Kap Magazin #2

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Von der Arbeit ______________



KAP Magazin f端r Architektur Technologie Design / #2 2008 / 5 Euro _________________________________________________________________


Die Zukunft? In Arbeit! _______________________

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ... sagt Philosoph Bernd Ternes. Denn seit im 19. Jahrhundert Stahl, Kohle und Dampfmaschine die Industrialisierung einläuteten, dreht sich die Welt im Dekadenschritt einen Zacken schneller. Nach der Automatisierung der Industrie hat vor allem die digitale Revolution die Welt grundlegend verändert. Jeder ist mit jedem im weltweiten Datennetz verbunden und von jedem Ort der Welt aus erreichbar. Das Zauberwort lautet Globalisierung. Was dem einen eine Welt unbegrenzter Möglichkeiten offeriert, bedeutet für den anderen einen gnadenlosen Wettbewerb und das Ende jeder lokalen Identität. Wie stets lösen große Veränderungen Ängste aus. Ängste, die es ernst zu nehmen gilt, weil eine Veränderung ohne Kursbestimmung ins Nirwana der Geschichte führt.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Globalisierung von Produktion und Arbeit, der Weg in die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts erfordern neue Antworten und Strategien für jeden Menschen und jedes Unternehmen. Eine ganz besondere Herausforderung stellt sich für den Mittelstand, für Führungskräfte, Kreative und Selbstständige. Wie verändern sich unsere Kommunikations- und unsere Büro- und Arbeitsstrukturen? Wie werden wir der Zukunft im Sinne von Nachhaltigkeit gerecht? Was sind die Geschäftsmodelle der Zukunft? Welche Rolle haben Partnerschaften und Netzwerke? Welche Werte und Regeln bestimmen die Arbeit der Zukunft? Wie sehen die Qualifikationen für morgen aus? Wie können wir auf die Zukunft und auf den globalen Wettbewerb nicht nur passiv reagieren, sondern Zukunft antizipieren, sie aktiv gestalten? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Fragen, die den thematischen Kern des KAP Forums bilden. Die wir laufend mit unseren KAP Partnern, Gästen und Besuchern diskutieren. Für das vorliegende KAP Magazin haben wir Architekten, Wissenschaftler, Philosophen, Unternehmer, Zukunftsforscher und Kreative gefragt: Wie können wir voneinander lernen und uns gemeinsam auf die Zukunft vorbereiten? »Die neue Kultur der Arbeit ist ihre transformatorische Qualität,« antwortet unser Autor, Professor Birger Priddat. »Aus einer Sphäre in die andere etwas mitnehmen zu können, was die andere noch nicht kennt.« Die Zukunft der Arbeit? Ist in Arbeit! - um Sie zu inspirieren. Ihr Andreas Grosz, Leiter KAP Forum Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn, Zumtobel Licht ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 06 ARBEIT ALS HERAUSFORDERUNG Challenge von Prof. Birger Priddat ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S. 12 PERSPEKTIVEN DER ARBEITSGESELLSCHAFT Von Holger Glockner und Klaus Burmeister, Z_punkt GmbH The Foresight Company –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S.28 BÜROZELLE ADÉ Interview: Das traditionelle Office hat ausgedient, meint Dr. Wilhelm Bauer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 34 DIE ZUKUNFT? IN ARBEIT! So viel offene Zukunft war noch nie. Tun sich hier Kräfte auf, die philosophisch auf die Gesellschaft und den Menschen an sich wirken? von Dr. habil Bernd Ternes

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 42 PSSST: DIE GROSSE STILLE Interview: Hohe Geräuschpegel minimieren die Arbeitsleistung. Jens-Michael Baumann hilft die Konzentration wiederzufinden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 46 OFFICE OHNE NADELSTREIFEN Alles andere als ein typischer Bürobau: Palestra in Südlondon setzt neue Maßstäbe. von Jochen Wittmann –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 50 DURCHBLICK Wie wir Nanotechnologie heute schon im Büro der Zukunft nutzen von Sylvia Leydecker –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 58 GRUNDLEGENDE TATSACHEN Bodenhaftung im zeitgemäßen Büro von Thomas Trenkamp

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 63 ZUKUNFT HEISST OFFICE-SHARING Interview mit Monika Lepel über Marketing und Firmenkultur. Von Inken Herzig –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 68 WOHIN WIRD SICH DAS ARBEITSLEBEN ENTWICKELN? Wir fragen: Prof. Dr. Gunter Henn, Architektin Swantje Kühn, Architekt Thomas Willemeit –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 74 BÜRO-ORTE Software muss in der Internet-Welt einfach und schön sein – so wie die Bürohäuser, in der sie entwickelt wird –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 80 WER BIN ICH? WAS MÖCHTE ICH WIRKLICH TUN? von Dr. Claus Otto Scharmer

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 86 G’BAUT IS! Der Süddeutsche Verlag, ein Münchner Traditionsunternehmen, gestaltet die Zukunft –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 88 FRISCHER WIND IN MADRID Das Büro der Werbeagentur Grupo BassatOgilvy in Madrid soll vor allem eins: den Mitarbeitern Spaß machen! –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 93 BUCHTIPP Wie entstehen exzellente Kommunikationsräume? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 94 IMPRESSUM –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– S. 96 PROGRAMMHIGHLIGHTS

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Arbeit als Herausforderung __________________________


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von Birger P. Priddat _____________________


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Früher wurden Unternehmer und Manager durch Status belohnt, neben dem Einkommen. Die Herren Wirtschaftskapitäne hatten dicke Bäuche und Zigarren in der Hand. Sie standen, wenn sie sich photographieren ließen, in stark holzgetäfelten Herrenzimmern und hatten etwas erreicht. Das sah man. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ihre Arbeit wurde durch sozial akzeptierten Aufstieg belohnt. Die Enttäuschung über Unternehmer und Manager, die heute durch Umfragen deutlich wird, liegt daran, dass sie diesem Status-Bild nicht mehr entsprechen. Die Leute betrachten sie nach alten Kategorien. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Unternehmer und Manager selber sehen sich anders: Nicht mehr der Status ist wichtig, sondern, neben den erhöhten Einkommen, die Herausforderung. Hier hat sich etwas Entscheidendes geändert. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Herausforderung: challenge ist individualisierter Status. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Status ist eine Gruppenzuweisung: Wer Status hat, gehört einer gehobenen Gruppe an. Individualisiert der Status, bleibt die Mitgliedschaft fragil: Nur die Erfolgreichen sind Mitglied. Nicht die, sie sich ihren Status hart und lange erarbeitet haben. Manager in Konkurrenz wollen zeigen, was sie individuell besser können als andere. Die Zuweisung zu einer Statusgruppe ist ihnen viel zu kollektivistisch. Sie wollen individuell glänzen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Modell des Managements ist eher das Extrembergsteigen. Man will unbekannte Steilwände erklimmen, zeigen, dass man etwas erreicht, was andere noch nicht erreicht haben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Gut und routiniert zu arbeiten ist kein Ziel mehr; das bleibt denen, die die Karrieren nicht schaffen. Sie sind der Untergrund der Unternehmensorganisationen. Man fühlt sich durch den halben Aufstieg nicht mehr be––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– lohnt, hat dadurch keinen Statusgewinn. Man ist gefühlsmäßig degradiert, hat es nicht geschafft. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Solche Organisationen kennen nur ›oben‹ als Erfolg. Sie setzen Maßstäbe der Arbeit, die viele nicht erfüllen können. Die es nicht schaffen, bleiben nicht zufrieden mit ihrem Los; sie fühlen sich als Verlierer, sind tendenziell demotiviert. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In diese Lücke hinein entfaltet sich ein neues Führungsproblem. Die, die Herausforderungen bewältigen wollen, sehen nach vorne, nicht nach unten. Unten muss es laufen, aber sie sorgen weniger dafür. Sie sind eher self-managers als Manager, die andere führen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Idee, um gut zu führen, auch die mitzuführen, die neben einem sind, ist abhanden gekommen. Neben einem sind Konkurrenten, mit denen man im Wettbewerb steht, gegeneinander. Die Arbeit vieler Manager besteht zu einem Gutteil darin, ihre Konkurrenten auszuhebeln. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Nun sind Organisationen aber sui generis kollektive Veranstaltungen: Kooperationsnexus. Allein schafft keiner eine Firmenbilanz. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Neue Anforderungen an die Arbeit der Unternehmen entstehen: Management als Koordination von Kooperation. Manager, die damit beschäftigt sind, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen, um nach oben zu gelangen, sind keine guten Vorbilder für Kooperation noch mental darauf eingestellt, das nach unten zu handhaben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hier ist ein Maß verloren gegangen: Kooperationsmaße, Ausgleichungen, Förderungen des Unternehmensganzen. Was man von der Organisation erwartet, wird selber nicht praktiziert. Führung wird zu einem Vakuum: im Sinne von good governance. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Jetzt macht sich bemerkbar, dass die Umstellung von Status auf ›Extrembergsteigen‹ eine einschneidende Wende ist. Sie hat aber viele positive Seiten. Manager und Unternehmer lieben, mehr als zuvor, die Herausforderung. Deshalb wechseln sie auch häufig die Unternehmen, aus Unterforderung (oder um ihre Fehler anderen aufzuhalsen, die diese nach ihnen bereinigen müssen). –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Doch hat das Wechseln auch andere Gründe. Die individualisierteren Manager leben in Netzwerkwelten. Die Netzwerke informieren sie über Herausforderungen woanders. Man bekommt ständig Angebote. Allein der Wechsel ist eine Herausforderung. Gefragt zu sein ist ein entscheidender Indikator (und man darf nicht zu lange nicht antworten). –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Sie leben in zwei Milieus: in dem ihres Unternehmens, in dem sie aktuell jeweils tätig sind, und in ihren Netzwerkkontakten, die sie über Alternativen versorgen, über spannende Projekte, über Erfolge anderer etc. Die Bindung ›an die Firma‹ ist gesunken, gegenüber früher. Moderne Arbeit, vornehmlich die der high level workers, also auch der Manager, ist netzwerkeingebettet. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das kann man nicht beklagen, sondern nur analysieren. Was ist hier anders? Moderne Arbeit ist kein Beruf mehr, den man lebenslang ausübt. Sondern eine Serie von Herausforderungen. Viele Unternehmen bieten das nicht: Ihr Arbeitsangebot ist routineträchtig und linear. Gute Leute gehen. Die Alternativen sind mächtig, wenn man im aktuellen Unternehmen nicht erwarten kann, herausgefordert zu werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Herausforderung ist nicht automatisch mit Karriere verbunden. Vielmehr mit Anerkennung. Gute Mitarbeiter in Führungspositionen zu befördern, die sie nicht aushalten, weil sie exzellente Fachkräfte sind, ist ebenso fehlerhaft wie ausschließlich ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– die Karrierekonkurrenz zu fördern (›Bullenrennen‹), die die Anerkennung für wenige mit der Aberkennung für viele einkauft. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hier lassen sich andere Konstellationen denken: Managern als ›Intrapreneurs‹ eigene Entscheidungswelten zuerkennen, die ihnen Herausforderungen bieten, die in hierarchischen Organisationen oft nicht vorgesehen sind. Das unternehmerische Moment ist zu fördern: eine relative Freiheit im Unternehmen. Die Kultur der Herausforderung ist nicht, wie man es heute praktiziert, durch Prämien und Optionen anzureizen. Sondern durch eine Governance, die die Herausforderungen anreizt und durch welche die Freiheit, ihnen frei zu begegnen, prämiert wird. Freiheit ist die Prämie der Anerkennung unternehmerischer Kompetenz. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die oberste Führung beschränkt sich auf Supervision und Monitoring. Man lässt den kompetenten Mitarbeitern und Managern Raum, ihre Kompetenz zu entfalten. Die Hierarchie emanzipiert sich. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Dann lassen sich auch die Netzwerke nutzen: Man tauscht Erfahrungen aus, Kompetenzen und Wissen. Diese Freiheit muss ein Unternehmen seinen Managern und high level workers lassen. Man bindet sie, indem man ihnen die Freiheit gibt, über die Unternehmensgrenzen hinaus zu kommunizieren. Wenn sie im Unternehmen Anerkennung bekommen für ihre Netzwerkkompetenz, entstehen Bindungen, die sie nicht sogleich wechseln lassen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Arbeit bekommt – auf diesem Level – ein anderes Profil. Es ist ein Profil der Arbeit in der Wissensgesellschaft. Um gut zu sein, bedarf es in ihr Oszillation – von innen nach außen und umgekehrt. Um nicht persönlich zu wechseln, muss man sich im Netzwerk austauschen können. Die Disposition, wechseln zu können, muss gefördert werden, um über Anerkennungen in der Organisation genau dies zu vermeiden. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Erst wenn sich das klären lässt, ist die Kooperation im Unternehmen fruchtbar. Konkurrenz, als rein individualisierter Modus, ist unproduktiv, wenn sie nicht eingebettet ist in einen Kooperationsmodus. Das aber muss ebenso anerkannt werden – nicht nur durch Lob, nicht nur durch finanzielle Prämien, sondern durch die Anerkennung der Kompetenz in praktischer Hinsicht: sie ausüben zu können ohne hierarchische Restriktionen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das ist die größte Herausforderung an die moderne Arbeit: Wieweit sie den unternehmerischen Impuls in die Organisationen aufnehmen kann, ohne ihre Führungsfähigkeit zu lädieren. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Hereinnahme der Herausforderung in die Arbeit ist ein Moment ihrer Verlebendigung. Sie wirkt der Demotivation entgegen. Wenn man durch Arbeit nicht mehr sozial aufsteigen kann – das alte Pflichtethos, das auch die Arbeiterbewegung aufgenommen hatte –, brauchen wir eine Kultur des Wechsels aus gutem Grund: aus neuer Herausforderung. Die neue Kultur der Arbeit ist ihre transformatorische Qualität: Aus einer Sphäre in die andere etwas mitnehmen zu können, was die andere noch nicht kennt – innovative Impulse (für die andere Unternehmung wie für einen selbst). Und dafür anerkannt zu werden.

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xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx PROF. DR. BIRGER P. PRIDDAT, Jahrgang 1950, seit 2007 Präsident der privaten Universität Witten/Herdecke und Inhaber des Lehrstuhls für Politische Ökonomie. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Er studierte Volkswirtschaft, Philosophie und Arbeitspsychologie an der Universität Hamburg bis 1979. 1991 Berufung auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaft und Philosophie an der Wirtschaftsfakultät der Universität Witten/Herdecke bis 2004. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Von 2004–2007 Lehrstuhl für Politische Ökonomie der Zeppelin University in Friedrichshafen. Veröffentlichungen zu Themen der institutional economics, Politischen Philosophie, Politischen Ökonomie, Wirtschaftsethik, Theoriegeschichte der Ökonomie und Modernisierungsprozessen. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


Perspektiven ____________ der ___ Arbeitsgesellschaft ___________________


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Holger Glockner und Klaus Burmeister –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die moderne Arbeitsgesellschaft befindet sich im Zustand permanenten Wandels. Das Ende des Normalarbeitsverhältnisses, Brasilianisierung der Arbeit, die Zunahme prekärer Lebenslagen, Flexibilisierung, kreative Ökonomie, Wissensgesellschaft sind einige der Schlagwörter, die die öffentlichen Debatten bestimmen. Auffällig ist, dass sich die Diskussionen stark auf Aspekte der Wissensarbeiter und die prekären Beschäftigungsverhältnisse fokussieren: den Teil der Arbeitswelten, die hochgradig in die neue globale Arbeitsteilung integriert sind, und den Teil, der ausgeschlossen oder von Ausschließung bedroht ist. Weitgehend ausgeblendet bleibt der Mittelbau der Beschäftigung, wie personengebundene Dienstleistungen im Gesundheitssektor, die öffentliche Verwaltung oder das Handwerk. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Was früher Kontinuität, Stabilität sowie Stolz auf die eigene Arbeit ausdrückte und den Wert des Einzelnen in der Gesellschaft erst definierte – der langfristig sichere und feste Vollzeitjob –, scheint heute zum Auslaufmodell zu werden. Wachsende Anforderungen der Unternehmen treffen dabei verstärkt auf neue Ansprüche der Arbeitnehmer. Einerseits sehen sich die Arbeitnehmer mit steigenden Qualifikationsanforderungen, der Aufgabe des lebenslangen Lernens und verstärktem interdisziplinärem und interkulturellem Arbeiten konfrontiert. Andererseits schlagen sich die Bedürfnisse nach einer Work-LifeBalance, abwechslungsreichen Tätigkeiten und einer flexiblen Arbeitsorganisation zunehmend in der Wahl des Arbeitsplatzes nieder. Die aktuellen Tendenzen werden aber vermutlich zu einer stärkeren Spaltung in den Gesellschaften führen. Für viele Menschen eröffnen die neuen Arbeitswelten auch neue Möglichkeiten und Gestaltungsspielräume, während andere eine restriktive Beschränkung ihrer Handlungsoptionen erleben.

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DAS ENDE DER ALTEN ARBEITSWELT –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Bei der Frage nach der Zukunft der Arbeitswelt ist es sinnvoll, sich zunächst ein Bild von der Gegenwart zu machen. Viele der zukünftigen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt sind bereits heute erkennbar. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Eine Analyse der globalen Arbeits- und Wirtschaftsstrukturen macht deutlich, dass ein nationalökonomisch verengter Blick den Veränderungen im Arbeitssektor nicht mehr gerecht wird. Erst in der Perspektive einer globalen Ökonomie und einer damit einhergehenden neuen internationalen Arbeitsteilung werden die Umbrüche deutlich. Der globale Siegeszug des Kapitalismus und die damit verbundene Öffnung der ehemals kommunistischen Staaten des Ostblocks, aber auch Chinas und Indiens, haben eine neue globale Arbeitsteilung beschleunigt. Dank Outsourcing, also der Auslagerung von Tätigkeiten aus einem Unternehmen, um eine höhere Effektivität durch die Fokussierung auf Kernkompetenzen zu erzielen, und dank Offshoring, also der Verlagerung von zumeist produzierenden Tätigkeiten vor allem in asiatische Länder, um Kosten zu sparen und neue Märkte zu erschließen, kommt es zunächst zu einer Vernichtung von Arbeitsplätzen in den entwickelten westlichen Volkswirtschaften. Durch komplexe Rückkopplungseffekte werden aber auch wieder Arbeitsplätze in den hiesigen Gesellschaften gesichert und neue geschaffen, vorwiegend im Bereich höherwertiger, wissensintensiver Dienstleistungen. Der Strukturwandel der Arbeit erfährt in den 90er Jahren im Zuge des Globalisierungsdrucks eine erhebliche Beschleunigung. Das anfängliche Muster zeigt, vereinfacht ausgedrückt, die Entwicklungsund Schwellenländer als billige Rohstofflieferanten, China als Werkbank der Welt, Indien als das kommende Dienstleistungszentrum und den Westen als Produzenten von Ideen und Innovationen.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Im Weiteren entsteht ein zunehmend globaler Arbeitsmarkt. Der Strukturwandel besitzt auch quantitativ eine historische Dimension. Allein durch die Öffnung Chinas, Indiens und des Ostblocks drängten rund 1,2 Milliarden Menschen auf einen globalisierten Arbeitsmarkt. Die Kosten der Arbeitskräfte liegen erheblich unter dem Niveau des Westens. Durch den Bevölkerungsboom in den Schwellen-und Entwicklungsländern sind in den letzten 10 Jahren nochmals 400 Millionen Menschen auf den Arbeitsmarkt gestoßen und hunderte weiterer Millionen warten sehnsüchtig auf ihre Chance. Der Arbeitsmarkt in Europa und Deutschland sowie die Arbeitsbedingungen der Menschen, seien es Arbeiter, Angestellte oder Selbstständigkeit bleiben davon nicht unberührt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Es wird auch künftig zu weiteren dramatischen Verschiebungen im globalen Maßstab kommen. Die aufstrebenden Industrien aus den Schwellenländern treten an, den westlich dominierten Regeln einer globalisierten Ökonomie Konkurrenz zu machen. Die Autoren Sirkin, Hemerling und Bhattacharya haben bereits eine Phase der Globalität ausgerufen, in der eine neue, schärfere Wettbewerbsintensität zutage tritt. Neue, innovative Antworten in den Bereichen Produktentwicklung, Logistik und Vertrieb oder Kundenansprache sind gefordert, um auf den zukünftigen Wachstumsmärkten in den Schwellenländern den Absatz zu stimulieren. Hierfür angepasste Lösungen zu finden, um auch den Nachholbedarf der dritten Welt und einer sich herausbildenden globalen Mittelschicht gerecht zu werden, wird maßgeblich darüber entscheiden, wo ein Großteil der Arbeitsplätze von morgen entstehen wird. Der indische Wirtschaftsprofessor C. K. Prahalad weist seit einigen Jahren auf die riesigen Potenziale am unteren Ende der ökonomischen Pyramide – bestehend aus ca. 4 Milliarden Menschen – für westliche Unternehmen hin. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Neben diesen globalen Verschiebungen, die vor allem durch die Fortschritte in den Informa––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– tions- und Kommunikationstechnologien, im Transport- und Mobilitätssektor und den politischen Freihandelsbestimmungen, aber auch durch ein erheblich verbessertes Bildungsniveau vorangetrieben wurden, zeichnen technologische Umwälzungen in der Industrie für den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze in den entwickelten Volkswirtschaften verantwortlich. Menschliche Arbeitskraft wird, der Logik des Kapitals folgend, entweder durch billigere menschliche Arbeitskraft oder durch maschinelle Arbeitskraft ersetzt. Durch die Automatisierung der Arbeitsprozesse sind neben den Rationalisierungseffekten aber auch massive Effektivitäts- und Produktivitätsfortschritte zu verzeichnen. Heutzutage sind oft nicht mehr die konjunkturellen Wellen entscheidender Auslöser von Effekten auf dem Arbeitsmarkt, sondern strukturelle Aspekte wie die Fortschritte in der Automatisierung, die zur Einsparung menschlicher Arbeitskraft führen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das ist historisch gesehen nichts Neues. Neu ist aber, dass dieser Prozess zunehmend auch den Service- und in naher Zukunft auch den Wissenssektor erfassen wird. Dies stellt eine neue quantitative und qualitative Herausforderung für die Arbeitswelt dar. Wenn es, wie vorhergesagt, in Zukunft automatisierte digitale Fabriken und letztlich auch Formen autonomer und sich selbst reproduzierender Roboter geben wird, dann fällt auch eine letzte Bastion des Menschen als »Homo faber«. Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften, der Robotik und der Entwicklungen zu einem semantisch strukturierten Netz der Dinge (Web 3.0) weisen bereits den Weg in eine automatisierte Wissensproduktion. Dies ist keine Zukunftsmusik, aber die Entwicklungen werden erst in längerfristiger Perspektive wirksam werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Wissensintensivierung der Beschäftigung ist auf den technischen Fortschritt und die enormen wissenschaftlichen Erkenntnisfort––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– schritte zurückzuführen. Aufgrund der skizzierten Entwicklungen erfolgt in den etablierten Volkswirtschaften die Wertschöpfung bereits zu 70 % im tertiären Sektor. Davon entfallen in den OECD-Ländern ca. zwei Drittel auf wissensbasierte Tätigkeiten. Im Gegensatz dazu zeigt sich in China und Indien noch ein gewaltiger Unterschied. Landwirtschaft und Industrie tragen hier noch 50 % oder mehr zur Wertschöpfung bei. In einer global arbeitsteiligen, hoch technisierten Arbeitswelt sind postindustrielle Gesellschaften wie Deutschland daher stark auf wissensbasierte Innovationen angewiesen. Sie sind im erheblichen Maße für ein spürbares und nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum verantwortlich. Dagegen finden die hohen Wachstumsraten in China, Indien oder anderen aufstrebenden Märkten auf einem nach wie vor erheblich geringeren Niveau statt. So hat China im letzten Jahr Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsmacht abgelöst, wobei 2007 das BIP pro Kopf in China – als eine entscheidende Kennzahl – erst knapp 6 % von dem in Deutschland erreicht hat. Nach Schätzungen von Ökonomen wird es auch noch einige Jahrzehnte dauern, bis China das Pro-KopfEinkommen westlicher Ökonomien erreicht. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wissen, Kreativität und Innovation erscheinen unter den Vorzeichen einer wissensbasierten Ökonomie als die zentralen Produktivitätsfaktoren. Unter dieser Bedingung sind demokratisch verfasste Gesellschaften eine wichtige Voraussetzung zur Entfaltung einer innovationsorientierten Wirtschaft. Europa und Deutschland verfügen damit über gute Karten, wenn sie ihre historisch bewährten Trümpfe gezielt ausspielen: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Versammlungs- und Vertragsfreiheit, geschützte Eigentumsrechte und das Vertrauen in die Freiheit des Einzelnen sowie seine individuellen Fähigkeiten, Probleme zu lösen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Nichtsdestotrotz werden auch in den wissensintensiven Beschäftigungsbereichen gerade ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– China und Indien erheblich aufholen, allein die überwältigenden Zahlen an Hochschulabsolventen sprechen eine deutliche Sprache. Somit wird es langfristig gesehen zu einer Annäherung des Lebensstandards kommen und somit auch zu einer Relativierung bzw. gerechteren Verteilung des Wohlstands in der Welt, allerdings nicht ohne erhebliche Verwerfungen in der ersten Welt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– GESPALTENE GESELLSCHAFTEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die genannten Aspekte bilden die Grundsteine einer Neuordnung der Arbeitslandschaft. Gewandelte und gestiegene Anforderungen hinsichtlich Flexibilität und Mobilität, der Drang zu mehr Eigenverantwortung, eine wachsende Bedeutung von Bildung und Ausbildung, aber auch ein Verlust an Sicherheit und sich ausweitende Ungleichheiten sind die zentralen Begleitphänomene dieses Wandels. Flexibilität und Eigenverantwortung gelten einerseits als Verheißung einer partizipativen, selbstständigen Lebensführung, während darin andererseits der Ausdruck einer zunehmenden Übertragung von ökonomischen und sozialen Risiken auf die Individuen zu sehen ist. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Arbeit determiniert weiterhin die ökonomischen, sozialen und kulturellen Chancen der Individuen. Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erfahren in einer globalisierten Welt aber eine Neubewertung. Die Produktivitätsfortschritte und damit Wohlstandszuwächse sind mit immer weniger Arbeitnehmern möglich. Es stellt sich eine neue soziale Frage. Einige Vertreter der Soziologie wie Zygmunt Baumann und Ulrich Beck sprechen daher auch nicht mehr von den Ausgebeuteten, wie es noch zu Beginn der Industrialisierung lautete, als sich die soziale Frage zum ersten Mal stellte, sondern von den Überflüssigen der Gesellschaft. Die Frage, wie ein sinngebendes Leben tendenziell ohne Arbeit ermöglicht wird, wird zur Kernfrage sozialer Marktwirtschaften. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In vielen Arbeitsbiografien – und dies ist eine zentrale Erkenntnis in einer globalisierten Ökonomie – wird das Prekäre zum Normalen. Rasch wechselnde Arbeitsverhältnisse, periodische Phasen der Arbeitslosigkeit und Weiterbildung, die Übernahme verschiedener Tätigkeiten im Niedriglohnsektor sind Erfahrungen, die immer mehr Menschen teilen. »Working poor«, zu arbeiten und trotzdem eine von Armut betroffene Existenz zu führen, ist längst kein Phänomen mehr, das nur jenseits des Atlantiks in den USA zu beobachten ist. Die Zunahme von Teilzeit, befristeter Beschäftigung und Telearbeit/Mobile Work sind Ausdruck einer weitgehenden Umstrukturierung der Arbeitsorganisation. Nach Angaben der OECD waren in der EU 2006 bereits nahezu 20 % aller Beschäftigten Teilzeitbeschäftigte. Flexible Arbeitszeitregelungen gelten für nahezu die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland. Patchwork-Biografien werden zum Standard. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Neben den Wissenseliten und den am Rande des ersten Arbeitsmarktes verharrenden Personen mit überschaubaren Chancen prägt die Gruppe der im personennahen Dienstleistungssektor Arbeitenden – u. a. Handwerker, Lehrer, Pflegepersonal, Verwaltungsbeamte – die zukünftige Arbeitslandschaft. Obwohl sie weitgehend von den globalen Wirtschaftsprozessen entkoppelt sind, bilden sie aus einer binnenwirtschaftlichen Perspektive eine entscheidende Rolle, um Beschäftigung im gesellschaftlich notwendigen Maßstab zu ermöglichen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Im Ergebnis entstehen geteilte Arbeitsgesellschaften zwischen globalisierten Wissensarbeitern und lokal verorteten Arbeitnehmern mit jeweils unterschiedlichen Handlungsspielräumen und Lebenschancen. Diese Entwicklungen produzieren aber auch erhebliche Risiken für Unternehmen. Die Loyalität der Wissensarbeiter zum Arbeitgeber ist flüchtig, Mitarbeiterbindung wird zur personalstrategischen Herausforderung. Der Begriff der Unternehmenskultur erfährt unter diesen Vorzeichen eine wichtige neue Bedeu––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– tung. Aktuelle Studien belegen, dass die Unternehmenskultur ein erheblicher Faktor für den Geschäftserfolg und die Attraktivität von Unternehmen ist. Bedenkt man den sich verschärfenden globalen Kampf um die Talente – selbst in China und Indien tritt bereits heute in einzelnen Berufsfeldern ein Arbeitskräftemangel auf –, so kann die strategische Bedeutung der Unternehmenskultur nicht hoch genug eingeschätzt werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die gesellschaftliche Konfliktlinie macht sich dabei immer stärker an der Verfügbarkeit und dem Anwendungswissen von digitalen Technologien fest. Diese digitale Kluft kann auch als Produktivitätsgrenze gelesen werden. Bildung wird dabei immer mehr zur zentralen Kategorie, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und vielfältige Ausgrenzungsmechanismen überwinden zu können – seien sie gesundheitlicher, kultureller, räumlicher oder ökonomischer Natur. Daher wird, unter den Bedingungen eines Rückzugs des Sozialstaates, die Selbstaktivierung immer wichtiger. Den Einzelnen hierbei zu unterstützen bleibt aber eine Aufgabe des Staates, nicht nur um neue Potenziale der Eigenverantwortung und Selbstständigkeit freizusetzen, sondern insbesondere für einen gerechten Ausgleich von Chancen in der Gesellschaft. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––KONTUREN EINER NEUEN ARBEITSWELT ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Paradigmen der globalen Wissensgesellschaft heißen »geteiltes Wissen«, »verbindende Beziehungen«, »offene Zusammenarbeit« und »globales Handeln« – so der kanadische Management-Vordenker Don Tapscott in seinem Bestseller »Wikinomics«. Sie haben zunehmend Einfluss auf alle Bereiche von Unternehmen, auf Produktion und Dienstleistungen genauso wie auf den Umgang mit Kunden und Wissen. Eine Voraussetzung hierfür ist, dass in Zukunft Innovationskraft nicht mehr allein aus der Expertise einzelner Spezialisten geschöpft wird, sondern sich aus einem lebendigen kollektiven Wissen speist – ein Wissen, das sich ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– selbst revidieren und ständig aktualisieren kann. Die Open-Source-Bewegung, aber auch Web2.0-Anwendungen wie Wikipedia haben es vorgemacht: Komplexe Wissens- und Kreativarbeit braucht keine hierarchischen Strukturen, sondern vor allem Freiräume für Kommunikationsflüsse. Unternehmen werden in Zukunft diesen Beispielen folgen und das Gedanken- und Ideengut ihrer Mitarbeiter ins Zentrum stellen. Die Gestaltung von Aufgaben und internen Prozessen, Arbeitsbiografien sowie die räumliche und zeitliche Organisation von Arbeit werden davon maßgeblich geprägt werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Es etablieren sich neue Formen der Arbeitsorganisation. Seit dem anhaltenden Siegeszug der Computertechnologie in den 1980er Jahren dominiert ein Denken in Netzwerken. Dies betraf sowohl soziale Beziehungen als auch Formen der Arbeitsorganisation. Es ist zu erwarten, dass dieses sozio-technische Leitbild des Netzwerkes immer stärker von dem sozio-biologischen Leitbild des Schwarms abgelöst wird. Schwarmverhalten ist geprägt durch dezentrale Strukturen, autonome Individuen, direkte Kommunikation, verteilte Intelligenz und kollektives Handeln. Übertragen auf Arbeitsstrukturen bedeutet dies, dass der Selbstverantwortung und Selbstorganisation in Zukunft eine wesentliche Bedeutung zukommt. Konkret heißt dies zum Beispiel, dass man sich Aufgaben, die früher von oben nach unten delegiert wurden, in Zukunft selbst auftragen und aneignen muss. Es gibt nicht mehr den Chef, der einem genau erklärt, was zu tun ist. Die Aufgabenfelder der einzelnen Mitarbeiter werden weniger stark reglementiert, wodurch schnell und flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert werden kann. Arbeitszeiten und Arbeitsorte sind für moderne Wissensarbeiter in Zukunft nahezu frei wählbar. Ob noch anwesend im klassischen Büro, zu Hause, im Café oder am Strand, ist für viele Arbeitsprozesse nicht mehr wichtig. Entscheidend ist die gelieferte Leistung. In einer solchen Organisationsstruktur, wo Selbstor––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ganisation zur Notwendigkeit wird und die Arbeitsumgebung virtualisiert ist, bietet es sich an, statt auf Wettbewerb verstärkt auf Kooperation zu setzen, dies auch in einem unternehmensübergreifenden Kontext. Eine Studie der DB Research sagt voraus, dass der Wertschöpfungsanteil der Projektwirtschaft bis zum Jahr 2020 in Deutschland auf 15 % steigen wird. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schlüsselqualifikationen für den globalen Arbeitsmarkt –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– – Interdisziplinäre und fachspezifische Kenntnisse – Fähigkeit zum ganzheitlichen und vernetzten Denken – Eigeninitiative und -Motivation, Problemlösungsfähigkeit und Kreativität – Teamfähigkeit und soziale Kompetenz – Führung durch Motivation, Dialog und einfache Regeln –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die neue Freiheit der Arbeitnehmer und der sich zunehmend verschärfende Kampf der Unternehmen um die besten Köpfe führt, so Richard Florida in seinem Werk über die kreative Klasse, zu einer Umkehr der klassischen Standortpolitik. Nicht mehr die Arbeitnehmer gehen dahin, wo die Unternehmen sind, sondern die Unternehmen müssen dahin, wo die Arbeitnehmer sind. In Deutschland sind die zukunftsträchtigsten Standorte nach einer Studie der Boston Consulting Group und aktuell der Wirtschaftswoche München, Stuttgart, Hamburg und Frankfurt, aber auch Münster, Düsseldorf und Dresden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Zukunft ist aber keine Einbahnstraße. Daher wird gleichzeitig in vielen Unternehmen das Maß der Kontrolle, der Effizienzgedanke und der Wettbewerb - auch intern – an die Spitze getrieben. Arbeitnehmer müssen sich durch ständige Verfügbarkeit und permanente Leistungsbereitschaft auszeichnen. Nicht umsonst steigt die Zahl psychischer Erkrankungen kontinuierlich an. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ARBEITSWELT 2025 – 4 SZENARIEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Krise der industriellen, auf lohnabhängiger Beschäftigung basierenden Arbeitsgesellschaft bringt immer wieder visionäre Konzepte hervor. Ob Ulrich Becks Bürgerarbeit, Frithjof Bergmanns Neue Arbeit oder das bedingungslose Grundeinkommen, das in Deutschland vor allem von Götz Werner und Thomas Straubhaar gefordert wird – alle diese Konzepte setzen einen breiten Konsens des politischen Willens voraus, der heute aber in keinem der entwickelten Volkswirtschaften erkennbar ist. Dagegen wollen wir Zukunftsbilder stellen, die uns aus heutiger Sicht unter Berücksichtigung zugrunde liegender Trends und wahrscheinlicher Akteursstrategien als plausibel erscheinen und in sich konsistent sind. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Aus den vorangestellten Betrachtungen ergeben sich für uns zwei zentrale Dimensionen, die die Arbeitswelt der Zukunft maßgeblich beeinflussen werden. Zum einen der Einsatz von Technologien und zum anderen die Organisation der Arbeit. Setzt man diese beiden Dimensionen in Verbindung, ergeben sich 4 alternative Szenarien, die schlaglichtartig, prototypisch und pointiert ein Bild der Zukunft entwerfen und im Folgenden skizziert werden. Dabei öffnen die dargestellten Kulturen einen Blick auf die dominanten Prägungen der globalisierten, wissensorientierten Arbeitswelt, lassen aber Freiraum für eine Koexistenz unterschiedlicher Arbeitswelten. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Szenario 1: Open-Innovation-Kultur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In der Open-Innovation-Kultur unterstützt und fördert eine selbst bestimmte Arbeitsorganisation den kapitalintensiven und zentral gesteuerten Einsatz neuer Technologien. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Formen, in denen wirtschaftliche Aktivitäten stattfinden, werden gegenüber heute noch vielfältiger und volatiler. Die Grenzen der Organisationsformen verschwimmen weiter. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hybride Organisationen, zwischen verbindlicher Rechtsform und informeller Symbiose, werden zu üblichen Bausteinen des Alltagsgeschäfts. Große, mittlere und kleine Player agieren und kooperieren in einem offenen Business-Ökosystem der Wertschöpfungsbeziehungen. Wo das eine Unternehmen anfängt und das andere aufhört, wer Partner ist oder Wettbewerber, ist unter den Bedingungen von Beschleunigung und Komplexität kaum zu entscheiden. Die Suche nach Innovationen verläuft in kooperativen, offenen Netzwerken von Unternehmen, Wissenschaftlern, Lieferanten und Kunden. Sie werden alle als aktive Elemente der Wertschöpfung betrachtet. Die Brutstätten dieser kreativen Ökonomie sind innovative kleine und mittlere Unternehmen, die in ihrer Blütezeit häufig von den großen Spielern der globalen Ökonomie aufgekauft werden. Daher ist die Dominanz globaler Unternehmensstrukturen in weiten Teilen noch ungebrochen. Dennoch entsteht eine neue wissensbasierte Wirtschaftsweise, die letztlich effektiver agiert als eine rein kapitalintensive. Der einzelne Kreative bleibt Teil eines globalen wissenschaftlich-technischen Komplexes, nutzt aber als Wissensexperte seine vorhandenen Freiheitsgrade in der Arbeitsorganisation. In den WertschöpfungsÖkosystemen der Zukunft werden Aspekte wie Selbstorganisation und Umweltadaptation, Kreativität und verteilte Intelligenz im Zentrum der Organisationsentwicklung stehen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der Gestaltung und dem Management der komplexen Beziehungsnetze nach innen und außen wird daher in den Unternehmen verstärkt Beachtung geschenkt. Es findet eine schleichende Transformation statt: Unternehmen werden nicht mehr als kohärente soziale Gebilde geführt, sondern sie zerfallen in einen komplexen Verbund von Geschäftsmodulen, die dank leistungsfähiger Vernetzung je nach Bedarf und aktueller Strategie umgestaltet, ausgelagert und rekombiniert werden.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Szenario 2: Do-it-yourself-Kultur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Do-it-yourself-Kultur ist geprägt von einer selbstbestimmten Arbeitsorganisation und dem dezentralen Einsatz von Technologien. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die neue Lust am Selbermachen spiegelt sich in der breiten Verfügbarkeit von technischen Produktionsmitteln. Historisch neu, liegt hierin einer der wesentlichen Treiber einer neuen Arbeitswelt. Die lokalen Arbeitsstrukturen werden vor allem durch die revolutionsartigen Umbrüche geprägt, die neuartige Fabbingtechnologien erzeugen. Dadurch ermöglichen spezielle Maschinen wie 3-D-Drucker die Fertigung vieler Ersatzteile und einfacher Gebrauchsgüter von zu Hause aus. Neue Materialien und individuelle Produktion befeuern die Kreativität im produzierenden Gewerbe zusätzlich. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In der Produktion wurden bereits in den letzten Jahrzehnten von der Massenfertigung über die Serienfertigung bis hin zur seriellen Einzelfertigung massive Fortschritte erzielt. Die dadurch entstandenen Mikromärkte werden zukünftig durch Selbstmärkte abgelöst. Jeder kann mit einem programmierbaren Personal Fabricator prinzipiell die benötigten Geräte und Werkzeuge selber entwerfen, gestalten und produzieren. Zusätzlich wird es für die Masse spezielle FabShops, von den großen Marktteilnehmern errichtete Minifabriken geben, die man aufsuchen kann, um neue Teller und Tassen, Stühle und Tische, ja sogar mit elektronischen Bauteilen versehene Geräte fertigen zu lassen. Auch defekte Teile lassen sich zukünftig am Fabbing-Rechner mittels 3-D-Scanning rekonstruieren. Im Internet wird es Tauschbörsen für Datensätze unterschiedlichster Produktgruppen geben, wie man es heute von der Musik kennt. Die digitale Manufaktur optimiert die lokalen Lebenswelten. Gerade in heute noch unterentwickelten Regionen der Welt, speziell in Afrika, erlaubt diese Technologie im Idealfall einen enormen Entwicklungssprung. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die industriezeitliche Trennung von Arbeitsund Wohnort sowie von Arbeits- und Freizeit wird in großen Teilen wieder aufgehoben sein: Arbeit wird wieder vermehrt lokal verrichtet, in einer hoch spezialisierten und technisierten Wissensgesellschaft eine wahrscheinliche Lösung. Auch aufgrund steigender Energie- und Transportkosten wird die lokale Produktion und Distribution wieder rentabel. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Aber auch in der Energieversorgung, der Finanzbranche oder dem Gesundheitswesen wachsen die Peer-to-Peer-Märkte rasch. Es entsteht eine alternative Ökonomie, in der große Teile der Wertschöpfung auf neuen Sekundärmärkten stattfinden. Über das Web als Vertriebskanal stehen den Vertretern der Selbstversorgerkultur attraktive Nischenmärkte quer über den Globus offen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der dezentrale Technikeinsatz ist zusätzlich Sinnbild einer Wiedervergesellschaftung der Arbeit und dient der Schaffung einer selbstbestimmten und selbstorganisierten Ökonomie. Selbst die ehemals aus dem globalisierten Markt Ausgegrenzten finden – gefördert durch staatliche Maßnahmen zur Sicherung des sozialen Friedens – eine neue Heimat in der Arbeitswelt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Szenario 3: Leadership-Kultur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Leadership-Kultur bedeutet den dezentralen Einsatz von Technologien unter den Vorzeichen einer eher fremdbestimmten Arbeitsorganisation, die durch Führungskultur Produktivitätsvorteile erzielt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die vordringliche Aufgabe des Managements besteht im Setzen von Regeln und Zielen sowie in der Moderation und Motivation der Mitarbeiter. Statt Wissen zu managen wird künftig die Verknüpfung von individuellen Kompetenzen zum Aufbau kollektiver Handlungsintelligenz unterstützt. Innerhalb eines klar definierten Rahmens haben die Arbeitnehmer große Freiräume in der Findung ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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Open-InnovationKultur

Organisation von Arbeit

LeadershipKultur

Selbstbestimmt

ToyotaKultur

Einsatz von Technologien

Zentral

Fremdbestimmt

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– des richtigen Weges. Die operativen Strukturen und Abläufe entwickeln sich im direkten Bezug auf die konkrete Aufgabenstellung durch Selbstorganisation der beteiligten Mitarbeiter. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Arbeitnehmer werden in ihren flexiblen Arbeitszeitregelungen individuell durch den Einsatz neuer Technologien unterstützt. So könnten biotechnologische Verfahren angewandt werden, um Leistungsprofile zu erstellen und personalisierte Arbeitspläne zu erstellen: Wer ist wann und wo am leistungsfähigsten? Neue Mensch-Maschine-Schnittstellen revolutionieren die Kommunikationsprozesse in Unternehmen. Der dezentrale Technikeinsatz führt zu einem geringeren Kapitaleinsatz, aber auch zu komplexeren Unternehmensorganisationen, die wiederum durch eine neue Führungsmentalität kompensiert werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Szenario 4: Toyota-Kultur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In der Toyota-Kultur verbindet sich eine fremdbestimmte Arbeitsorganisation mit dem zentral gesteuerten Einsatz von Technologien. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In der informatisierten Real-Time-Ökonomie des 21. Jahrhunderts dauert es oftmals nur noch wenige Monate, bis nach der Einführung einer Innovation ein ernst zu nehmender Wettbewerber auftaucht. Investitionen müssen sich daher immer schneller rechnen. Beschleunigung und Komplexität sind die nicht reversiblen Begleiterscheinungen einer auf strikte Produktivität und Effizienz getrimmten globalen Ökonomie. Es ist der Triumph der perfekten Organisation, dem alles untergeordnet wird. Dem hohen Kapitaleinsatz geschuldet lautet das Motto: »Die Maschinen müssen laufen.« Es kommt zu einer weitgehenden Ersetzung menschlicher Arbeit durch Technologien. Maschine-zu-Maschine-Kommunikation übersteigt die zwischenmenschliche. Es entstehen neuronale Organisationen mittels künstlicher Intelligenz, mit der Fähig––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Do-it-YourselfKultur

Dezentral

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– keit zu autonomen Wahrnehmungs-, Erinnerungs- und Entscheidungsprozessen. Maschinen werden den Menschen gleichwertige Mitarbeiter in der Wissensökonomie. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der hohe globale Wettbewerbsdruck auf den entstehenden Echtzeit-Märkten führt dazu, dass immer mehr Arbeitende auf technische Hilfsmittel zurückgreifen, um ihre individuelle Leistungsfähigkeit zu optimieren. Den Segnungen der Nano-, Bio-, Info- und CognoTechnologien sei Dank. Die Hoffnungen aus den Zeiten nach der Jahrtausendwende, dass in einer kreativen Ökonomie Ideen und Innovationen die zentralen Treiber gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung sind, haben sich als Trugschluss erwiesen. »Money matters«, Kapital bleibt der Treibsatz in der Ökonomie.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– HERAUSFORDERUNGEN FÜR GESELLSCHAFT UND UNTERNEHMEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Gesellschaft und Unternehmen in Deutschland sehen sich vor dem Hintergrund der aufgezeigten Perspektiven in den kommenden Jahren mit strategischen Fragestellungen konfrontiert, die mit den altbekannten Rezepten nicht steuerbar sind. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die fortschreitende Polarisierung der Gesellschaft mit den neuen, global orientierten Wissenseliten einerseits und den an den Rand des Arbeitsmarktes Gedrängten , bietet enormes soziales Konfliktpotenzial. Wie kann hier ein gesellschaftlicher Ausgleich gelingen, ohne in den altbekannten Mustern des politischen Parteienstreits zu versinken? Wie können die Bildungschancen und die Bildungsbereitschaft quer über alle Schichten erhöht werden? Eine aktuelle OECD-Studie beklagt die im internationalen Vergleich extrem niedrige Studienquote in Deutschland. Welche Maßnahmen sind auf der Ebene von Unternehmen und Gesellschaft notwendig, um den Vormarsch der Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin zu fördern und zu begleiten? Wie können angesichts des demografischen Wandels Ältere in den Arbeitsmarkt integriert werden? Was ist im europäischen Maßstab zu tun, um Migration als wichtigen Wettbewerbsfaktor zu erkennen? Kann es zu einer Neudefinition sozialer Arbeit unter marktwirtschaftlichen Prinzipien kommen? Der Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus sagt, dass jedes soziale Problem eine ökonomische Chance sei. Wenn dies in Bangladesch gilt, dann sollte es auch in Europa Gültigkeit haben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Dabei geht es auch um eine neue Sinnsuche: Das Selbstverständnis einer Gesellschaft, das auf der Integration von Individuen in die Arbeitswelt beruht, steht zur Disposition. Der Soziologe Gerhard Schulze hat in seinem Werk »Die beste aller Welten« die Frage bereits aufgeworfen, wie die Gesellschaft im 21. Jahrhundert jenseits der bekannten Stei––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– gerungslogik von Wissenschaft und Technik – hervorgerufen durch die arbeitsteiligen Wirtschaftsprozesse – Einzelnen einen Sinn verleihen mag oder ob der Einzelne aus seiner eigenen Kraft heraus für seine eigene Sinnstiftung verantwortlich ist. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Letztlich beinhalten die Fragen nach der zukünftigen Gestaltung der Arbeitswelt sowohl die Herausforderungen nach einem Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft als auch nach einer neuen Verfassung sozialer Marktwirtschaften, die die Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, zwischen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sowie staatlicher Daseinsfürsorge und neuen zivilgesellschaftlichen Engagements neu regelt. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Die Z_punkt GmbH The Foresight Company ist ein Beratungsunternehmen für strategische Zukunftsfragen mit Sitz in Köln. HOLGER GLOCKNER ist Director Foresight Consulting bei Z_punkt und berät Unternehmen in Strategie- und Innovationsprozessen. KLAUS BURMEISTER ist Gründer und Geschäftsführer von Z_punkt und verantwortet Innovations- und Foresight-Prozesse für namhafte Unternehmen. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx



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Interview mit _____________ Dr. Wilhelm Bauer _________________

Das traditionelle Office hat ausgedient, meint Dr. Wilhelm Bauer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, kurz IAO. Multimedial vernetzte Arbeitsplätze steigern die Produktivität virtueller Teams. Doch damit verändert sich auch die Unternehmenskultur, warnt der Arbeitsforscher.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DR. BAUER, WIE WIRD SICH DIE BÜROARBEIT IN DEN KOMMENDEN JAHREN VERÄNDERN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mit den neuen Aufgaben und Technologien wird das Büro zur Schaltstelle in der Wissensgesellschaft. Wenn wir im internationalen Wettbewerb bestehen wollen, dann müssen wir Innovationen in schneller Folge umsetzen. Aber Innovation entsteht nur dann, wenn die Menschen mit den besten Arbeitsmitteln in Räumen tätig werden können, die ihre Produktivität unterstützen. Natürlich müssen wir die Prozesse auch richtig managen und eine Innovationskultur aufbauen, die ein »Reizklima« für Höchstleistung schafft. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE WEIT SIND WIR DAVON ENTFERNT? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Es ist schon merkwürdig: Während am Montageband um jede Sekunde Zeitersparnis und jeden Euro Kostensenkung gerungen wird, bestimmen bei den sogenannten Wissensarbeitern oft noch Papierberge, antiquierte Arbeitsplätze und verkrustete Unternehmensstrukturen das Bild. Dabei wächst der Anteil der Erwerbstätigen in der Informations- und Wissensverarbeitung ständig. Das Fraunhofer-Institut will deshalb frischen Wind in die Büros bringen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WAS KOMMT DABEI AUF DEN EINZELNEN ZU? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schon jetzt arbeitet eine wachsende Anzahl von Personen in Netzwerken zusammen. Auf die Organisationsstrukturen in Fabrik und Büro wirkt sich das gravierend aus. In deren Mittelpunkt rückt der Mitarbeiter mit seiner Kreativität. Aber auch für die Führungsprinzipien haben die Veränderungen Folgen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WELCHE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Statt durch formale Autorität zu leiten, sollte das Management Ziele und Aufgaben klar definieren und für den Einzelnen mehr Freiräume schaffen. Unternehmenskultur wird eine wesentliche Komponente für die Arbeit ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– der Zukunft sein. Führungskräfte sollten den Mitarbeitern Sicherheit vermitteln, sie dazu motivieren, ihre Fähigkeiten einzubringen und ihnen mehr Verantwortung geben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE LÄSST SICH DIESE UNTERNEHMENSKULTUR GESTALTERISCH UND TECHNOLOGISCH UNTERSTÜTZEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das können Sie in der Praxis bereits erleben. In Stuttgart betreibt das Fraunhofer IAO unter meiner Leitung das Fraunhofer Office Innovation Center. Gleich beim Eintreten fällt das offene Foyer auf. Die Büros werden nur akustisch durch Glaswände getrennt, sodass sich jeder Mitarbeiter als Teil des Teams fühlt. Die Medienräume sind mit Projektionsflächen, interaktiven Whiteboards, Videokonferenztechnik, Mulitmediakonsolen und Projektoren ausgestattet. Server, Internet und Beamer sind drahtlos miteinander verbunden und lassen sich per Fernbedienung steuern, um einen schnellen Gedankenaustausch innerhalb des Teams zu ermöglichen. Diesem nonterritorialen Büro gehört die Zukunft: Jeder arbeitet an dem Platz, der zur jeweiligen Zeit und Aufgabe am besten geeignet ist. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE AUSSCHLAGGEBEND IST DIE IT-AUSSTATTUNG FÜR DIE ARBEITSPRODUKTIVITÄT? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Unsere Office-21-Studie E-Work hat da einen direkten und stark positiven Zusammenhang aufgezeigt. Um Wissen überall zu jeder Zeit zur Verfügung zu stellen, brauchen wir Displays an möglichst vielen Orten, fest eingebaute und mobile. Unverzichtbar sind auch eine Mobile-Working-Infrastruktur, eine deutlich verbesserte intuitive Benutzbarkeit der IT-Systeme – etwa über Sprach- oder gestische Interaktion – sowie echtes Plug and play. Aber trotz aller Technologien müssen wir natürlich weiter persönlich miteinander reden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WELCHE ENTWICKLUNGEN WERDEN SICH AM EHESTEN IN DEN NÄCHSTEN FÜNF JAHREN DURCHSETZEN? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wir werden nicht mehr an singulären Bildschirmen, sondern in vernetzten Multimediaumgebungen arbeiten. Große Projektionsflächen werden die Besprechungsräume prägen. Die Mitarbeiter können sich auch durch Telepräsenz hinzuschalten und interaktiv alle Informationen bearbeiten. Eine weitere Office-21-Studie hat gezeigt, dass viele Besprechungsräume den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen und moderne Technologien und Medien bislang kaum zum Einsatz kommen. Doch der durchschnittliche Wissensarbeiter verbringt etwa ein Fünftel seiner Arbeitszeit in Besprechungen, Führungskräfte sogar bis zu 60 Prozent. Es lohnt sich also, hier wesentlich mehr zu investieren. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– UND WANN AMORTISIEREN SICH DIESE AUSGABEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wenn wir mittels der Technik dazu beitragen können, dass die Mitarbeiter produktiver arbeiten – und unsere Studien belegen dies – rechnen sich Investitionen innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WELCHE LÄNDER VERZEICHNEN DIE GRÖSSTEN FORTSCHRITTE BEZÜGLICH MODERNER BÜROWELTEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In Deutschland dominiert das Zellenbüro, obwohl es bei Studien sehr schlecht abschneidet. Es hat einen Anteil von rund 70 Prozent an den Büroarbeitsplätzen – gegenüber 30 Prozent in den USA und 20 Prozent in Großbritannien. In China und Japan ist es weitgehend unbekannt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ABER DIE MITARBEITER SCHEINEN SICH DARIN WOHLZUFÜHLEN. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das liegt vor allem an der offensichtlichen Rückzugsmöglichkeit und der möglichen Individualisierung mit persönlichen Gegenständen. Flexible Lösungen schließen dies jedoch nicht aus. Trotz eines nachgewiesenen Zusammenhangs zwischen Wohlfühlen und Motivation dienen Büros mehr denn je der Inter––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– aktion und nicht dem Rückzug. Es wäre falsch, Wohlfühlen allein auf die Raumform des Zellenbüros zu reduzieren. Flexible und moderne Bürolösungen tragen dazu bei, den derzeit sehr starken Kostendruck abzufangen. In manchen Branchen sind ständig bis zu 40 Prozent der Belegschaft auf Dienstreise oder sonst abwesend, sodass viele Büros leer stehen. Die braucht man nicht mehr, wenn die Mitarbeiter ohnehin von einem Schreibtisch zum anderen pendeln. Deshalb setzen große Unternehmen wie Interpolis in den Niederlanden, Nordea in Stockholm, die Deutsche Bank oder auch die Santander Bank in Deutschland zunehmend auf Flexibilität bei der Büroarbeit. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Als Institutsdirektor leitet DR. WILHELM BAUER am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO das Competence Center »New Work«. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeiten sind Arbeitsforschung, Finanzdienstleistungskonzepte, Arbeits- und Bürogestaltung. Bauer verantwortet Projekte in den Bereichen Strategieentwicklung, Arbeitsgestaltung und Change Management. Er ist Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen und technischen Veröffentlichungen. An den Universitäten Stuttgart und Hannover ist er Lehrbeauftragter für Arbeitsgestaltung xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


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ÂťDer Mensch strebt danach, in sich selbst das Leben, die Arbeit und die Sprache zu befreien.ÂŤ Gilles Deleuze


Die Zukunft? In Arbeit! _______________________

Dass sich in der Arbeitswelt dramatische Veränderungen vollziehen, ist nicht zu ignorieren. so viel offene Zukunft der Arbeit war noch nie. Handelt es sich dabei um revolutionäre Veränderungen Oder tun sich hier Zukunftskräfte auf, die philosophisch AUF die Gesellschaft insgesamt und AUF den homo sapiens sapiens als solchen WIRKEN?

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Bernd Ternes –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– I. DIE WIEDERAUFERSTEHUNG DES ARBEITSBEGRIFFS –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ohne Zweifel: Im Begriff der Arbeit tut sich wieder etwas, praktisch wie theoretisch. Praktisch hat eine kürzlich erschienene, internationale STUDIE ZUR ZUKUNFT DER ARBEIT1 den Nachweis erbracht, dass Experten aus Unternehmen, Wissenschaft und Forschung im Bereich Arbeit VON DRAMATISCHEN FLEXIBILISIERUNGEN OPERATIVER ARBEIT AUSGEHEN – und dies innerhalb der nächsten fünf Jahre. Fortschreitende Globalisierung und Technisierung der Kommunikation, Telearbeit, virtuelle Unternehmen, nonterritoriale Bürokonzepte, vor allem aber »kontraktuelle Netzwerke« werden, so die Studie, zu einer Art Kulturrevolution in den lebensbiographischen Konzepten jedes Einzelnen, aber auch in der Gestaltung sozialer Beziehungen führen. Theoretisch hat Maurizio Lazzarato, der über Kommunikation und Informationstechnologien forscht, dazu mit dem Begriff der »immateriellen Arbeit« eine Sicht etabliert, in der Wertschöpfungsfähigkeiten auch jenseits des Marktes als Arbeit diskutiert werden können. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DIE HETEROGENE ARBEITSWELT IST ERWACHSEN geworden. Sie ist in ein Stadium des gesellschaftlichen Experiments getreten, in dem globalisierende, kommunikationstechnische und soziale Kräfte FÜR EIN VOLUMEN AN OFFENER ZUKUNFT SORGEN, WIE ES NOCH VOR 25 JAHREN KAUM JEMAND FÜR DENKBAR HIELT, der ein offenes Ohr für neomarxistische und postmoderne Theorien hatte: Von der »Krise der Arbeitsgesellschaft« (C. Offe), vom »Abschied des Proletariats« (A. Gorz), vom »Ende der Massenproduktion« (M. J. Piore & Ch. F. Sabel) war soziologisch die Rede. Und philosophisch davon, dass Arbeit als zentrale Denkkategorie durch den Begriff der Interaktion ergänzt werden müsse (J. Habermas), weil nun eher Kommunikations- denn Produktionsverhältnisse Aufschluss darüber geben können, wie es sich mit der Moderne verhält. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ARBEIT UND FREIZEIT, ARBEIT UND FREIHEIT SCHNEIDEN SICH NICHT MEHR, so die pointierte Überzeugung der 1980er-Jahre (H. Müller). Der arbeitende Mensch ist und bleibt dreifach entfremdet in ihr. In ihr drücke sich kein dynamischer Prozess dialektischer Entwicklung des Menschengeschlechts mehr aus – vielmehr gehöre sie nun schlicht und einfach dem Wirtschaftssystem an und erzeuge nur noch entweder arbeitsmarktpolitisches oder ergonomisches Interesse. In Zukunft, so die Pointe damals, beherbergt »die Arbeit« nicht mehr wichtige Anteile der Zukunft, sondern verwaltet nur noch die sozialen und psychologischen Begleitschäden ihrer zunehmenden Abwesenheit. Doch erste Zeichen zeigen, dass es anders kommen wird. DER ZENTRALBEGRIFF FÜR DIE WIEDERAUFERSTEHUNG DER ARBEIT HEIßT GEGENWÄRTIG: NETZWERK. Netzwerkarbeit erweitert und verändert auf noch unabsehbare Weise das Verhältnis von Arbeit und Leben, vor allem von Arbeit und Sprache. In ihr scheint eine grundlegende Entwicklung von Mensch und Gesellschaft wieder auf Touren zu kommen.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– II WIE VIEL ABWESENHEIT VERTRÄGT NETZWERKARBEIT? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Zukunft der Arbeit wird sich durch eine enorme Technisierung von Arbeitskulturen und durch eine mögliche Kultivierung von Arbeitstechniken auszeichnen: ARBEITSLEISTUNGEN, DIE NOCH MAßGEBEND IN FACE-TO-FACE-VERHÄLTNISSEN RUHEN, SCHWÄCHEN SICH AB. Dafür nehmen Kommunikationsfrequenz, coderegulierte Zugänglichkeit und digitale Identitätsarbeit unter Abwesenheitsbedingungen zu. Das erfordert neue Bemessungskriterien für die Güte der Arbeits leistung, die nicht mehr nur die Sache betreffen, sondern auch die anonyme Kommunikationsatmosphäre selbst. Noch steht diese Technisierung aus der Sicht des Individuums unter negativen Vorzeichen. Denn sie beschreibt die Auflösung und Verflüssigung der Sinnlichkeit, der Bindungsfestigkeit sozialer Beziehungen, des Reflexionsvermögens als Folge der Anpassung des Individuums an die neuen Prozesse des kapitalistischen Wirtschaftens – und zwar auch und gerade in Netzwerken. DIE KOMMUNIKATION IN NETZEN, DIE DANK DER DIGITALEN CODIERUNG IMMER MEHR ANWESENHEITSUNABHÄNGIGKEIT MÖGLICH MACHT, BRAUCHT RÜCKSICHTEN auf kulturanthropologische und physikalische Beschränkungen der Kommunikationsverhältnisse. Doch diese Rücksichten medientechnologisch zu »verdinglichen«, also Bedürfnisse »menschlichen« Sozial- und Tauschverkehrs zu abstrahieren und zu durchdringen, stellt sich als eines der erheblichsten Probleme gegenwärtiger Sozialtechnologie dar. Wenn man die Formatierungsmacht der neuen Kommunikationsverhältnisse für die Sozialität der Arbeit von Menschen im Auge behält – also daran festhält, dass die unglaubliche Geschichte der industriellen Moderne (mit ihren Foci ENERGIE und MATERIE) doch nur Vorbedingung einer kommenden, »wirklichen« geschichtsträchtigen Zeit war, dann sind wir gegenwärtig in der Zeit der Formung, Bearbeitung und Kontrolle von INFORMATION angelangt. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– »In zunehmender globaler Dynamik werden die Zeiträume von idea-to-market immer kürzer und der RUF NACH INNOVATIONEN RICHTET SICH WENIGER AN DEN EINZELNEN ALS VIELMEHR AN GEMEINSCHAFTEN«, heißt es etwa bei Mediengestalter Peter F. Stephan, »vorteilhaft ist hier eine größtmögliche interne Offenheit und Fehlertoleranz, die nur aus Vertrauen erwachsen kann. Während große Teile der technischen Produktion mittlerweile gut telematisch abgewickelt werden können, zeigt sich in der Entwicklungsarbeit, dass das harte soziologische Kriterium von ›Interaktion als Kommunikation unter Anwesenden‹ [...] von Bedeutung bleibt. Durch gemeinsamen Kontext wird ein unsprachlicher ›Hintergrund des Wissens‹ [...] wirksam, der medial bisher kaum vermittelt werden kann.« 2 Während also kommunikationstechnologisch eine Darstellbarkeit des Datenverkehrs längst keine Probleme mehr bereitet, FEHLT EINE KULTURTECHNIK IM UMGANG MIT NICHT ANWESENDEN PARTNERN, DIE EINE „NEUE“ FORM DER VERTRAUENSPRODUKTION GARANTIEREN MÜSSTE. Bis heute ist es vornehmlich das Kommunikationsdesign, das diese Aufgabe übernimmt: Es soll anonym Vertrauen produziert werden. – Der Bedarf an Vertrauen als Reduktion von Komplexität nimmt rasant zu, zugleich aber die Situationen ab, in denen sie sich entwickeln kann. Es fehlt also immer noch eine Kulturtechnik, die Abwesenheitsbeziehungen nicht mehr defizitär bedeutete, sondern Nichtnähe als eigenständigen Referenzrahmen akzeptierte für die Kreation bis jetzt unbekannter Formen des Vertrauens und des Sich-auf-jemandenVerlassens.3 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– III. SPRACHE UND ARBEIT RÜCKEN ZUSAMMEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Von Günther Anders stammt der Gedanke, dass das innere Band zwischen menschlicher Vorstellung und technischer Herstellung zerrissen sei. Eigentlich Entwickler der technischzivilisatorischen Welt, VERKOMME DER MENSCH ZU EINER ANTIQUITÄT, DER MAN EIGENTLICH NUR NOCH PFLEGLICH BEGEGNEN KÖNNE, indem man ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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»In zunehmender globaler Dynamik werden die Zeiträume von idea-to-market immer kürzer und der Ruf nach Innovationen richtet sich weniger an den Einzelnen als vielmehr an Gemeinschaften.« Peter F. Stephan


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15.07.2008 9:43:03 Uhr


Marx lässt grüßen: __________________ Visionen der Flexibilisierung _____________________________

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– sein Gesicht wahrt und so tut, als sei er, der Mensch, unerreichbar darin, Selbstzweck zu sein – etwas, was keinem Artefakt zugeschrieben werden kann, außer der Kunst. Gegenüber einer darauf aufbauenden posthistorischen Sichtweise kann man aber eine andere Sicht geltend machen. In dieser rücken drei elementare Daseinsdimensionen des Menschen – Leben, Sprache, Arbeit – auf neue Art zusammen und bilden eine Melange aus Kultur und Technik, Lebenswelt und Rationalität, die als heißes Medium beschrieben werden kann: EIN MEDIUM, DAS DIE KRAFT HABEN KÖNNTE, SOZIALEN WANDEL IN SOZIALE ENTWICKLUNG, IN »SOZIALEN FORTSCHRITT« ZU TRANSFORMIEREN. Das stellt für die deutsche Geistesgeschichte ein Novum dar, war doch in ihr die Trennung zwischen dem arbeitenden und dem sprechenden Wesen namens Mensch besonders ausgeprägt. Die drei Bewegungen, die das Verhältnis zwischen Arbeit und Sprache als unversöhnliches entworfen haben, waren Romantik, Marxismus und die Theorie der Posthistorie. Doch die einstige Aufrechterhaltung des Hiatus zwischen Kultur (›Lebenswelt‹) auf der einen und Technik (›Rationalität‹) auf der anderen Seite ist heute mehr als nur im Fluss. ARBEIT, BISHER INBEGRIFF DES MATERIELLEN, GREIFT MEHR DENN JE INS IMMATERIELLE; das Immaterielle, bisher Inbegriff der Sphäre jenseits der Arbeit, immer mehr ins Wertschöpfende. Produktions- und Kommunikationskräfte werden PRAKTISCH und DYNAMISCH stärker voneinander abhängig und damit offen für die Möglichkeit, dass jetzt, nach den Sackgassen des Idealismus und Materialismus, eine neue SYNTHESIS auf dem Weg ist. Mit allen Problemen, Verletzungen und Entfremdungen, die die Geschichte bereithält. ABER AUCH MIT DER AUSSICHT, DASS IN DER ZUKÜNFTIGEN „VERNETZTEN“ ARBEIT DIE ZUKUNFT DER GESCHICHTLICHKEIT DES MENSCHEN SICH KUNDTUT. DIE IMMER IN ARBEIT BEFINDLICHE ZUKUNFT LIEGT ALSO WIEDER: IN DER ARBEIT. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Flexibilisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse, lebenslange Ungewissheit, permanente Offenheit und Innovationszwang: Was sich wie eine kulturpessimistische Aufzählung gegenwärtiger Verhältnisse anhört und im Ausdruck des »flexiblen Individuums« im »neuen Kapitalismus« seinen Begriff gefunden hat (Richard Sennett), war im 19. Jahrhundert noch Zeichen dafür, dass sich die »kapitalistischen Verhältnisse« von sich aus überwinden werden. Marx und Engels sahen in der sogenannten Totalität des entwickelten Individuums eine notwendige Bedingung für den freien Menschen der Zukunft. An diesem entwickelten Individuum arbeitet der Kapitalismus tatkräftig mit. In den Grundrissen (o. J., 79 ff.) liest man, bezogen auf die Entwicklung der Individualität des Menschen, diese Sätze: »Die universal entwickelten Individuen [...] sind kein Produkt der Natur, sondern der Geschichte. Der Grad und die Universalität der Entwicklung der Vermögen, worin diese Individualität möglich wird, setzt eben die Produktion auf der Basis der Tauschwerte voraus, die mit der Allgemeinheit die Entfremdung des Individuums von sich und von andren, aber auch die Allgemeinheit und Allseitigkeit seiner Beziehungen und Fähigkeiten erst produziert.« –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In der naturwüchsigen Gesellschaft, so Marx, werde jedem die Arbeit zugeteilt, trete die eigene Tat dem Arbeiter als fremde Macht gegenüber, »[...] während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder [...] sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft [...] möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.« (Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW, Bd. 3, 33).

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Umformuliert heißt das: In der kommunistischen Gesellschaft könne DAS INDIVIDUUM IN UND MIT EINER VIELFÄLTIGKEIT ALLES WERDEN, ALLES TUN KÖNNEN, OHNE SEIN ZU MÜSSEN, WAS SIE TUN. Das Bauprinzip für die soziale Adressabilität sei unabhängig von den zurechenbaren Tätigkeiten und Arbeiten – und entspricht damit erst der Totalität der Bildung des Individuums. Die kapitalistischen Festsetzungen der Individuen (also nur etwas zu sein und anerkannt zu werden, wenn man was hat, nämlich Geld und Reputation) hörten damit auf: »Dieses Sichfestsetzen der sozialen Tätigkeit, diese Konsolidation unsres eignen Produkts zu einer sachlichen Gewalt über uns, die unsrer Kontrolle entwächst, unsre Erwartungen durchkreuzt, unsre Berechnungen zunichte macht, ist eines der Hauptmomente in der bisherigen geschichtlichen Entwicklung, und eben aus diesem Widerspruch des besondern und gemeinschaftlichen Interesses nimmt das gemeinschaftliche Interesse als Staat eine selbständige Gestaltung, getrennt von den wirklichen Einzel- und Gesamtinteressen, an, und zugleich als illusorische Gemeinschaftlichkeit [...].« (ebenda, 33). –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Natürlich ist es leicht, die Assoziation zwischen Marxens Vorstellung eines befreiten Individuums im Kommunismus und den gegenwärtigen Erscheinungen des flexiblen Individuums im globalisierten Kapitalismus abzuweisen: Im früheren Kapitalismus musste man das tun, was die Verteilung der Arbeit einem zuwies. Das, was man tat, musste man auch sein und bleiben, um nicht »die Mittel zum Leben zu verlieren«. Heute hingegen muss man, um nicht die Mittel zum Leben zu verlieren, alles sein – flexibel und sich jeder neuen Arbeitsverteilung und Arbeitszuteilung aufgeschlossen zeigen. Es hat sich also nichts am Strukturprinzip des Ausgeliefertseins geändert. Dieser Kritik ist darin zuzustimmen, dass sie den Unterschied zwischen der Bedeutung von Arbeit im Kapitalismus und der Bedeutung von Arbeit im Kommunismus deutlich macht. Marx war davon überzeugt, ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– »[...] daß in allen bisherigen Revolutionen die Art der Tätigkeit stets unangetastet blieb und es sich nur um eine andre Distribution dieser Tätigkeit, um eine neue Verteilung der Arbeit an andre Personen handelte, während die kommunistische Revolution sich gegen die bisherige Art der Tätigkeit richtet, die Arbeit beseitigt und die Herrschaft aller [...] Klassen mit den Klassen selbst aufhebt, weil sie durch die Klasse bewirkt wird, die in der Gesellschaft für keine Klasse mehr gilt [...].« (ebenda, 69 f., kursiv B.T.) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Indes: Es könnte sich herausstellen, dass die von Marx konstatierte Verflüssigung starrer Verhältnisse kulturtechnisch bereits im Kapitalismus passiert, wenn auch meist unter kulturpessimistischen Vorzeichen. Die Verflüssigungen (Liquidationen, Auflösungen), die Marx und Engels meinen, befinden sich im gegenwärtigen Kapitalismus in einer Phase, in der sie erst noch kulturell und nicht allein politisch entfaltet werden müssen – mit allen Paradoxien, die unvermeidlich sind. »Die Geschichte ist nichts als die Aufeinanderfolge der einzelnen Generationen, von denen jede die ihr von allen vorhergegangenen übermachten Materiale, Kapitalien, Produktionskräfte exploitiert, daher also einerseits unter ganz veränderten Umständen die überkommene Tätigkeit fortsetzt und andrerseits mit einer ganz veränderten Tätigkeit die alten Umstände modifiziert [...].« (Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW, Bd. 3, 45, kursiv B.T.) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 Erstellt von Wilhelm Bauer u.a. am Fraunhofer IAO. 2 Peter Friedrich Stephan, Nicht-Wissen als Ressource ...“, in: i-com. Zeitschrift, Heft 2/2006, p4-10b, p8. 3 Siehe fürs „Tauschvertrauen“ durch neue Formalsprache Pierre Levy, www.collectiveintelligence.info/documents ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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morgens jagen, nachmittags fischen, abends Viezucht Marx Engels

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx BERND TERNES, Jahrgang 1964, Studium der Soziologie, Philosophie und Politik in Freiburg, Frankfurt am Main und Berlin bei Dux, Habermas und Kamper. PD am Institut für Soziologie der FU Berlin, Gründer der Arbeitsgemeinschaft »menschen formen« Berlin, Schwerpunkt Gesellschaftstheorie und Historische Anthropologie, wohnhaft in Köln, arbeitet seit vier Jahren an einer kulturanthropologischen Theorie der neuen Medien im Begriff der »technogenen Nähe«. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


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Pssst: Die groĂ&#x;e Stille _______________________


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Hohe Ger채uschpegel minimieren die Arbeitsleistung. Jens-Michael Baumann, einer von Deutschlands Top-Akustikern, hilft die Konzentration wiederzufinden.


–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– KAP MAGAZIN: WAS IST DER AM HÄUFIGSTEN ANZUTREFFENDE MANGEL IN BÜROGEBÄUDEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Jens-Michael Baumann: Der häufigste Mangel ist noch immer die Raumakustik. Seit man die offenen Bürolandschaften in den 1980erJahren plante, den Open Space, hat sich das Problem deutlich verschärft. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– GIBT ES STUDIEN, NACH DENEN MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ BESONDERS SENSIBEL AUF STÖRGERÄUSCHE REAGIEREN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das Hörzentrum in Oldenburg hat festgestellt, dass Wort- und Satzgeräusche, die man verstehen kann, störend sind. Sie lenken ab, denn man kann nicht weghören. Fast dreißig Prozent der Leistungsfähigkeit fallen weg. Anders ist es bei einem konstanten Gemurmel – das Gehirn kann abschalten und sich konzentrieren. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE SCHAFFEN SIE ABHILFE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der erste Schritt ist die Lärmpegelmessung und die Beobachtung, wo und wie gearbeitet wird. Also: Wo braucht man Kommunikation und wo Konzentration? Danach beginnen wir mit der Akustik-Planung. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE LASSEN SICH ÄSTHETISCHE GESICHTSPUNKTE MIT EINER SOLCHEN PLANUNG ZUSAMMENBRINGEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das ist kein Problem, wenn man von vornherein die Akustik miteinplant. In dieser integrierten Planung kann man festlegen, wie das ästhetische Ergebnis ausieht. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIRD DER AKUSTIK HEUTE BEI DER BAUPLANUNG MEHR BEDEUTUNG GESCHENKT ALS FRÜHER? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ja, aber die integrierte Planung, das heißt unser Beitrag schon von der Planung an, macht dreißig Prozent der Aufträge aus. Der Großteil ist, akustische Nachsanierungen durchzuführen. Und die werden hinterher viel teurer. Als Beispiel: Eine integrierte Akustikplanung kostet mich rund 100 Euro pro Quadratmeter. Bei einer Nachsanierung muss ich mindestens vierzig Prozent mehr rechnen und man sieht es natürlich auch eher. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WELCHE PRODUKTE SETZEN SIE FÜR IHRE ARBEIT EIN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ich arbeite oft mit Kvadrat-Produkten, zum Beispiel Soft Cell. Das Produkt ist ästhetisch, es vermittelt eine visuelle und akustische Behaglichkeit. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZUR ERKLÄRUNG – DAS SYSTEM SOFT CELL BASIERT AUF EINEM ALUMINIUMRAHMEN, AUF DEM GESPANNTE TEXTILIEN DIE ABSORPTION VON GERÄUSCHEN UND DIE ÜBERTRAGUNG VON LICHT UND FARBE STEUERN. WIE LÄSST SICH DAMIT BEHAGLICHKEIT SCHAFFEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Behaglichkeit ist die Grundlage einer Leistungsmotivation. Ich werde gestört durch Blendung und Schall – das mindert Energie. Soft Cell ist nah am Zeitgeist, denn man kann jede Größe und jeden Stoff auf diesen Rahmen einsetzen. Das macht unsere Arbeit sehr flexibel. Dazu sorgt der Stoff für Wärme, Behaglichkeit und eine ansprechende Ästhetik. Damit kommen wir unserem Ziel näher: das Wohlbefinden des Menschen in seiner Umgebung zu stärken. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– GIBT ES VORHER- UND NACHHER-RESULTATE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ja, diese Resultate sind exakt durch Messungen verifizierbar. Für mich ist ein Gebäude dann schön, wenn die Menschen darin lächeln. Bauwerke sind genauso wie Individuen: Sie strahlen von innen. Ein krasses Beispiel für Akustik war eine Lagerhalle. Wir haben sie in ein behagliches Büro verwandelt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WAS BEDEUTET FÜR SIE SELBST STILLE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Stille ist zentral am intimen Arbeitsplatz. Aber nicht zu viel, ein guter HintergrundGeräuschpegel ist genauso notwendig, um zu aktivieren. Für mich ist wichtig, die Facetten von Kommunikation und Konzentration auszupendeln. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– BRAUCHEN BÜROS EINE SEELE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ja, und die kann man schaffen. Ich plädiere dafür: raus aus der Trostlosigkeit und rein in die behagliche Bürolandschaft! ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Dipl.-Ing. Architekt JENS-MICHAEL BAUMANN, 49 Jahre, ist einer der führenden Akustiker in Deutschland. Akkreditiertes Mitglied im Arbeitsgremium des DIN Deutschen Instituts für Normung e.V. Berlin Arbeitskreis – Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro – VDI 2569 Planungsbüro Weber Baum. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


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Office ohne Nadelstreifen _________________________

»Das oberste Ziel von SMC Alsop bestand darin, ein einzigartiges, dramatisches Gebäude zu entwerfen, das als Wahrzeichen dienen und diesem Teil von Southwark eine stärkere, positivere und pulsierende Identität verleihen sollte. Die Anordnung übereinandergestapelter Boxen bildet einen markanten Blickfang, insbesondere die auf die Blackfriars Road hinausragende oberste Box. Das Gebäude stellt einen dramatischen Abschluss von The Cut dar; es ragt unmittelbar vor den Passanten empor, die aus der U-Bahn-Station kommen. Die Südlondoner Skyline erhält durch das Gebäude neue Akzente.« Will Alsop, Architekt


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Jochen Wittmann –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Alles andere als ein typischer Bürobau: Palestra, ein 12-geschossiger Komplex in Südlondon, setzt neue Maßstäbe. Mit innovativer Fassadengestaltung und extravaganter Formgebung hat der britische Star-Architekt Will Alsop die Branche überrascht. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Bürobauten sehen häufig so aus wie ihre Benutzer: ordentlich, grau, unauffällig. Genau das kann man von Palestra nicht behaupten. Der 12-geschossige Bürokomplex im Londoner Stadtteil Southwark überrascht in Form und Farbe. »Wir tragen ja auch nicht jeden Tag graue Anzüge«, meint Baumeister Will Alsop, »warum sollen wir uns mit grauen Gebäuden abfinden?« Der für seine avantgardistischen Neigungen bekannte Architekt hat mit Palestra einen neuen Typus von spektakulärem Bürobau geschaffen, der beim Auftraggeber, am Markt und bei den Kritikern gleichermaßen Beifall erntete. Und daran hatte auch die Lichtlösung ihren Anteil. Bei den britischen »Lighting Design Awards 2007« wurde Palestra mit einer besonderen Erwähnung in der Sparte Arbeitsplatz ausgezeichnet. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mit seinen zwölf Geschossen, angeordnet um einen zentralen Gebäudekern, bietet Palestra rund 28 000 m 2 Bürofläche, die dem Nutzer ein Optimum an Flexibilität geben. Der Bauherr wollte ein »landmark building«, einen ikonischen Bau, und Alsop löste dies in der von ihm bekannten Manier. Es ist nicht nur die polychrome Fassadengestaltung, die das Gebäude unmittelbar ins Auge fallen lässt. Der Architekt entwarf Palestra als eine Anordnung dreier, übereinandergestapelter Boxen, von denen die oberste, dreigeschossige Box in dramatischer Weise siebeneinhalb Meter über den Gebäuderand auf die Blackfriars Road hinausragt. Die für Alsop typischen »tanzenden Säulen« am Gebäudeeingang komplettieren den avantgardistischen Ansatz. Durch die Tiefe des Gebäudes entstand gleichzeitig eine schwierige Belichtungssituation, die eine große Herausforderung für den Lichtplaner darstellte. Auch die Innenausstattung hatte höchsten Ansprüchen zu genügen, wobei in den Großraumbüros ein minimaler Einsatz von Farbe und ein maximaler Gebrauch von Tageslicht dominiert und so eine optimale Arbeitsplatzsituation schafft. Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist diese gegeben: Alsops Leuchtenauswahl fiel auf die energieeffiziente Einbauleuchte Mildes Licht IV – rund 6000 Einheiten wurden eingesetzt –, weil sie sowohl das Tageslicht ideal komplementiert und sich auch mit ihrem minimalistischen Design nahtlos in das Ensemble einfügt. Zudem sorgt Mildes Licht IV für eine angenehme Arbeitsatmosphäre durch die als gleichmäßig und natürlich empfundene Leuchtdichte im Raum und auf dem Bildschirm, was gerade in Großraumbüros ein wichtiger Faktor ist.

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Zn

30 Zinc

65,38


Durchblick __________

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Wie wir Nanotechnologie heute schon im Büro der Zukunft nutzen

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Sylvia Leydecker –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das Büro der Zukunft ist ohne Nanotechnologie nicht vorstellbar. Selbst unsere heutigen Computer wären ohne diese Schlüsseltechnologie nicht denkbar. Als Nanotechnologie wird heute populärwissenschaftlich die Forschung in der Oberflächenphysik, Oberflächenchemie, der Halbleiterphysik und in Gebieten der Chemie bezeichnet. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Es stellt sich also nicht die Frage, ob man diese Technologie benutzt, sondern wie man sie verwendet. Bereits 1989 manipulierte IBM einzelne Atome, was seinerzeit eine Sensation darstellte. Seither ist in der Nanotechnologie viel passiert und beeinflusst zukünftige Office Interiors, die sich von heutigen deutlich unterscheiden werden: Wie, das zeigen zwei kurze Szenarien: Der Arbeitsplatz der Zukunft denkt mit. Hocheffiziente Wärmedämmung, dauerhaft angenehme Lichtverhältnisse und energieeffizient gesteuerte Raumtemperaturen beeinflussen die zukünftige Arbeitsplatzatmosphäre genauso wie schadstofffreie und zudem gut riechende Raumluft, pflegeleichte und zum Teil antibakterielle Oberflächen sowie foliendünne Displays. Zugleich ist der Arbeitsplatz der ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zukunft sparsam! Deutlich reduzierter Energieverbrauch zur Klimatisierung und geringer Reinigungsaufwand sorgen für verringerte Kosten im Facility Management, verringerte Betreiberkosten für bessere Mieteinnahmen und damit profitablere Immobilien. Das cleane Office Interior, ökologisch korrekt, ökonomisch (auf der Gewinnerseite), übersichtlich, funktional, maßgeschneidert – perfekte Funktionalität, unauffällig in ästhetische und emotional ansprechende Interiors verpackt, erwartet uns. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Noch wird zu selten in entsprechenden Gesamtkonzepten gedacht, geplant und realisiert. Profitieren können von der zukunftsweisenden Technologie nur jene, die sie einsetzen und effizient nutzen. Denn Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind die großen Zukunftsthemen in der Architektur. Nanotechnologie ist als Schlüssel zur Umsetzung zu verstehen und bestimmt zukünftig auch den Bereich der Office Interiors.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zehn Beispiele, um die Nanotechnologie im Büro heute schon zu nutzen: ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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> > > > > > > > > > > > > > > > > Meetingraum im Büro 100 % interior ccflex-Wandbelag »Stardust« – einem der ersten neuen Muster aus zu erwartenden 2nd edition. > > > > > > > > > > > > > > > > >

> > > > > mit der noch > > > > >

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1. DURCHBLICK –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In die Fassaden von Bürogebäuden können photokatalytisch selbstreinigende Gläser integriert werden. Indem durch UV-Licht eine photokatalytische Reaktion in Gang kommt, wird aufliegender organischer Schmutz zersetzt. Er liegt nur noch locker auf und wird vom nächsten Regen durch einen ablaufenden Wasserfilm von der hydrophilen (wasseranziehenden) Oberfläche leicht abgewaschen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 2. SONNENSCHUTZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Bei störender Sonneneinstrahlung sorgen elektrochrome Gläser der Art »EControl«, in den Fenstern für angenehme Verdunkelung. Durch eine elektrische Schaltung wird die klare Scheibe schrittweise so weit abgedunkelt, dass noch Durchsicht besteht. Die ursprüngliche Transparenz lässt sich durch eine weitere Schaltung wiederherstellen. Während des Vorgangs fließt kein Strom. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 3. LICHTHELL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Angenehmes Tageslicht wird durch den Einsatz von mit Aerogel gefüllten Verglasungen erreicht. Transluzente Glaselemente sorgen ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– nicht nur für weichen und gleichmäßig gestreuten Lichteinfall, sondern funktionieren gleichzeitig als Hochleistungsdämmung, bei der sowohl Heiz- als auch Kühlaufwand deutlich reduziert sind. Das Füllmaterial Aerogel besteht fast zu 100 % aus Luft und sieht nicht nur spacig schön aus – es wurde auch bei der NASA entwickelt. Winzig kleine Poren bieten den eingeschlossenen Luftmolekülen keinerlei Bewegungsspielraum, woraus die extreme Dämmfähigkeit resultiert. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 4. Energiekosten senken –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der Energiebedarf durch Heiz- und Kühlaufwand wird darüber hinaus von Phase Change Materials (PCM) reduziert, die sich als Zuschlagsstoffe in Form von Mikrokugeln z. B. in Ausbauplatten oder auch im Putz befinden. Temperaturspitzen werden durch die Wärmespeicherkapazität abgepuffert und Raumtemperaturen gezielt gesteuert. Mikroverkapselte Latentwärmespeicher wie »Micronal« sind in der Lage, Energie »versteckt« zu speichern und an den Raum abzugeben oder auch aufzunehmen, sodass nur geringe Temperaturschwankungen erzeugt werden.

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 5. RAUMLUFT VERBESSERN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Raumlufttemperatur ist eines, Raumluftqualität, die international zunehmend hinsichtlich Geruchs- und Schadstoffen im Fokus steht, etwas anderes. Die luftreinigende Funktion von verschiedenen Oberflächen wie Teppich, Vorhängen, Farben und GKPlatten hilft, definierte Schadstoffe und störende Gerüche wie evtl. in der Raumluft vorhandenes Formaldehyd oder auch Nikotin abzubauen. Die Moleküle des Stoffes werden ganz einfach aufgebrochen und damit eliminiert. Das Sick-Building-Syndrom (SBS) und seine Folgen könnten damit eine vorübergehende Erscheinung gewesen sein. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 6. FOLIEN-BILDSCHIRME –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Solange es sie noch gibt, sind Screens völlig losgelöst vom Lichteinfall nach Lust und Laune platziert, weil eine Anti-ReflexBeschichtung vor störenden Spiegelungen schützt. Flache OLED-Folien (organic light emitting device/Organische lichtemittierende Dioden) ersetzen als energieeffiziente und großflächige brillante Displays heutige Flachbildschirme.

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C

6 Carbon

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 7. GROSSFLÄCHIGE BELEUCHTUNG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Im gleichen Zug werden OLED-Tapeten, die nur minimal Energie verbrauchen und gleichzeitig großflächig und hell leuchten, die Allgemeinbeleuchtung ersetzen. Selbstverständlich in allen gewünschten Farben und per Fernbedienung steuerbar. Andere farbige Oberflächen entstehen durch Effektpigmente und unterliegen einem stetigen Wandel. Temperaturempfindliche oder auch lichtempfindliche Farbe reagiert auf ihr Umfeld. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 8. BRANDSCHUTZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Er erfordert keine gesundheitsunzuträglichen Flammschutzmittel mehr, die die Raumluft belasten. Schwer entflammbare Materialien entstehen durch glasartige Ummantelung aus einer ultradünnen Beschichtung. Ein schwer entflammbarer, stoß- und wasserfester, dabei diffusionsoffener Wandbelag aus Nanokeramikpartikeln (ccflex) ersetzt die heute übliche Glasfaser und im Sanitärbereich sogar Fliesen. Dort sind sogenannte Easy-to-Clean-(ETC-)Oberflächen, die sich durch geringe Anschmutzbarkeit und leichte Reinigung auszeichnen, verbreitet. Ihre Oberfläche ist hydrophob (wasserabstoßend) ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

12,011

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– und lässt Wasser einfach abperlen. Um die dauerhafte Haltbarkeit zu gewährleisten, ist sie hoch kratzfest und besitzt damit eine erhöhte Abriebbeständigkeit. Edelstahloberflächen wirken gepflegt durch eine ultradünne Antifingerprint-Beschichtung. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 9. BAKTERIENKILLER –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Händewaschen ist nach wie vor erwünscht – dennoch sind sämtliche Griffe und Schalter sowie PC-Tastaturen antibakteriell beschichtet und machen sich ansiedelnden Bakterien das Leben schwer. Sie werden zerstört und können durch eine Antihaft-Funktion auch nicht liegen bleiben, um einen Bakterienleichenfilm zu bilden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 10. RESSOURCENSCHONUNG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Sie ist von der Produktion bis zum Materialverbrauch auch beim Mobiliar von Schreibtisch bis Drehstuhl angesagt. Ein Anfang ist mit dem Stuhl »Myto« der BASF gemacht, der aus einem mit organischen Nanopartikeln versetzten Kunststoff besteht und im Spritzgussverfahren produziert wird. Das Fließverhalten und die Verarbeitungstemperatur des neuen Kunststoffes »Ultradur ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


Pb

82 Lead

207,2

As

33 Arsenic 74,244

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Highspeed« wurden so beeinflusst, dass letztendlich der Energie- und Materialverbrauch deutlich reduziert ist. Die Stabilität wird allerdings noch durch zugesetzte Glasfasern erreicht. In weiterer Zukunft werden generell nanotube-(CNT-)verstärkte, extrem stabile und gleichzeitig leichte Kunststoffe die heutigen Kunststoffe ersetzen. Derartig leichte, aber gleichzeitig extrem stabile Materialien erlauben filigrane Strukturen und sind äußerst ressourcenschonend. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– MÖGLICHKEITEN, DIE HEUTE SCHON DAS OFFICE VON MORGEN GESTALTEN KÖNNTEN. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schon heute würden konsequent zukunftsweisende Materialien und Oberflächen die neuen Arbeitsplätze prägen – doch noch arbeiten wir in der Spanplatten-Steinzeit. Funktionale Oberflächen und Hightech-Materialien sind greifbare Zukunft. Architekten und Innenarchitekten haben es in der Hand, Bauherren auf die konkreten Möglichkeiten und die damit verbundenen Vorteile aufmerksam zu machen und darüber hinaus produzierenden Firmen Anstöße für Entwicklungen zu liefern. Die Basis kommt aus der im Idealfall anwendungsbezogenen Forschung. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Fe

26 Iron

55,845

Au

79 Gold

196,97

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Alle zusammen formen das Future Office Interior. Kommunikation macht den Anfang – angesichts der ständigen Debatten um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist Handeln gefragt! ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx SYLVIA LEYDECKER, Dipl.-Ing. Innenarchitektin BDIA, studierte in Wiesbaden und Jakarta und ist Autorin des Birkhäuser-Buchs »Nanomaterialien in Architektur, Innenarchitektur und Design«. In ihrem Kölner Büro »100 % interior«, das sie 1997 gründete, konzipiert sie kommunikative Räume, die die Unternehmensidentität im Sinne der Corporate Identity widerspiegeln. Sylvia Leydecker ist Spezialistin für den Einsatz innovativer Materialien und Techniken. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx




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Grundlegende Tatsachen ______________________

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Ideen für Webteppichböden im zeitgemäßen Büro

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Thomas Trenkamp –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wohltuendes Interieur steigert Motivation und Effizienz in der Arbeitswelt. Eine alte Weisheit, die an Aktualität nichts eingebüßt hat. Doch was tut wohl und wie gelingt die Einrichtung in einer Zeit, die sich an Geschwindigkeit und Informationsvielfalt ständig zu überholen scheint? Eine Frage, die sich jeder Hersteller von Büroeinrichtungen immer wieder stellt, die jeden Architekten und Designer bewegt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schnelle Datenleitungen, gut verpackte Medientechnik, wechselnde Arbeitsplätze und mobile Möbel organisieren mehr und mehr den Arbeitsalltag. Für diese virtuell und schnell werdende Welt den passenden Boden zu bieten, verlangt vor allem Gespür für Handwerk und Qualität. Denn hier, auf dem Boden der Bewegung, liegt die Wurzel des Tuns. Eine Herausforderung, die mit gutem Design und ausgewähltem Material allein heute nicht mehr zu bewältigen ist. Mehr denn je sind Eigenschaften gefragt, die Belastung und Tempo reduzieren, die Gesundheit fördern und für Entschleunigung im Alltag sorgen. So folgt die Entwicklung eines Teppichbodens nicht nur dem internationalen Maß an Design, sondern vor allem dem menschlichen Maß. Wir erleben derzeit ein Revival an Natürlichkeit und Wärme. Ein Trend, der den Einsatz von Webteppichböden in Büros begünstigt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DESIGN UND GEFÜHL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hat die Moderne im 20. Jahrhundert vor allem harte Materialien und klare Formen ins Zentrum von Architektur und Interieur gerückt, so ist heute längst klar, dass im Spiel aus Ying und Yang die Spannung zur Bewegung erwächst. Hart und weich, Ruhe und Tempo, Logik und Emotionalität ergänzen einander für ausgewogene Verhältnisse – im Leben wie im Interieur. Der Wunsch nach organischer Gestaltung gehört als Gegenpol schon immer zur Sachlichkeit. Denn warme, natürliche Ober––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– flächen vermitteln ein angenehmes Gefühl. Als Grenzgänger zwischen Industrie und Romantik, Klarheit und Sinnlichkeit bringt der Webboden ein Wohlgefühl mit seinen Texturen und Farben. Hier setzt Carpet Concept mit seiner Designentwicklung an. Gewebte Strukturen, hergestellt mit innovativen Techniken, sowie fließende Dessins und sensible Muster zeichnen den Stil der Kollektionen aus. Die Herausforderung für zeitgemäßes Bodendesign besteht darin, authentischen Charme mit einer Überraschung auf den zweiten Blick zu verbinden: unaufdringlich und selbstverständlich auf der einen Seite und Ausstrahlung einer ganz individuellen Haltung auf der anderen Seite. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Moderne hat uns mit der Vertreibung des Ornaments eine neue Gestaltungswelt geschenkt: Sobald nicht mehr Dekoration im Vordergrund steht, erfindet man zwangsläufig ein neues Produkt. Modische Teppiche gab es genug. Intelligente, nützliche und moderne Bodenbeläge jedoch fehlten. Gutes Design entsteht dabei auf der Basis intelligenter und technischer Konstruktion. Das Nachvollziehbare ist häufig einfach, aber schwer zu machen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– HANDWERK UND NUTZEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Weben gehört zu den ältesten Verfahren, um Teppichböden herzustellen. Zwei Fäden, die längs laufende Kette und der quer laufende Schuss, verkreuzen sich in einem Winkel von 90 Grad. Damit der Teppichflor entsteht, wird zu diesem Grundgewebe ein Polfaden senkrecht eingearbeitet. Dieser synthetische oder Wollfaden bildet eine Schlingenoberfläche oder wird zum Velours aufgeschnitten. Heute lebt das über Jahrhunderte bewährte Webhandwerk durch neue Materialien und Methoden der Fertigung sowie durch industrielle Logistik. Computergesteuerte Webstühle bringen Präzision und Geschwindigkeit. Das Geheimnis guter Webböden besteht jedoch nach wie vor in handwerklicher Meisterschaft. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der Nutzen für eine ergonomisch sinnvolle und gesunde Einrichtung ist vielfältig, daher beweist der Teppichboden in Büros und Objekten mehr denn je seine Tauglichkeit. Teppichböden steigern den Komfort und fördern die Gesundheit. Dank dichten Materials steigt die gefühlte Temperatur um bis zu zwei Grad gegenüber Räumen mit Hartbodenbelag. So sinken die Heizkosten. Zudem leisten sie einen wirksamen Beitrag zur gesunden Raumluft, da sie durch die eingesetzten Materialien die Feinstaubbildung reduzieren. Luftdurchlässige Klimamodule, patentiert durch Carpet Concept, dienen der Akustikund Wärmeregulierung. Ihre Fähigkeit zur Schallabsorption übersteigt die aller Hartböden um ein Vielfaches. In der hoch beanspruchten Arbeitswelt Büro tragen gute Webböden zur Schonung von Wirbelsäule und Gelenken bei. Sie sind antistatisch und halten durch ihre Konstruktion größten Belastungen stand. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– QUALITÄT UND WERT –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Was ein Boden sein Leben lang leistet, entscheidet die Herstellung. Hochwertige Markenfasern sichern die Widerstandsfähigkeit und eine lange Lebensdauer. Das veredelte Material kann selbst starker Sonneneinstrahlung widerstehen. So bleibt die Farbigkeit dauerhaft erhalten. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Für den ästhetischen Wert sorgt die konsequente Produktentwicklung. Klassisch modernes Design sichert weltweit die gestalterische Langlebigkeit der Kollektionen. Die so entstehenden Produkte sind authentisch im Design und dauerhaft im Charakter. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx THOMAS TRENKAMP, geschäftsführender Gesellschafter, gründete 1993 das Unternehmen Carpet Concept. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < Carpet Concept verbindet innovative Materialien und überraschendes Design. Davon zeugt auch der Webteppichboden Ply im Design von Carsten Gollnick. Ply überrascht mit plastischer Gestaltung am Boden. Die Kombination verschiedener Webarten modelliert geometrische und amorphe Formen. Der Boden vereint die Eleganz der Schlinge mit dem Charme des Velours. Durch den partiellen Verzicht auf gewebte Noppen tritt der Fond zutage und wird selbst zum gestaltenden Element. Neue Webtechnik und Bindung gewährleisten die Stabilität. < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < In der Carpet-Concept-Teppichfabrik im Thüringischen Münchenbernsdorf ist die textile Seele von Carpet Concept zuhause. Hier wird entworfen, geprüft, korrigiert, produziert und konfektioniert. < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <


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Zukunft heiĂ&#x;t Office-Sharing ____________________________ Interview mit Monika Lepel


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»Wer baut, gestaltet Zukunft«, sagt Monika Lepel, Innenarchitektin. Das Büro der Zukunft repräsentiert für sie nicht Selbstzweck, sondern kluges Marketing und Firmenkultur.

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– IST DAS BÜRO HEUTE WIEDER EIN PLATZ FÜR EMOTIONALITÄT? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Monika Lepel: Büros waren immer ein Platz für Emotionalität. Heute steht man mehr dazu und erkennt, dass Emotionen für einen dauerhaften Erfolg wichtig sind. Oft wirkt die Emotionalität im Büro jedoch aufgesetzt – für das eigene Erleben und Denken bleibt wenig Raum. Uns beschäftigt deshalb die Frage: Wie schaffe ich Räume, die es meinen Mitarbeitern erlauben sich mit ihren eigenen Ideen und Möglichkeiten kulturell und emotional zu verankern –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WELCHE BEDÜRFNISSE SPIELTEN DAMALS, SPIELEN HEUTE EINE ROLLE? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Was sich ganz stark verändert hat: Früher gab es Bekenntnisse. Zum Beispiel zu einem Großraum kontra Einzelbüro, sie kamen meist von dem Unternehmer selbst. Heute ist es differenzierter, wir suchen die Mitarbeiter-Beteiligung. Die Frage, die ich zu Beginn immer wieder stelle: Wie sind die Arbeitsmethoden? Ohne ein Organigramm können wir gar nicht anfangen. Das hilft uns, Aufgabenverteilung und Kommunikationsbeziehungen zu verstehen. Zentral ist doch: Wer baut, gestaltet Zukunft: Welchen Arbeitsformen bieten wir Raum? Wie möchten Unternehmen in Zukunft von innen und außen war genommen werden? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE GEHEN DIE ARCHITEKTEN HEUTE MIT DEM FAKTOR EMOTIONALITÄT UM? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Indem wir uns mit dem Bauherren austauschen. Welche Persönlichkeit hat das Unternehmen? Die »persona« im antiken Theater war die Maske, die nicht nur die Rolle festlegte, sondern auch die Stimme verstärkte, so dass sie im ganzen Theaterrund zu hören war. Wir versuchen, durch Räume etwas von dieser Persönlichkeit abzubilden. Die Idee ist, Innenarchitektur als Marketing, als Werkzeug zu begreifen. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– IST DAS WERKZEUG FÜR RÄUME AUCH DESIGN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Vielleicht. Aber unser Ziel ist es ja nicht, uns selbst darzustellen. Nicht jedes Büro darf ein Feuerwerk von Ideen sein, die sich aufdrängen und später zur Belastungen werden. Es geht eher um die Polarität: Auf der einen Seite das Werkzeug und Marketing, auf der anderen Seite Träume wahr zu machen. Design bedeutet für uns mit Proportionen, Materialien Licht und Klang Räumen unverwechselbares Leben einzuhauchen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DIE NONTERRITORIALEN FLÄCHEN, DIE SCHWIMMENDEN ARBEITSPLÄTZE SPIELEN HEUTE IM BÜRO EINE GROSSE ROLLE. WIE GEHEN SIE DAMIT UM? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das Bedürfnis nach Differenzierung ist stärker geworden. Das permanente Exponiertsein wird nicht mehr toleriert. Gebäude und Büros werden heute systemgemischt, so ist die Veränderung von Anfang an geplant. Veränderung als Teil der Entwicklung zu betrachten, ist ein großer Schritt nach. Wir versuchen Freiräume zu geben, um Arbeit in wechselnden Konstellationen sichtbar zu machen und zu fördern. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– FREIRÄUME – JENE FELDER, DIE KEINEM ZWECK ZUGEORDNET SIND – WIE EIN KOPIER- ODER KAFFEEPLATZ GEHÖREN JA OFT ZU DEN ERFOLGREICHSTEN MEETING-PLÄTZEN. WAS ZEICHNET DIESE KOMMUNIKATIONSBEREICHE DER ZUKUNFT AUS? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Diese Freiräume sind Dreh- und Angelpunkte, an denen Kommunikation und Identifikation stattfinden. Sie werden heute immer wichtiger, denn dort erleben wir Inspiration und visuelle Belebung. Wir legen nicht nur sehr viel Wert auf die Gestaltung, sondern auch auf die Lage dieser Räume. Man trifft sich dort, wo sich Wege kreuzen. Was muss da passieren? Man darf keine Tür zumachen. Es muss ein Bereich sein, der verschiedene Situationen zulässt. So wie ein Bahnhof – da muss man anhalten. Ein Boxenstopp - man unterhält sich zunächst privat, dann arbeitsbezogen. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > Mut tut gut – für die Kantine des Kabelnetzbetreibers Unitymedia wählten Lepel & Lepel leichte Möbel, kontrastierten sie mit riesigen Lampen und verliehen dem Raum so eigenen Charme und Witz. Die Mitarbeiter wissen es zu schätzen – immer mehr buchen den Raum für Feiern und Feste. > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– GIBT ES IN DEN FIRMEN GENUG MUT ZU FREIRÄUMEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das ist eine Frage der Firmenkultur. Entscheider geben mit dem Mut zu Freiräumen Signale an ihre Mitarbeiter. Bei unserer Planung für den Kabelnetzbetreiber Unitymedia haben sehr viel Wert auf die Meetingpoints gelegt und strategisch geplant, wie die Aneignung gelingen kann. Aufenthaltsqualität wird dort nicht nur durch eine Espressomaschine definiert, sondern dadurch, dass auf allen Ebenen vermittelt wird: »Es ist ok, dass Du hier stehst.« –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WER SICH AM ARBEITSPLATZ WOHL FÜHLT, IST NACH DEM FRAUNHOFER INSTITUT UM RUND 54 PROZENT PRODUKTIVER. WIE KANN MAN DIESE BEREICHE NOCH WEITER STÄRKEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ein Meetingpoint kann so gut sein, wie er will, wenn sich darüber hinaus keiner Gedanken macht, ob ich beispielsweise an meinem Hauptarbeitsplatz mit dem Rücken zur Tür sitze, wird meine Produktivität trotzdem noch eingeschränkt sein. Wichtig ist, sich die Abläufe im Büro vor Augen zu halten. Noch sind zum Beispiel die Retreats, die Rückzugsgebiete, bei Firmen eher selten. Sie sind aber ein kommender Schritt. Doch schon heute ist zentral, technische Neuerungen zu berücksichtigen und einzugliedern. Ein Beispiel: Früher konnte ein Mitarbeiter im Büro nur über die Zentrale erreicht werden, heute nehmen die meisten ihre Handys mit und können jederzeit angerufen werden. Wenn ich das als Unternehmen toleriere, muss ich auch die Plätze dazu schaffen. Eine offene Bürostruktur muss dann mit Geschlossenheit konterkariert werden, mit Rückzugsgebieten. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– BRAUCHEN FRAUEN UND MÄNNER EIGENTLICH UNTERSCHIEDLICHE FORMEN VON BÜROEINRICHTUNG UND SITUATION? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Frauen organisieren sich anders als Männer. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Männer nehmen Büro als Lebensraum an und identifizieren sich stärker mit dem Arbeitsplatz. Frauen richten ihr Büro eher persönlich ein, oft gleicht es einem Wohnzimmer. Wenn wir zum Kern oder der Persönlichkeit eines Unternehmens vorrücken, ist es jedoch nicht mehr von Bedeutung, ob Frau oder Mann hier arbeiten, dann funktioniert es für beide. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ETWA 85 % DER DEUTSCHEN ARBEITEN IM SITZEN. VIELE KRANKHEITSFÄLLE RESULTIEREN DARAUS. MEDIZINER RATEN, IM STEHEN ZU ARBEITEN – WIE SETZEN SIE DAS UM? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Indem wir uns an den nordeuropäischen Nachbarn orientieren und höhenverstellbare Arbeitsplätze empfehlen. Im mittleren Management ist in der Regel bereits ein Steh-Arbeitsplatz vorhanden. Ein zweiter Faktor ist: Durch Planung der Räume Bewegung zu integrieren; Unterlagen in gemeinsamen Archivbereichen unterzubringen, sodass man aufstehen muss, um sie zu holen. Wir arbeiten seit über fünf Jahren in dieser Form. Dazu gehört auch, Treppenhäuser so zu gestalten, dass man Lust hat sie zu benutzen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– IST »THINKING GREEN« AUCH EIN THEMA FÜR DAS BÜRO DER ZUKUNFT? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Green Office heißt für mich: strahlungsarme Geräte, emissionsarme Rohstoffe, vernünftiges Klima. Schade ist nur, dass man »green« in der Regel nicht sieht. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist für mich sehr »green«. Das heißt Qualität –und bedeutet für mich, mehr Angebote zu machen für Menschen, die ökologisch denken. Zum Beispiel mindestens so gute Fahrradabstellplätze zu schaffen, wie es Autostellplätze gibt. Dazu eine Dusche und Umkleidekabine im Haus anzubieten. »Green Building« würde für mich heißen, durch das Gebäude Anlass zu geben, den Energieverbrauch neu zu denken und umzuwandeln. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– WIE KÖNNTE FÜR SIE DAS OFFICE DER ZUKUNFT AUSSEHEN? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Für mich ist die Zukunft das Office-Sharing. Man kann es wie ein Carsharing begreifen – als Kooperationsmodell und zugleich als strategische Vernetzung der Arbeitsfelder. Mein Credo ist: Die Bürowelt fungiert wie ein Stadtgrundriss. Es gibt einen Marktplatz, eine Kirche und Magistrate. Die Office-Sharing-Themen werden sich rund um den Marktplatz ansiedeln. Dort werden interdisziplinäre Berufsfelder strategisch miteinander vernetzt. So entsteht Neues und wir erleben Inspiration. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx MONIKA LEPEL führt zusammen mit ihrem Mann Reinhard Lepel seit 1994 das Büro Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur in Köln. Unter dem Leitgedanken „Beziehungen bauen“ widmen sie sich insbesondere dem richtigen Auftritt von Unternehmen. Durch die Zusammenarbeit von Architekten und Innenarchitekten entstehen für unlösbar scheinende Projekte ganzheitliche und überraschend neue Gedanken. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < Bild vorherige Seite: Frischer Wind in altem Traditionsunternehmen – für das Bauunternehmen Friedrich Wassermann Anton Bausinger in Köln gestaltete das Büro »Lepel & Lepel« den Besprechungsraum neu: Ein transparentes Oval inszeniert den Raum, den schon zwei Generationen der Bausingers benutzten. Sie präsentieren die neuen Ideen Anton Bausingers des Juniorchefs und unterstreichen mit leichten Möbeln, Licht und einem theatralischen Boden sein markantes und eigenständiges Profil. < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <


Wohin wird sich _______________ das Arbeitsleben entwickeln? ____________________________


Forschung ist eine kollektive Leistung ______________________________________

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– sagt Gunter Henn –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Forschung ist Teamarbeit, ihre Ergebnisse sind eine gemeinschaftliche Leistung von Forscherpersönlichkeiten mit unterschiedlichen Aufgaben, Spezialisierungen und Interessen. In dieser Zusammenarbeit steckt ein Potenzial, das sich nur dann voll freisetzen lässt, wenn die Forschergruppe ihre Beweglichkeit ausspielen kann. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Diese Beweglichkeit besteht in drei Punkten: Zunächst einmal gruppieren sich einzelne Forscher um ein Thema, jeder leistet seinen Beitrag, kommuniziert ihn und reagiert auf andere Forscher. Durch die Vernetzung ist es möglich, hochkomplexes Wissen zu erzeugen und für andere bereitzuhalten. Diese sehr aktive Bewegung innerhalb der Forschergruppe ist eine Sammlung auf ein Thema hin. Zur gleichen Zeit ist eine so konzentrierte Forschergruppe permanent auf der Suche nach Ideen, Informationen und Anregungen von außen. Ständig fließt Information in die Forschergruppe ein oder wird an andere Teams weitergegeben. Man könnte von Diffusionsbewegungen sprechen. Gerade die Formation als Forschungsteam bietet den Vorteil einer vergrößerten Angriffsfläche für den produktiven Informationsfluss nach innen und außen. Schließlich muss es leicht möglich sein, dass sich eine Forschergruppe auflöst und neu formiert, falls ein neues Thema diese Umorganisation verlangt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die architektonische Gestaltung des Raums aktiviert genau diese für eine effektive Zusammenarbeit notwendige Beweglichkeit. Der Raum ist nicht mehr bloß eine Unterbringung für Einzelne, die nur dem Namen nach ein Team bilden. Vielmehr »bewegt« der architektonische Raum die Forscher dazu, sich zu sammeln, auszutauschen und – wenn nötig – neu zu formieren. Der Raum bietet ganz klar Punkte an, wo sich Forscher zur konzentrierten Forschungsarbeit um ein Thema gruppieren können. Der architektonische Raum macht je––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– dem einzelnen Forscher den gegenwärtigen Stand des kollektiven Denkprozesses verfügbar. So hat er Angriffspunkte für seine Ideen und kann aktiv an der Entwicklung eines Produkts teilnehmen. Der Raum schafft Platz für die freie Suche nach Information. Jeder Forscher braucht den Dialog, die Begegnung mit anderen Forschern, die ihm neue Ideen einbringt oder seine Arbeit neu verstehen lässt. Die architektonische Gestaltung eröffnet ihm Foren für seine Ideen und Fragen. Ist die Arbeit an einem Thema abgeschlossen, erleichtert der Raum durch eine nicht zu strenge räumliche Zuordnung das Finden einer neuen Organisationsform. Die Konzentrationspunkte im Raum bieten bei der Neuformierung eine Orientierungshilfe, denn dort zeichnet sich die Gesamtbewegung der Forschungsarbeit ab. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Forschung braucht den Wechsel von Konzentration und Kommunikation. Die architektonische Lösung gibt dem Forschungsteam die größtmögliche Bewegungsfreiheit, dadurch kann die Leistung jedes einzelnen Forschers in die Zusammenarbeit eingehen und voll zur Geltung kommen. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx PROF. DR. GUNTER HENN studierte Architekturund Bauingenieurwesen in München und Berlin, promovierte an der TU München; 1979 eröffnete er das Büro Henn Architekten, heute in München und Berlin. Schwerpunkte sind Bauten für Forschung und Lehre, Produktion und Entwicklung, Verwaltungsbau und Corporate Architecture. Er ist Professor an der TU Dresden. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


08.07.2008

18:21 Uhr

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MeiréundMeiré

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Symetrics Architecture Modules Options the SPIRITof WATER Bei SYMETRICS bilden nicht die einzelnen Armaturen den Mittelpunkt, sondern der Raum als Ganzes. Er wird durch ein festes Raster definiert, an dem alle SYMETRICS Armaturen und Accessoires ausgerichtet sind. Dadurch gibt es keine willkürliche Anordnung sondern strukturierte Planungssicherheit. Mit Modulen und Komponenten für eine Vielzahl von Anwendungen im Bad. Das SYMETRICS Programm wurde von Sieger Design gestaltet. Den SYMETRICS Prospekt erhalten Sie bei Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Köbbingser Mühle 6, D-58640 Iserlohn, Telefon +49 (0) 2371 433 - 0, Fax +49 (0) 2371 433-232, E-Mail mail@dornbracht.de, www.dornbracht.com


Is the future long or is it wide? _________________________________

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Fragt sich Swantje Kühn –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mit dem Übergang von der Industriegesellschaft zur Mediengesellschaft hat sich die Arbeit grundlegend geändert. Aus dem linearen und prozessorientierten Schaffensprozess der Moderne ist in der Nachmoderne eine kybernetische Kommunikationsstruktur entstanden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Für den Erbringer von Arbeit hat dies weitreichende Bedeutung, der Solist von einst ist heute Teil eines Teams, dessen Qualität erst durch den Gleichklang aller Akteure definiert wird. Galten früher Teamfähigkeit, fremdsprachliche Begabung und Medienkompetenz noch als Sonderfähigkeiten, so sind diese heute Basisvoraussetzungen für jede Beteiligung an der Wertschöpfungskette einer modernen Dienstleistungsgesellschaft. Das »Team of Stars«, in dem jeder der Hauptdarsteller sein möchte, ist weitgehend dem Verständnis von einem »Star Team« gewichen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Den weitaus stärksten Einfluss auf diese geänderte Arbeitswelt übt dabei die Computertechnologie aus, erst sie lässt uns omnipotent und omnipräsent werden. Viel schneller als jede andere Technologie in der Vergangenheit ändert sie unser Leben und unser Verhalten, der Hebel der Entwicklungsschübe ist exponential. Sie ändert damit auch unsere Arbeit und ihre Prozesse, Gesellschaften werden asynchron und verkehren miteinander in einem neuen und globalen Vokabular des WWW. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mit unseren Handlungsspielräumen verlagern sich aber konsequenterweise auch die Orte unserer Handlungen, neben etablierten Märkten der Architekten liegen die Zentren unseres Schaffens heute zunehmend in den Schwellenländern, in China, dem Nahen Osten und in Russland. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Doch nicht nur der Ort unseres Handelns, sondern die Größe und Komplexität der einzelnen Aufgaben scheinen mit der Entfernung ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– zu wachsen. Die Kommunikationssysteme ermöglichen dabei, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, ja – sie beschleunigen selbst die Abläufe immer weiter. Das Büro des Architekten reagiert durch neue Strukturen: Aus der klassischen, top-down-dirigierten, hierarchisch gegliederten Kommandostruktur entsteht eine flach gegliederte Organisationseinheit, die als kollektive Intelligenz in der Lage ist, die neuen Aufgabenstellungen für die Zukunft neu zu lösen. Gibt es dann in dieser Struktur noch Platz für den Solisten, als der wir doch alle angefangen haben? In steigendem Maße! –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Nach außen erscheint er nämlich umso mehr gefragt, als die Mediengesellschaft nach erkennbaren Individuen sucht, sind es doch in der Flut verfügbarer Informationen und Daten gerade die Persönlichkeiten, die polarisieren und Orientierungshilfe geben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Und nach innen? Bezogen auf den Solisten selbst? Auch hier entstehen neue Freiräume, gerade durch die neue Art zu arbeiten. Allein die Vernetzung erlaubt den Solisten, sich auf Weniges und Wesentliches zu beschränken, wegzuschneiden, was andere besser können, zum Einfachen zurückzukehren und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen: unseren Optimismus und die Gabe, in allen Dingen das Potenzial für Verbesserung zu entdecken; die Gabe, Räume zu entwerfen, die noch Generationen später das Leben bereichern. Und die Gabe, die eigene Arbeit als Ausdruck innersten Wollens und Werdens zu empfinden. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx SWANTJE KÜHN, Prof. Dipl.Ing. Architektin, ist Professorin an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe für Architekturtheorie/Entwurf, zugleich Partnerin des Architekturbüros GKK+Architekten in Berlin, die national und international tätig sind. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


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GRAFT-Architekten setzen auf: _____________________________ Interdisziplinäres Arbeiten ___________________________

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thomas Willemeit beschreibt, warum. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wir leben in einer Zeit, in der die individuelle Identität eines jeden zunehmend beeinflusst wird von einem letztlich unvorhersehbaren und gänzlich unkontrollierbaren gesellschaftlichen globalen Umfeld. Im globalen Kontext ist daher ein wachsendes Spektrum zwischen zwei sehr verschiedenen, im Folgenden skizzierten Arbeitsrealitäten anzutreffen: –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Während der Archetypus von Arbeit im »Opfern von Lebenszeit und Arbeitskraft gegen Bezahlung« als etwas deutlich oder zumindest tendenziell Negatives subsumierbar ist, verschiebt sich das Ideal von Arbeit in westlichen Gesellschaften schrittweise hin zu einem »Meistern von Herausforderungen als Werkzeug für die individuelle Weiterentwicklung«. Schon sprichwörtlich erfordert lebenslang erfüllende Arbeit »Lebenslanges Lernen« und im Idealfall treffen gesellschaftliche Bedürfnisse auf persönliche Interessen. Die Beziehung zwischen beiden scheint jedenfalls offensichtlich zu sein. Persönliche Neugier und ein Umfeld von Chancengleichheit scheinen dafür die wesentlichsten Konstanten zu sein. In der Auseinandersetzung mit verschiedenartigen lokalen sowie globalen Einflüssen, angereichert durch neue Begrifflichkeiten aus wechselnden Lebensräumen und den Medien, werden gesellschaftliche Herausforderung und die Identität, das Image von Arbeit fortlaufend transformiert. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Auch die Umstände und Rahmenbedingungen für das, was wir Arbeit nennen (die auf einen bestimmten Zweck hin ausgerichtete Lebenszeit), lösen sich mehr und mehr von ihren fest verzweigten Wurzeln; durch technologischen Fortschritt sind wir weniger an Raum gebunden, durch verstärkt interdisziplinäre Netzwerke weniger an Zeit und somit in der Lage, schnell, flexibel und doch gezielt auf entsprechende Herausforderungen reagieren zu können. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mit Blick auf diese tägliche Arbeitspraxis stellen wir daher die traditionellen Grenzen immer stärker infrage, sind es doch gerade die interdisziplinären Arbeiten und Methoden, welche in der Lage sind, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Daher besteht unsere Arbeit vor allem aus der Idee der Kollaboration und Synergie, bei der unterschiedliche Einflüsse, Stile und Wege, Geschmäcker und Kulturen, die im Dialog und der Analyse zu immer neuen Erkenntnissen und Beziehungen führen, zu den entscheidenden Motoren werden. Ein »Infragestellen«, die Kultur der Thesen und Gegenthesen, scheint in einem Umfeld vielschichtiger Fragestellungen immer noch am besten geeignet, Synthese und qualitative Komplexität zu ermöglichen. Der Reichtum eines solchen Prozesses erlaubt es erst, das Meistern von Einzelphänomenen zu einem Ganzen zu fügen; so verschmilzt im besten Fall das Individualphänomen (das Individuum) mit einer neuen, einzigartigen Form – Arbeit, entstanden aus ihren Umständen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Es ist dieses Ergebnis und gerade der Weg, der dorthin führt, der GRAFT fortwährend antreibt; sich weiterzuentwickeln und neu zu definieren. Wir sind stets erneut auf der Suche nach der nächsten Inspiration, dem nächsten »high«, verweigern uns den traditionellen, virtuellen und wirklichen Grenzen in der Arbeitswelt, um so in der Lage zu sein, eine sich ständig ausdehnende Palette an Lösungen in unserer Arbeit zu erzielen. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx GRAFT ist ein renommiertes Architekturbüro, das 1998 von Thomas Willemeit, Lars Krückeberg und Wolfram Putz in Los Angeles gegründet wurde. Die drei BDA-Architekten, die 2007 den Interior Design Awards gewonnen haben, konnten schon viele große Projekte in den USA, Asien und Europa realisieren. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx



Büro-Orte _________

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Software muss in der Internet-Welt einfach und schön sein – so wie die Bürohäuser, in denen sie entwickelt wird

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Walldorf ist ein Ort, der sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Das teilt er mit einem seiner größten Sprösslinge: Johann Jakob Astor wanderte von hier aus im 19. Jahrhundert in die USA aus, um später mit dem Hotel Waldorf-Astoria in New York ein Imperium zu gründen.

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ein Imperium gründete auch ein anderes Unternehmen: SAP, der größte deutsche Software-Konzern, baute am südlichen Ortsrand hinter grünen Feldern seinen ZukunftsCampus. Heute arbeiten in der »SAP-City« Walldorf in Nordbaden 3000 Entwickler an Software für die betriebliche Steuerung. Ihr Sitz: Ein Bürogebäude, das die HäusslerGmbH aus Stuttgart realisierte. Mit rund 2100 Büroarbeitsplätzen, 24 Konferenzräumen und einem Casino für 1500 Menschen. Auch der neue Komplex Campus II ist inzwischen Wahrzeichen der Stadt. Er nimmt jeweils zwei sternförmig angeordnete Bürohäuser ein. Der Name Campus ist übrigens Programm. SAP pflegt eine enge Zusammenarbeit mit den Universitäten und stellt für Forschungs- und Lehrzwecke Software-Lizenzen kostenlos zur Verfügung. An der Universität Karlsruhe, der Humboldt-Uni Berlin und der TU Dresden hat SAP sogar Existenzgründer-Lehrstühle eingerichtet.

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Hinter den Bürotüren im kleinen Walldorf werden dagegen weltumspannende Netzwerke geknüpft: Die Computerprogramme von SAP sind zum internationalen Standard für betriebswirtschaftliche Steuerung und Planung von Großunternehmen in der ganzen Welt geworden. Für die Programmentwickler selbst wurde deshalb der höchste Bürostandard eingefordert. Zentral waren ein gutes Raumklima, eine vernünftige Raumakustik und eine flexible Raumaufteilung. Um die Balance zwischen Wohlgefühl und Arbeitskomfort auszutarieren, lieferte die Firma Silent Gliss einen ästhetischen Sicht- und Blendschutz, der die großen Glasfronten im Arbeitsbereich zu einem einheitlichen Bild verschmelzen lässt. Darüber hinaus setzte der Schweizer Spezialist für Beschattung ein Faltpaneel-System für die Konferenzräume ein, das den Blick nach außen flexibel ermöglicht oder auch verschwinden lässt. So entsteht mehr Konzentration und Intimität für ein boomendes Software-Unternehmen, das sich durch zukunftsorientierte und flexible Arbeitsplätze in der 14 000 Einwohner zählenden Stadt nahe Heidelberg auszeichnet. »Das Herz der SAP-Entwicklung schlägt in Walldorf«, sagt Firmensprecher Markus Berner. »Hier setzt sich keiner mehr ins ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– stille Kämmerlein und kommt nach Monaten mit einem Ergebnis heraus. Die Art von Software, die wir erstellen, braucht die direkte, schnelle Kommunikation an einem Ort.« –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Komplexität der SAP-Software und das stetige Wachstum des Unternehmens hat inzwischen nicht nur zur Entstehung zahlreicher Beratungsgesellschaften geführt, sondern auch eine Erweiterung im Auge. Im saarländischen St. Ingbert soll der Neubau eines weiteren SAP-Campus entstehen. Das Software-Unternehmen investiert zurzeit elf Millionen Euro in ein zweigeschossiges Bürogebäude, das im Herbst 2009 fertiggestellt werden soll. Vielleicht schlägt dann der Beat der Internetwelt nicht mehr in Silicon Valley, sondern bei Walldorf oder St. Ingbert – made in Germany!

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Blickpunkte setzen - ein weiteres Beispiel für neue Sichtschutz-Lösungen von Silent Gliss: die Zeppelin Werke in Garching. Glas, Aluminium und klare Linien prägen den Neubau, der standesgemäß am Graf-ZeppelinPlatz 1 angesiedelt ist, 14 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfasst und Platz für bis zu 420 Mitarbeiter bietet. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Gewünscht war bei der Büroplanung die Schaffung von Freiräumen, Moderne, Licht und Atmosphäre in der Arbeitswelt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Das Konzept dazu: Abgerundete CI-Farben. Stoffe, die den Sicherheitsvorschriften für Gebäude entsprechen. Dazu ein designter Sichtund Blendschutz für die großen Glasfronten im Arbeitsbereich ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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Wer bin ich? ____________ Was mรถchte ich wirklich tun? ____________________________


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Diese beiden Fragen beschäftigen Claus Otto Scharmer vom MIT in Boston seit 16 Jahren. Zukunft ist für ihn kein Erwartungs–, sondern ein Gestaltungsprozess. Wie man von der Zukunft lernen, neue Möglichkeiten entdecken und ausschöpfen kann, beschreibt der renommierte Forscher im KAP Magazin.

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– von Claus Otto Scharmer –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Lässt sich von einer im Entstehen begriffenen Zukunft lernen? –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Eine meiner elementaren Erkenntnisse ist, dass es zwei unterschiedliche Quellen des Lernens gibt: Lernen aus den Erfahrungen der Vergangenheit und Lernen aus der im Entstehen begriffenen Zukunft. Der erste Lerntyp, Lernen aus der Vergangenheit, ist gut bekannt und breit erforscht. Er ist die Basis vieler relevanter Lernmethodologien.1 Im Gegensatz hierzu ist der zweite Lernansatz, wie aus dem Entstehen der Zukunft heraus gelernt werden kann, im Wesentlichen unbekannt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In meiner Forschung habe ich festgestellt, dass diejenigen Praktiker, die mich am meisten beeindruckten, seien es Mitarbeiter, Führungskräfte oder Unternehmer, jene waren, von denen man annehmen konnte, dass sie von einem anderen Kernprozess aus arbeiteten, nämlich von einem Prozess, der uns in entstehende Zukunftsmöglichkeiten hineinzieht. Diese Beobachtung hat mich zu der Frage geführt: Wie können wir eine zukünftige Möglichkeit, die entstehen will, besser wahrnehmen und uns mit ihr verbinden?2 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Dieses Handeln aus der werdenden Zukunft heraus, also während des Prozesses ihres Entstehens, bezeichne ich als Presencing.3 Presencing (VerGegenwärtigen oder Anwesendwerden) ist die Verschmelzung von zwei Begriffen: »presence« (Anwesenheit) und »sensing« (spüren). Presencing heißt, sein eigenes höchstes Zukunftspotenzial zu erspüren, sich hineinziehen zu lassen und dann von diesem Ort aus zu handeln – d.h. ein Anwesendwerden im Sinne unserer höchsten, zukünftigen Möglichkeit. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Unser Handeln und Denken basiert häufig auf dem »Runterladen« gewohnheitsmäßiger Muster. Ein vertrauter Stimulus löst eine gewohnte Reaktion aus. Um jedoch zukünftige Möglichkeiten wahrzunehmen und aus einer entstehenden Zukunftsmöglichkeit heraus zu handeln, bildet dieses Runterladen ein Hindernis, da es zu einem ständigen Wiederholen von Mustern aus der Vergangenheit führt. Die dem Presencing zugrunde liegende Frage lautet: »Wie können wir aus der im Entstehen begriffenen Zukunft heraus handeln, wie aktivieren wir die tieferen, mehr schöpferischen Schichten eines sozialen Feldes?« –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Dieser Frage bin ich in den letzten 16 Jahren nachgegangen und aus dieser Forschungstätigkeit ist ein Prozess entstanden, den ich als U-Prozess oder Presencing bezeichnet habe und der auf der Beobachtung beruht, dass das wichtigste Führungswerkzeug das Selbst ist und dass wir nicht »eins«, sondern »zwei« sind. Jeder Mensch ist das Selbst oder die Person, die er oder sie aufgrund eines Lebensweges, der in der Vergangenheit stattfand, geworden ist. Das gilt auch auf kollektiver Ebene für Gruppen oder Organisationen. Das zweite Selbst ist die Person oder die Gemeinschaft, die wir in der Zukunft werden können. Dieses Selbst oder diese Person ist unsere höchste Zukunftsmöglichkeit. Diese zwei Personen oder »Selbst« begegnen sich im Moment des Presencing, also im tiefsten Punkt des U-Prozesses. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– An dieser Stelle soll festgehalten werden, dass die Begegnung dieser zwei »Selbst« einen Schritt über eine Schwelle oder einen Schritt durch ein Nadelöhr voraussetzt. Ohne diesen Schritt bleiben Veränderungsbemühungen oberflächlich. Sie berühren nicht den wesentlichen Kern unserer höchsten Zukunftsmöglichkeit. In diesem Schritt werden unser Ego und unser Gewohnheits-Selbst fallen gelassen, damit unser Zukunftspotenzial oder unser höheres Selbst realisiert werden kann. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wenn »Selbst1« und »Selbst2«, das alltägliche und das höhere Selbst, beginnen miteinander zu kommunizieren, baut sich eine zarte, aber sehr reale Verbindung zu unserer zukünftigen Möglichkeit auf. In Innovationsund Veränderungsprojekten habe ich beobachtet, dass viele Mitarbeiter in Organisationen diese tieferen Ebenen des U aus ihrer eigenen Erfahrung her kannten, die Organisationen, Institutionen und größeren Systeme jedoch ausschließlich auf Ebene 1 oder 2 operierten. Warum? Es fehlt uns eine soziale Technik, die diese unteren Ebenen zugänglich macht. Ohne diese Kapazität bleiben Prozesse in den Strukturen der Vergangenheit. Viele Initiativen zur »Restrukturierung« oder des »re-engineering« bieten Beispiele, die lediglich zu größerer Frustration und Zynismus bei den Beteiligten führen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der Zugang zu den unteren Ebenen bedarf der Entwicklung einer neuen Art der sozialen Technik, die auf drei Sensorien basiert, die jeder von uns schon besitzt – ein Öffnen des Kopf-Denkens, ein Öffnen des Herz-Denkens und ein Öffnen der Willens-Kapazitäten, die nicht nur auf der individuellen Ebene, sondern auch auf der kollektiven Ebene ausgebildet und kultiviert werden müssen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– DIE ERSTE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zur Öffnung des Kopf-Denkens, basiert auf unserem Vermögen, analytisch und intellektuell sauber zu arbeiten. Häufig wird der Grad dieser Fähigkeit mit IQ gemessen. Dies er––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– möglicht es uns, mit Zahlen und Fakten umzugehen. DIE ZWEITE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zur Öffnung des Herz-Denkens, beschreibt unsere Fähigkeit, unsere emotionale Intelligenz (EQ) zu gebrauchen. Emotionale Intelligenz beschreibt unsere Kapazität, mit anderen mitzufühlen, sich in andere Kontexte hineinzufinden und aus der Perspektive einer anderen Person heraus wahrzunehmen. DIE DRITTE KERNKOMPETENZ, die Fähigkeit zur Öffnung des Willens, hängt mit unserem Vermögen zusammen, das alte Ich und die alten Intentionen loszulassen und das neue, werdende (oder höhere) Ich und die neue Intention anwesend werden und kommen zu lassen. Diese Form der Intelligenz wird manchmal auch als Sinn oder spirituelle Intelligenz (SQ) bezeichnet. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Jedes dieser drei Instrumente kann sowohl für die individuelle (subjektiv) als auch für die kollektive (intersubjektive) Ebene ausgebildet werden. Am tiefsten Punkt des UProzesses, dem Punkt, den ich als Presencing bezeichne, findet eine Verbindung zur Quelle des inneren Wissens statt. Bevor es gelingt, zu diesen tieferen Quellen der Kreativität und des Wissens vorzudringen, muss ein innerer Weg beschritten und eine innere Schwelle überschritten werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Um mehr über diesen Weg zu erfahren, interviewte ich Michael Ray, der einen Kurs über Kreativität im Management an der Stanford Business School entwickelt hatte. Ich hatte schon öfter mit Teilnehmern dieses Kurses gesprochen, die davon sprachen, wie der Kurs ihr Leben verändert hat. Ich wollte wissen, wie dieser, laut Fast Company »kreativste Mann in Silicon Valley« Managern hilft, sich mit den Quellen ihrer Kreativität zu verbinden.4 So begann ich dann auch das Interview: »Wie machen Sie das? Was tun Sie, was den Leuten tatsächlich hilft, kreativer und schöpferischer zu werden?« Ray antwortete: »Eigentlich mache ich in meinen Kursen immer ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– das Gleiche. Ich schaffe ein Umfeld, das es den Leuten ermöglicht, die zwei Kernfragen der Kreativität zu stellen und daran zu arbeiten.“ Er machte eine Pause und fuhr fort: »Wer bin ich? (Who is my Self?) – Was ist meine Aufgabe, was will ich wirklich tun? (What is my Work?)« Ray bezieht sich hier nicht auf das gegenwärtig gewordene Selbst (»self«), sondern auf das zukünftig werdende Selbst (»Self«), d.h. auf unsere höchste zukünftige Möglichkeit. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Aufforderung »Erkenne dich selbst« taucht in allen großen Weisheitstraditionen auf. In den Lehren von Gandhi heißt es: „Du musst selbst die Veränderung leben, die du erhoffst in deinem Umfeld zu erwirken.“ Der Satz »Erkenne dich selbst« ist auch an der Eingangspforte des alten griechischen Tempels in Delphi eingeschrieben. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Diese zwei Fragen leiten den Schritt durch den Umstülpungsprozess am tiefsten Punkt des Presencing. Sie helfen uns, sich mit der Quelle der im Entstehen befindlichen Zukunft zu verbinden. An diesem Punkt löst sich die Grenze zwischen den drei Formen von Anwesenheit auf: (1) die Anwesenheit der Vergangenheit (das gegenwärtige Feld), (2) die Anwesenheit der Zukunft (das entstehende Feld der Zukunft) (3) die Anwesenheit des eigenen werdenden Selbst. In dem Verschmelzen dieser drei Formen der Anwesenheit verlagert sich der Ort, aus dem heraus wir handeln. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die Zukunft der Arbeit heißt für mich, Infrastrukturen zu entwickeln, um die im Entstehen begriffene Zukunft wahrzunehmen und von dieser her beginnend zu handeln. Die Zukunft der Arbeit kommt, wenn überhaupt, nur dadurch in die Welt, dass ich mich auf einen inneren und äußeren Weg begebe, indem es mir gelingt, anders auf die Dinge ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– um mich herum zu hören. Keiner hat diese Haltung der Achtsamkeit besser ausgedrückt als Martin Buber: »[... der freie Mensch] lauscht dem aus sich Werdenden, dem Weg des Wesens in der Welt; nicht um von ihm getragen zu werden: um es selber so zu verwirklichen, wie es von ihm, dessen es bedarf, verwirklicht werden will, mit Menschengeist und Menschentat, mit Menschen leben und Menschentod.« –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 Siehe Argyris, 1993; Argyris und Schön, 1995; Senge, 1990; Senge et al., 1990; Schein, 1987. 2 Scharmer, 2000a. 3 Scharmer, 2000b, 2000c. 4 Peter Ross, »The Most Creative Man in Silicon Valley«, Fast Company, June 2000, S. 274. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx PROF. DR. CLAUS OTTO SCHARMER, Dozent am MIT – Massachusetts Institut of Technology, Boston, USA, repräsentiert mit seinem Ansatz von »VerGegenwärtigung« (Presencing) eine völlig neue integrale Entwicklung in allen gesellschaftlichen Bereichen: die Verbindung des eigenen Herzens mit Transzendenz, kollektiver Weisheit und kluger Technologie. Seine »Theorie U« (2007) ist ein fundierter Wegweiser für unsere Wandlung in Richtung »Zukunft jetzt«. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


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G’baut is! __________

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Der Süddeutsche Verlag, ein Münchner Traditionsunternehmen, gestaltet ein Stück Zukunft im Städtebau

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Seit seiner Gründung in der Nachkriegszeit ist der Süddeutsche Verlag ein Traditionsunternehmen, das sich inzwischen zu einem der großen deutschen Medienhäuser entwickelt hat. Neben der Süddeutschen Zeitung gehören Tochterunternehmen aus den Bereichen Fachinformationen, Regionalzeitungen und elektronische Medien zur Mediengruppe Süddeutscher Verlag. Um der Modernität und Zukunft des Unternehmens Rechnung zu tragen, wurde auch der Neubau des Verwaltungsgebäudes eine Besonderheit. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Insgesamt besteht der von Architekt Oliver Kühn, GKK+ Architekten aus Berlin, entworfene Gebäudekomplex aus dem 100 Meter hohen architektonisch prägnanten Hochhaus, einem Flachbau sowie einem lichtdurchfluteten Atrium, das mit einer Breite von 24,3 Metern den kommunikativen Eingangsbereich bildet und die beiden Bürogebäude erschließt. Hinter der transparent leichten Glasfassade gibt es 27 Bürogeschosse für die gesamte Verwaltung des Süddeutschen Verlages sowie ein seitlich angelagertes Konferenz-, Kantinen- und Ausstellungsgebäude. Ein Gebäudeensemble für 1850 Mitarbeiter, das sich mit schlanker Schmalseite zur Alt––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– stadt präsentiert und von den Längsseiten aus das Panorama des Umlandes bis zu den Alpen einfängt. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– In den Räumen, in denen die erstklassige publizistische, gestalterische und unternehmerische Qualität der Süddeutschen Zeitung gesichert wird, war auch höchste technische Qualität mit Designanspruch gefragt. Der Verlag entschied sich in den Büros für ein besonders übersichtliches Raumbedienungsgerät der Firma GIRA: den Gira Tastsensor TS 2plus 5fach, ein Multifunktionstastsensor mit LCD-Display. Er garantiert heute die schnelle und unkomplizierte Handhabung von Belüftung, die individuelle Bedienung von Sonnenschutz, die Temperaturregelung und das Beleuchtungsszenario. An- und Abwesenheit im Büro kann durch eine schnelle Präsenztaste bedient werden. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Inzwischen sind nicht nur die Büroräume, sondern auch das Gebäudeensemble komplett ausgestattet und setzt in der landwirtschaftlich geprägten Struktur des Gebietes einen neuen, klar strukturierten Akzent. Ein sonniger Platz als gemeinsames Zentrum des Süddeutschen Verlages und einer lichtvollen Zukunftsgestaltung. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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Frischer Wind in Madrid _______________________


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Das BĂźro der Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy in Madrid soll vor allem eins: den Mitarbeitern SpaĂ&#x; machen!


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Wer Spaß am Arbeitsplatz hat, ist motivierter, leistet mehr und kommt gern zur Arbeit – Grund genug für die Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy – mit 400 Angestellten eine der größten in Madrid – ihre Mitarbeiter in die Büroplanung eng mit einzubeziehen. Rund zwanzig Angestellte suchten Stühle, Tische, Farben und Materialien für ihr Büro aus. Ganz oben auf der spanischen Wunschliste standen: mehr Farben fürs Office. Dazu gehörten witzige Comic-Stripes an den Wänden, bunte Sitzpolster oder informelle Treffpunkte – ebenfalls mit Mut zur Farbe und markiert durch kirschrote Stühle an Stehtischen. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der zweite Wunsch: Transparenz und Licht. Die Einrichtung ist vorwiegend in Weiß gehalten, dazu wurden passende Stühle und Arbeitstische ausgewählt. Ergonomie war das Schlagwort bei der Suche – ein Muss, wenn man bis zu 16 Stunden auf einem Stuhl verweilt. Weil jeder gleichberechtigt mitbestimmen durfte, haben sich die Werber für den Stuhl Modus von Wilkhahn entschieden, der mit seiner markanten Taillenform bereits zum Klassiker avanciert. Vom Empfang bis zum Präsidenten – heute sitzen alle gleichwertig. Fürs kreative Brainstormen gibt es passend dazu den Timetable. Einen mobilen Tisch – ob für Projekt-Arbeitsplätze oder die nächsten spannenden Projekte der Kreativen in Madrid. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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Herausgeber

Gestaltung

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–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mittwoch, 19. November 2008, 14.00–18.00 Uhr

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Eine Veranstaltung von: KAP Forum agn Niederberghaus & Partner GmbH Rotonda Business-Club ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mittwoch, 19. November 2008, 19.00 Uhr THEMENABEND »VON DER ARBEIT« Your Office. Your Life: Best Of Office Architecture Award 2008 Ausstellung, Statements, Diskussion, Networking Statements von: Klaus Burmeister, z_punkt the forsight company, Monika Lepel, Lepel & Lepel Architekten und Innenarchitekten, Michael Müller-Berg, Microsoft Deutschland GmbH (angefragt) Ort: Design Post Köln

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FARBPLANUNG MIT SYSTEM Verleihen Sie Ihrem Wissen Farbe! Workshop Farbwahrnehmung und -gestaltung in der Architektur –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mittwoch, 03. Dezember 2008, 19.00 Uhr KÖLN 2020 DER STÄDTEBAULICHE MASTERPLAN FÜR KÖLN Wie geht es weiter mit der Domstadt? Teilnehmer: Michael Heller, Geschäftsführer, Albert Speer & Partner GmbH, Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer Standortpolitik, Verkehr, Unternehmensförderung, IHK Köln, Bernd Streitberger, Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Mehr unter: www.kap-forum.de ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––


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