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Ein Trophäe mit hunderten von Geschichten

Es war einmal ein Binnenland, das davon träumte, im Konzert der grossen Segelnationen mitzuspielen. Zur allgemeinen Überraschung begegnete ihnen der Kleinstaat nicht nur auf Augenhöhe, sondern gab sogar sieben Jahre lang den Ton an. So entstand die Schweizer Leidenschaft für die älteste Sporttrophäe der Neuzeit. Jetzt, da Alinghi zurück ist, fest entschlossen, seinen Namen ein weiteres Mal in die legendäre Silberkanne einzugravieren, lädt Skippers Sie ein, an Bord zu kommen und das nautische Kräftemessen aus nächster Nähe mitzuerleben. Vom 22. August, wenn der Startschuss zur ersten Ausscheidungsregatta fällt, bis zum 27. Oktober, dem letzten Reservetag des America’s Cup Matches, wird Barcelona zum Epizentrum des Segelsports. Dieser Guide soll Ihnen das nötige Hintergrundwissen vermitteln und Ihnen helfen, das Wie, Was, Wann und Warum besser zu verstehen. Darüber hinaus versorgt er Sie mit einer Vielzahl von nützlichen Informationen über den Anlass, egal, ob Sie ihn vor Ort oder von zuhause aus verfolgen. Unsere Fachjournalisten haben eine Fülle von pikanten News zusammengetragen, die garantiert Ihre Neugierde wecken. An dieser Stelle möchte ich mich bei Pierre-Antoine Preti, meinem Vorgänger in der Skippers-Redaktion, bedanken, den wir wieder als regelmässigen Gast in unseren Kolumnen begrüssen dürfen. Er hat einen grossen Teil dieser Beilage verfasst. Wir sind überzeugt, dass Sie seine Handschrift und die Qualität seiner Berichte wiedererkennen. Die gesamte Redaktion wünscht Ihnen viele emotionale und unvergessliche Momente an diesem 37. America’s Cup!

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Der America’s Cup im Lauf der Zeit

173 Jahre Regattageschichte

Ryan Pellett
Text ) Jacques-Henri Addor

An jenem Freitag, dem 22. August 1851, ahnten die fünfzehn Teams am 100 Guineas Cup wohl kaum, dass sie mit der Umrundung der Isle of Wight das erste Kapitel einer ebenso langen wie spannenden Geschichte schreiben würden. Heute, 173 Jahre später, ist der America’s Cup weltberühmt, die älteste Sporttrophäe der Welt und ein Fass ohne Boden. Er hat schon etliche Millionen oder sogar Milliarden verschlungen.

Königin Victoria war so von der Isle of Wight angetan, dass sie sich dort das Schloss Osborne House errichten liess. 1851 wollte sie für die Weltausstellung in London einen Segelanlass veranstalten und beauftragte den Commodore der Royal Yacht Squadron, eine Regatta um die Insel zu organisieren. Ihr Name: 100 Guineas Cup. Der Sieger sollte eine vom Londoner Goldschmied Robert Garrard angefertigte Silberkanne erhalten. Die Amerikaner kamen mit ihrem Schoner America über den grossen Teich, um sich mit den schnellen englischen Jachten zu messen. Alle hielten die Briten für unschlagbar, ihr Sieg schien reine Formsache. Doch es kam anders. Die America gewann und fuhr mit dem «Auld Mug» im Gepäck nach Hause. Nach den Regeln der Royal Yacht Squadron musste der Gewinner dafür sorgen, dass die Trophäe von Jachtclubs aus anderen Nationen herausgefordert werden konnte. Diese Auflage wurde in der Stiftungsurkunde, der sogenannten Deed of Gift, festgehalten, die dem New York Yacht Club zusammen mit dem Pokal übergeben wurde. Sie bestimmt heute noch die Regeln des Wettkampfs, wenn auch in leicht abgewandelter Form.

1857 benannte der New York Yacht Club (NYYC) die Regatta nach dem siegreichen Schoner America. Aufgrund des Sezessionskriegs (1861–1865) wurde das Rennen jedoch erst 1870 wieder aufgenommen. Die Briten traten mit dem 32,91 m langen, 188 Tonnen schweren und mit 830 Quadratmeter besegelten Schoner Cambria an, konnten

aber im Heimrevier der Amerikaner gegen die 14 Boote des Defenders nicht viel ausrichten. Sie wurden 8.

Die Siegerjacht America wechselte mehrmals den Besitzer und blieb vom Schicksal nicht verschont. Sie wurde den Konföderierten (Südstaaten) abgetreten, um die Blockade der Unionstruppen (Nordstaaten) zu durchbrechen. Nach der Eroberung von Jacksonville im Jahr 1862 versenkte das Unionsheer das Schiff, machte es wieder flott, rüstete es mit drei Kanonen aus und verstärkte damit ebenjene Blockade, die der Schoner eigentlich hätte durchbrechen sollen. Danach wurde die America ausgemustert und 1942 beim Einsturz des Schuppens, in dem sie eingelagert war, zerstört.

Erste Vermessungsregeln

Nach ihrer Niederlage im Jahr 1870 statteten die Briten dem NYYC einen Besuch ab und schlugen vor, sich nicht mehr in Flottenregatten, sondern in Duellen zu messen. Die Amerikaner willigten ein, solange sie selbst entscheiden konnten, mit welchem Boot sie den Pokal verteidigen. Aus diesem Deal entstand 1876 bei seiner dritten Austragung der America’s Cup, wie wir ihn heute kennen: ein Wettkampf, bei dem ein Challenger den Defender zum Duell bittet. 1885 erliess der NYYC erste Vermessungsregeln, die für einigermassen faire Bedingungen sorgen sollten. 1893 folgte mit der Formel des Seawanhaka Yacht Club eine zweite Version. Um die Jahrhundertwende wurde der Cup noch immer auf sehr grossen, sehr schweren, sehr schönen und sehr stark betuchten Schiffen ausgetragen, die für die damalige Zeit ein gigantisches Budget erforderten. Reliance, die siegreiche Defenderjacht von 1903, war 61,26 Meter lang, 7,92 Meter breit, verdrängte 189 Tonnen, hatte 64 Besatzungsmitglieder und eine Segelfläche von 1500 Quadratmetern. Sie wurde von Sir Thomas Liptons Shamrock III herausgefordert. Der Kutter aus Nickelstahl war mit 41 Metern und einer Verdrängung von 166,6 Tonnen zwar etwas kürzer und leichter als die Reliance, trug aber fast genauso viel Tuch. Ausserdem war sie die erste Challengerjacht mit einem Steuerrad.

ZEITZEUGEN DER J-CLASS: DIE VELSHEDA UND DIE

Die Ära der J-Class Lipton unterlag, gewann aber an Ansehen. Seine plötzliche Bekanntheit war nicht nur beste Werbung für seinen Tee- und Gewürzhandel, sondern verhalf ihm auch zu mehr Einfluss in der Segelszene. Diesen nutzte er, um sich beim NYYC für «vernünftigere» Boote einzusetzen. Sein Anliegen fand Gehör. 1914 wurde die «Universal Rule», die der amerikanische Konstrukteur Nathanael Herreshoff im Jahr 1903 entworfen hatte, angenommen. Sie läutete das goldene Zeitalter der J-Class-Jachten ein, wurde aber erst nach dem Ersten Weltkrieg umgesetzt, der wie der amerikanische Bürgerkrieg den America’s Cup zum Erliegen gebracht hatte. Im America’s Cup kam die Vermessungsformel nur von 1930 bis 1937 zum Einsatz. Mit ihr wurde die nach einem Rating berechnete Zeit zugunsten von Echtzeitduellen aufgegeben: Wer als Erster die Ziellinie überquerte, wurde zum Sieger erklärt. Sir Thomas Lipton versuchte sein Glück insgesamt fünfmal, ging aber immer als Verlierer vom Platz. Seine Beharrlichkeit war ein gefundenes Fressen für die Pressezeichner.

Die New York Times veröffentlichte eine Karikatur von Lipton am Steuer seiner Shamrock mit der Überschrift: «There is many a slip between the cup and the lip», was wörtlich «Es kann viel schiefgehen zwischen Tasse und Lippe» und im übertragenen Sinn «Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben», bedeutet.

1930 wurde die Regatta nach Newport verlegt und die kleine Stadt in Rhode Island zur Hochburg des America’s Cups. Noch heute erinnert dort vieles an die glorreichen Jahre des Cups. Seit die East-Coast-Amerikaner das Ruder aus der Hand geben mussten, sind die Erinnerungen allerdings etwas verblasst.

Mit den J-Class-Jachten hielt der America’s Cups vorerst an grossen, schweren und teuren Booten fest. Die britische Velsheda war 39,40 Meter lang, die Endeavour sogar 39,47 Meter, dies bei einer Verdrängung von 143 Tonnen und einer Segelfläche von 721 Quadratmetern. Auf amerikanischer Seite beeindruckten die Cupper mit imposanten Massen. Die Enterprise brachte es auf 36,49 Meter und 127,6 Tonnen, die Resolute

BRUNO TROUBLÉ, HIER NEBEN MATTEO DE NORA UND TONY RAE, HAT ZUSAMMEN MIT LOUIS VUITTON DIE AUSSCHEIDUNGSREGATTEN ZWISCHEN DEN CHALLENGERN –DEN LOUIS VUITTON CUP – INS LEBEN GERUFEN.

auf 32,50 Meter und 105,8 Tonnen, die Rainbow auf 39,95 Meter, 176 Tonnen und 750 Quadratmeter Segelfläche und die Ranger, die letzte, für Harold Vanderbilt gebaute Class J, auf 41,15 Meter, 166 Tonnen und 701 Quadratmeter Segelfläche. Die politisch instabile Lage in den späten 1930erJahren setzte den internationalen Wettkämpfen des America’s Cups vorübergehend ein Ende. Sogar der Geldadel und die Wirtschaftsmagnaten hatten andere Sorgen.

Yves Ryncki
Sailing Energy
Chris Cameron
DIE K-12 SOVEREIGN, VERLIERERIN DER AUSGABE 1964, IM GEFECHT MIT DER DER US-15 VIM
SVEA

Internationalisierung

Erst 1958 wurden die Cupregatten wieder aufgenommen. Gesegelt wurde bei dieser 17. Auflage auf 12-Meter-Jachten, den 12mR oder 12m JI. Das sollte bis 1987 so bleiben. Die Engländer waren die einzigen Herausforderer am ersten America’s Cup nach dem Zweiten Weltkrieg. 1962 stiessen die Australier unter der Flagge der Royal Sydney Yacht Squadron hinzu. Gretel unterlag, konnte den Amerikanern auf Weatherly aber immerhin einen von fünf Läufen abnehmen. Der NYYC war über diese erste Nie-

derlage seit 1930 so gekränkt, dass er kurzerhand das Reglement änderte und den Herausforderern untersagte, auch nur irgendetwas Amerikanisches zu verwenden, egal, ob Pläne oder Technologie. Weitere Länder begannen sich für den Cup zu interessieren. Neben Australien trachteten Neuseeland, Schweden, Italien, Griechenland und vor allem Frankreich nach der Silberkanne. Als besonders hartnäckig erwies sich der französische Geschäftsmann, Erfinder des Bic-Kugelschreibers und leidenschaftliche Segler Baron Marcel Bich. Er trat zunächst mit den gekauften Booten Sovereign und Constellation an, bevor er die Werft Egger in Saint-Aubin mit dem Bau einer eigenen 12-Meter-Jacht, der Chancegger, beauftragte. Da die Regeln des Cups vorschreiben, dass die Herausforderer Boot, Segel und Beschläge in ihrem eigenen Land herstellen müssen, blieb Hermann Egger nichts anderes übrig, als seine Werft für den Bau der 12mR nach Pontarlier in Frankreich zu verlegen. Viermal nahm Bich damit den «Auld Mug» ins Visier – 1970, 1974, 1977 und 1980 –, jedes Mal erfolglos. Marcel Bich liess seine Boote von Louis Noverraz steuern, der damit zum ersten Schweizer im America’s Cup wurde. Da der so ersehnte Sieg ausblieb, feuerte der als launisch und cholerisch bekannte Baron Noverraz, so wie er es später auch mit Pierre Delfour, dem Nationaltrainer Yves Louis Pinaud und Eric Tabarly tat. Entnervt steuerte Bich die France selbst und wurde dafür von der Segelgemeinschaft verspottet. Seine Nachfolge trat Marc Pajot an, der für Frankreich nach der Silberkanne griff. Angesichts der wachsenden Zahl von Challengern führten Bruno Troublé und Louis Vuitton ein Qualifikationssystem ein, den Louis Vuitton Cup. Nur dem Sieger dieser Ausscheidungsregatta war es vergönnt, gegen den Defender anzutreten.

Ende der amerikanischen Dominanz

1983 zahlte sich das Durchhaltevermögen der australischen Kängurus aus. Sie streckten den amerikanischen Adler mit 4:3 nieder. Einen grossen Anteil an diesem Sieg hatte die von Ben Lexcen entwickelte Geheimwaffe. Der Konstrukteur hatte die Australia II mit einem Flügelkiel ausgestattet. Durch die sehr kurze Wasserlinie und die geringere Verdrängung wurde die Jacht schneller und wendiger. Mit ihrem Überraschungssieg beendeten die Australier die 132-jährige Vorherrschaft der Amerikaner.

Doch so leicht gab sich Dennis Conner nicht geschlagen. Mit Stars and Stripes 87 machte er sich daran, den Wanderpokal zurückzuerobern.

Tatsächlich fügte er Kevin Parrys Kookaburra III eine empfindliche 4:0-Niederlage zu. Der Pokal ging zurück in die USA, diesmal nach Kalifornien zum San Diego Yacht Club.

Dort fand 1988 die verrückteste Ausgabe des Cups statt, die das Ende der 12-Meter-Jachten einläuten sollte. Die Neuseeländer starteten mit einem

Carlo Borlenghi

HOMMAGE AN DIE TITELVERTEIDIGER

Im Jahr 2024 werden unsere Freunde aus Down Under alles daransetzen, dass die älteste Sporttrophäe der Welt in den Händen der Kiwis bleibt. Um ihnen dabei zu helfen, mit dem Wind zu segeln, haben wir uns vom Logo des Emirates Team New Zealand zu einem einzigartigen America’s-Cup-Sammlermodell inspirieren lassen: die Seamaster Planet Ocean Deep Black ETNZ Edition. Eine türkisfarbene Hommage an die Titelverteidiger mit RegattaCountdown-Anzeige, “Auld Mug”-Sekundenzeiger und einem Gehäuseboden mit ETNZ-Logo.

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