Nachbarn-Buren

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Verlagsbeilage der Grafschafter Nachrichten · Sonnabend, 28. November 2009

Fest ohne Grenzen in Zwillbrock Weihnachtsgeschichte liegt der kleinen Barockkirche zu Grunde

Kerstman contra Sinterklaas Viele Niederländer beschenken sich inzwischen zu Weihnachten

Hier Nikolaus, dort Sinterklaas Und überall der Freund der Kinder

Weihnachtsmarkt mit Niveau in Münster Ramsch und Gebrauchtes darf nicht angeboten werden

Sinterklaas oder das Christkind Für Familie Freiberger stellt sich diese Frage nicht

Zurück in die Zeit von Kaiser Augustus „Lebende Krippe“ lockt tausende nach Enter

„Krippkes bekieken“ im Münsterland Die größten Ausstellungen gibt es in Rheine und Telgte


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Zweites gemeinsames Projekt m vergangenen Jahr haben die Grafschafter Nachrichten gemeinsam mit der in Enschede erscheinenden Tageszeitung De Twentsche Courant Tubantia und den Westfälischen Nachrichten in Gronau aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Euregio unter dem Titel „Nachbarn“ erstmals ein gemeinsames Magazin mit Beiträgen von beiden Seiten der Grenze heraus herausgegeben. Es war ein großer Erfolg; selten hat eine Publikation so viele positive Reaktionen hervorgerufen. Das „Nachbarn“-Magazin, europaweit bisher einmalig, wurde im Oktober dieses Jahres sogar in Wien von einer internationalen Jury mit dem „Erasmus MediaAward 2009“ ausgezeichnet.

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Jetzt liegt ein neues Magazin vor Ihnen. Ein fünfköpfiges deutschniederländisches Redaktionsteam hat sich in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt, wie die Bevölkerung diesseits und jenseits der Grenze die Advents- und Weihnachtszeit erlebt, welche Unterschiede es zwischen Nikolaus und Sinterklaas gibt und was in diesen Wochen im Euregio-Gebiet so alles an Veranstaltungen geboten wird. Herausgekommen ist eine 24 Seiten starke Zeitung mit einer Vielzahl lesenswerter und informativer Beiträge.

NACHBARN • DEZEMBER – WEIHNACHTEN IM GRENZGEBIET

Fest ohne Grenzen in Zwillbrock Weihnachtsgeschichte liegt der kleinen Barockkirche zu Grunde

Eine Nachtmesse im Freien bildete einst den Ursprung der kleinen Kirche in Zwillbrock. Auch heute noch ist die Weihnachtszeit hier einer der Höhepunkte des Jahres – für Deutsche und für Niederländer. „Dieses Gebäude berührt die Menschen in irgendeiner Weise, auch wenn sie nicht gläubig sind.“

Barockkirche in Zwillbrock noch stets die ultime Verkörperung des Weihnachtsgefühls. Nicht allein durch den neuen zeitweisen Hochaltar, der bis Maria Lichtmess (2. Februar) stehen bleibt, auch durch die Musik, die während der gesamten Adventszeit jeden Sonntag in dem intimen Raum mit seinen monumentalen Altaren, der Kanzel und der Orgel erklingt.

„Die Weihnachtszeit ist die schönste Zeit des Jahres“ Dann hat es den Anschein, Von Herman Haverkate als ob die Welt auf ein Mal ZWILLBROCK. Jedes Jahr, ein bisschen kleiner, menschimmer nach dem ersten Ad- licher geworden ist. Es ist ein ventssonntag, kriecht er in Fest, um in diesen dunklen den schmalen Raum hinter Tagen hierher zu kommen. dem Hochaltar. Mit Hilfe von Auf ein Mal, mitten im NieEhrenamtlichen tauscht Bru- mandsland, taucht entlang der Hubert dann das meter- der Straße dieses kleine barohohe Brett mit der Darstel- cke Juwel auf. Das Schöne an lung der Kreuzigung Jesu dieser Kirche ist, dass sie so Christi vorübergehend gegen weit abseits der bewohnten ein anderes aus – gegen das Welt liegt. Jeder muss sich mit der Darauf den Weg stellung der machen, um Hälfte der Anbetung der sie zu erreiKonzertbesucher Hirten im chen. Genauso Stall von Beth- kommt noch stets aus wie die Gläuden Niederlanden lehem. „Kein bigen von dagroßer Aufmals, ja. Minwand, die Dekors werden ge- destens die Hälfte der Konwechselt. Wie in einem Thea- zertbesucher kommt noch ter. Normal ist hier Karfrei- stets aus den Niederlanden. tag, jetzt kann es Weihnach- Deshalb steht hier am Wegesten werden.“ rand auch ein Doppelkreuz: Bruder Hubert Müller, wie das eine nach Deutschland er mit vollem Namen heißt, gerichtet, das andere nach erzählt sichtbar gerührt. Was Holland. Zwillbrock war für einen Außenstehenden schon euregional, bevor es lediglich ein kleiner Eingriff überhaupt bestand.“ ist, ist für ihn ein Ereignis Im Pastorat hinter der Kirvon Format. „Diese Kirche ist che steht der Kaffee schon einst aus der Weihnachtsge- bereit. Eine Tür neben dem schichte heraus entstanden. Altar gewährt durch die SaKatholiken aus Holland be- kristei den Zugang zu dem suchten hier in der Weih- Haus, dessen einziger Benachtsnacht des Jahres 1651 wohner Bruder Hubert seit die Mitternachtsmesse. In 1993 ist. Es ist hier still an eider calvinistischen Republik nem ganz normalen Alltag. war dies verboten. Die meis- Auf dem Parkplatz stehen leten Besucher waren mehr als diglich ein paar Autos. Wanfünf Kilometer zu Fuß unter- derer aus dem Zwillbrocker wegs. Dies erscheint wie ein Venn, einige Kilometer weiromantisches Klischee, doch ter. es war bitterkalt und es reg„Die Wochenenden sind nete. Die anwesenden Frauen hier die Spitzentage. Dann knüpften ihre Umschlagtü- steht alles voll. Ich frage die cher aneinander, um für ei- Besucher häufiger, wofür sie nen Baldachin über dem gekommen sind. Für die NaPriester am Altar zu sorgen. tur natürlich, aber auch für Jahrhundertelang hatte diese Kirche. Es ist gerade Zwillbrock den Namen die Kombination, die diesen „Bethlehem am Wald“. Ort so besonders macht: NaAuch mehr als 350 Jahre tur, Kultur und dann auch später ist die idyllische kleine noch der Kultstatus. Einst

hatte ich hier eine Gruppe Die Ensembles kommen Wünschelroutenläufer aus von überall her. Aus DeutschUtrecht zu Gast. Dieser Ort land und aus den Niederlansitze voller Kraft, berichteten den. Vom Kölner Domchor sie. Ich habe nichts mit Wün- über Capella Voca le aus schelrouten, aber in diesem Münster bis hin zu Ex Arte Fall bin ich geneigt, ihnen zu aus Enschede und Organist glauben.“ Gijs van Schonhoven – sie Sein größter Stolz, neben sind alle, jahrein, jahraus, der Kirche, ist mindestens ein die KonzertseMal in ZwillJeden Sonntag rie. Er organibrock zu Gast. wird in der siert sie ei„Dieser gentlich das Zwillbrocker Kirche Raum berührt musiziert ganze Jahr die Menschen, über und eivor allem gentlich ohne allzu großen dann, wenn hier auch noch Aufwand. „Die Musiker mel- Musik erklingt. Es gibt hier den sich selber. Chöre, In- so viel zu sehen, so viel zu höstrumentalisten: Ich brauche ren. Hundert Besucher sitzen ihnen nicht hinterher zu lau- hier immer, meist noch mehr. fen. Jeden Sonntag wird hier Nach Abschluss der Konzerte musiziert, von Ende August stehe ich immer an der Tür. bis Mitte Juni. Jeder will hier Wenn man die Menschen gerne auftreten. Geld haben dann anschaut, erkennt man wir nicht, die Räumlichkei- in ihren Augen, dass sie bis ten dagegen wohl. Unser ins Herz gerührt sind. Man wirkliches und einziges Ka- kann Zwillbrock nicht ohne pital ist das Kirchengebäu- irgendwelche Emotionen verde.“ lassen.“ 왘

IMPRESSUM

NACHBARN – WEIHNACHTEN IM GRENZGEBIET Eine Koproduktion der drei im Grenzgegebeit erscheinenden Tageszeitungen • De Twentsche Courant Tubantia (Enschede) • Westfälische Nachrichten & Partner (Münster) • Grafschafter Nachrichten (Nordhorn) Gesamtauflage ca. 420.000 Exemplare Dieses Produkt ist die Teilausgabe für den Landkreis Grafschaft Bentheim Herausgeber Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Tel. +49 (05921) 707-0 Redaktion Martin Bork, Westfälische Nachrichten Jan Haverkate, De Twentsche Courant Tubantia Julia Henkel, De Twentsche Courant Tubantia Rindert Paalman, De Twentsche Courant Tubantia Freimuth Schulze, Grafschafter Nachrichten Anzeigen Ulrich Schläger, Grafschafter Nachrichten Matthias Richter, Grafschafter Nachrichten (verantwortlich) Technische Herstellung Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn


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Es begann einst mit einigen Auftritten rund um das Fest der Kirchweihe im September. Seitdem entwickelte sich im Laufe der Zeit ein komplettes Jahresprogramm, mit Akzent auf die Adventsund Weihnachtszeit. „Wir stellen keine großen Ansprüche. Es muss sich lediglich um religiöse Musik handeln, passend zum historischen Hintergrund des Gebäudes. Und der Eintritt muss frei sein. Hier braucht niemand etwas zu bezahlen. Eine freiwillige Spende ist genug.“ Auch an den bevorstehenden Sonntagen ( jeweils um Konzerte in Zwillbrock (jeweils 16.30 Uhr): Sonntag, 29. November: Holzbläser der Musikschule Borken; Sonntag, 6. Dezember: Gemischter Chor Ulft; Sonntag, 13. Dezember: Madrigalchor Vreden; Sonntag, 20. Dezember: Kammerchor Ex Arte Enschede; Heiligabend, 24. Dezember (23 Uhr): Christmette mit Orgel und Flöte; 10. Januar: Weihnachten traditionell mit Capella Vocale Münster.

16.30 Uhr) kündigt sich das Weihnachtsfest mit vier Konzerten wieder an. Gleichzeitig verändert sich die Kirche dann in das Bethlehem von anno dazumal. Außer dem neuen Hochaltar erscheint in der Kirche auch eine Krippe. Sie verleiht dem barocken Theater, das das Gotteshaus von Zwillbrock in den Augen von Bruder Hubert ist, rund um die Feiertage eine besondere Dimension. „Diese Kirche besitzt eines der wenigen gut erhaltenen Barockinterieurs der Region. Zudem beeindruckt sie durch große Schlichtheit und Beschaulichkeit, ganz anders als die überschwänglichen Barockkirchen von Italien und Süddeutschland. Alles steht hier, auf eine ganz schlichte Weise, im Zeichen des Schauspiels. Die Welt der Heiligen Christus und Maria umgibt uns wie ein Dekor. Wir, die Gläubigen, befinden uns noch auf der Erde, aber das Theater ist der Himmel.“ Draußen, beim Abschied,

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Bruder Hubert kümmert sich seit Jahren um die kleine Barockkirche von Zwillbrock: „Dieses Gebäude berührt die Menschen in irgendeiner Weise, auch wenn sie nicht gläubig sind.“

verweist Bruder Hubert auf den Stern von Bethlehem im Pflaster vor der Kirche. „Weihnachten ist ein Fest ohne Grenzen. Das gilt auch für diesen Ort. Hier besteht

die Grenze schon lange nicht mehr. In Kürze, während der Christmette in der Weihnachtsnacht, wenn wir dem Entstehen der Kirche gedenken, sitzen wir wieder alle

brüderlich nebeneinander, Niederländer und Deutsche. Eine schönere Illustration des Weihnachtsgedankens kann ich mir nicht vorstellen.“ ■

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Kerstman contra Sinterklaas Der Nikolaus gerät in Holland gegenüber dem Weihnachtsmann in die Defensive Schleichend erobert er von Amerika aus Europa: der Weihnachtsmann. Er verdrängt immer mehr die christlich überlieferten Figuren wie den heiligen Nikolaus. Von Martin Borck NORDHORN. Populäre amerikanische Spielfilme vermitteln ein Bild vom Weihnachtsmann, wie er Glocken schwingend und „Hohoho“rufend vor Kaufhäusern steht. Oder wie er als „Santa Claus“ mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten Geschenke verteilt. Äußerlich gibt es es zwar Ähnlichkeiten mit dem heiligen Nikolaus, wie die rote Farbe der Kleidung und den weißen Bart – aber damit hören

die Gemeinsamkeiten schon auf. Würde man dem Weihnachtsmann die Gretchenfrage stellen – Wie hältst du’s mit der Religion? – er käme wohl heftig ins Stottern. Dabei geht die Figur des Weihnachtsmannes oder Santa Claus ursprünglich sogar auf die des heiligen Nikolaus zurück. Der war immerhin der Patron der von niederländischen Siedlern gegründeten Stadt Neu Amsterdam, des heutigen New York. Den Weihnachtsmann als Figur, die die guten Kinder belohnt und die bösen bestraft, gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Seit den 30erJahren des 20. Jahrhunderts verschob sich sein Tätigkeitsfeld immer stärker hin zum Kommerz. Und dabei verlor er seine Würde.

Auf jeden Fall taugt der Weihnachtsmann nicht mehr als Vorbild. Und daher regt sich seit einigen Jahren immer stärkerer Widerstand gegen seine Allgegenwart und seine kommerzielle Übermacht in der Adventszeit. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) will darum den Heiligen Nikolaus als moralische Instanz wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. „Er ist schließlich Schutzpatron vieler Bevölkerungsgruppen, von den Kaufleuten über die Kinder bis hin zu den Messdienern“, sagt Christopher Kalfhues von der Regionalstelle für Kinder- und Jugendseelsorge im Bistum Münster. „Der Nikolaus kommt ja leider im Vokabular vieler Menschen schon gar nicht mehr vor“,

bedauert er. „Mit der Aktion sollen die guten Taten des Heiligen Mannes stärker ins Bewusstsein rücken, wie zum Beispiel seine Hilfe für die Ärmsten der Armen.“

Bischof aus Myra, der im 4. Jahrhundert wirkte, auseinandersetzt. In diesem Jahr kommt es gut aus, dass der Nikolaustag auf einen Sonntag fällt. Da wird in vielen Gottesdiensten von seinen Dazu wählt der BDKJ seit Verdiensten erzählt werden, einigen Jahren einen süßen sagt Kalfhues. „Das ist uns Weg: Seine Mitglieder ver- wichtig.“ kaufen und verschenken zur Weihnachtszeit SchokolaAuch in den Niederlanden-Nikoläuse – sozusagen den gerät Sinterklaas, der als Alternative zum Schoko- Heilige Nikolaus, gegenüber Weihnachtsmann. Mit mehr dem „Kerstman“, dem WeihInhalt. Nicht vom tatsächli- nachtsmann, in die Defensichen Gewicht, aber von der ve. Eigentlich erstaunlich, religiösen Bedeutung her. da sich der Sinterklaas„Der Schoko-Sankt-Nikolaus Abend bei einer Umfrage im trägt eine Mitra, die Bi- vergangenen Jahr als die für schofsmütze, einen Hirten- die Niederländer wichtigste stab, das Zeichen eines Bi- Tradition erwies. schofs, und in der Hand das Nun ist der Streit um die Evangelium.“ Die Organisatoren möchten mit dem Ni- Vorherrschaft in der Festkulkolaus aus Schokolade errei- tur nichts Neues. Der niederchen, dass man sich mit dem ländische Volkskundler 왘

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Viele Niederländer beschenken sich inzwischen zu Weihnachten John Helsloot führt an, schätzen offenbar viele – gesichts des Aufwands sedass bereits in der Mitte auch niederländische – Be- hen sich die Geschäftsleute des 19. Jahrhunderts das sucher der riesigen Garten- nicht in der Lage, zunächst aus Deutschland vorrü- zentren in den Niederlan- für Sinterklaas und dann ckende Weihnachtsfest den die dort inszenierte für Weihnachten zu dekoden Sinterklaas-Abend be- Vorweihnachtsstimmung, rieren. drohte. Das Weihnachts- auch wenn Tannenbäume Dessen ungeachtet mafest stieß bei vielen protes- und Kugeln schon kurz nifestierte sich das Unbetantischen Familien auf nach Ende der Gartenmö- hagen über den amerikaniGegenliebe, denen die mit belsaison die schen Trend des „ChristSinterklaas einhergehende Räume mas“-Feierns in teils spekHeiligenverehrung suspekt zieren. takuläreren Aktionen: So war. Der typisch niederlän- Anplatzierte die Stadt Assen dische Kompromiss: Man in den 1990er-Jahren Antolerierte beide Feste. ti-WeihnachtsmannDoch mittlerweile hat Schilder, um zu demonsder Weihnachtsmann Sintrieren, dass Weihterklaas als Geschenkenachtsschmuck zuminbringer offenbar abgelöst. dest vor dem 5. DezemZumindest übersteigen die ber nicht gern geseAusgaben der Verbraucher hen wurde. Als der fürs Weihnachtsfest die für Weihnachtsmann den traditionellen Sinterdort doch aufklaas-Abend. Das wäre tauchte, wurde er vielleicht nicht so festgenommen schlimm, wenn es nicht und aus der Stadt mit einer immer stärkegeleitet, berichtet ren Präsenz des WeihHelsloot: „Im Sinnachtsmannes einherterklaas-Umzug ginge. Für viele Niewurden im Jahr derländer ein Graus. darauf WeihSie sehen in ihm nachtsmänner den personifizierten in Käfigen mitKommerz, während geführt. In WaSinterklaas für sie geningen wurfast einen Nationalde der Weihheiligen darstellt, nachtsmann mit dem man sich kurzerhand in identifizieren kann den Sack des und mit dem sie KindZwarte Piet geheitserinnerungen versteckt. In Borne binden. Gerade diese wurde die AktionsMenschen irritiert es, gruppe „Rettet Sint“ dass die Kaufhäuser und gegründet, in EnGeschäfte ihre Schauschede die Niederlänfenster und Auslagen imdische Sinterklaasmer stärker und immer Gewerkschaft.“ früher – nämlich schon Diese Niederlänvor dem 5. Dezember – der verteidigen ihr auf Weihnachten auskulturelles Erbe. richten. „Das typisch Sinterklaas bedeuniederländische Sintertet ihnen ein Stück klaas-Gefühl wird danationaler Identidurch verwässert“, zität. Viele Kinder tiert Helsloot eine glaubten fest an Hausfrau. ihn, während der Ein echter Schokoladen-Nikolaus Weihnachtsmann Doch es gibt auch mit seinen Attributen als Bischof. andere Stimmen: So für sie nicht mehr

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Adventskalender

Der Adventskalender versüßt die Wartezeit bis Heiligabend mit 24 kleinen Überraschungen – eine für jeden Tag vom 1. Dezember an. Diese Tradition entstand um 1850 in protestantischen Familien, die nacheinander 24 Abbildungen an die Wand hängten. Ab etwa 1900 wurden die ersten gedruckten Kalender zum Kauf angeboten, später wurden diese auch mit Schokolade gefüllt. Viele deutsche Familien basteln mit viel Fantasie selber einen Adventskalender. In den Niederlanden ist diese Tradition weniger bekannt.

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ist als – eben ein verkleideter Mann. Trotz allem hält sich der Weihnachtsmann hartnäckig. Und das wird so bleiben, prophezeit Helsloot. Auch wenn der niederländische Schriftsteller Nicolaas Metsier einmal sagte, dass „der Weihnachtsmann auf dem Gebiet der Festkultur so etwas wie Fast Food repräsentiert“. Man müsse allerdings feststellen, so Helsloot trocken, dass diese Form der Nahrungsaufnahme in den Niederlanden ja auch auf enormes Interesse stößt. Andererseits werde es in der Bevölkerung stets einen hohen Anteil an Menschen mit dem Hang geben, an den Traditionen festzuhalten. In Deutschland steht übrigens auch das Christkind in einem Verdrängungswettbewerb mit dem Weihnachtsmann. Bereits Martin Luther kannte die Figur des Christkindes. Seine Gestalt verdankt es wohl einem Wesen, das schon vor der Reformationszeit, ausgestattet mit Schleier, Krone und Engelsflügeln, bei Weihnachtsumzügen die Engelschar anführte. Beide Figuren haben sich aber erst im Laufe der Zeit zu Geschenküberbringern entwickelt. „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Popularität des Weihnachtsmannes merklich gesteigert, während das Christkind ein wenig in Vergessenheit zu geraten scheint“, beschreiben die Volkskundler beim Landschaftsverband WestfalenLippe die Entwicklung der Weihnachtsbräuche. Vielleicht wäre es also auch Zeit für ein SchokoChristkind? ■

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Nikolaus vom Arbeitsamt Von Martin Borck

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er einen Nikolaus- oder Weihnachtsmann-Darsteller sucht, um die weihnachtliche Feier bei sich zu Hause, in der Nachbarschaft, bei einer Betriebs- oder Vereinsfeier zu versüßen, kann in einigen Orten in Deutschland auch auf die Agentur für Arbeit zurückgreifen. Zum Beispiel im westfälischen Ahlen vermittelt eine Mitarbeiterin insgesamt gut zwei Dutzend Männer, die zum gebuchten Termin in der passenden Verkleidung erscheinen und aus dem Goldenen Buch mahnend und lobend die bösen und guten Taten der Kinder aufzählen. Ist ein Termin vereinbart, dann kommt zum Beispiel Ulrich Schulz zu Besuch. In seiner mittlerweile 17-jährigen Nikolaus-Karriere hat er bereits in viele leuchtende Kinderaugen und erfreute Erwachsenengesichter geblickt. Langweilig wird es ihm deshalb aber noch lange nicht, wie er betont. Immer wieder habe er interessante Geschichten zu erzählen und investiere die Stunden dafür gern: „Ein Nikolaus nimmt sich doch immer Zeit!“ „Ein freundliches Wesen und seine Dienstkleidung samt weißem Bart müssen die Nikoläuse schon mitbringen“, meint Heike Otterbeck, Sprecherin der Arbeitsagentur Münster. Auch eine tiefe Stimme erwarten die meisten Menschen bei einem Nikolaus. Obwohl die Emanzipation auch vor der Figur des Weihnachtsmanns nicht Halt macht. Die ersten Weihnachtsfrauen wurden schon gesichtet. Wenn auch in überwiegender Zahl nicht in offizieller Mission, sondern eher zu Karneval . . .

Adventskalender Einzug von Sinterklaas

In den Niederlanden beginnt die Vorfreude auf Weihnachten Mitte November mit dem Einzug von Sinterklaas. Dieser kommt in Holland etwa drei Wochen vor dem Nikolaustag mit einem Dampfboot an. Dabei handelt es sich um den nationalen Einzug, der seit 1952 von den Fernsehstationen übertragen wird. Daneben hält Sinterklaas in vielen niederländischen Städten und Gemeinden seinen Einzug – per Boot, zu Pferde, mit dem Zug oder einem anderen Transportmittel. Mit dem nationalen Einzug befinden sich Sinterklaas und die Zwarte Pieten offiziell in Holland und dürfen die Kinder ihre Schuhe und Stiefel aufstellen.


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Hier Nikolaus, dort Sinterklaas . . . In Holland kommt er mit seinen Zwarte Pieten, in Deutschland mit Knecht Ruprecht Auch nach 1500 Jahren hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt – Sankt Nikolaus, der gute alte heilige Mann. Verehrt wird er von den Kindern diesseits und jenseits der Grenze gleichermaßen, hier als Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht, dort als Sinterklaas mit den ausgelassenen Zwarte Pieten. Und überall kommt der Freund der Kinder mit kleinen Gaben. Von Freimuth Schulze NORDHORN/ENSCHEDE. Und doch ist die Bedeutung des heiligen Mannes in beiden Ländern verschieden. Bei den Kleinen in Holland hat er einen ganz anderen Stellenwert als bei den Kindern in Deutschland. Jenseits der Grenze hält Sinterklaas alljährlich am ersten Sonnabend nach Sint Maarten (11. November) seinen Einzug. Dann treffen er und seine neckischen Zwarte Pieten mit einem Dampfboot, aus Spanien kommend, in einem stets anderen niederländischen Hafen ein. In diesem Jahr legte „Pakjesboot 12“ in Schiedam an, wo neben dem Bürgermeister der Stadt auch eine riesige Kinderschar wartete. Das Fernsehen übertrug wie in jedem Jahr live; in ganz Holland klebten die Kleinen um die Mittagszeit wieder an den Bildschirmen. Nach der offiziellen Ankunft in den Niederlanden

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Nikolausumzüge wie hier in Nordhorn sind diesseits der Grenze genauso populär wie auf Foto: Jürgen Lüken holländischer Seite.

hält Sinterklaas jenseits der Grenze in nahezu allen Städten und Gemeinden seinen Einzug, mit dem Boot oder mit der Kutsche, manchmal sogar mit dem Hubschrauber, zumeist jedoch auf seinem Schimmel. Die Zwarte Pieten schwirren dann aus, um ihre Späße zu treiben, klettern in Bäume und auf Dächer, setzen sich aufs Fahrrad oder winken gemeinsam mit Sinterklaas vom Balkon der Rathauses. Die bunten Kostüme der Helfer von Sinterklaas sind der Kleidung des 17. Jahrunderts nachempfunden. Die Holländer haben für jeden Zwarte Piet einen besonderen Namen. Da gibt es den „Pakjespiet“ (Päckchenpiet), den „Hulppiet“ (Hilfspiet), den Zielepiet (Mitleidspiet) und viele andere.

Post für das Christkind

In Deutschland schicken hunderttausende von Kindern ihre Wunschzettel persönlich an das Christkind, den Weihnachtsmann oder den Nikolaus. Eigens dafür eröffnete Postämter im österreichischen Christkindl oder den deutschen Orten wie Himmelstadt, Himmelpfort, Himmelspforten, Himmelsthür, Nikolausdorf, Engelskirchen und St. Nikolaus beantworten jeden Brief.

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Bis zum 6. Dezember dreht sich im Nachbarland (fast) alles um Sinterklaas. Die Geschäfte machen in diesen Wochen die besten Umsätze des Jahres, denn den Nikolaustag feiern die Holländer mit „kadotjes“. Das ist wie Heiligabend in Deutschland. Dann kommen die großen und die kleinen Gaben auf den Tisch, in vielen Familien begleitet von Gedichten für den jeweiligen Beschenkten, nachdem Sinterklaas und seine treuen Helfer in den Tagen zuvor bereits eifrig die abends von den Kindern vor den Kamin gestellten Schuhe zumeist mit Kleinigkeiten gefüllt hatten. Während die Kinder schliefen, waren die Zwarte Pieten unbemerkt durch den Schornstein geklettert. Als Dank für die „kadotjes“ hat-

ten die Kinder Möhren oder Heu für das Pferd von Sinterklaas in die Schuhe gesteckt. Nach der niederländischen Tradition kommt Sinterklaas aus Spanien, das in früheren Zeiten von den Mohren (Mauren) besetzt war. Daraus entwickelte der Volksglaube im Laufe der Zeit den Zwarten Piet. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Zwarte Piet, eingebunden in koloniale Traditionen, ein ungebildeter Knecht, der sich nur einer einfachen Sprache bedienen konnte. Nach und nach aber entwickelte er sich zu einem angesehenen Helfer von Sinterklaas. Zur Nikolauszeit in Holland gehören gefüllte Spekulatius, Pepernoten (kleine Pfeffernüsse) und Chocola-

deletter (Schokoladenbuchstaben). Die etwa daumengroßen Pfeffernüsse, aus Mehl unter Zugabe von verschiedenen Kräutern gebacken, werden in den Wochen vor dem 5. Dezember überall verstreut, wo Sinterklaas und seine Zwarte Pieten auftauchen. Meist wirft Sinterklaas damit händeweise um sich, aber sie liegen auch in den Schuhen, die die Kinder vor den Kamin gestellt haben. Und selbst auf dem Sinterklaasfest im Altersheim dürfen die Pfeffernüsse nicht fehlen. Was die Chocoladeletter betrifft, geht am Vorabend des holländischen Nikolaustages, am 5. Dezember, auch kaum ein Niederländer leer aus. Wohl jeder Bürger des Nachbarlandes erhält während der Sinterklaaszeit den ersten Buchstaben seines Vornamens aus Schokolade. In den Supermärkten liegen die süßen Buchstaben in diesen Tagen bergeweise – am Nikolaustag selber ist nicht mehr viel davon übrig. Wie bedeutsam Sinterklaas für die Niederlande ist, geht aus der Tatsache hervor, dass sich eine landesweite Sankt-NikolausOrganisation (Sint Nicolaasgenootschap Nederland) intensiv mit den Traditionen rund um Sint Nicolaas beschäftigt. Sie hat sich das Ziel gesetzt, Initiativen zu ergreifen und zu fördern, in denen die Figur von und die Legenden und Volksbräuche um Sankt Nikolaus im Mittelpunkt stehen – sowohl wissenschaftlich, künstlerisch und kulturell als auch auf touristischem und sozialem Gebiet. Dabei ver- 왘

Adventskalender Adventskranz

Kranz, in der Regel aus Tannenzweigen, mit vier Kerzen, die an den vier Sonntagen vor Weihnachten – den Adventssonntagen – angezündet werden. Eine am ersten Advent, zwei am zweiten Advent und so weiter. Als Erfinder des Adventskranzes gilt der lutherische Pastor Johann Hinrich Wichern aus Hamburg. Seine Pflegekinder hatten ihn immer wieder gefragt, wann denn endlich Weihnachten ist, woraufhin er auf ein hölzernes Rad 19 kleine und vier große Kerzen setzte, um die Tage bis zum Fest abzählen zu können.


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. . . und überall der Freund der Kinder Sowohl in Deutschland als auch in Holland stellen die Kleinen ihre Stiefel vor die Tür sucht die Sint Nicolaasgenootschap, weltweites Interesse für Sankt Nikolaus zu wecken und Sinterklaas im eigenen Land besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Diesseits der Grenze steht für Groß und Klein im Dezember das Weihnachtsfest im Mittelpunkt. Unbeachtet bleibt aber auch hier der Nikolaustag nicht. In vielen Orten hält der gute alte heilige Mann auch in Deutschland in den Tagen vor dem 6. Dezember und am Nikolaustag selber seinen Einzug. Hier ist Knecht Ruprecht sein Gehilfe. Der Tradition nach in eine braune oder schwarze Kutte gekleidet, trägt er am Gürtel eine Rute und Geschenke in einem Korb auf seinem Rücken – meist kleine Säckchen, gefüllt mit Süßigkeiten, Nüssen und Mandarinen. In den meisten deutschen Familien stellen die Kinder am Abend des 5. Dezember ihre geputzten Stiefel oder Schuhe vor den Kamin, vor das Fenster oder vor die Haustür. Nachts füllt der Nikolaus diese dann mit Nüssen, Obst und Süßigkeiten. Am Morgen des eigentlichen Nikolaustages, dem 6. Dezember, können es die Kleinen dann kaum erwarten, aus dem Bett zu kommen und vor die Tür zu rennen: „War ich auch brav genug?“ Wer keinen Stiefel oder Schuh aufgestellt hat, geht meist auch nicht leer aus. Dann wartet auf die Kinder ein bunter Teller mit verschiedenen Leckereien. Dazu gehört im deutschen Grenzgebiet auch vielfach der so genannte „Stutenkerl“, aus Hefeteig gebacken. Er reicht aber bei weitem

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Sinterklaas trifft mit seinen Zwarte Pieten alljährlich am Wochenende nach dem Sankt-Martinstag mit einem Dampfboot – aus Spanien kommend – in Holland ein. Foto: dpa

nicht an die Popularität des holländischen Chokoladeletters heran. Wie im Nachbarland Sinterklaas und seine Zwarte Pieten, kommen der Nikolaus und Knecht Ruprecht heute in immer mehr deutschen Familien am Abend des 5. Dezember persönlich vorbei, um die Kleinen zu beschenken und sie zu loben oder zu tadeln. Da vergehen die Kinder beinahe vor Aufregung, wenn Knecht Ruprecht mit seiner Rute an die Fensterscheibe klopft. Entlang der Grenze wird der „deutsche“ Nikolaus heute auch schon immer häufiger von Zwarte Pieten begleitet – der holländische Ein-

fluss macht sich bemerkbar. Das Interesse an Nikoläusen ist inzwischen so groß, dass diese von den deutschen Arbeitsämtern sogar per Anzeigen gesucht werden. So manch ein Rentner, Student oder Arbeitsloser bessert als Aushilfs-Nikolaus sein Taschengeld etwas auf. In vielen deutschen Städten und Gemeinden gibt es zum Teil schon seit Jahrzehnten offizielle Nikolausvereine, vor allem im Münsterland wie in Schöppingen, Ahaus, Alstätte oder Graes. Einer der wohl ältesten ist der von Gronau-Epe. Er hat seinen Ursprung im Jahr 1947. Neun Jahre später wurde der erste

Pakjesavond

Für niederländische Kinder der absolute Höhepunkt des Monats Dezember. Am Abend des 5. Dezember bringen Sinterklaas und die Zwarte Pieten einen Sack voller „cadeautjes“ (Geschenke). Bei vielen Familien schauen sie selber herein und unterhält sich Sinterklaas mit den Kindern. Vor dem Krieg war der „pakjesavond“ nicht besonders weit verbreitet. Erst durch die Wohlfahrt in den Jahren danach wurde das Beschenken mit großen und kleinen Dingen immer normaler.

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Nikolausumzug in der damals noch selbstständigen Gemeinde organisiert. Der Nikolaus und seine Ruprechts mussten damals noch zu Fuß gehen, da die Vereinskasse nicht für Pferde reichte. Auch wurden in den ersten Jahren keine Tüten sondern Bonbons verteilt. Insgesamt hat der Nikolausverein Epe bisher schon weit über 100 000 Nikolaustüten gepackt. Seit mehr als einem halben Jahrhundert besucht der Nikolaus am Vorabend des Nikolaustages die Eper Kinder und die Zeichen stehen gut, dass es noch viele Jahre so weitergehen wird. Mittlerweile

haben die Kinder der Vereinsgründer das Zepter in die Hand genommen beziehungsweise angereicht bekommen. Sie sind es, die nunmehr seit einigen Jahren als Nikolaus oder Ruprecht durch die Stadt reiten, auf den Spuren ihrer Väter, die damit jedoch noch lange nicht in der Ruhestand entlassen sind. Gerade das Improvisationstalent und die geballte Erfahrung der „alten Garde sorgt für ein Gelingen des Nikolausfestes in Epe. So etwas nennt man wohl Tradition und es ist gut, dass sie gepflegt wird – seit nunmehr über 50 Jahren. ■

Adventskalender Nikolaustag

In Deutschland wird das Fest des heiligen Nikolaus am Morgen seines Geburtstages gefeiert: am 6. Dezember. Die Kinder haben am Abend zuvor die Schuhe vor den Kamin oder vor die Tür gestellt und finden darin am anderen Morgen Leckereien wie Nüsse, Äpfel, Apfelsinen, Schokolade oder kleine Geschenke finden. Viele Familien werden von St. Nikolaus persönlich besucht, nicht selten verbunden mit einem ernsthaften Wörtchen an die Kinder, die nicht so brav gewesen sind.


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NACHBARN • DEZEMBER – WEIHNACHTEN IM GRENZGEBIET

Unsere Anwälte haben sich u.a. spezialisiert auf folgende Rechtsgebiete:

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Dijks Leijssen Advocaten & Rechtsanwälte ist ein aktives und dynamisches Unternehmen und zählt zu den mittelgroßen Kanzleien in Twente, der Grenzregion zu Niedersachsen und NRW. Unser Team besteht aus ca. 25 Mitarbeitern, einschlieβlich 7 niederländischen Anwälten und 2 deutschen Rechtsanwälten. Dijks Leijssen Advocaten & Rechtsanwälte steht für schnelles und kundenorientiertes Denken, denn der persönliche Kontakt mit dem Mandanten ist uns wichtig.

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Der Leiter des Nikolaus-Büros im niedersächsischen Nikolausdorf (Kreis Cloppenburg), Hubert Weddehage, präsentiert einen mit Briefen gefüllten Pappkarton und eine der entsprechenden Antwortkarten. Es handelt sich nur um einen kleinen Teil der Kinder-Post an den Nikolaus, die das Freiwilligen-Team in diesen Wochen jeden Tag im Gemeindehaus der Dorfkirche erreicht und die auch prompt beantwortet wird. Jeden Abend im Dezember treffen sich die Nikolausdorfer, um sich der Wünsche und Sorgen von Kindern aus ganz Deutschland anzunehmen.

Willkommen im Nikolausdorf

Boddenkampsingel 76 Enschede Postfach 76, NL-7500 AB Enschede Telefon: + 31(0)53 433 54 66 Telefax: + 31 (0)53 433 10 01 Website: www.dijksleijssen.de

Kinder schicken alljährlich gleich bergeweise Post

Lebenshilfe Nordhorn gGmbH In den

Werkstattläden „Seepferdchen” in der Lindenallee 98 und in der Bernhard-Niehues-Straße 19 –21 in Nordhorn verkauft die Lebenshilfe hochwertiges und pädagogisch anerkanntes Holzspielzeug. Um die Umwelt zu schonen, wird für die Holzprodukte ausschließlich als Rohstoff heimisches Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet. Alle Artikel, die zum Kauf angeboten werden, sind von Menschen mit einer Behinderung hergestellt worden.

Wir haben täglich von 8.00 bis 15.30 Uhr geöffnet! Lindenallee, Tel. 0 59 21/80 62 29 · Bernhard-Niehues-Straße, Tel. 0 59 21/7 12 31 53

NIKOLAUSDORF. Wenn in diesen Tagen irgendwo in Deutschland ein Kind einen Brief an den Nikolaus schreibt, dann landet die Post wahrscheinlich im Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg. Dort gibt es seit nunmehr über 30 Jahren die „Nikolausaktion“, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Im November 1965 berichtete eine Zeitung erstmals über den Nikolaus aus dem Nikolausdorf. Während bis dahin nur vereinzelt Briefe an den Nikolaus eingetroffen waren und von der damaligen Posthalterin Frida Flemming beantwortet wurden, kamen nach der Veröffentlichung sofort wahre Postberge in Nikolausdorf an. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Der damalige Schulleiter Johann Kabella gründete seinerzeit mit vielen freiwilligen Helfern das „Nikolausbüro“. Viele kleine und große Kinderwünsche, Sorgen und Fragen standen in den Briefen, die den Nikolaus in all den Jahren erreicht haben. Von der Deutschen Bundespost wurde im Jahr 1967 ein Sonderstempel herausgegeben; es be-

steht nach wie vor die Möglichkeit, seine Post beim Postamt in Cloppenburg damit versehen zu lassen. Der Inhalt der Briefe ist immer wieder interessant. Da kommen lange und ausführliche Listen über Weihnachtswünsche, manchmal sogar mit Katalognummern. Andere Briefe enthalten von Kinderhand gemalte Bilder mit Weihnachtsmotiven. Jeder Brief wird beantwortet, jedes Kind erhält eine Antwort vom Nikolaus. Seit 1997 ist der Nikolaus aus dem Nikolausdorf auch im Internet präsent. Unter www.nikolausdorf.de gibt es Jahr für Jahr mehr und mehr rund um den Nikolaus zu entdecken. Insbesondere der Grußkartenservice lockt alljährlich viele tausend Besucher an – Jung und Alt. Viele Kinder besuchen jedes Jahr auch den Nikolaus in seinem Heimatort „Nikolausdorf“. Am Nikolaustag, dem 6. Dezember, kommt der Nikolaus alljährlich mit der Kutsche vorgefahren und beschenkt die Kleinen mit großen Tüten. ■


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Nikolausknobeln hat in Nordhorn Tradition Wild, Wurst und Torten: Zigtausende bevölkern an diesem Abend die Innenstadt

Von Freimuth Schulze NORDHORN. „Sechs mal drei

Euro“, ruft der Nordhorner Gastwirt Gerd Frentjen an diesem Abend unzählige Male über die Köpfe der vielen Gäste hinweg, die dicht gedrängt in seinem Restaurant stehen und versuchen, sich an einen langen und mit Wild voll gepackten Tisch vorzukämpfen. Dann rollen wieder die Würfel. „Acht ist hoch“, „Zwölf ist hoch“ – noch kann der letzte der sechs Teilnehmer an dieser Knobelrunde hoffen, einen Fasanen, einen Hasen oder zwei tiefgefrorene Enten mit nach Hause nehmen zu können. Dann fallen aber nur insgesamt sieben Augen aus dem Becher: „Wieder nichts!“. Auf ein Neues bei der nächsten Runde. Etwa 100 Meter weiter, an derselben Seite der Nordhorner Hauptstraße, geht es um Süßes. Vor der Filiale der Bäckerei Sundag wird um Torten geknobelt. Hunderte davon werden speziell für das Nikolausknobeln in der Schüttorfer Großbäckerei gebacken, dazu viele Weggen. Auch die Torten gehen an diesem Nikolausabend weg wie warme Semmeln – auch beim Nordhorner BäckerOriginal Aloys Altendeitering, der mit seinem Verkaufswagen schräg gegenüber steht. Überall laufen die Menschen mit Tortendosen bepackt durch die Straßen der City, viele „entsorgen“ den Gewinn zwischenzeitlich in ihrem Auto, um die Hände wieder frei für neue Knobelrunden zu haben. Fleischermeister Heinrich Friemann steht am Abend des 5. Dezember alljährlich auf einer kleinen Mauer vor

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Um die Wurst geht es alljährlich beim traditionellen Nikolausknobeln in Nordhorn. Foto: Jürgen Lüken

seinem Geschäft. Mit einer Glocke macht er die Tausenden von Innenstadtbesucher auf die nächsten Knobelrunden aufmerksam. Im Laden stehen die Menschen in dichten Reihen vor dem Verkaufstresen. Hier geht es um die Wurst. Geknobelt wird mit vielen Bechern gleichzeitig – um Mettwurst, Schinken und Fleischwurst. Stolz verlassen viele den Laden mit einem Wurstpaket unter dem Arm: Auf zum nächsten Stand! Das traditionelle Nikolausknobeln am Abend des 5. Dezember gibt es nur in der Grafschaft Bentheim und in Ostfriesland. Geknobelt wird nicht nur in Gaststätten, Bäckereien und Fleischereien, auch an vielen Ständen in der Hauptstraße geht es um allerlei Köstlichkeiten, um Pralinen und Schokolade, um süße Hexenhäuschen oder Hautpflege-

sets, um handgefertigte weihnachtliche Holzfiguren und Adventsgestecke. Jugendabteilungen von Vereinen und Verbände bessern so ihre Kassen auf. Die Spielregeln sind überall gleich und ganz einfach. Es wird mit drei Würfeln pro Becher geknobelt. Die Mitspieler zahlen für einen bestimmten Preis einen bestimmten Einsatz pro Person. Gewonnen hat der Spieler mit der höchsten Augenzahl, gegebenenfalls kommt es zum Stechen. Streng genommen handelt es sich in Nordhorn um ein verbotenes Glücksspiel, das jedoch einmal im Jahr mit behördlicher Erlaubnis stattfinden darf. Seit über 120 Jahren schon gibt es das damals so genannte Dobbeln am Nikolausabend. So teilte „Der landräthliche Hülfsbeamte“ im Jahre 1888 auf eine entsprechen Anfra-

Weihnachtsbaum

Die Tradition, in der Weihnachtszeit einen geschmückten Baum in das Wohnzimmer zu stellen, geht auf einen uralten Brauch zurück, in der dunklen Jahreszeit etwas Grün ins Haus zu holen. Die ersten Weihnachtsbäume standen wahrscheinlich schon vor 1500 in deutschen Wohnzimmern, im 19. Jahrhundert eroberten sie auch den Rest der Welt. Die meisten niederländischen Familien stellen den Weihnachtsbaum heute auf, sobald Sinterklaas das Land wieder verlassen hat – unmittelbar nach dem 6. Dezember. Wieder entfernt wird er bereits unmittelbar nach dem Weihnachtsfest. In Deutschland ist es vielfach noch gebräuchlich, den Weihnachtsbaum erst am 24. Dezember zu schmücken und ihn bis zum 6. Januar (Dreikönigstag) oder sogar 2. Februar (Maria Lichtmess) stehen zu lassen.

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ge mit, dass eine „besondere amtliche Genehmigung nicht erteilt, sondern das sog. Dobbeln an dem bestimmten Tag wie früher geduldet wird, vorausgesetzt, daß grober Unfug dabei nicht getrieben wird“. Das Knobeln kann also auf Grund der Tradition und des sich damit herausgebildeten Gewohnheitsrechts von der Stadt gestattet werden. „Damit wird Brauchtum gepflegt“, so Stephan Semper, zuständiger Sachbearbeiter bei der Stadt Nordhorn, der für dieses Jahr 61 Genehmigungen ausgestellt hat. An den Ständen werden die Interessenten von den Gewerbetreibenden wie Marktschreier zum Mitmachen animiert. An vielen Ständen herrscht indes auch ohne große Werbung ein derartiger Andrang, dass die Mitspieler froh sind, nach vorn an den Spieltisch zu ge-

langen, um ihr Glück zu versuchen. Das bunte Treiben und die Aussicht auf einen schönen Gewinn mit wenig Einsatz sind so attraktiv, dass ganze Busgesellschaften speziell dazu nach Nordhorn kommen. Sie genießen dabei auch die ganz besondere Atmosphäre des Nordhorner Weihnachtsmarktes in den Straßen der City mit dem typischen Duft von Glühwein, Bratwurst und gebrannten Mandeln. Erfunden haben soll das Nordhorner Nikolausknobeln vor über 170 Jahren der Gastwirt Leonhard Frentjen – in der Backstube der heute mehr als 300 Jahre alten gleichnamigen Bäckerei und Gaststätte in der Nordhorner Innenstadt. Er backte damit speziell zum Nikolaustag die so genannten „Klaaskerle“ und verknobelte diese an Ort und Stelle: in der Backstube. ■

Adventskalender Amerigo

Sinterklaas reitet immer auf einem Schimmel, den er aus Spanien mit auf das Boot nimmt, wenn er nach Holland kommt. Das Pferd von Sinterklaas hat seit 1990 einen festen Namen: Amerigo. Dies war der echte Name des Polizeipferdes, auf dem Sinterklaas in diesem Jahr seinen nationalen Einzug in Elburg hielt.


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Echter Sinterklaas beschert deutsche Kinder Johnny van den Broek wurde für seine Auftritte als Nikolaus in Holland geschult

Von Freimuth Schulze SCHÜTTORF. Johnny van den Broek stammt gebürtig aus Nijmegen und wohnt seit 35 Jahren in Schüttorf. Sinterklaas hat ihn schon während seiner Kindheit fasziniert. In den vergangenen Jahren ist bei ihm dann immer stärker das Bewusstsein gewachsen, eine der schönsten Traditionen seines Heimatlandes auch in seiner neuen deutschen Wahlheimat hochhalten und pflegen zu müssen. Seit nunmehr acht Jahren tritt Johnny van den Broek in den Tagen um den 5. Dezember herum regelmäßig als Sinterklaas auf. Seit 2004 ist der Holländer Mitglied der Sint Nicolaasgenootschap Nederland. Diese Vereinigung versucht weltweit das Interesse für Sankt Nikolaus zu wecken und Sinterklaas im eigenen Land besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Sint Nicolaasgenootschap arbeitet schon seit einigen Jahren an einem Dokumentationszentrum und unterhält enge Kontakte zu anderen vergleichbaren Organisationen im In- und Ausland. Um besser auf seine Auftritte als Freund der Kinder vorbereitet zu sein, entschloss sich Johnny van den Broek schon 2005 zur Teilnahme an den Kursen der Sint Nicolaasgenootschap im niederländischen Leersum. Dort versammeln sich alljährlich viele holländische Nikoläuse und noch mehr Zwarte Pieten aus allen Teilen des Landes. Auf sie wartet immer ein umfangreiches Unterrichtsprogramm. „Ich trete jetzt viel bewusster als Sinterklaas auf “, so Johnny van den Broek,

ist seit fast 25 Jahren ehrenamtlicher Helfer im FC Schüttorf 09, mit weit über 3000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine Niedersachsens. Van den Broeks Nikolaus-Auftritte vor den kleinen Vereinsmitgliedern gehören seit Jahren ebenso zu seinen festen Ter-

minen wie die im Schüttorfer Kindergarten „Schatzkiste“. „Das sind Sternstunden für Sinterklaas“, berichtet der Niederländer: „Es ist einfach immer wieder ein wunderbares Gefühl, zu erleben, wie fasziniert die Kinder beim Anblick des heiligen Mannes sind.“ ■

Niederländischer Nikolaus in Deutschland: Johnny van den Broek aus Schüttorf als Sinterklaas. Fotos: privat

der unter anderem auch gelernt hat, wie er sich aus peinlichen Situationen retten kann. Der „deutsche Niederländer“ erinnert sich noch gut an einen Auftritt, als ein Kind vom Nikolaus nicht das Playmobil bekam, das auf seinem Wunschzettel stand. „Das Kind war so wütend, dass es Sinterklaas nicht ein Mal mehr die Hand geben wollte“, bedauert van den Broek, der 40 Jahre lang für die Niederländische Eisenbahn gearbeitet hat und seit 2003 pensioniert ist. Jetzt kann er sich zumindest zu dieser Zeit des Jahres seinem nicht alltäglichen Hobby widmen. Während der Schulung in Leersum erfahren die Sinterklaasen unter anderem alles über die Geschichte des Sankt Nikolaus

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von Myra und des Zwarte Piet, der den guten alten heiligen Mann auf allen seinen Wegen begleitet. Ausführlich geht es darum, wie Kinder mit Sinterklaas umgehen und Sinterklaas mit Kindern umzugehen hat und was er von den Kindern erwarten kann. Die Teilnehmer erfahren alles über korrekte Nikolauskleidung und wie sie getragen wird. „Ein guter Bart ist besonders wichtig“, so Johnny van den Broek. Es gibt sogar Bärte, die 500 Euro und mehr kosten: „Eine ganz normale Sinterklaas-Bekleidung schlägt schon schnell mit 300 bis 400 Euro zu Buche, kann aber auch dreimal so teuer sein.“ Johnny van den Broek ist in Schüttorf auch gesellschaftlich voll integriert. Er

Bei der Jugend des FC Schüttorf 09 ist Johnny van den Broek immer besonders gerne zu Gast. Hier besucht er die Kinderturngruppe von Doris Ketteler, die sich jeden Mittwoch trifft.

Umringt von Zwarte Pieten: Johnny van den Broek mit (hinten von links) Jeroen, Ed und Jan sowie vorne Iranda während eines Sinterklaas-Kurses vor zwei Jahren im niederländischen Leersum.

Sankt Martin

Die Winterfeste beginnen sowohl in Teilen der Niederlande als auch in einige deutschen Regionen am 11. November, dem Namenstag von Sankt Martin. Im Norden der Niederlande gehen an diesem Tag Kinder mit Lampions singend von Haus zu Haus und erhalten dann Süßigkeiten. In der Provinz Limburg wird am 11. November nicht nur die Geschichte von Sankt Martin erzählt, es werden auch Freudenfeuer entzündet und es gibt Umzüge. In Deutschland werden ähnliche Traditionen gepflegt. In vielen Familien steht am 11. November Gänsebraten auf dem Speiseplan.

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Adventskalender Pepernoten

In den Niederlanden ist das Nikolausfest ohne Streuen von „pepernoten“ (Pfeffernüsse) undenkbar. Dabei handelt es sich um kleine runde Plätzchen, gebacken aus Roggenmehl, mit einem Schuss Anis. Gemeinsam mit „pepernoten“ wirft Sinterklaas auch „snoepjes“ (kleine Süßigkeiten) unter die Kinder. Früher handelte es sich dabei um kleine Münzen, die an eine alte Legende erinnern sollten, nach der Sankt Nikolaus den Brautschatz von drei jungen Mädchen bezahlt.


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An Namenstagen einst arbeitsfrei Laternenumzüge zu Sankt Martin haben nach wie vor Tradition Von Martin Borck

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s ist schon erstaunlich, wie sehr man sich mit seinem Vornamen identifiziert. Oder würden Sie statt Hans lieber Fritz heißen? Oder statt Fritz lieber Hans? Schon kleine Kinder reagieren empfindlich, wenn man sie spaßeshalber mit einem anderen Namen anspricht. Dabei sind sie sich zunächst der Bedeutung ihres Namens gar nicht bewusst. Sie heißen eben so – und damit basta. Bei mir fiel der Groschen, als ich noch ganz klein war, schätzungsweise drei, vier Jahre alt. Am Vorabend des Martinsfestes (11. November) wurden damals in den 60er-Jahren bei uns im Münsterland Martinsfeuer abgebrannt. Die Kinder zogen zunächst durch die Nachbarschaft, sangen das plattdeutsche Lied Martinsumzüge haben auch im Münsterland und in der Grafschaft Tradition.

„Sünte Mätten, Sünte Mätten, et is so koald, gew mi toch een Stücksken Torf of Holt. Laot mi nich so lange staon, ick mutt noch ‘n Hüüsken wiedergaon.“ und hauten mit Knüppeln auf die Stufen der Häuser, um ihren Bitten nach Brennstoff (und vielleicht noch nach etwas Leckerem) Nachdruck zu verleihen. Dann ging es mit dem Holz auf dem Bollerwagen zu der Stelle, wo das Feuer abgebrannt wurde. Die Kinder trugen schöne, im Kindergarten oder in der Schule selbst gebastelte Laternen, und es wurden Martinslieder gesungen. „St. Martin ritt durch Schnee und Wind . . .“

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Foto: Frank Zimmermann

Aber: Martin – so hieß (und heiße) ich doch selbst! Als mir das damals klar wurde, soll ich plötzlich – aus Stolz auf den Heiligen Mann, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte und der denselben Namen trug wie ich – doppelt so laut gesungen haben wie zuvor. Das wird zumindest in Familienkreisen erzählt. Namenstage hatten früher zumindest in den katholischen Familien eine deutlich stärkere Bedeutung als heute. Die Legenden, die sich mit dem Namenspatron verbinden, waren im Bewusstsein der Allgemeinheit wesentlich stärker präsent. Das Handeln

Lieder

Sinterklaas und Weihnachten sind Feste, zu denen sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland viel gesungen wird. Eines der bekanntesten Sinterklaas-Lieder ist „Zie ginds komt de stoomboot“ (Sieh, dort kommt das Dampfboot) nach der Melodie des deutschen Volksliedes „Im Märzen der Bauer“. Eines der am häufigsten gesungenen Weihnachtslieder weltweit ist „Stille Nacht“, das seinen Ursprung in Österreich hat.

des Patrons sollte Vorbild sein für das Kind, das denselben Namen trug. Und die Namenspatrone wurden wesentlich stärker verehrt als heutzutage. Dort wurde deshalb früher Namenstag anstelle des Geburtstags gefeiert (mit dem Argument: „Schließlich hat jede Kuh Geburtstag“). Im Mittelalter brauchten die Menschen an Namenstagen großer Heiliger nicht zu arbeiten. Damals gab es noch keine Urlaubsregelung – doch dank dieser Gedenktage kamen die Menschen immerhin auf über 100 freie Tage im Jahr (einschließlich der Sonntage). Aus einer Übersicht des Rijksmuseum

Catharijneconvent in Utrecht geht hervor, dass zum Beispiel Agnes und Matthias gefeiert wurden, ebenso Gertrudis und Pancratius, Barnabas und Peter und Paul, Jakobus, Bartholomäus und Laurentius . . . Während in Teilen Deutschlands der Dreikönigstag (6. Januar) und Mariä Himmelfahrt (15. August) auch heute noch offizielle Feiertage sind, an denen die Menschen frei haben, sind derlei religiöse Festtage in den Niederlanden (bis auf Weihnachten, Oster- und Pfingstmontag sowie Christi Himmelfahrt) verschwunden. Dort erhalten die Arbeitnehmer soge-

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nannte „snipperdagen“, die jeder – ob Christ, Moslem oder Jude – an seinen Feiertagen einsetzen kann. Oder an jedem anderen Tag. Wenn auch die Heiligenverehrung im alltäglichen Leben nicht mehr so präsent sind, so hat sie bei den katholischen Christen immer noch eine große Bedeutung, allen voran die Marienverehrung. Auch der Namenspatron der Kirchengemeinden wird jeweils gefeiert. Und in den vergangenen Jahren besinnt man sich immer häufiger auf die Heiligen – auch wenn es um weltliche Veranstaltungen wie Märkte geht. Der Mariä-Geburtsmarkt im September in Telgte hat sogar eine jahrhundertelange Tradition. An anderen Orten finden (Jahr)Märkte ebenfalls um den Namenstag eines Heiligen statt, zum Beispiel Ende September der Michaelismarkt in Epe. Einige Heilige werden nach wie vor besonders gefeiert, ohne dass der christliche Kern der Legende verwässert wird. Dazu gehört Martin, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt. Wie er wird im Münsterland auch der Nikolaustag mit Laternenumzügen begangen, an denen tausende Kinder teilnehmen. Lambertus am 17. September hat in Münster und einigen kleineren Orten noch eine große Tradition. In Twente und dem Achterhoek ist selbstverständlich Nikolaus, Sinterklaas, der Heilige mit dem größten Bekanntheitsgrad – obwohl es um das Wissen um seine Verdienste eher schlecht bestellt ist. ■

Adventskalender Surprise

Ein Surprise (Überraschung) ist ein mit einem Augenzwinkern versehenes Geschenk oder eine Geschenkverpackung, die sich vielfach auf ein Hobby oder ein besonderes Ereignis im Leben des Empfängers bezieht oder auf die Person von Sinterklaas. Zum Beispiel ein Geschenk in Form eines Hauses für jemand, der umziehen wird oder eines Fußballs aus Pappmaché für einen Fußballliebhaber. Vor allem ältere Kinder und Erwachsene überraschen sich gegenseitig mit Surprises.


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Stephanus-Steinigen wird noch immer gepflegt Von Martin Borck

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eiligabend und der erste Weihnachtstag stehen im Münsterland und in der Grafschaft traditionell im Zeichen der Familie. Kinder, die auswärts studieren oder arbeiten, besuchen die Eltern. Man geht zur Kirche, ansonsten besucht man vielleicht noch andere Familienmitglieder oder bleibt gemütlich zu Hause. Am zweiten Weihnachtstag dagegen wird man eines anderen Phänomens gewahr: Schon am Vormittag füllen sich in vielen Regionen Kneipen und Gaststätten mit Gästen zum so genannten StephanusSteinigen, das sich bis in den späten Abend hinziehen kann. Weihnachten stellt nämlich für viele Menschen die Gelegenheit dar, Freunde und Bekannte zu treffen, die ansonsten übers ganze Land verstreut sind und (fast) nur zum Fest in die alte Heimat kommen. Wann ergibt sich schon mal die Gelegenheit, alte Freunde und Schulkameraden auf einem Haufen wiederzusehen, wenn nicht zu Weihnachten? Auch Cliquen und Clubs nutzen die Gelegenheit zum fröhlichen Beisammensein. Dabei läuft das Bier erfahrungsgemäß in Strömen. Warum dieser Brauch „Stephanus-Steinigen“ heißt? Nun, weil der 26.

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Dezember, also der zweite Weihnachtstag, der Gedenktag des Heiligen Stephanus ist. Er gilt als der erste christliche Märtyrer: Wegen der Verkündigung des christlichen Glaubens wurde er von gläubigen Juden beim Hohen Rat der Gotteslästerung bezichtigt und zum Tode verurteilt. Stephanus wurde grausam gesteinigt.

Insofern haftet dem doch sehr profanen Brauch durch die Benennung fast etwas Blasphemisches an. Zumal die Zecher einen kleinen Stein bei sich tragen sollten, weil sie sonst eine Runde ausgeben müssen . . . Übrigens hat der Gaststätten-Besuch in vielen Regionen auch am zweiten Ostertag Tradition. Nur heißt er dann nicht Stephanus-Steinigen. Weil Ostern kalendarisch ein bewegliches Fest ist und der Ostermontag in jedem Jahr auf einen anderen Heiligengedenktag fällt, spricht man hier vom „Gang nach Emmaus“ . . . (siehe Lukas-Evangelium, Kapitel 24).

Weihnachtskrippe

Mit einer Weihnachtskrippe wird zu Hause oder in der Kirche die Geschichte von der Geburt Jesus Christi dargestellt, mit Figuren wie dem Jesuskind in der Krippe, mit Maria und Josef, einem Ochsen und einem Esel, Hirten mit ihren Schafen, mit einem Engel und mit den drei Königen Caspar, Balthasar und Melchior. Weihnachtskrippen sind bei Christen in der ganzen Welt bekannt. Form und Aussehen können sehr unterschiedlich sein, abhängig von den kulturellen Traditionen des Landes, aus dem die Krippe stammt, dem zur Verfügung stehenden Material und der Phantasie der Person, die die Krippe fertigt.

Wir warten aufs Christkind Heiligabend in einer typisch deutschen Familie Von Andrea Kutzendörfer

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önnen Sie sich Weihnachten ohne Tannenbaum vorstellen? Ich nicht. Es ist schon lange her, aber die Angst, es könnte diesmal passieren, sitzt mir heute noch im Nacken. „Wir warten aufs Christkind“ hieß die Fernsehsendung, mit der sich deutsche Kinder früher die Zeit vor der Bescherung vertrieben. Nur ich nicht. Ich stand wie jedes Jahr am Fenster und wartete auf meinen Vater. Schaffte er es auch diesmal, rechtzeitig einen Tannenbaum anzuschleppen? „Süßer die Glocken nie klingen“ trällerte es bereits durchs Haus, aber meine Nerven lagen blank. Der Schnäppchenjäger frönte nämlich wie jedes Jahr seinem Lieblingshobby und war erst in allerletzter Sekunde losgelaufen, um einen Baum zu kaufen. Was er bei seiner Rückkehr im Dunkeln fröhlich präsentierte, war erst gar nicht zu erkennen. Dann aber nahmen wir die Krücke selig in Empfang. Kein anderer hatte sie mehr haben wollen. Nur wir. Jetzt konnte Weihnachten beginnen. Natürlich gibt es auch Familien, in denen es vor der Bescherung richtig beschaulich zugeht. Da wird die herrlich duftende Tanne, die schon Tage vorher auf dem Balkon stand, gemeinsam mit den lieben Kleinen geschmückt. Die Christbaumkugeln sind längst aus dem Keller geholt, das Lametta liegt, fein säuberlich auseinandergefummelt, bereit. Kein Zank mit den Geschwistern, kein Streit

mit der Mutter, kein „Du gehst gleich ins Bett!“ Nichts. Oder das romantische Zwei-Personen-Stück mit Truthahn: „Mein Mann und ich basteln eine TruthahnFüllung, die ihresgleichen sucht“, berichtet meine Freundin mit glänzenden Augen. Dann zählt sie auch noch selig die Zutaten auf: Trockenobst, Äpfel, Zwiebel . . . „Anschließend zwitschern wir uns einen Sekt und legen erst einmal schöne Musik auf“, fährt sie fort. So geht das auch. Oder der traditionelle Kirchgang. Mit Mann und Maus geht es am Nachmittag des 24. Dezember ins Gotteshaus. Anschließend steht bei der Oma der Heringssalat bereit und dann wird, bevor es an die Geschenke geht, erst einmal gemeinsam gespült. Der Kirchgang fällt aus, wenn einem, in letzter Sekunde entdeckt, noch ein Geschenk fehlt. Dann wird – vor allem von den lieben Kleinen – auf den letzten Drücker gewer-

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kelt und gebastelt, was das Zeug hält. Und dann geht die jährliche Klopperei um das letzte Geschenkpapier los. Denn bis in den Heiligen Nachmittag hinein durch die Geschäfte laufen – das ist vorbei. Ab Mittag geht gar nichts mehr. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich an einem 24. Dezember gegen 16 Uhr von meinen verbliebenen 1,50 DM Taschengeld an der Tankstelle noch eine Flasche Wein für meinen Vater erstand. Denn auch wenn er einem in jedem Jahr den letzten Nerv raubte, ein Geschenk sollte er doch bekommen. Irgendeine Tanne hat er ja schließlich immer angeschleppt. Bis zu dem Heiligen Abend, an dem mein Bruder und ich, endlich erwachsen, als Überraschung jeweils einen wunderschönen Christbaum in unser Elternhaus schleppten. Den dritten wuchtete gerade unser Vater die Treppe hoch. ■

Adventskalender Marzipan

Marzipan, eine Mischung aus Mandeln und Zucker, gehört zum Weihnachtsmonat Dezember ganz einfach dazu. Deutschland kennt diese hochwertige Leckerei vornehmlich in der Form kleiner Brote oder Kugeln oder in verschiedenen Gebäcksorten verarbeitet. Sowohl in Deutschland als auch in der Niederlanden werden allerdings auch die verschiedensten Figuren aus Marzipan geformt. Früher gaben Jungen mit einem Stück Marzipan um den 5. Dezember herum ihrer Liebe zu einem Mädchen Ausdruck.


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Weihnachtsmarkt mit Niveau Dezent und stimmungsvoll – Münster will keine Kirmes in der Adventszeit Bitte ein Bier? Auf den Weihnachtsmärkten in Münster wird man vergeblich danach fragen. Die einzigen alkoholischen Getränke, die dort ausgeschenkt werden, sind Glühwein und Punsch. Und die Anzahl der Imbissstände ist stark begrenzt, laute Humpa-Musik unerwünscht. „Wir wollen hier keine Kirmes. Es soll stimmungsvoll sein.“ Dies erklärt unter anderem den großen Erfolg des münsterschen Weihnachtsmarktes. Von Rindert Paalman MÜNSTER. Theo Breider, un-

ermüdlicher Geschäftsführer des VVV in Münster in den 1950er und 1960er Jahren, hatte es persönlich angeordnet. Der Weihnachtsschmuck in der Innenstadt, so hatte er 1954 den Geschäftsleuten erklärt, müsse „gesittet und zurückhaltend“ sein, passend zur besonderen Architektur der Giebelhäuser am Prinzipalmarkt. Adventskränze und dezente Beleuchtung und hier und da ein großer Weihnachtsbaum, mehr nicht. Und so geschah es. In den Jahren danach kam etwas mehr Ausgelassenheit hinzu: Lichtmasten wurden mit Girlanden umwickelt und an den verschiedenen Einfallstraßen zum Zentrum wurden mit Tannenzweige geschmückte Pforten aufgestellt, später

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Münster hat einen der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands.

durch Bäume voller kleiner Lampen ersetzt. „Münster strahlt“, nannte Breider sein Konzept. Dies gilt bis zum heutigen Tag und ist ein unvergleichlicher Erfolg. Besucher, die die münsterschen Weihnachtsmärkte mit einem Wort charakterisieren sollen, antworten spontan: „stimmungsvoll“. Münster ist in ganz Deutschland bekannt. Wegen seines Friedenssaales, in dem 1648 der „Westfälische Frieden“ geschlossen wurde. Wegen des berühmten Prinzipalmarktes, einem der fünf schönsten Plätze Deutschlands. Und

Chocoladeletter

Sinterklaas verteilt in den Niederlanden neben „kadootjes“ auch die beliebten Chocoladeletters – Buchstaben aus Schokolade. Der Empfänger wird jeweils mit dem ersten Buchstaben seines Vornamens beschenkt. Möglicherweise geht die Tradition zurück bis in die mittelalterlichen Klosterschulen, in denen die Kinder mit Hilfe von Buchstaben aus Brotteig lesen und schreiben lernten und die sie dann als Belohnung verzehren durften. Im 19. Jahrhundert war es üblich, Sinterklaas-Geschenke mit einem Laken abzudecken und darauf den Anfangsbuchstaben des Vornamens des Kindes zu legen.

wegen seines Weihnachtsmarktes, der einer Untersuchung zufolge zu den deutschen Top 5 gehört – gemeinsam mit den Märkten von Nürnberg, Erfurt, Dresden und Aachen. Jede Reiseleiterin bestätigt es: „Münster ist in der Weihnachtszeit eine Reise mehr als wert.“ Natürlich, die Weihnachtsmärkte von Dortmund, Essen, Düsseldorf, Köln oder Bremen sind auch bekannt. Viel größer auch. Und lauter. „Aber wir wollen keine Kirmes“, heißt es in Münster,: „Es soll stimmungsvoll sein.“ Bernadette Spinnen, Lei-

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terin von Münster Marketing, bittet provozierend um eine Schätzung, wie viele Besucher Münster durchschnittlich während der Vorweihnachtszeit besuchen. Die Antwort wartet sie gar nicht erst ab: 120 000! Normal sind es täglich 63 000. „Unglaublich, nicht wahr?“ Der Erfolg ist so wahnsinnig, dass die Münsteraner selber schon ein Mal nörgeln, angesichts dieser gigantischen Besucherzahlen. „Wir können nicht einmal mehr unsere normalen Einkäufe tätigen“, ist dann zu hören. „An Sonnabend ist es völlig ver-

rückt. Die Reinigungsmaschinen der Stadt können nicht einmal ihre Arbeit verrichten, weil die Straßen fast völlig durch Menschenmassen verstopft sind. Wir fragen uns hin und wieder auch schon mal, ob wir nicht inzwischen die Grenze erreicht haben und was noch möglich ist.“ Der Weihnachtsschmuck mag denn bereits 1954 seinen Einzug in Münster gehalten haben – das Zentrum war als Folge der schweren Bombardierungen während des Krieges zum Teil noch eine Ruine –, den ersten Weihnachtsmarkt gab es erst 1971. Es begann klein, in der Nähe des Rathauses. Heute gibt es fünf Weihnachtsmärkte. Der auf dem Innenhof des Rathauses, hinter dem Friedenssaal, ist der größte. Weitere Weihnachtsmärkte gibt es an der Lambertikirche, im KiepenkerlViertel und auf dem Aegidienplatz – alle untereinander zu Fuß schnell erreichbar. Der Markt am Landesmuseum ist in diesem Jahr wegen der Baumaßnahmen am Museum in die Umgebung der Überwasser-Kirche verlegt worden. Er war lange Zeit bei den Studenten wegen des kostengünstigen Glühweins beliebt. „Da war immer happy our“, berichtet Bernadette Spinnen: „Zum Leidwesen der Beschicker der anderen Märkte und der Café- und Restaurant-Betreiber in Münster. Dies hat sogar ein Mal zu einem regelrechten Glühwein-Krieg geführt. Aber die Zeiten sind lange vorbei.“ 왘 (Bitte umblättern)

Adventskalender Sprichwörter

Zu bestimmten Kalendertagen wie Sankt Martin, Sankt Nikolaus, Weihnachten oder Silvester und Neujahr gehören nach der Volkstradition Sprichwörter, die sich auf das Wetter beziehen, nicht selten Monate im Voraus.

„Regnet es an St. Nikolaus, wird der Winter streng, ein Graus“ ★ „Wenn’s Christkindlein Tränen weint, vier Wochen keine Sonne scheint“ ★ „Viel Wind in den Weihnachtstagen, reichlich Obst die Bäume tragen“ ★ „Nevels in Sint-Maartensnacht, maken de winter kort en zacht“ (Nebel in der Sankt-Martins-Nacht, machen den Winter kurz und sacht) ★ „Is’t op Kerstmis nog niet koud, dan vraagt de winter niet veel hout“ (Ist es zu Weihnachten nicht noch nicht kalt, erfordert der Winter nicht viel Holz) ★ „Viel sneeuw rond Oudjaar, wis veel hooi in’t nieuwe jaar“ (Viel Schnee zum Jahreswechsel beschert viel Heu im neuen Jahr)


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Jeder Weihnachtsmarkt hat seinen eigenen Stil Ramsch und Gebrauchtes darf in Münster nicht angeboten werden (Fortsetzung)

Jeder Weihnachtsmarkt in Münster hat seinen eigenen Organisator. So betreibt das Veranstaltungsbüro der Halle Münsterland den Markt auf dem Innenhof des Rathauses. Das Büro wurde zum Trendsetter. Es entwickelte die Bedingungen, denen die Pächter der Marktstände genügen müssen. Das Marketingbüro der Stadt koordiniert die fünf Märkte. Jeder Markt hat im Laufe der Jahre seinen eigenen Stil und seine ganz besondere Atmosphäre entwickelt – der am Aegidiimarkt zum Beispiel ist mit seiner Krippe, der Pyramide mit den kleinen Figuren und dem kleinen Karussell beliebt bei Familien. „Das bedeutet aber nicht, dass jeder tun und lassen kann was er will“, so Bernadette Spinnen. Es gibt strenge Regeln, was wohl und was nicht erlaubt ist, aber darüber herrscht große Übereinstimmung. Absolute Bedingung ist, dass der Weihnachtsmarkt nicht zur Kirmes ausartet – „keine Partymeile“ –, wie dies in den letzten Jahren stets häufiger in anderen Städten der Fall ist, „mit viel Musik, Alkohol und Fresserei. Diesem Trend wollen wir nicht folgen“, so Bernadette Spinnen: „Wir streben ein gutes Gleichgewicht zwischen Ständen, an denen Kunsthandwerk und ähnliches angeboten wird, und Imbissständen an. Und wir achten auf Qualität. Marktbeschicker, die gebrauchte Waren anbieten wollen, werden abgewiesen.“ Es gebe immer wieder Stimmen, die fordern, die Märkte an den Wochenen-

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Weihnachtseinkauf mit Flair: Der münstersche Prinzipalmarkt mit seinen Arkaden strahlt eine ganze besonders festliche Atmosphäre aus.

den bis Mitternacht geöffnet zu lassen, berichtet Bernadette Spinnen. Vor allem die Beschicker der Imbissstände hätten ein Interesse daran: „Aber das wollen wir nicht, ebenso wenig wie eine Öffnung der großen Warenhäuser an Sonntagen.“ Undiskutabel ist in Münster auch, dass die großen Weihnachts-

Christstollen

Das älteste deutsche Weihnachtsgebäck, hergestellt aus Hefeteig, Butter, Rosinen, Sukkade und konfitierte Apfelsinenschalen. Ursprünglich wurde der Stollen ohne Butter und Früchten gebacken – wegen der Fastenzeit vor dem Weihnachtsfest. Inzwischen gibt es die verschiedensten Stollensorten. Der bekannteste, der Dresdener Christstollen, ist seit 1997 gesetzlich geschützt. Nur Bäcker aus der Umgebung von Dresden dürfen das Gebäck so nennen.

märkte bereits Mitte Novemver eröffnet werden. Marktbeschicker, die viel Standgeld bezahlen, drängen hin und wieder schon ein Mal darauf. Aber sie haben keine Chance. In Münster hat die römisch-katholische Kirche noch großen Einfluss: der Weihnachtsmarkt startet erst am Montag nach Toten-

sonntag. Das war in diesem Jahr der 23. November. Nicht nur mit den Organisatoren der Weihnachtsmärkte gibt es Absprachen darüber, was wohl und was nicht erlaubt ist, auch mit den Geschäftsleuten. Beleuchtung, Adventsschmuck . . ., alles muss aufeinander abgestimmt sein.

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„Es muss eine Einheit ausstrahlen.“ In diesem Jahr sind die Geschäftsleute schriftlich darüber informiert worden, wie alles auszusehen hat: Der Adventskranz muss in den Farben rot-grün gehalten und mit kleinen Leuchtbirnen ausgestattet sein, nicht mit roten Lampen. Die Girlanden rund um die Lichtmasten kehren nach längerer Zeit wieder ins Straßenbild zurück; das Umwickeln hat auf ein und dieselbe Weise zu erfolgen. Die Tannenzweige in den Fenstern der Giebel müssen sehr dezent beleuchtet sein und die Weihnachtsbaumgruppen dürfen nur von innen heraus Licht geben; sie werden ausschließlich an markanten Stellen im Zentrum aufgestellt. „Jeder hält dies für selbstverständlich“, so Bernadette Spinnen, „denn so schafft man mit dem Prinzipalmarkt und seiner Umgebung ein prachtvolles Dekor.“ Als das luxuriöse Einkaufszentrum „Münster-Arkaden“, unweit des Prinzipalmarktes, vor einigen Jahren glaubte, sich mit blauen und silbernen Farben und einer futuristischen Beleuchtung schmücken zu können, wurde es von den Geschäftsleuten aus der Umgebung zurechtgewiesen. Seitdem hält es sich ohne zu murren an die Regeln. „So soll das auch sein“, meint Bernadette Spinnen. Auch die großen Warenhäuser der Stadt – Galeria Kaufhof, Karstadt, Peek & Cloppenburg, C & A – fügen sich problemlos in die Gegebenheiten. Münster hat noch einen relativ großen 왘

Adventskalender World Wide Web

Nikolaus, Sinterklaas, das Christkind und der Weihnachtsmann gehen mit der Zeit und haben schon lange auch für sich das Internet entdeckt. Wer unter dem Stichwort Weihnachten googelt, erhält mehr als 14 Millionen Treffer, Sinterklaas bringt es in derselben Suchmaschine auf mehr als drei Millionen Resultate. Im World Wide Web ist alles Mögliche zu finden: Traditionen, Lieder, Rezepte, Basteltipps und selbst wie man auf Koreanisch ein frohes Weihnachtsfest wünscht.


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Zahl der Trittbrettfahrer hält sich in Grenzen Die meisten Geschäfte in Münster beteiligen sich an den Kosten für den Weihnachtsschmuck selbstständigen Mittelstand, doch die Filialisten erobern stets mehr Terrain. Der Prinzipalmarkt mit seinen luxuriösen Geschäften war lange Zeit „privat“, aber auch hier ist inzwischen die Hälfte der Geschäfte in den Händen der großen Filialunternehmen und Betreibergesellschaften. Und deren Interessen stimmen nicht immer mit den örtlichen überein. Der niederländische Mittelstand kennt seine Trittbrettfahrer, Geschäfte, vielfach von großen Filialunternehmen, die keiner Interessengemeinschaft angeschlossen sind und sich auch nicht an Werbekampagnen und ähnlichen Aktionen beteiligen, die aber wohl profitieren wollen. „Am Prinzipalmarkt macht jeder mit“, so Bernadette Spinnen: „Die Interessen sind auch zu groß; sie wissen, dass sie als erste profitieren. Zum Glück, denn wenn sich der Prinzipalmarkt nicht beteiligen würde, hätten wir ein großes Problem. An anderen Stellen des Zentrums aber gibt es noch so manchen Profiteur. H&M Mode zum Beispiel weigert sich konsequent, sich zu beteiligen. Alles in allem aber können wir uns nicht beklagen. In anderen großen Städten ist die Anzahl der Trittbrettfahrer viel größer.“ Für die großen und die kleinen mittelständischen Betriebe sowie die Gastronomie sind die Weihnachtsmärkte „unwahrscheinlich wichtig“. Alle Hotels der Stadt sind von Anfang an ausgebucht. Die Geschäfte, Cafés und Restaurants verzeichnen während der Weih-

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Ein einheitliches Bild: Die Häuschen des münsterschen Weihnachtsmarktes auf dem Prinzipalmarkt.

nachtszeit Rekordumsätze. „Wenn es keine Weihnachtsmärkte geben würde, wäre das für sie eine Katastrophe“, so Bernadette Spinnen: „Wer jetzt nichts umsetzt, hat ein großes Problem.“ Untersuchungen – die letzte stammt aus dem Jahr 2005 – haben ergeben, dass die Besucher auf den Weihnachtsmärkten im Schnitt 20 Euro ausgeben. Rechnet man die Ausgaben in den Geschäften und gastronomischen Betrieben hinzu, dann kommt man auf einen Betrag von etwas mehr als 75 Euro. „Kurzum: Bei 120 000 Besuchern pro Tag macht das . . .“, so Bernadette Spinnen. Von den Besuchern, so wird geschätzt, kommt an

Engel

Engel spielen eine zentrale Rolle in der biblischen Weihnachtsgeschichte, in der ein Engel den Hirten kundtut, dass Jesus geboren ist und ein ganzer Engelchor jubelnd singt. Engelfiguren sind denn auch eine beliebte Weihnachtsdekoration. Es wird erzählt, dass ein Weihnachtsengel im offiziellen DDR-Jargon „Jahresendflügelfigur“ genannt wurde, weil die Machthaber im Sprachgebrauch der DDR Hinweise auf Weihnachten vermeiden wollten. Möglicherweise ist dies aber auch nur ein Scherz, hervorgerufen durch eine satirische Zeitschrift.

bestimmten Tagen 60 Prozent aus den Niederlanden. „Dann hört man hier nur noch Niederländisch“. Allein auf dem großen Hindenburgplatz parken täglich 120 bis 130 niederländische Busse; die anderen Busse werden zu Plätzen am Rande des Zentrums dirigiert. An Sonnabenden patrouillieren sogar einige niederländische Polizeibeamte in den münsterschen Straßen. Die Hostessen der Service- und Mitarbeiter der Ordnungsdienste sprechen nahezu alle Niederländisch. „Wir versuchen, auch so viele Mitarbeiter der Geschäfte wie möglich mit der niederländischen Sprache vertraut zu machen. Dies zeigt, wie wichtig der niederländische Gast für uns ist“, so Spinnen.

Die Stadt Münster lässt sich das Marketing jährlich mehr als als 100 000 Euro kosten. Etwa 15 000 Euro davon werden für Public relation, Werbung und Service für die Weihnachtsmärkte ausgegeben. Gastronomie und Mittelstand steuern gemeinsam noch ein Mal den gleichen Betrag dazu – für die Gestaltung des Zentrums und ihrer Geschäfte geben sie noch mehr Geld aus. „Aber 30 000 Euro für das Promoten des jährlichen Weihnachtsmarktes bis weit ins Ausland hinein ist nicht zu viel“, erkennt Bernadette Spinnen: „Es ist allerdings auch nicht erforderlich, das Rad jedes Jahr aufs Neue zu erfinden. Der Weihnachtsmarkt von Münster ist inzwischen derart bekannt,

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dass er praktisch ein Selbstläufer ist.“ Was die Marktbeschicker für ihre Standplätze bezahlen? „Keine Ahnung. Da müssen sie die Organisatoren anrufen. Aber es wird nicht billig sein. Dennoch ist die Fluktuation gering. Ich habe den Eindruck, dass es ausgesprochen lukrativ ist, einen Stand oder ein Häuschen auf dem Weihnachtsmarkt zu betreiben. Es gibt lange Wartelisten. Wer einmal einen Standplatz hat, darf im nächsten Jahr wiederkommen. Es sei denn, er hält sich nicht an die Regeln und bietet Ramsch an. Aber das passiert eigentlich nie. Denn jeder weiß: für mich stehen zehn andere bereit“, so Bernadette Spinnen. ■

Adventskalender Dreikönige

Das Fest der Heiligen drei Könige wird am 6. Januar gefeiert. Christen gedenken dann der biblischen Geschichte der Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern von Bethlehem folgten, um das neugeborene Jesuskind zu begrüßen. In Teilen der Niederlande laufen Kinder an diesem Tag singend von Tür zu Tür und erhalten dafür Süßigkeiten oder Geld. Auch deutsche Kinder gehen von Haus zu Haus, verkleidet als Caspar, Melchior und Balthazar. Sie sammeln Geld für einen guten Zweck und schreiben mit Kreide die Buchstaben C+M+B an die Haustür. Sie stehen für das lateinische Christus Mansionem Benedicat (Christus segne dieses Haus).


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Konzerte zu Advent und Weihnachten Nordhorn

Bad Bentheim

SONNTAG, 28. NOVEMBER: Konzert

SONNTAG, 20. DEZEMBER: „Das zum Advent, 19.30 Uhr, St. Augusti- kleine Musiktheater“, 15.30 Uhr, nuskirche. Musiktheater „Hennekens Hof “, SONNTAG, 6. DEZEMBER: Advents- Wilhelmstraße. konzert der Chorgemeinschaft Nordhorn, 17 Uhr, Kreuzkirche. Mittwoch, 9. Dezember: St. Petersburger Kinderchor, 17 Uhr, Alte Kirche am Markt. FREITAG, 11. DEZEMBER: „Weihnachtswunderland“ mit der Gruppe Godewind, 20 Uhr, Kulturzentrum „Alte Weberei“. Bardel SONNTAG, 13. DEZEMBER: Weihnachtskonzert der Kinderchöre, SONNTAG, 29. NOVEMBER: Advents16.30 Uhr, Konzert- und Theater- konzert, 19 Uhr, Klosterkirche. Der Nordhorner Weihnachtsmarkt gehört zu den beliebtesten in der Grenz- saal. region. Er wurde bereits am 25. November eröffnet und kann bis zum 30. De- SONNTAG, 20. DEZEMBER: gemeinWietmarschen Foto: Stephan Konjer zember besucht werden. sames Weihnachtskonzert der Musikschulen Nordhorn und Dinkel- SONNTAG, 13. DEZEMBER: Adventsland, 16 Uhr, Kreissparkasse in der konzert des Musikvereins Wietmarschen, 16.30 Uhr, Wallfahrtskirche. Bahnhofstraße.

Weihnachtsmärkte in der Region Ahaus: 4. bis 6. Dezember Alstätte: 27. bis 29. November. Bad Bentheim: 4. bis 6. Dezember im Schatten der Burg. Billerbeck: 28. und 29. November. Borken: 27. bis 29. Novemberr, Marktplatz. Burgsteinfurt: 4. bis 6. Dezember, Altstadt. Denekamp: 12. und 13. Dezember. Gescher: 28. und 29. November. Gild dehaus: 12. Dezember, 14 bis 18 Uhr, auf dem Mühlenberg. Gronau: 10. bis 20. Dezember. Nordhorn: täglich bis 23. Dezember (auch sonntags) in der Innenstadt. Ochtrup: 27. bis 29. November.

Münster: täglich bis 23. Dezember; sonntags bis donnerstags bis 20 Uhr, freitags und sonnabends bis 21 Uhr. Neuenhaus: 28. und 29. November. Ootmarsum: 12. und 13. Dezember unter dem Motto „Weihnachten und Kunst“. Rheine: 5. bis 15. Dezember, Marktplatz. Schüttorf: 28. und 29. November im historischen Stadtkern. Tecklenburg: 4. bis 6. Dezember, Altstadt. Uelsen: 5. Dezember, „Der andere Weihnachtsmarkt“. Vreden: 11. bis 13. Dezember. Wettringen: 28. und 29. November, am Heimathaus.

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In der ganzen Grafschaft gibt es in diesen Wochen Advents- und Weihnachtskonzerte. Dieses Archivbild zeigt die Lutherische Kantorei aus Nordhorn unter der Leitung von Friedrich Erdmann während eines Konzertes im vergangenen Jahr. ● DEGUM und FMF zertifizierte Schwangerenbetreuung ● Pränataldiagnostik ● Erst-/Zweit- und DrittTrimesterscreening ● NT-Messung ● DownsyndromRisikoermittlung ● Fetale Echocardiographie ● Fetale Versorgungsüberprüfung ● Gepulste und farbcodierte Dopplersonographie ● Fetale Herzfrequenzregistrierung mit Spektrumanalyse

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Mittwinterhörner erklingen wieder Uralte Tradition wird vor allem in der Twente und in der Grafschaft gepflegt Von Martin Borck NORDHORN. In der kalten,

klaren Winterluft bildet der Atem kleine Nebelwolken. Der Schnee dämpft alle Geräusche bis auf das rhythmische Knirschen, das die eigenen Schritte erzeugen. In diese winterliche Stille ertönt auf einmal ein Ton, der ganz offensichtlich von weit her kommt: der archaische Klang eines Mittwinterhorns. Kurz darauf antwortet ein anderer Bläser aus einer anderen Richtung auf das Signal. Die Bläser pflegen eine uralte Tradition in der niederländischen Region Twente und in der Grafschaft Bentheim. In der Advents- und Weihnachtszeit bis zum Fest Heilige Drei Könige kündigen sie die Geburt Christi an. Doch schon vor der Christianisierung stießen die germanischen Stämme in der Region um die Zeit der Wintersonnenwende ins Horn. Historische Quellen belegen das. „Es ist ursprünglich ein heidnischer Brauch gewesen“, bestätigt Hans Kamphuis. Er ist Vorsitzender des Mittwinterhornvereins in Ootmarsum. Ob die Menschen damals mit dem Hornblasen die Sonne unterstützen wollten, wieder länger zu scheinen, oder ob sie böse Geister vertreiben wollten? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall wurde die heidnische Tradition später christlich umgedeutet. „Die Hörner haben früher auch anderen, weltlichen Zwecken gedient“, erzählen Kamphuis und sein Vereinskollege Jules Kokhuis. „Da der Ton weit trägt, haben sich früher auch Schmuggler und Wilderer gegenseitig vor Zöllnern und Jagdaufsehern gewarnt.“ Seit etwa 25 Jahren erlebt das Mittwinterhornblasen ein regelrechtes Comeback. „Die Tradition hat es in den Nachbarschaften immer gegeben“, stellt Kamphuis klar. Doch seit den 1990er-Jahren veranstalteten die Vereine alljährlich MittwinterhornWanderungen. Auf zehn bis 15 Kilometer langen Rundwegen spazieren die Besu-

Mittwinterhornbläser vor der malerischen Kulisse Ootmarsums.

cher durch Wald und Flur. Entlang des Weges postieren sich Bläser und lassen ihre Hörner ertönen. Die Signale werden Kilometer weiter aufgenommen und beantwortet. So wird es auch am 20. Dezember wieder sein. Startund Ziel ist in diesem Jahr in Neuenhaus. Etwa 100 Bläser aus der ganzen Region werden erwartet. „Auch in Deutschland findet die Tradition immer mehr Anhänger“, freut sich Kamphuis. Vor allem, weil auch bei den deutschen Freunden die überlieferten Bräuche eingehalten werden. „Die Regeln sollte man schon einhalten“, findet der Ootmarsumer. Unter freiem Himmel darf ausschließlich von der Adventszeit bis zum Dreikönigsfest geblasen werden. Und dazu hat man in der passenden Kluft zu erscheinen: Kittel, passende Mütze und Holzschuhe. „Zum Mittwinterhorn passen keine dicken Skijacken, wie ich es schon mal gesehen habe“, meint Kamphuis. Und was er und Kokhuis nicht ausstehen können, sind Kommerzialisierungstendenzen. „Wir machen es, weil es ein schöner Brauch ist.“

Kamphuis gerät regelrecht ins Schwärmen. „Es ist ein sagenhaftes Gefühl, wenn man an einem kalten, klaren Abend draußen steht und „den oalen roep“ (den alten Ruf ) bläst und wenn kurz darauf die Antworten aus aus der Ferne ertönen. Das gibt einem ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Von Ruhe und dem EinsSein mit der Natur.“ Dabei ist der Laut nicht unbedingt schön, den die Hörner von sich geben. Eher klagend und wehmütig. Die Hörner haben weder Grifflöcher noch Klappen. Es können daher nur die Naturtöne geblasen werden. Doch das reicht, um einen beeindruckenden Klang entstehen zu lassen. Jedes hat seine eigene Stimmlage. Und jeder Bläser hat seine eigene Art zu intonieren. „Ich höre am Klang und der Melodie, wer gerade bläst“, meint Kamphuis. Die Bläser sind übrigens allesamt Solisten, denn ein harmonisches Zusammenspiel mehrerer Hörner scheitert daran, das die Instrumente nicht aufeinander abgestimmt werden können. Kamphuis und Kokhuis müssen lachen: „Einmal

wollte jemand aus dem Westen des Landes Mittwinterhörner engagieren. Am liebsten eine ganz Band. Wahrscheinlich hätte der noch gewollt, dass wir gemeinsam Jingle Bells spielen.“ Der hatte eben keine Ahnung . . . Das Blasen ist eine Kunst für sich: Das Mundstück („de happe“, wie die Twenter es nennen) muss mit einer bestimmten Lippenspannung bespielt werden. Auch die Atemtechnik muss gekonnt sein. „Manche Leute meinen, man könnte das an einem einzigen Nachmittag lernen. Aber das klappt nicht“, sagt Kamphuis. Mit zwei tiefen Tönen beginnt das Ruf- und AntwortSpiel. Ein Signal, dass angibt: Ich bin da. Es folgen drei weitere Laute, die ankündigen, das der Spieler etwas „erzählen“ wird. Und dann wird in lang anhaltenden Tönen die „Geschichte“ erzählt. In Ootmarsum sind 30 Aktive im Verein, darunter einige Jugendliche. Auch zwei Mädchen erlernen die alte Kunst. Alle Mitglieder halten die Bräuche in Ehre. So halten sie sich auch beim Üben an die Regel, dass nur

vom ersten Advent bis zum 6. Januar draußen geblasen wird. „In der übrigen Zeit können wir in der Halle eines Karnevalsvereins proben.“ Die Instrumente werden heutzutage aus weichem Holz hergestellt. Ein etwa 15 Zentimeter dicker, anderthalb Meter langer Ast von Birke, Weide oder Erle eignet sich besonders gut. Und eine Krümmung am dicken Ende muss er haben. Nach dem Absägen wird Rinde und überschüssiges Holz abgeschält. Danach muss der Ast trocknen, bevor er der Länge nach in der Mitte durchgesägt wird und die Hälften ausgehöhlt werden. Anschließend werden die beiden Hälften wieder aneinandergeleimt. Zuletzt wird ein Mundstück aus Holunder am dünnen Ende angebracht. Das fertige Horn wird von der Seite geblasen. Vier Mitglieder im Verein bauen die Instrumente. Früher wurde nicht geleimt, sondern wurden die Hälften mit Weidenruten zusammengehalten. Und die Hörner wurden in den Brunnen gehängt, damit das Holz feucht blieb und das Horn dicht wurde. Denn ein Horn mit Ritzen klingt erbärmlich . . . Wie sehr das Mittwinterhorn zur akustischen Identität der winterlichen Twente beiträgt, zeigt sich an einer Anekdote. Früher wohnten Nonnen in einem Kloster in Ootmarsum. Das Kloster wurde geschlossen und die Nonnen zogen nach Amersfoort. Weit weg von Twente. Nach einem Winter ohne Horngeschall riefen die Nonnen in Ootmarsum an. Sie würden die Hörner so vermissen. Ob denn die Bläser nicht zu ihnen kommen könnten. Was sie – Ehrensache – natürlich taten. Und einmal hat sich Kamphuis in einen regelrechten Rausch gespielt. Am Nordhorn-Almelo-Kanal war es, erinnert er sich. Es hatte gefroren, und der Klang des Horns trug über dem Eis so weit wie noch nie. „Ich konnte fast nicht mehr aufhören. Das war ein fantastisches Erlebnis.“ ■


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Sinterklaas oder das Christkind? Für die deutsch-niederländische Familie Freiberger stellt sich diese Frage nicht Bringt Sinterklaas oder das Christkind die Geschenke? Diese Frage hat sich die Familie Freiberger in Rheine noch nie gestellt. Seit über 35 Jahren feiert sie im Dezember zweimal. Mit selbst gereimten Gedichten, denn diese Tradition hat das Christkind vom niederländischen Sinterklaas übernommen. Von Julia Henkel RHEINE. Die Erinnerung an

beinahe vier Jahrzehnte dezemberlicher Festfreude sind in einem dicken Album aufbewahrt. Zeichnungen der damals noch kleinen Kinder, die fest an Sinterklaas glaubten. Mit Schreibmaschine geschriebene Zettel des Heiligen Mannes mit Hinweisen, wo er den Sack mit den Geschenken versteckt hatte. Gedichte von Sinterklaas und vom Christkind, verfasst auf Deutsch, auf Niederländisch oder einem Mischmasch aus beiden Sprachen. Marguérite Freiberger hat sie allesamt aufbewahrt, und nach den langen Jahren laden sie zu einer fröhlichen Reise durch die Zeit ein. Ein bisschen stressig war es im Dezember manchmal schon. Vor allem an den ersten Tagen, wenn Sinterklaas im Land war und sich gleichzeitig die Vorfreude aufs Weihnachtsfest regte. „Dann war’s manchmal doppelt gemoppelt“, erzählt Marguérite. „Vom 1. Dezember an durften die Kinder

Bei der Familie Freiberger in Rheine wird im Dezember alljährlich zweimal gefeiert: am Nikolausabend und Heiligabend.

Türchen im Adventskalender öffnen und ihre Schuhe für Sinterklaas vor die Tür stellen. Das ging bis zum 5. Dezember – dann wurde es wieder ruhiger.“ Marguérite (63) wuchs in Rotterdam auf, ihr Mann Herbert (67) in Kiel. Sie brachte die niederländischen Sinterklaas-Traditionen mit in die Ehe, er die Bräuche, mit denen er zu Hause Weihnachten feierte. Ihr Kinder Susanne (37), Saskia (34), Jens (31) und Mariska (28) wuchsen wie selbstverständlich mit beiden Traditionen auf. Im Dezember kam immer zuerst Sinterklaas und brachte seine Päckchen, und gute zwei Wochen später war das Christkind an der Reihe.

Ein einziges Mal hat Marguérite das vertraute Sinterklaasfest ausfallen lassen müssen, notgedrungen. Das war 1971, in dem Jahr, in dem sie und Herbert sich beim Wintersport im österreichischen Mallnitz kennengelernt hatten. Sie heirateten im selben Jahr und zogen in ein Dorf in die Nähe von Hannover. Marguérite erwartete ihr erstes Kind und musste wegen Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert werden. „Das war ausgerechnet im November und Dezember, wir konnten also nicht zu Hause bei meinen Eltern Sinterklaas feiern. Das war für mich natürlich ein Schlag, zumal ich ja sowieso schon Heimweh hatte. Bei

uns zu Hause herrschte zu Sinterklaas immer großer Trubel. Mein Onkel klopfte mal so heftig mit einem Besenstiel gegen das Fenster, dass die Scheibe zu Bruch ging. Wir feierten den „Päckchenabend“ mit allem was dazu gehört. Überraschungen und Gedichte für die Erwachsenen, Geschenke für die Enkel, warme Chocolademelk, Pfeffernüsse und „Banketletter“, ein vom Konditor gebackener Buchstabe.“ Übrigens wurde früher bei Marguérite auch Weihnachten gefeiert. „Wir gingen immer zur Christmette. Wenn wir zurück nach Hause kamen, gab es Tee mit Timp, eine Art längliches Rosinenbrötchen. Am ersten

Feiertag waren alle mit der Vorbereitung für das Festmahl beschäftigt. Oder wir besuchten Verwandte und sorgten dann am zweiten Tag für die Mahlzeit. Einmal haben unser Hund und unsere Katze das Essen aus dem Herd geklaut, während wir bei einer Tante waren . . . Da mussten wir ganz schön improvisieren. Das Diner war immer sehr festlich, mit köstlichen Gerichten und selbst geschriebenen Speisekarten. Im Weihnachtsbaum hingen Kränze, aber es gab keine Geschenke.“ Bei Herberts Eltern lernte Marguérite die deutschen Weihnachtsbräuche kennen. „Da ging es immer richtig feierlich zu, mit Geschenken und Wunderkerzen im Baum.“ In den ersten Jahren ihrer Ehe feierten die Freibergers Sinterklaas bei Opa und Oma in Rotterdam. Die Tradition entstand, als die älteste Tochter Susanne sechs Monate alt war und die Freibergers noch in Hannover wohnten. „Dort konnten wir keine niederländischen Radio- oder Fernsehsender empfangen und bekamen deshalb nichts von Sinterklaas mit“, erzählt Marguérite. 1973 zog die Familie nach Rheine um. Solange die Kinder noch klein waren, verbrachten sie die Sinterklaas-Zeit regelmäßig in den Niederlanden. „Das war immer sehr schön mit dem Nachbarn von Opa, der Sinterklaas spielte. Wenn man durch die Einkaufsstraßen lief, begegnete man immer irgendwo einem Zwarte Piet, der den Kindern eine handvoll Pfeffernüsse gab.“ Für Herbert 왘

Rezepte für gefüllte Spekulatius und Weihnachtsplätzchen Gefüllte Spekulatius Zutaten: 300 Gramm Mehl, halbe Tüte Backpulver, 175 Gramm Margarine, 150 Gramm Rohrzucker, gut 20 Gramm Spekulatiusgewürz ein Päckchen Marzipanmasse, ein gequirltes Ei und einige ganze Mandeln. Mehl, Backpulver, Margarine, Zucker und Spekulatiusgewürz in einer Schüssel zu einem geschmeidigen Ku-

gel kneten. Den Teig 30 Minuten ruhen lassen. Teig ausrollen. Die eine Hälfte auf ein Backblech legen. Die Marzipanmasse verteilen und die andere Hälfte des Teigs darüber legen. Die Ränder aufeinander drücken und den Spekulatius mit den Mandeln verzieren. Die Oberfläche mit Ei bestreichen. Im vorgeheizten Backofen bei etwa 150 Grad etwa 45 Minuten backen

Einfache Weihnachtsplätzchen Zutaten: 250 Gramm Mehl, ein Eigelb, 100 Gramm kalte Butter in kleinen Portionen, 125 Gramm Zucker, eine Prise Salz, geriebene Zitronenschale oder Zitronenaroma, 100 Gramm Puderzucker, ein wenig Zitronensaft, bunte Zuckerstreusel zum Verzieren.

Teig kneten. Den Teig eine halbe Stunde lang im Kühlschrank ruhen lassen, dann lässt er sich einfacher verarbeiten. Den Teig anderthalb Zentimeter dick ausrollen. Plätzchen mit Formen ausstechen. Die Plätzchen zehn Minuten bei 160 Grad backen, bis sie hellbraun sind. Für die Glasur den Puderzucker Das Mehl in eine Schüssel sieben. Eigelb, mit ein paar Tropfen Zitronensaft vermiButter, Salz Zucker und die Zitronenschale schen. Die abgekühlten Plätzchen mit der hinzufügen. Alle Zutaten schnell zu einem Glasur und Streuseln verzieren.


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Oma und Opa kamen eigens aus Rotterdam war das damals alles neu. „Von Sinterklaas hatte ich noch nie etwas gehört. Mein Niederländisch war zuerst auch nicht so gut, dass ich Gedichte verfassen konnte. Aber ich empfand Sinterklaas als ein schönes Fest.“ Als die Kinder zur Schule gingen und nicht mehr einfach so ein paar Tage nach Holland reisen konnten, kamen Opa und Oma aus Rotterdam zu Besuch nach Rheine. „Nahe der niederländischen Grenze konnten wir nun die niederländischen Sender empfangen und den Einzug von Sinterklaas am Fernsehen verfolgen“, erzählt Marguérite. Mit Büchern, einer Langspielplatte mit SinterklaasLiedern, Wunschzetteln mit ausgeschnittenen Bildchen aus einem Spielzeugkatalog und Pfeffernüssen aus den Niederlanden feierten sie auch in Deutschland das urniederländische Fest. Die Kinder stellten ihre Schuhe an den Kamin, dazu eine Mohrrübe und Wasser für das Pferd von Sinterklaas. „Einmal hatten Jens und Saskia ein Geschenk für einen Nachbarjungen kaputt gemacht. Darum hatte ich eine Rute gebastelt und in ihren Schuh gesteckt. Jens war am Morgen als erster auf den Beinen. Triumphierend kam er zu uns ans Bett: ,Kuck mal, Mama, Blumen!'“ Der Glaube an Sinterklaas mit all seinen Geheimnissen und Traditionen war für die Freiberger-Kinder heilig, genau wie für ihre Altersgenossen in den Niederlanden. „Ich habe sie sogar einen Tag nicht in den Kindergarten geschickt, weil da der Pastor kam und glatt erzählte, dass Nikolaus gar nicht existiert. Ich wollte verhindern, dass meine Kinder das hörten.“

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Der Spannungshöhepunkt wurde am Abend des 5. Dezember erreicht. „Sie wussten nie, ob Sinterklaas nun wirklich kommen würde oder nicht. Wir ließen das immer offen.“ Bis irgendwann gegen eine der Türen gehämmert wurde, seltsamerweise immer genau dann, wenn Herbert gerade in der Küche das Geschirr spülte. „Dann musste ich in den Keller, an die Tür klopfen und über die Außentreppe schnell wieder ins Haus schlüpfen, so dass sie keinen Verdacht schöpften. Die Kinder waren im-

Der Glaube an Sinterklaas sollte so lange wie möglich erhalten bleiben mer davon überzeugt, dass Sinterklaas oder die Zwarte Pieten da gewesen waren.“ – „Papa spülte ja immer ab. Das war für uns ganz normal“, sagt Susanne. „Manchmal warf er auch noch schnell unbemerkt eine Handvoll Pfeffernüsse in den Flur.“ Nach Sinterklaas kam Heiligabend das Christkind mit Geschenken. Auch Weihnachten war mit viel Vorfreude in der Adventszeit verbunden: Die Kerzen am Adventskranz wurden angezündet, jeden Tag ein Türchen des Adventskalenders geöffnet, Wunschzettel geschrieben, es wurde gebastelt und gebacken. „Heiligabend aßen wir immer etwas Einfaches wie Würst-

chen mit Kartoffelsalat. Der Baum wurde geschmückt, die Geschenke darunter gelegt und das Zimmer abgeschlossen. Wir tranken im Zimmer eines der Kinder Kaffee. Bis eines von ihnen gucken durfte, ob das Christkind schon da gewesen war. Dann wurde ein Glöckchen geläutet.“ Die Familie hält beide Traditionen in Ehre. „Sinterklaas ist ein eher fröhliches Fest, Weihnachten ruhiger und stimmungsvoller“, erläutert Herbert die Unterschiede. „Vor allem an Heiligabend, wenn gesungen wird und die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorgelesen wird.“ Die Frage, welches der beiden Feste wichtiger sei, stellte sich ihnen nie. „Es gab einfach zwei Feste“, sagt Marguérite. Sinterklaas und Weihnachten waren gleich bedeutend, die Geschenke ebenfalls. Der Dezember wurde allerdings zu einem sehr teuren Monat. „Man musste sich schon überlegen, wie man das Spielzeug, das man kaufte, aufteilte: dies zu Sinterklaas, das zu Weihnachten.“ Die Kinder machten sich darüber überhaupt keine Gedanken, sagt Tochter Susanne. „Für uns war das normal, wir konnten uns überhaupt nichts anders vorstellen. Es gab eben zwei selbstständige Feste, die zufällig beide in den Dezember fielen. Wir dachten nicht darüber nach, dass wir zweimal Geschenke bekamen und auch nicht, wie viel das

Kerstpakket

Viele niederländische Arbeitgeber beschenken ihre Mitarbeiter zum Ende des Jahres mit einem „kerstpakket“ (Weihnachtspaket). In der Vergangenheit handelte es sich dabei vielfach um eine Dose oder einen Korb mit hochwertigeren Lebensmitteln, um dem Weihnachtsfest zu Hause einen zusätzlichen Touch zu geben. Aus dieser Tradition heraus hat sich eine regelrechte „kerstpakketten“-Industrie entwickelt. Der Inhalt der Pakete führt häufig zu Diskussionen. Daraufhin wurde das Selbstwählpaket erfunden: die Mitarbeiter stellen ihr Präsent zum Jahresende selber aus einem bestimmten Angebot heraus zusammen. Das kann auch ein Ausflug sein oder ein Spende für einen guten Zweck. Deutschland kennt diese Tradition kaum; hier erhalten viele Mitarbeiter vom Arbeitgeber Weihnachtsgeld oder einen Weihnachtsbonus zusätzlich zum Dezember-Gehalt.

kostete.“ Nur einer kam bei den Freibergers im Dezember nie zu Besuch: der Heilige Nikolaus, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember deutsche Kinderschuhe mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken füllte. Susanne: „Für uns war Nikolaus einfach Sinterklaas. Andere Kinder erzählten in der Schule, dass sie morgens etwas in ihrem Schuh gefunden hatten. Aber das musste bei uns ja nun nicht auch noch sein. Wir hatten schließlich schon drei Wochen lang immer was in unseren Schuhen gehabt und auch Geschenke bekommen.“ Seitdem die Kinder so alt sind, dass sie nicht mehr an Sinterklaas glauben, feiern die Freibergers „Pakjesavond“ mit „Surprises“ und Gedichten. Die Familienmitglieder ziehen untereinander Lose und kaufen Geschenke, die sie so fantasievoll wie möglich einpacken und im Namen von Sinterklaas mit einem pas-

senden Gedicht versehen. Absolute Geheimhaltung ist Pflicht, wer wen beschenkt, wird nicht verraten. Auch Susannes Mann Matthias (39), Saskias Freund Michael (34) und Jens' Frau Jessica (27) sind mittlerweile in die nieder-

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ländischen SinterklaasBräuche eingeweiht. „Sie machen einfach mit, und das klappt gut“, sagt Susanne. „Ein Gedicht machen kann jeder, nur die Surprises sind etwas schwieriger.“ Die Familie ihres deutschen Mannes aus Hopsten ist weniger mit den niederländischen Traditionen vertraut. „Sie wissen zwar, dass wir Sinterklaas feiern, aber sie haben nie weiter danach gefragt. Mit ihnen feiern wir Weihnachten.“ Bei den Freibergers macht mittlerweile nicht nur Sinterklaas Gedichte. Auch das Christkind versieht seine Geschenke mit passenden Versen. „Das ist eigentlich ja eine schöne Tradition, die wir in Deutschland nicht kennen“, erklärt Herbert. „Man muss sich Gedanken über die Person machen, für die das Geschenk bestimmt ist. Das ist das Besondere. Darum haben wir diese holländische Sinterklaas-Tradition zu Weihnachten übernommen.“ Seit einigen Jahren wird im Hause Freiberger auch wieder gegen die Tür gehämmert und werden „Pepernootjes“ gestreut. Die Enkel Erik (4) und Mira (1) feiern das niederländische Fest auf dieselbe Weise, wie sie bei Oma und Opa in Rotterdam gehegt und gepflegt wurden. Für sie gehört auch ein Besuch beim SinterklaasEinzug in Oldenzaal dazu. „So bekommen sie ein Gefühl dafür“, sagt ihre Mutter Susanne. „Sinterklaas reitet vorbei, und überall laufen Zwarte Pieten herum. Die Kinder finden das toll.“ ■

Adventskalender Lebkuchen

Klassisches deutsches Weihnachtsgebäck mit Honig und orientalischen Kräutern. Lebkuchen (oder Pfefferkuchen) gibt es in allen Sorten und Größen – mit oder ohne Schokolade, Nüssen, Mandeln oder auch gefüllt mit Marmelade. Beliebt sind zum Beispiel verzierte Herzchen aus Lebkuchen, die auch auf der Kirmes angeboten werden, und kleine, mit Süßigkeiten verzierte Hexenhäuschen, von denen die Mauern und Dächer aus Lebkuchen bestehen.


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Zurück in die Zeit von Kaiser Augustus „Lebende Krippe“ lockt alljährlich zu Weihnachten Tausende nach Enter Anfang November vollzieht sich bei einem Teil der männlichen Bevölkerung des kleinen Ortes Enter in Overijssel eine seltsame Metamorphose: Ansonsten glatt rasierte Gesichter bekommen Stoppeln, der Bartwuchs nimmt immer stärkere Formen an. Kurz vor Weihnachten zieren prächtige Vollbärte die Gesichter. Im Ort weiß man warum: Die „Bärtlinge“ sind Protagonisten der „Lebenden Krippe“. Von Martin Borck

ENTER. „Vor 15 Jahren sind wir damit angefangen“, erinnert sich Jan Veldhuis. Ein Mitglied der Enterse Klomp‘n Daansers, der örtlichen Folkloretanzgruppe, hatte die Idee dazu. Die Geschichte der Geburt Je-

su, so wie sie im Evangelium beschrieben wird, wollten sie darstellen. So lebensecht wie möglich. „Das bedeutet, dass wir auch immer richtige Babys, nicht etwa Puppen, als Jesuskind in die Krippe legen“, betont Ada Spoelder. „Ich halte schon immer im Oktober Ausschau nach Storchfiguren und Wäscheleinen mit Babykleidung in den Vorgärten. Auf diese Weise werden bei uns in der Region nämlich Neugeborene in der Nachbarschaft begrüßt. Und bei den Eltern frage ich – aber erst nach Sinterklaas – an, ob die Familien nicht bei der lebenden Krippe mitmachen wollen.“ Weihnachten: Während die meisten anderen Familien die Feiertage zu Hause im Kreis der Familie verbringen, begeben sich die Akteure des „Levende Kerststal“ an beiden Feiertagen zum Aufführungsort, der sich seit 2005 rund um das Huis Verwolde in Laren befindet. Die Besucher werden gut 2000 Jahre in Ein Engel und ein Hirte beim traditionellen Krippenspiel im niederländider Zeit „zurückgebeamt“. Am Ein- schen Enter.

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gang zum Gelände ist ein Stadttor aufgebaut, wo sich die Besucher „einschreiben“ lassen. Wie damals, als Josef und Maria sich nach Bethlehem aufmachten, um dem Befehl des Kaisers Augustus nachzukommen, der eine Volkszählung durchführen ließ. In „Bethlehem“ selbst wartet eine Herberge auf Besucher. Das Bibelwort „Sie fanden keinen Platz mehr in der Herberge“ bewahrheitet sich auch in Laren schnell: „Der Raum ist immer schnell gefüllt. Wir bieten dort nämlich heiße Getränke an“, sagt Jolande Steenwelle. Und angesichts der Tatsache, dass alljährlich 10 000 bis 15 000 Besucher die Veranstaltung besuchen, ist es in dem Raum sehr schnell voll . . . Auch sonst orientieren sich die Klomp‘n Daansers an der biblischen Geschichte. Auf dem Feld lagern Hirten an Lagerfeuern. Sie bewachen ihre Herde – natürlich echte Schafe. Im Stall stehen Ochs und Esel. Der Verkündigungsengel ist ebenso vertreten wie die drei Weisen aus dem Morgenland. „Die Schafe gehen ja, aber das Kamel zu mieten, ist in jedem Jahr ein richtiger Kostenfaktor“, sagt Steenwelle. Im Mittelpunkt der Inszenierung steht das Jesuskind in der Krippe mit Maria und Josef an seiner Seite. In langen Reihen schieben sich die Besucher an der Krippe vorbei. „Wir müssen die Menschen mittlerweile schon immer freundlich bitten, nicht zu lange stehen zu bleiben, weil der Andrang so groß ist.“ „Es spielen sich manchmal rührende Szenen ab“, erzählen Steen-

welle und Spoelder. „Kinder werden hochgehalten, damit sie das Baby besser sehen können. Viele Besucher würden das Kind am liebsten anfassen und streicheln. Wir mussten schon einen Balken vor die Krippe stellen. Denn – wie gesagt – das Baby ist ja echt.“ Der kleine JesusDarsteller liegt übrigens – Zugeständnis an die modernen Zeiten – auf einer mit einem Fellchen bedeckten elektrischen Heizdecke, damit es nicht frieren muss. Und nach jeweils anderthalb Stunden kommt eine Ablösung. Mutter und Kind können sich vor dem Besucherandrang erholen. Dass die Idee dermaßen anschlägt, hatten die Organisatoren anfangs nicht gedacht. Nicht nur die Menschenmassen sind beeindruckend: „Viele Menschen sind wirklich tief gerührt, manche weinen sogar. Viele Kinder bringen dem Jesuskind selbst gemalte Bilder oder kleine Geschenke mit.“ Die Klomp‘n Daansers sorgen zusätzlich für Stimmung. Weihnachtsmusik erklingt ebenso wie der uralte Ruf der Mittwinterhörner. ein Erzähler liest die Weihnachtsgeschichte vor und passende Gedichte werden vorgetragen. „Hinter der ganzen Sache steht ja auch die christliche Botschaft. Wir machen das ja nicht nur so.“ Die Mitwirkenden nehmen die Sache daher ernst: „Wir haben uns zum Beispiel fachlich beraten lassen, wie die Kleidung der Menschen in Judäa ausgesehen hat. Danach richten wird uns“, sagt Veldhuis. Okay: Die Darsteller dürfen normale Schuhe tragen – die 왘


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Die Begeisterung in der kleinen niederländischen Gemeinde Enter ist alljährlich groß, wenn die „lebende Krippe“ wieder aufgeführt wird. Um genügend Darsteller brauchen sich die Organisatoren keine Sorgen zu machen.

werden aber mit Jute umwickelt, um einen authentischen Eindruck zu vermitteln. „Handys und Armbanduhren aber sind tabu.“ Für die Mitglieder der Gruppe fällt das familiäre Weihnachtsfest aus. Mehr noch: Am Tag nach Weihnachten müssen sie aufräumen. „Das Ganze ist ehrenamtlich“, stellen die drei Sprecher klar. „Wir fei-

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ern auf diese Art und Weise Weihnachten.“ Dass die Veranstaltung einmal derartige Dimensionen annehmen würde – nie hätten sie damit gerechnet. Es macht sie aber auch ein bisschen stolz. „Ich habe selbst dreimal die Maria gespielt“, sagt Ada Spoelder. „Und ich habe es nicht fassen können: Diese endlose Reihe von

Silvester

Der letzte Tag des Jahres (in Holland oudejaarsavond) wird an beiden Seiten der Grenze vielfach in familiärem Kreis oder mit Freunden gefeiert. In den Niederlanden werden an diesem Tag appelflappen (Apfeltaschen) und oliebollen (Fettgebäck mit oder ohne Rosinen) mit Puderzucker gegessen. Die Holländer verfolgen abends zudem im Fernsehen gern die Silvester-Conférenciers und zünden Feuerwerk an – oftmals bereits vor Mitternacht. In Deutschland ist es Tradition, mit Marmelade gefüllte Berliner zu essen und zum x-ten Mal den Sketch „Dinner für one“ im Fernsehen zu verfolgen. Auch Bleifigurengießen und dabei vorauszusagen, was das neue Jahr bringen wird, ist ein beliebter Brauch. Und auch in Deutschland wird das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßt.

Menschen vor dem Stall! Es ist eigentlich ein Hobby, das eine gewaltige Eigendynamik entwickelt hat.“ Auch in diesem Jahr kann der „Levende Kerststal“ an beiden Weihnachtsfeiertagen besucht werden. Die Öffnungszeiten sind jeweils von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro für Erwachsene, für Kinder von vier bis zwölf Jahren die Hälfte.

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Huis Verwolde liegt in Laren (Gemeinde Lochem) und ist über die niederländische Autobahn 1 (Richtung Deventer/Amsterdam, Ausfahrt 26) zu erreichen. Von dort aus ist der Veranstaltungsort ausgeschildert. ■ Internet: www.levendekerststal.nl

Adventskalender Heiligabend

Für die deutschen Kinder der Höhepunkt der Weihnachtszeit, vergleichbar mit dem „pakjesavond“ in den Niederlanden. Am Nachmittag sind die Geschäfte geschlossen und die meisten Familien mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt. Viele Familien besuchen erst einen Gottesdienst, danach ist Zeit für die Bescherung: Die Tür zum Wohnzimmer öffnet sich und unter dem beleuchteten Weihnachtsbaum liegen die Geschenke, die der Weihnachtsmann oder das Christkind gebracht haben. In den Niederlanden ist der 24. Dezember ein normaler Arbeitstag, obwohl viele im Nachbarland auch an diesem Tag schon frei haben oder nur bis mittags arbeiten. Für die Christen in Holland beginnt das Weihnachtsfest spät am Abend mit dem Besuch der Mitternachtsmesse, in der die Geburt Jesus Christie gefeiert wird.


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„Krippkes bekieken“ im Münsterland Die größten Ausstellungen gibt es in diesen Wochen in Rheine und in Telgte Im Münsterland gehört sie unter fast jeden Weihnachtsbaum: die Krippe mit dem Jesuskind, Maria und Josef, dem Engel, den Hirten sowie Ochs und Esel. Auch in den Kirchen werden Krippen zum Weihnachtsfest aufgestellt. Von Johannes Loy und Martin Borck TELGTE/RHEINE/MÜNSTER. Das „Krippkes bekieken“ ist seit einigen Generationen eine weihnachtliche Tradition in der Region. In mancherlei Hinsicht bieten sich Münster und das Münsterland für eine Entdeckungsreise an. Allein Münster mit seinen etwa 70 Gotteshäusern, Klosterkirchen und Krankenhauskapellen verfügt über eine Fülle schöner Krippen. Im Zentrum der Krippenkultur des Münsterlandes steht außerdem seit Jahrzehnten das Heimathaus Münsterland in Telgte, das Jahr für Jahr neue und ausdrucksstarke Krippen von Künstlern und krippenschaffenden Laien präsentiert und 1994 um ein eigenes Krippenmuseum mit ständiger Ausstellung zur Weihnachts- und Krippenkultur erweitert wurde. Die Krippenexpertin Gertrud Mayr, Mitglied der Gesellschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen, die ihren Sitz in Telgte hat, erklärt Herkunft und Geschichte der Krippen: Im Zuge der Gegenreformation in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts haben die Jesuiten in Münster die besonders im Mittelmeerraum weit verbreitete Krippentradition eingeführt, berichtet die Münsteranerin. Eine der ältesten erhaltenen Kirchenkrippen in Münster steht in St. Ludgeri und wurde bereits im Jahre 1886 gestaltet. Mancherorts werden Krippen schon in der Adventszeit aufgebaut. So ist die Krippe der Pfarrkirche St. Nikolaus in Wolbeck seit vielen Jahren für ihre wunderhübsch gestaltete Wan-

Aus Holz geschnitzt ist diese Krippe, die im Heimathaus Münsterland in Telgte zu sehen ist.

delkrippe bekannt. In verschiedenen Szenen und Bildern wird das Weihnachtsgeschehen von der Herbergssuche bis zur Flucht nach Ägypten dargestellt. Die größte Krippendarstellung im Münsterland befindet sich in der St.-Antonius-Basilika in Rheine, und zwar in der dortigen Krypta. Auf einer Fläche von mehr als 200 Quadratmetern wird hier das Weihnachtsgeschehen in Szene gesetzt, und seit über 25 Jahren ernten Sakristan Friedel Theismann und seine fleißigen Helfer Lob von den Besuchern, die aus nah und fern heranströmen. Etwa 100 Besuchergruppen sind es zwischen dem 25. Dezember und 25. Januar, die Rheine und seine Basilika wegen dieser Krippe besuchen. „Das schönste Lob ist, wenn jemand sagt: ,An dieser Krippe habe ich Weihnachten erlebt‘. Dann haben wir es wieder richtig gemacht“, sagt Theismann. 1980 wurde die Idee einer großen Krippe mit den liebevoll restaurierten Figuren aus der Zeit um 1900 in der Krypta umge-

Rund 150 Krippenschaffende zeigen in Telgte ihre Interpretation von der biblischen Weihnachtsgeschichte.

setzt, weil der aus Schlesien stammende Bildhauer Joseph Krautwald für die Antonius-Basilika eine neue Krippe geschaffen hatte. Der Standort in der Krypta bot die Fläche, das Weihnachts-

geschehen in vielen kleinen Szenen nachzugestalten, so etwa die Verkündigung des Engels an die Hirten, den Zug der Sterndeuter aus dem Morgenland und die Flucht nach Ägypten. Rund

100 Figuren sind es, die Jahr für Jahr in einer aufwendigen und immer wieder neu strukturierten Landschaft stehen. Hier wird der Krippenbesuch zur Meditation. Seit Jahrzehnten widmet sich das Heimathaus Münsterland in Telgte neben der Präsentation und wissenschaftlichen Aufarbeitung von Themen aus der religiösen Volkskunde und dem regionalen Brauchtum dem Krippenschaffen. Mittlerweile 69 Krippenausstellungen geben ein beredtes Zeugnis von der Weihnachtskultur in Westfalen sowie dem kreativen Schaffen von Künstlern, Laien respektive Kinderoder Jugendgruppen, die das Thema Krippe und Weihnachten Jahr für Jahr neu beflügelt, um aus Werkstoffen aller Art (vom Legostein bis zum Lindenholz und von der Papiercollage bis zur Tonerde) ihrer Vorstellung des Weihnachtsgeheimnisses Ausdruck zu verleihen. Ein kleiner Ansporn dazu ist ein alljährlich verliehener Preis für vorbildliches Krippenschaffen. Die Geschichte der Ge- 왘


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Thema 2009 in Telgte: „Das Kind der Hoffnung“ burt Jesu inspiriert zu kreativer Vielfalt, die die Besucher Jahr für Jahr in Erstaunen versetzt. Ob in geduldiger Detailarbeit hergestellte Schnitzereien, ob Scherenschnitt oder schlichte Arbeiten aus Ton – die Ideen sind mannigfaltig und in ihrer Ausgestaltung oft überraschend. „Ich kenne keine andere Region in Deutschland, in der die figürliche Auseinandersetzung mit der Weihnachtsgeschichte so weit verbreitet ist“, sagte Museumsleiter Dr. Thomas Ostendorf bei der Eröffnung der diesjährigen Ausstellung. „Das ist ein außerordentliches Zeugnis für die großartige und poetische Wirkung der biblischen Weihnachtsgeschichte.“ In diesem Jahr lautet das Thema „Das Kind der Hoffnung“. Rund 150 Krippenschaffende zeigen ihre Interpretation von der biblischen Weihnachtsgeschichte. „Die Besucher dürfen sich auf „sehr interessante, überaus

Noch bis 31. Januar ist die Krippenausstellung im münsterländischen Telgte zu sehen.

ansprechende und oft sogar anrührende“ Arbeiten freuen, so Ostendorf. Die Krippen in der aktuellen Ausstellung werden bis zum 31. Januar 2010 zu sehen sein. Sie sind so verschieden wie ihre künstlerischen Gestalter,

vom Kindergartenkind bis zu dessen Opa. Die Freude, die die Krippenschaffenden beim Modellieren verspürten, geht beim Betrachten auf die Besucher über. Die Initiative für die Einrichtung eines eigenen „Krip-

ganze Vielfalt historischer und gegenwärtiger Weihnachtskrippen aus Westfalen und aus vielen Ländern der Erde, wobei der geschichtliche Wandel der Weihnachtskrippe und des Weihnachtsfestes in Deutschland sowie die besonderen Merkmale der Krippenkunst eingehend dargestellt wurden. Im Erdgeschoss finden Jahr für Jahr die wechselnden Sonderausstellungen statt, die einzelne Aspekte der adventlichen und weihnachtlichen Festkultur aufnahmen. Dabei geht es nicht einfach nur um „Stimmung“, sondern um den volkskundlichen Wandel des Festes und auch seine historisch-kritische Durchdringung bis hin zur Frage, ob in der wachsenden Konsumorientierung unserer Zeit nicht die wesentlichen Elemente von Advent und Weihnachten zunehmend verloren gehen. ■

penmuseums“ in Telgte ging seinerzeit von der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde aus, deren Vorsitzender, Thomas Ostendorf, 1989 die Pläne vorantrieb. 1994 wurde das Museum eröffnet. Internet: Dem Besucher begegnet die www.museum-telgte.de

Deutsche Freunde nicht im Stich gelassen „Doopsgezinden“ aus der Twente und die Gronau Mennoniten unterhalten enge Bande Von Martin de Jong

D

ie Bande, die die Kirchen über die Grenze verbinden, sind ebenso alt wie zahlreich. Doch auch sie sind im Laufe de Zeit ein wenig verschlissen. An ihre Stelle treten jedoch neue Formen der Zusammenarbeit. Die niederländischen „doopsgezinden“ und die deutschen Mennoniten sind dafür ein gutes Beispiel. In den Adern von Stefan van Delden aus Gronau fließt ein guter Schuss niederländischen Blutes. Sein Urgroßvater Mathieu van Delden, der sich in Deutschland niederließ, stammte aus Deventer. Der Textilfabrikant setzte sich stark für die kleine Mennoniten-Gemeinde in Gronau ein, der er selbst angehörte. Die Glaubensrichtung der Mennoniten geht wie die der „doopsgezinden“ (Taufgesinnten) in den Niederlanden auf den friesischen Theologen Menno Simons (1496-1561) zurück.

Mathieu van Delden stellte seinen Mitbrüdern und schwestern Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes Kirchengebäude in Aussicht. Er schenkte ihnen ein Grundstück und stellte 10 000 Mark für den Bau zur Verfügung – ein für die damalige Zeit wahrlich nicht geringer Betrag. Die Familie van Delden ist über den Urenkel Stefan immer noch eng mit der Glaubensgemeinschaft verbunden. Er selbst war jahrelang Vorsitzender der Mennoniten-Gemeinde in Gronau und kennt deren Geschichte wie kein anderer. „Es gab bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Mennoniten in Gronau“, erzählt er. „Bei ihnen handelte es sich vornehmlich um Textilfabrikanten, aber auch Textilarbeiter, die aus Twente stammten. Menschen aus Losser und Glanerbrück zum Beispiel.“ Die Gemeinde in Gronau wurde mit Hilfe Enscheder Glaubensbrüder gegründet.

Bis zum Jahre 1920 wurde auf Niederländisch gepredigt und getauft. Doch der Erste Weltkrieg und der damit verbundene eingeschränkte Grenzverkehr störten das Verhältnis, ebenso die mennonitischen Flüchtlinge aus der UdSSR, die damals in Gronau Unterkunft fanden, aber nur Deutsch oder Niederdeutsch sprachen. Daraus erwuchs ein Sprachproblem. Geld, einen niederländischen Pastor zu zahlen, gab es im Übrigen auch nicht mehr. Die extrem hohe Inflation zu Beginn der 20er-Jahre forderte ihren Tribut. Genauso wie später der Zweite Weltkrieg. Trotzdem ließen die niederländischen „doopsgezinden“ ihre deutschen Freunde nicht im Stich. Nach dem Krieg halfen sie, den erneuten Flüchtlingsstrom aus dem Osten aufzufangen. So stark waren die Glaubens- und Familienbande denn doch. Stefan van Delden ist ein Beispiel. „Gronau ist in den

,Twentschen Ring' aufgenommen worden, einen Kooperationsverband von Taufgesinnten in den östlichen Niederlanden“, erzählt er. Es gibt kleine Gruppen Deutscher und Niederländer, die die Gottesdienste auf der anderen Seite der Grenze besuchen. Regelmäßig fährt ein halbes Dutzend Mennoniten aus Gronau nach Enschede. Umgekehrt besuchen uns Leute aus Almelo und Enschede nach Gronau. „Und wir tauschen ab und zu unsere Prediger aus.“ Ob die Bande jedoch noch enger werden, ist offen, allein schon wegen der auch bei den Mennoniten immer stärker festzustellenden Kirchenferne. „Große Entwicklungen tun sich derzeit nicht vor. Die Situation ist relativ stabil“, sagt van Delden. Vielleicht ist ja der Ökumene eine bessere Zukunft beschieden. In die steckt der Gronauer derzeit viel Energie. Gemeinsam mit Aktiven anderer Kirchen

und Glaubensgemeinschaften aus Losser und Gronau arbeiten die Mennoniten im „Oase“-Projekt zusammen. Dabei handelt es sich um einen ökumenischen Kirchengarten, der die Gläubigen verschiedener Konfessionen beider Länder enger zueinander bringen soll. Das „Oase“-Gelände liegt in Gronau quasi in Sichtweite von Losser. Die Initiative entstand aus Anlass der Landesgartenschau, die 2003 in den beiden Grenzorten stattfand. Regelmäßig werden seitdem ökumenische Gottesdienste und Thema-Abende veranstaltet. Gleichzeitig lädt das Fleckchen Erde zur Pause und Begegnung ein. Es gibt einen Spielplatz für Kinder, und auch Schulexkursionen und sogar Betriebsfeiern haben hier schon stattgefunden. „Auf der Oase beginnt etwas Neues zu blühen“, sagt Van Delden. „Es ist schön, dass dabei auch die Stimme der Doopsgezinden und Mennoniten hörbar ist.“



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