Skippers 92 de

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skippers

Törn

Der Skippers Cup im Zweijahresrhythmus

Olympia

Die Schweiz mit historisch guten Chancen

Interview

Arnaud Psarofaghis spricht Klartext vor dem AC

Werften

Die Bootsbranche im Umbruch

Richard Mille Cup Epochale Zeitmaschinen

Auf der Zielgeraden

Olympia, America’s Cup und Vendée Globe – in den kommenden Monaten erwartet uns ein volles Programm. Die besten Schweizer Seglerinnen und Segler stecken in den letzten Vorbereitungen für ihr grosses Ziel: die Teilnahme an den prestigeträchtigsten Segelwettkämpfen der Welt. Noch nie ist die Schweiz mit so grossen Medaillenchancen an Olympische Spiele gereist. Sieben Seglerinnen, Segler und Teams haben sich in fünf verschiedenen Klassen qualifiziert. Die letzten Schweizer Podestplätze an olympischen Spielen liegen lange zurück. Als Louis Noverraz, Bernard Dunand und Marcel Stern in Acapulco auf dem 5,5er Silber holten, schrieben wir das Jahr 1968. Seither hat sich der Segelsport im Zuge des technischen Fortschritts radikal verändert. Bester Beweis: die AC75-Racer, die beim America’s Cup zum Einsatz kommen. Arnaud Psarofaghis, der Skipper des Schweizer Challengers, hat uns in einem Interview einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen von Alinghi Red Bull Racing gewährt. In Barcelona läuft der Countdown bereits. Auch Justine Mettraux arbeitet auf Hochtouren. Konzentriert trainiert sie auf ihrer IMOCA-Jacht für die Vendée Globe. Drei Schweizer – so viele wie noch nie – werden sich aufmachen, den Everest der Meere zu bezwingen. Als Kontrapunkt zum technischen Wettrüsten ist Brice Lechevalier, der Gründer unseres Magazins, am Richard Mille Cup auf einer der ehrwürdigen klassischen Jachten mitgefahren. Auf dem Titelbild ist der 19mR-Gaffel-Rennkutter Mariquita zu sehen, der 1911 von William Fife entworfen und gebaut wurde und majestätisch durch den grauen Atlantik pflügt. Im Segelsport wie auch im Leben ist Vielfalt eine Stärke.

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SEGELGESCHEHEN

3. Skippers Cup

Einwöchige Segelrallye ab Korfu

Der dritte Skippers Cup wurde auf Wunsch der begeisterten Skippers Leserinnen und -Leser organisiert.

Voller Vorfreude brach die Schweizer Flottille am ersten Maiwochenende zu den Ionischen Inseln auf.

Text ) Brice Lechevalier Fotos ) Brice Lechevalier und Jonathan Viey

Der erste Skippers Cup fand 2011 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Magazins auf den Britischen Jungferninseln statt. Ein Drittel der in Griechenland anwesenden Teams war damals schon dabei. Bei der zweiten Auflage in Kroatien feierte Skippers seinen 20. Geburtstag – und die Teilnehmenden probten den Aufstand. Sie forderten, dass der Skippers Cup alle zwei Jahre durchgeführt werden solle. Ihr Wunsch wurde nicht nur erhört, sie wurden sogar in die Wahl des Austragungsorts einbezogen. So kam es, dass die Skippers-Flotille vom 4. bis 11. Mai 2024 durch das tiefblaue Meer der Ionischen Inseln kreuzte.

Gestartet wurde in der Marina Gouvia auf Kor fu, dem grössten Jachthafen Griechenlands. Er liegt praktischerweise nur 20 Autominuten vom Flughafen und der malerischen Altstadt entfernt. Von dort ging es los aufs Meer, wo bei schwachem Wind jeweils ein bis zwei Dutzend Seemeilen pro Tag zwischen Buchten, Häfen auf dem Festland und den Inseln Antipaxos, Korfu, Gouvino, Paxos und Vido absolviert wurden. Die Ionischen Inseln sind nicht nur weniger windig als die Kykladen, sondern in dieser Jahreszeit auch grüner und dadurch lieblicher.

AUCH FABIENNE UND CYRIL LAFRANCHI VON VOILE EVASION GEHÖRTEN (IM BILD OBEN), SEGELTEN AUF EINEM SUNSAIL-KATAMARAN 4500 MIT.

Nach dem Grund für ihre Teilnahme am Skippers Cup gefragt, nannten die Anwesenden neben dem Spass am Segeln und am freundschaftlichen Regattieren noch zwei weitere Gründe: das sympathische Miteinander und die Möglichkeit, eine schöne Region zu erkunden.

Ansteckende Geselligkeit

Die Segelgemeinschaft ist bekannt für ihre Geselligkeit und die freundschaftliche Verbundenheit der Mitglieder. Das gemütliche Beisammensein

gehört daher wenig überraschend zur DNA des Skippers Cups. An der diesjährigen Auflage im idyllischen Revier der Ionischen Inseln trafen sich die Segelbegeisterten jeden zweiten Tag in einem Jachthafen oder in einem kleinen Dorf zum gemeinsamen Abendessen, wo sie Gelegenheit hatten, bei ausgelassener Stimmung zu plaudern, die Regatta des Tages Revue passieren zu lassen, Gleichgesinnte kennenzulernen und Seemannsgarn zu spinnen. Die Abendessen wurden von Gucci, Moorings, Sunsail, TeamWork und Voile Evasion, den Sponsoren des Skippers Cups, finanziert. Meistens liessen die Teilnehmenden den Abend bei reichlich Ouzo in den Salons der Boote ausklingen. Marcel Beauverd, ehemaliger Präsident des CVSNG und des Club Bellevue, ist mit seinem Siegerteam 2022 «Les Légendes» genau aus diesem Grund seit der ersten Austragung dabei: «Uns gefallen die sympathische Atmosphäre, der Teamgeist, die unkomplizierte Art der Veranstalter und der Teilnehmenden und die gute Organisation. Ausserdem beinhaltet der Anlass genau das richtige Mass an Wettkämpfen.»

CHRISTIAN WILLY: «ICH NEHME ERNEUT TEIL, WEIL MIR DIE GESELLIGKEIT, DIE MÖGLICHKEIT, AUF DEM MEER ZU SEGELN, UND, SOZUSAGEN ALS SALZ IN DER SUPPE, DER FREUNDSCHAFTLICHE WETTKAMPF GEFALLEN.»

Die Skipper der Boote versammelten sich jeden Tag zum Briefing. Dort wurde ihnen die Strecke erklärt, bevor sie gemeinsam nach wetterabhängigen Optionen suchten – einem morgendlichen Kaffee zum Beispiel oder einem Aperitif auf dem Flaggschiff.

Die Teilnehmer der früheren Ausgaben freuten sich, einander wiederzusehen und holten die verlorene Zeit nach, während sich die Neuankömmlinge vorstellten. Im Gegensatz zu den ersten beiden Skippers Cups hatte sich diesmal kein einziges Deutschschweizer oder Tessiner Team angemeldet, der Cup war fest in Westschweizer Hand.

Freundschaftliches Kräftemessen

Die Segelwoche appellierte sowohl an die Neugier als auch an den Kampfgeist, alles eine Frage der Dosierung. Jeden Tag wurde eine imaginäre Start- und Ziellinie überquert. Dazwischen segelten die Teams je nach Ambition mehr oder weniger seriös, aber stets fair und gut gelaunt. Damit genug Zeit für andere Aktivitäten blieb, wurden pro Tag nicht mehr als 10 bis 20 Seemeilen zurückgelegt. Bei einigen Vollblutseglern drückte der Wettkampfgeist trotz allem durch, allen voran bei den diesjährigen Siegern François Bopp und Benoît Rol, die mit ihren Ehefrauen gekommen waren und regelmässig an den Rolex-Meisterschaften der Farr 40 und TP52 anzutreffen sind. Auch sie waren wegen der guten Stimmung gekommen. «Wir hatten davon gehört. Als wir erfuhren, dass so hervorragende Segler wie Michel Glaus (Anm. d. Red.: ehemaliger OK-Präsident der Bol d’Or Mirabaud) teilnehmen, haben wir uns doch auf einen heissen Kampf gefreut. Ab 10 Knoten Wind machen die Boote richtig Spass.»

Michel Glaus hielt mit seinen Siegesabsichten nicht zurück und hatte auch eine entsprechend starke Crew zusammengestellt. Prompt gewann er die beiden ersten Läufe. «Bei den leichten Winden konnten wir uns auf den Booten austoben, trotzdem überwog diesmal der gesellige Teil, die Regatta geriet etwas in den Hintergrund», so sein Fazit. Dass die einzelnen Teams dennoch irgendwann der Ehrgeiz packte, zeigt das Podest: Es sah jeden Tag anders aus. Nur der zweite Platz ging stets an Christian Willy. Der meinte begeistert: «Ich mag das Format dieser Plauschregatta. Man tritt zwar gegeneinander an, bleibt aber fair und sieht in den anderen keine Feinde.»

Der bisher erfolgreichste Teilnehmer ist Philippe Rey-Gorrez, der Chef von TeamWork. Er gewann die erste Ausgabe, belegte an der zweiten den zweiten Rang und hatte sich auch für die dritte viel vorgenommen. «Man kommt auf den Geschmack, es sind echte Persönlichkeiten hier und wer gewinnt schon nicht gern», gestand er. Um sich keine Chancen zu verbauen, liess er sogar das Unterwasserschiff seiner Sunsail-Jacht auf eigene Kosten reinigen. Seiner Frau Valerie, die ebenfalls im Vorstand von TeamWork sitzt, fiel auf, wie konzentriert das Team in den Startphasen war. «Wir haben von unserem Skipper viel gelernt», befand sie. Auch Eric Fassbind, der im Regattasegeln weniger bewandert ist als im Fahrtensegeln, bezeichnete die Starts als sein schönstes Erlebnis: «Die Starts sind sehr intensive Momente, danach fällt plötzlich der Druck ab, die Teams entspannen sich und gehen ihren eigenen Weg.» Nathalie Devaud gefiel vor allem das Gleichgewicht zwischen Freizeit und Regatta, «mit Leuten, die sich amüsieren wollen – kämpferisch und doch entspannt.»

Viel fürs Auge

Delfine, Schildkröten, blaue Lagunen voller Fische, grüne Inseln, Felshöhlen, historische Zitadellen und typische kleine Dörfer prägten die Woche. Jede Etappe wartete mit neuen Höhepunkten auf. Genau das war das Ziel: Die Teilnehmenden sollten die ganze Vielfalt der Region kennenlernen. Er sei

voll auf seine Kosten gekommen, sagte Robin Crausaz, «wir hatten genügend Zeit, um die noch unberührte Natur zu entdecken und konnten trotzdem genug regattieren, die Balance hat gestimmt.» Fabienne und Cyril Lafranchi von Voile Evasion, Sponsor und Mitveranstalter des Skippers Cups, hatten die Route in Zusammenarbeit mit Sunsail bewusst so geplant, dass sie viel Abwechslung bot. An Bord des Flaggschiffs wurde jeweils am Vorabend mit dem griechischen Skipper Ephtymios geprüft, ob die nächste Etappe unter Berücksichtigung des Wetters wie vorgesehen durchgeführt werden konnte. Das Gute an der Nebensaison sind die relativ leeren Häfen, kleinen Buchten und Terrassen. Im Gegensatz zur Hochsaison findet man überall problemlos einen Platz und kann die malerischen Orte in vollen Zügen geniessen.

Sogar die schöne Blue Lagoon wenige Seemeilen von Sivota entfernt und die Zitadelle von Korfu waren nicht überfüllt. Sie gehörten definitiv zu den Highlights der Woche. Die Bootsplätze am Fuss der Festung hatten die Veranstalter vorsichtshalber im Voraus reserviert. Von dort gibt es zu Fuss nur einen Weg hinauf in die Altstadt: über die Festung und eine mittelalterliche Brücke, die von einem grossen Fallgitter begrenzt und rund um die Uhr bewacht wird. Ein Teilnehmer meinte stellvertretend: «Es war ein aussergewöhnlicher Abend, zuerst der Cocktail von Voile Evasion, dann die Zitadelle von Korfu mit ihrer bewegten Seefahrtgeschichte, die schon die Phönizier, die Venezianer, die Engländer und jetzt uns angelockt hat. Korfu hat mich wirklich überrascht, ich hatte eine Insel ohne Bäume erwartet. Als wir am ersten Tag losgefahren sind, hat mich die Landschaft mit all den Zypressen an die Toskana erinnert. Das hat mir sehr gefallen.»

HOMMAGE AN DIE TITELVERTEIDIGER

Im Jahr 2024 werden unsere Freunde aus Down Under alles daransetzen, dass die älteste Sporttrophäe der Welt in den Händen der Kiwis bleibt. Um ihnen dabei zu helfen, mit dem Wind zu segeln, haben wir uns vom Logo des Emirates Team New Zealand zu einem einzigartigen America’s-Cup-Sammlermodell inspirieren lassen: die Seamaster Planet Ocean Deep Black ETNZ Edition. Eine türkisfarbene Hommage an die Titelverteidiger mit RegattaCountdown-Anzeige, “Auld Mug”-Sekundenzeiger und einem Gehäuseboden mit ETNZ-Logo.

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