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Auf Umwegen zur Berufung
Als Jugendliche wünschte ich mir oft, so zu sein wie andere, die ohne Zweifel sagen konnten, dass sie einmal Ärztin oder Erzieherin werden wollten. Keins meiner Talente stach heraus. Musikalisch war ich, aber keine Vollblutmusikerin. Kreativität machte mir Spaß, aber nie so lange, dass ich darin aufgegangen wäre. Viele Jahre war ich unzufrieden mit meinen vielen „halben“ Stärken, mit denen keiner etwas anfangen konnte – vor allem ich nicht. Doch Gott hatte einen Plan.
Von Angelika Löwen
Als ich mein Fachabitur hatte, machte ich eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation. Ich arbeitete im Sekretariat einer Schule und liebte die Abwechslung, die ich dort hatte: den Kontakt zu unterschiedlichen Menschen, den Papierkram, die Organisationsaufgaben. Das waren alles Dinge, die mir lagen, und ich ging gern zur Arbeit. So vergingen einige zufriedene Jahre.
Eines Tages fühlte ich mich durch eine Predigt angesprochen, in der es um Talente ging. Ich spürte, wie Gott mich darauf hinwies, dass es bei mir ein Talent gab, aus dem ich mehr machen sollte: die Fotografie. Ich hatte schon immer eine Leidenschaft dafür gehabt, aber in meiner Unsicherheit wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, sie zum Beruf zu machen.
Ermutigt durch die Predigt, kontaktierte ich eine Hochzeitsfotografin aus meiner Stadt und fragte, ob sie sich vorstellen könnte, mich als Praktikantin mit zu ein paar Hochzeiten zu nehmen. Sie sagte zu, und so kam es, dass ich nach einiger Zeit ein Gewerbe anmeldete und in meine erste Selbstständigkeit schlitterte. Die Nebentätigkeit als Hochzeitsfotografin war erfolgreich – ich durfte viele Paare an ihrem schönsten Tag begleiten und liebte diese Arbeit, bei der ich mein eigener Chef war und eine kreative Abwechslung zum Büroalltag hatte.
Doch nach ein paar Jahren merkte ich, dass mich das alles nicht mehr ausfüllte. Normalerweise bin ich ein entspannter Mensch, aber vor jeder Hochzeit war ich wahnsinnig aufgeregt. So sehr, dass ich den Abend davor nicht mehr entspannt mit Freunden verbringen konnte und jedes Mal hoffte, dass die Hochzeit abgesagt wird, damit ich dort nicht hinmuss. Der Druck, den man als Hochzeitsfotografin hat, ist enorm. Kein besonderer Moment darf verpasst werden. Mit ein bisschen Abstand frage ich mich heute, wie ich das so viele Jahre ausgehalten habe. Im Rückblick erkenne ich, dass es mich darauf vorbereitet hat, was Gott später mit mir vorhatte.
Eine Wegweisende Fahrt
Eines Tages war ich im Schulsekretariat gerade dabei, Unterlagen zu lochen und abzuheften, als ich eine innere Stimme hörte: DuverschwendesthierdeineTalente.Völlig überrascht von diesem Gedanken kam gleich ein Antwortgedanke: WelcheTalente?Ichbin dochimmerschonnichtsHalbesundnichts Ganzes gewesen! Tagelang dachte ich an diese Stimme und fragte mich, ob nicht doch etwas dran sein könnte. Da mir die Fotografie nicht mehr so attraktiv erschien, machte ich mich auf die Suche und durchforstete jede Stellenanzeigen-App nach einem Angebot, das mich ansprach. Ich redete viel mit meinem Mann darüber und auch mit Gott, aber es ergab sich nichts.
Einige Wochen später musste ich aufgrund eigener Schludrigkeiten in eine benachbarte Stadt fahren, um eine Kopie eines Dokuments abzuholen. Ich war genervt, dass ich den Weg auf mich nehmen musste, nur weil ich das Originaldokument verbummelt hatte und die Mitarbeiter mir dieses nur persönlich aushändigen konnten. Aber diese Fahrt sollte sich als wegweisend für mein weiteres Leben entpuppen.
Sie führte dazu, dass ich an einem Brautmodengeschäft vorbeikam, an dessen Schaufenster eine Stellenausschreibung hing: „Mitarbeiterin im Verkauf und Büro gesucht.“ Das war es! Ich spürte es tief im Herzen: Das war die Antwort auf den Gedanken, den ich damals im Büro gehabt hatte!
Mich hatten Brautkleider schon immer begeistert. Noch am selben Abend schrieb ich eine Bewerbung, und wenig später erhielt ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Nach dem ersten Probearbeitstag kam allerdings die Ernüchterung: Ich liebte zwar die Aufgaben und all die schönen Kleider, aber ich konnte mich nicht so richtig mit dem Team anfreunden. Am Ende des Tages sagte mir die Chefin, dass ich die fachlichen Anforderungen zwar erfüllen würde, sie aber glaube, dass ich für so einen Job „zu lieb“ sei. Zu vorsichtig, zu ruhig, vielleicht zu unsicher.
Auch wenn sie mir ein paar Tage später den Job doch noch anbot, wollte ich nicht für jemanden arbeiten, für den ich mich verstellen oder dem ich etwas beweisen musste. Das fühlte sich nicht richtig an. Ich wollte ich selbst sein und genug sein, so, wie ich war.
DER BEGINN EINES TRAUMS
Die Enttäuschung nach diesem Erlebnis war groß, und ich fragte mich, wie das passieren konnte. Ich war so sicher gewesen, dass das Gottes Antwort für mich gewesen war. Und dann endete die kurze Reise so unbefriedigend. Wofür das Ganze?
Ich bewarb mich bei weiteren Geschäften, in der Hoffnung, dass es woanders klappen könnte. Leider erfolglos. Eines Abends saß ich auf dem Sofa und sagte zu meinem Mann: „Warum mache ich nicht mein eigenes Geschäft auf?“ Ja, warum eigentlich nicht? Ich begann, ein Konzept zu entwickeln: Welchen Stil hätten meine Kleider? Welche Bräute wären meine Zielgruppe? Welche Musik würde ich im Laden laufen lassen? An Ideen mangelte es mir nicht, aber ich merkte schnell, dass ich vom eigentlichen Business keine Ahnung hatte.
Als ich darüber nachdachte, wen ich um Hilfe bitten könnte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Vor einigen Jahren, bevor ich meinen Mann heiratete, war ich schon einmal verlobt gewesen und hatte ein Brautkleid gekauft. Zur Hochzeit kam es allerdings nie – die Beziehung zerbrach. Als ich das Kleid zurückbrachte, war eine Mitarbeiterin im Geschäft, die ebenfalls gläubige Christin war. Sie bot bei der Verabschiedung an, für mich zu beten, was ich dankbar annahm.
Das fiel mir nun wieder ein. Ich machte die Frau ausfindig, und sie konnte sich tatsächlich noch an mich erinnern. Wir trafen uns auf einen Kaffee, und von ihr erhielt ich Antworten auf meine vielen Fragen zum Thema Brautmoden. Ich staune, wie Gott aus dem Zerbruch Jahre später so etwas Wunderbares entstehen lassen hat!