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Klein und gemein! Welche Krankheiten Zecken übertragen können und wie man sich davor schützt
Klein und gemein!
Welche Krankheiten Zecken übertragen können und wie man sich davor schützt.
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Wohl ein jeder hat schon mal ungewollt Bekanntschaft mit einer Zecke gemacht. Gerade in unserer Region ist das aber nicht ungefährlich. Zecken sind nicht nur wahre Überlebenskünstler, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen. Besser also, man weiß, wie man sich schützt.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Auslöser: das FSME-Virus Krankheitszeichen und Diagnose: Grippeartige Symptome, moderates Fieber, Kopfschmerzen, bei Verdacht kann oft eine Blutuntersuchung Klarheit bringen Auftreten: Zeitliche Latenz zwischen Stich und Symptomen: Ca. eine bis zwei Wochen Verlauf: Bei der milderen Form kommt es zu einer leichten Hirnhautentzündung (Meningitis), die meist folgenlos ausheilt. In seltenen, schweren Fällen greift die Entzündung auf das Gehirn oder Rückenmark über und führt zu ausgeprägten Krankheitssymptomen bis hin zu Lähmungen. Gegenmaßnahmen: Eine Impfung gegen FSME ist möglich, auch für Kinder. Gerade in Risikogebieten (siehe Link/ QR-Code auf S. 14) ist sie empfohlen. Nach Ausbruch der Erkrankung werden die Symptome behandelt, die bei leichten Verläufen einer Grippe ähneln. Seltene schwere Verläufe bedürfen einer stationären neurologischen Behandlung. Häufigkeit der Erkrankung: In Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit, durch einen Zeckenstich an FSME zu erkranken, bei 1:150.
Foto: Adobe Stock
Borreliose
Auslöser: Spiralförmige Bakterien, die Borrelien, führen zur am häufigsten von Zecken übertragenen Krankheit Krankheitszeichen und Diagnose: Zunächst meist unspezifische grippeähnliche Symptome. Charakteristisch, aber nicht immer auftretend, ist die Wanderröte (kreisförmige, sich von der Einstichstelle der Zecke ausbreitende Hautrötung). Wenige Wochen später können Symptome einer Organentzündung, z. B. einer Neuroborreliose auftreten. „Charakteristisch sind hierfür äußerst intensive, nächtliche Rückenschmerzen oder auch wandernde Schmerzen in Armen und Beinen, gelegentlich auch Lähmungen der Gesichtsnerven (Facialisparese). Bei Verdacht ist eine zeitnahe neurologische Untersuchung erforderlich. Der Beleg gelingt in der Regel über den Nachweis einer spezifischen Entzündung im Nervenwasser“, erklärt der Chefarzt der Neurologischen Klinik am Leopoldina, Dr. med. Johannes Mühler. Auftreten: Sehr variabel, manchmal auch Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich, der häufig gar nicht mehr erinnert wird. Gegenmaßnahmen: Antibiotische und antientzündliche Behandlung, bei einer Neuroborreliose in der Regel mit Infusionen. Eine vorbeugende Impfung ist bislang nicht möglich. Häufigkeit der Erkrankung: Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich eine Borrelieninfektion zu erleiden, beträgt in Deutschland etwa 1 %. Insgesamt ist eine relevante Infektion also selten, allerdings erfolgt die Diagnose einer Borreliose leider häufig verzögert.
Schon gewusst? Beide Krankheiten werden von der in Europa am weitesten verbreiteten Zeckenart übertragen, dem „gemeinen Holzbock“. Weltweit gibt es aber um die 900 Zeckenarten (in Deutschland nachgewiesen sind ca. 25). Von diesen können weitere Krankheiten übertragen werden, so z. B. die Babesiose (bisher nur wenige Fälle in Europa) und das Q-Fieber (hier meldet das RKI jedes Jahr mehrere Hundert Fälle in Deutschland).
Abgetaucht Zecken können drei Wochen unter Wasser überleben. Deshalb sollte man sie nicht einfach in der Toilette runterspülen. Auch Waschgänge bei 40 Grad überlebt sie problemlos.
Sag mir doch, wie alt du bist? Es sind Fälle bekannt, in denen eine Zecke 21 Jahre alt wurde. Normal sind zwei bis drei Jahre.
Da siehst du alt aus! Fossile Zecken wurden in kreidezeitlichem und tertiärem Bernstein gefunden.
In der Ruhe liegt die Kraft Da Zecken warten, bis ihr Wirt zu ihnen kommt, bewegen sie sich in ihrem ganzen Leben nicht mehr als ein bis zwei Meter.
Hungerkünstler Zecken können ein Jahr ohne Nahrung überleben – manche Arten kommen sogar bis zu fünf Jahre ohne Blut aus. In ihrem ganzen Leben nehmen sie nur drei Mahlzeiten zu sich.
Dann aber richtig! Hat sie ein Opfer gefunden, lässt es die Zecke richtig krachen. Bei einer Mahlzeit legt sie mindestens das 100fache ihres Gewichts zu. Manche Arten schaffen sogar eine Zunahme um das 600-fache. Der Durchschnitt liegt beim 200-fachen.
Ei, Ei Die Zecke legt im Durchschnitt 3.000 Eier. Bei manchen Zeckenarten sind es bis zu 20.000.
Mythen
Zecken können springen, fliegen und sich von Bäumen fallen lassen. Falsch! Zecken springen nicht auf ihr Opfer, sie warten auf Grashalmen oder im Gebüsch und werden beim Vorbeigehen abgestreift. Empfehlung der Hausarztpraxis MVZ-Leopoldina: Unter „Schutz gegen Zeckenstich“ finden Sie eine Auflistung, wie Sie sich am besten vor einem Zeckenstich schützen können.
Zecken soll man mit Alkohol oder Öl entfernen. Falsch! Die Chance, sich mit Borreliose zu infizieren, erhöht sich massiv, wenn eine Zecke falsch entfernt wird (wie mit Alkohol oder Öl). Die Zecke könnte sich in die Einstichstelle übergeben und so Bakterien und Viren übertragen. Empfehlung der Hausarztpraxis MVZ-Leopoldina: Entfernen Sie Zecken fachgerecht, mit einer Zeckenzange oder Zeckenpinzette.
Wird eine Zecke innerhalb von 24 Stunden entfernt, erkrankt man nicht an Borreliose. Falsch! Sie können infiziert werden, sobald die Zecke einen • Die Zecke ist der größte Verbreiter von Krankheiten
Neben Mücken sind Zecken weltweit die größten Verbreiter von Krankheiten. In Europa halten sie diesen
Rekord! Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen an den Folgen eines Zeckenstichs. • Mehr als 50 % der Zecken sind infiziert
In Gebieten mit einem hohen Zeckenvorkommen, wie
Baden-Württemberg und Bayern, sind mehr als 50 % der Zecken mit der Borrelia-Bakterie infiziert. • Zecken lieben eine feuchte Umgebung
Vor allem nach Regenperioden sind sie aktiv. Es ist also keine gute Idee, nach einem sommerlichen Regenschauer durch das Gras zu streifen. • Das lässt mich nicht kalt.
Von wegen Winterschlaf – Zecken sind auch im Winter ab 5 °C aktiv. • Die gefährlichsten Zecken sind die „Teenager-Zecken“
Die Zecken-Nymphen verursachen die meisten
Infizierungen. Da die Tiere noch so klein sind, werden sie oft zu spät oder überhaupt nicht bemerkt. • Zeigt her eure Füße.
Zecken gehören zu den Spinnentieren. Erwachsene
Tiere haben daher acht Beine, ihre Larven jedoch sind noch mit sechs Beinen unterwegs.
Foto: Adobe Stock
Teil ihres Mageninhaltes in die offene Wunde spuckt. Meistens findet dies zwar erst nach der Mahlzeit statt, aber sicher kann man sich nicht sein. Empfehlung von Chefarzt Dr. Mühler: Beobachten Sie die Einstichstelle nach einem Zeckenstich, am besten über mehrere Wochen oder auch Monate.
Bekommt man keine Wanderröte, ist man auch nicht an Borreliose erkrankt. Falsch! Bei etwa 40 bis 50 % aller an Borreliose erkrankten Personen zeigt sich keine Wanderröte. Empfehlung von Chefarzt Dr. Mühler: Treten nach einem Zeckenstich Hautrötungen oder aber grippeähnliche bzw. unspezifische andere Symptome auf, ist ein Besuch beim Arzt anzuraten.
• Hohes Gras und Unterholz meiden • Geschlossene Kleidung tragen, d. h. lange Ärmel und lange
Hosen, Socken über die Hosenbeine ziehen, hohe Stiefel • Helle Kleidung, darauf bemerkt man die dunklen Tiere schneller, d. h. ehe sie überhaupt zustechen • Insektenschutzmittel • Körper nach dem Aufenthalt in der Natur nach Zecken absuchen (sie bevorzugen dünne und warme Hautstellen, wie
Kniekehlen, den Bauch- und Brustbereich oder im Schritt) Impfung
Eine Impfung schützt vor der Krankheit FrühsommerMeningoenzephalitis (FSME). Zum Aufbau eines Schutzes sind drei Impfungen notwendig. In regelmäßigen Abständen (alle drei bis fünf Jahre) muss die Impfung sowohl bei Kindern also auch bei Erwachsenen aufgefrischt werden. „Dabei ist der FSME-Impfstoff in der Regel gut verträglich“, erklären die Ärztinnen der Hausarztpraxis MVZ-Leopoldina. Es handelt sich um einen sogenannten Totimpfstoff, d. h. er besteht aus inaktivierten FSME-Viren. Die Kosten für die Impfung übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung, geimpft wird in der Hausarztpraxis.
v.l.n.r.: Dr. med. Helgard Brückner, FÄ für Allgemeinmedizin – Dr. med. Anne Dippel, FÄ für Innere Medizin Dr. med. Christiane Weth, FÄ für Allgemeinmedizin (das Bild entstand vor der Corona-Pandemie)
Informieren Sie sich auch auf der Website des Robert-Koch-Instituts über die FSME-Risikogebiete:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/ FSME/Karte_Tab.html
Foto: vm-Photodesign Hausarztpraxis im MVZ-Leopoldina
Telefon 09721 720-2760 Fax 09721 720-2769 E-Mail allgemein.mvz@leopoldina.de
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do 8–12.30 Uhr und 14–18 Uhr Mi, Fr 8–13 Uhr
Bitte vereinbaren Sie einen Termin.
Neurologische Klinik
Chefarzt: Dr. med. Johannes Mühler
Sekretariat: Sekretariat Ramona Kiesel, Sophie Wirth
Telefon 09721 720-2153 Fax 09721 720-2985 E-Mail neurologie@leopoldina.de
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