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Anderswo: Serbien
Kann ein Mensch zu verzweifelt sein, um noch zu hoffen? Elena schon. Sie gehört zu den Ärmsten in diesem bettelarmen Winkel im Norden Serbiens, unweit der Stadt Subotica an der ungarischen Grenze. Dreiundsechzig Jahre ist sie alt, ihre Beine seit der Geburt verkrüppelt, Mutter von neun Kindern, der Mann weg, bei einer anderen, angeblich einer jungen und bildhübschen. Geblieben ist Sandu, Elenas Jüngster, russschwarzes Haar, grosse Lippen; er stochert tagsüber im Müll, redet nur selten und möchte lieber ein Mädchen sein. Und Caty ist geblieben, früher Elenas Lieblingssohn, heute reden sie kaum noch miteinander. Er lebt mit Elenas Enkeln – einem Jungen, zwei Mädchen – in einer Siedlung keine halbe Stunde entfernt. «Einmal die Woche kommen sie vorbei, sie bleiben nicht lange. Viel bieten kann ich ihnen nicht», sagt die Frau und zuckt mit der Schulter. Elenas Haus ist eine Hütte so klein wie eine verbeulte Büchse, darin steht ein Bett, das Fahrrad von Sandu, ein Plastiktisch, in einer Ecke ein Ofen, ein Sack mit Brot, Blechgeschirr und zwei, drei Gläser. An den Wänden hängen Tücher, dahinter blättert der Verputz ab, das Dach hängt schief, und man kann es drehen und wenden, wie man will: Es ist ein himmeltrauriges Loch, wie Elena selbst sagt. «Niemand hilft uns, wir sind der Abschaum, wir sind die Zigeuner.» Laut Statistik – die letzte wurde vor zehn Jahren erstellt – soll es in Serbien 150 000 Roma geben, inoffiziellen Schätzungen zufolge sind es 400 000, manche reden gar von einer Million. Fast die Hälfte ist unter 14 Jahre. Die meisten Roma leben unter sich ausserhalb der Städte in Siedlungen, auch Mahala genannt. Viele der Männer sind ohne Job, die Arbeitslosenquote liegt bei den Roma um 49 Prozent, das ist dreimal so hoch wie beim Rest der serbischen Bevölkerung. «Unsere Männer und Söhne wühlen im Müll, sie sammeln Karton, Kupferdrähte und Plastikflaschen. Die Mädchen müssen auf der Strasse betteln.»
SERBIEN
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Einwohner 7 Millionen Hauptstadt Belgrad Einwohner (pro km²) 92 Hauptamtssprache Serbisch. In der Provinz Vojvodina sind auch Ungarisch, Kroatisch, Russisch, Slowakisch und Rumänisch als Amtssprachen anerkannt. Serbisch wird offiziell in kyrillischer Schrift geschrieben, wobei auch die lateinische Form vielfach zur Anwendung kommt. Roma in Serbien Offizielle Schätzung 150 000, inoffizielle Schätzungen 400 000 bis eine Million. Besonderes Mit 40,7 Jahren Durchschnittsalter gehört die serbische Bevölkerung zu den ältesten der Welt. 17,4 Prozent der Menschen sind über 65. Bei den Roma hingegen ist die Hälfe unter 14 Jahren alt. Arbeitslosigkeit bei den Roma 49 Prozent Bildung Ca. 27 Prozent der serbischen Roma sind Analphabeten Berühmte serbische Roma Jelena Krstic, Sängerin Klima Die Winter sind allgemein kalt und schneereich, die Sommer sind warm. Einzigartig Die Steppendünenlandschaft im Reservat Deliblatska peščara sowie der Bergurwald im Nationalpark Tara-Gebirge. Nationalblume ist die Byzantinische Pfingstrose. ~CAP Elena schüttelt den Kopf, seit dem Zusammenfall Jugoslawiens sei alles privatisiert worden und profitiert hätten nur die, die ohnehin schon viel hatten. «Wir sind auf der Strecke geblieben.» Hilfe vom Staat komme selten. Tatsächlich leben in Serbien viele Roma ohne Papiere. Damit haben sie kein Anrecht auf Sozialhilfe, zudem wird ihnen die staatliche Gesundheitsvorsorge verwehrt. Auch um die Zukunft der Jungen steht es nicht gut. Viele Roma-Kinder werden gar nicht erst eingeschult, sondern zur Arbeit geschickt, die Mädchen werden früh verheiratet. Elenas Enkel haben Glück. Mehrmals die Woche gehen sie nach Cantavir, ein Städtchen südlich von Subotica, dort treffen sie sich mit anderen Roma-Kindern, spielen und lernen. Das kleine Anwesen besteht aus zwei Häuschen, einem kleinen Garten, einem Rasen und Brunnen. Die Idee für diesen Ort der Begegnung für Roma stammt von Tibor Varga, einem serbischen Priester, der für das Hilfswerk Osteuropa Mission arbeitet. Er weiss um die Stigmatisierung der Roma in seinem Land und anderswo. Als er mit der Renovation begann und die jungen Roma-Männer die Mauern verputzten, die Frauen die Küche herrichteten und die Kinder im Innenhof vor Freude herumtollten, da fingen die Leute im Dorf zu maulen an, erzählt Tibor Varga. Manche der Nachbarn hätten sogar einen Stacheldraht um ihr Anwesen gezogen. «Was wollen die denn hier?», hätten sie Tibor Varga zugerufen, und auch: «Fort mit diesem Pack, zum Teufel mit den Zigeunern!» Sharai, die ältere Enkelin von Elena, ist froh, wenn sie nach Cantavir fahren darf und ein wenig wegkommt von zu Hause, von den Geschwistern und dem Vater, der sie immer rumkommandiere. Dann lieber mit Tibor Varga albern und am Brunnen spielen. «Hier läuft immer etwas, hier habe ich meine beste Freundin gefunden.» Die Siebenjährige möchte später unbedingt an eine richtige Schule und Tierärztin werden. Elena weiss um die Träume ihrer Enkelin, sie verdreht die Augen und schmunzelt: «Mit Schweinen und Hühnern kann sie es gut.» •
Wie kann ich helfen?
Dank der Plattform UBS Helpetica wird die Freiwilligenarbeit in der Schweiz gezielt gefördert. Über 160 Projekte sind bereits aufgeschaltet.
Gutes tun, tut gut. Und zwar nachweislich: Die Überzeugung, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten, scheint einen günstigen Einfluss auf die eigene Gesundheit zu haben. Die UBS hat mit UBS Helpetica eine Vermittlungsplattform lanciert, die gemeinnützige Projekte und freiwillige Helferinnen und Helfer zusammenbringt. Gesellschaftliches Engagement spielt eine tragende Rolle in der Schweiz. Die UBS will dieses Engagement weiter stärken und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Auf UBS Helpetica haben gemeinnützige Organisationen die Möglichkeit, nachhaltige Freiwilligenprojekte in den Bereichen Umwelt, Soziales, Bildung und Unternehmertum auszuschreiben und Personen zu finden, die sich engagieren möchten. Interessierte Helferinnen und Helfer wiederum können Einsatzmöglichkeiten suchen und sich direkt auf UBS Helpetica für ein Projekt anmelden. Ausserdem können Privatpersonen eigene Projektideen für Freiwilligen-Engagements einreichen. So sind bereits über 160 Projekte auf der Plattform publiziert. Viele der Projekte richten sich auch an vitale und aktive Seniorinnen und Senioren. Unter anderem:
Freiwillig engagiert, etwa bei Innovage.
Innovage: Der Verein kombiniert Alter mit Innovation. Schweizweit stellen neun Netzwerke der Gesellschaft Erfahrung und Fachwissen ihrer Mitglieder für gemeinnützige Projekte zur Verfügung. Einsatz: 1-2 Tage pro Monat
IGSU Raumpatenschaften gegen Littering: Dabei übernehmen Einzelpersonen oder Gruppen (wie Familien, Vereine, etc.) freiwillig die Verantwortung für ein selbstgewähltes Gebiet und befreien dieses regelmässig von Littering. Die Dauer und Häufigkeit des Einsatzes ist frei wählbar.
Malreden: Der Verein Silbernetz Schweiz bietet mit dem Telefondienst älteren Menschen die Möglichkeit, an der täglich bedienten Hotline jemandem von ihren Alltagserlebnissen, Sorgen oder Ängsten aber auch von ihrem Glück zu erzählen. Einsatz: ca. 3-6h/Woche.
Mehr Informationen finden Sie unter ubs-helpetica.ch.
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