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Buch-Tipp: Die Akte Adenauer von Ralf Langroth

Buchtipp: Die Akte Adenauer

Es müssen nicht immer die wilden 1920-er Jahre sein, um einen spannenden Krimi mit politischem und geschichtlichem Hintergrund zu schreiben.

Text: Meistermann | Foto: United Archives

Bonn in den 1950-er Jahren – einerseits ein beschauliches Städtchen mit idyllischer Lage am Mittelrhein, andererseits Sitz der Bundesregierung und des Bundestages in einer äußerst angespannten Zeit. Der West-Ost-Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion verschärft sich nach dem gemeinsamen Sieg über Nazi-Deutschland. Bonn wird zum Austragungsort von Spionage und Gegenspionage der beiden Supermächte, aber auch andere Konflikte werden ausgefochten, unter anderem von unbelehrbaren Vertretern der überwunden geglaubten Nazi-Ideologie, die immer noch ihren Einfluss geltend machen oder geltend zu machen versuchen.

Vor diesem Hintergrund des sogenannten Kalten Krieges spielt der äußerst empfehlenswerte Thriller „Die Akte Adenauer “ von Ralf Langroth, hinter dessen Pseudonym sich der Hannoveraner Schriftsteller Jörg Kastner verbirgt. Er bildet den Auftakt einer neuen und vielversprechenden Reihe, die von den politischen Geschehnissen in der noch jungen Bundesrepublik inspiriert ist. Hauptfigur ist BKA-Kommissar Philipp Berger. Er ist wegen seiner Gegnerschaft zur Nazi-Herrschaft 1939 mit seiner Familie aus Deutschland in die USA emigriert und hat im Zweiten Weltkrieg als Agent für den US-amerikanischen Geheimdienst CIC gearbeitet, der

im Bereich Spionageabwehr tätig war. Im vom Bundestagswahlkampf geprägten Jahr 1953 wird Berger nach seiner Rückkehr in die Heimat Kommissar beim Bundeskriminalamt. Sein erster Fall: Der mysteriöse Mord an seinem Vorgänger, der neben seiner Tätigkeit bei der deutschen Polizei ebenfalls für den USamerikanischen Geheimdienst CIC gearbeitet hat. Allerdings nicht offiziell, sondern undercover.

Gemeinsam mit der Journalistin Eva Herden kommt Berger dem Treiben der rechts gerichteten „Wölfe Deutschlands “ auf die Spur. Wer unterstützt die Organisation und damit den Plan, einen führenden linken Politiker der SPD zu töten? Und dann kommt Bundeskanzler Konrad Adenauer von der CDU ins Spiel, der Gerber persönlich mit der Aufgabe betreut, dessen Kontrahenten zu beschützen. Beide kennen sich noch durch eine Begegnung in Adenauers Heimatort Rhöndorf im Jahr 1945 kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Auf den Erstling sind zwei weitere Thriller mit Kommissar Gerber gefolgt: „Ein Präsident verschwindet“ handelt von Otto John, dem ersten Präsidenten des Verfassungsschutzes der Bundesrepublik Deutschland, der unter nicht ganz geklärten Umständen 1954 in der DDR, dem kommunistischen Teil Deutschlands, auftauchte, und den Verdacht nährte, die Seiten gewechselt zu haben. Ein späterer Prozess, bei dem John seine Unschuld beteuerte und von einer Entführung sprach, brachte keine Klärung.

„Das Mädchen und der General“ (ET: März 2023) thematisiert einen weiteren Skandal, der den noch jungen westdeutschen Staat erschütterte: Die nie aufgeklärte Ermordung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt aus Frankfurt, die in den höchsten Kreisen verkehrte.

Neue Thriller-Reihe von Ralf Langroth

Atmosphärisch gelungene Illustration zur Geschichte.

„Dem Treiben der rechts gerichteten „Wölfe Deutschlands“ auf der Spur. Die Ermordung von Rosemarie Nitribitt

Ralf Langroth, Die Akte Adenauer,

Rowohlt-Verlag

ISBN 978-3-499-00475-9.

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