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JAMES TURRELL SCULPTOR OF LIGHT

James Turrell (*1943), Los Angeles) zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern unserer Zeit. Zur Installation «Aten Reign» im New Yorker Guggenheim Museum im Jahr 2013 titelte die New York Times «How James Turrell Knocked the Art World Off Its Feet».

Die Anfänge reichen in die 1960er Jahre zurück. Die Erforschung von Licht und Wahrnehmung am LACMA (Los Angeles County Museum of Art) sowie der Kontakt zur NASA und den Auswirkungen der Raumfahrt auf die Wahrnehmung inspirierte Turrell zu seiner ganz eigenen Mission, zur lebenslangen Forschung- und Experimentierarbeit mit Licht und Wahrnehmung.

Die historische Bedeutung von Turrells Werk liegt in seiner Fähigkeit, sich mit der Art und Weise auseinanderzusetzen, wie Licht erlebt wird. James Turrell stützt sich dabei sowohl auf akademische Aspekte der Wahrnehmungspsychologie als auch auf die Traditionen der impressionistischen Erkundung des Lichts. Und verändert unsere Sehgewohnheiten. Sein umfassendes Wissen über unser visuelles System ermöglicht es ihm, Werke zu schaffen, die sowohl mit unseren Augen als auch mit unserer Wahrnehmung spielen, wie es kein anderer Künstler tut.

Der ausgebildete Pilot und Rancher nennt sich selber Bildhauer des Lichts. Durch die Verwendung von Licht als Material führte er eine Kunst ein, die sich nicht auf die Schaffung eines Objekts stützt, sondern eine sinnliche Erfahrung ermöglicht. Damit hat Turrell die Grenzen des Kunstschaffens im 21. Jahrhundert neu definiert oder, nach den Worten der New York Times, aus den Angeln gehoben. Der Künstler selber spricht von «Perceptual Art», der «Kunst der Wahrnehmung».

Die Ganzfeld-Arbeiten, neben den Skyspaces wohl der bekannteste Werkstyp, füllen das gesamte Sichtfeld des Betrachters mit einer Farbe aus, was zum Verlust der räumlichen Wahrnehmung führt. Seine Werke besitzen oft ein hypnotisch fesselndes Element. Betrachter sind überwältigt ob ihrer tiefgreifenden, bewusstseinserweiternden Wirkung. Diese göttlich anmutende spirituelle Dimension in Turrells Werk mag die Folge seiner tief religiösen Erziehung in der Gemeinschaft der Quä- ker sein – einer Religion, die ihre Mitglieder als "Kinder des Lichts" bezeichnet.

Am Roden Crater, seinem Lebenswerk, arbeitet er seit über 40 Jahren. Die Umwandlung eines erloschenen Vulkans in ein Licht- und Himmelsobservatorium ist vielleicht eines der ehrgeizigsten Projekte, das je von einem einzelnen Künstler in Angriff genommen wurde. Die Einflüsse von Turrell reichen heute über die Kunst hinaus in die Architektur, Lichtgestaltung bis hin zur Design- und Popkultur.

James Turrell «Sunset at Roden Crater», 2009 | Ed. 30 | Color Carbon Print | Image 61 x 76.2 cm, Frame 91.5 x 105 x 4.5 cm | Recto signed and numbered

Portrait James Turrell in front of the Roden Crater | © James Turrell
Photo: Florian Holzherr
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