KAP Magazin #10

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KAP #10 ZEHN JAHRE KAP FORUM MANUFAKTUR


10 JAHRE KAP FORUM: KAP #10



10 JAHRE KAP FORUM: KAP #10

EDITORIAL

10 JAHRE KAP FORUM ANDREAS GROSZ


Als wir vor zehn Jahren mit unserer Auftaktveranstaltung vor vollem Haus mit Daniel Libeskind im Rheinauhafen das KAP Programm starteten, hatten wir im Traum nicht erwartet, dass sich diese private Initiative für Baukultur so erfolgreich, mit so viel Resonanz und Sympathie entwickeln würde. Über 300 Architekten und Stadtplaner waren als Referenten zu Gast im KAP Forum, mehr als 25.000 Besucher haben unsere Veranstaltungen wahrgenommen und uns regelmäßig befeuert. Architektur als eine spannende Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt. Dabei ist der Dialog aller am Baugeschehen Beteiligten eines der zentralen Anliegen unserer Arbeit. Im KAP Forum begegnen sich ganz selbstverständlich Architekten und Industrie, Stadtplaner und Investoren, Projektentwickler und Vermarkter, Studierende und Lehrende, renommierte Köpfe und spannende Entrepreneure. Immer mit dem Kopf und Herz beim nächsten Thema, möchten wir mit Ihnen gemeinsam kurz innehalten und den Blick zurück nach vorne wagen. Die Unternehmen verbindet die Leidenschaft für gute Architektur sowie die ständige Suche nach innovativen Wegen des Planens, Bauens und Einrichtens. Diese Haltung spiegelt unser Programm: weltoffen, unabhängig und neugierig. Legendär die fast fünfjährige Reihe »Zur Zukunft der europäischen Stadt«, in

der über 20 Metropolen ihre Zukunftsvisionen in Köln zur Diskussion gestellt haben und die wir aktuell in der Reihe »Kölner Perspektiven zum öffentlichen Raum« in Partnerschaft mit der Stadt Köln und der IHK fortsetzen. Inzwischen dem Rheinauhafen und Köln entwachsen, zetteln wir heute im gesamten deutschsprachigen Raum – immer mit interessanten Partnern vor Ort – spannende und relevante Diskussionen um Architektur und Städtebau an. In diesem Sinne: Wir bleiben offen für spannende Kooperationen und Themen. Sprechen Sie uns an, wenn Sie ein interessantes und vor allem relevantes Thema aus Architektur und Städtebau auf den Weg bringen wollen. Der Dank gilt unseren Partnern, ohne die diese einzigartige private Initiative gar nicht möglich wäre. Deshalb widmen wir die vorliegende Ausgabe des KAP Magazins unserer bisherigen Arbeit und werfen einen Blick hinter die Kulissen der Unternehmen, die das KAP Forum ermöglichen. Freuen Sie sich auf spannende Geschichten und internationales Design made in germany. Auf bald und herzliche Grüße Ihr Andreas Grosz


KAP #10: MANUFAKTUR

INHALT


Statements

Kusch+Co

8—26 50—55 10 JAHRE – GRATULATION! DESIGN-IKONEN AUS DER SOMMERFRISCHE Im Sauerland entstehen Dornbracht Möbel für die Drehachsen der Welt. Das 28—36 Unternehmen Kusch+Co ZWISCHEN HIGHTECH UND produziert für die inHANDARBEIT ternationalen Airports Traditionelles Manuund Offices – von Dubfakturhandwerk macht lin bis New York sich bei Dornbracht auf den Weg ins digi56—60 tale Zeitalter LAUT DENKEN IM STILLEN WINKEL Die dänischen Designer Carpet Concept Antonio Scaffidi und Mads K. Johanson lie38—46 ben es, Grenzen ausVON MENSCHENHAND zudehnen. Bei Kusch+Co ERZEUGTE MUSTER waren sie dafür an der Ben van Berkel und das richtigen Stelle. Ihr von ihm mitbegründete prämiertes Ergebnis: UNStudio in Amsterdam der grenzüberschreigleicht einem Labor: tende Sessel Njord. auch bei der neuen Webteppichboden-Kollektion HEM, die Ben Gira van Berkel für Carpet Concept entwarf. 62—67 UNTER DER OBERFLÄCHE 48—49 KNISTERT ES INNOVATION AUS Erst erfanden sie den TRADITION Klappschalter, heute Carpet Concept denkt steuern sie das gandas altbewährte Weben ze Haus: wie GIRA die für moderne AnwendunLicht- und Kommunikatigen weiter onstechnik neu erfand 68—73 ÖKOLOGISCH IM BAUHAUSSTIL Ökologisch muss nicht unbedingt nach Öko aussehen. Ein Haus beweist: durchdachte Energiekonzepte und intelligente Haustechnik passen zum nachhaltigen Bauen.

Artemide

Architektur in Bewegung

76—83 DIE SCHMIEDE DER BESTSELLER Wo entstehen eigentlich die Klassiker, die Tolomeos, die Tizios, die Nestore – und vor allem, wie? Ein Besuch im Stammwerk von Artemide vor den Toren von Mailand.

112—114 KAP ON TOUR Alles Plagiat? Innovation und Qualität in Architektur und Design — Bei der Auftaktveranstaltung am 12. Mai in München fragte sich Dr. Oliver Herwig, der durch den Abend führte: Leben wir nicht alle vom Kopieren, wie Kinder einander und die Umwelt kopieren?

84—88 LICHT IST EINE KULTURELLE ERFAHRUNG Technologische Umbrüche, Online-Handel und die Suche nach Qualitäten: ein Gespräch mit Steffen Salinger, Geschäftsführer der Artemide GmbH, über neue und alte Werte. Alape 90—99 EINE SAUBERE SACHE Alape setzt auf feine Manufaktur-Arbeit – und das mit Tradition seit 1896 Zehnder 100—105 VERANTWORTLICHER UMGANG MIT RESSOURCEN Mit Technologie, Fortschritt und Stil prägt Zehnder Heizkörperwelten 106—111 PIONIERE IN SACHEN DESIGN Seit den 1980er Jahren gilt das Unternehmen als Vorreiter im Heizkörper-Design: Donat Feser, Geschäftsführer der Zehnder Group Deutschland, spricht über die Heizkörper der Zukunft und neue Trends.

10 Jahre KAP Forum 116—118 »JETZT SOLLTEN WIR UNS MAL TREFFEN« Zehn Jahre KAP. Keine Bilanz, sondern eine Art Zwischenbericht. Interview mit Andreas Grosz, Kurator und kreativer Freigeist, über die Kraft persönlicher Gespräche und die Kunst, Gegensätze zu einem Programm zu vereinen. Die Gestalter 120—123 KAP VIELFALT Formenreiche Kommunikation von großgestalten. Dynamische Impulse seit über 10 Jahren. Wir sagen Danke.

124 IMPRESSUM


HERZLICH WILLKOMMEN

Ro t o n d a Re s t a u r a n t : S p i t ze n k ü ch e i n l o cke r n o r d i s c h e m A m b i e n t e . Tr e f f p u n k t f ü r d a s K A P Fo ru m . E i n N e t z we r k a l s Z u k u n ft s l a b o r f ü r A r c h i t e k t u r, Te c h n o l o g i e u n d D e s i g n , i n d e m a u ch Ku s ch + C o Pa r t n e r i s t . E i n g e r i ch t e t m i t unseren Sitzmöbeln 3000 Njord, Design by S c a ff i d i & Jo h a n s e n . S tu h l u n d S e s s e l z u g l e i ch . Au s g u t e n G r ü n d e n v i e l fa ch p r e i s g e k r ö n t .

W W W. K u S C H . C O M



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10 JAHRE — GRATULATION! 18 STATEMENTS


dass die Architektur der Zukunft nachhaltig sein muss. Eine der größten Herausforderungen, die Architekten und Ingenieure zum Erreichen dieses Ziels zu bewältigen haben, ist allerdings nicht, für eine Einhaltung der relevanten Normen zu sorgen. Es geht vielmehr darum, nachhaltiges Bauen durch eine erweiterte Bewusstmachung der Problemstellung insgesamt zum Gedankengut aller PROF. DR. DR. E.H. zu machen, es durch DR. H.C. WERNER SOBEK Innovationen voranzuStuttgart treiben sowie atemberaubend attraktiv und UNERLÄSSLICH FÜR DEN aufregend zu gestalÖFFENTLICHEN DISKURS ten. Und hier gibt es noch viel NachholbeKlimawandel, Ressourdarf. Institutionen cenverknappung, sich rapide verändernde Rah- wie das KAP Forum sind menbedingungen – ange- deshalb unerlässlich, um den öffentlichen sichts dieser sattsam Diskurs über Archibekannten Parameter tektur und Städtebau kann niemand ernstvoranzubringen. haft daran zweifeln,

MICHAEL KUHN Head of Communications, gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg RAUM FÜR BEGEGNUNGEN, AUSTAUSCH UND DISKUSSION Dass KAP auch das »Forum« im Namen trägt, kann und darf gar nicht anders sein. Forum ist die städtebauliche Bezeichnung für das, was in der Antike der gebaute Raum für wichtige Begegnungen war, für Austausch und Diskussionen. Forum heißt »Platz« und meinte, buchstäblich, einen unverzichtbaren Ort der Stadt-Kultur. Das KAP Forum kommt dieser Tradition sehr nah – vor allem auch in seiner Unverzichtbarkeit. Gesellschaft braucht für die Qualität von baulicher, sozialer und natürlicher Umwelt die produktive, kritische Auseinandersetzung mit architektonischer und städtebaulicher Kultur. Bisweilen kann man beim offiziellen politischen Diskurs darüber allerdings die

Hoffnung verlieren, dass die Politik ebendiese Produktivität, die (Selbst-)Kritik und die (Selbst-) Reflexion leisten kann oder will. Dann hilft es, an die Arbeit des KAP Forums zu denken; daran, dass es zum Glück private Initiativen gibt, die sich verantwortlich genug fühlen und kompetent genug sind, um das Bewusstsein für all diese Notwendigkeiten zu stützen, zu fördern und zu erweitern. Was mir zum zehnjährigen Jubiläum, zu dem ich ganz herzlich gratuliere, also als Erstes einfällt: KAP der Guten Hoffnung!


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CHRISTIAN HEUCHEL Gesellschafter O&O Baukunst, Berlin/Köln/ Wien NEUGIERIGER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND Mit persönlichem Engagement, dem neugierigen Blick über den Tellerrand und stoischer Beharrlichkeit verfolgen die Macher des KAP Forums die Idee, dass das Sprechen über Architektur und Stadt unumstößliches Gesetz ist, um das kulturelle Fundament unseres geliebten Europas weiterzubauen. Dass dabei immer wieder Themen auftauchen, die man Jahre später als Titel so mancher Kunstbiennale wiederfindet, ist nicht überraschend hinsichtlich ihres Gespürs für das Wesentliche. Man wünscht sich als Architekt noch mehr von diesen »Architekturschulen«, die einem als Gast die Illusion geben, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

CHRISTOPH INGENHOVEN Geschäftsführer ingenhoven architects, Düsseldorf ALS ARCHITEKT KANN ICH NUR DANKBAR SEIN Es ist geradezu ein Glücksfall und sicher nur durch höchstes persönliches Engagement erreichbar, was im KAP Forum in den Jahren seit seiner Gründung auf die Beine gestellt wurde. Als Architekt kann ich nur dankbar sein, dass Architektur hier wie selten sonst im Zentrum des öffentlichen Diskurses angelangt ist und dort auch durch immer neue Initiativen des KAP Forums befestigt bleibt. Ich wünsche noch viele weitere Dekaden fruchtbringender Ausstellungen und Symposien, herzlichen Glückwunsch zum Bisherigen!


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über ihre Gestalt, ihr Gesicht, über ihre Architekturen und die wichtigen Räume dazwischen – öffentliche und private gleichermaßen. Mal muss der Blick nach innen und mal nach außen gerichtet sein.

FRANZ-JOSEF HÖING Baudezernent der Stadt Köln WIR MÜSSEN REDEN – MIT ENGAGEMENT, LUST UND GUTEN FORMATEN Eine Stadt braucht kultivierte Orte, an denen man über sie spricht, diskutiert und streitet – auch

Köln macht sich seit geraumer Zeit auf zu wachsen, seine Rolle als anziehende Großstadt neu zu definieren und Räume und Freiräume für das Wachstum zu qualifizieren. Dazu braucht es eine öffentliche, und manchmal eben auch selbstkritische, Debatte, die das KAP Forum in den zurückliegenden Jahren von Anfang an mit großem Engagement, Lust und guten Formaten begleitet hat.

Die Einladungen dazu waren immer reizvoll und die Publikationen von größter Sorgfalt. Ich bin sicher, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird. Denn wir müssen reden über die wichtigen stadtentwicklungspolitischen Fragen – über das Wohnen, über den öffentlichen Raum, über Köln in der Region, über die Weiterentwicklung des schon heute spektakulären grünen Netzes, über den Stadtumbau, die Sanierung unserer Infrastruktur und über die Organisation der großstädtischen Verkehre … Das KAP Forum ist für mich und die Stadt dabei ein verlässlicher Partner. Dafür vielen Dank!

dien mit klassischen Live-Veranstaltungen, Ausstellungen und einem Printmedium zu behaupten, ist keine Selbstverständlichkeit. Doch genau in der Vielschichtigkeit und Unverwechselbarkeit des KAP Forums, mit seinem mehrfach ausgezeichneten KAP Magazin, liegt die Qualität und Kraft des »Familienbetriebes« um Andreas Grosz. Mit viel Herzblut, wirtschaftliSEBASTIAN THAUT Atelier ST, Gesellschaft cher Raffinesse und vor allem einem insvon Architekten mbH, tinktiven Gespür für Leipzig Entwicklungen und Zeitgeist ist die INITIALZÜNDER über die deutschen FÜR FRISCHES UND Grenzen bekannte UNVERBRAUCHTES Plattform nicht Echo von bereits BekannSich im zunehmend tem, sondern immer digitalen und immer unverbrauchter Initischneller laufenden Schwungrad der Archi- alzünder für Frisches tektur- und Designme- und Unverbrauchtes.


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Und da waren dann Männer, die nicht lange diskutiert haben, sondern es einfach gemacht haben. Diese »Entente Cordiale« von Thomas Trenkamp, Andreas Dornbracht und Dirk Giersiepen stand ab der ewrsten Stunde für Kontinuität, Verlässlichkeit und regionale Verbundenheit mit Köln.

BERND KUSSEROW Damrau Kusserow Architekten BDA, Köln Die deutsche Architekturszene braucht unabhängige Plattformen wie das KAP Forum!

PETER PETZ german-architects.com, Stuttgart KREATIVER DIALOG ALLER AM BAUGESCHEHEN BETEILIGTEN KRÄFTE German-Architects und das KAP Forum. Beide verbinden Architektur & Kommunikation. Wir im Netz, das KAP Forum in der realen Welt. Das KAP Forum ist inzwischen deutschlandweit eine feste Größe. Dabei ist das Besondere, dass sich hier

Architekten, Projektund Immobilienentwickler, die kreative und architekturbezogene Bauindustrie sowie Stadtplaner gleichermaßen treffen und austauschen. Kein Gegensatz, sondern ein kreativer Dialog aller am Baugeschehen beteiligten Kräfte. Ein spannender Mix aus international bekannten und jungen, aufstrebenden Büros. Komplettiert durch interessante Workshops und Ausstellungen ist das KAP Forum ein wertvoller Bestandteil der Kommunikation für alle, die an guter Architektur und gutem Design interessiert sind. Im zehnten Jahr seines Bestehens erweitern Andreas Grosz und sein Team das Repertoire mit länderübergreifenden Veranstaltungen – KAP on Tour. Wir sind dabei! Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

KONTINUITÄT UND VERLÄSSLICHKEIT AB DER ERSTEN STUNDE

Deren »Spiritus Rector« war und ist Andreas Grosz. Ohne ihn hätte es das KAP Forum nicht gegeben, und ohne seinen Sohn Tobias nicht in seinem wunderbaren grafischen Erscheinungsbild.

Das KAP Forum war integraler Bestandteil des KAP am Südkai, des ersten neuen Gebäudes des Rheinauhafens, mit dem sich Köln wieder dem Rhein zuwandte.

Es ist heute – 10 Jahre, nachdem alles begann – eine Ehre, zu Anfang dabei gewesen zu sein und eine Freude zu sehen, was daraus geworden ist!

ACHIM NAGEL PRIMUS developments GmbH, Hamburg


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BERND STREITBERGER Geschäftsführer moderne stadt Köln; von 2004 bis 2012 Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln GEIST DES AUFBRUCHS Ich kann mich noch gut an die Auftaktveranstaltung mit Daniel

Libeskind erinnern; ich war nervös und hatte einen richtigen Kloß im Hals, als ich meine auswendig gelernten englischen Begrüßungssätze aufsagen musste. In den folgenden Jahren haben wir im KAP Forum wunderbare Veranstaltungen an der Schnittstelle zwischen Architektur, Städtebau und Design erlebt. Dafür vielen Dank und herzlichen Glückwunsch. Ich bin dankbar dafür, dass ich an einigen dieser Veranstaltungen mitwirken konnte und wünsche sehr, dass die nächsten zehn Jahre an anderer Adresse, aber immer noch mit dem Geist des Aufbruchs von 2004, erfolgreich und bereichernd sein werden.

10 Jahren eine Plattform, die kontinuierlich architekturrelevante Themen auf den Tisch bringt und Bürger, Planer, Kommunen, Nutzer, Bauherren und Investoren zum Blick über den Tellerrand einlädt. Dieses Engagement für die Baukultur wissen wir zu schätzen, denn neben dem Schaffen qualitätvoller Architektur ist uns die Kommunikation über Architektur und GERHARD WITTFELD ein über die ArchiGeschäftsführer kadawittfeldarchitektur tektenschaft hinaus gehender Diskurs GmbH, Aachen ein großes Anliegen. Wir gratulieren zum ENGAGEMENT FÜR 10-jährigen JubiläBAUKULTUR um und freuen uns auf weitere Jahre gemeinDas KAP-Forum bilsamen Austauschs! det nun schon seit

HANS GEORG ESCH Photography, Hennef/ Stadt Blankenberg EREIGNIS, EXPERIMENT UND INNOVATION Im Herbst 2008 arbeiteten wir gemeinsam mit dem KAP an der Ausstellung »Megacities — Räume einer beschleunigten Gesellschaft«. Es handelte sich um die erste Ausstellung meiner Arbeit in der Heimat, die Dank der Professionalität, Individualität

und Weitsicht der Mitarbeiter des KAP Forums für uns ein großer Erfolg wurde. Das Programm des KAP Forums bietet für mich, genau wie die Stadt — mein Kernthema in meiner freien Fotografie — Ereignis, Experiment und Innovation. Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit freundschaftlich und lebendig weiter entwickelt. Gern denke ich an die erfrischende Podiumsdiskussion zum Thema Bauen in China im Rahmen meiner Ausstellung »Cities Unknown — Chinas Millionenstädte« im Carlswerk und an die Ausstellung »Commissioned Works« in der Rotonda-Galerie. So freue ich mich auf eine inspirierende zukünftige Zusammenarbeit und bedanke mich für das Engagement. Als langjähriger Freund und Partner gratuliere ich dem KAP Forum herzlich zum Jubiläum!


So individuell wie der eigene Stil: Waschplätze von Alape – Ästhetik in ihrer reinsten Form. www.alape.com


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bist. Ein programmatischer Auftakt. Im KAP Forum werden Qualitäten verhandelt, und das geht weit über oberflächliche Designfragen hinaus.

mehr: Ultraleichtbau, Schöner Shoppen, Metropole Ruhr, Japanisches Urushi, Schlafen im Büro, Material World, Baukunst, Green is Green, Konstruktion und Illusion, Der Businessanzug, Lebenszykluskosten, Cradle to Cradle und immer noch mehr, sogar Literaturlesungen.

BURKARD DEWEY Dewey Muller architekten und stadtplaner Köln/Luxemburg Vorstandsmitglied im hdak Haus der Architektur Köln, Mitglied des BDA Bund Deutscher Architekten, Köln UNGEWÖHNLICHE AROMEN UND EINFACHE GERICHTE 10 Jahre KAP Forum – und Themen ohne Ende … Gut, dass KAP im Netz ein Archiv unterhält. Dort finde ich nach den ersten Klicks: »Themen sind Märkte«. Das war 2008, KAP Akademie, Strategien für Architekten. Schade – auch das hast du verpasst, wie noch vieles

Wer das KAP Forum nicht kennt, hegt leicht den Verdacht der Beliebigkeit. Forum für Architektur Technologie Design. Na klar, alles Themen rund ums High-End-Arbeiten und -Wohnen, mit den passenden Produkten und der maßgeschneiderten Theorie dazu. Und dann geht das KAP Magazin mit seiner ersten Ausgabe an den Start. Titel: Hotelzimmer. Ja, wo ist denn da die Relevanz? Haben wir in dieser Stadt nicht Dringenderes zu verhandeln als Hoteldesign? Nein, so einfach ist das nicht. Zeige mir die Häuser, in denen deine Gäste wohnen, und ich sage dir, was für eine Stadt du

Nun sind da diese äußerst erfrischenden und immer wieder überraschenden Themen, die spielerisch und ohne jede Berührungsangst im KAP Forum moderiert und kondensiert werden, ein Schrank voller Gewürze – wenn die nicht wären, würde das KAP anders schmecken. Und den bissfesten, etablierten Menüs, mit denen das KAP den Diskurs um Architektur und Städtebau in Köln bereichert, würde etwas fehlen, obwohl die im Laufe der Jahre entwickelten Serien und Formate durchaus jeweils für sich allein bestehen können. Der große Auftakt war die Reihe »Zur Zukunft der europäischen Stadt«, eine Koproduktion von KAP und städtischem Baudezernat, die einen unglaublichen Fundus an Stadtwissen aus 20 europäischen Städten nach Köln brachte. Da ging es nicht um MIPIM Award-verdächtige Solitärbauten, BilbaoEffekte und Skylines als Gütesiegel im Ranking der Städte – nun, eigentlich ging es auch darum, denn das will man sehen und selber haben. Was da aber gratis nach Köln getragen wurde, waren Strategien und Verfahrensweisen der Stadt-

entwicklung, Einblicke in die Mentalitäten und das Funktionieren anderer Stadtgesellschaften und Stadtkulturen – eine unmissverständliche Aufforderung, sich mit diesen Anderen zu messen und die eigene unverwechselbare urbane Zukunft in die Hand zu nehmen. Überhaupt fällt auf, dass der Blick über den Tellerrand von Beginn an zum Selbstverständnis des KAP Forum gehört: Nur ja nicht in selbstgefälligem Laissez-faire erstarren! Dann lieber mit KAP on Tour zu neuen Ufern aufbrechen, als an jenen des Rheins zu verharren. Neuerdings werden die Debatten um Architektur und Städtebau von Köln aus »in neue, spannende Orte und Regionen« getragen – München, Dortmund, Leipzig... Man muss gespannt sein, wohin die Reise noch geht, und darf sich dazu mit dorthin mit bewegen. Aber das Touren hält die Macher vom KAP nicht davon ab, immer wieder und unermüdlich auch das Ohr am Puls der eigenen Stadt zu haben: »Kölner Projekte – Was läuft in der Domstadt?« Keines der großen Bauprojekte und Stadtentwicklungsthemen wird ausgelassen. Wenn es um Köln geht, wird auch vor schwerer Kost nicht zurückgeschreckt. Das Fehlen bezahlbarer Wohnungen und die Verwahrlosung des Stadtraums sind


zugespitzte Schlüsselthemen, denen sich das KAP Forum zusammen mit seinen Partnern in intensiven und kompetent besetzten Seminaren und Diskussionsrunden widmet – durchweg substantielle Beiträge zu der mittlerweile von vielen Akteuren und Plattformen in Köln sehr breit geführten Debatte. Dass im Wohnungsbau und im öffentlichen Raum die Fundamente für eine lebendige und zukunftsfähige Stadt gelegt werden, ist dank dieser Debatte in großen Teilen der Stadtgesellschaft angekommen. In der Tat ist das Angebot an Formaten rund um Architektur und Städtebau enorm. Das war nicht immer so. Der wöchentliche Blick in den Kölner Baukultur Kalender stellt einen regelmäßig vor die Qual der Wahl, nicht selten zwischen zwei bis drei Veranstaltungen an einem Abend. Dass diese

außergewöhnlich engagierte und weit angelegte Diskurskultur immer wieder zu thematischen Dopplungen und Wiederholungen führt, bleibt nicht aus. Die des Öfteren gehörte Sorge, dass man in der Breite an Tiefe verliere und mit der Zeit gar nichts mehr habe, muss man dennoch nicht teilen. Köln braucht die aktive öffentliche Auseinandersetzung des Gemeinwesens mit der Vielzahl der Themen, die eine prosperierende, wachsende Stadt bewegen. Die Intensität und Offenheit der Debatten und Transparenz der Planungsprozesse bringen Licht in die Schatten, die drohende Wohnungsnot, marode Infrastrukturen und austrocknende Kultur- und Bildungslandschaften werfen. Im Zusammenspiel der Akteure wird das KAP Forum auch in Zukunft unentbehrlich sein. Mit den guten Verbindungen zur Bau- und

Immobilienwirtschaft und der ganz eigenen Art der Annäherung an Architektur, Städtebau und Design bringt es Sphären zusammen, die sich gerne in reservierter Distanz üben. Weitsichtige Unternehmer, erfindungsreiche Planer und gute Gestalter, die partnerschaftlich in ihren Projekten Neues erproben, die Stadt im besten Sinne weiterbauen,

ROBERT BAMBACH Geschäftsführer HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH, Essen NATIONALE INITIATIVE MIT INTERNATIONALEM ANSTRICH Zehn Jahre KAP Forum bedeuten eine Dekade der konstruktiven und kreativen Auseinandersetzung mit den Themen Design, Architektur und Städtebau. Die Initiatoren

Wohnen und Arbeiten in neuen Strukturen zusammenführen und an der Unverwechselbarkeit des Stadtbildes bauen, sind aber kein Auslaufmodell. Hier kann im KAP Forum noch reichlich Neues bewegt und Verborgenes gehoben werden. An den Gewürzen wird es nicht fehlen. Und neben Ungewöhnlichem darf auch Einfaches serviert werden. des KAP Forums haben es immer wieder verstanden, diese Themen vielfältig miteinander zu verknüpfen, und so dazu beigetragen, Synergien zu schaffen. Aus den kleinen Kölner Anfängen ist im Laufe der Jahre eine nationale Initiative mit internationalem Anstrich geworden. Die zahlreichen Veranstaltungen und das KAP Magazin sind Belege dafür, dass das KAP Forum nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich die Domstadt längst verlassen hat und ihr dennoch treu geblieben ist. Ein nächster Schritt könnte darin bestehen, neben den design- und architekturbezogenen Unternehmen auch Architekturbüros und Städteplaner als feste Größen in das KAP Forum zu integrieren. Auf die nächsten zehn Jahre dürfen wir gespannt sein!


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Alle Gira Neuheiten 2014 unter www.gira.de/neuheiten Gira Esprit Linoleum-Multiplex. Klare Formensprache, natürliche Materialien. Auszeichnungen: ICONIC Awards 2014 „Winner“, Plus X Award 2014, Kategorie Bestes Produkt des Jahres, Plus X Award 2014 Kategorie High Quality, Design und Funktionalität. Lieferbar ab 11 / 2014


SEITEN 24/25: 10 JAHRE KAP FORUM


wöhnlichen Rahmen. Offenheit und Lernen sind im Leitbild von Carpet Concept fest verankert. Zusammen ins Gespräch kommen, Verbindungen knüpfen, voneinander lernen und den Horizont erweitern sind leitende Interessen, die sich im KAP Forum hervorragend verwirklichen lassen. Denn nur wer über die eigenen Produkte hinaus die Komplexität heutiger Entscheidungsprozesse in ArTHOMAS TRENKAMP chitektur, Bau- und geschäftsführender Immobilienwirtschaft Gesellschafter Carpet Concept Objekt Teppich- versteht, ist ein kompetenter Gesprächsboden GmbH, Bielefeld partner und kann sich mit Qualität nachhalVERBINDUNGEN KNÜPFEN tig positionieren. Es ist ein schöner Das KAP Forum ist seit Zufall, dass das zehnzehn Jahren die ideajährige Jubiläum des le Plattform, um den KAP Forums mit dem kreativen und freund20-jährigen Bestehen schaftlichen Dialog von Carpet Concept zumit Partnern zu pflesammenfällt. Gemeinsam gen. Als Mitinitiator leben wir von der Leiunterstützt Carpet denschaft für ArchiConcept das KAP Forum tektur, Design und dem seit den Anfängen aus kreativen Miteinander. grundlegender ÜberzeuDank des Engagements gung: Ein nachhaltiger vieler ÜberzeugungsAustausch mit Partnern täter, insbesondere und Zielgruppen kann von Andreas Grosz und nur gewerkeübergreiseinen Mitarbeitern fend und inhaltlich sowie den beteiligten gelingen. Durch die Unternehmen, hat sich Vernetzung aller am das KAP Forum in den Bau Beteiligten und vergangenen zehn Jahdie gemeinsame Auseinren zu einer überregiandersetzung mit inonal beachteten Plattnovativen Themen der form entwickelt. CarArchitektur, Produktpet Concept gratuliert kultur und Immobilienwirtschaft ergeben sich ganz herzlich zum runden Jubiläum und freut vielfältige Chancen. sich auf die FortsetDiese gilt es aufzuzung der erfolgreichen spüren und zu nutzen. und fruchtbaren ZusamDas KAP Forum bietet menarbeit! hierfür einen außerge-

ANDREAS DORNBRACHT geschäftsführender Gesellschafter, Dornbracht Deutschland GmbH &Co. KG UNTERNEHMERISCHES ENGAGEMENT ZEIGEN Mit Gründung des KAP Forums vor 10 Jahren hatten wir ein klares Ziel vor Augen: Wir wollten gemeinsam mit architektur-, designund technologiege-

triebenen Unternehmen eine interdisziplinäre Kommunikationsplattform schaffen, die Positionen der Architektur beleuchtet, den öffentlichen Austausch über gebaute Kultur fördert und den fortlaufenden Diskurs sucht. Inzwischen ist das KAP Forum eine namhafte Institution mit internationalem Ruf und damit auch sichtbarer Ausdruck unseres unternehmerischen Engagements für Architektur/Innenarchitektur und Design. Wir lernen von und mit der KAP Community und gerade der intensive Meinungsaustausch schafft Mehrwerte auf allen Ebenen. Durch die vielen interessanten Begegnungen und Gespräche sind enge Freundschaften entstanden, die mich auch persönlich sehr bereichern.


DIRK GIERSIEPEN geschäftsführender Gesellschafter, Gira Giersiepen GmbH & Co.KG HORIZONTE ERWEITERN Das KAP Forum ist für Gira von Beginn an eine spannende Plattform, die dabei hilft, über den Tellerrand des unmittelbaren Vertriebsweges unserer Produkte hinauszu-

schauen. Das Denken und Handeln von Architekten, Projektentwicklern, Planungsingenieuren und Investoren unterscheidet sich naturgemäß doch deutlich von dem der Fachgroßhändler und Unternehmer aus dem EHandwerk. Über dieses andere Denken in der Architekturszene lernen wir im KAP Forum dazu. Der regelmäßige Gedankenaustausch mit den Kollegen dieser besonderen Markenhersteller im KAP hilft darüber hinaus allen Beteiligten, »Betriebsblindheit« zu vermeiden. Vernetztes Denken für gewerkeübergreifende, innovative Lösungen beim Bauen ist das Thema. Nur so entstehen in Zukunft Mehrwerte für Bauherren, Investoren und deren Berater, die Architekten, TGA-Planer und Projektentwickler. Das Ergebnis sind spannendere Gebäude, in denen Menschen mit mehr Freude leben oder arbeiten, die nachhaltig ihren Wert erhalten, die am Markt erfolgreich sind, die wirtschaftlich sind im Betrieb und bei der Instandhaltung. Wir bei Gira sind dankbar für die vergangenen 10 Jahre und die Erfolge in der KAP-Gemeinschaft. Wir freuen uns auf die Früchte der Fortsetzung. Auf zu neuen Ufern und Erkenntnissen. Das Denken der Bau- und Immobilienbranche ist ausgesprochen wertvoll und erweitert regelmäßig unseren unternehmerischen Horizont.

TOMMY RUBE Prokurist und Ressortleiter Marketing, Kusch+Co, Hallenberg NETZWERK MIT FRISCHEN IDEEN »Im hohen Qualitätsanspruch der beteiligten Unternehmen und in den Zielen des KAP Forums

haben wir uns wiedergefunden. Zumal wir uns in Zukunft noch stärker auf die Zielgruppe der Architekten und Innenarchitekten fokussieren werden. Innovative Wege des Planens, Bauens und Einrichtens zu finden, unter Experten darüber zu diskutieren und die Ergebnisse auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen – das kann man überzeugend nur in einem Netzwerk mit leistungsfähigen Partnern. Wir freuen uns auf die weitere interdisziplinäre Zusammenarbeit und sind sicher, mit den speziellen Erfahrungen aus unserer Branche und frischen Ideen zur Arbeit des KAP Forums beitragen zu können.«


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Zwanzig Jahre Revolution in Design, Evolution und Handwerk


SEITEN 28/29: DORNBRACHT

DORNBRACHT

ZWISCHEN HIGHTECH UND HANDARBEIT SEITEN 28—36



SEITEN 30/31: DORNBRACHT

TRADITIONELLES MANUFAKTURHANDWERK MACHT SICH BEI DORNBRACHT AUF DEN WEG INS DIGITALE ZEITALTER Automatisierung und Digitalität sind fester Bestandteil unseres Lebens geworden, eine neue Technologie überholt die nächste. Mit dem Smartphone als ständigem Begleiter kommunizieren, planen, organisieren wir – permanent. Doch bei aller Präzision und Effizienz der modernen Technik gibt es zugleich eine Sehnsucht nach dem Echten, Handgemachten. Traditionelle, handgefertigte Produkte liegen im Trend und immer mehr Menschen sind bereit, ihr Geld wieder in mehr Qualität und Langlebigkeit zu investieren. Versteht man die Rückbesinnung auf »ehrliche« Handarbeit als Gegenentwurf zur fortschreitenden Technisierung, kann man schnell den Eindruck gewinnen, Hightech und Handarbeit seien zwei auseinanderliegende, unvereinbare Pole. Doch müssen wir uns wirklich entscheiden? »Ganz und gar nicht«, sagt Andreas Dorn-

bracht. Der Unternehmer leitet gemeinsam mit seinem Bruder Matthias in dritter Generation das Familienunternehmen Dornbracht, das sich seit Jahrzehnten als Innovationsführer im hart umkämpften Markt der Premium-Armaturen behauptet. »Die Entweder-oder-Frage stellt sich für uns nicht. Vielmehr müssen wir uns heute damit beschäftigen, wie wir traditionelles Manufakturhandwerk mit Technik – und insbesondere digitalen Mehrwerten – in Einklang bringen.« Tatsächlich ist dieser Brückenschlag bereits gelungen. Im letzten Jahr präsentierte Dornbracht Smart Water, ein intelligentes System, das die Möglichkeiten digitaler Vernetzung auf Anwendungen in Bad und Küche überträgt. Damit positionierte sich der Armaturenhersteller als Vorreiter im Bereich der intelligenten Sanitärsysteme – und bleibt gleichzeitig seiner Kernkompetenz treu: hochwertige Design-Armaturen, Made in Germany. »Made in Germany« trifft dabei selbst auf die kleins-

te Schraube zu, denn Dornbracht produziert nicht nur in Deutschland, sondern arbeitet auch fast ausschließlich mit Zulieferern aus der näheren Umgebung zusammen. »Im Premiumsegment, in dem wir uns bewegen, kann es keine Kompromisse geben. Wo ›Made in Germany‹ draufsteht, muss ›Made in Germany‹ drin sein«, sagt Andreas Dornbracht. Bis heute fertigt der Armaturenhersteller vergleichsweise kleine Stückzahlen – oder sogar Einzelstücke – und kann nicht zuletzt dadurch eine gleichbleibend hohe Qualität der Verarbeitung gewährleisten. Letztere geht dabei in jedem Fall vor Quantität, wie Matthias Dornbracht betont. »Bei unseren Armaturen wird kein Radius und keine Kante geändert, damit pro Zeiteinheit mehr Teile gefertigt werden können«, erklärt er und macht damit auch die Kompromisslosigkeit deutlich, mit der man bei Dornbracht den eigenen Qualitätsanspruch verfolgt. Ihren pointierten Ausdruck findet diese Kompromisslosigkeit in der unternehmenseigenen Maxime der »5 Ps«, die Dornbracht all seinen Produkten zugrunde legt: Proportionalität, Präzision, Progressivität, Persönlichkeit, Perfor-

mance. Die Erfüllung dieser Kriterien wird streng hinterfragt und dient als Kontrollinstanz, als interner Gradmesser für die Qualität aller Produkte und Systemlösungen, die die Fabrik in Iserlohn verlassen. Deshalb setzt Dornbracht auch nicht auf eine klassische Fließbandproduktion. Stattdessen werden viele Fertigungsschritte noch manuell ausgeführt, was es zudem ermöglicht, auf individuelle Wünsche von Kunden einzugehen. Auf diese Weise haben die Mitarbeiter einen ganz anderen Bezug zu »ihrer« Armatur – und Verantwortungsgefühl, da sind sich die Dornbracht-Brüder einig, ist eine der zuverlässigsten Formen der Qualitätssicherung. Auf dem Fabrikgelände im westfälischen Iserlohn wird schnell deutlich, dass traditionelles Manufakturhandwerk und technologischer Fortschritt bei Dornbracht Hand in Hand gehen: Von der Entwicklung neuer Produktlösungen und der Programmierung entsprechender Software über die Galvanik bis hin zur Montage findet jeder einzelne Arbeitsschritt am Standort Iserlohn statt. »Bei uns arbeiten alle eng zusammen – Konstrukteure, Entwickler, Produktmanager, Hand-



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werker, Vertriebler«, erzählt Matthias Dornbracht. Und das ist ganz wörtlich, nämlich räumlich, zu verstehen: In sogenannten Modulen, autarken Hallen mit jeweils eigener Infrastruktur, arbeiten Mitarbeiter verschiedener Kompetenzfelder in direkter räumlicher Nähe zueinander. Separierte Büros und verschlossene Türen sucht man hier vergeblich. Diese Offenheit ermöglicht einen Austausch, der in konventionellen Abteilungen oftmals nicht stattfindet. »Das Wort Abteilung kommt nicht umsonst von ab-teilen«, so Andreas Dornbracht. »Diese Art von Zuständigkeitsdenken gibt es bei uns nicht. Bei uns sprechen die Entwickler mit den Ingenieuren, die Vertriebler mit den Produktmanagern und umgekehrt. So fließt zum Beispiel das Feedback der Kunden und Fachhändler direkt in die Weiterentwicklung unserer Produktlösungen zurück.« Das Besondere: Die Module sind flexibel strukturiert,

so dass die Zusammensetzung der Teams aktuellen Erfordernissen jederzeit angepasst werden kann. Immer bereit, auf Veränderungen schnellstmöglich zu reagieren. Nichts ist starr, alles fließt. Alles im Fluss – das trifft auf so vieles in diesem Unternehmen zu, dessen Geschäft die Gestaltung und Formung des Wassers ist. Im Gespräch mit den Brüdern Andreas und Matthias Dornbracht wird schnell deutlich, dass Stillstand im DornbrachtUniversum keine Option ist. »Als Innovationsführer muss man neue Wege gehen, die zuvor noch keiner gegangen ist«, betont Andreas Dornbracht. »Das ist nicht immer bequem, aber es hat uns dahin gebracht, wo wir heute stehen.« Seine Vorreiterrolle in der Branche verdankt das Unternehmen der Entwicklung immer neuer Innovationen, mit denen es seinen Mitbewerbern stets mehrere Schritte voraus ist.

»Vorne ist da, wo sich keiner auskennt« steht auf einem Schild im Innovationsbereich von Matthias Dornbracht – und mit »keiner« meint er manchmal durchaus auch sich selbst. Der Satz erinnert ihn daran, dass Weiterentwicklung die Bereitschaft voraussetzt, Risiken einzugehen, Neuland zu betreten. Manchmal ganz ohne zu wissen, wohin die Reise geht. »Wer innovativ sein will, muss sich trauen, auch mal herumzuspinnen«, sagt er. »Deshalb haben wir viele junge Leute in der Produktentwicklung sitzen. Die gehen Aufgabenstellungen ganz anders an als jemand, der schon jahrelang im Unternehmen ist. Und wir geben ihnen den Freiraum, Ideen zu entwickeln, ohne permanent auf Budgets zu schielen.« Die Kunst liegt darin, diese Kreativität im Austausch mit langjährigen, erfahrenen Mitarbeitern in die richtigen Bahnen zu lenken. Einer dieser erfahrenen Mitarbeiter ist Andreas Schmermund. Er ist Innovationsleiter bei Dornbracht und leitet das Technikmodul, in dem Elektroniker, Software-Entwickler und Sanitärtechniker zusammenarbeiten. Schmermund war es, der das Thema Digitalisierung entscheidend voranbrachte, nachdem Matthias Dornbracht

2007 mit seiner neuesten Idee auf ihn zukam. Die Aufgabenstellung für Schmermund und sein Team war damals so schlicht wie bahnbrechend: herauszufinden, welches Potenzial im Digitalen liegt. Ausgangspunkt war lediglich eine Ahnung, ein Gefühl gewesen – nämlich, »dass Digitalität unseren Umgang mit Wasser in Bad und Küche entscheidend verändern und so einen echten Mehrwert erzeugen könnte«, erzählt Matthias Dornbracht. Der technikaffine der beiden Brüder ist im Unternehmen bekannt für sein visionäres Gespür, das ihn auch diesmal nicht täuschen sollte. Schmermund und seine Leute begannen zu experimentieren. Die Freiheit war groß, der Ausgang ungewiss – doch die Risikofreude zahlte sich aus. Im Frühjahr 2013 konnte Dornbracht neue digitale Produktlösungen vorstellen, darunter die Duschanwendung Sensory Sky, aus der es wie aus einer Wolke unter freiem Himmel regnet. Wasser, Nebel, Licht und Düfte ergänzen sich zu Choreografien, die individuell auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Genauso beim elektronisch gesteuerten Foot Bath, bei dem der Nutzer zwischen unterschiedlichen Szenarien wählen kann. Über die Stimulation unter-


Als bisher einziger Hersteller im Sanitärbereich stattet Dornbracht seine Smart-Water-Produkte mit einer offenen, IPfähigen Schnittstelle aus und ermöglicht so die Vernetzung von Badanwendungen mit anderen Komponenten der Haustechnik wie etwa Licht und Sound. So ist es möglich, den Morgen unter der Dusche nicht nur mit der persönlichen Wohlfühltemperatur zu beginnen, sondern auch mit der Lieblingsmusik und einer favorisierten Lichtchoreographie.

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schiedlicher Reflexzonen wirken diese mal entspannend, mal aktivierend – je nach Stimmung und Befindlichkeit. Auch für die Küche hat Dornbracht bereits die erste digitale Produktlösung entwickelt. eUnit Kitchen heißt die intelligente Küchenspüle, die auf Knopfdruck zum Beispiel einen Topf mit der richtigen Menge Wasser in der gewünschten Temperatur befüllt. Sowohl die Bedienelemente – die sogenannten Smart Tools – als auch die zugehörige Hard- und Software werden bei Dornbracht in Eigenregie entwickelt. »Das ist zeitund kostenintensiv«, räumt Andreas Dornbracht ein, »aber es

verschafft uns einen Innovationsvorsprung und macht uns flexibel im Umgang mit zukünftigen Herausforderungen.« Apropos Zukunft: Dornbracht wäre nicht Dornbracht, wäre das Unternehmen nicht schon einen Schritt weiter. Von der Digitalisierung ausgehend, denkt man hier bereits längst in Richtung ganzheitlicher Vernetzung von Wohnwelten, Stichwort Gebäudeautomatisierung. »Home Automation ist eines der wichtigsten Themen – wenn nicht das wichtigste Thema! – der nächsten Jahre«, so Matthias Dornbracht. »Deshalb ist es für uns von großer Bedeutung, dass sich unsere Produktlösungen mit anderen digitalen Systemen kombinieren lassen.«

Mit Smart Water hat Dornbracht Pionierarbeit im Bereich der Digitalisierung in Bad und Küche geleistet und maßgeblich dazu beigetragen, das Thema in der Branche ganz oben auf die Agenda zu setzen. Dabei hat das Unternehmen nicht nur den technischen Fortschritt im Auge, sondern auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen. Insbesondere Megatrends wie Healthness und Individualisierung rücken in diesem Zusammenhang in den Vordergrund. »In Zukunft wird das Bad zu einem persönlichen Gesundheitsraum, in dem wir präventiv unsere Leistungskraft erhalten«, prognostiziert Andreas Dornbracht, und spielt damit nicht nur auf den demografischen Wandel an, sondern auch auf die Herausforderungen des modernen Lebens. Stress ist für viele ein täglicher Begleiter, bei immer mehr Menschen führt er zu Burnout oder Erschöpfungszuständen. Auf

der Suche nach Wegen der Stressbewältigung gewinnen persönliche Rituale an Bedeutung – als Ruheinseln im Alltag, eine Art Rettungsanker, der Momente des Innehaltens ermöglicht. »Gerade im Hinblick auf Rituale und wohltuende Treatments im Bad eröffnet uns die Digitalität ganz neue Dimensionen, zum Beispiel durch individuelle Duschszenarien oder Wasseranwendungen, die sich positiv auf Körper und Seele auswirken.« Die Beschäftigung mit Ritualen im Bad hat bei Dornbracht bereits jahrelange Tradition. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die intensive Auseinandersetzung mit Künstlern und Architekten fester Bestandteil der Unternehmenskultur und lieferte entscheidende Impulse. »Im Rahmen der Dornbracht Culture Projects haben wir viel über die individuellen Bedürfnisse im Bad gelernt«, erklärt Andreas Dornbracht. Mit der Erkenntnis, dass das Bad nicht mehr länger Nasszelle, sondern vielmehr Lebensraum ist, begann ein kultureller Umgestaltungsprozess, der bis heute anhält und den Dornbracht aktuell mit seinem MarkenClaim »Culturing Life« zum Ausdruck bringt. »Es geht um die Kultivierung individueller Bedürfnisse, um Lebensqualität. Unser Ziel ist es, das Leben durch individuelle Produkt- und Systemlösungen zu bereichern und auf diese Weise immer wieder neu zu kultivieren.«



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»Als führendes Unternehmen der deutschen Sanitärindustrie ist es für uns ein besonderes Anliegen, die Diskussion über einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser voranzutreiben.«

Wer mit dem Element Wasser umgeht, kommt auch um Fragen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung nicht herum. Bei Dornbracht hat man dieses Thema frühzeitig auf die Prioritätenliste gesetzt: »Als führendes Unternehmen der deutschen Sanitärindustrie ist es für uns ein besonderes Anliegen, die Diskussion über einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser voranzutreiben«, erklärt Matthias Dornbracht. Seit Jahren achtet der Armaturenhersteller darauf, dass alle Produkte, unabhängig vom Verbraucherverhalten, den Energie- und Wasserverbrauch minimieren. Dabei haben insbesondere die Einführung eines elektronischen Ventils und die Möglichkeiten digitaler Steuerung neue Maßstäbe gesetzt. Die weitere Zielsetzung ist klar: »In Zukunft wollen wir das gleiche Wassererlebnis bieten, allerdings mit nur einem Drittel des Wasserverbrauchs«, so Matthias Dornbracht. Nachhaltigkeit beginnt bei Dornbracht aber nicht erst bei den Produkten, sondern bereits bei der Fertigung – auch wenn das die Herstellungskosten deutlich in die Höhe treibt. So investierte Dornbracht etwa in die Entwicklung einer eigenen Galvaniktechnologie, durch die der Wasserverbrauch bei der Oberflächenveredelung um 70 Prozent verringert werden konnte. Oder in ein aufwändiges Luftfiltersystem, das Schleifstäube absaugt

und dem Recycling zuführt. Nicht zuletzt versteht Dornbracht unter Nachhaltigkeit auch die sinnvolle Nutzung der Ressource Mensch – und das führt wieder zurück zur kleinsten Einheit des Unternehmens: dem Mitarbeiter. Der geschulte Blick und die Erfahrung eines langjährigen Facharbeiters sind durch Maschinen nicht zu ersetzen und so werden viele Arbeitsschritte bei Dornbracht auch in Zukunft »Menschsache« bleiben: In der Oberflächenveredelung, wo nach jedem Fertigungsschritt eine Prüfung durch einen Mitarbeiter erfolgt, nach dem Schleifen und Polieren ebenso wie nach dem Galvanikprozess; oder bei der Montage, dem letzten Schritt auf dem Weg zum Kunden. Aus der modularen Struktur der Fabrik und der Organisation in flachen Hierarchien ergibt sich zudem eine einzigartige Erkenntnisbreite und -tiefe, die Andreas Dornbracht als »Zusammenhangwissen« beschreibt. Dieser kollektive Erfahrungsschatz ist der Ursprung jeden Fortschritts – das gilt auch und erst recht im Zeitalter digitaler Vernetzung. Bei aller technologischen Komplexität bleibt Innovation eine Sache kluger Köpfe und ihrer Visionen – eines der wenigen Dinge, die uns die Technik niemals abnehmen wird. »Denken müssen wir immer noch selbst«, stellt Andreas Dornbracht fest, und gerne möchte man hinzufügen: Gut so.


Light for Generations

TIZIO

TOlOmeO

demeTra

Richard Sapper

Michele de Lucchi

Naoto Fukasawa

1972

1987

2012

40 Jahre Designpreise BIO 9 Gold Medal Compasso d‘Oro ADI Casamica Per l‘accessorio Green Good Design Award Haus Industrieform iF Product Design Award red dot Product Design Award SNAI Oscar des Architectes d‘Intérieur artemide.de


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CARPET CONCEPT

VON MENSCHENHAND ERZEUGTE MUSTER SEITEN 40—46

INNOVATION AUS TRADITION SEITEN 48—49



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VON MENSCHENHAND ERZEUGTE MUSTER BEN VAN BERKEL IM GESPRÄCH MIT RALF FERDINAND BROEKMAN UND LEIF HALLERBACH


DAS VON BEN VAN BERKEL MITBEGRÜNDETE UNSTUDIO IN AMSTERDAM GLEICHT EINEM LABOR: VON KOMPLEXER STADTPLANUNG BIS HIN ZU INNENARCHITEKTUR UND PRODUKTDESIGN BERÜHREN SICH HIER DIE DISZIPLINEN. DABEI ENTSTEHEN KREATIVE SCHNITTPUNKTE — AUCH BEI DER NEUEN WEBTEPPICHBODEN-KOLLEKTION HEM, DIE BEN VAN BERKEL FÜR CARPET CONCEPT ENTWARF. Ben van Berkel, Sie haben für Carpet Concept die neue Webteppichboden-Kollektion HEM gestaltet, die unlängst lanciert wurde. Welcher Hauptgedanke stand hinter dem Design? Inspiriert wurde das Design von sich verändernden Mustern und Farben, die sowohl in der Natur als auch durch Eingriffe des Menschen in die Umwelt entstehen und

sich entwickeln. Diese natürlichen und von Menschenhand erzeugten Muster, die man in Landschaften, städtischen Räumen und nächtlichen Umgebungen findet, haben wir abstrahiert, um mittels einer reduktiven Verpixelung synthetische Muster zu erzeugen. Diese neuartigen synthetischen Muster der Living Landscape-Serie messen den sensorischen und den funktionalen Eigenschaften die gleiche Bedeutung zu. Wir wollten ein ungerichtetes Muster entwickeln, das sich scheinbar verwandelt und abhängig von Betrachtungswinkel und -abstand zu immer wieder veränderten Wahrnehmungen führt. Wie verlief der eigentliche Entwurfsprozess, um das jeweilige Fachwissen von Architekt und Hersteller zusammenzuführen? Wie konkret waren die Vor-

gaben seitens Carpet Concept, wie intensiv war Ihre Zusammenarbeit? Die Kooperation mit Carpet Concept war ein äußerst kollaborativer Prozess, in dessen Verlauf wir alle Entwurfsphasen gemeinsam diskutiert haben. Um die Gestaltungsmöglichkeiten zu verstehen, haben wir zudem die Fabrik besichtigt und Einzelheiten der Webtechniken und Musterstrategien gemeinsam mit dem Hersteller analysiert. Die Idee für die HEM-Muster resultierte aus neuen Techniken, die dort gerade getestet wurden. Durch den Fabrikbesuch und die Diskussion aller Möglichkeiten haben wir ein Verständnis für den Rahmen entwickelt, in dem wir arbeiten konnten, wobei es für uns immer interessant ist, diese Grenzen aufzuweiten, wo wir dies können.

Textildesign unterscheidet sich von Architekturgestaltung auch dadurch, dass die Eigenschaften von Oberfläche und Textur dominieren, während die dritte Dimension eher eine ›potentielle‹ Qualität darstellt, die spezifisch erzeugt werden muss. Was waren aus Ihrer Sicht die wesentlichen Herausforderungen dieser Aufgabe? Inwiefern kann Textildesign vom räumlichen Denken des Architekten profitieren? Gerade das macht die Sache so interessant – dreidimensionale Eigenschaften in eine zweidimensionale Oberfläche einzubringen und dieser mehr Tiefe zu verleihen. Teil der Inspiration für die Designs und Muster war es tatsächlich, ihnen durch die Verwendung verschiedener Farben und die Ausrichtung


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aktiver Bewegung eine größere Komplexität zu geben. Dadurch entsteht eine räumliche Schichtung, die für eine zweidimensionale Oberfläche recht ungewöhnlich ist, die aber in unserer Arbeit oftmals zu finden ist. In letzter Zeit stellen wir als Architekten fest, dass wir zunehmend gebeten werden, Produkte zu entwerfen. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass Architekten die Fähigkeit mitbringen, kontextbezogene Überlegungen und räumliche Aspekte in die Produktgestaltung einfließen zu lassen. Behandelt man bei der Gestaltung das Produkt als ein eigenständiges Objekt – wozu Produktdesigner neigen –, hat dies ebenfalls seine Vorteile, aber neuerdings wollen Kunden ihre Produkte gerne auch mit diesen zusätzlichen Dimensionen verknüpfen. Die Arbeit des von Ihnen mitbegründeten Büros UNStudio ist sowohl theoretisch als auch praktisch ausgerichtet; sie reicht von komplexer Stadtplanung und Architektur bis zu Innenarchitektur und Produktdesign. Inwieweit kann in diesem Zusammenhang Produktdesign generell als Labor für experimentelle Forschung in

Bezug auf Material, Form und vielleicht auch Strategie dienen? Wir haben schon immer gern andere Bereiche der Disziplin getestet und erforscht, aber ich denke eigentlich niemals in Maßstäben. Uns gefällt die Vorstellung der Nicht-Existenz eines richtigen Maßstabs, und dies ist eng damit verbunden, wie wir Ideen kombinieren. Ich habe Architektur und Design niemals als sich gegenseitig ausschließend verstanden. Genauso wie ich manchmal denke, dass Kunst und Architektur sich nicht so sehr voneinander unterscheiden. Manchmal betrachte ich ein Möbelstück als Architektur, als etwas, das eine Vielzahl von kulturellen Bezügen beinhaltet. Umgekehrt kann ein Gebäude als Produkt betrachtet werden. Wir loten diese Grenzen gerne aus. Aber bei jedem zu entwerfenden Produkt achtet man immer sehr genau auf dessen spezifische Verwendung oder den Ort, an dem es eingesetzt wird, und man konzentriert sich auf dessen individuelle Erscheinungsform. In der Welt des Produktdesigns finden natürlich auch viele Experimente rund um Materialien und deren Einsatz statt. Gewisse Produktionstechniken erlauben uns zudem einen Einblick,



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Je mehr unterschiedliche Fachkenntnisse kombiniert werden können, desto besser. So entstehen unerwartete Ideen, die zu neuen Entdeckungen führen können.

wie wir diese später auf Architekturprojekte übertragen können. Produktdesign liefert uns also nicht nur eine Menge Ideen für Materialien, sondern auch Vorstellungen, wie diese auf geometrische Konstruktionen angewandt werden können. Aufgrund heutiger Technologien sind Serienproduktion und individuelles Customizing von Gegenständen oder Bauteilen kein Widerspruch mehr. In welchem Maß haben diese Entwicklungen die Architektur verändert? Seit wir Gebäude aus Stahlbeton bauen (seit Ende des 19. Jahrhunderts), ist Beton auf unterschiedliche Arten verwendet worden – sowohl vor Ort gegossen als auch in vorgefertigter Form. Somit ist das Arbeiten mit modularen Elementen nicht neu. Es stimmt allerdings, dass wir diese Module heute etwas aufwendiger gestalten und die Realisierung von Architektur sehr vereinfachen können, indem wir sie spiegeln oder drehen oder ihnen komplexere geometrische Formen geben. Man kann zum Beispiel nur 7 bis 10 unterschiedliche Module herstellen, die in einem kompletten Gebäude verwendet werden, und der Einsatz der CNCTechnologie macht es möglich, diese Module viel perfekter zu fertigen. Das erhöht nicht nur die Geschwindigkeit und die Wirtschaftlichkeit, sondern ermöglicht auch die Integration nachhaltiger Elemen-

te in die eigentliche Bausubstanz. Aspekte wie Schnelligkeit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit haben natürlich eine enorme Bedeutung in der heutigen Architektur. In Ihrer Arbeit scheinen Organisationsstrukturen und -prozesse mindestens ebenso wichtig zu sein wie die Form. Wie relevant sind in diesem Zusammenhang interdisziplinäres Arbeiten und transdisziplinäre Forschung? Je mehr unterschiedliche Fachkenntnisse kombiniert werden können, desto besser. So entstehen unerwartete Ideen, die zu neuen Entdeckungen führen können. Durch meine Lehrtätigkeit und den Austausch mit meinen Studenten fällt mir das noch deutlicher auf. Im Unterricht schreibe ich weder einen bestimmten Entwurfsprozess vor, noch habe ich eine vorgefasste Vorstellung davon, welche Art von Architektur herauskommen sollte. Mir ist es lieber, die Studenten experimentieren selbst, weil dadurch ein enormes Maß an Vielfalt und persönlicher Entwicklung stimuliert wird, sowohl hinsichtlich ihres Entwurfsprozesses als auch ihrer Arbeiten. In unserem Studio arbeite ich oft ähnlich. Dort kann ich leiten, führen und überarbeiten, aber meine Mitarbeiter haben eine sehr hohe Problemlösungs- und Innovationsfähigkeit, wenn sie mit schwie-



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Man muss Wissen organisieren, weil Design nicht allein durch Prototyping erreicht werden kann.

rigen oder herausfordernden Designfragen konfrontiert sind oder wenn sie einen Entwurfsaspekt verbessern oder perfektionieren wollen. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit Akteuren anderer Disziplinen innerhalb des Netzwerks zusammen und führen in Zusammenarbeit mit anderen Parteien Forschungsprojekte durch, um Ideen zusammenzuführen und unerwartete Lösungen zu finden. Organisationsstrukturen werden also auch darauf angewandt, wie Design rund um die Personen, mit denen man arbeitet, die Methoden, mit denen man arbeitet, und das Wissen, mit dem man arbeitet, organisiert wird. Ein Teil Ihrer Arbeit umfasst neue räumliche Konzepte, die oft kontinuierliche, ›fließende‹ Räume beinhalten. Würden Sie sagen, dass eine ›Re-

definition‹ von architektonischen Räumen, von räumlichen Parametern notwendig ist, um Architektur an die sich verändernden Bedürfnisse, technologischen Entwicklungen und heutigen Lebenskonzepte anzupassen? Ja. Bei UNStudio arbeiteten wir früher mit Diagrammen, Entwurfsmodellen und Prototypen, aber heute ist eine Neudefinition dessen, was den Entwurfsprozess leitet, mit dem gerade Angesprochenen verbunden: Man muss Wissen organisieren, weil Design nicht allein durch Prototyping erreicht werden kann. Daher ist es jetzt für uns in der Tat wichtig, diesen Aspekt des Entwerfens auf eine neue Weise zu definieren. Im Zeitalter des Smartphones könnten wir dies als Arbeiten mit ›intelligenteren‹

Prozessen beschreiben, die wiederum zu intelligenteren Entwurfsergebnissen führen. Das schließt den Umgang einerseits mit großen Datenmengen, andererseits mit kleinen Datenmengen ein. Vielleicht geht es um das Suchen nach einer neuen Form der Arbeitsintensität. Aber in der Tat, Parameter und Konzepte wandeln sich auch hinsichtlich der Räume, die wir heute entwerfen, und wir müssen die Art und Weise verbessern, wie Architektur sozial, politisch, wirtschaftlich und nachhaltig in die Gebäude integriert wird. In gleicher Weise müssen wir auf gegenwärtige Fragen bezüglich neuer Wohn- und Arbeitsformen reagieren sowie darauf, wie nachhaltige und sozial nachhaltige Aspekte in unsere Architektur eingebunden sind. Wenn wir die große Bandbreite Ihrer Arbeiten, sowohl im Hinblick auf deren Größenordnung als auch auf die involvierten Disziplinen, betrachten: Hat sich das Selbstverständnis des Architekten geändert, oder muss es sich eventuell ändern, auch damit er seine Relevanz innerhalb eines breiteren gesellschaftlichen Diskurses wiedergewinnt? In den vergangenen Jahren hat sich dies tatsächlich erheblich verändert. Architekten betreiben heute eine Architektur, die sich nicht länger vorrangig mit der Schaffung von Ikonen oder den welt-

weit höchsten Gebäuden befasst oder sich selbst lediglich über stilistische Regeln und Bezüge definiert. Der Architekt von heute muss von Anfang an ein breites Spektrum an Parametern berücksichtigen und diese systematisch in den Designprozess integrieren, um Gebäude zu schaffen, die auf sich verändernde und unterschiedliche Anforderungen auf globaler Ebene reagieren (wirtschaftlich, soziokulturell, politisch, nachhaltig, finanziell tragbar, gesund etc.). Diese Veränderungen wurden nicht nur von allumfassenden globalen Belangen verursacht, sondern auch von Veränderungen, wie wir wohnen, arbeiten und spielen. Und diese Überlegungen spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle, wenn es um die Festlegung geht, was Gebäude anbieten müssen, wie sie funktionieren müssen, wie sie organisiert sind und letztlich wie sie vom Nutzer erlebt werden. Das bedeutet, dass Architekten heutzutage nicht nur komplexe bautechnische Beziehungen lösen müssen, sondern auch aufgefordert sind, eine zusammenhängende Integration der Variablen zu finden. Ein Gebäude kann nicht mehr einfach als eine völlig eigenständige Einheit oder als Summe ungleicher Elemente behandelt werden. Darum ist der Architekt von heute in der Tat gefordert, eine Architektur zu schaffen, die so ganzheitlich und integrierend wie möglich ist.


Eine Formensprache die nicht nur visuell berührt: Waschplätze von Alape – glasierter Stahl in Perfektion. www.alape.com


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INNOVATION AUS TRADITION

CARPET CONCEPT DENKT DAS ALTBEWÄHRTE WEBEN FÜR MODERNE ANWENDUNGEN WEITER

Anknüpfen, konfektionieren, ausnähen – ein Besuch der Teppichfabrik von Carpet Concept macht deutlich, dass beim heutigen Weben noch viel Handarbeit zum Einsatz kommt. Die Weberei in Thüringen wurde in den 1930er Jahren errichtet und hat eine lange Geschichte in der Herstellung von Textilien. Seit 2000 werden hier die Objekt-Teppichböden von Carpet Concept gewebt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bielefeld setzt dabei auf die Verbindung von Hightech und Handwerk. Auf der einen Seite, um Produkte an spezielle Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer anpassen zu können. Auf der anderen Seite, um Teppichböden und Textilien einen unverwechselbaren, authentischen Charakter zu verleihen, der sich den besonderen Qualitäten einer traditionellen Verarbeitung verdankt.

Als Thomas Trenkamp 1993 die Tradition des Webens für Teppichböden im Objektbereich wiederbelebte, war das noch ein unternehmerisches Wagnis. Teppichböden standen bei Architekten und Investoren damals nicht sehr hoch im Kurs. Doch der Rheinländer hatte jahrelange Erfahrung in der Textilbranche und sah das Potenzial des Webens für die Architektur. So startete Carpet Concept Anfang 1994 mit einer wegweisenden Idee. Denn das war damals neu für die Branche: Webteppichböden nicht rein dekorativ, sondern als textilen Baustoff zu verstehen und sie von Anfang an für den Einsatz in hochwertigen Objekten zu denken. Ebenso ungewöhnlich wie die Teppichböden war dabei auch deren Herstellung über das altbewährte, aber aufwändige Verfahren des Webens.

Um die hohe Qualität der Produkte zu gewährleisten, vertraut Carpet Concept in der eigenen Weberei noch viel auf die Handfertigkeit der Mitarbeiter – auch wenn die Produktion heute überwiegend maschinell verläuft. So erfolgt zum Beispiel das Anknüpfen aller Garne nach wie vor mit der Hand: Das bedeutet je nach Größe des Teppichbodens, dass 1.200 Garnspulen einzeln angeknotet werden müssen. Menschliches Können und Geschick sind auch bei der Überwachung der Webprozesse gefragt. Trotz der computergesteuerten Produktion wird deren sorgfältige Umsetzung erst durch die Erfahrung, das Auge und Handanlegen des Webers garantiert. In Handarbeit vollzieht sich schließlich auch die Qualitätskontrolle. Zentimeter für Zentimeter wird die gewebte Ware geprüft, Knoten oder Fehlstellen werden manuell ausgenäht und die Teppichböden perfektioniert. Ein entscheidender Vorteil des Webens für den Einsatz in der Architektur ist die Möglichkeit der individuellen Fertigung. Aufgrund der Vielfalt der Artikel und Konstruktionen werden die Voreinstellungen der Webmaschine immer dem jeweiligen Produkt angepasst. Zusammen mit dem Kunden erstellt Carpet Concept ein maßgeschneidertes Konzept für dessen Projekt. Computerplots und angewebte Original-Qualitätsmuster mit unterschiedlichen Designs und Farben

dienen hierbei als Entscheidungsgrundlage. Nach individuellen Vorgaben wird das Garn entsprechend der Auftragsgröße bestellt und gefärbt. Das Weben nach Maß hat sich ebenso bewährt wie das Konzept architekturbezogener Teppichböden. Seit 20 Jahren entwickelt Carpet Concept textile Innovationen für Projekte wie Büros, Banken, Hotels, Shops, Forschungsbauten und öffentliche Einrichtungen. Dabei gehört es zum Prinzip des Unternehmens, die Webtradition für moderne Lebenswelten systematisch weiterzudenken. Gemeinsam mit Designern, Architekten und anderen Partnern werden stetig neue Produktlösungen und Anwendungen entwickelt. Der Ursprung des Webens, dessen manuelle Tradition und besondere Qualität bleiben im Design der Produkte als authentische Handschrift erhalten.



SEITEN 50/51: KUSCH+CO

KUSCH+CO

DESIGN-IKONEN AUS DER SOMMERFRISCHE SEITEN 52—55

LAUT DENKEN IM STILLEN WINKEL SEITEN 56—60



SEITEN 52/53: KUSCH+CO

DESIGN-IKONEN AUS DER SOMMERFRISCHE

IM SAUERLAND ENTSTEHEN MÖBEL FÜR DIE DREHACHSEN DER WELT. DAS UNTERNEHMEN KUSCH+CO PRODUZIERT FÜR DIE INTERNATIONALEN AIRPORTS UND OFFICES — VON DUBLIN BIS NEW YORK. VON INKEN HERZIG

Immer tiefer verlieren sich die Landstraßen in dichte Wälder. Fingerhut und Spitzwegerich strecken sich aus den Wiesen, Dörfer mit Fachwerkhäusern, Wanderwege und Skipisten lösen sich ab. Seit dem 19. Jahrhundert steht das Hochsauerland für soliden Tourismus – zugleich gilt es als Region, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch was wäre der Flughafen ParisCharles-de-Gaulles ohne die westfälische Mittelgebirgsregion? Ebenso der Flughafen Kapstadt, der Vienna International Airport, Stockholm Arlanda oder die Flughäfen von Düsseldorf und Liverpool? Sie alle verbindet ein Unternehmen, das für Design »made im Sauerland« steht: Kusch+Co. Das Unternehmen – oder man könnte auch sagen die Manufaktur – produziert Objektmöbel in

einem Landstrich, der zwar nicht als Wegmarke auf der Weltkarte erscheint, sich jedoch mit seiner Leidenschaft für Gestaltung direkt ins Herz des Weltmarkts hineinkatapultiert. Seine Klassiker kennt man, auch wenn man das Unternehmen nicht kennt. Zum Beispiel die Wartebänke »Terminal« des dänischen Designers Prof. Jorgen Kastholm. Mit bequem ausgeformten Sitzen, die an die Bauhaus-Ära erinnern, haben sie unzähligen Fluggästen einen verlässlichen Platz angeboten. Ein Möbel, das in über 200 Flughäfen der Welt zu Hause ist. Sleepless in Hallenberg: Nähert man sich dem Stammwerk, hämmert und sägt, vibriert und kreist es. Die Produktion des 1939 gegründeten Unternehmens läuft 75 Jahre später auf Hochtouren. Rund 330 Mitarbeiter stel-

len Tische und Sitzmöbel für Objekteinrichtungen her. Und doch duftet es nicht anders als einst: nach würzigem, sauberem Holz aus den umliegenden Forsten. Fast ein Drittel der Kusch+Co Produktion widmet sich Möbeln aus dem nachwachsenden Rohstoff. »Made in Germany« bedeutet bei Kusch+Co: Vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt wird nahezu alles in Hallenberg hergestellt. »Qualität ist durch nichts zu ersetzen«, war schon Leitsatz des Firmengründers und »Selfmademan« Ernst Kusch, der sein Werk in einer großen Lagerhalle in Hallenberg startete. Fährt man heute durch die 4500 Einwohner große Gemeinde, in der das Vereinsleben aktiv und die Verbindlichkeit füreinander hoch sind, gehört das Unternehmen längst nicht mehr zu den Hidden Champions.



SEITEN 54/55: KUSCH+CO


In dritter Generation geleitet, zählt es zu den Top-Firmen der deutschen Familienunternehmen und wird geschäftsführend von Ricarda und ihrem Vater Dieter Kusch geführt. Vor rund zehn Jahren kehrte die Betriebswirtin und Innenarchitektin nach ihrer Ausbildung in Großbritannien wieder in die Heimat zurück, um die Traditionen des Unternehmens mit zu gestalten. »Ich habe nach acht Jahren im multikulturell geprägten Großbritannien sehr stark hinterfragt, wie ›deutsch‹ wir als Unternehmen in Zukunft auftreten wollen, vor allem in Bezug auf die Marke,« erzählt Ricarda Kusch. »Mit Hilfe eines Grafik Designers aus London, Damian Schober, haben wir den Kusch+Co Auftritt internationaler und auch ein bisschen ›sexier‹ weiterentwickelt.« In diesem Zug kam es später auch zur Allianz mit zwei jungen skandinavischen Designern, die für Kusch+Co das preisgekrönte

Programm Njord entwarfen. Mit viereinhalb Kilogramm ist er leicht wie ein Stuhl und mutet optisch wie ein Sessel an, gewann 2012 neben drei weiteren Designpreisen den Red Dot Award für gute Gestaltung und verknüpft nordische Gestaltungstradition mit deutschem Handwerk. Seine Entwerfer, die in Kopenhagen arbeitenden Designer Antonio Scaffidi und Mads K. Johansen, waren begeistert, als sie zum ersten Mal nach Hallenberg kamen und die unzähligen, sauber geschichteten Holzbohlen sahen, die zum Trocknen gelagert wurden: »Sie schienen nur darauf zu warten, handwerklich in ein Möbelstück umgesetzt zu werden«, erzählt Antonio Scaffidi. »Wir wussten gleich, dass wir uns damit beschäftigen werden. Und natürlich waren wir beeindruckt von den Produktionsstätten – die sind imposant!« Das Unternehmen, das aktuell 14 Ausbildungsberufe anbietet, setzt mit eigener

Holz- und Metallverarbeitung, Pulverbeschichtung- und Verchromungsanlage auf Eigenständigkeit. Über 150 Handwerker arbeiten bei Kusch+Co und sorgen mit dafür, dass das Sauerland, die drittgrößte Industrieregion Deutschlands, internationale Wertschätzung und zahlreiche Preise erhält. Die Produkte präsentieren sich in der modernen Ausstellungshalle des Unternehmens, die von innen als schwebende Gangway durch die Kojen mit den Klassikern und Evergreens der Kusch+Co Historie führt. Im Infocenter, welches der BDIA für die Innenarchitektur auszeichnete, steht eine museumsreife Sammlung von Stühlen. Übrigens sieht man hier auch die ersten »Colanis«. Prof. Luigi Colani, der in den 1970er und 1980er Jahren mit seinen biomorphen Formen Erfolge feierte, arbeitete 1968 bei Kusch+Co. »Er holte wie jeder andere hier seine Lohntüte ab«, erzählt Tommy Rube, Prokurist und Ressortleiter Marketing des Unternehmens, und erinnert an den Designer, der frischen Wind nach Studien der Aerodynamik aus Paris nach Hallenberg brachte und für die Kollektion Möbel entwarf, die sich heute noch zeitlose Klassiker nennen dürfen. Auch die jüngsten Innovationen finden sich hier: vom edlen Loungemöbel bis zu formschönen Antworten auf die wachsenden Bedürfnisse einer

»Silversurfer-Gesellschaft«. Möbel, die dem Wunsch nach dem Hotelgefühl in Pflegezentren und Kliniken entgegen kommen. Der Kundenstamm für diese hochspeziellen Möbel wächst. Nicht zuletzt liegt hier auch eine Qualitätskompetenz der Hallenberger, die mit den strengen Normen des deutschen Hygieneund Brandschutzes für die sichersten Standards der Welt stehen. Um schnellen Erfolg geht es dem Unternehmen nicht, sondern um Werte, Nachhaltigkeit und Qualität. So erhielt das Programm 6000 São Paulo von Norbert Geelen jüngst den »FIRA Ergonomics Excellence Award«. Hiermit werden Produkte ausgezeichnet, die die Anforderungen der europäischen Standards noch übertreffen, dem Nutzer ein überdurchschnittlich hohes Maß an Sicherheit, Ergonomie und Bedienungsfreundlichkeit bieten. Designqualität »made in Hallenberg«. Wo mit Anspruch und Liebe zum Detail zwar hinterm Berg produziert wird, aber mit Leidenschaft Berge überwunden werden.


SEITEN 56/57: KUSCH+CO

LAUT DENKEN IM STILLEN WINKEL DIE DÄNISCHEN DESIGNER ANTONIO SCAFFIDI UND MADS K. JOHANSON LIEBEN ES, GRENZEN AUSZUDEHNEN. BEI KUSCH+CO WAREN SIE DAFÜR AN DER RICHTIGEN STELLE. IHR PRÄMIERTES ERGEBNIS: DER GRENZÜBERSCHREITENDE SESSEL NJORD. VON INKEN HERZIG

Herr Scaffidi, Herr Johanson – wie kam es zum ersten Kontakt zu Kusch+Co? Wir haben im Jahr 2010 einige unserer Arbeiten auf der IMM Cologne ausgestellt. Dort sind wir zum ersten Mal mit Kusch+Co ins Gespräch gekommen. Kurz darauf haben wir die Werke im Sauerland besucht. Hatten Sie damals schon ein Produkt vor Augen, das Sie für das Unternehmen entwerfen wollten? Nein. Wir versuchen einer neuen Zusammenarbeit immer objektiv und unvoreingenommen entgegenzutreten – mit einem sauberen Blatt Papier. Die Aufgabe musste erst noch definiert werden. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass wir sehr gerne mit Sitzmöbeln und insbesondere Stühlen arbeiten. Die Tendenz war da wohl schon abzusehen. Wie kam es weiter zu dem Entwurf des Erfolgsproduktes Njord? Bei dem Gedanken daran schmunzeln wir immer. Denn wenn wir uns das Briefing vor Augen halten, dann haben wir das Ziel wohl verfehlt, aber so ist das oft. Das Ziel ist genau so dynamisch wie der Designprozess selbst, und wo man am Ende angelangt, kann man nicht immer voraussehen. Wir wollten gerne einen Stuhl mit sehr gutem Komfort entwickeln. Einen Stuhl, der den Benutzter

umfängt und würdig trägt. Wir haben die Auffassung, dass das Erlebnis, auf einem Stuhl zu sitzen, ein positives sein kann – und dieses Ziel muss man im Auge behalten. Wir sind relativ schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass ein kleiner Holzstuhl hier nicht ausreichen würde. Wie war Ihr erster Eindruck, als Sie dann in die Region »Sauerland« kamen; wie erlebten Sie den Landstrich? Mads war ziemlich beeindruckt, um es mal milde auszudrücken. Ich wusste schon, was uns da erwartet, weil ich in der Nähe aufgewachsen bin. Dennoch ist das Sauerland wunderschön und fasziniert jedes Mal aufs Neue, wenn wir wieder dorthin kommen. Die bergige Landschaft mit den dichten Buchenwäldern steht wohl im direkten Kontrast zum dänischen Flachland. Dass die Region ideal für eine Manufaktur ist, kann man schnell nachvollziehen. Wie erlebten Sie die Produktionstiefe des Unternehmens? Wir haben beide eine Schreinerausbildung vor dem Designstudium abgeschlossen. Und Holz gehört ohne Zweifel zu unseren Favoriten im Möbeldesign, es ist bei uns oft das Material, mit dem wir einen kreativen Prozess vorantreiben. Was uns aber am meisten beeindruckt hat, war die Tatsache, dass all



diese Produkte noch im Sauerland produziert werden. Für uns war es eine große Motivation, einen Stuhl zu entwerfen, der hier in Zukunft hergestellt wird und so zur Standortsicherung der Firma Kusch+Co beitragen kann. Was machte die Zusammenarbeit mit Kusch+Co für Sie besonders positiv? Eine gute zwischenmenschliche Beziehung. Kusch+Co ist ein Familienbetrieb und wenn man das von »­ außen« betrachtet, hat man das Gefühl, dass alle dazugehören. Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass wir laut denken können. Wenn man das Thema nicht bis an die Grenzen herausfordert, dann bewegt man sich nicht von der Stelle. Bei Kusch+Co funktioniert das einfach. Wie wichtig ist Ihnen dabei der Blick für das Detail? Wir sind ziemlich fanatisch mit dem, was wir machen – und das tut manchmal fast weh … In unserem Studio besitzen wir eine kleine Schreinerwerkstatt, in der wir immer die ersten Modelle und Prototypen selber bauen. Man lernt so viel in diesem Prozess über das, was funktioniert oder nicht funktioniert. Alle Entwürfe werden im Dialog zwischen virtuellen 3D- und physischen Aufbauten von Mock-upModellen ausgearbeitet. Beim Njord haben wir z.B. den Innenraum der Filzschale aus einem Block auf unserer CNC-

Maschine ausgefräst, um die Ergonomie und die »Raumproportionen« zu testen, bevor wir weiter mit der Gesamtfigur des Sessels gearbeitet haben. Das ist unglaublich wichtig und man sieht es wahrscheinlich gar nicht, aber wenn diese Aspekte nicht beachtet werden, dann funktioniert das Produkt nicht. Ein Detail, das man indessen sieht, sind die Verbindungszapfen aus Holz auf der Innenseite des Sessels, die die Filzschale mit dem Holzgestell verbinden. Die Zapfen sind nicht nur ein dekoratives Detail, sondern verleihen Njord den Ausdruck handwerklicher Tradition, der für uns in diesem Projekt so wichtig war. Was oder wer stand für die außergewöhnliche Form von Njord Pate? Njord ist ein Armstuhl manche sagen auch Sessel – der dänische Begriff wäre »Karmstol«. Das sagt schon einiges über die Größe und die Proportionen aus. Der Stuhl soll den Benutzer umfangen, stützen und Geborgenheit in einem definierten Raum geben. Das stellt einige Anforderungen an die Geometrie. Eine Inspiration als solche gibt es wohl nicht. Wir haben einfach und pragmatisch versucht, die funktionellen Aspekte durch unseren Prozess zu verbessern. Und natürlich beurteilen wir immer die ästhetischen Konsequenzen – gar keine Frage. Wie kam es zu der Idee des Materialmixes in einem Stuhl?

Holz war die Pflicht – Filz die Kür. Bei Njord kann man von tragenden und getragenen Elementen im Entwurf sprechen. Beim tragenden Element, den Beinen, gab es keine Zweifel. Aber das »getragene« Element, die Sitzschale, war eine Herausforderung. Hier wollten wir gerne Komfort und Flexibilität erreichen. Gerne mit einer Oberfläche, die sich warm anfühlt und die nicht glatt ist, weil man sonst tendenziell aus dem Stuhl gleitet. Formfilz hat diese Eigenschaften. Das Material und die Herstellungsprozesse sind übrigens nicht neu. Die Automobilbranche hat Formfilz seit Jahrzehnten im Einsatz, z.B. ist die Hutablage in Ihrem Auto sicherlich aus dem gleichen Material hergestellt. Das Faszinierende bei dieser Kombination ist, dass sich die beiden Materialien gegenseitig perfekt ergänzen. Oft sieht man, dass eine Sitzschale auf ein Beingestell montiert wird. Das Holzgestell bei Njord stützt und umgreift die Filzschale aber viel höher, weil man den Beinen erlaubt, weiter nach oben zu verlaufen. Holz konnte das ergonomische Ziel alleine nicht erreichen, und weil die Filzschale so flexibel ist, musste diese wiederum unterstützt und getragen werden. Auf diese Weise entsteht hier eine Art »Symbiose« zwischen Holz und Filz.

Holz war die Pflicht – Filz die Kür. Das Faszinierende bei dieser Kombination ist, dass sich die beiden Materialien gegenseitig perfekt ergänzen.


War diese Symbiose auch eine Herausforderung für die hauseigene Fertigung von Kusch+Co? Der Stuhl ist konzipiert für die Holzproduktion bei Kusch+Co. Um heute noch wettbewerbsfähig Holz zu verarbeiten, muss man genau erwägen, wie kompliziert ein Entwurf sein darf. Auf der anderen Seite soll er reizvoll sein, um sich bemerkbar zu machen. Der »kleine« Griff und die langen Beine, die sich seitlich an die Sitzschale schmiegen, definieren unserer Auffassung nach die »DNA« des Njord – sie verleihen ihm Charakter. Das Verfahren zur Herstellung der Filzschale ähnelt sehr der Herstellung von Formholzteilen. Also, die Materialkombination alleine war sicherlich keine große Herausforderung für die Fachleute bei Kusch+Co.


SEITE 60: KUSCH+CO

Njord ist ein Möbel, das sowohl für das Büro als auch für Restaurants entdeckt wird. Wofür haben Sie es ursprünglich gedacht? Das beschreibt schon die Zielgruppe. Er macht sich aber auch gut in Wartebereichen, Versammlungsräumen und Meeting-Situationen. Ein kleiner Nebeneffekt liegt aber auch in der taktilen Qualität des Armstuhls. Wir bekommen viele Anfragen und Feedback von privaten Kunden, die Njord zu Hause am Esstisch zu schätzen wissen. Njord ist in dieser Hinsicht vielseitig einsetzbar. Denken Sie an ein weiteres Produkt, das Sie für Kusch+Co entwerfen wollen? Ganz bestimmt. Aber man muss das von Anfang an als ein Zusammenspiel betrachten. Die Anreize können natürlich von uns kommen oder von Kusch+Co, das ist eher sekundär. Wichtig ist, dass alle bei einer neuen Idee ein Funkeln in den Augen haben und dass man den Gedanken nicht mehr loslässt, bis das Produkt da steht. Die Zeit wird zeigen, ob uns das noch einmal gelingt. Was fällt Ihnen heute im Bereich Gestaltung als besonders unterschiedlich auf bei Design »made in Germany« und »made in Denmark«?

Besteht da eigentlich noch ein Unterschied? Und wenn, ist der auf die Designer oder auf die produzierenden Firmen bzw. Brands zurückzuführen? Wir diskutieren diese Frage sehr oft, auch mit Kollegen. Wenn sich hier ein Unterschied bemerkbar macht, dann kommt dieser vielleicht zustande durch das Nachfrageverhalten am Markt. Design und gutes Handwerk standen hier in Dänemark schon immer hoch im Kurs. Die Wertschätzung dieser Objekte bewegte die Menschen dazu, in diese zu investieren, um sie dann über Generationen im Familienbesitz zu haben und sie zu bewundern. Heute sind Fertigungsprozesse aus Billiglohnländern dafür verantwortlich, dass man sich Dinge viel billiger anschaffen kann. Die Wertschätzung und die Lebenserwartung dieser Objekte sinken mit den Preisen und der Qualität, was dazu führt, dass man sich schneller neue Dinge kauft. Um hier am Ball zu bleiben, muss Design

modebewusster agieren, was wiederum dazu führt, dass die so hochgepriesene Zeitlosigkeit der »Klassiker« wohl eine Seltenheit wird. Ob Trends Landesgrenzen einhalten, ist ebenso fragwürdig wie deren »Haltbarkeitsdatum«. Aber was wir erleben, und das ist vielleicht ein positiver Effekt dieser Entwicklung, ist dass viele junge Designer sich zutrauen, eigenständig zu arbeiten und sogar die Entwürfe selbst zu produzieren und zu vermarkten. Im besten Fall macht das die Branche vielfältiger und dynamischer – und Design wiederum persönlicher, weil man als Designer nicht nur ein Produkt anbietet, sondern auch einen Teil der eigenen Geschichte. Das ist spannend!


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GIRA

UNTER DER OBERFLÄCHE KNISTERT ES SEITEN 64—67

ÖKOLOGISCH IM BAUHAUSSTIL SEITEN 68—73



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UNTER DER OBERFLÄCHE KNISTERT ES VON CHRISTIAN WENDLING


Souverän und zuverlässig leisten sie ihren stillen Dienst, tagein, tagaus, jahrzehntelang. Ihre Bestimmung ist es, Anweisungen entgegenzunehmen und diese unverzüglich weiterzuleiten, ohne Murren, ohne jeden Anflug von Kritik. Die Hauptrolle spielen andere, doch sie sind dabei unverzichtbares Mittel zum Zweck. Handlanger, im übertragenen Sinn, aber auch im wahrsten Sinne des Wortes. Sie dulden jede Berührung, fordern sie geradezu heraus.

ERST ERFANDEN SIE DEN KLAPPSCHALTER, HEUTE STEUERN SIE DAS GANZE Lichtschalter. Wir HAUS: WIE GIRA DIE kennen sie eigentlich LICHT- UND KOMMUNIKATIONSTECHNIK NEU ERFAND. nur oberflächlich,

denn viel mehr zeigen sie auch nicht von sich. Wir legen viel Wert auf ihre Oberfläche, sie soll uns nicht nur tageszeitunabhängig die Macht über Licht und Schatten verleihen, sondern sich vielmehr auch stilsicher und bereichernd in unsere gestalteten Wohn- und Arbeitswelten einfügen. Bevor es jedoch so weit ist und wir Lichtschalter tatsächlich nutzen können, gehen sie einen langen Weg von der ersten Ideenskizze über die Entwicklung, die Serienfertigung bis hin zur Installation. Im Gespräch erläutern Andreas Pajurek, Projektleiter, und Andreas Vole, Produktmanager Elektromechanik, die Entstehung eines Lichtschalters. Ein Patent für Kippschalter begründete 1905 den Start des mittelständischen Unternehmens Gira, zunächst in Wuppertal, seit 1910 mit Sitz in Radevormwald im Oberbergischen Land. Mit seinen heute 1.200 Mitarbeitern und Niederlassungen in 40 Ländern zählt Gira zu den führenden Herstellern von Schaltern, Steckdosen, Kommunikationstechnik und Gebäudeautomation. Gira ist Gründungsmitglied des KAP Forums. KAP Magazin: Als einer der führenden Hersteller von Gebäudetechnik werden Sie ein ureigenes Interesse an Innovation haben. Wie erhalten Sie Ihre Impulse für

die Entwicklung neuer Produkte? Andreas Vole: Technik verfolgt bei uns keinen Selbstzweck. Bei der Fragestellung, die vor der Entwicklung eines neuen Produktes steht, geben wir dem Anwendungskontext den höchsten Stellenwert. Wir befinden uns dazu in einem regelmäßigen Austausch mit Architekten, Fachplanern und Installateuren, holen uns Rückkopplung ein von den alltäglichen Nutzern unserer Produkte. Im Hinblick auf die strategische, funktionale und ästhetische Entwicklung arbeiten wir zudem sehr eng mit unserer Leitagentur schmitz Visuelle Kommunikation zusammen. … und im Besonderen, z.B. bei dem aktuellen Schalterprogramm Esprit Linoleum-Multiplex, welches Sie bei der Light + Building 2014 vorgestellt haben, der wohl wichtigsten Leitmesse Ihrer Branche? Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Materialkombination? Andreas Vole: In unserer Palette spiegelt sich die lange Erfahrung in der Verarbeitung einer großen Materialvielfalt: Es kommen z.B. hochwertige Kunststoffe, Glas, Edelstahl, Aluminium und andere Metalle zum Einsatz. Mit der nun neuen Kombination aus Linoleum und Multiplex treffen wir mit dem Material wie auch mit der klaren Formensprache die Vorlieben insbesondere von Designliebhabern und


physikalische Eigenschaften aufeinander abzustimmen, z.B. eine unterschiedliche Wärmeausdehnung oder das Verhalten bei schwankender Luftfeuchtigkeit.

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Also ist die Qualitätskontrolle ein ständiger Begleiter schon in der Entwicklung? Worauf wird dabei besonders geachtet?

Mit der Kombination aus Linoleum und Multiplex treffen wir mit dem Material wie auch mit der klaren Formensprache die Vorlieben insbesondere von Designliebhabern und Architekten.

Architekten. Linoleum erlebt eine Renaissance nicht nur als klassischer Fußbodenbelag, sondern auch in Möbeloberflächen. Seine Vielseitigkeit und Robustheit hat uns inspiriert für eine Kombination mit dem ebenfalls sehr variablen und widerstandsfähigen Multiplex. Gemeinsam mit qualifizierten Lieferanten haben wir dann eine Strategie für das neue Programm und seine Gestaltung entwickelt. Beide Materialien sind Naturprodukte mit einer besonderen haptischen und optischen Qualität, die optimal zur Geltung kommen soll. Die Schichtung ist deutlich erkennbar: Auf den Kunststoffrahmen, der die Verbindung zur Unterputz installierten Mechanik herstellt, selbst aber durch die Schattenfuge in den Hintergrund tritt, folgt eine 5-lagige Multiplexschicht aus

finnischem Birkenholz aus nachhaltigem Anbau, darüber als Abschluss das Linoleum in einer Auswahl von sechs Farben. Sicherlich gibt es in der Entwicklung aber nicht nur die ästhetische Komponente? Andreas Pajurek: Nein, die Schritte von der Idee zum Produkt sind tatsächlich komplexer. Esprit basiert wie alle unsere Schalterprogramme seit 1998 auf dem Plattformgedanken; es ist modular aufgebaut, so dass man innerhalb eines Programmes grundsätzlich verschiedene Materialien, Rahmen, Mechanik und Elektrik miteinander kombinieren kann, und das nicht nur beim Ersteinbau, sondern auch zu einem späteren Zeitpunkt. Die Modularität erfordert höchste Passgenauigkeit, da sind insbesondere bei der Kombination unterschiedlicher Materialien mechanische und

Andreas Pajurek: Wir überprüfen die Produkte permanent in Korrekturschleifen, angefangen vom ersten Prototyp über die Weiterentwicklung der Muster bis hin zur Erstlieferung und der sich anschließenden Serienproduktion. Dabei wird das Produkt in seinen Entwicklungsstadien in enger Rückkopplung aller Beteiligten so lange konzipiert, begutachtet und bewertet, bis wir uns sicher sind, dass es optimal funktioniert. Im Hinblick auf ein Höchstmaß an Maßhaltigkeit im Modulsystem werden auftretende Kräfte, Durchbiegung und Verzug unter verschiedenen Klimabedingungen überprüft, in einem Klimaschrank bei Temperaturen zwischen -20°C und 70°C und einer relativen Luftfeuchte zwischen 0% und 93%. Eine hohe Prüfintensität simuliert in 336 Stunden quasi im Zeitraffer den gesamten Lebenszyklus, ob für eine Verwendung in Deutschland oder weltweit. Eine Lufttemperatur von 50°C im Betrieb ist nichts Ungewöhnliches für unsere Produkte.

Gibt es Beispiele, wie diese Prüfungen sich wiederum auf die Konstruktion ausgewirkt haben? Andreas Pajurek: Schauen Sie sich den Rahmen und die Multiplexplatte aus nächster Nähe an: Sie ist beiderseits mit einer sehr dünnen schwarzen Schicht versehen, einem sogenannten Gleichzugspapier. Es kompensiert die unterschiedlichen mechanischen und physikalischen Eigenschaften von Multiplex und Linoleum auch unter extremen klimatischen Bedingungen. Dass es fünf Multiplexlagen sind und nicht etwa sieben, ist ebenfalls ein Resultat unserer Tests. Wir prüfen jedoch nicht nur die alltägliche Nutzung. Vielmehr werden im Hinblick auf Installation, Montage und Demontage tiefgehende Testaufbauten durchgeführt, in Wänden aus unterschiedlichsten Materialien und Konstruktionsweisen, mit Kombinationen verschiedenster Untergründe und Wandoberflächen. Kein Szenario ist uns fremd. Wir sprachen bisher über die Entwicklung des sichtbaren Teils des Schalters. Gilt Ähnliches für den dahinter verborgenen Teil, die Mechanik und Elektrik? Andreas Vole: Tatsächlich gibt es da unterschiedliche Entwicklungszyklen für das, was auf der Wand sitzt, Rahmen und Wippe, und das darunter, den Einsatz.


Mechanik und Elektrik der Schalter werden rein funktional entwickelt; es bekommt sie im Normalfall ja nur der geschulte Elektroinstallateur zu sehen. Anpassungen der Mechanik führen wir bei Bedarf durch. Hier sind grundlegende Wechsel etwa alle 20 Jahre branchenüblich. Dies ist nicht nur auf die technische Lebensdauer z.B. der sich häufig bewegenden Schalterwippen zurückzuführen, sondern auch auf die sich ändernden Montagearten – so werden heute aus Kostengründen bevorzugt Schnellinstallationen durchgeführt. Auch

die immer präziser werdenden Werkzeuge ermöglichen eine Weiterentwicklung der Mechanik, z.B. kleinere Maßtoleranzen und damit kleinere Spaltmaße. Was die Elektrik betrifft, reagieren wir schnell auf die allgemeine technische Entwicklung. Selbstverständlich umfasst unser Sortiment auch die immer häufiger gewünschten Bussysteme mit KNX-Technologie, und dank des modularen Konzeptes fügen sich Schalter, Rahmen, Mechanik und Elektrik stets mit jeweils aktuellem Entwicklungsstand optimal zusammen.


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ÖKOLOGISCH IM BAUHAUSSTIL

ÖKOLOGISCH MUSS NICHT UNBEDINGT NACH ÖKO AUSSEHEN. EIN HAUS BEI NÜRNBERG BEWEIST: DURCHDACHTE ENERGIEKONZEPTE UND INTELLIGENTE HAUSTECHNIK PASSEN ZUM NACHHALTIGEN BAUEN.

Das Gebäude bildet den passenden Abschluss einer komplett im Bauhausstil gehaltenen Straße. Durch die großen Glasfronten im Erdgeschoss und die Auskragung des Obergeschosses scheint der obere Quader auf dem unteren zu schweben, das Gebäude wirkt leicht und luftig. Die Dachterrasse ist aus dem Quader herausgestanzt und die Geometrie bleibt durch eine bewusste Fortführung der Kanten erhalten. Der Sonnenschutz ist clever in der Fassade versteckt, um das puristische Gesamtbild nicht zu stören. Durch den Quader im Erdgeschoss schiebt sich zudem ein langgestreckter Riegel, in dem unter anderem die Garage untergebracht ist. Durch das Gefälle zur Straße hin ist diese fast 3 Meter hoch. »Keller und Erdgeschoss haben wir als Massivbau errichtet, das Obergeschoss in Holzständerbauweise«, erklärt Architektin Dagmar Pemsel. »Die leichtere Konstruktion war nötig, da wir im Erdgeschoss nur wenig tragende Wände und umso mehr Fensterflächen haben. Schlanke Stützen in den Ecken und hinter dem

Küchenblock ermöglichen die Statik.« Die tragenden Wände im Erdgeschoss und die Decken sind in Sichtbeton ausgeführt und vor Ort gegossen worden. Um die Heizkosten möglichst gering zu halten, ist das Haus gut gedämmt: Mit einer 35 cm dicken Schicht unterm Dach und 36 cm Dämmung in den Wänden im OG bzw. 26 cm an den Wänden im EG. Die Fensterflächen machen anteilig am Gebäude etwa 40 % aus, das Erdgeschoss ist sogar zu 60 % verglast. Die Dreifachverglasung mit einer Glasstärke von je 8 mm und mit 12 mm großen Zwischenräumen erreicht einen U-Wert von 0,74 W/m²K. Der Dämmwert der Gebäudehülle insgesamt liegt bei 0,26 W/m²K (EnEV). Ebenfalls ökologisch wertvoll: Das Flachdach ist begrünt. Geheizt wird mit einer elektrischen Luft-Wärmepumpe in Verbindung mit Fußbodenheizung in den Wohnbereichen und einer Wandheizung im Keller. Zur Entlastung der Wärmepumpe besitzt der Kaminofen integrierte Wassertaschen, die beim Befeuern im Winter erhitzt und deren Wasser dem


Die geometrisch strenge Form wird auch durch die groĂ&#x;e Dachterrasse nicht unterbrochen, da der Rahmen fortgefĂźhrt wird und die Terrasse wie ausgestanzt erscheint.


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In der Nähe von Nürnberg ist ein energetisch vorbildliches Haus im geradlinigen Bauhausstil entstanden. Der obere Kubus scheint durch seine Auskragung und die großen Fensterflächen im Erdgeschoss beinahe zu schweben.


Schichtenspeicher für Warm- und Heizungswasser zugeführt wird. Auf dem Dach ist zudem eine 10 m² Solaranlage installiert, die ca. 60—70 % zur Warmwasserversorgung und 15—20 % zur Heizungsunterstützung beiträgt. Eine Lüftungsanlage mit getrennter Zu- und Abluft sowie einem Wärmetauscher sorgt für stetig frische Luft. In Summe ergibt sich ein vorbildlicher Energiekennwert für die Heizwärme von 18 kWh/m²a nach PHPP-Berechnung (Passivhaus ProjektierungsPaket). Zum Vergleich: Der Durchschnittswert in deutschen Einfamilienhäusern liegt bei 160 kWh/m²a, mit 15 kWh/ m²a hätte das Gebäude Passivhausstandard erreicht. Der Primärenergiekennwert liegt bei ca. 60 kWh/m²a. Ebenerdig erstreckt sich auf fast 120 m² ein großzügiger Raum mit Wohnbereich, Kochinsel und Essbereich, die riesigen Fensterflächen holen die Natur ins Haus. Blickachsen waren ein zentraler Wunsch der Bauherren, aus jeder Perspektive bietet sich ein neuer, faszinierender Ausblick ins Freie. Sichtbetonwände und Decken, weiße Wände und Möbel sowie

ein dunkler Holzboden harmonieren miteinander. Eine in Sichtbeton gegossene und trotzdem filigrane Treppe führt ins Obergeschoss: Sie wurde im Betonwerk individuell gegossen und später mit einem Kran millimetergenau in den Rohbau eingepasst. Im Obergeschoss gelangt man in die privaten Räume. Hier befinden sich das Kinderzimmer, Büro, Schlafzimmer und ein 24 m² großes Wellness-Bad mit freistehender Wanne, Sauna und direktem Zugang zur Dachterrasse. Von dort lässt sich der grandiose Blick über die angrenzenden Felder und auf die »Skyline« von Nürnberg genießen. Die technikaffinen Bauherren wollten mit ihrem Traumhaus auch ein zukunftsfähiges, intelligentes Haus bauen. Daher entschieden sie sich für ein KNX-System, das alle Komponenten der Haustechnik miteinander vernetzt. Das »Gehirn« hinter dem Bussystem ist ein leistungsstarker Gira HomeServer, in dem sämtliche Informationen zusammenlaufen, ausgewertet und entsprechende Befehle an sogenannte Aktoren gesendet wer-


SEITEN 72/73: GIRA

den. Gesteuert wird daheim oder von unterwegs übers iPad oder iPhone: Die Gira Visualisierung ist selbsterklärend. Alle Leuchten im Haus lassen sich von hier aus aktivieren, Jalousien hoch- und runterfahren, die Heizung regulieren und vieles mehr. Einige Funktionen laufen auch automatisch im Hintergrund ab: Meldet die Gira Wetterstation starken Wind, fahren die Jalousien hoch. Geplant, installiert und programmiert wurde die Gebäudetechnik von System-Integrator Klaus Geyer: »Praktisch ist, dass sich das System jederzeit umprogrammieren, den Bedürfnissen anpassen und aufrüsten lässt – ohne die Wände aufreißen zu müssen, denn die Infrastruktur, die Kabel, liegt ja bereits.« Auf Gira Tastsensoren in den Räumen lassen sich ganze Szenen abrufen, beispielsweise eine reduzierte Lichtszene mit heruntergefahrenen Jalousien zum Kinoabend oder eine gezielte Beleuchtung am Esstisch mit dezenter Hintergrundmusik. »Vor Verlassen des

Hauses können mit einem Tastendruck alle Energiequellen im Haus deaktiviert werden«, erklärt Klaus Geyer einen cleveren Weg, Energie zu sparen. Leuchten und Lautsprecher sind zum Teil dezent in die Architektur integriert als Deckenoder Wandeinbauvarianten. Ein MultiroomSystem versorgt unabhängig voneinander vier Zonen mit Musik von zentralen Audioquellen aus. Die Gira Schalterprogramme Esprit Glas Weiß und E2 Reinweiß passen bestens zur puristischen Architektur. Die Gira Türkommunikation mit Videofunktion sorgt für Sicherheit: So lässt sich jederzeit sehen, wer vor der Tür steht und klingelt. Dank einer Kopplung mit Skype über ein spezielles Gira TKS-IP-Gateway kann auch mobil kommuniziert werden, via iPhone, iPad sowie allen Smartphones und Tablets, für die die Skype App erhältlich ist. So lässt sich das Gespräch mit dem Besucher inklusive Video des Klingelnden führen und bei Bedarf kann auch der Türöffner ausgelöst werden.


Die gesamte Gebäudetechnik ist verknüpft über ein KNX-System, die zentrale Steuereinheit dahinter ist der Gira HomeServer. Bedienen lässt sich alles bequem übers iPad – beispielsweise Jalousien, Heizung und Licht.


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MeirĂŠ und MeirĂŠ


SEITEN 76/77: ARTEMIDE

ARTEMIDE

DIE SCHMIEDE DER BESTSELLER SEITEN 78—83

LICHT IST EINE KULTURELLE ERFAHRUNG SEITEN 84—89



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DIE SCHMIEDE DER BESTSELLER VON OLIVER HERWIG

WO ENTSTEHEN EIGENTLICH DIE KLASSIKER, DIE TOLOMEOS, DIE TIZIOS, DIE NESTORE – UND VOR ALLEM, WIE? EIN BESUCH IM STAMMWERK VON ARTEMIDE VOR DEN TOREN VON MAILAND. Es ist einer dieser ersten Tage im September, an denen der Urlaub noch nachklingt in den Gesichtern der Menschen. Ein bleierner Himmel hängt über Mailand, es dürfte bald regnen. Wir stehen in der Halle des Artemide-Werks. Braungebrannte Arbeiter bedienen mächtige Maschinen. Der Lasercutter hat die Größe einer Dampfwalze und den Appetit einer kompletten Fußballmannschaft. Bis zu 20 Millimeter Stahl schneidet sein konzentrierter Lichtstahl, unerbittlich bewegt sich der Kopf über die fast 350 Kilogramm schwere Platte. Es kommt darauf an, dass dabei möglichst wenig Verschnitt entsteht, daher ist seine Bahn über ein CAD-Programm

im Voraus festgelegt. Kaum ist eine Platte fertig, wartet schon die nächste. Ein fast zehn Meter hoher Paternoster füttert den Lasercutter mit neuen Stücken, hier ist der Vorrat für 24 Stunden gestapelt. Der Cutter arbeitet rund um die Uhr, kein Wunder, bei einer Investition von rund zwei Millionen Euro. Zehn Jahre werkeln solche Maschinen im Schnitt, dann werden sie durch eine neue Generation ersetzt – in diesem Fall wohl durch eine, die zugleich schneiden und biegen kann. 20 Millimeter Stahl sind eine ganze Menge, doch nichts gegen 15 Zentimeter jeden Materials, das die Maschine namens Hydrojet durchdringt – und das in fast jedem Winkel. 6000 bar Wasserdruck machen es möglich. Doch schon zeigen sich die Unterschiede. Der Laser ist voll ausgelastet, die Riesenmaschine im anderen Teil der Halle aber wird nur noch zum Musterbau verwendet: Es braucht

viel zu lange, sie jeweils auf neue Stücke einzurichten. FRÄSEN, BOHREN, SCHLEIFEN Von Anfang an setzte Artemide auf Eigenfertigung. Kein Komponentenbau, kaum Zulieferer. »Das steckt in unserer DNA«, sagt Steffen Salinger, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaften der Artemide Group in Deutschland, Österreich und der Schweiz und Mitglied im Steering Board for Product and Marketing Strategy in Mailand. »Ernesto Gismondi selbst wollte es so, weil er die Technologie beherrschen wollte.« Im Stammwerk lässt sich die Entstehung der Leuchten daher direkt im Werk verfolgen: Metallbauer fräsen, bohren, schleifen, biegen und polieren Teile, aus denen sich Schritt für Schritt ein neues Stück ergibt. Nach einiger Zeit würde es nicht weiter wundern, wenn Artemide auch eine eigene Schmie-

de besäße. 250 Angestellte sind allein in Mailand beschäftigt, weitere 50 in Bergamo, dazu kommen Fabriken in Frankreich (100 Mitarbeiter) und Ungarn (100 Mitarbeiter). Die Schicht beginnt hier um 8 Uhr und endet gegen 17.30 Uhr. Männer wie Biroli hängen natürlich noch einige Stunden dran. Wenn einer diese Fabrik kennt, dann ist es Giordano Biroli, 51, schlank und braungebrannt. Seit 20 Jahren arbeitet der Produktionsleiter bei Artemide und hat viele der Maschinen selbst entwickelt – etwa diejenige, die den Fuß der Tolomeo montiert. »Bevor ich kam, gab es so gut wie keine solche Automaten«, erklärt der Ingenieur. Zum ersten Mal schwingt so etwas wie Stolz mit in der Stimme des bescheiden auftretenden Mannes, dessen unglaubliche Akkuratesse nach dem dreistündigen Rundgang deutlich wird. Sauber faltet er alle Schutzwesten der Besucher wieder



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Von Anfang an setzte Artemide auf Eigenfertigung. Kein Komponentenbau, kaum Zulieferer. »Das steckt in unserer DNA«, so Steffen Salinger

zusammen, streicht den orangefarbenen Stoff glatt, dann huscht ein Lächeln über seine Lippen. Ach ja, die Maschine für die Füße der Tolomeo: Sechs Arbeiter montierten zuvor 900 Teile am Tag, nun schaffen zwei fast die gleiche Leistung: 800 Stück. Es ist heiß, es ist schwül. Wir nähern uns der Lackiererei. Zwei Stunden braucht eine Charge, bis sie gewaschen, getrocknet, lackiert und getrocknet ist. Gerade geht eine Serie Nur an den Start, große KuppelSchirme, die entfernt an die Kuppel des Florentiner Doms erinnern – oder an gestürzte Schüsseln für Mousse au Chocolat. Ein Arbeiter mit Atemschutzmaske sprüht die Innenseite vor, dann übernimmt ein Automat den Rest. Pulverbeschichtung basiert auf dem Prinzip der Anziehung: Das positiv geladene Farbpulver haftet gleichmäßig auf einer negativ geladenen Trägerfläche. Jetzt darf kein Finger

drüberwischen, sonst würde das Pulver einfach abrieseln wie Talkum von den Händen eines Turners. Gleich geht es in den Ofen, erst danach ist die Schicht fixiert. HERZ DER FIRMA Nichts hat die Welt der Leuchten so durcheinander gewirbelt wie die LED. »Eine echte Revolution«, sagt Daniele Moioli, »sie hat alles verändert«. Wenn es so etwas gibt wie ein Herz der Firma, so schlägt es in der Entwicklungsabteilung. Moioli, 52, wacht darüber als Entwicklungschef (Direzione Design). Auch er ist schon seit zwei Jahrzehnten dabei. Unter seiner Leitung arbeiten 50 Mitarbeiter an künftigen Modellen und Technologien. Moioli sitzt in einem winzigen Büro an einem Ende des Baus und verzichtet auf alle Statussymbole der Kreativwirtschaft: Da steht kein silbrig glänzender Mac, kein großer Schreib-

tisch und darauf auch keine repräsentative Leuchte. Moioli arbeitet hinter einer Art Tapeziertisch, Fichtenholzböcke tragen eine Platte, die unter den vielen Papieren zu verschwinden droht. Zur Linken ein Flachbildmonitor der, sagen wir, zweiten Generation, daneben eine LED-Leuchte der aktuellen Produktion. Hinter ihm eine Pinwand voller skurriler Postkarten. Was aber ist die Aufgabe der Abteilung? »Wir sind immer auf der Suche nach einem neuen Ausdruck für Licht, es geht um Innovationen, um Materialien, Formen und Technologien.« Man spürt förmlich, wie dieser Gestalter nach einem Ausdruck für ein neues Zeitalter sucht, das durch die LED geprägt sein wird. Im Outdoor-Bereich werde es wohl bald nur noch LED geben, sagt Moioli. Und vielleicht gelinge ja wieder ein ikonischer Wurf. Gerade setzten Arbeiterinnen den wohl heikelsten Teil der Leuchte ein: die LED. Metallbänder an den Armen verhindern, dass eine unabsichtliche elektrostatische

Ladung die empfindliche Mikroelektronik beschädigt. Jeder Arbeitsplatz hat eine eigene Leuchte: den Klassiker Tolomeo von Michele De Lucchi. Schöner könnte CI nach innen nicht wirken. Zwischen zwei Minuten und sechs Stunden dauert die Montage der einzelnen Leuchten, je nachdem, wie aufwendig der Bauplan und wie häufig die Objekte. Manche Arbeitsplätze sind auf Sonderanfertigungen ausgelegt, andere wiederum sind optimiert wie in der Automobilindustrie: in Griffhöhe Schrauben, Gewinde und andere wichtige Teile, prüfende Blicke, genau abgestimmte Bewegungen. Hier geht es um Masse, doch gerade dabei darf die Qualität nicht auf der Strecke bleiben. Vor unseren Augen wird ein weiterer Bestseller gefertigt, die Pirce Sospensione. 100 Stück gehen pro Tag raus, erklärt Werksleiter Giordano Biroli, schnappt sich ein Werkstück und legt es in eine Presse ein. Der Clou besteht darin, dass die aus einem Teil geschnittenen Hängeleuchten von


Ricerca e Sviluppo und die Werksarchitektur aus den späten 1960er Jahren mit ihren vorgefertigten Fassadenteilen aus Beton.

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Es geht familiär zu. Kollegen grüßen sich, besprechen Dinge auf dem Gang. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass der Leuchtenhersteller längst ein Weltkonzern mit 40 Tochtergesellschaften geworden ist. Fast die Hälfte des Umsatzes generiert das Projektgeschäft. Mal

ganz auf den Ort zugeschnittenen Lösungen. Zu den Klassikern kommen rund 30 bis 40 Neuvorstellungen auf jeder Messe, und das »extrem professionell«. Wo liegt das Geheimnis des Erfolgs? Steffen Salinger lehnt sich zurück: »Wir haben die Manufakturbasis erhalten und sind dennoch industriell geprägt.« Und legt nach: Artemide verbinde die »Leidenschaft für Licht und das Streben nach neuen Dingen«. Was die Marke heute für die Welt des Designs bedeutet, könnte man an vielen Beispielen festmachen. So warum nicht damit: An fünf Tagen im Juni kommt es zum Vendita speciale, dem alljährlichen Fabrikverkauf von Mängelstücken und Teilen, die schon gar nicht mehr im Handel erhältlich sind. Der erste Tag ist für Händler gedacht, am darauf folgenden öffnen sich die Tore der Halle und das Publikum stürmt herein. »Die treten sich halb tot«, beobachtete einmal Steffen Salinger. Alle sind wild darauf, ein Stück in Händen zu halten und nach Hause zu tragen. Oder zwei. Oder drei.

einem Roboter sanft in Form gebracht werden. Zwei Stempel fixieren den jeweils äußeren Ring, damit er sich nicht verbiegt. Ein dritter Stempel drückt den Metallkörper nach unten, bis die charakteristische Form einer säuberlich abgewickelten Orangenschale entsteht, wie sie so viele flämische Stillleben zeigen. Dann

bestellt McDonald’s im großen Stil, mal die Deutsche Telekom, mal die Hotelkette Motel One – und ganz oft sind es AnpassunEINE ART MISSION gen und Veränderun1960 war Studio Artemi- gen des Programms für ein ganz bestimmtes de vor allem eine gute Gebäude, einen ganz Idee, ein Ingenieurbübestimmten Eigentüro mit einer Mission: mer. Die Mischung ist gut gestaltetes Licht. entscheidend. Große Von diesem AufbruchsStückzahlen stehen geist sprechen heuneben ausgewählten, te noch das Centro di wandert Pirce Sospensione in einen großen Versandcontainer.

QUALITÄT IST ALLES Klick. Licht an. Leuchte passt. Die Funktionskontrolle gehört zwingend zur Produktion. »Wenn uns eine Reklamation erreicht, die sagt, die Leuchte funktioniere nicht, kann das eigentlich nicht sein«, sagt Salinger. Am Anfang jeder Produktion ste-


hen daher ausgewählte Materialien. Eine strenge Qualitätskontrolle wacht über den Wareneingang und die einzelnen Elemente der späteren Leuchten. Sie geht dabei nicht zimperlich vor. »UV-Licht ist das Schlimmste«, erklärt Biroli, »schlimmer als hohe oder niedrige Temperaturen.« Also werden Lampen, Vorschaltgeräte, Dichtungen, Rohre und andere mechanische Teile einem Lebensdauer-Stresstest in einer speziellen Kammer unterzogen. Gnadenlos prasselt künstliches Sonnenlicht auf die Oberflächen. Was das hier übersteht, überlebt auch alles andere – auf dem heimischen

Schreibtisch oder an anderen Orten. Irgendwann landet alles hier: beim Versand. 8000 Paletten voll mit Leuchten rotieren durch das vollautomatische Hochregallager, ein Arbeiter mit auffallenden Tattoos kommissioniert die Ware. Per Laserscanner nimmt er die Aufträge an, wählt die Stücke aus und legt sie hinter sich in Containern ab, die nach Ländern aufgeteilt sind. Allein die für Deutschland bestimmte Produktion füllt einen Lkw – und das in einem halben Tag. Der Mann arbeitet konzentriert weiter. Ausgang bestätigen. Alles passt.

»Wir haben die Manufakturbasis erhalten und sind dennoch industriell geprägt.«


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LICHT IST EINE KULTURELLE ERFAHRUNG STEFFEN SALINGER IM GESPRÄCH MIT OLIVER HERWIG


zen. Im Gegenteil: Sie kaufen, weil Produkte zu jeder Zeit verfügbar sind und eine »perfekte« Warentransparenz besteht. Berührungsängste bestehen dagegen im realen Geschäft: Hilfe, da werde ich angesprochen. Online ist gefühlt das Anonymste, obwohl man tatsächlich extrem transparent ist.

TECHNOLOGISCHE UMBRÜCHE, ONLINE-HANDEL UND DIE SUCHE NACH QUALITÄTEN: EIN GESPRÄCH MIT STEFFEN SALINGER, GESCHÄFTSFÜHRER DER ARTEMIDE GMBH, ÜBER NEUE UND ALTE WERTE.

Und wie lautet Ihre Antwort, abgesehen von der Beratungskompetenz? Wir müssen neue Wege finden, Kunden zu erreichen, Stichwort: Apps. Wie weit sind Sie auf dem Feld interaktiver Lichtsteuerung?

Kaum eine Branche erlebt gerade so starke Umbrüche wie die Leuchten- und Lichtindustrie: neue Technologien, neue Vertriebswege – und eine neue Art mit Licht umzugehen: interaktiv. Beginnen wir mit dem Handel. Das Geschäft mit online boomt. Heute geht alles über den Preis, scheint es. Früher hingegen konnte ein guter Fachhändler auf die Wünsche der Kunden genau eingehen. Beratung spielt auch heute noch eine große Rolle, gerade bei einer Premiummarke. Doch etwas ist passiert: Viele fühlen sich per se schlecht, wenn sie ohne Rabatt kaufen. Das ist eine Frage der Erziehung und begann mit aggressiver Werbung von Marktteilnehmern wie Media Markt. Doch bei aller Ver-

gleichbarkeit war der Preis am schlechtesten vergleichbar. Und da beginnen die Probleme unserer Händler. Je stärker die Marke, desto eher wollen sie sie auch, um Frequenz zu bekommen, online übrigens auch, andererseits stehen sie gerade dort im strengsten Wettbewerb. Viele Händler nehmen uns gerne, weil wir Marktführer sind, geben aber zu, dass sie Geschäft dort machen, wo sie nicht diese Verortung von Marke und Preis haben.

Wir beschäftigen uns schon seit anderthalb Jahren damit, das Smartphone zum Bedienelement von Leuchten zu machen. Wie schnell wird sich das durchsetzen?

Die allgemeine Wertschätzung von dynamischem Licht dürfte sich in fünf Jahren stark verändert haben, weil die Instrumente immer einfacher werden, weil wir das Smartphone ins Spiel bringen. Aus meiner Sicht wird es nur Was können Sie für noch einen Schalter Ihre Premium-Händler pro Raum geben, alles tun? andere übernehmen die Apps. Der Hebel ist Wir unterstützen sie in der Komfortgewinn, der ihren Stärken: ihrer bisher nur durch gröBeratungskompetenz. Die ßere Investitionen in nächste Herausforderung Primärinstallationen aber lauert mit der zu erzielen war. Zielgruppe der heute 15-Jährigen, die online Damit verbunden ist überhaupt keine Schwelder nächste Umbruch: lenängste mehr besitdie LED. Bislang wurde

ihre Effizienz betont, dabei eröffnet sie eine ganz neue Ebene – Kontrolle über Lichtstimmungen und Raumwirkung. In der Tat stand bislang Effizienz im Vordergrund. Dabei eröffnet die Technologie neue Wege, Licht und seine Eigenschaften zu beeinflussen: Farbe, Helligkeit – und die Veränderung beider Größen, da Licht nur aus Kontrast (dem Helligkeitsunterschied) und Farbe besteht. Beides konnten wir bislang nur mit riesigem Aufwand ändern. Was früher als schwerfällig empfunden wurde, die Veränderung von Farbe, gelingt nun rasant. Was bedeutet dieser Technologiesprung im Projektgeschäft? Hier lautet das Thema weiterhin Effizienz.


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Und das wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Der Effizienzgewinn lässt sich hervorragend vermarkten und bringt messbare finanzielle Vorteile. Darüber hinaus werden Modelle an Relevanz gewinnen, die Anlagen komplett finanzieren, wie es heute schon bei Kopierern geschieht. Leasing von Licht, auch hier öffnet der Technologiesprung neue Wege. Wir befinden uns hier im Grunde bereits in einem solchen Projekt: einer temporär genutzten Büroimmobilie auf hohem Niveau. Die Anforderungen an Amortisationszeiten werden geringer. LED erlaubt Komfort- und Effizienzgewinne. Sie haben aber noch keinen Projektentwickler, der mit dem »vielleicht besten Licht im Büro« wirbt? Noch nicht. Aber die Demographie wird das beschleunigen. Ein Arbeitsplatz wird in zehn Jahren womöglich die Entscheidung für

eine Firma begünstigen, wir stecken ja längst in einem »war for talents«. Denken Sie an Google und deren Investitionen in Immobilien. LED verwandelt eine ganze Branche … Vom Charakter bewegen wir uns in Richtung Halbleiterindustrie: steigende Leistung, sinkende Preise. Mit jeder neuen Generation gibt es mehr Komfort zum gleichen Preis. Damit wären wir beim abschließenden Punkt: Qualität. Damit muss sich jede Premiummarke von Wettbewerbern absetzen. Definitiv. Doch sollte man unterscheiden zwischen subjektiver Wahrnehmung – wie mache ich gutes Licht? – und objektiven Kriterien: Ist die Leuchte gut konstruiert, langlebig und umweltverträglich? Wir erleben aber bei Halbleiterprodukten einen Zielkonflikt:


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Elektronik, in die viel Entwicklungsaufwand floss, ist schon nach wenigen Monaten veraltet und wird erbarmungslos ersetzt. Können Hersteller hier punkten, indem sie modulare Produkte entwickeln und Altmaterial zurücknehmen? Absolut. Auf diesem Weg sind wir bereits, etwa mit der MiyakeKollektion, die gestalterische Qualität und Nachhaltigkeit verbindet. Der Kern des Projekts ist ein vollkommen aus recycelten Materialien hergestelltes Gewebe, welches Licht streut. Die Faser wiederum wurde aus alten PET-Flaschen gewonnen: echtes Upcycling also. Tolomeo wiederum besteht aus gerade drei Materialien: Aluminium, etwas Kunststoff, Kupfer im Kabel. Wie die Copernico. Wenn ein Produkt das Potenzial zur Ikone hat, ist es meistens auch ein nachhaltiges Produkt. Könnte das Teil des künftigen Briefings sein? Ist es schon. Mit Betonung auf nachhaltig, es geht nicht darum,

»Ikonen« zu gestalten. Da würde man sich auch kaputtmachen, wenn man Ikonen »briefen« wollte. Abschließend: Wird Artemide noch als italienische Marke wahrgenommen? Jede Marke, ob italienisch oder deutsch, muss international offen sein, um Design, wo es gerade stattfindet, abzuholen. Die Automobilindustrie hat das schon getan und die Designzentren internationalisiert. Wenn ich an unseren Gründer denke, versteht er sich als Italiener, agiert aber als Europäer und fühlt sich in der Welt zuhause. Artemide hat von Anfang an international gehandelt. Von Anbeginn ist man zumindest ins europäische Ausland gegangen, und das um 1960 mit unterschiedlichen Währungen und Standards. Damals war das Versprechen hohe Designqualität, und dieses Versprechen hat man immer eingelöst bei sehr hoher Produktqualität. So konnte man eine Premiummarke schaffen. Habe ich eine Premiummarke, muss ich alle Versprechen erfüllen.

Wenn ein Produkt das Potenzial zur Ikone hat, ist es meistens auch ein nachhaltiges Produkt.



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ALAPE

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EINE SAUBERE SACHE

DAS HERZ AM RECHTEN FLECK UND DORT WO ES HINGEHÖRT: ALAPE SETZT AUF FEINE MANUFAKTURARBEIT — UND DAS MIT TRADITION SEIT 1896 VON CHRISTINA GRÄWE

Zarte Wassertropfen in Form der Weltkarte auf einer mattweißen, bis auf einen angedeuteten Knick im Hintergrund unberührten Fläche: Wir befinden uns auf der Eingangsseite des Webauftritts der Firma Alape. Eigentlich ist damit schon alles gesagt. Es geht um Wasser und die weltweite Verbreitung des Produkts, mit dem Alape diesen Stoff auffängt, nutzbar macht und zelebriert, nämlich unzählige Waschplätze. Und die Vielfalt an Becken wächst – seit 1896.

und andererseits in der Fabrikation. Stahl trifft auf Emaille (»glasierter Stahl« wird dieser Verbundstoff hier genannt), der Manufakturgedanke auf roboterunterstützte Technik – das Ergebnis sind Waschbecken, die auf einer Skala in Sachen Ästhetik, Robustheit und Nutzbarkeit die volle Punktzahl erhalten dürften. Rund 200 Mitarbeiter an zwei Standorten in Deutschland sorgen für die Produkte, Handelspartner aus 40 Ländern für ihre Verbreitung. Die Produktion der Becken Das Zentrum der trafindet ausschließlich ditionsreichen Firma am Goslarer Standort liegt beschaulich am statt. Es gibt keinen Rande der Kaiserstadt Direktverkauf, InteGoslar am Harz. Auf dem ressenten müssen sich Weg dorthin durchquert an den Sanitärgroßman einen Stadtteil handel wenden, wobei mit dem schönen Namen Architekten als willBaßgeige. Ein charmankommene Partner und tes altes Holzhaus, Multiplikatoren aufdem man den Zahn der treten. Ins Ausland Zeit ansieht, empfängt kann eine Lieferung den Besucher. Dahinter auch schon mal direkt dann der eigentliche an den Einzelhändler Firmensitz mit Showgehen, in Deutschland room, Besprechungsist hingegen das Dreiraum und Büros, unaufstufensystem Großhandringlich und elegant del – Sanitäranbieter/ wie die Waschbecken, Installateur – Kunde die in den Werkshalüblich. len nebenan gefertigt werden. Das HervorsteDIE FIRMENCHRONIK chende und in dieser Konsequenz EinzigarDoch zunächst zur tige von Alape besteht Firmenchronik, begineinerseits im Material nend im ausgehenden


19. Jahrhundert, als Adolf Lamprecht aus Köln kommend in Penig (zwischen Chemnitz und Leipzig) ein Stanz- und Aluminiumwerk gründete. Aluminium als Werkstoff war damals neu und hatte »Hightech-Status«. Vornedran sollten im Führungsstab Herr Lamprecht, seine Mitarbeiter sowie Nachfolger bleiben. Ein erstes Patent erwarb der Firmengründer für nahtlose Ofenrohre. Dem Sanitärbereich wandte er sich ab 1926 zu; jetzt löste Emaille das Aluminium beinahe vollständig ab, da Letzteres an Wert verlor. Das Kerngeschäft seit damals sind Waschplätze. Sohn Edgar Lamprecht baute die Firma aus. Er begann 1930 mit Marketingstrategien, wozu auch die Entwicklung eines ersten Logos sowie eine Neuheiten- und dazugehörige Preisliste für Großhändler gehörten. Alape entwickelte sich zum ersten Spezialisten in der deutschen Sanitärbranche und setzte seinen Werkstoff beinahe monopolistisch ein. Bei aller Vorwärtsgewandtheit vergaß die Firma aber nicht die Tradition, aus der sie kam


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und mit der sie Werte wie Zuverlässigkeit und sauberes Handwerk transportiert(e). Alape fokussierte sich nicht ausschließlich auf Waschbecken, die Firma beschäftigte sich ab den 1930er Jahren auch mit den dazugehörigen Möbeln und lieferte Sonderteile wie Einsätze für Becken an Tischlereien: Der Weg zum Einbaumöbel war beschritten. DAS AUSGUSSBECKEN WIRD VERKAUFSSCHLAGER

Die Produktgeschichte von Alape ist auch ein Spiegel ihrer Zeit. In der postmodernen Phase etwa dominierten Kombinationen aus den Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck.

1930 war das Geburtsjahr für das sogenannte Ausgussbecken – jede(r) kennt es aus dem eigenen Haushalt oder dem der (Groß-) Eltern mit dem hinten hochgeknickten Rand und dem Klappgitter für Eimer und Gummistiefel. Bis heute ist es der Verkaufsschlager, 150.000 bis 180.000 davon werden jährlich ausgeliefert. Das Jahr 1953 brachte eine Zäsur: Edgar Lamprecht verließ aus politischen Gründen Penig, hinterließ die Firma mit der gesamten Ausstattung und siedelte mit einer Zwischenstation nach Goslar um. In einem ehemaligen Gerätelager der Wehrmacht fing er mit Spülbecken

und -tischen ganz von vorne an. (Die alte Fabrik in Penig wurde 1972 enteignet und in die VEB Sanitäremaille umgewandelt. Heute liegt das Areal im Dornröschenschlaf.) Ab 1960 übernahm Heinrich Feldhege, der Schwiegersohn Edgar Lamprechts, die Geschicke von Alape. Er baute die »Markenarbeit« weiter aus, entwickelte beispielsweise (in Varianten) das langjährige Logo aus Schriftzug und stilisiertem Diamant. Der stand für die Attribute, die auch den Erzeugnissen zugeschrieben werden: Robustheit und Wertigkeit. Mit solchen – heute selbstverständlichen – Gedanken zur Außenwirkung war Feldhege in den 1960er Jahren früh dran. Die Produkte wurden immer weiter Richtung Flexibilität und Kombinierfähigkeit entwickelt. ARCHITEKTEN ALS GESTALTER Mit der Serie W120 kam 1965 die erste Badschrank-Waschtischkombination auf den Markt – das Einbaumöbel wurde salonfähig. 1970 folgte EW3, ein Einbaubecken mit 28 verschiedenen Geometrien, gerne in

Orange-Rot und anderen zeittypischen Farben. Ein Detail aus dieser Phase sorgt für ein Grinsen und ist heute längst verschwunden: ein im Waschbeckenrand integrierter Aschenbecher. Erstmals waren jetzt Architekten gestaltend oder beratend am Entwicklungsprozess beteiligt, eine Zusammenarbeit, die, wie auch mit einigen »Stammdesignern« wie sieger design, bis heute gepflegt wird. Ihr Einfluss, so der Abteilungsleiter Marketing Peter Theissing in der Rückblende, machte sich durch klarere und reduziertere Formen bemerkbar. Farbe, Form und Funktion, ohne die Ästhetik zu vergessen, die enge Verknüpfung von Handwerk und Technik, dieses Credo blieb tonangebend. An der Materialverbesserung wurde ständig gefeilt, neue Serien erfunden. RÜCKBESINNUNG UND NEUE ALLIANZEN Die Produktgeschichte von Alape ist auch ein Spiegel ihrer Zeit. In der postmodernen Phase etwa dominierten Kombinationen aus den Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck. Seit 1985 existiert an


einem zweiten Standort auch ein Möbelwerk, das die passenden Umbauungen für die Becken liefert. Spiegel und Leuchten wurden in das Programm aufgenommen, Badewannen und Duschtassen hingegen nie. Um die Jahrtausendwende schließlich (Heinrich Feldhege war überraschend gestorben, die Nachfolge nicht eindeutig geregelt) kränkelte Alape erstmals ein wenig. Das Rezept dagegen: Die Rückbesinnung und Konzentration auf das Kerngeschäft, nämlich die individuelle Gestaltung von Waschplätzen und die Herstellung von Becken. Eine nach 1953 weitere fruchtbare Zäsur fand 2001 statt, als Alape Teil der Dornbracht Group wurde. Dornbracht und Alape arbeiten dabei weiterhin eigenständig und ergänzen sich in ihrem Angebot. Der Großteil der Objekte wurde überarbeitet. In den Hohlräumen der Stahlkörper werden Ablageflächen und Technik wie Steckdosen integriert. Um das Angebot noch besser auf die Anforderungen zuzuschneiden, differenziert Alape seit 2007 zwischen Privatbädern und halböffent-


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lichen Sanitärräumen. Seit 2012/13 ergänzen die modulartigen Serien »A˘sytem addit« und »A˘system init« die Kombinierfähigkeit der einzelnen Teile. Zu dem Logo, das seit Mitte der 1980er Jahre auf den Schriftzug beschränkt ist, kommt der kleine, nach oben offene Bogen als stilisierte Waschschüssel hinzu, vielleicht auch als Aussprachehilfe, denn Alape betont man auf der letzten Silbe. Die Auseinandersetzung nicht nur mit dem einzelnen Stück, sondern auch mit dem Raum intensivierte sich schon seit den 1970er Jahren. Fotobeispiele belegen das: sie zeigen zunehmend Raumsituationen und nicht nur Einzelobjekte. DIE ZUKUNFT: BEOBACHTEN, REAGIEREN, WEITERENTWICKELN Inzwischen ist das Thema Raum fester Bestandteil des Entwicklungsprozesses und wird vom Bereich »Kreativmanagement und Produktentwicklung« unter der Leitung der Innenarchitektin Andrea Jürgens betreut. »Was passiert in Waschräumen, welche sich ändernden Anforderungen stellen

sie, und wie reagieren wir darauf?«, diese Fragen treiben sie um. Verkürzt ausgedrückt, verfolgt ihre Abteilung zwei Pfade parallel. Einer ist die Öffnung der Räume, ein Trend, auf den Alape mit einem neuen Einrichtungskonzept antwortete. Das heißt nicht, dass nun die Dusche direkt neben dem Bett steht, sondern raumgliedernde Waschplätze schaffen Übergangszonen zwischen Schlaf- und Wohnbereich. Aber auch das Gegenteil stellt Andrea Jürgens fest: Die Urbanisierung erreicht das Bad. Vor allem in Großstädten werden diese Räume immer kompakter. Es geht um effektive Raumausnutzung, etwa integrierten Stauraum an Stellen, die bisher noch nicht als solcher genutzt wurden wie innerhalb der Beckenverkleidungen. Oder um die Bündelung möglichst vieler Funktionen auf engstem Raum. In der Optimierung von Kleinstbädern sieht Andrea Jürgens viel Entwicklungspotential, denn: »Ein Thema, das an Bedeutung gewinnen wird und mit dem wir uns intensiv auseinandersetzen.« Jürgens

entwirft außerdem die jährlich neu gestalteten Messestände passend zum Thema. Das Engagement lohnt sich – Alape spielt längst wieder oben mit und ist besonders bei Architekten sehr beliebt. Das Jahr 2011 war reich an Designpreisen für einzelne Produkte, Messeauftritte und auch Publikationen. Das Werk leistet sich modische Exkurse wie kristallin geformte Becken, wobei das Beiwort modisch nicht zum Wortschatz der Mitarbeiter gehört. Experimente sind ebenfalls nicht tabu, wie die freistehende »Wasserstellen« als Raumteiler. Für diese bestechende Idee brauchen die Kunden aber offensichtlich noch ein wenig, um anzubeißen. Luxus darf ebenfalls sein. Das derzeit teuerste Objekt – »beliebt bei Prominenten« – ist ein Waschtisch, der gänzlich auf den Beckencharakter verzichtet: Hier läuft das Wasser (spritzfrei!) auf eine ebene Fläche mit Ablaufrinne am Rand. Das übergeordnete Ziel aber bleibt, an und mit den über 100-jährigen Erkenntnissen und Ergebnissen weiter zu arbeiten.

DAS HERZ DES UNTERNEHMENS … … ist die Manufaktur selbst. Die Werkshallen sind sympathisch menschlich in ihren Dimensionen. Die einzelnen Arbeitsschritte lassen sich auch vom Laien gut nachvollziehen, der ganze Rundgang ist so lohnend, dass der Idee, Werksführungen auch offiziell anzubieten, nur zugestimmt werden kann. Im Produktionsprozess arbeiten Metallbauer, Emaillierer, Lackierer sowie eine Chemikerin. Alape bildet auch aus, denn, so Daniel Dorgau von der Kommunikationsabteilung, der den Rundgang begleitet: »Die Produktion ist hoch spezialisiert, entsprechend ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften — zum Beispiel in der Emaillierung.« Vorbereitung: Tiefziehen, Stanzen, Schneiden Gleich am Eingang zur Produktionsstraße liegt turmartig das Rohmaterial für das Haupterzeugnis, die Waschbecken in all ihrer Vielfalt: verschieden groß ge-



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schnittene, lediglich wenige Millimeter starke Stahlplatinen. Ohne Ouvertüre geht es los: Links und rechts stehen beeindruckende Pressen, in die die »Werkzeuge«, die Negativformen für die verschiedenen Mulden der späteren Becken, eingesetzt werden. Die Pressen ziehen mit 1.000 Tonnen Druck das Stahlblech über die Form. Tiefziehen heißt dieses Verfahren. Zuvor werden die Bleche gefettet, um Risse zu vermeiden. Weiter hinten entstehen an einem eigenen Arbeitsplatz kleine Schalenbecken, in dem rund geschnittene Platten gegen die Negativform gedrückt werden. Die Muldenform ist durch das jeweilige Negativwerkzeug

vorgegeben, die Position innerhalb des späteren Waschtischs aber frei wählbar. Der letztendliche Beckentyp wird per Laserschnitt festgelegt. Mit diesem Verfahren ist die serielle Anfertigung genauso möglich wie die individuelle. In der »Autowaschanlage« genannten Straße werden die Becken gereinigt, Stanzen schneiden in weiteren Schritten die Überlauflöcher und Öffnungen für die Armaturen aus. Nachbereitung: Kanten, Schweißen, Schleifen Die soweit vorbereiteten Becken gelangen in ein Zwischenlager, den Materialpool für alle weiteren indivi-

duellen Weiterverarbeitungen: Projektspezifische Anforderungen wie individuelle Lochbohrungen oder Ausschnitte für Abwurfklappen können so unkompliziert und ohne zusätzliche Wartezeiten realisert werden. Zur Weiterbehandlung gehören Nacharbeiten wie das Umfalten der Beckenränder an der Kantbank, das Schweißen der offenen Ecken, das Entgraten und Polieren. Das geschieht sowohl per Hand als auch bei unhandlichen Waschbecken durch die Mithilfe von Robotern. Die erhalten computergesteuert exakte Angaben zu dem Werkstücktyp, den sie dann vermessen und schleifen. Die Roboter stehen in geschützten Kabinen und scheinen dort ein Eigenleben zu entwickeln, wenn man sie so konzentriert vor sich hinarbeiten sieht. Veredelung: Glasieren und Brennen Die Mitarbeiter sind aufgefordert, ständig auf raue Stellen oder unregelmäßige Schweißnähte zu achten – denn je makelloser die Oberfläche, desto lupenreiner wiederum gelingt der nächste Arbeitsschritt, der das Becken schließlich veredelt: das Glasieren beziehungsweise Emaillieren. Gemeint ist derselbe Vorgang, unter Emaillieren hätten jedoch viele die Vorstellung althergebrachter Produktion und beuliger Emaille-Becher, weshalb Alape lieber von glasiertem Stahl spricht. Und

wie glasiert sehen die Oberflächen auch aus, wenn sie in den Spritzkabinen mit drei hauchdünnen Sprühschichten versehen wurden und drei Brenndurchgänge bei bis zu 830 Grad Celsius durchlaufen haben. Auch die Beschichtung stellt Alape selbst her: In großen Trommeln werden sogenannte Emaille-Flakes – natürliche Mineralien in Flockenform – mit Wasser und Farbzuschlägen gemahlen. Die Lackierer füllen hier ihre Spritzpistolen, möglich sind für Kleinserien alle Farbtöne der RAL-Palette. Einen eigenen Weg gehen die berühmten Ausgussbecken aus Großmutters Waschküche: Als das Produkt der Firma, das in der mit Abstand höchsten Stückzahl hergestellt wird, durchlaufen sie die einzige vollautomatisierte Fertigungsstraße. Wenn alle Becken dann die letzte strenge Qualitätskontrolle unter speziellem Licht erfolgreich durchlaufen und das Siegel mit der Produktionsnummer erhalten haben, werden sie noch einer »Soundprobe« unterzogen. Das Verfahren wurde von Alape mit der Technischen Universität Berlin entwickelt und wird ähnlich auch in der Autoindustrie eingesetzt. Denn nicht blechern sollen die Ergebnisse klingen, wenn man dagegen klopft, sondern ein satter Klang soll ertönen. Dazu verhelfen passend zugeschnittene Bitumenmatten, die unsichtbar unter den Becken verklebt werden.


nicht. Wie Zahnräder greifen die einzelnen Schritte ineinander, In der Verpackungsaban keiner Stelle war teilung wird dann das – trotz aller BeGesamtpaket mit allem triebsamkeit – Hektik Zubehör für die Monzu verspüren. Selbst tage geschnürt. Dazu die Lautstärke hält gehören auch Spezisich an den meisten alkleber und feine Arbeitsplätzen einiStyropor®-Ringe, die germaßen in Grenzen. die ewig schmuddelnAber natürlich fallen den Silikonfugen beim auch hier FehlproEinbau überflüssig duktionen an. Einen machen, von HandwerNachgang kann man kern aber gerne für sich pro Stück erlauVerpackungsmaterial ben, dann wird es zur gehalten und entsorgt Seite gelegt. Diewerden … Ein wenig ses Stück landet aber Überzeugungsarbeit nicht auf einem stänist stellenweise noch dig wachsenden Stahlnötig. Beim Verpacken wird ein weiterer müllberg, sondern es wird zurück in den Vorteil des VerbundKreislauf gegeben. materials »glasierter Denn der Stahl kann Stahl« deutlich: Im eingeschmolzen und Vergleich zu dickerzu einer neuen Platwandigen keramischen te gegossen werden, Becken sind die Padie Glasurschichten kete so leicht, dass sie meist mit dem ganz schwimmen dann als Schlacke oben auf und normalen Paketdienst verschickt werden kön- werden beispielsweise im Straßenbau wiedernen. Der Versand geverwendet. Wenige bis schieht vom Goslarer gar keine RückstänWerk aus; die Möbel de also, auch darauf und Accessoires wie weist Alape zufrieSpiegel und Leuchten den hin. Den größten (die Alape ebenfalls Vorteil ihres soliden zusammen mit »ihren« Architekten und Desig- Fertigungsverfahrens nern gestalten) kommen in Kombination mit frischen Ideen sieht aus der nahegelegenen das Team aber weiterTischlerei dazu. hin darin, flexibel Nach dem Rundgang wun- und individuell auf eine große Bandbreite dert einen der meist an Sonderwünschen rereibungslose Ablauf agieren zu können. des Gesamtprozesses Das fertige Stück


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ZEHNDER

VERANTWORTLICHER UMGANG MIT RESSOURCEN SEITEN 102—105

PIONIERE IN SACHEN DESIGN SEITEN 106—111



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VERANTWORTLICHER UMGANG MIT RESSOURCEN EIN HEIZKÖRPER MUSS MEHR KÖNNEN, ALS WÄRME ABZUGEBEN. MIT TECHNOLOGIE, FORTSCHRITT UND STIL PRÄGT DIE FIRMA ZEHNDER DIE HEIZKÖRPERWELTEN VON CHRISTIAN WENDLING

Ende August 2014. Die Lufttemperaturen im Rheinland gehen nachts deutlich in den einstelligen Bereich, tagsüber werden 14, 16, 18°C gemessen. Wohlgemerkt: im August, einem Sommermonat. In den Geschäften wird die Sommerware reduziert, und in den sozialen Medien häuft sich die Frage, ab welcher Raumtemperatur der Vermieter die Heizungsanlage aus dem Sommerschlaf wecken muss. Viele Monate hat keine Hand ein Thermostat berührt, doch es mehren sich die Anzeichen dafür, dass dies nun ein Ende hat. In unseren Breitengraden zählt die Heizung zu den unverzichtbaren technischen Notwendigkeiten eines Gebäudes. Heizungsingenieur ist ein eigenes Berufsbild, eine ganze Branche lebt von unserem Bedürfnis nach behaglichen, wohltemperierten Räumen, in denen wir leben, wohnen, arbeiten. Ein verläss-

liches Geschäftsmodell, denn die nächste Kälte kommt bestimmt. Nun könnte man meinen: Gut, die Heizung ist erfunden, was soll da noch kommen? Doch die Branche ist innovativ, angetrieben nicht nur vom permanenten technologischen Fortschritt und der wachsenden Einsicht in einen verantwortlichen Umgang mit unseren Ressourcen, sondern auch von einem gesteigerten Kundeninteresse an ansprechend und stilsicher gestalteten Räumen bis ins letzte Detail. Es hat sich viel getan seit den gusseisernen Heizkörpern aus den Frühzeiten der Zentralheizung. Die Zehnder Group Deutschland in Lahr im Schwarzwald ist einer der führenden Hersteller der Heizkörperbranche. Ein weltweit tätiges Unternehmen mit Zentrale in der Schweiz und einer Vielzahl von Produktionsstandorten, die jeweils für einen Teilbereich aus dem Gesamtsortiment zuständig sind. In Lahr ist dies neben dem Badheizkörper Yucca insbesondere der Mehrsäulenheizkörper Zehnder Charleston – ein Klassiker. Ein Blick in die Manufaktur des Unternehmens zeigt, dass ein Heizkörper wie der Charleston nicht ohne Handarbeit entstehen kann. MANUFAKTURARBEIT FÜR PRODUKTQUALITÄT Wir beginnen unseren Rundgang in der Materialanlieferung. Hier werden in schwe-


ren Rollen und Bündeln Bandstahl und Stahlrohre angeliefert, die von Zehnder für die Herstellung des Charleston verwendet werden. Aus dem Bandstahl werden sogenannte Halbteile gestanzt, die paarweise zu einem Doppelkopfstück zusammengeschweißt und anschließend geschliffen werden. Nach dem Durchsägen erhält man die sehr präzise gefertigten Ober- und Unterteile für die Heizkörperelemente. Um die Qualität zu sichern, nehmen Mitarbeiter eine Sichtprüfung des Schliffbildes vor. Ist bei der Bearbeitung z.B. ein Versatz entstanden, wird das Teil aussortiert. Nun kommen auch die Rohre in den Produktionsablauf hinein. Je nach vorgesehener Bauhöhe und Bautiefe des Heizkörpers werden sie auf die notwendige Länge gebracht und in einer Elementschweißmaschine mit den Oberund Unterteilen verschweißt. Um eine saubere optische Produktqualität zu erreichen, werden die Schweißverbindungen anschließend automatisiert geschliffen, ebenso die Rohrzwischenräume. Sollte die Sichtkontrolle eventuelle Mängel aufzeigen, wird per Hand nachgeschliffen. Eine weitere wichtige Prüfung schließt sich an: Sind die Elemente dicht? Die Antwort ergibt sich, nachdem die Elemente luftdicht verschlossen,

mit 16 bar Luftdruck beaufschlagt und dann in ein Wasserbecken getaucht werden. Aufsteigende Luftblasen signalisieren eine Undichtigkeit, die zum Aussortieren des Elementes führt. Anschließend werden die Teile in einem Zwischenlager abgelegt. Die gängigen Standardelemente bilden so den Vorrat für die Weiterverarbeitung zum endgültigen Heizkörper. Dem individuellen Kundenauftrag entsprechend werden die Elemente auf die benötigte Breite des Heizkörpers zusammengefügt. Diesen Vorgang nennt man »steppen«. Die Steppschweißmaschine verschweißt punktgenau und überlappend im 360°-Radius und sorgt für die Dichtigkeit. Auch die fertigen Heizkörper werden, wie zuvor schon die Einzelelemente, auf Dichtigkeit geprüft. Ist dies sichergestellt, kann die abschließende Produktionsphase beginnen. Die geprüften Heizkörper werden nun für alle weiteren Arbeitsschritte an dem sogenannten »Power and Free-System« aufgehängt, einem aus sechs Kettenkreisen bestehenden System mit ca. 2,5 km Länge. Dort verbleiben sie bis zur abschließenden Verpackung. Die bei der bisherigen Bearbeitung entstandenen Verschmutzungen z.B. durch Öle und Schleifabrieb müssen


ckieren kommen alle Heizkörper noch in den Einbrennofen.

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Individuelle Farbwünsche der Kunden werden in Handarbeit erfüllt. Hier ist eine Vielzahl an brillanten Farben und Oberflächen möglich.

vor der Lackierung entfernt werden. Hierzu werden die Heizkörper alkalisch gereinigt. Anschließend folgt die Grundierung in einem elektrochemischen Lackierverfahren, der anodischen Tauchlackierung. Diese Grundierung wird dann im Ofen bei ca. 180°C in den Stahl eingebrannt, sodass sie haften bleibt. Nach dem Abkühlen wird der Heizkörper in die Pulverlackieranlage transportiert; er hängt noch immer am Kettensystem. Die Pulverlackierung ist wesentlich umweltfreundlicher als die Nasslackierung. Der Standard-Heizkörper wird im Farbton RAL 9016, dem sogenannten »Verkehrsweiß«, vollautomatisch gepulvert. Individuelle Farbwünsche der Kunden werden in Handarbeit erfüllt. Hier ist eine Vielzahl an brillanten Farben und Oberflächen möglich. Nach dem La-

Abschließend geht der Heizkörper in einen letzten Qualitätscheck. Der Fokus der Sichtkontrolle liegt auf der Oberflächenbeschaffenheit, der Ausführung (beispielsweise der kundenspezifischen Anschlüsse) sowie der Modellidentität, also den richtigen Baumaßen und der Farbe. Sollten hier noch Mängel festgestellt werden, geht der Heizkörper in die Nacharbeit und durchläuft nochmals den oberflächentechnischen Fertigungsprozess. Etwa 98% der Heizkörper werden in einer vollautomatischen Anlage verpackt. Die farblich passenden Boden- und Wandbefestigungen werden gemäß individueller Bestellung dem Heizkörper beigelegt. Damit ist unser Rundgang durch die Produktionshallen beendet. Die Heizkörper treten ihre Reise zum Kunden an.



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PIONIERE IN SACHEN DESIGN DONAT FESER IM GESPRÄCH MIT CHRISTIAN WENDLING

SEIT DEN 1980ER JAHREN GILT DAS UNTERNEHMEN ALS VORREITER IM HEIZKÖRPER-DESIGN: DONAT FESER, GESCHÄFTSFÜHRER DER ZEHNDER GROUP DEUTSCHLAND, SPRICHT ÜBER DIE HEIZKÖRPER DER ZUKUNFT UND NEUE TRENDS. Nach dem Besuch in der Produktion haben wir uns mit Herrn Donat Feser unterhalten. Er ist Geschäftsführer der Zehnder Group Deutschland GmbH. KAP Magazin: Herr Feser, wir hatten einen interessanten Einblick in die präzisen Produktionsabläufe. Lassen Sie uns nun noch etwas über die Entwicklung, die Anwendungsbereiche und den Einsatz der Heizkörper in der Praxis sprechen.


Wenn man sich die Produktpalette ansieht, fällt mit als Erstes die Designorientierung ins Auge. Heizkörper bieten Sie in einer Vielfalt an Konstruktionen, Formen und Farben an. Donat Feser: In der über 100jährigen Geschichte unseres Unternehmens waren wir in technischer Hinsicht schon immer innovativ. So hat Zehnder z.B. 1930 den Röhrenradiator erfunden, der bis heute als der Klassiker schlechthin unter den Heizkörpern gilt und stetig weiterentwickelt wurde. Was die gestalterische Innovation betrifft, bieten wir seit den 1980er Jahren Heizkörper mit einem besonderen Design an. Man kann schon sagen, dass wir da Pioniere waren. Wie kam es dazu? Und woher beziehen Sie heute Ihre Inspirationen? Zunächst mal kam das aus uns heraus: Es gab damals vom Markt noch keinerlei Nachfrage nach besonderem Design von Heizkörpern. Wir haben den Bedarf quasi selbst ausgelöst. Das dürfte heute ungleich schwieriger geworden sein angesichts einer aufmerksamen Konkurrenz und der damals so ja noch nicht gegebenen Präsenz von Marktforschung und Marketing?

uns stets aufmerksam beobachtet. Wir stimmen die Formen und Farben unserer Produkte sorgfältig darauf ab. Aufgrund unserer internationalen Aufstellung kennen wir die Trends und Impulse verschiedener Märkte, besuchen dazu auch die wichtigsten Messen der Branche. Mit Architekten, Planern und Handwerkern pflegen wir ebenfalls einen konstruktiven Austausch, um sowohl eine Rückkopplung zur bestehenden Produktpalette als auch Inspiration für Weiterentwicklungen zu erhalten. Zudem arbeiten wir eng mit renommierten Industriedesignern wie Perry King und Santiago Miranda aus Mailand zusammen, die seit vielen Jahren erfolgreiche Heizkörperserien für uns entwickeln. Dass wir nicht nur bei der Technologie, sondern auch bei der Gestaltung führend sind, wird uns immer wieder attestiert – so sind wir besonders stolz darauf, das sehr seltene Prädikat »Besondere Auszeichnung« beim Innovationspreis Architektur und Technik erhalten zu haben. Gibt es auch inspirierende Wechselwirkungen mit anderen Wohn- und Ausstattungsobjekten?

Ja, das gilt zum Beispiel sowohl für die Verwendung von Farbe als auch für die FormNatürlich erkunden auch gebung. Im Wohnbereich wir heute mit Mitteln ist zurzeit wieder der Marktforschung die sehr stark ein geradTrends. Die aktuelliniger architektonilen Einrichtungs- und scher Stil gefragt. Wohnstile werden von Man spricht auch von

der sogenannten urbanen Sachlichkeit. Dieser Stil zeichnet sich aus durch eine souveräne Zurückhaltung in der Farbwahl: puristisches Weiß, Grau und Schwarz, aber auch elegante metallische Oberflächen. Unsere Produktpalette leistet dazu einen entsprechenden Beitrag: Moderne Heizkörper sind heute hochwertige Lifestyle-Produkte, die das Raumambiente mit beeinflussen. Im Bad sind – neben der Standardfarbe Weiß mit etwa 80% Anteil – die Topseller bei den

Oberflächen seit vielen Jahren unverändert Chrom und Edelstahl, in jüngster Zeit verstärkt auch Aluminiumtöne. Aber gerade im Bad verzeichnen wir auch eine zunehmende Nachfrage nach markanten Farbakzenten. Was hat diese Entwicklung hin zum besonderen Design eigentlich ausgelöst? Sie sprachen die 1980er Jahre an: Hat die stärkere Hinwendung zur Gestaltung mittelbar etwas mit den Ölkrisen in den 1970er Jahren zu tun,


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die ja zu einem radikalen Umdenken beim Umgang mit unseren Ressourcen führten? Sind die modernen Heizungsanlagen mit ihren erheblich niedrigeren Vorlauftemperaturen nicht eine Voraussetzung für die Weiterentwicklung von Heizkörpern nicht nur in technischer, sondern auch in funktionaler und gestalterischer Sicht? Ja, dieses Umdenken spielte eine wichtige Rolle. Die modernen Heizkessel werden nicht mehr mit so hohen Temperaturen betrieben wie früher, als die Vorlauftemperaturen über 70°C erreichten. Die Heizkörper weisen heute eine große­­­­Strahlungsfläche auf, die Materialien reagieren schnell bei der Wärmeübertragung, das Innenleben ist technisch ausgereift und effektiv. Die Oberfläche der Heizkörper ist selbstverständlich noch sehr warm, dies wird schließlich auch erwartet, doch sie ist nicht mehr heiß wie früher. Man kann sie also anfassen, ohne sich »die Finger zu verbrennen«. Damit eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für die Platzierung und Nutzbarkeit. Womit die Voraussetzung erfüllt war

für den Abschied vom Nischendasein hinter Schutzgittern und Abdeckungen, nicht nur in Bezug auf die Gestaltung, sondern auch bei der Funktion. Tatsächlich sind auch die Zusatzfunktionen wichtig geworden. Ein Beispiel: Das deutsche Durchschnittsbad verfügt über ca. 6 bis 7 m² Fläche, und da ist der bewusste Umgang mit dem kostbaren Platz eine Herausforderung. Viele Kunden kombinieren daher gerne Funktionen, z.B. Heizkörper mit Spiegel, Ablage, Sitzbank oder Handtuchhalter. Da gibt es aber auch Grenzen: Heizkörper haben heute eine sehr geringe Bautiefe, die sich dann für die Integration z.B. eines Radios oder anderer Zusatzfunktionen einfach nicht eignet. Ein Heizkörper ist ja vom Prinzip her ein mit Warmwasser durchflossenes Rohrsystem, das Wärme an die umgebende Raumluft abgibt. Nun haben wir gesehen, dass es in puncto Formen- und Farbvielfalt eine permanente Weiterentwicklung gibt – gilt dies auch für die Technologie selbst? Nehmen wir doch als Beispiel das Modell Zehnder Vitalo. Es geht wirklich neue

Wege in der Heizkörpertechnologie, besteht nicht mehr aus Rohren oder Platten, sondern ist als Sandwichkonstruktion angelegt. Zwei Aluminiumplatten umschließen ein Aluminium-Wabengeflecht, das mit Graphit gefüllt ist und mäandernde Kupferrohre umschließt. Diese Konstruktion verfügt über eine sehr schnelle Wärmeübertragung und wiegt nur noch ein Drittel eines herkömmlichen Stahlheizkörpers, ist zudem sehr dünn. Die Oberfläche des Vitalo ist in Aluminium natur eloxiert oder lackiert erhältlich und zeichnet sich durch eine sehr feine Haptik aus. Man verspürt geradezu Lust, das Produkt anzufassen. Mit seiner glatten Oberfläche ist der Vitalo zudem sehr pflegeleicht und hygienisch. Sie sprechen die Haptik an, die ja für die alltägliche Akzeptanz eines Gerätes oder Einrichtungsgegenstandes insbesondere im Wohn- und Badbereich sehr wichtig ist. Der Heizkörper also auch als Handschmeichler? Den Oberflächen widmen wir eine große Aufmerksamkeit, damit

sie nicht nur beim Anschauen, sondern auch beim Berühren und Anfassen als angenehm empfunden werden. Dies fängt schon damit an, dass wir im Produktionsprozess sehr sauber arbeiten, alle Oberflächen penibel schleifen. Gleiche Sorgfalt gilt auch der Qualität der anschließenden Oberflächenbehandlung, sei es nun das Pulverbeschichten oder das Eloxieren. Heizkörper sind aus Endnutzersicht ja quasi Saisonware. Spiegelt sich dies auch in den Produktionsabläufen wider? Eine interessante Fragestellung... Tatsächlich hat die Nutzung der Heizkörper naturgemäß in der Heizperiode Saison. Aber schon bei der Installation sind die Abhängigkeiten von der Außentemperatur kaum noch gegeben, da der Innenausbau ja bereits in einer schützenden Gebäudehülle stattfindet. Unsere Badheizkörper, die wir in den gängigen Größen stets auf Lager halten, werden über das ganze Jahr verteilt abgerufen, alle anderen Produkte stellen wir auf Anforderung her. Unsere Produktion läuft ganzjährig.


Heizung

Kühlung

Design-Heizkörper: Zehnder Vitalo. www.zehnder-systems.de

Frische Luft

Saubere Luft


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Vor ein paar Jahren gab es aber tatsächlich mal so etwas wie eine Hochsaison für uns, als in den Sommerferien noch in großem Umfang Schulen saniert wurden. Inzwischen ist es bei uns im Juli und August aber ruhiger geworden. Damit kommen wir zum Ausgangpunkt unserer Reise zurück, dem Blick hinter die Kulissen der Produktion. Wie schnell können Sie im Normalfall liefern? Wie lange, in etwa, dauert der Produktionsprozess eines Einzelheizkörpers? Aufgrund der Lagerhaltung der Heizkörperglieder in den gängigen Größen können wir rasch ausliefern. So gibt es beim Zehnder Charleston ein Expressprogramm, in dem die Produktion lediglich zwei Tage dauert. <<

119 JAHRE UNTERNEHMENSGESCHICHTE 1895
Jakob Zehnder gründet eine Werkstatt für Fahrräder, Schreib-, Näh- und Waschmaschinen in Gränichen in der Schweiz. 1930
Robert Zehnder erfindet den Röhrenradiator (Zehnder Charleston). Im Gegensatz zu den damals verwendeten Gussradiatoren ist der Zehnder Röhrenradiator viel leichter, besser in der Wärmeleitfähigkeit, lässt sich kostengünstiger herstellen und besitzt eine gefälligere Optik. 1964
Aufgrund der großen Nachfrage wird eine deutsche Tochtergesellschaft in Riegel gegründet. 1980
Der erste Handtuch-Heizkörper (Zehnder Universal) kommt auf den Markt. Damit wird zum ersten Mal für einen Heizkörper ein Zweitnutzen entwickelt. 1984
Zehnder entwickelt ein Produktdesign, das auch hohen ästhetischen Ansprü-

chen gerecht wird. Mit Zehnder Art Deco und Zehnder Sculptur werden die ersten DesignWärmekörper auf den Markt gebracht. 2000
Zehnder feiert 70 Jahre Zehnder Mehrsäuler. Zum Geburtstag erhält er den Namen der Zeit, in der er erstand: Zehnder Charleston. 2001
Einstieg in das Geschäftsfeld der Komfortlüftungen. 2011
Auf der Leitmesse ISH gewinnt Zehnder den Plus X Award als innovativste Marke. 2013 Beim 14. Innovationspreis Architektur und Technik verleiht die Jury dem neuen Design-Heizkörper Zehnder Vitalo im Rahmen der ISH 2013 das Prädikat »Besondere Auszeichnung«, u.a. für seine funktionale und gestalterische Qualität sowie Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten. DAS UNTERNEHMEN ZEHNDER Die vier Geschäftsfelder von Zehnder lauten »Heizen – Kühlen –

frische Luft – saubere Luft«. Das Unternehmen gibt für sich das Leitbild aus, der attraktivste Anbieter energieeffizienter Lösungen für ein komfortables und gesundes Raumklima zu sein. Die Zehnder-Produktpalette umfasst DesignHeizkörper für Bad und Wohnraum, Raumluftsysteme mit Wärmerückgewinnung, Deckenstrahlsysteme zum Heizen und Kühlen sowie Luftreinigungssysteme. Es werden damit individuelle Systemlösungen angeboten für Neubau und Sanierung, für Ein- und Mehrfamilienhäuser, für Gewerbe und Industriebau. Zehnder ist ein international tätige Firmengruppe mit 3.295 Mitarbeitern und mit Niederlassungen in 19 Ländern in Europa, Asien und Nordamerika vertreten. Die Zentrale befindet sich in Gränichen im nordschweizerischen Kanton Aargau, der Sitz der deutschen Niederlassung in Lahr im Schwarzwald. 2013 betrug der Jahresumsatz 522 Mio. Euro.



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KAP ON TOUR VON OLIVER HERWIG

KAP on Tour heißt Architektur bewegen, Architekturdebatten in neue, spannende Orte und Regionen tragen, unbekannte Wege zum 10. Geburtstag des KAP Forums zu gehen. Wir setzen damit eine Idee um, die bereits mehrfach an uns heran getragen wurde: im deutschsprachigen Raum & Benelux gemeinsam mit engagierten Partnern interessante Veranstaltungen zu realisieren. Bei der Auftaktveranstaltung am 12. Mai waren wir in München bei Professor Fritz Frenkler am Lehrstuhl für Industrial Design der TUM, Technischen Universität München, zu Gast. Unser Thema: »Alles Plagiat? Innovation & Qualität in Architektur und Design.« Moderator Dr. Oliver Herwig, der durch den Abend führte, fragte sich: Leben wir nicht alle vom Kopieren, wie Kinder einander und die Umwelt kopieren?

PLAGIATE, WOHIN MAN BLICKT: KAFFEEMASCHINEN AUS CHINA, DÜBEL AUS THAILAND, DISSERTATIONEN AUS DEUTSCHEN LANDEN. ÜBER ORIGINALITÄT IN DEN ZEITEN DES SCHNELLEN KOPIERENS. EINE KOPIE. Annette Schavan, inzwischen Deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl in Rom, hat ihn verloren, Silvana Koch-Mehrin, ehemalige FDP-Europaabgeordnete, musste ihn zurückgeben, und auch KarlTheodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg lebt nun ohne seinen – Doktortitel. Aufstieg und Fall des bayerischen Freiherren sagen viel über die Art und Weise, wie wir heute über das Kopieren denken – und wie wir es bestrafen. Alles ist geduldet, solange es niemand bemerkt. Die eloquente Lichtgestalt der Politik stolperte nicht etwa über die schlechte Planung der Bundeswehrreform, sondern ausgerechnet über seine mittelmäßige Dissertation an der Universität Bayreuth, die sich als Plagiat erwies. Kurz vor Ausbruch der öffentlichen Diskussion hatte Guttenberg noch den Orden wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalsvereins erhalten, mit der Begründung, er habe »Mut zum Widerspruch und zum akrobatischen Querdenken«. Eine treffende Analyse. Doch Akrobatik ohne Sicherheitsnetz verfängt nicht mehr. Plagiatoren, zumal

in der Politik, werden von Plattformen wie VroniPlag an den elektronischen Pranger gestellt. Politiker sind nur die Spitze des Eisbergs. Die massenhafte Vervielfältigung (und ungesetzliche Aneignung) fremden Gedankenguts im Zeitalter seiner digitalen Reproduzierbarkeit wirft Probleme auf, die weit über wirtschaftliche Verflechtungen der Globalisierung hinausgehen. Kopieren ist Volkssport, ist Normalität. Die Grenzen zum Plagiieren und zur gezielten wirtschaftlichen Schädigung sind fließend. Und keiner ist ohne Schuld. So wie der erste Absatz dieses Essays (oder sollte man lieber sagen: Palimpsests?) nicht ohne Hilfe von Wikipedia entstanden wäre, muss man sich manchmal fragen: Leben wir nicht alle vom Kopieren, wie Kinder einander und die Umwelt kopieren? Fragen wir Experten: Im Frühjahr diskutierten Architekten und Designer am Lehrstuhl von Fritz Frenkler an der Technischen Universität München über das Thema Plagiate, darunter der Auerberg-Designverleger Christoph Böninger, Achim Nagel, Architekt und Projektentwickler aus Düsseldorf, und Steffen Salinger, Geschäftsführer von Artemide. Ihr Credo: Wir leben von der Verwertung neuer Gedanken, daher müsse man sie schützen. Salinger schilderte eine Begegnung im Zollamt,


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als massenweise ostasiatische Plagiate von Artemide beschlagnahmt vor ihm lagen. Die »Importeure« waren ebenfalls anwesend und verstanden gar nicht, was für einen Aufstand deutsche Zollbeamte machten. Kopieren sei doch die höchste Form von Anerkennung. So kann man es natürlich auch sehen. Plagiate und Produktpiraterie sind kein Kavaliersdelikt, sondern »kommen die Wirtschaft teuer zu stehen«, schrieb Dagmar Rosenfeld bereits 2001 im »Tagesspiegel« und verwies auf Zahlen der EU-Kommission: Der wirtschaftliche Schaden belaufe sich weltweit auf 300 Milliarden Euro pro Jahr. Allein in Deutschland büßten die Unternehmen im Jahr 2000 55 Milliarden Mark Umsatz ein, schätzte der Aktionskreis gegen Produktund Markenpiraterie. Sind Plagiate also eine Gefahr für die unternehmerische Freiheit? »Nein«, antwortete Steffen Salinger. »Sie gefährden aber unter Umständen die wirtschaftliche Basis eines eigenständigen Unternehmens. Die Marke kann durch die Verbreitung minderwertiger Plagiate ausgezehrt werden und verliert so ihre Perspektive zur technischen

Innovation und somit technischen Marktführerschaft.« Dann fuhr er große Geschütze auf: Die abendländische Kultur beruhe auf dem Erschaffen von Originalen, sagte der Manager. Womit sich der Kreis geschlossen hat. Europäische Kultur baut in der Tat seit Jahrhunderten auf den Idealen des Originalen auf, das durch Patente und Markenschutz zur Grundlage seiner wirtschaftlichen Prosperität wurde, ohne dass der kulturelle Austausch darunter gelitten hätte. Im Gegenteil. Hier lohnt ein Blick in die Vergangenheit. Im Mittelalter waren Minnesänger die Rockstars ihrer Zeit, nur dass sie auf Material zurückgriffen, das dem Publikum längst bekannt war, auf französische Dichtungen. Ihre Zuhörer waren begeistert und konnten nichts Schlechtes daran finden, wieder und wieder Altbekanntes zu hören. Noch in den Zunftordnungen der Frühen Neuzeit finden sich Warnungen, gegen das Überkommene zu verstoßen. Innovation und Veränderung waren nicht gut angesehen. Das Neue könnte ja die zementierte Ordnung gefährden. Erst die Genieästhetik des

Sturm und Drang brach mit dem Alten, so wie die Französische Revolution die alte Herrschaftsordnung hinwegfegte. Noch Goethe und Schiller wurden wild und straflos kopiert, weil es kein Urheberrecht gab. Das sollte sich in den nächsten Jahrhunderten gründlich ändern. Heute bestimmt die Wirkung von Plagiaten nicht etwa nur Preis und Prestige der kopierten Waren und Gedanken, sondern die Leichtigkeit, mit der sich Informationen ohne nennenswerte Qualitätsverluste verbreiten lassen. Kommunikation ist alles. Markus Behnesch, Münchner Designer mit über 600 Geschmacksmustern und Designpatenten, darunter zwei technische Patente, sagt: »Wenn man eine gute Idee nicht zielgerichtet verwertet, zieht man den Kürzeren. Schlecht kommuniziert ist inexistent.« Sein Credo: Gute Ideen sofort umsetzen. »Bei mir zählt die Idee erst, wenn sie realisiert ist!« Wie originell sind wir wirklich? Wie schützenswert sind unsere Gedanken? Jeder, der schafft, schöpft schließlich aus dem kulturellen Kontext seiner Zeit. Hip-Hop macht es vor: Durch Remixes, Cover-Songs und Sampling entsteht Neues, Spannendes. Es kommt nur darauf an, die Quelle richtig zu benennen. An diesem Punkt schieden sich die Geister in München. War sich die Runde einig, wie wich-

tig der Schutz geistigen Eigentums sei, vertrat ein Teil des jüngeren Publikums eine ganz andere Ansicht: Gedanken seien schließlich frei, Dinge lägen in der Luft, und es wäre nicht sooo schlimm, wenn etwas kopiert werde. Das sah Salinger ganz anders. Ideen seien gar nicht sooo wichtig, konterte er sinngemäß, es käme darauf an, etwas aus ihnen zu machen. Und dieses Etwas wiederum, ein Produkt oder ein ganzes Unternehmen, das auf Patenten und Geschmacksmustern beruhe, auf Ingenieursleistung und Teams, sei sehr wohl schützenswert. –––––––––––––––––––––– Weitere KAP on TourStationen in diesem Jahr: DORTMUND 2030 WAS TREIBT, WAS BEWEGT DIE STADT VON MORGEN? Die Podiumsdiskussion fand am 4. September im Westfälischen Industrieklub Dortmund statt. ARCHITEKTUR: AUSSTELLEN PUBLIZIEREN KOMMUNIZIEREN In der Galerie für Zeitgenössische Kunst am 22. Oktober in Leipzig


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SEITEN 116/117: 10 JAHRE KAP FORUM

»JETZT SOLLTEN WIR UNS MAL TREFFEN« INTERVIEW MIT ANDREAS GROSZ


ZEHN JAHRE KAP. KEINE BILANZ, SONDERN EINE ART ZWISCHENBERICHT. INTERVIEW MIT ANDREAS GROSZ, KURATOR UND KREATIVER FREIGEIST, ÜBER DIE KRAFT PERSÖNLICHER GESPRÄCHE UND DIE KUNST, GEGENSÄTZE ZU EINEM PROGRAMM ZU VEREINEN. Herr Grosz, das KAP Forum ist eine Erfolgsgeschichte. Wie fällt die Bilanz aus? Bilanzieren möchte ich nicht. Ich bin kein Buchhalter. Die Stimmung ist außerordentlich positiv. Mir schlägt viel Zustimmung entgegen. Ich werde eingeladen, was KAP on Tour beweist. Und meine Partner sind sehr entspannt. Ihr Feedback gibt Energie, nicht, dass man eine Veranstaltung nach der anderen addiert. Erinnern Sie sich an einen Moment, an dem Sie gerne alles hingeworfen hätten? Eigentlich nicht. Am Anfang gab es zwar viele Häuptlinge. Dann habe ich eben das Tempo erhöht, und den anderen ging die Puste aus. Meine Rolle hier möchte ich gar nicht überbewerten. Es ist

ein Gemeinschaftswerk: Ohne die Architekten und Projektentwickler Achim Nagel und Michael Zimmermann, ohne Thomas Trenkamp, Andreas Dornbracht oder Dirk Giersiepen wären wir nicht da, wo wir stehen. Meine Rolle ist die des Kurators, voller Neugier – mit Gestaltungskraft. Wie steht es mit Ihrer Unabhängigkeit? Sehr gut. Es ist ein Vorurteil, dass Wirtschaft immer eine Verkaufsmaschine ist. Grenzgängerei ist spannend, genau wie das Unscharfe, aus dem Neues entstehen kann. Unabhängigkeit wächst auch daraus, dass ich unabhängig bin vom KAP Forum. Ich kann frei auswählen, welche Themen wir spielen und wen ich einlade. Es geht um Begegnungen, nicht um meinen Karriereplan. Was macht das KAP Forum eigentlich aus? Wir erlauben uns Veranstaltungsreihen, die so gar nicht kommerziell sind, etwa Stadtumbau. Natürlich sitzen da auch Herren aus dem Vertrieb, die sagen: Was soll ich hier? Ich kann

daran gar nicht anknüpfen. Dann erwidere ich: Es geht nicht um Auffahrrampen für Verkaufsabschlüsse. Das KAP Forum ist nur dann erfolgreich, wenn meine Leute, die Architekten, kommen. Und das gelingt nur mit Themen, die Relevanz haben. Zum Glück haben wir »großgestalten«, deren Corporate Design wesentlich zum Erfolg des KAP Forums beitrug. Ein guter Punkt. Prämierte Zeitschriften, Einladungskarten und Flyer. Wie steht es mit dem Netz? Das Internet dient als Hilfestellung. Ohne Newsletter ginge es nicht. Aber ich bin nun mal ein analoger Denker. Unsere toll gestalteten


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Ausrichtung des Büros im internationalen Wettbewerb. Und wandten sich an mich, um das zu koordinieren. Eine Aufgabe nicht unähnlich dem KAP Forum.

Einladungskarten, die wir seit vielen Jahren traditionell mit der Post verschicken, haben die Wahrnehmung des KAP Forums ganz wesentlich geprägt. Ich freue mich immer wieder, wenn ich in Berlin, Hamburg oder Zürich Architekten besuche und dann unsere Karten an der Pinnwand hängen oder das KAP Magazin dort ausliegen sehe. Solange die Menschen noch Sprache haben und Hände, werden Treffen wichtig bleiben. Als Kommunikator weiß ich: Im echten Gespräch passiert am meisten. Für die vielen virtuellen Netzwerke habe ich schlicht zu wenig Zeit. Man kann sich aber gerne mit mir treffen. Ich liebe es, Freunde an einem Tisch zu versammeln. Kommen wir zurück zum Anfang. Was war der Schlüssel, der Businessplan? Ich hatte keinen Generalplan in der Tasche, sondern bin einfach losgegangen. Das war eigentlich schon immer so, noch als ich in Braunschweig ein Büro

für Kultur und Kommunikation hatte, 25 Leute, und das Magazin LIVING herausgab. Jede Ausgabe folgte einem eigenen Thema. Die 1980er Jahre waren publizistisch eine Orgie in Farbe, ich hingegen hatte Lust zu reduzieren. Also erschien die Zeitung schwarzweiß. Dann kam die EXPO auf mich zu. Man wollte einen kreativen Kopf als Geschäftsführer. Im Nachhinein hört sich alles wie geplant an, es waren aber zumeist wunderbare Zufälle, die auf fruchtbaren Boden fielen. Die Arbeit für die EXPO 2000 war zugleich mein Schritt in die Welt der Architektur. Neben dem Themenpark war ich verantwortlich für das Planen und Bauen der Weltausstellung. Das hat mich nachhaltig mit der Welt der Architektur verbunden und nicht mehr losgelassen. Und wohl auch Michael Zimmermann von KSP Engel Zimmermann. Genau. Kurz vor der Jahrtausendwende suchten sie nach einer neuen strategischen

Genau, eine Aufgabe, die mich faszinierte: Architektur und Unternehmensentwicklung zu verbinden. Da stellten sich spannende Fragen: Wo liegt denn die Kompetenz von Architekten? Wie kommen sie ans Bauen? Zeitgleich entstand das »KAP am Südkai« im Kölner Rheinauhafen. Es sollte keine tote Immobilienzeile werden, sondern ein Ort voller Leben, mit Restaurants und Kultur. Also nannten Sie sich KAP Forum. Was war anders als bei anderen Diskussionsrunden? Köln ist eine lebendige Stadt, mit großer Bürgerbeteiligung. Wir waren beim Neubau im Rheinauhafen mit den Top-Unternehmen der architektur- und designbezogenen Industrie im Gespräch. So entstand die Idee, diesen regelmäßigen Dialog zwischen Architekten, gehobener Bauindustrie und Projektentwicklern zu initiieren. Ein

echtes Forum für Architektur, Technologie und Design. Allen ging es um Top-Quality am Bau, vermittelt über Architekten. Wie steht es mit dieser Gesprächskultur heute, nach zehn Jahren? Das KAP Forum lebt von einem Partnerschaftsmodell: Die Unternehmen tauschen sich untereinander aus und lernen auf vielfältige Weise voneinander und miteinander. Das ist der innere Wert des KAP Forums, die Veranstaltungen sind der Blick nach außen und ermöglichen die Begegnungen und den Austausch mit immer neuen Köpfen und Ideen. Mit KAP on Tour sind wir dem Rheinaufen und Köln inzwischen entwachsen. Und wie geht es weiter? Erst wollten wir fünf Jahre machen, dann noch drei, schließlich kamen weitere drei dazu. Jetzt ist der Moment, kurz innezuhalten und die Koordinaten zu justieren. Nichts muss für die Ewigkeit sein. Ich bin 66 und stecke noch voller Neugier und Ideen.


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IMPRESSUM KAP FORUM Das KAP Forum ist Netzwerk- und Kommunikationsplattform der Unternehmen Alape, Artemide, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kusch+Co und Zehnder. Im KAP Forum kommen Experten aus Ar­ chitektur, Technologie und Design mit einer interessierten Öffentlichkeit zusammen. Die vielfältigen Ausstellungen, Symposien, Vorträge und Seminare eröffnen einen aktiven Dialog über Architektur und Städtebau, Kommunika­ tion und Design, Wirtschaft und Kultur. Das KAP Magazin ist klimaneutral. Die durch die Herstellung dieses Druckproduktes ver­­ ursachten Treibhausgasemissionen wurden kompensiert durch Investitionen in ein WWF-Klimaschutzprojekt nach Gold Standard.

HERAUSGEBER KAP Forum Architektur, Technologie, Design Andreas Grosz Salierring 32 D-50677 Köln www.kap-forum.de REDAKTIONSLEITUNG Inken Herzig www.inken-herzig.de GESTALTUNG großgestalten Kommunikationsdesign Tobias Groß Layout und Illustration: Martin Schüngel LEKTORAT Silke Jellen DRUCK Media Cologne GmbH www.mediacologne.de TEXTSCHRIFT Akkurat Mono PAPIER Tauro

FOTOS Seite 11, W. Sobek: Tillmann Franzen Seite 13, C. Ingenhoven: Edgar R. Schoepal Seite 15, S. Thaut: Christian Hüller Seite 41: UNStudio Seite 43: Inga Powilleit Seite 45 oben: Kim Yong-kwan Seiten 69—73: Ulrich Beuttenmüller


2004—2014 ZEHN JAHRE GROSSGESTALTEN



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