«Bossys» offene Rechnung mit Thomas Björn Thomas Björn ist eine charismatische Figur im Golfsport. Im Palmarès des 51-jährigen dänischen Jungseniors fehlt einzig ein Major-Triumph. Oftmals fehlte aber nur wenig. An der British Open 2000 in St. Andrews beispielsweise stand ihm nur Tiger Woods vor der Sonne. Dafür schnappte Thomas Björn seinerseits ab und zu anderen Berufskollegen einen Titel weg. So auch unserem Turnierbotschafter André Bossert.
1995 war Thomas Björn ein so gut wie unbekannter Jungprofi. Er suchte den Aufstieg in der Anonymität der Challenge Tour. Ende Juli duellierten sich Björn und Lokalmatador André Bossert am Interlaken Open. Beide waren in Form. Björn hatte Mitte Juni des gleichen Jahres ebenfalls auf der Challenge Tour in seiner Heimat in Farsö den ersten Sieg als Profi errungen. Im Finish in Interlaken hiess es nun: Björn oder Bossert? Eine 67er-Schlussrunde reichte dem Zürcher nicht zum Sieg, denn der Däne aus Silkeborg lieferte eine 65 ab. Wir werden herausfinden, ob Bossert irgendwann die (sehr) späte Revanche gelingt. Warum nicht am Sonntagnachmittag, 10. Juli 2022, um etwa 16 Uhr, auf dem 18. Green in Bad Ragaz? Die Wege von Bossert und Björn drifteten Mitte der Neunzigerjahre auseinander. Während sich der Schweizer 1997 am Rücken verletzte und in der besten Zeit seiner Karriere zweieinhalb Jahre lang nicht spielen konnte, erwies sich Björn als Komet im europäischen Golfsport. In nur zwei Jahren brachte er es von der Challenge Tour zum Turniersieger auf der grossen European Tour – er siegte 1996 an der erst klassig besetzten Scottish Open in Loch Lomond – und in das von Severiano Ballesteros befehligte europäische Ryder-Cup-Team 1997. An jenem unvergesslichen Fight in Valderrama 1997 siegten die Europäer 14,5:13,5. Ballesteros setzte Björn in nur einem Doppel ein, aber dieses gewann der Däne zusammen mit Ian Woosnam gegen Brad Faxon und den frisch gebackenen British-Open-Champion Justin Leonard. Gegen Leonard bestritt Björn auch das Einzel. Die beiden teilten,
und Björns halber Punkt war Gold wert. Beim klaren Sieg 2002 bestritt Björn alle Partien, und selbst 2014, im Alter von 43 Jahren, schaffte er es noch einmal in die europäische Auswahl. Den persönlichen Höhepunkt im Kontinentalwettkampf sollte Björn aber erst noch erleben: 2018 führte er Europa im Golf National in Paris als Captain zum triumphalen 17,5:11,5-Sieg. Um Björns Einzel-Turniersiege aufzuzählen, ist hier der Platz zu knapp. Auf dem europäischen Circuit siegte er zwischen 1996 und 2014 21 Mal. Ein Triumph an einem Major blieb ihm dreimal denkbar knapp verwehrt. An der British Open 2000 war, wie erwähnt, nur der damals grandiose Tiger Woods stärker als der Däne. Drei Jahre später musste er sich ebenfalls an der British Open nur dem amerikanischen Aussenseiter Ben Curtis geschlagen geben. An der US PGA Championship 2005 schliesslich war Björns einziger Bezwinger wiederum ein sehr prominenter: Phil Mickelson.
Thomas Björn Geboren 18. Februar 1971 Nationalität Dänemark Wohnort Silkeborg (Dänemark) Pro seit 1993 Siege 22
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