Außenwirtschaft
Noch wenig beachtet von Europas Textilbranche erlebt Usbekistan eine kleine Revolution. Die Produktion ist modern, und Kinder- und Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern sind verschwunden. Der Boykottaufruf der Cotton Campaign gegen das Land besteht dennoch fort. Die Aktivisten sollten die Reformen loben, statt sie zu torpedieren.
Usbekistan ist der sechstgrößte Baumwollproduzent der Welt. Ein Runder Tisch aus Vertretern des Auswärtigen Amts, des Bundeswirtschaftsministeriums, des Bundesentwicklungsministeriums und der Wirtschaft ist sich einig: Die Arbeitsbedingungen in der Baumwollernte und Baumwollproduktion entsprechen internationalen Standards. Das Urteil der hochrangigen Experten fällt einhellig aus: Schluss mit dem Boykott der Cotton Campaign.
ILO: „Kinder- und Zwangsarbeit gibt es nicht mehr“
usbekischer Baumwollprodukte auf. Damals schlossen ganze Schulen und Universitäten für mehrere Wochen im Herbst ihre Türen. Gemeinsam fuhren Lehrkräfte, Schüler und Studenten aufs Land zur Baumwollernte. Doch seit dem Ende der Ära Karimov 2016 hat sich politisch viel getan. Die Reformen zu Demokratie und Marktwirtschaft, die der neue Präsident Shawkat Mirsijojew vollzogen hat, gelten als die umfassendsten seit dem Ende der Sowjetunion. Dennoch gibt es weltweit immer noch 330 Unterzeichner der von der Kampagne initiierten „Cotton Pledge“. Auf deren Liste stehen neben zahlreichen US-amerikanischen Verbänden auch große, einflussreiche Labels, darunter adidas, PVH, VF Corporation und Inditex.
Die ILO bestätigt enorme Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. Die EU-Kommission hat Usbekistan kürzlich nach intensiven Prüfungen sogar ganz besondere Fortschritte im „Das Jahr Umwelt- und Sozialbereich beschei2020 war ein besonnigt und die Anstrengungen mit deres. Es gab keine Kinderarzollfreiem Marktzugang belohnt. beit und praktisch keine ZwangsGleich mehrere Bundesministerien befürworten daher ausdrücklich, arbeit mehr in Usbekistan. Die dass die US-amerikanische Cotton internationale Gemeinschaft sollte Campaign ihren Boykottaufruf die Reformen in Usbekistan fallen lässt. Wegen der Erntemeunterstützen.“ thoden in früheren Jahren rief die Cotton Campaign 2003 zum Boykott Jonas Astrup, Chief Technical
Bilder: © Uztextil
Advisor der ILO in Taschkent
18 masche 02 | 2021
ILO wirbt für Handel und Investitionen Die ILO führt als unabhängige UN-Organisation seit 2013 Monitorings in Usbekistan durch, seit 2015 mit besonderer Prüfung von Kinder- und Zwangsarbeit. Der Däne Jonas Astrup ist Chief Technical Advisor der ILO in Taschkent. „Das Jahr 2020 war ein besonderes. Es gab keine Kinderarbeit und praktisch keine Zwangsarbeit mehr in Usbekistan“, unter-
Bild: © LoggaWiggler - pixabay.com
Baumwolle aus Usbekistan