SMART
WINES
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NEWSLETTER ausgabe 21 - köln - Dezember 2012
Schonende Bodenbearbeitung mit dem Muli in den biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen von Alvaro Palacios in Gratallops, Priorat.
Bio-Wein: quo vadis?
Anmerkungen zum Bio-Weinmarkt in Deutschland und Österreich: Entwicklungen, Trends, Preisgefüge, Kaufverhalten, Konsumentenprofile. Vortrag am Istituto Agrario di San Michele, 5. November 2012, Per Soehlke, Geschäftsführer Smart Wines, Köln
H
eute werden viele der weltweit besten Weine biologisch produziert. Das war nicht immer so. Noch Anfang der 1990er-Jahre waren Bio-Weine häufig mit dem Image minderer Qualität behaftet. Häufig genug zurecht. Denn viele der Bio-Pioniere waren zwar begeisterte Ökologen, aber ihre sensorischen und kellertechnischen Fähigkeiten hielten oft nicht mit ihren Ambitionen im Weingarten Schritt: Die Qualität von Bio-Weinen war bis auf wenige Ausnahmen – etwa der Nikolaihof im niederösterreichischen Mautern – tatsächlich wenig überzeugend. Gleichzeitig wuchs eine Generation von gut ausgebildeten Winzern heran, die konventionell, aber kellertechnisch perfekt arbeiteten, hervorragende Weine produzierten, den Geschmack der Zeit und der anspruchsvollen Weintrinker trafen und sich so einen guten Namen machten. Bald, nachdem sie die
Qualitätsspitze erklommen und sich dort etabliert hatten, begannen einige dieser Winzer nach Möglichkeiten zu suchen, ihr Profil weiter zu schärfen, einzigartige und authentische Weine zu machen. Auf ihrer Suche gelangten sie buchstäblich „zurück zu den Wurzeln“, also in den Weingarten – zum biologischen bzw. biodynamischen Anbau. Aus den primär kellertechnisch orientierten wurden weingartenund terroirorientierte Winzer, die ihren Weinen buchstäblich mehr „Leben und Seele“ einhauchten. So wurde der biodynamische Anbau für eine vorerst kleine Gruppe von Winzern zur Grundlage für einen unverwechselbaren Stil, stärkere Identität und verbesserter Qualität. Heute produzieren Biodynamiker auf gesunden Böden aus vitalen Reben regions- und sortentypische, weinguts-individuelle Weine höchster Qualität.
Ökologische Landwirtschaft als Qualitätsfaktor Unser niederösterreichischer Partner Fred Loimer aus Langenlois sagt über seine Entscheidung: „Wir kommen nicht darum herum: Weinbau ist eine Monokultur, es gibt keinen Fruchtwechsel. Der Boden wird daher sehr einseitig belastet. Wir wollten die Qualität unserer Trauben und damit des Weins weiter verbessern. Mit konventionellen Methoden stießen wir aber an die Grenze. Auch deshalb haben wir uns für den Weg der Biodynamik entschieden.“ Seit 2005 hat Fred Loimer 35 Hektar im niederösterreichischen Kamptal und 9 Hektar auf dem von ihm geführten Weingut Schellmann südlich von Wien auf Biodynamik umgestellt. Er hat gemeinsam mit einem Dutzend Qualitätswinzern aus
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