m Bild der Billeder Kalvarienberg, das Wahrzeichen der Gemeinde. Auf der Torontaler Landstraße Ende März 2024.
Foto: Hans Rothgerber
Inhalt
1 Billeder Heimatblatt 2024
2 Unser Heimatblatt
Billeder Heimatblatt 2024
Dezember 2024 | 37. Ausgabe
4 Kulturhauptstadt Temeswar - Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, von Renate Frombach
8 Besuch im Banat – Eindrücke aus Billed, von Dr. Petra Loibl
12 Das Banat – immer noch ein Dorf, von Hermine Schnur
22 Die Familie Lenhardt zu Besuch im Heimathaus, von Horst Lenhardt
26 Zurück zu den Wurzeln, von Ingrid Pröll und Heidi Summereder
30 Ein Besuch bei den Donauschwaben in Brasilien, von Haidrun Pergande und Roger Kunert
38 Helferfest in Frankenthal, von Heidi Müller
40 Der Kreisverband Karlsruhe feiert Sommerfest, von Kerstin Klein
44 73 Jahre seit der Bărăgan-Deportation, von Marianne Șandor
50 Erneut in Gai im Mai - Filmanalyse, von Astrid Ziegler
54 “Kerweih” ist Kult - Teil 3, von Hans Rothgerber
60 Traubenball 2024, von Lena Schmidt
64 Die Zeit verging wie im Flug, von Renate Frombach
68 Gedenkveranstaltung an Allerheiligen in Karlsruhe
69 Ansprache von Johann Janzer
74 Neue Karnevalssession, von Josef Lutz
76 Deutsche und rumänische Geschichte verbunden mit Familiengeschichte, von Astrid Helminger (geb. Pfersch)
86 Kleine Anekdote wie schnell geheiratet werden kann, von Astrid Helminger (geb. Pfersch)
Impressum
88 Traditionen in unserer Kirche, von Brunhilde Klein
94 Breincher, Gnubbezucker un Stäärespritzer, von Erika Weith
98 Auszüge aus der Chronik der Familie Kremm, von Josef Kremm
116 Unsere Dorfbrunnen in Billed, von Werner Gilde
130 Lambert Steiner: Würdigung eines außergewöhnlichen Musikers, von Hans Rothgerber
132 Hoch hinaus mit der Kamera, von Astrid Ziegler
138 Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben
141 Jakob Muttar mit 90 noch Kassenwart der HOG Billed, von Elisabeth Martini
142 Abschied von Peter Krier, von Peter-Dietmar Leber
147 Nachruf Peter Krier, von Werner Gilde
148 Nachruf Peter Krier, von Adam Csonti
150 Ergebnisse der Kommunalwahlen 2024 in Billed von Hans Rothgerber
155 Klassentreffen, von Heidi Müller
156 Schachmeisterschaft 2024 der Banater Schwaben, von Alfred Selpal
158 Statistik unserer Landsleute weltweit, von Hans Herbst und Werner Tobias
158 Trauungen 2024
158 Geburten 2024
159 Unsere Verstorbenen - 2024
161 Landsleute, die 2024 ihr Ehejubiläum feierten
167 Dem Alter die Ehre - 2024
167 Unsere Landsleute, die heuer über 80 Jahre erfüllt haben
177 Folgende Landsleute feierten 2024 ihren runden Geburtstag
Umschlag: Am Billeder Kalvarienberg Ende März 2024. Foto: Hans Rothgerber Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | Druck: Kollin-Medien | Auflage: 1.050
Redaktion: Hermine Schnur, Hans Rothgerber. Korrekturlesen: Elisabeth Martini. Grafik, Layout und Satz: Hans Rothgerber
Unser Heimatblatt
Grundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zuge stellt. Da wir für Druck und Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791
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Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden.
Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Hans Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel. 07225-77233, hans.herbst@billed.de
Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Email: info@heimathaus-billed.de
Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die
inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden.
Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Werner Gilde oder Hans Herbst wenden.
Liebe Leserinnen und Leser, mit großer Freude präsentieren wir Ihnen die 37. Ausgabe des Billeder Heimatblatts. Diese besondere Ausgabe widmet sich nicht nur den neuesten Nachrichten und Geschichten aus unserer Gemeinschaft, sondern legt auch einen besonderen Fokus auf die wichtigen Ereignisse und Traditionen, die uns prägen.
Unsere Gemeinschaft hat eine reiche Geschichte und tiefe Wurzeln, die uns alle miteinander verbinden. Die Erzählungen unserer Vorfahren, ihre Opfer und Erfolge sind ein wertvoller Teil unseres Erbes. Es liegt an uns, diese Geschichten weiterzutragen und die Werte, die sie uns hinterlassen haben, zu bewahren.
In dieser Ausgabe möchten wir einige bedeutende Ereignisse hervorheben, die unsere Gemeinschaft im zurückliegenden Jahr geprägt haben. Der Heimattag der Banater Schwaben brachte uns alle näher zusammen und festigte unsere Verbundenheit.
Das Kirchweihfest in Billed erinnerte uns eindrucksvoll an die Bedeutung unserer Traditionen. Auch das Herbstfest der Blasmusik in Nürnberg war ein musikalisches Highlight, das uns mit Freude und Stolz erfüllte. Besonders erfreulich war die Teilnahme von 48 Billedern am Treffen in Ulm – ein eindrucksvolles Zeichen unserer Gemeinschaftsstärke.
Wir ermutigen die jungen Menschen in unserer Gemeinschaft, sich aktiv einzubringen. „Euer Engagement und eure Ideen sind entscheidend für die Zukunft unserer Gemeinschaft.“ Gemeinsam können wir unsere
Traditionen bewahren und gleichzeitig neue Wege beschreiten.
Herzlich laden wir Sie auch zu unserem nächsten Billeder Heimattag am Pfingstsamstag, den 7. Juni 2025, in Karlsruhe ein. Es wird eine wunderbare Gelegenheit sein, sich zu treffen, auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Wir freuen uns besonders auf die wieder stattfindenden Jahrgangstreffen. Wir heißen alle willkommen, die in Tracht am Aufmarsch teilnehmen möchten. Wir freuen uns auf neue Anregungen und darauf, gemeinsam mit Ihnen diesen besonderen Tag zu gestalten.
An die junge Generation der Billeder und alle mit Billeder Wurzeln: „Wir laden euch herzlich ein, euch aktiv an unserer Gemeinschaft zu beteiligen und am kommenden Heimattag teilzunehmen.“ Dieser besondere Tag bietet eine wunderbare Gelegenheit, neue Freundschaften zu knüpfen und gemeinsam eine starke Zukunft zu gestalten.
Wir hoffen, dass diese Ausgabe des Heimatblatts Ihnen nicht nur Informationen und Unterhaltung bietet, sondern auch einen Moment der Reflexion und des Gedenkens ermöglicht. Möge sie dazu beitragen, das Band unserer Gemeinschaft zu stärken und die Erinnerungen an unsere Vorfahren lebendig zu halten.
Vielen Dank für Ihre kontinuierliche Unterstützung.
Wir wünschen Ihnen eine schöne und friedvolle Zeit. Mit herzlichen Grüßen,
Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed
Temeswar hatte sich im winterlichen Kleid, mit tausenden LED-Weihnachtslichtern geschmückt
Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt
Von Renate Frombach
InTemeswar ist 2023 zusammengewachsen, was zusammengehört, die Kultur mit der Geschichte der Stadt, die Kunst mit der Architektur und die Menschen mit der Kulturhauptstadt, so wurde in den Medien berichtet und in den Zeitungen geschrieben.
Zu Beginn der Adventzeit wurde über die umfangreiche Weihnachtsbeleuchtung auf zentralen Plätzen,
Straßen und in den Parks der Stadt Temeswar berichtet. Die Fotos von dem Lichtermeer hatten sich über die sozialen Medien sehr schnell verbreitet und für Bewunderung und Erstaunen gesorgt.
So haben wir, mein Mann und ich, entschieden, dieses Lichtermeer in echt anzuschauen und sind am 25. Dezember 2023 für ein paar Tage nach Temeswar gefahren.
Der riesige Tannenbaum auf dem Opernplatz mit seinen vielen Lichtern, und die zahlreichen Lichtinstallationen am Fisch brunnen, auf dem Korso, waren wundervoll.
Die Fahrt war sehr angenehm, da ja bekanntlich am er sten Weihnachtstag wenig auf den Straßen und an der Grenze zu Ungarn und Rumänien los ist. Gut angekom men, bezogen wir unsere Unterkunft in Temeswar. Neu gierig, wie wir waren, machten wir uns sofort auf den Weg Richtung Innenstadt.
te sich im winterlichen Kleid, mit tausenden LED-Weih nachtslichtern geschmückt. Der Weihnachtsmarkt „Tir gul de Craciun“, der sich mit bunten Lichtinstallationen durch die Theatergasse (Alba Iulia) bis zum Freiheitsplatz
Auf dem „Piața Sfântu Gheorghe“ (deutsch: Platz des heiligen Georg beziehungsweise Sankt-Georgs-Platz), einer der ältesten Plätze der Stadt
Stand zu Stand und bewunderten die kreativen Produkte von Weihnachtsornamenten bis hin zu warmen Socken, Schals und Mützen. Besonders angetan waren wir von den vielen rumänischen Spezialitäten (Sarmale, Mamali ga, Mici ….und vieles mehr), die uns in den Bann zogen. Auch der Duft von gebrannten Mandeln und frisch geba ckenem Brot lag in der Luft. Wir konnten nicht widerste hen, einige Köstlichkeiten zu probieren. Auf der Bühne vor dem Opernhaus wurde während der Vorweihnachts zeit und bis zum 07. Januar ein abwechslungsreichespen angeboten, die für fröhliche Stimmung sorgten. DieDie Gemeinschaftsatmosphäre war spürbar, und esnossen die herzliche Gastfreundschaft der Händler, die
Lichtinstallation auf dem ehemaligen „Paradeplatz“, heute Piața Libertății.
uns mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort begrüßten. „Es fühlte sich an, als wären wir nicht in Rumänien!“
Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, während unseres Besuches in Rumänien, im Forum Billed bei Fam. Csonti, vorbeizuschauen. Dort wurden wir herzlich empfangen. Das Mittagessen dort schmeckte sehr lecker.
Anschließend besuchten wir die Heimatstube und fuhren durch Billed.
Insgesamt war unser Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Temeswar ein wunderbares Erlebnis
Auch die Gemeinde Jahrmarkt besuchten wir und kehrten bei Bekannten ein. Dort hatte mein Mann seine Kindheit verbracht und einige Jahre die Schule besucht.
Insgesamt war unser Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Temeswar 2023 und die dort verbrachten Tage ein wunderbares Erlebnis. Die Kombination aus festlicher Stimmung, köstlichen Leckereien, kulturellen Darbietungen sowie der Besuch in unseren Dörfern machten die Tage zu etwas Besonderem.
Besuch im Banat – Eindrücke aus Billed
Von Dr. Petra Loibl
Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler
AufEinladung der Landsmannschaft der Banater Schwaben sowie des Abgeordneten der Deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Gant, durfte ich am 30. und 31. Juli das Banat besuchen. Es war mein erster Besuch in dieser geschichtsträchtigen Region, und die Eindrücke, die ich in dieser kurzen Zeit sammeln konnte, sind unvergesslich. Der erste Tag, der uns nach Billed führte, wird mir in lebhafter Erinnerung bleiben.
Schon bei meiner Ankunft in Billed war ich beeindruckt von der herzlichen Gastfreundschaft und der tiefen Verbundenheit der Menschen mit ihrer Geschichte und Tradition. Unser erster Halt war bei der Familie Erwin Csonti, wo ich einen Einblick in die landwirtschaftlichen Gegebenheiten im Banat erhielt. Die moderne und zugleich traditionsbewusste Bewirtschaftung des Hofes zeigt, wie das landwirtschaftliche Erbe der Banater Schwaben in der Gegenwart lebendig gehalten wird. Besonders schätzte ich auch den fachlichen Austausch mit Silke Csonti, einer Berufskollegin, die als Veterinärmedizinerin tätig ist. Ihre Einblicke in die lokale Tierhaltung, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der EUVorgaben in Rumänien, sowie die landwirtschaftlichen Praktiken vor Ort, waren für mich äußerst informativ.
Ein weiterer Höhepunkt meines Besuchs in Billed war ein Rundgang durch das Dorf und der anschließende Besuch in der Sozialstation des Deutschen Forums. Ungefähr 90 % der Banater Schwaben aus Billed leben in-
zwischen verstreut in der ganzen Welt, viele von ihnen haben in Bayern eine neue Heimat gefunden. In der Sozialstation wurde mir eindrucksvoll vor Augen geführt, wie viel Engagement und Eigeninitiative immer noch in der Gemeinschaft steckt und wie eng die Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen zusammenarbeiten. Besonders beeindruckend war der Bericht über die Organisation der täglichen Essensausgabe, bei der warme Mahlzeiten für ältere und bedürftige Menschen zubereitet und ausgeliefert werden. Die Hingabe, mit der diese Arbeit geleistet wird, hat mich sehr berührt.
„Klein aber fein“ ist das äußerst informative Dorfmuseum des Deutschen Forums in Billed. Die Ausstellung, unterstützt durch die beeindruckenden Fotografien von Hans Rothgerber, bietet eine kompakte und dennoch aussagekräftige Dokumentation der Geschichte der Banater Schwaben, am Beispiel derjenigen in Billed. Dank der fachkundigen Erklärungen von Adi Csonti konnte ich einen umfassenden Überblick über die bewegte Geschichte dieser Volksgruppe gewinnen – von der Ansiedlung am südöstlichen Rand der Banater Heide, über die schweren Zeiten der Deportationen in dem sowjetischen Zwangsla-
Dr. Petra Loibl
„Unser erster Halt war bei der Familie Erwin Csonti, wo ich einen Einblick in die landwirtschaftlichen Gegebenheiten im Banat erhielt.“ Foto: Adi Ardelean
Ein weiterer Höhepunkt meines Besuchs in Billed war ein Rundgang durch das Dorf und der anschließende Besuch in der Sozialstation des Deutschen Forums.
aufschlussreich war die Sammlung von Haushalts- und Gebrauchsgegenständen, Werkzeugen und alten Möbeln, die das alltägliche Leben der Vorfahren greifbar machen. Meiner Meinung nach ist diese Ausstellung ein wertvolles Erbe, das die Geschichte der Banater Schwaben lebendig hält und die kommenden Generationen an ihre Wurzeln erinnert.
boten mir die Gelegenheit, mein Verständnis für die Ge schichte und Kultur der Banater Schwaben weiter zu vertiefen. Der Austausch mit den Menschen vor Ort, die mir ihre Geschichten erzählten und ihre Erfahrungen teilten, war eine bereichernde Erfahrung, die ich sehr zu schätzen weiß.
Ich möchte mich herzlich beim Bundesvorsitzenden der
„Dank der fachkundigen Erklärungen von Adi Csonti konnte ich einen umfassenden Überblick über die bewegte Geschichte dieser Volksgruppe gewinnen.“
Banater Schwaben, Herrn Peter-Dietmar Leber, und beim Landesvorsitzenden der bayerischen Landsmannschaft der Banater Schwaben, Harald Schlapansky, für die Einladung und die hervorragende Begleitung während meines Aufenthalts bedanken.
Mein besonderer Dank gilt auch allen weiteren engagierten Beteiligten, die diesen Besuch ermöglicht haben und mir dadurch einen tiefen Einblick in die Geschichte
und Gegenwart der Banater Schwaben ermöglicht haben. Dieser Besuch in einem Landstrich, der aus historischen Gründen lange zu Österreich-Ungarn gehörte und später Rumänien zugeteilt wurde, hat mir gezeigt, wie stark die kulturellen Wurzeln der Banater Schwaben sind und wie engagiert ihr Erbe auch in der heutigen Zeit gepflegt wird. Es war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!
Das Banat – immer noch ein Dorf
Eindrücke von meiner Reise
Wieklein ist doch die Welt, heißt ein Spruch, den es ähnlich auch in anderen Sprachen gibt, was für eine weltumfassende Erkenntnis! Darauf werde ich später eingehen. Lange habe ich überlegt, ob ich überhaupt zu meinem Besuch in Billed nach 35 Jahren und in Temeswar nach 40 Jahren überhaupt etwas schreiben soll. Es wurden im Heimatblatt schon viele Artikel über Billed oder auch Temeswar, bei besonderen Ereignissen (z.B. Kulturhauptstadt 2023) geschrieben, von nostalgischverklärend bis zu analytisch-polarisierend.
„Mach es erinnerbar“, schrieb ein unbekannter Autor, dieses Schild hing auf Englisch in unserer angemieteten Wohnung in Temeswar. Auf diesen Pfad begab ich mich im Mai 2024; dabei möchte ich weder etwas schönschreiben, noch schlechtreden. Mein Schwerpunkt liegt auf Temeswar, da wir dort mehr Zeit verbracht haben als in Billed. In das vielzitierte Paradies der Erinnerungen wollte ich eintauchen, was mir teilweise gelang. Manches schien mir dabei vertraut, vieles war mir fremd und noch mehr neu oder unbekannt. Vielleicht war es die Suche nach der vergangenen oder verloren geglaubten Zeit; eine Gelegenheit, Verpasstes nachzuholen am Abend des Lebens, Spuren von fast erloschenen Erinnerungen zu suchen.
Zuerst möchte ich, mehr oder weniger ausführlich, auf die besuchten Orte eingehen, danach über Begegnungen berichten, die das Banat als ein Dorf erkennen lassen. Zuletzt werde ich über unsere Unternehmungen schrei-
Von Hermine Schnur
ben und einen Vergleich zwischen dem Gestern und dem Heute in der Lebensweise anstellen.
Selbstverständlich beginne ich mit Billed. Da wir in Temeswar wohnten, erreichten wir unser früheres Heimatdorf relativ bequem und einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, nämlich mit der Straßenbahn und dem Bus. Sobald wir die Stadt verlassen hatten, war es wieder da: das Gefühl der unendlichen Weite und der fast unbegrenzten Freiheit für die Augen und das Blickfeld, mit den vertrauten „Pipatsche“ und den Kornblumen am Wegrand oder vereinzelt in den Feldern.
In Billed waren wir bei den Familien Klein und Nachram zu Gast. Zu Fuß gingen wir in die Viertgasse, begleitet vom gerade in Billed zu Besuch weilenden Sepp, danach in die Sauländergasse. Die Straßen haben jetzt alle Schilder mit Blumennamen. Diese sind relativ neutral und historisch nicht belastet, denn bereits in Temeswar waren uns die vielen alten, getilgten (da sozialistischen) und die neuen Straßennamen (mit Bekenntnis zur nichtsozialistischen Geschichte) aufgefallen. Unser Straßenname erinnerte mich an das große Maiglöckchenfeld direkt hinter der Mauer neben unserem Tor, das jedes Jahr einen unwiderstehlichen Duft verströmte.
An meinem ehemaligen Elternhaus mit hohem, geschlossenem Tor, wie bei den meisten, habe ich außer dem vertrauten Schriftzug auf dem Giebel mit dem Namen meiner Eltern und dem Jahr der Renovierung, 1960,
Eines der Banater Wahrzeichen aus der Natur: die Pipat sche
nichts wiedererkannt. Für mich war das zum Glück keine Enttäuschung, denn vom kompletten Umbau hatte meine Schwester schon berichtet. Ähnlich ging es mir mit den Häusern aus der Nachbarschaft. Vertraut waren mir die heute eher seltenen Maulbeer- und Akazien(Robinien)bäume, neu für mich die Sauerkirschbäume auf den Straßen, an denen ich fast nicht vorbeikam, ohne ein paar zu probieren. So ist es immer noch mit den Kirschen aus Nachbars Garten…
Auf dem Friedhof dachten wir an unsere Verwandten, die hier vor einem halben Leben ihre letzte Ruhestätte fanden.
Die letzten Spuren von meinen Eltern auf ihrem ehemaligen Hausgiebel
Unsere Geschichte brachte es mit sich, dass inzwischen schon viele rumänische Namen auf den anderen Kreuzen stehen. Ein kurzer Ausflug an die Sauländer Brücke offenbarte sich mir als grünes, üppig wucherndes Pflanzenparadies, ich sah eine sehr verkleinerte „Kiehhalt“ und auch die erneuerte Viehtränke. Als wir als Kinder diesen Ort besuchten, fragten wir uns oft, wo die Kühe noch Gras finden sollen, das Gebiet kam uns in der Sommerhitze wie verbrannte Erde vor. Im seligen Garten der Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit fällt mir immer sofort die mir damals grenzenlos erscheinende Freiheit ein.
Üppiges Grün an der „Saulänner Breck“
Unser „Spielplatz“ war die Straße oder das selbstgebaute Puppenhaus, ohne dass die Eltern sich viel um uns sorgten. Wir „Straßenkinder“ waren in vielem vereint, teilten Gut und Böse, Streit und Versöhnung, unsere Interessen und unsere wenigen Spielsachen miteinander.
Weniger ist oft mehr, auch damals schon. Da die Kirche außerhalb der Gottesdienste verschlossen ist, öffnete der Pfarrer, Herr Bonaventura Dumea, die Sakristei, durch die wir in die Kirche gelangten. Hier gab es für mich viel Bekanntes und Erhaltenes, die alten Bänke mit ihren Gebrauchsspuren, die Teppiche, über die schon un-
Altvertrauter Anblick: die Billeder Kirche
zählige Füße gegangen sind, die renovierten Altarbilder.
Sehr interessant und kurzweilig war das Gespräch mit dem Pfarrer, der mit über 80 noch sehr aktiv ist und ein sehr gutes Gedächtnis hat. Er berichtete uns von früher, teilte aber auch seine Sorgen mit uns, was die rückläufige Zahl der Kirchengänger und Kultuszahler betrifft.
Mit Bruni und Michel fuhren wir langsam mit ihrem Auto durch das Dorf und hörten aufmerksam unserer „Reiseleiterin“ Bruni zu, denn sie kennt so gut wie alle ehemaligen und heutigen Hausbewohner, teils über mehrere Generationen.
Unser letzter Halt an unserem Billeder Tag führte uns ins Haus der Heimat, wo Roswitha und Adi uns freundlich begrüßten. Für uns war dies komplettes Neuland, deshalb zeigte uns Adi die verschiedenen Räumlichkeiten und führte uns zuletzt durch die sehr sehenswerte Ausstellung mit Haushalts- und Gebrauchsgegenständen aller Art aus der Zeit unserer Vorfahren, Werkzeugen, Utensilien für die Landwirtschaft, alten Möbeln usw. Besonders beeindruckt hat mich dort die Kopie des Triptychons „Wider das Vergessen“ des Banater Künstlers Helmut Scheibling, welches eine Kurzfassung der Geschichte und des Schicksals der Banater Schwaben in gemalter Form ist, entstanden in Anlehnung an das Einwanderungsbild von Stefan Jäger. Berücksichtigt hat der Künstler dabei alle Gegensätze nicht nur im Leben der Banater, sondern auch allgemein menschliche Pole im Kreislauf des Lebens, wie Aufbruch und Rückkehr, Trauer und Lebensfreude, Not und Wohlstand, Krieg und Frieden. Wir kennen ihn alle, den Siedlerspruch von den Ersten der Tod, den Zweiten die Not und erst den Dritten das Brot. Vertreibung und Flucht wären noch hinzuzufügen.
Da wir den letzten Bus nach Temeswar nicht verpassen wollten, konnten wir in Billed nicht länger verweilen. Ein kurzer Besuch führte uns am nächsten Tag mit dem Taxi nach Uiwar, dem Heimatdorf meines Vaters. Auch das Grab meiner Groß- und Urgroßeltern gibt es noch, mein Opa verstarb, als ich drei Jahre alt war. Am Haus der Großeltern war kein Stein auf dem anderen geblieben, alles wurde erneuert. Schöne Kindheitserinnerungen verbinde ich trotzdem mit Uiwar, wo ich oft einige Wochen in den Sommerferien verbrachte und auch Spielkameradinnen hatte. Unser Taxifahrer ist übrigens, rein zu-
fällig, ein Freund eines unserer noch wenigen Bekannten in Billed… das Banat, ein Dorf.
Die Fahrt am Folgetag nach Radna mit dem Zug entpuppte sich als schmutziges und unbequemes Abenteuer, die Zugtreppen, wo wir Mädchen uns früher oft die Strumpfhose zerrissen, sind noch genauso hoch. Die altvertraute Kirche Maria Radna selbst ist hingegen bestens erhalten. Wir waren die einzigen Besucher vor Ort und trafen keine Menschenseele. Allein die Schwalben zwitscherten uns ein Liedchen, als sie in der Kirche zu ihren Nestern ein- und ausflogen. Als Kinder hatten wir uns
Kirche Maria Radna
immer sehr auf die Wallfahrt nach Radna gefreut, lange bevor wir jemals von dem inzwischen weltberühmten Jakobsweg gehört hatten. Radna war landschaftlich durch die sanften Hügel eine willkommene Abwechslung für uns, aber auch die Buden mit den bunten Zuckerstangen und der süßen Zuckerwatte waren eine verlockende Aussicht für uns Kinder. Davon gab es jetzt keine Spur mehr, wohl eher unrentabel, wo man jetzt alles in den Geschäften kaufen kann.
Und ewig fließt die Bega…
reta“, wo man eine winzige „Flusskreuzfahrt“ innerhalb der Stadtgrenzen auf der Bega unternehmen kann, trafen wir eine Gruppe mit fünf Donauschwaben aus verschiedenen Dörfern. Beim Gespräch mit uns stellte sich heraus, dass die eine die Kusine meiner ehemaligen Schulkollegin aus dem Lenau-Lyzeum ist, eine andere kennt die Familie T. aus Billed und einer mit dem gleichen Familiennamen ist mit meiner zweiten Kusine verheiratet.
Dass das Banat immer noch ein Dorf ist, wo jeder fast jeden kennt, wenn auch um viele Ecken, habe ich
Eine andere war mit Herta Müller in einer Klasse, zu deren ersten Lesungen ich früher mit meiner Freundin ins „Frieden und Gutes”, Mahnung vor dem Kirchentor Maria Radna
Erschütternde Botschaft auf einem Grabstein (Jüdischer Friedhof)
Banat ist ein Dorf! Und nicht im Traum hätten wir damals bei den Lesungen daran gedacht, dass vor uns eine künftige Nobelpreisträgerin für Literatur saß!
Die meiste Zeit unseres Aufenthalts verbrachten wir in der bestens renovierten Altstadt von Temeswar. Nach meiner Auswanderung entdeckte ich für mich die Geschichte neu; das Interesse daran hatte schon Prof. Töpfer in Billed bei mir geweckt. Bei einem Spaziergang zur Maria-Statue erfuhr ich etwas über das Schicksal von Gheorghe Doja, Anführer eines Bauernaufstandes und sein
sich eine der drei noch vorhandenen Synagogen, in maurischem Stil, an der ich früher achtlos und in Eile vorbeigegangen bin. Der jüdische Friedhof war mir nicht bekannt, stand aber jetzt auf meiner Liste mit den zu besuchenden Orten. Bei meiner Wanderung über die von Gras und Klatschmohn überwucherten Wege mit sehr alten Grabsteinen, teils in hebräischer Schrift, beeindruckte und berührte mich ein Grabstein besonders. Er erinnerte die Nachgeborenen wie uns an sieben Mitglieder einer gewissen Familie Fröhlich, die in die Todeslager nach Trans-
Besuch im Rosenpark
Die Staatsoper, eines der Wahrzeichen von Temeswar, mit Theatervorführungen in drei Sprachen (Rumänisch, Deutsch, Ungarisch)
nistrien verschleppt worden waren, ohne Rückkehr. Und wieder kann man hier eine Parallele ziehen zum Schicksal der Donauschwaben, denn auch sie kennen die Themen Zwangsarbeit und Verschleppung, nach Russland und in den Baragan, für so manche auch unsrer Landsleute war es eine Fahrt ohne Heimkehr.
Der jüdische Friedhof ist in zweierlei Hinsicht ein toter Friedhof, denn es gibt dort kaum noch neuere Gräber. Noch ca. 200 ältere Bewohner jüdischen Glaubens leben angeblich in der Stadt, auch sie hat der ehemalige
Besuch in der ehemaligen Buchhandlung Eminescu
Diktator gegen Warenlieferungen, über Jahrzehnte hinweg, meist nach Israel „verkauft“.
Der schläfrige Rosenpark zeigte uns gerade noch seine volle Blütenpracht, ansonsten herrschte dort bei unseren Besuchen perfekte Stille, unterbrochen nur durch Vogelgezwitscher und Grillenzirpen. Ein Besuch im Museum des Banats war leider nicht möglich, da es seit 2010 renoviert wird. In einem Seitenflügel konnten wir die durch viele Goldornamente beeindruckende Ausstellung des Künstlers Silviu Oravitzan bestaunen, sie hieß „Im Zei-
Reportage 19 chen des Kreuzes“. Am Opernplatz gibt es auch noch die alte Kunstgalerie Helios, in der mir meine Freundin vor gefühlt hundert Jahren u.a. den Unterschied zwischen Impressionismus und Expressionismus erklärte. Gleich daneben gibt es noch immer eine große Buchhandlung, die jetzt nicht mehr „Eminescu“ heißt, sondern „Carturesti“, wo mir wieder einmal die große Anzahl an englischen Büchern aufgefallen ist, von denen wir früher nur träumen konnten. Ich kaufte mir einen Stadtführer von Temeswar, nur zweisprachig rumänisch / englisch erhältlich.
Kathedrale mit Wölfin davor, die Romulus und Remus säugt - ein Geschenk der Stadt Rom
Übrigens: Eine kleine Buchhandlung mit dem alten Namen „Eminescu“ entdeckte ich zufällig in einer Sei-
Die Domkirche auf dem rundum beeindruckend renovierten Domplatz (Piata Unirii)
tenstraße. Im alten Barockpalais am Domplatz ist das Kunstmuseum untergebracht, wo man einen Streifzug durch drei Jahrhunderte Kunstgeschichte aus verschiedenen Epochen unternehmen kann, mit religiöser und weltlicher Kunst, anonymen und bekannten Malern und Bildhauern. Es war mir einen Besuch wert, mit leider zu wenig Zeit.
Was den Vergleich zwischen der gestrigen und der heutigen Welt betrifft, so ließe sich viel berichten, nur einiges möchte ich erwähnen. Der rumänische Wortschatz hat sich sehr gewandelt, genauso wie die dortige Welt, die ich vor 40 Jahren verlassen habe. Auf den Straßen hört
garische Sprache. Deutsch wird eher von Besuchern wie uns oder Touristen gesprochen.
Den Anschluss an die digitale Welt scheint man geschafft zu haben. Selbst beim Bäcker ist Kartenzahlung auch für kleine Beträge möglich bis erwünscht. Viele Essensboten sind tagsüber mit den Fahrrädern unterwegs, erkennbar an den geräumigen Behältern auf ihren Rücken. Wir ließen uns oft treiben, mal flanierten wir an der Bega unter den Schatten spendenden Weiden entlang, mal führte unser Weg zum Markt 700, um die Augen an der Riesenauswahl an Blumensträußen und Kränzen weiden zu lassen oder aber den vermeintlich besten Langosch in der Stadt zu essen.
Altbekannte, köstliche Spezialitäten
Konditorei mit Tradition, es gibt sie noch
Reportage
Fast täglich waren Piata Victoriei / Siegesplatz (nach der Revolution 1989), Piata Libertatii / Freiheitsplatz und Piata Unirii / Domplatz uns einen Besuch wert, ausgerüstet mit dem neuen Stadtführer. Wir hatten fast nur gutes Wetter, somit schien die ganze Stadt auf den Beinen, voller Lebensfreude, ganz anders als in den tristen Zeiten des Mangels. Morgens weckte uns manchmal der Ruf des Popen, verstärkt durch ein Mikrofon, aus der nahe gelegenen Kathedrale, was uns entfernt an den Ruf des Muezzins in den muslimischen Ländern erinnerte.
Abends saßen wir oft lange auf einer Bank am Freiheitsplatz, wo ein Pianist traumhafte Melodien spielte, ganz dezent und voller Hingabe.
Nicht zuletzt möchte ich noch auf die kulinarischen Köstlichkeiten eingehen, die es immer noch gibt, manche nicht überall. Wir haben viel frischen „Prinzl“ mit schmackhaften, sonnengereiften Tomaten gegessen, in der Konditorei gab es immer noch Dobosch und Savarine im Angebot, in den Restaurants oft „Mici“ und „Sarmale“.
Für mich war es eine Reise für alle Sinne, es gab viel zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken. Bekanntes und Vertrautes, aber auch Neues und Fremdes.
„Verba volant, scripta manent“, d.h. „Worte verfliegen, der geschriebene Buchstabe bleibt“. Das wusste man bereits, als Latein noch die Sprache der Kirche und der Wissenschaft war. Wenn ich diese Erkenntnis schon in jüngeren Lebensjahren gehabt hätte, wären evtl. einige Erinnerungslücken von heute vermeidbar gewesen. Heute kann man fast alles googeln, nicht aber die Erinnerungen. Und trotzdem, mein Fazit: Schön war’s, gut erinnerbar und ziemlich unvergesslich!
Nach30 Jahren waren wir wieder in Billed, um zu zeigen, wo Oma (Alexanderhausen 209) und Opa aufgewachsen sind und ihre Jugend verbracht haben.
Nach einer langen Anreise mit dem Auto mit Hänger wurden wir von Roswitha und Adi sehr nett empfan-
gen. Nachdem das Gepäck ausgeladen war und alle mehr oder weniger ein bisschen geruht hatten, ging der erste Tag schnell zu Ende.
Danach war der Zeitplan etwas straff, wir hatten uns die nächsten Tage viel vorgenommen. Wir starteten mit
Von Horst Lenhardt
einem Rundgang in Billed und Alexanderhausen, wobei wir die Friedhöfe mit einbezogen. Es galt auch, viel Papierkram zu erledigen, sowohl in Billed, aber auch in Lovrin und vor allem in Temeschburg. In der Stadt wollten wir auf keinen Fall das gute Essen verpassen, wir waren einkaufen und spazierten durch das Zentrum. Unser Weg führte uns auch in den Rosengarten und zu einem Kinderspielplatz. Aber auch den Besuch weiter entfernter Ziele hatten wir uns vorgenommen: Trei Ape, Wolfsberg, Maria Radna, der Markt in Lovrin waren ebenfalls einen Besuch wert.
win Csonti an, wo wir sehr guten Käse probierten. Bei
einer Rundfahrt mit dem Pferdewagen durch Billed mit Halt am Angelsee und am Kalvarienberg, beendeten wir den Tag. Obligatorisch war selbstverständlich der Besuch der Kirche. Einige Male bestellten wir uns leckere Mici bei Rudi.
Am zweitletzten Tag führte uns Adi durch die Ausstellung im Heimathaus, wobei er uns in einer ausführlichen Geschichtsstunde viele interessante Informationen zukommen ließ. Am letzten Tag hieß es noch ein paar Fotos machen und Abschied nehmen.
Mit dem Pferdewagen auf der Hutweide
Zum Schluss nochmals vielen Dank an Roswitha und Adi
Martinas Tracht, die sie dem Heimathaus gespendet hat Auf dem Kalvarienberg
ImMai 2024 war es endlich soweit: Nach über 50 Jahren wollten wir nochmals die Heimat unseres Vaters Hans Braun besuchen und machten uns mit unseren Männern auf die Reise.
Unsere erste Station war Temeswar, wo unser Vater in den 30er Jahren das Gymnasium Banatia besucht und im dortigen Internat gewohnt hatte.
Von Ingrid Pröll und Heidi Summereder
Unser Verwandter Edi Thöresz, der heute in Karlsruhe lebt, hat uns dankenswerterweise Kontakte in Temeswar und Billed vermittelt.
Brigitte Pricop führte uns durch das kleine Banater Museum im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus und zeigte uns im Foyer das Tryptichon des Malers Stefan Jäger über die Einwanderung der Donauschwaben. Im Gar-
Im 1. Stock des Museums bekamen wir einen guten Eindruck vom Alltagsleben in Billed.
ten verabschiedeten wir uns von Brigitte vor dem Modell einer Ulmer Schachtel.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Billed, wo uns bereits Adam Csonti beim Deutschen Forum erwartete. Ohne seine Führung wäre es schwierig gewesen, uns zu orientieren und die für uns interessanten Plätze zu finden. Er zeigte uns das Geburtshaus unseres Vaters, der 1939 im Alter von 19 Jahren Billed für immer verlassen hatte.
Auch kamen wir am ehemaligen Elternhaus von Edith und Edi Thöresz vorbei, deren Familie wir 1970 und 1973 besucht hatten. In der Billeder Kirche trafen wir den Pfarrer.
Anschließend besichtigten wir die beiden Friedhöfe. Zu unserer großen Überraschung entdeckten wir am Neugässer Friedhof die Familiengruft.
Nach einer Führung durch das Deutsche Forum wurden wir mit einem ausgezeichneten Mittagessen in der
Gartenlaube verwöhnt und lernten auch Adams Frau Roswitha kennen. So gestärkt führte uns Adam durch das hochinteressante Museum im Nebengebäude und brachte uns mit viel Herzblut die Geschichte unserer Vorfahren näher.
drückend waren die Bilder zur Verschleppung nach Russland 1945 und in die Baragan-Steppe 1951, wo unsere Großmutter Katharina Braun 1952 verstarb.
Im 1. Stock des Museums bekamen wir einen guten Eindruck vom Alltagsleben in Billed. Nach dieser emotionalen Stunde waren Kaffee und Cremeschnitten mit Roswitha und Adam ein schöner Abschluss.
Auf dem Foto einer Kirchweih entdeckten wir zu unserer Freude unseren Onkel Sepp mit Tante Lissi. Sehr beBrigitte Pricop, Bildmitte, führte uns durch das kleine Banater Museum im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus und zeigte uns im Foyer das Tryptichon des Malers Stefan Jäger über die Einwanderung der Donauschwaben. Im Garten verabschiedeten wir uns von Brigitte vor dem Modell einer Ulmer Schachtel
Am Ortsende von Billed machten wir noch einen kurzen Stopp am Kalvarienberg, den unser Vater häufig erwähnte.
Wir beide vor dem Eingang zum Kulturzentrum, in dem sich auch das Museum befindet
Ein Besuch bei den Donauschwaben in Brasilien
Von Haidrun Pergande und Roger Kunert
Unsere Reise nach Entre Rios begann im August 2023 in Billed im Banat. Dorthin hatten uns unsere Banater Freunde, Kathrin und Gerhard zum Kirchweihfest mitgenommen. Abgesehen von dem schönen traditionellen Fest, hat uns das schmucke Vereinsgebäude der Banater Schwaben in Billed gefallen. Zur Geschichte steht dort auf einer Gedenktafel: „Dieses Haus wurde 1920 von Jakob und Magdalene Schmidt, geb. Hehn, erbaut.
Es wurde 2002 der Billeder Heimatgemeinschaft e.V. von deren Sohn und seiner Ehefrau Nikolaus und Margarethe Schmidt, geb. Seibert, geschenkt, die nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges in Entre Rios in Brasilien eine neue Heimat gefunden haben.“ Wir hatten damals gerade mit den Vorbereitungen unserer großen Südamerika-Reise begonnen. Und sofort stand fest: Wir müssen unbedingt auch nach Entre Rios und uns nach
dem Schicksal der Familie Schmidt erkundigen. Aus den Erzählungen unserer Freunde und durch unsere Reisen in Rumänien kannten wir immerhin die grundlegende Geschichte der Donauschwaben, aber von ihrem Schicksal in Brasilien hatten wir bis dahin noch nie gehört.
So hatten wir auch nur eine sehr vage Vorstellung von dem, was uns in Brasilien erwarten würde: Wie waren die Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg dorthin gekommen? Und warum Brasilien? Werden wir noch Familien treffen, die schwäbisch sprechen? Und werden wir dort überhaupt ein Quartier finden, fernab von touristischen Attraktionen?
Und dann erlebten wir dort Mitte Februar dieses Jahres eine Überraschung nach der anderen. Gleich die erste bot uns der Taxifahrer, der uns von Guarapuava nach Entre Rios brachte (ca. 18 Kilometer). Er zeigte uns ein modernes großes Veranstaltungshaus mit der stolzen Erklärung „Alles Agraria!“ Große Felder, die mit Soja angebaut werden, soweit das Auge reicht „Alles Agraria!“ Und im Ort sahen wir die schicken Wohnhäuser mit gepflegten
Gärten: „Arbeiten bei Agraria!“. Und eines dieser schönen Häuser war dann unser Quartier für die nächsten Tage. Das Hotel „Vollweiter“.
„Ihr seid aus Deutschland, herzlich willkommen“ wurden wir gleich freundlich von der Chefin des Hotels begrüßt. Sie war gerade dabei, die Osterdekoration im gesamten Haus und im Garten anzubringen. Das Haus selbst ist urgemütlich im süddeutschen Stil gebaut und mit wunderschönem großem Garten am Haus. Wären da nicht die großen Echsen auf den Wegen, könnte man meinen, in Deutschland zu sein. Natürlich fragten wir Familie Vollweiter sogleich nach Familie
Das Grab von Familie Schüssler, das sich direkt neben dem von Familie Schmidt befindet. Beide Banater Familien waren und sind eng befreundet, vielleicht ist Ihnen das bekannt.
Schmidt. Nun ja, Schmidt heißen hier bei uns natürlich viele, hieß es. Aber was immer ihr über unseren Ort und die Menschen wissen wollt, das erfahrt ihr im Museum von Roberto. Er kennt nicht nur die Namen der Familien, sondern auch die ganze Geschichte der Aussiedler.
Und schon saßen wir im Auto bei Herrn Vollweiter, der uns zum Museum fuhr. Eigentlich sind wir gut und gern zu Fuß unterwegs. Aber wir merkten schnell, dass die Siedlung Entre Rios zwar ländlich geprägt, aber mit ihren wie in einem Kreis angelegten fünf Dörfern unglaublich weitläufig war. Wollte man sie nacheinander ablaufen, hätte man etwa 23 Kilometer zu bewältigen gehabt.
einem festlichen Hörsaal und einer umfangreichen Bibliothek mit deutschsprachiger Literatur.
Was für ein großartiges Museum! Roberto Essert gab uns beiden eine sehr interessante Führung mit der Ge-
Eine der schönen Nebenstraßen in Samambaia
Der Kirchplatz in Samambaia. Die Hauptstraße durch den Ort heißt „Banat“. Für Nikolaus Lenau gibt es in der Straße auch einen Gedenkstein.
schichte der Donauschwaben vom 18. Jahrhundert bis hin zur Ausreise nach Entre Rios in Brasilien. Anschließend haben wir uns weitere zwei Stunden im Museum aufgehalten, das perfekt und interaktiv gestaltet ist. Wir meinten, dabei zu sein, wie die Donauschwaben dort ankamen. Eigentlich so ähnlich wie wir vor wenigen Tagen: mit dem Schiff, mit der Bahn und schließlich von Guara-
puava über die Straße – allerdings nicht wie wir mit dem bequemen Taxi, sondern sie kamen damals auf der Ladefläche von LKW. Die ersten Donauschwaben kamen keineswegs in einem Ort an, sondern im Nichts. Was mag in den Menschen vorgegangen sein, die nach mehr als sieben Jahren Angst, Flucht, Ungewissheit und Auffanglager nun hier in Brasilien ein neues, freies Leben begin-
Banater Tracht im Museum. Eine von mehreren Trachtenpuppen, die sich in den Glasvitrinen langsam um ihre Achse drehten.
nen wollten? Für sie lagen hier lediglich Bretter bereit zum Bau der neuen Häuser. Und sie bekamen zu essen, vor allem Fleisch. Jeden Tag wurde Gulasch gekocht, hieß es.
Deswegen sind die ersten Monate für die Ankömmlinge auch als die „Gulaschzeit“ in Erinnerung geblieben.
Hier ist nicht der Platz, um die ganze interessante Geschichte der Donauschwaben von Entre Rios aufzuschreiben. Bis ins Detail aber wird und wurde sie von der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung erforscht und in zwei dicken Büchern zusammengefasst. Trotz unseres sehr begrenzten Reisegepäcks haben wir uns die ausgezeichnete veröffentlichte Kurzfassung der Geschichte, das „Heimatbuch Entre Rios“, gekauft und können es allen sehr empfehlen, die sich mit den Donauschwaben in Brasilien konkreter befassen möchten.
Nach Flucht und Vertreibung aus dem damaligen Jugoslawien und Rumänien hatten viele der Donauschwaben Aufnahme in österreichischen Lagern gefunden. Dort lebten sie zum Teil jahrelang. Und mit den Jahren schwand ihre Hoffnung auf Heimkehr.
Die Initiative, für ihre Landsleute eine neue Heimat zu finden, ging von zwei Männern aus, die aus Syrmien, dem Gebiet zwischen Donau und Save stammten. Der Diplomagrarökonom Michael Moor und Pater Josef Stefan fanden den Kontakt zur Schweizer Europahilfe. Mit deren maßgeblichen Möglichkeiten begann 1950 das großartige Projekt der Einwanderung von 500 Familien in Brasilien. Die vom Klima und von den Bodenverhältnissen halbwegs passende Region wurde gesucht und bei Guarapuava, im Süden Brasiliens, im Bundesstaat Paraná, gefunden. Schon im Mai 1951 gingen die ersten Donauschwaben von Österreich aus auf die lange Reise ins Ungewisse. Weitere sechs Transporte folgten bis zum Februar 1952. Mit der etappenweisen Ankunft der Neuankömmlinge entstanden die fünf Dörfer der Siedlung Entre Rios. Aus dem Banat kamen 24 Familien an, vor allem mit den letzten beiden Transporten. Die Mehrheit von ihnen lebte
Reisebericht und lebt im fünften Dorf, das Samambaia heißt. Seinerzeit waren es dort 16 Familien.
Von den Organisatoren der Schweizer Flüchtlingshilfe waren grundlegende Bedingungen für die Übersiedlung nach Brasilien gestellt worden. In Mitteilungen, die in den Flüchtlingslagern in Österreich verteilt wurden, hieß es unter anderem: Bewerber, die an politischen oder Kriegsverbrechen beteiligt waren, werden nicht zugelassen. Und eine weitere Bedingung an die Bewerber lautete, sie mussten Mitglied der Genossenschaft werden und ein Jahr lang Gemeinschaftsarbeit leisten. Diese Arbeit begann dann auch sofort nach ihrer Ankunft mit dem Bau der Holzhäuser, an dem sich jeder beteiligte. Zuvor waren die Grundstücke vermessen und an die Familien verlost worden.
Es war dieser Genossenschaftsgedanke von Michael Moor, der es den Donauschwaben ermöglichte, hier nicht nur Fuß zu fassen, sondern im Laufe der Zeit einen der größten landwirtschaftlichen Betriebe in Brasilien aufzubauen, der sich heute sehr erfolgreich in der Marktwirtschaft behauptet.
Die Brauerei „Donaubier“ mit Gaststätte im Ortsteil Cachoeira, in dem sich auch das Hotel „Vollweiter“ befindet.
Herr Moor war von 1951 bis 1954 der erste Präsident der „Agraria“. Damals gab es große Anfangsschwierigkeiten bei der Erschließung für den Ackerbau und Probleme mit dem ungewohnten Klima; es gab Missernten. Zwar bot die Genossenschaft Arbeit für alle, aber das Einkommen reichte zumeist nicht für das Auskommen einer großen Familie. Viele Frauen gingen deshalb für ein paar Jahre nach Sao Paulo, um dort mit Hilfsarbeiten für den Unterhalt der Familie beizutragen. Diese besonders schweren Jahre des Neubeginns haben nicht alle bewältigt. Etwa die Hälfte der Familien kehrte nach Europa, manche auch in das Schwabenland, zurück. Am Computer im Museum kann jeder Besucher nach den Familien suchen, die nach Brasilien kamen, blieben oder wieder weggegangen sind. Es sind die jeweiligen Lebensdaten und Fotos hinterlegt. So fanden wir auch „unsere“ Familie Schmidt aus Billed. Margarete war im Jahr 1996 ver-
Leopoldina Schule im Hauptdorf Vitória
storben, ihr Mann Nikolaus 2010. Wir sind anschließend mit dem Stadtbus nach Samambaia gefahren, um den beiden auf dem Friedhof unsere Ehre zu erweisen.
Was uns neben der wirtschaftlichen Entwicklung sehr beeindruckt hat, sind die sozialen Errungenschaften der „Agraria“: Die moderne Schule, ein Pflegeheim für die Generation der „Pioniere von Entre Rios“ sowie ein Krankenhaus. Die Donauschwaben sind nicht nur sehr fleißig und zielstrebig, sondern sie pflegen ihre Kultur und Traditionen bis heute mit Stolz und großer Hingabe – aber das müssen wir wohl hier nicht betonen. Das Kulturgut wird nicht allein im Museum bewahrt, sondern in jeder Familie, mit der Pflege der deutschen Sprache, in den Trachtentanzgruppen und den Musikgruppen. Die traditio-
Eines der vielen schönen Häuser in Samambaia
nellen Feste werden gefeiert wie eh und je. Es gibt einen eigenen Radiosender und die Zeitschrift „Entre Rios“.
Wir wollen nicht verschweigen, dass wir die besonders gemütlichen Stunden in der Brauerei „Donaubier“ von Harry Reinerth sehr vermissen; nicht allein das köstliche Bier und die Küche, vor allem auch den Wirt. Er war stets gut aufgelegt für ein Gespräch mit seinen Gä-
sten. Ach, wäre es doch nicht so weit bis Entre Rios, wir kämen immer wieder gern dorthin!
Noch ein Tipp für alle, die mehr über die Geschichte der Donauschwaben in Brasilien erfahren möchten. Roberto Essert lädt zu einem Rundgang durch das Museum über die Internetseite des Museums ein: donauschwaben.com.br/museu-historico/visita-guiada
Eingeladen waren zu diesem Fest alle Helfer und Helferinnen, die beim Schlachtfest schon Tage zuvor für das gute Gelingen der Veranstaltung sorgten, wie auch die Nürnberger Organisatoren des Herbstfestes. Rechts oben im Bild der QR-Code zur Billeder Website mit Videos von der Veranstaltung von Eduard Thöresz.
ka“ den Nachmittag eröffnete. Am 13. April 2024 wurde wohl zum letzten Mal das Helferfest der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen gefeiert.
Eingeladen waren zu diesem Fest alle Helfer und Helferinnen, die in Frankenthal beim Schlachtfest schon Tage zuvor, wie auch am Fest selbst, für das gute Gelingen der Veranstaltung sorgten, wie auch die Nürnberger Organisatoren des Herbstfestes, welches auch schon seit einigen Jahren stattfindet.
sehr saftigen Braten, Kartoffel/Karotten-Püree und dem legendären gefüllten Kraut.
Es wurde viel erzählt, Erinnerungen ausgetauscht, von der Vergangenheit und den tollen Festen erzählt. Auf die Klänge der Blaskapelle wurde natürlich auch ausgiebig getanzt, denn bei so toller Musik, kann man nicht still sitzen, da kribbelt es in den Beinen und man muss auf die Tanzfläche.
Jakob Groß und Adam Tobias bedankten sich bei allen
Anwesenden für ihre unermüdliche Hilfe und hielten einen kleinen wehmütigen Rückblick. Es waren immer sehr gelungene Feste, die nicht zuletzt auch den Musikanten zu verdanken sind. Auch wenn die meisten Musiker in anderen Vereinen und Blaskapellen spielen, fanden sie für diese Termine immer Zeit und trugen so zum Gelingen der Schlachtfeste bei.
Günther Klein, die treibende Kraft des Donauschwabenhauses in Frankenthal, dankte auch den Helfern und Musikern, da das Schlachtfest auch für das Donauschwabenhaus eine immer in Erinnerung bleibende Veranstaltung ist. Das Schlachtfest wird nun vom Verein selbst weitergeführt, aber in einer anderen Form und weiterhin sehr erfolgreich.
Adam Tobias hatte einen Rückblick mit einer Bildpräsentation vorbereitet, bei der sehr viele Bilder von den Schlachtfesten zu sehen waren und die Ereignisse an diesem Nachmittag sehr lebendig werden ließen. Natürlich durfte auch das Kuchenbuffet nicht fehlen. Die
Musikantenfrauen sowie die Helfer und Helferinnen präsentierten ihre Backkunst wieder einmal und die Entscheidung, von welchem Kuchen man nun ein Stück probiert, war wie immer schwer, denn eine Torte war schöner und besser als die andere.
Am frühen Abend verabschiedete sich die Kapelle von der Bühne und Edi Thöresz legte noch Musik auf, so dass der Tag stimmungsvoll ausklingen konnte. Edi hat als Filmemacher die Musik aufgezeichnet. Auf YouTube können die Filme eingesehen werden.
Nun bleibt noch zu erwähnen, dass die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen trotzdem auch noch live zu hören ist, und zwar am 15. Juni 2024 beim Sommerfest in Karlsruhe und am 12. Oktober 2024 in Nürnberg beim Herbstfest.
Danke an alle Unterstützer, Helfer und Fans der Kapelle, die sie immer und überallhin begleiten und die Feste zu gelungenen Veranstaltungen werden lassen. Danke und schön, dass es euch alle gibt! Bis bald!
Das Kochteam, Sepp Dinjer und Franz Klein, sorgten für das leibliche Wohl
Die Tanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Melanie Bednar und Heidi Müller. Rechts oben im Bild der QR-Code zur Billeder Website mit Videos von der Veranstaltung von Eduard Thöresz.
Der Kreisverband Karlsruhe feiert Sommerfest
Von Kerstin Klein
Am15.06.2024 lud der Kreisverband Karlsruhe zu seinem alljährlichen Sommerfest auf dem Gelände des FC Südstern ein. Bei Mici, Bratwurst und Steak saßen zahlreiche Landsleute beisammen, um sich wiederzusehen, sich zu unterhalten und dem dargebotenen Programm zu lauschen. Eröffnet wurde der Nachmittag mit einer Ansprache des Kreisverbandsvorsitzenden Werner Gilde, der die Gäste herzlich willkommen hieß. Gün -
ther Weber, der Ehrenvorsitzende des FC Südstern Karlsruhe, schloss sich den Grußworten an und freute sich, dass auch in diesem Jahr das Sommerfest auf dem Gelände des Sportvereins zu Gast war. Auch Musik durfte nicht fehlen: Die Blasmusikkapelle Billed-Alexanderhausen, unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias, spielte Walzer- und Polkaklänge und der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, dirigiert von Ortwin Meinhardt,
Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unterhielt das Publikum unter anderem mit einem Rosenmedley.
Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unterhielt das Publikum unter anderem mit einem Rosenmedley.
unterhielt das Publikum unter anderem mit einem Rosenmedley. Denkt man an Musik, so kann der Tanz nicht weit sein. Die Tanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Melanie Bednar und Heidi Müller führte drei Tänze auf, einer davon wurde erst neu einstudiert und zum ersten Mal vor Publikum dargeboten. An diesem Tag gab es eine weitere Premiere.
Im Februar 2024 wurde eine neue Erdbeergruppe unter der Leitung von Lena Schmidt und Lara Tröster gegründet. Sie sind nun die kleinsten Mitglieder des Kreisverbandes Karlsruhe – die jüngste Tänzerin ist gerade einmal drei Jahre alt. Für das Sommerfest studierte die Tanzgruppe drei Tänze ein und zeigte diese dem Publikum voller Elan. Das Publikum war davon so entzückt, dass es eine Zugabe forderte. Bis in die Abendstunden spielte die Blasmusikkapelle, welche dann auch durch Ge-
sang von Melitta und Dietmar Giel begleitet wurde. Der Kreisverband Karlsruhe bedankt sich bei allen Mitwirkenden, die zum Gelingen des Sommerfestes beigetragen haben, bei allen Bäckerinnen und Bäckern, die mit einer Kuchenspende dabei unterstützt haben, dass das Kuchenbuffet so vielseitig war und bei allen Landsleuten und Gästen, die gekommen sind und dafür gesorgt haben, dass das Sommerfest so schön war.
Wir freuen uns, wenn wir Sie auch beim nächsten Mal wieder bei uns begrüßen dürfen. Für das leibliche Wohl sorgte die Gaststätte Yangda.
Wenn Sie Kinder oder Enkelkinder haben, die auch gerne an den Bräuchen und Traditionen der Banater Schwaben mitwirken wollen, dann melden Sie sich doch gerne bei einer der Tanzleiterinnen oder beim Kreisverband Karlsruhe.
Die Blasmusikkapelle spielte Walzer- und Polkaklänge und die Tanzgruppe führte drei Tänze auf
73 Jahre seit der Bărăgan-Deportation
In der Nacht zum 18. Juni 1951, den orthodoxen Pfingsten, wurden 12.791 Familien, d. h. 40.320 Personen aus 171 Ortschaften entlang der Grenze zu Jugoslawien, jäh aus dem Schlaf gerissen und angewiesen, binnen zwei Stunden das Nötigste in einen Wagen zu packen und sich
Von Marianne Șandor zum Bahnhof zu begeben. Aus Billed wurden 298 Familien verschleppt, davon 175 deutsche Familien und 123 Familien von Bessarabern, Buchenländern und Mazedo-Rumänen, insgesamt 931 Personen. Eine davon war auch ich, zum Zeitpunkt der Deportation ein zweijähriges Kind.
Elsa und Johann Pierre vor ihrer notdürftigen Hütte, in der sie monatelang auf freiem Feld ausgeharrt hatten. Elsa Pierre sitzt im Schatten und schreibt, während ihr Mann sich im Lehnstuhl ausgestreckt an den Kopf fasst. Foto: Ing. Johann Pierre Das Foto wurde mit KI koloriert
Hausbau in Brateș. Aufnahme von Ing. Johann Pierre. Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert In Fronarbeit mussten die Deportierten in ihren neuen Dörfern auch die Rathäuser, Schulen, Krankenstationen, Genossenschaftsläden und Milizstationen bauen.
Über die Deportation sowie über die unmenschlichen Verhältnisse, in denen wir im Bărăgan leben mussten, haben im Billeder Heimatblatt bereits 1991 Jakob Ballmann, Wilhelm Weber und Brigitte Hehn, 1996 Wilhelm Weber, 2001 Marliese Knöbl (geb. Wagner), Marliese Holzinger (geb. Braun), Maria Muhl (geb. Herbst) und Anna Mann, 2011 Johann Steiner und 2021 Werner Gilde, Marliese Knöbl, Marliese Holzinger und Anna Mann berichtet.
An die ersten zwei Jahre der Deportation habe ich keine Erinnerungen, dafür war ich zu klein. Aber ab dem
Alter von 4 Jahren erinnere ich mich sehr gut an unser Haus, an unsere Straße und unsere Nachbarn. Vor unserem Haus wohnte Familie Jakob und Maria Gilde aus der Altgasse. Einige Häuser weiter hat Familie Ballmann gewohnt – Grete und Hedi waren meine Spielgefährtinnen. Auf derselben Straße, etwas weiter, wohnte Familie Bauer (die Großeltern und die Mutter von Brunhilde Klein und Ingrid Nachram).
Das Dorf, in dem wir zwangsangesiedelt wurden, hieß zuerst Cacomeanca, dann Ezeru. Auch der schwere Winter 1954, als der Schneesturm so heftig wütete, dass die
Winter in der Baragan-Steppe. Foto: Jakob Thöresz. Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Beim „Häusle Freischaufeln“ in Valea Călmaţuiului. Foto: Archiv Wilhelm Weber
Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert.
Erlebnisbericht aus der Broschüre „Sklaven im Baragan“:
„Weil unser Haus ganz eingeschneit war, lebten wir mit unseren 2 Ziegen, die Oma und Ota vor dem Sturm hereingebracht hatten, ohne Tageslicht und zu allem Ärger blieb auch noch die Uhr stehen; so wußten wir nicht, ob Tag oder Nacht ist. Es herrschte um uns herum völlige Dunkelheit. Kein Mensch hörte unsere Rufe und das Klopfen; die Schneewand, die unser Haus umgab, war zu dick. Nach vielen Stunden, die uns unendlich erschienen, hörten wir von draußen Schaufelgeräusche. Es waren wieder einmal die guten Nachbarn, die uns durch einen Tunnel befreiten.“
Denkmal für die Opfer der Baragandeportation, seit 1996 im Temeswarer Justizpark (Parcul Justiṭiei).
Häuser komplett zugeweht waren, ist mir noch lebhaft im Gedächtnis. Auch dass mich meine Mutter mit vier Jahren aufs Feld zur Baumwollernte mitgenommen hat, weiß ich noch ganz genau. Ich war den ganzen Tag auf dem Feld, in der brennenden Hitze und habe Baumwolle in ein Säckchen gesammelt. Abends wurden dann die Säcke mit der geernteten Baumwolle gewogen. Eines Abends durfte ich anstelle meines Säckchens auf die Waage und die von mir geerntete Baumwolle durfte ich behalten. Da-
raus hat meine Mutter mir eine Steppdecke gemacht. Unser Leben im Bărăgan war von harter Arbeit, Ungerechtigkeit, Entbehrungen und Krankheit geprägt, deren Folgen wir auch heute noch spüren.
In Billed leben noch drei „Bărăgănisten“, die aus Billed und drei, die aus anderen Ortschaften verschleppt wurden. Wir alle waren damals Kinder.
Anlässlich des 73. Jahrestages der Bărăgan-Deportation vom 18. Juni 1951 fand am 23. Juni 2024, dem ortho-
Anlässlich des 73. Jahrestages der Bărăgan-Deportation vom 18. Juni 1951 fand am 23. Juni 2024, dem orthodoxen Pfingstsonntag, in der Billeder römisch-katholischen Kirche ein Gedenkgottesdienst statt. Nach dem Gottesdienst legten der Billeder Bürgermeister, Ovidiu Ioan Oprișa und seine Ehefrau sowie Ileana Mihaela Matache und Elmar Nachram Kränze seitens des Bürgermeisteramtes und des Demokratischen Forums der Deutschen in Billed am Denkmal der Kriegsund Deportationsopfer nieder.
doxen Pfingstsonntag, in der Billeder römisch-katholischen Kirche ein Gedenkgottesdienst statt. Nach dem Gottesdienst legten der Billeder Bürgermeister, Ovidiu Ioan Oprișa und seine Ehefrau sowie Ileana Mihaela Matache und Elmar Nachram Kränze seitens des Bürgermeisteramtes und des Demokratischen Forums der Deutschen
in Billed am Denkmal der Kriegs- und Deportationsopfer nieder. Pfarrer Bonaventura Dumea erinnerte in seiner Predigt an die Deportation in den Bărăgan und sprach am Denkmal ein Gebet für die in der Verbannung Verstorbenen. Wir beteten auch dafür, dass solches Leid niemandem mehr zuteil werde.
Wali, der Einsiedler, erläutert seine Philosophie. Links unten im Bild der QR-Code zum Video auf banat-tour.de
Erneut in Gai im Mai - Filmanalyse
Zu Besuch bei Walli, dem Einsiedler - Gai-Episode 4
DieGai-Videos von Hans Rothgerber, in denen die aus Billed stammenden „Schwowa” Sepp und Walli in ihrer „Mottersproch” über eine neuartige Lebensphilosophie „dischkutiere“, wurden inzwischen schon von Zehntausenden Fans angesehen.
Im Vorspann der in den letzten 8 Jahren entstandenen 3 Gai-Episoden wird folgendermaßen erklärt, was es mit dem Protagonisten Wally auf sich hat: „Eine Generation nach dem Exodus der Billeder Deutschen zieht es einen
Von Astrid Ziegler
Landsmann aus Augsburg wieder ins Banat. Aber weder in sein Elternhaus, mit dem hohen stolzen Barockgiebel, noch auf die fruchtbaren Felder seiner Vorfahren,…. sondern als Einsiedler an einen abgelegenen Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Hier erfindet Walli für sich vieles neu. Vom Ofenbau mit Römerzement bis zur Gärtnerei, der Rentner schwört auf seine bescheidene und naturnahe Lebensweise.”
Ich sah mir die Gai-Videos schon an, noch bevor ich
Hans Rothgerber kennenlernte. Mich faszinierte Wallis Lebensphilosophie, ich lauschte dem originellen „schwowischen” Dialekt, der mit vielen rumänischen Lehnwörtern gespickt ist und hätte damals nicht gedacht, dass ich den Einsiedler mal treffen würde. Heuer durfte ich mit Hans und Sepp erstmals mit nach Gai, den abgelegenen kleinen Ort an der serbischen Grenze südwestlich von Temeswar, zu dem nur ein Schotterweg führt.
Walli, der Einsiedler, war mir auf Anhieb sympathisch. Wie eine Mischung aus Meister Eder aus dem Film Pumuckl und Petterson aus dem beliebten Kinderbuch „Pettersson und Findus” fühlte ich mich sofort wohl in seiner Gegenwart und in seinem Garten.
Kaum hatten wir unter seinem „Nussepoum” Platz genommen, konfrontierte uns Walli überraschend mit einem Zitat, das es in sich hat: „Wer als Werkzeug nur ei-
Die Billleder Sepp, Walli und Hans unter dem „Nussepoum“ in Gai (Gaiu Mic)
Schlagabtausch beim philosophischen Quartett
nen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.”
Anhand dieses sehr tiefgründigen Spruches setzte er mir während eines Spaziergangs durch seinen Garten seine Philosophie auseinander. Ich lauschte und staunte und da der Mensch sich gerne vergleicht, dachte ich auch immer wieder an meinen eigenen Garten in Paulisch.
Hans filmte dezent mit seinem Gimbal und es entstand ein Film, der ganz klar in der Tradition der drei vorherigen Gai-Videos steht. Was alle seine Videos kennzeichnet, ist die besondere Kameraführung. Aus der Sicht dessen, der gefilmt wird, merkt man gar nicht, dass man vor einer Kamera steht, denn er spaziert mit der kleinen Kamera einfach mit, betrachtet Dinge genauer, indem er in die Knie geht oder um sie herum. Ich würde seine Kamera als einfühlsam,
fast staunend, bezeichnen. Alles wird genau ins Visir genommen. So entsteht für die Zuschauer der Eindruck, als wären sie unmittelbar dabei. Dabei ist es nicht nur die Kamera, sondern auch der Mensch dahinter, der dezent präsent ist. Vor dem man unbefangen sein kann. Nicht zufällig spricht Walli auch zu ihm.
Der Hauptdarsteller hat seine Überzeugung bezüglich des ökologischen Gartenbaus weiter gepflegt, erscheint philosophisch gereift und menschlich geläutert. Statt Bier, Schnaps und Grillfleisch, wie in den Vorgänger-Videos, erhält die Novizin aus der Großstadt geistige Nahrung und lernt noch einiges dazu. „Wannscht du a Haus hascht, kannscht viel lerne vun mir” sagt der Einsiedler und legt los mit seinem ökologischen Credo. In seinem Garten wird nicht mehr gepflügt, nicht einmal
Spritztour mit dem selbstgebastelten „Motocultor“
mehr gehackt, Insekten sollen auch leben, Gräser dür fen sich selbst aussäen, Wicken liefern natürlichen Dünger, Gras speichert sehr viel CO2 und alte Nüsse dienen noch als Brennmaterial. Ich nutze auch prompt die Gelegenheit um zu fragen, wie man eigentlich zu rumänisch răsaduri auf „schwowisch” sagt. Denn im neuen Gai-Video geht es viersprachig zu. Ich spreche Hochdeutsch, er Schwowisch, beide flechten wir rumänische Wörter ein.
Dazu erläutert mir Walli das englische Fachvokabular zur Öko-Philosophie. Es geht schließlich um Sustainability, Nachhaltigkeit, man sollte „no mow in may” berücksichtigen, also im Mai nicht mähen.
Der Einsiedler wirkt gereift, gar altersweise. „Ich mecht ned gehn vun dere Welt do” sagt er und das macht nachdenklich. In seinem Reich ist alles da, um glücklich zu
ge schöne Tage erlebt.
Als ich am Ende Wallis selbstgebauten Motocultor, sein Fahrzeug zur Bodenbearbeitung ausprobieren darf, habe ich ganz viel Spaß daran und möchte gar nicht aufhören. Meine Spritztour auf dem ungewohnten Gefährt bringt die Kamera ganz schön ins Schwitzen. „Stopp! Bleib stehen!” ruft es aus dem Off. Doch weiterfahren möchte ich und noch schneller. Da schaltet Walli mir einen Gang zurück. „Da geht‘s ja încet, ich will repede….”, verlange ich in unserem deutsch-rumänischen Sprachmix. „Lasă cu repede!” ruft mir der Einsiedler zu. Da ist sie wieder, seine Philosophie, in einem Wort zusammengefasst: Entschleunigung. Wer braucht die nicht?! Doch seht selbst…Film ab für das brandneue Gai-Video, Episode 4!
Astrid Ziegler im Gespräch mit Eduard Thöresz im Festsaal des Billeder Heimathauses über die Kirchweih. Rechts oben im Bild der QR-Code zur Website banat-tour.de mit dem Video.
“Kerweih” ist Kult - Teil 3
Vieles musste sich ändern, damit es bleibt, wie es ist.
In dem legendären Satz aus dem Film “Der Leopard” wird etwas ausgesprochen, das auch für die Banater Kirchweih durchaus zutrifft.
Anlässlich der vor kurzem stattgefundenen Billeder Kirchweih unterhalten sich Astrid Ziegler und Eduard
Von Hans Rothgerber
Thöresz in einer lockeren Atmosphäre über Geschichte, Merkmale und Entwicklung des größten Festes der Billeder Deutschen sowie der Banater Schwaben im Allgemeinen. Dabei kommen sowohl Fotodokumente aus der Vergangenheit als auch Ausschnitte aus dem jetzigen Kirchweihablauf zur Schau. Gezeigt werden alte, aufschlussreiche Fotodokumente, die durch neue Verfah-
ren koloriert zu neuem Leben erweckt wurden. Darun ter das älteste bekannte Foto der Billeder Kirchweihgesellschaft aus dem Jahr 1903, Aufnahmen aus der Zwischenkriegszeit und der Kirchweih in der Deportation. Details aus dem Nähkästchen werden von Eduard Thöresz, der selbst “Kichweihbu” war, ausgeplaudert. Zuletzt vermerkt Astrid Ziegler, deren Tochter vor einem Jahr als Vortänzerin mit dabei war, Änderungen, dank derer das schönste Fest der Banater Schwaben noch immer lebendig ist.
Wie schon in den beiden vorhergehenden Folgen der Serie “Kerweih ist Kult” bekommt der Zuschauer durch die lebendige Kameraführung den Eindruck, als Gast mitten im Geschehen zu sein und die Billeder “Kerweih” mitzufeiern.
In leichter Abänderung des berühmten Satzes aus “Der Leopard” könnte man im Hinblick auf die Banater Kirchweih präzisieren: “Vieles musste sich ändern, damit es bleibt, wie es ist.”
Kirchweihgesellschaft in der Baragandeportation. Das Foto wurde mit KI koloriert.
Die Kirchweihgesellschaft im Jahr 1957. Das Foto wurde mit KI koloriert und optimiert.
Kirchweihpaare mit den „Alten Musikanten“ in der Zwischenkriegszeit. Das Foto wurde mit KI koloriert und optimiert.
Festgottesdienst der Billeder Kirchweih 2024.
Rechts oben im Bild der QR-Code zum Video „Billeder Kerweih 24 08 2024 Festgottesdienst“ von Eduard Thöresz
Die Trachtenpaare der „Billeder Heiderose“ nach dem Festgottesdienst vor der Billeder Kirche.
Rechts oben im Bild der QR-Code zum Video „Billeder Kerweih 24 08 2024“ von Eduard Thöresz
Der diesjährige Traubenball des Karlsruher Kreisverbandes in unserer langjährigen Location, dem Brauhaus „Kühler Krug”. Begleitet von der guten Stimmung der Band AS Musik gab es viele schöne und spaßige Tanzrunden. Foto: Cornel Gruber Rechts oben im Bild der QR-Code zur Billeder Website mit einem Video von der Veranstaltung von Cornel Gruber.
Traubenball 2024
Derdiesjährige Traubenball des Karlsruher Kreisverbandes war mal wieder ein voller Erfolg. Stattgefunden hat der Ball in unserer langjährigen Location, dem Brauhaus „Kühler Krug”.
Zu Beginn des Abends marschierte die Tanz- und Trachtengruppe mit den prächtig geschmückten Traubenkörben ein. Zuerst präsentierte unsere Erdbeertanzgruppe voller Stolz die Tänze: den Schuster, Kieler
Von Lena Schmidt
Sprotten sowie später am Abend Hip Hop Rock n Roll. Die Kindertanzgruppe wird mit viel Engagement von Lara Tröster geleitet. Anschließend war die Erwachsenentanzgruppe dran, ihr Können zu zeigen. Sie präsentierten die Paul-Polka, die Alte Linde und Veilchenblaue Augen. Die Gruppe wird seit vielen Jahren, mit viel Leidenschaft und Motivation, von Melanie Bednar und Heidi Müller geleitet.
Die Erwachsenentanzgruppe präsentierte die „Paul-Polka“, die „Alte Linde“ und „Veilchenblaue Augen“. Foto: Cornel Gruber
Gruppenbild mit der Tanz- und Trachtengruppe des Kreisverbandes der Banater Schwaben Karlsruhe. Die Kindertanzgruppe wird mit viel Engagement von Lara Tröster geleitet. Foto: Cornel Gruber
Gewinner der schön geschmückten Traubenkörbe. Foto: Cornel Gruber
Nach den Auftritten der Tanzgruppe war das Können der Gäste gefragt. Begleitet von der guten Stimmung der Band AS Musik gab es viele schöne und spaßige Tanzrunden.
Was dieses Jahr natürlich nicht fehlen durfte, war die Verlosung der schön geschmückten Traubenkörbe. Die
Gewinner*innen wurden anschließend aufgefordert, ihrGlück auf der Tanzfläche zu feiern. Woraufhin weitere schwungvolle Tanzrunden folgten. Alles in allem war es ein gelungener Abend, außerdem freuen wir uns schon auf die nächsten Veranstaltungen.
Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen ist öfter auf “Söldner” und Aushilfen angewiesen, aber die Musik ist dieselbe geblieben.
Die Zeit verging wie im Flug
DieOrganisatoren des Nürnberger Herbstfestes blicken auf eine gelungene Veranstaltung zurück. Am 12. Oktober 2024 trafen sich Landsleute von nah und fern zum Herbstfest der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen in Nürnberg. Pünktlich um 14.00 Uhr wur-
Von Renate Frombach
de der Nachmittag mit schwungvoller Blasmusik eröffnet. Die Organisatoren hatten sich wieder alle Mühe gegeben, um den Nachmittag so angenehm wie möglich zu gestalten. So konnten die Gäste am Nachmittag von den vielen süßen und salzigen Köstlichkeiten der fleißigen
Die Billed-Alexanderhausener Kapelle spielte wie immer altbekannte und neue Blasmusik, die die schönsten Erinnerungen an das Banat und die dortigen Feste in manchem Gast aufweckten.
24 Torten (Dobosch, Grilliasch, Baumstamm, Birne Helene, Polar Torte, Schoko- und Obsttorten usw.) und ca. 300 Kipfel wurden diesmal gespendet.
Am Tortenbufett: Der Erlös vom Karten- und Kuchenverkauf kommt jedes Mal der Kapelle zugute.
Am schnellsten wurden die 300 „Kipfel“ verspeist!
Torten- und Kipfelspender/-innen genießen. 24 Torten (Dobosch, Grilliasch, Baumstamm, Birne Helene, Polar Torte, Schoko- und Obsttorten usw.) und ca. 300 Kipfel wurden diesmal gespendet. Bei der sehr großen Auswahl hatten wir alle wie immer die Qual der Wahl, möchte man doch am besten alles probieren….
Am schnellsten wurden die „Kipfel“ ver -
Der Erlös vom Karten- und Kuchenverkauf kommt jedes Mal der Kapelle zugute.
Die Billed-Alexanderhausener Kapelle spielte wie immer altbekannte und neue Blasmusik, die die schönsten Erinnerungen an das Banat und die dortigen Feste in manchem Gast aufweckten.
Zwar ist die Kapelle öfter auf “Söldner” und Aushilfen angewiesen, aber die Musik ist dieselbe geblieben. Es sind die alten Stücke der so populären Billeder „BLECH“, für die Ohren die schönsten Erinnerungen an das Schwabendorf in der alten Heimat.
Ein herzliches Dankeschön an alle Tortenund Kipfelspender/-innen, an die Organisatoren, an den Wirt mit seinem Team, an alle Gäste, die so manchen Kilometer zurückgelegt haben und das Herbstfest besuchten, um unsere banatschwäbische Tradition zu unterstützen.
Einen besonderen Dank geht an die Musikanten, die teilweise eine sehr weite Anreise in Kauf nehmen, um ebenfalls zum Gelingen des Festes beizutragen und für ausgelassene Stimmung sorgen!
Gedenkveranstaltung an Allerheiligen in Karlsruhe
DieGedenkveranstaltung an Allerheiligen am Billeder Gedenkstein war ein würdevoller und bewegender Anlass, der in Erinnerung bleiben wird. Musikalisch umrahmt vom Gemischten Chor unter der Leitung von Ortwin Meinhardt, wurde den Anwesenden durch die einfühlsamen Klänge eine besondere Atmosphäre des Innehaltens und Erinnerns geboten.
Johann Janzer eröffnete die Veranstaltung mit einer tief berührenden Ansprache, in der er die Bedeutung des Erinnerns und die kostbaren Erinnerungen an die Verstorbenen betonte. Seine Worte fanden Resonanz bei allen Anwesenden und schufen einen Raum der Besinnung. Gerlinde Gilde trug ein Gedicht vor, das die Herzen der Zuhörer öffnete und die Stille mit kraftvollen und poetischen Worten füllte. Ihr Vortrag war ein emotionaler Höhepunkt der Zeremonie und erinnerte daran, wie eng das Leben und das Gedenken miteinander verwoben sind.
Ein weiterer wichtiger Moment war, als Alfred Herbst die Namen der Verstorbenen vorlas. Jeder Name war eine Erinnerung und ein Tribut, der den Anwesenden die Möglichkeit gab, ihrer eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen und sich mit anderen zu verbinden, die ähnliche Verluste erlebt haben.
Abschließend leitete Elisabeth Luckhaub ein gemeinsames Gebet, das die Gemeinschaft in ihrer Trauer und Erinnerung vereinte. Ihre Worte boten Trost und Hoffnung und stärkten das Band der Gemeinschaft.
Die Veranstaltung ermöglichte es allen, innezuhalten, die Bedeutung des Lebens und des Todes zu reflektieren und
Am Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Foto: Cornel Gruber
die Verstorbenen in Ehren zu halten. Es war ein Tag der Erinnerung, der Gemeinschaft und der stillen Besinnung, der den Teilnehmern sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.
Ansprache von Johann Janzer
Sehr
geehrte Damen und Herren, liebe Banater Landsleute, liebe Freunde, der Herbst zeigt allmählich sein Antlitz. Er hat – wie jedes Jahr – uns wieder ereilt. Sie erahnen schon: Die bunten Blätter flimmern im leisen, wehenden Wind über dem Gräbermeer, als würden sie schon ungeduldig auf einen leichten, feinen Frost warten, um sich in einem farbenprächtigen Laubteppich am Boden des Friedhofs zu formen. Und siehe da: Allerheiligen – das christliche Hochfest – macht sich bemerkbar. Das Gedenken an Allerheiligen gilt allen Menschen, die ihr Leben nach dem Glauben des Christentums geführt haben. Morgen weist der Kalender auf Allerseelen hin. Ein Gedenktag für alle Verstorbenen, nicht nur für die Heiligen. Wenn diese beiden Gedenktage weit zurückblickend zum Innehalten ernannt wurden und bereits in der Antike ihre Bedeutung hatten, so sind Allerheiligen und Allerseelen heutzutage nicht mehr getrennt, sondern zu einer kirchlichen Gedenkfeier an die Heiligen und Toten verbunden. Das war in unserer alten Heimat, im Banat so, und auch in unserer neuen Heimat – in unserem neuen Zuhause – hier in Deutschland ist es nun einmal nicht anders.
Es freut mich sehr, dass ich heute als Banater „Schwob“, als Banater Landsmann, hier zu Ihnen sprechen darf. Danke der Heimatortsgemeinschaft Billed, danke Dir, Werner, für die Einladung. Ich komme aus Sanktandres und bin HOG-Vorsitzender dieses ehemaligen banatschwäbischen Dorfes. Die Banater „Schwowe“ kennen uns alle als Andreser. Deshalb: Am heutigen Feiertag
Johann Janzer während seiner Ansprache am Denkmal der Billeder in Karlsruhe. Foto: Cornel Gruber
schlummern aus gutem Grund in meinem Gedächtnis häufig Erinnerungen aus dem von hier weit entferntem Banat. Aus Andres eben.
Ob auf der „Heed“ oder in der Hecke, im feuchten Novembernebel von damals, besuchten wir am herbstlich kühlen Abend auf den Friedhöfen des Banats die Gräber unserer Verstorbenen und zündeten dort Grablichter an. Schon im Vorfeld des ersten Novembertages eiferten die Menschen diesem Gedenkfest entgegen. Chrysanthemen unterschiedlichster Art schmückten die Grabstätten. Die Symbolik dieser sogenannten Goldblume steht für ein langes Leben. Am heutigen Tag, hier und jetzt: wahrscheinlich auch für ein ewiges Leben. Damals im Banat war Beton für eine Umrandung und für die
Während der Ansprache
Foto: Cornel Gruber
Platte des Grabes noch undenkbar. Dieser Baustoff hierfür: Ein Fremdwort. Banater Graberde, vom Unkraut ferngehalten, gepflegt, formten die geradlinigen Grabreihen auf dem Gottesacker. Die Inschriften auf den Grabsteinen waren gut leserlich, denn die Chance des angriffslustigen Mooses auf eine Ausweitung auf dem Stein hielt man einfach für nicht vertretbar. Schöne Kränze zierten die gepflegten Grabsteine. Die kleine Friedhofskapelle putzte man heraus, denn schon am Nachmittag des 1. Novembers bimmelte das Friedhofsglöckchen und lud
die ersten Gläubigen zu einer Festmesse ein. Meistens unsere Großeltern waren bei dieser Andacht für unsere Verstorbenen dabei. Am Abend, wenn es schon dunkelte, strömten die Eltern mit ihren Kindern zum breit geöffneten Friedhofstor. Sie zündeten die schmalen, langen, weißen Kerzen an und steckten sie behutsam auf die Gräber der Verwandten und Bekannten, die ihnen zu deren Lebzeiten sehr nahestanden. Die brennende Kerze symbolisiert die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Das stille Beten an den Grabstätten war ein Reden des
von Johann Janzer am Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.
Herzens mit dem lieben Gott, aber auch für eine innige Fürbitte gedacht. Links von der Sanktandreser Friedhofskapelle gelegen, ragten Holz- und Marmorkreuze zum Gedenken von gefallenen Helden empor. Auf einem Grab lagen zwei verrostete Helme. Trotz dieses stählernen Kopfschutzes haben die kommunistischen Machthaber im September 1944, also genau vor 80 Jahren, zwei ungarische Soldaten in der Dorfmitte erbarmungslos regelrecht hingerichtet. Hierzu war ein stilles Erinnern aller Bewohner an diesem Tag immer gegeben. So ähnlich
dürften alle Banater Landsleute diesen Tag aller Heiligen und aller Verstorbenen erlebt haben. Viele Kriegsopfer sind auch in unseren banatschwäbischen Reihen zu beklagen. Sie ruhen irgendwo in der weiten Fremde. Vielleicht, vielleicht stehen auch da heut‘ Menschen an einer dieser letzten Ruhestätten oder aber auch an einem unübersehbaren Massengrab.
Sanktandres bildet die Grenze zwischen Heide und Hecke. Unser Heimatfriedhof liegt auf einer leichten Anhöhe. Und an jenem Novemberabend betrachtete man
Alfred Herbst verliest die Namen der Verstorbenen am Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.
Foto: Cornel Gruber
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung an Allerheiligen am Billeder Gedenkstein vom Gemischten Chor unter der Leitung von Ortwin Meinhardt. Foto: Cornel Gruber
auf dem flachen Hügel ein endloses Lichtermeer und empfand den Anschein eines lodernden Feuers auf Erden. Ein Event, das man zu jener Zeit sehr, sehr emotional wahrnahm.
In der heutigen Zeit suchen in Sanktandres noch einige deutsche katholische Gläubige an Allerheiligen am Nachmittag vereinzelte Grabstätten auf. Das Friedhofsglöckchen ist schon lange, lange verstummt. Ab und zu segnet der Pfarrer, der manchmal aus Temeswar vorbeischaut, die Gräber, die in massiven, mittlerweile in bröckelnden Betonhüllen verpackt sind. Manche Grabsteine konnten den Witterungsverhältnissen der letzten Jahr-
zehnte nicht mehr standhalten und liegen gebrochen und verwahrlost am Friedhofboden. Es ist ein heutiger allgemeiner Banater Friedhofsanblick. Andersrum: Schiefe, nicht mehr zuordnungsbare, unleserliche Marmorkreuze vom 18. Jahrhundert stehen immer noch auf dem Totenacker. Und wir wundern uns über die Akzeptanz dieser heutigen, vorzufindenden Situation. Unsere Heimatortsgemeinschaften halten weiterhin entschlossen an diesem Faktum einer jahrhundertalten Friedhofspflege fest. Aber die Erinnerung an die Toten auf den Heimatsfriedhöfen wird bedauerlicherweise bald erloschen sein, denn auch uns wird es bald nicht mehr geben. Unsere Ära geht
Gerlinde Gilde trug ein Gedicht vor, ihr Vortrag war ein emotio naler Höhepunkt der Zeremonie. Foto: Cornel Gruber
langsam dem Ende zu. Wir müssen wahrheitsgetreu der Realität in die Augen schauen: Wir sind doch die letzte Generation der dort Geborenen.
Wir alle werden wahrscheinlich irgendwann auf einem Friedhof in der neuen Heimat – hier in Deutschland –voraussichtlich in Frieden ruhen. Schöne und gepflegte Grabstätten werden vermutlich an uns erinnern und sie werden eine Weile – eine kürzere Zeitspanne von unbestimmter Dauer – auch vorhanden sein. Handgefertigte, winterliche Gestecke werden auf den Gräbern sichtbar sein, um der verstorbenen, geliebten Menschen zu gedenken. Eine Grabkerze mit einer Aufschrift, zum Bei-
oder wie hier in Karlsruhe an das Billeder Heimatdenkmal schreiten und für alle Verstorbenen – bekannt oder auch unbekannt – ein tiefgründiges Gebet verrichten. Genauso wie wir es jetzt am heutigen Tag tun. Denn: „Der Tod ist nicht das Ende, nicht die Vergänglichkeit, der Tod ist nur die Wende, ein Beginn der Ewigkeit.“ Es ist die Zeitlosigkeit mit Anfang, aber ohne Ende.
Mögen doch alle verstorbenen Angehörigen von hüben, wie drüben in Frieden ruhen!
Ich danke Ihnen.
Vizepräsidentin Isabell Hebp und stellvertretender Vorsitzender Günther Quinkert im Rathaus bei der Ernennung des neuen Prinzenpaares für 2025
Bbruar und endet im März 2025. Gut vorbereitet ist der Verein mit den über 70 Aktiven für die Saison. Der neue Faschingsorden ist „Die Schimmelreiter in Bakowa“, Brauch beschrieben von Dr. Walther Konschitzky und
In der Bildmitte Prinz Travis I. und Prinzessin Vanessa I., das neue Prinzenpaar der Stadt Nürnberg am 11.11.2024 für 2025. Die Karnevalsgesellschaft NORIS BANATORIS e. V. wurde 1992 gegründet.
Nikolaus Pfersch mit Tochter Astrid am Billeder Kalvarienberg, aufgenommen am 09.08.2022.
Deutsche und rumänische Geschichte verbunden mit Familiengeschichte
Bereits in der Schule war für mich das Lehrfach „Geschichte“ eines meiner Lieblingsfächer. Umso mehr habe ich schon immer gerne zugehört, wenn jemand aus meiner Familie Geschichten von früher erzählt hat. Darunter gab es viele lustige aber auch schicksalsträchtige, solche, die einen auch etwas traurig oder sogar wütend machen können, auch wenn man sie nicht selbst erlebt hat.
Von Astrid Helminger (geb. Pfersch)
Mein Name ist Astrid Helminger (geb. Pfersch 1970). Bis zu unserer Aussiedlung 1981 lebte ich in Billed. Mein Vater Nikolaus Pfersch, geb.1935, hat sich schon immer für die Herkunft und Geschichte seiner Vorfahren interessiert, aber erst als er in Rente gegangen ist, hat er die Zeit gefunden, Ahnenforschung zu betreiben und einige dieser Geschichten auch niederzuschreiben. Die nachfol-
Aufnahme 2005 in Billed. Foto: Astrid Helminger
genden zwei kleinen Erzählungen sind von ihm und er hat sie von seiner Großmutter väterlicherseits.
Warum schreibe ich sie nieder? Zum einen, weil es der Wunsch meines Vaters ist und zum anderen, weil diese Erzählungen auch ein Teil unserer Dorfgeschichte sind.
In der ersten Erzählung geht es um den Anbau von Tabak in Billed
Dass in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Billed viel Tabak angebaut wurde, ist wohl jedem, der in Billed gewohnt hat, bekannt. Aber die erste meiner zwei
kurzen Erzählungen gibt einen kleinen Einblick in den Beginn des Tabakanbaus.
Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Die Vorfahren meines Vaters stammen aus dem Saarland, aus dem Gebiet um die Stadt Mettlach herum und waren von Beruf Leinenweber. Um 1807 kam Nicolaus Pesch von Gottlob nach Billed, wo er eine Anna Staud ehelichte. Aus dem Namen Pesch wurde dabei unter Pfarrer Karg in den Kirchenbüchern „Pfersch“ gemacht. Zu jener Zeit hat man es mit der Namensgebung noch nicht so genau genommen und es wurde geschrieben, wie man es verstanden hat. Meine Vorfahren blieben fortan in Billed ansässig und in
Rechts im Bild mein Großvater Johann Pfersch den darauffolgenden Jahrzehnten kamen mein Ur-Ur-UrGroßvater Casparus Pfersch (1817) mein Ur-Ur-Großvater Nicolaus Pfersch (1850) und mein Ur-Großvater Nikolaus Pfersch (16.12.1872 fast auf den Tag genau 98 Jahre vor mir) zur Welt. Er hat viel zum Tabakanbau in Billed beigetragen.
Nach seiner Schulzeit in Billed wollte Pfarrer Uitz, dass mein Ur-Großvater nach Szegedin geht und nach Abschluss des Studiums Pfarrer wird. Was ihn dazu be-
wegt hat, die Ausbildung nicht zu Ende zu bringen, ist mir nicht bekannt. Vielleicht war das Pfarrersein einfach nicht das Richtige für ihn.
Letztendlich hat er es vorgezogen, wie so viele andere Billeder auch, ihr täglich Brot in der Bewirtschaftung von Feld und Ackerland zu verdienen. In den 1890er Jahren hat er im Neugässer-Wirtshaus die Bauern in Feldrechnungen und Landwirtschaft unterrichtet. Dieses Wissen hatte er aus der Zeit in Szegedin mitgenommen. Der da-
Diese Tischdecke wurde von meinem Ur-Ur-Großvater Nicolaus Pfersch (geb. 1850) für meinen UR-Großvater Jakob Grosz (geb. 1885) gewebt. Foto: AstridHelminger
malige Eigentümer des Wirtshauses, die Familie Welter, hatte das Wirtshaus an Jacobus und Catharina Tritz verpachtet, die späteren Schwiegereltern meines Ur-Großvaters.
Mit Einführung der Eisenbahn in den 1890er Jahren nach Billed kamen laut meiner Ur-Großmutter Katharina Pfersch (geb. Tritz 1875) Agenten aus Temeswar ins Wirtshaus. Sie wollten Bauern für den Anbau von Tabak in unserer Gegend gewinnen. Daraufhin wurde mein Ur-
Großvater verständigt und er hat vor allem ärmere Leute aus dem Dorf ins Wirtshaus zusammengerufen, damit sie sich über den Tabakanbau informieren.
Bei meinem Urgroßvater wurden dann die ersten Tabakpflanzen gezogen und anschließend der Tabakanbau in Billed begonnen und ausgebaut. Später waren auch mein Großvater Johann Pfersch (geb. 1908) und sein Bruder Nikolaus Ansprechpartner, wenn es um neue Züchtungen von Tabakpflanzen ging.
In der zweiten Erzählung geht es um Erlebnisse, die sich während des Zweiten
Weltkrieges ereignet haben
Hierzu möchte ich anmerken, dass wir in der Schule zu den Geschehnissen dieser Zeit nicht gerade viel gelernt haben. Vielleicht lag es damals nur am Lehrer, dass wir so wenig Infos bekommen haben, vielleicht aber auch daran , dass selbst bis zum heutigen Tag gerne über die Geschehnisse dieser Zeit geschwiegen wird. Man darf sicher nicht vergessen, welches Unrecht und Leid vielen Menschen und Völkern damals widerfahren ist. Aber weder meine Generation noch die Generation meiner Eltern haben die geringste Schuld an diesem schrecklichen Krieg.
Aus den Geschichtsbüchern ist Folgendes bekannt: Die großen Verluste der Waffen-SS nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion veranlassten den Reichsführer-SS Heinrich Himmler, auf die wehrfähigen Männer der Südostdeutschen zurückzugreifen.
Er verfügte im Sommer 1942, dass für die Auslandsdeutschen - „zwar nicht gesetzlich, aber aus dem ehernen Gesetze ihres Volkstums heraus Wehrpflicht” - bestehe. So wurden 1942, 1943 und 1944 die ungarische und kroatische, 1943 auch die rumänische Regierung unter Druck gesetzt, mit dem deutschen Reich zwischenstaatliche Abkommen zu schließen, in denen diese Staaten zustimmten, dass ihre deutschstämmigen wehrfähigen Bürger zum deutschen Heer, vornehmlich aber zur WaffenSS, eingezogen werden konnten. Um völkerrechtlich gedeckt zu sein, deklarierte die SS-Führung die Rekrutierungen als Freiwilligen-Aktionen und erklärte die Soldaten zu deutschen Staatsangehörigen.
Damals haben sich viele der Deutschen im Banat geweigert, in den Krieg zu ziehen, so auch mein Großvater Johann Pfersch. Es war ja „freiwillig“.
Im Sommer 1943 kam die rumänische Gendarmarie und hat meinen Großvater mitgenommen. Als mein Vater, damals noch keine 8 Jahre alt, und seine Schwester (1 Jahr älter) nach Hause kamen, hat ihnen ihre Mutter (Maria Pfersch geb. Filippi 1912), meine Großmutter, gleich davon erzählt, dass ihr Vater nun doch zum Militär muss und zum Zug nach Hatzfeld gebracht wurde. Sie spannten die Pferde vor den Wagen und fuhren auch nach Hatzfeld, wo sie letztendlich am Bahnhof vor verschlossenem Tor standen und keine Möglichkeit mehr hatten, ihren Vater zu umarmen und auf Wiedersehen zu sagen. Sie konnten nur noch sehen, wie er mit den anderen in einen Viehwaggon einstieg.
Das war nicht freiwillig!
Im Herbst 1943 sollte dann mein Vater eingeschult werden. Die Schulleitung hat dies jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass mein Großvater sich geweigert habe, zum deutschen Heer zu gehen und in den Krieg zu ziehen. Meine Großmutter wollte ihrem Mann schreiben, dass mein Vater nicht eingeschult wird, konnte jedoch in diesem Brief nicht den wahren Grund nennen. Wäre der Brief nämlich in die falschen Hände geraten und man hätte beim Heer erfahren, dass er ursprünglich verweigert hatte, dann hätte ihm womöglich sogar die Todesstrafe gedroht.
Sie wandte sich an den Dorfarzt und bat ihn, ein Attest auszustellen, dass ihr Sohn schwer krank ist. Nachdem mein Großvater den Brief bekommen hatte, bat er die Heeresleitung um Urlaub, um heimreisen zu können,
da er schon einmal einen Sohn durch Krankheit verloren hatte. Mein Großvater konnte zum Glück nach Hause fahren und selbst im Rathaus vorsprechen, woraufhin mein Vater doch zum Unterricht zugelassen wurde.
Vier Jahre lang gab es kein Lebenszeichen von meinem Großvater. Erst 1947, kurz vor Weihnachten, kam eine Karte, abgestempelt in Leningrad (heute St. Petersburg) mit der kurzen Nachricht: „Frohe Weihnachten, Euer Vater“. Erst da wusste man, dass er noch am Leben ist.
Mein Vater war inzwischen 14 Jahre alt, als eines Tages im Juni 1950 ein „fremder“ Mann vor dem Tor stand und sagte: „Bist du der Klosi? Ich bin dein Vater“. Mein Vater war in dem Moment sprachlos.
Erst jetzt erfuhr die Familie, dass mein Großvater von Billed nach Dachau und von dort nach Hamburg verlegt worden war. Von dort ist er dann weiter an die Ostfront geschickt worden. Zuletzt arbeitete er dort als Koch und wurde von den Russen gefangen genommen, als er Essen an die vorderste Front auslieferte.
Fünf Jahre war er in russischer Gefangenschaft am Ladogasee, wo er es einem Apotheker, der auch mit ihm in
Gefangenschaft war, zu verdanken hatte, dass er nicht an einer starken Magenschleimhautentzündung gestorben ist. Dieser hatte ihm empfohlen, dreimal täglich etwas Tonerde aus dem frisch gegrabenen Brunnen zu sich zu nehmen. Es hat ihm gut geholfen (auch heute noch gibt es Tonerde zur Einnahme in der Apotheke zu kaufen).
Als mein Großvater 1983 in Billed starb und meine Großmutter, nach ihrer Auswanderung nach Deutschland, Witwenrente beantragte, wurden die Wehrdienstjahre, die mein Großvater - unfreiwillig - beim deutschen Heer leisten musste, nicht anerkannt. Ohne Begründung!
Ich verstehe es auch nicht, warum wir Banater Schwaben, als „Rumänien-Deutsche“ bezeichnet werden. Ja, wir sind in einem fremden Land aufgewachsen, aber unsere Muttersprache war immer Deutsch. Die Großeltern wurden gezwungen, für Deutschland zu kämpfen und in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg wurde man, wenn man Deutscher war, als „Fremder“ gesehen.
Und gerade in einem Land wie Deutschland, wo so viel Wert darauf gelegt wird, niemanden zu diskriminieren, wurde die Generation meiner Eltern besonders diskriminiert, als sie in Rente gingen. Sie wurden nach dem Fremdrentengesetz eingestuft und ihre Rente um 40% gekürzt. De facto erfolgt bei der Rente bis zum heutigen Tag eine Ungleichbehandlung deutscher Staatsbürger. Seit 1996 war keine Regierung gewillt, diese Ungleichbehandlung zu beseitigen. Mögen sie doch mal so mutig sein wie mein Großvater und viele Leute seiner Generation, die sich zunächst geweigert hatten, freiwillig in einen sinnlosen Krieg zu ziehen und nur zum Schutz der Familie das Leid und die Gefahr unfreiwillig auf sich genommen haben.
Abschied von den Rekruten in Hatzfeld. Foto: Archiv HOG
in der Billeder Kollektivwirtschaft in den 60er Jahren
Bis 1945 waren die meisten unter ihnen selbständige Bauern und hätten schon lange in „Vorphalt“, einer Art Bauernrente nach der Übergabe ihres Hofes, gelebt. Durch die Enteignung mussten sie zum Lebensunterhalt noch einmal schwere Feldarbeit leisten. Da die Altersrente von der Kollektivwirtschaft bei weitem nicht ausreichte, arbeiteten viele bis zu ihrem Lebensende als Selbstversorger.
Einsender: Hans Schiller
Text: H. Rothgerber
Aus dem Heimatblatt 2014
Das Foto wurde mit KI koloriert
Tabakbauern
„Die Tuwaksleit in der Kollektiv 1960“
Von links stehend: Susanna Stumpf (30), Susanna Breitenbach (67), Katharina Schuller (753), Anna Krutsch (217) Margaretha Gebel (150), Friedrich Gilde (513), Katharina Hipp (639), Elisabeth Mann (623), Susanna Gängler (625), Anna Scheer (671), Dominik Weber (663), Barbara Otto (676), Katharina Schmidt (90), Katharina Herrenreich (742), Katharina Bacsi (281), Elisabeth Otto (765), Magdalena Slavik (311), Peter Uitz (629)
Unten v.l.: Katharina Bojar (502), Maria Schortje (432), Elisabetha Enderle (659), Margaretha Lauth (677), Maria Engrich (526), Elsi Schäfer (281) Johann Pfeiffer (681).
Eins.: Fam. Hans Mayer (502) Billed. Aus dem Heimatblatt 2004.
Das Foto wurde mit KI koloriert
Tabakernte 1944
V l. Mocioiu, Katharina Steuer, Magdalena Schwarz, Mathias Steuer und Jakob Schwarz. Den maroden Pferdewagen hatte Mathias Steuer gegen seinen guten Billedrischen mit einem Rotarmisten, während der Besatzung des Dorfes durch die
Sowjets 1944, eingetauscht - freilich nicht freiwillig. Foto aus dem Nachlass von Elisabeth Marx.
Das Foto wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz optimiert und koloriert.
Tabakernte 1965
Johann Keller aus den USA, zweiter von links, besuchte seine Billeder Landsleute 1965 bei der Arbeit auf den Feldern der Kollektivwirtschaft.
Natürlich
war vor 60 Jahren alles gut vorausgeplant, aber manchmal kann es dann doch auch etwas schneller gehen.
Auch in Billed musste man 1964 erst standesamtlich heiraten, bevor man sich kirchlich trauen durfte. Die Trauung war für den 20. September geplant und das Standesamt am Tag vorher.
Am Montag, dem 14. September, erhielt jedoch meine Mutter am Nachmittag an ihrer Arbeitsstelle einen Anruf aus dem Gemeindehaus. Die damalige Standesbeamtin Frau Barbara Deleanu sagte wortwörtlich: „Heidrun, wenn ihr am Sonntag heiraten wollt, dann müsst ihr noch heute standesamtlich heiraten, weil ich ab morgen auf einer Fortbildung bin.“
Meine Mutter hat sich in diesem Moment sicher keine Gedanken gemacht, welches Kleid sie anziehen soll, sondern: „Wo finde ich jetzt den Bräutigam?“ Damals hatte niemand ein Handy, um einmal schnell anzurufen oder
zu whatsappen. In den meisten Haushalten gab es ja nicht mal ein normales Telefon. Also fuhr sie mit dem Bizikel direkt von der Arbeit erstmal zu den zukünftigen Schwiegereltern in die Kirchengasse.
Aber dort sagte man ihr, dass Klaus zu ihr nach Hause gefahren ist, um die ersten aus dem Ausland eingetroffenen Gäste zu empfangen. Also fuhr sie weiter in die Altgasse. Bei ihr zu Hause angekommen, hieß es dann: Der Klaus ist zur Miliz, um dort die Gäste aus Österreich registrieren zu lassen. Also nochmal rauf aufs Bizikel und ab zur Polizeistation und endlich: Der zukünftige Ehemann war gefunden!
Und so standen sie dann kurz danach zu zweit vor der Standesbeamtin und gaben sich das Jawort und bekräftigten dies, wie geplant, am darauffolgenden Sonntag bei strahlendem Sonnenschein und in Anwesenheit der Familie, Freunden und Trauzeugen auch in der Kirche.
Von Astrid Helminger
Am 20.09.2024 feierten Nikolaus und Heidrun Pfersch (geb. Gross) in Freilassing ihre Diamantene Hochzeit.
Hochzeitszug und Gruppenfoto bei der Hochzeit von Nikolaus und Heidrun Pfersch (geb. Gross) am 20.09.1964 in Billed
Traditionen in unserer Kirche
Diekatholische Kirche in Billed hat eine starke Verbindung zur deutschen Minderheit der Banater Schwaben, die im 18. Jahrhundert in die Region eingewandert waren. Die katholische Tradition und Kultur wurden stark von den deutschen Wurzeln geprägt, was sich auch in den Advents- und Weihnachtsbräuchen widerspiegelt.
Ein zentrales Symbol der Vorbereitungszeit auf Weihnachten ist der Adventskranz mit seinen vier Kerzen. Er hängt in der Mitte der Kirche unter dem Kronleuchter. Jede Kerze steht für einen der vier Adventssonntage, an denen eine weitere Kerze entzündet wird, bis am vierten Sonntag alle vier brennen. Dieses wachsende Licht symbolisiert die Hoffnung und das Kommen Christi, das an Weihnachten seinen Höhepunkt findet.
Während der Adventszeit werden traditionelle Lieder gesungen, die sowohl deutsche als auch rumänische Elemente enthalten. Diese Lieder tragen zur feierlichen Stimmung und zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest bei.
Kurz vor Weihnachten wird in der Kirche eine Krippe aufgestellt, die die Geburt Jesu darstellt. Die Krippe zeigt die Heilige Familie, die Hirten und die Tiere in der Stallszene. Diese Tradition spiegelt die zentrale Bedeutung der Weihnachtsgeschichte wider.
Hinter der Krippe steht ein mit Kugeln und Lichtern festlich geschmückter Weihnachtsbaum, der als Zeichen des Lebens und der Hoffnung dient, die eng mit der Ankunft Jesu verknüpft sind.
Von Brunhilde Klein
Die Messe an Heiligabend ist ein Gottesdienst, der das Weihnachtsfest einleitet und die Geburt Jesu Christi feiert. Es werden traditionelle Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“, „O du fröhliche“ und „Ihr Kinderlein, kommet“ gesungen.
Weihnachten ist das Fest der Familie. Die beiden Weihnachtsfeiertage – der 1. Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember und der 2. Weihnachtsfeiertag am 26. Dezember – sind gemeinsam Teil des Weihnachtsfestes und stehen im Zeichen des Friedens und der Nächstenliebe.
Mit dem Ende der festlichen Tage richten wir unseren Blick nun auf das Osterfest – die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Das Osterfest markiert das Ende der Fastenzeit, einer 40-tägigen Phase der Vorbereitung und Buße.
Die österlichen Feierlichkeiten beginnen mit Gründonnerstag, dem Tag, an dem Christen sich an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnern, das am Abend vor seiner Kreuzigung stattfand. Während der Messe am Gründonnerstag verstummen nach dem „Gloria“-Lied traditionell die Glocken. Sie läuten erst wieder in der Osternacht. Die Ministranten übernehmen das „Ratschen“, ein traditionelles Geräuschinstrument, das die Glocken ersetzt. Am Ende der Messe wird das Allerheiligste (die geweihten Hostien) feierlich zum Marienaltar gebracht. Dieser symbolische Akt steht für den Weg Jesu zum Ölberg, wo er in der Nacht vor seiner Verhaftung betete.
Die Billeder Kirche im Sommer 2022. Foto: Hans Rothgerber
rung hat, bei der die Gläubigen das Kreuz küssen und anbeten, um ihren Respekt und ihre Verehrung für das Op-
kens an das Opfer Christi.
Karsamstag ist ein Tag der Stille und des Wartens. An die-
Innenaufnahme der Billeder Kirche im Mai 2024. Foto: Horst Lenhardt
sem Tag gedenken die Christen des Todes Jesu und bereiten sich auf die Auferstehung vor. Am Abend des Karsamstags beginnt die Osternachtfeier, die als Höhepunkt der Karwoche angesehen wird. Diese liturgische Feier beginnt vor der Kirche und umfasst das Entzünden des neuen Osterfeuers, das Anzünden sowie Segnen der Osterkerze und die Feier der Eucharistie. Sie symbolisiert den Übergang von der Dunkelheit zum Licht und die Freude
über die Auferstehung Christi. Es ist eine schöne Tradition, dass die Gläubigen ihre Kerzen von der Osterkerze anzünden. Zu Beginn der Messe wird die Osterkerze, die das Licht Christi repräsentiert, feierlich ins Gotteshaus getragen. Das Anzünden der Kerzen von der Osterkerze steht für die Erneuerung des Glaubens und die Teilnahme am neuen Leben, das Christus durch seine Auferstehung geschenkt hat.
Innenaufnahme der Billeder Kirche im Mai 2024. Foto: Horst Lenhardt
In der Osternacht wird das Taufgelübde erneuert. Die Gläubigen werden eingeladen, sich erneut zu den Versprechen zu bekennen, die bei ihrer Taufe gemacht wurden – den Glauben an Christus zu bekräftigen und sich vom Bösen abzuwenden.
Der Moment, in dem die Glocken wieder läuten, kündigt die Auferstehung und den Sieg des Lebens über den Tod an. Es ist ein freudiger Klang, der die Gläubigen daran erinnert, dass Christus auferstanden ist und das Licht in die Welt gebracht hat.
Der Ostersonntag ist der Tag, an dem die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird und die Gläubigen in großer Freude zusammenkommen, um das Licht und das neue Leben, das Christus gebracht hat, zu feiern. Auch der Ostermontag ist ein weiterer Tag der Feierlichkeiten.
Zusammen bilden der Ostersonntag und der Ostermontag eine durchgehende Feier der Auferstehung, die die Hoffnung und das neue Leben, das mit dem Tod und der Auferstehung Christi verbunden ist, in den Mittelpunkt stellt. Die Verbindung zwischen diesen Tagen unterstreicht die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens: Christus lebt, und durch ihn haben auch wir das Versprechen auf ewiges Leben.
Kurz vor Weihnachten wird in der Kirche eine Krippe aufgestellt, die die Geburt Jesu darstellt. Foto: Roswitha Csonti
Das heilige Grab, auch Ostergrab genannt, stellt bildhaft die Geschehnisse der Ostertage dar.
Foto: Roswitha Csonti
Breincher, Gnubbezucker un Stäärespritzer
Von Erika Weith, geb. Leidecker
Billedrischist schön. Es hat so viele ungewöhnliche, wunderbare, lautmalerische, ausdrucksstarke, lustige und leider auch vergessene Wörter. Deswegen habe ich mich alleeger (frisch und munter, aus dem Französischen allegre) un mit vill Ambaschur auf den Weg gemacht, den alten und den jungen Billedern, den Nichtbilledern und den Herzensbilledern diese Wörter nahezubringen. Ambaschur bedeutet Schaffenslust oder Eifer. Die Herkunft dieser Bedeutung ist mir unbekannt, denn Ambaschur ist in der Musik das Mundstück eines Blasinstruments.
Jetz sitz ich do un han mei eckstäänich Blusm an. Die Patentstremp (feingerippte Baumwollstrümpfe) sitze un et sin aa kä Harmeniestremp (Strümpfe, die Falten werfen wie ein Akkordeon). Mei Malagambaschuh sin gewichst. Das waren Frauenschuhe, die vorne geschlossen und hinten offen waren, auch Ferschteschuh genannt. Der Name kommt von einer Männermode, die der Jazzmusiker Sergiu Malagamba geprägt hat. Die Männer trugen gelbe Schals und Schuhe mit dicken Sohlen. Wie es von dieser Männermode zu Malagambaschuhen für Frauen gekommen ist, bleibt wohl ungeklärt.
Nun kann es also losgehen. Ä gschliwwert volles (randvolles) Glas steht newer mir. Und für alle Fälle leit de Mickepletscher (Fliegenklatsche) vor mir un die letschte Breincher sin aa vom Tisch.
Schon allein, wenn man sich das Wort Breincher anschaut, wird einem doch warm ums Herz. Es gibt im Billedrischen also ein Wort für etwas so Unscheinbares wie
Breincher. Das sind die Kukuruzkerne, die beim Kukuruzbatsche (Popcorn machen) leicht bräunlich wurden, aber nicht aufgegangen sind. Da sie leicht breinlich sin, Billedrisch für bräunlich, sind daraus die Breincher geworden. Ist das nicht ein liebreizendes Wort für etwas völlig Überflüssiges?
Bei meinen Gedanken über das Billedrische fallen mir gleich mal die verschiedenen Bonbonarten ein, die in unserem Dialekt Zucker genannt werden. De Bruschtzucker = Kandiszucker, de Krumbierzucker = Traubenzucker, de Salonzucker = die Bonbons, die in Stanniol gewickelt am Spagat (Zwirn) am Christbaum hingen. Und mein Lieblingszucker ist de Gnubbezucker. Er wurde folgendermaßen hergestellt:
Der Zucker wird in der Pfanne karamellisiert und dann heiß auf eine Marmorplatte gegeben. Daraus formt man eine dickere Rolle, die man mit der Schere in Stücke schneidet, das ergibt dann die Gnubbe, also Beulen oder kleine Verdickungen. Macht man die Rolle dünner, schneidet man Stangen daraus. Und wenn man noch Nüsse in den Zucker hinzufügte, wurde wiederum eine etwas dickere Rolle geformt, die dann in Scheiben geschnitten den allseits beliebten Nusszucker ergab.
An der Kerweih gab es Tschattre (Buden, aus dem Ungarischen satra für Zelt, Bude), in denen Zucker und Bomboons verkauft wurden. Man konnte Stangenzucker, Nusszucker, Seidenzucker, Prominze (Himbeerbonbons) und auch Leezelter dort kaufen. Leezelter ist der Lebku-
Dreifuß: Ausstellungsstück aus dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm
chen, der in Österreich heute auch noch Lebzelter ge nannt wird. Es gab auch Tschattre, an denen Bekleidung oder Spielzeug verkauft wurde. Auch im Wallfahrtsort Radna gab es Tschattre. Dort wurden dann religiöse Artikel wie Heiligenbilder und Rosenkränze verkauft.
Bei den Kindern war auch das Haasebrot sehr begehrt. Das war das übriggebliebene Brot aus dem Brotsack, wenn die Leute vom Feld nach Hause kamen. Vielleicht gab es dann oweds (abends) auch mal Gänselewwer. Das war gebratener Kürbis, der auf dem Dreifuß im Ofen gebraten wurde. Die richtige Gänseleber war auch
Gänselewwer. Doch diese konnte man teuer in der Stadt verkaufen.
Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich net stipperlich (plötzlich) magolisch (kränklich) gen, de Rippstrang (Wirbelsäule) net weh tut un ich net lahmlackich (langsam, träge) gen un aa net schau, wie wann die Hinkle mir et Brot weggfress hätte (traurig schauen). Die Welt for ä Bassgei will ich aa net anschaue (in ein Loch stieren).
Do will ich liewer ä Kartätschel (alte, lebhafte Frau) sin als ä Kreizcherrehrmichnetan (empfindliche Person) oder gar jemand, der dem Deiwl et links Ohr abarweid
Breincher: nicht aufgegangene Kukuruzkerne
Liewer sin ich ä Fluri (flotte Frau), die ä Schneppskapp (Schirmmütze) uffhat un mit Stäärespritzer in der Hand in den Himmel schaut. Die Pullmanskapp (Baskenmütze) find ich grad net. In Österreich sagt man noch heute Pullmankapp zu dieser Art Mütze. Stäärespritzer sind im Hochdeutschen Wunderkerzen. Das ist ein wirklich schönes Wort, auch das fränkische Wort Sternlasspeier
trifft es sehr gut. Aber Stäärespritzer also Sternenspritzer gefällt mir noch besser.
Ett gefft aa Streitfetze (jemand der gerne streitet) und Dorfbesm (jemand der im Dorf herumtratscht). Beide Begriffe beschreiben Frauen, aber auch Männer konnten so bezeichnet werden. Ä Leisallee können allerdings nur Männer haben. Ein wunderbares Wort für Koteletten. Eine tolle Vorstellung, wenn die Läuse die Koteletten rauf und runter sausen. Eine Summerbraut kann wiederum nur eine Frau sein und man nennt sie so, wenn sie sehr aufgetakelt ist. Eine Frau kann auch sehr korrekt angezogen sein, dann ist sie wie aus der Schachtel angezogen. Das empfiehlt sich besonders, wenn man einen Handstreich vor sich hat (Verlobung). Ist sie allerdings zusammengestellt wie for uff de Walzer, hat sie etwas an, das nicht zusammenpasst und wenn dann noch die Friemess länger is wie et Hochamt, schaut der Unterrock unter dem Kleid hervor.
Wenn die Kinder Grobb-Eselches gspillt han (etwas gröberes Spielen, kurz vor einer Rauferei), war oft aa de Raafboldog (Raufbold) dabei. Do han dann aach die Leiksbääniche (Menschen mit O-Beinen) mitspille kenne.
Kleinkinder hatten einen Fopper. Das ist auch heute noch das österreichische Wort für Schnuller. Als meine Mutter in den 30er Jahren ein Baby war, hat sie einen Schlutzer gehabt. So hat man den Stofffetzen genannt, in den Maasoome (Mohn) eingebunden war und den die Kinder als Schnuller bekommen haben. Ihre Schwester, meine Gothi, die 6 Jahre jünger ist, bekam Brotkorscht im Stofffetze als Schnuller. Auch Raki wurde von manchen Leuten dem Schlutzer beigegeben. Heute einfach unvorstellbar.
Rückblick
Im Mohnviertel in Niederösterreich gibt es in Grainbrunn eine kleine Wallfahrtskapelle mit einem Gnadenbild der Gottesmutter und dem Jesuskind aus dem Jahr 1517. Und dieses Jesuskind hat doch tatsächlich einen Mohnschlutzer in der Hand. Das heißt, dass schon vor 500 Jahren dieser Schnuller-Ersatz verwendet wurde.
Und nun zum Schluss hoffe ich als Eure Wortschatzsucherin, dass Ihr net zu vill an meinen Ausführungen zu staleere (auszusetzen) hat.
Vielleicht sind vergessene Wörter wieder vor Euch aufgetaucht. Und vielleicht habt Ihr auch das eine oder andere Mal gelacht. Dann habe ich mein Ziel erreicht.
https://www.grainbrunn.dsp.at
Gottesmutter Maria aus der Wallfahrtskapelle Grainbrunn: Jesuskind mit Mohn Foto:
Auszüge aus der Chronik der Familie Kremm
Chronik der Familie Kremm, gesammelt und erzählt von Josef Kremm (Jun., geb 27. Mai 1926), in Zusammenarbeit mit den Verwandten aller Grade und Richtungen. Als Dokumentation wurden, soweit verfügbar, alle in Frage kommenden Schriften, Bilder, Karten, Erzählungen und Erinnerungen verwendet. Ziel dieser Arbeit war es, Herkunft und Werdegang der Familie Kremm anhand dieser obigen Quellen zu veranschaulichen.
Sollten einige Ungereimtheiten in der Darstellung, der verschiedenen Begebenheiten auftauchen, entgegen unserem Willen, so bitten wir um Nachsicht, es ist nicht absichtlich geschehen. Begonnen habe ich die Chronik am 26. Dezember 2009, am zweiten Weihnachtstag, mit einer Tonaufnahme mit meinem Sohn Werner.
Meine
Eltern waren Josef Kremm, geboren in Ruska Selo an der Theiß, im heutigen Serbien, am 4. August 1897, und Anna Kremm, geboren am 31. Juli 1902 in Billed. Der Vater meines Vaters war Anton Kremm, mir unbekannt, und seine Mutter war Eva Kremm/Trampits.
Die älteste Quelle, welche die Herkunft der Kremms dokumentiert, ist der Trauschein (Copulationalis), ausgestellt im Pfarramt Billed am 23. November 1923, durch welchen Josef Kremm und Anna Slavik, meine Eltern, getraut wurden. Bei der Rubrik “Bemerkungen”, innerhalb dieses Trauscheins, mit der Nr. 19/1923 ist zu lesen: Der Vorfahre Enericu (Heinrich) Kremm, kam am 4. Juni
Von Josef Kremm
1764 über Wien ins Banat, aus Rittersdorf, Kreis Bitburg, aus dem damaligen Herzogtum Luxemburg. Die Daten stimmen überein mit denen aus Rittersdorf, siehe Kopie
Trauschein meiner Eltern, woraus die Herkunft aus Rittersdorf hervorgeht
Umschlag der Broschüre „Aus der Chronik unserer Familie“ von Josef Kremm, geboren 1926 in Billed. Obwohl Josef Kremm nach 4 Jahren mit seiner Familie Billed verlassen hat, sind ihm zahlreiche Details in Erinnerung geblieben, die uns einen lebendigen Eindruck aus dem damaligen Dorfleben vermitteln. Die Chronik wurde von seinem Sohn, dem Schriftsteller und Journalist Werner Kremm, dem „Billeder Heimatblatt“ zur Verfügung gestellt.
Aus der Chronik der Familie Kremm des Matrikelauszugs aus Rittersdorf. Damit wäre die Herkunft der Kremms klargestellt.
Großgezogen wurde mein Vater von seinem Ziehvater, Josef Koczian. Dieser war Schuster, und zwar ein Marktschuster. Überall, wo große Märkte stattfanden, dorthin fuhr er mit seinen Schuhen. Er fertigte auch Maßschuhe an, „ang‘fremde Schuh“, wie man schwowisch sagte, aber auch Serienprodukte, wenn man es so nennen kann. Das heißt, Schuhe zum Direktverkauf an jedermann, zu Hause angefertigt, auf dem Markt verkauft. Fester Wohnsitz von Koczian war Temeswar. Bis 1936 war es Billed, danach erst Temeswar.
Mein Vater hatte eine Halbschwester mütterlicherseits, die Katharina (Kati), die Mutter der Bustea Anna, die Großmutter von Lia Cojanu, also Katharina Koczian.
Dann gab es noch einen Ziehbruder, der Alois, wir nannten ihn immer Loisi-Onkel.
Alois Koczian war auch Schuster von Beruf, wie sein Vater. Er lebte immer in Temeswar, war mit der BözsiNöni verheiratet. An andere Geschwister kann ich mich nicht mehr erinnern und mir liegen auch keine Dokumente vor.
Loisi-Onkel war der mit den Schweinen, der in der Josephstadt an der Straßenbahnlinie Richtung Freidorf wohnte.
Bis ins hohe Alter mästete er jedes Jahr ein Schlachtschwein, das er wie einen Hund abgerichtet hatte und mit dem er täglich spazieren gegangen war, immer entlang der Straßenbahnlinie, auf dem Gehsteig, immer in Richtung Josephstädter Markt und zurück. In seinem Stadtteil war er seinerzeit sicher ein gut bekanntes Original.
Weitere Daten zur Herkunft von Szlaviks und Kremms
Den Großvater väterlicherseits habe ich nie gekannt, denn mein Vater, soweit es mir bekannt ist, war Halbwaise (sein Vater war schon sehr früh gestorben) und auch die Großmutter, Eva Kremm (geboren Trampits), habe ich nicht gekannt. An die anderen, die ich bereits erwähnt habe, kann ich mich noch gut erinnern.
Meine Mutter war Anna Kremm, geborene Szlavik, in Billed geboren. Sie hat öfter zu Werner gesagt: „Ei tu pischt jo so stolz wie a scheckich Schweinche mit eem Orwaschl!?“. Ihr Vater war Mathias Szlavik, ebenfalls geboren in Billed. Er war von Beruf Schneider, hat aber den Beruf nicht ausgeübt. Er hatte eine Bäckerei in Billed. Meine Großmutter war Maria Szlavik, geborene Henz, aus Warjasch. Sie war in Billed Hausfrau. Sie starb 1947 in Ried im Innkreis, auf der Flucht.
Die Familie Szlavik wanderte in der Zeit Maria Theresias ein, kam aus Mähren-Böhmen, aus dem Kreis Wotitz Notice, das liegt irgendwo westlich von Brünn/Brno, zwischen Brünn und Prag. Wie die Ortschaft genau heißt, weiß ich nicht. Von dort kommen die Szlaviks, von zwischen Beneschau und Wotitz, den beiden Kreishauptstädten.
Die Kremms kamen aus Luxemburg, aus dem Herzogtum Luxemburg, aus Rittersdorf, Kreis Bitburg. Das liegt heute in Deutschland, gehörte aber im 18. Jahrhundert zum Herzogtum Luxemburg, das damals viel größer war als das heutige Großherzogtum Luxemburg.
Von den Papieren, die wir noch besitzen, kann man Fotokopien machen. In dem alten Atlas, der noch aus Billed stammt, kann man Beneschau, Seltschan und Wo-
titz sehen, das waren die Herkunftsortschaften. Ich habe sie unterstrichen und war auch persönlich dort, das war 1945. (Anm.: Auf der Österreich-Ungarn-Karte 1890, vom Verlag Frextag & Bernd, kann man Beneschau und Wotitz finden, Beneschau als Kreisstadt)
Greißlereien (kleine Lebensmittelläden) und andere Geschäfte
Aber zurück zu den Geschwistern meines Vaters. Die Schwester war verheiratet mit Mencsik Georg. Sie hat ten ein Geschäft in Billed, eine Greißlerei. Danach zogen sie nach Temeswar und hatten auch dort ein Geschäft. Sie wohnten in Richtung Freidorf mit ihrem G‘schäft, an der Ecke. Der andere Ziehbruder war Alois, der Loisi-Onkel, der Schuster - hab ich schon mal erwähnt - der war ein guter Mensch, aufgrund seines Benehmens, seiner Menschlichkeit, seiner Freundlichkeit. Diese Menschen nahmen mich auf, als ich aus der russischen Gefangenschaft heimkam, der Loisi-Onkel und die Mencsiks. Sie versteckten mich bei sich. Ich lebte ein paar Monate dort beim Loisi-Onkel und bei den Mencsiks/Busteas, wechselte immer wieder das Domizil, um den Nachbarn nicht aufzufallen und um nicht verraten zu werden. In Temeswar langweilte ich mich oft. Aber wenn sie mich erwischt hätten, weil ich in der deutschen Armee und dann in russischer Kriegsgefangenschaft war, hätten sie mich in ein rumänisches Internierungslager gesteckt.
Sonst erinnere ich mich an niemand von Otas Geschwistern, obwohl sie alle in Temeswar lebten. Aber als ich dann in der „Banatia“ war, in den 40er Jahren, pflegte ich engere Beziehungen zu den Verwandten. Eigentlich
Nikolaus Kremm, Großmutter Maria Szlavik und Josef Kremm. Das Foto wurde mit KI koloriert.
war ich dann öfter bei ihnen. Aber wieder nur bei den beiden Familien, die mich nach der Rückkehr aus Odessa aufgenommen hatten.
Lia Cojanu hat einen Beitrag zu den Familien Kotzian, Mencsik, Bustea und Cojanu zusammengestellt, der im Stammbaum des Josef Kremm (Verzweigung Kotzian - Mencsik) zu lesen ist.
Erste Erinnerungen an Billed
Na ja, in Billed war ich vier Jahre alt, als wir fortzogen. Trotzdem bleiben Erinnerungen an Großvater und Großmutter. Außerdem fuhren wir jeden Sommer zu ihnen, nach Billed, zu den Großeltern. Der Großvater, mein Bruder Klosi, Großmutter und ich.
Aus dem Archiv der HOG Billed: Ansicht der Billeder Kirche aus der Bahngasse in der Zwischenkriegszeit. Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Bis wir fortzogen nach Semiklosch, das war 1930, hatten wir im selben Haus gewohnt. Danach verbrachten wir alle Ferien dort, mein Bruder und ich. Jeden Sommer. Und natürlich: Bei den Großeltern ist man immer gut aufgehoben. Es hat uns immer gefallen. Und überhaupt: Dort gab es Nachbarsleute, die hatten einen Wagen und Pferde, mit denen wir aufs Feld fahren konnten.
Da kommen aber auch noch andere schöne Erinnerungen aus Billed in mein Gedächtnis zurück: Wenn die Schweineherde hinausgetrieben wurde, wenn die Schweine vorbeiliefen, hinaus in die Sümpfe, dann die Kühe, die Kuhherde, und nicht zuletzt die Pferdeherde. Bei der Pferdeherde war ein Zigeuner der Hüter, ein Trompeter, der auch beim Militär die Trompete geblasen hatte. Er holte seine Pferdeherde immer mit der Trompete aus den Ställen und brachte sie damit wieder nach Hause. Der Zigeuner stellte sich immer an die Straßenecken, blies die Trompete, das verstand er sehr gut, er hatte früher bei der Militärmusik gespielt. Wenn seine Trompete ertönte, wurden die Pferde aus den Ställen gelassen und rannten ganz ausgelassen in Richtung des Zigeuners, eins feuriger als das andere. Es war richtig schön, diese Pferdeherde zu sehen und den Trompete blasenden Zigeuner zu hören. Er hatte eine lange Peitsche und mit dieser dirigierte er seine Pferdeherde, wohin er nur wollte. Mit Peitsche, Trompete und guten Hunden. Das war etwa zwischen 1931 und 1938. Es gab auch eine Schweineherde. Die Tiere waren immer sehr dreckig. Sie wurden hinausgetrieben in die Tümpel am Dorfrand, bei der Hutweide, wo sie sich suhlten, zum Abkühlen und gegen die Insekten. Die starrten immer vor Schlamm, fühlten sich aber scheinbar pudelwohl dabei.
Auf der Hutweide gab es einen Ziehbrunnen - einen Schwengelbrunnen, wie ihn die Schwowe genannt haben - dort wurde den Herden Trinkwasser geschöpft. Abends wiederholte sich das Spektakel wieder, wenn die Schweine, die Kühe und die Pferde wieder nach Hause kamen, in ihre Ställe. Da gab es dann Staubwolken in der Gasse!
Schafe und Ziegen gab es kaum in jenen Jahren in Billed. Es gab einige wenige Schafzüchter, man hat sie kaum beachtet.
Während solcher Sommerferien in Billed, die Klosi und ich bei Oma und Ota verbrachten, wollten die Großeltern uns den Verwandten Szlawiks in Merzydorf vorstellen. Ota hatte dort einen Bruder, der Schneidermeister war. (Ota war in Billed nur als „Schneidermatz“ bekannt, aber er übte doch den Bäckerberuf aus). Also mietete Oma einen Bauernwagen mit Pferd und an einem Sommermorgen, im Morgengrauen, ging‘s los nach Mercydorf. Wir fuhren zu dritt: die Oma, Klosi und ich. Heute würde man sich bekreuzigen, nur bei dem Gedanken, diesen Weg mit dem Pferdewagen zurückzulegen. Damals war das nichts Besonderes.
Es ging über verstaubte Feldwege, über Knees, Hodoni bis Merzydorf, es dürften schon so um die 40 km (wenn nicht mehr) gewesen sein.
Es war herrlich, durch die damals noch nicht so verunstaltete Natur zu fahren. Neben dem Fahrweg schlängelten sich viele Bächlein, dann tauchte stehendes Gewässer auf (See wäre stark übertrieben), mit Rohr und Schilf bewachsen, dazwischen sah man Wildenten und Blesshühner, oder ein Hecht sorgte für Unruhe, wenn er sich ein Fischlein schnappte. Dann spritzte ein ganzer Schwarm
Fische auseinander und die Wasservögel verschwanden im Pflanzendickicht. Es dauerte nicht lange, so kehrte wieder Ruhe ein und die Wasservögel zeigten sich wieder, schwammen ruhig dahin, während die Rohrspatzen schimpften, die Schwalben im Tiefflug über dem Wasser, nach Insekten suchend. Auch der Storch stelzte im seichten Wasser einher und erwischte mit seinem langen Schnabel ein Fischlein oder er bekam einen dicken Frosch zur Beute, den er mit sichtbarer Mühe hinunter würgte, als Futter für seine kleinen Nachkommen, die im Dorf auf einem Schornsteinnest warteten.
Ziemlich verstaubt kamen wir in Merzydorf bei den Szlawicks an. Der Bruder von Ota, die Tante sowie die drei Söhne Hans, Mathias und Josef, erwarteten uns und empfingen uns mit großer Freude. Wir wurden auf schwäbische Art, (von allem das Beste) bewirtet. Oma plauderte mit der Tante und dem Onkel, wir Kinder standen Rede und Antwort, wenn man uns was fragte - die Zeit verging wie im Fluge. Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg. Klosi und ich schliefen ein. Wir kamen am späten Abend wieder in Billed an, müde und verstaubt. Aber es war damals wunderschön, so durch die Banater Heide zu fahren. Bis heute ist mir diese Reise als ein besonderes Erlebnis im Gedächtnis geblieben. Ebenfalls Szlavik Verwandte hatten wir auch in Ungarn, in Szöreg. Die Gemeinde liegt an der Straße nach Szeged und ist von uns ungefähr so weit wie Billed entfernt. Dort, in Szöreg, lebten der Pepi Onkel und die Nina Tante. Sie verwalteten die Mühle des Dorfes und wohnten auch in dieser.
Im Jahre 1933 (auch damals gab es den kleinen Grenzverkehr) fuhren wir (mit dem „Fiaker“ oder „Taxi“)
Mama, Szlavik Hans-Onkel aus Merzydorf, natürlich auch die Brüder Klosi und Jozsi, von Semiklosch über Tschanad, wo die Zollstelle war, über eine Marosch-Holzbrücke, zum ungarischen Ufer, wo sich der ungarische Zoll befand (das war für uns Kinder - mit dem Zoll und den Grenzsoldaten - ziemlich aufregend).
Wir setzten nach den Zollkontrollen unseren Weg nach Szöreg fort. Dort angekommen, wurden wir von den Verwandten herzlich empfangen. Die Erwachsenen fanden kein Ende mit dem Erzählen. Alte Erinnerungen wurden ausgetauscht, man interessierte sich für die alten Bekannten und Verwandten. Die Bewirtung stimmte auch.
Wir „Kleinen“ kundschafteten” die Mühle und deren Umgebung aus, auch führte man uns einige Kilometer mit der Kutsche in Richtung Szeged, wo sich ein Fischteich befand, der zur Mühle gehörte.
Es war ein kurzer Ungarnbesuch, denn abends mussten wir wieder zu einer bestimmten Uhrzeit zurück über die Grenze nach Rumänien, aber alle freuten sich beim Wiedersehen, denn sie gehörten ja zusammen, nur die vor 15 Jahren - 1918 - gezogene Grenze verhinderte ein häufigeres Zusammenkommen.
Zum zweiten Mal fuhr ich durch Szöreg 1944, also nach 11 Jahren, auf der Flucht, da hatte man keine Zeit oder Möglichkeit, die Verwandtschaft zu besuchen.
Das Bild von nebenan, mit den fünf Jungen, entstand beim Spielen im Hof der heutigen „Policlinica“ Semiklosch. Die fünf Jungen sind: Ich, Fiak Hansi, die zwei Weber Brüder und der letzte ist der Zarday Felix. Wir stehen dort vor der Wohnung des Herrn Nagy, Hutmacher von Beruf. Er knipste auch das Bild. Wir spielten viel im
Aus dem Archiv der HOG Billed: Vor dem Warenhaus der Familie Tenner in der Zwischenkriegszeit. Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Hof, der in den 30er Jahren ja nicht so aussah wie heute. Linker Hand zog sich ein langes Stallgebäude, damals in vernachlässigtem Zustand. Das war so eine Art Herberge für die Pferde und Kutscher, vielleicht auch Reisende, auf dem Weg von und nach Temeswar-Szeged. Man schaffte diesen 120 km langen Weg nicht an einem Tag und Semiklosch lag ungefähr in der Hälfte des Weges, zwischen den beiden Städten. So legte man die 120 km in zwei Tagen zurück. Die Weber Buben stammten aus einer kaufmännischen Familie. Ihr Vater war Weinhändler. Sie wohnten in dem Gebäude, wo heute noch die Veranda steht. Fiak Hansis Eltern hatten im Parterre der heutigen Poliklinik des Restaurant „CENTRAL“ und wohnten im Stockwerk des Gebäudes, mit dem „Außengang“, der bis heute noch besteht.
Zarday Felix stammte auch aus einer kaufmännischen Familie. Er wurde später Zahntechniker. Meine Zahnprothese wurde von ihm gemacht und dient mir schon seit 30 Jahren. Im Hof stand eine außer Betrieb gesetzte 10 Tonnen Waage. Wir schlüpften durch ein Loch in eine darunter befindliche, ziemlich dunkle Grube. Oft überraschten wir dort Katzen und machten Jagd auf sie. Damals waren auf dem Markt „Stopperrevolver“ zu haben. Sie sahen den amerikanischen Colts sehr ähnlich. Vorne steckte man einen ausgehöhlten Korken (für Flaschen) hinein, es gehörte etwas Kraft dazu, denn der Stopper, wie der Korken in unserem Schwowisch genannt wird, musste fest sitzen. In dem ausgehöhlten Stopper befand sich ein entzündbarer Stoff, wir nannten ihn „Schießpulver“. Beim Auslösen des gespannten Revolvers schnellte ein spitzer, langer Nagel in die Höhle des Stoppers, das Schießpulver entzündete sich mit lautem Knall. Der Erzeuger der „Waffe“ wollte nur
Chronik der Familie Kremm
Josef Kremm, Fiak Hansi, die Brüder Weber und Felix Zanday. Das Foto wurde mit KI koloriert.
den Knalleffekt. Wir aber hatten eine rege Phantasie. Wir besorgten uns von den Jägern leer geschossene Patronen, diese passten vortrefflich auf den vorhandenen Lauf des Revolvers. Durch den Knall entstand Druck und unsere Patronenhülse flog 10-15m weit weg. Auch damit machten wir Katzenjagd, ohne aber jemals eine zu treffen. Die armen Tiere liefen aber, was sie konnten, denn der laute Knall hatte sie erschreckt. So verbrachten wir die Zeit mit
allerhand Dummheiten, damals. Einmal erging es mir aber recht übel (nicht beim Schießen). Die Mauern der Ställe waren aus ungebrannten Steinen gebaut. In diesen baufälligen Mauern gab es Wespennester. Einer der Kumpane wettete mit mir, dass ich in das Wespennest (es hatte eine Öffnung von ungefähr 8 cm) einen Stock, den er mir gab, nicht hineinstecken kann. Das ist doch lächerlich, dachte ich, und ging auf die Wette ein. Ich nahm den Stock, steckte ihn in die Öffnung und bohrte damit herum. Danach ging es zu “wie in einem Wespennest“. Die Wespen kamen massenhaft heraus, waren wild und viele (die meisten zu meinem Glück) flogen davon. Aber zwölf der „lieben Insekten“ wählten meinen kahl geschorenen Kopf, um ihren Stachel anzubringen. Zwölf Wespenstiche auf meinem kahl geschorenen Kopf, das waren furchtbare Schmerzen. Ich lief nach Hause. Mama schnitt eine große Zwiebel in 2 Hälften. Damit bearbeitete sie meine „Melone“. Ich bekam einen nicht nur „roten“, sondern auch einen dicken Kopf. Danach gab es kalte Umschläge, aber es dauerte ein paar Tage, bis der Kopf wieder normal war.
Die Billeder waren große Fischer
Billed war umgeben von Sumpf. Da gab es natürlich auch viel Fisch. So wurden die Billeder Fischer und Fischverkäufer, wenigstens manche von ihnen. Wir hatten als Kinder unseren Spaß beim Zuschauen, wenn die Karpfen gefangen wurden. Sie fischten an der Sauerländer Brücke. Die Sauerländer Brick, das war gegen Knees/Knies. Dorthin musste man über Feldwege gehen, es war mitten in den Sümpfen. Die Billeder fischten hauptsächlich
mit Hebnetzen, aber auch mit Reusen. Dort schauten wir stunden- und tagelang zu. Karpfen fing man dort, schöne dicke Karpfen. Ich meine, dort gab es hauptsächlich Karpfen in den Sümpfen, keine Zuchtkarpfen. Die waren alle in der Natur gewachsen. Die Billeder aßen nicht nur selber gern Fisch, sie standen damit an jedem Zug, der nach Temeswar fuhr oder aus der Stadt kam, und boten frische Fische an.. In Billed gab es Leute, die fast ausschließlich vom Fischverkauf lebten. Das war bekannt.
In Billed, wenn der Zug stehen bleibt, kann man Frischfisch kaufen, das wussten alle Banater Reisenden zwischen Großsanktnikolaus und Temeswar. Die Billeder hatten schon ihre eigene Kundschaft, meist feste Käufer. Man wusste, wann man am Zug wen trifft und ging selten aufs Geratewohl hin. Natürlich gingen wir zwei Buben nicht nur ans Wasser, um den Fischern zuzusehen. Wie alle Kinder suchten wir im Sommer geeignete Badegelegenheiten. Der bester Badeplatz (unserer Ansicht nach) war die „Schließ“. Der Name sagte schon, worum es sich handelte. Es war ein natürlicher Wasserlauf (kein verunstaltender Kanal wie heute), den man absperren konnte. Hier floss ein klares, durchsichtiges Wasser, in dem man die fetten Karpfen einzeln oder in Rudeln dahinziehen sah. Dort, bei den Karpfen und anderen Fischen, badeten wir. Es war einfach herrlich. Dann legten wir uns in die brennende Sonne und wurden braun wie die „Puradellis“.
Billed war eine schwäbische Gemeinde
Anfang der 30er Jahre war Billed eine ziemlich reinschwäbische Gemeinde. Es gab nur wenige andere Na-
Decke auftrugen. Das erledigten sie meisterhaft, es war alles sehr eben und glatt.
Die Zigeuner waren wunderbare Handwerker. Dann gab es auch die Viehhändler. Diese waren etwas wohlhabender.
Aus der Chronik der Familie Kremm tionalitäten. Aber Billed wäre nicht im Banat gelegen, wenn es nicht auch andere Einwohner gegeben hätte. Rumänen, Ungarn, einzelne Serben und natürlich auch die Zigeuner. Sie gehörten einfach zu jedem Dorf. Zur damaligen Zeit hatten sie ihre Hütten etwas abseits vom Dorf. Ihre Beschäftigung war Tagelohn, Gelegenheitsarbeit überall, meistens machten sie solche Arbeiten, die andere verschmähten.
Eine ihrer wichtigsten Beschäftigungen war Ziegel „schlagen“. Das heißt, sie erzeugten Ziegel zum Häuserbauen. Das ging folgendermaßen vor sich: Der Rohstoff zum Ziegel „schlagen“ lag vor ihrer Tür, in den Kaulen: die lehmige Erde. Diese wurde gut „eingeweicht“, durchnässt, dann krempelten sie die Hosenbeine in die Höhe und zerstampften die Erde, bis sie ein gleichmäßiger, zäher Brei (Paste) wurde. Dann hatten sie aus dünnen Brettern zusammengenagelte Formen, welche genau der gewünschten Ziegelgröße entsprachen. Der nasse Brei wurde mit den Händen in die Formen eingepresst, dann kam noch etwas Weizenspreu darüber und mit einem Drahthaken zogen sie die Formen (Doppelform, immer für zwei Ziegel) auf eine vorher geglättete Fläche, stülpten die Form um und die Ziegel wurden zum Trocknen in die Sonne gelegt. Wenn sie getrocknet waren, kamen sie auf Stapel, immer eine bestimmte Anzahl und wurden zum Verkauf angeboten. Es ist bekannt, dass die meisten Häuser im Banat aus solchen - „Kotsteinen“ gebaut wurden. Wenn die Wände standen, mussten sie und der “Plafon” verputzt werden. Das machten die „Schmierzigeuner“. Dazu verwendeten sie einen dünnen lehmigen Brei aus Erde, gut mit Weizenspreu durchsetzt, den sie auf die Wände und auf die
Ihre Beschäftigung war es, Kühe, Pferde, Schweine zu verkaufen, zu kaufen oder zu vermitteln. Meister ihres Faches waren die Pferdehändler. Der Stolz eines jeden Zigeuners war es, schöne, junge, feurige Pferde zu haben. Dazu einen bunt gestrichenen Wagen (rot, gelb, grün, etc.), schönes ledernes Pferdegeschirr, eine schöne Peitsche und, der Chef des Clans auf dem Bock, der Rest der Familie hinten im Wagen. So fuhr man aus, auch „über Land“. Der Csicsi und der Birtas, das waren zwei der Zigeuner, mit denen mein Ota arbeitete, sie halfen ihm, im Hof und im Garten und das Brot auszutragen, von der Bäckerei zu den Leuten. Oder wenn es andere Arbeiten gab im Haus, Plumpskloputzen zum Beispiel, das waren Arbeiten, die vom Csicsi und vom Birtas ausgeführt wurden. Das waren unsere Hauszigeuner. Dann war da noch einer, der Ivo. Er wohnte auch dort bei Ota und trug Brot aus. Als der Csicsi und der Birtas nicht mehr kamen, folgte Ivo, er war ein Serbe. Im Hof gab es einen großen Kuhstall. Er wurde zu einer Wohnung für Ivo umfunktioniert.
Die Billeder Bäckerei und das Bessarabienproblem
Meistens hatte der Großvater einen Gesellen. Lehrbuben nahm er keine an. In der Bäckerei wurde alles von Hand gemacht. Da gab es keine Knetmaschinen und keine Schüttelmaschine zum Sieben des Mehls. Die Bäckerei bestand aus dem „Backofen“, der in der „Backstube“ stand. Weil er immer warm war, herrschte auch in der
Die „Marasch“ an der Sauerländer-Brücke 1957. Aufnahme: Jakob Thöress. In den 1980er Jahren hat das Wasser einen anderen Lauf erhalten und dieser Teil wurde trocken gelegt. Das Foto wurde mit KI koloriert.
Der rückwärtige Teil des Teiches an der Sauerländer-Brücke. Das Foto wurde mit KI koloriert.
Backstube eine angenehme Wärme. Im Sommer war aber des Guten ein wenig zu viel.
In der Backstube stand auch immer eine bestimmte Anzahl von Mehlsäcken, um die Temperatur des Mehls optimal zu halten. Außerdem befand sich da noch ein großer „Backtrog“, in dem der Teig zubereitet wurde und der auch schön „aufging“ in dem warmen Medium. Auf dem Backtrog befand sich ein Deckel, auf diesem wurde der Teig verarbeitet, geknetet, gewogen, in runde, aus Stroh geflochtene Körbe gelegt und wieder eine bestimmte Zeit „ruhen“ gelassen, damit er schön „aufgeht“, bevor er in den Backofen kam. In einem anderen Raum befand sich die Tür oder die Öffnung des Ofens. Davor war ein 6070 cm tiefes Fußloch, viereckig, oben mit vier Balken eingerahmt. In dieses Fußloch stieg der Geselle oder Ota, um den Ofen zu bedienen. Die Bedienung bestand aus: Den Ofen anheizen. Das geschah mit Holzscheiten, die am Abend zuvor in den Ofen kamen, damit sie morgens gut trocken waren.
Im Winter nahm die Oma solche vorgewärmte Holzscheite, wickelte sie in ein Leintuch und steckte sie unter die Federdecke in die Betten. Sie nannte die Holzscheite „Schlofkumrad“. Dieser war sehr angenehm warm, nur ein bisschen hart, was wir aber der Wärme zuliebe nicht merkten.
Unter uns lag der Strohsack, gefüllt mit „Kukuruzliesche“ und darüber spannte man das Leintuch. Beim Hinlegen wackelte man so lange mit dem Hinterteil, bis sich eine Mulde bildete, dann schlief man herrlich ein. Nachdem das Holz abgebrannt war, blieb ein Haufen rote Glut zurück. Diese wurde hinausgetragen und mit Wasser abgelöscht, das ergab dann Holzkohlen. Die Leute kauften
sie, um die Bügeleisen damit zu erhitzen, denn elektrische Bügeleisen gehörten erst später zur Selbstverständlichkeit. Danach nahm Ota eine lange Stange, an die ein großer Fetzten gebunden war und fegte den Ofenboden rein. Rechts neben der Ofentür gab es eine Nische mit einem Loch gegen den Ofenraum, dort stand eine Petroleumlampe, welche das Innere des Ofens beleuchtete. Dann brachten Oma und ein Geselle ungefähr 2 m lange Bretter, ausgelegt mit reinen Tüchern, auf denen der Teig lag. Mit der „Schieß“, einer großen, hölzernen, flachen Schaufel mit einem langen Stiel wurde der Teig in den Ofen befördert. Wenn das Brot im Ofen war, setzte Ota sich auf einen Balken der Fußgrube und zündete sich eine Zigarette an. Oftmals setzten wir Kinder uns zu ihm, ließen die Füße in dem Loch baumeln und plauderten.
Der Teig brauchte eine gewisse Zeit zum Backen. Das ging nach der Uhr, aber auch nach dem Auge. Das Brot musste eine schöne braune Farbe haben und sich beim Heben leicht anfühlen.
Sie formten auch blinde Wecken, Scheitelwecken und runde Laibe. Außerdem Kipfel, köstliche Kipfel mit Butterzusatz im Teig, mit oder ohne Salz und Kümmel. Jedoch der „Kranzkuchen“ - geflochtenes Milchbrot - war einmalig gut. Für die lieben Enkelkinder wurde oftmals „Dickkuche“ (in Semiklosch „Brotkuche“ genannt) gebacken. Das war ein flach gezogener Teig, rund, 40-50 cm im Durchmesser, mit Fett bestrichen und mit Salz bestreut; oder mit Speckstücken gespickt. Das war ein Duft, wenn der aus dem warmen Ofen kam, dem konnte man nicht widerstehen! Manchmal pinselte die Oma auch Rahm darauf. Der “Dickkuche” war knusprig, geschmackvoll, einfach wunderbar.
Manchmal machte die Oma für ihre Buben „Mitschel“das waren kleine Brotlaibchen, knusprig gebacken - herrlich lecker. Oftmals zur Jause brachte sie eine Suppenschüssel voll saurer Milch, wir Kinder sagten „Knuppenmilch“, dazu die frischen Brötchen: Es gab nichts Besseres! Viele Hochzeiter kamen zum Bäcker, um den ganzen Hochzeitsschmaus im großen Backofen zu backen. Torten, Braten, Brot und Kipfel und was sonst noch angeboten wurde, war im Backofen des Großvaters erzeugt worden. Natürlich ließen sie von allem etwas dort und wir schlugen uns die Bäuche voll. Die Gesellen kamen meist aus Billed. Einmal hatte er einen Gesellen aus Osten.
Mein Großvater starb 1936. Die Großmutter war allein geblieben. Daraufhin führte sie die Bäckerei aber allein weiter. Aber so wie der Krieg näher kam und Temeswar bombardiert wurde, kam ihr Sohn, also der Bruder meiner Mutter und deiner Großmutter, aus Temeswar nach Billed und führte die Bäckerei weiter. Das Geschäft nahm dann einen großen Aufschwung, als viele Flüchtlinge ins Banat kamen, aus Richtung Jassy, aus der Moldau und aus Bessarabien, sie brauchten ebenfalls Brot. Nach Billed wurde eine ganze Fabrik aus Ostrumänien verlegt, mit den dazugehörigen Arbeitern. Dort stellte man Militärschuhe und Militärkleidung her. Eine ganze Fabrik aus Ostrumänien in Billed! So hatte Omas Bruder in der Bäckerei sehr viel zu tun. Er holte sich auch Helfer aus dem Dorf, um in der Bäckerei mitzuarbeiten. Sie wurde bis zur Flucht betrieben, im Oktober 1944. In Billed blieb alles liegen. Omas Bruder zog aus Österreich mit seiner Familie weiter nach Amerika.
Die Großmutter blieb in Ried im Innkreis und ist auch dort begraben worden. In Ried im Innkreis müsste
man mal nachschauen, was für Akten es über ihren Tod gibt, wo sie beerdigt ist. Vielleicht lässt sich noch was finden...Sie starb 1946-47, die Maria Szlavik, geborene Henz, meine Großmutter.
Onkel Szlavik Miklös, später Mike
Der Onkel, der die Bäckerei bis zur Flucht betrieben hatte, war der Nikolaus Szlavik, der Miklos-Onkel. Er war mit einer Ungarin aus Temeswar verheiratet. Diese nannte ihn Miklös. Sie hatten einen Sohn. Nach der Flucht, in Amerika, bekamen sie auch noch eine Tochter. Der Sohn war der Jozsi, also ein Josef wie ich. Die Tochter habe ich nicht mehr gekannt.
Mein Onkel, der Szlavik Nikolaus, genannt Miklös, war Kaufmann. Er hatte in Temeswar in einem Geschäft gearbeitet, in der Josephstadt, in einem Delikatessengeschäft, schräg gegenüber der Josephstädter Kirche, auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung Stadtzentrum. Prove, ein Franzose, hatte die Ladenkette mit Delikatessen aufgezogen und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Miklös-Onkel im Delikatessenladen in der Temeswarer Josephstadt “Meinl-Kaffee” verkaufte. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Kaffee-Geruch. Außerdem wurden verschiedene Käsesorten verkauft. Nikolaus Szlavik war dort Verkäufer, als Angestellter. Bis eben, durch den Krieg, die Bäckerei in Billed einen Aufschwung erlebte und eine gute Führung nötig war. Seine Chance waren also die Flüchtlinge aus Bessarabien und die Verlegung der Fabrik aus dem Raum Jassy. So zog er nach Billed und blieb dann dort bis zur Flucht nach Österreich, im Oktober 1944.
Sie flüchteten so, wie alle Billeder, mit den Pferdewagen, im Treck. Später mussten sie die Pferdewagen verlassen. Entweder in Szegedin, wo man die Menschen in Waggons „verlud“ oder aber sie fuhren bis nach Niederösterreich mit ihren Pferdewagen, ins „Gau Niedere Donau“, wo man sie auf die Bauernhöfe verteilte. Es erging fast allen Banater Schwaben gleich.
Kindergarten bei der „Lieben Schwester“
Als Kinder spielten wir meist mit den anderen Kindern, oft Fußball. Anfangs mit Fetzenbällen, wir hatten keine Fußbälle wie heute, sondern Bälle aus Kleiderfetzen. Wir spielten auch Kacskei und Korcsinat, was allerdings dasselbe ist. Es waren die einfachsten Spiele der Welt. Dazu brauchte man ein Stück rundes 12-14 cm langes Holz (meistens wurde es von dem Küchenbesen der Mutter abgeschnitten, was nicht unbemerkt blieb) und eine Latte oder einen 4-5 cm dicken geraden Ast vom Baum, etwa 80-100 cm lang.
Das Spiel ging folgendermaßen: Das kurze Stück Holz wurde an beiden Enden zugespitzt. Entweder legte man es auf die Erde, schlug mit der Latte auf eins der Enden, das Holzstück schnellte in die Höhe und musste geschickt mit der Latte getroffen werden, um es so weit wie möglich zu befördern. Oder aber ein Spieler hielt es in der Hand, warf es etwas in die Höhe, damit der andere Spieler, der mit der Latte, es treffen konnte, um es je weiter zu schlagen. Man spielte so lange, wie man wollte, oder bis es einem leidig wurde.
Das Schlimmste bei dieser Sache war, dass ich nachmittags im Kindergarten Abschlussfeier hatte und es mir ziemlich schwer fiel, mit den geschwollenen Lippen meine Sprüchlein zu sagen. Na ja, irgendwie klappte es doch. Das war die Zeit, als Bruder Klosi schon Schulkind war, ich aber noch in den Kindergarten ging.
Jedes Jahr zum Nikolaus-Abend (5. Dezember) kam der Nikolaus zu uns. Mal war er nicht zu sehen, dann klopfte es mit der Kette an die Tür. „Das ist der Krampus“ sagten wir, und wagten uns nur zaghaft der Tür zu nähern, aber die Neugierde, ob und was er uns gebracht hatte, war größer als die Angst. Es war ja immer allerhand da, was die Kinderherzen erfreute, dafür sorgten schon die lieben Eltern.
Im nächsten Jahr kam einer schon kostümiert ins Haus, ließ uns beten oder Gedichte aufsagen. Immer wurde aber die Frage gestellt: „Wart ihr auch brav?“ Na und ob wir brav waren! Von uns beiden ertönte immer ein lautes, überzeugendes „Jaaaa...“ Dann packte er die Geschenke aus, über die wir auch gleich herfielen und er zog sich zurück, so wie er gekommen war. Aber einmal (so um 1932) kam einer, halb Nikolaus, halb Krampus, mit einer Kette, die er immer klirren ließ, stellte wie oben beschrieben die Frage nach dem Bravsein, unser „Ja“ folgte
Als wir, Bruder Klosi und ich (der so um 9J., ich 7J. ) einmal unsere Zeit damit vertrieben (das war zu Hause in Semiklosch), da geschah es, dass ich das kleine Holzstück hochwerfen musste, dabei stand ich zu nahe zu ihm, er traf das Holzstück aber die Latte reichte bis zu mir. Ich bekam eins mit der Breitseite auf die Lippen, dass ich rosa Sterne sah. Die Lippen schwollen an, aber die Zähne hielten stand. Dann lernte mein Bruder Klosi das Laufen! Ich rannte ihm mit der Latte nach, erwischte ihn jedoch nicht.
Aus der Chronik der Familie Kremm sofort. Er gab sich aber damit nicht zufrieden, wir sollten beten, was ich, der Kleinere, auch tat, aber Klosi betrachtete ihn näher und sagte:“ Du bist doch der Ernest!“ und meinte damit den Sohn des Pförtners aus dem Kloster vis a vis von uns. Der Krampus-Nikolaus wollte darauf Bruder Klosi mit der Kette binden, indem er fragte: „Wer bin ich?“. Darauf Brüderchen Klosi: „Du bist der Nikolo!“. Daraufhin ließ er den Klosi los. Kaum war das geschehen, schlich sich Klosi an die Tür und sagte: „Du bist der Ernest!“ und fort war er. Der Nikolo lief ihm mit der klirrenden Kette nach, während ich am ganzen Körper zitterte. Was jetzt begann, hätte auch als Stoff für einen Film gebraucht werden können. Klosi lief auf die Straße, kam durch die Geschäftstür ins Haus zurück, Stühle flogen um, Klosi war flink, umlief Tische und was sonst noch im Weg stand, der Krampus mit der klirrenden Kette immer hinterher. Dann fing er ihn ein und fragte wieder: „Wer bin ich?“, darauf Klosi: „Du bist der Nikolaus.”
Als der Krampus ihn losließ, stand der brave Bub schon wieder an der Tür. „Nein, du bist der Ernest!“ Das war der Startschuss zu einem Tohuwabohu, wie es ihn in unserem Haus nie gegeben hat und auch in Zukunft nicht mehr gab. Das Rennen und Fangen ging von Neuem los.
Vater und Mutter hielten sich zurück, aber sie lachten mit Tränen in den Augen. Ich war ganz verschüchtert und hatte Angst. Endlich, als ihnen die Puste ausging, schlossen sie Frieden, aber nur als mein tapferer Bruder, nicht besonders überzeugt, sagte: „Du bist der Nikolo.” Damit kam der Augenblick für Geschenke und der Ernest Nikolo verließ das Haus. Kaum war er draußen, sagte mein lieber Bruder: „Und es war ja doch der Ernest!” Zehn Jahre
später spielte ich selbst Krampus, im Internat der „Banatia“. Wir waren insgesamt sechs Krampusse, aber die Kerle aus dem Internat waren überhaupt nicht einzuschüchtern. Sie griffen uns an, zogen und zerrten an uns, wir aber hatten ziemlich starke Reisigbesen, mit denen schlugen wir um uns, dass die Fetzen flogen. Wir bekamen schon auch einiges ab durch die Balgerei, aber das machte der ganzen Bande nichts aus. Wir hatten Kostüme, eigens gemacht für diese Rollen, die wir spielten. Kopfbedeckung mit Hörnern, das Gesicht schwarz gefärbt, die Lippen rot. Das Kostüm aus schwarzem glänzendem „Glott” gemacht, mit einem imposanten Schwanz.
Wir gingen auch ins deutsche Mädcheninternat. Dort ging es schon viel sanfter zu. Die Mädchen waren nicht so aggressiv wie die Jungen. Wir trieben sie mit unseren Besen durch den Saal, sie schrien und lachten, wir zeigten die Zähne und streichelten sie mit den Besen. Aber es hat allen gefallen. Kommt nächstes Jahr wieder, lautete die Einladung. Aber bis zum nächsten Nikoloabend 1944 änderte sich vieles. Es gab keine „Banatia“ mehr.
Im Winter, in den dreißiger Jahren, wenn das Wasser zugefroren war, gingen wir Kinder Schlittschuh laufen. Die Schlittschuhe wurden an den Sohlen (die damals nur aus Leder waren) der hohen Schuhe befestigt, indem man eine Schraube am Absatz und eine an der Sohle des Vorfußes anzog. Beim Nachhausegehen nahm man die Schlittschuhe von den Schuhen ab, aber wenn Eis und Schnee auf der Straße und auf dem Fußweg waren, liefen wir auf den Schlittschuhen bis nach Hause.
Unsere Schlittschuh-Laufplätze waren ziemlich zahlreich. Ein gepflegter Platz unter der großen Bogenbrücke (die es heute nicht mehr gibt - nur der Name „Große
Brücke/Podu Mare“ hat sich erhalten, dort wo die Aranka-Brücke an der Straße nach Temeswar steht), dem Park und der gewesenen Lederfabrik (später war‘s die Strumpffabrik). Dort gab es eine Wasserfläche ca. 100x40 m, auf welcher im Sommer Rohr und Schilf wuchsen. Das Wasser kam von der vorbeifließenden Aranka. Im Winter, wenn das Wasser gefroren war, wurden Rohr und Schilf oberhalb der Eisfläche so kurz wie möglich „abrasiert“. Dann leitete man das Wasser der Aranka einige Zentimeter hoch auf die gereinigte Wasser- bzw. Eisfläche. Nach dem Gefrieren des von der Aranka abgeleiteten Wassers war die schönste Eislaufbahn geschaffen! Unter einem der Bögen der „Großen Brücke“ befand sich ein beheizter Raum, wo man seinen Mantel ablegen konnte, sowie Bänke zum Hinsetzen beim An- und Abschnallen der Schlittschuhe. Bei weitem mit dem heutigen Komfort ähnlicher Einrichtungen nicht zu vergleichen, aber zweckentsprechend. Abends brannten einige elektrische Birnen oberhalb der Eisfläche. Auch das war die einfachste Sache, die lokal zur Verfügung stand. Das wäre auch heute möglich und mit geringen Kosten zu realisieren, aber wer denkt denn schon an so etwas Einfaches?
Billeder „Feierfortzer“ - Lias Opa mit dem ersten Motorrad der Gegend. Das Foto wurde mit KI koloriert.
Heute dienen einige Tiefbrunnenpumpen, wie bei Nr. 482, als Dekoration
Unsere Dorfbrunnen in Billed
Wennwir heute wie selbstverständlich den Wasserhahn aufdrehen, dann das saubere und kühle Wasser aus dem Hahn sprudelt, macht sich kaum jemand Gedanken darüber, wie das früher einmal war. Und es ist nicht einmal ein Menschenleben lang her, da war dies noch ganz anders.
Von Werner Gilde
Da standen die alten Dorfbrunnen, mit ihren Schwengel Pumpen, von Hand zu betätigen, und dem Brunnentrog aus Holz oder Stein, später auch aus Metall. Es waren Begegnungsstätten der Nachbarn, die im weiteren Umkreis um diese Wasserstellen wohnten. Mit dem Bohren von artesischen Tiefbrunnen, die viel zur Volksgesund-
Aufnahme aus den 1980er Jahren in der Neugasse vor dem Haus Nr. 623 der Familie Pfeiffer, (vorher Hehn) mit Tiefbrunnen davor.
heit beitrugen, wurde Ende des neunzehnten Jahrhunderts begonnen. Diese Brunnen hatten Tiefen zwischen 120-180 Meter. Vorher gab es Trinkwasserbrunnen, die nicht so tief waren. Durch die schlechtere Wasserqualität erkrankten die Menschen früher oft an Cholera oder Typhus, für manche bedeutete es den Tod.
Das Wasserholen in emaillierten Eimern oder Gießkannen war ab einem gewissen Alter auch Aufgabe der Kinder und Jugendlichen.
Die Unterhaltung mit den Nachbarn ergab sich oft am Brunnen. Neuigkeiten und Dorfklatsch wurden ausgetauscht und mancher junge Mann pumpte gerne Was-
ser, wenn er sah, dass das heimlich verehrte Nachbarmädchen am Brunnen war und jeder wusste, was da los war. So war der Brunnen ein natürlicher Mittelpunkt eines kleinen Teiles der Dorfgemeinschaft, denn es gab etliche Brunnen in der Gemeinde.
Von Zeit zu Zeit musste so ein Brunnen gereinigt werden. Das machten Handwerker aus Bogarosch und Gottlob, die sich damit auskannten. Diese Handwerker beka-
men neben ihrem Lohn auch eine warme Mahlzeit am Tag.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie der bei der Familie Werhof / Wolz gereinigt wurde. Nachdem mit einem Bohrgestänge der Brunnen gereinigt und nachgebohrt worden war, wurden alle Familien aus dem Umkreis eingeteilt, um am Brunnen stundenweise zu pumpen, damit sich die Wasseradern freispülen und das WasAufnahme aus den 1960er Jahren aus dem Nachlass von Ing. Angheluţa mit dem Tiefbrunnen vor dem Haus Nr. in der Billeder Altgasse. Das Foto wurde mit KI überarbeitet.
ser wieder sauber aus dem Brunnen kam. Das auf diese Weise herausgepumpte Wasser floss in den Graben. Enten und Gänse nutzten diese Gelegenheit zum Baden, ganz unverhofft, fast vor der Haustür.
Zwar wurden die Dorfstraßen nach dem Bau der Dorfwasserleitung sauberer, die ständige Plage des Wasserholens vom Brunnen überflüssig, aber es ging im Dorf
auch eine Tradition verloren. Der Dorfbrunnen wurde in den meisten Fällen entfernt und die es wissen würden, wo er einmal stand, sind fast alle gestorben. Für die meisten Nachkommen ist es ohne Interesse, dass es einmal eine solche Zeit gab.
Ich habe versucht, eine Liste der Tiefwasserbrunnen zu erstellen, die es in Billed einmal gab.
Hausnr. Familienname
33 Spindre Anton (Im Hof)
49 Mumper Filipp
58 Frank Johann
96 Trendler Johann
102, 103 Müller Jakob, Keller Johann
123 Wolz Richard (Werhof)
167 Alexius Jakob
204 Zachoresz Stefan (Neiß Barbara)
240 Mumpert Jakob (Im Hof)
243 Hubert Josef (Im Hof)
244 Glassen
306 Szatmary / Braun
309 Seibert Nikolaus (Im Hof)
312 Thöresz Jakob(Im Hof)
313 Slavik Johann
373 Billinger Johann
375 Martini (im Hof)
388 Gagstädter Adam
403 Steiner Johann
424 Tuttennit Nikolaus (Jochum)
440, 441 Hehn Peter, Pilli Johann
450 SMT/ Steiner Mühle
451 Ziegelei
458 Mathias Anton
469 Anghelut / Wolf Johann
476 Rieder Mathias
482 Frank Johann
378 Mumpert Jakob Hausnr. Familienname
491 Breitenbach Josef
617 Mager Jakob
623 Hehn Johann
641 Lisching Johann
713 Dinjer Josef
728 Done Simion
749 Herrenreich Franz LPG (Kolektiv)
Tabelle der Brunnen
Kartoffelernte 1944 (Abbildung oben)
Aufnahme 6x6 cm aus dem Fotoalbum von Margaretha Neumann, geb. Koch.
Das Foto wurde von Jakob Lenhardt während seines Heimaturlaubs 1944 aufgenommen. 1944 waren die meisten Bauern im Kriegsdienst, die Feld und Erntearbeiten wurden von den Frauen durchgeführt.
Das Foto wurde mit KI koloriert
Mittagessen bei der Kartoffelernte 1944 (Abbildung rechte Seite) Aufnahme 6x6 cm aus dem Fotoalbum von Margaretha Neumann, geb. Koch.
Im Bild mit schwarzem Kopftuch rechts Elisabeth Koch, die Mutter von Margarethe Neumann, mit weiteren Billeder Frauen bei der Kartoffelernte der Familie Lenhardt.
Foto von Jakob Lenhardt
Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Waschtag mit einer handbetriebenen Waschmaschine im „Schop“ (Wirtschaftsgebäude im Banat) in den 1960er Jahren. Die große Wäsche war lange Zeit eine anstrengende und zeitaufwendige Hausarbeit. Die meisten Großfamilien hatten einmal in der Woche, am Montag, ihren großen Waschtag. Die hölzerne „Waschmaschine“ bietet der Hausfrau ein wenig Entlastung bei der Arbeit. Hin- und Herschieben eines Hebels reibt die Wäsche und bearbeitet somit den Schmutz. Eine Tätigkeit, die zuvor mittels Waschbrett mühsam erledigt werden musste. Das Foto wurde mit KI koloriert.
Adam Csonti präsentiert dem Stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Thomas Strobl, die von Billeder Handwerkern gefertigte „Waschmaschine“. In einem Brief an die HOG Billed schreibt Thomas Strobl über seinen Besuch im Juni 2023: „Meine Reise ins Banat - insbesondere die Besichtigungen in Temeswar und Umgebung und vor allem die persönlichen Begegnungen und Gespräche - sind mir in außerordentlich guter Erinnerung. Sehr gerne denke ich an die überaus interessante Führung durch das wunderschön renovierte Heimathaus und die umsichtig gestaltete Heimatausstellung in Billed zurück.“
Klecken an Ostern. Folgender Spruch wurde in Begleitung und im Rhythmus der „Kleck“ gesungen: „Ihr Leit, ihr Leit, ihr liewe Leit / es kommt die heil´ge Osterzeit. / Gebt uns Eier, gebt uns Geld / wie´s euch gefällt. / Nur ke Schlä, die tun so weh.“ Von links: Adam Tobias, Johann Tobias, Egon Gilde, Gerhard Braun. Einsender des Fotos: Adam Tobias. Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Angestellte der Billeder Konsumgenossenschaften (Cooperativa) in den 1960er Jahren
Aus dem Fotoalbum von Annemarie Ebner, geb. Bentz
Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Verkäuferinnen der Billeder Konsumgenossenschaft (Cooperativa) bei der Maisernte 1972
„Gute Miene zum bösen Spiel“ könnte man auch sagen, denn in der Zeit des Kommunismus in Rumänien mußten neben Schülern, Militärangehörigen, u.a. auch Angestellte der Konsumgenossenschaften landesweit als Erntehelfer der Kollektivwirtschaften, insbesondere bei der Maisernte, mithelfen.
Einsender Foto: Florica Chirțan (erste von links)
Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Die Billeder Fussballmannschaft Mitte der 1960er Jahre
Einsender Foto: Florica Chirțan
Das Foto wurde mit KI optimiert und koloriert
Zweiter von links im Bild aus den 1930er Jahren ist Lorenz Koch (Nr. 650), Mitarbeiter der Billeder Genossenschaft, daneben Ehefrau Elisabeth, bei der Milchsammelstelle in der Bahngasse Nr. 424. Rechts im Bild Hans Ballmann. Foto 6x6 cm aus dem Nachlass von Margarethe Neumann (geb. Koch). Das Foto wurde mit KI koloriert und optimiert. „Die erwerbsmäßige Milcherzeugung wurde in Billed allmählich ausgebreitet. Die in der Bahngasse von der Erzeugergenossenschaft errichteten Milchsammelstellen verarbeiteten die abgelieferte Milch zu Butter und lieferten die für die Schweinemast als Eiweißfutter so wertvolle Magermilch an die Bauern zurück. Das erhaltene Milchgeld wurde zur laufenden und ansehnlichen Geldquelle aller Billeder Bauernbetriebe und der Hausfrauen.“ Aus der „Billed Chronik“ von Franz Klein, Seite 401. Im Bild eine der Milchsammelstellen
„Große Mädchen“ 1936: v.l. Barbara Kneip geb. Reichel, Maria Schöplein geb. Plennert, Barbara Musta geb. Neumann, Maria Schortje, Elisabeth Kronenberger, geb. Bojar und Maria Hirt geb. Klein. Die Aufnahme wurde mit KI koloriert.
Lambert Steiner: Würdigung eines außergewöhnlichen Musikers
Von Hans Rothgerber
Die kulturelle Erinnerung ist ein bedeutender Bestandteil unserer Identität, und die Würdigung historischer Persönlichkeiten trägt dazu bei, unser kulturelles Erbe lebendig zu halten. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist die Neugestaltung der Grabstätte von Lambert Steiner (1837–1914), einem Musiker von internationalem Renommee. Die Initiative zur Neugestaltung des Grabes wurde von Anton Bleiziffer aus Freiburg eingebracht und auf dem Friedhof von Sanktanna umgesetzt.
Lambert Steiner wurde 1837 in Billed, im Banat, geboren und verbrachte sein Leben größtenteils in der Region, auch wenn sein musikalisches Wirken ihn weit über die Grenzen seiner Heimat hinausführte. Er verstarb 1914 in Sanktanna. Steiner war ein begnadeter Musiker und Dirigent, der mit seinen Knabenblaskapellen Weltruhm erlangte. In einer Zeit, in der solche Tourneen eine logistische Herausforderung darstellten, reiste er mit seinen Ensembles auf drei verschiedenen Kontinenten und gab beeindruckende Konzerte. Diese außergewöhnliche Leistung brachte ihm 1998 einen Eintrag ins GuinnessBuch der Rekorde ein.
Seine Musik war nicht nur ein künstlerischer Ausdruck, sondern auch ein Symbol für den kulturellen Reichtum und die Innovationskraft der Banater Gemeinschaft. Er förderte die musikalische Ausbildung junger Talente und machte die Blasmusik zu einem kulturellen Markenzeichen der Region. Im Zuge der Neugestaltung seiner Grabstätte wurde be-
sonderes Augenmerk darauf gelegt, die Bedeutung Steiners für die Musikgeschichte hervorzuheben. Ein Portrait von Lambert Steiner schmückt den neuen Grabstein und vermittelt dem Betrachter einen Eindruck von seiner Persönlichkeit. Ein Notenschlüssel symbolisiert seine musikalischen Errungenschaften, während ein erklärender
Text seine Verdienste für die Gemeinschaft und die Musikwelt würdigt.
Dieses Denkmal ist nicht nur ein Ort der Ruhe für den Verstorbenen, sondern auch ein Erinnerungsstück an die reiche Kulturgeschichte des Banats. Es erinnert daran, wie wichtig es ist, kulturelle Traditionen zu bewahren und die Geschichten bedeutender Persönlichkeiten für kommende Generationen zugänglich zu machen.
Friedhöfe sind nicht nur Begräbnisstätten, sondern auch historische Archive, die durch ihre Grabsteine, Denkmäler, Mausoleen und Gruften die Geschichte der Banater Gemeinschaft und ihrer herausragenden Persönlichkeiten dokumentieren.
Der Zustand vieler solcher Grabstätten ist gefährdet, sei es durch Verwitterung oder mangelnde Pflege. Daher ist es von unschätzbarem Wert, dass Projekte wie dieses ins Leben gerufen werden, um die „steinernen Zeugen“ der Vergangenheit zu erhalten. Die Restaurierung und Neugestaltung solcher Denkmäler sind nicht nur ein Dienst am Gedenken der Verstorbenen, sondern auch ein Beitrag zur Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses einer ganzen Region.
Neugestaltung der Grabstätte von Lambert Steiner (1837–1914). Die Initiative zur Neugestaltung des Grabes wurde von Anton Bleiziffer aus Freiburg eingebracht und auf dem Friedhof von Sanktanna, in Rumänien, umgesetzt. Links oben im Bild das Plakat der Steiner-Husarenkapelle für die Konzertreise nach Südafrika 1903, rechts unten die Guinness-Urkunde. Anton Bleiziffer: „Mitglieder der Landsmannschaft investierten viel Zeit und Kraft für den Erhalt der Grabstätten unserer Elite“
Hoch hinaus mit der Kamera
Jubilar ohne Lorbeer: Zum 70. Geburtstag von Hans Rothgerber Von Astrid Ziegler
Der70. Geburtstag ist ein bemerkenswertes Jubiläum im Leben eines Menschen, das gebührend Beachtung verdient. Das ist erst recht der Fall, wenn der Jubilar sich über viele Jahrzehnte in einer Gemeinschaft engagiert, so wie Hans Rothgerber unermüdlich für seine Banater Landsleute und vor allem für die Heimatgemeinschaft Billed tätig ist. In sieben Jahrzehnten, von denen er die eine Hälfte in Billed und die andere in seiner Wahlheimat Karlsruhe verbracht hat, sammelte er Wissen, Kenntnisse und Know How, die ihn dazu befähigen, einen bemerkenswerten Beitrag für die Erinnerungskultur der Banater Schwaben zu leisten.
Zuallererst wäre das Können des Jubilars, dessen runder Geburtstag am 30. Mai stattgefunden hat, im Zusammenhang mit Allem, was mit Fotografie und Bildbearbeitung zu tun hat, zu nennen. Als ich meinen ersten Artikel über eine Postkartensammlung für das Billeder Heimatblatt einreichte, wurde mir von der Redaktion mitgeteilt: “Für die Fotos ist der Rothgerber zuständig.” Und so nahm ich erstmals Kontakt zu Hans auf, der Postkarten und Album unbedingt im Paket zugeschickt haben wollte, um sie in perfekter Qualität und optimaler Farbgebung reproduzieren zu können. Da ahnte ich schon, dass der Macher des Billeder Heimatblatts ein ganz besonderes Faible für Bildqualität hat.
Das war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Er wurde 1954 in Billed geboren, Eltern und Großeltern stammen aus ortsansässigen Familien, die über Genera-
tionen hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigt waren. Die Familie hatte Krieg und Deportation ohne Verluste überlebt, die Großväter und der Vater waren von der Zwangsarbeit in der Sowjetunion zurückgekehrt. Hans erwähnt oft, dass es ein großes Glück war, dass bei ihnen “alle am Tisch saßen”. So verbrachte der Junge mit seinem Bruder eine unbeschwerte Kindheit und Schulzeit, zuerst in Billed und dann von 1969-1973 in Großsanktnikolaus. Im dortigen Lyzeum geriet er in das Um-
Hoch hinaus mit der Kamera. Foto Astrid Ziegler
Kent-Zigaretten öffnen nahezu jede Tür. Anspielung auf den spezifischen Aspekt der Korruption im kommunistischen Rumänien. Doppelbelichtung 1983. Rechts oben der QR-Code zum Artikel über die Kunstfotografie.
feld der jungen Dichter um die Deutschlehrerin Dorothea Götz, die später die Aktionsgruppe Banat bilden sollten. So keimte schon im Jugendlichen in den Lyzeumsjahren der Wunsch nach künstlerischer Entfaltung und Kreativität auf.
Doch vorher sollten ein paar Jahre auf der Polytechnischen Hochschule in Temeswar absolviert werden, in denen der Student Hans Rothgerber sich eine technologische Allgemeinbildung aneignete. In sein Heimatdorf zurückgekehrt, begann er konsequent und zielstrebig sich
dem Medium zu widmen, in dem er die Technikbegeisterung mit seiner künstlerischen Ader verbinden konnte: der Fotografie. Als Billeder Fotograf dokumentierte er in dem Jahrzehnt vor der Revolution unter anderem die in der Gemeinde stattfindenden Feierlichkeiten: Kirchweihen, Beerdigungen, Hochzeiten oder Taufen.
Als er Anfang der 80er Jahre anfing, durch Mehrfachbelichtungen auf Dias surreal anmutende Bilder zu kreieren, etablierte er sich zusätzlich zur klassischen Fotografie im Temeswarer Fotoclub als Kunstfotograf. Sein Schaf-
und Würdigung
Cover der Festschrift zur 250 Jahrfeier mit QR-Code zur Website heimathaus-billed.de
fen wurde im Jahr 1984 auf der Temeswarer Fotobiennale „fotoson“, in der Königsdisziplin der damaligen Kunstfotografie auf Landesebene, mit dem Großen Preis gekrönt, trotz in den Bildern enthaltener subtiler Kritik an den damaligen Zuständen. Die Projektion bestand aus rund 40 Mehrfachbelichtungen auf Diafilm mit Hintergrundmu-
sik unter dem Motto: „Versuche mit offenen Augen zu träumen, vielleicht gelingt es dir einen deiner (Alb)Träume zu fotografieren“.
Diese Fotos sollte er einige Jahre später ein weiteres mal in Singen, einem Ort über 1200 km von Temeswar entfernt, ausstellen.
Wie viele Banater Deutsche seiner Generation sah
Hans Rothgerber in der Diktatur keine Perspektive mehr und es reifte schon früh in ihm der Wunsch, das Land zu verlassen. Als im Herbst 1988 dieses Vorhaben gelang, ließ er sich in Karlsruhe nieder. Dort teilte er zunächst das Schicksal aller Auswanderer, die sich in der neuen Heimat eine neue Existenz aufbauen mussten. Er absolvierte eine Ausbildung zum Technischen Zeichner. Auf Jahre der selbständigen Tätigkeit als Grafikdesigner folgte eine Beschäftigung als Mediendesigner im Marketing bei einer auf computergestützte Messtechnik spezialisierten Firma in Stuttgart. Hier wirkte er maßgeblich am Wachstum und Erfolg des jungen Unternehmens mit. Darauf folgte eine Stelle im Bereich Webdesign und Public Relations bei einem Unternehmen für Umwelttechnik, in dem er seine Kenntnisse in neuen Medien umsetzen konnte.
Schon bald nach der Ankunft in Karlsruhe und noch während seiner Ausbildung war Hans Rothgerber für die Landsmannschaft der Banater Schwaben aktiv geworden. Im Jahr 1994 entstand der 100 Minuten lange Videofilm “Denkmal für Billed, Geschichte einer donauschwäbischen Siedlung im Banat”. Das Video, in dem das ehemalige Musterdorf Maria-Theresias erstmals auch von oben aus dem Hubschrauber zu sehen ist, wurde für die Heimatgemeinschaft Billed 1992-1994 produziert. In dieser Zeit haben sich Hans Rothgerber und Hans
Herbst mehrmals für Videoaufnahmen nach Billed begeben. Hans Rothgerber zeichnet für Manuskript, Kamera, Grafik und Schnitt. Das Video ist seit 2016 auf heimathaus-billed.de zu sehen.
Ab 1993 sollte er zudem immer wieder Heimattage, Festumzüge und Feierlichkeiten der HOG Billed sowohl mit der Foto- als auch der Video-Kamera begleiten.
Seit 1996 gestaltet Hans Rothgerber außerdem Grafik, Layout, Satz, Umschlag und übernimmt Bildredaktion und Druckauftrag Abwicklung des Billeder Heimatblattes. Dieses avanciert unter seiner Ägide gegen den Abwärtstrend mit der starken Auflage von 1500 Exemplaren im Jahr 2015 zu einem der erfolgreichsten Jahresblätter der banatschwäbischen Gemeinschaft.
Hans Rothgerber, der keine eigene Familie gegründet hat, kümmerte sich jahrelang hingebungsvoll um seine kränkliche Mutter. Nach ihrem Ableben nutzte er die frei werdende Zeit und Energie, um sich verstärkt für Belange und Projekte der Banater Deutschen zu engagieren und machte die im Laufe seines Berufslebens erworbenen Kompetenzen für die Gemeinschaft fruchtbar. In den folgenden Jahren entfaltete er sein ganzes Können, indem er Bücher, Broschüren, Kataloge, Webseiten, Ausstellungen und CD-Cover gestaltete, herausgegeben von Heimatgemeinschaften, dem Hilfswerk- und der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Schon im Jahr 2010 hatte Rothgerber, ein Verfechter der Digitalisierung, eine Webseite mit der Adresse heiUmschlag des Katalogs mit QR-Code zur Website über die Ausstellungen
mathaus-billed.de geschaffen. Zusammen mit Werner Gilde, dem Vorsitzenden der HOG Billed und inzwischen 3 weiteren Mitarbeitern sowie über 80 Autoren trug er zu ihrem konsequenten Wachstum bei. Das virtuelle Heimathaus ist inzwischen eine wahre Fundgrube sowohl für Billeder als auch für Besucher, die sich für das Banat interessieren, und die dort über 500 Beiträge, 2.800 Fotos, 70 Videos, 50 Bücher und Publikationen, das Billeder Ortssippenbuch, eine Grabsuche auf den Billeder Friedhöfen, Ausstellungen, Statistiken, Audioaufnahmen, Links u.a. finden.
Parallel zum digitalen Auftritt entstanden einige Ausstellungen unter seiner Konzeption, Redaktion und Gestaltung, die Billed zum Thema haben. Die beiden Ausstellungen “90 Jahre Freiwillige Feuerwehr” und “Streifzug durch das alte Billed” sind als Dauerausstellungen in der Gemeinde zu besichtigen. Vor allem der “Streifzug durch das alte Billed”, der 2015 bei der 250-Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Billeder Heimathaus, dem Sitz des Forum der Billeder Deutschen, eröffnet wurde, erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Im Erdgeschoss stehen 39 Großplakate zur Geschichte des ehemaligen Schwabendorfes, im Obergeschoss der Ausstellung befinden sich Gegenstände aus dem Alltagsleben der Dorfbewohner. Der Vorsitzende des Forums der Billeder Deutschen, Adam Csonti, hat seitdem zahlreiche interessierte Gruppen durch die Ausstellung geführt, zu den prominentesten Teilnehmern gehörten Minister mehrerer Bundesländer sowie Bürgermeister verschiedener Städte der Bundesrepublik und Rumäniens wie z.B der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz. Im Jahr 2018 konzipierte Hans Rothgerber zusammen
Leistung und Würdigung
mit dem Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes Bayern, Peter Krier, seine bisher letzte und bedeutendste Ausstellung mit dem Titel “Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch”. Schon einige Jahre zuvor hatte er sein Können durch Reproduktionen und Katalog des von Peter Krier initiierten Stefan-Jäger-Symposiums unter Beweis gestellt. Als Förderer für das Ferch-Projekt konnten das Hilfswerk der Banater Schwaben, die Landsmannschaft der Banater Schwaben und das Haus des Deutschen Ostens München gewonnen werden, als Partner fungierten das Kunstmuseum Temeswar und das Banater Nationalmuseum.
Die Eröffnung der Ausstellung fand beim Heimattag der Banater Schwaben 2018 in Ulm statt, danach wurde sie im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, in Ingolstadt und an einigen weiteren Orten gezeigt. Rothgerber und Krier konnten ihre Ausstellung unkompliziert auf Wanderschaft gehen lassen, da sie auf Originale verzichtet haben. Stattdessen hatte Hans auf einer wahren Odyssee von über 10.000 km zu den verschiedenen Besitzern mittels speziell entwickelter Aufnahmetechnik hochwertige Reproduktionen der Ferch-Bilder angefertigt und daraus einen Katalog, eine Website als auch großformatige Plakate angefertigt - ein umfassendes Konzept, das damals in Banater Kreisen völlig neu war.
Seit seinem Renteneintritt im Jahr 2020 widmet sich Hans Rothgerber verstärkt der Dokumentation und Weitergabe des Erbes der Banater Schwaben. Auch bereist er inzwischen mehrmals im Jahr das Banat, fotografiert, filmt und hält aktuelle Entwicklungen in Wort und Bild fest.
Das widerspiegelt auch sein neuestes Projekt, das er zusammen mit der Autorin dieses Artikels initiiert hat, die Website “banat-tour.de”, die demnächst 4 Jahre alt
wird. Hans ist hier nicht nur für Design und Administration zuständig, auf dem Videokanal “banat tour” entstanden aus der Zusammenarbeit Rothgerber und Ziegler inzwischen über 50 Videos zu verschiedenen Themen rund um das Banat.
Im Juni 2022 organisierten die Macher der banat-tour. de im Billeder Heimathaus mit der Unterstützung des Kulturwerkes der Banater Schwaben Bayern, der HOG Billed und dem Forum der Billeder Deutschen den “Billeder KulTour-Tag” der große Beachtung fand.
Weggefährten und Kooperationspartner schätzen Kompetenz und Zuverlässigkeit von Hans Rothgerber bei allen gemeinsamen Projekten. Über die Professionalität hinaus verfügt er auch über Tugenden, die man nicht so oft findet: uneigennützige Hilfsbereitschaft, Taktgefühl
und vor allem Bescheidenheit. Sein großes Jubiläum am 30. Mai wollte er nicht publik machen und feierte in aller Stille. In der Öffentlichkeit zu stehen ist ihm unangenehm, er wirkt lieber im Hintergrund und überlässt die Lorbeeren des Erfolgs und den Ruhm gerne anderen. So wird es mit dem zu Ende gehenden Jahr 2024 höchste Zeit, sich anlässlich seines runden Geburtstags an die umfangreichen Verdienste um die Gemeinschaft der Banater Deutschen zu erinnern und ihn dafür zu ehren.
Voller Respekt für alles Geleistete darf ich vor allem im Namen der Billeder Heimatgemeinschaft, aber auch der Banater Landsleute aus anderen Ortschaften, die ihn kennen und schätzen, herzlich gratulieren. Lieber Hans, wir wünschen Dir alles Gute für das nächste Lebensjahrzehnt, Gesundheit, Glück und weiterhin viel Schaffenskraft!
Hans Rothgerber in Aktion. In der Bildmitte der QR-Code zur banat-tour.de Website. Fotos Astrid Ziegler
Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben
DerEhrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben wird anlässlich des Heimattages der Banater Schwaben in Ulm als Urkunde an Landsleute verliehen, die das 65. Lebensjahr überschritten haben und sich im Banat, in Deutschland oder Übersee in selbstloser Weise, um die Belange der Banater Schwaben eingesetzt haben.
Der Einsatz kann im kulturellen, künstlerischen, wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Wirken, in der politischen Interessensvertretung, in der Betreuungs- oder Eingliederungshilfe, im sozialen Bereich wie auch in der organisatorischen Mitarbeit geleistet worden sind.
In diesem Jahr konnte der Bundesvorstand die Verleihung von 32 Ehrenbriefen beschließen. Allen engagierten Personen Dank und Anerkennung für die erbrachten Leistungen!
Bako Angela, Neckarsulm
Bauer Hildegard, Singen
Beltschak Hermann, Spaichingen
Berg Erwin, Ludwigshafen
Binder Magdalena, Regensburg
Fissl Walter, Renningen
Forro Brunhilde, Reutlingen
Goschi Franz Johann, Augsburg
Griebel Werner, Mannheim
Heber Nikolaus Dipl.Ing., Nürnberg
Hummel Richard, Metzingen
Janzer Heinrich, Freiburg
Kerner Johann, Neumarkt
Klein Hilde und Josef, Dettenheim
Krastl Bernhard, Kirkel
Kuhn Sigrid, Perjamosch
Ledig Georg, Waldkraiburg
Lohmüller Kurt, Waldkraiburg
Martini Elisabeth, Karlsruhe
Mühlbach Herbert, Türkheim
Muttar Jakob, Karlsruhe
Niklos Walter, Stuttgart
Orner Karl, Spaichingen
Österreicher Dagmar, Karlsruhe
Peter Ewald, Sindelfingen
Redl Hilde, Singen
Redl Horst, Singen
Rieger Josef, Boltenhagen
Schneider Anton, Stutensee
Szeghedi Hans, Landshut
Till Franz, Niederkassel
Winterhalter Franz, Tuttlingen
WirJakob Muttar mit 90 noch Kassenwart der HOG Billed
Von Elisabeth Martini
Billeder sind stolz, einen so fähigen, verantwortungsvollen Mann an einer zentralen Leitungsstelle unserer HOG zu haben und wünschen ihm deshalb, dass er noch einige Jahre durchhält, auch wenn es ihm mit der Zeit nicht leichter fällt. Er war, ist und wird es immer bleiben: Ein Billeder durch und durch, auch wenn er schon viele Jahre nicht mehr dort lebt. Trotzdem kennt er die Billeder, die Verwandtschaften, die wichtigsten Ereignisse vor und nach der Aussiedlung ins Mutterland, ist somit eine Informationsquelle für uns alle.
Geboren am 12. Juli 1934 in Billed, hat er, wie alle Schwabenkinder hier, Kindergarten und Grundschule besucht, zusätzlich versucht, sich durch mehr Bildung am römisch-katholischen Gymnasium in Hatzfeld - seinen Fähigkeiten gemäß – weiter zu kommen, was aufgrund der politischen Ereignisse nach einem Jahr bereits gestoppt wurde infolge der Auflösung der Schule.
Zumal seine Familie auch zu den „staatsfeindlichen“ Familien zählte, musste man sie mit vielen anderen Banatern zeitweilig entwurzeln und im Baragan schuften, schwitzen und darben lassen, was für den jungen Jakob keine Weiterbildung, sondern Arbeit und Verzicht bedeutete. Er arbeitete zwei Jahre am Donau-Schwarzmeer-Ka-
nal, danach als Traktorist bis zur Heimkehr. Nach der Rückkehr in das heimatliche Billed war er auf der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz, den er im nachbarlichen Neu-Beschenowa fand, wie auch die Frau seines Lebens – Magdalena, genannt Leni, bis heute eine liebevolle, ihn unterstützende Kraft im Leben der Billeder Gemeinschaft. Bis zur Aussiedlung nach Deutschland 1985 arbeitete Jakob Muttar in der Billeder Hanffabrik, von der heute kein Stein mehr auf dem anderen liegt – alles abgetragen! In der neuen Heimat fand der arbeitsgewohnte Billeder gleich eine ihm gemäße Arbeit, für die er allseits gelobt und immer wieder gesucht wurde, auch nach seinem Renteneintritt.
Der Billeder HOG trat er gleich nach seiner Ankunft in Karlsruhe bei und ist nun seit 2003 Kassenwart derselben, was für seine Fähigkeit und seine Verlässlichkeit bezüglich der Verwaltung der Billeder HOG-Finanzen spricht. Etliche Jahre wurden die Billeder Seniorennachmittage im Haus der Heimat Karlsruhe von ihm mitorganisiert.
Wir alle schätzen an ihm den selbstlosen Menschen, der sein Heimatdorf immer noch liebt und alles tut, was den Zusammenhalt der Gemeinschaft fördert; der versucht, Konflikte zu vermeiden, Gegensätze auszugleichen. Solche Menschen brauchen wir!
Mit Dank wünschen wir ihm und seiner lieben Frau noch schöne gemeinsame Jahre, voller Stolz auf Sohn Werner, Enkel und Urenkel sowie alle Leistungen der 90 aktiv gelebten Jahre.
Peter Krier, verstorben am 17. November 2024 im Alter von 89 Jahren in Schweinfurt. Trauerfeier am 28. November auf dem Friedhof Deutschhof in Schweinfurt
Abschied von Peter Krier
Ein außergewöhnliches Leben im Dienste der Gemeinschaft
Von Peter-Dietmar Leber
Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben
Liebe
Frau Krier, liebe Monika und Gerhard mit Familienangehörigen, verehrte Trauergemeinde,
Die Landsmannschaft der Banater Schwaben muss heute von einem Mitglied Abschied nehmen, der über fünf
Jahrzehnte lang an den unterschiedlichsten Stellen und in den verschiedensten Funktionen in unserem Verband gewirkt hat. Es ist wahrlich eine außergewöhnliche Leistung und die Frage nach dem „Wieso“ und „Warum“ drängt
sich schnell auf. Denn dieses Wirken war ja nicht mit dem Ausleben persönlicher Hobbys, Interessen und Vorlieben verbunden, sondern es war getragen von dem Gedanken, den Angehörigen unserer Gemeinschaft mit allen anderen Vertriebenen, Flüchtlingen, Aus- und Spätaussiedlern zu helfen, für sie da zu sein, unsere Banater schwäbische Gemeinschaft zu festigen, ihre schönsten Seiten offen zu legen, ihre Geschichte und Kultur zu vermitteln.
Peter Krier wurde am 22. Januar 1935 in Billed geboren, dem Musterdorf Maria Theresias, wie die Gemeinde auch gerne bezeichnet worden ist. Bereits sehr früh, im Alter von neun Jahren, hat er die Schrecken des Krieges kennengelernt, als die Familie im September 1944 vor der Front nach Österreich geflohen war. Wie andere auch, kehrte sie ein Jahr später wieder zurück. Der Liebe zum heimatlichen Dorf und der vertrauten Gemeinschaft im Banat stand das Dasein als Flüchtling in Österreich gegenüber. Der Vater war im Krieg und in der Gefangenschaft. Wieder im Banat, drückte Peter Krier erneut die Schulbank in Temeswar und schloss mit einem Diplom als staatlich geprüfter Techniker ab. Er sammelte erste berufliche Erfahrungen, bildete sich fort, wurde am Pädagogischen Institut in Klausenburg im Fernkurs zum Fachschullehrer ausgebildet. Er gehörte zu jener Generation, die nicht mehr für die Übernahme des elterlichen Handwerkbetriebes oder der Landwirtschaft ausgebildet wurde, sondern in den großen staatlichen Einheiten Verantwortung übernehmen sollte. Die Diskrepanz zwischen dem Einst und dem Jetzt, zwischen staatlichen Vorgaben, gesellschaftlichen Fesseln und dem, was Menschen aus festgefügten Banater schwäbischen Gemeinschaften mit einer eigenen Geschichte und Tradition sind, wurde ein-
fach zu groß. Was wird aus den Kindern, war eine häufig gestellte Frage und die Antwort wurde mit der Ausreise gegeben. Die Familie Krier, Peter mit seiner Ehefrau Barbara, geb. Alexius, und den beiden Kindern Monika und Gerhard reiste schon früh aus. 1970 war es so weit und Schweinfurt wurde zur neuen Heimat der Familie, die Firma Kugelfischer von 1970 bis zum Renteneintritt der Arbeitgeber.
Peter Krier wurde gleich nach seiner Ankunft Mitglied unserer Landsmannschaft und stellte sich in den Dienst seiner Landsleute. Erste Station war die Heimatgemeinschaft Billed, die er gründete. In der Bezeichnung fehlt die Silbe „ort“, weil er der Meinung war, dass diese Heimatgemeinschaft über den Ort hinaus Bestand haben kann und soll. Sie heißt noch heute so. Im gleichen Jahr wurde er Referent für die Jugendarbeit der Landsmannschaft. Bis ins hohe Alter hielt er den Kontakt zu der Jugendorganisation unserer Landsmannschaft aufrecht, erkundigte sich nach ihrem Wirken, war sichtlich froh, dass die Arbeit fortgeführt wird. 24 Jugendgruppen standen im Laufe der Jahre da, er warb für die Gruppenarbeit, fuhr in die Wohnheime und sammelte die Jugendlichen, organisierte Freizeiten und letztlich 1986 den Bundesverband der Banater Jugend. Die Generation blieb ihm immer nahe, selbst wenn er im Herbst des Lebens seinen Einsatz den Alten, Schwachen und Benachteiligten als Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben und für das Banat als Vorsitzender der AMG-Stiftung, Träger aller deutscher Sozialeinrichtungen im Banat, widmen sollte. Peter Krier war Gründungsvorsitzender des Kreisverbandes Schweinfurt unserer Landsmannschaft ab 1976 bis 2022, er stand dem Landesverband Ba-
yern 25 Jahre lang vor, er war 17 Jahre lang Mitglied des Bundesvorstandes, zuletzt als Geschäftsführender Bundesvorsitzender. In seinem Wirken hatte Peter Krier stets alle Vertriebenen im Blick, weshalb er auch im Kreisverband Schweinfurt und im Landesvorstand Bayern des Bundes der Vertriebenen Verantwortung übernommen hatte. Er arbeitete mit den Sudetendeutschen wie mit den Russlanddeutschen gut zusammen, mit den Schlesiern, Pommern, mit den Siebenbürger Sachsen.
Was viele nicht wissen: Peter Krier hatte sich gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch auch für seine Mitbürger in Schweinfurt, in Unterfranken eingebracht. Er gehörte dem Sozialhilfeausschuss der Stadt Schweinfurt an, dem Petitionsausschuss der Regierung von Unterfranken, dem Diözesanrat Unterfranken als Mitglied im Sachausschuss Ostkirche. Und überhaupt, unsere Kirche und deren Einrichtungen: Ob das St. Gerhardswerk oder das Gerhardsforum, ob unsere Heimatdiözese Temeswar und seine Heimatkirche in Billed – sie waren für ihn unverhandelbare Eckpunkte in seinem Leben, in ihrem Wirken für und in unserer Gemeinschaft.
Viele in unserer Landsmannschaft hatten und haben Ämter inne, es kommt aber immer darauf an, was man aus einem Amt macht. Die Ämter kamen aufgrund seines Einsatzes auf ihn zu und Peter Krier hat viel, hat sehr viel daraus gemacht. Er hat in den Verband hineingehört, hat geschaut, was die Menschen bewegt, und dann kam meist die für ihn typische Aussage: „Da muss man was machen!“ Und dieses „man“ bezog er auf sich. Er packte an, er schob an, er ging vor, er drängte, und wenn er von der Richtigkeit der Sache überzeugt war, ließ er nicht locker, bis er nicht zu einem Ergebnis gekommen war. Das
war nicht immer positiv, aber er versuchte es immer wieder und er gab nie auf. In der Zeit der massiven Ausreise unserer Landsleute nach Deutschland organisierte er ein umfassendes Netz von Betreuern, veranstaltete Eingliederungsseminare. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, beriet, übersetzte, half beim Ausfüllen der Anträge, war einfach immer da, wenn er sah, dass er gebraucht wurde. Die 1980er und 1990er Jahre waren die Jahre der großen Veränderungen innerhalb unserer Gemeinschaft. Fast alle wollten aus dem Banat weg und in Deutschland bedurfte es eines Netzes, um sie aufzufangen, einzugliedern, um ihnen Beheimatung jenseits rechtlicher Normen zu ermöglichen. Hätte es die Landsmannschaft nicht gegeben, man hätte sie damals erfinden müssen, sagte er im Rückblick.
Er selbst hat in dieser stürmischen Zeit immer wieder eigene Akzente gesetzt. Erinnern wir an die große Demonstration vor dem Kölner Dom im Dezember 1982 gegen die Drangsalierung unserer aussiedlungswilligen Landsleute im Zusammenhang mit der Erstattung der Ausbildungskosten bei der Ausreise. Peter Krier sprach von unserer Seite.
Erinnern wir an die große Solidaritätskundgebung für die Aufständischen in Temeswar und Rumänien im Dezember 1989 in München, er war der Motor, dass sie zustande gekommen war. Denken wir an die erste große Gedenkveranstaltung für die Opfer der Russlanddeportation im Januar 1995 in München mit Tausenden Teilnehmern. Peter Krier war die treibende Kraft für das Zustandekommen dieses Gedenkens, das bis heute seine Fortsetzung gefunden hat. Und dann die vielen Landestreffen, die Heimattage, die Sportturniere, die Jugendlager –
überall war er vorne dabei, förderte und forderte. Nachdem sich die Lage nach der politischen Wende im Banat und in Rumänien klärte und abzusehen war, dass ein Teil unserer Landsleute dort bleiben würde, zögerte er nicht lange, um neue Formen des Gemeinschaftslebens zu entwickeln und zu unterstützen. Er fand Verbündete, so in der damaligen bayerischen Staatssekretärin Barbara Stamm, was in eine lange und äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mündete.
Es war die Zeit der Ausstattung der Deutschen Foren, der Reorganisation unserer Heimatdiözese, aber auch aufkommender Sorgen für die Alten, Schwachen und Alleinstehenden. Peter Krier war auch hier zur Stelle. Die Altenheime, die Sozialstationen, Helmut Schneider, Helmut Weinschrott, Karl Singer, Jakob Laub – es sind die Namen, die für die Neuausrichtung in dieser Zeit stehen. Es war absehbar, dass mit der Aussiedlung auch die wenigen kulturhistorischen Stätten unserer Gemeinschaft, unseres Seins im Banat in ihrem Bestand gefährdet sein würden. Wieder war es Peter Krier, der mit dem Satz „Da müssen wir was tun, wir dürfen das nicht einfach hinnehmen,“ die Hebel umstellte. Er organisierte Mittel für die Restaurierung der Mariensäule in Temeswar, für eine Sanierung des Stefan Jäger-Hauses in Hatzfeld, des Lenau-Museums in Lenauheim, des Adam- Müller-Guttenbrunn Hauses in Guttenbrunn, den Aufbau eines Billeder Siedlerhauses im Dorfmuseum im Jagdwald in Temeswar, er sorgte dafür dass dank des Billeder Netzwerks das Deutsche Forum und die Sozialstation der AMG-Stiftung im eigenen Haus und auf eigenem Grund stehen. Er setzte sich für die Sanierung des Kriegerdenkmals, der Friedhofswege, der Kirche und des Kalvarienberges ein. Das alles bedeutete ihm
sehr viel. Zugleich sorgte er dafür, dass auch in Deutschland im öffentlichen Raum Zeichen unserer Geschichte entstehen, die hier, auch das war seine feste Überzeugung, ihre Fortsetzung finden: Das Denkmal wider das Vergessen in Landshut, die Gedenktafel für die Auswanderer am Donauufer in Regensburg, das Billeder Denkmal in Karlsruhe, das Denkmal an Flucht und Vertreibung in Schweinfurt. Mit untrügerischem Gespür setzte er eher vernachlässigte Themen unserer Geschichte auf die Tagesordnung, organisierte Vorträge, wie z.B. über die Verluste unserer Gemeinschaft im Krieg und vieles mehr. „Wer anderer, wenn nicht einmal wir“, sagte er nur - und damit war alles gesagt. Ein großer Erfolg für ihn und seine Mitstreiter in Würzburg war die Einrichtung eines Banater Heimatmuseums und Trachtenpuppenmuseums am Ostbahnhof.
Wichtig war es für Peter Krier, dass auch der Kunst ein Platz eingeräumt werde. Er organisierte Ausstellungen mit Werken von Adolf Humborg, Stefan Jäger und Franz Ferch, brachte Kataloge heraus, suchte und fand immer wieder Unterstützer, die die Werke dieser Künstler erfassten, digitalisierten und so auch der Öffentlichkeit zeigen konnten. Er sorgte für das erste Zusammentreffen der Leiter der Banater Blaskapellen, in Würzburg, er trommelte und organisierte, bis der Temeswarer Schubert Chor sein erstes Konzert in Deutschland in Sindelfingen geben konnte.
Für sein Wirken hat Peter Krier viele Ehrungen erhalten: die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland und das Bundesverdienstkreuz am Bande. Unsere Landsmannschaft hat ihn mit ihrer höchsten Auszeichnung, der
Prinz Eugen-Nadel geehrt, das Demokratische Forum der Deutschen im Banat mit der Ehrennadel in Gold. Seine Heimatgemeinde Billed hat ihn zum Ehrenbürger ernannt. Er hatte sich über diese und viele andere Ehrungen gefreut, aber der Dankesbrief einer alten Schwäbin, die mit seiner Unterstützung eine Rentennachzahlung oder eine Entschädigungsleistung erhalten hatte, bedeuteten ihm mehr.
Peter Krier hat sich, seiner Familie und seinen Mitstreitern in diesem rastlosen Wirken viel abverlangt. Nicht alle konnten oder wollten seinen Einsatz mittragen, sein Tempo mitgehen. Spannungen ergaben sich, manchmal auch Verwerfungen. Es spricht für ihn, dass er nach solchen Momenten immer wieder die Größe aufbrachte, die Hand zu reichen und das Verbindende hervorzukehren. „Ich brauche kein Amt, um zu wissen, was ich zu tun habe“ – auch einer der Sätze von ihm, die ihm halfen, Enttäuschungen zu überwinden, das Übergreifende, das Größere, das Verbindende im Blick zu behalten.
Peter Krier war für unsere Landsmannschaft immer mit Rat und Tat da, er hat unseren Verband organisatorisch gestärkt, er hat unsere Arbeit bereichert und einen bedeutenden Beitrag zum Fortbestand unserer Gemeinschaft, zur Pflege und Vermittlung unseres kulturellen Erbes geleistet. Er hat darauf geachtet, dass wir das Wesentliche im Blick behalten und dass wir zum Banat und den dort lebenden Menschen den Kontakt bewusst aufrechterhalten. Wir sagen in dieser Stunde des Abschieds ein letztes Mal Danke.
Die Landsmannschaft der Banater Schwaben mit allen Vereinen und Gliederungen, in denen er gewirkt hat, wird Peter Krier ein ehrendes Gedenken bewahren. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den hinterbliebenen Familienangehörigen. Ruhe in Frieden, lieber Peter!
In seinem langjährigen Engagement hat Peter Krier einen unfassbar langen und breiten Bogen vollzogen: Von der Aussiedlung aus dem Banat 1970 bis zur Hinwendung ins Banat nach der Wende im Osten; von der Jugendarbeit, über die breite Arbeit mit der mittleren Generation bis zu der älteren und alten Generation in den Heimen in Ingolstadt und auch wieder im Banat. Das mag auf den ersten Blick etwas untypisch für eine solch lange ehrenamtliche Arbeit erscheinen, aber das Bild findet seine Auflösung in unserer Geschichte und bei ihm persönlich in der völligen Identifikation mit unserer Gemeinschaft, mit seinen Landsleuten. Er hatte sie immer gerne gehabt, so wie sie sind, mit ihren Stärken und mit ihren Schwächen und er blieb ihnen nahe bis zu seinem Tod. „Ruf öfters an“, sagte er, nach den letzten großen Veranstaltungen unserer Landsmannschaft im Banat, wo er sich über 300 Jahr- und 250 Jahr-Feiern der Heimatortsgemeinschaften, über die deutsche Wallfahrt nach Maria Radna, das Bischofsjubiläum und die Situation der Sozialeinrichtungen informieren ließ. Und er freute sich darüber, dass die Arbeit fortgeführt werde und Akzeptanz finde, dass viele weitermachten. „Wir haben das Unsere getan, jetzt sollen andere machen“, der nächste Satz. Das „Wir“ war er, seine Generation, seine Gemeinschaft in der Landsmannschaft. Sein Vermächtnis sollte unser Wirken heute sein, so wollte er es.
Im Anschluss an die Trauerfeier gibt die Trauergemeinde dem Verstorbenen das letzte Geleit zum Grab
Nachruf Peter Krier
LiebeTrauerfamilie und Trauergemeinde, heute stehen wir hier zusammen, um Abschied zu nehmen von einem außergewöhnlichen Menschen – Peter Krier, unserem Ehrenvorsitzenden der Heimatgemeinschaft Billed e.V. In dieser schweren Stunde sind wir vereint durch die Liebe zur Heimat und die Gemeinschaft, die Peter so leidenschaftlich gelebt hat. Peter war nicht nur ein Freund, sondern ein wahrer Hüter
Von Werner Gilde unserer Werte. Seine unermüdliche Hingabe für die Heimatgemeinschaft hat uns alle inspiriert. Er war an vielen Projekten beteiligt, darunter an der Entstehung des Billeder Gedenkstein in Karlsruhe, an der Erweiterung des Kriegerdenkmals und am Zustandekommen des Heimathauses in Billed. Mit seinem Engagement und seiner Vision hat er maßgeblich dazu beigetragen, unsere Gemeinschaft zu stärken und zu fördern. Ob es um die Organi-
sation von Festen, die Pflege unserer Traditionen oder die Unterstützung von Bedürftigen ging – Peter war immer an vorderster Front dabei. Wir werden Peter in liebevoller Erinnerung behalten – als einen Menschen, der stets ein offenes Ohr hatte, der uns ermutigte, zusammenzuhalten und die Gemeinschaft zu stärken. Sein unermüdlicher Einsatz wird uns weiterhin leiten und inspirieren.
Lasst uns heute nicht nur trauern, sondern auch feiern, was Peter für uns alle bedeutet hat. In unseren Her-
zen wird er immer weiterleben, als ein Licht, das uns den Weg weist. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass sein Erbe weiterlebt – in unseren Taten, in unserer Gemeinschaft und in der Liebe zu unserer Heimat.
Hier, eine Handvoll Heimaterde, die nun bei dir ist, Peter, weil du dein Billed so sehr geliebt hast. Möge diese Erde dich begleiten und dir Frieden schenken.
Möge seine Seele in Frieden ruhen, und möge er in unseren Herzen weiterleben.
Nachruf Peter Krier
Liebe
Familie Krier, liebe Trauergemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von einem Menschen, der sein Leben in den Dienst unserer Gemeinschaft gestellt hat. Ich persönlich habe ihn erst nach 1990 kennengelernt und bin bis heute von seiner Persönlichkeit beeindruckt. Er war einer der Größten unseres Volksstammes, sein Wirken und seine Werke suchen ihresgleichen. Die alte Heimat und das Wohl seiner Landsleute, ob in Deutschland oder im Banat, standen bei ihm immer an erster Stelle. Er bemühte sich um die Integration der Ausgewanderten sowie das Wohl derer, die in der alten Heimat geblieben sind. Um Alten und Schwachen zu helfen, war er immer bereit, schier Unmögliches möglich zu machen. Altenheime, So-
Von Adam Csonti
zialeinrichtungen im Banat sowie in Deutschland sind auch dank seiner Bemühungen entstanden.
Die Geschichte der Banater Schwaben und deren Leidensweg bekannt zu machen, war für ihn eine Herzensangelegenheit. Er war ein wahrer Christ,sein Glaube ermutigte ihn immer wieder,die Heimatkirche zu verschönern, dass sie noch weiteren Generationen in voller Pracht erhalten bleibt. Denkmäler und Friedhöfe hatten für ihn immer eine Priorität. Wir Billeder sind stolz, dass er einer von uns war. Wir verneigen uns vor ihm und seinen Werken. Gott gebe ihm die ewige Ruhe und belohne ihn für alles, was er auf Erden geleistet hat.
Ruhe in Frieden, lieber Peter!
Das Tor zur Freiheit - Monumentalplastik in Landshut von Walter Andreas Kirchner zur Erinnerung an die Kriegs- und Vertreibungsopfer der Donauschwaben. In dankbarer Erinnerung an Peter Krier, Initiator und Unterstützer dieses Denkmals.
DieWahlen fanden am 9. Juni 2024 statt und die Billeder hatten die Wahl zwischen 4 Kandidaten für das Bürgernmeisteramt und 83 Kandidaten für den Gemeinderat von Billed. Gleichzeitig wurde auch für den Kreisrat Timiș und das Europaparlament gewählt.
3.031 Einwohner konnten zwischen 07:00 und 22:00
Uhr an den Urnen für ihre Kandidaten für die nächsten vier Jahre stimmen.
Zum Bürgermeister wurde der PNL-Kandidat Oprișa Ovidiu Ioan mit 961 Stimmen (54,60 %) gewählt. David Cristian Felician von PUSL erhielt 567 Stimmen (32,21 %), Mărcus Marcel von Alianța Dreapta Unită, PMP 139 Stimmen (7,89 %) und Tufă Remus von AUR
Ergebnisse der Wahlen für das Bürgermeisteramt
93 Stimmen (5,28 %). Es bleibt abzuwarten, wer mit wem im Gemeinderat ein Bündnis eingehen wird, wenn man bedenkt, dass für eine Mehrheit sieben Gemeinderäte erforderlich sind. PNL hat 5 und bräuchte mindestens zwei weitere Parteien, um eine Mehrheit zu haben, während PSD drei weitere Gemeinderäte auf ihrer Seite bräuchte.
Das Demokratischen Forum der Billeder Deutschen bekam beachtliche 129 Stimmen. In den Gemeinderat wurde Silke Csonti (FDGR) gewählt, nachdem Adam Csonti, nach langjähriger Gemeinderatstätigkeit, den ersten Platz auf der Liste freigemacht hat.
Votează poziția 3
Votează poziția 3
pe buletinele de vot
pe buletinele de vot
pentru Consiliul Local
pentru Consiliul Local
Votează candidaţii Forumului German
Votează candidaţii Forumului German
pentru funcția de consilier la Primăria Biled
pentru funcția de consilier la Primăria Biled
SERIOZITATE
Vorder- und Rückseite des Flyers für den Wahlkampf des Deutschen Forums gestaltet von Hans Rothgerber
Experienţă în administraţie şi organizare, cunoaşterea nevoilor locuitorilor şi particularităţiile comunei noastre sunt premize, pe care ne bazăm.
Obiectivele noastre principale:
menţinerea cantinei sociale la
● Forumul German din Biled administrarea şi întreţinerea cimitirelor
● finalizarea rapidă a săli de sport
● susținerea activității crescătorilor de
● animale
● construirea unei noi grădinițe
amenajare de piste pentru biciclete
● sprijinirea şi coordonarea acţiunilor
● culturale şi sportive vom susţine toate proiectele care duc
● la dezvoltarea comunei Biled indiferent de iniţiator
Votează candidaţii
FORUMU L UI GERMAN
pentru funcția de consilier la Primăria Biled!
Innenseiten des Flyers für den Wahlkampf des Forums gestaltet von Hans Rothgerber
Adam Csonti 66 de ani, pensionar croitor
Alfred Krogloth 57 ani, muncitor întreținere
Silke Csonti 35 ani, medic veterinar
Bianca Faur
Ergebnisse der Wahlen für den Gemeinderat
Alianta Dreapta Unită
Die 13 Gemeinderäte für die nächsten vier Jahre (2024-2028)
Cuc Bogdan (PNL)
Şimon Vasile (PNL)
Alba Giorgiana-Andreea (PNL)
Bodea Nicoleta (PNL)
Bogdan Ciprian-Ioan (PNL)
Mihăesc Marian-Flavius (PSD)
Blajovan-Matache Adrian-Alexandru (PSD)
Răvăşilă Flavius-Florin (PSD)
Vaida Sorin-Gheorghe (PSD)
David Cristian-Felician (PUSL)
Mărcuş Marcel (PMP)
Tufă Remus (AUR)
Csonti Silke (FDGR)
Abbildung oben. Sitzung des Demokratischen Forums der Deutschen in Billed Abbildung unten. Von links: Der alte und neue Bürgermeister Ovidiu Ioan Oprișa, Werner Gilde, Vorsitzender der Billeder Heimatgemeinschaft und Adam Csonti, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Billeder Deutschen.
Allezwei Jahre an Pfingsten treffen sich die Billeder in Karlsruhe. Diese Gelegenheit möchte eine alte Klicke aus Billed nutzen und sich mit ihren ehemaligen Klassenkollegen zu treffen. Bei dieser großen Veranstaltung an Pfingstsamstag, den 07.06.2025, haben wir die Möglichkeit, für jeden Jahrgang einen Tisch zu reservieren, so dass wir einige schöne Stunden miteinander verbringen können. Die Jahrgänge:
1964/65 melden sich bitte bei
Costel Fenesan, Tel. 0176 55094646
1967/68 bei Horst Herbst, Tel. 0162 4179859 oder Norbert Müller, Tel. 0172 7224416 1968/69 bei Gerlinde Weinert (geb. Hehn), Tel. 0176 64767866 oder bei Heidi Müller (geb. Hipp), Tel. 0178 5708512 1969/70 bei Karin Toth (geb. Schummer), Tel. 0176 63855310
Um besser planen zu können, meldet euch bitte bis zum 05.06.2025 bei den oben genannten Kollegen oder direkt bei mir.
Von Heidi Müller
Billeder Heimattag 2023 in der Badnerlandhalle in Karlsruhe
Schachmeisterschaft 2024 der Banater Schwaben
Von Alfred Selpal
Die2015 unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben gestartete Schachmeisterschaft ist 2024 schon in die zehnte Runde gegangen.
Im Rückblick auf 2024 ist erwähnenswert, dass wieder ein paar neue Spieler hinzugekommen sind.
In Augsburg fand wieder ein Schachturnier anlässlich des vom Kreisverband Augsburg unserer Landsmannschaft organisierten Turnier der Spiele, das als Gertrude-Baumstark-Gedächtnisturnier ausgetragen wurde, statt. Turniersieger wurde Peter Tillger (Temeswar), der sich damit in unserer allgemeinen Rangliste Platz zwei gesichert hat.
In Ingolstadt hat auch erstmalig eine lokale Meisterschaft stattgefunden.
Innerhalb der Online-Gruppe konnte wieder der Pokalwettbewerb im Ko. System so wie auch die Meisterschaft, aufgeteilt in zwei Gruppen, ausgetragen werden.
In der B-Gruppe waren sieben angemeldete Teilnehmer, aber nur drei sind dazu gekommen gegeneinander zu spielen.
Turniere 2024 und die Plätze 1 bis 4
Augsburg / 2. März 2024 Ingolstadt / Meisterschaft 24
1. Peter Tillger Temeswar Paul Deme Temeswar
2. Bruno Neusatz Lippa Hans-Christian Menning Siebenbürgen
3. Josef Reingruber Glogowatz Alfred Selpal Billed
4. Eugen Stein Tolwad Andreas Menning Siebenbürgen
Online-Meisterschaft Abschlusstabelle 2024
1. Manfred Wagner Jahrmarkt
Reinhardt Kutschera Knees
Günther Kratochwill Warjasch
Online-Pokal
1. Reinhard Kaiser Kleinjetscha
2. Reinhold Becker Lenauheim
3. Franz Labling Temeswar
4. Jonas Rackl Neuarad
5. Werner Rollinger Warjasch
6. Harald Lenhardt Billed
7. Jochen Wollenweber Regensburg
8. Reinhardt Kutschera Knees
9. Alfred Selpal Billed
10. Manfred Wagner Jahrmarkt
11. Jürgen Reingruber Paulisch
12. Simon Göpfrich Sanktanna
Rangliste der Analog-Turniere 2024
Name Heimatort
1 Bruno Neusatz Lippa / Temeswar I. / Augsburg
2 Peter Tillger (neu) Temeswar IV. / München
3 Josef Reingruber Glogowatz / Gilching
4 Paul Deme Temeswar III. / Ingolstadt
5 Eugen Stein Tolwad / München
6 Andreas Mihalko Darowa / Spaichingen
7 Manfred Wagner Jahrmarkt / München
8 Werner Rollinger Warjasch / Bakowa / Landshut
9 Sebastian Reichert (neu) Glogowatz / Augsburg
10 Gerhard Kieß (neu) Moldawien / München
11 Paul Geier (U12) (neu) Augsburg / Jahrmarkt / Großkomlosch
Für die Meisterschaft 2025 sind wieder mehrere Analog-Turniere in Planung. Für die neue Saison werden wieder der Online-Pokal sowie auch die Online-Meisterschaft als separate Wettbewerbe an den Start gehen.
Weitere Teilnehmer aller Leistungsklassen so wie auch Landsleute, die bei der Organisation von Turnieren und Treffen mithelfen möchten, werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter der Rufnummer
08459/593660
oder der E-Mailadresse alfred-selpal@t-online.de
zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können.
Die Regeln zur Meisterschaft (Stand 2019) sind im Internet unter: www.heimathaus-billed.de/410 veröffentlicht.