Smart Wines Newsletter März 2008

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SMART

WINES

NEWS LETTER ®

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Barock: Schloss Halbturn in Österreich

Futuristisch: O. Fournier, Mendoza, Argentinien

Noblesse oblige

„El UFO“

W

Weingut Schloss Halbturn, Burgenland

o einst kaiserliche Büchsen Hasen, Rehe und Fasane zur Strecke brachten, sich später der eiserne Vorhang niedersenkte und viele Jahre hindurch eine tote Grenze zu Ungarn bildete, wird heute Wein produziert, der selbst strengste Kritiker mit der Zunge schnalzen lässt: Das früher den Habsburger Kaisern als Jagd- und Sommerresidenz dienende Barockjuwel Schloss Halbturn im Burgenland hat dem österreichischen Qualitätsweinbau binnen kurzer Zeit eine neue, kräftig schillernde Facette hinzugefügt. Der Besitzer Markus Graf zu Koenigsegg, ein Quereinsteiger in die Weinbranche, setzte von Anfang an auf „Klasse statt Masse“ und weckte das alte Schlossweingut aus dem Dornröschenschlaf, in den es zwischenzeitlich gefallen war. Was heißt „weckte“? Er rüttelte so kräftig, dass kaum ein Stein auf dem anderen blieb: Ab 2001 wurden viel Zeit, Mühe, Ideen und Geld in die vollständige Neustrukturierung von Weingärten und Keller investiert, ein neues, internationales Team engagiert, Elan und Innovation hielten auf dem Weingut Einzug. Heute ist Halbturn eines der interessantesten

Rotweinprojekte im weinmäßig ohnehin nicht faden Österreich. Der Name steht für ein frankophiles Konzept, höchste Qualität, extreme Selektion der Trauben, handwerkliche Perfektion im Weingarten und Keller, reintönige Weine mit eigenständiger, spannender Stilistik. Belohnung für den hohen Einsatz sind zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, vor allem für den brillanten Pinot Noir. Graf zu Koenigsegg: „Ich dachte mir: Wenn wir’s machen, dann richtig. Und es gab keine Garantie, dass es klappen würde. Inzwischen sind wir in Österreich anerkannt, in der Qualitätsspitze etabliert und auf dem Sprung in internationale Märkte.“ Dennoch: „Im Vergleich zu den alteingesessenen Winzerfamilien hier im Burgenland sind wir ja noch ein embryonales Weingut“, übt sich Önologe Markus Sieben in sympathischer Zurückhaltung. Sieben, sehr präzise in Sprache, Denken und Handeln, ist mit seiner Familie von Deutschland aufs Weingut gezogen, sein hartes Hochdeutsch ist inzwischen durch viele österreichische Dialektwörter „aufgeweicht“. Fortsetzung auf Seite 3

D

O. Fournier: Top-Weine aus drei Ländern

ie Einheimischen nennen es „El UFO“: Tatsächlich wirkt das gewaltige, 18 Meter hohe, vor die Kulisse der mächtigen Sechstausender der argentinischen Anden gestellte futuristische Bauwerk, als wäre es nicht von dieser Welt. Optisch fasziniert diese Weinkellerei durch ein markantes Flugdach und dominante halbrunde Auffahrten. Der gewaltigen BarriqueLagerhalle fehlt zum Dom nur der Altar. Aber auch technisch ist das Gebäude beeindruckend: Bei der auf verschiedenen Etagen angelegten Weinbereitung wird zur möglichst sanften Verarbeitung von Trauben und Most geschickt die Schwerkraft genützt. Bauherr dieser beeindruckenden Weinkellerei, des größten zivilen Infrastrukturprojekts der Provinz Mendoza, ist José Manuel Ortega GilFournier: „Die Kellerei muss ein Anziehungspunkt sein. Ich wollte ein Zeichen setzen.“ – Was wohl zweifellos gelang. Ortega Gil-Fournier gehört zu den Quereinsteigern im internationalen Weingeschäft. Nach seiner Laufbahn als Banker hat er mit kaum 40

Jahren bereits eine zweite Karriere als international tätiger Weinproduzent aufgebaut. Die Ziele des gebürtigen Spaniers sind hoch gesteckt: Sein Unternehmen will gleich in mehreren wichtigen Weinbauländern zu den allerbesten Produzenten gehören. Anders als viele große Weinkonzerne, die neben Abermillionen Flaschen billiger und mittelmäßger Weine auch ein schmales Top-Segment produzieren, interessiert sich José Manuel ausschließlich für die Top-Qualitäten. Er will maximal etwa 1,5 Millionen Flaschen jährlich füllen, verteilt auf feinste Weine aus den spanischen Regionen Ribera del Duero und Rioja, sowie aus Argentinien und Chile. In Ribera del Duero und Argentinien sind bereits Bodegas – das UFO! – in Betrieb, deren Weine Höchstbewertungen erzielen. Aus Chile kommen jetzt die ersten Weißweine Fourniers nach Deutschland, die chilenischen Roten liegen noch im Fass. Die Geschichte der Unternehmerfamilie Fournier begann 1782 im spanischen Burgos. 100 Jahre später hatte sie ein Quasi-Monopol als Fortsetzung auf Seite 2

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