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Museums-Tipp TextilWerk in Bocholt
Textiles Erbe wird bewahrt
Die Textilindustrie hatte in Bocholt eine lange Tradition. Sie endete genau so tragisch wie in der Grafschaft Bentheim. Museal ist sie aber noch zu erleben.
Text und Foto: TextilWerk Bocholt
ber 450 Jahre lang prägte Baumwolle, die aus Übersee importiert werden musste, das Wirtschaftsleben Bo-Ü cholts und der gesamten Region. Vor allem zwischen 1870 und dem Ersten Weltkrieg boomte die Branche: Bocholt zählte bis zu 80 Textilbetriebe, in denen zeitweise bis zu 10.000 Menschen arbeiteten. Mitte der 1960-er Jahre setzte auch im Westmünsterland die Strukturkrise ein. Sie war gekennzeichnet durch einen anhaltenden Schrumpfungsprozess aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch Fernost. Viele Betriebe schlossen, und Tausende Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Mitten in der Strukturkrise beschloss die Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes WestfalenLippe (LWL) 1984 die Einrichtung eines Textilmuseums. Weil ein his-
torisches Gebäude seinerzeit nicht zur Verfügung stand, entschied man sich zunächst für den Nachbau einer typischen Weberei aus der Zeit der Jahrhundertwende. 1989 wurde an der Aa die Eröffnung gefeiert.
Im Jahr 2004 kaufte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe den viergeschossigen Backsteinbau der Spinnerei Herding als zweiten Teil seines Textilmuseums hinzu. Der Umbau zum Museum und Kulturforum erfolgte unter der Leitung des renommierten Stuttgarter Architekturbüros Atelier Brückner. Ziel war es, die Spuren der Arbeit und der 100-jährigen Geschichte des Gebäudes deutlich zu zeigen. Auf allen vier Etagen entickelt sich ein „Zwiegepräch“ zwischen aktueller Nutzung und historischem Bestand. Abblätternde Farbschichten und zerschlissene Betonböden wurden bewusst belassen und kontrastieren mit modernen Einbauten.
Seit der Eröffnung der Spinnerei im September 2011 firmiert das Textilmuseum mit seinen beiden Standorten als „TextilWerk Bocholt“ .
Heute präsentiert das LWL-Industriemuseum in der Spinnerei Ausstellungen zur Modegeschichte und zeigt Technik in Funktion. Im Erdgeschoss der Spinnerei befindet sich ein „Parcours de la Mode “ : In einer 23 Meter langen Vitrine, die als Laufsteg aufgebaut ist, nehmen historische Kleidungsstücke und Schuhe sowie textile Musterbücher die Besucher mit auf eine farbenfrohe Reise durch mehr als 100 Jahre Modetrends.
Im ersten Obergeschoss präsentiert das LWL-Industriemuseum am authentischen Ort die Bedeutung der Textilunternehmer und der ansonsten selten ausgestellten Baumwollspinnerei. Das LWL-Industriemuseum besitzt auch die größte Textilmaschinensammlung Europas. Einige davon wurden in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert und sind jetzt in der neuen Ausstellung zu sehen.
Die 32 Webstühle im Websaal vermitteln ansatzweise einen Eindruck von der Dimension großer Arbeitssäle mit Hunderten in Reih und Glied aufgestellter Webmaschinen. An 13 Medienterminals können Besucher per Knopfdruck Informationen zu technischen Funktionen und Arbeitsabläufen abrufen.
Eröffnung im Jahre 1989
13 Medienterminals
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