sinn; ohne seine Kennt-

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:13


Medizin

nis durfte niemand angestellt oder entlassen werden, kein Heilmittel oder Pflaster appliziert werden. Van Swietens erste Aufgabe war es, sich um die kaiserliche Familie mit den vielen Kindern zu kümmern. Täglich waren Untersuchungen angesagt, die notwendigen hygienischen Maßnahmen wie das Reinigen der Zähne und des Körpers wurden ebenso überprüft wie der allgemeine Gesundheitszustand der Söhne und Töchter. Dabei konnte van Swieten allerdings nicht verhindern, dass die Pocken auch in der Kaiserfamilie ihre Opfer fanden. Nachdem van Swieten sich über die Verhältnisse an der Medizinischen Fakultät informiert hatte, legte er 1749 der Kaiserin seine Reformpläne vor, die die Monarchin billigte und ihn zum Direktor und Präses der Fakultät mit allen nötigen Vollmachten, aber auch zum Präfekt der Hofbibliothek, machte. Er setzte sich zum Ziel, die gesamte medizinische Ausbildung zu reformieren, wobei genau festgelegt wurde, welcher »Medicus« für welche Krankheit zuständig sein sollte. Grundvoraussetzung sollte für jeden Mediziner ein umfangreiches Studium sein, bei dem die Prüfungen genau vorgeschrieben worden waren, sodass der Kurpfuscherei und Wundheilerei ein Riegel vorgeschoben wurde. Im Zuge seiner Tätigkeit brachte er eine Reihe von bedeutenden Ärzten und Naturwissenschaftern nach Wien bzw. an die Fakultät, so unter anderen auch Nicolaus Joseph Jacquin (als Direktor des Botanischen Gartens), den aus Schwaben stammenden späteren Dekan und Rektor der Universität Anton von Störck und van

Literatur: Leopold Schönbauer, Das medizinische Wien (Berlin und Wien 1944) Anna Ehrlich, Ärzte, Bader, Scharlatane ( Wien 2007) Manfred Skopec, Gerard van Swieten (Wien 2007) Wolfgang Regal/Michael Nanut, »Das ›Inventum novum‹ von Leopold Auenbrugger«, in: Ärzte Woche 17, 2003 Wikipedia

Swietens um vier Jahre jüngeren Kollegen Anton de Haen. Van Swieten selbst bekleidete aber keine Lehrkanzel und hielt keine Vorlesungen an der Universität ab. 1756 wurde das von van Swieten angeregte, neu errichtete Universitätsgebäude, heute Akademie der Wissenschaften am Dr. Ignaz-Seipel-Platz, eröffnet. 1759 wurde er auch zum Präsidenten der BücherZensurkommission erhoben. Die Früchte seiner Bildungspolitik und Reorganisationsmaßnahmen sind im medizinischen Bereich bereits anfangs 1760 deutlich erkennbar: Eine neue Medizinische Schule war in Europa entstanden, die man die »Erste Wiener Medizinische Schule« zu nennen pflegt. 1770 erarbeitete van Swieten neue Vorschriften für die Kontumazämter, die gegen die Einschleppung epidemischer Krankheiten tätig werden sollten. Bereits im Jahre 1758 hatte Maria Theresia den wahren Freund und Ratgeber in den Freiherrenstand erhoben. Am 18. Juni 1772 verstarb van Swieten im Schloss Schönbrunn. Aus Dankbarkeit widmete ihm Maria Theresia in der Augustinerkirche ein Grabmal mit Marmorbüste. Weil er unter all ihren Beratern ihrem Herzen am nächsten stand, steht Gerard van Swieten am Maria Theresien-Denkmal zur linken Seite der Regentin, vor einer Nische, in der auch Gluck, Haydn und der junge Mozart dargestellt sind. Seit 1948 führt die gesamtösterreichische Ärztevereinigung den Namen »Van Swieten-Gesellschaft«. Anton de Haen wurde am 8. Dezember 1704 in Den Haag geboren, studierte Medizin in Leiden als Schüler Boerhaaves und habilitierte sich als Arzt in seiner Heimatstadt. Er betrieb eine eigene Praxis und wissenschaftliche Studien. 1754 berief ihn Maria Theresia auf van Swietens Veranlassung unter großzügigen Bedingungen als Professor der praktischen Medizin nach Wien. Er übernahm die Professur der Ersten Medizinischen Klinik der Universität Wien, die er nach dem Vorbild seines Lehrers Hermann Boerhaave organisierte. Boerhaaves Grundsatz war weg vom Buch und hin zum Patienten. De Haen, der ein begeisterter Lehrer war, unterrichtete folglich an dem mit zwölf Betten ausgestatteten Wiener

www.guides-in-vienna.at 56-57 NL19 Medizin 57

© Wien Museum

Gerad van Swieten, auf einem Gemälde von Victor Clavereau

Bürgerspital am Krankenbett. Die Kranken wurden genau beobachtet, ihr Fieber gemessen. Er ließ sich von den Studenten die vermutete Diagnose stets ins Ohr flüstern, um sie bei Fehlern nicht bloß zu stellen. Über jeden Fall wurde Buch geführt, über jedem Bett wurde eine Tafel mit den wichtigsten Angaben zur Krankengeschichte angebracht. Mit seiner klinischen Methode des Unterrichts wurde de Haen zum Mitbegründer der Ersten Wiener Medizinischen Schule. Als Wissenschafter verfasste de Haen mehrerer Streitschriften, in denen er sich unter anderem mit den zahlreichen Formen der Fieberkrankheiten auseinandersetzte. Er wandte die kombinierte Temperatur- und Pulsmessung an und verfasste im Auftrag van Swietens eine 18-bändige Abhandlung über die in Wien vorkommenden Fieberkrankheiten. Die von Leopold Auenbrugger im Jahr 1761 vorgestellte Methode der Perkussion, die es erst über Umwege zur Weltgeltung brachte, existierte aber für de Haen nicht, so wie sie auch van Swieten überging, obwohl Auenbrugger sein Schüler war. Nach dem Tode van Swietens im Jahr 1772 übernahm de Haen dessen Stelle als Leibarzt von Maria Theresia. Am 4. September 1776 starb Anton de Haen in Wien.

57 02.02.12 11:13


Die Niederlande

Wissenschaften

Gärten

Der Holländische Garten in Schönbrunn Carles Batlle i Enrich

Welthauptstadt der Musik, Kulturstadt, Kunstmetropole, Zentrum der Medizinischen Welt, Geburtsort der Psychoanalyse … Wien bekommt heute noch viele schmeichelhafte Bezeichnungen, mit der Botanik wird sie allerdings vom Laien nicht unbedingt in Verbindung gebracht.

D

abei gelten die zweite Hälfte des 18. und der Beginn des 19. Jahrhunderts (also die Regierungszeiten sowohl Maria Theresias und ihres Gemahls Franz I. Stephan als auch ihrer Nachfolger Joseph II., Leopold II. und Franz II.) als das Goldene Zeitalter der Wiener Botanik. Und auf diesem Gebiet gaben damals die Niederländer den Ton an. So begegnen uns gleich vier Persönlichkeiten, die Wien zum Mekka der Botanik werden ließen: Gerard van Swieten (Leiden 1700 – Wien 1772), Adrian van Stekhoven (Leiden 1704 – Wien 1782), Nicolaus Joseph Jacquin (Leiden 1727 – Wien 1817) und Richard van der Schot (Delft 1733 – Wien 1790). Es verwundert also kaum, dass der westliche (Hietzinger) Abschnitt des Schlossgartens von Schönbrunn für lange Zeit (bis 1828) als Holländischer Garten bezeichnet wurde. Der Autor dieser Zeilen möchte somit den Beitrag dieser Niederländer zum Ruhme der Stadt Wien als Zentrum der Botanik entsprechend würdigen und einem breiteren Publikum erschließen.

Leiden als Zentrum der Botanik Die ersten wichtigen botanischen Gärten in Europa entstehen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Italien (Pisa, Padua, Florenz, Rom und Bologna) und im Deutschen Reich (Leipzig, Jena, Basel und Heidelberg). Auch der Botanische Garten der Universität in der niederländischen Stadt Leiden gehört seit 1590 zu den letztgenannten. Wie in der ersten Phase ihrer Existenz allgemein üblich, ist dieser botanische Garten als »Hortus medicus« zu betrachten, in welchem die medizinischpharmakologischen Aspekte im Vordergrund stehen. Man darf nicht vergessen, dass die Botanik noch für lange Zeit in der medizinischen Fakultät verankert bleibt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wandelt sich der botanische Garten allerdings zu einem Lehrgarten, der so artenreich wie

58 58-61 NL20 Garten Schönbrunn 58

möglich die ganze Welt abbilden möchte. Dem Leidener Garten kommen die niederländische Dominanz auf den Weltmeeren und die vielen Kolonien zugute, und so liefern die Handelskompanien Pflanzen aus allen Teilen der Welt. Zu den europäischen Arten kommen asiatische, nordamerikanische und südafrikanische dazu. Um 1720 kultiviert der Leidener Garten ca. 6.000 Arten (!) und besitzt somit die größte lebende Sammlung der Welt. Es ist also verständlich, dass diese Gärten dank der europäischen Kolonialpolitik zu wissenschaftlichen Zentren für die weltweite Flora werden.

Franz Stephan von Lothringen und die Gründung der zwei botanischen Gärten Wiens

In der Person des Kaisers Franz I. Stephan von Lothringen (1708-1765), des Gatten Maria Theresias, finden wir den passenden Förderer der Naturwissenschaften auf österreichischem Boden. Franz Stephan besuchte Leiden im Jahre 1731. Von da an stand er in Verbindung mit Botanikern, Ärzten und weiteren Wissenschaftlern, was einen regen Informationsaustausch zwischen Wien und Leiden zur Folge hatte. Franz Stephan ist zu verdanken, dass in Wien gleich zwei botanische Gärten errichtet werden konnten: Einerseits wurde 1753 im Schlosspark der Sommerresidenz Schönbrunn ein eher als privat konzipierter Garten errichtet, den er fast täglich besuchte; andererseits und im Zuge der Umstrukturierung der Universität und deren Modernisierung als wissenschaftliche Anstalt, entstand 1754 eine zweite als Universitätsgarten bezeichnete Einrichtung am Rennweg, in unmittelbarer Nähe der Sommerresidenz des bereits verstorbenen Prinzen Eugen von Savoyen, welche zwei Jahre vorher von Maria Theresia erworben worden war. Hier tritt der gebürtige Leidener Gerard van Swieten in Erscheinung (siehe auch S. 56). Van Swieten wurde im Jahre 1745 als

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:13


Gärten

Leibarzt der Kaiserin nach Wien berufen, sicherlich als erste segensreiche Folge der Kontakte, die ihr Gemahl zuvor in Leiden geknüpft hatte. Er wurde vor allem mit etlichen Reformen betraut, darunter im Bereich der Medizin, zu der wie oben erwähnt noch das Fach Botanik gehörte. Er versuchte den Leidener Garten nach Wien zu bringen, verteilte allerdings die zwei wichtigsten Aspekte auf die zwei Gartenanlagen. Im Garten am Rennweg, dem »Hortus Botanicus Universitatis Vindobonensis«, der als moderner Lehrort gegründet wird, dominiert der wissenschaftliche Aspekt, während in Schönbrunn, das neue Symbol der Habsburger Herrschaft, der exotische und farbenprächtige Aspekt vorherrscht. Der Garten in Schönbrunn wurde gleich als Holländischer Garten bezeichnet, und zwar aus zweierlei Gründen: einerseits weil viele der Gärtner aus den Niederlanden stammten, andererseits weil ein Großteil der neuen Zierpflanzen von dort kamen.

© Carles Batlle i Enrich

Der Holländische Garten befand sich auf dem Areal des heutigen Palmenhauses. Der Name wurde bis zur großen Umgestaltung in den Jahren 1827/28 beibehalten.

Die Leitung des Holländischen Gartens übernahm im Gründungsjahr auch ein Leidener: Adrian van Stekhoven (auch Steckhoven geschrieben), Sohn einer berühmten und erfolgreichen Gärtnerfamilie, der zusammen mit seinem Gehilfen, dem Delfter Richard van der Schot nach Wien kam. Beide haben nicht nur den Holländischen Garten aufgebaut und betreut, sondern der Gesamtanlage von Schönbrunn ihren Stempel aufgedrückt. Beide gehörten zum sogenannten »Lothringischen Kreis« um Kaiser Franz Stephan und wurden mit mehreren Projekten und Aufgaben betraut. So wissen wir auch von der sicheren Mitwirkung Stekhovens

bei der Umgestaltung des Gartens in der Ofener (heute Budaer) Burg. Stekhoven und Van der Schot gelang es, innerhalb eines Jahres den Holländischen Garten mitsamt den Gewächshäusern fertigzustellen. Van der Schot übernahm nach dem Tode Stekhovens dessen Leitung. Bei der Übersiedlung nach Wien scheute man keine Kosten, denn Stekhoven brachte die enorme Anzahl von ca. 10.000 Zwiebeln mit, hauptsächlich klassische Frühlingsblüher und Zierpflanzen wie Tulpen, Hyazinthen, Ranunkeln oder Anemonen, aber auch exotische Exemplare wie Ananas und andere seltene Pflanzen aus der Neuen Welt. Besonderes Augenmerk wur-

Die Welt der Habsburger – ein Klick in die Geschichte!

Die Habsburger – Kulturein Klick in die Geschichte! Das Welt Projektder der Schloß Schönbrunn und Betriebsges.m.b.H. erzählt die Geschichte der Habsburger

www.habsburger.net von 1278 – 1918. Die virtuelle Ausstellung macht über 600 Jahre Geschichte multimedial neu erlebbar. Das Projekt der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. erzählt die Geschichte der→Habsburger von 1278 – 1918. Die virtuelle Ausstellung macht über 600 Jahre Geschichte multimedial neu erlebbar.

www.guides-in-vienna.at 58-61 NL20 Garten Schönbrunn 59

59 02.02.12 11:13


Die Niederlande

Wissenschaften

de dabei auf Sorten- und nicht auf Artenvielfalt gelegt. Die Frühlingsblumen waren seit dem 17. Jahrhundert extrem beliebt.

Die Struktur des Holländischen Gartens

Blumenliebhabern. Dass der Holländische Garten als prachtvolles Herz der gesamten Gartenanlage von Schönbrunn galt, bezeugen die Kosten zu seiner Erhaltung: obwohl das Areal nur 2,5% der Gesamtanlage ausmachte, verschlang er fast ein Viertel der Ausgaben. Nach dem Tode Franz Stephans ließ Maria Theresia ein Denkmal des Kaisers zuerst im Mittelpavillon der Menagerie und einige Jahre später in der Mittelachse des Holländischen Gartens aufstellen, und zwar vor dem großen Gewächshaus. Offenbar hielt die Kaiserin diesen Ort für einen passenderen für ihren verstorbenen Gemahl. Erst 1830 wurde das Denkmal an seinen heutigen Platz schräg gegenüber dem Eingang zum Palmenhaus versetzt.

Nikolaus Jacquin und die Expeditionen Bereits Van Swieten hatte vor, für Schönbrunn Pflanzen aus allen möglichen Erdteilen anzuschaffen, genauso wie es im Leidener Garten der Fall war. Im Gegensatz zu den Niederlanden, verfügte das Habsburgerreich allerdings nicht über Kolonien in anderen Kontinenten. Das machte Expeditionen nach Übersee notwendig, an welchen geeignete Wissenschaftler teilzunehmen hatten. Da Wien noch über keine Akademie der Wissenschaften verfügte, wurden diese Expeditionen anfangs vom Chef des Naturalienkabinettes, Jean Freiherr von Baillou, organisiert. Van Swieten hatte 1752 eine weitere ihm aus der Leidener Zeit bekannte Persönlichkeit nach Wien kommen lassen: den Botaniker und Arzt Nicolaus Joseph Jacquin. Van Swieten war der Hausarzt der Familie Jacquin in seiner Geburtsstadt gewesen und bot dem jungen und mittellosen Mann, der damals in Paris weilte, eine An© Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebs-GesmbH

Kaiser Franz Stephan kaufte 1753 von der Gemeinde Hietzing ein ziemlich verwildertes Feld, das dem Areal des heutigen Palmenhauses entspricht. Der ursprüngliche Holländische Garten wurde geometrisch angelegt und bestand aus drei gleich großen Teilen, die im Norden und Westen von einem großen und vier kleineren Gewächshäusern sowie vom (heute noch bestehenden) Wohnhaus des Gartendirektors flankiert wurden. Vorbild waren sowohl die Obst- und Küchengärten der Renaissance-Schlösser als auch die oben genannten medizinisch-botanischen Gärten. Die drei rechteckigen Abschnitte waren für Blumen, Gemüse und Obstbäume errichtet worden. Jeder Abschnitt war von hohen Hecken umgeben und wiederum viergeteilt, in der Mitte befand sich je ein Brunnen. Die Zahl vier erscheint wiederum, wenn wir zu den drei Abschnitten auch den Gewächshausbereich dazu zählen. Die Vierteilung steht symbolisch für die vier Jahreszeiten: die Gewächshäuser symbolisieren den Winter, die Blumenbeete den Frühling, der Gemüsegarten steht für den Sommer und die Obstbäume für den Herbst. In dieser Reihenfolge wurden die vier Teile vom Norden nach Süden gereiht. Alle Sinnesorgane wurden hier angesprochen: die Blumen erfreuten vor allem das Auge und die Nase, das Gemüse stand für den Geschmack und das Pflücken der Obstsorten berührte den Tastsinn, während die Brunnenanlagen das Ohr gleichmäßig beglückten. Der Garten wurde vor allem im Mai Ziel von unzähligen

Gärten

stellung am kaiserlichen Hof in Wien an. Jacquin hatte eine humanistische Ausbildung genossen, beherrschte viele Sprachen und hatte seine Liebe zur Botanik durch Theodor Gronovius, einen Schüler Carl von Linnés, entdeckt. In Wien bekam er eine Anstellung im Schönbrunner Garten und konnte nebenbei sein Studium beenden. Das Kaiserpaar wurde sehr schnell auf ihn aufmerksam. Es verwundert nicht, dass dem 27-jährigen die Leitung der Expedition nach Mittelamerika übertragen wurde. So begann im Jahre 1754, als es bereits klar war, dass sich die von Columbus entdeckten Gebiete auf einem neuen Kontinent befanden, eine über fünf Jahre dauernde Forschungsreise. Begleitet wurde Jacquin unter anderem von Richard van der Schot (der bereits mit dem zweiten Transport 1756 nach Wien zurückkehrte). Diese Reise, bei der Jacquin mehrmals lebensbedrohliche Situationen erleben musste, begründete seinen Weltruhm als Botaniker. Die bislang größte Sammlung von Pflanzen, Tieren und Mineralien wurde in die Gärten von Schönbrunn und in den Botanischen Garten am Rennweg gebracht. Auf diese Art kamen damals unbekannte Pflanzen nach Europa wie Zuckerrohr, Zimt und einige Kakteen und Orchideen. Durch diesen Zuwachs galt der Schönbrunner Garten als einer der besten der Welt. Sogar Alexander von Humboldt besuchte ihn 1797 vor seiner Weltreise, um erste Eindrücke über die Neue Welt zu gewinnen. In den Jahren danach wuchs noch das Ansehen Jacquins: Ende der 1760er-Jahren wurde er Professor für Chemie und Botanik und Mitglied der Medizinischen Fakultät, später dann Leiter des Botanischen Gartens am Rennweg und, nach dem Tode van der Schots im Jahre 1790, Leiter des kaiserlichen Gartens in Schönbrunn. Er konnte im Laufe der Jahre das Kaiserhaus von der Notwendigkeit weiterer Expeditionen überzeugen, vor allem nachdem 1780 ein beträchtlicher Teil der Pflanzen durch das Missgeschick eines Gärtners eingegangen war: er hatte nämlich vergessen, das Treibhaus in einer Winternacht zu heizen und am Morgen danach fatalerweise doppelt aufgeheizt, weswegen viele Pflanzen an einem Temperaturschock zugrunde gingen. So erfolgten drei Forschungsreisen nach Nord-, Mittel- und Südamerika (1783-85 und 1785-88) sowie nach Süd-

Adrian van Steckhoven ließ im Holländischen Garten etliche Glashäuser errichten. Das kleine Haus auf der linken Bildseite war das Haus des Gartendirektors und existiert bis heute neben dem Hietzinger Parktor.

60 58-61 NL20 Garten Schönbrunn 60

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:13

3304


Gärten

afrika und den Maskarenen (1785-1799) in der Regierungszeit Josefs II., während unter Kaiser Franz I. neben einigen Gärtnerreisen nach Nordamerika und in die Karibik (1802-21) zwei Brasilien-Expeditionen (1817-22 und 1859-60) stattfanden. Jacquin konnte viele seiner Erfahrungen publizieren und stand im regen und freundschaftlichen Briefkontakt mit Carl von Linné, der eine sehr hohe Meinung von ihm hatte. 36 botanische Prachtwerke hat Jacquin der Nachwelt hinterlassen, darunter das vielleicht wertvollste Buch »Selectarum stirpium Americanarum historia«, in welchem alle aus seiner Expedition mitgebrachten Pflanzen nach dem System Linnés beschrieben wurden, noch dazu mit prachtvollen Zeichnungen der Gebrüder Bauer versehen, die heute zu den berühmtesten der Welt gehören. Ferdinand, Joseph und Franz Bauer waren die Söhne des Lucas Bauer, des Hofmalers des Fürsten von Liechtenstein. Früh verwaist, wurden sie von Jacquin zu Pflanzenzeichner ausgebildet. Der mittwöchige Salon im Hause Jacquins, übrigens ein überaus fröhlicher und geselliger Mann, wurde jahrelang (dank der Familie sogar über seinen Tod hinaus) zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt

Wiens für alle Freunde der Wissenschaften und der Künste und gilt als eine Art Vorläufer der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, die erst im Jahre 1847 gegründet wurde, also dreißig Jahre nach dem Tode des 91-jährigen Jacquins am 26. Oktober 1817.

Die Erweiterungen des Holländischen Gartens Im Jahre 1788 erwarb Josef II. ein weiteres Stück Land westlich vom Holländischen Garten, wo ein Arboretum errichtet wurde, eine Art Sammlung nordamerikanischer Bäume, die in gleichmäßigen Reihen auf Sandboden standen und mit kleinen Tafeln beschriftet waren. 1810, einige Jahre nach dem Tode des Kaisers, wurde das kleine Modell des Reiterstandbildes von Franz Anton Zauner am Josephsplatz von Laxenburg hierher transferiert, wo es heute noch steht. Schließlich kaufte Kaiser Franz (als römisch-deutscher Kaiser Franz II., als erster österreichischer Kaiser Franz I.) zwischen 1801 und 1817 weitere Grundstücke südlich dieses Arboretums, teilweise als Erweiterung desselben oder für eine Nutzung als Obst- und Nutzgarten. Dort wurden

weitere Gewächshäuser errichtet, die nach der ersten Brasilienexpedition notwendig wurden. 1827 – 28 erfolgte dann die große Umgestaltung des Holländischen Gartens, die auch seine Umbenennung in »Hofpflanzengarten« zur Folge hatte. Der neue Hofgärtner Heinrich Wilhelm Schott wandelte die Anlage in einen Landschaftspark um, zuerst die Bereiche des alten Holländischen Gartens und des Arboretums, und bis 1848 die neuen südlichen Grundstücke. Erst 1880 – 82 wurde auf dem Areal des ehemaligen Holländischen Gartens das heute noch bestehende Große Palmenhaus errichtet, vor welchem später ein Formalgarten mit zwei vertieften Blumenparterres entstand. Das Sonnenuhrhaus und der Felsengarten kamen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts dazu. Obwohl die Anlage des Holländischen Gartens, der Stolz Franz Stephans von Lothringen, sich in der Gegenwart in einer ganz anderen Form dem Besucher präsentiert, sollten wir trotzdem auf diese einst weltberühmte botanische Anlage stolz sein und den Menschen, die aus den fernen Niederlanden nach Wien kamen und sie schufen, ein ehrenvolles Andenken bewahren!

Wir fliegen. Sie lächeln. Austrian Airlines bringen Sie mit österreichischer Gastlichkeit, köstlichem Essen und viel Komfort zu 130 Destinationen weltweit.

Sammeln Sie Meilen mit Miles & More.

58-61 NL20 Garten Schönbrunn 61 330401_aua_Image1_Kulturmag_210x145_iWC.indd 1

www.guides-in-vienna.at

61 02.02.12 17.11.11 11:13 17:07


Die Niederlande

Wissenschaften

Botanik

Die Globalisierung der Botanik Zwei Flamen, Ghislain de Busbecq und Charles de l´Ecluse, waren maßgeblich an der Einführung und Verbreitung von Pflanzen beteiligt, die heute aus den europäischen Gärten nicht mehr wegzudenken sind: Tul-

O

gier Ghislain de Busbecq (auch Busbeck oder latinisiert Busbequius) wurde 1522 als unehelicher Sohn eines Adeligen in der Nähe von Lille geboren. Er erhielt eine erstklassige Erziehung an den großen Universitätszentren seiner Zeit - Löwen, Paris, Bologna, Venedig und Padua. Der Vater war bereits als Diplomat für Kaiser Karl V. tätig gewesen, und ermöglichte durch die Anerkennung Ghislains als rechtmäßigen Sohn eine glänzende Karriere bei Hof.

Lisa Zeiler

Eine der heikelsten Missionen des habsburgischen Diplomaten war sicherlich seine Entsendung nach Konstantinopel durch Kaiser Ferdinand I. Ende 1554. Der Kaiser war durch die Auseinandersetzung mit der protestantischen Opposition geschwächt und hatte Schwierigkeiten, das ungarische Erbe gegen die Osmanen durchzusetzen. Busbecq sollte als habsburgischer Gesandter bei Sultan Süleyman I. Friedensverhandlungen führen. Als er Anfang 1555 in Konstantinopel eintraf, war Süleyman auf Reisen, und

pe, Rosskastanie und auch der

Tulpenmanie in Europa

Erdapfel – sie alle kamen im 16.

Von Ghislain de Busbecq importiert, war es dann der große Botaniker Carolus Clusius der durch den Versand an ausgewählte Gelehrtenfreunde in ganz Europa für den Siegeszug der Tulpe sorgte. Im Türkischen heißt die Tulpe lalé. Das türkische Wort »tülbend« bedeutet Turban, und es ist nicht ganz klar ob der Name Tulpe (bei Busbecq ursprünglich »tulipan«) durch ein sprachliches Missverständnis zustande kam (Busbecq beherrschte die türkische Sprache kaum), oder ob diese Bezeichnung auf Grund der turbanähnlichen Form als »Spitzname« der Tulpe üblich war. Der kaiserliche Hofbotanicus Clusius zog bereits in Wien für Maximilian II. Tulpen in großem Stil. Die exotische, dekorative und anspruchsvolle Tulpe wurde bald in ganz Europa ein Liebhaberobjekt des Adels und des gehobenen Bürgertums, das für enorme Preise gehandelt wurde. In der Malerei wurden die Tulpen gerne in Blumenstillleben integriert. Auf Grund ihrer kurzen Blühdauer galten sie als memento mori. Die Kostbarkeit und Seltenheit mancher Tulpen machten sie aber bald auch zu Objekten mit beträchtlichem finanziellen Wert. Dies äußerte sich im Diebstahl von Tulpenzwiebeln, wovor auch Clusius selbst nicht gefeit war. Auch Betrugsfälle kamen vor: So sollen 1576 in Wien Schneerosenzwiebeln als Tulpenzwiebeln verkauft worden sein. Die Tulpenzucht ist relativ langwierig und kompliziert. Besonders dekorative Sorten entstehen durch den Befall des so genannten Tulpenmosaikvirus, die erfolgreiche Zucht von mehrfarbig geflammten, gestrichelten, gestreiften, geränderten oder gesprenkelten Tulpen ist demnach riskant und schwierig. So ist von der damals wertvollsten Tulpe, »Semper Augustus« (»der immer Erhabene«), kein Exemplar erhalten, weil in jüngerer Zeit mit dem Tulpenmosaikvirus befallene Pflanzen von den Züchtern vernichtet werden, damit sie nicht den gesamten Bestand infizieren. In den 1630er Jahren, der Periode des »Goldenen Zeitalters« in Holland, wurden Tulpen sogar zum Spekulationsobjekt. Drei Zwiebeln der »Semper Augustus« wurden 1637 für 30.000 Gulden in Amsterdam verkauft. Zum Vergleich: das Durchschnittseinkommen in Holland betrug 150 Gulden im Jahr, und die teuersten Häuser an einer Amsterdamer Gracht waren um rund 10.000 Gulden zu haben – also dem Preis einer einzigen Tulpenzwiebel! Noch im selben Jahr (1637) brach der Markt abrupt ein, es kam zu einem drastischen Preisverfall. Die Tulpenmanie wird als die erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte angesehen.

Jahrhundert über Vermittlung von flämischen Botanikern nach Wien.

62 62-63 NL21 Botanik 62

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:13


Botanik

zeitgenössisches Aquarell aus dem 17. Jhdt. einer Tulpe der Sorte Semper Augustus Busbecq folgte ihm bis Kleinasien nach, wo es schließlich zu dem lange erwarteten Zusammentreffen kam. Der Flame konnte angeblich sieben Sprachen fließend sprechen – Türkisch war leider nicht darunter, er hatte nur wenig Vorbereitungszeit für seine Mission gehabt. Der Sultan war unwillig, lange mit Busbecq zu verhandeln. Immerhin kam es aber zur Vereinbarung eines sechsmonatigen Waffenstillstands. Zudem überreichte Süleyman dem Botschafter des Kaisers, der als Botaniker sehr an der Pflanzenwelt des osmanischen Reiches interessiert war, einige Tulpenund Hyazinthenzwiebeln, sowie Fliederpflänzchen. Diese Kostbarkeiten brachte Busbecq zurück in die Kaiserstadt Wien. Busbecq sollte auch die kommenden Jahre, bis 1562, als Botschafter in Konstantinopel verbringen. Seine Reiseberichte in lateinischer Sprache Legationis Turcicae Epistolae (»Briefe aus der Türkei«) sind auch heute noch eine hoch interessante Lektüre (Schilderungen des Alltagslebens, sowie des politischen Systems) und werden gelegentlich auch im Lateinunterricht verwendet. Auch rege Sammeltätigkeit zeichnete seine Reisen aus: über 200 Handschriften gelangten als Geschenke in die Wiener Hofbibliothek, darunter der »Wiener Dioskurides«, eine Pflanzenliste des Altertums. Was aber geschah mit den botanischen Raritäten die Busbecq aus dem Osmanischen Reich nach Mitteleuropa brachte? Die weitere Verbreitung der Pflanzen erfolgte durch seinen Freund und Landsmann Charles de l´Ecluse, auch Carolus Clusius genannt. Clusius war nur wenig jünger als Busbecq (1526 in Arras geboren), ebenfalls umfassend gebildet und weit gereist. Botanische Exkursionen führten ihn durch ganz Europa. Von 1573 bis 1588 war Clusius kaiserlicher Botanicus in Wien, wohnhaft im sogenannten »Clusiushaus« auf der Wollzeile (auf Haus Nr. 10 ist eine Gedenktafel). Die beiden flämischen Botaniker entwickelten gemeinsam ein Konzept für die Gartengestaltung des von Maximilian II. erbauten Schlosses Neugebäude. Ganz genau werden wir es nie wissen – aber vielleicht blühte in Wien Simmering der erste Flieder in Europa! Es würde gut zum genius loci des Neugebäu-

des passen – soll doch hier, der Legende nach, das Zelt Sultan Süleymans während der ersten Belagerung durch die Osmanen gestanden haben. Fliederbüsche gab es auf jeden Fall auch auf der so genannten »Hollerstaudenbastei« (Teil der Dominikanerbastei), wo Ghislain de Busbecq einen Garten besaß, der dicht mit »türkischem Holler«, wie man im Wienerischen den Flieder nannte, bewachsen war. Carolus Clusius legte ebenfalls Gärten innerhalb der Wiener Stadtmauern an: Die Lage seines »Medizinalkräutergartens«, der bis 1577 bestand, wurde kürzlich im Rahmen des Projekts »Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg« der Akademie der Wissenschaften im Bereich des »Unteren Lustgartens« (heute Winterreitschule) der Wiener Hofburg lokalisiert. Aber nicht nur die Tulpe und der Flieder sollen durch Clusius in Europa Verbreitung gefunden haben. Auch wichtige Kulturpflanzen wie die Rosskastanie und der Erdapfel wurden durch ihn eingeführt. Die Rosskastanie, am südlichen Balkan heimisch, wurde von den Osmanen als Pferdefutter genutzt und 1557 von Busbecq beschrieben. Busbecqs Nachfolger als Gesandter in Konstantinopel, Baron Ungnad, brachte die Kastanie 1576 nach Wien, wo sie von Clusius angepflanzt wurde. Er sorgte auch für die Verbreitung des Kastanienbaumes durch Versand der Samen in ganz Europa. Die Rosskastanie wurde rasch zu einem Modebaum in adeligen Parks, und zu einem beliebten Alleebaum. Der Erdapfel wiederum kam von Südamerika über Spanien nach Europa. Clusius hatte als einer der ersten europäischen Botaniker Kontakt mit der exotischen Pflanze: 1588, also zum Ende seiner Zeit als Botaniker in Wien, erhielt er vom Gouverneur von Mons (Belgien) zwei dieser neuartigen Knollen. Noch im selben Jahr zog Clusius dann nach Frankfurt, wo er Kartoffeln in seinem Garten anpflanzte. In seinem Buch Rariorum Plantarum Historia/Naturgeschichte seltener Pflanzen, erschienen im Jahr 1601 als Clusius bereits Professor an der berühmten Universität von Leiden war, ist die Kartoffel beschrieben und abgebildet.

www.guides-in-vienna.at 62-63 NL21 Botanik 63

Übrigens war im 18. Jahrhundert ein weiterer »österreichischer Niederländer« maßgeblich an der Kultivierung der Kartoffel in Niederösterreich beteiligt: der gebürtige Luxemburger Johann Eberhart Jungblut, der »Erdäpfelpfarrer« von Prinzendorf (Erdäpfelmuseum in Prinzendorf). Im Zusammenhang mit Clusius kann wirklich von einer »botanischen Globalisierung« die Rede sein. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Pflanzen – Tulpe, Flieder, Rosskastanie und Kartoffel – versandte er Samen und Zwiebeln von Platanen, Levkojen, Hyazinthen, Narzissen, Schwertlilien und sorgte dadurch für deren Verbreitung in Europa. Clusius war auch ein Pionier der heimischen Pflanzenkunde: Er verfasste das erste wissenschaftliche Buch zur Flora des Landes und bestieg Ötscher und Schneeberg um die Pflanzenwelt der Alpen zu studieren. Das erste Alpinum (eine Sammlung der alpinen Pflanzenwelt) entstand unter seiner Ägide. Der Abschied von Carolus Clusius aus kaiserlichem Dienst war kein ganz freiwilliger. Er war Protestant und musste auf Grund der erstarkenden Gegenreformation die habsburgischen Länder verlassen. Die letzte wichtige Station seines Lebens war Leiden, wo er in den frühen 1590er Jahren mit einer Tulpenzucht begann – der Beginn der Blumenzwiebelkultur in den Niederlanden. Wären die katholischen Habsburger toleranter gewesen – Österreich könnte heute vielleicht das Tulpenland Europas sein …

63 02.02.12 11:13


Die Niederlande

Botschaft

Richard Strauss

Die niederländische Botschaft in Wien

Marielore Calice

Das Haus in der Jacquingasse, das seit 1949 als Residenz des niederländischen Botschafters dient, hat einen berühmten Bauherrn und Vorbesitzer, den

Nationalbibliothek die Originalpartitur der Oper »Der Rosenkavalier« und des Balletts »Schlagobers«. Letztlich gelang es ihm aber das Grundstück zu erwerben, indem er noch mit der Partitur der Oper »Die ägyptische Helena« nachbesserte und sich bereit erklärte, 100 Abende ohne Gage zu dirigieren. Er selbst empfand diesen Preis als angemessen, ja sogar zu hoch. Haus und Grundstück befinden sich bis heute im Besitz der Familie Strauss und sind seit dem Jahre 1949 an den niederländischen Staat vermietet. Dank seiner Auslandstourneen und eines Darlehens konnte Strauss den Bau des Hauses finanzieren und den bekannten, aus Wels stammenden Michael Rosenauer (1884–1971) als Architekten gewinnen. Dieser war ein Schüler von Max von Ferstl und Karl König. Strauss beteiligte sich tatkräftig an der Planung des Hauses. Die österreichische Regierung ließ dem Baumeister und seinem Auftraggeber freie Hand, hat allerdings um eine gewisse Anpassung an das nahe gelegene Obere Belvedere gebeten. Strauss und Rosenauer trafen einander in Venedig, besichtigten etliche Palazzi und erarbeiteten gemeinsam die Pläne, so

© Niederländische Botschaft, Marijke van Ebbenhorst-Tengbergen

Komponisten Richard Strauss.

R

ichard Strauss (* 11. Juni 1864 in München, † 8. September 1949 in Garmisch), Komponist und Konzertdirigent fast aller bedeutenden Orchester Europas, lebte in Garmisch. Im Jahre 1919 wurde Richard Strauss nach Stationen in Meiningen, München, Weimar und Berlin gemeinsam mit Franz Schalk zum Direktor der Wiener Staatsoper bestellt. Diese Position hatte er bis 1924 inne. Als er nach Wien kam, wohnte er zunächst am Mozartplatz, aber seine Frau, die berühmte Sängerin Pauline de Ahna empfand die Wohnung als zu düster und wollte gerne ein eigenes Haus. Die Stadt Wien war hilfreich bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück, da sie den berühmtesten lebenden Komponisten an Wien binden wollte. Man bot ihm daher ein Grundstück in Schönbrunn an, das aber als sehr weit von der Oper entfernt war. Den Alternativvorschlag der Stadt, einen Baugrund im »Kammergarten« des Oberen Belvedere für 90 Jahre zu pachten, nahm Richard Strauss an. Nach Ablauf der Pacht sollte das Objekt an die Stadt Wien zurückfallen. Strauss überließ dafür der

64 64-65 NL22 Botschaft 64

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:37


Richard Strauss

konnte. Das Arbeitszimmer von Richard Strauss 100. Geburtstag vom Vorstand der Strauss konnte fast original erhalten wer- Wiener Philharmoniker an der Terassenden. Zufällig liegt die Botschaft in einer mauer eine Bronzeplakette mit Bildnis des Straße, die nach einem Holländer benannt Komponisten enthüllt. Anwesend waren ist, nach dem berühmten Botaniker Ni- der Bundeskanzler Dr. Klaus, der Unterkolaus Joseph Jacquin (*1727 in Leiden, richtsminister Dr. Piffl-Percevic, sowie der † 1817 in Wien), Professor der Botanik Dirigenten Karl Böhm, die Kammersänund Leiter des botanischen Gartens. Am gerin Lotte Lehman und einige Mitglieder RZ Juni anz 1964 theater 1 19.10.2010 Uhr Seite 1 der Familie9:28 Strauss. 11. wurde122x130:Layout zu Ehren von Richard

Seilerstätte 30, 1010 Wien, täglich 10 – 22 Uhr www.hdm.at, ein Unternehmen der Wien Holding

Szechenyi & Partner

dass auch alle von Strauss gesammelten Kunstschätze darin Platz finden konnten. Der Komponist ging daraufhin ein Jahr auf Tournee. Bei seiner Rückkehr war er von dem fertigen Haus begeistert. Etliche Schwierigkeiten waren beim Bau wegen der Niveauunterschiede zur Straße, der Auffahrt in der Mauer des botanischen Gartens und der Planung der Garage entstanden, aber Rosenauer gelang es, alles zu meistern, ja sogar den prachtvollen Christusdorn vor dem Eingang zu retten und die bescheidene Fassade mit runden Kuppeldächern zu versehen, die auf die Gestaltung des Oberen Belvedere und die Türkenkriege verwiesen. Sämtliche Zeitungen und Zeitschriften berichteten euphorisch über das neue, elegante Haus in Wien. Hier wohnte Strauss mit seiner Familie im Winter. Es gab Musikabende und ein reges gesellschaftliches Leben für ein erlesenes Publikum. Im Juni 1944 gelang es Strauss, nach Wien zu kommen und seinen 80. Geburtstag hier zu feiern. Das war allerdings das letzte Mal, dass er sein geliebtes Haus genießen konnte. Im September 1944 – zu seiner goldenen Hochzeit – war das nicht mehr möglich, da Wien ab 1. September bombardiert wurde, insbesondere das Gebiet um den Südbahnhof und so auch die Strauss-Villa. Im Herbst 1944 gelang es dem in Wien lebenden Sohn, erhaltene Möbel, Wertgegenstände und vor allem das Archiv im Schloss Eckartsau unterzubringen. Die SS zog daraufhin in die leer stehende Villa ein, nur kurze Zeit darauf die serbische Exilregierung bis zum Einmarsch der Roten Armee, als 50 Russen mit Minensuchhunden Quartier nahmen. Ab Jänner 1945 lag die Jacquingasse in der britischen Zone und im Richard StraussSchlössl wurde eine englische Offiziersmesse eingerichtet. Die Niederländer hatten nach Kriegsende die österreichische Regierung anerkannt und suchten eine Residenz für ihre Diplomaten. 1947 gelang es ihnen, die Briten zu überzeugen, das Haus zu verlassen, so dass sie nach etlichen Problemen 1949 mit der Familie Strauss einen Vertrag abschließen konnten. Außen und innen musste viel restauriert werden, bevor die Gesandtschaft und spätere Botschaft einziehen

© Niederländische Botschaft, Marijke van Ebbenhorst-Tengbergen

Niederländische Botschaft in der Jacquingasse, ehemals Schlössl des Komponisten Richard Strauss

FANG DEN KLANG

das klangmuseum

www.guides-in-vienna.at 64-65 NL22 Botschaft 65

hausdermusik

65 02.02.12 11:37


Die Niederlande

Kulinarik

Schokolade

Belgische Schokolade – der Weg zur Praline

Martina Schümatschek und Julia Strobl

Schokolade, dieses verlockend duftende Erzeugnis aus den Samenkernen der tropischen Kakaofrucht. Was in den Anfängen der europäischen Schokoladenherstellung nur Königen und Fürsten vorbehalten war und später – nach streng gehüteten Rezepten komponiert – in Apotheken teuer gehandelt wurde, steht uns heute in vielfältiger Form zur Verfügung. Und auch wenn Schokolade in unserer Zeit mit modernster Technik hergestellt wird – den Ursprung des Kakaos umweht immer noch ein Hauch von Geheimnis.

66 66-67 NL23 Schokolade 66

B

ereits Jahrhunderte vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer war Kakao den Eingeborenen als Nahrungs- und Genussmittel bekannt. Von den Olmeken und den Maya wurden Kakaobohnen hochgeschätzt, sogar als heilig verehrt, später von den Tolteken gar als Geschenk göttlichen Ursprungs angesehen. Deren Kakao-Kultur wurde von den Azteken übernommen. Sie benutzten die Samenkerne der Kakaofrucht sogar als Zahlungsmittel. Kolumbus hatte 1502 bei seiner Landung in Mittelamerika wenig Interesse am Kakao gezeigt. So blieb es nach der Eroberung des Aztekenreiches Hernando Cortez vorbehalten, bei seiner Rückkehr nach Europa, den ersten Kakao mitzubringen. Die ungesüßten Kakaozubereitungen der Azteken mochten den Europäern jedoch nicht so recht munden, entsprach doch ihr Geschmack recht treffend ihrem aztekischen Namen »Xocóatl », der sich aus Xócoc (= herb, bitter) und Atl (= Wasser) zusammensetzt. Erst nach Zugabe von Honig oder Rohrzucker begann der Siegeszug der Kakaoerzeugnisse in alle Welt. Und aus dem aztekischen Xocóatl wurde mit der Zeit Schokolade.

Über die Natur eines Genusses Schokolade wurde als generell kräftigend, stimmungsaufhellend und als Aphrodisiakum empfohlen. »Wenn man Kakao getrunken hat, kann man einen ganzen Tag ohne Mühe und ohne Hunger reisen«, weiß Diaz de Castillo, Begleiter von Cortes. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde Schokolade in Apotheken als Kräftigungsmittel verkauft. Der Holländer Jan Jantz von Huesden schenkte 1673 erstmals öffentlich Schokolade in Bremen aus. Zunächst konnten sich nur reiche Adelige Schokolade leisten. Doch zwei Faktoren sollten den Kakao zum Massenprodukt machen: Erstens die Pressung des Kakaos und die anschließende Vermahlung zu Kakaopulver, zweitens

der Einsatz von günstigerem Kakao aus Amazonien (heute vorherrschend). Die Erfindung der Pressung und Zermahlung geht auf den Holländer Coenraad Johannes van Houten zurück. Er spaltete die Kakaobutter vom Kakao ab, ein heute üblicher Vorgang.

Belgische Pralinen Laut EU-Beschluss dürfen in Schokolade 5% Fremdfette enthalten sein – nicht bei belgischen Schokolade-Produzenten. Denn in Belgien gibt es ein Reinheitsgebot für Schokolade: Diese wird ausschließlich mit Kakaobutter hergestellt! Die Belgier sind aber auch für ihre verführerischen Pralinen weltbekannt. Mit Zucker überzogene Nüsse und Mandeln gab es schon im Mittelalter. Als Erfinder der Praline in der heutigen Form gilt der Koch von Cesar de Choiseul, Comte de Plessis-Praslin, Feldmarschall und Minister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Dieser Koch erfand ein Konfekt aus Mandeln und Zucker und benannte es nach seinem Herrn. Die Einbindung exotischer Gewürze, subtiler Duftstoffe oder Fruchtschalen in eine Schokolade von ausgezeichneter Qualität sorgt dafür, dass der Gaumen bis ins Un-

Rezept für Spanische Schokolade 100 Kakaobohnen, 2 Chilischoten (ersatzweise schwarzer Pfeffer), eine Handvoll Anis, ›Ohrenblume‹, 2 mecasuchiles [mecaxochitl] (in Ermangelung der beiden oben genannten Gewürze können auch zerriebene Alexandriarosen verwendet werden), 1 Vanilleschote, 60 g Zimt, 12 Mandeln und ebenso viele Haselnüsse, 450 g Zucker, Achiote nach Geschmack. (Aus: Antonio Comenero de Ledesma, Chocolata Inda Opusculum, Nürnberg 1644)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:12


Schokolade

ermessliche verführt wird. Die Facetten der Sinnesfreude beim Genuss von feinster Schokolade sind sehr vielfältig – können inspirieren und überraschen: Schokoladensenf, Schokoladenessig, Schokoladenudeln, Schokoladebier... Edle Schokolade bietet stets ein Geschmackserlebnis in vollendeter Harmonie, das für einen Augenblick den Alltag vergessen lässt. Auch heute genießen belgische Schokoladenhersteller Weltruhm: Neuhaus, Leonidas, Godiva, Wittamer, Mary und Corne sollte jeder Schokoladen-Fan kennen. Wahre Kenner des Metiers kommen jedoch erst bei den Chocolatiers Galler, Charlemagne und in jüngster Zeit auch Marcolini ins Schwärmen. Für den wahren Genuss sollten wir aber selbst noch einen ganz wesentlichen Beitrag leisten: Beim Kauf auf »Fair Trade« und Nachhaltigkeit zu achten!

© Dresden Staatliche Kunstsammlungen

Jean Etienne Liotard, »La belle Chocoladière«, Pastell, 1743. Die Hofbedienstete und Tochter eines Kutschers Nanette (Nandl) Baldauf, die Liotard hier beim Servieren einer Tasse heißer Schokolade porträtierte, galt als Inbegriff des süßen Wiener Mädels und heiratete später Moritz Graf Dietrichstein.

Wie die »Tschukulati« nach Wien kam – von der Spanischen Schokolade zur Sachertorte Zuckersüß waren die Habsburger schon immer: Denn Zucker galt seit dem Mittelalter als teures Prestigeprodukt, das dem Herrscher und dem Adel vorbehalten war. Kaiser Maximilian I. (1459–1519) beschäftigte einen niederländischen Zuckerbäcker und in der Hofburg ist gar eine eigene Stiege nach den süßen Kochkünstlern benannt – die Zuckerbäckerstiege. Als Kaiser Karl VI. im Jahre 1711 aus Spanien zurückkehrte, um die Nachfolge seines jung verstorbenen Bruders Joseph anzutreten, brachte er seinen spanischen Hofstaat mit – und ein neues, süßes Luxusgetränk: köstliche heiße Schokolade! Die Spanier hatten dem bitteren südamerikanischen Getränk, dem »Xocóatl«, einiges hinzugefügt und es so dem europäischen Geschmack angepasst. Am Hof seiner Tochter Maria Theresia (1717–1780) war später sogar ein eigener Schokolademacher zu finden und noch heute zeugen erhaltene Schokoladekannen und Tassen aus kostbaren Materialien, wie Silber und Porzellan von der Exklusivität dieses adeligen Vergnügens. Das gehobene und weniger gehobene Bürgertum folgte rasch dem Vorbild, wie man den humor-

voll-kritischen »Briefen eines Eipeldauers an seinen Vetter in Krakau über d’Wienerstadt« entnehmen kann: »Ich kenn selber einen Herrn, der gar nicht in Theater bleibn kann, wenn er nicht alle Viertelstund ein Gefrorns, oder ein Tschukulati [Schokolade], oder sonst ein andre Nascherey nimmt.« Aber teuer und exklusiv war die Schokolade noch immer. Schon in Kochbüchern des 18. Jahrhunderts finden sich Rezepte für Schokoladetorten, doch die Geschichte der berühmtesten Wiener Schokoladetorte, der Sachertorte, begann mit einem festlichen Empfang im Hause des Fürsten Metter-

www.guides-in-vienna.at 66-67 NL23 Schokolade 67

nich im Jahr 1832. Damals schuf der begabte 16-jährige Kochlehrling Franz Sacher (1816–1907) eine Schokoladentorte als köstliches Dessert für die fürstlichen Gäste. Die Sachertorte – mit einer ordentlichen Portion Schlagobers – ist heute aus dem kulinarischen Wien gar nicht mehr wegzudenken und beliebt wie eh und je. Das Rezept, das im Hotel Sacher verwendet wird, ist geheim – aber das tut der Freude am Backen keinen Abbruch. In Wien hat fast jeder sein eigenes Lieblingsrezept und schwört hoch und heilig, dass es die beste und einzig wahre Version der Wiener Sachertorte wäre!

67 02.02.12 11:12


Die Niederlande

Belgien

Brüssel

Brüssel – die Hauptstadt Europas

Regina Macho

„Ich hab‘ gesehen in des Königs Haus zu Brüssel hinten hinaus die Brunnen, Labyrinth, Tiergarten, dass ich lustigere Dinge, mir gefälligere, gleich einem Paradies, nie gesehen hab.“ (Albrecht Dürer, 1520)

68 68 NL24 Brüssel 68

D

ie Entwicklung der heutigen Stadt, auf deren Gebiet bereits seit dem Neolithikum Siedlungen zu verzeichnen sind, begann im 10. Jahrhundert, als auf einer Insel im Fluss Senne eine Festung zur Verteidigung gegen die Flandern errichtet wurde. Im Mittelalter bedeutender Handelsumschlagplatz, entwickelte sich über die Jahrhunderte eine rege Produktion von Luxusgütern: Tuche, Tapisserien mit dem Echtheitsprädikat BB, Gold- und Waffenschmiede-Erzeugnisse, Holzschnitzereien, Spitzen, Kristallglas und Töpferwaren bis hin zu kunstvoll gebrautem Bier und köstlicher Schokolade fanden und finden ihre Käufer in ganz Europa. Im 15. Jahrhundert gelangte Brüssel in den Einflussbereich der Burgunder-Herzöge, die hier bisweilen Hof hielten. Es war auch die Zeit, in der der Maler Rogier van der Weyden in der Stadt wirkte. Das Selbstbewusstsein des Bürgertums spiegelte sich im prachtvollen Rathaus am Grand-Place, das als Vorbild für das Wiener Rathaus an der Ringstraße diente. Der Grand-Place selbst stammt aus der Zeit um 1700 und ist unesco-Weltkulturerbe. Die glanzvollste Epoche erlebte die Stadt als Kaiserresidenz von Karl V., der auch 1555 im Brüsseler Coudenberg-Palast vor den versammelten Generalständen der Niederlande abdankte und die Regierung an seinen Sohn Philipp übergab. Turbulent wurde es ab 1568: Auf dem Grand-Place erfolgte die Hinrichtung von Lamoral Graf Egmond, die den achtzigjährigen Krieg zwischen den Spaniern und den Niederlanden auslöste. Nur ein Jahr später starb Pieter Bruegel der Ältere in Brüssel, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. Nach der Unabhängigkeit der Niederlande blieb Brüssel bis 1713–14 bei den Spaniern und war zu Zeiten der Österreichischen Niederlande Sitz der Statthalter. Einer von ihnen, Albert Kasimir von Sachsen-Teschen, ließ Ende des 18. Jahrhunderts das heute belgische Königsschloss Laeken von Louis Montoyer erbauen.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts war Brüssel die Stadt des Jugendstils: Victor Horta errichtete imposante Bauten wie die botanischen Gärten im Schloss Laeken und das Maison du Peuple sowie zahlreiche Villen. Zeitgleich entstand in Brüssel auch ein Hauptwerk des österreichischen Jugendstils: das Palais Stoclet von Josef Hoffmann. Und noch einmal trat ein Österreicher in Brüssel in Erscheinung: Karl Schwanzer errichtete für die Weltausstellung 1958 einen Pavillon, den wir seit kurzem als das sogenannte 21er Haus im Wiener Schweizer Garten frisch renoviert besuchen können. Berühmtestes Wahrzeichen dieser Weltausstellung war das Atomium, eine 102 m hohe und 165-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenkristalls. Seit 1830 ist Brüssel die Hauptstadt des Königreiches Belgien und hat heute rund 150.000 Einwohner. Mit über einer Million Einwohnern wesentlich größer ist die aus 19 Gemeinden bestehende Region Brüssel-Hauptstadt: Als eine der drei Regionen Belgiens ist sie die einzig zweisprachige: französisch und flämisch. In den Schlagzeilen der internationalen Presse ist Brüssel aber vor allem als europäische Hauptstadt: Hier ist der Sitz der Europäischen Kommission, Ort der Ausschusssitzungen des Europäischen Parlamentes und der meisten Sitzungen des Rates der Europäischen Union, aber auch der Sitz des NATO Hauptquartiers. Somit hat sich Brüssel als politisches Zentrum über die Grenzen Europas hinaus etabliert.

Literatur: Paul de Ridder, Brüssel. Geschichte einer Brabantischen Stadt (Brüssel, Gent 2002) Das Dürerzitat stammt aus dem empfehlenswerten Bändchen: Leopold Decloedt, Florian Körner und Thomas Mayer (Hrsg.), Europa erlesen. Brüssel (Klagenfurt 2001)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:12


Verein Wiener Spaziergänge Seit über 20 Jahren Wien zu Fuß entdecken

Professionell, kreativ und erfahren

Wien zählt zu den facettenreichsten Hauptstädten

Jährlich werden rund 25.000 Wiener und Wien-

der Welt, ob es das kaiserliche Wien, die romantische besucher von den professionellen Fremdenführern Altstadt oder Wien als Zentrum von Kunst und Kultur vom Verein „Wiener Spaziergänge“ mit Engagement, ist. Innenstadt oder Vorstadt, Wien bietet sich ideal für fundiertem Fachwissen und Begeisterung für die Stadtrundgänge an. Stadt und seine Geschichte durch Wien begleitet. „Wien zu Fuß entdecken“ war daher vor über 20 Wir sind erster Ansprechpartner für: Jahren die Idee der Pioniere unter den Fremdenführern WIENER, die ihre eigene Stadt oder ihren Wohnbezirk der „Wiener Spaziergänge“.

Wählen Sie aus dem näher kennenlernen wollen

vielfältigen Angebot geführter Stadtrundgänge und INDIVIDUALREISENDE, die erleben Sie die Stadt hautnah und auf ganz persönliche Termin bzw. Treffpunkt

zum der

angegeben regelmäßig

Art und Weise. Die Themenvielfalt reicht von den „Hexen angebotenen Stadtspaziergänge kommen in Wien“ bis zur „Architektur des Lichts“. Folgen Sie den können. Diese finden Sie im Prospekt „Wiener Spuren des Kinoklassikers „Der Dritte Mann“ , tauchen Spaziergänge“ bei der Tourismusinformation Sie in die Welt der Literatur ein, lassen Sie sich von der Aufbruchsstimmung der Wiener Jugendstilkünstler um Josef Hoffmann und Gustav Klimt oder der Wiener Sittengeschichte um Josefine Mutzenbacher mitreißen.

am Albertinaplatz oder unter www.wienguide.at GRUPPEN, die professionelle Beratung, Organisation und Betreuung von Privatführungen für Schulklassen, Firmen oder Geburtstagsüberraschungen wünschen

Führungen des Monats Seit dem Jahr 2011 haben wir für unsere treuen Kunden etwas Besonderes, nämlich unsere neuen „Führungen des Monats“. Dies sind einmalig stattfindende Führungen, die entweder mit einem besonderen Jahrestag, ungewöhnlichen Öffnungszeiten oder einfach unserem Wunsch, Ihnen wieder einmal eine ganz seltene Führung zu präsentieren, zu tun haben. Auch für diese Führungen brauchen Sie sich nicht anmelden, einfach zum Treffpunkt kommen und eine andere Seite von Wien erleben. Wir hoffen, wir können Ihnen damit wieder spannende Aspekte von Wien präsentieren. Hier eine erste Vorschau: 11. März 2012; 14 Uhr Spurensuche Teil II: Bekannte und unbekannte Frauen Wiens Treffpunkt: 1., Ecke Lueerring/Schreyvogelgasse 18. März 2012; 10.30h Richard Strauss: „Hab‘ mir‘s gelobt, ihn lieb zu haben in der richtigen Weis“ Treffpunkt: 1., Denkmal der Republik. Dr. Karl Renner Ring, links neben dem Parlament

68 NL24 Brüssel 69

Folgen Sie den Fremdenführern von Wienguide durch die Stadt. Von „Wien auf den 1. Blick“ bis zu Spezialthemen können Sie bei uns jeden Monat aus rund 250 Führungen wählen. INFOBOX Kosten: p.P. €14,- / €12,- (erm.) zzgl. ev. Eintritte Dauer: 1½ - 2 Stunden Die Touren finden bei jedem Wetter statt. Ab 3 Personen. Keine Reservierung nötig.

Der Dritte Mann - Erotisches Wien - Sisi Versteckte Winkel - Hinterhöfe - Literatour Adelspaläste - Heurigen - Mozart - Das Rote Wien - Josephine Mutzenbacher Hexen - Kaffeehaus - Modernes Wien Habsburger - Tod - Grabennymphen Kirchen - Stadtbefestigung - Highlights Jüdisches Wien - Hundertwasser - Jugendstil

www.wienguide.at

02.02.12 11:12


Die Niederlande

Belgien

Österreichische Spuren

Spurensuche in den Niederlanden

Helmut Lischka

schen Niederlande« bis in die heutige Zeit findet man zahlreiche Spuren des kulturellen, historischen und politischen Austausches der beiden Länder. Doch nicht nur Niederländisches ist in Wien, auch österreichische Spuren lassen sich in den ehemals habsburgischen Provinzen entdecken und zu einer beachtlichen Liste zusammenfügen.

S

o blieben von Kaiser Karl V. im Dom Saint Michel in Brüssel gestiftete Glasfenster erhalten: Im nördlichen Querhaus ist er mit seiner Gemahlin Isabella von Portugal dargestellt, die Südfenster zeigen Ludwig II. von Ungarn mit seiner Gemahlin Maria von Österreich. Am Veemarkt in Mechelen steht noch die Residenz von Karls Schwester Margarete. Erhalten blieben auch Biersteuern nach österreichischem Vorbild, sie brachten im Land der Biertrinker gute Einnahmen. Auch neue Wochenmärkte, die zuvor nur dem Landadel gedient hatten, wurden gestattet. Staatliche Pfandhäuser bewahrten verschuldete Menschen vor Wucherzinsen. Der Kanalbau, wie jener von Brüssel nach Antwerpen, förderte die Wirtschaft. An die habsburgischen Statthalter erinnert auch die von Infantin Isabella Clara Eugenia mitgebrachte Marienstatue »Nuestra Señora de la Soledad« in der Brüsseler Kirche Notre-Dame de la Chapelle. Im Chor befindet sich das Grabdenkmal von Erzherzog Ernst, in der Chapelle du Saint Sacrement jenes von Isabella Clara Eugenia und Erzherzog Albrecht. Das Theatre Royal de la Monnaie, 1698 von J. P. Bom-

barda, Schatzmeister des spanischen Gouverneurs für 1.200 Besucher erbaut, wird noch immer als Opernhaus benutzt. Von Maria Theresia und ihrer Zeit blieben die Allgemeine Schulpflicht, Aufforstungen, wie zum Beispiel im Foret de Soignes, der Straßenbau, eine Bergwerksakademie, die Militärakademie und auch Kunstakademien wurden gegründet. Auch ein volkstümliches Wahrzeichen Brüssels wird von ihr mit einer Stiftung bedacht: Das »Manneken Pis« erhielt 1755 ein neues Becken, das von 1619 war bereits undicht. 1781 unter Joseph II. wird Oostende Freihafen, die Stadtmauern werden abgebrochen, die erste öffentliche Beleuchtung des Landes entsteht. Von den Franzosen Zerstörtes, wie das Rathaus in Limburg, wird wieder aufgebaut. Auch der Grand Place in Brüssel – am Gebäude »La Colline« befinden sich zwei Reliefs mit dem österreichischen Adler. Graf Cobenzl rettet 1769 die burgundische Büchersammlung, heute Königliche Bibliothek, und gründet die Literatur-Akademie in Löwen. Am Place Grand Sablon in Brüssel befindet sich die »Fontaine de la Minerve«, die Thomas Bruce, Duke of

Palais Stoclet von Josef Hoffmann

70 70-71 NL25 Spuren der Habsburger 70

© Jean-Pol Grandmont

Von der Ära der »Österreichi-

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:08


Österreichische Spuren

Aylesbury, zum Dank für Asylgewährung stiftete. Die Minerva hält zwei Medaillons, die Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen zeigen. Einige städtebauliche Projekte wurden noch am Ende der österreichischen Regentschaft realisiert: die Bebauung des Place des Martyrs im Stil des strengen Klassizismus, die heutige Rue Royale, die königliche Promenade vom Place Royale entlang des Parc de Bruxelles, der Abbruch der Brüsseler Stadtbefestigung, ausgenommen die »Porte de Hal«. An der Westseite des Palais Royale wurde ein Pavillon als »Hotel Bellevue« erbaut, im Parc de Bruxelles errichtete 1774 der Wiener Hof-Gartenbaumeister Joachim Zinner an Stelle des 1731 abgebrannten Schlosses ein klassizistisches Palais. Karl von Lothringen erbaute ab 1756 ein Palais: Eine Büste über dem Portal der »Maison de la Bellone« zeigt Prinz Eugen umgeben von Siegeszeichen und erinnert an den Sieg von Zenta an der Theiss

über die Türken.Eine besondere »Spur« hinterließen Maria Christina und Albert von Sachsen-Teschen als Gouverneure: Schloss Laeken, heute Wohnsitz der königlichen Familie. Im Park von Laeken ließ Albert den »Chinesischen Pavillon« errichten, Maria Theresia die »Domaine Stuyvenberg« aus dem 16. Jahrhundert ausbauen. Auf der Flucht vor den französischen Truppen wurden Einrichtungsgegenstände, selbst Türen, und die von Albert und Christine geschaffene Kunstsammlung nach Wien gebracht – all dies kann heute in der »Albertina« besichtigt werden. Im 19. Jahrhundert wurden zur Erinnerung an die Herrschaft der österreichischen Habsburger in den Seitenschiffen in Notre Dame de la Chapelle Glasgemälde mit Darstellungen des Hauses Habsburg geschaffen. Viele Reformen Josephs II. wurden jetzt erst geschätzt: Eine staatlich-einheitliche Justiz statt der Gerichte

der Grundherren; Aufhebung der Gilden und Zünfte sowie der Leibeigenschaft; das Toleranzpatent, die Gründung der Universität Brüssel, das Grundkataster, Klosteraufhebungen und die Schaffung einer staatlichen Verwaltung der Kirchen – diese Maßnahmen blieben. Das Palais Stoclet von Josef Hoffmann aus dem beginnenden 20. Jahrhundert stellt den Wiener Beitrag zur Jugendstil-Metropole Brüssel dar. Es handelt sich um einen kubistischen Bau, der mit weißen Marmorplatten verkleidet ist. Der Turm verjüngt sich nach oben, dies lässt ihn höher erscheinen. Die durchbrochene Kuppel ist ein Architekturzitat aus Wien und erinnert an die Wiener Secession. Die gesamte Einrichtung – das Palais ist nicht öffentlich zugänglich – wurde von Mitgliedern der Wiener Werkstätten entworfen und zwei prachtvolle Mosaike stammen von Gustav Klimt, dem großen Wiener Jugendstilkünstler.

– Die Heimat des Schnitzels. Ein Besuch beim Figlmüller gehört für viele Wienbesucher zum klassischen Programm ihres Aufenthalts. Einmal im kleinen Durchhaus unweit des Stephansdomes zwischen Wollzeile und Bäckerstraße gesessen zu sein, heißt Wiener Gastlichkeit und Tradition gespürt und Wien erlebt zu haben. Die Hauptrolle spielt natürlich das FiglmüllerSchnitzel. In Wien sind panierte und in Öl heraus gebackene Fleischspeisen schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt und in den barocken Kochbüchern nachgewiesen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erhält das „gebackene Kalbsschnitzel“ die Bezeichnung Wiener Schnitzel. Die Figlmüllerküche legt besonderen Wert auf sorgfältige Zubereitung und die Verwendung qualitativ hochwertiger Zutaten. In diesem Sinne wird die Bezeichnung „Schnitzel-Manufaktur“ in die Tat umgesetzt und jedes Stück einzeln von Hand gefertigt. Nur in einem Punkt weicht man beim Figlmüller-Schnitzel vom traditionellen Rezept ab, statt Kalbsfleisch wird die Karreerose vom Schwein verwendet, denn, so ist der Chef des Hauses überzeugt, die Wiener essen lieber Schwein, als Kalb. 50 Tonnen Schweinefleisch landen hier jährlich in der Pfanne. Im Figlmüller-Lokal in der Bäckerstraße 6 gibt es selbstverständlich auch das Wiener Schnitzel vom Kalb. Das FiglmüllerRezept bewährt sich nun schon seit über 100 Jahren. 1905 gründete Johann Figlmüller ein kleines Wiener Weinhaus, das in die Geschichte der Wiener Kulinarik eingehen sollte. In vierter Generation führen seit einigen Jahren die Brüder Hans & Thomas Figlmüller die Betriebe sehr erfolgreich. Die Bewahrung von Qualität und Tradition sind Ihre Leit-

motive und so scheint auch im Lokal die Zeit scheinbar stehen geblieben zu sein. Die schlichte Gemütlichkeit der Einrichtung, charmantes Service und beste Qualität der Speisen geben dem Betrieb seinen unverwechselbaren Charakter, der von Gästen aus dem In- und Ausland geschätzt wird. Der Figlmüller im romantischen Durchhaus Wollzeile 5 wurde mittlerweile um zwei Betriebe erweitert. Der „neue“ Figlmüller, gleich ums Eck in der Bäckerstraße 6 ist eine zeitgemäße Interpretation des Wiener Wirtshauses und bietet eine jüngere, dem Zeitgeist angepasste Speisekarte. Das dritte Lokal, ursprünglich ein Heurigenbetrieb in der Grinzinger Straße 55 wurde von den Brüdern zu einem modernen gemütlichen Wirtshaus mit großem Biergarten umgestaltet. Im „figls“ gibt es fünf Bierspezialitäten, darunter ein eigenes naturtrübes Hausbier, aber daneben natürlich auch Weine der besten Wiener Winzer. www.figlmueller.at

www.guides-in-vienna.at 70-71 NL25 Spuren der Habsburger 71

71 02.02.12 11:08


Anniversarium

1800 Jahre

Bürgerrecht

Constitutio Antoniana Römisches Bürgerrecht für Vindobona Julia Strobl

O

b in Hispanien oder in Gallien, ob in Ägypten oder in Pannonien: In allen Provinzen und in allen Städten des Römischen Reichs, auch in Vindobona, dem heutigen Wien, galt seit dem Jahr 212 n. Chr. das gleiche Gesetz wie in der Hauptstadt Rom. Denn in diesem Jahr hatte Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (reg. 211–217), besser bekannt unter dem Namen Caracalla, das römische Bürgerrecht auf das gesamte Reichsgebiet und fast alle seine Bewohner ausgedehnt, ausgenommen waren nur Sklaven und Kriegsgefangene.

© Wikimedia Commons, gemeinfrei (© SMB)

So war es nun auch den männlichen, frei geborenen Bewohnern der Provinzstadt Vindobona erlaubt, die römische Nationaltracht, die Toga, zu tragen. Doch meist legte man dieses unpraktische und in Rom schon lange als altmodisch geltende Kleidungsstück nur an, wenn es sich nicht vermeiden ließ: Bei feierlichen Anlässen und Amtswegen. Das

einen erbitterten Kampf um die Macht im Staat geprägt. Schon zu Lebzeiten des Vaters hatte Caracalla versucht, Geta zu ermorden, und wie Cassius Dio berichtet, gelang ihm nun, in seinem ersten Regierungsjahr, der Brudermord durch eine List. Bei einem geheuchelten Versöhnungsversuch im Beisein ihrer Mutter soll er ihn eigenhändig getötet haben. Nicht nur seiner Mutter, Julia Domna, untersagte er, um ihren ermordeten Sohn zu trauern. Caracalla ließ alle Freunde und Anhänger seines Bruders hinrichten, Cassius nennt die hohe Zahl von 20.000 Menschen, die dem Wahnsinn geopfert wurden. Und er löschte jede Erinnerung an seinen Bruder Geta, sein Name verfiel der damnatio memoriae.

römische Recht prägt Europa und sein Rechtsverständnis bis heute, doch man spricht meist nicht von der Constitutio Antoniana, einem positiv besetzten Ereignis, wenn man über Caracalla und seine kurze Regierungszeit berichtet; auch nicht von den kostspieligen Thermen, die er so großzügig dem Volk errichten ließ. Vielmehr steht seine selbst für einen römischen Kaiser ungewöhnlich große Grausamkeit im Vordergrund, was er der Geschichtsschreibung des 3. Jahrhunderts und vor allem dem römischen Senator und Historiker Cassius Dio (163–229) verdankt. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Geta trat Caracalla am 4. Februar 211 mit nur 22 Jahren die Nachfolge seines Vaters Septimius Severus an. Septimius Severus, der 193 den Oberbefehl in Pannonien inne hatte, war in diesem Jahr in Carnuntum von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden. Das Verhältnis der beiden Kaisersöhne war durch großen Hass und

Caracallas unbeschränkte Macht im Staat stützte sich nicht auf das Einvernehmen mit dem Senat oder seine Volksverbundenheit sondern ausschließlich auf das Heer, das er für seine Loyalität gut bezahlte. Auch führte er kostspielige Kriege und wollte gar, wie einst Alexander der Große, ein Großreich im Osten neu errichten. Um all dies zu finanzieren, benötigte er reiche Einnahmen. Die meisten lukrierte er aus der Erbschaftssteuer, die – dank der Constitutio Antoniana – alle neuen römischen Bürger selbst aus den weitest entfernten Provinzen nach Rom sandten. Denn Bürger hatten auch damals nicht nur Rechte, sondern vielmehr Pflichten, Steuerpflichten! Caracalla blieb übrigens jedweder Ruhm als neuer Alexander und Eroberer des Ostens verwehrt. Die Armee und eben jene Soldaten, die er für loyal hielt, beendeten den wahnsinnigen Parther-Feldzug des grausamen Kaisers. Auf Befehl des Gardepräfekten Opellius Macrinus fiel er am 8. April 217 einem Mordanschlag zum Opfer.

Eine nur scheinbar heile Familie: Kaiser Septimius Severus, seine Frau Julia Domna und ihr älterer Sohn Caracalla um 200 n. Chr.; das Porträt des jüngeren Sohnes Geta wurde nachträglich gelöscht. Nach der Ermordung durch seinen Bruder Caracalla verfiel er der damnatio memoriae. (Ägyptisches Tondo aus Holz, um 200 n.Chr., Staatliche Museen Berlin)

72 72-73 A01A01_1 2.indd 72

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:07


1500 Jahre

Wiener Dioskurides

Der Wiener Dioskurides 512 n.Chr.

der Wiener Dioskurides

gesichert. Die Originalschrift des Codex ist die griechische Bibelmajuskel, eine formale, feierliche Schrift, die auch in wichtigen frühchristlichen biblischen Codizes verwendet wurde. Lateinische Anmerkungen zeugen von der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1204 durch die Kreuzritter, 60 Jahre später gelangte die Sammlung nach der Rückeroberung durch die Byzantiner wieder in griechische Hände. Die Transkription mancher Texte in die ab dem neunten Jahrhundert verwendete griechische Minuskelschrift wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts vorgenommen. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 wur-

Hier erhalten Sie Auskünfte, Prospekte, Hotelzimmer, die Wien-Karte, SightseeingTickets, Theater-, Konzert- und Opernkarten sowie Souvenirs. Tourist-Info Täglich 9 bis 19 Uhr 1., Albertinaplatz/Ecke Maysedergasse Tel. +43 1 24 555 info@wien.info WWW.WIEN.INFO

www.guides-in-vienna.at 72-73 A01A01_1 2.indd 73

de das Werk von jüdischen und orientalischen Ärzten verwendet. Belegt wird dies durch türkische, persische, arabische und hebräische Anmerkungen. 1569 erwarb der kaiserliche Gesandte an der Hohen Pforte den Codex um 100 Goldgulden und brachte ihn nach Wien, wo er den kaiserlichen Beständen der Wiener Hofbibliothek, der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek, angegliedert wurde (siehe S. 63). Seitdem ist der Codex unter dem Namen »Wiener Dioskurides« bekannt. 1960 bis 1965 wurde er restauriert und 1997 in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen.

Die TouristInfo Wien © WTV / GERHARD WEINKIRN

nter der Signatur Codex med. gr. (medicus graecus) 1 der Österreichischen Nationalbibliothek wird das älteste erhaltene wissenschaftliche Werk und gleichzeitig eine der wertvollsten illuminierten Handschriften der Spätantike, der »Wiener Dioskurides«, aufbewahrt. Dieser Codex, eine Sammlung von pharmakologischen Texten mit Darstellungen von Pflanzen, Tieren und Personen, wurde um das Jahr 512 n. Chr. in Konstantinopel für eine kaiserliche Prinzessin angefertigt. Er bestand ursprünglich aus 546 Blättern aus dünnem Pergament, wovon heute noch 485 erhalten sind. Der größte und wichtigste Teil der Sammlung ist dem Standardwerk »De materia medica« des Dioskurides Pedanios entnommen. Hier werden 383 Heilpflanzen beschrieben und dargestellt, jedem Pflanzenbild sind Texte sowie verschiedene Varianten der Pflanzennamen beigefügt. Dioskurides Pedanios war einer der berühmtesten Ärzte und Pharmakologen der Antike, der um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts wirkte und dessen Schriften das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hohe Autorität genossen. Er greift in seinem Werk seinerseits auf noch ältere, heute verlorene Abhandlungen bedeutender Heilkundiger des Altertums zurück. Den Abbildungen der Heilpflanzen vorangestellt sind Einleitungsbilder, darunter Porträts antiker Ärzte und des Namensgebers Dioskurides. Ein Widmungsbild bietet die Erklärung für die Entstehungsgeschichte der Handschrift. Darauf abgebildet ist eine vornehme Dame, die in einer Beischrift als die Prinzessin Anicia Juliana vorgestellt wird, die im Stadtteil Honoratae (Pera) von Konstantinopel eine Kirche gestiftet hatte und dafür zum Dank von den Bürgern des Stadtteils den Codex gewidmet erhielt. Die in den Chroniken verzeichnete Stiftung einer Marienkirche in Honoratae im Jahr 512 macht eine genaue Datierung des Werkes möglich. Durch Notizen und Anmerkungen auf den Blättern, die auch ihre wechselhafte Geschichte widerspiegeln, gilt eine praktische Verwendung der Handschrift über lange Zeit und unter verschiedenen Herrschaftsverhältnissen und Religionen als

Abbildungen: © Julia Strobl bzw. gemeinfrei

U

Friederike Kraus

73 02.02.12 11:07


Anniversarium

550 Jahre

Belagerung der Hofburg

Die Belagerung der Hofburg 1462: Die Belagerung Friedrichs III. Uta Minnich

»WIENER ZEITUNG«, 25. August 1462 Kaiser Friedrich in die Hofburg eingezogen! Ein seit dem Tod des Ladislaus Postumus (1457) schwelender Machtstreit zwischen Erzherzog Albrecht VI. und seinem Bruder Kaiser Friedrich III. erreicht einen Höhepunkt. Kaiser Friedrich ist mit einem Söldnerheer von 2500 Mann von Süden gegen Wien gezogen. Erst nach schwierigen Verhandlungen mit der Bürgervertretung konnte der Kaiser gegen starken Widerstand der Bevölkerung in die Hofburg einziehen. Dort erwarteten ihn Kaiserin Eleonore und der dreijährige Maximilian seit Anfang August. Eine Bürgerabordnung forderte, die Zahl der begleitenden Söldner auf 200 zu reduzieren. Die abziehenden Soldaten haben das Wiener Umland, besonders die Weinberge, woher unser bestes Handelsgut kommt, verwüstet! »WIENER ZEITUNG«, 16. Oktober 1462 Hofburg von Süden angegriffen! In der Nacht haben die Anhänger von Albrecht VI. die Hofburg von Süden anBurgkapelle

gegriffen und eingeschlossen. Die Belagerung hat begonnen. Um ihren Forderungen nach Beteiligung Albrechts an den Regierungsgeschäften Nachdruck zu verleihen, hat man jegliche Verbindung sowie Lebensmittellieferungen unterbunden. Der Angriff auf die Hofburg erfolgt mit Büchsenfeuer, Armbrust und Bogen, aber auch Steinkugeln und Pfeilen – sie fliegen wie »Heuschrecken und Schneeflocken«. Insgesamt sind 66 Geschütze im Einsatz. Am Platz vor der Hofburg wurden zum Schutz für die Mannschaft, die die »Hauptbüchse« oder Bombarde bedient, vor dem Widmertor und am Cillierhof Holzwände errichtet. Gezielte Treffer haben Küche und Backstube der Burg zerstört und auch ein Teil des Nordturms ist eingestürzt. Aus dem Torturm zerschoss der Gezeug- und Büchsenmeister Konrad Zinkenhofer mit einer Haubitze, wie sie schon von den Hussiten benützt worden war, die hölzernen Schirmwände vor dem Widmertor und im Cillierhof und setzte damit die Bombarde außer Gefecht!

Die mittelalterliche Hofburg im Modell

heutiges Schweizertor

74-75 A04.indd 74

»WIENER ZEITUNG«, 17. November 1462 Heere bedrohen Wien! Heere rücken sowohl von Süden als auch von Norden auf Wien zu. Nicht nur Steirer, Kärntner und Krainer, sondern auch ein Heer von König Georg Podiebrad nähert sich der Hauptstadt. Es kommt zu heftigen Gefechten zwischen den Truppen des Erzherzog Albrecht VI. und denen von König Podiebrad! Das Kampfgetümmel ist weithin sichtbar und hörbar!

»WIENER ZEITUNG«, 1. November 1462 Erzherzog Albrecht VI. in Wien eingezogen! Erzherzog Albrecht VI. ist heute in Wien eingezogen und hat damit die Lage seines Bruders Kaiser Friedrich III. und seiner Familie noch verschärft. Durch eine Nachricht von Michael Beheim wurde bekannt, dass die Not der in der Burg eingeschlos-

Widmertorturm

74

senen kaiserlichen Familie so groß ist, dass nicht nur Hirsebrei, sondern auch Hunde, Katzen und sogar der alte Geier als Verpflegung dienen müssen. Ein Korb mit für den kleinen Maximilian bestimmt gewesenen Eiern, Mehl und Milch, wurde von den Soldaten vernichtet. Unter Lebensgefahr hat der Hofschneider Friedrich Kronberger Geflügel in die Burg geschmuggelt, was als Wunder gewertet wird.

© Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort: Hofburg Wien, Kaiserappartements, Foto: Marianne Haller

D

ie älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt kommt aus Wien: Erstmals in Druck ging das »Wiennerische Diarium«, die heutige »Wiener Zeitung«, im Jahr 1703. Hätte es im Wien anno 1462 bereits Zeitungen gegeben, dann hätten die Schlagzeilen möglichweise so ausgesehen.

»WIENER ZEITUNG«, 4. Dezember 1462 Belagerung beendet! Nach zähen Verhandlungen konnte Erzherzog Albrecht VI. seine Ansprüche auf Beteiligung an der Regierung durchsetzen und Kaiser Friedrich III. verlässt die Hofburg. Man einigte sich, dass Erzherzog Albrecht gegen Zahlung von 4000 ungarischen Goldgulden acht Jahre die Herrschaft über Österreich unter der Enns übernimmt. Auch alles zerstörte Gut der kaiserlichen Familie und ihres Gefolges soll ersetzt werden – so verkündet es heute Erzherzog Albrecht von der Kanzel des Stephansdoms. Kaiser Friedrich III. ist zu König Podiebrad nach Korneuburg, seine kaiserliche Gemahlin mit dem dreijährigen Maximilian nach Wiener Neustadt abgereist.

Literatur: Georg Schreiber, Die Bewohner der Hofburg (Wien 1993) Brigitte Vacha, Die Habsburger (Graz Wien Köln 1992) Reinhard Pohanka, Hinter den Mauern der Stadt (Wien 1987) Peter Csendes, Geschichte Wiens (Wien 1981)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 14.03.12 11:30


Foto: © Alberto Fernandez Fernandez (GNU)

+43 1 786 24 00 www.guides-in-vienna.at

Vienna Guide Service Die Wiener Fremdenführer-Vermittlung

Wir vermitteln schnell und zuverlässig den richtigen Fremdenführer für Ihre Führung in Wien!

74-75 A04.indd 75

14.03.12 11:30


Anniversarium

500 Jahre

Amerigo Vespucci

Amerigo Vespucci 500. Todestag

D

Wolfgang Auinger

as Globenmuseum in der Herrengasse und die Kartensammlung der Nationalbibliothek am Josephsplatz sind wahre Juwele und immer noch zu wenig bekannt während. Die Menschenmassen die vom Heldenplatz über den Kohlmarkt zum Graben ziehen sind meist ahnungslos, welche Kleinodien hier auf ihre Entdeckung warten. Rückzugsort zum Eintauchen in eine andere Welt, in der neueste Erkenntnisse gezeichnet, vermessen, berechnet und abgebildet wurden. Und eine Welt, in der Namen für die Ewigkeit vergeben wurden. Es genügt ein Blick auf eines der Ausstellungsstücke und schon beginnt eine lange Reise … … nach Sevilla im ausgehenden Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts: Günstig am Guadalquivir gelegen, wenngleich auch 70 km von seiner Mündung entfernt, ist es der wichtigste Hafen der Spanier für Hölzer, Farben, Seide und Gewürze aller Art. Erst später wird es vom direkt am Atlantik gelegenen Cadiz abgelöst werden. Matrosen, Fuhrwerker, Händler, Abenteurer und allerlei Glücksritter tummeln sich am geschäftigen Flussufer. Ein erstaunlicher Marktplatz, an den Amerigo Vespucci im Alter von 40 Jahren vom Handelshaus der Medici geschickt wird. Da hatte er bereits neun Jahre für die reiche toskanische Familie als Kaufmann und Buchhalter gearbeitet, so wie schon sein Vater zuvor. Sein Alltag ist geprägt durch Tätigkeiten wie Warenballen auspacken, Rechnungen erstellen, Zinsen berechnen und Abrechnungen prüfen. Als Schiffsausrüster hat Vespucci täglich mit den Seeleuten zu tun, ob erfahrene Kapitäne mit klarem Auftrag oder überzeugte Draufgänger mit zweifelhaften Zielen. Dazwischen Wissenschaftler aller Art, kirchliche Würdenträger, viel Geheimniskrämerei und natürlich der Druck des eigenen Medici-Handelshauses als wichtiger Geldgeber, für den sich die inflationär vorhandenen Hoffnungen und Erwartungen auch in konkreten finanziellen Ergebnissen zeigen sollen. Florenz ist besonders an Farbstoffen aus unbekannten Gegenden für seine Textilindustrie interessiert. Auch andere italienische Städte wie Genua, Pisa oder Venedig haben konkrete wirtschaftliche Interessen. Bei seiner

76 76-77 A04.1.indd 76

Tätigkeit lernt Vespucci auch Kolumbus kennen und unterstützt ihn bei den Vorbereitungen zu seinen Expeditionen. Viele Jahre später werden Briefe auftauchen, in denen Kolumbus die Erkenntnisse Vespuccis lobt und ihn sogar einen Freund nennt. Nach dem Tod seines Chefs Giannotto Bernardi übernimmt Vespucci 1495 die Leitung der toskanischen Repräsentanz in Sevilla. Gleichzeitig nehmen die Interessenskonflikte und Intrigen zwischen den spanischen Kapitänen, dem Königshaus und Kolumbus zu – der zuständige Kardinal de Fonseca mochte ihn ohnedies nie – und so ergibt sich für Vespucci die Möglichkeit, selbst an einer Expedition von Mai 1499 bis Juni 1500 teilzunehmen, die u.a. das Ziel hat, dem ehrgeizigen und ruhmsüchtigen Kolumbus die vertraglich zugesicherten Privilegien streitig zu machen. Aus dem von Vespuccis selbst verfassten »Soderini-Brief« geht zwar hervor, dass er bereits 1497 erstmals bis nach »Amerika« gekommen sein und auch von einer weiteren Reise ist dort die Rede. Allerdings sind diese von ihm selbst zitierten Reisen von keiner anderen Quelle belegt und werden daher nicht anerkannt. Deshalb gilt die 1499 angetretene Seereise als seine erste. Das Schiff mit Vespucci trifft 1499 nach 43 Tagen an die nordöstliche Küste von Südamerika. Weiter südlich gelangt Vespucci zur Mündung des Amazonas, die er vor seiner Rückfahrt auch ein kurzes Stück flußaufwärts befährt. Auf dem Weg in nördlichere Küstenabschnitte erreicht er einen Landstrich, den er später Venezuela (Klein-Venedig) nennen wird. Als Kolumbus, der gleichzeitig in Hispaniola (Santo Domingo) weilt, von dieser aus Spanien beauftragten Fahrt weiter in den Süden bis zur Amazonasmündung hört, fühlt er sich hintergangen und ist erzürnt ob dieser Eigenmächtigkeit. Durch den Vertrag von Tordesesillas von 1494 – in dem sich Spanien und Portugal durch Definition eines Längengrades die künftig entdeckten Länder aufteilten – birgt die Sache ja auch tatsächlich zusätzlichen Sprengstoff. Papst Alexander VI. stimmte dieser »Weltaufteilung« zu, damit

nicht die beiden katholischen Großreiche eines Tages miteinander im Krieg stehen. Die anderen Großmächte Europas haben diesen Vertrag nie anerkannt. Der französische König Franz I. soll zersprungen sein vor Ärger: »Man möge mir das Testament von Adam und Eva zeigen, wo geschrieben steht, dass sich Spanien und Portugal die Welt aufteilen dürfen«. Für Vespucci hat das weite Vordringen in südliche Gebiete konkrete Folgen. Die Portugiesen werden auf ihn als einen guten Seemann und Navigator aufmerksam und heuern ihn an. Das ist keineswegs ungewöhnlich. Die besten Seeleute sind sehr gefragt und zweifellos erscheint es geschickter, vom Wissen Vespuccis in Portugal zu profitieren, unter anderem weil es um einen Landstrich ging, den inzwischen Pedro Cabral im Jahre 1500 für die Portugiesen in Besitz genommen hatte. Wie es dazu kam ist bis heute nicht klar. Entweder handelte es sich bei der Expedition Cabrals um einen Geheimauftrag des portugiesischen Königs – offiziell hatte die Reise ja das vorher schon von Vasco da Gama entdeckte Indien zum Ziel – oder es ist wirklich einem langandauernden, heftigen Sturm zu verdanken, der die Schiffe Cabrals von der geplanten Route von der Küste Westafrikas bis über den Atlantik abgetrieben hatte und so zur Entdeckung »Brasiliens« führte. Zwischen Mai 1501 und September 1502 ist Vespucci das zweite Mal an der südamerikanischen Küste unterwegs – aber nun eben für Portugal. Dabei entdeckt er eine herrliche Bucht, von der er schreibt »Wenn in der Welt ein irdisches Paradies zu finden ist, dann muß es ohne Zweifel nicht weit von dieser Gegend sein«, und tauft sie wegen des aktuellen Datums (1. Jänner 1502) Rio de Janeiro (Bucht des Januar). 1503 werden in vielen europäischen Städten gedruckte Blätter mit dem Titel »Mundus Novus« unter adeligen und wissenschaftlichen Kreisen weitergereicht. Als Autor für die in Latein abgefasste Abhandlung wird Albericus Vespucius genannt. Es ist eine Erzählung in Briefform an den Florentiner Kaufmann Petrus Franciscus de Medici. Vespucci spricht

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:02


500 Jahre

darin von der Entdeckung einer »Neuen Welt«. Wörtlich: »Wir sind durchaus berechtigt, (diese Gegenden) eine »Neue Welt« zu nennen, denn der Wissenschaft waren sie bisher nicht bekannt. Bei meiner letzten Fahrt habe ich in diesen südlichen Regionen einen Kontinent entdeckt, der von mehr Menschen und Tieren bewohnt ist als unser Europa oder als Asien oder Afrika.« »Mundus Novus« verbreitet sich mit rasanter Geschwindigkeit. Innerhalb von wenigen Jahren gibt es Ausgaben in über 30 Sprachen. Vespuccis Aufzeichnungen treffen hier genau den Geist der Zeit und einer wissenschaftlichen Elite, die endlich aus dem mittelalterlichen Weltbild heraustritt und dankbar jede neue Erkenntnis aufnimmt. Sicher spielt für den Erfolg der Verbreitung auch die verständliche Sprache eine große Rolle, in der »Mundes Novus« abgefasst war. Sie unterscheidet sich deutlich von der sonst sehr technischen und navigatorischen Sprache anderer Seefahrtsberichte. Martin Waldseemüller, studiert in Mathematik und Geographie, wird dann Professor für Kosmologie und gehört zu den renommiertesten Kartographen seiner Zeit im Gebiet nördlich der Alpen. 1507 gibt er eine Karte in zwölf Einzelstücken heraus, die insgesamt 1,38 x 2,48 m groß ist. Er trägt dort anstelle der »Westindischen Inseln«, den Berichten von Vespucci folgend, einen neuen Kontinent im Weltmeer ein. Auf Anregung seines Kollegen Ringmann nennt er die neue Landmasse zu Ehren Vespuccis und in Anlehnung an die weiblichen Namen der Kontinente »America«. Beeindruckt hat ihn davor

auch das jüngst von Vespucci erschienene Buch »Van den nygen Insulen«. Zwar stieß diese neue Karte in konservativen Kreisen anfangs auf Ablehnung. Die Bedeutung für die damalige Wissenschaft war aber sehr groß. Es sollen etwa 1000 Kopien davon angefertigt worden sein. Nach heutiger Forschung existiert von all diesen nur noch ein Exemplar. Es wurde 1901 auf Schloss Wolfegg in Oberschwaben entdeckt. Nach jahrzehntelangen Versuchen der USA, diese Karte zu erwerben, ist dies 2001 zum kolportierten Preis von 10 Mio US Dollar gelungen. Noch nie wurde für ein kartografisches Gut eine so hohe Summe bezahlt. 2005 wurde die Karte von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt und 2007 wurde sie durch Bundeskanzlerin Merkel an die USA übergeben. Heute ist sie eines der bedeutendsten Schaustücke in der Library of Congress in Washington D.C. Auf der Hausburg der Fürsten von Wolfegg gibt es jedes Jahr von April bis Oktober ein Faksimile zu sehen. Stefan Zweig weist in seiner »Geschichte des historischen Irrtums« darauf hin, dass »Amerika nach dem Vornamen eines Mannes benannt wurde, der mit der eigentlichen Entdeckung des Kontinents gar nichts zu tun hatte«. Allgemein bekannt ist ja, dass Kolumbus bereits 1492 dort war. Dieser glaubte nur Zeit seines Lebens immer, in West-Indien gewesen zu sein. Vespucci war zweifellos später auf der anderen Seite des Atlantik, und außerdem weiter südlich. Dort, wo das heutige Brasilien liegt. Die Ehre der Namensgebung bekam er nur, weil er den Irrtum von Kolumbus aufklärte und die neuen Länder

www.guides-in-vienna.at 76-77 A04.1.indd 77

Amerigo Vespucci

als »Neue Welt« bezeichnete und die Vermutung nach einem »Kontinent« äußerte, während die Gelehrten noch alle stritten, ob es eine Insel oder eine Landmasse sei. In seinen letzten Jahren arbeitete Vespucci wieder für die Spanier. Als »Piloto Mayor« unterichtete er Steuermänner in den nötigen Erkenntnisse zur Navigation bei den gefährlichen Amerikafahrten. 1512 starb er in Sevilla. Bis zu dem von den Nachfahren des Kolumbus angestrebten Prozess Mitte des 16. Jahrhunderts galt er auch als der Entdecker Amerikas, nicht nur als der Namensgeber. Aber wer darf nun wirklich als der Entdecker Amerikas gelten? Seit 1969 wissen wir, dass bereits Leif Erikson im Jahre 1002 seinen europäischen Fuß auf dortigen Boden gesetzt hat. Und wer sagt uns wirklich, ob er überhaupt der Erste war? Im Wiener Globenmuseum ist gleich neben der Kopie des »Erdapfel« von Martin Behaim (erster Globus) ein kleinerer Globus des Lothringers Waldseemüller zu sehen, auf dem er die neue Landmasse »America« nennt. Waldseemüller nannte Vespucci »einen Mann mit scharfsinnigem Verstand« und hat ihm damit fast einen von ihm selbst 1506 geäußerten Wunsch erfüllt: »up dast myn gedechtniß by den menschen bliue». Was würden Kolumbus und Erikson wohl dazu sagen? Egal auch, wer der Entdecker Amerikas war. Ein Auswärtiger wird es wohl gewesen sein müssen, weil es ein verbreiteter Konsens zu sein scheint, dass sich Einheimische nicht selbst entdecken können. Zumindest bis Sigmund Freud. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Auch in Wien zu studieren.

77 02.02.12 11:02


Anniversarium

450 Jahre

Maximilian II.

König von Böhmen

1562: Maximilian II. wird zum König von Böhmen gekrönt

M

Patrizia Kindl jüngerem Bruder Ferdinand von Tirol übertragen wurden, da er selbst für andere Aufgaben benötigt wurde. Ab den 1550er Jahren musste Maximilians Familie sowie der katholische Teil Europas mit Entsetzen feststellen, dass Maximilian Sympathien für den protestantischen Glauben hegte. Vielleicht war der Grundstein dafür schon in seiner Jugend durch einen liberalen Lehrer gelegt worden, auf jeden Fall stand er unter dem Einfluss seines lutheranisch gesinnten Hofpredigers Sebastian Pfauser. Dennoch wagte er es bis an sein Lebensende nicht, sein Bekenntnis zu wechseln, da er sich damit selbst zu einer persona non grata in den katholischen Ländern gemacht und der

Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

aximilian erblickte im Jahre 1527 als Sohn Kaiser Ferdinands I. das Licht der Welt. Eigenartigerweise haben ihm die Historiker wenig Beachtung geschenkt, obwohl er in mehrfacher Hinsicht eine bemerkenswerte Herrscherpersönlichkeit war. Maximilian erhielt seinem Rang entsprechend eine hervorragende Erziehung, neigte aber später zu Wankelmütigkeit, Unentschlossenheit und einem äußerst diesseitsfreudigen Lebensstil. 1548 heiratete er seine Cousine Maria, die Tochter Kaiser Karls V. 1549 erreichte sein Vater Maximilians Anerkennung zum zukünftigen König Böhmens, wobei die Regierungsaufgaben jedoch zunächst dessen

Papst ihn nicht als Kaiser anerkannt hätte. 1562 erfolgte die Krönung zum böhmischen König in Prag. Diese Würde hatten die Habsburger seit 1526 inne. Nach seinem Vater Ferdinand I. war Maximilian der zweite Habsburger, der mit Erlangung dieser Krone gleichzeitig ranghöchster weltlicher Kurfürst wurde. Er leitete in Böhmen zunächst eine gegenreformatorische Politik ein, löste jedoch damit eine oppositionelle Bewegung aus, bei der ihm die Stände zuletzt sogar die Steuerleistungen verweigerten. So kam es schließlich zu einem Kompromiss: Der Kaiser erkannte 1575 die »Confessio Bohemica« an, eine von den nicht katholischen böhmischen Ständen formulierte evangelische Bekenntnisschrift. Da die Zusage Maximilians aber nur mündlich erfolgt war, konnte es nicht zur Bildung einer böhmischen Landeskirche kommen. Immerhin bewirkte die Genehmigung der Confessio die Anerkennung von Maximilians Sohn Rudolf als böhmischem König. 1562 erfolgte auch Maximilians Wahl zum römisch-deutschen König.1564 folgte er seinem Vater als Kaiser nach und wurde Landesherr der österreichischen Erblande, die er sich jedoch nach dem Willen des Vaters mit seinen Brüdern Ferdinand und Karl teilen musste, wobei ihm selbst Wien mit Niederösterreich und Oberösterreich, Ungarn und Böhmen blieben. Innenpolitisch blieb er letztendlich auf der Linie, die Ferdinand I. eingeschlagen hatte, indem er den Augsburger Religionsfrieden anerkannte. Außenpolitisch fiel in Maximilians Zeit nur ein großer Konflikt: Der Krieg gegen die Osmanen von 1566 bis 1568, der damit endete, dass sich der Kaiser zu einer jährlichen Tributzahlung von 30.000 Dukaten verpflichtete. Maximilian verstarb 1576 und fand im Prager Veitsdom seine letzte Ruhestätte. Die Wiener haben ihn noch heute als den Habsburger in Erinnerung, der der Stadt den ersten Elefanten vorführte.

Kaiser Maximilian II. (1527 – 1576) als etwa Vierzigjähriger um 1566 Werkstatt: Nicolas Neufchatel

78 78-79 A05_A06.indd 78

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:02


400 Jahre

Rudolf II.

Rudolf II. (1552 – 1612) Der unbekannte Kaiser

I

Christa Bauer

ch selber war ein Mann der Dunkelheit«, lässt Franz Grillparzer den sterbenden Rudolf in seinem Drama »Ein Bruderzwist in Habsburg« sagen. Tatsächlich steht Rudolf bis heute im Verborgenen, obwohl er eine der interessantesten, aber auch widersprüchlichsten Persönlichkeiten der Geschichte war. Er wurde einerseits als freundlich, weise und tolerant beschrieben, andererseits als depressiv, regierungsunfähig und geisteskrank. Wer war dieser Kaiser, der »wenig sprach« und sich vor der Welt in seine Kunst- und Wunderkammer flüchtete? Rudolf wurde am 18. Juli 1552 als erster Sohn des späteren Kaisers Maximilian II. und dessen Frau Maria von Spanien geboren. Seine Kinderjahre waren ungetrübt, die Ausbildung entsprach der damaligen Zeit: Er hatte umfassende Sprachkenntnisse – Rudolf sprach Deutsch, Spanisch, Französisch, Tschechisch und Latein –, beherrschte die Waffenkunst und wies eine breite Bildung in Literatur, Musik und Kunst auf. 1563 wurden Rudolf und sein Bruder Ernst auf Wunsch seiner streng katholischen Mutter und deren Bruder, König Philipp II. von Spanien, zur weiteren Erziehung nach Madrid geschickt. Damit hoffte man, die beiden Erzherzöge dem Einfluss ihres Vaters zu entziehen, der dem Protestantismus zugeneigt war. Ein weiterer Grund war, dass der einzige Sohn Philipps, Don Carlos, als nicht regierungsfähig galt und Rudolf auf eine eventuelle spanische Thronfolge vorbereitet werden sollte. Rudolf wurde daher mit seiner Cousine, Infantin Isabella Clara Eugenia, verlobt. Zu einer Eheschließung kam es jedoch nie. Da Philipp II. später ein weiterer Sohn geboren wurde, musste Rudolf das spanische Erbe allerdings nicht antreten. Die Jahre in Spanien haben Rudolfs Charakter stark geprägt. Der venezianische Gesandte, Giovanni Corraro, berichtete, dass »vor allem der ausgeprägte Stolz und die starke Distanziertheit ihn viel weniger beliebt machen, als er es sein könnte.« Sogar der eigene Vater war entsetzt und forderte von seinem Sohn, sein Verhalten zu ändern. Vergeblich, Rudolf blieb bei seiner Grundstimmung, den »spanischen Humores«, die es ihm ermöglichten, Distanz zwi-

schen sich und seiner Umwelt zu schaffen. Bald nach seiner Rückkehr nach Wien 1571 wurden Rudolfs Herrschaftsansprüche verankert: 1572 wurde er zum König von Ungarn und 1575 zum König von Böhmen gekrönt. In diesem Jahr erfolgte auch seine Wahl zum römisch-deutschen König, die seinen Anspruch auf die Kaiserkrone nach dem Tod seines Vaters schon ein Jahr später absicherte. Rudolf verlegte den Regierungssitz von Wien nach Prag, ab 1583 hielt er sich fast ausschließlich dort auf. Die Statthalterschaft für Ober- und Niederösterreich übertrug er seinem Bruder Ernst, den er aufgrund der gemeinsamen Jahre in Spanien sehr schätzte. Zu seinen anderen Brüdern hatte Rudolf kaum eine Beziehung, da sie noch zu jung waren, als er nach Spanien ging. Ein Umstand, der später fatale Folgen haben und im berühmten Bruderzwist gipfeln sollte. Rudolf besaß zumindest in seinen ersten Regierungsjahren Urteilsvermögen und politisches Gespür. Allerdings galt er auch als schwermütig und unentschlossen, und in seinen späten Jahren floh er immer mehr aus der Wirklichkeit in eine Scheinwelt. Vielleicht litt Rudolf an einer schizoiden Erkrankung. Es ist aber auch möglich, dass Gerüchte über Rudolfs angeschlagenen Geisteszustand aus politischen Gründen von seinem Bruder Matthias in die Welt gesetzt wurden, um ihn als unfähigen Kaiser darzustellen. Auffälligerweise kamen diese Gerüchte verstärkt erst während des Bruderzwistes auf, als etwa päpstliche Gesandte unumwunden von der »Hauptblödigkeit« des Kaisers sprachen, der der Kirche in Glaubensfragen zu tolerant war. Unbestritten ist Rudolfs Rolle als Förderer der Künste und Wissenschaften. Er sammelte die bedeutendsten Künstler seiner Zeit um sich, darunter Arcimboldo, Hans von Aachen oder Adrian de Vries. Rudolf gilt heute als größter Sammler seiner Zeit und als der erste, der Agenten beauftragte, ganz Europa nach Kunstwerken abzusuchen. Er schuf dafür ein wahres Netzwerk und erwarb berühmte Gemälde, unter anderem von Dürer, Bruegel und Tizian. Jan Vermeyen schuf für ihn die berühmte Krone, die später zur Krone des Kaisertums

www.guides-in-vienna.at 78-79 A05_A06.indd 79

Österreichs werden sollte und heute in der Wiener Schatzkammer zu bewundern ist. Ließ Rudolf politische Gesandte oft wochenlang auf eine Audienz warten, wurden Künstler und Wissenschafter unabhängig von ihrem Rang oder ihrer Religion sofort zu ihm vorgelassen. Ein Agent seines Bruders Matthias schrieb über Rudolf: »Die Kammerdiener, Maler, Alchemisten, Wasserbrenner und dergleichen Leute regieren die Lande und finden besonderes Gehör; vor ihnen müssen selbst des Kaisers Brüder sich schmiegen«. Rudolf setzte sich über alle Vorurteile der damaligen Zeit hinweg. Mitten in der Gegenreformation berief er den Calvinisten Tycho de Brahe und den Lutheraner Johannes Kepler an seinen Hof! Sogar der berühmte Rabbi Löw, von dem behauptet wurde, er hätte den Golem, ein aus Lehm gebildetes und durch Magie zum Leben erwecktes Wesen, erschaffen, war eng mit ihm vertraut. Rudolf blieb unverheiratet, weigerte sich aber dennoch, seine Nachfolge zu regeln. Vermutlich war dies die hauptsächliche Ursache für den Bruderzwist mit seinem ungeliebten Bruder Matthias, der nach dem Tod von Rudolfs Lieblingsbruder Ernst die Nachfolge für sich beanspruchte. 1606 wurde Rudolf von seinen Brüdern für geisteskrank erklärt und Matthias als Familienoberhaupt eingesetzt. Rudolf verzichtete zugunsten Matthias’ auf Ungarn, Österreich und Mähren, die restlichen Gebiete sowie die Kaiserwürde behielt er. 1611 wurde Matthias auch König von Böhmen, und Rudolf war somit ein Kaiser ohne Land, der mehr oder weniger als Gefangener seine letzten Lebensmonate im Prager Hradschin fristete. Rudolf starb im Jänner 1612 in Prag und wurde im Veitsdom bestattet. Nach seinem Tod ging die Kaiserwürde an Matthias über. Über ihn ist noch weniger bekannt als über Rudolf, und seinen Repressalien gegen die Protestanten ist es zu verdanken, dass unter seiner Herrschaft 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach. Vermutlich hatte Matthias keine Gewissensbisse wegen seines Konfliktes mit Rudolf, auch wenn Grillparzer ihn im »Bruderzwist« folgende Worte sagen lässt: »O Bruder, lebtest Du und wär’ ich tot!«

79 02.02.12 11:02


Anniversarium

250 Jahre

Constanze Weber

»Wir sind für einander geschaffen« 5. Jänner 1762: 250. Geburtstag

Heiner Wesemann

C

onstanze Weber, die Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart, genießt keinen guten Ruf. Sie sei seiner »unwürdig« gewesen, oberflächlich, verschwenderisch und untreu, heißt es. Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt ihr Charakterbild in den Mozart-Biographien. Vielleicht sollte man einmal einen anderen Weg gehen und die Geschichte der Constanze Mozart nicht aus dem Gesichtspunkt betrachten, dass ihr Mann eines der

größten Musikgenies war, das die Welt je gekannt hat – denn das konnte sie nicht wissen. Ihr erschien ein ganz anderer Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem sie gut zehn Jahre ihres Lebens verbrachte, und das war wahrlich keine einfache Zeit. Die Familie Weber in Mannheim verdiente ihren Unterhalt mit Musik. Fridolin Weber (übrigens ein Onkel des »Freischütz«-Komponisten Carl Maria von Weber) war als Bassist am Mannheimer Hof engagiert und hat seinen vier Töch-

tern zweifellos eine ausgezeichnete musikalische Erziehung angedeihen lassen. Immerhin wurden die beiden Ältesten, Josepha und Aloysa, bemerkenswerte Sängerinnen, und auch die am 5. Jänner 1762 geborene Constanze konnte nicht übel singen und verstand etwas von Musik. Sophie, die Jüngste, heiratete zumindest einen Musiker, Jakob Haibel, der auch den Monostatos in der »Zauberflöte« sang. Alle vier Schwestern sollten im Leben von Wolfgang Amadeus Mozart eine Rolle spielen – Josepha als seine erste »Königin der Nacht« in der »Zauberflöte«, Aloysia als seine erste wirklich große, tief enttäuschte Liebe, Constanze als seine Frau und Sophie als jener Mensch, der sein Krankenbett bis zum Tode nicht verließ und in deren Armen er starb. Die »Weberischen«, wie wohl nicht nur Leopold Mozart die Familie leicht verächtlich nannte, kreisten um die stets verdächtig rührige, charakterlich eher zweifelhafte, immer um ein paar Schlucke zu viel trinkende Mutter Cäcilie. Mozart lernte sie alle kennen, als er sich von Ende Oktober 1777 bis März 1778 in Mannheim aufhielt. Eigentlich hatte Vater Mozart Wolfgang mit seiner Mutter nach Paris geschickt, aber dieser wollte zuerst am kunstsinnigen Hof von Mannheim Anstellungsmöglichkeiten erkunden. Er blieb wegen der faszinierenden Aloysia, die ihm zweifellos aus Berechnung schöne Augen machte und in die er sich Hals über Kopf verliebte. Als der Vater ihn schließlich nach Paris scheuchte, wo Mozarts Mutter starb, und Aloysia den schon vergessenen Verehrer im Dezember 1778 in Trauerkleidern wieder sah, erteilte sie ihm eine Abfuhr, die er nie vergessen hat. Wie hat die 16-jährige Constanze dies empfunden? Wahrscheinlich hat sie Mozart erst in Wien nähere Beachtung geschenkt, wo sich ihre Wege erneut kreuzten: Die Familie war nämlich Aloysia in ihr Engagement nach Wien gefolgt, wo sie Hofopernsängerin wurde und den Hofschauspieler Joseph Lange heiratete – immerhin eine Karriere. Vater Weber war mittlerweile verstorben, Mutter Weber ernährte die Familie, indem sie Zimmer

80 80-81 A09.indd 80

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:01


250 Jahre

ihrer Wohnung im »Auge-Gottes-Haus« bei der Peterskirche vermietete. Und einer dieser Mieter war seit Anfang Mai 1781 Wolfgang Amadeus Mozart, der nun auch in Wien sein Glück suchte. Und dieses trug für ihn die Züge von Constanze, die Mozart am 15. Dezember dieses Jahres in einem Brief an seinen Vater nicht genug loben konnte. Sie sei nicht schön, betonte er, obwohl es Bilder gibt, die sie mit lockigem schwarzem Haar und großen Augen als zumindest reizvoll darstellen. Aber, meinte Mozart, sie sei gutherzig, geschickt, habe gesunden Menschenverstand, verstehe die Hauswirtschaft, »hat das beste herz von der Welt – ich liebe sie, und sie liebt mich vom Herzen…« Das klingt nicht nach dem Notnagel, nach dem Aloysia-Ersatz, wie manchmal vermutet wurde. Was sah diese damals 19-jährige Constanze, wenn sie auf den ziemlich genau um sechs Jahre älteren »Wolferl« blickte? Ein kleines, hageres, bleiches Bürschchen, pockennarbig im Gesicht, gar nicht schön, aber ein lieber, lustiger Kerl, was ihr gefiel, und später ein temperamentvoller Bettgenosse, was ihr auch behagt haben dürfte. Eine »Partie« war dieser 25-jährige allerdings keinesfalls, sondern ein frei schaffender Musiker, der zwar ein paar Opern geschrieben hatte (aber das hatte damals manch ein Musiker) und dessen Zukunftsaussichten gänzlich unsicher waren. Nein, wenn Constanze Weber sich für Mozart entschied, dann wählte sie nicht das unsterbliche Genie, sondern entschloss sich aus Zuneigung für eine unsichere Zukunft – und sie wählte kein leichtes Leben. Gegen den erklärten Wunsch von Leopold Mozart, der zusammen mit seiner Tochter Nannerl später unermüdlich daran arbeitete, den Ruf der Schwiegertochter zu schädigen, heirateten Mozart und Constanze am 4. August 1782 in der Wiener Stephanskirche, beide von Tränen überwältigt: »Wir sind für einander geschaffen« – schlichter und nachdrücklicher konnte Mozart seinem Vater diesen Schritt in die Ehe nicht erklären. Inzwischen hatte Wolfgang mit der erfreulich erfolgreichen Oper »Die Entführung aus dem Serail« (uraufgeführt am 16. Juli 1782 im Burgtheater) der Erwählten seine Liebe auch künstlerisch zu Füßen gelegt, indem er die Heldin des Werks, Constanze, mit der herrlichsten Musik besang.

Wie sahen die folgenden Jahre, die sie bis zu Mozarts Tod miteinander verlebten, für Constanze nun aus? Sie brachte in dieser Zeit sechs Kinder zur Welt, von denen nur zwei überlebten, das bedeutet immerhin, dass sie von den neuneinhalb Jahren ihrer Ehe viereinhalb Jahre schwanger war und es vier Kinderbegräbnisse gab. Mozart und sie hatten in dieser Zeit nicht weniger als elf (!) Wohnungen, was im Durchschnitt mindestens einen Umzug pro Jahr mit Sack und Pack bedeutete. Und wenn er auch mit seinen so genannten »Da Ponte«-Opern (»Figaros Hochzeit«, »Don Giovanni«, »Cosi fan tutte«) einigermaßen erfolgreich war – es war nie genug Geld für den Haushalt da, und Mozart kann zwischen seiner Leidenschaft für den Billardtisch und seinen Tändeleien mit Schülerinnen, Sängerinnen oder Stubenmädchen wohl auch kein vorbildlicher Gatte genannt werden (wobei allerdings Constanze ebenso unter Verdacht steht, Mozart betrogen zu haben). Gegen Ende ihrer Ehe scheint sie regelrecht in Kuraufenthalte nach Baden, fern von den Wiener Belastungen, geflüchtet zu sein. Wie urteilt man nun über dieses Zusammenleben? Constanze Weber hatte es mit Mozart nicht leicht, und es bedurfte all ihrer Überlebenskünste, um durch die Fährnisse einer von steter finanzieller Beengtheit gezeichneten Ehe mit einem unsteten Genie zu kommen: Aber die beiden hatten Spaß miteinander, gingen, wie seine Briefe zeigen, liebevoll miteinander um, sie verstand etwas von seiner Musik, was wichtig war. Einer der ersten MozartBiographen, Franz Xaver Niemeczek, der beide noch gekannt hatte, bestätigte der Welt, dass sie »vergnügt« zusammen lebten und Mozart in Constanze ein »gutes, liebevolles Weib« fand. Sie waren wohl tatsächlich »für einander geschaffen«. Dass sie mit einem Genie verheiratet gewesen war, begriff sie wohl erst nach seinem Tod, und sie hat den wesentlich längeren zweiten Teil ihres Lebens als »Witwe Mozart« um einiges besser bewältigt als den ersten. Denn erst als Witwe vermochte sie mit einer Geschicklichkeit, die an ihre unglückselige Mutter erinnerte, aus Mozarts Werk und dann aus seinem Leben Gewinn zu schlagen, wobei man ihr die Geschäfte um Mozarts »Requiem« besonders übel genommen hat. Geschickt hat Constanze ihrem zweiten Mann, dem aus Schleswig stammenden Diplomaten Georg Nikolaus Nissen, quasi die geschönte Biographie Mozarts diktiert, vieles zensiert und auch

www.guides-in-vienna.at 80-81 A09.indd 81

Constanze Weber

Fashion Salon Annagasse 11, 1010 Wien +43 (0) 1 513 05 18 MO - MI 10 - 18, DO - SA 11 - 19

Live the empress in you!

viel Material vernichtet, was ihr die Mozart-Forschung nie verziehen hat. 1826 ein zweites Mal verwitwet, lebte sie bereits seit Jahren in Salzburg und empfing Mozart-Verehrer wie etwa das englische Ehepaar Novello, das sie als würdige Dame höchst beeindruckte. Constanze überlebte Mozart um mehr als ein halbes Jahrhundert und starb am 6. März 1842 in Salzburg, der Stadt, die mit ihrem Gatten in alle Ewigkeit unteilbar verbunden ist.

81 02.02.12 11:01


Anniversarium

250 Jahre

Paul Troger

Paul Troger (1698 – 1762) 250. Todestag

H

Marielore Calice aus, wo er vornämlich in den großen Stif­ ten, manchmal zusammen mit dem Archi­ tekten Munggenast, tätig wurde. Seit dem Ende der Türkengefahr herrschte eine un­ gebrochene Bautätigkeit bei Kaiser, Adel und den Äbten der großen Klöster. Die Malerei der Freskanten spielte dabei als »getreue Gehilfin« der Architektur eine bedeutende Rolle mit ihren monumenta­ len Fresken und Freskenzyklen, die in der Überschreitung der irdischen Realitäts­ grenzen, der Einbeziehung des Himmli­ schen und Überirdischen in den Illusio­ nismus der monumentalen Freskomalerei Ausdruck fanden. Himmel und Erde, Rea­ les und Irreales vermischten sich, die Illu­ sion wurde eine neue Realität. Die großen Fresken enthielten zahlreiche Figuren, Heilige, Engel, antike Götter, Tugenden und Laster – all das zur höheren Ehre Gottes oder des Herrscherhauses. Sacer­ dotium et Imperium (Kirche und Reich), zwei Pfeiler auf denen das Reich ruhte. Nach den italienischen Freskanten kamen die österreichischen Künstler mit ihrer atmosphärischen, hellfarbigen Malerei, ihrer unendlichen Weite, ihren übersinn­ lichen Dimensionen, ihrer Illusionstech­ nik. Troger steigerte seine Lichtqualität, die eine eindeutige Licht- und Farb-Sym­ bolik erkennen lässt und eine neue Art der Freskokunst in Österreich begründe­ te. Als Künstler und Rektor an der Wiener

Akademie, wo er zwischen 1754 und 1757 der Malerklasse vorstand, übte er gro­ ßem Einfluss auf viele spätere, bedeuten­ de Künstler aus, wie zum Beispiel Franz Anton Maulbertsch, Johann Wenzel Bergl oder Johann Jakob Zeiller und Martin Knoller. Seine Hauptwerke – etwa ab dem Jahre 1730 - befinden sich in den Stiften Altenburg (Kuppelfresko, Hochaltarbild, Deckenfresko der Stiftsbibliothek), Melk (Deckenfresko des Marmorsaales, Biblio­ thek), Zwettl, Röhrenbach, Geras, Seiten­ stetten und Göttweig (Apotheose Kaiser Karl VI. im Stiegenhaus), den Englischen Fräulein in St. Pölten, Maria Dreieichen, sowie Schloß Greillenstein und Rosenau. In seinem Deckenfresko des Domes von Brixen (1750) wird sein Stil immer ex­ pressiver. Seine letzte Freskomalerei vollendete Troger in Maria Dreieichen (1752) und verschrieb sich ab nun bis zu seinem Tode 1762 nur mehr der Tafelmalerei, die sich durch ihre hell-dunkel Ölmalerei und die geschlossene Komposition auf die wesent­ liche Aussage des Bildes konzentriert. Es gelang ihm, die jeweilige Thematik der strahlenden Lichterscheinungen in der kraftvollsten Weise darzustellen. Alle seine Werke charakterisieren sich durch ihre Chiaroscuro-Malweise, die Troger bewusst für seine allegorischen Aussagen einsetzte.

© Alberto Fernandez Fernandez

euer jährt sich zum 250. Mal der Todestag Paul Trogers, dieses be­ deutenden, österreichischen Ma­ lers des ausgehenden Barock und begin­ nenden Rokoko. Paul Troger wurde am 30. Oktober 1698 in Welsberg/Pustertal in Südtirol geboren und starb am 20. September 1762 in Wien. Früh begann er zu malen und erhielt seine erste Ausbildung bei dem Maler Giusep­ pe Alberti im Flaimstal. Der Bischof von Gurk ermöglichte ihm einen längeren Ita­ lienaufenthalt, der etwa von 1717 bis 1727 dauerte. Während dieser Zeit hielt er sich unter anderem in Venedig auf, wo er Ge­ legenheit bekam, bei Sebastiano Ricci zu studieren. Er reiste aber auch nach Rom und Neapel, wo er zahlreiche italienische Maler kennenlernte und deren Anregun­ gen er in seine eigenständige Formenspra­ che übernahm. Vor allem aber lernte er in Neapel Francesco Solimena kennen, der sein großes Vorbild werden sollte. Man fand in seinem Nachlass auch Kupfer­ stiche anderer italienischer Künstler, wie zum Beispiel Tintoretto oder Raffael. 1728 kam Troger schließlich nach Wien, wo er zuerst von Gundacker Graf Alt­ han beschäftigt wurde. Aber die Wiener Kunstlandschaft wurde damals vorwie­ gend von den Freskomalern Daniel Gran und Michael Rottmayer beherrscht. So wich Paul Troger nach Niederösterreich

Apotheose Kaiser Karls VI. an der Decke der Kaiserstiege im Stift Göttweig

82 82-83 A10_A12.indd 82

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:01


250 Jahre

Musikstadt Wien

Musikstadt Wien im Oktober 1762 Reformoper und musikalische Wunderkinder Oktober 1762: Zum Namenstag des Kaisers ertönt zum ersten Mal »neue« Opernmusik bei der Ur­ aufführung von »Orfeo ed Euridice« von Christoph Willibald Gluck. 12. Oktober 1762: Die Mozartkinder sind auf ihrer ersten Wienreise und werden prompt zu einer »kaiserlichen Kaffeejau­ se« nach Schönbrunn geladen. Beginnen wir mit Christoph Willibald Gluck, der damals schon 10 Jahre in Wien lebte. Er hatte Maria Anna Bergin gehei­ ratet, eine reiche Bürgerstocher, deren Vermögen ihn wirtschaftlich unabhängig machte. Als Komponist von Opern im italienischen Stil war er durchaus erfolg­ reich. Aber schon bald kamen ihm Be­ denken: Die Opernsänger waren die ab­ soluten Herrscher in der Musik und auf der Bühne, die Arien wurden durch ak­ robatische Stimmkunststücke teilweise so stark verändert, dass der Zuhörer die ur­ sprüngliche Melodie nicht mehr erkennen konnte. Die Inhalte waren uninteressant, versteinert und unnatürlich. Gluck wollte wieder menschliche Dramen und Leiden­ schaften in den Vordergrund stellen. Die Natürlichkeit der Musik sollte die Klarheit der Sprache hervorheben. Seine Antwort war die Oper »Orfeo ed Euridice« mit einer geringen Anzahl von Sängern und eher sparsamer Ausstattung. Er versuchte die einzelnen Personen quasi auf musika­ lische Art psychologisch zu beschreiben. Typisch für die »neue« Oper war außer­ dem ihr pastoraler Charakter und das gute Ende, das »lieto fine« – wofür – aus Rück­ sichtnahme auf den Rahmen der Urauf­ führung am Namenstag des Kaisers – die mythologische Vorlage geändert werden musste! Und wie gefiel es den Zuschauern? Ein Besucher, Nikolaus Graf von Zinzendorf, notierte: »Das Theater war voll, die Musik göttlich und pathetisch, die Inszenierung sehr schön.« Gluck wird als der große Opernreforma­ tor in die Musikgeschichte eingehen, als der »feierliche Hohepriester« der musika­ lischen Tragödie (Eduard Hanslick). Nur eine Woche später war die gesamte Familie Mozart mit dem sechsjährigen

Christoph Willibald von Gluck, 1775 datiert Künstler: Joseph-Sifrède Duplessis Kunsthistorisches Museum © KHM, Wien

5.

Gerda Leisser

Wolferl und seiner elfjährigen Schwes­ ter Nannerl erstmals in Wien zu Besuch. Nach erfolgreichen Konzerten zum Bei­ spiel im Palais Collalto wurde die gesam­ te Familie zum Kaiser nach Schönbrunn geladen. Um diesen Besuch ranken sich zahlreiche Anekdoten. Halten wir uns an das, was Leopold Mozart darüber an sei­ nen Freund Lorenz Hagenauer in Salz­ burg schrieb: »… dass wir von den Ma­ jestäten so außerordentlich gnädig sind aufgenommen worden, dass, wenn ich es erzählen werde, man es für eine Fabel hal­ ten wird. Genug! Der Wolferl ist der Kai­ serin auf den Schoß gesprungen, sie um den Hals bekommen, und rechtschaffen abgeküsst. Kurz wir sind von 3 Uhr bis 6 Uhr bei ihr gewesen und der Kaiser kam selbst in das andere Zimmer heraus mich hin einzuholen, um die Infantin auf der Violine spielen zu hören.« Drei Stunden widmete sich die kaiserli­ che Familie den Mozarts und belohnte sie mit 100 Dukaten, außerdem erhielten die Kinder zwei Galakleider und eine weite­ re Einladung nach Schönbrunn, um mit

www.guides-in-vienna.at 82-83 A10_A12.indd 83

den beiden jüngsten kaiserlichen Kindern zu musizieren (Maria Antonia und Maxi­ milian Franz): Dabei soll es dann zu der zweiten Episode gekommen sein, die al­ lerdings nicht durch Leopold Mozart ver­ bürgt ist: Erzherzogin Maria Antonia hätte dem auf dem glatten Parkett hingefallenen Wolferl aufgeholfen und er hätte sich mit einem Heiratsversprechen bedankt: »Sie ist brav, ich will sie heiraten.« Dieselbe Erzherzogin sollte sich später als Königin von Frankreich erfolgreich für Christoph Willibald Gluck und seine Werke in Paris einsetzen – womit sich der Kreis der Ereignisse im Oktober 1762 in der Musikstadt Wien wieder schließt.

Literatur: Elisabeth Hilscher, Mit Leier und Schwert. Die Habsburger und die Musik (Graz 2000) Gottfried Kraus (Hrsg.), Musik in Österreich (Wien 1989)

83 02.02.12 11:01


Anniversarium

200 Jahre

Eduard van der Nüll

Eduard van der Nüll (1812 – 1868) 200. Geburtstag

Johann Szegö

D

er junge van der Nüll studierte Architektur in Wien, später mit seinem Freund, August Sicard von Sicardsburg in Rom. 1843 ist er bereits Professor für Ornamentik und Perspektive. 1861 gewinnt er mit Sicardsburg eine Ausschreibung: Die beiden bauen die neue Oper in Wien! Damals dachte niemand daran, dass die zwei Schöpfer das fertige Opernhaus nie sehen werden! Als die Oper 1869 eröffnet wurde (Kosten: 6.116.747 fl und 60 k, also grob 70 Millionen €), lebten van der Nüll und Sicardsburg nicht mehr. Van der Nüll war krank! Schon 1864 wurden ihm wegen Augenleiden Schonung und Ruhe verordnet – natürlich hat er diesen Rat ignoriert. Er unternahm sogar einen erfolglosen Selbstmordversuch – überwand aber den Tiefpunkt und hei-

ratete. Ein Jahr später – seine Frau war hochschwanger! – unternahm er den zweiten Versuch. Diesmal mit Erfolg. »Seit der Erkrankung seines Freundes August v. Siccardsburg lastete der geschäftliche Theil des Baues des neuen Opernhauses auf seinen Schultern« schrieb die Neue Freie Presse. Gerüchte in Wien wollten auch von einem Nierenleiden sowie von argen Geldsorgen wissen. Der Obduktionsbefund überraschte: Geistige Verwirrung, sowie Aneurysma der Aorta (krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader). Der Schreiber dieser Zeilen, hauptberuflicher Fremdenführer, hat in den vergangenen Jahrzehnten einigen Hunderttausenden Touristen mitgeteilt: »Als die Oper erbaut wurde, war die Kritik so arg, dass der Architekt van der Nüll Selbstmord beging.« Und Hunderte von meinen Kolleginnen und Kollegen haben Millionen von Wien-Gästen dasselbe erzählt. Sie finden diese Version auch in allen WienBüchern. Gehen wir der Sache nach! Die Oper wurde tatsächlich kritisiert (wie jedes neue Gebäude in Wien), die ständigen Nadelstiche taten weh – aber so schlimm war ’s nicht. Die Oper ist eine versunkene Kiste! – lautete die Kritik wegen eines Niveauunterschiedes. Dass das Straßenniveau nach Baubeginn erhöht wurde, dafür konnten die zwei Architekten nichts, aber genörgelt wurde in der Tat. Die noch ärgere Kritik: Die Oper ist ein Königgrätz der Baukunst! Die verlorene Schlacht von Königgrätz fand am 3. Juli 1866 statt. Dieser Spruch muss also nachher entstanden sein – aber 1866 war das halbfertige Gebäude eingeplankt (bis September 1868), man sah also nichts, nur die Planken, die Bretter! Auch der Kaiser soll das Gebäude kritisiert haben! Es gibt dafür keine schriftlichen Beweise. Er besuchte die noch nicht fertige Oper im Jänner 1869 – das heißt erst nach dem Tod des van der Nüll. Sollte er früher vorbeigegangen sein, sah er auch nur die Planken!

84 84-85 A13_A14.indd 84

Es gab angeblich sogar ein Spottgedicht: Der Siccardsburg und van der Nüll, Die haben beide keinen Styl! Griechisch, Gotisch, Renaissance, Das ist denen alles ans! Aber ursprünglich klang es anders: Der Siccardsburg und Van der Nüll Die suchen einen neuchen Stil. Griechisch, gotisch, Renaissance, Das ist den beiden allesans. (Sicardsburg statt Siccardsburg wäre korrekt!) Van der Nüll hätte laut Obduktionsbefund im besten Fall noch einige Monate leben können: Er war ein todkranker Mensch, ein schwer leidender Mensch, der sich in der Arbeit überfordert fühlte. Dazu kamen arge Geldsorgen! Das waren die Hauptgründe des Selbstmordes. Die Behauptung, er hätte sich wegen der Kritik an der Oper umgebracht, ist stark übertrieben. Man kann auch von erblicher Belastung sprechen: Sein Vater war einst wegen seines Finanzdesasters aus dem Fenster gesprungen. Ob aber sein Vater wirklich sein Vater gewesen ist, wird angezweifelt. Man liest auch oft, van der Nüll und Sicardsburg waren nicht nur Freunde und Kollegen, sondern auch ein Liebespaar. In den damaligen Zeitungen, in der Korrespondenz etc. gibt es keine diesbezüglichen Hinweise! In den Primärquellen liest man nichts darüber. Also: Van der Nüll und Sicardsburg waren Kollegen, Freunde und Heterosexuelle!

Literatur: Mit freundlicher Genehmigung des Ueberreuter-Verlages dem Buch Bekannte österreichische Selbstmörder von Johann Szegö entnommen.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:01


200 Jahre

Rudolf von Alt

Rudolf von Alt (1812 – 1905) Vom Biedermeier bis zur Wiener Sezession enn wir an Rudolf von Alt denken, fällt uns in erster Linie das berühmte Bild vom Stephansdom ein, wie er sich vom Stock-im-Eisen-Platz aus präsentiert. Der Künstler hat diese »schwierige Architektur« im Alter von kaum 20 Jahren gemalt. Um die solitäre Funktion als Wahrzeichen und Zentrum der Stadt Wien zu betonen, ist der Kirchenbau von einem tief liegenden Blickpunkt wiedergegeben.

Rudolf von Alt wurde am 29.08.1812 in der Vorstadt Alsergrund 136 (heute Alser Straße 8) als Sohn des aus Frankfurt am Main stammenden Malers Jakob Alt (1789 – 1872) geboren. Rudolf studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste und unternahm viele Reisen nach Italien, Dalmatien und in andere Länder. Sein wichtigster Lehrer war sein Vater Jakob Alt. Dieser hatte das Auge des Sohnes auf den Wanderschaften durch die Alpenländer und Oberitalien geschult, ihn mit der Vedutenmalerei vertraut gemacht und im Kolorieren von graphischen Blättern unterwiesen. Später trat Rudolf in die Klasse für Landschaftsmalerei über. Zwischen Vater und Sohn gab es eine Arbeitsgemeinschaft: Rudolf lieferte die Vorlagen, Vater Jakob lithographierte dieselben. Eine wichtige Arbeit des Künstlerduos war die Serie »Wiens Plätze und Umgebungen nach der Natur gezeichnet«. Von besonderer Bedeutung sind auch die so genannten »Guckkastenbilder«, die für den Thronfolger und späteren Kaiser Ferdinand I. (1793 – 1875) in Auftrag gegeben wurden. Es sind 302 großformatige Aquarelle, die auf den Reisen durch die Länder der Monarchie, Italien und Osteuropa entstanden sind. In der Serie finden sich reine Landschaftsmotive und klassische Veduten ebenso wie Schilderungen des Volkslebens und Huldigungen an den Monarchen. Guckkastenbilder waren meist Silhouetten, die man auf transparentes Papier klebte und rahmte. Auf diese Weise konnten die Bilder entweder gegen das Licht gehalten werden oder auch mit künstlichen Lichtquellen betrachtet werden. Einige dieser Guckkastenbilder waren im Rahmen der Ausstellung »Jakob und Rudolf von Alt –

Rudolph von Alt: St. Stephan zu Fronleichnam

© Belvedere Wien

W

Cristine Colella

Im Auftrag des Kaisers« in der Albertina (2010) zu sehen. Rudolf von Alt ist einer der populärsten Künstler des 19. Jahrhunderts in Wien. Seine besondere Fähigkeit liegt in der meisterhaften Beherrschung des Aquarells. Er schuf über 1000 Aquarelle, die topographisch genau und atmosphärisch stimmungsvoll das Österreich der damaligen Zeit mit seinen Landschaften, und vor allem seiner Architektur, festhalten. In den 60er Jahren führten ihn Auslandsaufträge und Studienreisen in weite Teile Europas, 1874 wurde Rudolf von Alt Mitglied der Berliner Kunstakademie. Er erhielt Staatsaufträge und Ehrungen: 1879 Ernennung zum Professor an der Wiener Akademie der Bildenden Künste, 1888 das k.u.k. österreichische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, 1892 die Ehrenmitgliedschaften der Akademien von Berlin und Wien. Alt ging immer mit der Zeit und gehörte deshalb, trotz eines Generationenabstandes, 1897 zu den Gründungsmitgliedern

www.guides-in-vienna.at 84-85 A13_A14.indd 85

der Wiener Sezession. Er wurde deren Ehrenpräsident und im selben Jahr auch vom Kaiser in den Ritterstand erhoben Von 1841 an wohnte Rudolf von Alt in der Skodagasse 11, 1080 Wien. Im selben Haus wohnte auch sein jüngerer Bruder Franz Alt (1821 – 1914), der ebenfalls Maler war und vom Vater unterwiesen wurde. Rudolf von Alt starb im Alter von 93 Jahren und erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Sein Denkmal steht auf dem Minoritenplatz. Der Rudolfvon-Alt Platz befindet sich im 3. Wiener Gemeindebezirk.

Literatur: Elfriede M. Faber: 300 Jahre Kunst, Kultur & Architektur in der Josefstadt (Wien 2000) Sabine Grabner: Mehr als Biedermeier (Wien und München 2006)

85 02.02.12 11:01


Anniversarium

200 Jahre

Emanuel Schikaneder

Emanuel Schikaneder (1751 – 1812) » Schreiben Sie eine Oper für mich!«

E

Heiner Wesemann

manuel Schikaneder war an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert ein »Tausendsassa« des Theaters – als Schauspieler, Sänger, Autor, Komponist und Impresario. Und doch, wäre da nicht die »Zauberflöte«, die er für Mozart schrieb, würde wohl niemand mehr seinen Namen kennen. Dieses Leben begann in Straubing (Bayern) unter keinen besonders guten Voraussetzungen: Johann Baptist Joseph Emanuel Schikaneder kam am 1. September 1751 als Sohn des Dieners Joseph Schickeneder (wie sich der Vater schrieb) und des Dienstmädchens Juliane zur Welt. Der Vater starb, als Emanuel zwei Jahre alt war, und die Muter übersiedelte nach Regensburg, wo der Junge später das Jesuitengymnasium St. Paul besuchte. Doch es heißt, er habe schon als Achtjähriger durch Singen und Geigen zum Unterhalt der Familie beitragen müssen. Jedenfalls waren die Weichen gestellt für eine Theaterkarriere auf breitester Basis. Schikaneder war im Lauf seines Lebens für zahlreiche Wanderbühnen tätig, oft auch als »Intendant«, und er hat durchaus als Schauspieler reüssiert, nicht nur in volkstümlichen komischen Rollen, sondern auch als Shakespeares Hamlet (wie ein solches Stück eben vom vazierenden Volk dargeboten wurde). In der fürsterzbischöflichen Stadt Salzburg lernte er 1780 die Familie Mozart kennen, und mit Wolfgang Amadeus sollte er in Wien wieder zusammen treffen. Dort war Schikander als Schauspieler tätig und soll sogar einiges Wohlwollen von Seiten Kaiser Josephs II. genossen haben. Seine große Stunde schlug, als über seine Frau, die dem vorigen Direktor eng verbunden war, das »Freihaustheater« an Schikaneder als Direktor überging. Dieses Theater lag im »Starhembergischen Freihaus«, einem enorm großen Wohnkomplex auf der Wieden, eine Welt für sich mit Mietwohnungen, Werkstätten, Geschäften, Betrieben, einer Kapelle, einem gemütlichen Hof mit Wirtshaus und einem Theater, das 1778 eröffnet worden war. Schikaneder gewann hier in heftiger Konkurrenz mit den anderen Vorstadtbühnen Wiens das Publikum mit einem bunten Spielplan vom Zaubermärchen bis zum

86 86-87 A16-A17.indd 86

Ritterstück, vom Trauerspiel bis zur Posse, meist reich mit Musik versetzt und immer wieder durch erstaunliche Ausstattungen prunkend. Für Wolfgang Amadeus Mozart, für den das Opernleben in Wien gar nicht mehr gut lief (Da Ponte war entlassen worden und nach St. Petersburg gegangen, Kaiser Leopold II., der 1790 auf den Thron kam, hatte für Mozart nichts übrig), stellte der alte Bekannte Schikaneder eine große Chance dar. Für dessen Freihaustheater eine große komische und noch dazu deutsche Oper zu schreiben, entsprach durchaus Mozarts Wünschen. Constanze Mozart freilich hat in die Mozart-Biogaphie ihres zweiten Gatten Nissen eine bewegende Szene einfließen lassen, wo Schikaneder Mozart geradezu anflehte: »Schreiben Sie eine Oper für mich!« Tatsächlich kam das Unternehmen beiden zugute. Zeitgenossen malten das idyllische Bild vom Hof des Freihauses, wo die Bänke der Gastwirtschaft mit den Schauspielern des Theaters besetzt waren und Schikander, der joviale Direktor, der die Mitglieder seiner Truppe »seine Kinder« nannte, den Vorsitz führte. Und in einem kleinen hölzernen Pavillon in einer Ecke saß Mozart und komponierte … Heraus kam ein Werk, das zu den erstaunlichsten der Operngeschichte gehört. Eine Oper, die ebenso geistig höchste Ansprüche postuliert, aber einfach auch als »unglaubliche Farce« bezeichnet wurde, wie ein adeliger Zeitgenosse sie abtat. Gewiss ist »Die Zauberflöte«, wie mancher Mozart-Forscher meint, ein »mixtum compositum« aus schier unvereinbaren Teilen, voll von Freimauer-Mystik, der man bis in Zahlenspiele nachspüren kann, bis zu drastischer, schlichtester Volkskomik, von edelster Gefühlstiefe und märchenhafter Symbolschwere… Schikaneder hat das geschrieben, aber es ist Mozarts Musik, die das Werk in die Ewigkeit geführt hat. Ob und wieweit Mozart am Libretto mit gearbeitet hat, ob es vielleicht tatsächlich von einem gewissen Karl Ludwig Giesecke stammte, der bei der Uraufführung den Ersten Sklaven gegeben hat und später die Autorenschaft beanspruchte, konnte die Forschung nie klären. Mozart dirigierte

die über die Maßen erfolgreiche Uraufführung am 30. September 1791, und später kam er auch einmal bei einer Aufführung vorbei, um selbst das Glockenspiel zu schlagen und Schikaneder-Papageno durch ungewohnte Tempi aus dem Rhythmus zu bringen. Dieser konnte sich nur mit einem »Halt’s Maul!« in Richtung Mozart behelfen, wie dieser launig an Gattin Constanze berichtete … So unbeschwert ging es nicht weiter. Etwas mehr als zwei Monate später war Mozart tot. Man sprach davon, dass die Freimaurer ihn ermordet hätten, aus Rache für die Geheimnisse, die in der »Zauberflöte« über ihre Rituale preisgegeben worden seien. Doch Schikaneder, auch Freimaurer, als Librettist ebenso »Verräter«, überlebte die »Zauberflöte« unbeschadet. Mozart war in Armut gestorben, Schikaneder durch die »Zauberflöte« hingegen reich geworden – so heißt es allgemein. Tatsache ist, dass Schikaneder tatsächlich das kleine und baufällig gewordene Freihaustheater verlassen konnte, das 1809 aufgegeben und zu Wohnungen umgebaut wurde. Er hat sich nicht weit entfernt das imposante Theater an der Wien bauen lassen, das 1801 eröffnet wurde. Doch auch für Schikaneder gab es kein Happy End. Seine opulenten Ausstattungen rechneten sich nach und nach nicht mehr, er musste das Theater an der Wien verkaufen, ging nach Brünn, hatte auch dort keinen Erfolg, kehrte nach Wien zurück. In späten Jahren wurde er, wie es heißt, unförmig dick, konnte dann als Schauspieler nur noch aus seinem watscheligen Gang komische Effekte holen. Die große Geldentwertung 1811 kostete ihn den Rest seines Besitzes, der in seinen glücklicheren Zeiten auch ein Barockpalais in Nussdorf beinhaltet hatte. Vor 200 Jahren, am 21. September 1812, starb Emanuel Schikaneder am Alsergrund. Sein Grab am ehemaligen Friedhof Währing existiert nicht mehr, dieser wurde 1874 aufgelassen. Man geht vielleicht über »Papageno« hinweg spazieren, wenn man heute durch den Währinger Park bummelt.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:42


200 Jahre

Hieronymus Colloredo

Hieronymus Colloredo (1732 – 1812) 200. Todestag

ieronymus Graf ColloredoMannsfeld (1732-1812) stammte aus einer sehr kinderreichen Wiener Adelsfamilie, seinen Schulunterricht erhielt er im Theresianum. Da er aber kränkelte, wurde er für die geistliche Laufbahn bestimmt. Er studierte in Rom und wirkte dort als »Auditor für die Deutsche Nation« an der Rota. 1762 wurde er vom Salzburger Fürsterzbischof Schrattenbach zum Bischof von Gurk ernannt, wo er sich durch kluge Wirtschaftsmaßnahmen, wie der Modernisierung der Eisen- und Hammerwerke, auszeichnete. 1772 wurde er als Schrattenbachs Nachfolger Fürsterzbischof von Salzburg.

den Gläubigen sorgte: Die Zahl der Feiertage und der beschaulichen Klöster wurde eingeschränkt, viele Bruderschaften aufgehoben, die Zahl der Seelsorgestellen hingegen erhöht. Ferner wurden die Sonnwendfeuer, die übliche Wassertaufe der Metzgergesellen (Metzgerspringen) und das Wetterläuten sowie das Böllerschießen verboten, und ebenso die österlichen Eselsritte und das Mitführen von Figuren bei Prozessionen, besonders der im Lungau noch heute beliebten Samsonfiguren (Umzugsriesen), einem Relikt der Gegenreformation. Das Volk hatte wenig Verständnis für diese Verbote und Eingriffe, man spottete: »Unser Fürst von Colloredo hat weder Gloria noch Credo.«

Der aufgeklärte Fürst

Das Exil

Colloredo war ein Mann von schneller Urteilskraft und stand dem Jansenismus nahe, er war Mitglied des Illuminatenordens. Obwohl er stets kränkelte, mangelte es ihm weder an Energie noch an Fleiß. Als glühender Anhänger der Reformpolitik Kaiser Josephs II. versuchte er, diese im Erzbistum nachzuahmen und dieses zu einem geistlichen Musterland zu machen. Durch seine Sparpolitik und die Steuererhöhungen beseitigte er die übernommene Schuldenlast. Als er aber die allmählich steigenden Staatsreserven möglichst gut anzulegen versuchte, verlor er viel Kapital durch den Konkurs seiner Wiener Bank. Colloredo beschäftigte berühmte Musiker wie Michael Haydn und Leopold Mozart in Salzburg. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte für seine Nichte Antonia Lützow, die eine Schülerin Leopolds war, das Klavierkonzert KV 246. Der junge Musiker fühlte sich allerdings durch den Hofdienst bald eingeschränkt, so dass es 1781 in Wien zum Bruch mit dem Erzbischof kam.

Im Jahr 1800 musste der Erzbischof vor den anrückenden Franzosen fliehen, 1803 wurde das Fürsterzbistum säkularisiert. Der bereits im Wiener Exil lebende Colloredo verzichtete auf alle weltlichen Herrschaftsansprüche, blieb aber bis zu seinem Tod das geistliche Oberhaupt der Erzdiözese Salzburg. Er wurde im Stephansdom beigesetzt, seine Gebeine wurden erst im Jahre 2003 nach Salzburg überführt.

© Salzburg Museum

H

Anna Ehrlich

Literatur: Anna Ehrlich: Heiden, Juden, Christen und Muslime. Wien 2009.

1. Bezirk, Dorotheergasse 6 Tel.: +43 1 512 82 30

Von Colloredos kirchlichen Verordnungen ist besonders der Hirtenbrief vom 29. Brachmonat (Juni) 1782 interessant. Dieser war zwar nicht direkt für die Gläubigen bestimmt, wurde aber dennoch von einigen Seelsorgern von der Kanzel herab vorgelesen, was für einige »Unlust, Langeweile und Unzufriedenheit« unter

www.guides-in-vienna.at 86-87 A16-A17.indd 87

87 02.02.12 10:42


Anniversarium

200 Jahre

Musikfreunde

Gesellschaft der Musikfreunde Gründung vor 200 Jahren

Klaus-Dieter Schmidt

I

n Räumen der Hofburg begann die Geschichte eines Vereins, welcher schließlich im Goldenen Saal des von Theophil Hansen geschaffenen Musikvereinsgebäudes einen prunkvollen architektonischen Mittelpunkt erhielt. Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts ergreift das Bürgertum Besitz von der Musik. An die Stelle der adeligen Mäzene tritt das musikalisch-gesellige Bürgerhaus. Manch eines hat sich einen Namen gemacht in der Musikgeschichte der Stadt, wie das Haus Fröhlich in der Spiegelgasse oder der Wohnsitz von Peter Frank, dem berühmten Professor der Medizin und Direktor des Allgemeinen Krankenhauses. Die Fürstin Kinsky verschmähte es nicht, bei dem Fabrikantenpaar Streicher zu musizieren. Den Brennpunkt des bürgerlichen Musiklebens bildete aber das Haus des Advokaten Sonnleithner, bei dessen musikalischen Gesellschaften unter anderem Franz Schubert, Georg Hellmesberger und Johann Nestroy, der als Sänger in Basspartien zu hören war, mitwirkten. Aus solchen musikalischen Hausgemeinschaften erwuchs zuweilen ein kleiner Orchesterverein. Die Wiege eines solchen – des berühmtesten – stand in Schuberts Elternhaus, wo es sonn- und feiertags Familienmusik gab. Das väterliche Quartett erweiterte sich rasch zum Doppelquartett und man griff zu zeitgenössischen Ouvertüren und Sinfonien. Das Schullehrerhaus in der Säulengasse wurde bald zu eng. Man übersiedelte in gastliche Häuser in der Dortheergasse, in den Schottenhof und schließlich auf den Bauernmarkt zum Grundbesitzer und Spediteur Pettenkofen. Eine andere musikalische DilettantengeDas Haus der Gesellschaft an den Tuchlauben

sellschaft scharte sich um den Dichter J.F. Castelli, der im »Blumenstock« im Ballgässchen wohnte. Die Gesellschaft ließ sich in den Jahren 1813/14 jeden Sonntag im Schloßtheater zu Schönbrunn hören. Der älteste Konzertverein war jedoch die bereits 1771 von Florian Gassmann als Wohltätigkeitsverein gegründete »Tonkünstlersozietät«, deren Akademien zweimal im Jahr, zu Weihnachten und zu Ostern, stattfanden und deren Früchte den Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler zugutekamen. Immer deutlicher trat die Musik hinaus in die breiteren Schichten der Wiener Bevölkerung. Die Gründung der »Gesellschaft der Musikfreunde« lag gewissermaßen in der Luft. Den Anstoß gaben zwei Wohltätigkeitskonzerte der »Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen« am 29. November und 3. Dezember 1812. In der kaiserlichen Winterreitschule kamen jeweils über 600 Musiker zusammen, um gleich zweimal vor je 5000 Zuhörern Händels Oratorium »Timotheus oder Die Gewalt der Musik« in der Instrumentierung Mozarts aufzuführen. Gewaltig wirkte die Musik, großartig war der Erfolg. Josef Sonnleithner, Sekretär des Damenvereins und Beethovens Librettist beim »Fidelio«, nützte ihn und machte sich umtriebig an die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde, indem er die regelmäßige Veranstaltung solcher Konzerte und die Gründung eines Konservatoriums ankündigte. Die Genehmigung des Kaisers ließ aber zwei Jahre auf sich warten, denn noch stand dem Monarchen das Schreckgespenst des Jakobinismus vor Augen, und bürgerliche Ideen wurden mit Argwohn aufgenommen. Unter Mithilfe des Hochadels glückte jedoch dann die Vereinsgründung. Erz-

Literatur: Alexander Witeschnik, Musik aus Wien (Wien 1955) Kurt Diemann-Dichtl, Wiens goldener Klang (Wien 1996) Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien Wikipedia

88 88-89 A18-A20.indd 88

herzog Rudolf, der Bruder des Kaisers und Beethovens Schüler, übernahm das Protektorat der 1814 offiziell genehmigten »Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaats«. Laut ihren Statuten ist die »Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen« wichtigstes Ziel der Gesellschaft. Zur Zweckerreichung dienen die Veranstaltung eigener Konzerte, die Gründung eines Konservatoriums und die systematische Sammlung musikhistorischer Dokumente. Am 16. Oktober 1814 konnte die Vereinigung bereits dem versammelten Wiener Kongress eine prächtige Aufführung von Händels »Samson« bieten. Die repräsentativen Musikfeste in der Winterreitschule wurden bis 1816 fortgesetzt. Das erste eigentliche »Gesellschaftskonzert«, nur für Mitglieder, fand am 3. Dezember 1815 im kleinen Redoutensaal statt, eingeleitet mit einer Mozart-Sinfonie. Von da ab wurden die Konzerte regelmäßig viermal im Jahr gegeben. Nach dem zweiten übersiedelte man schon in den großen Redoutensaal. Der Name »Gesellschaft der Musikfreunde« findet sich erstmals auf dem Programmzettel einer »Messias«Aufführung im Jahre 1815. 1817 wurde das geplante Konservatorium gegründet, welches 1909 auf Entschließung des Kaisers als »k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst« verstaatlicht wurde und somit Vorgänger der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ist. Nach verschiedenen provisorischen Un­ ter­ künften mietete die Gesellschaft im Jahr 1822 einige Räumlichkeiten im Haus »Zum roten Igel« unter den Tuchlauben. Dieses Haus kaufte die Gesellschaft später um es niederreißen zu lassen und an seiner Stelle das erste Musikvereinshaus errichten zu lassen. Ab 1831 veranstaltet die Gesellschaft ihre Konzerte in diesem Saal, der sich aber mit nur 700 Plätzen bald als zu klein erwies. 1863 schenkte Kaiser Franz Joseph der Gesellschaft das Areal gegenüber der Karlskirche. Das von Theophil Hansen entworfene Haus, das verkürzt Wiener Musikverein genannt wird, wurde am 6. Jänner 1870 mit einem feierlichen Konzert eröffnet.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:01


150 Jahre

Arthur Schnitzler

Arthur Schnitzler (1862 – 1931) Anatol grüßt Professor Bernhardi

A

Heiner Wesemann

rthur Schnitzler war zu Lebzeiten das, was man einen Skandalautor nennt. Vor 150 Jahren am 15. Mai 1862 geboren, stammte er aus einer Familie von Ärzten, wurde selbst Arzt und sagte von diesem Beruf, dass man nie aufhöre, Arzt zu sein. Er war es auch als Schriftsteller, als Zeitgenosse von Sigmund Freud, der ihn aus einer eingestandenen »Doppelgängerscheu« mied: Was Freud in den Tiefen des menschlichen Unterbewussten und Unbewussten erkannt und nach den Gesetzen der Psychoanalyse beschrieben hatte, eröffnete Arthur Schnitzler in seinen Werken – das »weite Land« der Seele. Er verbrachte seine Jugend in der hemmungslos genusssüchtigen Epoche der »Ringstraßenzeit«, und sein »Anatol«, den er in vielen witzigen, brillanten Einaktern beschrieb, wurde zum Synonym der damals nutzlos durchs Leben flanierenden reichen Lebemänner, die mit ihren »süßen Mädeln« herumtändeln. Dass Schnitzler diese Welt keineswegs verherrlichte, sondern früh den scharfen Blick des Sozialkritikers darauf warf, zeigte sein Stück »Liebelei«, das bis heute eines seiner berühmtesten geblieben ist. 1895 im Burgtheater uraufgeführt, schildert Schnitzler hier, wie ein einfaches Mädchen mit seinen aufrichtigen Gefühlen an der Oberflächlichkeit seines Liebhabers scheitert, der für die ganze hohle Epoche steht. Wie sehr sich diese um die Erotik drehte, fächerte der Dichter in seinem für die damalige Zeit undenkbaren und beispiellos mutigen Zyklus »Reigen« auf, in dem er den Beischlaf selbst auf die Bühne brachte und das »Davor« und »Danach« in einem Sozialpanorama durch alle Stände der damaligen Gesellschaft abhandelte. Als man erst zwei Jahrzehnte später wagte, dieses Stück aufzuführen, reichte es immer noch für Skandale, die dem Dichter nachgerade lebensgefährlich wurden. Das Jahr 1900, in dem Schnitzler seinen »Reigen« nur als »Privatdruck« an Freunde verteilen konnte, wurde noch in anderer Hinsicht entscheidend in seinem Leben: Mit der Monolog-Novelle »Leutnant Gustl« entfesselte Schnitzler einen der markantesten Militärskandale der Monarchie, da sich das Offizierscorps

von der Darstellung eines offensichtlich dümmlichen Leutnants, für den die Offiziersehre eine leere Floskel ist, schwer beleidigt fühlte. Schnitzler, der seine eigene militärische Laufbahn als Arzt absolviert hatte, wurde sein Offiziersrang aberkannt. Damals hingen schwere Duell-Forderungen in der Luft, ein tödliches Ehrenritual, das der Dichter in seinen Werken immer wieder gestaltete. Er selbst hat sich ihm entschlossen entgegengestellt und es persönlich stets verweigert. Der Skandal von damals ging mit starken antisemitischen Angriffen Hand in Hand, die den Dichter lebenslang begleiten sollten. In einer geradezu grandiosen Analyse hat er den österreichischen Antisemitismus später in seinem Drama »Professor Bernhardi« zum Thema gemacht, das in seiner Heimat erst nach dem Ende der Monarchie gespielt werden durfte. Mit diesem Meisterwerk zeigte sich Schnitzler auf der Höhe seiner Kunst – und die Nachwelt kann die Spannweite zwischen dem Wiener Lebemann Anatol und dem großen Arzt Bernhardi, die Schnitzler in seinem Werk ausschreitet, nur bewundern. Schnitzler, dessen Leben stark von wichtigen Freundschaften (zu Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Theaterdirektor Otto Brahm) und von zahllosen Frauenaffären geprägt wurde, heiratete 1903 Olga Gussmann, die Mutter seines Sohnes Heinrich, der später ein bedeutender Regisseur wurde und den Nachlass des Vaters vorbildlich verwaltete. 1909 kam die Tochter Lili zur Welt. Die Familie lebte längere Zeit sehr glücklich in ihrer Währinger Villa in der Sternwartestraße. Und Schnitzler, der bis dahin einige seiner Meisterdramen geschrieben hatte (darunter »Der einsame Weg«), erlebte rund um seinen 50. Geburtstag auch die künstlerischen Höhepunkte seines Lebens. Das Wiener Historiendrama »Der junge Medardus« war 1910 am Burgtheater ein Sensationserfolg, und seine Popularität war so groß, dass sein bis heute viel gespieltes Drama »Das weite Land« 1911 an mehreren deutschen Bühnen gleichzeitig uraufgeführt wurde: Neben dem Burgtheater in Wien setzten es die großen Bühnen in Berlin, Hamburg, München,

www.guides-in-vienna.at 88-89 A18-A20.indd 89

Leipzig, Hannover, Bochum, Bremen und Prag am gleichen Abend erstmals an. Schnitzler war einer der wenigen renommierten Dichter Österreichs, der sich angesichts des Ersten Weltkriegs nicht in die Propagandamaschinerie einspannen ließ: Er äußerte sich im Gegenteil ununterbrochen gegen den Krieg, und das in Zeiten, wo pazifistische Äußerungen absolut nicht erwünscht waren. Auch ging nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Zusammenbruch der Monarchie nicht nur für ihn eine Welt zu Ende. Er wurde von einer teilweise sehr feindseligen Kritik in die Schublade der »Gestrigen« geschoben, da er sich nicht den neuen Stilrichtungen wie etwa dem Expressionismus verschrieb. Die Zeiten seiner großen Erfolge als Dramatiker waren vorbei, hingegen entdeckte das neue Medium des Films seine Themen und verfilmte zahlreiche seiner Stücke. Schnitzler selbst war ein begeisterter Besucher von Stummfilmen, auch weil er nur diese Kunst infolge seiner Schwerhörigkeit ohne Einschränkungen genießen konnte, was bei Theater und Musik nicht mehr der Fall war. Die Erfolge seiner späten Jahre erntete Schnitzler, der in dem meisterlichen Roman »Der Weg ins Freie« ein umfassendes Sozialpanorama des jüdischen Wiens um 1900 entworfen hatte, vor allem mit seinen Prosawerken. Der »innere Monolog« von »Fräulein Else« fasziniert bis heute und wurde zahllose Male auf die Bühne gebracht. Die »Traumnovelle« (sogar in Hollywood von Stanley Kubrick mit Tom Cruise und Nicole Kidman verfilmt), »Spiel im Morgengrauen« oder »Flucht in die Finsternis« sind singuläre Meisterstücke psychologischer Erzählkunst. Privat verlief Schnitzlers Leben tragisch. Nach der Scheidung von seiner Frau verlor er auch seine über alles geliebte Tochter Lili, die in jungen Jahren einen italienischen Offizier geheiratet hatte und 1928 Selbstmord beging. Schnitzler war zwar entschlossen, sein Leben so sinnvoll wie möglich weiterzuführen, hat sich aber von diesem Schicksalsschlag nie erholt. 69jährig starb er am 21. Oktober 1931 in seiner Währinger Villa. Er ist am jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs hinter dem ersten Tor begraben.

89 02.02.12 11:01


Anniversarium

150 Jahre

Gustav Klimt

Gustav Klimt (1862 – 1918) 150. Geburtstag

Giselheid Scherabon

W

as für ein Jahr! 1918 marschierte der Vielvölkerstaat auf der Zielgerade bis zum endgültigen Zusammenbruch in die Katastrophe. Aber auch die Wiener Moderne wurde parallel zur politischen und humanitären Katastrophe von schmerzlichen Verlusten getroffen: Otto Wagner, Koloman Moser, Egon Schiele und der zweifellos berühmteste Maler des Fin de Siecle, Gustav Klimt – sie alle beendeten ihr Leben in diesem unheilvollen Jahr.

Klimt beginnt die Figuren seiner Bilder – vor allem die Frauen – auf neue Art darzustellen. Keine idealisierten Vorgaben mehr, sondern lebensnahe Menschen mit eindeutig sexuellen Signalen, bauschigem

© Belvedere Wien

Der in Wien am 14. Juli 1862 in einfache Verhältnisse hineingeborene Gustav Klimt fiel schon in der Bürgerschule durch sein zeichnerisches Talent auf und schaffte es als 15-Jähriger in die Kunstgewerbeschule aufgenommen zu werden: Er hatte die Aufnahmsprüfung spielend bestanden. Einer seiner Klassenkameraden war Franz Matsch, der ihm ein Freund wurde. Mit ihm sollte er später 15 Jahre zusammen arbeiten. Mit Matsch und dem ebenfalls

hochbegabten, zwei Jahre jüngeren Bruder Ernst, gründete er 1881 die »Künstler-Compagnie der Gebrüder Klimt und Matsch«. Es folgten bald schon große Aufträge. Vor allem als Klimts damaliges großes Vorbild der »Malerfürst« Hans Markart plötzlich, erst 44jährig, starb. So wurde es der Künstler-Compagnie übertragen, die von Markat begonnen Arbeiten in der Hermesvilla und im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums fertig zu stellen. Doch das genügt Klimt nicht. Er hat eigene Vorstellungen und will sich in seiner Malweise neu orientieren. Vor allem will und kann er den künstlerischen Weg seines Kollegen Matsch nicht mehr mitgehen.

90 90-91 A21.indd 90

Haar, halbnackten Körpern und anderen Tabubrüchen. Er erntet dafür scharfe Kritik – die Skandale waren vorprogrammiert. Obwohl die »Künstler-Compagnie« sich mittlerweile aufgelöst hatte, bekommen Klimt und Matsch noch den gemeinsamen Auftrag die Fakultätsbilder für die Aula des neuen Universitätsgebäudes an der Ringstraße in Wien zu gestalten. Klimt übernahm dabei die Ausarbeitung der Fakultätsbilder Philosophie, Medizin und Jurisprudenz. Seine Darstellungsweise löste einen Sturm der Empörung aus. Die Reaktion der Auftraggeber, der »Artistischen Kommission der Universität Wien« war eindeutig. 87 Professoren unterschrieben eine Protestnote mit dem Tenor: »Wir kämpfen nicht gegen die nackte und nicht gegen die freie Kunst, sondern gegen die hässliche Kunst.« Klimt, des zermürbenden Gezänks schließlich müde, trat 1905 vom gesamten Auftrag zurück und erklärte sich bereit, alle bereits erhaltenen Vorschüsse zurück zu zahlen. Das waren immerhin 30.000 Kronen, die er nicht hatte. Da aber sprang einer seiner Mäzene, August Lederer ein. Von dessen Frau Serena hatte Klimt bereits 1899 ein prachtvolles Bild gemalt. Lederer gab ihm das Geld und erhielt dafür die Allegorie der Philosophie als Gegenleistung. Die beiden anderen Fakultätsbilder, Medizin und Jurisprudenz erwarb Lederer erst Jahre später. Diese und weitere Meisterwerke Klimts – 14 insgesamt wurden 1945 bei einem Brand auf Schloss Immenhof im Weinviertel vernichtet. Ein anderer Skandal entzündete sich 1902 anlässlich der XIV. Ausstellung der »Secession«, die als Vereinigung bildender Künstler Österreichs 1897 gegründet wurde. Ihr erster Präsident wurde Gustav Klimt. Die Ausstellung war eine Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven. Klimts Beitrag war das »BeethovenFries«, welches heute zu seinen Hauptwerken zählt. Die Reaktion darauf war zwiespältig. Ein Teil der Besucher war begeistert, andere waren entsetzt und schockiert. Man sprach von Pornographie.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:00


150 Jahre

Gustav Klimt

Robert Hirschfeld, ein Frankfurter Kritiker meinte gar »Klimt produziert dieses Mal wieder eine Kunst, der nur drei Leute, ein Arzt und zwei Wärter, gerecht werden können …« Frauen sind Klimts Inspiration und dominierten sein Leben in vielfältiger Weise. Bis zu seinem Tod lebte er mit der Mutter (sie stirbt 1915 ) und den beiden unverheirateten Schwestern Klara und Hermine zusammen in einer Wohnung. In seinem Atelier war er umgeben von jungen, schönen, leicht bekleideten Frauen - seinen Modellen. Mit Sicherheit hatte er intime Beziehungen mit einigen von ihnen. Für 14 Kinder lagen nach seinem Tod Legitimationsansuchen vor. Zwei Söhne, die aus seiner langjährigen Beziehung zu Mizzi Zimmermann hervorgingen, August und Otto, wurden von ihm noch zu Lebzeiten ohne Widerspruch akzeptiert. Ebenfalls wurde der Sohn seiner Geliebten, Maria Ucicka, Gustav Ucicky von ihm anerkannt. Aber gerade dieser erntete zweifelhaften Ruhm, als er sich als Filmregisseur mit den Nationalsozialisten einließ. Viele seiner damals produzierten Propagandafilme stehen heute noch auf dem Index der verbotenen Filme. Klimt entlohnte seine Modelle großzügig und er behandelte sie gut. Er selbst musste auch sehr erotisch gewirkt haben, denn noch nach Jahren schwärmten die Damen von der animalischen Anziehungskraft des Meisters. Jedoch war Klimt absolut diskret, was seine intimen Beziehungen betraf. Und auch jene Frauen mit denen er tatsächlich eine Affäre hatte, hielten sich an das Prinzip der absoluten Verschwiegenheit.

Mehr Blech als Bloch

Er malt die schönen Damen der Wiener Gesellschaft, des Grossbürgertums. Vielleicht gab es eine Affäre mit Sonja Knips. Ihr Bild entstand 1898. Als ziemlich sicher gilt eine erotische Beziehung zu Adele Bloch-Bauer. Er malt sie zweimal. Klimt befand sich auf dem Höhepunkt seiner »Goldenen Periode«, als er das Portrait Adele Bloch-Bauer I das erste Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Die Reaktion des Publikums war wie stets zwiespältig. Die Einen bewundern das Werk vorbehaltlos, während die Anderen meinten »mehr Blech als Bloch.« Heute kann man »Die goldene Adele« in der Neuen Galerie in New York bewundern. Der Kunstsamm-

© Belvedere Wien

Frauen

ler Ronald S. Lauder hatte das Gemälde um 135 Millionen Dollar gekauft. Es ist eines jener fünf Klimtbilder aus dem Besitz Bloch-Bauers, deren Erben um die Restitution kämpften und es ist eines der teuersten Gemälde der Welt. »Der Kuss«, das wohl berühmteste aller Klimtgemälde ist nach wie vor in der Galerie des Oberen Belvedere in Wien zu sehen und beschäftigt den davon faszinierten Besucher mit der immer wieder gestellten Frage: Wer küsst nun wen? Wir wissen es nicht!

Midi

Die einzige Frau die alle Affären überdauerte und Anteil an seinem Leben hatte war Emilie Flöge die er »Midi »nannte. Die attraktive, selbstbewusste und finanziell unabhängige junge Frau (sie war 12 Jahre jünger als Klimt) führte zusammen mit ihrer Schwester einen exklusiven Modesalon in Wien. Emilie Flöge starb 1952. Sicher ist, dass sie an allem Teil hatte was Klimt bewegte und was er tat. Das geht aus den exakt 399 Postkarten und einigen Briefen hervor, die ihr Klimt schrieb. Postkarten, die alltägliche, ja fast banale Dinge betrafen. Briefe, die von großer Vertrautheit zeugen, aber keine Liebesbriefe sind. Mit Emilie Flöge verbrachte Klimt viele Jahre die Sommermonate am Attersee im

www.guides-in-vienna.at 90-91 A21.indd 91

Salzkammergut. Dort entstanden auch zahlreiche seiner wunderbaren Landschaftsgemälde, die ein Viertel seines gesamten Schaffens ausmachen. Wir wissen nicht genau, was Emilie Flöge für ihn war. Vertraute, Freundin, Partnerin, Liebende? Bestimmt aber die wichtigste Frau in seinem Leben. Als Klimt 1918 einen Schlaganfall erlitt, verlangte er im Spital ausdrücklich nach ihr und Emilie eilte sofort an sein Krankenlager und stand ihm bis zu seinem Tod am 6. Februar 1918 bei. Sie regelte seinen Nachlass. Graphiken und unvollendete Bilder, die sich im Atelier befanden, werden unter der Familie und ihr aufgeteilt. Was wirklich zwischen den Beiden war, bleibt reine Spekulation und ist auf Grund der ungebrochenen Diskretion der Beteiligten und aller Familienmitglieder ein ungelöstes Rätsel. Und das bis heute!

Literatur: Barbara Sternthal : Gustav Klimt 1862 – 1918 Mythos und Wahrheit Christian Brandstätter Verlag 2006 Nina Kränsel: Gustav Klimt Prestel Verlag München 2008

91 02.02.12 11:00


Anniversarium

150 Jahre

Johann Puch

Johann Puch (1862 – 1914) Zum 150. Geburtstag des Gründers der Puchwerke Franziska Pfister

J

ohann Puch beeinflusste die Entwicklung von Fahrrädern sowie den Motorrad- und Autobau. Schon 1901 stellte er neben der Fahrradproduktion das erste Auto fertig und begann mit der Motorradproduktion. Bis zum Jahr 1914 konstruierte er 14 verschiedene Automodelle, darunter den bekannten Alpenwagen Typ VII. Am 27. Juni 1862 erblickte Johann Puch in Sakušak bei Pettau/Ptuj, in der damaligen Untersteiermark, heute Slowenien, das Licht der Welt. Als Kind einer Kleinbauernfamilie wuchs er zusammen mit seinen Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Schon ab seinem achten Lebensjahr arbeitete er als Gehilfe bei einem Müller und mit zwölf Jahren ging er im Dorf Rotman beim Schlossermeister Kraner in die Lehre. Nach seinen Lehrund Wanderjahren arbeitete er ab 1878 als Schlossergeselle in Radkersburg. Mit 23 Jahren zog Johann Puch nach Graz, wo er als Fahrradmechaniker tätig war. Ab 1889 war er als Werkführer in der Fahrradfabrik »Benedikt Albl« beschäftigt. Zu dieser Zeit wohnte er beim wohlhabenden Hausbesitzer Reinitzhuber, dessen Tochter Maria er im selben Jahr heiratete. Johann Puch – Erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks-AG Mit finanzieller Hilfe seines vermögenden Schwiegervaters, machte er sich 1889 unter dem Firmennamen »Johann Puch, Puch-Gedenkstätte in Bad Radkersburg

Fahrrad-Fabrik« mit seiner ersten Produktionsstätte in Graz, in der Strauchergasse 18, selbstständig. Hier erzeugte der junge Schlosser seine ersten Fahrräder, aber auch Schlittschuhe und später Motorräder und Automobile. Bald wurde die Produktion in eine richtige Fabrik verlagert. Dieses Stammwerk, später »EinserWerk« genannt, entstand im Stadtbezirk Puntigam in Graz. Anfangs wurden »Puch-Interpretationen« einer britischen Fahrradmarke gebaut, aber ab 1890 präsentierte er seine eigene Produktion mit der Marke »Styria« und vollzog innerhalb von nur zehn Jahren den Schritt vom Handwerker zum Fabrikanten. Mit der Herstellung des ersten bekannten Puch-Rades, eines sichereren und handlicheren Rades, begann sein Aufstieg. Johann Puch übertraf nicht nur in Graz mit der Radproduktion alle Konkurrenten, Puch-Räder gelangten auch bis nach England und Frankreich, die »Heimatländer« des Rades. Siege bei Radrennen vermehrten den Absatz seiner Produkte. Außerdem sah er bei diesen Veranstaltungen, wo die Konkurrenz stand. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der äußeren Gestalt seiner Produkte, seiner Plakate, Flugblätter, Preislisten und Verkaufskataloge. Überall kam sein Sinn für Ästhetik und für das Detail zum Ausdruck. Zu Weltruhm kamen seine Fahrräder, als mit einem »Styria« 1894 das Radrennen »Paris-Bordeaux« gewonnen wurde. Zugleich kämpfte er für die Anerkennung seiner Patente und Erfindungen, von denen es an die 30 gibt. Das Patent eines vierzylindrigen Boxermotors in seiner Variante ist bis heute nicht realisiert wor-

Literatur: Österreichisches Biographisches Lexikon Das Steyr-Waffenrad (1995), W. Ulreich Das große Puch-Buch. Die Zweiräder von 1890-1987 (2000), F. F. Ehn Die Puch-Automobile 1900-1990 (2000), F. F. Ehn

92 92-93 A22_A23.indd 92

den. Nicht zuletzt nahm Johann Puch an der Entwicklung des Flugwesens teil, so war das Luftschiff der Renner-Buben mit einem von ihm entwickelten Motor ausgestattet. Ab 1900 konstruierte Johann Puch auch Motorräder und erste Autos und schon 1901 ließ er seinen ersten Antriebsmotor patentieren. Ein Jahr später gelang es ihm, sowohl ein Auto als auch einen Motor zu präsentieren. Es ließ sich wiederholen, was schon bei den Fahrrädern gelungen war: Sportliche Erfolge sorgten für die beste Werbung. So siegte 1906 ein PuchMotorrad in der »Coupe Internationale« und 1909 wurde mit einem Puch-Auto der Geschwindigkeitsrekord von 130,4 km/h erzielt. 1912 schied Johann Puch nach einem Zerwürfnis mit den Gesellschaftern aus seiner Firma aus und wurde deren Ehrenpräsident. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen 1.100 Arbeiter und produzierte jährlich 16 000 Fahrräder, je 300 Motorräder und ebenso viele Autos. Am 19. Juli 1914 starb Johann Puch in Zagreb, nach dem Besuch eines Pferderennens und wurde am Grazer Zentralfriedhof (Feld 13b II 5) begraben. Nach seinem Tod konnte sich die Firma noch einige Zeit behaupten, ehe sie 1928 mit der Österreichischen Daimler-Motoren AG fusionierte. Aber auch die daraus entstehende Austro-Daimler-Puchwerke AG hielt sich nur bis 1934. Eine neuerliche Fusion mit der Steyr-Werke AG führte zur Steyr-Daimler-Puch AG, die neben Fahrzeugen aller Art (PKW, LKW, Geländefahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder) auch Werkzeuge und Waffen herstellte. Wie alle Betriebe dieser Art wurde das Puchwerk im Zweiten Weltkrieg für die Rüstungsproduktion herangezogen. Da die Kapazitäten bald nicht mehr ausreichten, wurde in Thondorf bei Graz das »Zweier-Werk« gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Fahrräder, Mopeds, Motorräder, Personenwagen und die legendären Geländewagen (Haflinger, Pinzgauer, Puch G) entwickelt und produziert.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 11:00


150 Jahre

Hertha Sprung

Hertha Sprung (1862 – 1961) Die erste Frau wird Hofrat! ertha Sprung wurde am 4. 2. 1862 als Henriette Hauser in Graz geboren. Über ihre Kindheit schreibt sie: »Meine Eltern kehrten 1875 von Klagenfurt nach Wien zurück, und ich kam in die Mädchenschule des Frauenerwerbsvereins, schamhaft »Bildungsschule« genannt, weil man Mädchen doch nicht nach Bubenart unterrichten durfte … Der größte Vorzug dieser Anstalt aber war ihr hervorragender Lehrkörper, ausgewählte Professoren der Wiener Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten, denen der Unterricht an dieser neuen Mädchenschule Freude machte. Ich besuchte die Anstalt von der dritten bis zur vollendeten sechsten Klasse und danke meinen Lehrern noch heute für die gute Grundlage, die sie uns fürs Leben mitgaben.« Hertha Sprung nahm ihr Leben entschlossen selbst in die Hand. Sie entstammte einem liberalen Elternhaus, ihr fehlte aber der intellektuelle Austausch mit Gleichaltrigen und so setzte sie ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben durch. Das waren Gesprächsrunden, aber auch Tanzveranstaltungen, bei denen es jedoch »niemals zu einer Überschreitung des guten Tons« kam. Gleichzeitig bereitete sie sich auf ihre Staatsprüfung als Klavierlehrerin vor und begann, zu unterrichten. »Der Erlös aus meiner Lehrtätigkeit reichte vollständig zur Befriedigung meiner persönlichen Bedürfnisse sowie zu langsam anwachsenden Ersparnissen, ich lebte in meinem Elternhause und hatte es gut: Meine Mutter hatte erreicht, was sie – unter innerer Ablehnung der beiderseitigen Familien – angestrebt hatte: Ich war durch meine Berufsbildung unabhängig geworden, unabhängig zu heiraten oder ledig zu bleiben, ganz ohne Zwang, genauso wie ein Mädel mit Vermögen, das die freie Wahl hat.« 1890 heiratet die junge Lehrerin den Rechtsanwalt Dr. Franz Sprung, auch er unterstützt ihre sozialen und beruflichen Ambitionen. Durch ihren Mann lernt sie Marianne Hainisch (die Mutter des ersten gewählten österreichischen Bundespräsidenten Michael Hainisch) kennen und arbeitet mit ihr gemeinsam seit Grün-

© Österreichische Nationalbibliothek

H

Christine Stabel

dungsbeginn 1902 aktiv im Bund österreichischer Frauenvereine, deren Vorsitzende sie schließlich 1932 wird. Margarete Geyling würdigt Hertha Sprung anlässlich ihres 70. Geburtstages 1932 in einem Artikel in »Die Österreicherin«: »Als nach der Wende des Jahrhunderts, nach jahrelangen Kämpfen der Frauen und auch einsichtiger Männer um den Zutritt der Frauen zu bisher den Männern vorbehaltenen Berufen und Bildungsstätten das damalige Ministerium für Kultus und Unterricht auch die Hebung des gewerblichen Frauenunterrichtes in die Wege leitete, hat eine Petition des Bundes Österreichischer Frauenvereine die Berufung einer Frau zur Mitarbeit in diesem Ministerium durchzusetzen vermocht. Der Einsicht des damaligen Leiters der betreffenden Sektion dieses Ministeriums ist es zu danken, dass er in Hertha Sprung jene Frau erkannt hat, die vermöge ihrer langjährigen sozialen Arbeit und ihrer Vertrautheit mit den Zielen der Frauenwünsche bei den Bestrebungen der staatlichen gewerblichen Unterrichtsverwaltung jene Mitarbeit leisten konnte, die in kluger Weise dem Einflusse der Frau zugestanden worden war.« Ab 1905 ist sie im Unterrichtsministerium beschäftigt, sie entwirft Lehrpläne, erarbeitet neue Schulformen und entwickelt die Lehrerinnenausbildung. 1913 wird sie

www.guides-in-vienna.at 92-93 A22_A23.indd 93

Initiatorin der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe. 1923 erhält Hertha Sprung als erste Frau in Österreich den Titel »Regierungsrat«. 1925, bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Bundesdienst, wird sie zum ersten weiblichen Hofrat ernannt. Sie ist Trägerin des Elisabeth-Ordens II. Klasse und des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien. Hertha Sprung hat sich zeitlebens mit sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen beschäftigt und ihr Wissen und Engagement auf die Entwicklung der Frauenbildung fokussiert. Sie stirbt im 100. Lebensjahr am 8. Mai 1961.

Literatur: Andrea Schnöller, Hannes Stekl (Hrsg.), Bürgerliche Kindheit in Monarchie und Republik (WienKöln-Weimar 1999) Sandra Lobarzewski, ‘Frauenthemen‘ in der Neuen Freien Presse und in Der Reichspost im Jahr 1919, Diplomarbeit (Wien 2008) Margarete Geyling, Hertha Sprung als Pionierin für die gewerbliche und hauswirtschaftliche Frauenbildung. In: Die Österreicherin, V. Jg., Nr. 2, 1932

93 02.02.12 11:00


Anniversarium

150 Jahre

Johann Nepomuk Nestroy

Johann Nepomuk Nestroy 150. Todestag

Cornelia Madl

J

ohann Nepomuk Nestroy, der Sprachkünstler, Opernsänger, Komödiant, Theaterdirektor und Karl Kraus zufolge »erste deutsche Satiriker« starb vor 150 Jahren in Graz. Dort wohnte er zuletzt. Aber gedichtet, gespielt und sich abgestrudelt als Prinzipal des Carltheaters hat Nestroy vor allem in Wien, rund um die Praterstraße (vormals Jägerzeile). An ihrem Beginn, in einer lauschigen, baumbestandenen, dreieckigen Erweiterung, dort wo die Zirkusgasse einmündet, steht das Denkmal Nestroys. Seine langen Gliedmaßen scheinen zu schlenkern. Rund um das herzförmige Gesicht quillt der lockige Schopf. Die dünne, langgliedrige Gestalt war Teil seiner komischen Wirkung, insbesondere in Verbindung mit seinem Konterpart und Bühnenpartner Wenzel Scholz, dessen Physis mehr dem kugeligen Typus entsprach. Die beiden traten 25 Jahre miteinander auf und zahlreiche Bühnencharaktere, bekannte und weniger bekannte schrieb Nestroy sich und Scholz auf den komplementären Leib: Ramsamperl/Maxenpfutsch, Schmafu/Stockfisch, Strick/Faden, Herb/Pappinger, Willibald/ Wampl, Knieriem/Zwirn seien beispielgebend genannt, wobei sich der Sprachwitz schon in der Benennung unverkennbar Weg bahnt. Das letztgenannte Namenspaar Knieriem und Zwirn verlangt natürlich nach einem dritten im Bunde, dem Tischler Leim, um das liederliche Kleeblatt im »Lumpazivagabundus« zu vervollständigen. Den Leim spielte im Jahr 1833 der damalige Direktor Nestroys am Theater an der Wien, der dominante Theaterzampano Carl Carl. Nachdem er schon das Theater an der Wien und das Josefstädter Theater geleitet hatte, übernahm er schließlich auch das Leopoldstädter Theater und baute es um. 1847 ließ er es als Carltheater neu eröffnen und mit einer Büste seiner selbst schmücken. Diesem Carltheater stand später Nestroy als Direktor vor, wobei er, selbst zu Nachlässigkeit neigend, seine Gefährtin Marie Weiler mit den wirtschaftlichen Agenden betraute, eine Vorwegnahme des heute

94 94-95 A24_A27.indd 94

oft anzutreffenden dualen Systems künstlerische versus wirtschaftliche Direktion. Allerdings steckte hinter diesem Akt auch der Wille Nestroys, die eifersüchtige Partnerin zu besänftigen. Sein Motiv fällt unter das Kapitel »Die Frau und die Mädlerie«. Nestroy war als junger Künstler mit Wilhelmine von Nespiesny verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn Gustav. Sie verließ ihn und er tat sich daraufhin baldigst mit Marie Weiler zusammen, die er aber infolge seiner Scheidung sein Lebtag nicht heiraten durfte. Obwohl er, seiner angeblich satyrhaft-sinnlichen Natur wegen, zahllose Amouren hatte, versuchte er stets, diese mit »Delicatesse« zu handhaben, um Demoiselle Weiler nicht zu brüskieren. Besänftigungserfordernisse, wie jene Vizedirektoriumsstelle, blieben nicht aus. Wobei sich Marie Weilers Natur für diese Aufgabe aufs Beste eignete. Nestroy war zwar oft auf der Flucht vor ihrem begründeten Spionagesystem, pries sie aber in seinem Testament anerkennend als diejenige, die an seinem Erfolg mindestens den halben Anteil gehabt habe. Manche sagen, er hätte ohne ihre Erdung das Zeug zum Hallodri gehabt. Johann Nepomuk Nestroy, geboren in der Bräunerstraße 3 als Sohn eines Gerichtsadvokaten, verlor seine Mutter schon in der Kindheit. Er erhielt eine gute Bildung, unter anderem im Gymnasium bei den Schotten. Mit 20 debütierte er am k.u.k. Hoftheater nächst dem Kärntnertor und erhält auch gleich ein Engagement. Sich den leptosomen Jüngling als mit tiefer Baßstimme als Sarastro in Mozarts »Zauberflöte« vorzustellen, fällt nicht ganz leicht. Von da an blieb Nestroy der Bühne treu. Ein paar Wanderjahre waren zu absolvieren. Sein Fach verlagerte sich jedoch. Von Jahr zu Jahr verringerten sich die Gesangsrollen zugunsten der Sprechrollen, insbesondere der komischen. Schon bald nach seinem Engagement durch Carl Carl am Theater an der Wien, begann Nestroy auch Stücke zu schreiben. Eines seiner ersten war Lumpazivagabundus, dessen Erfolg sowohl damals als heute so nimmermüd und nachhaltig ist, dass sich Carl

(!) an seinem Neuzugang eine dermaßen goldenen Nase verdiente, dass man seine Empirevilla in der Gloriettegasse 29 als »Lumpazivilla« bezeichnete. Es folgten Jahre der Arbeitswut, selbstgewählt oder aufgezwungen, das sei dahingestellt. Carl war allerdings für seine ausbeuterischen Verträge berüchtigt, worunter das Ensemble litt. Das war sicherlich mit ein Grund, weshalb Nestroy, als er schließlich selber Direktor war, keine harten Entscheidungen zu treffen vermochte. Nestroy produzierte drei bis vier Stücke im Jahr, trat binnen 19 Tagen in 21 Rollen auf. Die Stücke waren nicht als lange heranreifende Klassiker gedacht, sondern sollten die Tagesaktualität widerspiegeln und aufs Schnellste erdacht, besetzt, einstudiert und aufgeführt werden. Als im März 1830 das Leopoldstädter Theater, der Vorgängerbau des Carltheaters, infolge der eisstoßbedingten Überschwemmung mehrere Tage geschlossen werden musste, beging es seine Wiedereröffnung wenige Tage darauf mit dem eilends produzierten Stück »Die große Flut«, dessen Autor aber noch nicht Nestroy war. Tagesaktuell Stück um Stück zu schreiben, war damals Usus. Unersättlich und leidenschaftlich war es, das Publikum in Wien! Trotzdem ist Nestroy verglichen mit seinen Vorgängerautoren hervorzuheben. Etwa 20 seiner 80 Stücke sind in das Theaterrepertoire eingegangen. Als Komiker hat die leicht düstere Mischung aus seinem clownesken Gebaren mit der scharfen Klinge seines Intellekts gefesselt und verstört. Nicht von ungefähr hat sich Karl Kraus nach einer Phase der Geringschätzung Nestroys in der Öffentlichkeit als dessen Wiederentdecker verstanden.

Literatur: Basil Otto, Johann Nestroy, Rowohlt Verlag (Reinbek bei Hamburg 1967) Wagner Renate, Nestroy zum Nachschlagen, Sein Leben – sein Werk – seine Zeit, Styria Verlag (Graz 2001)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:59


150 Jahre

Fürst zu Windisch-Graetz

Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz 150. Todestag

D

Maria Zajko

ie Familie Windisch-Graetz stammte ursprünglich aus der Steiermark und wurde erstmals urkundlich um 1220 erwähnt. Sie erhielt im Jahre 1574 das Inkolat in Böhmen, durch welches der Erwerb landtäflicher Güter, die Teilnahme an den Landtagen und die Bewerbung für Ämter ermöglicht wurde. Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz wurde 1787 in Brüssel geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters Graf Josef Niclas kümmerten sich seine Mutter, Franziska Prinzessin von Arenberg, und Fürst Joseph Schwarzenberg als Vormund um seine Erziehung. Die Familie wurde 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben. Im gleichen Jahr wurde Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz zum Oberleutnant ernannt. Er nahm an den napoleonischen Kriegen teil und erhielt 1814 den Maria Theresia Orden. Während des Wiener Kongresses weilte er in Wien und heiratete zwei Jahre später Eleonore Prinzessin zu Schwarzenberg, die ihm fünf Söhne und zwei Töchter gebar. Anfang der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts erhielt die Familie den österreichischen Fürstentitel. Seine Beteiligung an der Niederschlagung der Revolution im Kaiserreich Österreich in den Jahren 1848 und 1849 machte ihn zu einer berüchtigten Figur bei den Liberalen und Demokraten. Als Stadtkommandant von Prag befehligte er das Bombardement der Stadt, um den Pfingstaufstand zu beenden. Bei einem Zusammenstoß von Studenten mit einer Militärpatrouille fielen Schüsse in der Nähe der Kommandantur. Eine verirrte Kugel traf seine Frau so unglücklich, dass sie kurze Zeit später verstarb. Der österreichische Kaiser übertrug Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz das Oberkommando während des Wiener

Oktoberaufstands. Das Militär drang am 31.Oktober 1848 in Wien ein und verhalf der Gegenrevolution zum Sieg. Die Stadt wurde bombardiert, Teile der Hofburg in Brand gesteckt. Wertvolle Sammlungen verbrannten, darunter auch der »ausgestopfte Mohr« Angelo Soliman. Der Wiener Revolution fielen 2000 Menschen zum Opfer. Die standrechtliche Erschießung des Politikers und Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum in Wien rief große Empörung hervor. Die Rolle von Fürst Alfred I. beim ungarischen Aufstand im März 1849 ist umstritten. Die kaiserliche Armee marschierte unter seinem Kommando in Ungarn ein und besiegte die Aufständischen bei Kapolna. Allerdings musste sich die Armee im April 1849 wegen des verstärkten Revolutionsheers zunächst zurückziehen. Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) hatte Windisch-Graetz zwei Tage später wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Kriegsministerium zurückberufen. Danach zog sich Fürst Alfred I. auf seine Güter in Böhmen zurück.

Er erfüllte noch verschiedene diplomatische Missionen und war seit 1861 Mitglied des österreichischen Herrenhauses. Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz starb nach kurzer Krankheit am 21. März 1862 in Wien. Er wurde wie seine Frau Eleonore in der Familiengruft im böhmischen Tachau beigesetzt und 1886 in die neue Familiengruft in der Klosterkirche Maria Himmelfahrt des Klosters Kladruby überführt.

Praxis Dr. Freud Täglich 9 - 17 Uhr Juli - September 9 - 18 Uhr

Literatur: Hannes Steckl; Marija Wakounig, Windisch-Graetz (Wien 1992) Kriebel Hermann, Fürst WindischGrätz 1787-1862 (Innsbruck 1929)

Berggasse 19, 1090 Wien | www.freud-museum.at

www.guides-in-vienna.at 94-95 A24_A27.indd 95

95 02.02.12 10:59


Anniversarium

150 Jahre

Köchelverzeichnis

150 Jahre Köchelverzeichnis

Ludwig Ritter von Köchel brachte 1862 Ordnung in Mozarts Werk

I

Klaus-Dieter Schmidt

m Jahre 1862 erschien das »Chronologisch-thematische Verzeichnis sämtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozarts«, verfasst von Ludwig von Köchel. Im selben Jahr hatte dieser Autor bereits die Vorläuferschrift »Über den Umfang der musikalischen Produktion W. A. Mozarts« herausgegeben. Ludwig Alois Ferdinand Köchel wurde am 14. Jänner 1800 in Stein an der Donau geboren. Er studierte in Wien, wurde zum Doktor Juris promoviert und war von 1827 bis 1842 als Erzieher der vier Söhne Erzherzog Karls tätig. Bereits 1832 wurde er zum Kaiserlichen Rat ernannt, 1842 als Ritter von Köchel geadelt und mit einer großzügigen Abfindung ausgestattet. Nachdem er von 1850 bis 1852 als Schulrat in Salzburg gearbeitet hatte, kehrte er nach Wien zurück und konnte sich, finanziell abgesichert, ganz seinen privaten Neigungen widmen. Durch mehrere Jahre führte er botanische und mineralogische Studien in Nordafrika, auf der iberischen Halbinsel, den

Britischen Inseln, am Nordkap und in Russland durch, deren Ergebnisse die zeitgenössischen Fachleute beeindruckten. Den Großteil seiner Mineraliensammlung vermachte er dem Piaristengymnasium in Krems, dessen Schüler er gewesen war und wo sie noch heute zu Unterrichtszwecken verwendet wird. Köchel war aber auch ein ausgezeichneter Musiker und sogar Mitglied des Mozarteums in Salzburg. Seine Bücher zum Wiener Musikleben, wie beispielsweise eine Geschichte der Hofmusikkapelle und eine Biographie von Johann Joseph Fux, dem größten österreichischen Barockkomponisten, gehören zu den bedeutendsten Studien der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weltbekannt wurde Köchel jedoch im Zusammenhang mit dem nach ihm benannten, meistverwendeten Werkverzeichnis der Kompositionen Mozarts. Köchel sammelte viele Fakten über Mozart und nummerierte dessen Werke in chronologischer Reihenfolge. Insgesamt enthält

das Verzeichnis 626 nummerierte Werke; hinzu kommt jedoch eine Reihe von Nachträgen. Die Abkürzung für Köchelverzeichnis ist KV, im Englischen lediglich K. Die Jupitersymphonie trägt beispielsweise die Bezeichnung KV 551, »Die Zauberflöte« KV 620 und das Requiem, das letzte Werk Mozarts, KV 626. Nach Veröffentlichung der ersten Auflage im Jahr 1862, erschienen in der Folge im Verlag Breitkopf & Härtl sieben weitere Auflagen, die letzte im Jahr 1983. Bereits 1993 erging der Auftrag des Verlages für eine weitere Neuausgabe, die bis heute aber nicht fertiggestellt wurde. Ab der im Jahre 1937 erschienenen, von Alfred Einstein bearbeiteten dritten Auflage, wurden die Nummern etlicher Werke geändert; die neuen Nummern wurden chronologisch eingeordnet und enthalten oft einen zusätzlichen Kleinbuchstaben, etwa KV 320d. Die im Jahre 1964 herausgegebene sechste Auflage brachte besonders viele Umstellungen, mit denen neue Erkenntnisse über die Chronologie der Werkerstellung und den Zusammenhang einzelner Werke berücksichtigt wurden. Diese Änderungen haben sich aber außerhalb der Wissenschaft nicht durchgesetzt. In der Regel wird Köchels ursprüngliche Nummerierung weiterverwendet, aus Gründen der Klarheit werden aber oft auch beide Nummerierungen angegeben, zum Beispiel KV 110 (KV675b). Ludwig von Köchel starb am 3. Juni 1877 in Wien und ist in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Geehrt wurde Köchel unter anderem auch mit der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, der Benennung einer Gasse in Wien Hietzing und eines Platzes in seiner Geburtsstadt Stein an der Donau.

Literatur: Manfred Wagner : Wolfgang Amadeus Mozart. ( Wien 2005) Wikipedia

96 96-97 A31_A32.indd 96

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:59


100 Jahre

Otto von Habsburg

Otto von Habsburg (1912 – 2011) 100. Geburtstag

A

Uta Minnich

m 20. November 2012 hätte Otto von Habsburg seinen 100. Geburtstag gefeiert. Es war ihm nicht beschieden, doch konnte er auf ein sehr bewegtes und sehr erfolgreiches Leben zurückblicken. Als Vierjähriger ging er im Trauerkondukt seines Urgroßonkels Kaiser Franz Joseph, der auch sein Taufpate war. Wenige Jahre später – nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg - musste dieser Teil der Familie Österreich ins Exil gehen. 1922 übertrug ihm sein Vater am Totenbett die Bürde, nun unter der Vormundschaft seiner Mutter, Kaiserin Zita, Familienoberhaupt zu sein. Nach wechselvollen Jahren in Spanien, Luxemburg und Belgien wurde er an seinem 18. Geburtstag großjährig erklärt und damit gleichzeitig Oberhaupt und Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies. Mit 23 Jahren beendete er sein Studium der sozialen und politischen Wissenschaften mit dem Doktorat »La plus grande distinction«. 1935 wurde er Ehrenbürger zahlreicher Gemeinden – es gab in Österreich 1.603 »Kaisergemeinden«! 1936 wurde Otto Habsburg Mitglied der Paneuropa Union. Die Idee des vereinten Europa wurde schon 1922 von Richard Coudenhove-Kalergi entwickelt und erregte in der Zeit des aufkeimenden Nationalismus großes Aufsehen. Diese Idee hatte Dr. Otto von Habsburg mit viel Begeisterung aufgenommen – gemäß seiner Überzeugung »einigen - nicht trennen«! Ein Journalist stellte ihm einmal die Frage, ob er sich denn eine europäische Monarchie vorstellen könne, worauf er antwortete » … sicher nicht mit mir als Oberhaupt«. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg reiste er viel und verfolgte mit größtem Interesse die Entwicklung in Österreich. 1935 hob Bundeskanzler Schuschnigg den Landesverweis auf. 1938 folgte ein neuerlicher Verweis und die Flucht vor den Nationalsozialisten, vor Adolf Hitler, der ihn steckbrieflich suchen ließ. Er half vermutlich mehr als 15 000 rassisch oder politisch Verfolgten zur Flucht. Trotz allem lud Adolf Hitler ihn zwei Mal zu Gesprächen ein, die er ablehnte, da er sich nicht instrumentalisieren lassen wollte.

Die Jahre des Zweiten Weltkriegs verbrachte er auf Einladung von Präsident Franklin Roosevelt in den USA. Sein wichtigster außenpolitischer Erfolg gelang 1943: In der Moskauer Deklaration erschien Österreich wieder auf der Landkarte! Er konnte damals auch klarstellen, dass die Österreicher keine Deutschen sind! 1946 bestätigte Karl Renner den Landesverweis des Teils der Familie Habsburg, der nicht auf die Thronrechte verzichtet hatte. 1951 heiratete Otto Habsburg Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen. Die junge Familie bezog 1954 die »Villa Austria« oder »Kaiservilla« am Starhemberger See. Sie hatten schließlich fünf Töchter, zwei Söhne und 22 Enkelkinder. 1961 unterzeichnete Otto Habsburg gemäß der Habsburger Gesetze von 1919 die generelle Verzichterklärung und konnte ab dem 1. Juni 1966 wieder nach Österreich einreisen, was beinahe eine Staatskrise auslöste! 1973 wurde er Präsident der Paneuropa Union, 1979 Mitglied des Europa Parlaments als Abgeordneter der CSU. Er wurde dort sehr geschätzt, wegen seines ruhigen und überlegten Handelns und vor allem, weil er sechs Sprachen in Wort und Schrift beherrschte – auch ungarisch und tschechisch! Otto Habsburg trat damals schon sehr dafür ein, dass Europa nicht am »Eisernen Vorhang« endete. Die große Wende kam 1989: Die Ostöffnung. Am 19. August fand in der Nähe von Sopron. (Ödenburg) an der österreichisch-ungarischen Grenze unter seiner Schirmherrschaft das Europa Picknick statt. 2002 feierte Otto Habsburg in Wien seinen 90. Geburtstag mit einer Messe im Stephansdom. Berührende Bilder zeigen Franz Kardinal König, der im Alter von 93 Jahren dem Jubilar zum 90. gratulierte! Am 16. Juli 2011 wurde ein überzeugter Europäer in der Kaisergruft in Wien beigesetzt, der einmal sagte: »Man muss solange in der Emigration gelebt haben wie ich, um zu wissen, wie wichtig Europa ist! Unsere Vorfahren haben noch fröhlich aufeinander geschossen – dieser Irrsinn muss aufhören!«

www.guides-in-vienna.at 96-97 A31_A32.indd 97

Krönung von Karl I. als König von Ungarn Karl IV., der vierjährige Otto steht zwischen seinen Eltern

Besuchen Sie die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein

Geschichte nicht nur erfahren, sondern aktiv erleben das können Sie auf der Burg der Fürsten von Liechtenstein.

Burgverwaltung Burg Liechtenstein Postadresse: Burgverwaltung Leopold Fasching Herzog Albrechtstr. 3/19, A-2361 Laxenburg Tel: 0650 680 3901 Email: office@Burgliechtenstein.eu Www.Burgliechtenstein.eu

97 02.02.12 10:59


Anniversarium

100 Jahre

Withalm und Benya

Hermann Withalm und Anton Benya 1912 – 2003 bzw. 1912 – 2001

Kristina Burger

S

98 98-99 A33-A35.indd 98

ma Ingelen und fast gleichzeitig mit seiner Berufung in den Nationalrat 1956 – dem er 30 Jahre angehörte – stellvertretender Generalsekretär des ÖGB, 1959 bereits Vizepräsident und vier Jahre später folgte er Franz Olah an die Spitze des Gewerkschaftsbundes. Der »Präsident« war geboren. In dieser Funktion blieb er 24 Jahre, so ganz nebenbei hatte er auch noch den Vorsitz bei der Metaller Gewerkschaft inne. Anton Benya war nicht nur ÖGBPräsident, Metaller-Vorsitzender, sondern auch 15 Jahre lang Nationalratspräsident. 1987, mit 75 Jahren, legte er seine politischen Mandate und Funktionen zurück. Aber auch Hermann Withalm war ein Multifunktionär. In den späten 1950er Jahren für drei Jahre Staatssekretär im Finanzministerium, war er in den letzten zwei Jahren der ÖVP-Alleinregierung. Vizekanzler und für zehn Jahre Generalsekretär der Volkspartei. In der Opposition führte er seine Partei für ein Jahr als Bundesparteiobmann. Er machte sich durch seine forschen Reden nicht nur Freunde – auch in den eigenen Reihen gab es Kritiker. Der politische Gegner, allen voran Bruno Kreisky, schätzte aber den brillanten Redner und fairen Verhandler, der von seiner Meinung keinen Millimeter abrückte. Bald sprachen die Medien vom »Eisernen Hermann«. Eine bittere Niederlage musste Withalm 1974 einstecken: Die Volkspartei hatte sich auf ihren früheren Generalsekretär, Klubchef, Vizekanzler und Parteiobmann als würdigsten Kandidaten für

© Österreichische Nationalbibliothek

Hermann Withalm stammte aus dem Kernland der ÖVP, aus Niederösterreich, genauer gesagt aus dem Weinviertel. Als Sohn einer lokal bedeutenden Bauernund Müllerfamilie war es ihm möglich, das Jesuitengymnasium in Wien-Kalksburg zu besuchen. Sein politischer Weg war vorgezeichnet – bereits sein Großvater war für die christlich-soziale Partei um 1900 im Landtag. Ebenfalls selbstverständlich war während seines Jusstudiums ein Beitritt zum CV, in seinem Fall war es die »Norica«, sogenannte »Couleur-Brüder« sind u. a. Figl, Raab, Gorbach und Mock. Der angestrebte Beruf eines Notars wurde durch den »Anschluss« unterbrochen, er wurde als Jurist zur Reichsautobahn dienstverpflichtet und musste auch von 1942 – 45 zur Wehrmacht. 1947 eröffnete er seine Notariatskanzlei in Wolkersdorf. Seine politische Laufbahn nahm er erst 1952 so richtig auf, vorher war er mehr oder weniger einfacher Parteisoldat, nach eigenen Worten als »Schlepper« und »Strichler« bei verschiedenen Wahlen behilflich. Aber dann ging es Schlag auf Schlag: 1953 saß er bereits als Abgeordneter der ÖVP im Parlament und war dort bis 1975 tätig. Es sollte noch drei Jahre dauern, bis der gleichaltrige Anton Benya ebenfalls in den Nationalrat einzog. Das Wiener Arbeiterkind hatte natürlich einen anderen Start ins Berufsleben. Nach der Bürgerschule absolvierte er eine ElektromechanikerLehre, engagierte sich aber schon früh in der Lehrlingssektion der Metaller-Gewerkschaft und dann auch während der Zeit des Austro-Faschismus bei der illegalen Freien Gewerkschaft, was ihm zweimal Haftstrafen einbrachte. Zum Kriegsdienst wurde er nicht einberufen, er war im Betrieb »unabkömmlich«. 1945 wurde er Betriebsratsobmann bei der Radiofir-

© Österreichische Nationalbibliothek

ie wären 2012 100 Jahre alt geworden, der »Eiserne Hermann« und »der Präsident«, wie sie von ihren Zeitgenossen gerne genannt wurden. Trotz verschiedener Herkunft und unterschiedlicher politischer Ausrichtung hat sich ihr Lebensweg doch immer wieder gekreuzt.

die Bundespräsidentenwahl geeinigt. Das erste Wahlplakat war im Druck. Es zeigte einen strahlenden Hermann Withalm mit Ehefrau. Doch dann passierte Unglaubliches: Im Parteirat der ÖVP zauberte der einflussreiche Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer seinen Landsmann, den Innsbrucker Bürgermeister Alois Lugger als Kandidaten der ÖVP aus dem Hut, die Withalm-Plakate wurden eingestampft. Lugger trat gegen den parteilosen Kandidaten der SPÖ, Außenminister Dr. Kirschläger an und verlor erwartungsgemäß. Nach dem Ausscheiden aus dem Parlament war der »Eiserne Hermann« noch 13 Jahre lang Obmann des Seniorenbundes der ÖVP und ging erst mit 77 Jahren »in Pension«. Zurück zum »Präsidenten«. Während der SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky war Anton Benya einer der einflussreichsten Politiker des Landes. Mit seinem Motto »Die Kuh, die man melken will, soll man nicht schlachten!« trat der ÖGP-Präsident oft allzu hohen Lohnforderungen seiner Genossen entgegen und hatte dadurch einen entscheidenden Anteil an der maßvollen Lohnpolitik, die zum Wachstum der Volkswirtschaft und zum sozialen Frieden in den siebziger Jahren beitrug. Weniger erfolgreich war er als Präsident des Konsum, dessen Pleite er nicht verhindern konnte. Fußball war schon immer seine Leidenschaft gewesen. Als glühender Anhänger des SK Rapid war er als fast 80-Jähriger für drei Jahre dessen Präsident und später noch Ehrenpräsident.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:59


100 Jahre

Gertrud Fussenegger

Gertrud Fussenegger (1912 – 2009) Eine umstrittene »Grande Dame« der österreichischen Literatur ertrud Fussenegger gilt als Schriftstellerin von internationalem Rang. Sie verstarb im 96. Lebensjahr und hatte ein ereignisreiches Jahrhundert durchlebt. Sehr oft stand sie selbst im Mittelpunkt von Kontroversen. Wie kam es dazu? Gertrud Fussenegger wurde am 8. Mai 1912 als Tochter eines k.u.k Offiziers im böhmischen Pilsen (heute Tschechische Republik) in ein deutsches Umfeld hineingeboren. Teile ihrer Kindheit verbrachte sie in Neu-Sandez in Galizien, Pilsen, Dornbirn und Telfs. Nach dem Tod der Mutter kehrte sie 1926 an das Gymnasium nach Pilsen zurück. Dort musste sie erfahren, dass die deutschsprachige Bevölkerung in der 1918 gegründeten Tschechoslowakischen Republik zu einer Minderheit degradiert geworden war und um ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben kämpfte. Nach der Matura verließ sie Pilsen und studierte Geschichte, Kunstgeschichte sowie Philosophie in München und Innsbruck, wo sie 1934 zum Dr. phil. promovierte. In erster Ehe (1937 – 1948) war sie mit dem Bildhauer Elmar Dietz verheiratet. 1950 heiratete sie den Bildhauer Alois Dorn. Insgesamt hatte sie fünf Kinder. Ab 1961 lebte sie mit ihrer Familie in Leonding bei Linz. Sie starb in Linz am 19. März 2009. Gertrud Fusseneggers erster erfolgreicher Roman »Geschlecht im Advent« erschien 1936. Die damals 24-jährige, die bereits 1933 der österreichischen NSDAP beigetreten war, wurde von den Nationalsozialisten als Jungautorin gefördert. Zwar lehnten die NS-Gutachter ihr kurz danach erschienenes Werk »Mohrenlegende« als Kritik an der Rassenideologie und als »katholisches Machwerk« ab, aber in der Folge wurden etliche ihrer Werke in wichtigen NSDAP-Organen erwähnt und abgedruckt. Das brachte ihr nach 1945 massive Kritik ein und führte dazu, dass einige ihrer Werke auf Listen »auszusondernder Literatur« und »gesperrter Autoren und Bücher« gesetzt wurden. Schon bald nach 1945 begann Gertrud Fussenegger wieder zu schreiben. Ihr Lebenswerk umfasst mehr als 65 Bücher, die in 25 Verlagen veröffentlicht und in 14 Sprachen übersetzt wurden. Der Schwer-

© Volker Weihbold

G

Renate Piffl

punkt ihres schriftstellerischen Schaffens lag neben lyrischen Stücken in der Verarbeitung historischen Materials, meist in Form von christlich geprägten Romanen, Erzählungen und Hörspielen, zu denen sich in den letzten Jahren Essays, Werke für Kinder und einige Biographien gesellten. Im hohen Alter ergänzte sie sogar noch ihr Hauptwerk (1948 – 1957), die »Böhmische Trilogie« (»Die Brüder von Lasawa«, »Das Haus der dunklen Krüge« und »Das verschüttete Antlitz«), mit dem Titel »Bourdanins Kinder« (2001). Für ihr Lebenswerk wurde Gertrud Fussenegger mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem 1963 mit dem Adalbert Stifter Preis, 1972 wurde ihr der Titel »Professor« verliehen, 1981 erhielt sie das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, 1993 den Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern für ihr Gesamtwerk. Sie war Mitglied des P.E.N-Clubs und anderer Schriftstellerverbände, erhielt das österreichische Bundesverdienstkreuz und 2003 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2007 nahm sie das Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens entgegen. Trotz ihrer Rehabilitierung in der literarischen Welt der Nachkriegsjahre (man bestätigte ihren Werken Reue und Neubesinnung) stand Gertrud Fussenegger wegen ihrer Einstellung in der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder im Mittelpunkt

www.guides-in-vienna.at 98-99 A33-A35.indd 99

von Kontroversen. Man warf ihr vor, sich nie eindeutig genug distanziert zu haben. So wird ihre Autobiographie »Ein Spiegelbild mit Feuersäule« (1979), die 2007 erweitert und mit dem Titel »So gut ich es konnte« neu aufgelegt wurde, von manchen als »peinliches Dokument der Verdrängung und der Verstocktheit« gesehen. Lassen wir abschließend den mit Gertrud Fussenegger befreundeten jüdischen Schriftsteller Manès Sperber (1905-1984) zu Wort kommen, mit dem sie viel diskutiert und korrespondiert hat. In einem Brief an sie schreibt er: »Dieses Jahrhundert war eine Kette fortgesetzter Prüfungen, für die niemand im voraus vorbereitet sein konnte... Keiner von uns kann Richter sein, aber es bleibt weiterhin unsere Pflicht, nicht zu vergessen, überdies immer wieder zu erforschen, ›wie all dies geschah‹, was wir daraus hätten lernen müssen und bisher zu lernen unterlassen haben.«

Literatur: Gertrud Fussenegger. Ein Gespräch über ihr Leben und Werk mit Rainer Hackel. Böhlau - Wien (2005) Rainer Hackel, Gertrud Fussenegger. Das erzählerische Werk. Böhlau – Wien (2009)

99 02.02.12 10:59


Anniversarium

100 Jahre

Jura Soyfer

Jura Soyfer (1912 – 1939) 100. Geburtstag

Marius Pasetti

L

ange Zeit zählte der am 8. Dezember 1912 in Charkow/Ukraine geborene Journalist, Autor und Dramatiker Jura Soyfer zu einer Randfigur innerhalb der österreichischen Literaturlandschaft. Ihm wurden Attribute wie »Außenseiter« oder »Geheimtipp« verliehen. Die kulturelle, progressive Aufbruchstimmung der 1970er Jahre trug dann dazu bei, dass man sich seinem Werk eingehender widmete. Mittlerweile ist Soyfer im Grunde wieder in Vergessenheit geraten. Jura Soyfer wuchs in durchaus mondänen Verhältnissen auf, der Vater war Industrieller, die Mutter entsprach dem Typus der gehobenen russischen Großbürgerin, die dafür Sorge trug, dass Jura und seiner älteren Schwester Tamara eine standesgemäße Ausbildung zuteil wurde. Im Jahre 1920 musste die Familie vor den Auswirkungen der bolschewistischen Revolution flüchten, zuerst nach Baden, schließlich nach Wien. Schon früh, im Alter von 15 Jahren, begann Jura Soyfer mit dem Studium marxistischer Schriften und trat dem »Verband sozialistischer Mittelschüler« bei. Im politischen Kabarett erkannten er und Gleichgesinnte ein wirksames Mittel gegen den politischen Gegner. Erste knappe Szenen entstanden, die bereits von der Kompetenz Soyfers zeugten, in virtuoser Weise mit Sprache zu jonglieren.

Seine journalistische Tätigkeit begann im Dezember 1931. Wöchentlich erschienen politische Satiren in der »Arbeiterzeitung«, sowie in dem sozialdemokratischen Wochenblatt »Der Kuckuck«. Anfang der 1930er Jahre bildeten sich bei Soyfer auch so etwas wie Ansätze zu einer politischen Theorie des Theaters aus, die er in Artikeln der Zeitschrift »Die politische Bühne« darlegte. »Wir dienen nicht der Kunst, sondern der Propaganda« ist wohl einer der zentralen Sätze von Soyfers Programm. Impulse dafür kamen aus dem benachbarten Deutschland, das Soyfer im Jahre 1932 bereiste. Der deutsche Regisseur und Theaterleiter Erwin Piscator, der in den 1920er Jahren mit seinem

100 100-101 A36-A37.indd 100

»Proletarischen Theater« in Betrieben vor Arbeitern spielte, sowie Bert Brecht waren gewiss Vorbilder. Soyfers Variante des »Agitprop« lässt jedoch eine spezifisch österreichische Richtung erkennen. Es ging entschieden darum, die Ästhetisierung politischer Rituale des Austrofaschismus zu konterkarieren. Soyfer vertieft sich dabei jedoch nicht in die Theorie. Die kurzen, ein proletarisches Publikum zur Partizipation auffordernden Szenen, »Christbaum der Menschheit – Proletarische Weihnachtsfeier » (1932) und »Wir klagen an« (1933), entstehen. Nach den Februarkämpfen 1934 schloss sich Soyfer der illegalen KP an. Die Versuche der österreichischen Sozialdemokratie, auf evolutionärem Wege den Austrofaschismus, der wie Soyfer erkannte, in den so genannten »Anschluss« münden sollte, zu verhindern, waren gescheitert. Sein Romanfragment »So starb eine Partei« ist eine anklagende Schlussbilanz. Für Soyfers weitere Entwicklung als dramatischer Autor war die Begegnung mit Leo Askenasy (später Askin) von entscheidender Bedeutung. Askenasy war damals als Schauspieler und Leiter an der Wiener Kleinbühne »ABC Theater« tätig, für das die folgenden Stücke nun entstanden. Sein erstes Stück »Der Weltuntergang oder die Welt steht auf kein Fall mehr lang« (1936) läßt schon im Titel Entsprechungen zu Netroy erkennen, von dem Soyfer, was Sprache und Form betrifft, Anleihen nahm. Das zweite Stück »Der Lechner Edi schaut ins Paradies« schildert die Bemühungen eines Arbeitslosen der 1930er-Jahre, den Ursachen seines Elends auf den Grund zu gehen. Stilistisch überaus vielfältig ist Soyfers drittes Stück »Astoria«. Satire, Traumsequenzen, und agitatorische Songs fügen sich zu einer Tragikposse zusammen, für die der Rahmen einer Kellerbühne im Grunde nicht mehr ausreicht. Eine verschlüsselte Kritik am rückwärtsgewandten Ständestaat ist auch Soyfers Stück »Vineta«. Den Erfolg der Uraufführung der »Broadway-Melodie 1492« erlebte Soyfer nicht mehr. Seine erste Verhaftung entsprach

einer seiner politischen Komödien. Er wurde mit einem gewissen Herrn Seidel (eigentlich Franz Marek, Propagandaleiter der illegalen KP) verwechselt. Die Polizei fand freilich ausreichend belastendes Material gegen Soyfer, er wurde zunächst in die Polizeikaserne/Rossauerkaserne, dann ins Landesgericht überstellt. Dank einer Amnestie »wegen politischer Delikte« wurde er am 17. Februar entlassen. Die Freiheit sollte nur 26 Tage dauern. Der Versuch, mit seinem Freund Hugo Ebner über die Schweizer Grenze zu flüchten, scheiterte am 13. März 1938. Soyfer und Ebner wurden zunächst ins Konzentrationslager Dachau transportiert, wo ihm mit dem »Dachaulied« ein literarisches Zeugnis von ergreifendem dokumentarischen Wert gelang. Der Wiener Komponist Herbert Zipper setzte es in Musik. Zipper wurde wie Soyfer im September 1938 nach Buchenwald überstellt. Ersterer konnte durch ein Visum die Ausreise nach Guatemala erlangen. Auch für Soyfer waren die Ausreisepapiere schon eingetroffen, die Eltern und die Schwestern bereits in New York angetroffen. Jura Soyfer starb in der Nacht vom 15. zum 16. Februar 1939. Sein Sarg wurde wie viele andere mit einem Lastauto nach Weimar gebracht, um dort verbrannt zu werden. Seine Asche, respektive, das, was man dafür ausgab, in die USA geschickt. Soyfers Grab befindet sich am »Richmond Cemetry« einem jüdischen Armenfriedhof westlich von New York.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:58


100 Jahre

Gusti Wolf

Gusti Wolf (1912 – 2009) Kammerschauspielerin

ch habe mein Leben so gelebt, wie ich es mir vorgenommen habe«, schreibt Gusti Wolf in ihrem 2002 veröffentlichten Buch. Diesem Grundsatz ist die 1912 als Tochter einer Arbeiterfamilie in Wien geborene Gusti Wolf treu geblieben. Sie wollte zunächst Malerin werden, bis ihr Interesse für das Theater geweckt wurde. Nach kurzem Schauspielunterricht beim Volksschauspieler Karl Forest gab sie in Krumau an der Deutschen Schaubühne am 25. Oktober 1933 ihr Debüt. 1934 stand sie als Prinz York in William Shakespeares »Richard III.« erstmals auf der Bühne des Wiener Burgtheaters. Weitere Stationen waren das Deutsche Theater in Mährisch-Ostrau und 1936 bis 1940 die Münchner Kammerspiele bei Otto Falckenberg, der ihr wichtigster Lehrmeister wurde. Von 1939 bis zur Theatersperre 1944 war sie an der Volksbühne Berlin engagiert. Seit 1946 gehörte sie zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Zu ihren erfolgreichsten Rollen auf der Bühne gehörte der Puck in Shakespeares »Ein Sommernachtstraum«. Sechs Jahrzehnte stand Gusti Wolf auf der Bühne des Burgtheaters. Ihr Repertoire reichte von Nestroy über Schnitzler und Hofmannsthal bis zu Horvath und zeitgenössischen Stücken. Gusti Wolf, die mit fast allen gro-

ßen Regisseuren gearbeitet hatte, sah es als große Herausforderung, dass auch die jungen Regisseure mit ihr arbeiten wollten. Im Jahr 2000 schwebte sie als Luftballonverkäuferin in Franz Wittenbrinks »Pompes Funèbres« über die Bühne und im Herbst 2006 als Fremdenführerin in Wittenbrinks »Mozartwerke GmbH«. Unter Leander Haussmann spielte sie 1994 die Anfissa in Anton Tschechows »Drei Schwestern« und im Sommer 1996 die Rolle der Oberelfe in Shakespeares »Sommernachtstraum« bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule. Unvergesslich auch die Darstellung der Maude in »Harold und Maude« von Colin Higgins, eine Rolle, die sie sich 1997 anlässlich ihrer 50-jährigen Zugehörigkeit zum Burgtheater, ihres 65-jährigen Bühnenjubiläums und ihres 85. Geburtstages gewünscht hatte. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: »Die Aufführung ist so etwas wie ein Oscar für Gusti Wolfs Lebenswerk« und der damalige Burgtheaterdirektor Claus Peymann meinte: »Sie haben mir und dem Burgtheater ein Geschenk gemacht!« Seit 1937 stand Gusti Wolf immer wieder vor der Filmkamera, ab den 1960iger Jahren arbeitete sie häufig für das Fernsehen. Zu ihren prominentesten Rollen zählten etwa die »Austernlilli« oder »Die unentschuldigte Stunde«, die Mutter Kottan in Gusti Wolf als Fremdenführerin im Stück »Mozartwerke GmbH«

© Reinhard Werner/Burgtheater

»I

Elsi Graf

der satirischen Krimiserie »Kottan ermittelt« und die Rosa in der Serie »Rosa und Rosalind«. Privat war Gusti Wolf 13 Jahre lang mit dem 1968 verstorbenen Bühnenbildner Teo Otto liiert, dessen künstlerischen Nachlass sie nach seinem Tod betreute und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Gusti Wolf blieb bis zuletzt ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden und zu sein, treu – sie lebte somit ihr Leben so, wie sie es sich vorgenommen hatte. Kurz nach ihrem 95. Geburtstag starb Gusti Wolf, Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters, Kammerschauspielerin und Professorin, in Wien. Sie wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33G, Nr. 38) beerdigt.

Literatur: © Reinhard Werner/Burgtheater

Dagmar Saval (Hrsg.) Gusti Wolf erzählt aus ihrem Leben (Wien, Köln, Weimar 2002) Österreich-Lexikon von aeiou Wikipedia

www.guides-in-vienna.at 100-101 A36-A37.indd 101

101 02.02.12 10:58


Anniversarium

100 Jahre

Mödl und Eggerth

Martha Mödl und Marta Eggerth 100. Geburtstag

Gitti Klima

D

ie eine – Martha Mödl – wurde am 22. März 1912 in Nürnberg geboren, die andere – Marta Eggerth – am 17. April des gleichen Jahres als Márta Eggert in Budapest. Beide machten große Karrieren, die eine als gefeierte Opernsängerin, die andere als Operettenund Filmstar. Martha Mödl gehörte neben Astrid Varnay und Birgit Nilsson zu den »drei großen Wagner’schen Nachkriegs-Primadonnen«. Anfangs dem Mezzofach zugehörig, wechselte die Spätberufene ins hochdramatische Sopranfach und stand 1951 als Isolde, Brünnhilde und Kundry auf den Brettern des wiedereröffneten Bayreuther Festspielhauses. Seither war sie eine der Säulen des Festspielensembles und für zwei Jahrzehnte eine Bayreuther Institution. Wieland Wagner übertrug den von seinem Großvater auf die große deutsche Gesangstragödin Wilhelmine SchröderDevrient gemünzten Ausspruch »Kundry! Brünnhilde! Isolde! Keine wie DU!« auf seine »unpathetische Hochdramatische«, wie er Martha Mödl nannte. Anlässlich der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper im November 1955 sang sie die Leonore im »Fidelio«. Sie hatte 1948

im Theater an der Wien ihr Wiener Debüt im »Rosenkavalier« gegeben, und es verband sie eine große Liebe zum Wiener Publikum: »Für mich war es immer, als käme ich heim. Dass die Menschen in Wien ihre Oper als Nationalheiligtum betrachten, das ist so wunderschön.« Auch zur Wiedereröffnung der Münchner Nationaloper 1963 holte man sie als Amme in der »Frau ohne Schatten«. Mödl war eine gefeierte Klytämnestra in der »Elektra« von Richard Strauss. Sie sang an der New Yorker Met, dem Royal Opera House in Covent Garden und der Mailänder Scala. Nach einem stimmbedingten Wechsel zurück ins Mezzofach widmete sich Martha Mödl zunehmend dem Charakterfach und verschloss sich auch nicht der »Neuen Musik«, wie zum Beispiel Henze und Reimann. Die »Wahrhaftigkeit ihres Ausdrucks« galt als fester Bestandteil ihrer Darstellung, ihr Markenzeichen war ihre ungewöhnliche, ausdrucksstarke, gefühlvolle Stimme. Marta Eggerth hingegen trat in Wien, Hamburg und Berlin in zahlreichen Operetten und Tonfilmen auf. 1936 heiratete sie den polnischen Tenor und Filmstar Jan Kiepura, den sie bei den Dreharbeiten zu

© Profil Medien GmbH

Martha Mödl

102 102-103 A38-A38a.indd 102

Marta Eggerth

»Mein Herz ruft nach Dir« kennen gelernt hatte. Sie galten als das Traumpaar des österreichischen und deutschen Musikfilms und emigrierten 1938 zusammen nach New York. Sekretär Kiepuras war damals Marcel Prawy, der mit ihnen in die USA ging. Eggerths Film- und Bühnenkarriere ging dort weiter: 1944–1946 trat sie acht Mal in der Woche mit ihrem Ehemann in Lehárs Operette »Die lustige Witwe« auf, die Robert Stolz für den Broadway adaptiert hatte. Beiden – Mödl und Eggerth – gemeinsam ist jedoch die Tatsache, dass sie bis ins hohe Alter mit großem Erfolg auf der Bühne standen und ihr Publikum begeisterten. Das Wort »Bühnenabschied« war für beide ein Tabu. Eine der späten Glanzpartien Martha Mödls war 1992 die alte Gräfin in Tschaikowskys »Pique Dame« an der Wiener Staatsoper. Viel umjubelt wiederholte sie diese Rolle 1999 am Nationaltheater Mannheim. 2001 verstarb sie 89-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls. Mit ihrem Tod ging eine Epoche der Operndarstellung zu Ende. Marta Eggerth trat 1992 an der Wiener Volksoper mit großem Erfolg in der Robert Stolz-Revue »Servus Du« auf, und im Jahre 2000 war sie in der Volksoper Wien zum 100. Geburtstag dieses Hauses zu sehen. 1998 trat sie für eine Folge der Krimiserie »Tatort« noch einmal vor die Kamera.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:58


100 Jahre

Anerkennung des Islam

Anerkennung des Islam in Österreich Islamgesetz seit 15. Juli 1912

U

Alexandra Stolba

nter Kaiser Franz Joseph (1830 – 1916) wurde am 15. Juli 1912 ein Islamgesetz formuliert, das eine Garantie der freien und öffentlichen Religionsausübung und der Autonomie in religiösen Angelegenheiten bedeutete. Dies ist einzigartig in Europa.

Trotz kriegerischer Auseinandersetzungen während der Kreuzzüge, an denen sich auch Babenberger beteiligten, gab es immer auch regen Kulturaustausch, wovon einzelne Objekte heute noch erinnern (zum Beispiel Krönungsmantel in der Schatzkammer). Alleine in Wiener Museen sind ungefähr 40.000 Objekte zum Thema islamische Kultur zu finden. Nach der Schlacht von Mohacs 1526 hatten Habsburger und Osmanen eine gemeinsame Grenze. Die unterschiedlichen Interessen wurden meist mit Waffengewalt ausgetragen. Zweimal, 1529 und 1683, standen die Truppen des Sultans vor den Toren Wiens. Aber sogar während der langjährigen Konflikte sind Kultur- und Handelsbeziehungen aufrecht geblieben. So brachte zum Beispiel der flämische Gesandte Ferdinands I. (1503-1564), Ghislain de Busbeque 1555 Tulpenzwiebeln nach Wien. Der Hofbotaniker Charles de l’Ecluse legte daraufhin einen Tulpengarten an. Nach den Abkommen im »Frieden von Karlowitz« 1699 und im »Frieden von Passarowitz« 1718 wurde türkischen Untertanen Handelsfreiheit im Habsburgerreich garantiert. Mit der Gründung der Akademie der Wissenschaften mit dem Orientalist Joseph Hammer-Purgstall als Präsident war Österreich in engem Kontakt zur »Hohen Pforte«. 1868 gründete der gebürtige Wiener Eduard Hammerschmidt die Schwesternorganisation des Roten Kreuzes, den Roten Halbmond.

© Michael Kranewitter

Vor allem Handelsbeziehungen zwischen der islamischen Welt und dem Gebiet des heutigen Österreich bewegten muslimische Kaufleute, sich bereits im 10. Jahrhundert im Donauraum niederzulassen.

Nach der Okkupation von Bosnien und Herzegowina 1878 wurden circa eine halbe Million Moslems Untertanen der Habsburger. Die kaiserliche Verwaltung schuf eigene islamische Institutionen. Fortschritte konnten auch in der Gesundheitsversorgung Bosnien-Herzegowinas erzielt werden. Aus religiös-kulturellen Gründen wollten sich muslimische Frauen nicht von Ärzten untersuchen lassen. Daher waren Frauen im Osmanischen Reich bereits 1894 zum Medizinstudium zugelassen. Gabriele Possaner-Ehrenthal war die erste Frau, die 1897 an einer österreichisch-ungarischen Universität zur Ärztin promovieren durfte. Das Staatsgrundgesetz von 1867 und das Anerkennungsgesetz für Religionsgemeinschaften von 1874 waren die wesentliche Rechtsgrundlage für das Islamgesetz 1912. Das Gesetz bildete die Basis für eine bessere Integration der islamischen Bevölkerungsgruppen. Dadurch wurden ihnen gleiche Rechte wie anderen Religionsgemeinschaften auf konfessionelle Einrichtungen, Krankenhäuser, öffentliche religiöse Religionsausübung gewährt. In der Ersten Republik lebten zunächst nur sehr wenige Moslems in Österreich.

www.guides-in-vienna.at 102-103 A38-A38a.indd 103

Erst in den 60er und 70er Jahren kam es zu einem erneuten Anstieg durch den Zuzug von Arbeitskräften aus Bosnien und der Türkei. 1979 wurden die Islamische Glaubensgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts sowie eine große Moschee in Wien mit Minarett und Kuppel gegründet. Mittlerweile ist der Islam in Wien die zweitgrößte und in Österreich die drittgrößte Religionsgemeinschaft. Die gesetzliche Anerkennung erleichtert die Integration. Probleme, die meist soziale und wirtschaftliche Gründe und nur selten wirklich religiöse Gründe haben, können in Zukunft nur durch Dialog und gegenseitigem Respekt für ein friedliches Zusammenleben gelöst werden.

Literatur: Smail Balic, (in Heine), Zur Geschichte der Muslime in Österreich I. Lebensräume und Konfliktfelder (1995) Anna Strobl, Islam in Österreich – eine religionssoziologische Untersuchung (Frankfurt 1997)

103 02.02.12 10:58


Anniversarium

100 Jahre

Kolowrat-Krakowsky

Sascha Kolowrat-Krakowsky Der Film-Graf

Katharina Trost

B

ereits die Geschichte zu seinem ungewöhnlichen Geburtsort wäre ein wunderbares Filmsujet: Alexander »Sascha« Joseph Graf Kolowrat-Krakowsky stammte aus einem alten wohlhabenden böhmischen Adelsgeschlecht, wurde am 29. Jänner 1886 allerdings in Glenridge/ New York geboren. Sein Vater Leopold Philipp Graf von Kolowrat-Krakowsky lebte damals in den USA im Exil, da er einige Jahre vor seiner Heirat mit der reichen Tochter eines Zigarettenfabrikanten einen Prinzen Auersperg im Duell erschossen hatte und daher aus der Österreichisch-Ungarischen Monarchie fliehen hatte müssen. Der junge Graf Sascha war ein richtiger Draufgänger, der sich für alle neumodischen Erfindungen seiner Zeit interessierte und mit großer Experimentierfreude seinen Hobbies nachging. Als begeisterter Automobil- und Motorradfahrer nahm er an zahlreichen internationalen Rennen teil und wirkte zusammen mit Ferdinand Porsche Senior bei der Herstellung des nach ihm benannten »Sascha-Daimler«-Wagens mit. Auch das Fliegen und Ballonfahren war eine seiner großen Schwächen. Freunde beschrieben ihn als Frauenheld und Genussmenschen: »Er redete in allen Zungen, war gebildet und künstlerisch beschwingt, phantasiebegabt und temperamentvoll,

104 104-105 A42_A43.indd 104

gesellig und tafelfreudig, weltmännisch und leutselig, ein Freund des ewig Weiblichen.« Im Jahr 1909 traf Kolowrat in Paris mit dem französischen Filmproduzenten Charles Pathé zusammen und entdeckte seine lebenslange Leidenschaft für das neue Medium. Mit Hilfe des Erbes seines 1910 verstorbenen Vaters, der dem Sohn in Böhmen Güter und Grundbesitz von 100.000 Hektar hinterlassen hatte, konnte sich der Enthusiast ganz seinem neuen Steckenpferd widmen. Er richtete sich in seinem Schloss Groß Meierhöfen in Pfraumberg (heute Přimda) seine erste »Filmfabrik« ein. Nach einem Brand verlegte der Graf die Produktion kurz darauf nach Wien, zunächst in ein Atelier in der Biberstrasse im ersten Bezirk und in ein Kopierwerk in Wien-Brigittenau. Vor genau hundert Jahren führte Kolowrat seinen ersten Dokumentarstreifen vor: »Die Gewinnung des Eisens am steirischen Erzberg bei Eisenerz« (1912). Im ersten Spielfilm »Der Millionenonkel« konnte mit dem Publikumsliebling Alexander Girardi gleich ein Bühnenstar verpflichtet werden, die Musik komponierte Robert Stolz, Regie führte Hubert Marischka. Der Film wurde Kolowrats erster künstlerischer und finanzieller Erfolg. Am 13. März 1914 ließ Kolowrat die »Sascha-Filmfabrik« in das Wiener Handelsregister eintragen. Nach dem Umzug in die Filmateliers in Sievering (WienDöbling) sollte sie bald als »Sascha-Film« und Vorgänger der legendären »WienFilm« Weltruhm erlangen. Während des Ersten Weltkrieges waren die Frontberichterstattung sowie die Produktion von Propagandastreifen und Wochenschauen sehr lukrativ. Auch das Begräbnis Kaiser Franz Josephs verewigten Kolowrats Kameraleute. Und er sorgte in Rekordzeit für den Vertrieb der Aufnahmen in der gesamten Monarchie. Der »Film-Graf« leistete, neben Anton und Luise Kolm sowie deren Gehilfen Jakob Fleck, die 1911 die Wiener Kunstfilm gegründet hatten, dank seiner immensen finanziellen Mittel und seines persönlichen Enthusiasmus wichtige Pionierarbeit in allen damaligen Filmgenres. Höhepunkte seiner künstlerischen Arbeit waren die Produktionen von Monumentalstreifen der Stumm-

filmzeit auf dem Wiener Laaer Berg. In den Zwanziger Jahren entstanden hier dreistündige Monumentalspektakel wie »Sodom und Gomorrha« unter der Mitwirkung von 3.000 bis 12.000 Komparsen, darunter die noch unbekannte Paula Wessely. Die tollen Trickaufnahmen in »Die Sklavenkönigin« machten sogar die Experten in Hollywood neidisch. Bei beiden Filmen führte der Ungar Michael Kertesz Regie. Nach seiner Emigration arbeitete er in den USA als Michael Curtiz überaus erfolgreich weiter. Mit Klassikern wie »Casablanca« blieb er bis heute unvergessen. Mehr Lokalkolorit verströmten Filme wie »Die Pratermizzi« mit Anny Ondra als süßem Wiener Mädel sowie das realistische, zeitnahe Drama »Café Electric« unter der Regie von Gustav Ucicky, einem unehelichen Sohn Gustav Klimts. Auf der Besetzungsliste finden sich die Namen zweier kommender Stars: Marlene Dietrich und Willi Forst. Letzterer schilderte seine erste persönliche Begegnung mit dem großen Filmproduzenten im Jahr 1926: »Ich befand mich sogleich im Banne seiner Persönlichkeit, die alles um sich mit Bewegung und Leben zu erfüllen verstand, obwohl er äußerlich nicht mehr der Alte war. Ich war über die grauen Schatten erschrocken, die über sein Antlitz strichen, und über die Furchen, die es drohend durchquerten. War der Graf krank?« Es sollte das letzte Treffen der beiden sein. Zahlreiche Operationen und Kuren in Karlsbad und am Semmering brachten Kolowrat keine Besserung. Er verstarb am 4. Dezember 1927, wenige Tage nach der Premiere von »Café Electric«, im Alter von nur 41 Jahren an Krebs. Zahlreiche Schlüsselfiguren der österreichischen Filmgeschichte bekamen dank Kolowrat eine Chance. Der erfolgreiche Drehbuchautor Walter Reisch meinte dazu: »Zeit meines Lebens bin ich nur Produzenten begegnet, die mir gesagt haben, welche Filme ich schreiben soll. Graf Kolowrat war der einzige, der mich gefragt hat, welchen Film ich schreiben will.« Heute erinnert an den Filmpionier die Kolowratgasse in Wien-Favoriten und eine Büste im ehemaligen Areal der von ihm gegründeten Sascha-Film in Sievering.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:58


100 Jahre

Vortrag von Karl May

Empor ins Reich der Edelmenschen

Karl May spricht in den Sofiensälen – Suttner und Hitler lauschen andächtig

D

Marius Pasetti

en Erinnerungen eines anonymen Mitbewohners im Männerheim Meldemannstraße zufolge verbrachte der gescheiterte Kunststudent und Gelegenheitsmaler Adolf Hitler den Winter 1912 fast zur Gänze in dieser Unterkunft. Der Mangel an Schuhen dürfte dafür ein nicht unwesentlicher Grund gewesen sein. Am 22. März des Jahres galt es jedoch, dieses Manko wett zu machen. Mit von dem anonymen Heiminsassen geliehenen Schuhen machte sich Hitler abends in Richtung Wien-Landstraße auf. Sein Idol Karl May sollte in den Sofiensälen den in der Stadt schon mit Spannung erwarteten Vortrag »Empor ins Reich der Edelmenschen« abhalten. Der knapp 3 000 Zuhörer fassende Saal war zum Bersten voll. Dem Vortrag eilten umfangreiche Aufdeckungen diverser Journalisten voraus, in denen Karl May unter anderem beschuldigt wurde, mehrere Jahre seiner Jugend im Zuchthaus verbracht zu haben. Auch der Umstand, dass May all die fernen Länder, die er in seinen Beschreibungen so eingehend zu kennen vorgibt, niemals bereiste, wurde ihm angelastet; ein Umstand, der allerdings den glühenden May-Verehrer Hitler faszinierte. Gerade dies mache die so hoch zu wertende Phantasie des Autors aus, so Hitler. Mays Vortrag deckt sich auf den ersten Blick durchaus nicht mit der »Weltanschauung« Hitlers, welche er sich ja laut eigener Auskünfte in Wien zurechtlegte. Des Autors Ausführungen sind zum Gutteil geprägt von den Gedanken und der Terminologie der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, für deren letzten Roman er überaus huldigende Worte fand. Vor allem der zentrale Begriff der »Edelmenschen« geht auf Suttner, welche in einem streng darwinistischen Schema ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens visionierte, zurück. May bediente sich in seinem – Überlieferungen zufolge – sehr pathetisch gehaltenen Redebeitrag des Märchens vom »Sitora« und rekurrierte neben Gedichten aus eigener Hand auf seine Reiseerzählung »Ardistan und Dschinnistan«. Im Reiche Ardistan lebten demzufolge die Niedrigen, Unedlen, im Reiche Dschinnistan

die Hohen, Edlen. An den Erstgenannten, die im Vortrag aktuell als »Edelmenschen« apostrophiert wurden, läge es nun, das sinistre Ardistan hinter sich zu lassen und empor zu steigen in eben jenes luzide Reich von Dschinnistan. In seinem Vortrag, dessen Hörerschaft neben der Anwesenheit Bertha von Suttner und Hitler hauptsächlich das halbgebildete Kleinbürgertum ausmachte, vermied May auch nicht, in recht peinlicher Manier sich selbst zum Edelmenschen zu erheben. Sein sozialer Aufstieg nach harter, entbehrungsreicher Kindheit wird als Exempel zum »Pars pro toto« hochstilisiert. Was aber faszinierte den noch in den Niederungen des Männerheims weilenden Adolf Hitler an Mays von Pathos durchzogenen Ausführungen an jenem kalten Winterabend? Die übergeordnete Idee eines – freilich zu idealistischen und nebulosen – Pazifismus konnte es nicht gewesen sein. Drei mögliche Antworten seien angeführt: Erstens lässt sich behaupten, dass das Verschwimmen von Realität und Fiktion, das sich in Mays Vortrag wie ein roter Faden durchzieht, auch Hitlers Entscheidungen in späteren Zeiten dominieren sollte. So berichtete Albert Speer in seinen Spandauer Tagebüchern, dass Hitler den im nationalsozialistischen Unverständnis gewiss als »fremdrassig« abqualifizierten Winnetou »als Musterbeispiel eines Kompanieführers« bezeichnete, oder dass er auf den desaströsen »Afrikafeldzug« bezugnehmend Mays Werke bemühte, um den Beweis zu konstruieren, »dass es nicht notwendig sei, die Wüste zu kennen, um die Truppen auf dem afrikanischen Schauplatz zu dirigieren«. Klaus Mann notierte zu diesem Aspekt Folgendes: »The Third Reich is Karl May´s ultimate triumph, the ghastly realisation of his dreams.« Damit korrespondiert zweitens die in Hitler keimende Sucht nach Gebietszuwachs für das »Deutschen Kaiserreich«. Wie viele andere deutschnational Gesinnte stellte das De-facto-Nichtvorhandensein außereuropäischer Kolonien für ihn eine Schwäche dar. Drittens dürfte Hitler auch an diesem Abend von Karl Mays undifferenzierter Schwarz-Weiß-Malerei, seiner stringen-

www.guides-in-vienna.at 104-105 A42_A43.indd 105

ten Kategorisierung in die Edlen und Unedlen eingenommen gewesen sein. In Karl Mays umfangreichem Oeuvre eine Präfiguration der nationalsozialistischen Ideen orten zu wollen, greift selbstverständlich zu kurz. Er hatte Anhänger in vielen unterschiedlichen politischen Lagern, in Österreich war er beispielweise von den Austrofaschisten aufgrund der asketischen Tendenz seiner Werke hoch geschätzt. Wie sehr May aber auch jene Jugenderinnerungen wachzurufen und Jugendträume zu evozieren vermochte, die nicht notgedrungen zu verheerenden Großmachtsphantasien mutieren, schilderte in eindrucksvoller Weise der österreichischamerikanische Schriftsteller Frederic Morton (ehemals Fritz Mandelbaum aus Hernals): »Als ich 1939 in Wien meinen Koffer packte, legte ich meinen Karl May neben meinen Fußball und meine Lederhosen hinein, als Andenken an eine Heimat, in die es keine Rückkehr geben sollte.«

Literatur: August, Siegfried, Pleticha, Heinrich, Karl May, Leben, Werk, Wirkung, München 1996 Brauneder, Wilhelm [Hrsg.], Karl May und Österreich, Realität – Fiktion – Rezeption. Bildung und Trivialliteratur , Wien 1996. Hamann, Brigitte, Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators, München, Zürich 1996. May, Karl, Karl Mays Gesammelte Werke, Band 34 »Ich«, Bamberg, 1976.

105 02.02.12 10:58


Anniversarium

50 Jahre

Zwanzigerhaus

Eröffnung des Zwanzigerhauses 20. September 1962

Elisabeth Scherhak

A

m 20. September 1962 wurde das Museum des 20. Jahrhunderts, von den Wienern liebevoll Zwanz’ger Haus genannt, eröffnet. Das Gebäude war allerdings ursprünglich nicht als Museum geplant, sondern als Ausstellungsraum für die Weltausstellung 1958 in Brüssel. Architekt war Karl Schwanzer, der sich in einer nationalen Ausschreibung gegen Mitbewerber wie Erich Boltenstern, Oswald Härdtl und Otto Niedermoser durchgesetzt hat. Schwanzer schrieb später, dass mit minimalem Aufwand ein maximaler Effekt erzielt werden sollte. Das Gebäude schien zu schweben. Aus Rücksicht auf den schlechten Baugrund im Parc Royal wurde es in Leichtbauweise konzipiert. Das Obergeschoß mit 40 mal 40 Metern stand nur auf vier Stützen. Für die Statik war Robert Krapfenbauer ver-

antwortlich. Für seinen zukunftsweisenden und technisch innovativen Entwurf wurde Schwanzer mit dem Grand Prix d’Architecture ausgezeichnet. Vor dem Pavillon wurde ein monumentales Figurenrelief von Fritz Wotruba aufgestellt. Der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel setzte sich 1958 dafür ein, dass der Österreich-Pavillon einer neuen Nutzung zugeführt wurde. Er sollte zum Museum für moderne Kunst umfunktioniert werden. Der erste Direktor des Hauses, Werner Hofmann, plädierte für den Namen »Museum des 20. Jahrhundert«. Die an vier Pylonen hängende Stahlkonstruktion wurde nach der Weltausstellung zerlegt und von Brüssel nach Wien transportiert. Im Schweizer Garten, im dritten Wiener Gemeindebezirk, wurde der Pavillon wieder aufgestellt. Die Stahlskelettkonstruktion wurde von Schwanzer

für museale Zwecke adaptiert, das Erdgeschoß verglast, der Hof überdacht, alle Fassaden verändert. Das Museum ist auf zwei Stockwerke verteilt, transparent und von überall einsehbar. Die Architektur gliedert sich nicht in einzelne Räume auf, sondern ist eine Einheit in sich, sowohl von der Lichtführung, als auch von der Akustik. Es ist ein sehr flexibel gestaltetes Museum und bietet den Kunstwerken an keiner Stelle eine feste Wand. Das Haus eignet sich besonders für Skulpturen und große Wechselausstellungen. Die erste Ausstellung »Kunst von 1900 bis heute« stellte einen enormen Einbruch in die Wiener Museumstradition dar. Man kam sich beim ersten Betreten des Museums wie auf exterritorialem Boden vor. Der Gründungsdirektor des Museums, Werner Hofmann, schrieb anlässlich der Eröffnung: »Das neue Haus besitzt die Signatur unseres Zeitalters, seine räumliche Anlage trägt dem Umstand Rechnung, dass die Kunst unseres Jahrhunderts ein kraftvolles, oft aggressives Selbstbewusstsein zur Schau trägt, das nach Weite und Offenheit verlangt«.

© Belvedere Wien

Die am besten besuchten Ausstellungen waren: 1970 über Raumfahrt mit Präsentation einer echten Raumkapsel, 1985 Geschichte der Aktfotografie (war Besuchern unter 18 Jahren verboten) und 1993 Pablo Picasso, aus der Sammlung Ludwig. Das Museum diente als Ausstellungsgebäude für moderne Kunst, bis die Sammlung 2001 ins Museumsquartier übersiedelte.

106 106-107 A46_A47.indd 106

2002 wurde das Haus dem Belvedere übergeben. Der Architekt der Rekonstruktion ist Adolf Krischanitz, ein Schüler Schwanzers. Die Tragfähigkeit der Stahlkonstruktion wurde an die aktuelle Bauordnung angepasst, daher verdoppelt. Der 75 Meter lange Vorbau aus den 1960er Jahren wurde wieder aufgestellt. Neu ist ein Büroturm auf dem ehemaligen Parkplatz. Nach der Wiedereröffnung im Herbst 2011 ist in dem nun »Einundzwanziger­ haus« Ausstellungsgebäude zeitgenössische österreichische Kunst zu sehen.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:57


25 Jahre

Hörbiger und Carl

Attila Hörbiger und Rudolf Carl 25. Todestag

Christine Stabel

Attila Hörbiger

Attila Hörbiger

Geboren wurde Attila Hörbiger am 21. April 1896 in Budapest, als jüngster Sohn von Hanns Hörbiger, dem Begründer der Welteislehre und dem Erfinder des weltweit bekannten Hörbiger-Ventils. Einer seiner drei Brüder war Paul Hörbiger, ein berühmter Schauspieler wie er. Attila Hörbiger heiratete 1935 die Schauspielerin Paula Wessely. Das Paar hatte drei Töchter, Elisabeth, Christiane und Maresa, exzellente Schauspielerinnen auch sie. Die Schauspiel-Laufbahn begann ohne spezielle Ausbildung an kleinen Bühnen der ehemaligen Monarchie. 1928 holte ihn Max Reinhardt an die Josefstadt, ab 1950 war er Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Seine großen Erfolge erzielte er parallel am Theater und im Film. Eine seiner Glanzrollen war der »Jedermann« in Salzburg (1935-1938 und 1947-1950). Viel geschrieben und spekuliert wurde über die Rolle Attila Hörbigers während der Zeit von 1938 bis 1945. Belegt sind Versuche, für jüdische Freunde bzw. Kollegen bei den Nazi-Behörden zu intervenieren. Die Theaterhistorikerin Maria Steiner schreibt dazu: »Derartige »Solidaritätsaktionen« entstanden zwar offensichtlich eher aus persönlichen Beziehungen denn aus Attila Hörbigers politischer Überzeugung, waren jedoch für die betroffenen Menschen von großer Bedeutung.« Attila und Paul Hörbiger waren einige Jahre ohne persönlichen Kontakt, sie hatten sich über die Todesumstände ihres älteren Bruders Alfred entzweit. Nach ihrer Versöhnung standen sie schließlich 1965 in »Der Alpenkönig und der Menschenfeind« gemeinsam auf der Bühne, mit »spektakulärem Erfolg«. 1985 stand Attila Hörbiger zum letzten Mal auf der Bühne der Burgtheaters – im »Diamant des Geisterkönigs«, mit 89 Jahren! Auszeichnungen: Bundesverdienstkreuz, Kainz-Medaille, Ehrenmitglied des Burgtheaters, Nestroy-Ring etc. Am 27. April 1987 starb Attila Hörbiger in seinem Haus in Grinzing, er ist auf dem dortigen Friedhof bestattet.

© Österreichische Nationalbibliothek

»Sohn von – Mann von – Vater von« – die vielen Rollen des Attila Hörbiger

Rudolf Carl

Der Star der kleinen Rollen Wer kennt ihn nicht, Rudolf Carl in seinen besten Komikerrollen neben Hans Moser oder Paul Hörbiger? Auch wenn er nicht die ganz große Karriere machte, in Österreich erlangte er durch seine Mitwirkung in mehr als 350 Filmen große Popularität. Sein Start ins Leben war alles andere als einfach: am 19. Juni 1899 im heutigen Tschechien geboren, wuchs er ab dem vierten Lebensjahr, nachdem sein Vater gestorben war, im Waisenhaus auf. Zunächst lernte er in einer Eisenhandlung und begann seine Schauspieler-Karriere bei einer Laientruppe. Er diente im Ersten Weltkrieg und wurde nach Kriegsende an das Deutsche Theater in Brünn engagiert. 1922 erhielt er eine kleine Rolle in einem Stummfilm. Aus Brünn wurde er von Rudolf Beer nach Wien geholt und spielte an wichtigen Bühnen der Stadt: Theater an der Wien, Volksoper etc. Auch für die Salzburger Festspiele war er aktiv. Seine Spezialität war die Rolle des kauzigen Charakters, komisch, klamaukhaft und naiv. Trotzdem war er eine feste Größe in Filmen, die durch Hans Moser oder Paul Hörbiger berühmt wurden (z.B. »Ober, zahlen«, im Jahr 1957). »Carl zählte zu den letzten

www.guides-in-vienna.at 106-107 A46_A47.indd 107

Vertretern einer Generation großer Wiener Komiker« (aus: Österreichisches Personenlexikon). Rudolf Carl war mit Valerie Hagen verheiratet, nach ihrem Tod ehelichte er 1974 Henriette Ahlsen. Er betätigte sich als Regisseur und zuweilen als Sänger. Auch für die so berühmten Praterfeste der Zeitung »Volksstimme« konnte Rudolf Carl in den Jahren nach 1945 gewonnen werden. Rudolf Carl starb am 15. Jänner 1987, er ist auf dem Grazer Zentralfriedhof bestattet.

Literatur: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik (Wien 1992) Georg Markus, Die Hörbigers (Wien 2006) Christiane Hörbiger, Ich bin der weiße Clown (Wien 2008) Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik (Wien 1992) Peter Csendes, Ferdinand Opll, Hrsg., Wien, Geschichte einer Stadt, Band 3 (Wien 2001) www.wikipedia.org www.cyranos.ch

107 02.02.12 10:58


Anniversarium

20 Jahre

Margarethe Ottilinger

Margarethe Ottilinger (1919 – 1992) Die erste Sektionschefin

W

Johann Szegö tilinger kam nach Hause (diesmal nicht im Viehwagon wie auf der Hinfahrt) und begann sofort um ihre Rehabilitierung zu kämpfen. Sie wollte nicht mit dem Makel leben, eine begnadigte Verbrecherin zu sein und ihr Kampf war erfolgreich: Der Oberste Sowjet erklärte sie 1956 für schuldlos. Außerdem stürzte sie sich in die Arbeit: Sie wurde Direktorin bei der Österreichischen Mineralölverwaltung, hatte in dieser Funktion ab und zu auch mit sowjetischen Geschäftspartnern zu plaudern … Die schon immer religiöse Margarethe Ottilinger wurde durch die Haft in ihrem Glauben bestärkt. „Das Lager in Russland war eine Gnade für mich – das war mein Weg zu Gott“ – solche Aussagen mögen heute überraschen. Sie wollte auch etwas Konkretes für ihre Religion, ihren Glauben tun: Sie wollte eine Kirche bauen. Und sie initiierte in der Tat den Bau eines neuen Gotteshauses, sie hatte natürlich auch die Möglichkeit, den Architekten auszusuchen. Da wird sie sicher einen streng katholischen Architekten ausgesucht haben! Falsch! Sie suchte keinen Architekten aus, sondern einen Bildhauer. Und keinen religiösen Katholiken, sondern einen ehemaligen Sympathisanten des Kommunismus: Fritz Wotruba! Mit dieser Kirche im 23. Bezirk verewigte sie sich als Mitgestalterin der Wiener Nachkriegsarchitektur. Zum Abschluss noch eine Frage: Warum wurde Ottilinger 1948 verschleppt? War das ein Wink der Sowjets an Minister Krauland: „Wenn du Schwierigkeiten machst, kann es dir auch so ergehen!“? Oder war das eine interne, hauseigene Intrige? Wurde sie von lieben Kollegen bei der Besatzungsmacht angeschwärzt? War vielleicht Krauland selbst mitschuldig? Wir werden ’s wahrscheinlich nie erfahren.

denkt heute noch daran, dass die Ennsbrücke zehn Jahre lang die Grenze zweier Welten war) wurden die Ausweise übergenau kontrolliert: Krauland durfte weiterfahren – Ottilinger wurde von Sowjetsoldaten festgenommen und ins Gefängnis nach Baden gebracht. Da blieb sie nicht lange! Es ging weiter in die Sowjetunion! Sie lernte das berüchtigtste Gefängnis der Stalin-Zeit kennen: die Lubjanka in Moskau. Sie kam in diverse Arbeitslager, Straflager, sie litt unter nächtlichen Verhören, unter Schmutz, Hunger, Schwerarbeit, Schlafentzug, Demütigungen, Krankheiten – obwohl sie immer eine gläubige Katholikin gewesen ist, unternahm sie sogar zwei Selbstmordversuche. Ja, und verurteilt wurde sie auch! Zu 25 Jahren Zwangsarbeit! Wegen Spionage! Aus den 25 Jahren wurden sieben. Im Staatsvertragsjahr 1955 wurden die meisten verschleppten Opfer amnestiert, Ot-

© Österreichische Nationalbibliothek

as ein Sektionschef ist, ist bekannt: die höchste Stufe in der staatlichen Beamtenhierarchie. Unter 45 oder 50 Jahren erreicht man diesen Posten kaum. Und in den letzten Jahren wird oft bemängelt: Es gibt kaum Frauen auf diesem Posten, es gibt kaum Sektionschefinnen! Aber es gab einmal eine Sektionschefin im Alter von nur 27! Das war zwar 1946, der Männermangel nach dem Krieg war extrem – aber es war trotzdem eine unglaubliche Leistung der jungen, ehrgeizigen, äußerst fähigen Absolventin der Hochschule für Welthandel, im Ministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung im Rang eines Sektionschefs zu arbeiten. Ihr Chef: Minister Dr. Peter Krauland. Im Herbst 1948 fuhr Ottilinger samt Minister Krauland mit einem Auto nach Oberösterreich. Alles problemlos absolviert – die Probleme begannen bei der Rückreise. Bei der Zonengrenze (wer

108 108 A48.indd 108

Literatur: Beyerl Beppo: Eine energische Kämpferin (in: Wiener Zeitung v. 23.6. 2006) Carsten Catarina: Der Fall Ottilinger (Wien, 1984)

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:57


Rundschau

Geheimtipp in Wien

Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Peter Paul Rubens, Trunkener Silen

© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Hinter der Fassade einer Kunstuniversität ist die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste – eine von Wiens drei international bedeutenden Sammlung alter Meister – heute immer noch ein Geheimtipp in der Museumslandschaft der alten Kaiserstadt. Die prachtvoll ausgestatteten Sammlungsräume befinden sich inmitten von Künstlerateliers und Klassenräumen im ersten Stock des altehrwürdigen Ringstraßenpalais, das Theophil Hansen 1877 für die Wiener Akademie erbaut hatte. Nach einer rezenten Verjüngungskur präsentiert sich das Museum heute rundum renoviert und verschönert. In der permanenten Schausammlung sind rund 180 Spitzenwerke aus dem vom Spätmittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert reichenden Gemäldebestand ausgestellt. Zu den Highlights zählen vor allem Hieronymus Boschs Weltgerichtstriptychon mit seinen phantasmagorischen Visionen des Jüngsten Gerichts, die »Marienkrönung« von Dirc Bouts, und Hauptwerke von Lucas Cranach d. Ä., ebenso aber Meisterstücke von Peter Paul Rubens und Jacob Jordaens. Zu den Sammlungsschwerpunkten gehört besonders die façettenreiche bürgerliche Malerei des holländischen 17. Jahrhunderts mit Gemälden von Rembrandt, Jacob van Ruisdael oder Pieter De Hooch, aber auch die italienische Malerei mit Botticelli, Tizian, Giambattista Tiepolo und Francesco Guardi. Hervorragend vertreten ist auch die Kunst an der Wiener Akademie um 1800. In ihrer Geschichte sind die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste und die 1692 gegründete Wiener Akademie seit jeher untrennbar miteinander verbunden. Der Grundstock der Sammlung entsteht im 18. Jahrhundert in den jährlich prämierten Preisstücken und den Aufnahmewerken der Akademiemitglieder. Die eigentliche Geburtsstunde der Galerie schlägt aber erst 1822, als Graf Lamberg-Sprinzenstein seine berühmte Gemäldesammlung von über 800 Werken an die Akademie stiftet. Sie bildet auch heute noch den Kernbestand der Galerie. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erweitern staatliche Kunstankäufe und, bis heute, weitere aristokratische und bürgerliche Akte des Mäzenatentums die Sammlung. Die »Gräflich Lamberg’sche Gemäldegalerie« hat sie sich aber bis heute in ihrem Wesen erhalten.

Neben ihrem bedeutenden musealen Auftrag war und ist die Gemäldegalerie gleichzeitig auch seit jeher der akademischen Lehre integriert. Die Schwerpunkte liegen dabei heute vor allem im kunsthistorischen und restauratorischen Anschauungsunterricht. Organisatorisch und räumlich ist die Sammlung auch Teil der modernen Kunstuniversität und integrativer Part ihres Profils. In der Wiener Akademie präsentiert sich der nur mehr seltene Fall, dass eine Gemäldegalerie älterer Kunst ihren angestammten Platz behalten hat und mit der zeitgenössischen Kunstausbildung noch unter einem Dach vereint ist. AKTUELL: Die Gemäldegalerie zeigt bis 11. März 2012 in der Reihe BILDER IM FOCUS Blumenstrauß und Früchtekorb, eine kleine feine Zusammenstellung von überwiegend österreichischen Blumenstillleben des 18. Jh. aus eigenem Bestand. Noch bis 18. März 2012 präsentiert die in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt konzipierte Ausstellung Gips folgt Stein. Das Keckmanngrabmal aus St. Stephan, das soeben restaurierte spätgotische Epitaph des Johannes Keckmann (1511) aus dem Stephansdom in Gegenüberstellung mit den Gipsabgüssen zu sehen, die 1865 in der Ära des historistischen Architekten Friedrich Schmidt an der Wiener Akademie davon gefertigt wurden und in der damals berühmten Glyptothek (Gipsabgusssamlung) der Akademie ausgestellt waren.

Foto: © G. Erlacher

Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Di – So, Feiertag 10.00 – 18.00 Wien I., Schillerplatz 3, Tel.: 01/58 816-2222 www.akademiegalerie.at Ausstellungen: BILDER IM FOCUS Blumenstrauß und Früchtekorb bis 11. März 2012

Einblick in die Gemäldegalerie

Gips folgt Stein. Das Keckmanngrabmal aus St. Stephan bis 18. März 2012

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 109

109 02.02.12 10:45


Rundschau

Albertina 2012 Die Albertina in Wien zählt zu den bedeutendsten grafischen Sammlungen der Welt. Seit 1802 ist sie in einem der prachtvollsten klassizistischen Palais Europas beheimatet: dem Palais Albertina. Heute verwahrt das Museum rund eine Million Druckgrafiken und 65.000 Handzeichnungen vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In ihrer permanenten Schausammlung Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner, bietet die Albertina permanent einen in Wien einzigartigen Überblick über die spannendsten Kapitel aus 130 Jahren Kunstgeschichte. Das Herzstück des Palais bilden die 21 aufwendig restaurierten Habsburgischen Prunkräume, die zu den kostbarsten Beispielen klassizistischer Baukunst zählen. Impressionismus. Pastelle Aquarelle Zeichnungen 10. 2. – 13. 5. 2012 Die Ausstellung präsentiert über 200 Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen der Impressionisten und Postimpressionisten mit dem vorrangigen Ziel, die herausragende Stellung ihrer Arbeiten auf Papier aufzuzeigen. Es ist international die erste Schau, die sich ausschließlich diesem Thema widmet. Gerade unter den Künstlern des Impressionismus und Postimpressionismus erlangte die Zeichnung einen der Malerei ebenbürtigen Rang, eine Gleichstellung, die für die Moderne zukunftsweisend wurde.

Gustav Klimt. Zeichnungen 14. 3. – 10. 6. 2012 Die große Beliebtheit des Zeichners Gustav Klimt basiert vor allem auf der berauschenden Sinnlichkeit seiner weiblichen Aktstudien. Wie vielschichtig sein zeichnerisches Schaffen tatsächlich ist, führt die Ausstellung Gustav Klimt. Zeichnungen einprägsam vor Augen. Die Albertina zeigt einen Großteil ihres berühmten Klimt-Bestands, der aus 170 Blättern besteht. Bosch Bruegel Rembrandt Rubens. Meisterwerke aus der Albertina 25. 5. – 26. 8. 2012 Die Albertina besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen niederländischer Handzeichnungen aus der Zeit von 1450 bis 1650. Die Epoche der »Alten Niederländer« ist mit einzelnen herausragenden Werken aus dem Umkreis des Jan van Eyck, von Petrus Christus oder Dirk Bouts vertreten, bis die Arbeiten von Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel d. Ä. einen ersten Höhepunkt der erlesenen Kollektion markieren. Den Schwerpunkt der Sammlung bildet aber Hollands »Goldenes« 17. Jahrhundert mit bedeutenden Blättern von Rembrandt und seiner Schule. Ausstellung und Katalog werden zeigen, wie sehr das breite thematische Spektrum der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts doch in Errungenschaften vorangegangener Jahrhunderte wurzelt. Die Sammlung Werner. 31. 5. – 26. 8. 2012 Die außergewöhnliche Sammlung einer Frau, deren Karriere nach dem 2. Weltkrieg von der einfachen Sekretärin zur rechten Hand des namhaften Kunsthändlers Wilhelm Grosshennig in Düsseldorf, und ab der Zeit um 1960 zum leidenschaftlichen Kunstsammeln führt, wird in dieser Ausstellung präsentiert. Die Auswahl berücksichtigt rund 90 Werke mit dem Schwerpunkt des deutschen Expressionismus. Neben hervorragenden Werkgruppen zu Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde werden auch Arbeiten aus einem beachtlichen ­Ensemble deutscher Kunst des 19. Jahrhunderts und westeuropäischer Größen wie Picasso, Matisse und Modigliani gezeigt.

© Albertina, Foto: Harald Eisenberger

Paul Cézanne, Das Château Noir und das Gebirge Sainte-Victoire, um 1890 – 1895 © Albertina, Wien

Joel Sternfeld. 27. 6. – 30. 9. 2012 Dem amerikanischen Fotografen Joel Sternfeld (*1944, New York) widmet die Albertina in Kooperation mit dem Museum Folkwang, Essen eine Retrospektive, die rund 130 Arbeiten aus über drei Jahrzehnten Schaffenstätigkeit zeigt. Joel Sternfeld zählt zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography, die in den 1970er Jahren die Farbe für die Kunstfotografie entdeckten. Unter dem Titel »Joel Sternfeld – Farbfotografie seit 1970« werden insgesamt elf Projekte präsentiert. Ein Terminänderungen vorbehalten Die Ausstellungen und Habsburgischen Prunkräume sind täglich von 10 – 18 Uhr geöffnet, Mittwoch von 10 – 21 Uhr. Tickets: www.albertina.at/ticketshop www.albertina.at

110 109-121 Rundschau12_neu.indd 110

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:45


Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian I., 1518 © Albertina, Wien

Peter Paul Rubens, Nikolaus Rubens mit Korallenschnur, um 1619 © Albertina, Wien

Rundschau

Körper als Protest. 5. 9. – 2. 12. 2012 Die Ausstellung Körper als Protest widmet sich der fotografischen Repräsentation des menschlichen Körpers – ein Motiv, das verschiedensten FotografInnen als oftmals radikale Ausdrucksform für einen visuellen Protest gegen gesellschaftliche, politische, aber auch kunstästhetische Normen diente. Das Zentrum der Schau bildet eine herausragende Werkgruppe des Künstlers John Coplans aus den Beständen der Albertina. In seinen großformatigen, seriell angelegten Bildern konzentrierte sich der Fotograf auf die Darstellung seines eigenen nackten Körpers, den er abseits gängiger Idealisierung durch Fragmentierung verfremdete. Mittels einer äußerst elaborierten Beleuchtung setzte er sich über Jahre hinweg auf monumentale und skulpturale Weise in Szene. Weitere KünstlerInnen, wie etwa Hannah Wilke, Ketty La Rocca, Hannah Villiger, Bruce Nauman, Robert Mapplethorpe und Tatiana Lecomte, rücken ebenfalls den Körper in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung. Diese Positionen unterstreichen nicht nur essentielle Aspekte in Coplans Werk, sondern ergeben ein differenziertes Bild der kritischen Darstellung des menschlichen Körpers seit 1970. Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit. 14. 9. 2012 – 13. 1. 2013 Viele der bedeutendsten Werke, die für die Propaganda und Memoria Maximilians I. entstanden, befinden sich in der Albertina. Dazu gehören Werke Albrecht Dürers, aber auch der außergewöhnliche Triumphzug von Albrecht Altdorfer und

Gustav Klimt, Bildnis einer Dame mit Cape und Hut im Dreiviertelprofil, 1897 – 1898 © Albertina, Wien

Schwerpunkt liegt dabei auf 50 Fotografien aus seinem bisher unveröffentlichten Frühwerk, das von 1969 bis in die späten 1970er Jahre reicht. Sternfelds Blick richtet sich immer wieder auf sein Heimatland Amerika mit dessen Eigenarten, den Menschen und seinen spezifischen Landschaften. Der distanzierte Blick des Künstlers auf Land und Bewohner lässt eindringliche Bilder entstehen, die ein Amerika zwischen Utopie und Dystopie zeigen.

seiner Werkstatt, der im Zentrum der Ausstellung stehen wird. Von den ursprünglich 109 großformatigen Pergamentbögen mit farbenprächtigen Darstellungen von Reitern, prächtigen Wägen und Landsknechten haben sich in der Albertina die Blätter 49 bis 109 erhalten, die als Fries zusammengesetzt eine Länge von über 54 Metern ergeben. Neben diesem weltweit einzigartigen Werk werden weitere wichtige kaiserliche Auftragswerke wie die monumentale Holzschnitt-Ehrenpforte sowie die Buchprojekte Theuerdank, Weißkunig und Freydal präsentiert, die formal und ideell auf das engste miteinander verflochten sind. Erwin Wurm. 12. 12. 2012 – 15. 3. 2013

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 111

111 02.02.12 10:46


Rundschau

Sigmund Freud

Freud, das Haus Habsburg und die Niederlande

Eine möglicherweise im jugendlichen Überschwang getätigte Aussage zwar, allerdings hat sich seine Abneigung gegenüber der adligen Schicht auch in späteren Jahren nie ganz gelegt. So schreibt er in der Traumdeutung von einer (geträumten) Begegnung mit dem damals mächtigen Grafen Thun, den er auch als Graf »Nichts-Thun« bezeichnete. Kaiser Franz Josephs Eingreifen in die Wiener Stadtpolitik schätzte Freud allerdings: Als der Kaiser die Ernennung des antisemitischen Politikers Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister zum wiederholten Mal ablehnte, war dies für Freud Grund zum Feiern: Trotz ärztlichen Verbots genehmigte er sich eine seiner heißgeliebten Zigarren. Hatte er zu den Habsburgern ein kompliziertes Verhältnis, so empfand er für ihre einstigen Länderein in Westeuropa hohe Wertschätzung, insbesondere die Kunst der niederländischen und flämischen Meister begeisterte ihn. Seinen Bruder ließ er einst mehrere Tage in England auf ihn warten, weil er noch die Kunstschätze der Museen in Amsterdam und Den Haag besichtigen wollte. Die Ausrede: Er hätte sich am Bahnhof in Köln verlaufen.

© Sigmund Freud Museum

1856 in einer jüdischen Familie im mährischen Freiberg geboren, kam Sigmund Freud knapp vierjährig nach Wien, da sich sein Vater dort wirtschaftlichen Aufschwung erhoffte. Er wuchs in einem typisch jüdischen Viertel, der sogenannten Mazzeinsel – heute zweiter Wiener Gemeindebezirk – auf. Sigmund Freud war also ein echtes Kind der Donaumonarchie, besondere Wertschätzung brachte er dem Kaiserhaus allerdings nicht entgegen: Hofzeremoniell, Bürokratenadel und das feudalistische Auftreten mancher blaublütiger Familien erregten seinen Unmut. So schrieb er 18-jährig an seinen Freund Eduard Silberstein: »… als ob nicht die nutzlosesten Dinge von der Welt in folgender Ordnung wären: Hemdkrägen, Philosophen und Monarchen.«

Neben seiner legendären Sammelleidenschaft für Antiken kaufte Freud auch gerne Bilder: In seinem Wartezimmer konnten Gäste und Patienten neben Fotos, Antiken und anderen Bildern eine Kopie von Rembrandts »Moisé venant du mont Sina« betrachten. Bei einem Aufenthalt in Rembrandts Geburtsstadt kam es zu der berühmten Begegnung mit Gustav Mahler: 1910 bat der Komponist Freud um Hilfe, da er vor den Trümmern seiner Ehe mit Alma Mahler stand. Der Psychoanalytiker lud ihn zu sich nach Leiden ein, wo er seinen Sommerurlaub verbrachte. An einem Nachmittag besprachen die Herren Mahlers Probleme – die Ehe des Komponisten konnte dadurch allerdings nicht gerettet werden. Neben dieser gern zitierten Begegnung kam es in den Niederlanden aber auch zu bedeutenden Weichenstellungen für die Geschichte der Psychoanalyse:

Waiting Room © Zugmann

Der Kongress der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung 1920 fand in Den Haag statt – im Rahmen dieses Zusammentreffens ist auch das Foto von Freud und seiner Tochter Anna entstanden, die ihn damals auf allen seinen wissenschaftlichen Reisen begleitete und mehr und mehr in die Rolle seiner Stellvertreterin hineinwachsen sollte. Diese Zusammenkunft der psychoanalytischen Bewegung war die erste nach dem 1. Weltkrieg und somit richtungweisend für das Weiterbestehen und die zukünftige Entwicklung der Psychoanalyse. Ursprünglich war sie für Berlin geplant worden, aber um die internationalen Gäste nicht aufgrund ihrer Abneigung gegen Deutschland zu verlieren, einigte man sich auf die Niederlande. Mehr über Sigmund Freud und sein Leben erfahren Sie in seinen ehemaligen Arbeits- und Lebensräumen in der Berggasse 19, dem Sigmund Freud Museum. www.freud-museum.at

112 109-121 Rundschau12_neu.indd 112

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:46


Rundschau

Das Wien Museum besitzt nicht nur die weltweit größte KlimtSammlung, sondern auch die vielfältigste. Sie reicht von der Studienzeit bis knapp vor seinem Tod 1918. Unter den Gemälden sind mit »Pallas Athene« und dem Porträt Emilie Flöge zwei absolute Meisterwerke. Vor allem befinden sich in der Sammlung rund 400 Zeichnungen, aber auch das Skandalplakat für die erste Ausstellung der Secession, Klimts Malkittel, alte Porträtfotos, die Totenmaske sowie Egon Schieles Zeichnung von Klimt am Totenbett. Im Jubiläumsjahr bietet die Ausstellung »Klimt. Die Sammlung des Wien Museums« (16. Mai bis 16. September) die einzigartige Gelegenheit, diese Sammlung in einer Gesamtpräsentation zu sehen. Speziell die Zeichnungen ermöglichen eine faszinierende Innenschau von Gustav Klimts Entwicklung und Arbeitsweise: ein Künstler in Nahaufnahme. Die Ausstellung stellt auch provokante Fragen zum heutigen Umgang mit Klimt, ob unkritische Verehrung oder hemmungslose Verkitschung. Durchaus als Kontrastprogramm dazu lässt sich die Ausstellung »Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern« (12. April bis 12. August 2012) sehen. Mit der Besetzung der »Arena« traten im Sommer 1976 neue politische Bewegungen erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Mit der Forderung nach einem selbstverwalteten Kulturzentrum wurden herkömmliche Muster politischer Entscheidungen radikal in Frage gestellt. Wem gehört die Stadt? Wer bestimmt? Was ist Kultur? Neben der Arena stehen Brennpunkte wie Amerlinghaus, WUK, Aegidigasse oder das Ernst Kirchweger-Haus im Mittelpunkt. Im Herbst zeigt das Wien Museum u. a. die Ausstellung »Werkbundsiedlung Wien 1932« (6. September 2012 bis Jänner 2013). Die Siedlung, deren Gesamtplan von Josef Frank stammt, wurde als internationale Bauausstellung von über 100.000 Menschen besucht und warb für neue Raum- und Wohnkonzepte. Als Manifest einer Utopie von einem besseren Leben aus dem Geist der Moderne gilt sie auch als Gegenmodell zum Wohnbauprogramm des »Roten Wien«. Weitere Ausstellungen unter www.wienmuseum.at

Gustav Klimt, porträtiert von Moriz Nähr

© Wien Museum

Wien Museum 2012: Von Klimt bis zur Werkbundsiedlung

Innenansicht des von Josef Frank entworfenen Hauses Nr. 12 in der Werkbundsiedlung, 1932

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 113

Foto: Martin Gerlach jun. © Wien Museum

Foto: Peter und Burgi Hirsch/Sammlung Wien Museum

Die besetzte Arena, 1976

113 02.02.12 10:46


Rundschau

Ein Hort österreichischer Geschichte Das Heeresgeschichtliche Museum

Sonderausstellungen 2012

Karl I. – Gesalbt, Geweiht, Gekrönt, 12. 4. bis 19. 8. 2012 Mitten in den Wirren des Ersten Weltkrieges folgte der damals erst 29-jährige Karl unmittelbar seinem verstorbenen Onkel Franz Joseph I. als Kaiser von Österreich und König von Ungarn auf den Thron. Obwohl politisch noch recht unerfahren, gelang es ihm dennoch, die politischen Situationen und deren Folgen während seiner Regierungszeit meist richtig einzuschätzen. Die von ihm initiierten Friedensbemühungen (»Sixtusaffäre«) scheiterten jedoch ebenso wie sämtliche seiner Bestrebungen, den Zusammenbruch des Vielvölkerreiches unmittelbar aufzuhalten. Die Würdigung seiner Person erfolgte stets auf sehr unterschiedliche Weise. Anlässlich seines 90. Todestages widmet das Heeresgeschichtliche Museum/MHI in Wien vom 12. 4. 2012 bis 19. 8. 2012 der Person Karl eine kleinere Sonderausstellung, die versuchen soll, die verschiedenen Aspekte seines Lebens und Handelns zu thematisieren. Kunst & Militär-Oeuvre von Alexander Pock, 11. 9. 2012 bis 13. 1. 2013 Alexander Pock (1871 – 1950) war einer der bekanntesten und begehrtesten Pferde- und Militärmaler der österreichisch-ungarischen Monarchie. Der gebürtige Znaimer hatte an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert und verstand es wie kaum ein anderer, das farbenfrohe Bild der k. u. k. Armee im Bild wiederzugeben. Diese Begabung machte ihn beim wohlsi-

Fotos: © Heeresgeschichtliches Museum, Wien

Als Mitte des 19. Jahrhunderts das Arsenal gebaut wurde, errichteten die späteren Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen und Ludwig Förster einen Prachtbau, in dem das damals sogenannte „Waffenmuseum“, das heutige Heeresgeschichtliche Museum, untergebracht war. Militär- und Kriegsgeschichte, aber auch Technik, Naturwissenschaft, Kunst und Architektur verschmelzen im Heeresgeschichtlichen Museum zu einem einzigartigen Ganzen. Wer sich für die Geschichte Österreichs von den frühen Habsburgern bis zum Ende des II. Weltkriegs interessiert, ist im Heeresgeschichtlichem Museum bestens aufgehoben. tuierten Bürgertum sowie in niederen und hohen Adelskreisen bis hin zum Thronfolger Franz Ferdinand (1863 – 1914) sehr beliebt. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Pock als Kriegsmaler im k. u. k. Kriegspressequartier. Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien besitzt heute den wahrscheinlich größten Sammlungsbestand an Arbeiten des Künstlers, dessen wichtigste Objekte im Rahmen der Sonderausstellung vom 11. 9. 2012 bis 13. 1. 2012 gezeigt werden. Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 17 Uhr Geschlossen an folgenden Feiertagen: 1. Jänner, Ostersonntag, 1. Mai, Allerheiligen, 25. und 31. Dezember Eintrittspreise (inkl. ein Audioführer): Normalpreis: € 5,10, ermäßigter Eintritt: € 3,30 Personen bis zum vollendeten 19. Lebensjahr, FREI! (Lichtbildausweis) Gruppen ab 9 Personen: € 3, 30 pro. Pers. Führungskarte: € 2,20, Video-Erlaubnis: € 3,60 Foto-Erlaubnis: € 1,50, Audioführer extra: € 1,50 Freier Eintritt: An jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei! Kinder und Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr, Teilnehmer von Lehrveranstaltungen (Schüler- und Studentengruppen mit begleitender Lehrperson), Mitglieder des ICOM (International Council of Museums), Soldaten in Uniform, Mitglieder des Vereins der Freunde des HGM, Schwerkriegsbeschädigte. Ermäßigter Eintrittspreis: Studenten, Behinderte, Senioren (ab dem 60. Lebensjahr), jeweils gegen Ausweisleistung. Heeresgeschichtliches Museum 1030 Wien, Arsenal, Objekt 18 Tel. +43 1 79561-0, Fax: +43 1 79561-1017707 E-Mail: contact@hgm.or.at, Internet: www.hgm.or.at

114 109-121 Rundschau12_neu.indd 114

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:46


Rundschau

Das Technische Museum Wien Mit der Ausstellung »IN ARBEIT« wird ein gesellschaftlich relevantes Thema in interdisziplinärer Manier und vielschichtiger Art und Weise aufgegriffen. In den vergangenen 250 Jahren hat der Charakter menschlicher Arbeit einen erheblichen Wandel erfahren. Der zeitliche Schwerpunkt der Ausstellung liegt im 19. und 20. Jahrhundert, also im Zeitraum der frühen Industrialisierung. Arbeitsplätze sind stets ein Teil der Kulturgeschichte, da die arbeitenden Menschen ihre Erfahrungen und Erfindungen an nächste Generationen weitergeben. Der kulturhistorische Ausstellungsbereich Dieser Bereich ist in sechs Teile gegliedert: hand.zeug – werk.raum – menschen.maß – rang.ordnung – schweiß.perle – not.verband. Diese Formulierungen lassen jeweils mehrere Deutungen zu und ermöglichen es, recht unterschiedliche Geschichten z u erzählen. Die Ausstellung ist überwiegend mit Objekten des Technischen Museums Wien bestückt und zeigt eine große Zahl von Werkzeugen und Maschinen, eine Reihe von Fabriks- und Werkstattmodellen ebenso wie Halb- und Fertigprodukte. Diese Objekte sind die Grundlage, um das umfangreiche Thema »Arbeit« in Geschichte und Gegenwart zu zeigen. Die Mitmachausstellung Sie richtet sich in erster Linie an 6-12-jährige Menschen. Es wurde bewusst ein spielerischer Zugang gewählt, da Interaktivität

Mariahilfer Straße 212, 1140 Wien Tel. +43-1-89998-0, www.technischesmuseum.at und Phantasie den Zugang zu dem Erwachsenen-Thema Arbeit erleichtern. Warum muss man arbeiten? Wie finde ich meinen Traumberuf? Was passiert auf einer Baustelle oder in der Teddybärenfabrik? Warum bekommt man fürs Arbeiten Geld? Der spielerische Zugang soll auch Erwachsene einladen, sich mit Witz und Phantasie den Fragestellungen des Arbeitslebens zu widmen. Die Mitmachausstellung ist bis 24. Juni 2012 im Museum zu sehen. Ausgewählte Veranstaltungen, Führungen und museumspädagogische Angebote für Kinder und Erwachsene laden während der Laufzeit zum Mitmachen ein.

© Technisches Museum Wien

IN ARBEIT – Die Ausstellung zur Dynamik des Arbeitslebens

IN ARBEIT DIE AUSSTELLUNG ZUR DYNAMIK DES ARBEITSLEBENS www.technischesmuseum.at HAUPTSPONSOREN

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 115

115 02.02.12 10:46


Rundschau

Renaissanceschloss Schallaburg Ein niederösterreichisches Kulturjuwel

Als schönstes Renaissanceschloss nördlich der Alpen thront die Schallaburg im Herzen des Mostviertels. Mit ihrem charakteristischen Aussehen durch die architektonisch reizvolle Verbindung des mittelalterlichen Palas und des ausladenden Terrakotta-Arkadenhofs im Stil der Renaissance zählt die Schallaburg zu den größten Kulturschätzen des Landes. Nur fünf Kilometer von Melk entfernt hat sich die Schallaburg seit dem Ankauf durch das Land Niederösterreich 1968 und seiner Wiedereröffnung 1974 als Ausstellungszentrum auf internationalem Niveau etabliert und wirkt weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus. Die Schallaburg als Ausstellungszentrum auf internationalem Niveau Seit ihrer Eröffnung mit der Niederösterreichischen Landesausstellung »Renaissance in Österreich« (1974) wird die Schalla­ burg mit jährlich wechselnden Ausstellungen bespielt. 2011 begeisterte »Venedig – Seemacht, Kunst & Karneval« als bisher hochkarätigste und facettenreichste Schau 128.803 BesucherInnen. Dank baulicher Maßnahmen fanden die wertvollen Kunstwerke aus den bedeutendsten Sammlungen von Wien und Venedig optimale konservatorische Bedingungen vor.

Goldene Zeiten für die Schallaburg Auch neben der Ausstellung gibt es auf der Schallaburg einiges zu entdecken. In Form von interaktiven Burgrundgängen berichten die KulturvermittlerInnen von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Schießstätte oder das so genannte »Ballhaus«. Ein umfangreiches Rahmenprogramm – vom Naturgartenfest bis zum Tag der Goldenen Generation – lädt die ganze Familie zum Wiederkommen ein. Die Schmankerl des Schlossrestaurants bringen die BesucherInnen mit Mostviertler Speisen und Getränken auf den Geschmack der Region. Der einmalige Renaissancegarten, in dem es heuer erstmalig ein Renaissance-Musterbeet zu sehen geben wird, sowie die zahlreichen Wanderwege rund um die Schallaburg laden schließlich zum Entdecken der wunderschönen Landschaft des Mostviertels ein.

© Schallaburg/Rita Newman

© Schallaburg/Manfred Horvath

»Seitdem das Kulturjuwel 1974 wieder in altem Glanz erstrahlt, hat die Burg als international anerkanntes Ausstellungszentrum über 4,7 Millionen BesucherInnen angezogen und sich mit

ihren Ausstellungen zu einem Schaufenster der Kulturarbeit in Niederösterreich entwickelt«, zeigt sich Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll stolz über das kulturelle Vorzeigeprojekt. »Die Ausstellungen, die durchschnittlich für eine Wertschöpfung von rund 14 Millionen Euro jährlich sorgen, erfüllen auch einen wichtigen Kultur- und Bildungsauftrag. Sie ermöglichen es, in bunter, interessanter und lebendiger Form aus der Geschichte oder von fremden Völkern und Kulturen zu lernen und in diesem Blick zurück oder über die Grenzen hinaus Kraft für die Gegenwart und Zukunft zu schöpfen«, so Pröll.

116 109-121 Rundschau12_neu.indd 116

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:46


Rundschau

Das Goldene Byzanz & der Orient

Ausstellung auf der Schallaburg von 31. März bis 4. November 2012 Das Renaissanceschloss Schallaburg schlägt mit der Ausstellung »Das Goldene Byzanz & der Orient« ein bedeutendes Kapitel europäischer Geschichte auf, das in den Schulbüchern noch kaum zu finden ist. Zahlreiche Experten aus dem In- und Ausland lassen mit aussagekräftigen Exponaten, Kurzfilmen und 3D-Rekonstruktionen ein lebendiges Bild des Byzantinischen Reiches entstehen. Bereits vor dem Renaissanceschloss erwartet die BesucherInnen die funktionstüchtige Rekonstruktion einer byzantinischen Steinschneidemaschine aus dem frühen 7. Jahrhundert. Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein byzantinischer Thronsaal. 400 herausragende Objekte aus den Beständen bedeutender europäischer Museen wie dem Benaki-Museum in Athen, dem Archäologischen Museum in Sofia oder dem Nationalmuseum in Budapest machen »Das Goldene Byzanz & der Orient« auch zu einem kunstgeschichtlichen Genuss. So wird etwa der Goldschatz von Preslav erstmals in Österreich zu sehen sein. Insgesamt sind 60 Institutionen aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Bulgarien, Italien und Griechenland an der Ausstellung beteiligt. Byzanz ist überall »Das Goldene Byzanz & der Orient« beleuchtet nicht nur mit Prachtbauten, Luxusobjekten und Ikonenkunst das hohe kulturelle Niveau Konstantinopels, sondern gibt auch Einblicke in das Alltagsleben der Byzantiner. Diese verstanden sich als Römer, sprachen aber griechisch. Zu den damaligen Bewohnern des VielSpangenhelm, Eisen- und Silberblech 6./7. Jhd. n. Chr., Fundstelle: Nordwest-Iran

Das Goldene Byzanz & der Orient 31. März bis 4. November 2012 Renaissanceschloss Schallaburg 3382 Schallaburg 1 02754/6317-0 www.schallaburg.at völkerreiches zählten unter anderem Griechen, Ägypter, Armenier, Bulgaren, Serben und Syrer. Aus diesen vielfältigen Formen des Zusammenlebens lässt sich viel Potential für eine Findung einer europäischen Identität schöpfen. Passend dazu bietet das Kulturvermittlungsteam der Schallaburg unter anderem Führungen auf Griechisch, Russisch, Serbisch oder Türkisch an. Byzanz zum Angreifen »Das Goldene Byzanz & der Orient« wird eine Ausstellung für die ganze Familie. So genannte »Hands-On«- und »Minds-On«Bereiche machen Geschichte sprichwörtlich begreiflich. Das engagierte Kulturvermittlungsteam bietet auch heuer ein abwechslungsreiches, interaktives Programm für alle Altersstufen. Anhand von Mosaik-Legespielen, dem Basteln von PapyrusLesezeichen oder byzantinischer Musik wird die Metropole am Bosporus speziell den jüngsten BesucherInnen der Ausstellung näher gebracht. Großes Eröffnungswochenende Ab 31. März 2012 können BesucherInnen in die Welt des Goldenen Byzanz eintauchen. Am Eröffnungswochenende (31. März und 1. April 2012) erwartet die Gäste auf der Schallaburg ein vielfältiges Programm für die ganze Familie.

© Mainz, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Foto: Volker Iserhardt

© Mainz, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Foto: Volker Iserhardt

wulstförmiger, aufklappbarer Armreif, Gold mit Durchbruchsornamenten und Edelsteinen, 5. Jhd. n. Chr.

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 117

117 02.02.12 10:46


Rundschau

Das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek

Das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek im Palais Mollard ist weltweit die einzige Institution, in der Erdund Himmelsgloben erworben, erforscht und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Neben diesen »klassischen« Globen zeigt das Museum auch Globen des Erdmondes und verschiedener Planeten sowie den Globen verwandte Instrumente (Armillar­ sphären) und Instrumente, in denen Globen einen Bestandteil bilden (Planetarien, Tellurien, Lunarien). Das Museum gliedert sich in einen Ausstellungsbereich, in dem die umfangreichste öffentlich zugängliche Sammlung von Globen und globenverwandten Instrumenten ausgestellt ist, und in einen Magazin- und Studienbereich. In der permanenten Ausstellung werden den Besucherinnen und Besuchern Globen als spezifische kartographische Ausdrucksformen, aber auch als ästhetische und wertvolle Objekte von hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität vorgestellt. Einzelne Aspekte der Globenkunde werden besonders hervorgehoben: die Geschichte der Globen, ihre Herstellung, die Bandbreite der auf Globen dargestellten Themen aber auch kulturgeschichtlich relevante Fragestellungen, wie die Verwendung von Globen und ihre Rezeption. Beispiele machen die Entwicklung geographischer und kosmographischer Vorstellungen und Kenntnisse in den vergangenen Jahrhunderten nachvollziehbar. Das Museum zeigt nicht nur dreidimensionale Objekte: Digitale Präsentationen bieten eine spannende Verbindung zwischen den alten, unberührbaren Kostbarkeiten und modernen Vermittlungsformen.

118 109-121 Rundschau12_neu.indd 118

Im »Kabinett der Sammlerinnen und Sammler« werden Dauerleihgaben aus bedeutenden Wiener Privatsammlungen gezeigt – unter anderem der älteste, sich in Österreich befindliche Globus, der Erdglobus von Gemma Frisius (um 1536), ein Unikat aus der Sammlung Rudolf Schmidt, Wien. Das Museum besitzt zur Zeit mehr als 650. Die Schwerpunkte bei Neuerwerbungen liegen auf Objekten, welche die historische Entwicklung bzw. die geografische Verteilung der Globenproduktion repräsentieren. Chronologisch wird das Hauptaugenmerk bei Neuerwerbungen auf Objekte gelegt, die vor 1950 hergestellt wurden – außer, sie verkörpern eine besonders berücksichtigungswürdige Entwicklung im Rahmen der Globenkunde. Aufgrund des Sammlungsauftrages der Österreichischen Nationalbibliothek finden bei der Bestandserweiterung aber auch jene Globen besondere Berücksichtigung, die in (Alt-)Österreich oder von (Alt-)Österreichern hergestellt wurden bzw. für dieses Gebiet von besonderer Bedeutung waren. Ein eigener Raum ist dem bedeutendsten Globenkonstrukteur und -hersteller des Barock, dem Universalgelehrten Vincenzo Coronelli aus Venedig, und seinen Werken gewidmet. Neben den großen Coronelli-Globen (110 cm-Durchmesser) ragt das Globenpaar von Gerard Mercator aus den Jahren 1541 (Erdglobus) und 1551 (Himmelsglobus) als zentrales Prunkstück der Sammlung heraus. Im so genannten »Goldkabinett« aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, dessen malerische Ausstattung Andrea Lanzani zugeschrieben wird, können die den Globen verwandten Instrumente besichtigt werden.

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:46


Rundschau

Eine besondere Attraktion stellt der 2005 realisierte virtuelle Globus dar. Direkt neben dem Original (Erdglobus des Gerard Mercator) situiert, bietet dieses digitale 3DFaksimile nun die Möglichkeit, den unantastbaren Mercator-Globus auf einem Touchscreen zu drehen und zu vergrößern, mit aktuellen Raumdaten (wie z.B. den Küstenlinien) zu überlagern und so Vergleiche zwischen dem geographischen Wissen des 16. Jahrhunderts und der Realität zu ziehen. Globenmuseum 1010 Wien, Palais Mollard, Herrengasse 9 Tel.: (+43 1) 534 10-710 Fax: (+43 1) 534 10-319 globen@onb.ac.at www.onb.ac.at Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr Do 10 – 21 Uhr Eintritt: Erwachsene: € 5,– Ermäßigt: € 3,– Führungsgebühr (ab 10 Personen, max. 25 Personen): € 3,– Schulveranstaltungen: Führungsgebühr: € 2,– Führungen jeden ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter Tel.: (+43 1)534 10-464

Die Burg Liechtenstein Burg Liechtenstein – die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein – bildet heute einen markenten, touristischen Anziehungspunkt im südlichen Wienerwald. Die um 1130 erbaute Burg, gilt heute als das »Neuschwanstein Österreichs«. Eingespannt ist die Burg in die Romanik des 12. Jahrhunderts und den Historismus des 19. Jahrhunderts. Die Burg gibt damit Zeugnis vom Repräsentationswillen der Liechtensteinischen Fürsten des 19. Jahrhunderts. Erleben Sie Burgenarchitektur in Ihrer Vielfalt und genießen Sie den eindrucksvollen Blick über Wien und das Wiener Becken. Öffnungszeiten: März bis Oktober: 9.00 – 16.00 Uhr Karfreitag: geschlossen, Karsamstag: 12.00 – 16.00 1. und 2. November: geschlossen 3. November bis 19. Dezember: 10.00 bis 16.00 www.Burgliechtenstein.eu

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 119

119 02.02.12 10:46


Rundschau

TOP-Lokal – So isst die City Restaurant, Café, Bar und Catering

Das TOP-Lokal, im Herzen von Wien gelegen, bietet gut bürgerliche Küche. Für alle, die in der City leben, arbeiten, die Sehenswürdigkeiten bestaunen und das breite Kulturangebot nützen. Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen à la carte, abwechslungsreiche Mittagsmenüs, coole Drinks und Snacks an der Bar, in allen Bereichen sind wir stets bemüht dem Gast ein perfektes Produkt und Ambiente zu bieten. Das TOP-Lokal ist auch ein idealer Ort für Ihre Geburtstags- und Weihnachtsfeiern, Firmenevents, Seminare, Meetings sowie für Veranstaltungen Ihrer Wahl. Speziell für Business Events stellen wir Ihnen, wenn gewünscht, Flipcharts, Beamer, Pinnwände, Overhead oder einen Flatscreen zu Verfügung. Das eigene Catering Service rundet das Angebot ab. Das TOP-Lokal ist aber nicht nur ein Lokal – es ist ein sozialökonomischer Betrieb in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice Wien und gefördert mit den Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Das Ziel ist es langzeitarbeitsuchenden Personen mit Hilfe von Transitarbeitsplätzen in unserem Betrieb den Wiedereinstieg am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dies gelingt durch fachliche Qualifizierung in Theorie und Praxis, Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche und Verbesserung der generellen Lebensumstände.

Modesalon »Sisi Vienna« »Sisi Vienna« der exklusive Damenmodesalon steht für zeitgemäße und zeitlos elegante Wiener Mode. Das Thema »Sisi« mit der Kaiserin als Ikone der Schönheit und Eleganz ist ebenso stimmig wie die historischen Kreuzgewölbe des jahrhundertealten denkmalgeschützten Hauses in der schönen, romantischen Annagasse. »Sisi Vienna« bietet besondere Services, wie spezielle Vorführungen, Termine außerhalb der Geschäftszeiten, Lieferung ins Hotel und mit herzlicher Gastfreundschaft gestaltete Empfänge – auch für Gruppen. Die Stadtbesucher sind begeistert, wunderschöne Stücke österreichischer Qualität – gestaltet und produziert in Österreich - mitzunehmen. Sisi Vienna Fashion Salon, Wien I, Annagasse 11 Tel.: 43 1 513 05 18 office@sisi-vienna.at, www.sisi-vienna.at Mo-Mi 10-18 Do-Sa 11-19

120 109-121 Rundschau12_neu.indd 120

TOP-Lokal 1010 Wien, Fleischmarkt 18 Telefon: (+43 1) 513 02 03 E-Mail: office@top-lokal.at www.top-lokal.at

Affären, die die Welt bewegten Die Geschichte ist eine Abfolge von Affären. Und schon die erste Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau hatte weitreichende Konsequenzen: Adam und Eva brachten Verführung, Leidenschaft und Sünde in die Welt. Die Vertreibung aus dem Paradies inklusive. Wäre Geschichte, wären Mythen, Künste ohne Leidenschaft und ohne Leiden denkbar? Ein Buch über außereheliche Beziehungen, die Geschichte gemacht haben. Gerhard Jelinek Affären, die die Welt bewegten Ein Seitensprung durch die Geschichte Ecowin Verlag, ISBN 9 783 711 000149 Geheimnisvolle Unterwelt Die Fremdenführerin Gabriele Lukacs und der Fotograf Robert Bouchal sind Experten für jenes Wien, das kaum jemand kennt. Sie begeistern sich nicht nur für architektonische oder historische Besonderheiten dieser Stadt, sondern vor allem auch für das unterirdische Wien. Für das Wien der unbekannten Keller, rätselhaften Gänge und verborgenen Tunnel. Gabriele Lukacs (Autor), Robert Bouchal (Fotograf) Geheimnisvolle Unterwelt von Wien: Keller – Labyrinthe –Fremde Welten pichler verlag, ISBN-13: 978-3854315674

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:46


Rundschau

Sixties Design

Die Universität Wien

© HMD / Foto: Lois Lammerhuber

Die 1960er Jahre waren eine Zeit sozialer, kultureller, politischer und ästhetischer Umbrüche. Die Ausstellung im Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien beleuchtet das Möbeldesign, die Mode und die Architektur dieses höchst vitalen Jahrzehnts und setzt sich mit Begriffen wie Konsumgesellschaft, Pop-Art, Pop-Design oder Pop-Furniture auseinander. Die Ausstellung stellt zwei kulturelle Umbrüche, die das Jahrzehnt prägten, in den Mittelpunkt. Am Beginn stand eine von der Jugend getragene »Konsumrevolution«. Vollbeschäftigung und steigende Einkommen begünstigten das Aufkommen eines neuen Typs von Konsumenten – des Teenagers. Dessen neugewonnene Unabhängigkeit verlangte nach eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Möbel für informelle, zwanglose Verhaltensweisen waren gefragt. Die neuen Kunststoffe ermöglichten die Herstellung günstiger Produkte für einen jugendlichen Massenmarkt. Die Euphorie für Weltraumflüge, neue Technologien und Materialien machte Möbel in einer geometrischen Formensprache populär. Mitte des Jahrzehnts setzte ein Stimmungsumschwung ein. Jugendliche und Studenten machten in ihrer »Gegenrevolution« gegen ungerechte und veraltete Machtsysteme und Zwänge mobil. Der Materialismus der Konsumkultur wurde zunehmend kritisch gesehen. Vietnamkrieg, Prager Frühling und die Pariser Studentenunruhen ließen das Design nicht unberührt. Eine Rückbesinnung auf historische Stile wie Art Deco und Jugendstil fand seinen Niederschlag in neo-organischen Formen. Anfang der 1970er Jahre ging den rasanten Sixties dann endgültig der Atem aus. Resignation machte sich breit, die Gegenkultur implodierte, die Unschuld war endgültig verloren. Der lange Boom der Nachkriegszeit, dem das Design der 1960er Jahre seine Hochblüte verdankte, ging zu Ende und machte einer wirtschaftlichen Rezession Platz.

© HMD / Foto: Lois Lammerhuber

29. 2. – 17. 6. 2012

Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr 1070 Wien, Andreasgasse 7 Tel.: 524 33 57 www.hofmobiliendepot.at

Haus der Musik Eine musikalische Entdeckungsreise

wurde am 12. März 1365 von Herzog Rudolph IV., dem Stifter, als »Alma Mater Rudolphina Vindobonensis« gegründet. Sie ist die älteste Universität im deutschen Sprach- und Kulturraum und eine der größten in Zentraleuropa. Das Hauptgebäude an der Wiener Ringstraße wurde nach den Plänen des Architekten Heinrich von Ferstel erbaut und 1884 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet. Neben Führungen in deutscher und englischer Sprache durch das Hauptgebäude der Universität Wien besteht die Möglichkeit, weitere Standorte der Universität Wien – z.B. die Universitätsbibliothek, den Campus der Universität, den Botanischen Garten oder die Universitätssternwarte kennenzulernen. Darüber hinaus stehen Institutssammlungen – z.B. die Pharmaziehistorische oder die Archäologische Sammlung für Besichtigungen zur Verfügung. Nähere Informationen dazu finden Sie unter www.univie.ac.at/fuehrungen

Zentral gelegen im denkmalgeschützten ehemaligen Palais Erzherzog Karl in der Wiener Innenstadt beherbergt das Haus der Musik das Museum der Wiener Philharmoniker ebenso wie interaktive Ausstellungen zu klassischen und modernen Themen der Musik. Hier präsentiert sich auf 5 Etagen die faszinierende Welt der Musik und Klänge. NAMADEUS – Mozarts klingendes Namensspiel Das Haus der Musik ist seit kurzem um eine Installation reicher. »NAMADEUS« ist ein interaktives Computerprogramm, welches Mozarts musikalischem Spiel KV 516f nachempfunden wurde und mit dem jeder Besucher spielerisch seinen Namen in eine originale Mozartinterpretation umwandeln kann. HAUS DER MUSIK – das Klangmuseum A-1010 Wien, Seilerstätte 30 info@hdm.at, www.hdm.at Öffnungszeiten: täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Museumspreis. Ein Unternehmen der Wien Holding

www.guides-in-vienna.at 109-121 Rundschau12_neu.indd 121

121 02.02.12 10:46


Mitgliederliste des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer Abaffy Judit

D, F, U, (E)

Pius-Parsch-Platz 9/5, 1210 Wien 332 2267

Abraham Hedwig

D, E

Spittelbreitengasse 42/4/11, 1120 Wien 812 4423, 06991/812 44 23 hedwig.abraham@chello.at www.viennatouristguide.at

Abraham Marcelo

D, E, Hb, Sp

Favoritenstraße 42/2, 1040 Wien 913 6570, 0699/1808 4070 Fax: 913 6570 marceloabraham@gmx.at

Altenburg Eugenie

D, E, (F)

Brigittenauer Lände 160-162/3/4, 1200 Wien 0699/1154 1102 martina.amon@gmx.at

Andrievski Margarita

D, E, (F)

Barizza Chiara

I

Benedikt Schellinger-Gasse 34/32, 1150 Wien 0664/421 8584 chiara@barizza.at, www.barizza.at

Sieveringer Straße 112, 1190 Wien 0650/826 6965 bartek-rhomberg@chello.at www.experience-vienna.at

Batlle i Enrich Carles

Türkenstraße 12/6, 1090 Wien 0699/1066 8664 Carles.Batlle@gmx.at

Hb, R, (Uk)

D, J

Gumpendorfer Straße 16/1/7a, 1060 Wien 208 3799, Fax: 208 3799 megumi.aoyama7@gmail.com

Atanassova Mata, Mag. Bg, R, (F, Mz) Novaragasse 8/2, 1020 Wien 815 8042, 0676/618 2081 Fax: 815 8042 matawien@hotmail.com

D, E, Tsch, (I)

D, E

Hauptstraße 8, 2100 Stetten 0664/583 9466 christa.bauer@metacom.com www.touristguides-austria.at

Baxant Eva

D, Tsch

Reisner Straße 13, 1030 Wien 0676/370 6135, eva.baxant@gmx.at

D, E, (F, Sp)

Aumayr Beatrice

Billand Helena

Neustiftgasse 121/10, 1070 Wien 523 0434, 0676/501 3788 Fax: 523 0434 beatriceaumayr@yahoo.com

D, E, Sk

Babak Andrea D, Schw, (N, Dän, E, Ung)

Jasminstraße 9, 3032 Eichgraben 0664/138 2577 elisabeth.beranek@aon.at

Türkenschanzg. 8-10/2/2, 3400 Klosterneub. 02243/31 537, 0664/542 0365 babak.a@aon.at

Babinek Ulrike, Mag. D, F, Sp, (E, I) Linke Wasserzeile 29-35/29/2, 1230 Wien 256 5573, 0699/1332 8893 Fax: 256 5573 office@vienna-guide.net

D, E, (I)

Marinelligasse 5/28, 1020 Wien 212 0187, 0664/210 5943, Fax: 212 0187 petra.bacher1@chello.at

D, E, Poln

D, E

D, Sk, (Port, R, Sp)

Geusaugasse 46/5, 1030 Wien 718 1773, 0676/639 9475 Fax: 718 1773 billand@utanet.at

Binder Brigitte, Mag.

Budil Andrea

D, U, (E, I) WAF

Bocan Petronela

D, SK, (Tsch, R)

Burger Katja

D, Bg, (Gr)

Zwinzstraße 7/3/7, 1160 Wien 0650/300 6024 bocan@wienwien.eu, www.wienwien.eu

Böhm-Nevole Gabriele

D, E

Borodajkewycz Inge

D, E

Siebenbrunnengasse 13/13, 1050 Wien 0664/312 0154 gbnev@yahoo.de

Keltenweg 10, 7082 Donnerskirchen 02683/8515, 0664/303 5975, Fax: 02683/8515 i.boro@aon.at

D, U

D, E, F, (I)

Biricz Hannelore, Mag. D, E, F, I, Sp Margaretensraße 154 A/10, 1050 Wien 545 8198, 0699/1301 5403 Fax: 545 8198

Birkmayer Ruth Marianna D, I, E, (F) c/o Massenbauer Widerhoferpl. 4/12, 1090 Wien 0676/507 3123, Fax: 0810 955 432 2611 guida.austria@gmail.com

D, F, (E, I)

F, Sp, (E)

Wallensteinstraße 45/112, 1200 Wien 0664/657 6576 emmanuelle@aon.at

Schönbrunner Straße 10/19, 1050 Wien 0660/341 6564 katja.burger@gmail.com

Burger Kristina

D, E

Burian Andrea

D, E

Buzzi Gerlinde

D, (E, F)

Anzbachgasse 3/2/10, 1140 Wien 0664/404 6519, Fax: 577 2228 kburger@aon.at www.wienerwelten.at

Engerthstraße 146/6/6/24, 1200 Wien 330 2495, 0664/445 3346 Fax: 330 2495 g.buzzi@aon.at

Cabral-Neubauer Suzete D, Port, (E) Kahlergasse 57/2, 1220 Wien 0699/1952 0915 suzete@chello.at

Bramberger Andrea, Mag. D, F, (E)

Calice Marielore

D, E, F, I

Brauner Alexa, Mag.

Carvalho de Silvia, Mag. Port, Tr)

D, R, (E,

Laimgrubengasse 17/10, 1060 Wien 0699/1444 2244 andrea.bramberger@chello.at

D, I, (E, Sp)

Schönbrunner Straße 2/3/56 DG 1040 Wien 504 6597, 0664/340 3744 Fax: 504 6597 guide@alexabrauner.at www.alexabrauner.at

Breitenecker Nina

Drechslergasse 4/10, 1140 Wien 0699/1945 6618 nina.breitenecker@chello.at www.austria-city-guide.com

D, E, (I)

D, E, I

Hofmannsthalgasse 10/5/15, 1030 Wien 798 8942, 0664/256 1154 Fax: 798 8942 gbw@guideaustria.eu

Breton Monika

Fuchsthallergasse 4/15, 1090 Wien 310 9002, 0664/254 7577

D, E, F

Brunner Andreas

D, E

Buchas Gabriele

D, E

Schäffergasse 22/4, 1040 Wien 533 3191 andreas.brunner@qwien.at

Metternichgasse 11, 1030 Wien 713 8237, 0699/1159 2996, Fax: 713 8237 fmcalice@aon.at

Wiener Welten Weg 17 2285 Leopoldsdorf/M. 02216/2676, 0664/203 3202 silvia@silviaguide.at

Chen Kun

Schloßberggasse 6D/11, 1130 Wien 0699/1968 8837, Fax: 924 1556 chenkun.vienna@gmail.com chenkun11111@hotmail.com

Maurer Lange Gasse 98/25, 1230 Wien 0664/423 5698, Fax: 888 5458 vivien.chiu@aon.at

Chmel Helga

Radeckgasse 2/7, 1040 Wien 505 9269, Fax: 503 7869 helga.chmel@stadtfuehrungen.at www.stadtfuehrungen.at

Christ Regelindis

Bucher Heinz

Clothier Jennifer

D, E, R, (F)

122

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012

Rosentalgasse 13/19, 1140 Wien 914 1478, 0664/356 3663, Fax: 914 1478 h.bucher@chello.at

Ch

D, E

D, Nl, (E)

Promenadegasse 11-13, 2/3, 1170 Wien 480 5625, 0699/1203 4794 Fax: 480 5625 linde.christ@gmx.at

Cizek Wanda

Barmherzigengasse 12/8, 1030 Wien 713 6719, 0699/1713 6719, Fax: 713 6719 margarete.bahr@chello.at

D, Ch

Chiu Vivien Chen-Chu

Promenadegasse 57/A 2/1, 1170 Wien 489 4263, 0664/173 2605, Fax: 489 4263 gabriele.buchas@gmx.at www.wiensehen.at

Hohe-Wand-Str. 43/1 2346 Ma. Enzersd. Südst. 0650/345 2345 cbitai@utanet.at

122-129 Internes2012.indd 122

Jägerstraße 95/22/8, 1200 Wien 333 5529, 0664/7346 4545 Fax: 333 5529 budil-guide-777@aon.at

Klampfelberggasse 8, 1170 Wien 0676/528 5212 andrea.burian@tele2.at

WAF

Zirkusgasse 15, 1020 Wien 489 9674 katalin.john-borszki@chello.at www.wienerstadtfuehrungen.at

Brescelli-Wodica Gertrude

Zehenthofgasse 19/4, 1190 Wien 0699/10 81 6 102, Tel. u. Fax: 320 32 95 mag.binderbrigitte@aon.at

Bitai Catherine

D, Kr, Sb

Argentinierstraße 29/18, 1040 Wien 0676/474 7989 J.Bobek@gmx.at, skype: bobekjadranka

Bouchité Emmanuelle

Bauer Christa

Beranek Elisabeth

Bahr Margarete, Mag.

D, E, I

Geylinggasse 17/3, 1130 Wien 0676/976 8924

Gärtnergasse 13/10, 2230 Gänserndorf 02282/60 255, 0664/103 7276 wolfgang.auinger@reisegourmet.at http://www.viennaguides.at

Bobek Jadranka

Borszki Katalin

Löwenthalgasse 4, 1230 Wien 869 2825, 0664/350 1055 Fax: 869 2825 ilse.bauch@gmail.com

Bauer Anna-Maria

Aoyama Megumi

Bacher Petra Miriam

D, Kat, Sp

Bauch Ilse

Kienmayergasse 49/3, 1140 Wien 984 5507, 0664/443 4137 margarita-wien@yandex.ru

Auinger Wolfgang

D, E, F

Hetzendorfer Straße 58-60/9/8, 1120 Wien 0699/1528 8369 Fax: 802 0705 bakhat_guide@gmx.at www.discover-vienna.at

Bartek-Rhomberg Adrienn, Mag. D, U, E

Landstraßer Hauptstraße 6/14, 1030 Wien 712 1827, 0699/1073 9869 Fax: 712 1827 eugeniealtenburg@hotmail.com

Amon Martina, Mag.

Bakhat Somaya

D, Poln, (E, N, Schw)

Schwaigergasse 19/10/28, 1210 Wien 270 7308, 0676/478 8797, Fax: 270 7308 a9305804@unet.univie.ac.at

D, E

Hetzendorfer Str. 95/2/4, 1120 Wien 923 2730, 0699/1923 2730, Fax: 923 2730 Jennifer.Clothier@chello.at

02.02.12 10:35


nach Alphabet Colella Christine

D, E, I, (F) WAF

Neustiftgasse 64/38, 1070 Wien 523 6468, 0699/8845 3263, Fax: 523 6468 christine.colella@drei.at, www.wienguide.info

Costa Anne-Isabelle

F, (E, Port)

Weidlinger Straße 11, 3400 Klosterneuburg 02243/30 160, 0650/330 0041 Fax: 02243/30 160 a.isabelle.costa@aon.at

Crisafulli Christina D, (E, F, I, Sp, Port, Sp)

Lammgasse 1/14, 1080 Wien 408 6759 0699/1799 1103, Fax: 408 6759 christina.crisafulli@touristguide-vienna.at

Danielis Heide

D, E, F, I

Cumberlandstraße 115/16, 1140 Wien 0699/1164 3823 heide_danielis@hotmail.com

Danninger Thomas

D, E, (F)

Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien 689 2316, 0676/305 5439, Fax: 689 2316 thomas_danninger@hotmail.com

Eichwalder Astrid, Mag.

Eidinger Hildegard

Franz-Mika-Weg 3/9/15, 1100 Wien 688 2652, 0664/333 8516 Fax: 688 2652 h.eidinger@aon.at www.topguide.co.at

Eipeldauer Beatrice

D, E

Gatterburggasse 25/5, 1190 Wien 368 2100, Fax: 367 8608

Emberger Christine

D, E

Roseggerstr. 24/18, 3512 Mautern 908 1234, 0676/3571974 christine.emberger@arr.at

Englert Monika

D, Poln

A. Baumgartner Straße 44/B2/94 1230 Wien 0699/1096 3155 monika.englert@chello.at

D, E, (I, F, NL)

Anton-Böck-Gasse 4/3/13, 1210 Wien 0699/1217 6418, guide-olga@web.de

Doll Hedwig, Dr.

D, (E, F)

Euticchio (Pichler) Verena D, I, (E)

Duca-Korp Angeles

D, Sp, (I)

Ottakringer Straße 162/2/11, 1160 Wien 0664/326 4460, angeles.duca-korp@chello.at

Dumitrasco Tatiana

Schottenfeldgasse 1/9, 1070 Wien 0676/434 9112 tdumitrasco@yahoo.com

D, R

Dworzak Agnès

Veronikagasse 27/1/6/24, 1170 Wien 406 8841, 0664/450 6459, Fax: 406 8841 agnesdworzak@gmx.at

Ebner-Stella Ulrike

F

D, E, I

Große Stadtgutgasse 21/26, 1020 Wien 214 6161, 0664/326 0015, Fax: 214 6161 u.ebner@gmx.at

Egger Sabine

Wollzeile 31/26, 1010 Wien 513 7519

D, E, Kr, Sb

Ehler Gerhard

Eichfeldergasse 17/4/2, 1210 Wien 292 7083, 0676/944 2533 gerhardehler@hotmail.com

D, E

Rosaliagasse 19/6, 1120 Wien 0676/520 2494, Fax: 208 3999 info@ahre.at www.ahre.at

Reisnerstraße 59/9, 1030 Wien 0676/922 7773, Fax: 817 4955 1834 office@wienfuehrung.at www.wienfuehrung.com

D, Nl, (E, F, I)

Simmeringer Hauptstr. 16/3/3/12 1110 Wien 276 5754, 0699/1007 9595, Fax: 276 5754 evers.vienna.guide@gmx.at skype: rudievers

Fang Hong, Mag.

Winzergasse 24/10, 2340 Mödling 02236/26 142, 0676/408 0140 mag.fang@kabsi.at

Faulkner Jennifer

Rennweg 33a, 1030 Wien 713 5481, 0676/411 9185 jennifer@allvienna.at

Fedorczuk Adelheid

D, Ch

D, I, (F)

D, I

Fida Friederike

Staudingergasse 3/4, 1200 Wien 212 7941, 0676/522 8838 Fax: 212 7941 irma.f@aon.at www.austriaguides.com/irmi

Fodor Judith

Fohringer Hedy, Mag.

D, F, (E)

Engländergasse 69, 3040 Neulengbach 02772/539 5012, 0699/181 55 265 Fax: 02772/539 5012 hedi.fohringer@gmx.at

Frantal Gertrude D, E, (Sp)

Frohn Angela

Meynertgasse 9/11, 1090 Wien 408 2484, 0699/1911 3114 Fax: 408 2484 angela.frohn@chello.at

D, (E, F)

D, I, (E, Sp)

D, (E)

D, F

Fischer Michaela

Fürnsinn Beate

D, I, (E, Sp)

J, (E)

Hernstorferstraße 29/42, 1140 Wien 971 3161, 0664/272 0573 Fax: 971 3161 rfullerney@hotmail.com

Josef Lowatschek-Gasse 34/3, 2340 Mödling 02236/45 448, Fax: 02236/45 448 riki@austrian-guide.at www.austrian-guide.at

Gerstbauer Christa

D, (E)

Gilhofer Sonja

D, (E)

Margaretenstraße 3/15, 1040 Wien 581 2312, 0664/213 0021 christa.gerstbauer@gmx.at

Kegelgasse 14/31, 1030 Wien 0664/201 3255 gilhofer@guide4you.biz

D, Fn

Girardi-Quintus Elisabeth

D, U

Bastiengasse 107, 1180 Wien 470 4570, 0664/7362 0744 Fax: 470 4570 elisabeth.girardi@aon.at

Glanzner Emilie

D, (E, F)

Valeriestraße 11, 2500 Baden 02252/85 594, Fax: 02252/85 594 emilie.glanzner-kreiner@utanet.at

Göbert Birgitta, Mag.

D, E

Gottsmann Andreas, Dr.

D, I

Fröschergasse 3/6/8, 3021 Pressbaum 02233/57 876, 0664/272 6942 birgitta.goebert@aon.at

An der Niederhaid 35, 1140 Wien Andreas.Gottsmann@oeaw.ac.at

Grabmayr Patricia D, F, (E, I) WAF

Fullerney Romana, Mag. D, Sp, (E, Port)

Wehlistraße 154/2, 1020 Wien 494 7848, 0699/1075 4894 Fax: 494 7848 helga.fueloep@aon.at www.vienna-for-you.at

Breitenseer Straße 80/3/46, 1140 Wien 924 2951, 0660/489 7371 michaela.fischer1@chello.at

WAF

Gumpendorfer Straße 83/1/62, 1060 Wien 597 4975, 0676/642 6417 Fax: 597 4975 junko.fujii@chello.at

Fülöp Helga, Mag.

D, Slo, (E, Kr, Sb, Bo)

Leifhelmgasse 11/c, 1140 Wien 416 4129, 0664/404 5873, Fax: 416 4129 mojcagaetz@yahoo.de

Schellhammergasse 14/I/7, 1160 Wien 408 5752, 0699/1184 8985 leena.giokas@gmail.com

D, E, (F, I)

Barawitzkagasse 8/15, 1190 Wien 368 3269 Fax: 368 3269

Gätz Mojca

Giokas Leena

D, I, (E)

Goldlackgasse 3, 1220 Wien 285 1906, Fax: 285 1906 key.frieler@aon.at

D, E

Lugeck 7/36, 1010 Wien 513 7979, 0664/252 2726 Fax: 513 7980

Lacknergasse 15/30, 1170 Wien 484 6996, 0664/202 4701 carmen.guide@chello.at

Urselbrunnengasse 17/4/56, 1100 Wien 974 2223, 0664/929 9484, Fax: 974 2223 gertrude.frantal@aon.at www.my-vienna.at skype: gertrude.frantal

Frieler Key

Gabor Ilse

Gil-Navarro Carmen Sp, (Port, Kat)

Josefstädter Straße 43/1/4, 1080 Wien 408 9712, 0676/396 6107 monica.fokkelman@chello.at

Kundmanngasse 39, 1030 Wien 0664/321 9828 p.grabmayr@gmail.com

Graf Beate Michaela, Mag.

D, I

Grabnergasse 15/II/21, 1060 Wien 597 3277, 0676/525 9391 Fax: 597 3277 info@viennaguide.at, www.viennaguide.at

Graf Elsi, Mag.

D, E, (Port)

Hutweidengasse 46/1/5, 1190 Wien 0664/522 5783 elsi.graf@gmail.com

D, F, (E)

Ausstellungsstraße 61/17, 1020 Wien 922 0768, 0699/1946 1426 beate.fuernsinn@vienna-guide.com

www.guides-in-vienna.at 122-129 Internes2012.indd 123

D, I, (E, F, U)

Magdalenenstraße 23, 1060 Wien 0664/8846 0155 j.fodor@chello.at

Fujii Joanna Junko

Vogelsanggasse 24, 2102 Bisamberg b.W. 02262/63 360, 0664/325 2631 Fax: 02262/63 360 fedor.guide@aon.at

Ferrara Francesca

D, E, Sp, Port, (F, I)

Frühwald Ruth

Lerchenfelder Gürtel 25/22, 1160 Wien 0664/212 6287 ff.ferrara@gmx.at

Ehrlich Alexander, Mag. D, F, I, (E)

Ehrlich Anna DDr.

Marxergasse 46/30, 1030 Wien 714 0842, 0699/1714 0843, Fax: 714 0842 verena@viennacityguide.at www.viennacityguide.at

Evers Rudolf

Flucher Irmi

Fokkelman Mónica, Mag. D, Sp, (F, Port)

Richard Wagner-Platz 5/11, 1160 Wien 0650/409 4009 jubeln@yahoo.com

Rossauergasse 5/12, 1090 Wien 317 7112

Fischer-Sitzwohl Birgit, Mag. D, E, (I)

Mollardgasse 85/23a, 1060 Wien 481 5796, 0664/534 5192, Fax: 481 5796 bfs@coverdale.at

D, E, I, (F)

Erharter Judit, Dr.

Dmitrusenko Olga, Mag. (FH) R, (E, Sp)

D, E, (R)

Kolingasse 3/14, 1090 Wien 952 2106, 0699/1852 2106 Fax: 952 2106 astrid.eichwalder@chello.at

Gregor-Rogler Jana, Ing. D, Sk, (Tsch)

Leopoldsgasse 24/1/27, 1020 Wien 0676/971 3113 j.gregor@roglers.com

D, E

Gruber Hans, Ing.

D, E

Ziegelofengasse 27/1/05, 1050 Wien 548 7272, 0664/337 4918 VIENNA@USW.At

WAF

123 02.02.12 10:35


Mitgliederliste Hagiwara-Seeber Kimiko, Mag. D, J

Haviar Thomas, Mag.

Hahnkamper Ulrich, Mag. D, E, Sp, (F)

Hawelka Herta

Müllnergasse 13/14, 1090 Wien 0664/162 8447 kimikohagiwara@chello.at

D, E

D, Port, (E, Sp)

Wollzeile 31/28, 1010 Wien 513 7784, herta@hertahawelka.at

Baumannstraße 5, 1030 Wien 0660/141 1332 office@vienna-alacarte.com www.vienna-alacarte.com

Heinrich Susan Maria de BA

Halper Hannelore

Schubertgasse 9, 2380 Perchtoldsdorf 865 5605 Fax: 865 5605

D, Nl

D

Hausfeldstraße 22/6/21, 1220 Wien 280 1278 Fax: 280 1476 inge.halter.guide@aon.at

Handlir Linde

Wiener Welten Weg 17 2285 Leopoldsdorf/M. 02216/2676, 0664/486 6795 office@kheinz.at

D, E

D, U, (E)

D, E

Glasergasse 5/20, 1090 Wien 0676/724 7697 alexviennaguide@yahoo.com

D, I, (E)

Auhofstraße 206, 1130 Wien 877 1202, 0699/1048 5533, Fax: 877 7949 zsuzsana.herbich@chello.at

Praterstraße 42/2/12, 1020 Wien 218 5080, 0664/177 4676 Fax: 218 5080 lydia.hartig@gmail.com

Hartlmayr Irene, Mag.

Elisabethstraße 26/29, 1010 Wien 0664/448 8010 marilen.hartmann@gmx.at

Hasenclever Lena Sara

Feldgasse 1, 2432 Schwadorf 02230/3145, 0650/863 3833 marianne.hh@gmx.at

D, E

D, E

Hauleitner Monika, Mag. D, F, (Sp) Teillandgasse 25, 3500 Krems 02732/70381, 0699/1703 8100, Fax: 02732/70381 office@hauleitner.com

Hauptfeld Biljana Anja D, Kr, (Sb, Bo)

Herrmann Susanne

D, F, (E)

Schlettergasse 3/9/10, 1220 Wien 0664/412 6911 yvonne.heuberger@aon.at www.fuehrungenwien.at www.touringvienna.at

D, Fn

D, (E, I)

Hsu Chieh-Ying (Jeannie) D, Ch, (E) Weyringergasse 30/13a, 1040 Wien 503 4907, 0664/301 9526, Fax: 503 4907 jeannie.hsu@chello.at

Huber-Auque Anne-Marie

D, E

Schrottgießergasse 1/16, 1020 Wien 0676/514 2337 kristina.hlawaty@gmx.at

D, (F)

D, F

Hofbauer Renate, Mag. Dr. D, E, F, Sp, (I, NL) Servitengasse 17/14, 1090 Wien 319 6500, 0664/212 6525 Fax: 319 6622 r.hofbauer@gmx.at

Rötzergasse 56/67, 1170 Wien 485 9713, 0664/630 3904 Fax: 485 9713 maria.husa@chello.at

D, E, F, I

Friedlgasse 34/7, 1190 Wien 320 7543, 0664/201 7765, Fax: 320 7543 romana.jonke@aon.at

Jungbauer Rotraud

D, F

Ungargasse 71/7/9, 1030 Wien 714 1507, 0664/310 4907, Fax: 714 15 07 office@adweniam.at

Junker Gabriele

D, E

WAF

3033 Hochstrass 543 0676/314 8770, junghans.tina@gmail.com

D, E, F, R, (I)

Lawieserstraße 35, 3013 Tullnerbach 0664/301 5778, Fax: 02233/54 816 junker.gaby@gmail.com

Junker Kazue

J, Schw

Borschkegasse 5/4, 1090 Wien 319 6293, Fax: 319 6293

Juraschek Walter

D, E

Kahl Carola

D, E

Czerninplatz 2/9, 1020 Wien 0699/1925 1524 walter.juraschek@chello.at

D, J

Krotenbachgasse 27, 2345 Brunn a.G. 02236/378 811, 0676/544 3907 ipp@kabsi.at www.longstayaustria.at

WAF Poststeig 5, 3003 Gablitz 02231/61 282, 0664/371 2024 Fax: 02231/61 282 carola.kahl@drei.at

D, Dn, (E, N)

Servitengasse 5/29, 1090 Wien 317 6211, 0699/1154 7917, Fax: 317 6211 guide@lisiro.at, www.lisiro.at

D, Rum, (E)

Grenzweg 11a, 1210 Wien 0699/1913 2927 ispas.diana@gmail.com www.austrian-tourist-guide.at

Janaček Joanna

D, Poln

Erne-Seder-Gasse 8/2/207, 1030 Wien 0699/1059 4575 joanna.janacek@gmx.at, www.austriavisit.at

Jantsch Veronika, Mag.

Kaindl Susanne

D, E, Sp

Kalab Renate

D, E, (F)

Naaffgasse 71, 1180 Wien 470 6107, 0676/554 4455, Fax: 470 6107 susanne.kaindl@utanet.at

Grinzinger Straße 147/3/51, 1190 Wien 958 3272, 0699/1958 3272, Fax: 958 3272 renate.kalab@chello.at

D, I, (E)

Jemelka Gabriela, Mag. D, Sp, (E, F, I, Port)

Hetzendorfer Straße 138/1/6, 1120 Wien 798 9305, 0664/625 7070 Fax: 0810 9554 488 004 anja@hauptfeld.at

Thimiggasse 25/15, 1180 Wien 0676/8892 2550 ulla.hofer@hotmail.com www.fremdenfuehrer.co.at www.guidevienna.at

124

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012

122-129 Internes2012.indd 124

Jonke-Hrdlicka Romana

Hudolin Andrea-Elisabeth, Mag. D, (E, F, I) Kochgasse 24/15, 1080 Wien 402 0767 e.hudolin@vbs.ac.at

D, E

Rothenburgstraße 4/5, 1120 Wien 923 9111, 0699/1923 9112, Fax: 923 9111 meetvienna@gmx.at www.wienerwelten.at

Junghans Tina

Hasner Straße 42/2, 1160 Wien 0699/1906 9496 veronika.jantsch@gmx.at

D, E, (F)

Jodlbauer Wolfgang-Lothar

Mahlerstraße 13, 1010 Wien 513 3056, 0664/184 0772, Fax: 513 3056 annemariehuber@aon.at

Ispas Diana

D, E

D, E

Schüttelstraße 39/17, 1020 Wien 720 3449, 0699/1720 3449, Fax: 720 3449 elisabeth.jesenberger@gmx.at

Heiligenkreuzer Hof/Stiege 7, 1010 Wien 512 0179, eo.jirasko@aon.at

WAF

Viehtriftgasse 7/2/7, 1210 Wien 257 1124, 0680/214 1477 pirkko.holub@inode.at

Iro Lis

Korneuburger Straße 3 2103 Langenzersdorf 0664/308 2332, Fax: 02244/29 524 b.hiller@a1.net

Hofer Ulla

Jirasko Erika Olgad D, Schw, (E, F, I, Sp)

Ipp Tsuneko

Heuberger-Dornauer Yvonne

Hlawaty Kristina

D, E

Mariahilfer Straße 106/10, 1070 Wien 0676/304 4940 office@vienna-aktivtours.com www.vienna-aktivtours.com

Husa G. Maria, Mag. D, Poln, (E) WAF

Hiller Birgit-Petra, Mag. D, E, I

Höfler Wolfgang

D, E, Sp

Einwanggasse 27, 1140 Wien 894 5142, 0664/431 0519 Fax: 894 5142 sigrid.herbst@gmx.at

D, J WAF

0676/923 5586 lenasara.hasenclever@gmail.com

Hasenhütl Marianne

Herbst Sigrid Dkfm.

Pilotengasse 49/4/1, 1220 Wien 0699/1245 0343 susanne.herrmann@gmx.at

Hartmann Marilen

Operngasse 30/22, 1040 Wien 0699/1581 2585, Fax: 581 2585 sachiko.haruta@chello.at

D, I

D, E, (F)

Köstlergasse 5/19B, 1060 Wien 586 9856

Haruta-Högner Sachiko

WAF Herbich Zsuzsanna, Mag. D, U, (E)

Hartig-Girardoni Lydia

Jesenberger Elisabeth

Strohberggasse 16/2, 1120 Wien 804 3588, 0664/325 9682

Sonnbergstraße 30/6, 2380 Perchtolsdorf 0650/332 0664 tatjana.henfling@gmx.at

D, Nl

D, E

Hameaustraße 51, 1190 Wien 440 1799, 0664/400 3406, Fax: 440 1799 hoffmann.kaernten@gmail.com

Horvath Christine, Dr.

Henfling Tatjana, Mag.

Seeschlachtweg 469, 1110 Wien 769 7985, 0664/424 9056 Fax: 769 7985 j@hanzl.net

Hoffmann Heide-Marie

Holub Pirkko

Hembach Alexander D, (E)

Kegelgasse 14, 1030 Wien 470 0744, 0664/300 8773 Fax: 470 0744 lindehandlir@aon.at

Larochegasse 31, 1130 Wien 877 3724, 0676/317 2902 s.deheinrich@aon.at

Heinz Karl, Dr.

Halter Ingeborg, Mag.

Hanzl Jacqueline

Liechtensteinstraße 66/4, 1090 Wien 0699/1033 9772, Fax: 729 6812 haviar@gmx.at

Ungargasse 1/4/75, 1030 Wien 0699/1014 1469 gabriela.jemelka@gmail.com www.austriaguides.com/jemelka

Kaminski Irene

Salierigasse 12, 1180 Wien 479 8624, Fax: 479 8624 irene.kaminski@aon.at

D, Sp, (E)

Kammerleitner Erich D, E, Port, (I, Sp)

Rudolf-Nurejew-Promen. 9/18/10 1220 Wien 958 8992, 0699/1858 8992 kam.guide@chello.at

Karplus Hermann, Dr.

D, E

Volkergasse 4/4, 1150 Wien 596 3900, 0664/277 4286, Fax: 596 3900 herkarplus@aol.com

02.02.12 10:35


nach Alphabet Käsmayer Christa

D, E

Koch Susanne

Keisler Gabriella

D, U

Koder Ana

Wiesberggasse 10/10, 1160 Wien 0664/283 1190 christa.kaesmayer@aon.at

Ulmenstraße 27, 1140 Wien 9114 6661, Fax: 9114 6664 gabi@keisler.at

Killian Edith

D, F, (E)

WAF

Rosenhügelstraße 37/1/13, 1120 Wien 802 4379, 0676/304 4727, Fax: 802 4379 killianguide@gmx.at

Kim Jakyong

D, Kor, (E)

D, Kor

Schubertgasse 9/15, 1090 Wien 925 4809, 0664/381 8463, Fax: 925 4809 okin.kim@chello.at

Kinoshita Kozue

Weihburggasse 4/3, Stiege/49, 1010 Wien 513 6259 kozue.kinoshita@aon.at

Klausberger Bernd

J

D, Sp, (E, R)

Boigstraße 4, 4451 Garsten 0699/1925 3683 berndklausberger@hotmail.com

Kleesadl Gabriela

Wiener Straße 10/1/3 2301 Groß Enzersdorf 02249/4988, 0676/933 1180 Fax: 02249/4988 kleesadl.gabriela@aon.at

D, E, (F)

Kleisinger Birgitta D, Schw, (Dn, N) Suppégasse 7, 1130 Wien 876 4602, 0664/500 3245, Fax: 876 4602 birgitta.kleisinger@aon.at

D, F, (E)

WAF

Klos-Specht Barbara, Mag.

D, F

Kumpfgasse 7/6, 1010 Wien 513 6412, 0676/500 1365, Fax: 513 6412 brigitte.klima@aon.at

Kobsa Robert

Hasnerstraße 35/45, 1160 Wien 0676/942 3423 robert.kobsa@aon.at

D, E

Obere Donaustraße 45/24, 1020 Wien 0676/661 1035 silvia_kopez@yahoo.com

D, E

D, E, (F)

Karlheinz-Böhm Straße 1/8, 5082 Grödig 0664/420 3831, Fax: 967 9896 nikolaus.kopinitsch@sbg.at www.dienstleitungen.cc

Korber Nora

D, E, I

Serravagasse 15/3, 1140 Wien 894 3129, 0664/441 9941 MKOERNER@CHELLO.AT

D, E

D, I, (E)

Krammer-Hirsch Friederike MMag. D, E, F, (Sp) Abt Karl-Gasse 22–24/II/17, 1180 Wien 405 3968, 0664/486 5787, Fax: 405 3968 Krammer.hirsch@gmx.at

Hiessgasse 16/6, 1030 Wien 713 4614, Fax: 713 4614 Olga.kranl-medgyesi@gmx.at

Krapfenbauer-Horsky Bibiane-Stéphanie

Krause Ilona

D, U

Landgrebe Christiane

Krebs Lydia

D, I

Endresstraße 102/2/3, 1230 Wien 877 4916, iwkrause@gmx.at

Hardeggasse 67/38/3, 1220 Wien 283 8798, Fax: 283 8798

Kreiner Emmy

Kremser Barbara, Mag.

D, E

Anton Hanakgasse 48, 2103 Langenzersdorf 02244/306 70, 0680/207 6533 Fax: 02244/306 70 kremser.barbara@gmx.at

D, F

Kriegs-Au Marina

D, U, (E)

Pötzleinsdorfer Str. 96/9, 1180 Wien 0664/224 0840, 0676/970 9758 Fax: 470 0419/30 bibiane.krapfenbauer@gmx.at

D, E, F

D, E

Bräunerstraße 4 - 6/27, 1010 Wien 533 6043, Fax: 533 6043 gudrun.krier@gmx.at

Krupitzka Aurelia

D, F, (E)

Wiener Straße 116/18 2352 Gumpoldskirchen 02252/62 423, 0676/636 4296 aurelia.krupitzka@gmx.net

Krzempek Niespialowski Malgorzata, Mag.

D, Poln

Schottenfeldgasse 78/I/8, 1070 Wien 526 0138, 0676/529 1687 Fax: 526 0138 krzenies@gmx.at

Mollardgasse 4/13, 1060 Wien 0699/1160 9988 andrea.kugi@hotmail.com

Kühbacher Norbert

D, I, (E)

D, Dn, (E, N, Schw)

Tellgasse 14/10, 1150 Wien 789 9526, 0664/890 6147 Fax: 789 9526 doris.kuhnert@hotmail.com

Kurzel-Runtscheiner Helene D, (E, F) Argentinierstraße 4, 1040 Wien 505 1572, h.kurzel@aon.at

D, F

Lahr Marco

Gurkgasse 19/16, 1140 Wien 924 3027 marco.lahr@chello.at

D, Sp, (F, E)

D, F, (E)

Laschitz Hans Stefan

D

Floßgasse 16 - 18/2/6, 1020 Wien 212 5728, 263 1161 Fax: 212 5728, 263 1161 h.laschitz@gmx.at

Leisser Gerda

D, E, (I)

Levina Elena

D, R, (E)

Schubertstraße 7, 2230 Gänserndorf 02282/80 117, 0650/551 0698 Fax: 02282/80 117 47 gleisser@aon.at

Blindengasse 5/7, 1080 Wien 0676/950 1575 eplevina@hotmail.com

Levtchik Ella, Mag.

D, I, R, (E, F)

Breitenseerstraße 3/9, 1140 Wien 947 7449, 0664/930 0422 ella.levtchik@chello.at

Webgasse 37/3/4, 1060 Wien 0699/8131 3024 maniwien@gmail.com

D, E, (F)

Lindinger Brigitte, Mag.

D, F

Lischka Helmut, Mag.

D, E

Müllnergasse 3/2, 1090 Wien 317 7159, 0664/275 6352 Fax: 317 7159 brigitte.lindinger@gmx.net

Penzinger Straße 64/3/8, 1140 Wien 0664/610 1070 helmutlischka@gmx.at

Fehlingergasse 17, 1130 Wien 0650/450 0885 angelalongauer@gmail.com www.decouvrir-vienne.com

Lutz Linde

Lerchenfelder Straße 37/23, 1070 Wien 0699/1129 7995 info@noas.info

Kuhnert Doris

Trautsongasse 2/8, 1080 Wien 405 4598, Fax: 405 4598

Longauer Angela, Mag.

D, E

D, Ch

Petzvalgasse 5/13, 1040 Wien 0676/419 0030 su-lin.lai@chello.at

Leydolt Ninette, Mag.

Krier Gudrun

www.guides-in-vienna.at 122-129 Internes2012.indd 125

D, Tsch

Schloßgasse 24a, 2500 Baden 02252/43 433

Kugi Andrea, Mag.

Rötzergasse 19/13, 1170 Wien 407 9415, 0699/1216 9431, Fax: 407 9415 christiana.koskarti@gmail.com

Kranl-Medgyesi Olga

Lai Su-Lin

Schweizertalstraße 40, 1130 Wien 877 8160, 0650/750 8459 Fax: 877 8160 19 marina.viennaguide@gmx.at

Kopez Silvia, Mag.

Koskarti Christiana

D, E

Trollblumengasse 42, 1220 Wien 0699/1326 9268 friederike.kraus@gmx.at

Zirkusgasse 11/29, 1020 Wien 216 5253, 0664/411 4936

Worellstraße 3, 1060 Wien 586 7308, 581 8640, 0699/1405 2922 Fax: 586 7308 herbert.konrad@kunstkultur.com www.kunstkultur.com

Kopinitsch Nikolaus

Kraus Friederike

Kreuzinger Isabella

Körner Maria-Theresia, Mag. D, E, R

Gentzgasse 14-20/9/8, 1180 Wien 0650/614 9614 colakleinberger@hotmail.com

Zinckgasse 8/24, 1150 Wien 983 3073, 0699/1983 3073 Fax: 983 3073 barbara.klos-specht@chello.at

D, E

Schlösselgasse 11/4, 1080 Wien 405 2418, 0664/542 4050 v.koellner@utanet.at

Nussdorfer Straße 6/18, 1090 Wien 0660/558 8688, nora.korber@libero.it

Kleinberger Cornelia, Mag. D, E, (F)

Klima Brigitte

Speisinger Straße 37/1, 1130 Wien 879 7559, 0664/345 9628 koller.hi@aon.at

Konrad Herbert Ludwig

D, E

Strozzigasse 26/6, 1080 Wien 0699/1924 7154 patrizia.kindl@chello.at

D, E

Köllner Walli, Ing.

D, Kor

Kindl Patrizia

D, F, (E, I)

Stumpergasse 1/Top 11, 1060 Wien 597 2667, 0676/403 4587, Fax: 597 2667 thomas.koeberle@chello.at

Koller Irene

Stumpergasse 51/35, 1060 Wien 269 9482, 0699/1381 3419, Fax: 894 9632 kimvienna@hotmail.com

Kim Ok In

D, Sp, (E, Port)

Landstraßer Hauptstraße 116/16 1030 Wien 0664/300 5375 anna.koder@utanet.at www.toursviena.at

Koeberle Thomas

Untere Augartenstraße 18/1/2, 1020 Wien 0676/337 3898, jakyongkim@chello.at

Kim Jung Won

D, E, (F)

Hofstattgasse 16/26, 1180 Wien 368 1066, 0676/403 0115, Fax: 368 1066 gecko5@aon.at

D, (E, F)

Böcklinstraße 88/8, 1020 Wien 720 7947, 0699/1918 7893 Fax: 720 7947 linde.lutz@chello.at

D, F, (E)

WAF

Macho Regina

D, F, (E)

Mader Daranee

Thai, (E)

Kierlinger Straße 46, 3400 Klosterneuburg 02243/32 012, 0664/7365 9946 Fax: 02243/32 012 regina.macho@aon.at

Paltaufgasse 21/1/8, 1160 Wien 924 2627, 0699/1203 0024 daranee_mader@hotmail.com www.thaiguidevienna.com

Maderthaner Renate, Mag. Arch. D, E, (F) Neuer Markt 9/21, 1010 Wien 513 5034, Fax: 513 5034 renate.maderthaner@chello.at

125 02.02.12 10:35


Mitgliederliste Madl Cornelia

D, E

Taborstraße 83/16, 1020 Wien 212 6998, 0699/1133 0422, Fax: 212 6998 cornelia.madl@gmx.at www.wienfuehrungen.at

Mayer-Sebestyén Piroska D, Sp, (E, U)

Neuhauser Regine, Mag.

Schleifmühlgasse 13/23, 1040 Wien 0676/516 2894 piroska.mayer@chello.at

Hadikgasse 22/4/10, 1140 Wien 0699/1373 7503 Fax: 966 7344 regine.neuhauser@chello.at

Mahfouz-Pospichal Gabriele D, E, (I)

Mele Cristina

Nikiforova Vladlena

Maierhofer Susanne D, (I, R, U) WAF

Mildner Liselotte Dkfm.

D, E

Major Berta Maria

Minnich Uta

WAF

Breitenseer Str. 80/3/52, 1140 Wien 0699/1726 7074 Fax: 786 0436

Kirchstetterngasse 32/11, 1160 Wien 0664/201 7106, Fax: 494 5265 susanne.maierhoferguide@gmx.at www.viennaguide.co.at

D, E, F WAF

Ruthgasse 7/3/2, 1190 Wien 369 8866, Fax: 369 8866 berta.maria@major.at

Maltrovsky Iva MMag. D, Bg, (E, J, R) Traubengasse 21, 2440 Gramatneusiedl 02234/73 296, 0650/283 3068 Fax: 02234/73 296 iva.maltrovsky@gmx.at

Mandl Bettina

D, E

I, (E, Sp)

Grundsteingasse 41/2/4-5, 1160 Wien 407 2830, 0676/418 7711 Fax: 407 2830 cristina_mele@yahoo.it

Josefstädter Straße 19, 1080 Wien 406 6745 Fax: 406 6745 lisa.mildner@chello.at

D, F, (E)

Weidlichgasse 12/2, 1130 Wien 876 8854, 0664/271 9565 Fax: 876 8854 utaguide@utanet.at

Montiel de Muhm Sonia

D, Sp

Nordwestbahnstraße 25/5, 1020 Wien 0669/1925 1712 sonia.muhm@chello.at www.sonita.at, www.soni.at

Mandl Kathrin

Moser Elisabeth, Dkfm. Mag. D, F, (E)

Marterbauer Andrea

Troststraße 53/21, 1100 Wien 607 8399, 0676/365 2872 marterbauer@aon.at

Martin Giuseppina

Singerstraße 20, 1010 Wien 512 9735, 0664/308 3839 mara.martin@gmx.at

D, I, (E)

D, E, U

D, E

D, I, (E)

D, Sp, (E)

Schweighofer Str. 31, 3032 Eichgraben 0676/ 934 5669 susanne@austriaguides.com www.austriaguides.com/susanne

D, R

Taborstraße 126/20, 1020 Wien 0676/337 4268 ninamayer1@yandex.ru

126 122-129 Internes2012.indd 126

D, I, (E)

D, Sp, (E)

Jeneweingasse 19/1/1, 1210 Wien 271 7641, 0676/534 9058 Fax: 271 7641 mueller.guide@gmx.at

Musliu Imri

D, (E, F, I)

WAF

D, E

Missindorfstraße 31/10-11, 1140 Wien 923 4248, 0699/1083 7334 Fax: 923 4248 martin.mutschlechner@chello.at

Naderer Christl Dkfm. Gogolgasse 23, 1130 Wien 877 2425, 0664/338 4196 Fax: 877 2425 christl.naderer@gmx.at

Neubacher Eleonore

Past Christian, Mag.

D, E

Kundratstraße 10/10/13, 1100 Wien 913 9467, 0664/177 9314 christian.past@chello.at

Nunez Oviedo Janet Cristina D, Sp

Pavese Claude

Bennoplatz 5/17, 1080 Wien 405 1051, 0699/1096 9864 Fax: 405 1051 nunezjanet@hotmail.com

Lechthalergasse 30, 1230 Wien 889 4070, 0699/1212 2004 Fax: 889 4070 claudepavese@aon.at

Oberhummer-Rambossek Silvia, Dr. D, F, (Sp, E)

Perl Sarah

Obermayer Romana

Gusenleithnergasse 5/1/11, 1140 Wien 914 9921, 0699/1136 7226 Romana@obermayer-it.at www.stadtbummel.at

Orellana Cruz Ernesto

D, E

F

D, E

Neubaugasse 5/6, 1070 Wien 0699/1235 4421 sarah.perl@gmx.net

D, Port, (E)

Yppengasse 1/14, 1160 Wien 402 0306, 0699/1233 7809, Fax: 402 0306 pernaric@gmx.at

Pernul-Oswald Elisabeth, Mag. D, R, (I)

D,Sp, (E, I)

Lazarettgasse 37/12, 1090 Wien 0664/510 1018 e.orellanacruz@gmail.com

Hietzinger Hauptstraße 103/12, 1130 Wien 876 0347, 0699/1320 1121 Fax: 876 0347 oswald-pernul@aon.at

Peters Mariken

Orlowski Jaroslaw Cezary, Mag. D, Poln, (R)

D, Nl, (E)

Vorgartenstraße 145-157/5/22, 1020 Wien 212 4815, 0664/221 3727 mariken_peters@aon.at

Jedlersdorfer Straße 182/2/18, 1210 Wien 294 2199, 0681/1024 4292 jaroslaw.orlowski@chello.at

Ortner Renate

D, E, I

D

Mariahilfer Straße 105, 1060 Wien 597 1286, 0699/1219 2776 Fax: 597 1286 RenateOrtner@hotmail.com

Otte Anneliese

D, E

Otto Michael

D, E

Fillgradergasse 21/3/11, 1060 Wien 0699/1954 4982 anneliese.otte@chello.at

D, Sb, Kr, (Al)

Mutschlechner Martin

D, R, (E)

Sonnleithnergasse 15/84, 1100 Wien 0664/851 5150 vladaniki@hotmail.com

Peyrl Klaus, Ing. D, E, Sp, R, (Port)

Speisinger Straße 46-48/3/2, 1130 Wien 0676/627 5776 office@vienna-guided-tours.com

Anzengruberstraße 3, 3032 Eichgraben 0676/922 3599 italiana63@hotmail.com www.austriaguides.com

Mayer Nina

Müller Ulrike

Nußberggasse 7a, 1190 Wien 370 8404

Widerhoferplatz 4/12, 1090 Wien 317 8870, 0664/160 9214 Fax: 317 8870 15 Sigrid.Massenbauer@Massenbauer.at

Maurer Susanne

Mottl Ingrid

Münster Irmgard

Massenbauer Sigrid, Mag.

Maurer Manuela

Rustenschacher Allee 34-36/2/5, 1020 Wien 720 5994, 0676/362 2328 clemensmosch@hotmail.com

Mosergasse 6/13, 1090 Wien 310 1955 ingrid.mottl@aon.at

Hasnerstraße 46/15, 1160 Wien 943 0755, 0699/1039 7948 giuseppina.martin@hotmail.com

Martin Mara, Komm.Rat

D, E

Kwizdastraße 25/4, 2100 Korneuburg 02262/61 395, 0664/562 0869 moser.elisabeth-guide@aon.at

D, I, (E, F)

D, E

Baumgartenstraße 91, 1140 Wien 416 7924, 0664/154 1034 Fax: 544 8687 pasetti@gmx.at

Pernaric Lydia

Mosch Clemens, Mag.

Bräuhausgasse 31/40, 1050 Wien 0660/177 5993 kathi_mandl@gmx.at

Pasetti Marius, Mag.

Blechturmgasse 18/22, 1040 Wien 0650/641 7392 silvia.oberhummer@hotmail.com

Ottakringer Straße 242/1/16, 1160 Wien 480 2525, 0664/312 7788 bettina-mandl@chello.at www.my-vienna-guides.at

D, E

D, E, Sp

Waldvogelstraße 18-24/5/8, 1130 Wien 0699/1033 4728 michaelotto@gmx.at

Paminger Franz

Rohrergasse 20/3/5, 1160 Wien 0699/1788 4451 franz.paminger@chello.at

D, R, (E)

Papatheophilou Theophilos

Wien 369 6401, 0664/281 9118, Fax: 369 6401 vienna-tours-leonor@aon.at

Peyrl Marie Carmen D, Sp, E, Port, (F)

Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien 512 1215, 0664/301 7035, Fax: 512 2870 carmen.peyrl@chello.at

Pfister Franziska Maria D, E, Schw, (N)

Kriemhildplatz 9/17, 1150 Wien 789 6990, 0676/948 3303, Fax: 789 6990 f.pfister@guidewien.com www.guidewien.com

Pfitzner Lore

D, E

Pfitzner Thomas

D, E

Altsiedlergasse 29, 3400 Klosterneuburg 02243/25 237, 0664/7302 5910

D, Gr

Heinrich-Collin-Str. 3c/Stg. 9/72 1140 Wien 602 2018, 0699/1013 7376, Fax: 602 2018 theophil@ccc.at

Gartenstraße 238/1/3 2723 Muthmannsdorf 0664/848 2937 thomas.pfitzner@bmf.gv.at

Pape Christiane

Philipp Christa

D, F, Sp, (E)

Hernalser Hauptstraße 45/22, 1170 Wien 990 2065, 0680/120 0802, Fax: 990 2065 christiane.pape@chello.at

D, E, Sp

Wiesingerstraße 1/23, 1010 Wien 512 1215, 0664/301 7035 carmen.peyrl@chello.at

Parak Josef

D

Schmutzergasse 1/4/38, 1150 Wien 982 9105, 0664/595 7813 josef.parak@ipa.at

WAF

D, E, F

Tanbruckgasse 16 - 22/II, 1120 Wien 815 9695, Fax: 815 9695

Pienkowski Bozena Ewa, Mag. D, Poln Rotensterngasse 20/20, 1020 Wien 0664/233 4710 be.pienkowski@gmail.com

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:35


nach Alphabet Piffl Renate

D, E, (F)

Lerchenfelder Straße 37/21, 1070 Wien 533 8111, 0699/1909 0842 piffl.renate@aon.at

Ploder Eva-Maria

D, E

Rickard-Lindström-Gasse 39, 1100 Wien 689 2316, 0664/402 2631, Fax: 689 2316 eva.ploder@aon.at

Polz Peter

D, (E, F, I, Sp)

Bäckerstraße 2/34-36, 1010 Wien 513 8782, Fax: 513 8782 polz@utanet.at

Pontoni Marianne

D, U

Prof. Josef-Humplik-G. 18 3002 Purkersdorf 02231/63 629, 0676/375 7055 Fax: 02231/63 629 pontoni@chello.at

Popescu Michael, DI

Rashid Hasiba, Mag. D, A, (E, Rum) Zwölfergasse 3/10-11, 1150 Wien 0688/864 9730 reiseleiterin2000@hotmail.com

Rasper Elke

Rennweg 70/1/29, 1030 Wien 799 0756, 0699/1110 6183 Fax: 799 0756 elke.rasper@aon.at

D, (E, F)

Rathauscher Doris

D, (F, I)

Goldschmiedgasse 9/1/24, 1010 Wien 533 8040, 0699/1733 8040 Fax: 533 8040 doris.rathauscher@aon.at

Jungstraße 14/9, 1020 Wien 0664/545 0441, viena@web.de

Prammer-Schukovits Ilse

Oberlaaerstraße 210/7, 1100 Wien 726 1683, 0676/503 3691 Fax: 726 1683 i.prammer@aon.at

Pranter Evelyne

Praterstraße 11, 1020 Wien 216 0240, 0676/432 3715 Fax: 216 0240 evelyne.pranter@gmx.at

Preußer Ursula, Mag.

D, (E)

D, (F)

D, E

Reichart Herbert

D, E

Profunser-Abram Veronika, Mag. D, I Endemanngasse 29, 1230 Wien 889 7898, 0664/545 4749 Fax: 889 7898 veronika.abram@aon.at

Maiklgasse 2/31/20, 1100 Wien 0699/1080 9676 a8207267@unet.univie.ac.at

Purdea George, Mag. Dr. D, E, F, I, Sp, (Rum)

Böcklinstraße 52/9, 1020 Wien 0699/1188 9765 george.purdea@univie.ac.at

D, E, (F)

Reiter Susanne, Ing.

D, E

Renner Christine

D, E

Friedrich Manhartstraße 4, 1210 Wien 294 6774, 0664/7387 5305 sue.reiter@aon.at

Juchgasse 13-15/11, 1030 Wien 712 5395 Fax: 712 5395

D, Est, (Sp)

Rogge Eva, Dr.

D, E

Hornbostelgasse 11/16, 1060 Wien 408 8295, 0664/206 9360 Fax: 408 8295 90 manuel.romero@chello.at www.j-strauss.com

Rüdegger Gerlinde

D, (E, F)

Eroicagasse 41, 1190 Wien 370 2554, 0676/624 1490, Fax: 370 2554 g.ruedegger@aon.at

Rudich Pablo

D, Sp, (E, F, I, Port)

Herminengasse 13/10, 1020 Wien 0650/254 4436 pablo.rudich@chello.at

Salzmann Gertraud

D, E, (F, Sp)

Edelhofgasse 13/15 D, 1180 Wien 479 4681, 0664/523 1460 salzmanng@aon.at

Santi-Pfann Walpurga, Dr.

Obere Amtshausgasse 40/5, 1050 Wien 548 9582, Fax: 548 9582 walpurga.santi-pfann@chello.at

Saravia Eulalio

D, I

Sp, (E, I, Port)

Missindorfstraße 14/9, 1140 Wien 983 2038, 0664/358 1603, Fax: 983 2038 litho@chello.at

D, E, (F) WAF

Anton Baumgartner-Str. 44/A4/146 1232 Wien 667 5518, 0664/335 0736, Fax: 667 5518 elfriede.rontzai@chello.at

Roth Brigitte, Dr. D, E, F, (I, Port, Sp)

Hauptstraße 85/3/6, 3420 Kritzendorf 02243/20 178, 0664/400 9960 Fax: 02243/20 178 b.roth@viennaguide.info

Rottensteiner Doris

Brühler Straße 67c-5, 2340 Mödling 0681/1064 6903 guide.gertie@gmx.at

Tulpengasse 5/21, 1080 Wien 403 3899, 0664/307 6645, Fax: 403 3899 rsalzbrunn@hotmail.com

Romero-Portela Manuel D, Sp, (I, Port)

Rontzai Elfriede

Roznovsky Gertrude D, E, (F) WAF

Salzbrunn Renate, Mag. D, (E, Port, Sp)

Neulerchenfelder Str. 55/2/10, 1160 Wien 403 0103, 0664/462 9458Fax: 403 0103 evarogge@utanet.at

Rausch Franzisca

Reischmann Helga, Mag.

Rikberg Rita, Mag.

Bindergasse 5/26, 1090 Wien 0676/724 3609 nancy.rintelen@gmx.at

Buchberggasse 29/4, 3400 Klosterneuburg 02243/31 635, 0664/7363 8239 h.reichart@aon.at

D, (E)

D, (E, I)

Rintelen Nancy Danae, Mag. D, F, I, (E, Tr)

Gartensiedlung Mexico/29, 1220 Wien 212 1135, 0699/1175 8261 Fax: 212 1135 office@bikeandguide.com

D, F, (E)

Hochmaisgasse 14 – 16, 1130 Wien 804 3168 Fax: 804 3168 preusser@aon.at

Raab Galina

Hagenberggasse 27/9, 1130 Wien 876 6561 Fax: 876 6561

Rieser Christa

WAF

Rötzergasse 3/14, 1170 Wien 403 0447, 0664/456 5601, Fax: 403 0447 vindobona1@gmx.at

Steinbruchstraße 33A, 1140 Wien 0664/308 5441, Fax: 419 1009

Rauchwarter Gerlinde

D, E

Obkirchergasse 2-6/4/8, 1190 Wien 368 8520, 0676/584 8759 Fax: 368 8520 renney@aon.at

Alliiertenstraße 10/12, 1020 Wien 216 6394, 0664/202 8122, Fax: 216 6394 c.rieser@gmx.at

Raubal Friedrich, Ing. Mag. D, F, (E, I, Sp)

D, Rum, (F)

Renney Madeleine

D, F, (E, I, Sp)

Kalvarienberggasse 55/12, 1170 Wien 0676/351 6583 DorisRottensteiner@gmx.at

Sarria-Ortiz Fernanda D, Sp, (Port) Georg Siglgasse 11/11, 1090 Wien 941 2474, 0699/1301 2202 Fax: 941 2474 fernanda.austriaguide@chello.at

Saudino Katharina, Mag. D, E, Tsch Lederergasse 17/7a, 1080 Wien 524 0520, 0676/519 6069, Fax: 524 0520 k.saudino@aon.at www.saudino.at

Sawerthal Ingrid, Mag.

D, E, I

Praterstraße 25/15, 1020 Wien 216 7267, 0664/410 7387, Fax: 216 7267 ingrid.sawerthal@chello.at

D, R

Amalie-Seidel-Weg 3/2/5.05, 1120 Wien 786 4328, 0699/1135 8675 raab.g@aon.at www.galinaguide.com

Radunsky Andrea

D, U, (E)

Gussenbauergasse 2/17, 1090 Wien 319 2230, 0699/1041 1732, Fax: 319 2230 andrea.radunsky@gmx.at

Radžiūnaitė Daiva, Mag.

Wasnergasse 27/20, 1200 Wien 0676/551 6842 daivarad@yahoo.de www.austriagidas.at

Rajala Virve, Mag.

Im Gestockert 60A, 1220 Wien 0676/956 2638 virve.rajala@aon.at

D, Lit

Buchen Sie Ihren Fremdenführer ganz komfortabel:

01/786 24 00 D, Fin

www.guides-in-vienna.at www.guides-in-vienna.at

122-129 Internes2012.indd 127

127 02.02.12 10:35


Mitgliederliste Scarpello Gaetano

I

Kuefsteingasse 35/25, 1140 Wien 617 2902, 0676/335 3622 Fax: 617 2902 gaetano.scarpello@aon.at

Scheiber Peter

Berggasse 13, 7331 Weppersdorf 02618/3225, 0660/446 6045 peter.scheiber@wienguide.net www.wienguide.net

D, E, Sp

Schellenberg Aiga

D, E

Pelikangasse 14, 1090 Wien 407 1592, 0676/715 7640 Fax: 407 1592 aiga.schellenberg@chello.at

Scherabon Giselheid

D, (E) WAF

Linienamtsgasse 8/6/2, 1130 Wien 804 8377, 0699/8880 3571 Fax: 804 8377 giselheid.scherabon@gmx.at

Scherhak Elisabeth, Dr. D, F, (E, I) WAF Kefergasse 21/4/4, 1140 Wien 911 2760, 0664/260 7502, Fax: 911 2760 e.scherhak@gmx.at

Schertler Doris

D, F, (E)

Tigergasse 16/5, 1080 Wien 923 6309, 0699/1923 6309, Fax: 923 6309 doris.schertler@chello.at

Schindl Brigitte

D, E, Sp, (I, Port)

Löwengasse 45/Top 1, 1030 Wien 913 9874, 0699/1913 9874, Fax: 913 9874 gittis@chello.at

Schüller Antonia

Schümatschek Martina A., Mag. D, E WAF Mariahilfer Straße 49/38, 1060 Wien 0664/234 7913, Fax: 208 4284 mas@triloca.at www.triloca.at

Schwaiger Andrea Theresia

Schwarz Margarete

Schwarz Ursula

Schwentenwein Herbert, Mag. D, E Bachgasse 6, 7023 Stöttera 02626/20 092, 0664/243 6113 Fax: 02626/50 327 office@der-schwentenwein.com www.der-schwentenwein.com

Schmidt Klaus-Dieter, Dr.

D, E

Shu Yin-Jsua (Angela)

Starkfriedgasse 29, 1180 Wien 479 5283, 0676/951 9352, Fax: 479 5283 kd.schmidt@aon.at www.viennaguides.at

Schneider Alexandra

D, E

Linzer Straße 410, 1140 Wien 0664/520 9189 sandi.schneider@gmx.net

Schober Hedwig

Wilhelminenstr. 34/15-17, 1160 Wien 480 8745, Fax: 480 8745 karl.schober2@chello.at

Schönenberg Marianne, Dr. D, E WAF Hofherrgasse 4/13, 1100 Wien 710 6156, 0699/1083 7659 marianne.schoenenberg@a1.net

Schroder Elisabeth

D, E, F, I, Sp

D, F, (E)

D, (E, F)

Mariahilfer Straße 49/3/63, 1060 Wien 581 7865, 0676/672 1587, Fax: 581 7865 hiseidl@utanet.at

Ch, (E)

Kampstraße 11/13, 1200 Wien 0664/502 0015, Fax: 333 9648 angela_shuy@yahoo.com

Slameczka Gerlinde

Ennsgasse 7 - 11/II/15, 1020 Wien 913 7132, 0664/526 1476

D, E

D, Nl, (E)

A.-Baumgartner-Str. 44/C4/1902, 1230 Wien 810 5152, 0699/1029 5076, Fax: 810 5152 hildegard.snehota@chello.at

Spatzierer Gisela

Hans-Tinhof-Str. 2/7, 7000 Eisenstadt 02682/61 150, 0664/911 6822 Fax: 02682/61 150 office@burgenland-entdecken.at www.burgenland-entdecken.at

Spiegler Gudrun

D

Zur Spinnerin 44/23, 1100 Wien 0699/1920 9481 office@stabel.at

Argentinier Straße 18/12, 1040 Wien 0699/1906 1008 stallforth@t-online.de

D, E

D, I, (Sp, E)

D, E

Steiner Irene MMag.

D, E

D, Poln

Spargelfeldstraße 162/192, 1220 Wien 734 3119, 0699/1003 1814 Fax: 734 3119 steinwider@chello.at

Stickler Margarete

D, E

Stiehler-Chiose Sanda, Mag. D, F, Rum

D, E, R

Rauchfankehrergasse 8/8, 1150 Wien 0699/1099 0204 Fax: 974 0261 guide.christian@gmail.com

Neulerchenfelder Straße 23/25, 1160 Wien 402 9310 szeguide@wien-entdecken.at www.wien-entdecken.at

Zur Spinnerin 53/4/2, 1100 Wien 943 7864, 0699/1943 7864, Fax: 943 7864 szwedek@chello.at

Tadros Samia

D, (E, F, I, N, Schw)

Tavcar Newa

D, I

Tentschert Monika

D, E

Dempschergasse 7/16, 1180 Wien 406 3646, 0699/1025 4016, Fax: 406 3646 officeviennainfo@hotmail.com

Sechsschimmelgasse 1/19, 1090 Wien 0676/415 9017 newatav@yahoo.com

Thiem Gabriele, Mag.

D, E, (I, F)

Heigerleinstraße 52/4/23, 1160 Wien 0676/918 1966 alexandra.stolba@chello.at

Stollhof Alexander, Dr.

D, I, (E)

Tautenhayngasse 19/11, 1150 Wien 0660/492 4878 info@gabi-thiem.at

D, (E)

D, E

Feldstraße 32, 5230 Mattighofen 07742/58 738, Fax: 07742/58 738 elisabeth.schroder@aon.at

128

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012

Pirkebnerstraße 1-3/Stg. 2/Tür 2, 1120 Wien 0664/557 0916 alexander.stollhof@chello.at www.wienerwelten.at

D, I, (E, Sp)

Zennergasse 4, 1160 Wien 486 1090, 0688/853 1800 Fax: 486 1090 a.thon@gmx.at

Timmermann Brigitte, Dr.

D, F, E

Wiethestraße 69/1, 1220 Wien 774 8901, Fax: 774 8933 brigitte.timmermann@viennawalks.com

Titelbach Angela

Gonzagagasse 2/41, 1010 Wien 533 6397, 0676/935 1064 gudrun.stolle@gmx.at

D, Nl

Szegö Johann, Komm.Rat D, E, U WAF

Thon Adelheid

Kierlinger Str. 136b/8, 3400 Klosterneuburg 02243/28 880, 0650/950 5717 Fax: 02243/28 880 sanda.stiehler@aon.at

Pötzleinsdorfer Straße 34, 1180 Wien 479 7835, 0664/435 6132, Fax: 479 7835 gudrun.spiegler@live.at

122-129 Internes2012.indd 128

Strömmer Elisabeth, Dr.

Obere Augartenstraße 40/21, 1020 Wien 212 0640, 0664/360 8667, Fax: 212 0640

Jakob-Thoma-Straße 6/7, 2340 Mödling 02236/46 117 margarete.stickler@kabsi.at

Stolle Gudrun

D, E

WAF

D, E, I

Wattmanngasse 11, 1130 Wien 0676/330 9611, Fax: 877 3916 irene.steiner@inode.at

Stolba Alexandra

D, E

Szwedek Kazimiera-Katharina D, Poln, (E, R)

Weintraubengasse 30/11, 1020 Wien 0699/1011 1020 elisabeth.steiner@vienna-guide.com

Stockinger Christian

Strobl Julia

Hellmesbergergasse 2, 1140 Wien 887 2260, Fax: 887 2260 elisabeth.guide@gmx.at

Sautergasse 62/21, 1170 Wien 0650/761 4538 christian_stehrer@yahoo.com www.christian-stehrer.at

Steiner Elisabeth

D, F, Sp, (E, I) WAF

Breitenfelder Gasse 18/8, 1080 Wien 0676/934 0939 jmstrobl@hotmail.com

Stallforth Elisabeth

Stehrer Christian

Strassberg Valerie

Große Stadtgutgasse 14/103, 1020 Wien 0699/1958 4496 valerie.strassberg@chello.at www.strassberg.at

Stabel Christine, Mag.

Steinwider Bozena, DI

Karl Schweighofer-Gasse 10, 1070 Wien 523 2180, 0676/377 9649, Fax: 523 3768 02 anna.seibel@gmx.at

Snehota Hildegard D, F, U

D

Einwanggasse 17/3/10, 1140 Wien 894 5363, 0664/132 4206 schwarz.u@aon.at

D, E

Willergasse 39, 1230 Wien 892 2312, 0699/1063 2019, Fax: 892 0797 office@go-schmidt.at

D, E, I

Gussriegelstraße 39/5, 1100 Wien 604 7156, 0664/569 1877, Fax: 604 7156

Schmidt Gertraud

D, R

Althanstraße 11-13/4/7, 1090 Wien 0664/486 8687 Fax: 319 6844 lena.spiesberger@gmx.at

Wollergasse 1, 1190 Wien 370 3228, 0676/504 9295 Fax: 370 3228 seija.stanek@aon.at

Kanalstraße 6/1, 1220 Wien 0650/223 0751 silvia.schwammschneider@aon.at

Seidl Hilde

Spiesberger Lena

Stanek Seija D, Fn, (E, Dn, N, Schw)

Schwammschneider Silvia D, (E, F, I, Port, Sp)

Seibel Anna Maria, Mag.

Rotenmühlgasse 13/2/14, 1120 Wien 0699/1913 9875 Walter.Schindl@chello.at

D, E

Neusserplatz 4/23, 1150 Wien 0699/1968 6762 schwaiger.andrea@gmx.at

D, E

Schindl Walter

D, Sp, (E)

Pfadenhauergasse 2/9, 1140 Wien 982 5569, 0676/364 7094 Fax: 982 5569

D, E

Langmaisgasse 5/6, 1150 Wien 982 0863, Fax: 982 0863 titelbachguide@chello.at

Traußnig Sally

WAF

D, Ch, (E)

Ing.-Josef-Gattermaier-G. 3/2 2345 Brunn a.G. 0676/373 0839, Tel. u. Fax: 02236/32 88 28 sallytraussnig@hotmail.com

Travnicek Reinhard, Dr. D, I, F, Sp, (E)

Phorusgasse 14/6, 1040 Wien 585 7914, Fax: 585 7914 reinhard.travnicek@chello.at

02.02.12 10:35


nach Alphabet Traxler Adele

D, I

Sieveringer Str. 152, 1190 Wien 440 2847

Tretter Martha, Mag.

D, Port, (E)

Porzellangasse 34/7, 1090 Wien 942 7872, 0699/1214 2379, Fax: 942 7872 office@artemezzo.com www.artemezzo.com

Triebnig Hans

D, E, I, (Sp, F)

Hauptstraße 37, 2114 Hornsburg 0699/1904 3001 hans.triebnig@live.at

Trost Katharina, Mag.

D, E

Traklgasse 11/3, 1190 Wien 0676/750 5154, Fax: 4402 7814 kathitrost@hotmail.com

Tueni Ariane

D, E

WAF

von Spreckelsen-Berger Regine D, F, (E)

D, E, Sp

Josefstädter Straße 3/10, 1080 Wien 990 0316, 0699/1944 7052 Fax: 990 0316 turaniczguide@gmx.at

D, E

Franz-Veiglstraße 4-2, 3495 Rohrendorf 0676/958 0907 christina@stadtbilder.at www.stadtbilder.at

Unger Liisa

D, Fn

Karlweisgasse 18/1/2, 1180 Wien 470 9429, Fax: 470 9429

Wolflingseder Barbara

Formanekgasse 5/12, 1190 Wien 367 0141, 0676/413 3331 Fax: 367 0452 tamara@veni-vidi.at

D, E, (I, Rum)

D, Slo, (Kr, I)

Favoritenstraße 119/1/12, 1100 Wien 0664/153 8661 sonja.wakounig@gmx.at

Unger-Stiasny Monika

D, E

Valchar Grete

D, E

Landstraßer Hauptstraße 133/32, 1030 Wien 713 1189

Alszeile 15/3/24, 1170 Wien 0699/1052 6930, wien-tour@gmx.net

Weiss Olga

D, E

Zillinger Karl, Mag. D, E, (F, I, Sp) Radetzkystraße 8/8, 1030 Wien 402 5372, 0699/1922 5103, Fax: 922 5103 office@zillinger4vienna.at www.zillinger4vienna.at

D, J

Franz-Josefs-Kai 33/12, 1010 Wien 504 5239, 0664/212 8014, Fax: 5045 2394 guide-felicitas@chello.at www.viennawalks.at

Zorzi Laura

D, I

Yurkevich Larisa

D, R

Zundritsch Caroline

Yu-Rodax Li-Yi

D, Ch

Schüttaustraße 48-6a, 1220 Wien 0650/410 7134 larisa.yurkevich@chello.at

Gassergasse 25/8, 1050 Wien 920 1287, 0699/1920 1287, Fax: 920 1287 Li-Yi.Yu@chello.at

Schüttaustraße 1-39/9/3, 1220 Wien 729 8357, 0699/1300 5035, 0699/1818 2124 Fax: 729357 michael.weinberg@chello.at

D

Josefstädter Straße 25, 1080 Wien 715 4153, 0699/1715 4153, Fax: 715 41531 susanne.zika@aon.at

Kamillenweg 8/10, 1220 Wien 282 8598, 0664/7365 6482 zlabinger-mameda@aon.at

Wressnig Felicitas D, E, Sp, (F) WAF

Hochleithenstraße 21, 2120 Wolkersdorf 02245/3175, 02245/3175 77 Fax: 0664/324 5240 maria.wagner@optimum.co.at

Josef-Lanner-Gasse 4, 3003 Gablitz 0664/143 4798 elenaweisz@gmx.net

D, E

Zika Susanne

Zlabinger-Mameda Yumi

Türkenschanzstraße 11/6, 1180 Wien 990 0769, 0676/426 8571 barbara@wolflingseder.at

Vukic Vasiljev Tamara, DI D, Kr, Bo, Sb, (E)

Weiß Eleonore

D, E, (F, I)

Speisinger Straße 64, 1130 Wien 0699/1063 2740 wesewag@aon.at

Hagedornweg 4/RH22, 1220 Wien 287 1216, 0664/7371 4360 margaretwohlfarter@aon.at

Weinberg Michael D, Tsch, (E, F, Hb, I, R, Sk)

Turki-Wagner Christina

Wesemann Heiner

Wohlfarter Margaret D, F, (E, Sp, Nl)

Stegmayergasse 50, 1120 Wien 0699/1148 6537 regine.berger1@gmail.com

Wakounig Sonja

Turanicz Rotraud, Mag.

D, E

Hollenburger Straße 108, 3508 Krustette 0676/692 1664 magdalena.vit@aon.at

Wagner Maria

Pyrkergasse 8/6, 1190 Wien 369 9719, 0664/263 8388 Fax: 369 9719 ariane.tueni@chello.at

Valero-Gröller Maria

Vit Magdalena, Mag.

Zajko Maria, Mag.

D, Sk WAF

Adalbert-Stifter-Straße 35/15/25, 1200 Wien 0699/1087 9979, Fax: 276 7456 maria.zajko@gmx.at http://tourguide.zajko.at/

Zander Margot, Mag.

D, I

Zeiler Lisa, Mag.

D, E

Währinger Gürtel 166/2/5, 1090 Wien 310 5506 info@itinerari.at

D, Nl, (E)

Krottenbachstraße 126/1, 1190 Wien 0699/1803 2456, Fax: 440 7361 caroline@zundritsch.at

Zurhaleg Laura

D, I, (F)

Pfadenhauergasse 2/2/25, 1140 Wien 505 6020, 0676/780 1512, Fax: 505 6020 laura.zurhaleg@hotmail.com

Zwickl Keiko

Lerchenfelder Straße 83/6, 1070 Wien 526 1654, 0664/462 9442 keikozwickl@yahoo.co.jp

J

Zieglergasse 81/1, 1070 Wien 974 1670, 0699/1974 1670, Fax: 974 1670 office@abt.at, www.abt.at

D, R

Birkenstraße 28, 2434 Götzendorf/Leitha 02169/8364, 0676/938 2401 Fax: 02169/8364 olga.weiss@kabsi.at

Schöffelgasse 38/3, 1180 Wien 0699/1203 7550, Fax: 402 3688 lisa.zeiler@gmx.at

D, E, Sp, F

Dr. Heinrich Maier Str. 59, 1180 Wien 440 3563, 0664/450 6151 mariavalerogroeller@hotmail.com

van de Stadt Alide

D, Nl, (E, F, Sp)

Sobieskigasse 20/22, 1090 Wien 315 1688, 0664/153 5375, Fax: 315 1688 alide.van.de.stadt@aon.at

Vana Helmut Hans

D, (E, F, I, Sp)

Sollingergasse 30, 1190 Wien 320 5051, 0664/103 5232, Fax: 320 5051 h.vana.viennaguide@chello.at

Vejvar-Sandler Karin

D, I, (E)

Vorgartenstraße 129/3/14, 1020 Wien 913 1954, 0699/1068 1622, Fax: 913 1954 kavesa@chello.at

Verdianu Floderer Ulrike D, Schw, (E, F, R)

Buchen Sie Ihren Fremdenführer ganz komfortabel:

01/786 24 00 www.guides-in-vienna.at

Oberthern 4, 3701 Oberthern 02955/71468, 0699/1030 6282 verdianu@hotmail.com

www.guides-in-vienna.at 122-129 Internes2012.indd 129

129 02.02.12 10:35


Redaktion

Redaktionelles Team: Bibiane Krapfenbauer-Horsky

Chefredakteurin des Kulturmagazins 2012 und Präsidentin des Vereins der ge­prüften Wiener Fremdenführer – Vienna Guide Service

Julia Strobl

Stellvertretende Chefredakteurin des Kul­turmagazins 2012, gebo­ren 1965 in Wien, Schule für Industriedesign in Brasilien, Studium der Architektur in Wien. Seit 2004 Fremdenführerin in Wien und im Salzkammergut.

Mag. Lisa Zeiler

Stellvertretende Chefredakteurin des Kulturmagazins 2012

Walter Juraschek

Geboren in Hannover, Studium der Volkskunde, Völkerkunde, Kunstgeschichte und Geschichte. Langjährige Erfahrungen in der Europäischen Jugendarbeit und im Interkulturellen Bereich. Freizeitpädagoge und im jüdischen Emigrationssektor tätig. Seit 2007 »Austria Guide« und seit 2008 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Christa Bauer

Geboren 1966 in Korneuburg bei Wien, danach Matura und langjährige Tätigkeit in der Touristik als Product Manager. Seit 2001 staatlich geprüfte Fremdenführerin. Mitglied des Vorstands des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Mag. Carles Batlle i Enrich

geboren 1963 in Barcelona, seit 1983 in Österreich. Studium der romanischen Philologie. Sprachlehrer für Katalanisch und Spanisch in der Erwachsenenbildung an mehreren Instituten. Lektor an der Universität Wien seit 1992. Fremdenführer seit 2001.

Eugenie Altenburg

Geboren in Wien 1953, Studium der Geschichte und Völkerkunde an der Universität Wien, langjährige Tätigkeit im Buchhandel, seit 2003 Fremdenführerin, seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Regina Macho

Wohnhaft in Klosterneuburg ist seit 1999 als Fremdenführerin tätig. Beweggründe, Fremdenführerin zu sein, sind die Freude an der Begegnung mit Menschen und die Möglichkeit, die Schönheiten von Wien mit aktuellen und historischen Bezügen zu vermitteln. Seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Dr. Klaus-Dieter Schmidt

geboren 1942 in Wien, Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach dem Bundesheer und Gerichtsjahr ab 1968 durch 35 Jahre als Firmenjurist für eine internationale Computerfirma tätig. Seit 2005 staatlich geprüfter Fremdenführer, seit 2007 im Vorstand des Vereins der geprüften Wiener Fremdenführer.

Das redaktionelle Team bedankt sich bei allen Autoren und Helfern für das Zustandekommen des Kulturmagazins der Wiener Fremdenführer 2012!

130 130 Internes2012.indd 130

Kulturmagazin der Wiener Fremdenführer 2012 02.02.12 10:37


Meisterwerke der europäischen Malerei. 1010 Wien | Schillerplatz 3 | Di – So 10 — 18 Uhr | www.akademiegalerie.at

GG-Maes-Training-210x297-drucken.indd 1

20.01.12 18:04


Byzanz_SchallaB_TRAiNiNG_A4_4c_Abf__ 25.10.11 15:27 Seite 1

DAS GOLDENE BYZANZ & DER ORIENT

31.3.– 4.11. 2012

Scheibenförmiger Goldemaillbeschlag mit der Darstellung des segnenden Christus, 9.–10. Jhdt. Email, Gold, Privatbesitz, Foto: RGZM Mainz, V. Iserhardt


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.