SHOP/PING
5 EURO
KAP-FORUM.DE
EDITORIAL
SCHÖNER SHOPPEN: MIT IDEEN UND WITZ AUS DER KRISE
Shop/ping! Gerne verfällt der Mensch der Kauflust, dem Rausch nach Schönem. Und genauso gerne stellt er es in Frage. Gerade in Zeiten der Krise, wenn Prioritäten anders gesetzt, Strukturen neu überdacht werden müssen. Die Krise ändert das Kaufverhalten – oder nicht? Die New Yorker Fashion Week retourniert die Negativmeldungen aus der Wirtschaftswelt und reagiert mit Kitsch und Glamour, bunten Farben und Stoffen. Eine typisch amerikanische Eigenschaft, sich nonchalant aus der Krise zu manövrieren, in dem man sie nicht ignoriert, sondern torpediert? Negative Botschaften mit positiver Energie aufladen – Mut tut gut! Denn Krisen bieten auch Chancen: neu auszuloten, frisch zu justieren, sich durch Anpassungswillen auszuzeichnen oder gegen den Strom zu schwimmen – je nach unternehmerischem Geschick. Es ist nicht die Zeit schwarzzumalen, sondern die Stunde, Visionen zu entwerfen und zu realisieren. Durch Krisen mag sich aktuell das Kaufverhalten, nicht aber die Lust der Kunden an der Präsentation verändern. Wenn dadurch neue Formate oder kluge Nachnutzungskonzepte entstehen – die beispielsweise die Supermarkt-Kantine nach Ladenschluss in ein Kino verwandeln, den Handy-Shop zum In-Café werden lassen – dann ist Positives erreicht. Die Shopping-Kultur von morgen bedeutet nicht allein Glamour, sondern Witz, Mehrwert und dadurch Belebung der City. In der dritten Ausgabe des KAP Magazins stellen wir Ihnen neue Ideen und Konzepte vor. Reisen von Dortmund über Dubai nach Tokio und zeigen, was aus Konsumtempeln entstehen und wie man neue Erlebniswelten für Kunden schaffen kann. Lassen Sie sich inspirieren und anregen. Zu neuen Ideen in Design und Architektur – und last, but not least – zum nächsten Shopping-Trip. Viel Spaß dabei! Herzlich Ihr Andreas Grosz
Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn, Zumtobel Licht
S. 08 SHOPPING WORLDWIDE Mal Zeitgeist, mal Moderne – eine Shopping-Tour führt von Bombay bis Erfurt Ein Fotoessay von Hans-Georg Esch S. 28 MYSTORE Das Kaufhaus für das 21. Jahrhundert Von Klaus Burmeister S. 34 SCHNEEKUGELN IN DER WÜSTE „Happy new world“ – in den Malls von Dubai wird geshoppt – bei Dauerschnee Von Markus Schwitzke S. 44 GOODBYE REALITY Shoppen als Theaterinszenierung Von Christopher Patrick Peterka S. 50 TICKET NACH TOKIO In der Megacity adeln Architektur-Ikonen Käufer und Marken Von Kristina Raderschad S. 62/64 KOMMENTARE Store der Zukunft Von Alexander Plajer Zurück in die City Von Jens Imorde S. 66 MARKTPLATZ DER SINNE Wie der Präsentations- zum Beziehungsraum wird Von Burkhard Remmers S. 72 TELEFON-RENDEZVOUS Wie inszeniert man die Unternehmensphilosophie? Von Robert Czaja S. 78 VERTRAUENS-RÄUME SCHAFFEN Eine Sparkasse setzt auf Dialog S. 82 GLAMOUR IM POTT Der duftende „Store of the Year 2009“ S. 86 BÄDERREISE Morgens Fango, abends Tango – wer genießt, kurt zu Haus. Eine Bäderreise durch Deutschland S. 92 KAP PROGRAMMVORSCHAU S. 96 IMPRESSUM KAP Forum für Architektur, Technologie, Design
SPOPPING WORLDWIDE
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MAL ZEITGEIST, MAL TRADITION, MAL MODERNE – EINE SHOPPING-TOUR FÜHRT VON BOMBAY BIS NACH ERFURT. WIE ZELEBRIEREN DIE METROPOLEN DIE SCHÖNSTE NEBENSACHE DER WELT? WO SIND DIE ÜBERGÄNGE DER SHOPPINGWELTEN FLIESSEND UND WANN ZEIGT SICH DER KULTURELLE UNTERSCHIED? EIN FOTOESSAY VON HANS-GEORG ESCH.
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RAUM-BILDER
BIBLIOGRAPHIE
Von Megacitys bis zu Shopping-Tempeln – die Welt des H.G. Esch
Hans-Georg Esch gehört zu den renommiertesten Architekturfotografen der Welt. Seine Bilder fangen Bauwerke und Architekturikonen zwischen Dubai und Indien ein; erst jüngst konnten die Besucher des KAP Forums in Köln seine erfolgreiche Ausstellung „Megacities“ sehen. In diesem Fotoprojekt reihte der ausgebildete und seit 1989 freischaffend tätige Fotograf die Großstädte der Welt auf fast 26 Metern Länge nahtlos aneinander. Eine Arbeit gigantischen Ausmaßes, die Tokio, Berlin oder Chicago zu einer Architektur-Skyline verschmelzen lässt. Schon aufgrund der schieren Größe verdeutlichte er damit die neuen Herausforderungen an Großstädte: den Übergang von der Produktions-, zur Wissensgesellschaft. Auch in seiner Bilderreise für das KAP Magazin spiegelt sich sein Interesse an Gesellschaft, Form und der analytische Blick. Er entdeckt weltweit Shopping-Architekturen, in denen sich mal kulturelle Eigenheiten, dann globale Ähnlichkeiten finden. Eine Reise zu Wurzeln und Symptomen unserer Shopping-Welt.
City and Structure Fotoessays by H.G. Esch, Hatje Cantz Verlag 2008, Hrsg.: Kristin Feireiss Marienburg Hrsg.: Wolfram Hagspiel, Fotografien von Hans Georg Esch, Bachem Verlag, 2007 Gebaut Hrsg.: Nebel und Pössl, Fotografien von Hans-Georg Esch, Karl Krämer Verlag, 2007 Kunst/Art – Lufthansa Aviation Center Hrsg.: Max Hollein/Nicolaus Schafhausen, Fotografien von Hans-Georg Esch, revolver, 2007 KPF – Selected Works Editor: J. Wiliam Davis, with Photographs by Hans-Georg Esch, Images Publishing, 2005 Bugatti Molsheim Hrsg.: Gunter Henn, Fotografien von Hans-Georg Esch, Junius Verlag, 2005 Zukunft gestalten Hrsg.: LBBW, 2005, Fotografien von Hans-Georg Esch Das Projekthaus Hrsg.: Gunter Henn, Fotografien von Hans-Georg Esch, Junius Verlag, 2004 Mercedes-Benz Brand Places Hrsg.: Daimler Chrysler AG, Fotografien von Hans-Georg Esch, Avedition GmbH, 2004
H.G. Esch lebt und arbeitet in Stadt Blankenberg/Hennef.
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My Store Das Kaufhaus f端r das 21. Jahrhundert!
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Z_punkt beschäftigt sich im Rahmen verschiedener Projekte mit „Innovationen im Handel“. Das skizzierte Konzept „MyStore“ veranschaulicht aus Sicht von Z_punkt anstehende radikale Innovationen für eine zeitgemäße Neudefinition des Einkaufens.
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Prinzip „Alles unter einem Dach“ noch Folge leisten könnten. Die meisten Kaufhäuser der Gegenwart können weder in Auswahl, Preis, noch Beratung mit den digitalen Angeboten mithalten. Es scheint, als hätte das Prinzip Kaufhaus ausgedient, besonders werberelevante Konsumentengruppen, wie Jugendliche oder LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability, Ausrichtung der Lebensweise auf Gesundheit und Nachhaltigkeit), betreten die Häuser selten.
Das Auftreten der Kaufhäuser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte die Konsumlandschaft drastisch – die prunkvollen Häuser waren Vorboten der Moderne. In ihren, damals schon von elektrischem Licht erleuchteten Schaufenstern, wurden Waren feilgeboten, die selbst kosmopolite Pariser oder weit gereiste Londoner selten zu Gesicht bekamen – Gewürze aus dem Orient, Seide aus Asien oder technische Errungenschaften wie Grammophone. Aber nicht nur das Angebot an Waren war revolutionär, auch das Businesskonzept, wie beispielsweise das Bezahlungssystem: Festpreise statt Feilschen oder das Einführen von Sonderangeboten. Fast über ein Jahrhundert lang bewährte sich dieses „Alles unter einem Dach“-System bestens. Doch nun leiden die Kaufhäuser zunehmend an Bedeutungsverlust. In einer globalisierten Informationsgesellschaft, in der es auf Knopfdruck möglich ist, den Preis und die Qualität sämtlicher Produkte miteinander zu vergleichen und bei Gefallen zu ordern, ist die Warenwelt zu groß geworden, als dass Kaufhäuser dem
Geht damit dem Prinzip Kaufhaus die Luft aus? Keinesfalls, das Gegenteil ist der Fall. Es braucht allerdings ein grundlegendes Update, das die gegenwärtigen sozialen und technologischen Trends aufgreift und konzeptionell umsetzt. Die Lust am haptischen Einkaufen ist größer denn je, besonders kleine Manufakturen, DesignLäden, Spezialisten, solides Handwerk und traditionelle Fertiger erleben gegenwärtig einen Boom. Die webgestützte Auseinandersetzung mit Firmen und Produkten führt zu einem mündigen und informierten Kunden mit einem gesteigerten Qualitäts- und Wertebewusstsein sowie einer brennenden Neugier auf Neuheiten und damit zu einem innovativen und angepassten Produktspektrum. Das DIYKaufhaus (do it yourself) greift diese Interessen auf und bündelt sie unter einem Dach – so entsteht eine zeitgenössische und zukunftsweisende Shopping-Erlebniswelt. Das Fundament des MyStore-Konzeptes wird von Megatrends getrieben, die langfristige und übergreifende Transformationsprozesse der Märkte der Zukunft prägen. Das DIY-Kaufhaus MyStore eignet sich in besonderer Weise, trendsetzende Strömungen unter einem Dach zu vereinen. So wird MyStore ein begeh- und erlebbarer Knotenpunkt der Megatrends. Ob „Digitales Leben“, „Kulturelle Vielfalt“, „Konvergenz von Technologien“, „Wissensbasierte Ökonomie“, „Business Ökosysteme“ und „Neue Konsummuster“: gebündelt entsteht ein innovatives urbanes Zentrum für Social Commerce, Open Innovation, Mass Customization und eine Doit-yourself-Kultur. Studien belegen, dass sich die Konsumenten der Gegenwart ihre Waren „aneignen“ wollen und ein großer Bedarf nach individualisierten Produkten besteht. Die wiederkehrenden Warenangebote erreichen
diese Kunden kaum noch. Wer es sich leisten kann, erteilt der „Geiz-ist-geil“Mentalität der Discounter eine Absage und kauft verstärkt lokale, regionale und innovative Produkte. Für diese „gereiften Konsumenten“ sind Produkteigenschaften wie Design, Nachhaltigkeit und faire Produktionsweise von zunehmender Relevanz, individuelle Maßanfertigungen schätzen sie weit höher als gesichtslose Massenware. All diesen Konsumenten bietet MyStore als ein „Third Place“ einen neuartigen Marktplatz, der als Ort der Kommunikation, Interaktion, Innovation und auch Produktion dient. Auf drei Ebenen befähigt MyStore den Konsumenten, aktiver Teil einer der schon so oft zitierten Prosumenten zu werden. Integrierter Teil des Kaufhauses ist die Ebene der Fertigung: In z.B. einer gläsernen Werkhalle finden sich verschiedene digitale State-of-the-Art-Fertigungsinseln, von computergesteuerten CNC-Maschinen bis zu 3-D-Druckern, aber auch Druckereien, Pressen, Schneidegeräte, Schneiderei, Tischlerei, Polsterei, Lackierwerkstatt sowie Gerätschaften für die Metallverarbeitung sind denkbar. Die Geräte werden von Fachpersonal oder zertifizierten Laien bedient. Auch bietet ein Gerätepark zahlreiche Werkzeuge zum Verleih an. Die Produktionsebene könnte gleichzeitig auch ein Aus- und Weiterbildungsbetrieb sein, welcher in Zusammenarbeit mit dem regionalen Handwerk, den Kammern und Schulen agiert. Angedacht sind auch Kooperationen mit Maschinenherstellern, die hier ihre neuste Entwicklungen auf den Prüfstand stellen. Die Ebene der Präsentation ist die Schnittstelle zum Kunden, dort sind die individualisierten und/oder personalisierten Produkte und Dienstleistungen zur Schau gestellt. Der Kunde kann solche Waren entweder direkt erwerben oder sich inspirieren lassen und in Beratungsinseln seine Wünsche und Vorstellungen realisieren. Die Verkaufsräume sind thematisch in fokussierte Erlebniswelten aufgeteilt. Beispielsweise die Themenwelt „Family“, in der von individueller und biologischer Kindernahrung über Kuscheltier-Anfertigung nach Kinderzeichnung bis hin zur Spielzeugbörse und Erziehungsberatung alles für die lieben Kleinen im Angebot steht. Oder die Themenwelt „Trendsport“, die maßgeschneiderte Sportgeräte, Reparaturservice und Individualreisen bietet.
Die Themenwelt „Fashion“ liefert den Kunden passgenaue Kleidung von kleinen Labels und jungen Designern. Beinahe jede Wunschvorstellung für die Einrichtung der eigenen vier Wände realisiert die Themenwelt „Individual Home“: Von selbst gestalteten Tapeten, Kacheln, Böden, Möbeln und Baumaterialien bis hin zu Vorhängen oder Bettwäsche – alles lässt sich nach individuellem Geschmack gestalten. Als weitere Themenwelten der Präsentationsebene sind „Beauty“, „Digital World“, „Cooking“ (inklusive eines ausladenden Gastronomiebereichs), „Creative Crafts“, „Gaming“, „Garden“, „Home Entertainment“ und „Wellness“ angedacht. Gemeinsam haben die Themenparks, dass der interessierte Kunde beim Kauf eines individualisierten Produktes bei jeder Phase des Produktionsprozesses, von der Entwicklung bis zur Realisierung, beteiligt sein kann – das Kauferlebnis ist garantiert. Darüber hinaus befindet sich in jeder der Themenwelten ein gesonderter Showcase für die beliebtesten Kundendesigns, durch ein Web-2.0-basiertes Votingsystem eruiert. So kann tendenziell jeder Kunde auch zum Produzenten werden und das Sortiment wird permanent erneuert. Die dritte Ebene ist die der Interaktion. Hier bietet MyStore angebotsbezogene Events, vom Kosmetikstudio über den selbstkochenden Ernährungsberater bis zur Präsentation innovativer Smart Materials und Materialkunde. Aber auch der Face-to-Face-Austausch der Kunden, Warenpräsentationen, literarische und musikalische Events und Lounges sowie Cafés und Workspaces bis zum Designhotel sind denkbar. MyStore öffnet sich bewusst zum Kunden, den Bürgern, der Stadt und wir erleben, was Kaufhäuser schon früher waren: kultureller Anziehungspunkt im städtischen Lebensraum. In Summe manifestiert MyStore einen „Third Place“, einen neuartigen Begegnungsort zwischen Konsum, Kreativität, Kommunikation und Projektwirtschaft. Eine interaktive Erlebniswelt, die eine Renaissance des alten Prinzips des „Alles unter einem Dach“ bedeutet und der Kundschaft von heute wie der Kundschaft der Kaufhäuser von damals sämtliche Möglichkeiten und Produkte der modernen Welt präsentiert. Es geht um nicht weniger als um die Neuerfindung des Kaufhauses.
>>> Klaus Burmeister ist Gründer und Geschäftsführer von Z_punkt und verantwortet Innovations- und ForesightProzesse für namhafte Unternehmen. Die Z_punkt GmbH The Foresight Company ist ein Beratungsunternehmen für strategische Zukunftsfragen mit Sitz in Köln. Am 17. September veranstaltet Z_punkt in Kooperation mit dem Institut für Technologie und Innovationsmanagement der TU Hamburg Harburg (Prof. Dr. Herstatt) und der Technologie und Innovationsmanagement Gruppe (Prof. Dr. Piller) der RWTH Aachen dazu eine Fachtagung in Köln. Kontakt: burmeister@z-punkt.de.
SCHNEEKUGELN IN DER WÜSTE
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HAPPY NEW WORLD: IN DEN MALLS VON DUBAI WIRD GEFEIERT UND GESHOPPT – BEI DAUER-SCHNEE!
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In Dubai liegt Pulverschnee! Als vor drei Jahren die Mall of the Emirates eröffnet wurde, hatte die arabische Halbinsel eine Attraktion mehr: eine schneesichere Hallen-Abfahrt, die Skifahren auch bei 48 Grad Celsius Außentemperatur möglich machte. Nicht nur diese moderne Wintersportanlage, auch das klimatisierte Einkaufen in Dubai hat sich als wahres Erfolgsmodell einer rasanten Stadtentwicklung entpuppt.
westliche Besucher von arabischen Städten haben und glorifiziert die Vorstellung von 1001 und einer Nacht. Zu den wahren Brennpunkten des Lebens entwickelten sich die Einkaufszentren. Waren im Vergleich in Tokio Anfang des Jahrzehnts noch die von Designerlabels gebrandeten Flagship-Stores Besuchermagneten, sind in Dubai die wahren Stars längst nicht mehr die einzelnen Läden, sondern die Malls selbst.
Die Idee der Malls, in denen gefeiert, geshoppt und sogar Sport ausgeübt wird, ist nicht neu. In den USA oder Kanada haben sich die so genannten Mega Malls schon seit den 1980er Jahren etabliert und machten das konzentrierte Einkaufen unter einem Dach komfortabel und wetterunabhängig. Inzwischen haben die Metropolen im Osten der Welt – von Sidney bis Shanghai – nachgezogen und international renommierte Einkaufstempel entwickelt.
Insgesamt warten in Dubai inzwischen etwa 40 kleinere und größere ShoppingCenter auf rund 1,4 Millionen Einwohner und sorgen für einen extremen Verdrängungswettbewerb. Das nötige Werben um starke Marken als Zugpferd und um Besucher aus dem In- und Ausland bewegten die Mallbetreiber zu einer deutlichen Profilierung. Es reicht längst nicht mehr, mit freiem Parken und bequemem Einkaufen unter einem schützenden Dach zu werben.
Im Stadtstaat Singapur lässt sich der Trend deutlich verifizieren, der eine Mall nicht nur zum Zentrum eines Stadtteils, sondern zu einem Motor einer ganzen Ansiedlung macht. Die im Dezember 2006 eröffnete Vivo City liegt auf einer Halbinsel vor den Toren der Stadt und wurde mit Hilfe eines Skytrains mit der Metropole verbunden. Direkt am Wasser gelegen, lädt Vivo City nicht nur zum Einkaufen in 335 Shops auf über fünf Etagen ein, sondern auch zum Sundowner auf der großzügig angelegten Dachterrasse mit Blick auf den Ozean. Die traditionellen Highstreets und Einkaufszonen? Vivo City lässt sie leicht vergessen.
Ideen und Botschaften wurden hier, bei der zweiten Generation der Center, deutlich phantasievoller durch starke Bilder und eine unverwechselbare Atmosphäre umgesetzt: Ob Wafi City, Mercato oder Ibn Battuta Mall, die Architektur spielt mit ägyptischen oder venezianischen Elementen und bietet komplette Stilreisen an. Zum Beispiel auf den Spuren des Ibn Battuta, eines Forschungsreisenden des 14. Jahrhunderts (die arabische Version eines Marco Polo). Das Schaffen künstlicher Erlebniswelten erinnert an eine neue Art von Disney World – und hatte Hochkonjunktur sowie durchschlagenden Erfolg.
Auch in Städten wie Dubai ist das Straßengeschäft längst tot. Der traditionelle „Souk“ (Markt) bedient fast ausschließlich das nostalgische Bild, das
Die thematische Anlehnung wird ebenfalls getoppt. Die anfangs erwähnte Mall of the Emirates bietet neben 550 Geschäften, 140 Restaurants und Cafés eine gigantische Indoor-Kirmes und eine Ski-
Glamour statt Marktplatz: Eindr端cke der Mall of the Emirates
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halle – sogar mit schwarzer Piste. Nach der Eröffnung wurden für neugierige Zuschauer zusätzliche Bänke in den Korridoren installiert, die den Blick von außen in das Wintertreiben der Mall zulassen. Inzwischen ist in der einst größten Mall außerhalb der USA mit ihrem angrenzenden Fünf-Sterne-Hotel der Alltag eingekehrt. Um kontinuierlich Kunden zu locken, braucht man Entertainment. Neben dem eigentlichen Wert der Marke und der Produkte werden die Erlebniswelten immer wichtiger, um dem Kunden eine Differenzierung und damit einen Mehrwert zu bieten. Denn auch in Dubai wird heute längst nicht mehr nur geshoppt. Die Malls haben die Funktion von Stadtzentren übernommen. Sie fungieren als Stadt in der Stadt. In diesen Städten werden Kindergeburtstage gefeiert, es wird bis zur Sperrstunde getrunken und getanzt. Nach der Arbeit geht es mit Kollegen zum Bowlen oder man kann per Bluetooth flirten und damit als Jugendlicher den strengen islamischen Verhaltenskodex austricksen. Zudem nutzt ein Heer von Laptopträgern die Starbucks- und Costa Coffee-Filialen als flexibles Büro. Das jährliche Shopping-Festival im Januar dokumentiert, dass die Strände des Golfs schon lange nicht mehr allein die Besucher locken. Familien aus dem benachbarten Saudi-Arabien mieten sich am liebsten in den Hotels ein, die an Shopping-Malls angebunden sind. Von hier aus können sie nach dem Frühstück in Erlebniswelten eintauchen und auf Wunsch neuste Designer-Kollektionen direkt aufs Zimmer bringen lassen. Ein Service, der sogar die beliebten VIP-Umkleiden, die Platz für Freunde oder die ganze Familie bieten, inzwischen toppt.
Seit Ende 2008 stehen auch die Tore zu Dubais gigantischstem Kauftempel offen: der Dubai Mall, die neue Einträge ins Guinness Buch schaffte. Als Hauptattraktion der größten Mall der Welt, befindet sich im Zentrum das umfangreichste Aquarium der Welt. Die 27 ausgewachsenen Riffhaie wurden in einem Staatsakt während der Bauphase angeliefert. Kurze Zeit später diskutierte man in der Stadt über die depressiv gewordenen Tiere, die hinter abgeklebten Scheiben lebten. Heute sind die Folien weg, dafür kommen Besucherströme, um täglich die Haie zu beobachten. Der Nachteil: sie vergessen bei dem künstlichen Schauspiel, in einem der 1.200 Geschäfte oder 300 Restaurants einzukehren. Denn die Einkaufsläden haben es in Zeiten des Full-Size-Entertainments immer schwerer, den Kampf um das Einkaufsbudget und die Aufmerksamkeit der Käufer zu gewinnen. Das Streben nach immer größeren Einkaufszentren und Attraktionen zeigt inzwischen eine Kehrseite. Die Center haben die Grenzen des Erfassbaren erreicht und sind zu groß, zu unübersichtlich und zu laut geworden. Einzelne Läden wurden bewusst oder unbewusst zu Ruheoasen, kleine „Naherholungsgebiete“ vom Trubel der Mallkorridore. Die Zukunft könnte den so genannten Community Centern mit kleinformatigen, bequemen Einkaufsmöglichkeiten gehören. Chancen beständen auch für die von Shopping-Giganten verdrängten Stadtzentren und Fußgängerzonen, um sich wieder auf ihre eigenen Stärken zu besinnen. Denn der neuste Trend heißt Downsizing – verkleinern und gesund schrumpfen. In Zeiten der Finanzkrise ist der sogar in Dubai angekommen.
>>> Markus Schwitzke ist Designer und studierte an der Köln International School of Design. Seit 2005 lebt und arbeitet er in Dubai. Er gründete dort die Niederlassung des Innenarchitekturbüros Schwitzke & Partner aus Düsseldorf, welche sich auf die Entwicklung von lokalen Storekonzepten für Brands and Retailer spezialisiert hat.
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SHOPPEN ALS THEATERINSZENIERUNG
BRETTER, DIE DIE WELT BEDEUTEN IM ZEITALTER DER SZENOGRAFISCHEN ÖKONOMIE
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Nichts ist, wie es scheint. Was profan und wie ein Relikt aus Großmutters Floskelkiste klingt, erfährt heutzutage allseitige Bestätigung. Im Alltagsleben bewahrheitet sich die Aussage in nahezu jeder Lebenssituation. Julia ist 1,75 m groß und wiegt 46 kg. Sie findet sich zu dick. Tim hat sich den Arm gebrochen und sieht seitdem an jeder Straßenecke einen Leidensgenossen, der wie er einen Gips trägt. Jemand, der die Natur liebt, kann sich in einer Großstadt über jedes noch so kleine Pflänzchen freuen, das durch den Asphalt bricht. Und jemand, dem Pflanzen gleichgültig sind, wird das frische Grün vielleicht nicht einmal bemerken. Jeder nimmt die Welt um sich herum auf unterschiedliche Art und Weise wahr, interpretiert sie anders und zieht andere Schlüsse. Eine in der Psychologie populäre Methode, um unterschiedliche Wahrnehmungen zu verdeutlichen, sind so genannte Kippfiguren. Dieses sind zeichnerische Gebilde, welche bewusst so gestaltet sind, dass die optische Reizkonfiguration zwei verschiedene Deutungen zulässt. So kann man zum Beispiel in derselben Figur entweder eine alte oder eine junge Frau sehen, ein Gefäß oder zwei gegeneinander gerichtete Gesichtsprofile, eine Maus oder einen Männerkopf. Diese Bilder machen bewusst, dass beim Wahrnehmen nicht einfach Reize auf unserer Netzhaut abgebildet und mechanisch ins Gehirn geleitet werden, sondern dass wir gar nicht anders wahrnehmen können, ohne Gestalten zu bilden und diese zu deuten. Dieser Sachverhalt wird besonders eindrücklich dadurch belegt, dass wir im selben Augenblick stets nur eine Figur sehen können und dass, wenn die andere Figur gesehen werden soll, die Deutung schlagartig umkippt. Dasselbe erleben wir beim Betrachten von Vexierbildern. In diesen Zeichnungen werden bewusst irgendwelche Figuren auf raffinierte Weise versteckt, sodass man oft sehr lange suchen muss, bis sich alle möglichen Bestandteile von Bäumen, Wolken, Gerätschaften sowie die bewusst so gestalteten Zwischenräume zur gesuchten Gestalt zusammenfügen wollen. Auch hier geht es darum, in einem bewusst diffus gehaltenen Reizangebot Gestalten zu bilden. In vielen Kippfiguren und Vexierbildern beruhen die überraschenden Effekte auf einer Umdeutung von Figur und Grund. Die Wahrnehmung der Realität hängt demnach von vielen Faktoren und der Sichtweise des Einzelnen ab. Eine objektive Realität ist nicht vorhanden. Realität
ist eine Illusion und durch diese beeinflusst. Nichts ist, wie es scheint. Als Verbildlichung von Illusion und der damit verbundenen scheinbar objektiven Realität existieren im kollektiven Gedächtnis seit jeher Bühnen. Auf diesen agieren wir und versuchen dem Publikum eine wahrhaftige Realität vorzugaukeln. Das Konzept der Bühne löst sich jedoch immer mehr von seinem physischen Ursprungsort, dem Theater, und etabliert sich im metaphorischen Sinne im Leben jedes Einzelnen. Das Phänomen an sich ist nicht neu. Bereits William Shakespeare formulierte diese Transformation in „As you like it“ expressis verbis in jenem berühmten Zitat: „All the world is a stage“. In Zeiten wie diesen gelangt durch den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt eben jenes Zitat zu neuer Wertschätzung. Das Konzept der Bühne muss neu verstanden und interpretiert werden. Die Begrifflichkeit „Bühne“ hat sich emanzipiert. Ihre Rolle und Funktion ist nicht mehr nur auf den Kunst- und Kulturraum beschränkt, sondern erfasst unser ganzes Dasein. Permanent stehen wir im shakespearschen Sinne auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Mal auf den eigenen, mal auf denen Dritter. An diese Einsicht ist die Erkenntnis gebunden, dass nichts so ist, wie es scheint. Alles ist inszeniert und jeder inszeniert sich täglich aufs Neue. Der Mensch braucht in seinem Leben jedoch Konstanten, an denen er sich orientieren kann. Wenn die bis dato einzige, als solche wahrgenommene, wahrhafte Konstante, die Realität, in ihren Grundwerten hinterfragt und dekonstruiert wird, verunsichert das den Menschen. Folglich brauchen wir neue Instrumentarien, die uns den Umgang mit diesen Erkenntnissen ermöglichen und erleichtern. Wir müssen uns darauf einlassen, dass alles, was wir für real halten, kritisch hinterfragt werden muss. Eine neue Mündigkeit ist erforderlich – in jeglicher Hinsicht. Denn nur wer die schöne neue Welt durchschaut, kann hemmungslos mitspielen und steht am Ende nicht als enttäuschter Verlierer da. Die Ausweitung des Konzepts der Bühne schlägt sich schon längst da nieder, wo es am wenigsten erwartet wird: in der Ökonomie. Diese war so erfolgreich, wie eine Theorie nur sein konnte und hat sich damit selbst ihr eigenes Grab geschaufelt.
Bereits Mitte der 1990er Jahre konstatierte der Wiener Professor Georg Franck das Ende der klassischen und den Beginn der Aufmerksamkeitsökonomie und öffnete damit auch das Tor, durch das sich das Konzept der Bühne den Weg in unseren Alltag bahnte. Die Industrialisierung hat uns einen nie da gewesenen Wohlstand beschert und damit zur gleichen Zeit den Untergang der klassischen Ökonomie besiegelt. Als Beispiel gelte die Massenproduktion von Autos: die Vergrößerung der Fabriken führte dazu, dass jeder Fahrer mehrere Wagen zur Verfügung haben könnte. Aber mehr als ein Auto zu besitzen, vermindert, unabhängig vom Preis, den Wert. Solang der Mensch nur einen Körper besitzt, ist er gezwungen, zu einer gegebenen Zeit in nur einem Auto zu fahren. Zugleich sorgen der Überfluss und die verschwindende qualitative Unterscheidbarkeit der meisten Produkte und Dienstleistungen dafür, dass vieles im Einheitsbrei zu versinken droht. Ebenso hat der technische Fortschritt dazu geführt, dass die Konsumenten aufgeklärter sind. Der Markt ist durch das Internet transparenter geworden. Es liegt ein durchschaubarer Markt vor, der von zum Verwechseln ähnlichen Produkten beherrscht wird, die um die Gunst und die Aufmerksamkeit der aufgeklärten Konsumenten buhlen. So gilt im Darwin-Jahr das Credo „survival of the fittest“ besonders in der Ökonomie. Wobei „fittest“ im übertragenen Sinn das entscheidende Kaufkriterium bedeutet und das ist, heute stärker denn je, die Marke. Marken funktionieren nur durch Kommunikation. Der Kommunikationsfluss von der Marke zum Konsumenten ist jedoch gestört. Es herrscht Misstrauen. Dieses resultiert aus der Aufgeklärtheit der Menschen in Bezug auf Kommunikationsmittel. Sie haben erkannt, dass sie zu oft von der Werbung betrogen wurden. Als weiterer Konfliktpunkt kommt die von Natur aus begrenzte Aufmerksamkeit des Menschen hinzu. Der Mensch kann pro Sekunde nur 40 Bit wahrnehmen. Doch wie soll es nun weitergehen, wenn der Konsument einerseits den Botschaften der Marken misstraut und andererseits diese wegen des Überangebots gar nicht bewusst aufnimmt? Der Lösungsansatz liegt in der szenografischen Ökonomie. Diese geht davon aus,
dass sich Marken und Produkte theatralisch inszenieren müssen, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erreichen. In krisen- und umbruchreichen Zeiten wie diesen sehnt sich der Mensch nach neuen, echten Werten. Die naturgemäße Aufwändigkeit von Inszenierungen sorgt für eine Wertschätzung, die bei den Menschen als solche ankommt. Sie fühlen sich nicht länger betrogen, sondern spüren die Ehrlichkeit der Anstrengung, nach der sie sich so lange Zeit gesehnt haben. Gleichzeitig bedingt die Inszenierung der Marke einen, dem Theater eigenen, Ereignischarakter und wird so quasi selbst zum Ereignis. Der enge Konnex zum Kulturbereich offenbart sich im Vehikel, das die Szenografie gebraucht, um die erforderliche Relevanz zu erzeugen. Sie nutzt die Kunst, genauer das der Kunst ureigene Verführungspotenzial, um durch diese zu wirken. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Bühnen des Theaters längst im Alltag angekommen sind und Realitäten gestalten, verändern und beeinflussen. Ohne Licht, kein Schatten. Jedem Protagonisten steht auf der Bühne ein Antagonist gegenüber. Wird das Bild der Bühne auf Marken transferiert, stehen sich Markenmacher und Markenträger in wechselseitiger Abhängigkeit gegenüber. Dieser Dualismus spiegelt sich in allen Bereichen wider. Dabei kommt es immer mehr zur Verquickung der einstigen Gegensatzpaare. Markenmacher können nur existieren, wenn die Markenträger bereit sind, ihnen durch ihre aktive Mitwirkung eine Daseinsberechtigung zu geben. Andersherum gilt genauso: wenn die Marke sich selbst als solche begreift und inszeniert, sind Markenträger erst als solche sichtbar. Die Markenmacher schaffen auch konkrete Bühnen, indem sie Schaufenster, Shops oder gar Markenmuseen gestalten und eine Projektionsfläche für die Inszenierung ihrer Marke kreieren. Die theatrale Inszenierung operiert im Sinne des epischen Theaters. Der Zuschauer, also der Markenträger, muss sich in das Stück – die Marke – einfühlen können. Es muss eine Identifikation stattfinden. Diese Identifikation ist in Zeiten des nahezu unbegrenzten Angebots wichtig. Wenn dem Zuschauer nicht gefällt, was er sieht, schaltet er um. Man wechselt das Theater und somit die Marke. Das Stück mit der besten Geschichte setzt sich durch. Das ist meist diejenige Geschichte, die am besten zur momentanen Gefühlslage und zum aktuellen Lifestyle
passt. Bestes Beispiel: Apple’s MP3 Player iPod und die dazu gehörigen weißen Kopfhörer. Bei jeder Bahnfahrt das gleiche Bild: stolz werden die weißen Hörer trophäenhaft zur Schau gestellt. Überzeugte Apple Jünger identifizieren sich sogar soweit mit der Firma, dass sie munter ihr Auto mit den von Apple zu jeder Bestellung dazu gelegten Aufklebern verzieren. Best practice in Sachen Identifikation. Wenn keine Identifikation stattfindet, misslingt die Übermittlung der Inhalte. Die Marke funktioniert nicht. Wie die der als iPod Konkurrenz konzipierte Player Zune von Microsoft. Das schlichte Nachahmen des erfolgreichen Apple-Designs allein reichte nicht aus. Eine inhaltlich relevante Markenbotschaft fehlte; der Player floppte. Das entscheidende Kaufkriterium hat seinen Auftrag nicht erfüllt. Ein weiterer Aspekt, der den Zuschauer an ein Stück bindet, ist Vertrauen. Wenn er sich betrogen fühlt, wird er ebenso das Theater verlassen, wie ein Konsument sich von „seiner“ Marke abwendet, wenn sein Vertrauen erschüttert wurde. Das Markentheater ist widersprüchlich: es verlangt einerseits eine Identifikation des Zuschauers im Sinne von Brechts epischem Theater. Ohne die Identifikation des Markenträges kann keine Marke existieren. Andererseits birgt es die von Aristoteles geforderte Katharsis des Zuschauers. Die Lebenseinstellung des Markenträgers kann durch das Theater verändert werden. Je nachdem welches Stück die Marke inszeniert – bei Missgefallen verlässt er das Theater und wendet sich einem neuen Stück und somit einer anderen Marke zu. Deutlich wird das am Ende des Theaterabends. All die Guccis, Pradas und Armanis bleiben im Theater. Sie sind die Requisiten, die zur Würze der jeweiligen Lebensrealtität beitragen. Der Zuschauer geht mit dem Gefühl einer tief imaginierten Wirklichkeit nach Hause. Das suggerierte Gemeinschaftsgefühl, das religiöse Charakterzüge an den Tag legen kann, hält nur so lange an, wie die Vorstellung läuft. Ganz nach Max Colpet: „Jetzt ist alles aus, eine Welt stürzt ein, man ist wieder einmal so allein.“ Zum Glück gibt es Rettungsinseln, die den geneigten Markenträger auffangen können. Die Archipele des modernen Menschen sind die Shops der Marken. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass ernsthaft und konsequent kuratierte Angebote,
wir nennen sie „Concept Stores“, das einzig probate Mittel sind, um sich aus dem weißen Rauschen des sich immer ähnlicheren Mittelmaßes abzuheben und die benötigte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Markenräume fungieren wie Oasen, in denen sich der Markenträger zurückziehen und sich und seine Marke feiern kann – auch und gerade mit ausschweifenden Shopping-Touren. Nicht nur der Teufel trägt Prada – käufliche Glückseligkeit. Zumindest für einen Moment. Und das ist auch gut so. Marken gehören zum modernen Lebensgefühl dazu und sind bei vielen auch ein Ausdruck der Persönlichkeit. Ihr Identifikationspotenzial bietet Zugehörigkeitsgefühl und die Möglichkeit der Orientierung in Zeiten, in denen wenig so ist, wie es scheint. Wichtiger als je ist nur, dass der Mensch sich dessen bewusst ist. Er muss sich klar darüber sein, dass Marken lediglich Staffage für ein Leben in der Überflussgesellschaft darstellen. Seine Mündigkeit darf nicht in Frage gestellt werden. Sei die Inszenierung auch noch so gut. Letztlich zählt die nackte persönliche Realität des Einzelnen ohne Glitter und Flitter. Marken, die solch wachsende Mündigkeit und Reife ihrer Träger anzuerkennen oder gar zu unterstützen wissen, haben gute Karten. Werden sie doch umso spannender im Spielbetrieb. Denn je höher das Niveau desto trickreicher das Theater. Nicht umsonst sind die Souveräne unter den Markenbetreibern längst in ein wesentlich lebendigeres und offenes Kommunikationsmodell mit ihren Spielpartnern eingestiegen. Aus Konsumenten werden so Prosumenten und wir erleben mit Phänomenen wie Tryvertising die ersten evolutionären Markenmodelle. Zum besten Wohl aller Beteiligten in diesem und allen übrigen Theatern.
>>> Christopher Patrick Peterka (*1978) ist Mediomiker. Er studierte Betriebswirtschaft, Politikwissenschaft, Soziologie und Medienwissenschaften. Sein erstes Unternehmen gründete er mit 16 Jahren. Er ist Geschäftsführer des Think Tanks gannaca; Mitglied im Beirat des Wissensmagazins GDI IMPULS, Mitbetreiber des Institutes for Applied Virtuality. Der vorliegende Text entstand unter Mitarbeit von Mark Schäfer.
TICKET NACH TOKIO
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IN DER MEGACITY ADELN NEUE ARCHITEKTURIKONEN KÄUFER UND MARKEN
Nicht nur für Touristen sind sie ein Muss auf jeder Tokio-Reise, auch Einheimische ziehen sie an wie Pilgerziele: Die ikonischen Flagshipstores der Luxusmarken entlang der Shopping-Meile Omotesando sind innerhalb kürzester Zeit zu Sehenswürdigkeiten avanciert, die aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind. Zwischen Tokios krudem Mix aus gesichtsloser Billig-Architektur und kühlen Skyscrapern – in dieser hektischen Metropole, in der nur zählt, was neu ist, ein Gebäude nach zehn Jahren als veraltet gilt und in der man ganz nebenbei mit der ständigen Gefahr von Erdbeben lebt – stechen die in den vergangenen Jahren entstandenen expressiven Bauten von Stararchitekten wie Toyo Ito für Tod’s, Jun Aoki für Louis Vuitton, SANAA für Dior, Future Systems für Comme des Garçons oder Herzog & de Meuron für Prada wie leuchtende Fixsterne hervor. Die Edelmarken haben verstanden, dass solch ausdrucksstarke Architektur ein Statement ist gegen die Konformität der Megametropole und Identität stiftet innerhalb der anonymen Masse; über die jeweils einzigartige und unverwechselbare Ästhetik der Shops wird die Marken-Identifikation verstärkt, Shopping wird zum einzigartigen Erlebnis. Und um dieses Erlebnis zu teilen, muss man beileibe kein Architekturkenner sein. Auch wenn etwa Prada seinen Store stolz mit dem Namenszug der Architekten gelabelt hat und die unzähligen Veröffentlichungen in der Fachpresse sicherlich einen netten Marketing-Effekt bedeuten – auch jedem Laien, der in Tokios Passantengewusel um die Straßenecke Omotesando / Aoyama Street biegt, verschlägt der Anblick des facettierten Glasgebäudes den Atem. Wie ein geschliffener Diamant reflektiert der – welch Luxus in der Stadt des chronischen Platzmangels! – frei stehende Baukörper aus der Hand der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron tagsüber die Farben des Himmels und der umgebenden Fassaden und leuchtet nachts geheimnisvoll mit seinem faciettierte Schliff eines edlen Kristallglasflakons. Im Innern streift man staunend durch die scheinbar schwerelos ineinandergreifenden Geschossebenen, in denen Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen und Accessoires präsentiert werden wie wertvolle Kunstwerke. „You are what you buy“ – wer hier kauft wird zumindest temporär Teil der perfekten Inszenierung von
Mode, Innenarchitektur und äußerer Hülle. Und hat das sichere Gefühl, über das konkrete Objekt der Begierde hinaus etwas ganz Besonderes erstanden zu haben. Ähnlich beeindruckend ist ein Besuch im Flagshipstore von Louis Vuitton, rund 500 Meter weiter. Dort hat Jun Aoki die mehrgeschossige Glasfassade um den streng symmetrisch gerasterten Eingangsbereich mit unzähligen farbigen Neonröhren zum schillernden Laufsteg der Eitelkeiten überhöht. Jedes japanische Schulmädchen, das eine der berühmten Monogramm-Taschen erstehen möchte, avanciert beim Durchschreiten der Ladentüre für einige Sekunden zur Hollywood-Diva. Die ausdrucksstarke architektonische Markeninszenierung und das damit verbundene ästhetische Erlebnis bleiben dem Konsumenten auch nach dem Einkauf dauerhaft im Gedächtnis. Und wird häufig sogar im Bild festgehalten: mit Tüten bepackte Pärchen lichten sich gegenseitig stolz mit ihren Errungenschaften vor dem Shop ab. Was die Luxusmodemarken mit ihren Aufsehen erregenden Flagshipstores an Tokios Einkaufsmeilen vorgemacht haben, ahmen übrigens viele junge Japaner mittlerweile im Privaten nach: Sie beauftragen Architekten mit möglichst individuellen Eigenheimen, die Ausdruck ihrer Persönlichkeit sein sollen – und sei es auf briefmarkengroßen Grundstücken und den aberwitzigsten Restflächen. So entstehen nun in Tokios eintönigen Wohnvierteln, in denen man quasi ohne Abstandsflächen zu Straße oder Nachbar lebt, winzige Wunder von ikonischer Wohnhausarchitektur. Prada lässt grüßen.
>>> Kristina Raderschad, studierte Kunstgeschichte und Innenarchitektur und arbeitete unter anderem im Büro Andrée Putman, Paris. Sie war als Redakteurin bei Schöner Wohnen in Hamburg tätig. Heute schreibt sie als Freie Autorin für internationale Magazine in den Bereichen Architektur, Design und Kunst .
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PRADA
Was in der Modewelt Rang und Namen hat, l채sst sich in Tokios Shoppingdistrikt mit Aufsehen erregenden Flagshipstores nieder. Das Geb채ude der Basler Architekten Jaques Herzog und Pierre de Meuron f체r die Marke Prada ist ein schillerndes Statement in Glas.
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COMME DES GARÇONS
Das Londoner Architekturbüro Future Systems hat den Tokioter Flagshipstore des Avantgarde-Modellabels Comme des Garçons so puristisch wie die Mode der Chefdesignerin Rei Kawakubo gestaltet. Ein transluzentes blaues Punkteraster auf der geschwungenen Glasfassade fungiert als optischer Filter zwischen den ganz in weiß gehaltenen Räumlichkeiten und der Straße.
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LOUIS VUITTON
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Jun Aoki hat den streng symmetrisch gerasterten Eingangsbereich des LouisVuitton-Store mit unzähligen farbigen Neonröhren zum schillernden Lauftsteg der Eitelkeiten überhöht.
DIOR
Scheinbar schwerelos stapeln SANAA Architekten die Geschosse des Dior-Flagshipstores an der Omotesando Street in den Nachthimmel. Hauszarte Textilvorh채nge verh체llen die einzelnen Geschosse.
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STORE DER ZUKUNFT
Stores der Zukunft müssen weitaus mehr als reine Räumlichkeiten für den Verkauf bieten. Da heutzutage insbesondere die tatsächlichen Unterschiede von konkurrierenden Produkten immer weniger wahrnehmbar sind, muss die RetailUmgebung eine Klammer für die Marke bilden und eine Atmosphäre schaffen, die den Kunden fesselt, inspiriert und die individuellen Bedürfnisse verschiedener Käuferschichten stärker berücksichtigt. Der Store als Aushängeschild muss dem Kunden die einzigartige Geschichte und die Werte nahebringen, für welche die Marke und ihre Produkte stehen. Er muss Erlebniswelten schaffen und eine authentische Story erzählen. Gleichzeitig sollte er die Lifestyle-Aspekte der Zielgruppe widerspiegeln, um Respekt für die Marke zu generieren und den persönlichen Bezug für den Kunden herzustellen. Der Mix von Marke, Lifestyle und Produkt muss unverwechselbar sein und die Stimmung für ein unterhaltsames ShoppingErlebnis schaffen. Wichtig ist, dass der Kunde gerne seine Freizeit im Store verbringt und sich beim Shoppen wohlfühlt. So ist die Aufenthaltsqualität ein wichtiger Aspekt im Store der Zukunft. Zur Entspannung und Unterhaltung tragen Themenwelten, Service und ConvenienceKomponenten, wie Ruhezonen (Lounge, Bar) und angenehme Beleuchtung, bei. Doch nicht nur Inszenierungen sind gefragt, sondern neue Angebotsstrukturen. Kunden haben wenig Zeit und sind mit der Fülle an Entscheidungen, die sie treffen müssen, überlastet. Das Warensortiment wird deshalb auf wenige Best-of-Produkte unterschiedlicher Lifestyle-Kategorien kuratiert. Für den Kunden entfällt die Qual der Wahl – er spart Zeit. Die Übergänge von Visual Merchandising zur Sortimentspräsentation werden in Zukunft
fließender sein. So entstehen so genannte Cross-Selling-Effekte, also ein themenbezogener Sortiment-Mix. Als Antwort auf unseren immer schneller werdenden Lebensstil und die ständige Suche nach einzigartigen Erfahrungen, werden auch sogenannte „Pop-ups“ oder fahrbare Shops zunehmend Anklang finden. Der Überraschungseffekt von ständig wechselnden Orten, Inszenierungen und neuen Produktpaletten macht das Einkaufserlebnis spannender. Nicht zuletzt weiß der Kunde die Aufmerksamkeit und Beratungskompetenz von Verkaufspersonal zu schätzen, das die Fähigkeit besitzt, auf den persönlichen Lifestyle des Kunden einzugehen. Auch wenn sich Online-Stores hoher Beliebtheit erfreuen, sollte dieser Aspekt des OfflineStores nicht unterschätzt werden. Denn obwohl das Einkaufen via Internet Hochkonjunktur hat, bedeutet dies nicht das Ende des klassischen Einzelhandels. Der Store wird in Zukunft eher die Rolle eines Showrooms übernehmen, in dem nur eine sehr spezielle und abgestimmte Auswahl von Produkten gezeigt wird: Nischenprodukte, lokale Trends, Mikrovarianten universaler Formate. Während das Internet keine globalen Grenzen kennt, sind lokale Besonderheiten, Convenience und erstklassiges Servicepersonal Schlüsselfaktoren in der realen Welt des Retails. Um die Tendenz zum Online-Shopping zu kompensieren, werden Einzelhändler dazu tendieren, die neuen Technologien vermehrt auch in ihren Stores einzusetzen, um dem Kunden beides zu bieten, On- und Offlinewelten. Stores, die durch ihre Architektur eine Brücke zur Marke schlagen und den Kunden emotional berühren, bieten dem Kunden die geeignete Stimmung für
das Shopping. Der Einsatz von Terminals rundet als zusätzlicher Service das Angebot ab und bindet den Kunden an die Marke. Er hat die Möglichkeit, die gesamte Produktpalette, Fashiondetails und Bilder abzurufen, er kann Online-Bestellungen aufgeben und sich sein persönliches Shopping-Profil anlegen. Diese neuen technischen Möglichkeiten erlauben es, den Kunden im Laden gezielt nach seinen Bedürfnissen zu umwerben und das Einkaufen zu einem neuen Erlebnis zu machen. Mit dem zunehmenden ökologischen Bewusstsein der Verbraucher, gewinnt auch das Thema Umwelt im Retail-Bereich immer mehr an Bedeutung. Um nachhaltiges Design zu schaffen, wird verstärkt Wert auf die Wahl von wiederverwerteten bzw. wiederverwertbaren Materialien und umweltfreundlichen Stoffen sowie energiesparender Architektur gelegt werden müssen. Der Einsatz von regionalen Produkten stärkt nicht nur die Authentizität der Marke, sondern verkürzt auch Transportwege und trägt zur Reduzierung der Umweltverschmutzung bei. Ein bestehendes Gebäude beispielsweise in seiner Ganzheit und ursprünglichen Nutzung bestehen zu lassen, ist eine andere Art der Entmaterialisierung, die der Marke darüber hinaus einen lokalen Bezug verschafft und eine Story erzählt. Aber was immer man macht, es muss ein ehrliches und umweltverträgliches Bestreben sein und darf nicht nur als reine Marketingstrategie dienen.
>>> Alexander Plajer gründete 1996 mit Werner Franz das Büro plajer & franz studio in Berlin. Die Entwicklung von Markenarchitektur und Corporate Identity im Retail als auch das Design von Premiumhotels bilden ihre Kernkompetenz.
ZURÜCK IN DIE CITY
Seit einigen Jahren erlebt die Innenstadt eine außergewöhnliche Renaissance, die sich in allen Facetten ausdrückt. Das Modell der „Europäischen Stadt“ ist der Maßstab des Handelns. Die Philosophie dieses Modells verbindet Leben und Arbeiten in räumlicher Nähe zur Innenstadt. Dabei sind drei Maximen grundlegend: > Innenstädte sind der Spiegel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. > Innenstädte leben von der Kombination von Alleinstellungsmerkmalen, Multifunktionalität und Attraktivität. > Von „der“ Innenstadt zu sprechen, greift zu kurz. Das Bekenntnis zur Innenstadt zieht sich dabei durch alle politischen und wirtschaftlichen Ebenen. So ist etwa auf EU-Ebene vor zwei Jahren die Leipzig-Charta verabschiedet worden, in der die Förderung der Innenstadt als klare Forderung formuliert wurde. Auf Bundesebene ist mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und der Änderung im Baugesetzbuch (BauGB) die Innenstadt zum Förderschwerpunkt erklärt worden. Die Bundesländer haben eigene Förderprogramme entwickelt – meist vom Bund kofinanziert –, die mit integrierten Handlungskonzepten den Innenstädten zur neuen Blüte verhelfen sollen. Die Kommunen nutzen diese Fördermöglichkeiten für spezifische, auf die jeweilige Innenstadt ausgerichtete Konzepte. Für den Handel gilt die Besinnung auf die Innenstadt in gleichem Maße. Wurden vor einigen Jahren die Shopping-Center noch auf der „grünen Wiese“ gebaut, so entsteht ein Großteil der neuen Konsumtempel direkt oder am Rand der City. Auch den Lebensmitteleinzelhandel zieht es zurück in die Innenstadt. Mit neuen Konzepten und
Verkaufsstrategien sehen die Handelsunternehmen stabile Chancen für den wirtschaftlichen Erfolg. Was aber macht eine Innenstadt attraktiv? Es ist ein Bündel von verschiedenen Ansätzen, die hier zum Tragen kommen müssen. Zuallererst müssen sich die Akteure in der City bemühen, ihre Stadt zu einer Marke werden zu lassen. Das geschieht durch die Herausarbeitung und Pflege von Alleinstellungsmerkmalen, die aus Architektur, Kultur oder Historie kommen können. Eine gute Mischung von gebautem und freiem Raum mit hoher Gestaltqualität fördert zudem die Möglichkeit der Markenbildung. Es geht im Prinzip darum, der Uniformität entgegenzuwirken. Dabei spielt der Zusammenhang von Architektur und der ausgewogenen Gestaltung der Freiräume mit einer gut gestalteten Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Der Wechsel von Aktivitäten und Ruhezonen, das Zusammenspiel von Handelsgeschäften und Gastronomie sind Maßstäbe für eine gute Aufenthaltsqualität. An diesen Stellen sind auch die privaten Innenstadtakteure gefragt. Auch ein Filialbetrieb im Handel muss nicht in jeder Stadt gleich aussehen. Es gibt viele Möglichkeiten, das Gesicht, den Charakter der Stadt auch in den Schaufenstern und den Werbeanlagen aufzugreifen und dann auch von dieser Attraktivität zu profitieren. Um das zu erreichen, bieten fast alle Bundesländer Förderprogramme an, die ein Grundprinzip haben: Öffentlich-private Partnerschaften, die sogenannten Public Private Partnerships (PPP). Aus den USA und Kanada wurde die Idee der Business Improvement Districts (BID)
importiert. In Deutschland heißen sie je nach Bundesland BID, ISG, QiN, PACT oder INGE. Dabei geht es immer darum, Immobilienbesitzer und Wirtschaftstreibende eines Quartiers nicht nur für ihre Immobilie zu interessieren, sondern für das Quartier, für den Standort. Nur mit diesem Interesse lassen sich auch eigene Entwicklungen positiv beeinflussen. Mit dem Programm „Ab in die Mitte! Die City-Offensive“ gibt es zudem seit einigen Jahren in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Berlin einen Förderansatz, neue und identitätsstiftende Veranstaltungsformate zu entwickeln. Diese Veranstaltungen beziehen sich immer auf die Grundlagen, die in der Stadt vorhanden sind und mit einer besonderen Aktion unterstrichen werden. In Lemgo wurde die Renaissance-Architektur mit neuen Lichtkonzepten unterstrichen. In Bocholt sind innerstädtische Parkplätze temporär in Gärten und Parks verwandelt. Die Annahme und die Verstetigung führen zu neuen Impulsen in der Innenstadt, zu einer stärkeren Identifikation mit der eigenen Stadt und damit zu größeren Frequenzen in der City. Jede Stadt hat die Möglichkeit, ein eigenes Markenprofil auszubilden und sich damit von tristen Fußgängerzonen, uniformen Shopping-Centern oder Nachbarstädten abzuheben.
>>> Jens Imorde ist seit 1993 geschäftsführender Gesellschafter der Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH, die Projekte und Strategien für Kultur- und Wirtschaftsunternehmen plant, koordiniert und realisiert. Er hat seit 2009 die Geschäftsführung des Städtenetzwerkes Innenstadt NRW inne.
MARKTPLATZ DER SINNE
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WIE DER PRÄSENTATIONSZUM BEZIEHUNGSRAUM WIRD – NEUE POTENTIALE ENTDECKEN MIT DEM UNTERNEHMEN WILKHAHN
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In Zeiten der Mangelgesellschaft reichte das bloße Vorhalten von Waren, um erfolgreich Geschäfte zu machen. Der Verkauf glich eher einer Verteilung und erledigte sich nahezu von selbst. Schlangen vor den Geschäften, lange Lieferzeiten und ein Serviceverständnis, das sich auf die Einhaltung der Öffnungszeiten beschränkte, gehörten ebenso zum Alltag wie ein überschaubares Warenangebot. Das heutige „Shopping“ dagegen spiegelt den dynamischen Wandel einer globalisierten Waren-, Wirtschafts- und Handelswelt wider. Es gibt fast nichts mehr, was es nicht zu kaufen gibt. Zusätzlich haben die ITgestützte Standardisierung der Geschäftsprozesse und die rasante Verbreitung des Internets die Beziehungen zwischen Handel und Kunden verändert. Das Internet hat sich als „virtueller Marktplatz“ längst neben den klassischen Handelsstrukturen etabliert. Oftmals aber haben Automation und Digitalisierung der Kundenbeziehungen, die eigentlich zur Kostensenkung beitragen sollten, nach kurzer Zeit den Preisdruck erhöht: Weil das Internet eine hohe Preis- und Leistungstransparenz bietet, der Kontakt abstrakt und der Wettbewerber nur einen Mausklick entfernt ist, wird die Hemmschwelle deutlich gesenkt, den Anbieter zu wechseln. Und: Je standardisierter die Prozesse, desto leichter lassen sie sich „nachahmen“. Dadurch schwindet der erhoffte Kostenvorteil – und analog erhöht sich der Preisdruck.
Differenzierungs- und Beziehungspotenzial durch die Raumgestaltung Heute stehen auf der einen Seite Handelsunternehmen, die auf den Massenmarkt zielen und eine konsequente Kostenstrategie verfolgen, um so billig wie möglich anzubieten. Auf der anderen Seite gibt es spezialisierte Anbieter, die sich durch Zusatznutzen und Leistungsvorteile differenzieren, um ihre Gewinne nicht durch Quantität, sondern durch Qualität zu erzielen. Bei hochwertigen Dienstleistungen und Produkten ist die persönliche Kundenbeziehung deshalb in den Mittelpunkt des Verkaufsprozesses gerückt. Schließlich liegen hier die größten Differenzierungspotenziale zum Wettbewerb und gleichzeitig die größten Bindungspotenziale zum Kunden. Wie sonst, wenn nicht durch die Qualität der Räume und der Kundenbeziehungen können sich Anbieter vergleichba-
rer oder gar „immaterieller“ Produkte unterscheiden? Hinzu kommt ein scheinbares Paradoxon: Je teurer ein Produkt oder eine Dienstleistung, desto irrationaler wird die Kaufentscheidung. Denn mit der Höhe der erforderlichen Investition steigt die Angst vor den Folgen einer Fehlentscheidung. Diese Angst wiederum kann nur durch die Vermittlung von Sicherheit und Vertrauenkompensiert werden. Das hat nur vordergründig mit rationalen Argumenten zu tun, wirklich entscheidend dafür ist das soziale Vertrauen, das von Mensch zu Mensch entsteht. Deshalb ist es wesentliche Zielsetzung der Verkaufsraumplanung, nicht nur das Waren- und Leistungsangebot möglichst attraktiv zu präsentieren, sondern auch die Anbahnung und Festigung von sozialen Beziehungen zwischen Verkäufer und Kunde zu fördern.
Raum und Interaktion unbewusste Rituale der Vertrauensbildung Verkaufsprozesse können sowohl geplant als auch spontan und zufällig beginnen. Am Beginn eines verabredeten Verkaufsgesprächs steht grundsätzlich die Stärkung der positiven sozialen Interaktion, die von den im Instinktverhalten und in der Sozialisation verankerten Ritualen begleitet wird: das Händeschütteln, um zu zeigen, dass man nicht bewaffnet ist, die Bitte um Platznahme als Einladung und Vertrauensbeweis des Gastgebers, das Platznehmen, wodurch sich der Gast sowohl der Angriffs- wie auch der Fluchtmöglichkeit entäußert und das Getränkeangebot als Form des Teilens und damit der Betonung der Gemeinschaft – all das ist tief im Unterbewusstsein verankert und stärkt die Vertrauensbildung. Bei ungeplanten Begegnungen zwischen Kunden und Verkäufern ist die Situation dagegen komplexer, offener und unverbindlicher. Um die Schwellenangst zu überwinden, müssen Neugier und Informationsbedürfnis geweckt werden. Aufmerksamkeit erregende, positive Reize gehören ebenso dazu wie der fließende Übergang vom öffentlichen in den verbindlicheren privaten Raum. Signalisiert der Kunde durch seine Körpersprache Interesse an einer Ansprache, findet die Gesprächsanbahnung meist in der Bewegung statt. Entsteht nach den ersten Sätzen eine Beziehung, wird das Gespräch und damit
die Beziehung vertieft – oft im Stehen, weil dies dem Kunden das Gefühl lässt, noch immer „fliehen“ zu können. Das Platznehmen etwa auf Polstermöbeln zeigt dagegen bereits ein sehr hohes Maß an Vertrautheit. Das Ja zum Angebot erfolgt meist in solchen informellen Kontexten. Der Geschäftsabschluss selbst ist dagegen wieder formalisiert – sei es durch den gemeinsamen Gang an die Kasse oder aber durch die Vertragsunterschrift am Beraterplatz.
Das Bazar-Konzept zwischen Offenheit und Diskretion Eine abgestimmte Raumgestaltung unterstützt gezielt die unterschiedlichen psychologischen Prozesse und Gesprächsphasen im Verkaufsraum. Die räumlichen Faktoren „öffentlich“, „halböffentlich“ und „vertraulich“ auf der einen Seite und die korrespondierenden Parameter „Bewegen“, „Stehen“ und „Sitzen“ auf der anderen Seite finden sich bereits in sehr alten Konzeptionen von Marktplätzen wieder. Man denke nur an die räumliche Struktur eines Basars: An der Nahtstelle zu den Verkehrsflächen animiert eine mit optischen, akustischen, manchmal auch olfaktorischen Reizen angereicherte Warenauslage zum Verweilen und weckt Neugier. Dann folgt der einsehbare, halb öffentliche Verkaufsraum, in dem sich die Menschen bewegen und bei Interesse stehen bleiben können, und schließlich gibt es die nicht einsehbaren oder abgeschlossenen Räume, in denen der formalisierte Abschluss zumeist im Sitzen und bei einer Tasse Tee erfolgt. Moderne Einkaufszentren folgen den gleichen Prinzipien: Durch großflächige Verglasungen, die sich komplett öffnen lassen, werden die Verkaufsräume mit den öffentlichen Wegezonen verbunden. Je fließender der Übergang, desto niedriger ist die Hemmschwelle, den Verkaufsraum zu betreten. Dabei hilft die Lichtführung: je heller und übersichtlicher, desto einladender wirkt der Raum. Im Zentrum steht die „Bühne“ für die Kunden. Das Sehen und Gesehenwerden verbindet die Kundenmit den Verkäuferinteressen. Darum herum gruppieren sich halböffentliche, locker abgeschirmte Bereiche für informelle Gespräche, etwa an gemeinsamen Stehtischen, oder es laden Sitzmöglichkeiten
zum Verweilen und Studieren detaillierter Informationen ein. Die Randbereiche schließlich sind den diskreten Beratungsplätzen vorbehalten.
Die neue Herausforderung Verbindung von virtuellem und realem Verkaufsraum Ein bislang selten reflektierter Aspekt ist die Frage, wie sich die internetbasierten Beziehungen zum Kunden in der Raumgestaltung und -funktionalität widerspiegeln können. Wer sich zu Hause am Computer vorinformiert, seinen Wunsch bereits vorselektiert oder gar sein Produkt per Konfigurator gestaltet hat, der sollte diese digitale Präsenz und seine Vorarbeit im Sinne einer konsistenten Kommunikation auch im realen Verkaufsraum wiederfinden. Oft aber ist das Gegenteil der Fall: Man fängt ganz von vorne an und das mit analogen Informationsmedien. Wird der Computer beim Beratungsgespräch eingesetzt, dann dient er dem Verkäufer und nicht dem Kunden. Untersuchungen belegen, dass sich Berater zwischen 40 und 60 Prozent der Besprechungszeit ihrem Computer widmen anstatt ihrem Gegenüber, der während dieser Zeit – zudem meist ohne Sicht auf das Display – zur Passivität verdammt ist. Dabei gibt es längst Lösungen für eine kommunikationsfördernde Integration der Computertechnik, bei der Berater und Kunde über die digital angezeigten Dokumente sprechen und sie gemeinsam direkt am Display bearbeiten können. Raumelemente im Verkaufsraum als gemeinsames Interface zur digitalen Welt zu nutzen, wird bald zum ShoppingAlltag gehören. Denn es verbindet alle Kostenvorteile der Digitalisierung mit der Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehungen!
>>> Burkhard Remmers, Germanist, Historiker und Fachautor. Ein Arbeitsschwerpunkt gilt der Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Einrichtungskonzepte, die auf die Wechselwirkungen von Mensch, Organisation, Technologie und Raum abgestimmt sind. Jüngste Buchpublikation gemeinsam mit Prof. Guido Englich: Planungshandbuch für Konferenzund Kommunikationsräume, Basel, Boston, Berlin, 2008.
WIE INSZENIERT MAN DIE UNTERNEHMENSPHILSOPHIE?
DER TELEKOMMUNIKATIONS-ANBIETER MIT DEM MAGENTAFARBENEN T ENTWICKELTE MIT DEM LICHTEXPERTEN ZUMTOBEL EIN NEUES LADENBAU-KONZEPT, DAS BARRIEREN ABBAUT UND DIE KUNDENFREUNDLICHKEIT BETONT.
TELEFON
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Die Handydichte in Deutschland und Europa steigt stetig an. Doch wie hebt man sich von den Mitbewerbern ab und gewinnt trotz Überangebot neue Kunden? „Mit der Hardware alleine kann man heute nicht mehr punkten“, sagt Lars Bolle, Vice President European Sales Marketing bei T-Mobile International. „Die meisten Produkte sind annähernd gleich und unterscheiden sich mit Ausnahme der Verträge kaum noch voneinander.“ Was T-Mobile im Speziellen auszeichne? Software, Service, Kundenfreundlichkeit. Mit der Intention, diese fiktiven Begriffe in gebaute Materie umzusetzen, ging das deutsche Architekturbüro CD-Plan gemeinsam mit Interbrand aus Zürich als Wettbewerbsgewinner hervor. „Unser wichtigstes Ziel war, die Atmosphäre für die Beratungsund Verkaufsgespräche angenehmer zu gestalten“, erklärt Architektin Ulrike Warnking. „Mit dem neuen Mobiliar haben wir die Barrierewirkung des herkömmlichen Ladenbaus aufgehoben.“ Das Pilotkonzept umfasst einzelne Counter-Möbel in der Mitte des Raumes sowie spezielle Beratungsbereiche wie etwa die Besprechungskojen mit hohen Lehnen oder den Sitzkubus im Schaufenster. Alles in Weiß. Wo Konzentration gefragt ist, wird’s gemütlicher, wechselt die helle Oberfläche zu Holzfurnier und sandfarbenem Velours. Touchscreens, die in die Tischplatten und Tresen eingelassen sind, ermöglichen einen auf Multimedia basierten Dialog zwischen Kunde und Verkäufer. Mittels Multitouch-Technologie können Produkte, Tarife und bestimmte Serviceangebote miteinander verglichen werden. Die Idee dahinter ist überzeugend: anstatt mit Katalogen und Broschüren unterbreitet der Verkäufer das Angebot in digitaler Weise – entsprechend den Leistungen und Produkten, die dem Kunden später zur Verfügung stehen werden. Das erste von insgesamt acht Pilotprojekten wurde in Wien eröffnet. Weitere Shops wurden für Lübeck, Dessau, Hof, Frankfurt, Amsterdam, Nottingham und Prag konzipiert. Was beim Eintritt in die neue Welt von T-Mobile ins Auge fällt: Die gesamte Filiale im Erdgeschoss des stattlichen T-Centers erstrahlt in der Corporate Farbe des Unternehmens. Das Magenta ist keineswegs intensiver und kräftiger als in anderen Filialen, es erweckt lediglich diesen Eindruck, weil die Beleuchtungsstärke im umgebenden Raum reduziert wurde.
„Das war eine bewusste Entscheidung, um die Markenidentität zu verdeutlichen und einen spannenden Kontrast zu den weißen Präsentations- und Beratungsflächen zu erzeugen“, sagt der Münchner Lichtplaner Reinhard Vedder. Der eigentliche Clou liegt allerdings nicht in der Farbe, sondern in der Dramaturgie. Wurden früher Ladengeschäfte meist gleichmäßig hell ausgeleuchtet, hat man jetzt ein Konzept mit einer dezidiert ausgerichteten Beleuchtung entwickelt. Wo das Licht zur Ausleuchtung einer Arbeitsfläche, eines Beratungsbereichs oder eines Produkts benötigt wird, leuchtet es intensiv, im übrigen Raum nimmt es sich zurück. Schwierigster Part war die der verschiedenen Screens und Computerbildschirme. Durch eine detaillierte Planung konnten Reflexionen auf den Oberflächen verhindert werden, sodass die dargestellten Informationen gut lesbar bleiben. Diffuse Beleuchtung und zielgerichtete Spots unterstützen die Sprache der Architektur und lassen dadurch das ShopDesign insgesamt ruhiger werden. Im gleichmäßigen Raster sind die quadratischen Einbauleuchten der Serie 2LIGHT in die Decke eingelassen. Lediglich der Reflektor im Inneren des Lichtkopfs entscheidet darüber, ob der Lichtstrahl am Ende seiner Reise ein Handy oder eine beratende Hand ins rechte Licht rückt. Über den Besprechungstischen sowie im akustisch gedämpften Sitz-Cube kamen LEDs zum Einsatz – präzise und punktgenau. „Ich denke, dass das ein Shop-Konzept mit großem Zukunftspotenzial ist“, so Lichtplaner Vedder. „Auf der einen Seite fühlen sich die Kunden geborgen und gut aufgehoben, beinahe wie in einem Wohnzimmer. Auf der anderen Seite sparen wir mit der gerichteten Ausleuchtung eine Menge Strom“ – wie die Energiebilanz beweist: im herkömmlichen Ladenbau werden für die Beleuchtung zwischen 35 und 50 Watt pro Quadratmeter benötigt. Mit einer Leistung von 15 bis 20 Watt pro Quadratmeter können bei diesem Konzept über 50 Prozent der Energiekosten eingespart werden. Intelligente Lichtplanung, die sich rechnet – zum Beispiel für ein paar Gesprächsminuten mehr beim Telefon-Rendezvous.
>>> Robert Czaja ist freischaffender Journalist, lebt in Wien und schreibt unter anderem für den Standard.
Die unterschiedlichen Stadien von Beratung, Kontemplation und Kauf. Während Stehpulte dem Kundengespräch dienen, kann man sich zum kurzen Überdenken auf die helle Couch zurückziehen. Spätestens hier kommt die Idee der Wohnzimmer-Atmosphäre zum Tragen.
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Rendezvous zwischen Kundschaft und Beratung. Bei umfangreicheren Fragen kann man sich in eine der beiden Beratungskojen zurückziehen. Hochgezogene Lehnen sorgen für die nötige Privatsphäre. In die Tischfläche ist ein Touchscreen eingebaut, über den man im virtuellen Katalog blättern kann.
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Der Beratungs-Cube ist ein Hybrid aus Privatheit und Öffentlichkeit. Obwohl man quasi in der Auslage sitzt, kann man ungestört durchs Menü surfen. Die schwarze Oberfläche im Tisch ist ein Touchscreen. Die Wandleuchten im Beratungs-Cube wurden auf Basis der LED Floodline Lichtlinie entwickelt.
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Eine Prise New York, ein wenig Paris: wer die Tür zur Sparkasse Oberhausen öffnet, meint, er sei in einem Szene-Café gelandet. Die Möbel laden zum Loungen ein. An den Tischen trinkt man einen frischen Cappuccino. Für das fröhliche Farb- und das ungewöhnliche Servicekonzept steht das renommierte Architektenteam Sauerbruch Hutton aus Berlin, die bekannt dafür sind, Atmosphären in Gebäude zu bringen. In insgesamt zwei Jahren Bauzeit verwandelten sie das zuvor industriell genutzte Haus zu einem Wahrzeichen in der Stadt. Es zeichnet sich nicht nur als interessanter, architektonischer Wurf, sondern auch im Bereich Energienutzung aus und steht damit für einen frischen Aufwind in Oberhausen. Das Gebäude selbst fügt sich mit seiner klaren Struktur in die umliegenden Wohnund Parkanlagen ein. Während sich im oberen Stockwerk die Office-Bereiche der Mitarbeiter und des Managements befinden, betritt man im Erdgeschoss den offen gestalteten Kundenbereich. Hier wechseln sich Counter, Sitzecken, Besprechungsräume, eine große Ausstellungsfläche und ein Restaurant ab. Offene und geschlossene
Kommunikationsflächen, die durch Material und Farbe konturiert werden. Um die Kundenbereiche mit Stoffen flexibel zu gestalten, verwendeten die Planer als raumformendes Element eine Schleuderzugtechnik, die zu den Klassikern von SilentGliss gehört und sich in öffentlichen Räumen mit Publikumsverkehr bewährt hat. Durch Sonderbiegungen werden im Handumdrehen neue Raumarchitekturen geschaffen, die sich mit verschiedenen Textilien kombinieren lassen. „Der Vorhang bietet neben dem einfachen Materialeinsatz zugleich ein neutrales Element und ist ein zurückhaltender Gegenpart zu den gedruckten Fensterflächen“, erklärt Wolfgang Thiessen, ausführender Architekt bei Sauerbruch Hutton. Für die Sparkasse wurde der Stoff Alu Med aus der SilentGliss Project Collection gewählt, der nicht nur farbliche Akzente setzt, sondern sich als intelligentes Gewebe auszeichnet. Solarkennzahlen, die bei lichtdurchfluteten Gebäuden von immer größerer Bedeutung werden, kennzeichnen die optischen und thermischen Eigenschaften des Textilmaterials. So erhält der Architekt exakte Werte für den Einsatzort, um Gebäude licht- und wärmetechnisch optimal auszustatten.
Für Wolfgang Thiessen war es zudem wichtig, nicht nur bei Textilien, sondern bei Farb- und Marterialauswahl auf verbindende Elemente zu achten. Durch dunkle Holzmöbel, weite Glasflächen und dezente Naturfarben entsteht in der Sparkasse ein moderner, frischer Eindruck. Ein neues Servicekonzept, das die Aufenthaltsqualität und Kommunikation fokussiert. Inzwischen haben auch zahlreiche Kunden die neue Sparkasse von Oberhausen zu ihrem Mittelpunkt gewählt. Vertrauen und Transparenz – Architektur wird so zum aktuellen Botschafter: für eine durchschaubare Finanzwelt, in der Geschäfte nicht hinter verschlossenen Türen, sondern vor den Augen des Kunden abgeschlossen werden.
Bilder: Finanzinstitut mit LoungeCharakter – die Sparkasse Oberhausen
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GLAMOUR IM POTT
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DER DUFTENDE „STORE OF THE YEAR 2009“
Deutsche Innenstädte haben – wenn sie nicht Hamburg, Berlin oder München heißen – ein Problem. In der Regel heißt es: Fußgängerzone. Waren diese Flaniermeilen einst für Inspiration, neue Ideen und das Vorführen individueller Waren gedacht, sind sie heute ein Parcours bunter Reklamen und austauschbarer Angebote. Der mit Muße ausgestattete Flaneur oder Lifestyle-Genießer der 1990er Jahre wird in diesem Ambiente jedenfalls kaum mehr gesehen. Was also muss geschehen, um die Innenstädte lebendig zu erhalten; sie zu Orten der Verlockungen und Ideen zu machen? Diesjährig zeichnet der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels rund 20 Einzelhändler mit dem Siegel „Stores of the Year 2009“ aus. Ein Ritterschlag, der heraushebenswerte Konzepte adelt, die die Langeweile der Einkaufsstraßen durchbrechen. Wie man exklusive Erlebniswelten für Kunden schaffen kann, zeigt die neu gestaltete Parfümerie „Douglas“ in Dortmund. Douglas, mit rund 450 Parfümerien in Deutschland und insgesamt 1.200 Parfümerien in 23 Ländern Europas Marktführer, setzt im Ruhrgebiet ein Zeichen für Luxus. Und damit für Expansion in der Krise: Vorwärtsstrategien für den Handel statt phlegmatischer Angststarre. Der neue Store auf dem Westenhellweg, eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen in Deutschland, strahlt Großzügigkeit und geschmackvolles/stilvolles/exquisites Ambiente aus. Eine klare Antwort auf die graue, stark besuchte Einkaufsmeile in Dortmund, mitten im Herzen des Potts. Ein „Ja“ zu Lifestyle, zu den guten Dingen, etabliert auf zwei Geschossen mit rund 330 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Der neue Schönheitstempel ist kein 08/15-Laden, sondern ein innenarchitektonisch durchkomponiertes Konzept vom Architekturbüro Schwitzke & Partner aus Düsseldorf. Es wurde dem Standort angepasst und bildet mit seiner exklusiven Inneneinrichtung eine optische Einheit mit der klassischen Fassade. Die über vier Meter hohen Wände sind mit Stoff bespannt und das Interieur der ersten drei Räume überwiegend in dunklen Tönen gehalten. Es erinnert an die stilvollen Parfümerien der Jahrhundertwende und an die immer noch währende Verpflichtung zu Pflege und Qualität. In diesem neuen Design haben inzwischen auch weitere Luxus-Marken Einzug gehalten, ob „Molton Brown“, die Pflegeserie aus Großbritannien, oder „Acqua di Parma“, das renommierte Duftwasser aus Mailand. Darüber hinaus werden den Kunden Serviceleistungen wie Beauty-Behandlungen in separat gestalteten Beauty-Rooms im Obergeschoss angeboten. Eine WellnessOase, die nicht von ungefähr an einen entspannten Hotelaufenthalt denken lässt. Empfangen werden, heißt es im Kassenbereich. Keine Warteschlangen, sondern das Ambiente einer exquisiten Hotelrezeption: die Tresenelemente sind mit aufwändig hinterleuchtetem Onyx-Stein gestaltet und die Wände mit plissiertem Seidenstoff bespannt. Ein Hauch von Glamour und Exklusivität mitten im Pott! Für diesen frischen Wind wurde die Douglas-Parfümerie vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels für die Auszeichnung „Stores of the Year 2009“ in der Kategorie „Out of Line“ nominiert. Ein zukunftsweisendes Projekt in der Innenstadt.
Das Grand-Hotel unter den Parf端merien: der Douglas-Store in Dortmund.
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BÄDERREISE
MORGENS FANGO, ABENDS TANGO – DER KURGEDANKE VON DAMALS ERLEBT EINE RENAISSANCE: WER GENIESST, KURT ZU HAUS. DIE VORAUSSETZUNG DAFÜR: EINE GUTE PLANUNG. EINE BÄDERREISE DURCH DEUTSCHLAND FÜHRT SIE ZU AUSSERGEWÖHNLICHEN BÄDER-AUSSTELLUNGEN MIT INSZENIERUNGEN VON DORNBRACHT.
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Mit Schrankkoffern, Hüten und Kutschen machte man sich in den letzten Jahrhunderten auf Bäderreise. Goethe verliebte sich in Karls- und Marienbad. Michel de Montaigne erhoffte die Wiederherstellung seiner Gesundheit auf einer ausgiebigen Bäderreise durch die Schweiz, Deutschland und Italien. Die Verbindung aus schönen Urlaubstagen und Anwendungen für das körperliche Wohlbefinden finden sich heute noch in architektonischen Ikonen: ob in den Jugendstilbädern von Bad Nauheim oder Baden-Baden. Doch inzwischen erleben „Kuren“ eine neue Renaissance. Nicht nur zwischen Ost- und Nordsee, sondern dort, wo wir am schnellsten dem Alltag entfliehen können: zu Hause.
herren nicht nur die klassische Produktpräsentation, sondern sinnliche BadInszenierungen. Mal wird die Natur mit Geräuschen oder Licht – dann mit rauschendem Wasser aus dem RainSky oder Elemental Spa – zelebriert. Immer wieder finden Sie Rituale fürs Bad, aus denen nicht nur neue Perspektiven, sondern ganze Raumarchitekturen entstehen. Wo Ihre Bäderreise hinführen könnte? Hier sind die ersten dreizehn Anlaufpunkte für Visionen und Ideen – die weiteren Händler werden zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt.
Die Bäderreise durch Deutschland führt deshalb nicht mehr allein zu Moor- und Mineralwasserbädern, an den Klützer Winkel, nach Heiligendamm oder die Mecklenburger Bucht, sondern zu Orten, in denen das Erlebnis Bad großgeschrieben wird. Ausstellungen, die zum Planen und Genießen animieren. Wie zum Beispiel bei dem Traditionsunternehmen Elspermann in Wuppertal. Betritt man den Eingang der 150 Jahre alten Villa, entsteht der Eindruck eines Grandhotels: Schliffglas-Spiegel, Stuckdecken, funkelnde Lüster und knarzendes Parkett. Das Flair der alten Unternehmervilla wurde behutsam in die Neuzeit überführt. Im Wintergarten wird unter einem originalen Fries geplant, in kleinen Schlafzimmern, Bibliotheken oder der Hauskapelle entstanden vielfältige Baderäume mit detailreichen Ideen. „Wenn jemand reinkommt, startet das Erlebnis Bad“, unterstreicht André Höbing, Marketingleiter und zuständig für die Ausstellungs-, sprich Kulissengestaltung. Kulisse ist ein Wort, das ihm gefällt – denn er lässt sich gerne vom großen Theater inspirieren. So wechseln die Farben der einzelnen Bade-Räume durch unsichtbare Steuerungen, werden die Düfte von Strand und Meer eingestreut, akzentuiert durch die passende Akustik. Inspiration pur, das Bad als Erholungs- und Wellnessraum, dem Spirit of Water verpflichtet. Planung und Entscheidung wird nicht nur bei Elspermann zum Erlebnis: zwischen Hamburg und München laden viele Dornbracht-Händler zur Bäderreise ein. Hier finden Planer, Architekten und Bau-
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Pietsch Haustechnik GmbH Badambiente Kötzschenbroder Straße 139 01139 Dresden Tel. 0351 83 17 10 www.badambiente.de Ausstellung mit verschiedenen Stil- und Lebenswelten rund ums Bad. Peter Jensen GmbH Borgfelder Straße 19 20537 Hamburg Tel. 040 25 79 30 www.peterjensen.de Kreative Klasse: Traditionsunternehmen mit spannend inszenierter Bäderschau. Hans-Jürgen Klein GmbH Zum Gleis 2–3 25980 Tinnum /Sylt Tel. 04651 93 88 88 www.klein-Sylt.de Vom Sylter Landhausbad bis zum avantgardistischen Designerbad. Sanitär Wahl GmbH Unter dem Birkenkopf 16 70197 Stuttgart Tel. 0711 6 56 59 80 www.sanitaer-wahl.de Ausstellung mit Livinghouse – hier verschmelzen Baden & Wohnen. Intact-Bad GmbH Stilwerk Grünstraße 15 40212 Düsseldorf Tel. 0211 86 22 86 66 www.intact-bad.de Badeinrichter im exklusiven Stilwerk mit vielen ausgewählten Accessoires. bad & mehr Bergstraße 69/70 48143 Münster Tel. 0251 3 97 77 00 www.bad-und-mehr.com Ausstellung im Herzen von Münster. Bäder und hochwertige Pflegeprodukte. Ultramarin Badinstallation GmbH Mommsenstraße 76 50935 Köln Tel. 0221 9 90 86 62 www.ultramarin-koeln.de Kleine, feine Studioausstellung mit handverlesenen Produkten.
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Axel Fröhlich GmbH Rheinallee 120 55120 Mainz Tel. 06131 89 12 98 www.froehlich-bad.de Effektvolle Produktinszenierung für neue Badarchitektur. Badkultur Beuttenmüller Alexanderstraße 20 70184 Stuttgart Tel. 0711 2 36 71 11 www.badkultur-stuttgart.de Exklusive Ausstellung mit angeschlossener Badboutique. Hans G. Bock Badeinrichtungen Friesenstrasse 15–19 30161 Hannover Tel. 0511 86 64 95 90 www.hansgbock.de Top Inneneinrichter mit schicker Ausstellung, die über das Bad hinaus geht. Waterfront Landsberger Straße 146 80339 München Tel. 089 18 93 18 31 www.waterfront-gmbh.com Reduzierte Luxusbäder und individuell gefertigte Saunen und Dampfbäder. Dreyer Haustechnik GmbH Weißgerbergaße 27–29 90403 Nürnberg Tel. 0911 23 75 480 www.dreyer-gmbh.de In Nürnbergs Burgviertel mit dem Flair einer historischen Schlosserwerkstatt. Elspermann Großhandels GmbH & Co. KG Badambiente Friedrich-Engels-Allee 155 42285 Wuppertal Tel. 0202 2 809 90 www.badambiente.de Charmant: in einer ehemaligen Fabrikantenvilla in Wuppertal.
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KAP FORUM PROGRAMMVORSCHAU
Mittwoch, 29. April 2009, 19.00 Uhr
Dienstag, 16. Juni 2009, 19.00 Uhr
balancity Der Deutsche Pavillon auf der EXPO 2010 Shanghai
Themenreihe Neues Bauen!? Von der Eleganz des Einfachen
China bereitet sich auf eine Weltausstellung der Superlative vor: mit geschätzten 70 Millionen Besuchern und über 230 teilnehmenden Ländern bzw. Organisationen. Auch Deutschland baut einen eigenen Pavillon in Shanghai, in dem vom 1. Mai bis 31. Oktober 2010 täglich bis zu 46.000 Besucher erwartet werden. Mit „balancity“, einer Stadt im Gleichgewicht, greift der Deutsche Pavillon das EXPO-Thema „Better City, Better Life“ auf. Mit einem Balance-Akt der Baukörper zitiert die architektonische Gestaltung des Pavillons das Kernthema. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie koordiniert die Koelnmesse International GmbH die Vorbereitungen und wird den Pavillon 2010 betreiben.
Nieto-Sobejano Arquitectos Fuensanto Nieto & Enrique Sobejano, Madrid, Berlin Zu einer wahren Pilgerstätte für Architekturfans hat sich das renommierte und jüngst umgebaute Kunstmuseum Moritzburg in Halle entwickelt. Mit Respekt vor der wechselvollen Geschichte des Bauensembles schufen die Spanier Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano eine großartige Synthese aus alter und neuer Architektur. Aufsehen erregte das Madrider Büro Nieto-Sobejano auch in Köln, mit einem hochsensiblen, filigranen Entwurf für das neue Schauspielhaus, das allein durch seine Differenz zum gängigen Mainstream der Kastenarchitektur das Herz höher schlagen lies und fast zum Zuge gekommen wäre.
Anmeldung: anmeldung@kap-forum.de Abendkasse: Euro 8,– 17. September 2009, 19.00 Uhr Donnerstag, 28. Mai 2009, 19.00 Uhr Themenreihe Neues Bauen!? Jenseits der Stars Evolutionäre Architektur
Prof. Wilfried Kuehn, Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin Die öffentliche Architekturwahrnehmung dreht sich im Kreis. Stararchitekten prägen ein spektakuläres Markendesign, das anschließend jeder haben will: Die Individualität des immer Gleichen. Ein Widerspruch in sich, der zudem die eigentlichen Herausforderungen zeitgenössischer Architektur verdeckt. Was wir brauchen ist eine zukunftsweisende Synthese zwischen Ästhetik und Gesellschaft. Professor Wilfried Kuehn, Partner des Berliner Architekturbüros Kühn Malvezzi Architekten, interpretiert in seinem Vortrag sein Verständnis von Neuem Bauen im 21. Jahrhundert.
Jenseits aller Moden Architektur und Design in Krisenzeiten
Stefan Behnisch, Hon. FAIA, RIBA, BDA, CIMA, Principal/Partner von Behnisch Architekten Nachhaltigkeit ist kein modischer Trend, der wirtschaftlich schwierigen Zeiten geopfert werden kann. Das käme uns teuer zu stehen! Wir Architekten, Designer, Ingenieure müssen unsere ganze Energie darauf ausrichten, unsere Kunden von der Notwendigkeit des nachhaltigen, ökologischen Bauens als Zukunftsinvestition auch für die späteren Generationen überzeugen. Die Grüne Bewegung ist keine vorübergehende Erscheinung. Sie ist eine Notwendigkeit, um den Lebensstandard und die Lebensqualität für alle Menschen zu verbessern und anzugleichen. Dafür macht es Sinn sich einzusetzen!
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IMPRESSUM
Herausgeber KAP Forum für Architektur, Technologie, Design Andreas Grosz Agrippinawerft 28, Rheinauhafen D-50678 Köln www.kap-forum.de
Redaktionelle Leitung Inken Herzig www.inken-herzig.de Gestaltung großgestalten Tobias Groß Layout: Martin Schüngel Illustration: Dominik Kirgus www.grossgestalten.de Lektorat Tanja Motzkau www.lektoratsbuero.net Fotos S. 12–26, 37–42: H. G. Esch S. 52–60: Christian Schaulin S. 75+76: Zumtobel S. 82: Markus Kratz S. 88: Badambiente Wuppertal Druck Asmuth Druck, Köln KAP Forum Das KAP Forum ist Netzwerkund Kommunikationsplattform der Unternehmen Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn und Zumtobel Licht. Im KAP Forum kommen Experten aus Architektur, Technologie und Design mit einer interessierten Öffentlichkeit zusammen. Die vielfältigen Ausstellungen, Symposien, Vorträge und Seminare eröffnen einen aktiven Dialog über Architektur und Städtebau, Kommunikation und Design, Wirtschaft und Kultur. Ausblick Unser nächstes KAP Magazin wird grün! Die Ausgabe #4 mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit erscheint im Herbst. 96