Grande Mosquee d’ Alger

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ERLEBNISBERICHT VOM BESUCH DER GROSSMOSCHEE IN ALGIER IM JAHR 2020

Der Wind bläst von der Seeseite in unsere Segel – langsam nähern wir uns Algier. In der Morgendämmerung zeigen sich die ersten Umrisse der Moschee. Sie muss sehr groß sein, wenn sie sich aus dieser Entfernung zu erkennen gibt. Die Sonne steigt immer höher und die Silhouette zeichnet ein immer deutlicheres Bild der Moschee. Ruhig und geradezu majestätisch erhebt sich die Kuppel über dem glänzenden Weiß des Plateaus. Das Minarett neben der Kuppel ragt in den Himmel und zeigt ein interessantes Licht- und Schattenspiel auf seinem eleganten Formenverlauf. Es ist früher Morgen. Wir kommen dem Komplex immer näher und sehen jetzt, wie harmonisch das Plateau aus der Topographie der Stadtlandschaft hinausläuft, als sei es damit verwachsen und behutsam herausgemeißelt worden. Wir fahren direkt in den kleinen Hafen unterhalb der Moschee und legen an. Die Pracht der Anlage wird immer greifbarer, ihre Größe ist überwältigend. Die Ausdehnung schätzen wir auf 1.000 m. Das Sonnenlicht offenbart jeden kleinen Vor- und Rücksprung und spiegelt die Plastizität der Oberflächen wider. Wir erkennen, dass die Schnellstraße nach Algier tiefer gelegt ist und in einen Tunnel hineinführt. An der westlichen Seite erkennen wir den großen Eingangsbereich, der in das Plateau hineinführt. Auf dem kurzen Weg dorthin wird unsere Aufmerksamkeit wieder von dem faszinierenden Anblick der Moschee angezogen. Wir verweilen einen Augenblick, bevor wir den Eingangsbereich mit dem Besucherzentrum betreten.


Als erstes wollen wir einen Gesamtüberblick erhalten. Durch die Zugänge des Eingangbereiches betreten wir die zentral gelegene Säulenhalle. Vor uns liegt die große Treppenanlage, die zum Plateau führt und die von zwei Wasserbecken flankiert wird. Die darüber liegenden Deckenöffnungen lassen das Licht in den Raum fließen. Wir erkennen als Gestaltungsprinzip das Fünf-Mal-Fünf-Quadrat. Jedes wird von unzähligen Säulen begrenzt. Die Halle strahlt Klarheit und geometrische Ordnung aus und erinnert uns an die Große Moschee von Cordoba. Das einfallende Licht zeigt die fein strukturierten Oberflächen des Bodens und der Säulen, die mit ihren Schatten eigene Motive auf dem Boden zeichnen. Wir gehen die Treppe hinauf und bereits auf dem Podest eröffnet sich der atemberaubende Blick auf die Moschee. Wir sehen die Rhythmik der Flächengliederung und die Ornamentik des Glases, das smaragdgrün vom Sonnenlicht reflektiert wird. Das Erhabene der Kuppelform ergreift uns. Überwältigt vom Anblick nehmen wir erst jetzt wahr, dass wir inmitten eines Hains mit Bäumen stehen. Dieser zeigt das gleiche Gestaltungsprinzip des Fünf-MalFünf-Quadrats wie zuvor die Säulenhalle. Wir schauen uns um und sehen die See, das Freiheitsdenkmal, die sanften Hügel der Umgebung und die grandiose Lage des Komplexes im Herzen der Bucht. Jetzt zieht das Minarett, das hinter der Moschee elegant seine Konturen in den wolkenlosen blauen Himmel zeichnet, uns in seinen Bann. Wir gehen an der Seeseite des Plateaus in langsamen Schritten auf das Minarett zu. Mächtig, schön und anmutig überragt es die Moschee. Auch hier erkennen wir das Wechselspiel zwischen Einheit und Plastizität der Oberflächen. Das Wasserbecken, welches das Minarett umgibt, zeigt im Sonnenlicht das funkelnde Farbspiel seiner Mosaiken zwischen türkis, blau und grün, das durch gelbe und orange Mosaiksteine ergänzt wird. Über Stege gelangen wir an das Minarett. Hier haben wir uns mit Sarah und Mostefa, zwei Architekten, die die Moscheeanlage kennen, verabredet. Zuerst wollen wir das Minarett besichtigen. Wir betreten die imposante Eingangshalle und geben unsere Sachen ab. Mostefa erklärt uns, dass unsere Taschen in einem vollautomatischen System mit 5.000 Schließfächern in einem eigenen Geschoss unterhalb der Eingangshalle sicher aufbewahrt werden. Wir beginnen unseren Rundgang mit der Besucherplattform in 235 m Höhe. Ein Expressaufzug bringt uns in wenigen Sekunden hinauf. Ehe wir uns versehen, stehen wir auf der Plattform und genießen den grandiosen Blick über die ganze Bucht und die Gesamtanlage. Selbst Sarah, unsere Begleiterin, ist immer wieder sprachlos von dieser Kulisse. Die schon früher von uns wahrgenommene Klarheit erleben wir hier noch deutlicher. Sarah erklärt uns die Anlage: «Von hier habt ihr den besten Blick, um alles zu verstehen.», sagt sie. «Die Anlage reflektiert die Zahl fünf. Sie dient als maßliche Ordnungs- und Gestaltungszahl bis ins kleinste Detail. Sie ist überall spürbar. Diese Konzeption soll den Ursprung islamischer Architektur wiedergeben.» Wir sind begeistert, als sich bestätigt, was wir vorher intuitiv spürten: Wie grundsätzlich und umfassend die Baumeister ihre Arbeit betrachtet haben.


Wir sehen den Paradiesgarten mit der Koranschule, den Hain aus Bäumen, wo wir das Plateau betraten, die Esplanade mit ihren Arkadengängen und das Wasserbecken unter dem Minarett. Mostefa erklärt uns, dass bei der Moschee das historische Prinzip «Kreis im Quadrat» umgekehrt wurde und der Kreis nun das Quadrat beinhaltet. «Später werdet ihr das sehen», versichert uns auch Sarah. Das Plateau liegt wie ein riesiges gewebtes Tuch unter uns, selbst von hier oben sind die feinen Texturen der Oberflächen sichtbar. Sarah lenkt unsere Blicke jetzt auf die im Süden liegenden Häuser des Imam. Die fließende Form der beiden gegenüber liegenden Gebäude tritt aus der Strenge der Geometrie heraus und öffnet sich zur Moschee. Es ist eine schöne Form, die sich harmonisch integriert. «Im Westen», ergänzt Sarah, «sind die privaten Wohnräume des Imam und des Direktors der Anlage, außerdem zwei Wohnungen für besondere Gäste. Im Osten sind die Repräsentations-, Empfangs- und Arbeitsräume des Imam.» Wir sind beeindruckt. «Weiter östlich könnt ihr die Zufahrtsstraße zur Ver- und Entsorgung des Minaretts sehen. Die Straße läuft in einen Tunnel», führt Mostefa weiter aus. «Unterhalb des Wasserbeckens befinden sich die Anlieferungszone, Lager und Technikflächen. Was ihr dem Komplex überhaupt nicht anseht, ist der hohe Hightechstandard. Er ist mit modernster und innovativer Technologie, zahllosen Steuerungs- und Kontrollsystemen ausgestattet, wie zum Beispiel mit Sensoren für Erderschütterungen, allgemeiner Sicherheitsüberwachung, vorbeugenden Brandschutzsystemen sowie Klima- und Belüftungssteuerungen. Seht ihr die wechselnden graphischen Muster auf der Glasoberfläche der Moschee? Ratet einmal, was das sein könnte! Das sind ins Glas integrierte Solargewebe. Damit wird die komplette Anlage mit Strom versorgt. Außerdem wird das Meerwasser zum Heizen und Kühlen genutzt», verrät uns Mostefa voller Begeisterung. Wir sind sprachlos – eine Moscheeanlage mit solch einem Spektrum spiritueller Tiefe, räumlicher Weite und technologischer Komplexität haben wir nicht erwartet. «Im 44. Geschoss befindet sich die Zentrale der Gebäudeleittechnik und Sicherheitsüberwachung», ergänzt Sarah. «An der südwestlichen Straßenecke steht das Betriebsgebäude mit der Verwaltung, der Moscheewache und dem Wirtschaftshof. Rechts daneben seht ihr das Internat für postgraduierte Studenten.» «Und das Gebäude davor?», fragen wir. «Dieses und auch das Gebäude am Minarett sind zwei Schulen, die schon vor dem Bau der Moschee bestanden und mit in den Komplex integriert wurden.» Ein letztes Mal genießen wir den einmaligen Ausblick und die glitzernde See im Sonnenlicht. «Jetzt zeigen wir euch das Museum, das wird euch gefallen», sind sich Sarah und Mostefa einig. Der Aufzug bringt uns rasch einige Ebenen tiefer. «Wir durchlaufen das Museum von oben nach unten», sagt Mostefa. «So erhaltet ihr den besten Eindruck». Eine Raumstruktur, die wir so zuvor noch nie sahen, empfängt uns: Wie Blütenkelche, die übereinander geschichtet und verdreht sind, schreiten wir von Niveau zu Niveau. Zwanglos und unbemerkt gelangen wir so immer weiter nach unten, vorbei an unzähligen Ausstellungsstücken vergangener Jahrhunderte, eins schöner als das andere. Ich frage Mostefa, wo das eigentümliche Licht herkommt. «Ich sagte ja, das es Euch gefallen wird», schmunzelt er. «Das sind Lichtwellenleiter – optische Fasern, die im Beton eingelegt sind und die es ermöglichen, Licht und sogar Farben durch den Beton zu sehen». Unglaublich. «Für die Exponate ist das der optimale Schutz gegen die ultravioletten Strahlen der Sonne», fügt Sarah hinzu. Auch hier wurde wieder auf die feine und sensible Ausführung, die Materialwahl und die Oberflächengestaltung Wert gelegt.


«Kommt weiter!», ruft uns Sarah zu. «Wir wollen jetzt in das Medienzentrum, dort zeigen wir euch eine weitere Überraschung.» Wir sind gespannt. Wir betreten einen eiförmigen Raum, der sich über mehrere Geschosse erstreckt. Im Halbdunkel setzen wir uns auf Schalensitze, die sich auf ansteigenden Rängen befinden. Es ist unglaublich bequem und entspannend, dort zu sitzen und langsam spüren wir, wie sich mit dem vor uns auftauchenden Film synchron unsere Sitze in eine leichte Vibration versetzen. Eine perfekte Illusion! Wir scheinen durch den Kosmos zu fliegen und kommen zur Erde, sehen unseren blauen Planeten. Wir kommen näher und näher und landen schließlich im Mekka des 7. Jahrhunderts, zu der Zeit, als Mohammed geboren wurde. Hier beginnt eine unglaublich schöne Zeitreise durch die Welt des Islam, seinen Entwicklungen, seinen frühen Kenntnissen von Geometrie, Astronomie, Gesundheit und vielem mehr. Noch völlig betäubt von diesem geschichtlichen Ausflug durch die letzten 15 Jahrhunderte laufen wir weiter an den Auditorien, der Bibliothek und der Videothek vorbei. Die Gestaltung und Technologie unterstreichen, dass wir uns in einem modernen Wissenschafts-, Kommunikations- und Kulturzentrum befinden. Als nächstes gehen wir mit Sarah und Mostefa ins Café im vierten Geschoss. Auch hier bemerken wir wieder die durchdachten Detaillösungen, Gestaltungsprinzipien und Ausführungsqualitäten, die wir heute schon oft bewundern durften. Unsere Sinne werden von floralen Motiven, Farben und einem wunderbar schmeckenden Tee verwöhnt. Mostefa erzählt uns beim Teetrinken von dem dreigeteilten Parkhaus mit 10.000 Stellplätzen, das unterhalb des Paradiesgartens, der Säulenhalle und der Esplanade liegt. Er sagt: «Selbst in diesem eher funktional orientierten Bereich gestalten grazil wirkende Deckenfaltungen und muschelförmige Trompen den Beton. Farblich unterschiedlich gestaltete Böden dienen als Leit- und Orientierungssystem. Von jeder Parksektion sind mehrere Beförderungssysteme bestehend aus Aufzügen, Rolltreppen und Treppen erreichbar. Das komplette System kann bis zu 2.800 Menschen pro Minute gleichzeitig in die Moscheeanlage bringen.» Mostefa erläutert weiter das übersichtlich gestaltete, elektronisch abgesicherte und ausgefeilte Wegeführungssystem mit getrennten Ein- und Ausfahrtsgeschossen. Er berichtet von der notwendigen Tieferlegung der Schnellstraße, der damit verbundenen Lärmminderung und den Vorteilen für den Verkehrsfluss, der städtebaulichen Verzahnung zwischen See- und Stadtseite und der daraus gewonnenen direkten Zugänglichkeit zur Anlage für die anreisenden Besucher. Nach diesen bildhaften Ausführungen Mostefas schlägt uns Sarah vor, das Minarett zu verlassen und durch die wunderschönen Außenanlagen zu den Häusern des Imam zu bummeln. Die Bäume, Sträucher und Pflanzen betören unsere Sinne und unterstreichen die Landschaftsbewegung. Eine leichte Seebrise begleitet uns und wir genießen den Weg. Wir kommen an einer großen Treppe unterhalb der Moschee vorbei. «Bei Notfällen dient diese als Fluchtweg», erläutert Mostefa. Jetzt stehen wir an den Häusern des Imam. Wieder sind wir in den Bann gezogen von der Maßstäblichkeit der Baukörper, den Proportionen und den filigran wirkenden Gliederungen. Leider können wir sie nicht besuchen. Mostefa versichert uns jedoch, wie wundervoll sie auch von den Ausführungen der Innenräume sind. Über uns bewundern wir das Muster der zeltartigen Überspannung zwischen den Baukörpern. «Eine praktische Ergänzung gegen zuviel Sonnenlicht», erwähnt Sarah.


Wir durchstreifen weiter die Gartenanlage, die wir als festen Bestandteil der Landschaftsgliederung erleben, immer in Begleitung der verzaubernden Pflanzendüfte. Wir erreichen das Betriebsgebäude, das die südwestliche Außengrenze des Komplexes markiert. Das Gebäude orientiert sich an seiner Nutzung und ist dabei nicht weniger eigenständig und markant als das bisher Gesehene. Die hofartige Gestaltung gliedert sich in einen umschlossenen Wirtschaftshof und einen dreiseitig umschlossenen Gartenbereich der Verwaltung. Durch den Wirtschaftshof gehen wir nun auf das Internat zu. Dieses besteht in seiner Grundform aus vier Einzelquadraten, die sich zu einem Großquadrat zusammensetzen. «Eine Anspielung auf die geometrische Rationalität», verrät uns Sarah. Wir stehen im Innenhof, spüren die Kühle des Wasserbeckens und beschließen, für einen Moment zu verweilen. Wieder besticht uns die Klarheit der Baukörper mit ihren verbindenden Stegen, die Oberflächengestaltung und die Plastizität der zurückspringenden Fensteröffnungen mit den grazilen Gitterstrukturen. Durch die Öffnungen erkennen wir, dass sich im Innenbereich der vier Baukörper kleine Atrien mit Bepflanzungen befinden. Die Offenheit der Gebäudestruktur und die bis an die Fassaden durchlaufende Flure lassen Ausblicke in alle Himmelsrichtungen zu. Sarah erklärt uns, dass hier bis zu 320 Studenten wohnen. «Zwei Studenten teilen sich einen Raum. Zwei große Mensen befinden sich im Erdgeschoss, gemeinsame Aufenthaltsbereiche gibt es auf jeder Ebene, » erläutert sie. Den Höhepunkt der Anlage – die Moschee – möchten wir uns noch ein wenig aufsparen. Und so gehen wir zunächst in den Garten der Koranschule. Wir betreten diesen Bereich über die Rue Khettlab Benjouce und stehen in einem wunderbar angelegten Garten. Stille umhüllt uns von einem Augenblick zum anderen. Schattenspendende Bäume und duftende Pflanzen umgeben uns. Wir fühlen das Besondere der Anlage, die sich in einen inneren und einen äußeren Bereich gliedert. Die Natur scheint hier ihre ganze Schönheit entfalten zu wollen. Ein schmales Wasserband umschließt die Koranschule. Nischen laden zum Verweilen oder zum Studieren im Freien ein. Arkadengänge umsäumen den Garten an allen vier Seiten. Die kunstvoll gestalteten Säulen werfen ihre Schatten auf den Boden. Wir wenden uns der Säulenhalle zu und Sarah und Mostefa führen uns auf der Quiblaachse zur Esplanade, einem quadratischem Platz von etwa 100 x 100 m Ausdehnung. Wir schauen uns nach allen Seiten um: Hinter den Säulen der Arkaden erkennen wir an der Südund Nordseite die Treppenaufgänge aus den Parkdecks. Der obere Arkadengang ist mit feinsten netzartigen Mustern bedeckt. Dort befindet sich die Mezzaninebene der Frauen. Zahlreiche Waschbereiche stehen in beiden Ebenen, getrennt für Frauen und Männer, hinter dem Arkadengang zur Verfügung. «Die Schuhe werden dort in Schließfächern untergebracht», erläutert Sarah. An dieser Stelle erklärt Mostefa uns die Zugänge zur Anlage, die strikt nach Geschlechtern getrennt sind. «Es gibt mehrere kleine Eingänge von der Stadt- und der Seeseite, einen direkten Zugang zur Esplanade, der den Männern vorbehalten ist, sowie die große Eingangszone vor der Säulenhalle für Besucher, die wie ihr von der Seeseite kommen.» Er erklärt uns weiter, dass auf der Esplanade etwa 12.000 Männer, auf dem Plateau weitere 45.000 Menschen und auf der Mezzaninebene etwa 8.000 Frauen Platz finden. Wir sind erstaunt über diese Zahlen, wirken sie doch größer als der räumliche Eindruck – ein Zeichen für die Kompaktheit und gleichzeitige Großzügigkeit der Anlage.


Die Moschee erhebt sich weit über die Esplanade und wir sind fasziniert von der Größe, der Form und dem grünen Farbspiel. Nun wollen wir sie besichtigen. Langsam gehen wir weiter auf der Quiblaachse auf die übergroßen Türöffnungen der Moschee zu, dabei queren wir den Säulengang der östlichen Arkade. Wir sind gespannt, unsere Herzen schlagen höher. Wir durchschreiten das erste Türportal, das mächtig über uns in die Höhe steigt. Es folgt ein zweites Türportal, fast ebenso mächtig. Jetzt stehen wir an der Schwelle. Vor uns eröffnet sich ein Raum, der uns innehalten lässt. Wir sind überwältigt, unsere Gedanken versinken, wir spüren die Würde des Raumes, seine Kraft und Ruhe. Die nicht erfassbare Tiefe und die nicht abschätzbare Höhe zeigen die Dimension des Raumes. Geschwungene Galerien links und rechts neben der Quiblaachse steigen neunfach in die Höhe und verjüngen sich von Ebene zu Ebene in Richtung der Außenwand. Die unteren beiden Galerien sind mit einem goldschimmernden feinmaschigen Textilgewebe überspannt, das der schwungvollen Linienführung der Galerie folgt. Das Licht fällt diffus durch die kunstvoll angeordneten Fugen und bildhaften Motive in den Raum und taucht diesen in einen zartfließenden Grünton. Die Stille, die wir wahrnehmen, erfasst uns. Ein Gefühl von Demut und Ehrfurcht erfüllt uns. Gegenüber erkennen wir die schmuckvolle Quiblawand, die sich an der Kreisform der Moschee orientiert. Die Bänderung des Bodens durch die Gebetsteppiche und die Unterbrechungen durch die Wege offenbaren das Quadrat, von dem uns Mostefa zuvor berichtete. Wir stehen in einem Raum, der mächtig und präsent ist und doch zurückhaltend, der ausgewogen ist und seine Schönheit zur Geltung bringt. Mostefa zieht an meinem Ärmel und signalisiert, dass es Zeit wird, aufzubrechen. Wir haben jedes Zeitgefühl verloren. Wieder gehen wir durch die zwei großen Portale auf die Esplanade zurück. Hier fragt Mostefa: »Habt ihr das Geheimnis der Schuhunterbringung entdeckt? Nun, im Grunde ist es ganz einfach: Jeder Betende hat ein kleines Ablagefach unter seinem Gebetsteppich, dort werden die Schuhe untergebracht.» Weiter erläutert Mostefa, dass gleich bleibend temperierte Frischluft über den perforierten Boden der Gebetsfläche der Moschee zugeführt wird. «Die Stille, die ihr empfunden habt, wird auch über diesen Boden und die geschickte Oberflächengestaltung der inneren Schale der Moschee erzeugt.» Erneut beeindruckt von den technischen Lösungen, die unsichtbar ihre Wirkung entfalten, wollen wir wissen, wie viele Menschen in der Moschee Platz finden. «Was schätzt ihr?», provoziert uns Mostefa lächelnd. Wir haben keine Vorstellung. «Etwa 65.000 Menschen, davon etwa 13.000 Frauen und 52.000 Männer.», antwortet er stolz. Durch die Säulenhalle und den Eingangsbereich schlendern wir gemeinsam zurück zum Hafen. Unsere Blicke werden noch einmal magisch von der Moschee angezogen. Die einsetzende Abenddämmerung verleiht ihr nun einen ganz besonderen Glanz. Wir haben ein unglaubliches Bauwerk, faszinierend, schön, elegant und doch von erhabener Zurückhaltung, kennen gelernt. Angekommen an unserem Segelboot, bedanken wir uns herzlich bei Sarah und Mostefa für ihre Begleitung und die vielen Ausführungen. Es war ein sehr interessanter und schöner Tag. Wir machen die Leinen los und unser Boot steuert mit der Dämmerung auf die See hinaus. Ein letztes Mal schweift unser Blick zurück zu Moschee, Minarett und Plateau. Die Bucht von Algier erscheint uns in der Abenddämmerung wunderschön.


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Projektleitung Gerd Priebe Nadine Merkla

Ingenieur für technische Gebäudeausrüstung Dr. Peter Pillat und Dr. Peter Vogel (Gebäude-Technik-Dresden GmbH)

Verkehrsplanung Prof. Dr. Reinhard Dietze

Projektteam Mostefa Abimouloud Markus Becker Sarah Beghdad Kerstin Demarczyk Sebastian Fest

Ingenieur für Statik Prof. Dr. Schlaich Sven Plieninger (Schlaich Bergermann und Partner)

Projektassistenz Jörg Adler Jana Eckart Richard Gunkel Antje Reichel Michael Reißmann Katrin Zincke

Ingenieur für Fassadentechnik Heinrich van Heyden (Planungsbüro für Ingenieurleistungen GmbH) Ingenieur für Bauakustik Prof. Wolfgang Moll Annika Moll (Akustik-Ingenieurbüro Moll GmbH) Landschaftsarchitekt Ulrich Krüger Guido Pohndorf (Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten)

Gebäudemanagement Canzler Ingenieure GmbH Modellbau Thomas Kroh Lausitzer Glashütte AG Fotografie Jürgen Jeibmann Druck WDS-Pertermann GmbH Übersetzung Helga Holter Gestaltung der Broschüre Dominik Schech (schech.net)




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