PIG Stadtmagazin Januar 2022

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JAHRESGESPRÄCH

„ALS OBERBÜRGERMEISTER IST MAN STÄNDIG IM DIENST“ HALLO ALEX. DU BIST JETZT SEIT EINEM JAHR OBERBÜRGERMEISTER DER STADT GÖPPINGEN. WIE HAT SICH DEIN LEBEN SEITDEM -GANZ PERSÖNLICH- VERÄNDERT? Gute Frage…eigentlich wenig. Vielleicht habe ich noch etwas weniger Freizeit als früher. Es war zwar nicht so, dass ich als Abgeordneter nur Däumchen gedreht habe, aber als Oberbürgermeister ist es schon noch etwas anderes. Man ist eigentlich ständig im Dienst und wird natürlich noch einen Tick öfters erkannt und angesprochen, als es zuvor der Fall war.

NERVT ES NICHT AUCH AB UND ZU, WENN MAN STÄNDIG AUF DER STRASSE ZU ALLEN MÖGLICHEN BELANGEN ANGESPROCHEN WIRD? Selten. Die meisten Leute sind sehr nett und anständig und dann höre ich mir auch alles gerne an. Wenn ich abends mal privat unterwegs bin, dann sage ich es einfach und das wird dann meist auch respektiert. Zu Beginn meiner Amtszeit war es sicher eine Umstellung, als mir manche in den Einkaufswagen geschaut haben, das war ich so nicht gewohnt. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und es ist auch ok für mich.

ALS OBERBÜRGERMEISTER WIRST DU AUCH PERMANENT AUF DIE AKTUELLE CORONALAGE ANGESPROCHEN. WIE BEURTEILST DU DIE KOMMUNIKATION DER POLITIK BEZÜGLICH DER SICH STÄNDIG WECHSELNDEN VERORDNUNGEN? Eigentlich nehme ich „die Politik“ immer in Schutz, ich war ja selbst im Parlament. Und

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ich merke auch in meiner jetzigen Position, dass es schon schwierig ist, da man auch oft tagesaktuell und schnell reagieren muss auf eine Lage, die man so bisher noch nicht kannte. Aber mittlerweile ist es zwei Jahre her, als der erste Corona-Fall in China aufgetreten ist. Und dass man jetzt immer noch auf dem Level ist, dass man jedes Mal wieder von vorne anfängt nachzudenken, das stört mich. Die Lernkurve ist mir viel zu flach. Dass die Situation jetzt wieder so ist, wie sie ist, darauf haben alle Experten bereits im Sommer 2021 hingewiesen. Man hätte einen Plan in der Schublade haben müssen. Es kann nicht sein, dass man freitags kurzfristig Verordnungen erlässt, sie samstags gleich abändert und sonntags gleich nochmals revidiert. Das versteht niemand mehr und das ärgert mich. Zumal wir als Kommune diese Verordnungen umsetzen müssen und auch als erste die Prügel dafür einstecken müssen.

DIE SITUATION IST NUN SO, WIE SIE IST. SPEZIELL FÜR EINZELHANDEL UND GASTRONOMIE IST DIE SITUATION WIEDER VERHEEREND. WAS KANN DIE STADT GÖPPINGEN KONKRET TUN, UM HIER ZU HELFEN? Wir haben hier leider nur begrenzte Möglichkeiten. Im Rahmen unserer Möglichkeiten liegen Dinge wie Gutscheinaktionen für den Einzelhandel oder Sondernutzungsrechte für die Gastronomie. Dort tun wir auch, was wir können. Aber dies reicht natürlich bei weitem nicht aus, um den betroffenen Branchen zu helfen, dazu haben wir Kommunen schlicht nicht die finanziellen Mittel. Hier sind Bund und Länder gefragt und diese müssen dringend handeln.


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