Billeder Heimatblatt 2017
.e 3A0usgab
Billeder Heimatblatt 2017
heimathaus-billed.de
Herausgegeben von der HOG Billed
Billeder Dorfrand 1975 Malerei von Franz Ferch Über 200 Bilder des Banater Malers Franz Ferch (19001981) werden zurzeit von Peter Krier und Hans Rothgerber reproduziert. Geplant sind ein umfangreicher Katalog sowie Ausstellungen mit großformatigen Reproduktionen ausgewählter Malereien. Eine Ausstellung ist beim Pfingsttreffen 2018 der Banater Schwaben in Ulm geplant
Umschlag Vorder- und Rückseite: Aufnahmen am Billeder Karlvarienberg 2017
Im Bild die Bahngasse, rechts die Billeder katholische Kirche, links die neu erbaute orthodoxe Kirche
Billeder Heimatblatt 2017
heimathaus-billed.de
Dezember 2017 | 30. Ausgabe
Inhalt 3 6 16 24 26 34 38 40 42 46 48 50 58 66 74 78 86 90 92 98 100
Vorwort, Werner Gilde Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher, Elisabeth Martini 30 Jahre Billeder Denkmal, Werner Gilde Billeder Treffen, Timmi Barthelmess Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee, Werner Gilde Welcome to Karlsruhe, Melanie Müller Konzert in der Billeder Kirche, Hans Rothgerber Nach 72 Jahren wirklich daheim, Hans Rothgerber Tropische Hitze im Banat, Elisabeth Martini Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe, Cornel Gruber Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017, Melanie Müller 90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest, Werner Gilde Unsere Reise in die Vergangenheit, Marliese Knöbl Herbstfest in Nürnberg, Heidi Müller Impulse von Senioren in Billed, Hans Rothgerber Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest, Adam Tobias Banater aus Karlsruhe an der Mecklenburgischen Seenplatte, Gerda Goschi Billeder Seniorentreffen im Karlsruher Haus der Heimat, Jakob Muttar Ansprache an Allerheiligen 2017, Melanie Müller Billed - Karlsruhe - Sydney, Elisabeth Martini Maria Theresia und ich, Erika Weith geb. Leidecker
106 112 114 118 130 136 142 143 146 148 150 154 155 156 158 160 162 164 166
Großes Kino in der Gemeinde, Josef Herbst Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation, Peter Krier Südwestdeutsche Rückwanderer, Elisabeth Martini Die Billeder Paprikabauern, Elisabeth Martini, Barbara Gilde, Elisabeth Hehn u.v.m 40 Jahre in Deutschland, Erika Redinger Musikante seid net faul - die Inschtrumente ans Maul, Heinrich Lauer Dacky, Mecky...Gass, Rotkehlchen, Karl Balogh De Schlappemännche, de Gaartemännche..., Karl Balogh Johann Steiner wird siebzig, Hans Fink Lehrerin Elvira Slavik hat neunte Dekade erfüllt, Werner Tobias Rückblick, Margarethe Weber Abschied von einem Freund Billeds, Josef Herbst Hans Martini ist von uns gegangen..., Peter Krier In Temeswar in über 150 Rollen aufgetreten, HOG Knees Erinnerungen an Josef Jochum, Adam Tobias Ein Sänger der Heimat ist von uns gegangen, Peter Krier Schachmeisterschaft 2017 der Banater Schwaben, Alfred Selpal Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst
Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Bildredaktion, Grafik, Layout und Satz: Hans Rothgerber | Auflage: 1.500
2
In eigener Sache
Unser Heimatblatt
G
rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zugestellt. Da wir für Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-überweisungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der Ehefrau), Familienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleuten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für
ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com
Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden.
Vorwort
3 Liebe Billeder und Landsleute, liebe Freunde,
I
hr haltet das Billeder Heimatblatt in seiner 30. Jubiläumsausgabe in der Hand. Liegt das Heimatblatt im Briefkasten, so neigt sich auch immer ein weiteres Jahr seinem Ende zu. Diesmal blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr 2017 zurück. Ein Jahr, das sich für jeden von uns ganz individuell gestaltet hat, für uns alle gemeinsam aber auch viele nationale, europäische und weltpolitische Veränderungen mit sich gebracht hat. Warum veröffentlicht die HOG Billed ein jährliches Heimatblatt? Unter anderem auch wegen der Lektüre von Vergangenem, von geschichtlichen Aspekten, die sich heute nicht identisch wiederholen, aber doch oftmals deutliche Parallelen zu heutigen Entwicklungen erkennen lassen. Auch wenn die Geschichte der Banater Schwaben historisch gesehen - weitestgehend außerhalb des weltweiten Fokus verlief, so ist das Schicksal der Deutschen im Banat doch aktueller denn je. Geschichte ist nicht zu verändern, Passiertes nicht rückgängig zu machen, aber Fehler und Schrecken der Vergangenheit dürfen sich keinesfalls wiederholen. Blicken wir in die Welt, so sehen wir immer mehr Tendenzen von Staatschefs, sich zu machthungrigen Despoten zu entwickeln. Oftmals wird nationales Gedankengut forciert und Frust und Aggression an im Land lebenden Minderheiten ausgelassen. Ein Leid, das wir und unsere Familien nur zu gut nachempfinden können. Auch wenn ein Großteil von uns heute in einem der stabilsten und friedlichsten Länder dieser Erde lebt, empfinden wir dennoch zunehmend Verunsicherung, Zweifel und teilweise auch Angst über diese weltweiten Veränderungen. Die Nachrichten, Bilder und Informationen, begleiten uns heute tagtäglich und fast rund um die Uhr. Eine Entwicklung, die genannte Gefühle intensiviert und
uns vermehrt mit einer diffusen Gefühlslage zurücklässt. Ich möchte Euch das diesjährige Heimatblatt als Anstoß für gemeinsame Gespräche ans Herz legen. Wenn wir verstärkt in unserer Gemeinschaft und Familie über unsere Ansichten, Ängste und Sorgen reden, werden wir feststellen, dass wir damit zum einen nicht alleine sind, und dass sich viele Dinge im gemeinsamen Austausch häufig relativieren lassen. Der steigenden Komplexität und Unsicherheit der heutigen Zeit dürfen wir nicht durch zunehmende Isolation und Rückzug in unsere eigenen vier Wände begegnen, sondern durch mehr Dialog und gemeinsamen Austausch. Ein Beispiel für erfolgreichen Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ist die nun seit mehreren Jahren bestehende Partnerschaft der freiwilligen Feuerwehr Menzingen-Kraichtal mit der Billeder Feuerwehr. Ein Austausch, der mit der diesjährigen 90Jahr-Feier der freiwilligen Feuerwehr in Billed einen Höhepunkt erlebt hat. Aber unsere Gemeinschaft blickt auf zahlreiche weitere Veranstaltungen des Austauschs und kulturellen Kennenlernens. Hierzu seien genannt: Die Billeder Heimattage an Pfingsten, das Herbstfest unserer Blaskapelle, die Busreise an die Mecklenburgische Seenplatte, das alljährliche Schlachtfest in Frankenthal. Auch nächstes Jahr wird es zahlreiche Veranstaltungen geben, hierbei möchte ich besonders auf das Große Schwaben-Treffen am Pfingstsonntag 2018 hinweisen. Ich wünsche Euch und Euren Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2018. Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed e. V.
4
Heimattag 2017
Billeder Heimattag 2017
Festprogramm am Samstag, 3. Juni 2017 10:00 12:30 13:30 14:30 17:00 18:30 20:00
Gedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Ausstellung „90 Jahre Billeder Freiwillige Feuerwehr“ Festumzug der Trachtenpaare mit der Blaskapelle durch Neureut, Abholen der Ehrengäste Gottesdienst in der St. Judas-Thaddäus-Kirche mit Heimatpfarrer Robert Dürbach Ansprachen der Ehrengäste in der Festhalle, Brauchtums- und Tanzvorführungen der Trachtengruppen Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen Unterhaltungsabend in der Badnerlandhalle mit der Blaskapelle, anschließend mit DJ Gerry Schirmherr: Bürgermeister Michael Obert Veranstalter: Heimatortsgemeinschaft Billed e. V.
Heimattag 2017 Abbildungen Links Eines der Plakate mit dem Ver anstaltungsprogramm. Auf dem Plakat befinden sich von links nach rechts die Wap pen der HOG Billed (Veranstal ter), der Gemeindeverwaltung Biled in Rumänien (Ehrengäs te), der Freiwilligen Feuerwehr Kraichtal Abt. Menzingen (Eh rengäste), des Karlsruher Stadt teils Neureut (Veranstaltungs ort), der Stadtverwaltung Karls ruhe (Schirmherrschaft) und das Wahrzeichen der Stadt Karlsru he (Pyramide). Im Raum Karlsruhe fanden rund 500 Billeder ihre neue Heimat. Die Veranstaltungen am Hei mattag sind auf heimathausbilled.de mit Texten, Fotos und Videos von mehreren Autoren umfangreich dokumentiert. Rechts Plakat zur Ausstellung „90 Jahre Billeder Freiwillige Feuerwehr“ in der Badnerlandhalle am Hei mattag 2917. Insgesamt wurden 37 A1-Tafeln ausgestellt. Sie wurden danach der Billeder Feuerwehr überge ben und bei den Feierlichkeiten in Billed erneut ausgestellt. Die Tafeln der Ausstellung sind auch auf heimathaus-billed.de digital veröffentlicht.
5
D e m F e u e r Tr u t z , d e m M e n s c h e n S c h u t z
90 Jahre
Jubiläumsfeier in Billed
Billeder Freiwillige Feuerwehr 1927-2017
6
Heimattag 2017
Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher
Elisabeth Martini
D
as kompaktere Billeder Heimattreffen (statt 2 nur 1 Tag) vom 3. Juni 2017 in der Badnerland Halle Neureut war ein Festtag der besonderen Art durch die mitfeiernden Ehrengäste, durch das Auftreten des TanzEnsembles „Billeder Heiderose“ und nicht zuletzt durch die dokumentarisch- fotografische Leistung der von Hans Rothgerber konzipierten und realisierten Fotoausstellung anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Billeder Freiwilligen Feuerwehr. Als Präambel des Heimattages kann der Empfang der Billeder Tanzgruppe mit ihrem Tanzlehrer Hansi Müller und ihrer organisatorischen Leiterin Edith Barta gewertet werden, die angeführt und begleitet wurden von dem Billeder Bürgermeister Cristian David, dem VizeBürgermeister Gheorghe Baba – auch Feuerwehrkommandant - und dem Vorsitzenden des Billeder Demokratischen Forums der Deutschen Adam Csonti – auch Gemeinderatsmitglied. Empfang im Bürgersaal Karlsruhe Empfangen wurden sie im Bürgersaal Karlsruhe von Bürgermeister Michael Obert, der seinen Gästen nach herzlicher Begrüßung die Schokoladenseiten Karlsruhes präsentierte, die auch in dem anschließend gezeigten Film zu erkennen waren. Er vergaß nicht, auf die Partnerschaft mit Temeswar hinzuweisen und auf die Tatsache, dass dann, wenn Menschen sich kennen, Gutes getan und Schlimmes vermieden werden kann. Auch der Austausch der kleinen Geschenke erfolgte im Sinne des Sprichworts: „Kleine Geschenke erhalten
die Freundschaft“, auf die die rumänische Delegation besonderen Wert legt. Der vorbereitete kleine Imbiss bot Gelegenheit zu weiteren Diskussionen, die in sehr angenehmer Atmosphäre verliefen und mit dem Versprechen des Bürgermeisters endeten, beim Umzug der Trachtenträger dabei zu sein – was er übrigens auch tat - auch noch versprach, selbst Billed einmal zu besuchen. Gedenkfeier am Denkmal Diesmal musste der Pfingst-Samstag recht vollgepackt werden, da den Billedern nur diese 12-14 Stunden zur Verfügung standen und sie viel vorhatten. So war die Feier am Billeder Gedenkstein für die meisten Anwesenden tief beeindruckend durch die diesmal ausführlichere Ansprache des Vorsitzenden der HOG Billed Werner Gilde, zumal es einen besonderen Anlass dazu gab: die Renovierung des Gedenksteins, an dem nicht nur Billeder manchmal beten. Dieser 30 Jahre alte Stein war durch die Jahre unansehnlich geworden und die Schrift war kaum noch lesbar. Jetzt erstrahlt er wieder in ursprünglichem Glanz zur Freude aller Vorbeikommender. Die eingemeißelten Stationen veranschaulichen den historischen Werdegang der Billeder: Einwanderung in das versumpfte Land, über Tod und Not, bis endlich das Brot gesichert war und der Abbildungen 1. Der Karlsruher Bürgermeister Michael Obert begrüßt die Billeder Delegation um Bürgermeister Cristian David 2. Gruppenfoto der Gäste aus Billed im Foyer des Rathauses. In der Bildmitte Bürgermeister Cristian David und Adam Csonti, Forumsvorsitzender der Billeder Deutschen
Heimattag 2017
1 2
7
8
Heimattag 2017
1 2
Heimattag 2017
Abbildungen 1. Gedenkveranstaltung vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof, links im Bild die Gäste aus Billed 2. Ansprache von Werner Gilde vor dem 30 Jahre alten Ge denkstein Wohlstand sich anbahnte; die Kirche in der Dorfmitte verdeutlicht die Rolle der christlichen Ethik im Gemeinschaftsleben wie auch der renovierte Kalvarienberg. Der dargestellte Stacheldraht symbolisiert die Zeit der Unfreiheit, der Kriegsgefangenschaft, der Deportationen. Zuletzt wird auf dem Stein die Aussiedlung dargestellt, der Weg in die Gegenwart, in die neue Heimat. Heute kann man schnell und problemlos in die alte Heimat gelangen, was – bei Gott – nicht immer so war! Das friedliche Zusammenleben der Völker durch Verständigung ist Garantie auch für den Begriff Heimat, der so
9
vieles umfasst und den meisten Menschen heilig ist. Nach Abram Terz trägt jeder die Heimat in sich selbst. Sie verbindet über Grenzen und lässt hoffen auf das gemeinsame Haus Europa, an dem auch wir als Brückenbauer mitbauen können. Feierlich stimmten auch die um den Gedenkstein versammelten Bläser unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias und der Banater Chor Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt und dem organisatorischen Leiter, Dietmar Giel; die zu hörenden Heimatglocken, während die schier endlos erscheinende Liste der seit 2015 verstorbenen Billedern von Sepp Herbst vorgelesen wurde. Die Fürbitten, vorgetragen durch Elisabeth Luckhaub, sowie der Gedichtvortrag von Heidi Müller gehörten wie immer zum festlichen Gepräge dieser Gedenkfeier, gewidmet allen Billeder Verstorbenen in der ganzen Welt.
10
Heimattag 2017
Werner Gilde erinnerte auch daran, dass 1987 zum Errichten dieses Gedenksteins 340 Billeder 32.000 DM gespendet hatten und fragte sich, wie viele Billeder sich diesmal an den Renovierungskosten wohl beteiligen werden. Ausstellung in der Badnerlandhalle In der Badnerland Halle hatte inzwischen Hans Rothgerber mit Helfern die der 90-Jahr-Feier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr gewidmete Ausstellung mit einzigartigen Großaufnahmen (37 A1) derselben in verschiedenen Momenten ihrer Aktivität fertiggestellt. Stolz erkannten sich viele in ihrer jugendlichen Phase auf diesen Fotos. Diese gehen auf den Anfang der Billeder Freiwilligen Feuerwehr ein, auf ihr Werden und Wirken im Laufe der 90 Jahre, auf ihre großartigen Leistungen und Erfolge, auch auf kulturell-unterhaltsame Tätigkeiten. Umzug der Trachtenpaare und Festgottesdienst Danach marschierte der Festzug der Trachtenträger, begleitet von Bürgermeister Michael Obert, dem Ehrenvorsitzenden der HOG Billed Peter Krier, dem Vorsitzenden Werner Gilde, Sepp Herbst und der Abordnung der Menzinger Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Kommandanten Thomas Mikisek, zum Neureuter Feuerwehrhaus, wo sie vom Ortsvorsteher Jürgen Stober und dem Kommandanten der Neureuter Feuerwehr Harald Nagel empfangen wurden. Es erfolgte die Einladung zum Fest, die dankend angenommen wurde. Als Neuheit bot die Gattin des Feuerwehr-Kommandanten den Gästen einen Kirchweihkuchen an. Der Rückmarsch, der von der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begleiteten Trachtenträgern, der Tanzgruppe aus Billed und den Tanzgruppen der Banater Schwaben
1
Abbildungen 1. Umzug in Billeder Tracht durch Karlsruhe Neureut 2. Werner Gilde mit den Ehrengästen im Feuerwehrheim Karlsruhe-Neureut. Im Vordergrund die Symbole der Kirchweih-Einladung von früher: Apfel mit Rosmarinstrauß. 3. Ständchen und Tanzmusik der Blaskapelle BilledAlexanderhausen mit Zaungästen an der Feuerwehrremise in Neureut. Fotos: Cornel Gruber
Heimattag 2017
2 3
11
12
Heimattag 2017
1 2
Heimattag 2017 aus Karlsruhe, begeisterte viele Zuschauer, lockte auf die Straße, ließ klatschen, winken und mitmarschieren. Es bot sich ein farbenprächtiges, jugendliches Bild mit den mustergültig getragenen Banat-Schwäbischen Trachten. Politik kann auch Heimattage manchmal negativ beeinflussen. Bedingt durch die beiden Karlsruher Demonstrationen waren viele Straßen gesperrt und der Heimatpfarrer Robert Dürbach konnte nur mit Verspätung den Festgottesdienst in der St. Judas Thaddäus Kirche zelebrieren. Trotzdem verlief alles relativ gut, vor allem weil der Banater Chor unter der Leitung von Sonya Salman wunderschön sang, auch ein schwieriges Lied, das unter der neuen Leitung so ganz besonders klang, natürlich auch wegen der Solistinnen Irmgard Fröhr-Holzinger und Melitta Giel, deren Stimmen jedes Mal tief berühren, unseren speziellen Dank verdienen. Feierlichkeiten in der Badnerlandhalle Zur Eröffnung der Feierlichkeit in der Badnerland Halle begrüßte Werner Gilde recht herzlich die Ehrengäste: Bürgermeister Michael Obert, Ortsvorsteher Jürgen Stober, Herwig Stefan mit Gattin (HOG Alexanderhausen), Dietmar Giel mit Gattin (HOG Kleinjetscha), Anton Enderle (HOG Perjamosch), die Billeder aus allen Gassen und auch die Nicht-Billeder von überall. In seinem Grußwort erwähnte Bürgermeister Obert, dass er nun schon das fünfte Mal bei unserem Heimattag dabei ist und es als etwas Besonderes sieht, dass auch der jetzige Billeder Bürgermeister Cristian David diesAbbildungen 1. Der Trachtenumzug kurz vor der St. Judas Thaddäus Kir che in Karlsruhe-Neureut 2. Festgottesdienst mit Heimatpfarrer Robert Dürbach
13 mal dabei ist. Er findet, dass auch dadurch der Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Heimat erfolgt und dass man eigentlich dort heimisch ist, wo man Erinnerungen hat. Der Neureuter Ortsvorsteher Jürgen Stober lobte in seiner Begrüßung das Treffen mit seinem einmaligen Umzug, wodurch auch die Weitergabe der Tradition gesichert wird, die Bereitschaft, etwas für andere zu tun, sich für sie einzusetzen. Die fast 500 Karlsruher Familien mit Billeder Ursprung haben dadurch, dass sie sich hier ein neues Leben aufgebaut haben, auch Anteil an allen Errungenschaften dieser Stadt. Deshalb wünschte er nicht nur vergnügte Stunden, sondern auch alles Gute für die Zukunft. In seiner Rede hob der Billeder Bürgermeister Cristian David hervor, dass er sich geehrt fühlt, bei diesem Billeder Heimattag in Karlsruhe-Neureut dabei zu sein, außerdem versteht und bedauert er die Gründe der Auswanderung, wo er doch gegenwärtig auch mit der Abwanderung der rumänischen Bevölkerung Billeds zu tun hat. Die Deutschen haben unauslöschliche Spuren hinterlassen, gibt er unumwunden zu. Er zeigte sich beeindruckt durch den Empfang im Karlsruher Rathaus und die großartige Ausstellung zum 90-jährigen Jubiläum der Billeder Freiwilligen Feuerwehr und lud alle zur Feier des Jubiläums am 26.-27. August nach Billed ein. Auch bedankte er sich für die sehr freundliche Aufnahme und vergaß nicht, die Grüße der jetzigen Billeder zu überbringen. Werner Gilde schenkte ihm ein Buch über die Geschichte der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, damit die Billeder Schüler mehr darüber erfahren. Zwischen den einzelnen Reden tanzte die Billeder Tanzgruppe „Heiderose“ mal langsam, mal beschwingt (Polka), aber immer auf hohem Niveau, ein Augenschmaus, und ernte-
14
Heimattag 2017
1
te tosenden Beifall. Auch die Karlsruher Tanzgruppen der Banater Schwaben zeigten ihr tänzerisches Können, wurden begeistert gefeiert. Zuletzt tanzten alle Gruppen vereint „Veilchenblaue Augen“ - nur schade, dass dazu zu wenig Platz war, weil es jedes Mal so schön ist! Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Nachdem der Vorsitzende der HOG Billed allen, aber auch allen am Fest Beteiligten gedankt hatte, kam noch die große Überraschung: Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup fand trotz Demonstrationen und sonstigen Verpflichtungen noch ein Zeitfenster, um unser Fest zu beehren. Zumal er schon Billed durch Besuche kennt, weiß er, wie es um den Spagat zwischen alter und neuer Heimat steht. Er weiß aber auch, dass der kulturelle Reichtum der Stadt Karlsruhe zum Teil auch auf die frühen oder späten Aussiedler zurückzuführen ist. Karlsruhe hat eine Bevölkerungsfluktuation von 25.000 Personen pro Jahr, so dass Heimat jedem ein Gefühl von Sicherheit und Wurzeln gibt.
Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam stark sind, etwas bewegen oder auf die Beine stellen können. Dabei steht uns unser Motto zur Seite. „Nur der ist seiner Ahnen wert, der ihre Sitten treu verehrt“. Das „Verzähle“, Umarmen und sich Freuen wie auch das Tanzbein-Schwingen zu den Klängen der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und später auf die Musik von DJ Gerry, dauerte bis nach Mitternacht, als man zufrieden und auch müde nach einem so langen Dabeisein heimging, mit Dank an die, die das alles möglich gemacht haben und mit dem Wunsch, immer wieder dabei zu sein. Abbildungen 1. Gruppenbild der Umzugsgesellschaft: Die Trachtenpaare aus Billed und Karlsruhe, die Blaskapelle Billed-Alexander hausen und die Ehrengäste. 2. Die Trachtenpaare im stylischen Foyer der Badnerland halle vor ihrem Einmarsch in die Festhalle 3. Werner Gilde und Heidi Müller eröffnen die Veranstal tung.
Heimattag 2017
2 3
15
16
Heimattag 2017
30 Jahre Billeder Denkmal
Ansprache am Heimattag auf dem Karlsruhe Hauptfriedhof Werner Gilde
S
ehr geehrte Gäste! Liebe Billeder Landsleute! Wir haben uns heute hier versammelt, um mit dieser Gedenkfeier unseren 22. Billeder Heimattag in Würde zu beginnen. Vor fast 30 Jahren, am 7. Juni 1987, wurde unser Billeder Gedenkstein von Pfarrer Johann Palfi gesegnet. Bereits beim Billeder Treffen 1983 hat man über die Errichtung eines würdigen Denkmals gesprochen. Zwei Jahre später, beim nächsten Billeder Heimattag, fand die Idee große Zustimmung unter unseren Landsleuten. Und nachdem die Stadt Karlsruhe sich positiv zu unserem Vorhaben geäußert hat und dieses Areal auf dem Hauptfriedhof zur Verfügung gestellt hat, konnte beim darauffolgenden Heimattag das Denkmal geweiht werden. Besonders vorzuheben sind hierbei die großzügigen Spenden der Billeder für diesen Gedenkstein. Von den 340 Billeder Familien kam die stolze Summe von 32.000 DM zusammen. Damit war die Finanzierung des Vorhabens gesichert. Heute, zu seinem 30-jährigen Bestehen, erstrahlt unser Gedenkstein in neuem Glanz. Durch die Firma Schmidt wurde das Denkmal gereinigt und die gesamten Inschriften erneuert. Somit kann unser Gedenkstein auch für die nächsten Jahre und Jahrzehnte als Gedenkstätte dienen. Wir hoffen hierbei, dass sich, wie vor 30 Jahren, viele Landsleute mit einer Spende an diesen Kosten beteiligen. Uns Billedern war nach dem Verlust der Heimat wichtig, einen Ort zu haben, an dem wir an Allerheiligen und anderen Tagen eine Kerze anzünden können, um den Verstorbenen, die weit weg von unserem neuen Zuhause auf den zwei Friedhöfen in Billed beerdigt sind, zu geden-
ken. Aber auch einfach, um in Gedanken sich der Heimat zu erinnern. Mittlerweile ist dieser Gedenkstein auch für viele andere Landsleute aus dem Banat zur Anlaufstelle geworden, um an Allerheiligen Kerzen anzuzünden. Vor 30 Jahren wurde dieser Gedenkstein geweiht. Das Relief in der Mitte erzählt bildlich unsere Geschichte. Er steht für unsere Heimat, für die Grabsteine auf den Friedhöfen, für Flucht und Vertreibung. Er ist Erinnerungsstein für die Gefallenen der beiden Weltkriege, für unsere Billeder, die in der Sowjetunion als Zwangsarbeiter verstarben und für diejenigen, die durch die Baragandeportation ums Leben kamen. Wir gedenken nun all dieser Verstorbenen und all unseren Lieben, die fern von hier begraben liegen. Wenn wir das in Stein gemeißelte Bild betrachten, so können wir die Einwanderer, dargestellt durch Vater und Sohn, sehen. An ihrer Kleidung sind sie als Deutsche zu erkennen. Entschlossen blickt der Mann in das wüste Land vor sich. Für sich und seine Nachkommen will er hier eine neue, freie, segenreiche Heimat schaffen. Wie wir heute wissen, haben die ersten Siedler es nicht leicht gehabt und die Zahl der Gräber auf den angelegten Friedhöfen hat schnell zugenommen. Ihre Pionierleistung ist in die Geschichte des Banats eingegangen. Für sie steht der Satz: „Die Ersten fanden den Tod“. Das zweite Bild zeigt den fleißigen Bauern, der den Pflug mit kräftiger Hand führt und dem Sumpf Ackerland abringt. Trotz enormer Arbeit und Fleiß ließ der Wohlstand noch auf sich warten: „die Zweiten fanden die Not.“ Die Zeit des Aufblü-
Heimattag 2017
Abbildungen Links: Einweihung des Denkmals 1987 Rechts: Basorelief am Denkmal hens, des Gedeihens, des Wohlstandes, die Zeit der Ernte und des Brotes ist mit dem Weizenfeld im Dritten Bild dargestellt: „die dritten fanden das Brot“. Das Weizenfeld mit der Kirche ist das Bild der Gnade und des Segens. Die Kirche steht, mit ihrem alle Häuser überragenden Glockenturm, nicht nur in der Mitte des Dorfes, sie war auch Mittelpunkt der Gemeinde. Das Kirchenjahr, die Glaubenslehre und die christliche Ethik waren die bestimmenden Normen in allen Lebenslagen. Danach richtete sich das, „was mer macht“ und „wie mer es macht“, „was sich ghert“ und „was sich net ghert“. Ungeschriebene Gesetze, an die die Billeder sich gehalten haben. Der Kalvarienberg im unteren Bild ist das Wahrzeichen unseres Heimatdorfes. Es war uns ein Anliegen, dieses Wahrzeichen zu erhalten. So wurde er vor einigen Jahren renoviert und erstrahlt heute im neuen Glanz. Auch unsere Heimatkirche wurde kürzlich renoviert. Bei der 250. Jahrfeier vor zwei Jahren erstrahlte sie in neuem
17
Glanz. Im nächsten Bild ist der Stacheldrahtzaun zu sehen. Er steht für Unfreiheit und Fronarbeit, für das Leiden der Kriegsgefangenen, der Verschleppten und Deportierten und für ein willkürliches Regime. Gott sei Dank, ist das heute alles Geschichte! Das letzte Bild stellt die Aussiedlung dar. Unser aller Schicksal, unser Weg in die Gegenwart, in die zweite Heimat, in ein neues Zuhause. Bei der Weihe 1987 konnte noch niemand ahnen, dass zwei Jahre später der eiserne Vorhang fällt und durch das Wegfallen der Grenzen unser Billed näher zu uns gerückt ist. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie schwierig und zeitintensiv die Reisen nach Billed, zu den Gräbern meiner Vorfahren, zuvor waren. Ewiges Warten an jeder Grenze. Heute ist man mit dem Auto, wenn alles gut läuft, in knapp 14 Stunden von Karlsruhe nach Billed gefahren. Ganz zu schweigen von den anderthalb Stunden Reisezeit, wenn man mit dem Flugzeug von München nach Temeschburg fliegt. Ja, damals konnte keiner ahnen, dass sich alles so schnell positiv verändern würde. Heute leben wir im vereinten Europa. Für die jungen Menschen ist es ihre Heimat. Wenige wissen, dass es so
18
Heimattag 2017
Abbildung Das Denkmal der Gemeinde Billed auf dem Karls ruher Hauptfriedhof an Allerheiligen 2016 etwas Ähnliches schon einmal gegeben hat. Wenn man sich mit der Geschichte der Donaumonarchie Österreich Ungarn beschäftigt, kann man Folgendes erfahren. Vor 150 Jahren, im Jahre 1867, hat der Kaiser Franz Josef das Staatsgrundgesetz erlassen. Dieses bestand aus drei wesentlichen Elementen: der Verankerung des Parlamentarismus in einer stabilen verfassungsmäßigen Ordnung, einem liberalen Grundrechtekatalog sowie einem gerechten Ausgleich zwischen den verschiedenen Volksgruppen des Vielvölkerstaates. Artikel 19.1 lautet, ich zitiere: „Alle Volksstämme des Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache.“ Selbst wenn die Praxis oft hinter dieser Theorie zurückblieb – damals wurden für das habsburgische Klein-Europa Maßstäbe gesetzt, an denen sich die heutige Europäische Union noch orientieren kann. Heute wird versucht, in einer neuen Partnerschaft das Herz Europas wieder so zu gestalten, dass die Völker
friedlich zusammenleben und gemeinsam die Unrechtsfolgen des vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts überwinden können. Die Menschen Europas, die guten Willens sind, bemühen sich, einen Raum, der zwischenzeitlich durch Nationalismus, Totalitarismus, Vertreibung und Entrechtung zu einem Negativbeispiel geworden war, in ein positives, erfolgreicheres Model der Verständigung zu verwandeln. In einer globalisierten Welt beginnt für viele Menschen die Heimat wieder wichtiger zu werden. Karlsruhe ist in diesem Jahr der Ort, an dem die Heimattage Baden-Württemberg stattfinden. Es wird viel über Heimat in Vorträgen und Veranstaltungen gesprochen. Aber hier stellt sich wie so oft die Frage, was Heimat eigentlich genau ist? Ist es das liebe traute Elternhaus, in dem wir mit Vater und Mutter, Oma und Opa und den Geschwistern gelebt und gewirkt haben? Ist es die Stube mit dem Tisch und den Stühlen dahinter, der Ofen in der Ecke, der uns an kalten Win-
Heimattag 2017
tertagen Wärme spendete, oder sind es die Familien-Bilder an der Wand? Ist es die Kammer mit dem Bett, in dem wir schliefen und so manchen Traum träumten? Ist es der Stall mit den Kühen und Pferden, den Hühnern und Schweinen, die wir gefüttert und die uns ernährt haben? Ist es der Dackel oder die Katzen, unsere lieben Hausfreunde? Ist es der große Hausgarten mit den vielen Beeten voller Gemüse oder der Vorgarten mit den vielen Rosen oder die Weinreben am Haus? Sind es die weiten Weizen-, Mais-, Zuckerrüben- und Hanffelder? Ist es die Wiese, wo wir Kinder gerne gespielt, oder die Kaul, der Bach in denen wir an heißen Sommertagen gebadet, oder im Winter „geschleimert“ sind? Ist es unser Heimatdorf mit all seinen Straßen und Häusern, mit Kirche und Schule, mit Wirtshaus und Kulturheim? Oder sind es die Menschen, Schulfreunde und Kameraden, die das Bild der Heimat beleben? So sind wir hineingewachsen in die Dorfgemeinschaft, eine Zelle derselben bildend. Und diese Dorfgemein-
19
schaft und all die Dörfer rundherum, mit all ihren Menschen, das ist unsere Heimat. Darum treffen wir uns alle zwei Jahre beim Billeder Heimattag oder beim Schlachtfest der Billed – Alexanderhausener Blasmusik in Frankenthal oder beim Herbstfest in Nürnberg, um diese Gemeinschaft zu pflegen. Ein unbekannter russischer Schriftsteller (Abram Terz) wiederum meinte: „Heimat ist kein geographischer Begriff. Man trägt sie in sich selbst.“ Die Liebe zur Heimat verbindet über Grenzen hinweg Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und unterschiedlicher Generationen. Welch ein gutes, welch ein hoffnungsvolles Zeichen für ein gemeinsames „Haus Europa“! Lasst uns gemeinsam daran bauen. Dass gerade wir, die Vertriebenen und Spätaussiedler, dies können, haben wir immer wieder bewiesen. Und von der hohen Politik werden wir nicht umsonst als gute Brückenbauer bezeichnet. Ich wünsche uns allen einen schönen Billeder Heimattag! Vielen Dank!
20
Heimattag 2017
1
Abbildungen 1. Trachtentänze auf 2 Ebenen der Billeder und Karls ruher Trachtenpaare zu dem beliebten Banater Evergreen „Veilchenblaue Augen“. 2. Die Karlruher und Billeder Trachtenpaare wie aus einem Guss, man kann sie nicht unterscheiden 3. 8 Trachtenpaare der Billeder Heiderose, insgesamt ha ben sie über 50 Mitglieder.
Heimattag 2017
2 3
21
22
Heimattag 2017
1
2
3
Abbildungen 1. Organisatoren und Leiter der Trachtengruppen beim Heimattag: Heidi, Werner und Hansi. 2. Ansprache des Billeder Bürgermeisters Cristian David, da neben Adam Csonti, der übersetzt. 3. Zwei Billeder Rekruten Baujahr 1954 4. Fabio und Maxima Hell haben inzwischen die Trachten abgelegt. Sie waren jüngste Teilnehmer beim Umzug. Die Feuerwehrpuppe trägt eine der Paradeuniformen, die 1977 zur 50-Jahrfeier für alle Feuerwehrmitglieder maßgeschnei dert wurden. 5. Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup hält eine Ansprache 6. Elfi und Waltraud, 2 Banater Seniorinnen: jugendlich, kontaktfreudig und unternehmungslustig 7. Abschied in der Badnerlandhalle. In den Kartons haben die Jugendlichen ihre Billeder Trachten verstaut.
Heimattag 2017
23
4
5
6
7
24
Heimattag 2017
Billeder Treffen
Timmi Barthelmess
W
ieder war es soweit und wir sind zum Billeder Treffen gegangen. Schon lange vorher haben meine Schwester Anni und ich, als wir bei Omi und Opi waren, über das Treffen gesprochen. Wir freuten uns, wieder die Blechmusik zu hören. Vor allem von den Instrumenten sind wir sehr begeistert. Wir sind auch von der schönen Tracht sehr angetan und vor allem, wenn die Trachtenpaare so schön marschieren und tanzen. Dieses Jahr hatte Hans Rothgerber die Feuerwehr sehr interessant dargestellt. Diese Puppe als Feuerwehrmann und das kleine Feuerwehrauto mit funktionierender Sirene waren sehr originell. Damit kann man auch Kinder begeistern. Auf den vielen ausgestellten Bildern konnte man sehen, wie die Billeder sich schon früher sehr für den Schutz ihrer Gemeinde engagiert haben und das Interesse an solchen Veranstaltungen sehr groß war. Anni und ich wissen auch sehr viel über Billed, weil unsere Mama Astrid und unsere Großeltern uns sehr viel und oft erzählen. Wir verstehen auch das „Billedrisch“, wenn in unserer Familie so gesprochen wird. Unsere Lieblingsspeisen können wir uns auch auf billedrisch wünschen, wenn wir bei Omi und Opi sind und die schmecken immer sehr lecker. Anni sagt das „Grombiere un Nudle“ zwar bisschen komisch, aber da lachen wir wenigstens darüber. Wenn wir noch größer sind, wollen wir auch nach Billed fahren, es interessiert uns schon, wo unsere Mama mit ihrer Familie gelebt hat, wo sie ihre ersten 7 Jahre verbracht hat; denn sie erzählt uns auch immer, wie ihr Bruder Armin und sie dort mit ihren vielen Freunden so schön gespielt haben. Es ist schön, dass so viele Leute zum Treffen kommen,
Foto oben: Strahlender Fost-Familienclan! Keinen einzigen Heimattag haben Anna und Hans bisher ausgelassen. Er fahrungserprobt haben sie einen Emporenplatz mit bestem Überblick belegt. Sie gehören auch zu den mittlerweile ganz Wenigen, die hier in 3 Generationen anwesend sind. Foto rechts: Timmi und Anni, die kleinsten Teilnehmer, zum Spielen mit dem Feuerwehrauto aber schon zu groß. nur schade, dass so wenig Kinder in unserem Alter dabei sind. Wir würden uns so freuen, wenn wir das nächste Mal beim Teffen einige treffen könnten. Sie sollen sich das wenigstens einmal anschauen, dann werden sie erleben, wie schön und festlich es ist. Wir sind sehr begeistert und freuen uns schon auf das nächste Billeder Treffen. Schade, dass es nur alle zwei Jahre stattfindet. Jetzt sage ich Euch noch ein billedrisches „Griss Gott“, bis zum nächsten Mal.
Heimattag 2017
25
26
Veranstaltungen
1
Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee
Z
u unserem Sommerfest auf dem Gelände des FC Südstern am Samstag, dem 1. Juli, schickte uns der Wettergott zur Abwechslung etwas Abkühlung mit dunklen Wolken. Es waren rund 20° C und unser Schirmherr, Bürgermeister Michael Obert, konnte mit seinem Schirm Schlimmes abwenden, sodass es auch außerhalb der Pavillons relativ trocken blieb. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen, der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, Mititei vom Grill, Tortenbuffet und Tanzvorführungen der Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe bildeten, wie gehabt, die Säulen der Veranstaltung. Diesmal gab es jedoch eine zusätzliche große Kirsche auf unserer Veranstaltungstorte: die Jugendgruppe der Donauschwaben Cleveland/USA. Ein 3-teiliges Tanz-
Werner Gilde
programm haben sie mitgebracht, die Veranstaltung am 2. Juli im Gemeindezentrum St. Tomas Morrus in Karlsruhe-Oberreut bildete den Auftakt ihrer 3-wöchigen Europa-Tournee. Dankeschön den zahlreichen Helfern, Kipfel- und Tortenspenderinnen und allen, die zum Gelingen unsereres diesjährigen Sommerfestes beigetragen haben! Dankeschön an unsere Gäste aus Cleveland für ihre unvergessliche Show! Unsere Foto- und Videoreporter Cornel Gruber sowie Theresia und Ottmar Liep haben die Veranstaltungen sehr schön und übersichtlich festgehalten, vielen Dank! Der Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe bedankt sich beim Vorstand des FC Südstern für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit!
Veranstaltungen
27
2 3
Abbildungen 1. Die Blaskapelle Billed-Alexander hausen, einige Musikanten sind meh rere hundert Kilometer angereist. Sommer-, Herbst- und Schlachtfest bilden die Höhepunkte der Veranstal tungen mit der Blaskapelle im Jah resablauf. 2. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Ort win Meinhardt mit den Solistinnen Irmgard und Melitta 3. Wie auch schon im letzten Jahr wurde das Sommerfest mit Chorliedern eröff net. Fotos: Cornel Gruber
28
Veranstaltungen
1 2
Abbildungen 1. Grillen ist Männersache: die Grillmannschaft und Fachkundige mit den beliebten Mititei 2. Tortenbuffet am frühen Nachmittag: Die Frauen haben die Torten selbst gebacken. 3. Die Gäste aus Cleveland. Die Jugendgruppe be steht seit 1958 und ist schon vor Präsidenten und Prinzen rund um den Globus aufgetreten. Der Aufenthalt in Karlsruhe war der Auftakt ihrer 3-wöchigen Tournee durch Deutschland, Österrei ch und Ungarn. 4. Tanz der Karlsruher Trachtengruppe
Veranstaltungen
3 4
29
30
Veranstaltungen
Veranstaltungen
Abbildungen Links: Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel, leicht geblendet von plötzlichen Sonnenstrahlen am grauen Himmel Oben: Jubelbild der Gäste aus Cleveland. Sie vertreten das Deutsch-Amerikanische Kulturzentrum der Don auschwaben.
31
32
Veranstaltungen
Veranstaltungen
33
Abbildungen Oben: Gruppenbild der Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe mit den Gästen aus Cleveland Unten: Aufmarsch der Trachtengruppen auf dem Rasen des FC Sßdstern
34
Veranstaltungen
Welcome to Karlsruhe!
V
om 29. Juni bis zum 3. Juli war so einiges los in Karlsruhe. Am Donnerstagnachmittag reiste der ersehnte Besuch endlich an. Als ersten Stopp auf ihrer Europareise durften wir die Donauschwäbische Jugendgruppe aus Cleveland bei uns in Karlsruhe begrüßen. Die 17 Jugendlichen, ihre Leiterin Margot Maurer und einige mitgereiste Eltern wurden von uns, der Tanzgruppe Karlsruhe sowie Freunden und Bekannten, herzlich empfangen. Nach dem ersten Kennenlernen bei einem gemütlichen Beisammensein im Garten der Familie Muth ging es an diesem Abend zu den Gastfamilien nach Hause. Denn am nächsten Tag hatten wir für unsere Gäste eine spannende Schwarzwaldtour geplant. Fast pünktlich um 8 Uhr fuhren wir nach Freudenstadt, wo wir eine Wanderung durch den Barfußpark machten. Über die verschiedensten Untergründe wie Gras, Steine, Scherben, Wasser und vieles mehr bahnten wir uns den Weg durch den Barfußpark. Auch wenn die Füße manchmal schmerzten und man dachte, hier komme ich auf gar keinen Fall drüber, hatten wir alle gemeinsam viel Spaß. Auch das tolle Wetter ließ das Piksen an den Füßen schnell vergessen. Nachdem wir uns vom Dreck und Schlamm befreit hatten, ging es direkt wieder in den Bus zu unserer nächsten Station – die Vogtsbauernhöfe in Gutach. Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit deutschen Spezialitäten waren wir für die Führung bestens gerüstet. Zunächst konnte jeder auf eigene Faust die vielen traditionellen Häuser von früher besichtigen. Danach wurden wir durch das größte Haus von einer Führung begleitet. Uns wurden die verschiedenen Räume, Traditionen
Melanie Müller
und die Geschichte der Vogtsbauernhöfe nähergebracht. Abschließend folgte wohl das Schönste für uns alle. Wir konnten live dabei sein, wie die traditionelle Schwarzwälder Kirschtorte zubereitet wird. Ich kann dazu nur sagen, viel Schokolade, viel Sahne und sehr, sehr viel Schnaps! Damit wir natürlich auch beurteilen konnten, ob diese Torte gelungen ist, durften wir alle ein großes Stück probieren. Bei einer Tasse Kaffee genossen wir noch das tolle Wetter im Biergarten des Restaurants. Auf dem Rückweg zu unserem Bus liefen wir noch an vielen Souvenirläden vorbei, wo es auch Essensspezialitäten aus dem Schwarzwald zu kaufen gab. Unsere Gäste und auch wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, alles genauestens zu betrachten. Als Abschluss unserer kleinen Schwarzwaldtour fuhren wir noch in die Barockstadt Rastatt, um das Schloss zu besichtigen. Davor noch schnell die Pfarrkirche St. Alexander. Nach einer kurzen Rast im Hof des Rastatter Schlosses ging es auch schon wieder in Richtung Karlsruhe, wo wir alle schon sehnsüchtig von den Gastfamilien erwartet wurden. Am Abend ließen einige Jugendliche und Erwachsene den Abend im „Badisch Brauhaus“ gemütlich ausklingen. So konnten unsere amerikanischen Gäste das gute deutsche Bier probieren. Mit einer eigenständigen kleinen Stadtführung durch Karlsruhe begann für uns alle der Samstagmorgen. Wir starteten im Botanischen Garten, der sich inmitten des Schlossgartens befindet. Vorbei an vielen bunten Blumen, Bäumen und Gewächsen schlenderten wir durch den Garten, kamen vor das Karlsruher Schloss, welches sich in seiner vollen Pracht vor uns erhob. Nach eini-
Veranstaltungen gen geschichtlichen Hintergründen zu der Stadt Karlsruhe und dem Schloss ging es weiter in die Innenstadt von Karlsruhe, an einigen wichtigen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten vorbei. Nach dem geschichtlichen Teil unserer Führung ermöglichten wir unseren Gästen, selbst noch auf Entdeckungsreise zu gehen. Viele zog es dabei in das große „Ettlinger Tor“-Einkaufszentrum oder in Cafés. Kurz darauf fuhren wir nach Ettlingen, wo wir eine Kirche und die schöne Altstadt besichtigten. Nach einem kleinen Marsch durch die Gassen machte uns das Wetter leider einen Strich durch die Rechnung und wir brachen vorzeitig in Richtung Bus auf. Nun ging es für uns alle zum Sommerfest des Kreisverbandes Karlsruhe, wo die Tanzgruppen am späten Nachmittag ihre Auftritte haben sollten. Bei unserer Ankunft auf dem Gelände des FC Südstern wurden von unseren fleißigen Helfern schon die ersten Mici und Steaks gegrillt. Der bekannte Grillgeruch und die Klänge der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle luden viele Gäste zum Verweilen ein. Es schien, als ob der Wettergott ein Schwob gewesen sein muss, denn das Wetter hielt den ganzen Tag und somit amüsierten sich unsere zahlreichen Gäste prächtig! Die offizielle Begrüßung erfolgte durch den Bürgermeister Michael Obert, den Vorsitzenden des FC Südstern Dietmar Oberle, den Ehrenvorsitzenden des FC Südstern Günter Weber und unseren Kreisvorsitzenden Werner Gilde. Während einer Pause unserer Musikanten beglückte uns der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe mit vielen schönen Liedern. Nach unserem traditionellen Kuchenverkauf, der immer nur durch die zahlreichen Kuchenspender zustande kommt, standen die tänzerischen Darbietungen der
35 Tanzgruppen auf dem Programm. Wir, die Erwachsenenund Jugendgruppe Karlsruhe, sowie die Jugendgruppe aus Cleveland zeigten mit jeweils zwei Tänzen unser tänzerisches Können. Wir alle ernteten tosenden Applaus. Nach erbrachter Leistung konnten wir den Tag und unser Sommerfest gemütlich ausklingen lassen. Wir bedanken uns sehr bei unseren zahlreichen Helfern, Kuchenspendern und natürlich bei allen Gästen: Schön, dass wieder so viele zu unserem Fest gekommen sind! Auch ein großes Dankeschön geht an unsere Tombola-Spender! Dazu gehören unter anderem das Nähzentrum Senci Karlsruhe sowie unser Blumenladen des Vertrauens in Karlsruhe „Blumen Hipp“. Für die Jugendlichen unter uns ging es am Abend noch in das Gemeindezentrum Oberreut, wo wir alle gemeinsam mit unseren amerikanischen Gästen ausgelassen feierten. Neben vielen Spielen wurde viel getanzt und gelacht. Wir hatten alle sehr viel Spaß und der ein oder andere konnte durch die tollen Gespräche auch sein Englisch etwas aufbessern. Nach einer kurzen Nacht freuten wir uns am Sonntag auf das Kulturprogramm unserer Gäste aus Cleveland. Während sich unsere Gäste für ihr Programm vorbereiteten, wurden die Gäste durch uns mit Kuchen und Kipfeln verköstigt. Die Gruppe hat das Programm innerhalb eines Jahres selbst zusammengestellt und ausgiebig geprobt. Vor einem vollen Saal im Gemeindezentrum Oberreut präsentierten die Jugendlichen dann ihr Können. Das Programm beinhaltete einen traditionellen Teil in Tracht, einen modernen Teil mit amerikanischen Tänzen und einen DirndlTeil mit deutschen Tänzen. Unsere Gäste, aber auch wir, waren begeistert und es hielt am Ende kaum jemanden auf seinem Stuhl. Mit viel Applaus wurde die Jugendgrup-
36
Veranstaltungen
Abbildungen Im Gemeindezentrum Oberreut präsentierte die Jugend gruppe aus Cleveland einen traditionellen Teil in Tracht, einen modernen Teil mit amerikanischen Tänzen und ei nen Dirndl-Teil mit deutschen Tänzen. pe aus Cleveland für ihren Auftritt belohnt. Die Jugendlichen aus Karlsruhe wurden dann abschließend noch auf die Bühne gerufen, wo wir gemeinsam mit den Amerikanern zwei Tänze tanzen durften. Wir hatten alle sehr viel Spaß, auch das Publikum applaudierte vor Begeisterung. Nach dem offiziellen Teil folgte ein gemeinsames Essen mit den Gastfamilien, Helfern und Amerikanern. Bei einer großen Portion selbstgemachtem Reisfleisch von unserem Norbert Müller ließen wir den Nachmittag gemütlich ausklingen. Als Abschluss des Tages gingen einige Jugendliche mit unseren Gästen noch in die Karlsruher Innenstadt. Bei einem Gläschen Wein, Bier oder Cocktail wurde wieder sehr viel geredet und gelacht. Am Montagmorgen war es leider schon Zeit, um Abschied zu nehmen. Der Aufenthalt in Karlsruhe war für
die Jugendgruppe aus Cleveland leider schon vorbei. Viele Freundschaften sind entstanden, die sicher noch viele Jahre weiterbestehen werden. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen! Es war uns allen hier in Karlsruhe eine Ehre, die Jugendgruppe aus Cleveland zu Gast zu haben. Wir konnten ihnen durch unser Sommerfest eine unserer schönsten Veranstaltungen zeigen und ihnen unsere schöne Stadt sowie Umgebung näherbringen. Zum Schluss möchte ich mich bei allen Helfern und Gastfamilien bedanken, die uns das gesamte Wochenende unterstützt haben. Ohne euch wäre solch eine tolle Erfahrung nicht möglich gewesen! Wir freuen uns auf viele weitere Veranstaltungen und Feste in Karlsruhe, bei denen wir die altbekannten sowie neue Gesichter treffen werden.
Veranstaltungen
37
38
Veranstaltungen
1
2
Konzert in der Billeder Kirche
S
onntag, 30. Juli 2017 um 18 Uhr, fand in der Billeder katholischen Kirche ein Konzert mit Dr. Franz Metz und dem Münchner Bariton Wilfried Michl statt. Organisiert wurde es vom Gerhardsforum, dem römisch-katholischen Bistum Temeswar sowie dem Forum der Deutschen im Banat. Die Veranstaltung ist auf das verdienstvolle Engagement von Dr. Franz Metz, 1955 in Darowa geboren und seit 1985 Organist und Musikwissenschaftler in München, in der Erforschung und der Neuwertung des Banater Musikerbes zurückzuführen. In diesem Zusammenhang gibt es zurzeit die Wanderausstellung „Banater Orgeln und Orgelbauer. Bilder einer europäischen Orgellandschaft“.
Hans Rothgerber
Die Banater Orgeln und Orgelbauer, darunter auch die Billeder Kirchenorgel, sind darüberhinaus auf Musikverlag EDITION MUSIK SÜDOST dokumentiert. Das Konzert fand während und nach dem Gottesdienst mit Pfarrer Bonaventura Dumea statt. Abschließend hält Dr. Franz Metz einen kleinen Vortrag über Banater Orgeln und schließt mit einem Aufruf zur Restauration und dem Erhalt der inzwischen ermüdeten Billeder Kirchenorgel. Die Veranstaltung endete mit Abendessen und gemütlichem Beisammensein von Gästen und Billedern am späten Abend im Heimathaus.
Veranstaltungen 3
39 Abbildungen 1. Gottesdienst mit dem Billeder Kirchenchor, an der Orgel begleitet von Dr. Franz Metz 2. Konzert während des Gottesdienstes mit dem Münchner Bariton Wilfried Michl 3. Abschließend hält Pfarrer Bonaventura Dumea eine Ansprache, links Wilfried Michl und Dr. Franz Metz.
40
Veranstaltungen
1
Nach 72 Jahren wirklich daheim
R
adio Temeswar, mein Heimatradio, macht mehr Musik in deutscher Sprache als viele Sender aus Deutschland und Österreich - postet ein Fan auf dem FacebookAuftritt der Sendung in deutscher Sprache. Gesendet wird seit 1956, ein treuer Hörer ist auch Adam Csonti. Er machte auf den bekannten Komponisten und Texter aufmerksam, der 1944 mit seiner Mutter vor der Roten Armee aus Billed nach Ried im Innkreis geflüchtet war und nun auf Besuch im Heimathaus weilt. Herausgekommen ist eine 54-minütige Spezialsendung über Hans Mathis und seine Musik, die am 14. August 2017 gesendet wurde. Das Interview führte Kulturmanager Florian Kerzel. Der Durchbruch gelang Mathis 1965 mit dem Lied „Der Abschied von der Mutter“, gesungen von Jahn Berthold. Rund ein halbes Jahr lang wurde das Lied in den Wunschkonzerten des ORF ausgestrahlt und war in der Zeit des Mittelwellenrundfunks im Kalten Krieg bis ins
Hans Rothgerber
Banat zu empfangen. Auch in den Billeder schwäbischen Häusern war das tägliche Wunschkonzert aus Wien die beliebteste Sendung am Vormittag. Die Anzahl der Veröffentlichungen auf Schallplatten, MC und CD des eigentlich unstudierten Komponisten beträgt rund 1.300. Und das kommt nicht von ungefähr, seine ohrwurmigen Melodien und Texte sind unterhaltsam und ergeben Sinn, sie gehen unter die Haut. Hans Mathis verbrachte einige Tage im Heimathaus, ging seinen Kindheitserinnerungen nach. Unterwegs mit der Ritter-Rumänienhilfe konnte er sich ein Bild von der Banater Heide machen. Auch ein Stückchen von dem sich zurzeit herausputzenden Klein-Wien (Temeswar) zeigten wir ihm und hatten viel Spaß. „Ich denk so gerne an daheim“ heißt das von Hans Mathis in den 1980er Jahren nach Erinnerungen seiner Mutter komponierte Billed-Lied. Nach 72 Jahren ist er nun auch wirklich daheim gewesen.
Veranstaltungen
41
2 3
Abbildungen 1. Hans Mathis im Interview bei Radio Temeswar mit Kul turmanager Florian Kerzel, links. 2. In der Heimatausstellung entdeckt Hans Mathis seine Mutter auf einer Aufnahme mit dem Billeder Kirchenchor, man nannte sie „Singmädcher“, aus dem Jahr 1930. 3. Mittagessen in der Gartenlaube mit Elisabeth Martini, links und Sieglinde, Mitte. 4. Vor der Temeswarer Oper mit Roswitha Csonti, links und Elisabeth Martini, rechts 4
42
Besucher im Heimathaus
Tropische Hitze im Banat
D
er Sommer im Banat war meist heiß, aber ab und zu regnete es ausgiebig, sodass Mensch und Natur kurz aufatmen konnten. Nicht so dieses Jahr, wo es mehr als 2 Monate in Billed nicht geregnet hat, weil alle Regenwolken einfach vorbeizogen. Trotzdem machten wir uns auf den Weg, Hans Rothgerber und ich, um über Leben und Schaffen des Banater Malers Franz Ferch zu recherchieren, um Kirche, Friedhöfe und Bekannte zu besuchen. Ein musikalischer Genuss war am 30. August das Kirchen-Konzert mit Franz Metz an der Orgel und dem Sänger Wilfried Michl, die zusammen mit dem Billeder Kirchenchor während der Messe und anschließend an die Messe Meisterhaftes boten, auch von den Zuhörern entsprechend beklatscht wurden. Die Friedhofsbesuche zeigten wieder, dass hier die ordnende Hand von Adam Csonti waltet- dem wir zu ewigem Dank verpflichtet sind – aber auch, dass der Versuch, den Blumenschmuck auf den Gräbern gegen die Dürre zu erhalten, fast unmöglich war. Auch tägliches Gießen half nur wenig, meist war alles verdorrt wie sonst nie. Viel Abwechslung brachte ins Forum-Leben auch der Besuch des bekannten Liederkomponisten Hans Mathis, der nach 72 Jahren wieder seinen Geburtsort Billed sah, aber kaum noch Erinnerungen daran hatte. Die Suche nach Spuren von Franz Ferch, der auch Kirchenmalerei hinterlassen hat, führte uns in die Lovriner Kirche, nach Perjamosch, vor allem aber nach Periam-Port, wo wir das Sommerdomizil des Malers suchten, wenig Spuren fanden, mehr Wildnis. Auf der Suche nach Personen, die den Künstler Franz Ferch kannten, kamen wir mehrmals am Haus der bil-
Elisabeth Martini
denden Künstler neben dem Rosenpark vorbei, bis wir den Zunftgenossen Sekernyes trafen. Und weil wir schon ganz in der Nähe waren, machten wir auch einen Abstecher in den Rosenpark, der der Dürre wegen auch keine Augenweide war, aber wenigstens ein Verschnaufen gestattete. Ein Getränk hatte der Hitze wegen fast jeder in Temeswar bei sich, auch wir. Zwar müde, doch ohne Probleme kam ich im Forum an, um am nächsten Morgen große Probleme zu haben. Im Bad rutschten mir einfach die Füße weg, ich konnte mich nur schwer am Waschbecken aufrappeln, duschen und mich aufs Bett setzen. Roswitha erkannte sofort die Gefahr, rief die Gemeindeärztin, die einen viel zu hohen Blutdruck und andere verdächtige Zeichen feststellte, sodass sie sofort den Rettungsdienst bestellte. Dieser brachte mich zügig ins Kreiskrankenhaus (Spitalul Judetean), wo die AufnahmeUntersuchungen auch problemlos verliefen. Pech war nur, dass die 9. Etage, die Neurologie, gerade saniert wurde, was natürlich nicht nur Bohren und Hämmern von morgens bis abends bedeutete, sondern auch: keine Klimaanlage oder Ventilator bei 40°C Außentemperatur, keine funktionierende Klingel, fünf statt vier Betten im Raum, sodass bei fast jedem Öffnen der Tür diese an mein Bett stieß, da ich gerade hinter die Tür zu liegen kam, keine Frischluft, nur Schwitzen. Zum Glück war die Nasszelle direkt neben dem Krankenzimmer, jedoch ohne Hilfe nicht zu erreichen, wenn du rechtsseitig gelähmt bist, weder Fuß, noch Arm gebrauchen kannst. Kissen und Laken waren schweißnass und du liegst in einer Mulde, aus der du dich ohne Hilfe nicht aufsetzen kannst.
Besucher im Heimathaus
Abbildungen Oben: bei 40°C im Schatten haben auch die Dis teln am Kalvarienberg zu leiden Unten: in der Gartenlaube mit Hans Mathis, im Bild hinten, und Adam und Roswitha Csonti, im Bild rechts, beim Abendessen.
43
44 Besucher waren da mitfühlend, auch der Roma, der täglich seine kranke Frau besuchte, die ein ähnliches Schicksal getroffen hatte. Das waren wohlhabende Roma aus der Lugoscher Gegend, orthodox, mit Familiensinn, jedoch mit weniger Rücksicht auf Besuchszeit und andere Patienten. Zwei Schwestern und eine Nichte waren anfangs ständig um die Kranke besorgt; die Schwestern überraschten mich morgens im Bett neben mir, alles wohlwollend übersehen vom Personal. Als ich mal besorgt nach meiner Tasche sah, deren Reißverschluss ich nur mit der Linken sehr schwer schließen konnte, sagte mir die Redseligere: „Lasa, doamna, eu am mai multi bani decat dumneata,“ was so viel heißen sollte: „Seien Sie unbesorgt, liebe Frau, ich besitze mehr Geld als Sie.“ Was wahrscheinlich auch stimmte, denn sie erzählte auch davon, wo sie überall im Ausland war: in Deutschland, Frankreich, Italien, von wo sie jeweils paar Sprachbrocken behalten hat. Die von den Schwestern – am Sonntag auch von sechs Nichten und Neffen - verwöhnte Kranke wollte trotz Kopfschmerzen und Schwindel unbedingt bis Donnerstag entlassen werden, damit sie ihre drei Häuser bis zur „ruga“ (Kirchweih) auf Vordermann bringt, was wieder auf Wohlstand schließen lässt. Auch ließen sie nicht unerwähnt, dass mehrere ihrer wohlgenährten Nachkommen studiert haben, sozial recht oben angekommen sind. Eine Taufe, wie sie bevor stand, war ein Fest für die ganze Sippe, sodass wir anderen am besuchfreien Montag mal mehr Luft zum Atmen hatten. Zum Glück besuchten auch mich täglich Roswitha Csonti und Hans Rothgerber, die mich mit dem Nötigsten versorgten und tröstend auf mich einwirkten, da ich auch manchmal tief traurig war und weinte. Essen, auf die Toilette gehen, mit einer Hand alles tun und dazu noch
Besucher im Heimathaus mit links, wo du Rechtshänderin bist! Dabei war ich keinen Moment verzweifelt: Ich war sicher, dass es mir wieder besser gehen wird, auch wenn es mich große Anstrengungen kostet. Deshalb habe ich auch nach Möglichkeit Übungen gemacht und mich gefreut, als ich zum ersten Mal meinen Arm heben und eine Faust machen konnte. Zwar war ich die Älteste im Raum, wurde aber zuerst entlassen, drei andere einenTag danach, weil die zuständige Ärztin Urlaub machte. Als Fazit muss ich sagen: Medizinisch wurde scheinbar alles richtig gemacht, denn meine Hausärztin fand, dass ich zuhause nicht mehr ins Krankenhaus muss, weil alles getan wurde. Physio- und Ergotherapie sollten das Übrige tun. Die Heimreise mit Hans Rothgerber im Pkw verlief problemlos, auch wenn 13 Stunden ohne auszusteigen doch eine Kraftanstrengung und Willensstärke erforderte. Wieder zuhause, wollte ich nicht mehr weg, auch nicht in die Reha, sodass ich die Therapeutin mir da helfen ließ und durch Anstrengungen Fortschritte machte. Anfangs musste mein Neffe Zwiebelschälen und -schneiden, Flaschen öffnen; den Nachbarn habe ich rausgeklingelt,weil ich den Manschettenknopf nicht öffnen konnte vor dem Schlafengehen. Auch die erste Unterschrift auf meinen Therapieschein musste mein Neffe für mich setzten, danach schaffte ich es schon immer besser. Zum Glück geht es mir mit der Zeit immer besser und ich freue mich über den kleinsten Fortschritt. Ich komme im Haushalt, mit den Einkäufen und sonstigen Besorgungen recht gut zurecht, wenn auch alles ein bisschen langsamer geschieht als früher. Ich bin und bleibe Optimistin. Einen besonderen Dank an Roswitha für Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Verständnis in jeder Situation, Geduld.
Besucher im Heimathaus
Abbildungen Oben: Nach langer Hitzeperiode folgte ein sommer licher Gewitterregen. Eine Fahrradreisegruppe der DBJT aus Deutschland beim Feiern mit der Bille der Heiderose am 06.08 Unten: Nächtliches Gruppenbild im Heimathaus
45
46
Veranstaltungen
Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe
Cornel Gruber
D
en Abschluss der Heimattage Baden-Württemberg 2017 in Karlsruhe bildete ein großer Umzug rund um das Karlsruher Schloss. Auf einer Strecke von 2,5 Kilometern zogen rund 90 Gruppen mit Trachtenträgern, Fahnenschwingern, Motivwagen und Musikkapellen. Nach Angaben der Veranstalter gab es rund 50.000 Zuschauer. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann war vor Ort.
Die Karlsruher Trachtengruppe war mit 23 Trachtenpaaren dabei und die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen zählte 21 Musikanten. Die 40. Heimattage hatten im Mai begonnen, zu über 250 Veranstaltungen sind insgesamt etwa eine Million Besucher gekommen. Unsere Vortänzerin wurde vom SWR interviewt, eine umfangreiche Videodokumentation befindet sich auf heimathaus-billed.de
Veranstaltungen
47
48
Veranstaltungen
1
Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017
Melanie Müller
Z
um 40. Jubiläum der Heimattage Baden-Württemberg wurde die Stadt Karlsruhe zum Austragungsort der Heimattage 2017 bestimmt. Das bedeutet, dass zum ersten Mal die Heimattage in einer Großstadt stattfanden. Mit den verschiedensten Veranstaltungen wurden die Heimattage in Karlsruhe über das gesamte Jahr hinweg begleitet. Der große Landesfestumzug am Sonntag, dem 10. September, bildete den Abschluss. Knapp 90 Trachten-, Folklore- und Musikgruppen aus ganz Baden-Württemberg, dem benachbarten Elsass und den Karlsruher Partnerstädten nahmen teil. Auch wir, die Tanz- und Trachtengruppe aus Karlsruhe, durften ein Teil davon sein. Mit frisch frisierten Haaren, geputzten Schuhen, gestärkten Unterröcken, Kerweihhüten und natürlich mit unserem wunderschönen Kerweihstrauß machten wir uns für den Festumzug bereit. Bei traumhaftem Wetter marschierten wir mit insgesamt 24 Paaren und unserer Blaskapelle Billed-Alexanderhausen durch die Straßen von Karlsruhe. Mit viel Applaus wurden wir von den Zuschauern begleitet. Vor dem
Schloss angekommen, bot sich uns eine traumhafte Kulisse. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Menschen tummelten sich hier auf dem Vorplatz des Schlosses und verfolgten gespannt den Festumzug. Auch Sonja Schrecklein ließ es sich nicht nehmen, unter den Rock einer unserer Kerweihmädchen zu schauen. Während fleißig die Unterröcke gezählt wurden, es waren 7 Stück, zeigten die restlichen Trachtenträger einen schönen Figurenaufmarsch vor der Ehrentribüne. Mit viel Applaus wurden wir von der Ehrentribüne verabschiedet und es ging weiter. Unter den Marschklängen der Blechmusik zog es uns durch die Karlsruher Straßen. Mit Begeisterung, viel Applaus und Anerkennung für unsere Trachten und unsere Tradition wurden wir von den Zuschauern begrüßt. Es war für uns sehr schön und eine Ehre, ein Teil der Heimattage Karlsruhe 2017 zu sein. Gerade weil wir alle aus Karlsruhe und Umgebung kommen, war es für uns nochmal etwas ganz Besonderes. Wir hatten sehr viel Spaß und haben uns gefreut, dass auch nicht-aktive Mitglieder unserer Tanzgruppe bei diesem tollen Event mitgewirkt haben.
Veranstaltungen
49
2
3
4
Abbildungen 1. Gruppenbild nach dem Festumzug 2. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen 3. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup auf der Ehren tribüne grüßt die Banater 4. Der Festumzug kurz vor dem Ende der 2,5 km lan gen Strecke Fotos: Cornel Gruber
50
Veranstaltungen
90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest
U
nsere Busfahrt ins Banat, organisiert von der HOG Billed und dem KV der Banater Schwaben Karlsruhe in der Zeitspanne 23.-27. August, bildet inzwischen eine weitere Erinnerung an unsere alte Heimat im Wandel der Zeit. Anlass und Höhepunkt unserer Reise war die 90. Jahrfeier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr am 26.08 sowie das Dorffest der Gemeinde am 27.08. Ein Presseartikel von Oana Mușat in der Regionalzeitung „Observator de Timiș“ vom 27.08.2017 berichtet von der Veranstaltung, er wurde übersetzt. Der „Volontäre Dienst für Dringlichkeitsfälle Billed“ (Serviciul voluntar pentru Situații de Urgență Biled neuer Name für die ehemalige Feuerwehr) bei der Feierstunde. Neunzig Jahre seit der Gründung. Am Samstag feierten die Billeder das 90. Gründungsjubliäum ihrer Freiwilligen Feuerwehr. Es gab mehrere Veranstaltungen. Um 14:30 Uhr wurde beim Sitz der Freiwilligen Feuerwehr eine Ausstellung eröffnet, um 16:00 Uhr fand ein Paradeumzug der Feuerwehren aus Billed, Hatzfeld, Großsanktnikolaus und Menzingen statt, der in einer Feierstunde im Kulturheim mit Ehrengästen aus Rumänien und Deutschland mündete. Es wurden Urkunden und Andenken verteilt und der Abend endete mit einem Feuerwehrball. „Wir feiern den 90. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr aus Billed. Es sind viele Gäste aus Deutschland angereist, die vor ihrer Ausreise Mitglieder der Feuerwehr waren“, erklärt der Billeder Bürgermeister Cristian David. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr aus Menzingen, Thomas Mickiseg, erläutert: „Ich fühle mich
Werner Gilde
geehrt, bei der 90. Gründungsfeier der Freiwilligen Feuerwehr aus Billed dabei sein zu dürfen. Die Freundschaft zwischen unseren Feuerwehrleuten besteht schon seit 11 Jahren. Damals hatten die Menzinger den Billedern ein Feuerwehrauto gespendet“. Über die Anfänge der Freiwilligen Feuerwehr in Billed erzählt der heutige Kommandant Gheorghe Baba, Vizebürgermeister: „Die erste Feuerwehr bestand aus deutschen Handwerkern. Die Freiwillige Feuerwehr besteht ohne Unterbrechung seit neunzig Jahren, auch durch die rumänischen Zusiedler, die sich in das Gemeinwesen eingebracht haben. Nach dem Umsturz 1990 haben fast alle Deutschen uns verlassen, heute leben noch etwa 50 Familien hier (…) Das Löschfahrzeug aus Deutschland tut noch heute zuverlässig seinen Dienst. Wir freuen uns, dass Gäste aus Deutschland, Hatzfeld und Großsanktnikolaus angereist sind.“ (…) Zahlreiche Billeder aus Deutschland sind zur Feier angereist. Ehrengast war Werner Gilde aus Karlsruhe. Er ist Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed und Vertreter der ausgewanderten Billeder. „Ich bin in meinen Geburtsort anlässlich der 90-jährigen Gründungsfeier gekommen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hierher komme, ein Stück Herz bleibt immer zurück, wenn man einen Ort verlässt.“ Die Freundschaft zwischen den Feuerwehrleuten aus Menzingen und Billed zeigt, dass das gemeinsame Europa auch von unten gebaut werden kann. In Deutschland leben die meisten Billeder in Karlsruhe, über 450, danach in Nürnberg und Frankenthal.“ Zurzeit sind in Billed 26 Feuerwehrmänner aktiv.
Veranstaltungen
51
Abbildungen Oben: Umzug mit der neuen Vereinsfahne. Die Feuer wehr wurde auf „Volontärer Dienst für Dringlichkeits fälle Billed“ umbenannt. Unten: Der Paradeumzug durch die Hauptgasse
52
Veranstaltungen
1 2
Veranstaltungen
53
3 4
5
Abbildungen 1. Die Feuerwehr-Ehrengäste aus Menzingen bewahren auch an Hundstagen Haltung. 2. Ehrenurkunden für die aus Deutschland angereisten ehemaligen Feuerwehrleute 3. Die Feuerwehr-Gastgeber aus Billed mit der neuen Vereinsfahne 4. Barbara und Wilhelmine waren Gründungsmit glieder der Frauenabteilung, 1977 die erste im Land. 5. Jubiläumsehrenurkunde
54
Veranstaltungen
1
Abbildungen aus der Feuerwehrausstellung 1. Die Pionier-Abteilung des Jahrgangs 1947 der Billeder Freiwilligen Feuerwehr im Frühjahr 1959 bei Übungen am Rande der Altgasse. v.l. Josef Mann (2. Feuerwehrkommandant) Josef Steiner, Ilie Andrei, Hans Thomas, Valerian, Ghita Biro, Aurel Gherman, Aurel Bugariu, Hans Fost, Sohn von Komman dant Ioan Bosica.
2. Defilieren am 13. September, dem Feuerwehrtag 1959, vor der Tribüne der Ehrengäste am Kulturheim. Der milita ristische Stil der Feuerwehrausbildung wurde von den Pom pier-Corps Durlach (heute Karlsruhe) 1846 eingeführt. 3. Insignien und Blumen am Feuerwehrtag 1962. Spalier der Pioniere mit Blumen für die Feuerwehrleute, die ausge zeichnet wurden, im Hintergrund die Ehrentribüne vor dem Gebäude der Kollektivwirtschaft.
Veranstaltungen
2 3
55
56
Veranstaltungen
1 2
3
Veranstaltungen
57
4
Abbildungen aus der Feuerwehrausstellung 1. In der Vitrine der Pokal für den 1. Platz auf Landesebe ne 1963 (Aufnahme im Feuerwehrheim 1993) 2. Die Urkunde der Billeder für den 1. Platz im Wettstreit der Freiwilligen Feuerwehren auf Landesebene 3. Auszeichnungen, Medaillen und Orden der Freiwilligen Feuerwehr in Rumänien 4. Abmarsch der Feuerwehrleute mit Blasmusik in der Hauptgasse mit den ihnen verliehenen Auszeichnungen 5 . Zum Festprogramm 1962 gehörte auch eine Schauübung in der Dorfmitte mit echtem Feuer.
5
58
Veranstaltungen
Unsere Reise in die Vergangenheit!
D
ank der Initiative von Werner Gilde, dem Vorsitzenden unserer Heimatgemeinde Billed, fuhren wir am 23. Aug. mit einem Bus in die alte Heimat. Es waren insgesamt leider nur 30 Personen. Auch ich zauderte anfangs, aber weil ich schon von der 250-Jahrfeier vor zwei Jahren angetan war, auch meine Tochter Elke mir zuredete - Bruder und Schwägerin auch dabei waren - fuhr ich mit. Ich sage jetzt im Nachhinein: Es war richtig! Außer Werner gehörten wir in großem Ganzen zu den älteren Generationen, viele wohl über siebzig. Wo beginnen? Dass wir im deutschen Forum - dem Schmidts Vetter Jokob und der Wes Len ihrem einstigen Haus mit Hof - das im wahrsten Sinne des Wortes ein Vorzeigeobjekt ist - von Adam und Roswitha Csonti erwartet wurden und dass ich immer wieder nur sagen kann: SIE sind die richtigen Menschen am richtigen Ort. Ohne sie wäre unser Billed nicht dasselbe! Mit ihnen steht und fällt unsere Billeder Festung! Die meisten von uns fuhren nach der Ankunft nach Temeswar ins Hotel, während Bewi, Adi und ich bei Csontis Quartier bezogen. Für mich war das so richtig wieder „zuhause“ sein! Obzwar ich auch in Deutschland auf dem Dorf wohne,- mit allem Getier wie einst – war ich auch hier voll in meinem Element! Im Forum wurden wir verköstigt - gekocht haben zwei gute Mitarbeiterinnen, welche auch täglich für die alten, dort gebliebenen, auf Hilfe Angewiesenen kochen. Ich will nur darauf hinweisen, dass das kleine, aber feine Museum im Forum wunderhübsch und sehr aufschlussreich ist, so dass auch unser Fahrer - aus Deutschland
Marliese Knöbl
stammend - total begeistert war. Wir genossen vollendete Verpflegung im gewesenen großen sauberen „Stall“ und Hof. Wunderschön im warmen Sommerabend - wie wir ihn von Kindheit an kennen - mit Musik und Tanz und einer wunderbaren, reichhaltigen kalten Platte mit kühlen Getränken! Was mich besonders bewegte, war das Kirchweihfest an sich, welches am Sonntag so traditionsgemäß gestaltet wurde, wie in unseren besten Kirchweihzeiten – uns zu Ehren! Es waren 19 Paare in perfekter, „schwowischer“ Tracht gekleidet. Vom Scheitel bis zur Schuhsohle hat alles gestimmt! Dabei handelte es sich um blutjunge Menschen, allesamt Rumänen, welche in Reih und Glied zur Blasmusik in die katholische Kirche zur Messe marschierten. Schön geordnet, diszipliniert dem Pfarrer zuhörten, welcher in Deutsch und Rumänisch die Messe zelebrierte… Die am Nachmittag vor dem „Cämin“ die von Hans Müller und der Billederin Edith Barta erlernten echten „schwowischen“ Tänze vorführten. Die Zeppelpolka als Lieblingstanz mit viel Temperament und Perfektion – ein Augen- und Ohrenschmaus…Alles, was zur Kerweih gehörte, wie Straußversteigerung, damit im nächsten Jahr schon mal das Vortänzerpaar gesichert ist! Es wurden dann auch noch rumänische, bulgarische und serbische Volkstänze gezeigt, was in Ordnung war – sie gehören zum Banater Gesamtbild. Ich jedenfalls hatte das Gefühl, als ginge es an diesem Fest hauptsächlich darum, uns eine Freude zu machen!? Die Menschen um uns waren freundlich, man umarmte sich, wie unter Freunden üblich. Diese ungezwungene Herzlichkeit ist hier in
Veranstaltungen Deutschland nicht unbedingt so selbstverständlich – oder irre ich mich? Ja, man konnte nasse Augen kriegen – aus Wehmut um Vergangenes und Vieles mehr - um das, was nie wiederkehrt…Ich unterhielt mich mit einem sympathischen Menschen darüber, wie das mal war, als „sie“ zu uns kamen, dabei konnte ich nicht umhin und sagte zu ihm: „Ich war fünf Jahre alt, war damals hauptsächlich bei meinen Großeltern, als man eine rumänische Familie in die eine Haushälfte einquartierte. Natürlich war man mehr als verärgert… Mit der Zeit habt „ihr“ vieles von uns gelernt, übernommen… wir sind gegangen - manches hat sich mit der Zeit abgeschwächt, ist aber nicht vergessen und heute ist es trotz einer gewissen Nostalgie ein gutes Beieinander-Stehen, ja ein herzliches in die Arme- Nehmen – mit Küssen nicht ausgeschlossen! Den Hauptanlass unserer Reise habe ich bis hierhin nicht erwähnt! Es war die 90- Jahrfeier der Billeder Feuerwehr! Beeindruckend die vielen Bilder in ihrem Haus – die vielen Pokale und Prämien für „Beste Mannschaft“ im Wettkampf mit anderen Gemeinden! Von Karlsruhe aus fahren schon seit Jahren an die sieben Feuerwehrmänner gerne nach Billed zu den Festen. Im „Cämin“ war dann auch ein großes Fest mit Mittagessen und dem Höhepunkt - der Verleihung der Pokale und Diplome an den Feuerwehrverein und einzelne Mitglieder - gegenwärtigen und zurückgehend bis zu jenen, zu welchen auch meine Schwägerin Bewi und die Schortje Wilmi gehörten. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich erstmals, dass unsere Billeder Frauen sozusagen bahnbrechend waren, indem sie überhaupt als erste eine Feuerwehrgemeinschaft gründeten. Wie sagt der Rumäne?
59 „Banatul e fruntea“ Ich sage: „Billedul e fruntea!“ Es waren für uns alle bewegende Momente… Außerdem gaben verschiedene Kinder und Jugendliche ihre Freude an Volkstänzen zum Besten, überhaupt ein schöner erfüllter Nachmittag. Unsere Friedhöfe sind in perfektem Zustand – auch das verdanken wir wohl zum Großteil den Csontis und anderen Menschen – wie in meinem Fall – Ilonka Madalina, welche die Gräber unserer Familie sehr schön versorgt – das hilft mir als Trost, dass unsere Toten nicht unbeachtet in der Erde ruhen... Wahrscheinlich ist nicht alles hier erwähnt, vielleicht etwas übergangen worden, aber insgesamt gilt der Spruch: „Erinnerungen verschönern das Leben, das Vergessen macht manches erträglich!“ Ja, ich habe vesucht, das Schöne in allem zu sehen: der Marsch mit der Blasmusik auf dem Fahrweg wundervoll! Mitmarschiert ist dabei die Erinnerung an unsere Jugendzeit… Die Straßen sauber, die Bäume geweißelt, die Häuser zumeist gepflegt, all das gehörte mit zum Wohlfühlprogramm… Ja, die jetzigen Bewohner sind wohl zu Banatern geworden?! Wir im Hier und Jetzt werden es auch bleiben, aber unsere Nachkommen sind Bundesbürger, welche unsere Art auch weiterhin gewiss gut repräsentieren werden… Auf diesem Wege ein „Vergelt`s Gott“ unserem Reiseleiter Werner Gilde – es hat alles gepasst, beginnend mit der Busfahrt und allem Drumherum! Mit Menschen wie ihm kann sich eine Allgemeinheit wohlfühlen und bestehen…
60
Veranstaltungen
Veranstaltungen
Abbildungen Links oben: Dorffest der Gemeinde am 27.08. In der Tradi tion der Kirchweih werden die Ehrengäste eingeladen. Eine Station war das Forum der Billeder Deutschen. Links unten: Die Trachtenpaare auf dem Weg zum Gemein dehaus, wo nach altem Brauch der Bürgermeister eingela den wird.
61
Oben: Kettentanz im Dorfzentrum vor dem Kulturheim. Davor die Strohpuppen, sie sind das Maskottchen der Fest tage. Zwischen Kultuheim und Gemeindehaus befindet sich die Festbühne. Fotos: Heidi Müller
62
Abbildungen Oben: Ein Handballturnier gehörte auch zu den Festver anstaltungen. Die Billeder Handballmannschaft mit Adam Csonti und Bürgermeister Cristian David.
Veranstaltungen
Rechts oben: Strahlende Vortänzerin Rechts unten: Tanzprogramm der Billeder Kinder-Trachten gruppe. Fotos: Werner Gilde
Veranstaltungen
63
64
Kirchweihveranstaltung vor der FestbĂźhne, im Bild der StrauĂ&#x;tanz. Foto: Werner Gilde
Veranstaltungen
Veranstaltungen
65
Großvater-Enkelin Tanz könnte man meinen, es ist jedoch der traditionelle Tanz der Hut- und Tuchgewinner bei der Kirch weih-Tombola. Foto: Werner Gilde
66
Veranstaltungen
Herbstfest in Nürnberg
A
m 16. September konnte Josef Hipp mit seinem Organisationsteam im Genossenschaftssaalbau in Nürnberg wieder einmal viele Gäste von nah und fern zum traditionellen Herbstfest der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begrüßen. Durch die intensive Werbung waren noch mehr Freunde der Blasmusik zum diesjährigen Fest gekommen, so dass der Saal schon sehr bald mit froh gelaunten, tanzlustigen Gästen gut gefüllt war. Am reich sortierten Tortenbüffet wurden wieder die altbekannten, bei den Banater Schwaben sehr beliebten Torten (Dobosch, Grilliasch, Baumstamm und viele andere mehr) und Kipfel zum Verkauf angeboten. Bei der großen Auswahl hatten wir alle wie immer die Qual der Wahl, möchte man doch am besten alles probieren… Starken Applaus und Zugabe-Rufe gab es für die Tanzgruppe der Banater Schwaben aus Karlsruhe, die mit drei Tänzen (Frühlingsblume, Brautnacht und Paul-Polka) die Zuschauer begeisterte. Begleitet wurde der Auftritt von der Blaskapelle und deren Solisten Melitta und Dietmar Giel. Dieses Jahr hatte die gastgebende Kapelle bereits ein paar besondere Auftritte zu vermerken, so beim Billeder
Heidi Müller
Heimattag in Karlsruhe, beim Grillfest in Frankenthal, beim Sommerfest in Karlsruhe, bei den Heimattagen Baden-Württemberg ebenfalls in Karlsruhe und nun beim eigenen Herbstfest in Nürnberg. Am 28. Oktober folgt dann das traditionelle Schlachtfest in Frankenthal. Den ganzen Nachmittag über und bis spät in die Nacht hinein spielte die Billed-Alexanderhausener Kapelle altbekannte und neue Blasmusikstücke, die die schönsten Erinnerungen an das Banat und die Feste in den Schwabendörfern ins Gedächtnis riefen und für eine ausgelassene Stimmung sorgten. Immer wieder gab es ZugabeRufe und die Polkas wurden noch schwungvoller gespielt und auch getanzt. Es war dies wohl die schönste und stimmungsvollste Veranstaltung der letzten Jahre. Nochmals ein herzliches Dankeschön an Josef Hipp und sein Team, an die Musikanten, an die Torten- und Kipfelspender, an den Wirt mit seinem Team, welcher bestens für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt hat, und an alle Gäste, die dieses Herbstfest besucht und somit eine Banater Tradition unterstützt haben. Bis nächstes Jahr, versprach man sich beim Auseinandergehen.
Veranstaltungen
Abbildungen Links oben: Die Blaskapelle Billed-Alexanderhau足 sen, 20 Mann stark beim Herbstfest Oben: Der Auftritt der Trachtengruppe der Banater Schwaben aus Karlsruhe ist inzwischen Standard, sieben Paare sind aus Karlsruhe angereist. Auf der B端hne die Solisten Dietmar und Melitta Giel. Rechts: Tortenbuffet mit den selbstgebackenen Tor足 ten der Billeder und Banater aus N端rnberg und Umgebung Fotos: Cornel Gruber
67
68
Veranstaltungen
1 2
Abbildungen 1. Blasmusik von 14:00-23:00 Uhr beim Herbstfest in der Gaststätte Ge nossenschaftssaalbau Nürnberg 2. Tanz der Ehrengäste, Peter Krier mit Stadträtin Helmine Buchsbaum 3. Traubenball im Kühlen Krug Karls ruhe am 21.10.2017 mit den „Palo mas“ 4. Gruppenbild der Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe beim Traubenball Fotos: Cornel Gruber
Veranstaltungen
3 4
69
70
Veranstaltungen
Veranstaltungen
Trachtenumzug und Traubenball (Balul Strugurilor) Rund 70 jugendliche Trachten paare aus Billed und Umgebung in banatschwäbischen Arbeitsund Festtagstrachten trafen sich am 21.10.2017 zu einem Fest umzug mit Blaskapelle durch das Dorf zum Einladen der Eh rengäste. Anschließend fand im Kulturheim der traditionelle Traubenball statt. Gefördert wurde die Veranstal tung von der Gemeinde, Orga nisatoren waren Edith Barta und Hansi Müller. Fotos: Roswitha Csonti
71
72
Veranstaltungen
Veranstaltungen
73
Traubenball (Balul Strugurilor) im Billeder Kulturheim Fotos: Bogdan Mihai NiĹŁulescu (Billeder Heiderose)
74
Begegnungen
1
Impulse von Senioren in Billed
I
n der Zwischenkriegszeit gab es in der Gemeinde 18 Vereine. In der Zeit des Kommunimus noch drei: der Bestattungs-, der Kirchen- und der Feuerwehrverein. Doch 1975, mit Jakob Lenhard als Präses, wurde der Rentnerverein, auch Pensionistenklub genannt, gegründet - damals ein Novum im Banat. 3-mal in der Woche trafen sie sich im von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Klubraum zum Karten-, Billard-, Schach- und Rummyspiel (Remmi). Es wurden Ausflüge organisiert, getanzt und die „Kojak“ genannte Gaststätte lieferte Getränke. Nach der Wende und durch die Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen 1990 wurde der Rentnerverein aufgelöst. Während noch immer unzählige Jugendliche, nicht nur aus dem Ort, sondern auch landesweit, Arbeit und Zukunft im Westen suchen, kehrte sich bei Ruheständlern der Trend um. Die bei der Ansiedlung großflächig angelegten „Grechtigkeiten“ sind ein Arbeitsparadies für jeden Betagten, der nicht übergewichtig vor der Glotze enden, sondern am Lebensabend noch etwas reißen möchte.
Hans Rothgerber
2014 wird der Billeder Rentnerverein, „Asociaţia Pensio narilor Biled“, gegründet, von der Gemeinde bekommt er im Kulturheim Räumlichkeiten zur Vefügung gestellt. Zur Nutzung überlassen wird dem Verein am östlichen Dorfrand noch eine naturbelassene Fläche, die, von Unkraut, Disteln und Schilf überwuchert, eigentlich Trampelpfad für Schafherden und Mülldeponie ist. Seit einem Jahr sind die „Pensionari“ mit viel Herzblut dabei, sich einen eigenen kleinen Garten Eden (loc de agrement al pensionarilor) buchstäblich zu erarbeiten. Der Standort ist im Dorf inzwischen eine Instanz, denn bei Kirchweih- und Festumzügen kommen die jugendlichen Trachtenpaare regelmäßig hierher, um Viorel Iezan, den Vorsitzenden des Vereins, stellvertretend einzuladen. Es gibt spektakuläre Vorhaben und Ideen, wie etwa die Errichtung eines originalen Siedlerhauses von 1765. Das Standard-Ökohaus von damals ist im Banat kaum noch zu sehen. Die Umsetzung überschreitet vorerst die Ressourcen des Vereins mit mehreren hundert Mitgliedern, von denen nicht alle wirklich aktiv sind.
Begegnungen
75
2
Abbildungen 1. Ausstellung von bäuerlichen Gebrauchsgegenständen im Rentnerverein anlässlich der 250-Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Jahr 2015. 2. Baba Gheorghe, Maria Borza, Viorel Iezan und Ionuț Tamaș an einem kühlen Novembertag zur gemeinnützigen Arbeit auf dem ihnen zeitlich überlassenen Gelände. 3. Es sind nur einige, die die Arbeiten voranbringen, aber die Ergebnisse nach einem Jahr können sich sehen lassen. Ne ben Feuerstellen zum Braten, Grillen, Kochen und Backen ist auch eine sanitäre Einrichtung in Fertigstellung.
3
76
Begegnungen
1 2
3
Begegnungen
77
4
Abbildungen 1. Die großzügige Anlage bietet Platz für mehrere hundert Personen. 2. Ionuț Tamaș, Oberst in Reserve, Sekretär und Pressesprecher des Vereins, plant auch alte Arbeitsgerätschaften zu restaurieren und auszustellen. 3. Aquarell von Stefan Jäger mit einem An siedlerhaus. Das einstige Ökohaus, damals zehntausendemal gebaut, ist selbst im Bana ter Dorfmuseum nicht zu sehen. 4. Einladung des Rentnervereins zum Dorf fest am 27.08 2017. Der feierliche Teil dieses Festes besteht aus einem Umzug der Trach tenpaare mit Blaskapelle und Einladen der Ehrengäste, analog zur früheren Kirchweih. 5. Trachtenpaare der „Billeder Heiderose“ in der Rundlaube der Senioren. Fotos: Heidi Müller
5
78
Veranstaltungen
Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest
Adam Tobias
W
enn die ersten Blätter gelb und braun werden, dann weiß man, es ist bald soweit. Die Aktivitäten im Hause Dinjer / Klein intensivieren sich. Kessel werden herbeigebracht, die Böcke und die großen „Schlachttüren“ (ein Brett, so groß wie eine Tür) werden aufgestellt, die Messer werden scharf gemacht, das Schweinefleisch wird vom Schlachthof gebracht und dann geht es los. Kochen, Kleinschneiden, je nach Wurstsorte verschieden große Stücke, von den verschiedenen Körperteilen vom Schwein. Sepp Dinjer wacht darüber mit Argusaugen, dass ja nichts danebengeht. Franz Klein ist der, der der Wurst den Geschmack gibt. Er wiegt die Gewürze auf‘s Gramm genau ab und mischt sie unter das Wurstfleisch. Jakob Gross, Florian Helfrich und Günther Klein füllen alles in die Kunstdärme. Die anderen schnippeln, waschen ab, tragen weg, bringen herbei, hängen auf, hängen ab, wischen auf... Jeder von ihnen weiß schon, was er zu tun hat, und auch, wie er es zu tun hat... Es muss halt alles seine Ordnung haben, sonst wird es nichts, so Sepp Dinjer. Zum Fest selbst: Beginn 10 Uhr. 13 Uhr Mittagessen. Auftritt verschiedener kleinerer Gruppierungen. Dieses Jahr „Quintessenz“, ein Blechbläserensemble, mit Musikern, die uns schon paarmal ausgeholfen haben im Laufe der Jahre. Als Dank habe ich sie eingeladen zum Schlachtfest, aber mit ihren Instrumenten... Die Geschwister Hell, Fabio und Maxima, spielten zwei schöne Stücke auf dem Akkordeon. Günther Klein
hat über weite Teile des Festes moderiert, sodass es immer etwas zum Schmunzeln oder Lachen gab. 16 Uhr: Kaffee und reichlich Kuchen in allen Variationen. 20 Uhr: Abendessen mit der mittlerweile legendären Schlachtplatte. Josef Hipp hat uns, der Kapelle, die doch üppigen Einnahmen vom Herbstfest überreicht. Herzlichen Dank dafür, sichert es doch unser Überleben als Kapelle, die über den süddeutschen Raum verstreut lebt. Der Überraschungsgast des Abends war Eddy van der Billed (Eduard Thöres), der es sich nicht nehmen hat lassen, dabei zu sein, auch wenn er erst aus dem Bett gestiegen ist, um da die Mannschaft zu überraschen, mit seinen speziell fürs Schlachtfest getexteten Liedern. Um 22 Uhr war Tombolaziehung angesagt, die ohne Maxima und Fabio nicht funktioniert hätte. Sie allein haben sich getraut anzutreten. Danke. Franz Undi hat, wie schon die Jahre zuvor, die Behältnisse für die drei Höchstgewinne aus Holz geschaffen. Vielen Dank. Elisabeth Stadtfeld hat allen Leuten den richtigen Platz verschafft, es waren viele Sonderwünsche zu erfüllen. Herzlichen Dank. Vielen herzlichen Dank auch an all die Helfer und Kuchenspender, ohne die wir das Fest nicht, oder nicht in dieser Form, machen könnten. Um 23 Uhr haben wir an DJ Gerry übergeben, der bis in die frühen Morgenstunden für Tanz und gute Stimmung gesorgt hat.
Veranstaltungen
Abbildungen Oben: Schlachtfest-Stillleben Rechts: Jüngste Teilnehmer wa ren die Enkelkinder von Kapell meister Jakob Gross Fotos: Gerry Kegler
79
80
Veranstaltungen
1
2
3
4
Veranstaltungen
81
5
6 7
Abbildungen 1. Blick in die Küche, den Motorraum des Schlachtfestes 2. Hans Schiller vom Helferteam, einer der 2798 seit der An siedlung in Billed gezählten „Hanse“ (Johann) 3. Mittagessen der Musikanten auf dem extra für sie aufge stellten Tisch in der Saalmitte 4. Nach rund 7 Stunden das Abendessen der Musikanten 5 . Mittagessen: knackig, saftig, deftig 6 . Kalte Platte am Abend mit verschiedenen Wurstsorten 7 .Torten soweit das Auge reicht, um 15:30 Uhr startet das Tortenbuffet Fotos: Gerry Kegler
82
Veranstaltungen
1 2
Abbildungen 1. Adam Tobias mit dem Quintett „Quintessenz“ 2. Musikalisches Intermezzo mit Maxi ma und Fabio 3. Schlachtfest Ober-Entertainer Edi mann muss in die Nachtschicht und hat schlaftrunken im Schlafanzug noch schnell vorbeigeschaut. 4. Den Nachttopf hat er gleich mitge bracht, beim Inhalt besteht allerdings Verwechselungsgefahr. 5. Die Tombolagewinner am späten Abend Fotos: Gerry Kegler
Veranstaltungen
3 5
83
4
84
Vor rund 90 Jahren in der Neugässer Kleinhäusler-Gast stätte von Jakob Hahn (Nr. 691) „Wertshaus“ ist eigentlich Männersache, die Stammkund schaft sitzt an den 2 Tischen im Hof bei Kartenspiel und einem Gläschen. Das Alter konnte damals am Schnauzer abgeschätzt werden. Aber heute "spilt die Musich", die Jungs mit den Schirmmützen gehören zur Knabenkapelle Gute kunst, es ist gerade „Spritzpause“.
Rückblick
Das Publikum bilden neben den Buben, Mädels und Mütter im Hintergrund sicherlich noch viele Omas, die lieber von der Gasse aus zuhören. Alle tragen Ausgehkleider und blank gewichste Schuhe, es ist Sonntag. Die Aufnahme können wir wahrscheinlich einem der vielen USA-Auswanderer, die mit einer Kodak-Boxkamera auf Be such gekommen sind, verdanken. Bildinterpretation: Hans Rothgerber
Rückblick
Vor rund 90 Jahren wurde ein weiteres „Wertshaus“ in der Neugasse eröffnet, das „Gasthaus zum Grünen Kranz“ von Emmerich Vastag (611). Zur feierlichen Umrahmung bei der Eröffnung ist die Kna benkapelle Gutekunst angetreten.
85
Die neue Amtssprache Rumänisch, bis zum Ende des er sten Weltkrieges war sie Ungarisch, ist noch nicht sehr geläu fig, daher die teils intuitive Übersetzung OSPATARIE LA GUNUNA VERDE über der Eingangstür. Fotos aus dem Archiv von Anna Mann
86
Veranstaltungen
Banater aus Karlsruhe an der Mecklenburgischen Seenplatte
Gerda Goschi
I
mmer wenn der Herbst naht, macht sich eine Reisegruppe von Banater Schwaben aus Karlsruhe und Umgebung auf den Weg, um gemeinsam neue Urlaubsziele anzusteuern. Jedes Jahr ist es für die beiden Organisatoren der Reise, Gerlinde und Werner Gilde, eine Herausforderung, neue Ziele zu finden, da die Reisegruppe bereits seit mindestens zwanzig Jahren gemeinsam unterwegs ist. Mit zwei Mayer-Reisebussen fuhren wir dieses Jahr am 03. Oktober Richtung Mecklenburgische Seenplatte, wo wir im Intercity Hotel, dem „besten Hotel zu Honecker Zeiten“ in Schwerin abstiegen. Nach der Ankunft ging es zum gemeinsamen Abendessen, wo wir anschließend das Programm für den nächsten Tag festlegten. So trafen sich die 80 unternehmungslustigen „Schwaben“ am nächsten Morgen, um gemeinsam mit einer Reiseleitung die Sehenswürdigkeiten Schwerins kennen zu lernen.Schwerin war die einstige Residenz der mecklenburgischen Herzöge. Deshalb wurden hier viele majestätische Bauten errichtet. Als Kontrast dazu sind in der historischen Altstadt urige Fachwerkhäuschen zu bestaunen. Bei einem Rundgang durch die Altstadt konnten wir dann viele imposante Gebäude: Kirchen, einen Dom und das Schweriner Schloss besichtigen. Dieses liegt auf einer Insel am Rande des Schweriner Sees. Im angrenzenden Schlossgarten konnte man die herrliche Landschaft, die von Seen umringt ist, sowie die Gartenbauten bewundern. Schwerin hat einen schönen Marktplatz im Zentrum der Altstadt, mit Cafés und Restaurants zum Verweilen. In der Mariengalerie, dem Schlosspark-Center und dem Kaufhaus Kressmann ist so mancher aus unserer Reisegruppe eingekehrt, um Reisemitbringsel zu kaufen.
Am 3. Tag der Reise fuhren wir in die Hansestadt Wismar. Gemeinsam mit einer Reiseleitung haben wir bei einem Stadtrundgang viele Sehenswürdigkeiten wie: Welt-ErbeHaus, Marienkirchturm, Baumhaus, Wassertor, St.-Nikolai-Kirche und das Rathaus besichtigt. In der „Schwedenwache“ und dem “Alten Schwede“ konnten wir die leckere einheimische Küche genießen. Am 4. Tag fuhren wir nach Warnemünde, wo wir über den Fischmarkt, die Hafenmole und die Strandpromenade bummelten. Besonders gut haben uns dort die Fischbrötchen geschmeckt. Am Nachmittag fuhren wir nach Rostock. Hier war die Marienkirche mit astronomischer Uhr eine besondere Sehenswürdigkeit. Leider mussten wir schon bald die Rückfahrt ins Hotel antreten. Der 5. Tag führte uns an den Müritz-See, den größten der Mecklenburger Seen. Hier machte ein Großteil der Reisegruppe eine Schifffahrt auf den Seen, wo man die schöne Landschaft bestaunen konnte. Eine weitere Sehenswürdigkeit war das Müritzeum, Deutschlands größte Aquarienlandschaft für heimische Süßwasserfische. Neben vielen Fischarten konnte man auch die Wald-, Vogel- und Wasserwelt der Mecklenburgischen Seenplatte erleben. Leider verging die Zeit wieder viel zu schnell, so dass wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück die Rückreise antraten. Wohlbehalten und guter Laune kamen wir am Abend in Karlsruhe an und waren uns einig, auch im nächsten Jahr wieder gemeinsam auf Reisen zu gehen. Wir wünschen uns, dass Gerlinde und Werner Gilde noch viele neue Reiseziele erkunden. Wir möchten uns alle für das besondere Engagement dieser Beiden bedanken.
Veranstaltungen
87
1
Abbildungen 1. Unser Intercity Hotel, das be ste Hotel zu Honecker Zeiten in Schwerin 2. Der Schweriner Dom und die Altstadt 3. Blick vom Pfaffenteich aus auf den Schweriner Dom und die um gebene Altstadt Fotos: Cornel Gruber
2
3
88
Veranstaltungen
1 3
2
Abbildungen 1. Brunnenplastik mit 19 Bronzefiguren, sie stellen den hi storischen Warnemünder Umgang dar. 2. Das Ostseebad Warnemünde ist ein Stadtteil im Norden der Hansestadt Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. 3. Unsere Gruppe, wir hatten uns in 3 Gruppen aufgeteilt, am Strand von Warnemünde. 4. Marienkirche Rostock. Vorreformatorische Kunst des Mittelalters ist wegen des Bildersturms zur Zeit der Refor mation nur in geringen Resten überliefert. 5. Gruppenbild vor dem Schweriner Bahnhof Fotos: Cornel Gruber
Veranstaltungen
4 5
89
90
Veranstaltungen
Billeder Seniorentreffen im Karlsruher Haus der Heimat
Jakob Muttar
S
eit vielen Jahren treffen sich Billeder Rentner zweimal im Jahr im “Haus der Heimat“ Karlsruhe von 14 bis 18 Uhr zu einem geselligen Nachmittag. Dieses Jahr am 18. April und 27. September 2017. Im April waren es 25 Personen, davon 15 Frauen und 10 Männer; im September nur 20 Personen, davon 12 Frauen und 8 Männer. Durch Krankheit und Sterbefälle werden es immer weniger. Wie gewöhnlich begrüßte Jakob Muttar die Anwesenden und wünschte einen schönen Nachmittag. Sepp Herbst und Maria Muhl trugen Gedichte nach dem Geschmack der Zuhörer vor. Anschließend reichte Sepp Herbst die Liste der Verstorbenen um, wobei jeder sehen konnte, dass es viele Tote zu beklagen gibt. Für reichlich Kuchen und Bäckkipfel hatten die Frauen gesorgt, auch allerlei Getränke waren da, nicht nur Kaffee. Dabei wurde viel erzählt, weil jeder etwas zu sagen hatte. Die Zeit verging recht schnell und man ging zufrieden nachhause in der Hoffnung, nächstes Mal wieder dabei zu sein. Die Termine für nächstes Jahr: 18. April und 26. September 2018. Damit aber das Seniorentreffen noch lange bestehen kann, lädt Jakob Muttar dazu alle Rentner recht herzlich ein.
Abbildungen Links: Kipfeln - ein Markenzeichen der Karlsruher aus dem Banat Oben: Magdalena Muttar versorgt die Teilnehmer im Sep tember mit Kipfeln und Kleingebäck. Rechts: 25 Personen beim Seniorentreffen im April
Veranstaltungen
91
92
Veranstaltungen
Ansprache an Allerheiligen 2017
L
iebe Landsleute, liebe Billeder Landsleute, sehr geehrte Damen und Herren, heute ist der 1. November, es ist Allerheiligen. Wieder haben wir uns hier vor unserem Billeder Denkmal versammelt, um unserer Toten zu gedenken. Liebe Landsleute, ich wurde hier in Deutschland geboren und kenne das Leben, wie ihr alle es im Banat erlebt habt, nicht. Gemeinsam mit meinen Eltern habe ich eure alte Heimat besucht und durch viele Geschichten meiner Familie ein Stück eures früheren Lebens, eurer alten Heimat, näher kennengelernt. Nun lebt der Großteil schon über 20 Jahre hier in Deutschland und konnte hier Fuß fassen. Danke, dass ihr den Mut und Willen aufge-
Melanie Müller
bracht habt, eure damalige Heimat zu verlassen und in Deutschland neu anzufangen. Ihr habt vieles zurückgelassen, neben eurem Hab und Gut musstet ihr auch bereits verstorbene Familienmitglieder oder Freunde zurücklassen. Viele Gräber wurden einbetoniert, in der Hoffnung, dass die Toten ihren ewigen Frieden finden. Als ihr nach Deutschland gekommen seid, kann ich mir vorstellen, dass es sicherlich nicht einfach war, hier Fuß zu fassen und ein normales Leben zu führen. Doch ihr habt es geschafft und seid dabei eine große Gemeinschaft der Banater Schwaben geblieben, auch wenn viele hunderte Kilometer zwischen einigen alten Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern liegen. Ihr habt mei-
Veranstaltungen
Abbildungen Links: Gedenkveranstaltung am Denkmal der Gemeinde Billed auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Oben: Melanie Müller während ihrer Ansprache Fotos: Cornel Gruber ner Generation und den nachfolgenden gezeigt, was es heißt, ein Banater Schwabe zu sein. Ihr habt uns die Sitten und Bräuche des Banats beigebracht. Ihr habt uns gelehrt, „schwowisch“ zu sprechen, was es heißt, richtig Zeppelpolka zu tanzen, wie stolz man sich in der Kirchweihtracht fühlt und vieles mehr. Doch viele, die uns und natürlich euch diese Dinge beigebracht haben, sind leider nicht mehr unter uns. Sie können nicht mehr miterleben, wie das Enkelkind zum ersten Mal eine Tracht anzieht oder wie erwachsen es bereits geworden ist. Wir stehen heute hier zusammen, um all unserer Ver-
93
storbenen zu gedenken. Wir gedenken aller, die durch Krankheit ihr Leben lassen mussten. Wir gedenken aller, die durch Kriege, Flucht oder Deportationen ihr Leben oft viel zu früh verloren haben. Vielleicht haben wir uns heute hier versammelt, weil wir an unseren alten Traditionen und Sitten festhalten wollen, vielleicht aber auch um zusammenzustehen, gemeinsam zu trauern, sich zu unterstützen, einfach beieinander zu sein. An so einem Tag wie heute kommen Erinnerungen und vor allem der Schmerz noch stärker hoch als das restliche Jahr über. Wir kommen zusammen, um nicht alleine zu sein und das ist wichtig, denn niemand von uns ist gerne alleine. Auch wenn der Schmerz und der Verlust noch so groß sind, wir sind nicht alleine, wir sind eine große Gemeinschaft der Banater Schwaben. Deswegen
94
Veranstaltungen
1
ist es so wichtig, vor allem zu Allerheiligen zusammen zu kommen. Wir können einander stützen und gemeinsam in Erinnerungen schwelgen. Lasst uns dabei vor allem an die schönen Zeiten der Vergangenheit im Banat und an die heutige Zeit hier, mit euren Ehepartnern, Kindern, Enkelkindern, Urenkeln… einfach eurer ganzen Familie denken. Wir stehen hier vor unserem Billeder Denkmal, welches symbolisch für all unsere Toten steht, vor allem für all diejenigen, welche wir nicht an einem Grab besuchen können. Wir haben hier einen Ort, wo wir gedenken und uns an längst vergangene Zeiten erinnern können. Dieser Platz hier wird uns alle immer wieder zusammenführen und auch unseren Liebsten, die vorangegangen sind, können wir hier und heute ganz nah sein.
Lasst uns gemeinsam in alten Erinnerungen schwelgen, sprecht gemeinsam über längst vergangene Zeiten. Erzählt, was ihr mit euren lieben Verstorbenen erlebt habt und lasst sie damit in euren Erinnerungen und Gedanken aufleben. Denn erst, an den nicht mehr gedacht wird, ist für immer vergessen. Schaut in die Zukunft, versteckt euch nicht vor der neuen Welt, auch wenn der Schmerz noch so tief sitzt. Denn heute ist auch ein Tag der Hoffnung. Die Hoffnung auf ein Leben ohne Krieg und Schmerz, dass kein Unschuldiger mehr sein Leben für einen sinnlosen Krieg lassen muss. Hoffnung auf ein langes gesundes Leben mit unseren Familien und Freunden. Hoffnung auf den ewigen Frieden für unsere Verstorbenen und, dass wir eines Tages wieder mit ihnen vereint sein werden.
Veranstaltungen
95
2 3
Abbildungen 1. Auf dem Billeder Neugässer Friedhof an Allerheiligen. Auch zahlreiche Billeder orthodoxen Glaubens zünden Kerzen und gedenken ihrer Verstorbenen. 2. Allerheiligen auf dem Neugässer Fried hof. Viele im Ausland lebende Billeder lassen für den Totengedenktag die Gräber ihrer Angehörigen schmücken und Ker zen zünden. 3. Eines der vor der Auswanderung zu betonierten Gräber auf dem Neugässer Friedhof. Fotos: Hans Rothgerber
96
Veranstaltungen
Veranstaltungen
97
Abbildung Teilaufnahme des Neugässer Friedhofs im November 2017. Eine komplette Dokumentation der Billeder Fried höfe befindet sich im Internet unter dem Beitrag „Aller heiligen 2017“ auf heimathaus-billed.de Foto: Hans Rothgerber
98
Billed - Karlsruhe - Sydney
Veranstaltungen
Hans und Roswitha Martini - ein Viertel-Jahrhundert in Australien Elisabeth Martini
H
ans Martini – 51 Jahre alt, in Billed geboren, hier zur Schule gegangen, Theater gespielt, Streiche ausgeheckt, Unrecht erfahren, aber alles unbeschadet überlebt, mit dem Wunsch, in Deutschland endlich in Freiheit und Gerechtigkeit zu leben. 19-jährig nach Karlsruhe gekommen, hieß es, den Beruf fürs Leben zu erlernen. Dabei half ihm, dass ihm schon als Kind die Nähmaschine vertraut war, da die Mutter als Näherin für Bettwäsche ihren Beitrag zum Familieneinkommen leistete. So ergab es sich, dass Hans Martini zwischen 1984 und 1987 bei Nähmaschinen-Pfaff eine Lehre als Feinmechaniker machte und anschließend lieber am Fließband arbeitete, weil er da viel mehr verdienen konnte, denn als Werkzeugbauer. Auf das Ausschreiben der Firma Pfaff, einen Werkstattleiter für Australien zu suchen, meldete er sich, der inzwischen am 11. August 1989 Roswitha Wersching geheiratet hatte und die bereit war, mit ihm ins Unbekannte zu starten. Dabei war der Firmenvertrag nur für 2 Jahre, das Visum hingegen für 4 Jahre.
Nachdem in Durlach und Deutschland die Pfaff-Werke geschlossen wurden, beantragten die Martinis den unbefristeten Aufenthalt in Australien, der ihnen genehmigt wurde. Hans heuerte als Marketing-Stratege bei einer japanischen Firma an, wo er 2002 kündigte und selbständig wurde. Anfangs ging es dann nicht nur um Nähmaschinen, sondern auch um Wartung und Reparatur von Zimmermann-Werkzeugen, was er aber nach etwa 3 Jahren aufgab, weil es zu stressig war, da alles schon gestern erledigt sein sollte. Inzwischen sind es schon 25 Jahre – ein Vierteljahrhundert – Australien und Hans Martini ist Firmenchef: Director von HM Sewing Machine Services Pty Ltd, ein Familienunternehmen, in dem Hans für Vertrieb und Wartung der Nähmaschinen zuständig ist und seine Frau Roswitha für Buchhaltung / Bürotätigkeit. Natürlich gab es für die beiden auch Anfangsschwierigkeiten – berufliche und sprachliche, doch die liegen jetzt weit zurück, sind fast vergessen, denn man ist angekommen. Ihr ganzer Stolz ist die im November 2006 geborene
Veranstaltungen
99
Abbildungen Links: Hans mit Firmen-PKW Oben: Ehefrau Roswitha, Toch ter Rebekka und Hans Tochter Rebekka, die 10-jährig zur Zeit noch besser Englisch als Deutsch spricht, aber schon ganz gut Schach spielt und in der Schule zu den guten Schülern zählt. Durch sie erfolgt die noch tiefere Verwurzelung in Australien. Die Verbindung zu den Familien in Karlsruhe ist nie gerissen, im Gegenteil: Es gibt da ein permanentes Hin und Her. Schon etwa 10 Mal war Hans zu Besuch in Karlsruhe, mit Roswitha 8 Mal, mit Rebekka jetzt zum zweiten Mal. Jedoch auch die Karlsruher Elternpaare Martini und Wersching haben - trotz gesundheitlicher und sprachlicher Schwierigkeiten - wiederholt die weite, ermüdende Reise auf sich genommen. Auch Schwester mit Anhang, Neffen, Nichten u.a. ließen sich schon von der Schönheit Australiens verzaubern. Außerdem gibt es heute ja die modernen Kommunikationsmöglichkeiten, die alle voll in Anspruch nehmen. Hans bedauert nur, dass er und die Familie bei wichtigen Familienereignissen nicht auch dabei sein können,
was die tiefe Verbundenheit und Liebe verdeutlicht, auch zu seinem Sohn Alexander in Karlsruhe. Heimisch wurde er in Australien auch deshalb, weil er da endlich der Deutsche ist, wogegen er in Rumänien stets das verächtliche „neamtul“ zu hören bekam, in Deutschland manchmal der Rumäne war – weil aus Rumänien stammend. In Australien pulst hingegen das multinationale Leben ohne Reibereien, man kommt mit allen gut aus. Im ländlichen, kühleren Teil Sydneys ansässig, können er und Roswitha viel am eigenen Haus und Garten tun, wobei Roswitha der ruhende Pol ist, zu dem die beiden anderen immer zurückkehren, Hilfe und Trost finden. Natürlich hat Hans auch ein Hobby: Er fährt jeden Monat zum Tiefseefischen an den Ozean und ist dabei recht erfolgreich. So tief in Australien verwurzelt, besteht wenig Hoffnung, dass die Martinis für immer nach Deutschland zurückkehren, obwohl sie sich auch bei den Karlsruher Festen immer sehr wohl fühlen. Wir wünschen ihnen Glück auf allen Wegen!
100
Rückblick
Maria Theresia und ich
A
ls vor 300 Jahren, am 13. Mai 1717, Maria Theresia in Wien geboren wurde, ahnte noch niemand, dass sie eine bedeutende Regentin und Kaiserin werden würde. Ich habe mich schon immer für diese Frau interessiert, aber, um noch mehr über sie zu erfahren, habe ich die großen Maria-Theresia-Ausstellungen in Wien und Niederösterreich besucht. Denn auch für mich ist sie von wesentlicher Bedeutung. Hätte sie nicht Siedler für ihr Reich gebraucht und dafür Neuansiedler aus Deutschland geworben, wäre ich heute entweder nicht auf der Welt oder jemand anderes. Vielleicht würde ich als Hamburgerin über den s-pitzen S-tein s-tolpern, würde sächseln oder gar hochdeutsch reden, nicht auszudenken. So aber haben meine Vorfahren, aus welchen Gründen auch immer, das lässt sich ja leider nicht mehr herausfinden, den großen Schritt gewagt. Sie sind mit den Ulmer Schachteln in ein neues Leben, weit weg von ihrer Heimat im Westen Deutschlands, in eine ungewisse Zukunft aufgebrochen. Sie haben dafür alles aufs Spiel gesetzt und das Fundament dafür gelegt, dass wir heute ein gutes Leben führen dürfen. Da für mich Maria Theresia so eine große Bedeutung hat, möchte ich hier einige interessante Aspekte aus ihrem Leben herausgreifen. Nachdem den Eltern Maria Theresias kein Sohn mehr geboren wurde, war ihrem Vater, Kaiser Karl VI., klar, dass er handeln musste, damit der Thron an Maria Theresia fallen würde. So setzte er alles daran, dass die „pragmatische Sanktion“ auch von den anderen Mächten Europas anerkannt wurde. Denn damit konnte auch eine Frau
Erika Weith geb. Leidecker
auf den Thron gelangen, wenn kein männlicher Nachfolger vorhanden war. 1740 starb ihr Vater. Sie war zwar seine Nachfolgerin geworden, hatte aber keinerlei Erfahrung mit dem Regieren. Als dann Bayern, Sachsen und Spanien ihre Thronansprüche in Zweifel zogen, nutzte Friedrich der Große von Preußen das Machtvakuum und wollte Schlesien von Österreich zurückerobern, was ihm schließlich auch gelang. Dieser Krieg, der unter dem Namen Österreichischer Erbfolgekrieg in die Geschichte einging, dauerte bis zum Aachener Frieden 1748. Maria Theresia hatte Schlesien und kleinere Herzogtümer verloren, sich aber als Regentin durchgesetzt. Es war ihr damit gelungen, sich als rechtmäßige Thronerbin Karls VI. zu behaupten. Zum Zeitpunkt ihrer Thronbesteigung hatte sie bereits 3 Töchter mit Franz Stephan von Habsburg-Lothringen, ihrem Ehemann, den sie 1736 geheiratet hatte. Mit ihren 23 Jahren war sie nun Königin von Ungarn und Böhmen und Erzherzogin von Österreich, also Herrscherin über die Habsburgischen Erblande. Sie war selbst nie zur Kaiserin gekrönt worden, doch wird sie der Einfachheit halber trotzdem so genannt. 1745 wurde ihr Gatte zwar zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt, aber seine Aufgaben als Kaiser und Mitregent der Habsburgischen Erblande hielten sich in Grenzen, womit er über genügend Zeit für seine privaten Interessen und Affären verfügte. Und davon hatte er eine Menge. Das wusste Maria Theresia, denn sie gab einer Hofdame den Rat, „nie einen Mann zu heiraten, der nichts zu tun hat“. Außer seinen Privatinteressen zu frönen, war er sehr geschickt darin, Geschäfte zu machen. So vermehr-
Rückblick
101
102
Rückblick
Erzherzogin Maria Theresia (1717-1780) im Alter von elf Jahren, gemalt von Andreas Möller im Jahr 1727
Maria Theresia von Österreich und Franz Stephan von Lo thringen im Kreise ihrer Kinder. Der zukünftige Joseph II. steht mitten im Stern. Gemälde um 1754.
te er das Vermögen der Habsburger aufs Vortrefflichste. Man könnte also sagen: Maria Theresia machte Politik und Franz Stephan machte Geschäfte. Maria Theresia liebte das Schloss Schönbrunn, das sie 1743 umbauen ließ. Sie hat es auch zum ersten Mal in Goldocker streichen lassen, was noch heute Schönbrunner Gelb genannt wird. Diese Farbe wurde im ganzen k.u.k.-Machtbereich spätestens im 19. Jahrhundert nachgeahmt. Das kann man heute noch in Temeschwar, Budapest, Bratislava, Lemberg und in vielen kleinen Städten des Balkans sehen. Maria Theresia speiste gewöhnlich mittags alleine, während sie Akten studierte. Bei offiziellen Anlässen je-
doch wollte der kaiserliche Hof das Publikum beeindrucken. Denn das Essen wurde zelebriert. Die hohen Adligen, die nicht der Kaiserfamilie angehörten, durften servieren oder der Familie beim Essen zuschauen. Es kam auf den Tisch, was gut und teuer war und optisch etwas hermachte. Wild wurde immer zubereitet sowie auch ungewöhnliches Getier wie z.B. Schwan, den man in seinem Federkleid auf den Tisch brachte oder auch Biber, der gern in der Fastenzeit gereicht wurde, denn er galt als Fisch. Die Zuckerbäckerkunst war auf einem sehr hohen Niveau und üppige Torten waren sehr beliebt. Die Kaiserin liebte Gefrorenes, was eine ziemlich kostspielige Spezialität am Hofe war. Als Dekoration führte sie auch Ge-
Rückblick
103
Porträt der Kaiserin Maria Theresia 1762. Maria Theresia schuf zur Bekämpfung der Unsittlichkeit eine Keuschheits kommission.
Porträt Maria Theresias als Witwe. Nach dem Tod ihres Gat ten Franz Stephan, 1765, trägt sie nur noch schwarz.
stecke mit frischen Blumen ein, denn der künstliche Tafelschmuck aus Zuckerwerk und Marzipan war ihr zu teuer. Es wurde übrigens noch vorwiegend mit den Fingern gegessen. Der Gebrauch der Gabel setzte sich im 18. Jahrhundert erst langsam durch. Nachdem die Außendarstellung des Hofes schlecht war, engagierte die Kaiserin einen Berater, der sie in ein enges Stundenkorsett zwang, das sie diszipliniert durchzog. Sie zeigte sich nun in der Öffentlichkeit strahlend schön, charmant, optimistisch und pflegte ihr Image als unglückliches Opfer der europäischen Aggressoren, vor allem ihres Gegenspielers, Friedrich des Großen. Damit gewann sie ihr Volk wieder zurück, das sich von ihr ab-
gewendet hatte. Der Preußenkönig zwang sie 1756 zum 7-jährigen Krieg, der zu den blutigsten Gemetzeln der Geschichte mit Millionen Toten führte. Sie verlor diesen Krieg und war fast am Rande der Pleite, sodass 1758 sogar ihre Juwelen verpfändet wurden. Trotzdem hatte Friedrich der Große Respekt vor ihr und sagte über Maria Theresia nach ihrem Tod, dass „Österreich endlich mal einen Mann an der Spitze hatte und dann war das eine Frau“. Maria Theresia leitete eine grundlegende Verwaltungsreform ein. So mussten nun der Adel und die Kirche erstmals Steuern zahlen, die Steuerverwaltung ging an den Staat über und den „Schmieralia“, dem Schmiergeld, ging es an den Kragen. Sonderrechte für Adel und Kir-
104 che wurden abgeschafft und bürgerliche Akademiker erhielten Beamtenposten. Durch diese Maßnahmen stiegen die Einnahmen des Staates, Schulden konnten getilgt werden, die Bauern wurden besser gestellt, die Bevölkerung wuchs und die Wirtschaft blühte auf. 1774 führte sie die allgemeine Schulpflicht vom 6. – 12. Lebensjahr verpflichtend an staatlich geführten Schulen ein. 1765 starb ihr geliebter Ehemann Franz Stephan, ab da trug sie nur noch schwarz und verschenkte ihren Schmuck an ihre Töchter. Ihr Sohn Joseph II. trat nun die Nachfolge seines Vaters als Mitregent seiner Mutter an. Doch sie verstanden sich nicht besonders gut. Maria Theresia war eine gläubige Frau des Barock und Joseph ein Mann der Aufklärung. Er wollte zwar dem Volk dienen und fühlte sich für das Wohl seines Volkes verantwortlich. Sein Leitspruch lautete aber „Alles für das Volk, nichts durch das Volk“. Denn nach seinem Verständnis wusste nur er, was gut für seine Untertanen war. Dabei ging er ohne Rücksicht gegen andere vor, war eigensinnig und zynisch und das entzweite ihn und seine Mutter. Seine unbeliebteste Reform war das Gesetz zur Beerdigung. Die Menschen sollten nicht im Sarg, sondern in weißen Tüchern begraben werden. So wurden die sterblichen Überreste in Leintücher gewickelt im Sarg zum Friedhof gebracht. Dort wurde mit einem Ruck der Boden des Sarges geöffnet und die Leiche fiel ins Grab. Das war schließlich so unbeliebt, dass er diese Reform wieder zurücknehmen musste. Auch bei den Grabmälern der Habsburger in der Kapuzinergruft in Wien kann man die unterschiedlichen Einstellungen von Mutter und Sohn gut erkennen. Das Grabmal von Maria Theresia und Franz Stephan wurde nach beider Vorstellungen sehr prächtig barock und bildreich gestaltet. Das von Joseph daneben ist einfach und unscheinbar.
Rückblick Maria Theresia hat für uns „Schwowe“ eine herausragende Bedeutung. Sie wollte das Banat wieder besiedeln, denn seit 1683 hat das Kaiserreich fast durchgehend Krieg gegen die Türken geführt und dabei durch Prinz Eugen weite Landstriche des Balkan, auch das Banat erobert. Die ursprüngliche Bevölkerung war dezimiert oder vertrieben. Das Banat war groß und leer. Deshalb begann 1722 die staatliche Wiederbevölkerung des Banats. Dazu wollte die Kaiserin aus dem katholischen Teil Deutschlands Neusiedler ins Banat locken. Mit Geld versuchte man die Menschen davon zu überzeugen, dass im Banat ein besseres Leben auf sie wartete. Dabei ist der Konkurrenzkampf beim Werben um Neuansiedler nicht zu vernachlässigen, denn die britischen Kolonien und später die Vereinigten Staaten und auch Katharina die Große aus Russland brauchten neue Siedler für ihre großen Reiche. Die meisten der rund 150.000 Siedler, die sich zwischen 1692 und 1786 auf den Ulmer Schachteln auf den Weg ins Banat machten, waren die Zweit- oder Drittgeborenen aus ärmeren Bauernfamilien, die ohne Besitz und Kapital wenig Chancen in ihrer Heimat sahen. Sie bekamen Handgeld, kostenlose Reisen und Steuererleichterungen. Doch noch fand man nicht genügend neue Siedler für das riesige Gebiet. So kommt es zwischen 1744 und 1768 immer wieder zum sogenannten „Temeschwarer Wasserschub“. Bei diesen Aktionen wurden „Landstreicher, liederliche Weibspersonen, Wilderer und aufsässige Bauern“ aus Wien ins Banat verfrachtet, da in den Augen Maria Theresias Wien von solchen unerwünschten Personen befreit werden sollte. Und das Banat als Deportationsziel sollte als Abschreckung für solche Personen dienen. Doch kaum einer siedelte sich wirklich an, die meisten kehrten illegal wieder nach Wien zurück.
Rückblick Auch ihr Sohn Joseph II. kümmerte sich um das Banat. Auf einer Inspektionsreise Josephs II. durch das Banat stellte er zahlreiche Missstände fest. Die Folge war eine Regelungswut, die das Banat fest im Griff hatte. Es gab genaue Vorgaben, wie Straßen und Dörfer zu errichten waren und auch, dass die Sümpfe trockengelegt werden mussten. Die Erfolge sollten sich erst Generationen später einstellen. Aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Banat dann als die Kornkammer des Habsburgerreiches galt, stammt der Spruch: „Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“. Was bleibt von Maria Theresia? Durch drei große Kriege wurden zwar weite Teile des Landes verwüstet, aber auch wieder mit viel Mühe aufgebaut. Sie schob große Reformen an, darunter die Einführung der Schulpflicht und die Abschaffung der Folter. Schönbrunn, ihr Lieblingsort, wird zu einem der schönsten Schlösser der Welt, ein Rokoko-Gesamtkunstwerk. Als sie am 29. November 1780 gestorben war, hinterließ sie 16 Kinder, von denen 12 das Erwachsenenalter erreicht hatten. Durch ihre erfolgreiche Heiratspolitik hatte sie Österreich großen Einfluss in vielen Ländern Europas verschafft, so waren 7 ihrer Kinder selbst Regenten oder die Ehefrauen von Regenten. Dadurch hatte sie der Habsburg-Lothringischen Dynastie ermöglicht, ihre politische Stellung in Europa auszubauen, mit Folgen weit in das 19. Jahrhundert hinein. Man nannte sie auch die Schwiegermutter Europas. Selbst als ihre Kinder schon erwachsen waren, kontrollierte sie noch immer deren Leben. Sie schrieb an ihre Kinder tausende von Briefen, in denen sie sie beriet, maßregelte und genaue Lebensanweisungen gab. Sie reiste nie zu ihren Kindern, die ja verstreut über Europa lebten. Die Kinder mussten zu ihr kommen. Viele ihrer Enkelkinder kannte sie überhaupt nicht.
105
Die Maria-Theresia-Gruft in der Kapuzinergruft in Wien. Im Bild der Doppelsarkophag des Kaiserpaars Maria There sia (1717-1780) und Franz I. (1708-1765). Und zu guter Letzt hat sie auch Einfluss auf mein Leben genommen. Denn durch ihre Ansiedlungspolitik im Banat haben sich meine Vorfahren aus der Pfalz, dem Niederrhein, Bayern und wahrscheinlich dem Elsass auf den Weg in eine ungewisse Zukunft gemacht. Sie waren erfolgreich in ihrer Ansiedlung, haben viel durchgemacht und wahrscheinlich unglaublich viel gearbeitet, um ihre Familien durchzubringen und ihnen eine Zukunft zu ermöglichen. Durch sie bin ich das geworden, was ich heute bin: eine Banater Schwäbin, die heute in Franken lebt und dankbar für zwei Identitäten ist, eine schwowische und eine fränkische. Was wäre ich ohne die „Billeder Sproch, wo et so vill scheene Werter gefft, ohne das Esse, wie de gfillte Paprika, Krumbiere und Nuddle, Juvetsch , Blechkrumbiere, Saueresse, Schmorre, Krembitte, Owekrappe und noch vill mee“. Deshalb feiere ich heuer den 300. Geburtstag der Kaiserin und rufe „Vivat Maria Theresia“. Ach ja, habe ich übrigens erwähnt, dass meine Mutter Maria heißt und meine Oma Theresia hieß?
106
Rückblick
Großes Kino in der Gemeinde Vom Stummfilm zum Farbfilm (1919-1989)
Josef Herbst
D
ie ersten Versuche, Stummfilme in Billed vorzuführen, wurden bereits bald nach dem Ersten Weltkrieg unternommen. Es zogen einige Wanderkinos durch Billed und spielten ihre Stummfilme in den Wirtshäusern ab, die entsprechende Säle hatten. Die Begleitmusik lieferten Ziehharmonikaspieler aus dem Ort. Die Wanderkinos nannten sich Kinematographen, nach einer Prägung des französischen Bruderpaares Lumiere, die in der Filmgeschichte eine bedeutende Rolle spielten. In Deutsch hat sich das Wort Kino durchgesetzt. Die Bedeutung des Films hat auch der Billeder Landsmann Michael Titel, Haus Nr. 241, erkannt. Er war Mechaniker und hatte eine Benzinmotor-betriebene Brennholz-Schneidemaschine, auf die er auch einen Dynamo montieren konnte. Filmapparatur ließ er sich aus Deutschland bringen und spielte so seine Filme sonntags im Nothum-Gasthaus Nr. 294. Den ersten Tonfilm „Der Untergang der Titanic“ gab es in Billed 1932. Wegen des großen Andrangs musste der Film im Großen-Wirtshaus-Saal einige Male vorgeführt werden. 1938 ließ die Familie Unger (Stefan, geb. 1904 in Wariasch und Elisabeth, geb. Bier 1901 in Großdorf ) auf dem Grundstück Nr. 419 in Billed von der Firma Johann Plennert einen Kinosaal mit einem großen Innenbalkon errichten: 250 Quadratmeter für 400 Sitzplätze und Balkon. Vorn, nahe bei der Leinwand wurden noch Bänke für die Kinder gestellt. Auf der rechten Saalseite waren drei große Türen zum Verlassen des Saales und für die kalte Jahreszeit zwei große
Kachelöfen, die von außen beheizt wurden. Die Stühle konnten gestapelt und so der Raum als moderner Sportoder Tanzsaal genutzt werden. Der ansehnliche Balkon war mit Klappstühlen bestückt und hatte 101 Plätze: Die ersten Reihen waren von der Orts-Prominenz mit Dauerkarten belegt, die hinteren Reihen waren beliebte Kuschel-Plätze für Jungverliebte. Der Saaleingang war über dem Haus-Korridor als vierte Tür. Vetter Stefi, wie der Eigentümer genannt wurde, war gelernter Konditor und hatte eine gutgehende Feinbäckerei, dazu ein Wirtshaus mit Nebenräumlichkeiten. Der Film-Kartenverkauf erfolgte durch ein Fenster des an die Wirtsstube angebauten Raumes. Im Sommer wurden in dem großen Hof, in den man von außen nicht sehen konnte, Tische und Stühle aufgestellt. Nach den Filmvorführungen oder bei Bedarf wurde das Tor zur Straße geöffnet; im Hinterhof gab es für die warme Jahreszeit noch einen Eiskeller. Das Ehepaar war kinderlos, deshalb hatten sie Eva Stelzner, die Nichte von Wes Lissi aus Alexanderhausen, „angenommen“. Es gab die modernste 35 mm Tonfilmapparatur AEG aus Deutschland, der „Maschinenraum“ war am Giebel des Saales angebaut und durch eine Eisentreppe zu erreichen. Da die Filme sehr leicht entzündbar waren, gab es die nötigen Brandvorkehrungen. Den ersten Film im neuen Saal gab es zu Weihnachten am 25. Dezember 1938 und zwar „Rosen aus dem Süden“. Die Spieltage waren Donnerstag und Samstag,
Rückblick
107
Das Kinogebäude der Familie Unger mit 400 Sitzplätzen und Balkon auf 250 Quadratmetern, gebaut von der Fir ma Johann Plennert 1938. Foto 2016
an Sonn- und Feiertagen auch nachmittags, je nach Jahreszeit. Die ersten Filmvorführer waren der Elektriker Josef Haberehrn (39), der von AEG geschult wurde und bis zu seiner Einberufung zum Militär tätig war; anschließend der Elektriker Josef Wilhelm (707) und Gehilfe Hans Packi (156) bis zur Verstaatlichung. Vor und während des Krieges gab es ausschließlich deutsche und österreichische schwarz-weiß Filme wie z.B. „Die Nibelungen“, „Der blaue Engel“, „Die Frau im Mond“ u. a. Mit Hans Moser, Theo Lingen, Heinz Rüh-
mann. Vetter Stefi hatte gute Beziehungen zum Film-Verleih, sodass viele Filme früher in Billed gezeigt wurden als in Temeswar. Erster Farbfilm war „Die goldene Stadt“. Da außer Temeswar (1908) nur Großsanktnikolaus (1920), Hatzfeld (1922), Perjamosch sowie Lovrin (1920-1922) einen Kinosaal hatten – bestätigt durch Renate Done, Dr. Hans Dama, Josef Koch, Anton Enderle – kamen aus der nahen Umgebung sonntags nachmittags viele Zuschauer mit Pferd und Wagen, Fahrrädern oder mit dem Zug zu den Filmvorführungen nach Billed. Vetter Stefi war ein weitsichtiger, guter Geschäfts-
108
Rückblick
1
2 3
Rückblick
109
4
Abbildungen 1. An Peter und Paul 1943 wurde der Film „Die goldene Stadt“ vorgeführt. 2. Filmplakat-Ausschnitt „Die goldene Stadt“, der Film wurde als zweiter deu tscher Farbfilm gefeiert. 3. Eröffnung der Konditorei Unger 1938 4. Treffpunkt vor dem Kino und der „Steffi“-Kondi 1962 5. Elisabeth und Stefan Un ger an der Speiseeismaschi ne 1950 Fotos: Archiv Jakob Klein
5
110 mann. Er hatte mit dem gegenüber wohnenden Bauer Jakob Schmidt (jetziges Deutsche Forum) für die Sonntagnachmittag- oder Abendvorstellungen einen Vertrag, dass bei ihm im Hof die Gespanne der Besucher abgestellt werden konnten, weil die Gemeinde die Gespanne nicht auf der Straße haben wollte. Hans Wissens war beauftragt, auf die Pferde zu achten und nach der Abfahrt der Gespanne den Hof wieder sauber zu machen. Gegen den Lärm der Kinder imSaal sorgte sonntags der Gerichtsbeamte Peter Henger für Ordnung. Bei Vetter Stefi war durch die Kondi und das Wirtshaus ein beliebter Treffpnkt der Jugend, auch die erste Nachkriegs-Kirchweih wurde im Saal abgehalten und bis zur Enteignung viele Tanzveranstaltungen. Sozial eingestellt war er auch und hat vielen Familien - auch Bessarabien-Flüchtlingen - Einkommen und Brot gesichert. Durch die Enteignung musste die Familie am 3. November 1948 das Anwesen verlassen und zog zu Katharina Lahni (427), nach dem Tode des Ehepaares Dr. Szentirmay (351) in deren Haus, wo sie wieder eine Wirtsstube eröffnete, dann wurden sie 1951 in den Baragan verschleppt. Nach der Rückkehr heirateten Evi und Jakob Klein (169). Und wieder wurden Veranstaltungen in Vetter Stefis Kinosaal verlegt, weil russische Soldaten, während die Front durchzog, ihre Pferde im Großenwirtshaus-Saal untergebracht und im nächsten Winter durchziehende Schäfer den Saal für ihre Schafe gepachtet hatten. Dadurch war der Parkettboden total ruiniert und musste nach einigen Jahren entfernt und durch einen Bretterboden ersetzt werden. Nach der Wende wurde der Saal restauriert, der Fußboden mit Mosaiksteinen ausgelegt und das Dach erneuert. In den 50 Jahren bis zur Wende spielte man meist rumänische und russische Filme oder Filme aus anderen
Rückblick Ländern mit rumänischen Untertiteln. Die Billeder FilmApparatur wurde nach der Verstaatlichung ins Temeswarer Capitol-Kino gebracht. Der erste deutschsprachige Film nach dem Krieg – in den 60er Jahren - war der Zirkusfilm „Akrobat Schön“. Film-Vorführer (Operateur) war Josef Pfeifer (276), bis er in den 70er Jahren geistig erkrankte. Es gab mehrere Kino-Direktoren, doch am längsten – bis zur Wende – war Anatolie Blanita (Eichert 616). Nach der Wende wurde das Kino geschlossen und das Anwesen an die Familie Klein rückerstattet. Zur Zeit ist in den Räumen der ehemaligen Gaststätte eine TierarztPraxis, in der Wohnung eine Famlie aus der Niederlande, die in Billed Feld erworben hat und Landwirtschaft betreibt; der Kinosaal wird als Lagerraum genutzt. Unger Stefan und Elisabeth gelang 1970 die Ausreise nach Karlsruhe, wo Stefi 1973 und Elisabeth 1976 starben. Evi und Jakob Klein fanden 1989 mit Familie in Griesbach ihr neues Zuhause.
Abbildungen 1. Verwandte, Freunde und Bekannte der Familie Unger im September 1943. Eva Stelzner und Peter Uitz in der ersten Reihe von links; Elisabeth und Stefan Unger an dritter und vierter Stelle in der zweiten Reihe Einsender Margarethe Wilhelm 2. Josef Haberehrn, im Bild mit Ehefrau (39), war Elektri ker und der erste Filmvorführer, er wurde von der AEG ge schult. 3. Stefan und Elisabeth Unger mit Neffe Edmund 1961
Rückblick
111
1 2
3
112
Rückblick
Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation
Peter Krier
I
n den Biographien über Franz Ferch (1900-1981) wurden bisher dessen Bilder zur Deportation der Deutschen Rumäniens in die Sowjetunion nicht erwähnt. Erst 1995 konnten wir sein künstlerisch und historisch bedeutendes Bild „Heimkehr“ (99x79cm) oder auch „Kennscht mich net?“ in München ausstellen. Das Bild befindet sich in Privatbesitz und war nur einigen Personen bekannt. Vor kurzer Zeit ist nun eine passbildgroße Reproduktion eines weiteren Ferchbildes zum gleichen Thema aufgetaucht. Die 120x80 cm große Malerei stellt ebenfalls das in der Obhut der Großeltern verbliebene Kind dar. Ferch dokumentiert hier die Russlanddeportation aus der Perspektive der Zurückgebliebenen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sind die Großeltern selbst enteignet worden, wohnen häufig als Untermieter in ihren eigenen Häusern und bearbeiten zum Lebensunterhalt von ihnen gepachtete Felder. „Wann kommen Vater und Mutter“ hat der Maler das Bild benannt. Das barfüßige Kind hört die anrollende Eisenbahn und dringt auf eine Antwort am Arm der ausgemergelten Großmutter. Die kann der immer häufiger gestellten Frage der Heranwachsenden nicht länger beschwichtigend ausweichen, denn inzwischen ist Ungewissheit Gewissheit geworden. Ratlos, in sich gekehrt, stützt sie sich auf die Schubkarre, während der Großvater mit seinen Arbeitspranken ins Maishacken flüchtet. In der umgebenden Banater Landschaft sieht man am Horizont einen Zug mit Viehwaggons. In solchen sind im Januar 1945 alle Deutschen Rumäniens im Alter von 1830 Jahren bei Frauen sowie 17-45 Jahren bei Männern, etwa 70.000 bis 80.000 Personen, zur Zwangsarbeit in
Passbildgroße Reproduktion des verschollenen Bildes „Wann kommen Vater und Mutter“ die Sowjetunion deportiert worden. Erst nach 5 Jahren, viele hatten die Hoffnung bereits aufgegeben, durften die Überlebenden nach Hause. Da die meisten Männer der entsprechenden Jahrgänge, sofern sie den Krieg überlebt hatten, sich in Kriegsgefangenschaft befanden, fehlten den Kindern beide Eltern. Bei manchen fehlte auch ein Großelternteil oder beide, sie fanden Obdach bei Verwandten oder Bekannten. Das hatte erhebliche Auswirkungen auch auf ihre Zukunft. Es ist keine allzu gewagte Annahme, dass diese beiden Bilder zu einem Zyklus gehören, zu dem noch ein drittes Bild, ein Abschiedsbild der Mutter vom Kleinkind beim Abtransport der Deportierten, gehört. Dies sind bedeutende Dokumentationen unserer Geschichte. Wem ist eine Malerei von Franz Ferch zum Thema der Deportation bekannt, wer kann irgend eine Auskunft dazu geben?
Rückblick
„Kennscht mich net?“ von Franz Ferch Öl auf Leinwand, 99x79cm Im Mittelpunkt des Bildes steht das während der Russ landverschleppung der Mutter in der Obhut der Großeltern
113
verbliebene Mädchen, das vor der ihm unbekannten Mut ter zurückweicht. Hier entladen sich in 5 Jahren Deporta tion aufgestautes Leiden und Hoffen. Die Szene hat sich in den Banater Ortschaften tausendemal abgespielt.
114
Rückblick
Südwestdeutsche Rückwanderer
aus Ungarn, dem Temeswarer Banat und Siebenbürgen im 18. und 19. Jahrhundert nachgelesen von Elisabeth Martini
S
achsen, Schwaben, Zipser, Landler sind Bezeichnungen von deutschen Gruppen, die zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert aus dem Südwesten nach Rumänien ausgewandert sind, meist aus wirtschaftlichen Gründen oder unter sozialem Druck. Vor allem die landarme Bevölkerung wählte als Auswanderungsroute die Donau. Den Auswanderungswilligen des 18. Jahrhunderts wurde von Werbern versprochen, dass sie in Gegenden angesiedelt werden, wo es ihnen nicht an frischem Wasser, noch an Fruchtbarkeit der Erde mangeln sollte, nicht an Äckern und Wiesen, Wald und Weingärten, unentgeltlichem Grund, so viel sie bearbeiten könnten. Was natürlich Illusion war, denn diese mussten erst die Sümpfe trockenlegen. Bis es so weit war, trank man verseuchtes Wasser und ging daran zugrunde. Die erste Zeit war somit vom Wunsch dominiert zu überleben, was aus vielen Briefen an die Daheimgebliebenen hervorgeht. „Von den vielen Leuten, die ins Banat gezogen sind, sind die meisten gestorben“, heißt es in einem Brief von 1818. Remigration, d.h. Rückwanderung, war meist eine unauffällige Erscheinung, wenig erforscht, weitgehend unterschätzt. Jedenfalls gestaltete sich die Rückkehr für all die, die ihr Zielgebiet nicht als versprochenes Paradies, sondern als Höllenort sahen und die sich - aus welchen Gründen auch immer – nicht anpassen konnten, äußerst schwierig. Nach 1712 nahm die Migrationsbewegung im schwäbischen Oberland Massencharakter an, sodass man von höchster Stelle auf jede Weise den Wegzug nach Ungarn verhindern wollte, Versprechungen fruchteten wenig. Leider hatte die Anfangsaktion von Graf Karolyi große
Defizite: Es fehlten infrastrukturelle und organisatorische Voraussetzungen für eine derartige Einwanderungswelle. Viele starben unterwegs, einige Hundert begaben sich auf den Rückweg, indem sie in elendem Zustand „bettelnd nach Hause zogen“. Manche wurden wegen unerlaubter Auswanderung verhaftet. Rückwandererberichte und Ulmer Ratsprotokolle sollten durch Gräuelberichte abschreckende Wirkung haben, von der Auswanderung abhalten. So traf der Ulmer Stadtrat epidemiologische Maßnahmen zur Aufnahme und Verpflegung der Rückkehrer, damit diese „nicht dem armen Landmann auf den Hals kommen und beschwerliche Krankheiten in das Land bringen“. Aus Angst vor Ansteckung wurden die Kranken zu hunderten auf Schiffen heraufgeführt, die Gesunden auf dem Landweg in ihre Heimatorte geschickt. 200 schwäbische Auswanderer kamen im Januar 1713 zurück, danach ebbte die Rückwanderwelle ab. „Sollten kranke Menschen die Stadt Ulm betreten haben, sei ihnen der Zutritt nach Schwaben nicht gestattet.“ Stromaufwärts war die Weiterfahrt mühsam, doch jeder wollte sich der Rückwanderer so schnell wie möglich entledigen. So ging die Neuburger Regierung unnachgiebig gegen Rückwanderer vor mit der Begründung der „Seuchenabwehr und anderer Schädlichkeiten“, diese sollten nicht mehr ins Land gelassen und abgeschoben werden. Auch Regensburg und Lauingen verweigerten 600 von Wien donauaufwärts kommenden Schwaben ihre Stadt. Neuburg erließ, dass die Schiffinsassen in keine Stadt, kein Dorf, kein Haus eingelassen wurden; notdürftige
Rückblick Verpflegung wurde gesichert. Der Stadtverwaltung war es somit verboten, Rückkehrer aufzunehmen. Anfang Januar 1714 erteilte der Geheime Rat Neuburg den Befehl, dass die nach Ungarn abgehen wollenden Schwaben nicht mehr passieren dürfen, abgehalten und nötigenfalls mit Gewalt zurückgeschafft werden. Heimkehrende Auswanderer sollten weder als Bürger, noch als Hintersassen (zinspflichtige Kleinbauern) in ihre Heimatorte zurückgelassen werden, außer sie brachten genügend Geld zurück oder hatten es zurückgelassen, um ohne öffentliche Unterstützung zu leben. Straffrei blieben diejenigen, die ihren Grundbesitz nicht verkauft hatten, denn Reisen war kein Strafbestand. Wer arm und krank zurückkehrte, wurde rechtlich als Hintersasse oder Hirt herabgestuft. Man war nicht geneigt, gescheiterte Migranten wieder aufzunehmen, „weil hiesige Stadt und Herrschaft kein Taubenhaus sei“. Erst 1718 griff der Staat entschiedener in das Kolonisationsgeschehen ein und lenkte es in sichere Bahnen. Die 1722 von Claudius Florimund Graf von Mercy im Temeswarer Banat eingeleitete Besiedlung des ländlichen Raumes war eine staatlich gesteuerte Migration, daher erfolgreicher als die der ersten leopoldinischen und früh-karolinischen Zeit in Binnen-Ungarn. Nach dem Friedensschluss von Passarowitz 1718, durch den das Temeswarer Banat an das Haus Habsburg fiel, zogen zahlreiche bäuerliche Siedler und Handwerker aus dem Hochstift Speuer wie aus den Territorialstaaten am Rhein und an der Mosel in dieses Gebiet. Die schwäbischen Gebiete waren an der frühen Ansiedlung des Banats weniger beteiligt. Das lag zum Teil an der abschreckenden Nachwirkung der Rückwanderer-Katastrophe von 1712 und den zu überwindenden Hindernissen: Entlassung aus der Leibeigenschaft (Manumissionstaxe),
115 Vermögenssteuer, Ausnahmeattest – aus Angst vor der „Bettler- und Vagabunden-Schwemme“ durch mittellose Rückkehrer. Dabei war man gar nicht so unmodern: „Armut dürfe weder exportiert noch importiert werden!“ Um der Auswanderung Einhalt zu gebieten, bestimmte eine 1755 eingeführte Vorbehaltsklausel in den Entlassungsscheinen Wegziehender, dass ein Entlassener aus der Leibeigenschaft im Falle einer Rückkehr wieder in die Leibeigenschaft zurückfällt. In der Praxis verlief es differenzierter. Das Banat bot Vorteile im Vergleich zu den PrivatGrundherrschaften. In der theresianischen Ansiedlung waren Emigranten aus österreichischen oder reichsunmittelbaren Territorien beim Wegzug ins Banat bis 1778 durch geringere Nachsteuer begünstigt, erhielten auch Reisekostenzuschuss. Dazu Haus, Hof, Acker und Wiese kostenlos; Vieh, Arbeitsgeräte und Verpflegung als Vorschuss und gegen Rückzahlung binnen 3 Jahren. Aus dieser Aussiedlungsphase gibt es nur wenige schriftliche Belege hinsichtlich der Rückkehrer. Jedoch kehrten 1760 Auswanderer nach einem Jahr zurück, ohne den Zielort erreicht zu haben; die meisten kamen nur bis Pressburg oder Ofen und mittellos zurück, fielen ihren Heimatorten zur Last, da sie sich trotz Warnungen auf Privat-Grundherrschaften niedergelassen hatten. Große Wirkung hatten jedoch die positiven Erzählungen der Rückwanderer. Mancherorts wurden die Rückwanderer aber auch deshalb nicht wiederaufgenommen, weil der Migrationsraum insgesamt nicht in schlechtem Licht erscheinen sollte. Manchmal geschah es, dass mit den Eltern nicht auch die Kinder bei der Auswanderung aus der Leibeigenschaft entlassen wurden und dann auch wieder mit allen Bürgerrechten zurückkehren konnten. Solang sie unverheiratet waren, behielten Kinder ihr Bürgerrecht und konnten auch zurückkehren; das Kin-
116 desvermögen wurde deshalb in Pflegschaft genommen, jedoch mit der Heirat verloren sie ihr Heimatrecht. Bei der Entlassung weniger bemittelter lediger Mädchen aus der Leibeigenschaft hatten diese keinen Anspruch auf Wiederaufnahme. Den Wankelmütigen, die schon den Manumissionsschein hatten und dann doch bleiben wollten, wurde Bleiberecht erteilt. 1767 hatten Hans Georg Spinner aus Kinzigtal und seine Frau „ihr halbes Häuserl“verkauft, um nach Ungarn zu ziehen. Am nächsten Tag bereuten sie die Entscheidung und machten den noch nicht amtlich genehmigtenVerkauf rückgängig. Zwei Jahre später wanderte die Familie mit vier Kindern doch ins Banat aus. Der Massenauswanderung von 1763 bis 1771 folgte eine Rückwanderungswelle, die 1771-1773 ihren Höhepunkt erreichte, wobei viele Heimkehrer vom Einwanderungsverbot nach Ungarn und dem Banat auf dem Reiseweg betroffen waren. Die Rückkehrer nach Haigerloch-Wehrstein 1772 erhielten nur einige Wochen Aufenthaltsfrist, andere sogar nur zwei Wochen, sie wurden „ausgeschafft“, was heute abgeschoben heißt. Viele kamen nach 1-2 Jahren im Banat zurück, nur wenige durften bleiben und ihre Wiedereingliederung war meist schwierig, oft erfolgte eine erneute Auswanderung ins Banat. 1791 ist der Zimmermann Jakob Heinrich Binder aus Holzgerlingen als württembergischer Auswanderer mit Frau und vier Kindern ins Banat gezogen, in der Hoffnung auf bessere Berufschancen und aus Kriegsangst im deutschen Südwesten. Nach zwanzig Wochen kam er zurück, nachdem er Frau und zwei Kinder durch den Tod verloren hatte. Bald darauf wurde er von einem Baum erschlagen und seine zwei Söhne kamen 1793 ins Stuttgarter Waisenhaus, wo sie eine Handwerkerausbildung erhielten.
Rückblick Peter Lehemann kam nach 26 Jahren mit Weib und Kind zurück, doch aus der Rückwanderung wurde eine Weiterwanderung, was nach 1817 mehrfach anzutreffen ist. Oft ist nicht erkennbar, ob abziehende Banat-Ansiedler in ihre alte Heimat zurückkehrten oder in andere Orte oder Staaten weiterzogen. 1805 war man aufgrund des Rückkehrerverbots so unnachgiebig, dass selbst dann das Ortsbürgerrecht verweigert wurde, wenn die Orts-Ansässigen zur Wiederaufnahme der Abgewanderten bereit waren. Die baden-durlachische Obrigkeit war Rückkehrern gegenüber allgemein wohlwollend eingestellt, eher aus kalkuliertem Interesse: Hartes Vorgehen gegen Heimkehrer hätte dem Auswanderungsgeschäft geschadet. Eine bestimmte Vermögensgrundlage war erforderlich, damit die Rückkehrer nicht vollständig der Gemeinde zur Last fielen. Wer bettelarm zurückkehrte, erhielt nur befristeten Aufenthalt. Hungersnot und Teuerung, allgemeine Missstände verursachten zu Beginn des 19. Jahrhunderts den großen Auswanderungsschub nach Russland, ein Teil davon entschied sich schon in Wien, Pest, Semlin oder Orschowa für das Banat. Doch ihren Traum vom ersehnten Landbesitz mussten sie aufgeben, da sie nur die Lücken in meist nicht-deutschen Orten füllen konnten. Reichhaltiges Aktenmaterial des beginnenden 19. Jhd. liefert detaillierte Beschreibung von Aus- und Rückwanderung. So gab Andreas Rappan an, mit Weib und Kindern in Ungarn gewesen zu sein, in „Sattelhausen, 2 Stund von Demmisschwal“, wo er nichts besessen und im Hauszins über Winter war. Weib und Kinder sind dort gestorben, der Pfarrer habe ihm keinen Todesschein ausgestellt, sie aber im „Todenbuch“ eingeschrieben. Geblieben ist er nicht, weil er trotz Suchens keinen „blaz“ bekommen habe. Ähnlich erging es Friedrich Horber in „Sattelhausen“, der die ganze Zeit krank war „an Fieber“ und mit Fami-
Rückblick
Siedler-Treck, Ölgemälde von Stefan Jäger lie, aber mit leerer Hand zurückkam, wobei ihnen auch ein Kind abhanden kam. Manchmal wurden Kinder absichtlich bei Verwandten, kinderlosen Ehepaaren als Dienstknechte oder -mägde zurückgelassen, was zwar eine Straftat war, gewöhnlich aber behördlich nicht weiter verfolgt wurde. „Wann er ein Arbeitsammer Bürger gewesen wäre, so wäre Er nicht ausgewandert.“ „Die ganze Familie hätt der Comun zur Last anheim, dann mit seinen Hand Arbeit kann er sich nicht ernähren.“ 1817 setzte eine umfangreiche Rückwanderung von Amerika-Auswanderern ein und es erfolgte eine Aufweichung der harten Bestimmungen zur Aufnahme der Heimkehrer – eine Bresche in die vorherige grundsätzliche Remigrantenfeindlichkeit. Außerdem war im Vergleich zur großen
117
Rückwanderung von 1712-1713 die von 1817-1818 geringer durch die Vervollkommnung des Ansiedlungssystems und die veränderten sozio-ökonomischenVoraussetzungen in den Zielgebieten. Fallbeispiele von Rückwanderer- und Erbschaftsakten belegen in ihrem Zusammenspiel eine Art „quantitativer Auswanderungsbiografie“, doch dabei weisen Auswanderer und Rückwanderer oft ganz unterschiedliche Entwicklungen und Lebensschicksale auf. Bibliografie: „Vom deutschen Südwesten in das Banat und nach Siebenbürgen“ Herausgegeben von Annemarie Röder -Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Hauses der Hei mat des Landes Baden-Württemberg Stuttgart: Haus der Heimat 2002
118
Rückblick
Paprika und Tomaten der Familie Gilde, die wie zahlreiche ausgewanderte Billeder in ihren Schrebergärten auch weiter hin Gemüse für ihren Eigenbedarf kultivieret.
Die Billeder Paprikabauern
Kleinerzeuger im Kommunismus Elisabeth Martini, Barbara Gilde, Elisabeth Hehn u.v.m
D
as Jahr 1945 und damit die Enteignung des Bodens und aller dazugehörigen Mittel brachte den deutschen Bauer in Billed in Existenznot, er musste einen Ausweg finden, eine neue Lebensbasis. Zwar glaubte man immer noch an den Boden, der gab, wenn man ihn entsprechend bearbeitete. Und das war schließlich die Lösung: Die den Boden durch die Reform bekamen, hatten keine Lust, sich auf dem Feld abzuschinden und verpachteten lieber als selbst zu arbeiten.
So kam es dazu, dass bald von den Kneeser Rumänen im „Ritt“ Feld gepachtet wurde, um Paprika-Bau zu betreiben. Man hatte zwar wenig Erfahrung diesbezüglich, aber in der Not sucht man einen Ausweg. Dabei war man anfangs überzeugt, dass das Gemüse nur an einem Wasser gedeiht, so am Jergraben, von den Billedern als Marosch bezeichnet. Deshalb auch der Nachteil, dass man lange Wege auf sich nehmen musste, so z.B. mit unseren kleinen Schimmeln brauchten meine Eltern je eine Stunde hin und zurück.
Rückblick Angeblich war Anna Braun (Jost) die Erste, die es gewagt hat, in Billed Paprika zu bauen, von der sich dann auch mein Vater - Hans Frick – von der aussichtsvollen Arbeit überzeugen ließ und auch andere überzeugte. (Siehe Liste) Es war eine mühevolle Arbeit von Februar bis November und nicht besonders erträglich. Aber die Billeder waren nicht nur fleißig, sondern auch zäh, gaben nicht auf, auch wenn durch Starkregen ihre Arbeit unter Wasser gesetzt oder durch Hagelschlag (1951) vernichtet wurde. Der / die Paprika (auch Paprikaschote) – ein Nachtschattengewächs mit länglicher oder rundlicher, hohler Form, verschiedener Farbe (grün, gelb, rot) wird als Gemüse roh, gegart oder für den Winter konserviert konsumiert. Die Billeder haben sich im Laufe der Jahre ihre eigene Sorte gezüchtet: hellgrün-gelblich, dick im Fruchtfleisch und wohlschmeckend. Dafür wurden die schönsten Exemplare reifen gelassen, der Samen zum Trocknen entfernt und das rote Fruchtfleisch selbst konsumiert oder zum Verkauf angeboten. Im Februar begann die Arbeit mit dem Mistbeetmachen (Kutschemache): Frischer Pferdemist so aufgeschichtet, dass man von beiden Seiten bis zur Mitte reichen konnte. Angefeucht, erwärmte der Mist die Erdschichte darüber, in die die Samen schön verteilt gelegt wurden. Ein Bretterrahmen ermöglichte das Abdecken mit gerahmtem Glas und zusätzlich mit einem Rohrgeflecht (Tacke) gegen Reif und zu starke Sonneneinstrahlung. Das Sprießen und Wachsen der Pflänzchen musste genau überwacht werden, damit es ihnen nicht zu kalt oder zu heiß war, damit sie nicht „schnoke“ (lang und dünn), sondern „stämmig“ werden. Anfangs wurden ab 1. Mai diese direkt in den Acker gepflanzt, mit dem Risiko, dass der Frost sie schädigt. Die Ernte begann deshalb relativ spät und wurde wagenwei-
119 se nach Temeswar gebracht und recht billig sackweise an Zwischenhändler verkauft. Als Kind hat man mich auch einmal mitgenommen auf dem Schotterweg, der mit Unterbrechung an der „Csarda“ 8 Stunden (der Schimmel wegen) dauerte und so um 4-5 Uhr in der Josefstadt endete. Vielleicht ging‘s dann auf dem Rückweg ohne Ladung etwas flotter. Mit der Zeit erkannte man, dass durch das Pikieren der jungen Pflänzchen (mit 4-6 Blättern) die Erntezeit der Schoten vorverlegt werden konnte und dadurch das Einkommen gesteigert wurde. Das frühe Produkt brachte das Geld. Deshalb später auch der Einsatz von Nährtöpfen, die mit handwerklich angefertigten Pressen aus verrottetem Mist und Erde selbst hergestellt wurden. Das Auspflanzen unterbrach die Entwicklung der Pflanze kaum und beschleunigte die Ernte. Da Paprika viel Wasser braucht, um schöne Früchte zu liefern, muss entsprechend viel bewässert werden. Anfangs geschah das mit Göppel und Löffelrad, betrieben von je einem Pferd, das stundenlang im Kreis ging, dabei ermüdete und angetrieben werden musste. Auch der Treiber – oft Kinder – wurde müde, schwindlig. Manche ließen sich erfinderisch auf dem Göppel einen Sitz anbringen, überwachten von oben das Pferd. Das Wasser wurde durch untiefe Gräben in die Reihen geleitet, wobei man aufpassen musste, dass es keine Maulwurfslöcher gab, die das Wasser nutzlos verschwinden ließen. Ab 1957 wurde der Paprika-Bau vom Feld in die Hausgärten verlegt, obwohl man anfangs große Bedenken hatte und manche Billeder es erst versuchsweise auf kleinen Flächen taten. Der Erfolg war überzeugend und die Flächen wurden immer größer.
120
Rückblick
3 1
2
Rückblick
121
4
Abbildungen 1. Mit Rohrmatte (Tacke) abgedeckte Mistbeete (Kutsche) ge gen Reif und zu starke Sonneneinstrahlung. Mit Laubsten geln um die Mistbeete herum konnten gewiefte Bauern auch das unmittelbare Mikroklima beeinflussen. 2. Durch das Pikieren der jungen Pflänzchen mit 4-6 Blät tern wird die Erntezeit der Schoten vorverlegt, denn auf dem Markt werden die besten Preise mit frühem Gemüse erzielt.
3. „Paprikaplantage“ der Familie Josef Horbert (66). Ne benberuflich kultivieren, ernten und vermarkten sie die Schotenfrüchte von 2.000-3.000 Pflanzen. 4. Bewässerung der stets durstigen Pflanzen mittels „Geppel“Technik bei der Familie Klein 1963. Die Wasserleitung be steht aus Ofenrohren aus den genossenschaftlichen Konsumlä den. Von links: Hans Klein, Friedrich Schaljo, Anna Klein, geb. Schaljo. Eins.: Hans Klein
122
Rückblick
1
Man hat dann das Wasser aus 6-12 m tiefen Brunnen mit Kettenpumpen genutzt und später elektrisch betriebene Kreiselpumpen, was die Arbeit viel erleichterte. Brachte man am Anfang selbst mit eigenem Gespann die Paprika-Säcke nach Temeswar, so überließ man später den Transport der Bahn: Abends wurden die Säcke im Lagerraum derselben abgegeben und am Morgen dem Frühzug übergeben. In Temeswar übernahmen Leute mit Handwagen den Transport zum Markt. Später übernahmen Billeder Fuhrleute diese Aufgabe, was die Sache viel erleichterte. Auch die Nachbardörfer wurden mit Gemüse beliefert. Als der Absatz in Temeswar wegen Überproduktion nicht mehr zufriedenstellend verlief, suchte man andere Märkte. So taten sich mehrere Paprikabauer zusammen, mieteten einen Güterwagon und brachten die PaprikaSäcke bis nach Craiova, wo diese an Zwischenhändler verkauft wurden. Auch nach Reschitza und anderen Städten wurde geliefert, man war stets auf der Suche... Mit der Zeit boten die Billeder „Fratschler/innnen“ nicht
2
nur Paprika, sondern auch Tomaten, Auberginen, Möhren, Petersilie, Sellerie, Bohnen, Erbsen, einige sogar dünne Nudeln an. War der Paprika-Bau anfangs – in der Nachkriegszeit - für Familien der Haupterwerb, so wurde er mit der Zeit ein Nebenerwerb, forderte jedoch den Einsatz der ganzen Familie. Das große Risiko war die Natur. Frost und Hagel konnten die Arbeit von Monaten zunichte machen. Dagegen wehrten sich in den 70er Jahren einige Billeder durch die Errichtung von Gewächshäusern. Wie jeder Produzent mussten auch die Paprika-Bauern, um vermarkten zu dürfen, Steuern an die Gemeinde entrichten und erhielten ein „Certificat de producator“, das bei Kontrollen auf den Temeswarer Märkten verlangt wurde, weil man den Zwischenhändlern das Handwerk legen wollte. Auch gegenwärtig gibt es Billeder Paprika-Bauern, die das weiterführen, was die Enteigneten nach dem Krieg als neue Erwerbsmöglichkeit erkannten.
Rückblick
123 4
3
Abbildungen 1. „Plantage“ im Gewächshaus bei der Familie Martini im Hausgarten (375). Hier können die Schoten noch früher ge erntet werden. Die Gewächshäuser gab es nicht im Handel, sie wurden von den Kleinerzeugern, die dem kommunistischen Dogma ein Dorn im Auge waren, selbst zusammengebastelt. Hier ent falteten sich Improvisationstalent und Erfindungsgeist im Sozialismus am ehesten. 2. Josef Horbert (542) beim Sortieren der Ernte zur Vermark tung auf dem Temeswarer Obst- und Gemüssemarkt 1983. 3. Viorel David (187) in seinem Gewächshaus Ende Oktober 2014 zählt zu den Billedern, die sich noch heute mit dem Paprika-Anbau beschäftigen. 4. Josef Donawell aus Karlsruhe kultiviert nicht nur Paprika und Tomaten, er ist auf der Jagd nach Rekordergebnissen.
124
Haus-Nr. 1 7 26 32 38 39 41 44 47 49 49 66 70 72 73 77 78 80 85 88 91 93 95 116 118 123 124 129 137 152 169
Rückblick 125 Billeder Paprikabauer-Familien (die Liste wurde aus Erinnerungen erstellt und ist möglicherweise nicht vollständig) Name Vorname Haus-Nr. Name Vorname Pritz Josef 170 Herbst Maria Undis Nikolaus 170 Höchst Mathias Schackmann Josef 171 Steiner Hans Rosani/Neisz Katharina/Nikolaus 172 Schulz Franz Albrecht/Lauer Barbara/Thomas 174 Kilzer Peter Haberehrn (Hehn) Ilse 176 Wilhelm Hans Mann Jakob 183 Neiss Jakob Eichert Johann 193 Muhl Johann Bauer Nikolaus 204 Zachorecz Barbara Mumper Peter 211 Gimbel Wilhelm Mumper Philipp 223 Slavik Johann Horbert Josef 227 Slavik Valentin Krogloth Franz 229 Ortinau Johann Neumann Grete/Georg 230 Hehn Maria Pitzer Andreas 232 Bier/Mellinger Katharina Hehn/Csonti Peter/Adam 243 Hubert Josef Klein Jakob 250 Fuß Johann Tasch Peter 251 Slavik Mathias Franz Hans 285 Büchler Nikolaus Schiller Jakob 297 Gilde Jakob Flesch Nikolaus 304 Koch/Trendler Adam/Peter Mutter Michael 305 Machata Jakob Weiss Emma 310 Thöresz Peter Gehl Jakob 311 Slavik Nikolaus Gilde Friedrich 324 Herbst Hans Werhof/Wolz Peter/Richard 327 Muttar Johann Slavik /Schwarz Hans 334 Michels Hans Mann Hans 345 Lichtfuß/Pfersch Johann/Margaretha Neumann Johann 351 Hora Peter Zillich Nikolaus 352 Thöresz Nikolaus Klein Jakob 375 Martini Jakob
Rückblick Haus-Nr. 382 388 390 398 398 400 403 403 408 426 431 437 439 442 443 459 460 461 462 467 468 470 471 478 480 481 482 485 487 488 505 513
125 Name Muttar Gagstädter Margan Mann Mann Gilde Zamosteanu Ballmann Ramacher Weber Weber Kreis Pilli Slavik Linster Szlavik Eichert Gilde Mann Rieder Slavik Schütz Rieder Braun Klein Kronberger Frank Gilde Zimmermann Rugel Hipp Hehn
Vorname Jakob Adam Liviu Katharina Johann Peter Traian Josef Johann Nikolaus Nikolaus Nikolaus Johann Peter Peter Franz Johann Nikolaus Peter Mathias Jakob Jakob Peter Jakob Hans/Nikolaus Michael Johann Jakob Katharina Anton Karl Peter
Haus-Nr. 520 540 542 544 548 550 551 552 562 563 563 566 567 573 575 615 617 666 697 708 719 768
Name Vorname Frank Johann Nikola/Lauer Anna Rothgerber Adam Mumper Jakob/Barbara Billinger Jakob Pritz Nikolaus Michels/Slavik Hans/Wendelin Deleanu Aurel Lenhardt Jakob Hehn Johann Mann Jakob Klein Franz Schmidt Johann Grosz Elisabetha Frick Johann Eichert Nikolaus Mager Johann Lay Hans Klein Peter Bojar/Bec Magdalena Scheplein Josef Russ Wendel Paprikabauer in Billed aktuell 75 Ladari Eugen 114 Simon Petru 187 David Viorel 337 Leustean Isabela 364 Popan Maria 625 Trifa Floare 670 Nevrincean Radu 795 Radu Sorin 959 Burdulea Niculai
126 Abbildung Katharina Zillich (Gräwersch Wes Kathi) erwarb in der Nachkriegszeit ihren Lebensunterhalt als Fuhrunterneh merin. Sie war die einzige Frau in diesem Geschäft im Ort und in ihrer dunklen schwäbischen Tracht auch in den Nach bargemeinden bekannt. Mit dem kurzen schwäbischen Pfer
Rückblick dewagen beförderte sie insbesondere Weizen von Privatleuten zu den Mühlen in den Nachbargemeinden Knees, Großjet scha und Kleinbetschkerek, und das Gemahlene wieder zu rück. Zusätzlich beschäftigte sie sich mit Paprika-Anbau und dessen Vertrieb in den Nachbargemeinden.
Rückblick
127
Abbildung „Gummiwagen“ der Transportun ternehmen von Josef Hubert (auf dem Wagen Josef Schackmann). In den 70er Jahren transportierten sie täglich mehrere hundert mit Paprikaschoten gefüllte Säcke der Billeder Paprikabauern. Ziel war hauptsächlich der 30 km entfernte Temeswarer Josefstädter Markt, der größte in der Region. Foto: Archiv Fam. Meinhardt
128
Rückblick
1 2
Erinnerungsfotos aus der alten Heimat von Josef Donawell (Haus Nr. 17), geb. 1941, wohnhaft in Karlsruhe Abbildungen 1. „Beifiehre“ (zusammentragen von Besteck, Getränken und Gerätschaften) mit dem Pferdewagen für eine Hochzeitsfeier in den 1970er Jahren 2. Haarschnitt in der Küche. Seit der Ansiedlung waren die Donawells „Balwierer“ 3. Viehhaltung als Selbstversorger 1983 4. Eigene Schweinehaltung 1983, Basis der Selbstversorgung auf dem Land im Kommunismus
Rückblick
3 4
129
130
Rückblick
40 Jahre in Deutschland
A
m 12. März 1977 kamen meine Oma, Lichtfusz Lissi, meine Mama, Lichtfusz Kathi, und ich, Erika Otto, mit dem Flugzeug in Frankfurt an. Wir wurden von Rotkreuzschwestern herzlich willkommen geheißen. Unter Tränen sagte meine Mama: „Jetzt sind wir in Deutschland.“ Wir waren sehr froh und dankbar, dass es endlich geklappt hat, nach vielen Schwierigkeiten. Am 4. März 1977 gab es in Rumänien ein starkes Erdbeben, vor allem in Bukarest. Bei Stärke 7 waren viele Häuser zerstört. Wir übernachteten eine Nacht in Bukarest. Am 10. März hieß es, Abschied nehmen von Billed. Viele Freunde, Verwandte und Nachbarn haben uns zum Bahnhof begleitet. Mit dem Zug fuhren wir nach Bukarest. Obwohl wir „gerne“ nach Deutschland wollten, war es damals sehr traurig. Es flossen viele Tränen. Ich musste auch Abschied nehmen von Freunden und Schulkameraden. Fast zwei Jahre zuvor hatten wir schon einmal die Ausreise geplant, doch es klappte nicht. Wir hatten schon fast alles verkauft. In der einen Kammer von meinem Elternhaus feierten meine Schulkameraden und ich einen fröhlichen Abschied. Wir tanzten und sangen. Bei dieser Gelegenheit bekam ich als Abschiedsgeschenk das Banater Wappen. Ich habe dieses Geschenk immer in Sicht aufgehängt, weil es mich immer an Billed erinnert. Das Schulfoto ist meine ehemalige 6. Klasse. Was ganz toll ist, auf der Rückseite hat jeder selber unterschrieben, auch einige Lehrer. Das Bild entstand am 15. 05.1973. Wir hatten eine gute Klassengemeinschaft. Es wäre schön, wenn alle beim nächsten Klassentreffen dabei sein könnten.
Erika Redinger (Otto)
Die Reisen nach Billed waren immer sehr schön. Wenn man älter wird, ist das Gefühl Heimat noch stärker. Beim letzten Besuch in Billed war ich in unserem ehemaligen Garten und nahm eine kleine Tüte Erde mit. Eine Handvoll Heimaterde. Mein Elternhaus war neben der alten Schule mit dem Handballplatz. Schade, dass es so heruntergekommen ausschaut. 40 Jahre in der neuen Heimat haben viel Neues und Gutes gebracht. Ich erlernte den Beruf als Friseurin, den ich noch ausübe und der mir viel Spaß macht. Meine Freizeit verbringe ich mit einigen Ehrenämtern, wobei Integration gut gelungen ist. Nächstes Jahr, 2018, bin ich mit meinem Mann Lothar 35 Jahre verheiratet. Unser Sohn Robert ist im Raum Karlsruhe zuhause. Ich bin dankbar, vor allem meiner Mutter, für diese neue Heimat, doch meine Wurzeln sind in Billed.
RĂźckblick
Die 6. Klasse der Billeder Allge meinbildenden Schule 1973
131
132
Hochzeitsanzug aus dem Jahr 1944 Inge Aigner mit dem aus edlem Stoff gefertigten Bräutigam anzug ihres Vaters, Jakob Thöress, für die Garderobe der Hei matausstellung. Nebenberuflich war Jakob Thöress Fotograf, er dokumentierte zahlreiche Aspekte der Baragandeporta
Rückblick
tion, die in dem Buch „Und über uns der blaue endlose Him mel“ von Wilhelm Weber veröffentlicht sind. Danach, bis zu seiner Auswanderung in die BRD, fotografierte er die Veran staltungen in der Gemeinde. (siehe Fotos links und auf der nächsten Seite)
Rückblick
Ernte- und Kirchweihfest 1968 Das Kirchweihfest wurde in den 60er Jahren mit dem Ern tefest verknüpft, das von der Kollektivwirtschaft, größter Ar beitgeber im Ort, organisiert wurde. Bevor die Musik spielt, werden von der Festtribüne Anspra chen hauptsächlich über die Errungenschaften des siegreichen
133
Kommunismus abgehalten. Am Rednerpult steht der Vorsit zende der Kollektivwirtschaft, mächtigste Person in der Ge meinde. Unter den Schaulustigen befinden sich auch Saison arbeiter in Arbeitskleidern, im Bild links unten, die zur ar beitsintensiven Maisernte aus anderen Landesteilen angereist sind. Foto: Jakob Thöress
134
Das Gemeindehaus in der Dorfmitte Aufnahme aus der Zeit vor der Elektrifizierung mit Hoch spannung. Heute sind sämtliche Dorfgassen mit unzähligen Strommasten aus Beton zugespickt. Foto aus den 1960er Jahren von Jakob Thöress
Rückblick
Rückblick
Bushaltestelle vor dem Gemeindehaus Personenbus auf der Strecke Temeswar-Großsanktnikolaus. Ansicht vom Gemeindehaus in der Dorfmitte in Richtung Bahngasse. Foto aus den 1960er Jahren von Jakob Thöress
135
136
Rückblick
Musikante seid net faul - die Inschtrumente ans Maul! 1970 erster Trachtenball seit 30 Jahren (Neuer Weg 03.02.1970)
Heinrich Lauer
D
er Mensch, selbst der Schwabe, hat es in dieser Welt nicht leicht. Da kommt einem beispielsweise so ein Trachtenball in die Quere, man hat an alles gedacht, war, bis nach Bakowa um eine Mädchentracht oder gar noch weiter um die Mädchentraube gefahren; hat dem Schneider noch ein paar hundert Knopflöcher zum Wochenende in Auftrag gegeben und stellt dann eine halbe Stunde vor dem Fest fest, dass der Rock nicht gerade so sitzen will, wie er soll, dass die geborgte oder aus der Familientruhe hervorgeholte Hose zu eng ist oder dass die Stiefel drücken. Aber beim Fest dann, beim Aufzug der Trachten - über ein halbes Hundert Paare sind es, und genau ein Dutzend Variationen aus Heide und Hecke, da geht ein Rauschen und Raunen durch den Saal, als vollziehe sich ein Wunder der Kultur. Und es ist ein wahrhaftiges. Selbst wenn wir es noch so oft sehen sollten, für das Schöne wird der Mensch offensichtlich nicht unempfindlich: er ist imstande, täglich einen Sonnenaufgang zu erleben. Es war nicht einzige Absicht der Billeder, die Trachten vorzuführen - obgleich gemäß dem organisatorischen Konzept der Veranstalter (Hans Pierre, Kulturheimdirektor Hans Schmidt, Lehrerin Eva Mager, Peter Krier und Wilhelm Weber) die einzelnen Ortstrachten bei Aufmarsch und Tanz im Gesamtbild und in gesonderten Bildern gezeigt werden. Die Blasmusik, Kapellmeister Michael Hirt, hatte dabei jeweils einen Marsch- und einen Walzermarathon zu blasen, und es erübrigt sich somit zu sagen, dass sie „net faul“ war und den rhetorisch als ernst gemeinten Zuspruch des zweiten Geldherrn Peter Krier „Musikante
seid net faul - die Inschtrumente ans Maul!“ beherzigte. Denn die Billeder wollten heut Abend „luschtich“ sein und die selten gefühlte Schwerkraft der Stiefel in der Polka erproben, die Frauen die wogende Walzerherrlichkeit von fünf rauschenden Röcken und Unterröcken. Dazu gab es eine Anzahl von Preisen zu gewinnen, darunter den nicht wenig attraktiven in der rosigen Person eines hoffnungsfrohen Ferkelchens, den die Redaktion des „Neuen Wegs“ für die am besten getanzte Polka gestiftet hatte. Auch die „Neue Banater Zeitung“ und das Billeder Kulturheim hatten Preise gestiftet, so dass schließlich ein wahrer Preisplatzregen niederging. Die beste Polka tanzte Sepp Klein (mit Frau natürlich). Glücklich schloss er das aufgeregt grunzende Tierchen, das eine rote Masche trug und auf den Namen Gretche hört, in die Arme. Hans Trendler und Hans Lauer (Hansen und kein Ende) folgten ihm so hart auf den Fersen, dass NW-Redakteur Hans Frick, selbst Billeder, zur Zeit Bukarester Billeder, zwei weitere Preise stiften musste, von denen die Bukarester Redaktion auf diesem Wege erfährt: ein NWJahresabonnement und eins für ein halbes Jahr. Gott segne den Redaktionshaushalt! Die vom Billeder Kulturheim gestifteten Trachtenpreise gingen an die Paare Tröster (Bentscheker Tracht), Dippong (Bakowaer Tracht) und Franz (Billeder Tracht). Als echtestes Billeder Paar wurden Marianne und Peter Hirt (Brauttracht) von der NBZ mit einer Prämie bedacht.
Rückblick Zwei weitere NBZ-Preise gingen an das älteste (Jakob Rieder) und an das jüngste Paar (Josef Stadtfelder). Den Vortänzerstrauß gewann Adam Welter in „amerikanischer Lizitation“. Der reichbebänderte Rosmarein ist, wie wir erfahren konnten, bei der „Wes Mari im Garte gewachs“. Eine wichtige Person soll nicht vergessen sein: Erster Geldherr war Sepp Herbst, der von Frühling bis Winter einer der wichtigen Männer der berühmten Billeder Feuerwehr ist. Bei der Preisverleihung, die die Jury vor keine leichten Aufgaben stellte (bei Trachten, die in Echtheit und Schönheit praktisch auf einer Höhe waren, gaben sonst weniger beachtete Details des Gesamtbildes, wie Schuh, Strumpf, Zopf, kaum den Ausschlag), wurden Vertreter der ältesten Generation zu Rate gezogen, so dass dem Beifall nach wohl die entsprechendste Wahl getroffen wurde. Alles in allem, mit Volkstanz, Tanz der Generationen, humoristischer, poetischer und gesanglicher Einlage verstrichen volle vier Stunden angestrengter Arbeit. Und zum Schluss noch eine kleine persönliche Parallele. Ein Postskriptum. Endunterfertigter Verfasser dieser Zeilen hat vor einigen Jahren einen Bericht über eine Billeder Kerwei verfasst und sogar in der Zeitung abdrucken lassen, in dem er sich wenig erfreut darüber gezeigt hatte, dass die Kerweibuwe und -mädle nicht in Tracht, sondern in Zivil aufmarschierten. Die Folge war, dass halb Billed darüber gekränkt war. Wie gesagt, nur halb Billed. Denn wie in mancher Leserzuschrift dämmerte es auch hier manchem, dass der „Neue Weg“ (der ja auch zuweilen daneben schießt) es richtig gesagt und gut gemeint hatte: Es beginnt damit, überlegten wir, dass man die Kerwei zuerst ohne Tracht, dann ohne Musik und schließlich sogar ohne Wein macht...
137
Der Zeitungsartikel aus 1970 wurde uns von Dr. Norbert Neidenbach aus Groß-Jetscha zur Verfügung gestellt, vielen Dank! Dass sie das richtige Rezept noch haben, hat dieser Trachtenball, der erste seit 30 Jahren in Billed, gezeigt. Da war alles dabei, was dazu gehört - von der Stimmung ganz zu schweigen. Da war alles so frisch im Griff, als stünde keine Generation dazwischen, die das nicht gelernt hat. Und wenn sie noch nicht aufgehört haben, so tanzen sie auch jetzt noch weiter.
138
Rückblick
1 2
Erinnerungsfotos an den Trachtenball 1971 mit 48 Paaren von Elisabeth Lenhardt Abbildungen 1. Die preisgekrönten Trachtenpaare von links: Csonti, Lenhardt und Herbst. 2. Umzug der Trachtenpaare durch die Hauptgasse 3. Beim Umzug durch die Hauptgasse 4. Preisträgerpaar Elisabeth und Jakob Lenhardt in dunkler Dorftracht 5. Das Trachtenpaar Lenhardt in Kirchweihtracht
Rückblick
139
3 4
5
140
Rückblick
1
2
Rückblick
141
3
Abbildungen 1. Gruppenbild der Frauen beim Trachtenball 1971 2. Gruppenbild der Männer beim Trachtenball 1971 3. Nach dem Einmarsch der Trachtenpaare in das Kulturheim wird die „Verletzeteerung“ (Versteigerung) vorbereitet. 4. Strauß-Versteigerung beim Trachtenball 1972. Auf dem Fass Nikolaus Thöress, links in weißer Schürze Adam Csonti als Kirchweihvater
4
142
Rückblick
Dacky, Mecky...Gass
W
ir waren noch Kinder. Meine Schwester hat gerade laufen gelernt, begann zu sprechen. Lief im Hof umher wie ein kleines Zicklein, spielte mit der Katze und mit „Dacky“, unserem Hund. Die Großeltern arbeiteten bei Angheluta, im Kleinen Flur, auf dem Feld, ernteten Tabakblätter. Von uns aus war in Richtung Friedhof das Maisfeld ganz nah. Zum Tabakblätter-Aufreihen, einer klebrig-schmutzigen Arbeit, gesellten sich auch Nachbarn und Freunde. Es wurde dabei viel getratscht, denn jeder hatte etwas zu erzählen. Die eingereihten Tabakblätter wurden auf eine Manila-Schnur gezogen und im Schuppen zum Trocknen aufgehängt, hinterließen schwarz-klebrige Hände. Währendessen lief auch unser Dacky hin und her, wedelte mit seinem buschigen Schwanz. Oma hatte unsere drei Ziegen zum Grasen auf die Gasse gelassen, weil alle sich auf Dacky verlassen konnten, dass er als treuer Hund auf die Tiere aufpassen wür-
de, schlief er doch sogar mit den Hühnern. Beim TabakEinreihen vergaßen die im Schuppen Tätigen alles um sich herum, bis Oma merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Es brannte nun schon die Petroleumlampe, als Oma sich erhob, um nach den Ziegen zu sehen. Aufgeregt kam sie zurück, denn die Ziegen waren nicht mehr auf der Gasse. Auch Dacky war weg. Das trübte die Stimmung der Anwesenden und, weil es inzwischen schon spät war, wollte man die Arbeit am nächsten Tag fortsetzen. Da kam meine Schwester in den Schuppen gerannt, zupfte die Oma am Rock und verkündete in ihrer Sprache: „Oma, Oma, Dacky, Mecki, Gass!“ Omas Ziegen waren ins Maisfeld durchgebrannt, doch Dacky hatte aufgepasst und sie aus dem Maisfeld nach Hause zurückgescheucht. In Erinnerung an meine Kindheit denke ich mit Freude an vergangene Zeiten zurück, an Dacky, Mecky, Gass!
Rotkehlchen
D
amals, zu Beginn unserer Zeit, als unser Herr oben am Kreuze hing, sich das Ende seiner Qualen herbeisehnte, ganz allein war in seinem Schmerz, da kam ein Kehlchen herbeigeflogen, weilte auf seinem Haupt. Es erkannte all die Schmerzen unseres Herrn, sah die Dornenkrone, deren Stacheln sich in sein Haupt bohrten, sah, wie das Blut über seine Stirn tropfte. Mit dem Schnabel
Karl Balogh
Karl Balogh
zupfte es an der Dornenkrone, wollte sie entfernen, die Schmerzen des Herrn lindern. Dabei verletzte es sich und sein Kropf färbte sich rot vom Blut. Unser Herr am Kreuze sah die Bemühungen des Kehlchens und beschloss, dass jedes Kehlchen die Farbe des Blutes auf der Brust in die Welt tragen sollte. Seit dann war das Kehlchen zum Rotkehlchen geworden...
Rückblick
143
De Schlappemännche, de Gaartemännche, de Schwarze Mann oder vielleicht die baba Dochia?
Karl Balogh
W
art ihr als Kinder auch artig und brav? Oder habt ihr auch dumme Streiche, Unsinn getrieben? Andere geärgert? Was man ja nicht tun sollte! Bei uns Banater Schwaben war es „de schwarze Mann, de Schlappemännche oder de Gaartemännche“, mit denen man störische Kinder disziplinieren wollte: „Wann du net braav bischt, holt dich de Schwarze Mann in sei Sack odr de Gaartemännche kommt“. In Mischehen war es vielleicht auch die baba Dochia, die die schlimmen Kinder nahm. Oft drohte man den Kindern auch damit, dass ihnen der Weihnachtsmann nichts bringt. Aber gab es diese Schreckgestalten denn auch wirklich? Haben sie jemals eins der unartigen Kinder genommen, in ihrem Sack davongetragen? Belegt ist es nicht, aber meistens hat die Drohung was gebracht. Wir Erwachsene wissen natürlich Bescheid - oder doch nicht? Als ich in Rumänien vier Jahre allein im großen Elternhaus wohnte, bis ich nach Deutschland ausreisen konnte, erlebte ich einiges. Manchmal wurde es mir schon mulmig. Im Sommer ging‘s ja noch. Aber an den kalten Winterabenden, wenn es früh dunkel wurde, alles still war, wurde es unheimlich.. Mir wurde da schon ein wenig bange so allein im großen Haus... Die Stille legte sich über alles, von draußen hörte man nur Hundegebell. Drinnen, in der gespenstischen Stille, knackte und knirschte es überall, so kam es mir zumindest vor. Und ich muss gestehen, dass es mir in meiner Einsamkeit öfters eiskalt den Rücken runterlief, ich Gänsehaut bekam. Im Bett zog ich mir immer die Decke über den Kopf und es dauerte, bis ich wirklich einschlief.
Die nächtlichen Geräusche kamen mir wie von Poltergeistern vor, die im Hause ihr Unwesen trieben. So bemerkte ich eines abends, als ich nach Hause kam, etwas Seltsames: Im Korridor beim Eingang fehlte eine Glasscheibe, auch die in der Küche war weg. Es waren aber keine Scherben zu sehen, so dass man hätte sagen können, jemand habe die Scheiben eingeschlagen. Auch waren im Schnee keine Fußspuren zu sehen. Die Türen hatte ich alle abgeschlossen und im Haus war alles so, wie ich es hinterlassen hatte. Nun trieb der Wind den Schnee durch die Öffnung in den Korridor... Bin ich jetzt abends allein, schaue ich erst nach, ob jemand draußen ist, wenn es klopft, und denke mir dabei: Der Schwarze Mann oder die baba Dochia müssen noch warten, ihnen öffne ich noch nicht die Tür, noch nicht!
Detail aus der Grafik „Dämonen“ von Karl Balogh
144
Schattendasein im „Goldenen Zeitalter“ Mehrfachbelichtung im abgeernteten Maisfeld der Kollektiv wirtschaft. Aus der Diaserie „Experiment“ von Hans Rothger ber, projiziert 1984 bei der Temeswarer Biennale „Diason“ des Verbandes der Kunstfotografen.
Rückblick
In der Endphase der Regierungszeit Ceauşescus, in der Partei sprache als „Epoca de aur“ (Goldenes Zeitalter) bezeichnet, ent wickelte sich Rumänien zum ärmsten Land Europas. Je schlech ter es der Bevölkerung ging, umso mehr hielt die Parteipropa ganda mit Lobeshymnen auf das Goldene Zeitalter dagegen.
Rückblick
Der neue Mensch im „Goldenen Zeitalter“ Doppelbelichtung aus der Diaserie „Experiment“ 1984. Eine der Obsessionen des großen „großen Conducators“ war, den neuen Menschen zu formen. Wie der auszusehen hatte, konnte nur spekuliert werden. Es ist jedoch sicher, dass dieser
145
Tag und Nacht im Dienste des Kommunismus steht, weder Fleisch noch Zucker oder andere ungesunde Nahrungsmittel konsumiert, im Winter ohne Heizung auskommt, den Re den des „allzeit geliebtesten Sohnes des Volkes“ jederzeit und ohne Fragen zu stellen zuhört u. a.
146
Leistung und Würdigung
Johann Steiner wird siebzig
E in selbstbewusster und fleißiger junger Mann Billed – Bărăgan – Bukarest – Bonn Hans Fink
J
ohnny ist paar Jahre jünger als ich, gerade so viel, dass wir uns weder in der Lenau-Schule noch in der Philologie-Fakultät kennen lernten, sondern erst in der Redaktion des „Neuen Wegs“ in Bukarest. Deshalb wird im Folgenden zwangsläufig immer wieder vom „Neuen Weg“ die Rede sein. Im Jahre 1971 wurden fünf Hochschulabsolventen aus Temeswar in die Redaktion aufgenommen, diese Gruppe brachte seinen Spitznamen mit. Johnny begann wie die meisten Neulinge in der Nachrichten-Abteilung und spezialisierte sich für das Sportgeschehen. Er war ein sehr selbstbewusster und fleißiger junger Mann. In der Nachrichtenabteilung lernte er Titel fabrizieren, eine Kunst, bei der es nicht darauf ankommt, die wesentliche Aussage in Schlagwörter zu fassen, das bringt fast jeder fertig, sondern auf die Länge der Überschrift, die in die Spalte passen muss. So vergeht ein Teil der Arbeitszeit damit, dass man Buchstaben zählt. Doch diese Beschäftigung hat ihn geprägt, sodass er nach der Ankunft in Deutschland in der Presse Fuß fassen konnte wie vor ihm Gerhard Simonis, Heinrich Lauer und Gerhard Cordier. Er verließ Rumänien schon im Jahre 1980, da war er 32 Jahre alt. Ich sah ihn erst im Juni 1999 wieder, und zwar bei dem zweitägigen Treffen in Heidelberg, als die ehemaligen Mitarbeiter des „Neuen Wegs“ den 50. Geburtstag der Zeitung feierten. Damals kamen sage und schreibe 83 Personen zusammen. In Rumänien hatte Johnny seine Texte mit Hans unterschrieben, in Deutschland nannte er sich Johann. Das über die gemeinsamen
Jahre beim „Neuen Weg“ laufende Band war so stark, dass er, als meine „Heitere Grammatik“ 2006 in der überarbeiteten Fassung veröffentlicht wurde, eine Besprechung für die „Banater Post“ verfasste. Ich revanchierte mich zwei Jahre später, nachdem der erste Band der Anthologie „Die Gräber schweigen“ im Druck erschienen war. Die zwei Bände enthalten mehr als hundert Berichte über Menschen, die aus dem kommunistisch regierten Rumänien geflohen sind oder zu fliehen versuchten. Wir diskutierten damals (telefonisch) über ein verwandtes Projekt, das allmählich Gestalt angenommen hat: eine Sammlung von Berichten über das Leben der Deutschen in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Sammlung ist 2014 unter dem Titel „Jein, Genossen!“ in die Öffentlichkeit gelangt. Johnny steuerte zwei Texte bei, zusammen mit einer Biografie, die kaum länger ist als das Alphabet. (Übrigens enthält die Sammlung eine umfangreiche Reportage mit der Überschrift „Die Kontrollbrigade aus Bukarest in Billed“, verfasst vom ehemaligen Schulleiter Wendel Orner.) Der erste von Johnny gelieferte Beitrag schildert aus der Sicht eines Kindes das elende Leben in der BărăganSteppe, wo seine Familie fünf Jahre verbrachte. Er wurde als Dreijähriger in die Deportation mitgenommen. Bestimmt hat man im kleinen Kreis immer wieder über die schlimmen Erfahrungen gesprochen. Hier tauchen auch Namen von Leidensgefährten auf: Hans Quinkert, der als Erster zur Kenntnis nahm, dass man die Häuser zum
Leistung und Würdigung
147
1
Wohnen ja noch zu bauen habe; Michael Braun, der mit seiner Kapelle am Sonntagabend zum Tanz aufspielte; der Schmied Adam Wagner, der dem kleinen Johannes einen Zahn zog. Der zweite Beitrag schildert, wie Johnny in Deutschland einen Arbeitsplatz suchte. Er vermerkt bitter, dass er von keiner Seite einen wirklich nützlichen Rat für die Stellensuche erhalten hat. Natürlich ist er, weil unerfahren, hereingefallen. Dann der Wechsel von Düsseldorf nach Bonn, um als Bildschirmtext-Redakteur beim „General-Anzeiger“ zu arbeiten. „Das Schwerste für jemanden, der aus dem Osten kommt, ist die Arbeit in einer Lokalredaktion“ – denn wer die örtlichen Gegebenheiten nicht kennt, begeht leicht Fehler. Ich darf den leidigen Umstand hinzufügen, dass der
2
Abbildungen 1. Johann Steiner und Doina Magheţi Die Gräber schweigen Bd. I u. II, 2008 u. 2010 2. Hans Fink und Hans Gehl Jein, Genossen! Rumäniendeutsche erzählen: Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Fall des Eisernen Vorhangs, 2014 Neuling kein speckiges Notizbuch mit den Telefonadressen von Vertrauensleuten besitzt, die er im Notfall anruft und um eine Auskunft bittet. Und so ein Notizbuch kann man weder erben noch kaufen. Die Erinnerungen sind mit dem historischen Tag verknüpft, an dem in Berlin die Mauer gefallen ist. Da waren genau neun Jahre seit dem Tag vergangen, als Johnny und seine Familie aus Rumänien, konkret: aus dem geliebten Banat ausreisten.
148
Leistung und Würdigung
Lehrerin Elvira Slavik hat neunte Dekade erfüllt
Werner Tobias
K
inder, wie die Zeit vergeht! So hörte man früher oft von älteren Herrschaften, heute ist es nicht anders, nur merkt man das jetzt selbst immer häufiger… Gerade erst haben wir das 2007er Heimatblatt aus der Hand gelegt, in welchem unserer Jubilarin zum 80. gratuliert wurde - schon sind wieder zehn Jahre vergangen. Frau Elvira Slavik feierte im Juli diesen Jahres ihr neunzigstes Wiegenfest im Kreise ihrer Lieben - und das bei bester geistiger und körperlicher Gesundheit. Neben Bruder mit Familie waren auch die Witwe ihres Cousins, Emma Gross (96) aus Freilassing mit Tochter zugegen. Als Tochter des Billeder Johann Slavik und der aus Lowrin stammenden Elvira Katharina Schmidt, am 10. Juli 1927 in Johannisfeld geboren, entschied sich Elvira Slavik schon früh für die Lehrer-Laufbahn. Eine Entscheidung, die sich für die deutsche Schule in Billed als Glücksfall erweisen sollte. Nachdem Elvira Slavik mit dreizehn schon den Vater verloren hat, verlegte die Familie 1944 ihren Lebensmittelpunkt nach Billed. An der Notre-Dame Klosterschule in Temeschburg/ Josefstadt erhielt Elvira eine fundierte pädagogische Ausbildung und ging 1947 mit Lehrerdiplom ab. An der Grundschule in Billed fand die Jubilarin ihre erste Anstellung und lehrte später verschiedene Fächer am Oberzyklus. Nach einer Fortbildung im Fernstudium an der Universität Klausenburg brachte es Frau Slavik bis zur stellvertretenden Rektorin und Leiterin der deutschen Abteilung der Schule. Ihre vorbildliche Prägung und korrektes Auftreten brachten ihr die Anerkennung und Achtung des Kollegi-
ums und der Eltern vieler Schülerjahrgänge, die sie unterrichtet hat. In einer schwierigen Zeit hatte sie maßgeblich Anteil daran, dass trotz der Widrigkeiten, die deutsche Muttersprache und Tradition an der Schule in Billed in all den Jahren weiterhin eine Rolle spielten. Frau Slavik bestand stets auf Pünktlichkeit, Disziplin, Respekt und Ordnungssinn, was sich bei ihren Zöglingen einprägte. Alle ihre ehemaligen Schüler verdanken auch dem Einsatz von Elvira Slavik eine solide Basis für die eigene Ausbildung, den späteren Werdegang und das Berufsleben. Nach der Pensionierung im Jahre 1982 ließ sie sich in der Nähe ihrer Familie in Augsburg nieder. Lesen, Nachrichten und Fernsehen gehören zu den Alltagsbeschäftigungen. Bis heute ist die rüstige Altlehrerin agil und mobil, versorgt sich selbstständig und macht ihre Einkäufe, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sonntags besucht sie die Familie im Umkreis, mal fährt sie in die Stadt oder zum Friedhof, ans Grab einer Freundin. Sie ist interessiert und aufgeschlossen, nimmt an Seniorentreffen der Landsmannschaft und an Ausflügen teil, sowie an Vorträgen am Bukowina-Institut der Universität Augsburg. Wie jedes Jahr, war Frau Slavik auch dies Jahr eine begeisterte Zuhörerin beim Bundestreffen der Banater Chöre in Gersthofen. Die verdienstvolle Jubilarin ist Billed nach wie vor sehr verbunden. „Zu Ihrem runden Geburtstag wünschen wir Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit - dann ist auch die 100 zu schaffen!“
Leistung und WĂźrdigung
149
1
2 3
Abbildungen 1. Elvira Slavik mit SchĂźlern bei Arbeiten im Glashaus im Rahmen des landwirtschaftlichen Schulunterrichts 2. Slavik Elvira, Portrait 1950er Jahre 3. v.l.n.r.: Johann Slavik, Elvira Slavik, Heidrun Pfersch, und Emma Gross bei der Geburtstagsfeier Fotos: Archiv Hans Slavik
150
Leistung und Würdigung
Rückblick
Margarethe Weber
L
iebe Frau Martini, nach langem Überlegen wollte ich doch Ihrem Wunsch nachkommen und habe meinen Geist sowie die Hand angestrengt und dem Billeder Heimatblatt zum letzten Mal einen Artikel beigesteuert... Von jeder Stufe des Lebens ist die Aussicht eine andere: Je höher man steigt, desto besser der Überblick, was natürlich bestens zu meinen 96 Jahren passt. In diesen 96 Jahren ist vieles passiert: Gutes und Trauriges, doch vor allem hat das Schicksal mich „erleben“ lassen. Die schweren Zeiten: Russland- und Baraganverschleppung haben wir – mein Mann und ich – glücklicherweise gut überlebt. Lieber als an die traurigen Erlebnisse erinnere ich mich an das Schöne, das ich während meiner Berufsjahre in der Schule und im Kindergarten erfahren konnte, besonders wenn man die 9.125 Tage meiner Berufstätigkeit in Betracht zieht. Ein sehr ergreifendes Ereignis für mich und für die Kinder war die schwäbische Kinderkerweih. In schwäbischer Tracht, begleitet von der Blasmusikkapelle unserer Heimatgemeinde, marschierten die Kinder auf der Straße bis in den Tanzsaal, wo sie die originellen Kirchweihtexte und -lieder vortrugen. Sowohl die Kinder, die Eltern als auch wir – das Kindergarten-Personal – arbeiteten eng zusammen, damit das bis dahin einmalige Kirchweihfest zu aller Gefallen gelingen möge. Zu der Zeit war ich 55 und noch voller Elan. Nach den 25 Arbeitsjahren begann ein neuer Lebensabschnitt, die Zeit der Rente. Da konnte ich mich mehr meinen Kindern und dem Haushalt widmen. Mit ihren Erfolgen brachten die Kinder uns viel Freude, vor allem aber als sie unsere Familie mit Enkeln und diese mit Ur-
enkeln vergrößerten. So war Leon, der im nächsten Januar 20 Jahre alt wird, eine große Freude für die Uroma. Viel später kam Ana, die im Juli 3 Jahre alt wurde, während ich 96 wurde. Fazit: Das Denken, das Sehen und die Beweglichkeit nehmen immer mehr ab, alles fällt schwer. Für die Zeit, die ich noch habe, wünsche ich mir, meine Umgebung zu verstehen und von meiner Umgebung verstanden zu werden. Abbildungen Oben: Margarethe Weber mit Urenkelin Ana 2015 Rechts oben: Mini-Kirchweih 1976 mit Margarethe Weber Rechts unten: Der Umzug am Billeder Kulturheim 1976
Leistung und WĂźrdigung
151
152
Sommerfest 1961 mit Kindergärtnerin Margarethe Weber im Hof des deutschen Kindergartens
Rückblick
1956 übersiedelte der deutsche Kindergarten in das Haus des Peter Glassen in der Kirchengasse Nr. 244. Die An zahl der Kinder stieg bis auf 96, die in 4 Gruppen aufge teilt wurden.
RĂźckblick
Sommerfest 1963 mit Kindergärtnerin Margarethe Weber im Hof des deutschen Kindergartens
153
1965 wird der Gemeindekindergarten aus der Kirchengasse Nr. 244 mit dem der Kollektivwirtschaft in der Altgasse Nr. 471 zusammengelegt. 1970 kommt er in einen Neubau in der Hauptgasse, wo er sich noch heute befindet.
154
Leistung und Würdigung
Abschied von einem Freund Billeds
Josef Herbst
G
ünter Kerner, geb. am 12. Mai 1936 in Lauterbach/Saar, Studium der Kunstgeschichte, Philosophie, Pädagogik und Kunsterziehung an der Universität des Saarlandes und der Universität Mainz. Laufbahn und Leistungen: Oberstudienrat am Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis in den Fächern Kunsterziehung/Visuelle Kommunikation und Philosophie. Mitbegründer der Gruppe „Transfer“ zur Erforschung und Lehre der Visuellen Kommunikation. Verfasser der Fachbücher „Bildsprache 1“ und „Bildsprache 2“, Lehrbücher für den Fachbereich Bildende Kunst – Visuelle Kommunikation in der Sekundarstufe II, zusammen mit Rolf Duroy. Günter Kerner war mit unserer Billeder Landsmännin Helga Thöress (312) lange Jahre glücklich verheiratet. Günter hatte in seinem trauten Heim auch sein MalAtelier, schrieb unter anderem auch Romane wie „Hasenbrot bei Licht“, Erzählungen wie „Schattenriss mit Worten“, kurzum: Lyrik und Prosa. Bei der letzten größeren Veranstaltung in Berlin 2006 wurden gleich zwei Themenfelder behandelt: „Malen und Schreiben“. Die Laudatio zur Ausstellung hielt Dr. Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, der Günter Kerner einen saarländischen Heros nannte und der Saarländischen Galerie dafür dankte, dass sie dem Werk des Malers und Autors Günter Kerner die ihm zustehende Aufmerksamkeit zukommen ließ. Von der Familie waren bei dieser Veranstaltung Cousine Inge Aigner-Thöress und ihr Mann Rainer Aigner
Günter Kerner anwesend, der die ganzen Vorgänge im Film festgehalten hat. Nun ging ein langer Leidensweg zu Ende. Günter Kerner verstarb nach schwerer Krankheit am 17. August 2017 in Bous. Er wurde am 1. September in Lauterbach beigesetzt.
Leistung und Würdigung
155
Hans Martini ist von uns gegangen...
J
eder Mensch hat eine eigene Persönlichkeit und einen individuellen Lebensweg, der geprägt wird von der Menschengruppe, der er angehört, von der Familie, in die er geboren wurde, von seiner physischen und menschlichen Umwelt und von der Zeit, in der er lebt oder gelebt hat. Schon früh, im Kindergarten, entwickelt sich unter Gleichaltrigen eine Kameradschaft, die sich in der Schule verfestigt, in der Jugendzeit noch stärker wird und - mehr oder weniger fest - lebenslang hält. Hans Martini gehörte dem Kreis der 1934-Geborenen an, dem auch ich angehöre. Einer Billeder Bauernfamilie entstammend, besuchte Martini zunächst die Volkschule im Heimatort. Während in den ersten zwei Schuljahren der Schulbetrieb noch normal verlief, war dies ab der dritten Klasse nicht mehr möglich. Die Junglehrer mussten in den Krieg, die Klassenlehrer wechselten häufig. Zu einem totalen Bruch kam es im Herbst 1944, als wir in die vierte Klasse vorgerückt waren. Es war Krieg, auch in Billed, Schule fand nicht statt. Als dann im Herbst 1945 der Schulbetrieb wieder aufgenommen wurde, fand der Unterricht nur mehr in rumänischer Sprache statt. Eine Erschwernis, die viele nicht überwanden. Mit großer Mühe und viel Nachhilfe wurde die Aufnahmeprüfung für die Mittelschule geschafft. Hans Martini besuchte das Gymnasium für Wassertechnik, hatte gute Lernergebnisse und schaffte anschließend die Aufnahme in die Bauhochschule. Auch die Hoch-
Peter Krier
schule schloss er mit guten Ergebnissen als Bauingenieur ab. Seine erste Arbeitsstelle fand er als leitender Bauingenieur auf der Staatsfarm in Alexanderhausen und später beim Landwirtschaftstrust in Temeswar, wo er bis zur Aussiedlung in die BRD 1991 tätig war. Hans Martini war gesellschaftspolitisch interessiert und kritisch engagiert. Seine Teilnahme an der Studentenrevolte 1956 führte zu seiner kurzzeitigen Verhaftung und Erfassung als Antisozialist. Hans war auch in unserer Heimatgemeinschaft engagiert. Er hat sich besonders bei der Renovierung unserer Kirche eingesetzt, war aber auch an vielen anderen Aktionen unserer Gemeinschaft beteiligt. Die Geschichte unseres Heimatdorfes interessierte ihn besonders. So hat er z. B. Nachforschungen über das „Kastell“ genannte Schloss in Billed betrieben. Ein weiteres Thema seiner Nachforschungen war der Billeder Kriegerverein. Mit der gelungenen Festschrift zum 250. Gründungsjubiläum unserer Gemeinde, die er zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth erstellt hat, hat er uns ein wichtiges historisches Dokument zur Geschichte Billeds überlassen. Hans Martini ist mit seiner Ehefrau, der Gymnasiallehrerin Elisabeth Martini, geborene Frick, relativ spät ausgesiedelt. Die beiden hatten in Karlsruhe ihre zweite Heimat gefunden, bei bleibender Verbundenheit mit der alten Heimat. Nach schwerer Krankheit verstarb Hans Martini am 7. Februar im Alter von 82 Jahren in Karlsruhe. Seiner Beisetzung am 20. Februar wohnte eine große Anzahl Landsleute und Bekannte bei. Wir sind einer weniger geworden.
156
Leistung und Würdigung
In Temeswar in über 150 Rollen aufgetreten
A
ls Schauspieler und Musiker, als Regisseur, Autor und Komponist prägte er 35 Jahre lang die Geschicke des Deutschen Staatstheaters Temeswar, dem er vor allem in den 1980er Jahren kaum zu überschätzende Dienste leistete – nun ist Josef Jochum am 15. April im Alter von 86 Jahren in Wilhermsdorf in Bayern gestorben. Geboren wurde er am 16. Dezember 1930 in Knees. Jochum wuchs in einer Zeit auf, die gezeichnet war von den Wirren und Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit. Schon früh verlor er gewaltsam seinen Vater, was ihn Zeit seines Lebens nicht mehr losgelassen hat. Nach der Grundschule in seinem Heimatort besuchte er ab 1941 das Realgymnasium in Temeswar (ab 1942 Lenau-Schule) bis zu dessen Auflösung nach dem Front- und Regimewechsel Rumäniens im Sommer 1944. Unter den neuen Gegebenheiten entschied er sich zum Besuch der Technischen Fachschule in Reschitza, wo er das Handwerk eines Modelltischlers erlernte. Bis zum Militärdienst arbeitete er dann in dem Betrieb „Tehnolemn“ in Temeswar. (Anmerkung der Redaktion: Josef Jochum heiratet 1956 die Billederin Elisabeth Tuttenuit und hat seinen Wohnsitz bis zu seiner Ausreise 1990 in Billed Nr. 424) Mit 22 Jahren trat Jochum, der schon früh in den Genuss einer soliden musikalischen Ausbildung gekommen war, zum ersten Mal als Gesangssolist auf. Seine künstlerische Begabung konnte er während des Militärdienstes in Bukarest ausleben. Jochum entdeckte seine Liebe für die Bühne und erhielt seine große Chance 1954, als das Temeswarer Deutsche Staatstheater einen SchauspielerWettbewerb ausschrieb.
HOG Knees
Er setzte sich gegen mehr als 100 Konkurrenten durch und kam unter die besten drei. Damit sicherte er sich eine der begehrten Stellen an der deutschen Bühne in Temeswar. Diese betrat er erstmals – nachdem er seine schauspielerischen Fähigkeiten perfektioniert hatte – als Figurant in Schillers „Kabale und Liebe“ (1955). Seine erste große Rolle war 1957 die des Erzählers in dem Märchenspiel „Die Schneekönigin“ von Jewgenij Schwarz. Als Schauspieler war Jochum vielseitig einsetzbar. Er trat als Charakterdarsteller ebenso auf wie in Lustspielen, in banatschwäbischen Stücken oder bei den Showabenden des Theaters. Und er hat auch zu den schwierig zu vermittelnden rumänischen Stücken und zu den Bühnenwerken Banater deutscher Autoren sein Scherflein beigetragen. Insgesamt trat Josef Jochum in über 150 Rollen am Deutschen Staatstheater auf. In den klassischen Stücken wartete er mit gut gestalteten, prägnanten Charakterrollen auf. Er spielte unter anderem in Molières „Der Geizige“ (1958), in Schillers „Die Räuber“ (1960) und „Maria Stuart“ (1965), in Goethes „Egmont“ (1963), in Hauptmanns „Der Biberpelz“ (1971), in Nestroys „Das Mädl aus der Vorstadt“ (1974), in Kehrers „Narrenbrot“ (1974), in Lessings „Minna von Barnhelm“ (1975), in „Der Tod eines Künstlers“ von Horia Lovinescu (1975), in „Die
Leistung und Würdigung schöne Helena“ von Peter Hacks (1977) oder in „Lob der Torheit“ von Dumitru Solomon (1983). Dank seines schauspielerischen Talents, seiner Mobilität und Flexibilität, seiner Freude am Improvisieren ist es Josef Jochum gelungen, in vielen Rollen - in kleineren wie in großen - Höchstleistung zu bringen. Das wusste auch die Theaterkritik zu würdigen. Emmerich Reichrath schrieb beispielsweise über Jochums Leistung in Carl Sternheims Komödie „Die Kassette“ (1978): „Für Josef Jochum bedeutet die Rolle des Krull, an der sich in der Hauptsache das Paradigma des Stückes vollzieht, einen wahren Marathon durch immer wechselnde Situationen, vom sinnenbetörenden Geck über den unterwürfigen Erbschleicher bis zum selbstherrlichen (vermeintlichen) Kapitalbesitzer, der in unübertrefflicher Oberlehrermanier von Aktien und Tantiemen mit ähnlichen Phrasen schwärmt wie von Goethe und dem Rhein und der sich in seiner Verblendung zu dem Wunschtraum versteigt, ‚Menschen zu meiner Wollust auszubeuten‘. Jochum ist ganz auf der Höhe der Rolle, die ihm in kontrast- und spannungsreichen Dialogszenen und mehreren großen Monologen reichlich Gelegenheit gibt zur Entfaltung seines vielseitigen Könnens.“ In 16 Inszenierungen führte Josef Jochum Regie. Den größten Erfolg verzeichneten die Unterhaltungsprogramme und seine eigenen „Volksstücke“, in denen er sich als Darsteller und Musiker besonders wohlfühlte. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die musikalischen Vorstellungen, bei denen er Regie führte. „1000 Melodien, ein Wunschkonzert für Jung und Alt“ (1980) lockte rund 20000 Zuschauer ins Theater. Damit begann eine Erfolgsserie, die sich mit den Programmen „Mitgesungen – mitgelacht“ (1982), „E Schwowestick … mit Blechmu-
157 sik“ (1982) und „Melodien unterm Tannenbaum“ (19831985 und 1987) fortsetzte. Jochums Erstling „Es war einmal…“ (1983) brachte es auf nur 19 Aufführungen, aber es folgte ein Renner nach dem anderen: „In Wiesetal is Karneval“ (1984) wurde 70 Mal präsentiert, „In Fuchsberg is de Teiwl los“ (1985) 78 Mal, „Buwe juxt, die Motter heirat“ brachte es auf 64 Aufführungen, „Tatort Fuchsberg“ (1987) war 67 Mal zu sehen und „Die Schenke zur blonden Christine“ (1988) 56 Mal. Jochums eigene Stücke waren volkstümlich-komödiantisch angelegt und unterhielten mit viel Musik. Es lag in seiner Absicht, schwäbische Charaktere zu zeichnen und eine einfache, überschaubare Handlung rund um ein wichtiges Ereignis im Jahreslauf bzw. um einen volkstümlichen Brauch aufzubauen, sozusagen als Vorwand für die musikalischen Darbietungen. In seinem „Tatort Fuchsberg“ stand beispielsweise die Schweineschlacht in einem schwäbischen Dorf im Mittelpunkt. Beim Publikum kamen die Stücke äußerst gut an und bescherten dem Theater so viele Besucher, dass es mit ihrer Hilfe gelang, sein Fortbestehen in Zeiten des allgemeinen Niedergangs und der massiven Aussiedlung zu sichern – wie Horst Fassel in seinem 2011 erschienenen Buch „Das Deutsche Staatstheater Temeswar (1953-2003). Vom überregionalen Identitätsträger zum experimentellen Theater“ aufzeigt. 1990 siedelte Jozsi, wie Josef Jochum von allen genannt wurde, mit seiner Frau Elisabeth nach Bayern aus, wo die Familie zunächst in Nürnberg lebte und später dann nach Wilhermsdorf zog. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder, Enkelkinder und eine Urenkeltochter. Die Trauerfeier mit Beisetzung fand am 2. Mai auf dem Wilhermsdorfer Friedhof statt.
158
Leistung und Würdigung
Erinnerungen an Josef Jochum
Z
u spät habe ich vom Ableben eines besonderen Menschen - Josef Jochum - erfahren. Gern hätte ich ihn auf seinem letzten Weg begleitet, weil ich ihn wertschätze. Jeder von uns weiß, wie es Ende der 70er - Anfang der 80er Jahre in Rumänien war. Jene, die eine Ausreise nach Deutschland beantragt hatten, wurden von den rumänischen Behörden als Staatsfeinde angesehen und viele deshalb auch entlassen. So geschah es auch im Deutschen Staatstheater in Temeschburg. Im Orchester sah es deswegen ganz schlecht aus: Fast alle sind entlassen worden, was den leitenden Personen großes Kopfzerbrechen bescherte. Das aber war meine Chance: Nach dem Militärdienst habe ich mich dort beworben und war dann sehr erstaunt, dass ich beim Vorstellungsgespräch Josef Jochum gegenüber saß. Ich hatte ihn ja schon als Schauspieler und Vater von Jutta und Reiner gekannt, aber dass er mich jetzt einstellen sollte, war mir doch befremdlich. Ich habe dann meinen Werdegang vor ihm ausgebreitet: Musikschule in Temeschburg und Musiklyzeum in Arad, bestandene Aufnahme-Prüfung in Klausenburg (Cluj), aber, wegen radikal reduzierter Plätze, abgewiesen. Mangelns Alternativen hat Josef Jochum mich dann eingestellt. So habe ich einen Menschen kennengelernt, den ich wohl nie vergessen werde. Seine schauspielerischen Qualitäten kennt sicher jeder von uns, die wurden auch von „seiner“ HOG-Knees hervorgehoben. Als verantwortlicher Theater-Regisseur hat er den Schauspielern alles abverlangt, den Schlendrian hat er nicht zugelassen. Wir vom Orchester mussten immer fit sein; bei
Adam Tobias
manchen Aufführungen machte er auch als Musiker mit. Es wurden verstärkt „Bunte Abende“ inszeniert, wollte er doch den Menschen Heiteres präsentieren, wo der Alltag schon düster genug war. An Dramen mit großem schauspielerischem Anspruch war da nicht zu denken, am wenigsten auf dem Dorf, wo man andere Sorgen hatte. Angesagt waren: „Mitgesungen – mitgelacht“, „E Schwowestick mit Blechmusik“, „Melodien unterm Tannenbaum“ usw. Im Stück „In Wiesental is Karneval“ hat er auch Akkordeon gespielt, er war eben ein Künstler durch und durch! Jedoch durfte ich ihn auch als Mensch kennenlernen, vor allem nachts um 1 Uhr im Zug, auf dem Nachhauseweg von Temeschburg nach Billed. Da sprachen wir über Aussiedlung, somit über die Zukunft der Schwaben, aber auch über unsere Vorstellungen. Spannend fand ich, wie er seine Schwierigkeiten mit den Zensoren meisterte, denen er die Scripte vorlegen musste. Sketche und Musikfolgen musste die Securitate begutachten, weshalb er manche Texte umschreiben musste, weil es mal politisch nicht entsprach oder Missstände im Land anprangerte. Diebisch hat er sich immer gefreut, wenn er diese Leute hinters Licht führen konnte, waren sie doch der deutschen Sprache nur beschränkt mächtig. Manchmal wich er sogar vom zensierten Text zum ursprünlichen ab, wofür er dann auch „vorgeladen“ wurde, weil er von einem „Aufpasser“ verpfiffen wurde, aber er konnte sich immer rausreden. Er hat mir natürlich nicht alles Erlebte erzählt und ich wollte auch nicht alles wissen. Doch ich behielt alles für mich, sonst hätte es ihm fürchterlich geschadet. Das ge-
Leistung und Würdigung
159
Abbildung „In Wiesental is Karneval“, inszeniert von Josef Jochum, mit Akkordeon im Bild rechts oben.
schah hinter den Kulissen, im Privaten und ging weiter nur äußerst wenige an. Nach Deutschland übergesiedelt, hat Josef Jochum in Wilhermsdorf gelebt und hat das Herbstfest der Blas-
musikkapelle Billed-Alexanderhausen besucht, das vom Fanclub der Blasmusik aus Nürnberg organisiert wurde. Unser Wiedersehen war immer herzlich, auch das mit seiner Frau Elisabeth (Ilse).
160
Leistung und Würdigung
Ein Sänger der Heimat ist von uns gegangen. Zum Tode von Hans Sieber-Brach
Peter Krier
D
er Lebensweg von Hans Sieber- Brach ist einerseits typisch für einen Banater seiner Zeit, andererseits dennoch außergewöhnlich. Er war reichlich mit Talent, künstlerischen Fähigkeiten und Begabungen ausgestattet, hatte aber keinen einfachen und leichten Lebensweg. Für ihn gilt auch die Frage Franz Ferchs über seinen Werdegang: „Wie wäre mein Weg gewesen, wenn meine Wiege zu anderer Zeit an einem anderen Ort gestanden hätte?“ Hans Sieber-Brachs Wiege stand in Billed, wo er am 11. Januar 1928 geboren wurde. Schon in der frühen Kindheit verlor er seinen Vater, einen talentierten Maler und Sänger. Von ihm und von seiner Mutter, die bis vor einigen Jahren als fast Neunzigjährige noch im Chor der Landsmannschaft in Traunreut gesungen hat, hat er das geerbt, was Richard Wagner das älteste, echteste und schönste Organ der Musik nannte, eine gute Stimme. Sieber-Brach verlebte eine unbeschwerte, wahrscheinlich glückliche Kindheit in Billed. Im Alter von neun Jahren nahm ihn sein Großvater nach Temeswar, er wurde Mehalaer, besuchte die Banatia und kam in die Buchbinderlehre. Einen großen Einschnitt in seinem Leben brachte der Krieg. Er war gerade erst 17 Jahre alt, als er zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurde. Er überlebte die harten fünf Jahre, hatte Glück und kehrte heim. An eine Ausbildung seinem Talent und seinen Wünschen entsprechend war jedoch nicht zu denken. Er arbeitete als Buchbinder, wurde technischer Zeichner und konnte mit dem verdienten Geld Gesangsunterricht nehmen.
Als der Philharmonische Chor in Temeswar gegründet wurde, konnte Sieber-Brach unter 200 Bewerbern den 15. Platz belegen, er wurde Berufssänger und absolvierte ein fünfjähriges Gesangsstudium. Erfolge stellten sich ein, Hans Sieber-Brach wird Solist beim Chor der Staatsphilharmonie, Solist beim Schubertchor, Chordirigent, singt im Rundfunk und Fernsehen, besingt Schallplatten, setzt Akzente im Temeswarer Kulturleben. Da er sich dem dort herrschenden politischen System jedoch nicht anpassen konnte, setzt er alles daran, nach Deutschland auszuwandern. Dies gelingt ihm erst 1978, nach einer Odyssee, die ihn über Chicago nach Ulm führte. Hier arbeitet er weiter in seinem erlernten Beruf als Maschinenkonstrukteur in der Firma seines Freundes Valentin Lambert und wirkt als Sänger und Chordirigent. Drei Chöre: Den Liederkranz Einsingen, die Chorvereinigung Gögglingen und den Gesangsverein Mähringen hat er in Ulm 17 Jahre lang sehr erfolgreich dirigiert. Unter seiner Leitung fanden zahlreiche, hochkarätige Konzerte im Raum Ulm statt. Er hat komponiert, arrangiert und getextet, die von ihm dirigierten Chöre haben ein hohes Niveau erreicht. Von seinen vielen Kompositionen sei hier nur seine „Missa Brewis in A-Dur“ erwähnt, die im Juni 2012 in Ulm-Donaustetten uraufgeführt wurde und gute Kritiken fand.
Leistung und Würdigung
161
Die Kirchengasse in einer Malerei von Hans Sieber-Brach 1977 Mit 70 hat er die Leitung der Chöre in jüngere Hände gelegt, um sich umso intensiver anderen schönen Beschäftigungen zuzuwenden, etwa dem Malen, Basteln, Schnitzen und auch dem Verseschreiben. Als Maler hat Hans Sieber-Brach viele schöne Bilder, vorwiegend Banater Landschaften, gemalt. Herausragend ist die Renovierung der Malerei und der Schnitzereien in der Billeder Kirche, die er 1977 zusammen mit seiner Frau Gerda durchgeführt hat. Hans Sieber-Brach war zeit seines Lebens heimat- und volksverbunden. Diese Verbundenheit mit der Heimat, die uns ideell niemand nehmen kann, die Verbundenheit mit den Menschen der Heimat, mit den Landsleuten, mit uns, ist bei ihm nicht nur etwas Theoretisches gewesen, er hat dies umgesetzt in Wirken, in Mitwirken in
der Landsmannschaft, in der Heimatgemeinschaft und vor allem beim Schubert Chor. Obwohl Hans Sieber-Brach, als ausgebildeter Sänger und Solist der Temeswarer Philharmonie, die verschiedensten Partituren höchster Ansprüche gesungen hat und besonders mit Liedvorträgen von Schubert, Schuhmann und Brahms das Publikum begeistert hat, sang er auch gerne Heimatlieder und alte deutsche Volkslieder. Mit seinem Vortrag von Viktor Loidls Komposition „Schau, schau mal, wie es regnet“, mittlerweile ein Banater Volkslied geworden, hat er sich in die Herzen vieler Banater gesungen. Am 4. Januar ist Hans Sieber-Brach nach langer und schwerer Krankheit in Ulm verstorben. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
162
Statistik
Schachmeisterschaft 2017 der Banater Schwaben
D
ie unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben gestartete Schach-Meisterschaft ist 2017 in eine neue Runde gegangen und konnte auch ihre dritte Meisterschaft erfolgreich abschließen. Es sind neue Spieler hinzugekommen und in Spaichingen konnte eine neue Schachgruppe gegründet werden. Weitere Schachliebhaber aller Leistungsklassen, Organisatoren und Helfer werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter Tel. 08459 / 593660 oder 08459 / 332088 oder
1. 2. 3. 4.
Ingolstadt 11.02. Peter Michel Bogarosch Eugen Stein Tolwadia Josef Lowas Arad Lorenz Klug Neuarad
Ingolstadt 20.05. Eugen Stein Tolwadia Peter Michel Bogarosch Alfred Selpal Billed Gerhard Keller Billed
Online Schachmeisterschaft Abschlusstabelle 2017
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Alfred Selpal
per E-Mail alfred-selpal@t-online.de zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können. Es ist möglich, bei mehreren Schach-Gruppen gleichzeitig angemeldet zu sein. Beim Online-Schach können sich Spieler weltweit an einer Meisterschaft und einem Pokalwettbewerb beteiligen. 2017 wurden mehrere Turniere ausgetragen, bei denen die Plätze 1 - 4 wie folgt belegt wurden:
München 27.05. Eugen Stein Tolwadia Michael Rumes Rekasch Peter Tillger Temeswar Josef Reingruber Glogowatz
Name Raphael Birg Marius Birg Reinhard Kaiser Bruno Neusatz Radu Bala Eugen Stein Nicolas Neusatz Friedrich Holiga Franz Labling Alfred Selpal Gerhard Birg
Augsburg 26.08. Eugen Stein Tolwadia Gerhard Birg Georgshausen Josef Zammer Reschitz Michael Rumes Rekasch
Dannstadt 01.10. Karl-J. Muranyi Zipar Dirk Becker Lenauheim Nikolaus Sentef Temeswar Valerius Costea Hatzfeld
Heimatort Georgshausen Georgshausen Kleinjetscha Lippa Reschitz Tolwadia Josefsdorf Reschitz Temeswar Billed Georgshausen
Online-Pokal 2017 Bruno Neusatz Lippa Josef Vollmer Nitzkydorf Franz Labling Temeswar Radu Bala Reschitz
Statistik
163
Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Rangliste 2017 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42
Name Karl-Jasmin Muranyi Dirk Becker Nikolaus Sentef Tim Niklas Bingert Raphael Birg Bruno Neusatz Helmuth Hintyes Marius Birg Radu Bala-Holiga Josef Vollmer Nicolas Neusatz Friedrich Holiga Reinhard Kaiser Eugen Stein Peter Michel Silke Becker Reinhold Becker Valerius Costea Andreas Schmitz Peter Tillger Michael Rumes Paul Deme Alexandru Ispas-Sch. Franz Labling Josef Lowas Werner Staar Josef Reingruber Alfred Selpal Harald Lenhardt Gerhard Keller Martin Herr Jakob Lulay Werner Keller Lorenz Klug Franz Wiesenmayer Maria Hehn Michael Butto Gehard Birg Nikolaus Tintoi Josef Zammer Johann Oster Adam Nover
Heimatort Zipar Lenauheim Temeswar Blumenthal, Königshof Georgshausen Lippa, Temeswar Giulweß Georgshausen Reschitz Nitzkydorf Josefsdorf Reschitz Kleinjetscha Tolwadia Bogarosch Lenauheim Lenauheim Hatzfeld, Kleinjetscha Arad Temeswar Rekasch Temeswar Billed (833) Temeswar Arad Birda, Liebling Glogowatz Billed (192) Billed (438) Billed (270) Blumenthal, Neuarad Guttenbrunn, Temeswar Billed (270) Neuarad Sanktanna Bogarosch Bethausen, Lugosch Georgshausen Bogarosch Reschitz Lenauheim Jahrmarkt
Wohnort / Kreisverb. Rockenheim / Pfalz Landau / Pfalz Weisenbach / Rastatt Langen / Darmstadt Herxheim / Pfalz Haar / München Nürnberg Herxheim / Pfalz Nürnberg Rastatt München, Albstadt Nürnberg Karlsruhe München Bayreuth Landau / Pfalz Landau / Pfalz Frankenthal Ludwigshafen München München Ingolstadt, Temeswar Ingolstadt Heilbronn Ingolstadt Lauf an der Pegnitz / N. Gilching / München Manching / Ingolstadt Karlsruhe Geisenfeld / Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt Geisenfeld / Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt München Manching / Ingolstadt Augsburg Augsburg Ingolstadt
Spiele und Turniere 2018
F
ür die Meisterschaft 2018 kann man sich bei folgenden Turnierorganisatoren anmelden: Augsburg Franz Neusatz, Tel. 0821-551850 Frankenthal/ Ludwigshafen/Mannheim Andreas Schmitz Tel. 0621-6834202 E-Mail: asarad@arcor.de Ingolstadt Alfred Selpal, Tel. 08459-593660 E-Mail: alfred-selpal@t-online.de Karlsruhe Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 München Gerhard Birg, Tel. 089-89670003 Nürnberg Helmuth Hintyes Tel. 0911-4905680 Spaichingen Walter Blauditschek Tel. 0151-26950678 E-Mail: w.blaudi@web.de Ulm Pfingstreffen Alfred Selpal, Tel. 08459-593660 E-Mail: alfred-selpal@t-online.de Online Bruno Neusatz, Tel. 089-45678883 E-Mail: bruno.neusatz@t-online.de Zum Online-Schach können sich Teilneh mer weltweit anmelden. Wer selbst weitere Turniere und Treffen organisieren möchte, wende sich bitte an Alfred Selpal.
192
Inhaltsverzeichnis Vorwort, Werner Gilde.................................................................................................................................3 Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher, Elisabeth Martini...............................6 30 Jahre Billeder Denkmal, Werner Gilde..................................................................................................16 Billeder Treffen, Timmi Barthelmess...........................................................................................................24 Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee, Werner Gilde.....................................................................26 Welcome to Karlsruhe, Melanie Müller......................................................................................................34 Konzert in der Billeder Kirche, Hans Rothgerber........................................................................................38 Nach 72 Jahren wirklich daheim, Hans Rothgerber...................................................................................40 Tropische Hitze im Banat, Elisabeth Martini.............................................................................................42 Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe, Cornel Gruber................................................46 Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017, Melanie Müller............................................................48 90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest, Werner Gilde................................................................50 Unsere Reise in die Vergangenheit, Marliese Knöbl....................................................................................58 Herbstfest in Nürnberg, Heidi Müller........................................................................................................66 Impulse von Senioren in Billed, Hans Rothgerber.......................................................................................74 Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest, Adam Tobias............................................................78 Banater aus Karlsruhe an der Mecklenburgischen Seenplatte, Gerda Goschi..............................................86 Billeder Seniorentreffen im Karlsruher Haus der Heimat, Jakob Muttar....................................................90 Ansprache an Allerheiligen 2017, Melanie Müller......................................................................................92 Billed - Karlsruhe - Sydney, Elisabeth Martini . .........................................................................................98 Maria Theresia und ich, Erika Weith geb. Leidecker..................................................................................100 Großes Kino in der Gemeinde, Josef Herbst.............................................................................................106 Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation, Peter Krier...............................................................112 Südwestdeutsche Rückwanderer, Elisabeth Martini..................................................................................114 Die Billeder Paprikabauern, Elisabeth Martini, Barbara Gilde, Elisabeth Hehn u.v.m...............................118 40 Jahre in Deutschland, Erika Redinger . ...............................................................................................130 Musikante seid net faul - die Inschtrumente ans Maul, Heinrich Lauer...................................................136 Dacky, Mecky... Gass, Rotkehlchen, Karl Balogh.....................................................................................142 De Schlappemännche, de Gaartemännche, de Schwarze Mann..., Karl Balogh........................................143 Johann Steiner wird siebzig, Hans Fink....................................................................................................146 Lehrerin Elvira Slavik hat neunte Dekade erfüllt, Werner Tobias..............................................................148 Rückblick, Margarethe Weber ..................................................................................................................150 Abschied von einem Freund Billeds, Josef Herbst.....................................................................................154 Hans Martini ist von uns gegangen..., Peter Krier....................................................................................155 In Temeswar in über 150 Rollen aufgetreten, HOG Knees.......................................................................156 Erinnerungen an Josef Jochum, Adam Tobias...........................................................................................158 Ein Sänger der Heimat ist von uns gegangen, Peter Krier .......................................................................160 Schachmeisterschaft 2017 der Banater Schwaben, Alfred Selpal...............................................................162 Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst................................................................164 Statistik unserer Landsleute weltweit; Dem Alter die Ehre 2017, Josef Herbst .........................................166
Billeder Dorfrand 1975 Malerei von Franz Ferch Über 200 Bilder des Banater Malers Franz Ferch (19001981) werden zurzeit von Peter Krier und Hans Rothgerber reproduziert. Geplant sind ein umfangreicher Katalog sowie Ausstellungen mit großformatigen Reproduktionen ausgewählter Malereien. Eine Ausstellung ist beim Pfingsttreffen 2018 der Banater Schwaben in Ulm geplant
Umschlag Vorder- und Rückseite: Aufnahmen am Billeder Karlvarienberg 2017
Im Bild die Bahngasse, rechts die Billeder katholische Kirche, links die neu erbaute orthodoxe Kirche
Billeder Heimatblatt 2017
.e 3A0usgab
Billeder Heimatblatt 2017
heimathaus-billed.de
Herausgegeben von der HOG Billed