Grosseltern 09 2016

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MAGAZIN

# 09 / 2016

Grosseltern

# 09 / 2016

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KIND . Dossier ER K L A S B U CHS a b Se I K E R ite

www.grosseltern-magazin.ch

Grosseltern 48

Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Was die Mutter denkt – und was die Tochter Die neue Kolumne (S.21)

Nachhaltig leben Tipps eines Experten und ein Besuch auf einem veganen Bauernhof (S. 22)

Wenn der Enkel vor der Geburt stirbt Die Trauer der Grosseltern (S. 30)

Grosseltern MAGAZIN

S N I S U N A E R G Ü N G R E V

n chten zusamme a r b r ve ge inder p vier Ta 6) k l e k m n 3 und E nenKittCa erregen (S. n r e t el tio au Gross en Genera und bei D lt st im er n – im Ze se draus

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~ Magazin ~ EDITORIAL

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Nachhaltig zelten I

n meiner Kindheit und Jugend gab es für mich nichts Schöneres, als im Pfadilager zu sein. Meine Freunde und ich waren den ganzen Tag draussen, wuschen uns nie, sangen am Lagerfeuer

WWF-Nachhaltigkeitsexperten Christoph Meili einige Fragen dazu gestellt. Seine Antworten, die Sie auf Seite 26 finden, sind sehr erhellend. Ich habe gemerkt, dass ich oft das Gefühl habe, wahnsinnig

und schliefen im Zelt. Unangenehm wurde es nur dann, wenn es über mehrere Tage hinweg regnete. Man watete durch den Matsch, kleinere und grössere Bäche flossen durchs Zelt, und bald hatte man keine trockenen Kleider mehr. Der Inbegriff des Schreckens war es, am Morgen Hosen anziehen zu müssen, die nass waren. Die fünf Grossmütter und ihre Enkelkinder, die diesen Sommer zusammen das erste GenerationenKittCamp besucht haben, geniessen deshalb meine grösste Hochachtung. Denn in den vier Tagen, die sie zusammen in der freien Natur und im Zelt verbrachten, regnete es fast ununterbrochen. Dennoch kamen alle begeistert aus dem Camp zurück, wie Sie im Bericht auf Seite 36 lesen können.

viel für die Umwelt zu tun – aber dass meine Aktionen in Tat und Wahrheit nicht besonders viel bringen. Ich habe mir vorgenommen, viele Tipps von Christoph Meili zu befolgen. Übrigens: Meine Kinder wollen bereits wieder zelten gehen, diesmal richtig. Ich freue mich darauf. Aber ich hoffe ehrlich gesagt sehr, dass es nicht regnen wird.

Ich möchte übrigens auch mehr zelten gehen, stosse aber mit meiner Idee auf wenig Anklang in der Familie. Diesen Sommer feierte ich einen Teilerfolg. Wir verbrachten mehrere Nächte in einer Jurte, die um einiges komfortabler eingerichtet ist als ein Pfadizelt: Sie hat einen Holzboden, man schläft auf Matrazen und kann sogar ein Öfeli anstellen, wenn man friert. Die Jurte steht auf dem Areal des Pro-Natura-Zentrums Lucomagno unweit des Lukmanierpasses. Wir wanderten durch einen wunderbaren Arvenwald, entdeck-

GEORG GINDELY Chefredaktor georg.gindely@grosseltern-magazin.ch

ten Frösche, Molche, Käfer und Murmeltiere und badeten in Acquacalda im eiskalten Bach. Es ist eines der Ziele des Zentrums, dass die Gäste die Natur durch die persönlichen Erlebnisse lieben und schützen lernen. Wie wichtig das Erleben ist, sehen Sarah Heiligtag und Georg Klingler auf ihrem veganen Bauernhof in Hinteregg ZH, den sie Hof Narr nennen. Die beiden beschlossen vor etwas mehr als drei Jahren, ihr Leben zu ändern. Mit ihrem Hof wollen sie so viele Menschen wie möglich dazu animieren, ebenfalls nachhaltig und umweltbewusst zu leben. Bei den Grosseltern der Kinder von Sarah und Georg hat es bereits gewirkt: Sie leben mittlerweile auch vegan. Weshalb, lesen Sie auf Seite 22. Ich lebe nicht vegan und auch nicht vegetarisch. Doch ich überlege oft, wie ich mehr für die Umwelt und damit die Zukunft meiner Kinder und späteren Enkelkinder tun kann. Ich habe dem # 09 ~ 2016

Nach der Sommerpause kann ich Ihnen zwei Neuerungen vermelden: Meine Mitredaktorin Melanie Borter schreibt neu zusammen mit ihrer Mutter eine Kolume über die unterschiedlichen Sichtweisen von Müttern und Töchtern, wenn es um die (Enkel-)Kinder geht. Den ersten Text finden Sie auf Seite 21. Der Cartoon auf Seite 80 stammt neu von Renate Alf. Die 60-jährige Cartoonistin und Autorin weiss, wovon sie zeichnet: Sie ist selbst Grossmutter. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen. •


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INHALT # 09 / September 2016

Schweine kennenlernen

Sarah Heiligtag und Georg Klingler führen einen veganen Bauernhof. Die Tiere, die auf ihm leben, werden gestreichelt statt geschlachtet. (S.22)

Rösslein Hü & Co.

Grosseltern ohne Enkel

Kinderklassiker verbinden Generationen. Doch nicht alle der bekannten Bücher sind von hohem literarischen Wert. (S.48)

Das Grosskind von Agatha Fausch und Rolf Wespe starb kurz vor seiner Geburt. (S.30) # 09 ~ 2016


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

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DOSSIE R Seite 48

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ER STEST M U E MUS Seite 8 md Mu seu

Magazin Editorial Inhaltsverzeichnis

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Hintergrund 3 4

Generationengespräch Jürg Rickert und sein Enkel Gianni planen einen Ausflug mit Velo und Rollstuhl.

Nachhaltiger Bauernhof Ein junges Paar will die Menschen mit seinem Hof Narr zum Umdenken bewegen.

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Wie man nachhaltig lebt Wer zwei Tipps befolgt, kann sehr viel bewirken, sagt Experte Christoph Meili.

Sammelsurium

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Meine Grosseltern Weshalb Sänger Marius Tschirky eine CD mit Liedern über seine Grossmutter veröffentlichte.

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Leserbriefe

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Meine Enkel – meine Kinder Unsere neue Kolumne: Was, wenn die Tochter kurzfristig den Hütetermin verschiebt?

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57 Im K in

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ENTDE useum CKT Seite

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Unterwegs Eine Wanderung durch Genf und ein Städtetrip nach Konstanz

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Outdoor-Tipp Spass mit Rindenschiffchen

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Rezept Süssmostcrème

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Basteln Bemalte Bambusstangen und gestrickte Königspantoffeln

72 Outdoor-Abenteuer Fünf Grossmütter schildern, wie sie das erste KittCamp mit ihren Enkelkindern erlebt haben.

Tipps vom Kinderarzt Was man bei einem Fieberkrampf tun muss.

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Beratung Darf man die Enkelkinder ins Laufgitter setzen?

Gesundheitskolumne Hausarzt Edy Riesen schreibt über besondere Schmerzen.

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Wettbewerb Gewinnen Sie eine Woche Familienferien in Brigels.

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Fotografieren Wie man mit Licht malen kann.

Kindstod Viele Grosseltern denken, sie dürften nicht trauern, wenn ihr Enkel kurz vor der Geburt stirbt.

36

Anderswo: Frankreich Christiane R. und ihre Familie leben abgeschottet in einem kleinen Dorf in Lothringen.

Service

Kinderbuchklassiker Fachmann Hans ten Doornkaat über unterschätzte und überschätzte Werke GrossmütterRevolution Kolumne: Wie Skype das Leben verändert hat.

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~ Magazin ~ GENERATIONENGESPRÄCH

&

Jürg

Gianni

Jürg Rickert (77) und sein Enkel Gianni (6) wohnen in Birmensdorf ZH. Wenn die beiden mit Velo und Rollstuhl einen Ausflug machen, tun sie, als wären sie Rennautos: Es fährt Ferrari gegen Lamborghini. Neni Jürg: Machen wir einen Ausflug? Enkel Gianni: Ja, Neni! Den gleichen wie immer? Klar. Wir fahren eine Station mit dem Zug... ... nach Hedingen. Nein, das sind zwei Stationen. Wir fahren nur eine, bis nach Bonstetten. Dann fahren wir los. Du mit dem Velo, ich im Rollstuhl. Kaufen wir in Bonstetten zuerst ein Glacé? Sicher. Dann machen wir ein Rennen. Das machen wir eigentlich immer. Ferrari gegen Lamborghini. Genau. Wir tun jeweils, wie wenn wir zwei Rennautos wären, und Du gewinnst meistens. Du kannst auch schon richtig gut velofahren. Ich kann beim Fahren das Vorderrad kurz in die Luft heben! Das hast du von deinem Vater gelernt. Ich fahre gern Velo. Ich bin auch schon umgefallen. Aber nie schlimm. Nein. Du erschrickst mehr, als dass du dir weh tust. Ich tröste dich, und dann fahren wir weiter. Früher waren wir schon immer zusammen unterwegs, weisst du das noch? Nein, nicht so richtig. Ich habe dich auf den Schoss genom-

men, und dann sind wir durchs Dorf gefahren. Die Leute haben uns gegrüsst und zugewinkt. Wir waren eine richtige Attraktion in Birmensdorf. Das weiss ich nicht mehr. Es ist auch schon eine Weile her. Du wurdest schwerer, und ich musste darauf achten, dass nicht zu viel Gewicht auf mir ist, da ich ja kein Gefühl in den Beinen habe. Deshalb konnte ich dich nicht mehr so lange auf den Schoss nehmen. Aber wir sind ja immer noch oft zusammen unterwegs. Für dich war es nie etwas Besonderes, dass ich im Rollstuhl bin. Nein. Wieso? Für viele Menschen ist es immer noch ungewohnt, einem Rollstuhlfahrer zu begegnen. Heute weniger als früher. Meinen Unfall hatte ich vor knapp 50 Jahren, ich war 28. Damals war man ein Exot, wenn man mit dem Rollstuhl unterwegs war. Die Leute wussten überhaupt nicht, wie sie mit mir umgehen sollten. Was haben sie gemacht? Wenn ich am Kiosk etwas kaufte, steckte mir die Kioskfrau oft noch ein Schoggistängeli zu. Oder einmal, da waren Tata und ich zusammen essen, und als wir bezahlen wollten, hiess es, die Leute am Nebentisch # 09 ~ 2016

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hätten die Rechnung übernommen. Solche Sachen sind mir passiert. Weshalb bist du überhaupt im Rollstuhl? Ich war für die Bauunternehmung, für die ich arbeitete, auf einer Baustellenkontrolle. Da hat sich ein Betonelement über mir gelöst und ist auf meinen Rücken gefallen. Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Was ist dann passiert? Ich war über ein halbes Jahr im Spital. Das Paraplegikerzentrum gab es damals noch nicht. Mein Arbeitgeber hat zum Glück von Anfang an gesagt, dass ich bei ihm weiterarbeiten kann. Das hat mir enorm geholfen. Du, Neni, können wir auch in die Badi? Nur wenn deine Mutter oder dein Vater mitkommt. Wir zwei alleine, das geht noch nicht. Ich gehe zwar regelmässig schwimmen, aber wenn dir etwas passieren würde, hätte ich viel zu lange, bis ich bei dir wäre. Jetzt machen wir uns auf den Weg zu unserem Rennen. Was bist du heute? Ferrari oder Lamborghini? Ferrari! ~GG

Wollen Sie und Ihr Enkelkind auch einmal beim Generationengespräch mitmachen? Wir kommen gerne zu Ihnen und hören Ihnen zu. Melden Sie sich bitte bei redaktion@grosseltern-magazin.ch


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~ Was wir mit unseren Enkelkindern machen ~

FOTO-AUSFLUG IN DEN PARK

Ideen und Vorstellungen sind bei Grosseltern und Enkelkindern nicht immer deckungsgleich. Grossmama und Grosspapa planen Exkursionen und Wanderungen, die Enkel möchten lieber zu Hause spielen. Eine reizvolle und verblüffend einfache Methode, Grosskinder für Ausflüge zu begeistern, haben wir im Parco Scherrer in Morcote erfolgreich ausprobiert: Ladina, acht Jahre alt, und Valentina, sechs Jahre alt, haben je eine einfache Digitalkamera (notfalls von Nachbarn ausleihen) in die Hände gedrückt bekommen. Sie hatten die Möglichkeit – und das Vergnügen – beliebig viele Fotos zu schiessen. Davon haben sie so ausgiebig und lustvoll Gebrauch gemacht, dass der Parkbesuch an die zwei Stunden gedauert hat. Die Fotos sind alles andere als perfekt, tragen aber die persönliche Handschrift der Fotografinnen. So sind eigenwillige, kindgerechte Erinnerungen entstanden, die alle gekauften Ansichtskarten in den Schatten stellen. MARIE-LOUISE FAESI-HÄRING, ST. GALLEN Haben auch Sie etwas mit Ihren oder für Ihre Enkelkinder gemacht? Oder haben Ihre Enkelkinder Sie mit etwas Tollem überrascht? Schicken Sie uns bitte Text mit Fotos an redaktion@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Vielen Dank!

Ein GROSSartiger Tag

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ir gingen ins Museum der Kulturen in Basel, weil mir der Titel der neuesten Ausstellung –«GROSS» – spannend für Kinder schien. Aber davor brauchten wir noch ein Picknick auf einem Spielplatz. Weil es so heiss war, stiegen die Kinder auf dem Weg in jeden Brunnen (der auf dem Münsterplatz ist der beste – fast ein Swimmingpool!). Und weil die Seifenblasen auf der Fähre so schön vom Fahrtwind weggeblasen wurden, fuhren wir drei Mal über den Rhein und zurück. Alle (Gross-)Eltern wissen, dass wir es ganz falsch gemacht haben: Die Kinder waren bereits erfüllt und erschöpft, als wir im Museum ankamen. Zum Glück gab es einen Film, vor dem sie ausruhen konnten. Es faszinierte die 4-jährige und die 8-jährige Enkelin gleichermassen, wie muskulöse Männer aus einem riesigen Baumstamm mitten im Wald von Papua Neuguinea ein Kanu schlugen. «Grosse» Objekte imponierten ihnen übrigens gar nicht – für kleine Kinder ist schliesslich alles gross. Sie posierten mir zuliebe vor 6 Meter hohen «Bis»-Pfählen aus Papua. Dabei war ihnen aber wichtiger, dass sie vor dem mit der sichtbaren Scheide standen und nicht vor dem mit dem «Schnäbi» – sie sind schliesslich alles Mädchen! Die Fassade des Abelam-Kulthauses, das über zwei Geschosse betrachtet werden kann, gefiel ihnen gut. Die aufgemalten Gesichter stellen wichtige Ahnen dar. Ich erklärte, dass das Urururgrosseltern seien – diese «Urururgrosseltern» haben sie in ihren Wortschatz aufgenommen. Herauszufinden, ob die Ausstellung jetzt sehr kindergeeignet ist, haben wir nicht geschafft – Basel als Ganzes ist es sicher. Die Enkelinnen finden, wir sollten es nochmal im Museum der Kulturen probieren, an einem Regentag vielleicht. • Museum der Kulturen Basel, Münsterplatz 20, Postfach, 4001 Basel, Di bis So 10 bis 17 Uhr, Mo geschlossen. www.mkb.ch Eli Wilhelm, 56, testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. www.museumstester.ch # 09 ~ 2016


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Ausstellung ~

DIE COMIC-GROSSELTERN Im Basler Cartoonmuseum sind im Moment die Werke der Comic-Pioniere Robert Crumb und Aline Kominsky-Crumb

«Aline ist eine grossartige Dialogschreiberin», sagt Robert, «schlagfertig und originell.»

(mittleres Bild, l. und r.) erstmals in Europa in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen. «Als dreifache Grossmutter ist man nicht mehr zornig», meint Aline Kominsky-Crumb. In jungen Jahren hatte sie ihren ganzen Frust über die Welt, das Heranwachsen und das Leben als Frau in schrillen, tabufreien «Wimmen’s Comix» ausgedrückt und damit für Aufregung gesorgt. Robert Crumb war bereits ein gefeierter Underground-Künstler, als sich die beiden Anfang der Siebzigerjahre in San Francisco kennenlernten. Figuren wie der sexbesessene Kater «Fritz the Cat» (Bild rechts) oder die Guru-Karikatur «Mr. Natural» hatten ihn berühmt gemacht. In der Comicwelt gibt es zahlreiche Duos, bei denen der eine textet, die andere zeichnet. Aline und Robert aber machen beides und entwickeln ihre Stories im regen Austausch.

Im Laufe der letzten vierzig Jahre haben die Crumbs ihr gemeinsames Leben als Paar, Eltern und Grosseltern in Comic-Serien wie «Dirty Laundry» thematisiert. Die Ausstellung im Cartoonmuseum Basel steht im Zeichen dieser aussergewöhnlichen Zusammenarbeit, zeigt aber auch eine Fülle von Einzelwerken der beiden Künstler. Seit 1991 lebt das Ehepaar Crumb in einem kleinen Dorf in Südfrankreich. Den USA bleiben sie jedoch weiterhin stark verbunden. Als Aline auf einen möglichen Präsidenten Trump zu sprechen kommt, wird klar, dass sie auch als Grossmutter noch ganz schön wütend werden kann. ~LS Aline Kominsky-Crumb & Robert Crumb, «Drawn together», bis 13. November. Cartoonmuseum Basel, St. Alban-Vorstadt 28, 4052 Basel. Di bis So 11 bis 17 Uhr. www.cartoonmuseum.ch

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SPEZIALANLASS MIT PETER VON SASSEN Am 29. November spricht der bekannte Arktisexperte, Fotograf und Fernsehjournalist über seine Erlebnisse auf Franz-Josef-Land. Wir freuen uns auf Sie!

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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Im K in von LIZ SUTTER (Text) und THOMAS BURLA (Foto)

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~ Enkels Liebling ~

DER ERSTE KUGELGRILL

Erwachsene sind Vorbilder, und Erwachsene grillieren im Sommer gern. So überrascht es nicht, dass viele Kinder enorme Freude an diesem originalgetreuen Weber-Kugelgrill zeigen. Die Ausrüstung sowie die Brutzel-Geräusche sind stilvoll und täuschend echt. ~MT

Fernweh fürs Wohnzimmer

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ie kommt das Schiff in die Flasche? Diese Frage beschäftigt Kinder und Erwachsene gleichermassen. Es soll, so heisst es, eine Flüssigkeit geben, die die Hand so beweglich macht, dass sie durch den engen Flaschenhals gleiten kann. Aber das ist natürlich Seemannsgarn. SCHÖNWETTER-BESCHÄFTIGUNG

Weber Kinder-Kugelgrill, rund 50 Franken.

~ Trennungen ~

WUND ERST EINE Wortspiele von Beat Gloor. www.uns-ich-er.ch

Die meisten Buddelschiffe, die heute in Museen gezeigt werden, sind im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden. Damals waren grosse Segler auf den Weltmeeren unterwegs. Bei Flaute fertigten die Seeleute aus Holz, Tauwerk, Leinen, Knochen oder Walzähnen Modellschiffe an. Und leerten dabei vielleicht eine Buddel Rum. TRICK UND GESCHICK Die leere Flasche bekommt meist eine Unterlage aus blau gefärbter Kittmasse, auf der das Schiff sorgfältig platziert wird. Dazu müssen sich seine Masten nach hinten umlegen lassen. Sie sind mit unzähligen Schnüren mit der Takelage verbunden, an welchen sie danach wieder aufgerichtet werden können. Ob die «Portofino» auf dem Bild genauso entstanden ist? Jedes Buddelschiff birgt auch ein Geheimnis. • In der Rubrik «Entdeckt» stellen wir jeden Monat Trouvaillen aus dem Schweizer Kindermuseum in Baden vor. www.kindermuseum.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Früher – heute ~

~ Im Netz ~

EIN ANRUF FÜR NOSTALGIKER Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie bei unsicherer Wetterlage herausfanden, ob die Schulreise Ihres Kindes nun stattfindet oder nicht? Da gab es einerseits das Kettentelefon: Die Reihenfolge, wer wen anzurufen hatte, stand fest, und dem Letzten auf der Liste wurde die Ehre zuteil, die Lehrperson höchstpersönlich anzurufen. Und dann gab es noch eine andere, heute fast vergessene Methode: die RegioInfo, die man über eine Kurznummer anwählen konnte. Unter dieser verriet einem die freundliche Stimme ab Band, ob die Schulreise der 2. Klasse aus Rudolfstetten durchgeführt wird oder nicht. Ob der Ausflug der Wandergruppe aus Berikon und das Strassenfest der Hofäckler stattfindet, erfuhr man erst noch gratis dazu. Wobei gratis ja relativ ist, damals wie heute kostet der Anruf auf die Servicenummern nämlich pro Anruf und Minute. Sie haben richtig gelesen: wie heute. Denn auch heute, in Zeiten von Internet und Smartphones, gibt es den RegioInfo-Dienst 1600 noch sowie die Wetterinfo 162 oder die Nummer 164 für Sportresultate. Für Nostalgiker besonders zu empfehlen: die sprechende Uhr, Nummer 161. ~MB

SPIELUNFÄHIGE KINDER Ein von uns geteilter Beitrag von Margrit Stamm ist auf der Facebook-Seite unseres Magazins in den letzten Wochen auf die grösste Resonanz gestossen. Die Erziehungswissenschafterin schrieb in ihrem Text über ein neues Phänomen: Kinder, die nicht mehr spielen können. Laut Stamm schränkt die Angst- und Sicherheitskultur in unserer Gesellschaft Kinder zu stark ein. Zudem sorge der Hype um Förderkurse für einen übervollen Terminkalender bei Kindern und lasse ihnen gar keine Zeit mehr fürs freie Spiel. facebook.com/grosselternmagazin

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

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«Mein Grosi war ein Verdingkind» Marius Tschirky, Sänger der Band Marius & die Jagdkapelle, schrieb mehrere Lieder über seine Grossmutter. Sie ging singend durchs Leben.

Marius und sein Br uder ihrem G spielen r o s i Rö mit ssli reit e n.

Als ich ein Kind war, hütete Grosi mich und meinen Bruder regelmässig. Sie hat

MARIUS TSCHIRKY Der 39-jährige St. Galler ist Sänger und Texter der Kindermusikband Marius & die Jagdkapelle. Daneben ist er als Kondukteur Clà Ferrovia in Kinderzügen der Räthischen Bahn unterwegs und führt zusammen mit seiner Frau das Naturpädagogikunternehmen Sonnwendlig in Teufen AR.

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eine Grossmutter hatte immer ein Lied auf den Lippen. Gegen Ende ihres Lebens – sie starb vor zwei Jahren im Alter von 103 Jahren – kommunizierte sie fast nur noch singend. Wenn sie im Altersheim aufwachte und mich neben ihrem Bett sitzen sah, lächelte sie und begann zu singen. Mein Grosi, wie ich sie nannte, war ein Verdingkind. Ihre Mutter starb jung. Grosi erinnerte sich immer daran, wie ihr Vater im Türrahmen stand und ihr sagte: «Chind, d'Muetter isch gschtorbe.» Weil er sich nicht um seine Tochter kümmern konnte, verdingte er sie.

Grosi erzählte mir, dass sie oft hungerte, weil zuerst die anderen Kinder im Haus zu essen bekamen und nichts mehr für das Verdingkind übrig blieb. Sie musste um 4 Uhr aufstehen und vor der Schule barfuss Brot in der Gegend verteilen. Aber mein Grosi war extrem zäh. Ich weiss nicht, ob sie diese Zähheit von Geburt an hatte, oder ob sie sie sich in den harten Zeiten in ihrer Kindheit angeeignet hatte. Was ich weiss, ist, dass sie ihren Weg ging. Sie war zufrieden mit ihrem Leben und hat es mit Selbstbewusstsein und Leichtigkeit gemeistert. Klagen hörte ich sie nie. Das hat mich geprägt. # 09 ~ 2016

uns auf den Rücken genommen und Rössli gespielt, es war immer sehr lustig mit ihr. Wir waren uns damals schon nah, aber erst Anfang 30 begann ich mich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen. Ich besuchte sie oft im Altersheim, und sie erzählte mir von früher. Dazu genoss sie immer Kafi mit Brögge. Das ist eine grosse Tasse dünner Milchkaffee mit Brotstücken darin. Meine Grossmutter sagte dem «Beggeliforelle»: Beggeli ist die grosse Kaffeetasse, die Forellen sind die Brotstücke, die darin schwimmen. Ich sagte ihr immer, sie sei meine Beggeliforelle-Heldin. Die Vergangenheit war während ihrer Zeit im Altersheim für sie präsenter als die Gegenwart. Ich hörte zu und begann Lieder über sie und ihr Leben zu schreiben. Die CD «Kubelwald» erschien vor fünf Jahren. Mein Grosi freute sich sehr darüber. Sie war aber schon vorher wahnsinnig stolz auf mich. Wenn wir mit dem Bus durch St. Gallen fuhren, fragte sie den Buschauffeur jeweils, ob er mich, den Marius Tschirky, kenne. Der eben in der Zeitung gewesen sei? Auch im Altersheim nervte sie alle damit. Mir war es immer etwas peinlich. Aber ich freute mich natürlich sehr darüber, dass sie so stolz auf mich war. Sie sagte übrigens nie: «Marius, jetzt lerne doch mal was Richtiges.» Sie fand es toll, dass ich meinen Weg ging – und erst noch singend. ~GG


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kindermund ~

«DIE ALTIGKEIT» Amélie, mein Grosskind (es wird im September 5-jährig), sah meine wüsten Beine mit Krampfadern und kleinen blauen Äderchen. Sie sagte: «Weisst du, das ist die Altigkeit, alte Frauen bekommen das halt. » Ich konnte nur herzhaft darüber lachen, und ich gebrauche dieses neue Wort nun auch hie und da.

~ Online ~

DIE #OLYMPICNAN Mavis Williams ist die Oma von Adam Peaty - das ist der Schwimmer aus Grossbritanien, der für 100 Meter Brustschwimmen nur 57,13 Sekunden braucht und dafür in Rio Gold holte. Klar ist die 74-Jährige mächtig stolz auf ihren Enkel. Und das zeigt sie auch aller Welt: Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele twitterte sie so fleissig mit und über ihren Enkel, dass Lokalzeitungen und sogar zahlreiche überregionale Medien von Peatys Oma berichteten. Seither wird sie von allen nur noch #OlympicNan genannt. Zurecht: über 7500 Follower hat die Oma auf Twitter, eine mehr als beachtliche Zahl. ~MB

MADELEINE RAPPO TAFERS

Hat Ihr Enkelkind auch etwas Lustiges gesagt? Schicken Sie Ihren Text für die Rubrik «Kindermund» an redaktion@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Vielen Dank!

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Fingervers ~

DÄ DO PUTZT D'SCHUEH, DÄ LUEGT ZUE, DÄ BÜRSCHTET S'GWÄNDLI, DÄ WÄSCHT EM D'HÄNDLI, DÄ SITZT IS OFENEGGLI UND ISST SIS WÜRSCHTLI UND SIS WEGGLI. Gesammelt von Susanne Stöcklin-Meier.

~ Zitat ~

«MANCHMAL DENKE ICH, GROSSMUTTER SEIN WÄRE EIGENTLICH GANZ NETT. DIE KINDER KOMMEN DANN UND WANN ZU BESUCH, SIND GOLDIG, UND MAN IST GELASSEN.» Die 73-Jährige Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zum Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».

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Isole di Brissago # 09 ~ 2016


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~ Elternsprüche ~

«ICH WÜNSCHE DIR NICHTS SCHLIMMES – NUR EIN KIND, WIE DU EINS BIST.» Kurze Sätze, die unser Leben begleiten. Gesammelt von Beat Gloor.

~ Kurs ~

TECHNIK-GROSI UND NATURKUNDE-NONNO ~ Wie uns unsere Enkelkinder nennen ~

Der Forschergeist und die Entdeckungslust der Kinder werden in der Schule und zuhause oft zu wenig gefördert, stellt die Pädagogische

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Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz fest. Dabei lieben es Kinder, mit einfachen Experimenten naturwissenschaftlich-technische Phänomene zu erforschen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel setzt nun auf die Grosseltern und bietet für diese im September und im Oktober naturwissenschaftliche Kurse an. An jeweils vier Dienstagnachmittagen lernen die Grosseltern viele faszinierende Versuche kennen, die sie anschliessend mit den Enkelkindern ausprobieren können. Einzige Voraussetzung: Interesse an Naturwissenschaft und Technik. ~MB

Ich werde von meinen sechs Enkelkindern Lumpi-Oma genannt. Der Grund: Wir hatten einen Hund, der Lumpi hiess. HELGA MATHILDE KEMMER, VIA FACEBOOK Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? Und gibt es eine Gesichte zu Ihrem Namen? Schicken Sie sie uns doch bitte zu an redaktion@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Vielen Dank!

Kursdaten: 6.9. bis 27.9., jeweils dienstags 14 bis 17 Uhr. Oder 18.10. bis 8.11., jeweils dienstags 14 bis 17 Uhr. Ort: Fachhochschule Nordwestschweiz, Basel. Preis: 120 Franken. Anmeldung: bis 14 Tage vor Kursbeginn. 061 206 44 66, info@akzent-forum.ch, www.akzent-forum.ch Foto: Florian Bielefeldt

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Stilfrage ~

HABEN ROTE MÄNNERHOSEN STIL? Lieber Herr Gindely, Ihre Frage hat mich überaus amüsiert. Weil ich mir umgehend vorstellte, wie Ihr Herr Vater einkaufen geht, vermutlich sehr widerwillig, und ihm im Geschäft diese roten Hosen angepriesen werden. Und wie er die ansieht und nicht recht weiss, was er davon halten soll, weil ältere Männer sich meist nicht um Mode kümmern, und wenn ihnen jemand sagt, das trägt man heute!, denken sie, na, wenn das so ist, dann posten wir die, rot ist ja auch mal was anderes und so. Item. Das mit den roten Hosen ist so eine Sache. Es gibt sie tatsächlich, jene Männer, die sich damit Jugendlichkeit verleihen wollen, und dass das dann angestrengt daherkommt, dafür kann die rote Hose nichts, weil es an der verkrampften Absicht dahinter liegt. Ich hole drum grad etwas aus zur In letzter Zeit fällt mir – als Chefredaktor des GrosselternMagazins vielleicht berufsbedingt - immer wieder auf, dass sehr viele Männer ab etwa 55, 60 Jahren rote Hosen tragen. Ich finde, es sind oft Männer, die sich jung und sportlich geben wollen. Allerdings muss man auch sagen: In Modegeschäften für reifere Herren werden diese Modelle explizit empfohlen, wie mir mein Vater berichtet hat. Ich wollte wissen, ob rote Hosen Stil haben und wandte mich vertrauensvoll an Bettina Weber, die im «Tages-Anzeiger» jeden Montag treffende und reizende Antworten auf Stilfragen gibt. Frau Weber schrieb mir folgende Zeilen, die ich Ihnen nicht vorenthalten will:

Verteidigung der roten Hose, weil ich nämlich sehr dafür bin, dass ältere Menschen Farben tragen. Gerade sie. Man verblasst ja ein wenig im Alter, wird ein bisschen aquarellig sozusagen. Und da kann man mit Farbe Gegensteuer geben. Die sorgt für Frische und, nicht zu unterschätzen, für Fröhlichkeit. Ich bin total für Fröhlichkeit, die Welt ist traurig genug. Deshalb sollten ältere Menschen auch nie, nie, nie diese kalbfleischfarbenen Windjacken tragen, überhaupt sollten sie nie Beige tragen; nur schon dieses schreckliche Wort bäääsch, grauenhaft, so sieht man dann auch aus. Deshalb, auch wenn ich all Ihre Zweifel verstehe, lieber Herr Gindely: Ihr Vater soll diese roten Hosen rocken. Bettina Weber

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# 09 ~ 2016

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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«Wir müssen die Kleine schützen» Christiane R. wohnt im abgelegenen 50-Seelen-Dorf Maupotel in Lothringen. Die 50-Jährige betreut regelmässig ihre zweieinhalbjährige Enkelin Louise, damit Vater und Mutter der Kleinen auf dem Bauernhof arbeiten können.

und alle andern Verpflichtungen. Abends um zirka 18.30 Uhr reisen Tochter und Enkelkind wieder nach Hause. Die 50-jährige Grossmutter arbeitet zudem zu 50 Prozent als Sekretärin in einem Notariatsbüro im nahen Xertigny. In diesen Tagen betreut die ebenfalls im Haus lebende Urgrossmutter die Kleine. Auch die Grosseltern väterlicherseits sind in Kontakt mit ihrem Enkelkind. Christiane gibt zu, dass die verschiedenen Aufgaben in Familie, Haushalt und Beruf und zudem als Grossmutter sie manchmal an die Grenze ihrer Kräfte bringen. Sie möchte von der Verantwortung gerne etwas abgeben, sieht aber im Moment keine Möglichkeit dazu. KLEINE VERTRAUTE WELT

Louise und Christiane beim Spielen im Haus der Grossmutter.

D

rei Frauen sind im Leben der kleinen Louise* wichtig: Es sind Maman, ihre Mutter, Mamie, ihre Grossmutter, und Memère, ihre Urgrossmutter. Betreut wird das Kind hauptsächlich von der Grossmutter, damit Vater und Mutter ihrem Beruf und dem nötigen Verdienst nachgehen können. Beide arbeiten als Landwirte auf dem jeweiligen Bauernhof der Eltern, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Die Familie hat 200 Kühe, davon 50 Milchkühe. Das bedeutet viel Arbeit und ein Angebundensein am Ort. Die Milch wird regelmässig vom Hof abgeholt und zur

«Laiterie» gebracht. Ein Teil der Tiere dient der Fleischproduktion. ENGE FAMILIENBANDE Louise und ihre Mutter kommen um zirka 6.30 Uhr zum Hof der Grosseltern, wo «Mamie» die Obhut des Kindes übernimmt. Die Kleine wird nochmals ins Bettchen gebracht, wo sie bis zirka acht Uhr schläft. Christiane ist froh um diese Zeit, die sie nutzt, um ihre Hühner und Kaninchen zu versorgen. Dann ist Zeit für ihren kleinen Liebling, zuerst für das gemeinsame Morgenessen, dann für Unternehmungen drinnen und draussen, für den Haushalt # 09 ~ 2016

Louise spielt gerne mit der Puppenstube und den Plastikfiguren und kennt die Welt im und um den Hof. Zusammen mit Mamie geht sie auf «Exkursionen», um Schnecken, Schmetterlinge, Küken und Katzen zu beobachten. Am liebsten streichelt sie die kleine rote Katze «Tinou», die ihr besonders ans Herz gewachsen ist. Das Kind pflückt auch gerne Wiesenblumen, um Maman mit Sträusschen zu überraschen. Die Natur ist überall präsent, Autos fahren auf der Hauptstrasse hingegen nur sporadisch vorbei. Im Moment ist Louise nicht in Kontakt mit andern Kindern. Das wird sich ändern, wenn sie die «Ecole maternelle» besuchen kann. Die Kleine wird dann am Morgen mit dem Schulbus abgeholt und ins nächste Dörfchen nach Void d´Escles zum Kindergarten gefahren. Am Mittag


Höhepunkte Omans

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müssen die Kinder von dort wieder privat abgeholt werden. LEBEN IN MAUPOTEL

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Die in der Landwirtschaft tätige Gross­ familie lebt zurückgezogen. Sie ist gros­ senteils Selbstversorger und verlässt das Dorf möglichst nur für zusätzlich nötige Einkäufe. Der Ausflug zum Grossvertei­ ler oder ins rund 20 Kilometer entfernte Epinal mit circa 33´500 Einwohnern be­ deutet für die Mitglieder der Familie keine Freude. Abgase, Lärm und Stress werden als Belastung empfunden. Auch kleinere Menschenansammlungen in der Region

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Die Vielfalt des Omans und die herzliche Gastfreundschaft werden Ihnen gefallen. 1. Tag: Direktflug Zürich – Muscat 2. Tag: Muscat 3. Tag: Muscat – Sur 4. Tag: Sur – Wahiba Sands 5. Tag: Wahiba Sands – Jebel Shams 6. Tag: Jebel Shams – Nizwa – Muscat 7. Tag: Muscat – Nakhal – Muscat 8. Tag: Muscat – Heimreise / Badeferien-Verlängerung

FRANKREICH Einwohner: 66,31 Millionen Hauptstadt: Paris Fläche: 643 801 km² Schulwesen: Ecole maternelle (Kindergarten) bereits für Kinder ab 2 Jahren, danach Ecole élementaire (5 Jahre), Collège (4 Jahre), fakultativ: Lycée (Gymnasium, 3 Jahre), Abschluss mit baccalauréat, der französischen Matura. Religionen: laizistischer Staat (Staat und Kirche voneinander getrennt ), rund die Hälfte der Bevölkerung ist katholisch, 31 Prozent sind ohne Religionszugehörigkeit, 9 Prozent Muslime, etwa 3 Prozent Protestanten. Besonderes: Meistbesuchtes Land der Welt (2015: 84,5 Mio Touristen).

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werden konsequent gemieden. Nach den terroristischen Anschlägen, von denen die Familie im Fernsehen vernahm, müsse man noch mehr aufpassen, vor allem um das Kleinkind zu schützen. Die Vorsicht ist allgegenwärtig: Die Familie erlaubt daher nur ein Foto, auf dem das Gesicht des kleinen Mädchens nicht erkennbar ist. Man wisse ja nie: Bilder von Kindern im Internet seien heute eine Gefahr, wird argumentiert. Im Gespräch tauen die Mitglieder der Fami­ lie langsam auf. Louise hält dabei still die Hand der Grossmutter, sagt aber im Beisein der Fremden kein Wort. Die Erwachse­ nen hingegen beklagen die Politik der Regierung in Paris, insbesondere da der Erlös für landwirtschaftliche Produkte je länger je schlechter werde. Die noch junge Grossmutter sieht für sich zwar kaum mehr Probleme, sorgt sich aber um die Zukunft ihrer beiden erwachsenen Kinder und ihrer Enkelin. Christiane hofft, dass sie weiterhin im landwirtschaftlichen Familienbetrieb arbeiten darf und alle im kleinen Maupotel bleiben können. Hier sei ihre Heimat, die sie kennen, lieben und mit der sie vertraut seien. •

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«ADIEU, KLEINSTE LOUISA» Zum Ende der Kolumne «Brief an Louisa», Ausgabe 07&08/16

Sehr geehrter Herr Rolf Käppeli Gerne habe ich Ihre Briefe an Ihre Enkeltochter gelesen; ein spezieller Blickwinkel aus Sicht des Grossvaters. Möge die liebevolle Zuneigung bleiben. Vielen Dank für die wunderbaren Textbeiträge. Alles Gute wünsche ich Ihnen. Sibylle Kunz, Kloten

«SPANNEND UND HILFREICH» Ihr Heft lese ich immer sehr gerne – oftmals ist das aktuelle Thema auch gerade das meinige, und Erfahrungen von anderen zu hören, ist spannend und hilfreich. Weiter viel Erfolg wünsche ich Euch. Beatrice Rosenthal, Arlesheim

«DIE WÜRMER WAREN NICHT ZU SEHEN» Zum Experiment «Was machen Regenwürmer?», Ausgabe 07&08/16

Letzte Woche (es hat ja oft geregnet) habe ich mit meinen Grosskindern Regenwürmer ausgegraben, sie in ein grosses Glas mit Erde «verpflanzt» usw., wie es im letzten GrosselternMagazin beschrieben wurde. Zur grossen Enttäuschung aller konnten wir die Regenwürmer weder beim Fressen noch beim Tunnelbau beobachten. Sie waren einfach schlicht nie zu sehen. Was haben wir falsch gemacht? Esther Kull, Kirchdorf

Sehr geehrte Frau Kull

noch eine etwas detailliertere Anleitung: Sie brauchen ein grosses Einmachglas, das oben offen ist. Befüllen Sie nun das Glas abwechselnd in Schichten aus feuchter Erde und Sand, bis das Glas etwa drei viertel voll ist. Wenn die Erde und der Sand trocken sein sollten, können Sie die Schichten zwischendurch mit einer Sprühflasche befeuchten. Obendrauf legen Sie dann welkes Laub oder Gras. Dann sammeln Sie Regenwürmer und setzen sie in die Erde. Sie werden sofort verschwinden, da sie sehr lichtscheu sind. Decken Sie das Glas mit einem dunklen Tuch ab und stellen Sie es an einen ruhigen, sonnengeschützten Platz. Von nun an muss die Beobachtungsstation regelmässig feucht gehalten werden, damit die Würmer nicht austrocknen. Aber nicht zu viel giessen, damit sie nicht ertränkt werden. Schon bald sollten Sie die Würmer beobachten können. Wir hoffen, dass es nun klappt! Beste Grüsse, die Redaktion

Es tut uns sehr leid, dass das Experiment bei Ihnen nicht sofort geklappt hat. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Erde in dem Glas zu trocken oder zu nass war oder dass es den Würmern zu hell war. Hier

Wir freuen uns über Ihr Lob, Ihre Kritik und Ihre Anregungen. Bitte schicken Sie uns Ihre Meinung per Post an «Grosseltern», Kronengasse 4, 5400 Baden oder per E-Mail an redaktion@grosseltern-magazin.ch.

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~ Kolumne ~ MEINE ENKEL – MEINE KINDER

Feuerwehreinsatz

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ass ich morgen Nachmittag zu den Enkelkindern schaue, ist schon lange fest abgemacht, und ich freue mich darauf. Plötzlich soll ich nun doch schon am Vormittag kommen. Kurzfristige Planänderung – meine Tochter weiss genau, dass ich das hasse. Wo soll man sich da festhalten, wenn die Richtschnur dauernd versetzt wird? Wie soll Ordnung herrschen, wenn jederzeit alles wieder umgeworfen werden kann? Diesmal werde ich absagen. Aber halt, dann sehe ich die Kinder nicht, und womöglich denken sie, dass ich sie nicht will. Eigentlich ist der Wechsel ja gar nicht so ein Problem für mich. Was hat meine Tochter gemeint mit: «Sonst müsste ich jemand anderen suchen»? Nein. So schnell lasse ich mich nicht ersetzen. Ich habe gar keine Wahl! Dann muss ich jetzt aber noch ein paar Telefonate machen, damit ich am Morgen frei machen kann. Kinder, euer Omi kommt! •

DIE MUTTER Marlis Friedrich Baumgartner (63) ist siebenfache Grossmutter und arbeitet als Web-Publisher. Ihre älteste Enkelin ist bereits ein Teenager, das achte Enkelkind ist unterwegs. Sie hütet regelmässig die Kinder ihrer beiden Töchter und unregelmässig die Kinder ihres Sohnes.

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ch kann doch nichts dafür, dass die Sitzung auf den Morgen verschoben wurde. Dass ich Mutter erst am Abend vorher angerufen habe, war vielleicht etwas knapp, das gebe ich zu. Ich hatte halt so viel um die Ohren, da ist es mir untergegangen, sie rechtzeitig zu informieren. Aber sind wir mal ehrlich, im Normalfall ist es für sie ja kein Problem umzustellen. Sie sagt immer, wie flexibel ihr Arbeitgeber sei und dass ich sie deshalb jederzeit für einen Hüti-Einsatz anfragen könne. Mehrmals habe ich ihr am Telefon gesagt, sie könne auch nein sagen, wenn die Umstellung für sie ein zu grosser Auf wand sei. «Sonst suche ich einfach jemand anderes», habe ich zu ihr gesagt – auch wenn das gar nicht so einfach gewesen wäre, so kurzfristig und dann gleich für alle drei Kinder. Aber ich wollte ihr damit eine wirkliche Wahl lassen und ihr nicht das Gefühl geben, dass sie mich hängen lässt, wenn sie absagt. Und nun erzählt sie mir schon zum dritten Mal, dass sie alle Termine verschieben musste. Mir kann sie aber kein schlechtes Gewissen einreden, sie hätte ja Nein sagen können. Das hätte sie wirklich. •

DIE TOCHTER Melanie Borter (37) hat drei Kinder, zwei Buben im Primarschulalter und eine Tochter im Säuglingsalter. Sie arbeitet in einem 50-Prozent-Pensum als Journalistin. Ihr Mann ist einen Tag zuhause, einen Tag werden die Kinder institutionell betreut und einen Tag von der Grossmutter gehütet.

Fotos: Tibor Nad

# 09 ~ 2016

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~ Hintergrund ~ NACHHALTIG LEBEN

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Ein närrischer Bauernhof Sarah Heiligtag und Georg Klingler führen einen veganen Bauernbetrieb. Der Hof Narr soll bei den Besucherinnen und Besuchern ein Umdenken anregen. Bei den Grosseltern hat es gewirkt: Die Eltern von Sarah leben heute vegan. Von GEORG GINDELY (Text) und SUPERPENG (Fotos)

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achhaltig leben? Darüber hatte Sarah Heiligtag während ihres Philosophiestudiums viel gelesen, gehört und diskutiert. Ihr Mann Georg Klingler Heiligtag hatte sich als Umweltwissenschaftler an der ETH ebenfalls oft mit dem Thema auseinandergesetzt. In der Theorie war beiden klar: So wie bisher geht es nicht mehr weiter. Experten zeichnen ein düsteres Bild der Zukunft. So sagt eine Studie, die in der renommierten Zeitschrift «Nature» veröffentlicht wurde, dass unserer Zivilisation in 40 Jahren der Kollaps droht, wenn die Menschheit gleich weiterlebt wie bis jetzt. Laut Wissenschaftlern bleiben noch 20 Jahre, um eine Umkehr einzuleiten. Irgendwann fanden Sarah und Georg, sie hätten genug von der Theorie und wollten

etwas tun. Sarah absolvierte die Landwirtschaftsschule, und das Paar zog nach Hinteregg ZH am Fuss des Pfannenstiels. Geplant war, einen Hof zu übernehmen – aber erst, wenn die gemeinsamen Kinder auf der Welt sein würden und sich das Familienleben eingespielt hätte. FREI, ACHTSAM, STARK Doch noch als Sarah mit ihrem ersten Kind schwanger war, teilten ihnen ihre neuen Nachbarn mit, dass sie ihren Hof aufgeben möchten. «Das ist unsere Chance», dachten Sarah und Georg und griffen zu. Sie tauften ihren Hof Narr. Weil sie sich ein bisschen wie Narr und Närrin fühlten. Was sie darunter verstehen, schreiben sie auf ihrer Internetseite: «Frei ist die Närrin, denn sie geht einen sorgsamen Weg fernab # 09 ~ 2016

von festgefahrenen Konventionen. Achtsam ist der Narr, denn er lässt sich nicht von dem, was als normal gilt, blenden. Stark sind die Narren, denn zusammen bauen wir mit Hand, Herz und Verstand unsere Zukunft.» Den Hof Narr gibt es nun seit über drei Jahren. Sarah und Georg, beide 37, produzieren Gemüse und Obst. Selbstversorger sind sie nicht, aber das wollen sie auch nicht sein. Ihnen geht es um etwas anderes: Mit ihrem Hof wollen sie so vielen Menschen wie möglich Themen wie Umweltschutz, Tierschutz, Biodiversität und Nachhaltigkeit nahe bringen. Sie organisieren Vorträge, Lesungen und Ausstellungen. Dazu führen sie Schulklassen, Firmenbelegschaften und andere Interessierte über den Hof, erklären ihnen, was sie ~


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Auf dem Hof Narr in Hinteregg ZH kommt man den Tieren ganz nah, zum Beispiel den beiden Ziegen Romeo und Julia.

# 09 ~ 2016


~ Hintergrund ~ NACHHALTIG LEBEN

24 tun und zeigen ihnen die über 80 Tiere wie Pferde, Schweine, Ziegen, Hühner. Keines von ihnen wird geschlachtet. Der Hof Narr ist ein sogenannter Lebenshof, ein veganer Bauernbetrieb. BESONDERER 1.-AUGUST-BRUNCH Der 1. August wird jedes Jahr mit einem grossen Brunch gefeiert. Serviert werden über 40 verschiedene Speisen, alle sind vegan. Der Anlass erfreut sich grösster Beliebtheit: Dieses Jahr war er ausgebucht, über 250 Menschen nahmen daran teil. «Wir wollen zeigen, dass nachhaltig leben nicht heisst, dass man spartanisch leben muss», sagt Sarah. Wer beschliesse, vegan zu leben, verzichte zwar auf Fleisch und Milchprodukte. Dafür entdecke er unzählige neue Lebensmittel und Rezepte. Das möge zu Beginn etwas anstrengend sein, aber es sei auch spannend. «Und es trägt viel zum Klimaschutz bei», sagt Sarah. Ein Fleischesser hat einen acht Mal grösseren ökologischen Fussabdruck als ein Veganer (siehe auch Interview auf Seite 26). Es liegt im Trend, das Thema Nachhaltigkeit positiv und lösungsorientiert anzugehen. Der erfolgreiche französische Dokumentarfilm «Demain – Tomorrow», der diesen Sommer äusserst erfolgreich im Kino lief, stellt Projekte und Initiativen vor, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen, um eine Umkehr einzuleiten.

tura, Greenpeace oder WWF wollen die Menschen dazu animieren, sich aus freien Stücken und aus eigener Verbundenheit für die Umwelt einzusetzen. In den Pro-Natura-Zentren im Aletschgebiet, auf dem Lukmanier-Pass und an anderen Orten können Kinder und Erwachsene die Natur bewusst erleben und so eine Beziehung zu

«Die Menschen haben heute ja fast keine Möglichkeit mehr, ein Schwein persönlich kennenzulernen» ihr knüpfen. Greenpeace baut im Projekt «Jugendsolar» mit Jugendlichen zusammen Solaranlagen, und der WWF führt diverse Lager durch, um in Kindern die Freude an der Natur zu wecken. Wie wichtig das Erleben ist, sehen Sarah und Georg auf ihrem Hof Narr tagtäglich auf ihren Führungen. Kinder und Erwachsene schauen zu, fassen an, stellen Fragen. Vor allem schliessen sie die Hoftiere ins Herz. Am beliebtesten sind übrigens die Schweine – trotz ihres schlechten Rufs. «Sie gelten immer noch als schmutzige, stinkende Tiere», sagt Sarah. Dabei sind Schweine sehr sauber und äusserst intelligent. Wenn sie den Platz dazu haben, dann richten sie sich ein WC weit abseits ihrer Schlaffläche ein, und wer nahe an die Schweine auf dem Hof Narr herangeht und an ihnen riecht, merkt, dass sie kein bisschen stinken. EINE BEZIEHUNG ZU DEN TIEREN

Georg Klingler und Sarah Heiligtag mit ihren Kindern Nils und Indra.

In der Schweiz setzen Grossverteiler wie Coop oder Migros ganz gezielt auf das Thema Nachhaltigkeit und werben mit ihren Anstrengungen in dieser Richtung. Und Umweltorganisationen wie Pro Na-

Der Familienbetrieb macht viel Arbeit, am Anfang gingen Sarah und Georg fast unter. Unterstützt werden sie von immer mehr freiwilligen Helferinnen und Helfern. Auch die Familie hilft stark mit. Annelie und Richard Heiligtag, die Eltern von Sarah, wohnen zwar in Baselland, sind aber ein bis zwei Tage in der Woche

«Aber die Menschen haben heute ja fast keine Möglichkeit mehr, ein Schwein persönlich kennenzulernen», sagt Sarah. Die Tiere seien weggesperrt und dienten einzig der Fleischproduktion. «Es ist wichtig, dass wir wieder eine Beziehung zu den Tieren aufbauen, um unsere Sichtweise zu verändern», sagt Sarah. Das gelinge auf dem Hof Narr. # 09 ~ 2016

in Hinteregg, um die beiden Enkelkinder zu betreuen. Anfangs waren Annelie und Richard besorgt, als Sarah und Georg von ihren Plänen erzählten. Sie hatten Angst, dass sich die beiden übernehmen würden. «Manchmal fand ich, sie könnten doch auch etwas Normales machen», sagt Annelie. Heute sind sie und ihr Mann stolz darauf, was Sarah und Georg erreicht haben. «Der Ort hat eine Ausstrahlung, die weitherum wirkt», sagt Richard. DER IRRTUM DER 68ER Er und seine Frau gehören zur Generation der 68er. «Wir dachten damals, dass die Welt immer besser werden wird», sagt Annelie. «Aber wir haben uns getäuscht.» Wenn sie all die Nachrichten von Terroranschlägen, Kriegen, Tierleid und Klimawandel höre, denke sie sogar, dass alles schlimmer geworden sei. Der Hof Narr sei da wie eine Kerze im Dunkeln. «Ich hoffe, dass das Projekt immer heller strahlen wird und viele Menschen zu einem Umdenken anregt», sagt Annelie. Übrigens: Sie und Richard, beide 68 Jahre alt, leben heute auch vegan. Die beiden sind zwar schon lange Vegetarier, vor kurzem haben sie sich aber entschlossen, auch auf Milchprodukte und Eier zu verzichten. Unter anderem der Zukunft ihrer Enkelkinder zuliebe. •


Taten statt Worte Nr. 8

Bei der Tierhaltung schauen wir ganz genau hin. Schon seit über 35 Jahren setzen wir uns mit speziellen Projekten für das Wohl der Tiere ein. Unser Naturafarm-Angebot unterliegt besonders strengen Richtlinien, die weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Deshalb geniessen unsere Nutztiere Auslauf- oder Freilandhaltung. Der Schweizer Tierschutz STS kontrolliert jährlich und unangemeldet unsere Naturafarm-Betriebe. Und er stellt fest: Coop ist in der Schweiz die Nr. 1 in Sachen Tierwohl.

Alles über das Nachhaltigkeits-Engagement von Coop auf: taten-statt-worte.ch


~ Hintergrund ~ NACHHALTIG LEBEN

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«Wir raten dazu, Flexitarier zu werden» Nachhaltigkeitsexperte Christoph Meili sagt, dass wir Schweizerinnen und Schweizer viel weniger umweltbewusst sind, als wir denken – und gibt Tipps, wie wir ohne grossen Aufwand nachhaltiger leben können. Von GEORG GINDELY (Interview) und SUPERPENG (Foto)

Herr Meili, was kann ich tun, um so nachhaltig wie möglich zu leben? Am wirksamsten sind zwei Dinge: Zum einen sollten Sie wenn immer möglich

wirkungsvoll ist. Es hat ehrlich gesagt keinen sehr grossen Einfluss auf die Umwelt, wenn wir immer das Licht löschen oder den Einkaufssack mehrmals

Weshalb ist das Fliegen so schädlich für die Umwelt? Beim Fliegen legt man innert kurzer Zeit sehr grosse Distanzen zurück.

auf Flugreisen verzichten und stattdessen in der Schweiz oder in den umliegenden Ländern Ferien machen. Zum andern können Sie Ihren Fleischkonsum reduzieren und so einkaufen, dass Sie keine Nahrung wegwerfen müssen.

brauchen. Aus psychologischer Sicht ist das sogar gefährlich: Man sagt sich, jetzt habe ich immer das Licht gelöscht, dafür gönne ich mir einen Trip nach New York. Dabei ist die Umweltbelastung bei Letzterem so viel höher, dass man die Belastung auch in einem ganzen Leben nicht wettmachen könnte.

Fliegen ist daher pro Stunde betrachtet die Tätigkeit, welche die Umwelt mit Abstand am stärksten belastet. Zudem haben die Abgase der Flugzeuge grössere Wirkung, weil sie in grosser Höhe ausgestossen werden. Man geht davon aus, dass sie bis zu fünfmal klimaschädlicher sind als Abgase, die

Was ist mit weniger Auto fahren, weniger heizen, Recycling und anderem mehr? Das hat natürlich ebenfalls Auswirkungen. Aber die oben genannten Punkte sind die wirkungsvollsten. Es ist auch nicht ganz so leicht, eine neue Heizung einzubauen, den Wohnraum zu reduzieren oder ein Elektroauto zu kaufen. Das sind grössere Umstellungen. Was ist mit dem Recycling? Darin sind wir Schweizerinnen und Schweizer wirklich gut. Man muss aber bedenken, dass kaum jemand so viel Abfall wie wir produziert – da gibt es natürlich auch viel zu recyclen. Sind wir Schweizerinnen und Schweizer besonders umweltfreundlich? 75 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bezeichnen sich als umweltfreundlich, und viele Menschen wollen etwas für die Umwelt tun. Aber viele tun, was bequem ist – und nicht, was

«Vegane Küche kann sehr schmackhaft sein»: Blick auf das Buffet des veganen 1.-August-Brunchs auf dem Hof Narr. # 09 ~ 2016


27 auf der Erde ausgestossen werden. Wir Schweizer fliegen doppelt so oft wie die Menschen in unseren Nachbarländern. Alles in allem leben wir auf viel zu grossem ökologischen Fuss. Was heisst das? Wenn alle Menschen auf der Welt wie wir Schweizerinnen und Schweizer leben würden, bräuchte es auf lange Frist 3,3 Planeten, um Rohstoffe zur Verfügung zu stellen und Schadstoffe zu entsorgen. Der Fussabdruck der gesamten Menschheit beträgt im Moment 1,6 Planeten. Wir liegen also weit über dem Durchschnitt.

das sie zum Beispiel am Walensee erlebt haben. Damit können sie in ihnen die Freude wecken, in der Schweiz Ferien zu machen. Oder sie erzählen ihnen von den Zeiten, als Nahrungsmittel knapp waren, nicht oft Fleisch auf den Tisch kam und Reste nie fortgeschmissen, sondern wiederverwertet wurden. Solche schmackhaften Restenrezepte können Grosseltern ihren Enkeln auch vorkochen und weitergeben.

Was können Grosseltern zur Nachhaltigkeit beitragen?

Weshalb ist es eigentlich so schlecht für die Umwelt, Fleisch zu essen? Die Herstellung von Fleisch ist sehr energieintensiv und braucht viele Ressourcen. Für ein Kilogramm Rindfleisch benötigt es bis zu 15 Kilogramm pflanzliche Nahrung, was sehr ineffi-

Sehr viel! Sie können ihren Enkelkindern zum Beispiel die Schönheit der Schweiz vermitteln und ihnen von einem tollen Abenteuer erzählen,

zient ist. Zudem stossen Rinder viel Methan aus. Das Gas ist 25 Prozent klimawirksamer als CO2, das heisst, es fördert den Treibhauseffekt noch

stärker als Kohlendioxid. Das Problem stellt sich übrigens nicht nur bei der Fleischproduktion, sondern auch in der Milchwirtschaft. Damit Kühe Milch geben, müssen sie ja jedes Jahr ein Kalb bekommen, und auch diese Rinder fressen und stossen Methan aus. Was heisst das: Sollen wir alle Veganer werden? Nein, wir raten dazu, Flexitarier zu werden. Das bedeutet, dass man zwei bis drei Mal pro Woche Fleisch isst und sich auch beim Konsum von Milchprodukten etwas einschränkt. Heute essen Schweizer im Durchschnitt einmal pro Tag Fleisch. Weshalb raten Sie nicht gleich dazu, vegan zu leben? Natürlich wäre das für die Umwelt das Beste. Restaurants wie Hiltl oder Tibits zeigen heute auch, wie gut und ~

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# 09 ~ 2016

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~ Hintergrund ~ NACHHALTIG LEBEN

28 schmackhaft vegane Küche sein kann. Aber diese Umstellung ist nicht ganz einfach, und wir möchten ja Tipps geben, wie jeder und jede so rasch, einfach und wirkungsvoll wie möglich etwas zum Umweltschutz beitragen kann. Wie steht es mit regionalen Produkten? Ist es wichtig, Produkte aus der Umgebung einzukaufen? Aus der Klimaperspektive ist es nicht so relevant, ob Tomaten aus der Schweiz, aus Marokko oder aus Spanien kommen,

Man kann zum Beispiel im eigenen Haus auf Ökostrom umstellen. Dazu ist lediglich ein Telefonanruf beim Stromanbieter nötig. Was bringt Ökostrom? Mit den Einnahmen werden erneuerbare Energien wie die Solartechnik, Windkraft und Wasserkraft gefördert. Das ist sehr wichtig. Gerade die Solartechnik hat in den letzten Jahren nochmals einen grossen Entwicklungssprung gemacht.

«Gemüse aus dem Schweizer Treibhaus, das mit Erdöl geheizt wird, belastet das Klima meist stärker als Gemüse, das mit dem Schiff und dem Lastwagen in die Schweiz gebracht wird.» solange sie nicht mit dem Flugzeug transportiert werden. Gemüse aus dem Schweizer Treibhaus, das mit Erdöl geheizt wird, belastet das Klima sogar meist stärker als Gemüse, das mit dem Schiff und dem Lastwagen in die Schweiz gebracht wird. Es ist sogar so, dass der Transport mit dem Lastwagen pro Kilo Orangen oft weniger Energie verbraucht als der Transport des Kilos vom Supermarkt nach Hause, wenn man mit dem Auto einkaufen geht. Wirklich? Ja. Das hat damit zu tun, dass in einem Lastwagen mehrere Tonnen Obst und Gemüse Platz haben und deshalb die Energiebilanz auf ein Kilo Orangen hinuntergebrochen trotz der vielen zurückgelegten Kilometer weniger gross ist, als wenn man das Kilo allein wenige Kilometer im eigenen Auto transportiert. Was kann man sonst noch tun, um nachhaltig zu leben?

150 Kilometer. Aber nur etwa 2 Prozent der Pendler fahren täglich Strecken von mehr als 100 Kilometern. Für die allermeisten Fahrten genügen die Batterien also vollkommen. Zudem entfällt die umständliche Fahrt zur Tankstelle, da sich die Fahrzeuge auch an der heimischen Steckdose aufladen lassen. Wie kann man sich sonst noch für eine nachhaltige Welt einsetzen? Indem man sich politisch für den Umweltschutz engagiert. Es braucht oft nur den Einsatz einiger weniger Leute, um den Staat oder eine Firma dazu zu bringen, sich nachhaltig zu verhalten. Ein gutes Beispiel sind die Klimaseniorinnen, die Sie im letzten Heft vorgestellt haben: Die Frauen im Grossmütteralter klagen gegen die Schweizer Klimapolitik, weil sie ihren Enkelkindern eine Zukunft in einer intakten Umwelt ermöglichen möchten. Das finde ich toll: Die Aktion löst Diskussionen aus und kann mit dazu beitragen, dass unsere Zukunft wirklich enkeltauglich wird. •

Ich habe gehört, die Herstellung von Solarzellen sei sehr umweltbelastend. Stimmt das? Ja, genau wie die Produktion von anderen Kraftwerken auch. Nach eineinhalb Jahren Betrieb ist diese Umweltbelastung bei den Solarzellen jedoch kompensiert, und ab diesem Zeitpunkt produzieren die Zellen sauberen Strom. Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl, Erdgas oder Kernenergie belasten die Umwelt jedoch während der gesamten Laufzeit extrem. Was empfehlen Sie beim Autofahren? Da lohnt es sich gerade für Grosseltern, auf ein Carsharing-Modell umzusteigen. Mobility-Autos stehen heute ja überall. Wer dennoch ein neues Auto kaufen will, erwirbt am besten ein Elektroauto. Bleibt man da nicht ständig stehen, weil einem der Strom ausgeht? Die Reichweite der heutigen Elektroautos beträgt bereits mindestens # 09 ~ 2016

CHRISTOPH MEILI, 32, ist Experte für Ökobilanzen und Konsumthemen beim WWF. Er erarbeitet unter anderem die Konsum-Ratgeberangebote für www.wwf.ch und die WWF-Ratgeber-App mit Umwelttipps für den Alltag und mehr.


Da s G e h e i m n iesr spürbar schön h A U T.

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VALENTIN Der Enkel von Agatha Fausch und Rolf Wespe stirbt kurz vor seiner Geburt. Als die Grosseltern Abschied von ihm nehmen, finden die Trauer und das Glßck zusammen. Es ist eine Sternstunde – bodenlos tief und rauf bis in den Himmel.

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~ Hintergrund ~ KINDSTOD

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Von ANNA MILLER (Text) und SOPHIE STIEGER (Fotos)

S

Sie nannten es Mänschli, weil sie den Namen noch nicht kann-

Manchmal fragte er sich danach, ob er auf dieses Gefühl hätte

ten. Wenn sie ihrer Tochter auf Wiedersehen sagten, sagten sie Tschüss Aglaia, sahen dann auf ihren Bauch hinunter und sagten auf Wiedersehen, Mänschli, bald sehen wir endlich auch dich. Agatha Fausch ist jetzt 74 Jahre alt. Sie sagt, sie habe zwei wunderbare Geburten gehabt, «das Allerschönste, was ich je erlebt habe.» Für sie war klar: Ihrer Tochter wird es genauso gehen. Ihre Tochter ist 39 Jahre alt, sie hat einen liebevollen Mann, Jan. Aglaia wird schwanger, während sie die Hochzeit planen, das Baby ein Wunschkind, nach fünf Jahren Partnerschaft. Agatha freut sich, endlich Grossmutter. Und ihr Mann, Rolf Wespe, 68 Jahre alt, freut sich mit ihr. Agatha kauft Babyfinkli in Bulgarien, ein Wickeltuch beim Trekking in Tibet. Schöne Kleider aus allen Teilen der Welt, ihr neues Ritual. Agatha lässt sich von einer Bekannten in Wochenbettbegleitung instruieren. Die Beraterin gibt Agatha ein Plakat mit, auf dem steht, wie man Babys heute legt und trägt, wie man Stilltee braut. Sie besorgt sich ein kleines Badewännchen und holt die dreissig Jahre alten Kleidchen ihrer Tochter wieder aus dem Keller.

hören sollen, aber was nützt das noch? Ferienende, am 5. Januar kommen die angehenden Grosseltern zurück nach Luzern. Agatha denkt, bald kommt das Kind, Mitte Januar, wie bei mir, ein bisschen später als erwartet. 7. Januar, Agatha steht um 7 Uhr auf, läuft in die Küche und macht sich einen Tee. Dann läuft sie aus dem Haus, geht zum Bahnhof und fährt nach Zürich zu ihrem Osteopathie-Termin. Der Therapeut fragt sie, wie es geht, sie sagt, ich freue mich, es ist ein Enkelkind unterwegs. Sie selbst hatte ihm bei seinem ersten Kind Blumen gebracht.

ROLF SPÜRTE, DASS ETWAS NICHT STIMMTE Drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin gehen sie alle im Schnee von Scuol spazieren, die bald neue Familie, der Vater von Jan sucht sich jedes Spital zwischen Scuol und Basel heraus, zwischen dem Ferienort und dem Wohnort der werdenden Eltern. Sicher ist sicher. Warten auf etwas, das man nicht kennt, aber doch voller Hoffnung, voller Aufregung, voller Freude. Weihnachten 2014, es gibt Fondue, eine kleine Feier in den Bergen mit der 90-jährigen Grosstante aus dem Altersheim. An Silvester sagt Aglaia übers Telefon, sie müsse notfallmässig zum Zahnarzt, eine Füllung ist aus dem Zahn gefallen. Sie ist unsicher, aufgewühlt. Rolf sagt heute, er habe ein schlechtes Gefühl gehabt, er hätte gespürt, dass etwas nicht stimmte.

«ES GIBT EINE TRAURIGE NACHRICHT» Agatha setzt sich wieder in den Zug, zurück nach Luzern, das Handy klingelt, ein Anruf ihres Mannes. Rolf sagt, sie müssen ins Spital. Agathas Herz schlägt, seine Stimme bricht. «Wir müssen», Agatha wird schlecht. «Es ist nicht gut», sagt er, «was ist nicht gut?», fragt sie. Er habe eine SMS von seiner Tochter bekommen, «Valentin ist auf die Welt gekommen. Aber es gibt eine traurige Nachricht», hatte sie geschrieben, er war sofort zurück in die Wohnung gerannt und hatte sie angerufen. Und sie sprach ins Telefon: Valentin ist tot. Agatha Fausch weint lautlos in ihrem Zugabteil. Sie spürt den Boden unter ihren Füssen nicht mehr. Es fühlt sich an wie damals, als ihre Schwestern sie aus der Schule holten und zu ihr sagten: Komm, Agatha, wir müssen ins Spital, Vater stirbt. Um 15.54 Uhr nehmen Agatha und Rolf den Zug nach Basel. Die Geburtsanzeige per SMS ist gleichzeitig die Todesanzeige, Valentin, den Namen lesen Agatha und Rolf das erste Mal. Rolf Wespe sagt, er wisse nicht mehr, was er und seine Tochter gesprochen hätten, am Telefon. Er wisse nur, dass er sagte: «Wir kommen sofort.» Agatha übermannt eine unendliche Traurigkeit. «Der Tod kam wieder in mein Leben, an einem Ort, an dem ich ihn nie ~

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~ Hintergrund ~ KINDSTOD

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erwartet hätte», sagt sie heute. Dieser Schmerz für ihre Tochter, die Enttäuschung für sie selbst. Aglaia hatte Wehen gehabt in der Nacht. Am Morgen früh war die Hebamme gekommen, sie hatte keine Herztöne mehr gehört, sagte aber nichts. Sie sagte nur: «Wir müssen in die Frauenklinik.» Der Oberarzt kam, er sah Jan an, und sagte ihm: «Ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihr Kind tot ist.» Dann geht alles sehr schnell, Aglaia gebärt ihr totes Kind. Agatha hat allen Freunden und Nachbarn gesagt, dass sie ein Enkelkind verloren hat, sie hat es allen zugemutet. «Mehrheitlich habe ich damit ein Entgegenkommen erlebt, aber ich habe die Leute auch überfordert», sagt Agatha. Die Leute hätten Dinge gefragt, wie, ob die schwangere Tochter genug gegessen habe, unerhörte Dinge. Das Kind liegt tot in einem kleinen Körbchen neben den Eltern, der kleine Valentin hat eine Zipfelmütze mit Sternchen an, Agatha sagt, er habe ausgesehen wie ein kleiner Spitzbub. Ganz fein und klug sei Valentin gewesen, das Gesichtchen wie dasjenige seines Grossvaters, die ganze Welt darin enthalten. Aglaia und Jan legen Agatha das Kind in den Arm, es ist ganz still, «einer dieser Momente im Leben, wo die Trauer und das Glück zusammenfinden», sehr selten sei das, eine Sternstunde. Bodenlos tief und rauf bis in den Himmel. Sie bleiben lange, sie halten ihn, legen ihn zurück ins Körbchen, halten ihn wieder. Aglaia weint und spricht und schläft. Nur lachen tut sie nie. «Das Grossartige an Aglaia ist, dass sie sich nicht fragt, was alles schief gegangen ist», sagt Rolf heute. «Sie nimmt es einfach, wie es ist. Sie lässt es ruhen.» Agatha Fausch und Rolf Wespe bleiben zwei Tage in Basel. Sie fragen sich, ob ihre Tochter diesen Schicksalsschlag verkraftet, ob sie es schafft, nicht daran zu zerbrechen. «Sie hat so geweint, so sehr», sagt Agatha, «ihr Herz zerbrach an diesem Tag.» Das habe sie und ihren Partner zusammengebracht. STERNENREISE MIT VALENTIN Seither ist Agatha bei Vollmond öfter draussen. Sie stellt sich unter den Sternenhimmel und schaut in die Tiefen der dunklen Nacht. Dann hat sie das Gefühl, Valentin sei ihr noch näher als sonst schon. Er war zwei Tage nach Vollmond geboren worden, damals, nach einer sehr stürmischen Vollmondnacht. Wenn es dunkel ist und es Agatha friert, zündet sie ein paar Kerzen an und stellt sie vors Fenster. «Die sind für Valentin.» Seit Valentin war und nicht mehr ist, sei sie demütiger geworden, sagt Agatha. «Ich bin nun Grossmutter, obwohl ich keine Enkel habe.» Sie nimmt ihn manchmal in Gedanken mit, wenn ein Ausflug ansteht, sie war mit Valentin schon im Planetarium, sie stellt es sich dann einfach vor. «Ich schaute in die Sterne und hob von der Erde ab, und Valentin schaute mit.» Es gebe Beziehungen, die an solchen Ereignissen zerbrechen, und dann gibt es die von Agatha, Rolf, Aglaia und Jan, die zerbrechen nicht. Eine kopernikanische Wende sei das gewesen, der Tod mit einer solchen Wucht. Das Leben habe eine völlig neue Richtung

«Ich bin Grossmutter, obwohl ich keine Enkel habe», sagt Agatha. Manchmal nimmt sie Valentin in Gedanken mit, wenn ein Ausflug ansteht, sie war mit ihm schon im Plantarium, sie stellt es sich dann einfach vor. genommen. Jedes Kind, das er sehe, sagt Rolf, erinnere ihn an Valentin. Mit jedem Bub auf der Strasse kommt die Geschichte wieder hoch. Die Endlichkeit des eigenen Lebens sei plötzlich so klar. Die Idee der Ewigkeit: weg. Dass Agatha jetzt Grossmutter ist und Aglaia Mutter, hat die Beziehung subtil verändert, auch wenn der Enkel nicht lebt. Aglaia ist wieder schwanger. Agatha betet jeden Tag. EIN LIED ZUM ERSTEN GEBURTSTAG Vor ein paar Monaten haben sie alle Valentins ersten Geburtstag gefeiert, in der Wohnung der Eltern in Basel. Agatha hat Suppe mitgebracht und Kürbiskuchen, die Hebamme kam, die Pfarrerin. Mit Fackeln in den Händen sind sie zum Friedhof gelaufen und haben gesungen. Welch sanftes Sehnen; wie manchen schönen Abend haben wir zusammen verbracht. Dich zu verabschieden ist so schwer, meine Freude, schlafe gut. Gute Nacht, schlafe gut. Meine Freude, schlafe gut. •

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Rolf Wespe und Agatha Fausch. # 09 ~ 2016


~ Hintergrund ~ KINDSTOD

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«Viele Grosseltern denken, sie dürften nicht trauern» Fachfrau Anna Margareta Neff sagt, was man als Familie tun kann, um den Schmerz über den Verlust eines Kindes zu lindern. Frau Neff, wenn wir von perinatalem Kindstod sprechen, also vom Tod eines Kindes rund um die Geburt: Wie viele Menschen in der Schweiz sind überhaupt betroffen?

Ist das richtig? Natürlich ist es verständlich, sie haben ja nicht ihr eigenes Kind verloren. Aber für Grosseltern ist es schwierig zu wissen, was richtig und was falsch ist.

Es stirbt durchschnittlich pro Tag in der Schweiz ein Kind in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft und ein Kind im ersten Lebensmonat. Dazu kommen 30 bis 40 Prozent Fehlgeburten in der ersten Hälfte der Schwangerschaft.

Soll ich trösten? Wie oft soll ich meinen Sohn, meine Tochter besuchen? Darf ich darüber sprechen, weinen, wütend sein? Diese Hilflosigkeit ist sehr schwierig. Dazu kommt, dass viele Eltern im ersten Moment des Schocks vergessen, dass da noch Grosseltern wären, die auch Bedürfnisse haben.

Damit sind auch täglich werdende Grosseltern betroffen. Ja, obwohl viele von ihnen das gar nicht realisieren. Sie gestehen sich diese Rolle auch gar nicht zu, weil sie denken, sie dürften nicht trauern. Weil sie ja nicht direkt betroffen sind, im Gegensatz zu ihren Kindern. Dabei ist ihre Trauer gar nicht kleiner oder unbedeutender. Welche Gefühle begleiten denn Grosseltern in so einem Prozess? Ich erlebe oft, dass die Grosseltern eine riesige Trauer in sich tragen, diese aber nicht ausleben. Genau so wenig wie den Stolz darüber, dass sie nun Grosseltern geworden sind. Diese Gefühle sind wie abgeschnitten. Der Schmerz ist ein doppelter: Einerseits hat man den eigenen Verlust zu verkraften, auf der anderen Seite ist da die Trauer um die Tochter, den Sohn. Das ist eine innere Zerrissenheit. Oft reden Grosseltern auch nicht darüber, weil sie denken, sie dürfen sich ja nicht beklagen, es geht schliesslich nicht um sie.

Wie meinen Sie das? Viele Eltern wollen die Trauerarbeit in einem intimen Rahmen machen, das ist ihr spontanes Bedürfnis. Dabei kann es ein grosser Gewinn sein, auch den äusseren Kreis mit einzubeziehen, beispielsweise eben die Grosseltern. Das zeigt den Eltern, dass sie nicht allein sind. Und den Grosseltern gibt das die Möglichkeit, trotzdem noch eine Beziehung zum Baby aufzubauen. Es ist wichtig, in die Grosseltern-Rolle hineinwachsen zu können, auch wenn diese nicht lange gelebt werden kann. Wie kann das geschehen? Indem man möglichst viel von dem tut, was man auch dann getan hätte, wenn das Kind leben würde. Ihm einen Namen geben, eine Beziehung aufbauen, es begrüssen, es waschen. Hat man ihm beispielsweise ein Käppchen gestrickt, soll man es ihm auch anziehen dürfen. So fällt der Abschied auch leichter. # 09 ~ 2016

Sind Schuldgefühle normal? Die Frage danach, ob man etwas hätte verhindern können? Ja, Schuldgefühle kommen immer, egal, wie das Kind gestorben ist. Mütter denken oft, sie hätten etwas merken, hätten sich anders verhalten müssen. Diese Gefühle können auch Grosseltern übermannen. Dabei kann bei etwa der Hälfte aller Totgeburten kein Grund gefunden werden. Und bei denen, wo Gründe gefunden werden, Infektionen oder Fehlbildungen, kann man die Schuldfrage trotzdem oft nicht klären. Wichtig ist, es auszudrücken, zu besprechen und dann loszulassen. Und sich bei Bedarf professionelle Hilfe holen, bei uns oder bei einer professionellen Trauerbegleitung. Niemand muss alleine durch so einen Trauerprozess hindurch. Warum ist Unterstützung wichtig? Weil es hilft, sich nicht allein zu fühlen. Die Eltern werden zwar in den Spitälern viel besser aufgefangen als noch vor 15 Jahren, Interessengruppen haben sich gebildet, es gibt Abschiedszeremonien und Gemeinschaftsgräber. Aber solange der Tod in der Gesellschaft selbst ein Tabu bleibt, wird es sehr schwierig für Angehörige sein, den frühen Verlust eines Kindes verkraften zu können. Der Tod eines Kindes darf in unseren Köpfen nicht sein, weil er so früh passiert – er kehrt die Logik des Lebens um. Das macht fassungslos. •

ANNA MARGARETA NEFF SEITZ ist Leiterin von www.kindsverlust.ch, der Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit. Betroffene Familien – und damit auch Grosseltern – erhalten kostenlose Beratung.


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~ Hintergund ~ KITTCAMP

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Von HOLGER SALACH (Fotos) und GEORG GINDELY (Text)

«

Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage sind katastrophal. Meine Vorfreude schrumpft zu einem kleinen Häufchen zusammen. Ich werde ‹in meinem zarten Alter› zum ersten Mal im Leben im Zelt schlafen, überhaupt campieren. Wie wird das sein, mit Gewittern, Dauerregen, vielleicht Hagelschauern?» So lautet der Tagebucheintrag von Lydia Bauer-Walpen vom Samstag, 9. Juli. Lydia nahm zusammen mit vier anderen Grossmüttern und ihren Enkelkindern am GenerationenKittCamp teil, einem viertägigen Lager in der freien Natur. Die Idee dazu hatte der Erlebnispädagoge Conrad Stoll. Er wollte Grosseltern und Enkelkindern eine Möglichkeit geben, zusammen etwas zu erleben und dadurch ihren Beziehungskitt zu verstärken. In einem gemeinsamen Tagebuch haben die Teilnehmerinnen ihre Erlebnisse und Gedanken festgehalten. GROSSE VORFREUDE Lydia hatte sich und ihre Enkelin Lola gleich angemeldet, als sie vom Camp gelesen hatte. «Mein Mann grinste: ‹Was wollt ihr beide denn noch kitten? Ihr seid ja längstens ein Herz und eine Seele› – eben drum», schrieb sie ins Tagebuch. «Der Informationstag im April überzeugte uns vollends. Die Organisatoren Conrad Stoll, Daniel Busslinger und Alex Klein hatten den Outdoor-Platz liebevoll und sorgfältig vorbereitet, bereits dieser Tag war ein Vergnügen für Gross und Klein. Wir können uns nun das Outdoor-Camp lebhaft vorstellen, wir freuen uns riesig darauf.» Bis dann der Wetterbericht für das Lager vom 11. bis 14. Juli Gewitter und Dauerregen vorhersagte. Beim Start am Montag schien noch die Sonne, wie Omika Jauslin im Tagebuch festhielt: «Es war herrlich warm. Am Bahnhof Muri warteten Coni und Dani auf uns. Alex musste leider krankheitshalber absagen. Als Überraschung durften wir zuerst ~

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Kaum waren die Zelte aufgestellt (oben), ging es ans Kochen. Das urchige Lageressen (unten) schmeckte allen. # 09 ~ 2016


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Die Kinder schnitzten Holzgeigen, eine Axt, schรถn verzierte Haselnussstecken und Schwirrholz. # 09 ~ 2016


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Sie trotzten dem Regen (Bild oben, v.l.n.r): Mia, Omika, Alaya, Regula, Dylan, Coni, Jorin, Uschi, Dani, Lola, Lydia, Lili, Gertrud und Dora. # 09 ~ 2016


~ Hintergund ~ KITTCAMP

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ein Stück mit einem gelben, offenen Oldtimer mitfahren, dann wanderten wir auf unseren Platz. Wir waren sehr gespannt und hatten grosse Freude, als wir den romantischen Ort am Bächli vereinnahmen konnten. Es war drückend heiss, und die Kinder wollten sofort in den Bach.» Die von den Organisatoren erstellte Infrastruktur gefiel den Teilnehmerinnen: «Coni und Dani hatten liebevoll ein Vorratszelt mit Bodenkühlschrank, eine tolle Feuerstelle und – welch ein Luxus – ein Super-WC-Häuschen mit Naturlüftung aufgebaut», schrieb Omika. Der erste Tag verging wie im Flug. Die Zelte wurden aufgestellt, eine Suppe mit den Lieblingsgemüsen der Teilnehmerinnen wurde gekocht, zusammen gegessen, das Geschirr am Bach abgewaschen. Nach der Fortsetzung der Geschichte vom Grossvater und den Wölfen, die Coni und Alex am Infotag begonnen hatten, gingen alle ins Bett. «Müde und glücklich kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke», so Omika. «Die Kinder schliefen schnell ein. Plötzlich ein Blitz, dann Donner – und die Himmelsschleusen öffneten sich. Seither blieben sie offen. Von Schlafen war bei mir und einigen

Langweilig wurde es den Teilnehmenden nie, Conrad Stoll und Daniel Busslinger hatten ein Programm für die Tage ausgearbeitet, auch für schlechtes Wetter. Omika schrieb: «Wir retten uns ins grosse Zelt und schnitzen Holzgeigen, eine Axt, schön verzierte Haselnussstecken und Schwirrholz, das beim Schwingen Musik macht. Wir machen auch Feuer ohne Zündholz und Feuerzeug. Mia ist ganz eifrig dabei, Alaya hat sich einen schönen Pfeilbogen geschnitzt und übt damit mit viel Geduld.» Die Zeit ging schnell vorbei, am Donnerstagmorgen ging es ans Aufräumen. Omika schrieb: «Das Wetter meinte es gut, und nach dem Abbau sassen wir alle im grossen Zelt, sangen Lieder und erzählten uns, wie uns das Lager gefallen hatte. Nach dem Popcorn (natürlich auf dem Feuer im Topf gemacht) machten sich alle bereit zum Abmarsch Richtung Bahnhof. Etwas wehmütig winkten wir den anderen zu. Es wäre schön, wieder in einem KittCamp dabeizusein. Wir wollen aber vorher noch mit Petrus ein sehr ernstes Wörtchen reden!»

anderen Grossmüttern nicht mehr die Rede. Wir mussten ja die Grosskinder retten – falls…» Auch am Morgen regnete es weiter. Omika schrieb: «Im Tipi-Militärzelt gab es ein feines Zmorge. Das Zelt war gemütlich, gross, mit einer Feuerstelle in der Mitte. Dani und Coni bekochten uns mit urchigem Lageressen, das herrlich schmeckte. Wir schnippelten ja schliesslich auch das Gemüse und kneteten jeweils den Teig für das frische Kesselbrot!»

Uschi schrieb am Ende des Tagebuchs: «Sich im Alter von sechs Jahren von Mami und Papi und den Geschwistern zu trennen, braucht viel Vertrauen. Sich auf dieses Abenteuer einzulassen, ist mutig. Aber: Es hat sich gelohnt. Wir haben nette Menschen kennengelernt, uns in einer neuen Umgebung bewegt und uns auf viel Unbekanntes eingelassen. Ich würde es jederzeit wiederholen.» Auch Lydia schrieb: «Falls erneut ein GenerationenKittCamp stattfindet, ich gehe wieder hin. Coni und Dani waren eine ‹Wucht› und einfach tolle Betreuer. Die Solidarität, Hilfsbereitschaft und auch der Sinn für Humor unter uns Grossmüttern war grossartig. Am ersten Morgen wachte ich mit etwa 30 Insektenstichen auf und wurde sofort verarztet, ganz nach dem Motto ‹eine für alle, alle für eine…› Die Kinder machten voll mit, der Dauerregen schien sie kaum zu stören. Essen, das auf dem offenen Feuer gekocht wird, schmeckt einfach wunderbar. Mein Mann behauptet, meine Haare würden immer noch nach Lagerfeuer riechen. Trotz Anti-Camping-Wetter: Es hat total Spass gemacht. Ich bin stolz auf uns alle.» •

REGEN OHNE UNTERBRUCH Das grosse Zelt wurde des Wetters wegen zum Hauptaufenthaltsort für alle. Es war gemütlich und bot genug Platz. Nur etwas war speziell, wie Regula Stähli im Lagertagebuch festhielt: «Der Rauch hängt im oberen Teil des Sippenzelts. Wer sitzt, hat den Nebel über dem Kopf. Wer steht, ist nur bis zum Hals sichtbar.» Uschi Gauch schrieb: «Ab einer Höhe von etwa einem Meter qualmte und rauchte es. Die Tränen flossen nicht aus Traurigkeit über das miese Wetter, das uns die meiste Zeit begleitete. Trotzdem bezweifle ich, dass wir diese Tage ohne dieses Zelt durchgehalten hätten.» Es regnete fast ununterbrochen. Omika beschrieb die Stimmung im Camp folgendermassen: «Die Kinder verstehen sich sehr gut und sind glücklich, ob es regnet oder nicht. Nur wir Grossmütter wissen bald nicht mehr, was wir den Kleinen Trockenes anziehen können. Es regnet ständig und nichts trocknet richtig.» Regula schrieb: «Für einmal stimmt die Wetterprognose: Seit gestern hat es durchgeregnet. Easy. Nachdem nun alles, aber auch alles nass und klamm im Vorzelt liegt, teilweise im Sippenzelt geräuchert wird am Seil über dem Feuer und sämtliche Schuhe aufgeweicht sind und alle Socken überflüssig… Nun, das Material wird trocknen. Die Erinnerungen bleiben. Und das nächste Mal… packe ich schlauer!!! Alles in allem: Es ist lustig, streng, feucht und unvergesslich.»

«ICH GEHE WIEDER HIN»

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Das grosse Zelt wurde des Wetters wegen zum Hauptaufenthaltsort fĂźr alle. # 09 ~ 2016


~ Hintergund ~ KITTCAMP

«Der Steinkaffee kam gut an» Organisator Conrad Stoll über Kochexperimente, engagierte Grossmütter und neugierige Enkel.

43 Was ist das? In einem Kessel wird Wasser zusammen mit dem Kaffeepulver aufgekocht. Nach kurzem Abkühlen werden ein bis zwei etwa faustgrosse Bachkieselsteine, die vorher mindestens eine halbe Stunde im Feuer erhitzt worden sind, in den Kaffee getan. Mit einem eindrücklichen Zischen wird der Kaffee nochmals aufgekocht. Dann wird die Oberfläche mit etwas kaltem Wasser beträufelt, damit der Kaffeesatz sich absetzt. Aber Steinkaffee hält auch nicht trocken… Von grossem Nutzen war das Sanitätszelt, in dem wir eine grosse Feuerstelle hatten und uns alle aufhalten konnten. Eine gute Infrastruktur ist ohnehin sehr wichtig: Wir hatten vorgängig den Platz gestaltet, einen Kräutergarten angelegt, Werkzeuge und Kochutensilien gebastelt, einen Erdkühlschrank gegraben und eine überdachte FreiluftLatrine gebaut – mit Laternen, die in der Nacht den Weg leuchteten. Wie haben Sie die Grossmütter erlebt? Sie waren extrem engagiert und liessen sich auf das Abenteuer ein, egal, ob sie schon Outdoorerfahrung hatten oder noch nie in einem Zelt geschlafen hatten. Allen gemeinsam war eine warmherzige Beziehung zu ihren Enkelkindern. Das habe ich stark gespürt.

Die Camp-Leiter: Daniel Busslinger und Organisator Conrad Stoll (rechts).

Herr Stoll, wie haben Sie das GenerationenKittCamp erlebt? Es war ein toller Anlass, trotz oder vielleicht gerade wegen des schlechten Wetters. Es ist ja oft so, dass einem die schwierigen Momente im Leben stärker in Erinnerung bleiben als jene, in denen alles rund läuft. Ich glaube, dass die vier Tage ihren Zweck mehr als erfüllt haben: Sie haben den Kitt zwischen den Generationen sicherlich verstärkt. Wie schafft man es, vier Tage im Dauerregen durchzuhalten, ohne dass alle den Verleider haben?

Wichtig war, dass wir ein Programm vorbereitet hatten. Als sehr hilfreich erwiesen sich auch Rituale wie die Folgegeschichte, die am Abend am Feuer jeweils kapitelweise von einer Grossmutter weitererzählt wurde. Wichtigster Fixpunkt war sicher das Essen. Darauf freuten sich alle, und wir bereiteten viel Spannendes zu, zum Beispiel selbst gemachtes und im Ofen gebackenes Brot und Lebkuchen oder Brennnesselchips, also frittierte Brennnesselblätter. Auch der frische Steinkaffee für die Frühaufsteherinnen kam gut an. # 09 ~ 2016

Und die Kinder? Die waren extrem neugierig und fanden den Draht zueinander sofort. Der Regen war gar kein Thema für sie. Führen Sie wieder ein GenerationenKittCamp durch? Ja, das Camp soll in den nächsten Sommerferien wieder stattfinden. Das Konzept hat sich jetzt bei garstigem Wetter bewähren können und wird auch bei gutem Wetter für ein spannendes und einmaliges Erlebnis sorgen. Mehr Infos und mehr Fotos: www.generationenkittcamp.jimdo.com


Die besten Momente sind meist die unerwarteten. Lassen Sie sich von der neuen Züspa überraschen. Parallelmessen:

23. – 25.09.2016

23. – 25.09.2016

29.09. – 2.10.2016


~ Beratung ~ AUS DER PRAXIS

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Laufgitterzwist

Enkel im Clan

EINE GROSSMUTTER: Meine Schwiegertochter findet das Laufgitter, das ich noch bei meinen Kindern verwendet habe (notabene eben auch bei ihrem Mann) völlig daneben. Ich hüte die neunmonatige Enkelin einen Tag pro Woche. Und stelle sie gelegentlich für kurze Zeit ins Laufgitter, zu ihrer und meiner Sicherheit. Das klappt bestens. Von mir aus gibt es kein Problem. Nur weiss ich nicht, wie ich mit den Vorwürfen umgehen soll. Sie lähmen mich. Ich habe ganz andere Vorstellungen von ‹eingesperrt sein› als meine Schwiegertochter.

EINE GROSSMUTTER: Ich, 62, bin geschieden von meinem marokkanischen Mann. Seine jetzige marokkanische Frau will keinen Kontakt zu mir. Mein Sohn hat ebenfalls eine Marokkanerin geheiratet und lebt mit ihr und den zwei Kindern, zwei und drei Jahre, in der Sippe meines Ex-Mannes. Ich sehe meine Enkel nur alle zwei Wochen - meist nur in Begleitung der Eltern. Ich bin die einzige, die mit ihnen in die Natur hinaus geht und mit ihnen deutsch spricht. Darüber hinaus erledige ich für meinen Sohn allerlei Administratives. Dafür möchte ich auch mal ein Dankeschön. Und ich möchte mehr Zeit mit den Enkelkindern verbringen, auch mal alleine.

D

ie Laufgitter sind heute out. Natürlich habe auch

S

ie haben in diesem marokkanischen Clan eine ein-

zigartige Rolle: Sie sind die Schweizerin, die deutsch ich früher meine Kinder gelegentlich ins Laufgitter spricht und die unser Land und sein Funktionieren gesteckt, mit vielen Spielsachen – und der Erklärung, kennt und unersetzliche Dienstleistungen anbietet. Das dass Mama rasch in die Waschküche muss und ganz bald machen Sie gerne für die junge Familie. Sie möchten aber wieder kommt. Wie ist das eigentlich zustande gekommen, auch als Familienangehörige und Grossmutter anerkannt dass die Laufgitter tabuisiert wurden? Heute macht man das sein. Das ist schwierig bei diesem Clan, zumal die zweite ganze Kinderzimmer zum Laufgitter, indem das Gitter nun Frau Ihres Ex-Mannes keinen Kontakt zu Ihnen möchte. Sie im Türrahmen montiert wird. Es ist verständlich, dass Sie fühlen sich aussen vor und sehen die Enkel meist en famille. den Protest Ihrer Schwiegertochter hören und sich dadurch Das ist in der Tat eine schwierige Situation: Sie und der verunsichern lassen. Clan und die dort einverleibten Enkel. Sie kennen die maEs hat ein kultureller Wandel stattgefunden in den letzrokkanische Kultur. Das Muster dürfte ten Jahrzehnten. Das Kind steht mehr im Ihnen bekannt sein. Doch als Grossmutter Mittelpunkt als früher, in den Zeiten, als kommen Sie zu kurz. wir Grosseltern Eltern waren. Das Kind Haben Sie sich diesbezüglich einmal Ihrem soll mehr Freiheit erleben. Das Kind hat Sohn beziehungsweise dem Paar anvermehr Körperkontakt zu seinen Eltern: Es traut? Schildern Sie ihnen Ihre Not – nicht darf unter Umständen im Bett der Eltern klagend, nicht vorwurfsvoll, einfach als schlafen; die Mutter nimmt das Kind mit wichtige Mitteilung. Und dann den beiden in die Waschküche anstatt es ins gute alte vielleicht Vorschläge unterbreiten, wie es Laufgitter zu stellen und so weiter. Das für Sie gut sein könnte. Und ihnen ebenfalls Grenzen Setzen ist heute in der KindererKATHARINA LEY (69) ist Psychoanalysagen, dass Ihre Scharnierfunktion für ziehung verpönter geworden als früher. tikerin, Soziologin, Buchautorin mit eigedie heranwachsenden Enkel wichtig, sehr Aber ganz ohne Grenzen geht es ja nicht. ner Praxis in Bern und Grossmutter von Grenzen bedeuten nämlich auch Schutz zwei Enkelkindern (3 Jahre und 11 Monate). wichtig ist und sein wird. Sie ist ja auch Schicken Sie Ihre Fragen an: für die Eltern wichtig. Diese Wichtigkeit und Sicherheit. Ihre Schwiegertochter ist Katharina Ley, würde ich ruhig betonen. Dass Sie sich eine Mutter, die den erwähnten kulturellen Sulgenbachstrasse 15, 3007 Bern oder beratung@grosseltern-magazin.ch zumindest eine Balance wünschen zwiWandel verkörpert. Sie beide vertreten schen Dienstleistungen und Grossmutter unterschiedliche Erziehungsepochen. Vielsein. Und dass es jetzt nicht stimmig ist für Sie. Vielleicht will leicht gibt es ja die Möglichkeit eines Kompromisses. Das Ihr Sohn, will das Paar vorerst gar nicht zuhören. Geben Sie Laufgitter bei Ihnen gilt der Ausnahme, und nur so lange, als es nicht zu schnell auf. Sie setzen sich ein für diese Balance. Ihrer Enkelin darin wohl ist. Es gibt da ja noch einen Vater der Steter Tropfen höhlt den Stein. • Enkelin, Ihr Sohn. Was ist denn seine Meinung als ehemaliges Laufgitter-Kleinkind?

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«ICH BIN FAN VOM ROTEN KREUZ. DANK IHM KÖNNEN MEINE ANGEHÖRIGEN UND AUCH ICH WIEDER RUHIG SCHLAFEN.» Ernst Widmer (67), selbständig wohnender Rentner, Fan vom Rotkreuz-Notruf

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Unbeschwert leben mit dem Rotkreuz­Notruf Rotkreuz-Notruf: Sicherheit rund um die Uhr Sind Sie viel unterwegs? Oder machen Sie es sich lieber zu Hause gemütlich? Im Sortiment des Rotkreuz-Notrufs finden Sie bestimmt ein System, das auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Nähere Informationen: www.redcross.ch/notruf Nebst dem Notruf bietet das SRK zahlreiche weitere Entlastungsangebote für zu Hause lebende, kranke und ältere Menschen sowie ihre Angehörigen an. Wir beraten, betreuen und begleiten Menschen, bieten ihnen Mobilität und Sicherheit. Mit unseren Angeboten können Sie so lange wie möglich selbstständig zu Hause leben. www.pflege-entlastung.ch Ernst Widmer: sicher dank Rotkreuz-Notruf – auch im Garten

Dank dem Rotkreuz-Notruf kann der 67-jährige Ernst Widmer nach seiner Herztransplantation weiter zu Hause leben und seinen Hobbys nachgehen. Seine Angehörigen sind froh, dass sie im Notfall sofort benachrichtigt werden. Schon als Kind hatte der Aargauer Ernst Widmer Atembe­ schwerden. Neben Asthma litt er an Bronchitis. Doch nie hät­ te er sich vorstellen können, dass sich seine Gesundheit kurz vor seinem 50. Geburtstag so stark verschlechtern würde, dass sein Leben auf dem Spiel stand. Wahrscheinlich war eine verschleppte Bronchitis 1996 der Auslöser, denn im Folgejahr machten sich bei Ernst Widmer Anzeichen einer Herzschwäche bemerkbar. Da sich sein Zustand verschlimmerte, musste ihm im Jahr 2000 ein Herz­ schrittmacher implantiert werden. Widmer reduzierte sein Pensum als Lehrer auf 50%. Nach einer Krebserkrankung starb 2003 seine Frau. Dieser Verlust traf ihn schwer. Nun, da er allein lebte, verschlechterte sich seine Gesundheit weiter. Mehrmals verlor er zu Hause das Bewusstsein. Seine Kinder fürchteten um sein Leben. Der Gedanke, dass ihr Vater allein wohnte, bereitete ihnen schlaflose Nächte. Deshalb be­ standen sie darauf, den Rotkreuz­Notruf installieren zu

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lassen. Ernst Widmer war einverstanden. Sie entschieden sich für das Armbandmodell, mit dem jederzeit Hilfe an­ gefordert werden kann, da der Patient den Sender ständig auf sich trägt. Neues Herz für neues Leben 2011: Der Frühpensionierte bekommt ein neues Herz. Nach der erfolgreichen Transplantation muss Widmer zuerst Kraft schöpfen. Da sind er und seine Angehörigen froh, dass der Rotkreuz­Notruf bereits installiert ist. Auch als er sich 2012 wegen Knochenschwund den Oberschenkel bricht, leistet das Notrufsystem wertvolle Dienste. Unterdessen ist der Gesundheitszustand von Ernst Widmer stabil. Damit er den Rotkreuz­Notruf auch unterwegs aus­ lösen kann, ersetzte er 2015 das Armbandmodell durch ein Handy, das er ständig auf sich trägt. Er und seine Angehörigen können den Alltag somit unbeschwert angehen. Der ehe­ malige Lehrer besucht Chorproben und Italienischlektionen. Zu Hause spielt er gerne Klavier. Und manchmal geht er ins Fitnessstudio oder unternimmt Veloausflüge. Nur etwas fehlt ihm noch zu seinem Glück: eine zweite grosse Liebe. Gerne würde er eines Tages sein neu geschenktes Leben mit einem anderen Menschen teilen.


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~ Dossier ~ KINDERBUCHKLASSIKER

Kuschelwert statt Kunstanspruch Kinderklassiker bieten generationenverbindende Leseerfahrungen. Über ihren literarischen Wert lässt sich aber oft streiten. Von HANS TEN DOORNKAAT (Text)

DOSSIE R

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etzten Herbst war eine geradezu «klassische» Situation zu beobachten. Rösslein Hü wurde wieder aufgelegt, kam gleich auf die Bestsellerliste, und Eltern wie Grosseltern waren begeistert: Endlich war DAS Buch ihrer Kindheit wieder zu haben. Dass seither andere, gute Texte veröffentlicht wurden, schien quasi unwichtig. Entscheidend waren die Wiedersehens­ freude und die Möglichkeit, das geliebte Buch teilen zu können mit Kindern, Grosskindern. Kinderklassiker gleichen Familien­ festen. Sie sind Fixpunkte, sie verbinden und machen so Freude. Schaut man jedoch kritischer hin, erkennt man auch Bruchstellen und Verdrängtes. Der zweite Band über Rösslein Hü, der dieser Tage neu aufgelegt wurde, zeigt gleich eine weitere Eigenheit solcher Erfolge. The Adventures of the Little Wooden Horse, wie das Original heisst, wurde in Grossbritannien weit weniger bekannt als andere Bücher von Ursula Williams. In der Schweiz hingegen war die deutsche Fassung von Franz Caspar (damals Verlagsbuchhändler im Benziger Verlag Einsiedeln) ein durchschlagender Erfolg. Deshalb schrieb der Übersetzer später selbst eine Fortsetzung: In Rösslein fährt wieder in die Welt besucht das Holzpferd­ ~

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~ Dossier ~ KINDERBUCHKLASSIKER

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chen sämtliche Stationen der ersten Reise und bringt allen seinen Bekannten eines seiner «Geschwister» mit. Wo sonst gibt es dieses Fortschreiben? Bei Krimis, Comics, Romanheften, kurz, bei Serien, deren Helden nicht sterben dürfen ... und auch bei Heidi! Charles Tritten schuf in den dreissiger Jahren eine französische Fassung, weshalb Heidi in der Westschweiz in fünf Bänden auftritt, den Geissen-Peter heiratet, Kinder und Enkelkinder umsorgt. UNHINTERFRAGT BELIEBT Die Popularität gibt also den Ton an. Nicht mal die oft beschworene altersgemässe Einfachheit ist festes Kriterium, und auch nicht der Sprachstil, die Ästhetik. Der Status Kinderklassiker lässt sich denn auch selten nur aus dem Text heraus begründen, nicht einmal inhaltlich: Robinson ist nicht nur ein Lob der Selbstbehauptung (das wäre ein zeitloser Wert), die Story strotzt auch von Kolonialismus (im Geist des 18. Jahrhunderts). Und würden Eltern heute nach dem Vorbild der «Lustigen Geschichten» des Dr. Heinrich Hoffmann erziehen, sie würden sich strafbar machen. Auch seine Reime sind verboten holprig. Und doch ist der Struwwelpeter – trotz deftiger Zeitgeist spuren – resistent gegen alle Kritik. Der Literaturwissenschaftler Peter von Matt nennt das deutsche Urbilderbuch «Ein Rätsel. Ein Ärgernis» und staunt, dass das «unbestreitbar dilettantische Produkt» zum Klassiker wurde. Bei Kinderklassikern macht der Gebrauch den Wert. Während akademisch kanonisierte Klassiker in Dünndruckausgaben erstarrten, waren Kinderklassiker Gebrauchsware; gern erinnert, emphatisch vorgelesen, geliebt – und auch gehasst. Immerhin: Bücher, die Reaktionen bekommen. Eine Grossmutter, die mit Josephine Siebes Im Hasenwunderland ihr Leseglück erlebte, nennt den Band unbekümmert von jeder Fachmeinung in einem Atemzug mit der hochgelobten Alice im Wunderland. Und die Grossmutter wird diese Wertung emotional nachhaltig weitergeben, denn die Enkelin erlebt Akzeptanz, wenn sie das «gute Buch» liest. GEGEN DEN STRICH LESEN Das lange Leben beliebter Texte dokumentiert die Unsicherheit erwachsener Kinderbuchkäufer. Diese formt das Angebot in Warenhäusern und Supermärkten mit: Die verkitschten Klassiker aus Billigverlagen leben vom Wiedererkennungswert unter Weniglesern. Und auch in einer gut sortierten Buchhandlung schafft es die Buchhändlerin kaum, dem Gewicht des selbst Kennens einen neuen Text entgegenzustellen. Zum Glück kann man – um bei Struwwelpeter zu bleiben – selbst moralische Beispielsgeschichten gegen den Strich lesen. Wer will ein Kind hindern, den Fliegenden Robert nicht als Befreiungsgeschichte zu geniessen? Ein Bub, der mit seinem Regenschirm davonfliegt, das ist doch eine tolle Vorstellung! Kein Zufall, wurde diese Lesart nach 1968 positiv bewertet: Hans-Joachim Gelberg nannte sein viertes Jahrbuch nach dem

Luftikus, und Hans Magnus Enzensbergers Jugendroman über eine Zeitreise fragt schon im Titel, «Wo warst du Robert?» – Nicht auszuschliessen, dass diese beiden Bücher für einige Kinder zu Lieblingsbüchern wurden; nicht aber für viele. Als Kinderklassiker hingegen gilt vielen schon, was im Smalltalk der Erwachsenen ab und an auftaucht. «Ach ja, Nesthäkchen» – «Und erst die Rote Zora». Wer würde bei Marie Louise Fischer gleich an Heinrich Böll denken? Bei der Kinderlektüre aber definiert die private Lesebiographie den Kanon. Und so fühlt sich die Buchhändlerin als Glücksfee, wenn sie einer Kundin, die sich schwach nur an die Geschichte über einen behinderten Nachbarsjungen erinnert, treffsicher F.H.Burnetts «Der geheime Garten» hinlegt. Dass hier Invalidität mit Naturerleben kuriert wird, dass also eine sentimental überhöhte Spontanheilung geschieht, wie sie auch Klara auf Heidis Alp erfährt, weckt kaum Skepsis. «Ich hab das Buch so gern gelesen.» KLUG VEREINFACHT ODER ARG ENTSTELLT ? Die Liste sogenannter Klassiker wird bis heute dominiert von Erfolgen des 19. Jahrhunderts. Dass dabei nicht Texte, sondern Stoffe zum Zuge kommen, belegt die inhaltsfixierte, oft unliterarische Auffassung von Kinderliteratur. Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden erschien erst vor zwei Jahren in voller Länge auf Deutsch. Die Ausgabe für Erwachsene, verlegt in «Die Andere Bibliothek», passt in den Boom deutscher Neuübersetzungen, der auch zu sorgfältigen Neueditionen von Twains Tom Sawyer und Stevensons Die Schatzinsel führte (beide Hanser Verlag). Wer also Nils’ Flugreise in den «vollständigen» Fassungen der 50er und 60er Jahre gelesen hat, kennt die langen Naturschilderungen nur stark gekürzt. Zudem wurde er um die Kritik an Armut, Abholzungen und Industrialisierung geprellt, die Selma Lagerlöf ein Anliegen war. Ist das denn so schlimm? Gegenfrage: Was macht einen Klassiker aus? Aber Kinder verstehen die historischen Zusammenhänge doch gar nicht. Viele Erwachsene auch nicht, aber trauen wir ihnen deshalb nur eine gekürzte Fassung des «Grünen Heinrich» zu? Sie wissen, was ich meine; Erwachsene lesen anders, und sie sehen doch beim ersten Überfliegen des Textes, ob ein Roman sie was angeht oder nicht. Auch ein Kind kann ein Buch nach drei Seiten weglegen. Das ist sein Recht als Leser. Vor allem aber ist die Möglichkeit, unvertrauten Texten und überfordernden Passagen zu begegnen, eine Voraussetzung für breite Leseerfahrung und Geschmacksbildung. Stopp! Kann jedes Kind jedes Buch bei Nichtgefallen weglegen? Kinderbücher sind oft Geschenke. Da wird die Freiheit zur Meinungsbildung leicht durch Konventionen beschnitten. Es kann aber auch sein, dass die bewunderte Tante ein Mädchen ~

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~ Dossier ~ KINDERBUCHKLASSIKER

«Kannst du das lesen?» Ende der fünfziger Jahre war es für mich klar, dass ich die Bücher im Regal meines Vaters, die in Fraktur gesetzt waren, auch lesen wollte. Also lernte ich die alte deutsche Satz­ schrift, um zum Beispiel seine Ausgabe von Gustav Schwabs «Die schön sten Sagen des klassischen Altertums» zu lesen. Schon für meinen Sohn war diese Hürde zu gross, und die Lieblingsbücher meiner Kindheit waren in heute üblicheren Schriften gedruckt. Was heute als «veraltet» oder «wenig lesefreundlich» er­ scheint, sind Bücher mit langen Kapiteln, mit wenig oder keinen Illustrationen. Das Gegenteil gilt als lesefördernd. Es stimmt, attraktive Bilder können ein Versprechen sein, zum Lesen verlocken. Und eine grosse, klare Schrift gilt auch als hilfreich. So weit, so gut. Aber wenn das unerlässliche

Voraussetzungen wären, dann würde niemand die Harry Potter­Bände lesen. Sie sind unsäglich umfangreich und ohne Bilder, aber ... – es gibt Gründe im Text und Gründe ausserhalb, da einzutauchen. Noch diesen Tipp: Machen Sie als Grosseltern lieber kei­ ne pädagogische Veranstaltung aus einem Buchgeschenk. Wenn Sie sich Zeit nehmen, eine gute Wahl zu treffen (in einer Buchhandlung oder auch im Netz zum Beispiel mit der Stichwortsuche in der Rezensionsdatenbank www.sikjm.ch) oder wenn Sie mit dem Kind in die Buchhandlung gehen, dann wertet das ein Geschenk auf. Und wenn dann zwei Generationen vor dem Regal stehen und die unterschiedli­ chen Erwartungen nicht unter einen Hut bringen, warum nicht zwei Taschenbücher auswählen?

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zu einer überraschenden Lektüre verführt, eben weil das Kind von ihr Besonderes erwartet. Nicht nur Kinderklassiker, sondern die Existenz aller Kinderliteratur ist mitgeformt – gefördert und gefährdet – vom Kontext der Generationen. Die Kräfte, die hier wirken, setzen literarische Wertungen leicht ausser Kraft. So sind es weniger die Germanisten als die Kulturwissenschafter, die sich historisch für die Kinderlektüren interessieren. Und viel Erfahrung haben Antiquare mit älteren Kunden, die ein Kinderbuch suchen, das sie in ihrer Kindheit heiss liebten, dessen Titel sie natürlich nicht erinnern, aber von dessen Prinzessin oder Indianerhäuptling sie ihren Enkeln unbedingt erzählen wollen. Das ist gut so! – Lesen ist eine einsame Tätigkeit, Lesen gegen pädagogische Erwartungen ein individuelles Glück. Aber deswegen die generationenübergreifende Lektüre zu missachten

wäre falsch. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Und bloss weil ein Junge drei Bände Winnetou verschlingt, wird er nicht zum Rassisten. Dass er aber aus den Reaktionen seines Vaters einen neuen Blick auf dessen Erlebniswelt gewinnt, kommt sicher beiden zugute. DAS RABIATE UND DAS DRASTISCHE FASZINIEREN Nils Holgersson bietet ein Wichtel-Ich an, Kiplings Dschungelbücher einen Urzustand, in dem Mowgli nicht von der Natur getrennt lebt, und Pinocchio stolpert zwar von Angst und Moral gepeinigt durch eine Welt, in der gute Geister lange auf sich warten lassen, aber er ist auch eine Kinderfigur, die sich selbstbehauptet. Das Rabiate und das Drastische faszinieren, das Repressive und das Autoritäre werden teils verdrängt, und das tüchtige Individuum wird zum Helden. Man kann die Faszination nachvollziehen ...

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~ Dossier ~ KINDERBUCHKLASSIKER und man ist doch froh, dass die Kinderklassiker des 20. Jahrhunderts einen andern Ton anschlagen. Pu der Bär und Pippi Langstrumpf entsprechen eher der aktuellen Auffassung von Kindheit, und Bilbo Baggins im Hobbit reagiert weit mehr lustgesteuert als seine Artgenossen in der Trilogie Herr der Ringe, die Tolkien nicht für Kinder schrieb. Dass Pu, Pippi, Momo & Co ein anderes Leben haben, liegt indes nicht nur an ihrer relativen Modernität, sondern auch am Urheberrecht. Das heisst aber nicht, dass Winnie The Pooh unantastbar wäre. Im Gegenteil: Die Disney Company hat die Originalillustrationen entthront mit einer zweitrangigen Trickfilmfigur. Und für die Bücher wurde der feine Strich der Federzeichnungen von Ernest Shepard happig geschwärzt und verkaufsfördernd koloriert. Daneben ist die von David Benedictus 2009 geschriebene «Fortsetzung» eine geradezu lässliche Sünde. Das Buntifizieren zur Rechteauswertung ist derzeit in Mode: Der Thienemann Verlag traut den Tuschzeichnungen zu Ottfried Preussler und Michael Ende nicht mehr. «Der Kunde mags bunt», dürfte ein Strategiepapier behaupten (natürlich in Businessenglisch), als wäre die Fantastik in Jim Knopf nicht schillernd genug, als wäre das Besondere von F. Tripps Federstrich nicht eine Marke an sich. ZENSUR KLASSISCHER TEXTE Nichts gegen die Neuillustration längst illustrierter Texte. Wenn aber nicht die künstlerische Neuinterpretation das Ziel ist, sondern Marktanbiederung, dann ist die Umverpackung ein Ärgernis. Da heute Political Correctness erlaubt, das Zensurieren klassischer Texte als Kulturtat zu zelebrieren (Pippis «Neger-König» wird zum «Südsee-König»), und da weder Originalität noch das Original, sondern kurzatmiges Marketing den Ton angibt, ist vom momentanen Revival der Klassiker wenig wirklich Interessantes zu erwarten. Dass klassische Texte ein neues Leben bekommen, etwa weil eine gute Übersetzung oder geniale Hörbuchaufnahme das Werk ins Gespräch bringt, das macht mehr Freude. Ansonsten gilt: Werfen Sie Ihren alten Jim Knopf oder die Pippi Langstrumpf, noch unversehrt von modischer Scheinempörung, nicht weg. Dann stimmt die These mit dem «Generationenbuch» erst recht. Vom Geruch alter Bücher ganz zu schweigen. •

Mein Zwiespalt, mein Vorschlag Da ich heute täglich mit neuen Büchern, gewagten Bildern und überraschenden Themen befasst bin, bedauere ich auch, dass die sogenannten Klassiker so unbefragt über den Ladentisch gehen, während grossartige Neuerscheinungen im Regal bleiben. Ich glaube nicht, dass man Kinderklassiker wegdiskutieren soll, aber ich freue mich, wenn auch echte Neuheiten ins Gespräch kommen. Ich habe meiner Gotte über Jahre hin Kinder- und Jugendbücher geschenkt. Sie liebte es weit über achtzig noch, aktuellen Formen und Themen zu begegnen. Sie war manchmal verwundert, «worüber heute geschrieben wird». Sie hat die Bücher nach der Lektüre an eines ihrer vielen Enkelkinder weitergeschenkt und hat es genossen, wenn eine pubertierende Enkelin über die tabufreie Themenwahl der Grossmutter staunte. Oder anders gesagt: Fragen Sie sich doch selbst, finden Sie Ihre eigenen Wünsche zwischen Klassikern aus Routine oder Ratlosigkeit einerseits und Kritikerselektion andererseits: An welches Kinderbuch von Max Bolliger erinnern Sie sich und würden es Ihrem Enkel gern erzählen? Welche Geschichte von Franz Hohler wünschen Sie Ihrer Enkelin als Nahrung für Träume? Und welche Bücher haben Sie damals selbst gern gelesen und merken heute erst, dass es am Umgangston der Figuren lag? Das wäre doch auch ein Kriterium. •

Die auf den vorherigen Seiten abgebildeten Illustrationen stammen aus folgenden Büchern: «Rösslein Hü» von Ursula M. Williams, Illustrationen von Joyce Lancaster Brisley, Orell Füssli Kinderbuch. «Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden» von Selma Lagerlöf, Illustrationen von Bertil Lybeck, Die Andere Bibliothek. «Pu der Bär» von Alan Alexander Milne, Illustrationen von Ernest Shepard, Dressler Verlag. # 09 ~ 2016

HANS TEN DOORNKAAT ist in mehreren Berufen unterwegs, wobei es in allen um Bilder und Texte geht, meist für Kinder: Zusammen mit Eva Roth verantwortet er das Bilderbuchprogramm des Atlantis Verlags, Zürich; er stellt wöchentlich in der «NZZ am Sonntag» eine Kinderbuchneuheit vor und ist Kolumnist der Zeitschrift Schweizer Buchhandel; er bildet Bibliothekarinnen aus und ist Dozent für Geschichte und Theorie der Illustration an der Hochschule Design&Kunst in Luzern.

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~ Dossier ~ KINDERBUCHKLASSIKER

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Bilderbuchklassiker, Publikumslieblinge und nationale Ikonen Von HANS TEN DOORNKAAT (Text)

In der Deutschschweiz gibt es eine Reihe von Bilderbuchklassikern, die bezeichnend für die politische Kontinuität seit Erscheinen lieferbar sind: Lisa Wengers Joggeli söll ga Birli schüttle (1908), die Bilderbücher von Alois Carigiet, dann Geburtstag und Pitschi von Hans Fischer. Ein ewiger Longseller und prall voll Landigeist ist das sogenannte Maggi-Liederbuch (1946). Einzig die Bilderbücher von Ernst Kreidolf verschwanden aus

G

erade Bilderbücher können mehr als Bücher sein. Ihre Motive werden ikonisch. Die visuellen Chiffren lösen Emotionen aus, wie kaum ein anderes Medium, und die bekannte Figur wird zur nationalen Person. Auch das war letztes Jahr exemplarisch zu beobachten: Weil der Schellen-Ursli schon zu Lebzeiten von Alois Carigiet der Dreh- und Angelpunkt des Gesamtwerks wurde, diente der Bergbub dem Landesmuseum in Zürich als Aufhänger für die grosse Ausstellung. Und natürlich fügte sich das perfekt mit dem Filmerfolg. Urslis Schicksal ist ein völlig anderes als dasjenige von Heidi. Der unverkennbare Stil des Künstlers setzt der Zweitverwertung gewisse Grenzen, während Johanna Spyris Figur ohne Originalillustrationen erschien und so visuell vielgestaltig wurde. Deshalb konnte der japanische Trickfilm von 1996 auch ein völlig neues Bild etablieren, weltweit – zum Vorteil für Werbung und Verwertung und zum Nachteil für den Text. WURZELKINDER IN JUGENDSTIL Wenn Grosseltern oder Eltern heute Gebrauchsklassiker der Bilderbuchliteratur anschauen, zum Beispiel das Bilderbuch Etwas von den Wurzelkindern (1906), dann erkennen sie vermutlich, dass sie eine Buchgestaltung reinsten Jugendstils vor sich haben. Aber ihre Wertschätzung entspringt eher der nostalgischen Beziehung. Die emotionale Verknüpfung wirkt anders als die kognitive Verortung.

©Alois Carigiet/Selina Chönz: Schellen-Ursli, Orell Füssli Verlag 2015

den Kinderzimmern, wobei sie wohl immer schon eher bei den Erwachsenen in hohem Ansehen standen. Seit diesem Sommer sind Kreidolf-Nachdrucke neu erhältlich beim Zürcher NordSüd-Verlag. Aber wie steht es mit dem Klassiker-Status der Bilderbücher, die ab den siebziger Jahren erschienen? Ob wir den Regenbogenfisch schon zu den Gebrauchklassikern zählen sollen? Innerfamiliär dürfte die Geschichte von Marcus Pfister diesen Ruf geniessen. Fachleute zögern, bei einem Buch von 1992 den Begriff zu wählen. DER PRESSLUFTHAMMER SAUST WIEDER NIEDER Leider hat der Verkauf des Sauerländer Verlages nach Deutschland einige hierzulande bewährte Titel verschwinden lassen. Aber auch dort werden jetzt Schweizer Illustrationen wieder hervorgeholt: Wer die Bildmappe Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder als Kind nicht zu Hause bestaunte und wie ein Wimmelbilderbuch absuchte, der hat die sieben Tafeln über die «Veränderung der Landschaft» im Klassenzimmer betrachtet, schulstundenlang. Auch bei diesem bekanntesten Werk des Bieler Künstlers Jörg Müller, das 1973 erstmals erschien, ist man unsicher, ob es als Klassiker gilt. Ist es zu aktuell, zu zeitgebunden? – Überlassen wir die Kategorisierung kommenden Forschern. Heute schon ist klar, dass diese Bildfolge eine enorm grosse und nachhaltige Wirkung hatte: Ein Monument, das ganzen Generationen die Augen öffnete. Architekten und Landschaftsplaner benennen es immer wieder als prägendes Bilderlebnis, Historiker sehen es als Dokument, und selbst in die Schweizer Gegenwartsliteratur hat es Eingang gefunden. Es ist eines der seltenen Werke der Kinderliteratur, in dem gesellschaftliche Avantgarde, ästheti sche Meisterschaft und populäre Wirkung zusammenfallen. Das trifft nur auf ganz wenige Kinderklassiker zu. Schön, gibt es Müllers Bildmappe ganz neu wieder als Nachdruck im Originalformat. •

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«Brillen, die man sofort gerne hat:

DEN MCOPTIC-BRILLEN BLEIB ICH SICHER TREU.» Fussball-Legende Gilbert Gress im Gespräch über Fussball, Sympathie und das gute Sehen. Herr Gress, Brillen gehören zu Ihrem Leben. Wann fing diese Leidenschaft an? Die erste Brille bekam ich mit acht Jahren vom Schularzt. Dieses Modell würde heute niemand mehr tragen. Aber ich war froh, besser zu sehen. Danach trug ich nur noch Brillen, die mir gefielen. Mit 18 Jahren wurden Sie Profi-Fussballer. Geht das mit Brille? Ich erhielt einen Vertrag beim Club Racing Strasbourg, ein langgehegter Wunsch. Zu Beginn spielte ich ohne Sehkorrektur. Mittags funktionierte das. Aber spätnachmittags bei diffusem Licht gab es Probleme. Teils sah ich nicht mehr, ob der Ball ins Tor ging. Sie nahmen dann eine Sportbrille? Das wäre 1960 eigentlich das Normale gewesen. Sie sahen effektiv Fussballspieler beim Kopfball mit Brille. Aber mich störte, dass die Gläser anliefen, sobald ich schwitzte. Ein Optiker riet mir dann zu Kontaktgläsern, eine Art grössere Kontaktlinse. Das war damals sehr innovativ. Solche trug ich dann auf dem Spielfeld 20 Jahre lang, auch beim VfB Stuttgart in der Bundesliga. Privat aber wollten Sie immer Brillen? Ja. Denn eine Brille ist für mich wie ein guter Freund, der mich begleitet. Ich möchte gar nicht ohne Brille sein. Ich freue mich an der Brille. Habe ich bei der Fassung meinen Stil gefunden, kann ich auch zehn Jahre bei der gleichen Fassungsform bleiben. Da bin ich echt treu. Die Gläser tausche ich natürlich von Zeit zu Zeit aus. Sie lieben die Beständigkeit? Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Solidität:

Ja, so etwas ist mir wichtig. Ob Racing Strasbourg, Xamax Neuchâtel, mein Lieblingsrestaurant oder meine Brille: Was ich mag, dabei bleibe ich. Darum möchte ich jetzt auch mindestens 15 Jahre lang die Brillen von McOptic tragen (lacht). Mit wem suchen Sie die Brille aus? Natürlich mit meiner Frau. Sie ist ein wunderbarer Mensch, und darum sind wir auch schon jahrzehntelang verheiratet. Meine Brille muss uns beiden gefallen. Und wir denken sehr ähnlich: Gewechselt wird etwas nur, wenn es gute Gründe gibt. Ich möchte, dass mir die Dinge ans Herz wachsen. Was ist Ihnen bei einer Brille wichtig? Bei der Fassung habe ich keine besondere Design-Vorprägung. Ich betrachte die Modelle, bis ich denke, «dieses passt!» Bei den Gläsern aber ist ganz klar: Ich will eine schnelle Angewöhnung und dann auf alle Distanzen wirklich erstklassig sehen. Bei den in der Schweiz, in Basel, hergestellten Gleitsichtgläsern von McOptic finde ich das. Und modernste Präzision und Komfort. Das hat bestimmt auch mit der computergestützten Herstellung der Gläser und der Anpassung der Gläser in die Fassung zu tun. McOptic ist da sehr fortschrittlich. Ist es für Sie ein spezielles Merkmal für Qualität, dass Ihre Gleitsichtgläser in der Schweiz gefertigt werden? Ganz klar ja. Denn mich verbindet viel mit der Schweiz. Meinen roten Pass habe ich immer bei mir – so wie meine Brille von McOptic.

Gilbert Gress über McOptic: «Ich spüre sofort, ob eine Firma eine gute Mannschaft ist und die Kunden mit Respekt behandelt. Diese Einstellung habe ich bei McOptic gefunden. Und zwar bei jedem Filialbesuch. Und noch etwas merke ich bei McOptic: Dank moderner Glastechnologie ist Brille tragen so komfortabel wie nie zuvor.»

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MESSE FÜR KREATIVE IDEEN

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Creativa Zürich

Sonderschauen

Vom 29. September bis 2. Oktober 2016 findet die Creativa Zürich statt und verwandelt die Halle 7 der Messe Zürich zum Mekka für Kreative. Kunterbunte Stände laden zum Flanieren und Bestaunen ein und präsentieren die neuen Kreativtrends für den Herbst. Zahlreiche Aussteller zeigen ihre Produkte und Neuheiten. Dabei steht das aktive Mitmachen auch dieses Jahr im Mittelpunkt. Jeden Tag können an diversen Workshops verschiedene Materialien und Techniken ausprobiert und Werkstücke individuell gestaltet werden. Es gibt vielseitige Anregungen und tolle Inspiration für alle, die sich für kreative Ideen und «do it yourself» interessieren.

29. - 30. Sept.: Quilt Passion ganz nah Treffen Sie die Quilt-Community an der Creativa und lassen Sie sich von dem faszinierenden Handwerk begeistern. Lernen Sie wie man einem Stoff durch genähte Strukturen – dem Quilten - Leben einhaucht. Durch die Kombination von verschiedenen Stoffen zaubern Sie kunstvolle Effekte des Patchworks und fertigen Unikate des Patchquilts an. Die ersten zwei Tage der Creativa Zürich gibt die Vereinigung der Schweizer Quilter Einblick in Ihre leidenschaftliche Tätigkeit. Ein spannendes Programm von Fachpräsentationen bis hin zu gemeinsamen Workshops wartet auf alle Textilfans. www.patchquilt.ch

1. – 2. Okt.: Weben lebt auf – Let’s go weaving Trendsetter haben es schon bemerkt: Weaving ist im Aufwind. Im Gegenzug zum hektischen Alltag, bedingt das Weben, fokussiert und ohne Ablenkung im Moment zu leben. Die Tätigkeit am Webstuhl erfordert viel Konzentration und bringt einem durch die Regelmässigkeit in eine Art Flow-Zustand. Am Wochenende der Creativa Zürich treffen sich die Mitglieder der IGW (Interessen Gemeinschaft Weben) und ermöglichen

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den Besuchern, mit einem spannenden Programm und mit Workshops, einen Blick auf das neue «alte» Handwerk. www.textilforum.ch

Grafik Art trifft Creativa Diese Sonderschau widmet sich dem Trendthema digitale Kreativität, einem inspirierenden Highlights der «do it yourself»-Szene. Sie können die durch ein Computerprogramm simulierten Werkzeuge wunderbar mit klassischen Techniken der Malerei kombinieren und auch für neue Bereiche nutzen, wie zum Beispiel im Textildruck. Eine Illustratorin demonstriert vor Ort die digitale Malerei und lädt zum Mitmachen ein. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um völlig Neues zu erschaffen. i-a-grafix.ch

Weitere Sonderschauen sowie Trendthemen der Creativa Zürich 2016 finden Sie unter www.creativa-schweiz.ch

Parallelmesse 23.09. – 02.10.2016


~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Weit weg und doch ganz nah

S

elten habe ich so oft an meine Mutter gedacht wie in den letzten Monaten. Daran, was sie wohl als Grossmutter gefühlt hatte, als ihre Enkelkinder ein Jahr in den USA weilten. Ich erinnere mich, wie sie sich Sorgen machte und sehnlichst auf Briefe, Fotos, Karten und hie und da auf einen Telefonanruf wartete. Zu jener Zeit, da es noch kein Handy gab, tätigte ich diese jeweils aus einer Telefonkabine, meistens als Collect Call. Über einen Ope-

wieder sehen? Soll ich die Familie besuchen? Neben allen diesen Fragen überwog meine Freude, dass die Familie die Chance gepackt, die damit verbundenen aufwendigen Vorarbeiten auf sich genommen und den Sprung in die Fremde gewagt hatte. Eine Chance, die einzigartige Lebenserfahrungen und Erlebnisse ermöglicht!

rator wurde meine Mutter angefragt, ob sie die Telefonkosten übernehmen würde. Nach ihrem Okay wurde die Verbindung hergestellt. Da diese Ferngespräche recht teuer waren, blieb es meistens bei einem kurzen Austausch.

zehnten verändert hatte. Im Gegensatz zu meiner Mutter musste ich nach der Abreise nicht lange sehnlichst auf ein Zeichen warten. Kurz nach der Landung kündete eine SMS von der guten Ankunft. Wenig später meldete sich die Familie über Skype. Die älteste Enkelin ging mit dem Laptop im ganzen Haus herum und stellte die verschiedenen Zimmer und die Umgebung ihres vorübergehenden Zuhauses vor. Über WhatsApp und Mails nehmen wir seither Anteil an ihren Ausflügen und Erlebnissen. In Skype-Gesprächen erzählen die Mädchen und ihre Eltern von der Schule, dem Alltag. Wenn wir nicht nur ihre Stimmen hören, sondern sie auch leibhaft vor uns sehen, scheint die Distanz aufgehoben zu sein. Es ist, als wären sie

Nun war ich in derselben Situation wie meine Mutter vor 35 Jahren. Der älteste Sohn war mit seiner Familie für ein Austauschjahr nach Kanada verreist. Im Voraus machte ich mir ähnliche Sorgen wie früher meine Mutter. Ich konnte mir nicht vorstellen, die drei Enkelinnen, die ich seit ihrer Geburt regelmässig gehütet hatte, so lange nicht zu sehen. Weitere Fragen beschäftigten mich: Wird alles gut gehen? Werden wir einander überhaupt je

ganz nahe. Und doch ist die Lücke nicht nur an Familienfesten deutlich spürbar. Sie sind da, und eben doch nicht greifbar. So freue ich mich wie vor Jahren meine Mutter auf den Moment, in dem ich meine Enkelinnen und natürlich auch ihre Eltern nach langer Abwesenheit endlich wieder in die Arme schliessen kann. •

In den letzten Monaten wurde mir bewusst, wie viel sich in dreieinhalb Jahr-

MONIKA FISCHER ist Journalistin, achtfache Grossmutter und macht seit 2012 bei der GrossmütterRevolution mit. Weitere Kolumnen und Infos: www.grossmuetter.ch

~ GrossmütterRevolution ~

PLATTFORM UND DENKFABRIK Die Frauen der neuen Grossmütter-Generation, mit oder ohne leibliche Nachkommen, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Generationenbeziehungen im Wandel der Gesellschaft und damit zur Lebensqualität und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Migros-Kulturprozent fördert mit dem Projekt GrossmütterRevolution bestehende oder sich bildende Netzwerke von Frauen der GrossmütterGeneration und versteht sich als Plattform und Think Tank

für deren gesellschaftliches und politisches Engagement. In der ersten Jahreshälfte findet jeweils eine zweitägige Zukunftskonferenz als Frühlingstagung statt, im Herbst das jährliche GrossmütterForum. www.grossmuetter.ch Die GrossmütterRevolution ist ein Projekt des Migros-Kulturprozent www.migros-kulturprozent.ch

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Von MAREN TROMM (Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

KONSTANZ 4

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HOF BAHN

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Konstanz ist zu einem beliebten Ziel für viele Schweizer geworden. Die malerische Innenstadt, der Bodensee und das grosse Angebot für Kinder sind schlicht attraktiv. Daher ist es empfehlenswert, die Stadt unter der Woche zu entdecken. WAS WIE WO 1

4

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SEA LIFE CENTER Trockenen Fusses taucht man hier in die zauberhafte Welt von rund 3500 Süssund Salzwasserfischen ein. Das grosse Aquarium liegt direkt am Hafen. Eintritt: Erwachsene 20, Kinder 15

INSEL MAINAU Die Mainau birgt ein ganzes Kinderland voller Attraktionen: Es gibt die Spielplätze «Wasserwelt», «Blumis Uferwelt» und «Zwergendorf», das berühmte Schmetterlingshaus, den Bauernhof mit

STEG 4 Das Restaurant mit grosser Terrasse und Blick auf den Bodensee ist vor allem für seinen feinen Sonntagsbrunch bekannt (Erwachsene 22.50 Euro, Kinder bis 3 Jahre gratis, Kinder 3

BODENSEENATURMUSEUM Das Museum bietet ganzjährig eine Vielzahl an Veranstaltungen für Kinder von 4 bis 10 Jahren an. Vor dem Museum erzählt eine lustige Steinfamilie, wie die Steine

Euro, unter 3 Jahren gratis. Hafenstrasse 9

Streichelzoo, eine spannende Schatzsuche sowie jede Menge Naturerlebnisse. Erwachsene 19 Euro, Kinder bis 12 Jahre gratis, Kinder 12 bis 18 Jahre 11 Euro. Mit dem Bus rund 15 Min. ab Hbf., Linie 4, Haltestelle Mainau.

bis 6 Jahre 6 , Kinder 6 bis 11 Jahre 11.50 Euro). Den Kindern steht ein eigens für sie eingerichteter Raum inklusive Betreuerin zur Verfügung. Ansonsten gibt es gut bürgerliche Küche und Pizza aus dem Steinofen. Hafenstrasse 8.

rund werden. Durch das Gelände führt ein kleiner Fluss, daher Wechselkleider mitnehmen. Das Aussengelände «Steine können reden» ist frei zugänglich. Erwachsene 2 Euro, Kinder (4 bis 14 Jahre) 1 Euro. Hafenstrasse 9

www.steg4.de

www.konstanz.de/naturmuseum

www.visitsealife.com/konstanz

2

BODENSEE-THERME Das Schwimmbad mit Innen-, Aussen-, Thermal-, und Wellnessbereich bietet Sport- und Nichtschwimmerbecken, Rutschbahnen, eine Kleinkindererlebniswelt, ein Restaurant sowie einen hauseigenen Badesteg direkt in den Bodensee. Was will man mehr? Zur Therme 2. www.bodensee-therme-konstanz.de

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ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM Auf mehr als 3000 Quadratmetern wird die Vergangenheit wieder lebendig. Für Kinder ist vor allem die Pfahlbauten-Playmobil– Ausstellung faszinierend. Erwachsene 5 Euro, Kinder 6 bis 18 Jahre 1 Euro, Familienkarten 10 Euro. Benediktinerplatz 5.

www.mainau.de

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VELOTOUR Von Konstanz fährt man mit dem Velo an zwei Grillplätzen vorbei nach Ermatingen, wo es vor dem Schiffsanleger einen kleinen Kletterparcours und am Ortsausgang eine Badi mit Wassertrampolin gibt. Von dort fährt um 9.52, 11.52, 15.19 und 17.19 Uhr eine Fähre nach Reichenau. Zurück nach Konstanz nimmt man den Weg über den Reichenauer Bahnhof, von dem ein Radweg den Gleisen entlang bis nach Konstanz führt. Gesamtdistanz 18 Kilometer, Fahrtzeit je nach Geschwindigkeit.

7

KINDERKONZERTE EDUART Die Kinderkonzerte der Südwestdeutschen Philharmonie sind so konzipiert, dass besonders junge Zuhörer auf ihre Kosten kommen. Die ausgewählten Geschichten sind mit klassischer Musik liebevoll umrahmt. Erwachsene 12, Kinder 5, Familien 20 bis 25 Euro. Karten: 0049 7531 900 816. Fischmarkt 2.

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STADTFÜHRUNGEN FÜR KINDER In Konstanz kann man zwei verschiedene Stadtführungen speziell für Kinder individuell buchen. Entdeckt wird das Leben im Mittelalter hinter Turm und Mauern oder die Geschichte der merkwürdigen Häusernamen. Treffpunkt wird vereinbart. Kosten: Pauschal pro Gruppe 85 Euro, Telefon 0049 7531 133030.

www.philharmonie-konstanz.de

www.urh.ch

www.konstanz.alm-bw.de

Mehr Informationen über Konstanz: www.konstanz-tourismus.de

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Genfer Promenade Wir erwandern Genf, vom Völkerbundpalast bis zu den schönen Bädern am See. Da kann die Zeit schnell einmal knapp werden. Von JOCHEN IHLE (Text und Foto) START/ZIEL Genf

CHARAKTERISTIK Stadtwanderung; viel Hartbelag.

AN-/RÜCKREISE Mit den SBB nach Genf

ZEIT Individuell

ROUTE Place des Nations – Jardin Botanique – La Perle du Lac – Parc Mon-Repos – Quai Wilson – Bains des Pâquis – Quai du Mont-Blanc – Île Rousseau – Grand-Rue – Place du Bourgde-Four – St-Pierre – Jardin Anglais – Quai Gustave Ador – Genève-Plage.

AUSRÜSTUNG Turnschuhwanderung

EINKEHREN Hotels und Restaurants in Genf

WANDERKARTE LK 1:50000, 270 T Genève Genève Tourisme, 022 909 70 00, www.geneve.com

W

ir beginnen unsere Stadtwanderung an der Place des Nations beim Ariana-Park. Hier befinden sich der Palais des Nations (europäischer Hauptsitz der UNO, Führungen) und das Hauptquartier des Roten Kreuzes (IKRK). Wir spazieren die Avenue de la Paix hinab (UNICEF-Gebäude), streifen den botanischen Garten und erreichen die schönen Parkanlagen La Perle du Lac und Mon-Repos. Jetzt geht’s immer am See entlang: auf dem Quai Wilson bis zu den historischen Bädern Bains des Pâquis. Im Sommer sollte man die Badehose nicht vergessen. Wir gehen nahtlos in den Quai du MontBlanc über. Vor dem Hôtel Beau-Rivage erinnert ein Denkmal an die österreichische Kaiserin Sissi. Sie wurde hier am 10. September 1898, auf dem Weg zur Schiffsanlegestelle, von einem italieni-

schen Anarchisten erstochen. Über den Pont des Bergues erreichen wir die Île Rousseau. Auf der kleinen Insel, am Abfluss der Rhone aus dem Genfersee, steht das Denkmal von Jean-Jacques Rousseau. Wir sehen den berühmten Sohn der Stadt in Denkerpose – das Buch auf dem Knie und den Stift in der Hand. Dann wird es romantisch. Wir steigen durch enge Gassen auf den Altstadthügel. Man kann hier leicht die Zeit vergessen. Wir spazieren durch die Grand-Rue, wo am 28. Juni 1712 im Haus Nr. 40 Jean-Jacques Rousseau geboren wurde. Das Gebäude ist heute ein Literaturhaus. Beliebter Treffpunkt ist auch die Place du Bourg-de-Four mit Brunnen, Beizen und Bistros. Über dem Platz erhebt sich die Kathedrale St-Pierre. Der Aufstieg zu den Türmen endet oben auf der Aussichtsplattform. Herrlich ist der Blick über Stadt und See. Dorthin gehen # 09 ~ 2016

wir nun wieder hinunter. Wir spazieren durch den Jardin Anglais und am Quai Gustave Ador entlang. Ständig im Blick: der Jet d’eau, das Wahrzeichen von Genf. Die 140 Meter hohe Wasserfontäne ist weltbekannt. Mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h schiessen pro Sekunde 500 Liter Wasser empor. Nicht mehr weit ist es bis zum Ziel unseres Stadtspaziergangs. Wer bei den Bains des Pâquis noch nicht ins Wasser sprang, sollte dies spätestens jetzt beim Genève-Plage tun. •

Weitere Tipps für Wanderungen rund um den Genfersee finden Sie in der SeptemberAusgabe des Wandermagazins SCHWEIZ. Abo und Einzelhefte: 032 626 40 30 oder www.wandermagazin.ch


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Agenda ~

DATEN UND TERMINE ZUM MERKEN 28.8.16 – Schwanden

4.9.16 – Zuchwil

DER KLEINE MONDBÄR

BEWEGUNGSFEST

Eine märchenhafte Geschichte mit astronomischem Hintergrund. Für Kinder von 4 bis 7 Jahren. 14 Uhr. Preise: 12 Franken, Kinder 6 Franken. Weitere Vorführungen: Sonntag, 25.9., 30.10 und 27.11.

Drei Sportarten (Velo, Run und OL), drei Strecken und ein Zentrum mit Spiel, Spass und Promis. Das ist das Bewegungsfest «Coop Andiamo von schweiz.bewegt». 11 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt sowie alle Aktivitäten sind gratis. Der Anlass findet bei jedem Wetter statt. Weitere Orte: Chur am 11.9., Martigny am 18.9. und Kriens am 25.9.16.

www.sternwarte-planetarium.ch 31.8. und 7.9.16 – Brunnen

~ Theater für die Kleinsten ~

HOLPERDIESTOLPER Sich aufrichten und auf zwei Beinen fortbewegen ist ein Meilenstein in der kindlichen Entwicklung. Wer laufen kann, kann die eigene Neugier leichter befriedigen. Man kommt seinem Gegenüber näher, kann genauer hinschauen, die eigene Nase in etwas hineinstecken und die gespitzten Ohren leichter ausrichten. Aber was geschieht, wenn das Gegenüber auch laufen kann? Zwei Schauspielerinnen entdecken für und mit dem jüngsten Publikum das Wunder der eigenen Bewegung und der ersten Begegnungen. Ab 1 Jahr. ~MB 15. und 16.9. um 10 und 15 Uhr, 17.9. um 11 und 15 Uhr, 18.9. um 11 und 14 Uhr, Schlachthaus Theater Bern. Preise: 20 Franken, ermässigt 15, Kinder 5 Franken. www.schlachthaus.ch

~ Konzert ~

PHILHARMONIKER EINMAL ANDERS Sie spielen kubanische Boleros, argentinische Tangos, Piazzolla, Ellington, Bizet und Ravel – nur eben ganz anders, als man es kennt. Denn ebenso ungewöhnlich, wie die Arrangements von Bolero Berlin ausfallen, ist auch die Besetzung dieses Ensembles. Mit kammermusikalischer Prägnanz, mit Leidenschaft und atemberaubenden Improvisationen erfüllen die Musiker jeden Saal mit unvergleichlichem Sound. ~MB Montag, 26.9.16, 20 Uhr, Kongresshaus Zürich. Tickets: 1. Kat. 130 Franken, 2. Kat. 110 Franken, 3. Kat. 90 Franken. www.goodnews.ch

ALPHORNBLASEN Bis zu zehn Alphornbläser und Fahnenschwinger bieten heimatliche Klänge und ein eindrückliches Stück Schweizer Folklore. Wer einmal selbst die Fahne in die Höhe schleudern möchte, wird vor Ort die Möglichkeit dazu haben. Nur bei trockenem Wetter. 20 bis 21 Uhr. Diverse Plätze.

www.brunnentourismus.ch 3.9.16 – Luzern

GENUSS'16: LUZERN MUHT! Hühner, Lamas, Kühe, Showmelken, Traktorenparcours, Strohburg, Müesli selber machen, Buurebrunch und vieles mehr. Die Landwirte aus der Region präsentieren die vielfältigen Aufgaben der bäuerlichen Familienbetriebe. Von 9 bis 17 Uhr. In der Luzerner Altstadt.

www.coopandiamo.ch 4.9.16 – Bern

HERBSTFEST Der Spielpark auf dem Berner Hausberg Gurten wird mit einem alljährlichen Fest eingeweiht. Es gibt ein spezielles Kinderprogramm, eine Jeder-kann-mitmachen-Bühne und sogar ein Lamaund Eseltrekking. Freier Eintritt. Von 10 bis 17 Uhr. Auf dem Gurten.

www.gurtenpark.ch 17.9.16 – Locarno

GESANG IN DEN HÖFEN

3.9.16 – Basel

Die Innenhöfe der Kirchen, des Visconti-Schlosses und der schönsten Privathäuser werden zu Orten der Zusammenkunft und des Zuhörens: Mittelalterliche Arien, fröhliche Noten lokaler Folklore, Momente der Poesie und des Chorgesangs. 14 bis 18.30 Uhr.

ARLECCHINO-FEST

www.locarno.ch

www.luzern-muht.ch

Fest zum Start der 21. Saison des Theater Arlecchino. Es gibt Ballone, eine tolle Tombola, Essen und Trinken. Eintritt frei. Von 11 bis 17 Uhr. Theater Arlecchino.

www.theater-arlecchino.ch 4.9.16 – Interlaken

LADINA UND DIE PLUNDERLAMPE

18.9.16 – Winterthur

KONZERT SILBERBÜX Die mehrfach ausgezeichnete Kinderliederband hat mit 80 Schülerinnen und Schülern neue Lieder und Geschichten erfunden. Preise: Giessereimitglieder 10 Franken, alle anderen 15 Franken. 14 Uhr. Giesserei-Saal.

Das Märlimusical von Andrew Bond nimmt alle mit auf eine zauberhafte Reise in den Orient. Begleitet wird die Geschichte des Waisenmädchens Ladina und ihrer Lampe von mitreissender Musik und orientalischen Tanzeinlagen. 11 Uhr. Preise 1. Kat.: 36 Franken, Kinder 25 Franken. 2. Kat.: 25 und 15 Franken. Weitere Vorstellung am 18.9. in Brig.

www.silberbüx.ch

www.daszelt.ch

www.kleintheater.ch

# 09 ~ 2016

23. und 24.9.16 – Luzern

GARDI HUTTER «So ein Käse» ist das visuellste der vier Solos von Gardi Hutter. Es geht um Sein und Haben, um Konsum und Übersättigung, um Langeweile und Gier. Preis: 42 Franken, Studierende 32 Franken. 20 Uhr. Kleintheater Luzern.


~ Service ~ OUTDOOR-TIPP

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Regatta der Rindenschiffchen Es gibt fast nichts Erfrischenderes, als sich an Bächen, Flüssen und Seen zu tummeln. Besonders spannend wird es, wenn man gemeinsam Schiffchen baut.

Ob zusammengebundene Äste, ein Blatt oder ein Stück Rinde mit Krokodil an Bord: Alles, was schwimmt, kann ein Schiffchen sein.

D

ie Natur in der Umgebung von Fluss-, Bach- oder Seeufern bietet zahlreiche Anregungen, um fantastische Wasserfahrzeuge zu bauen und deren Geschwindigkeit zu testen. Nach einem Regentag kann selbst eine Pfütze zum idealen Gewässer für eine kleine Schifffahrt werden. ALLES, WAS SCHWIMMT Zum Bau eines Rindenschiffchens brauchen Sie und Ihre Enkelkinder Naturmaterialien, die schwimmen (Blätter, Rindenstücke, Äste und mehr). Machen Sie zuerst einen Schwimmtest mit den gesammelten Blät-

tern, Rindenstücken und Ästen. Binden Sie danach das Material mithilfe von langen Grashalmen oder einer biologisch abbaubaren Schnur zusammen. Dann befestigen Sie schwereres (aber ebenfalls schwimmfähiges) Material an der Unterseite des Schiffchens – so wird es stabiler. DER WETTSTREIT BEGINNT Danach geht es auf zur Mini-Regatta. Welches Schiffchen fährt am schnellsten? Das Segel-Rindenschiffchen mit dem Ast als Grossmast und Segeln aus Blättern? Das Floss aus zusammengebundenen Ästen? Ein bisschen Vorsicht muss man übrigens

walten lassen, denn Wasserläufe bergen Gefahren. So können Flüsse aufgrund von Witterungsänderungen oder Unterhaltsarbeiten an Wasserkraftwerken plötzlich viel mehr Wasser führen als sie dies normalerweise tun. Vor längeren Aufenthalten am Ufer von Bächen, Flüssen oder Seen sollte man sich deshalb über die Wetterverhältnisse informieren, sich ein Bild über die Bedingungen am Aufenthaltsort machen und allfällige Warn- oder Infotafeln von Wasserkraftwerken beachten. •

Nur wer die Natur kennt und liebt, ist auch bereit, sie zu schützen. Fördern Sie als Grosseltern deshalb Naturerfahrungen und Umweltwissen Ihrer Enkelkinder, gehen Sie zusammen raus in die Natur! Zusammen mit dem WWF bieten wir Ihnen an dieser Stelle Ideen. Weiterführende Informationen finden Sie unter www.wwf.ch/grosseltern © bildwild.ch / WWF Schweiz;Lena Deflorin / WWF Schweiz

# 09 ~ 2016


~ Service ~ REZEPT

63 ZUTATEN (FÜR 4 PERSONEN) 5 dl Bio-Süssmost (vom Bauernhof) ½

Zitrone (Saft und geriebene Schale)

30 g Maizena 1 Ei 50 g Zucker ½

Beutel Vanillezucker

250 g Nature-Joghurt 1 dl Voll- oder Halbrahm

ZUBEREITUNG 4 dl Süssmost sowie Saft und Schale einer halben Zitrone zusammen aufkochen. Maizena mit 1 dl Süssmost anrühren und zur kochenden Flüssigkeit geben, leicht köcheln lassen. Ei, Zucker und Vanillezucker in einer Schüssel gut verquirlen, bis die Masse leicht weisslich scheint. Die kochende Flüssigkeit unter ständigem Rühren in die Schüssel geben und erkalten lassen. Nature-Joghurt und Schlagrahm unter die erkaltete Crème mischen. In Gläser abfüllen, verzieren und servieren. Beim Herstellen der Süssmostcrème wünschen wir allen viel Freude, Lust und Spass. • «En Guete»!

Von MARKUS FUETER (Text und Foto)

SÜSSMOSTCRÈME

I

n der Küche meiner Oma war es üblich, dass wir Verse aufsagten oder gemeinsam Lieder sangen. Dieses Ritual gehörte zum gemeinsamen Kochen und verband uns in dieser wunderbaren Atmosphäre der Kulinarik. Dabei schnetzelten wir Gemüse, rührten in Crèmes oder klopften Teige. Das Schönste daran war, dass wir gemeinsam mit Freude und Spass etwas kreierten. Ich habe selten so gelacht, gekichert und gejauchzt wie in der Küche bei meiner Oma. Wenn ich heute zurückdenke, staune ich über die Vielzahl der Geschichten, Lieder und Verse, die sie auswendig kannte und noch im hohen Alter mit leuchtenden Augen aufsagen und singen konnte.

Backe, backe Kuchen Der Bäcker hat gerufen Wer will guten Kuchen backen Der muss haben sieben Sachen: Eier und Schmalz Zucker und Salz Milch und Mehl Safran macht den Kuchen gel’ Schieb, schieb in den Ofen rein. Ich liebte diesen Reim. Trotzdem backen meine Kinder und ich diesmal keinen Kuchen. Passend zur Saison bereiten wir eine ausgezeichnete Süssmostcrème zu. Dass wir dabei das Ritual meiner Oma weiterführen und dazu singen und Sprüche sagen, ist selbstverständlich. # 09 ~ 2016

Markus Fueter ist gelernter Koch und kocht mit seinen Liebsten für seine Liebsten. Die hier von ihm vorgestellten Rezepte haben seine Grossmutter und seine Mutter an ihn weitergegeben.


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AN DIE STANGEN! Von MARIE-ANNE SPROSS (Text & Zeichnungen) und MADELAINE AMMANN (Foto)

Sie sind einfach herzustellen und machen viel Spass: Mit bemalten Bambusstangen kรถnnen Kinder stundenlang spielen, sei es als Indianerinnen, Ritter oder Sprengmeister.

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~ Service ~ BASTELN

Entdecken Sie das Geheimnis einer guten Nacht: das Liforma Federelement

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Hightech in Natur Das Liforma Federelement besteht aus je 40 flexiblen Trimellen auf zwei Ebenen – die obere federt, die untere stützt. Die Naturlatexholme dazwischen sorgen dafür, dass die beiden Ebenen miteinander kommunizieren und sich Ihrem Körper optimal anpassen. Ein cleveres System mit nur einem Ziel: den besten Schlaf, den Sie je hatten.

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# 09 ~ 2016

Weitere Informationen unter: www.huesler-nest.ch


~ Service ~ STRICKEN

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KÖNIGLICHER PANTOFFELHELD

Schon ganz kleine Prinzessinnen und Prinzen sind mit diesen Pantoffeln königlich eingekleidet. von BEA BORNER (Text) & CHRISTIAN M. WESTERMANN (Foto)

MATERIAL, WERKZEUG • Baby- oder Sockenwolle in zwei verschiedenen Farben, 50 g/165 m • Evtl. feiner Lurex-Beilauffaden • Kleine Perlen • 1 Nadelspiel, Nr. 3 • Nähutensilien, Wollnadel

SCHWIERIGKEIT Mittel

ARBEITSABLAUF 1. Die Krone als Zackenband stricken, dabei alle Maschen rechts stricken = Rippen. (evtl. einen Lurex-Beilauffaden mitstricken) Anschlag: 5 M. Auf der geraden Seite mit Vorteil Randmaschen stricken. In jeder zweiten Nadel am Ende vor der Randmasche 3 x 1 M aufnehmen = 8 M. 1 Rippe gerade stricken. In jeder zweiten Nadel am Ende vor der Randmasche 3 x 1 überzogenes Abnehmen stricken = 5 M. Total 5 Zacken auf diese Weise arbeiten. Am Ende die 5 M mit Maschenstich an die Anschlagsmaschen nähen und die Krone schliessen. 2. Die 36 Randmaschen beim unteren Zackenrand auf 4 Nadeln verteilt auffassen, in der Mitte des 3. Zackens beginnend. Eine

Runde rechts stricken, dabei immer am Ende jeder Nadel die beiden letzten M rechts zusammenstricken = 4 x 8 M = 32 Maschen. 3. 2 Runden rechts stricken, 1 Lochrunde (stets 1 Umschlag, 1 überzogenes Abnehmen im Wechsel). 2 Runden rechts darüber stricken. 4. Für das Weiterarbeiten ist es wichtig, die Maschen wie folgt auf 4 Nadeln zu verteilen: 10 Maschen (5 M vor und 5 M hinter der Kronennaht = Ferse), je 6 Maschen rechts und links davon und die restlichen 10 Maschen (= vordere Mitte). 5. Für den Oberteil des Schuhs mit den 10 Maschen der vorderen Mitte weiterarbeiten und insgesamt 10 Rippen stricken, dabei Randmaschen arbeiten.

6. Nun wieder in Runden mit allen Maschen weiterarbeiten und diese wie folgt auf den Nadeln verteilen: 1. Nadel = 10 M (Rippenteil und vordere Mitte), 2. und 4. Nadel je 10 aufgefasste Randmaschen plus 6 Maschen = 16 M, 3. Nadel = 10 M (Ferse und hintere Mitte) = total 52 Maschen 7. In Runden Rippen stricken, d. h. 1 Runde links, eine Runde rechts, mit links beginnend. 8. In der 10. Runde (= Rechtsrunde) mit den Abnehmen beginnen. Diese Abnehmen werden auf der 1. und 3 Nadel ausgeführt. 9. Abnehmen: 1 überzogenes Abnehmen, bis 2 M vor Nadelende stricken, die letzten beiden M rechts zusammenstricken. In jeder zweiten Runde diese

Abnehmen noch 3 x wiederholen. Am Ende sind je 2 M auf der 1. und 3. Nadel übrig. Damit in der letzten Abnehmrunde ein überzogenes Abnehmen stricken. Eine Runde links darüber stricken. 10. Am Ende die seitlichen 17 M (= 16 M + 1 Abnehmen) beider Nadeln mit Maschenstich verbinden. 11. Alle Fäden vernähen. 12. Ausarbeiten: An jeder Kronenspitze eine kleine Perle aufnähen. Aus doppelter Wolle je einen Schuhbändel dinteln bis zu einer fertigen Länge von 38 cm. Schuhbändel durch die Lochrunde ziehen.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift «manuell». Das Magazin für Textilarbeit und Werken erscheint zehnmal jährlich. Abos und Einzelhefte: Tel. 058 344 95 25 oder www.manuell.ch # 09 ~ 2016


~ Service ~ DIGITAL

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~ Tipps von Swisscom Academy ~

PERFEKTE FOTOS MIT DEM SMARTPHONE

~ Tigerbooks ~

WO MAN KINDERKLASSIKER FINDET

Die schönsten Momente fotografisch festhalten kann man am besten mit dem Smartphone, welches immer mit dabei ist. Swisscom Academy gibt Ihnen drei Tipps für perfekte Fotos.

Pippi Langstrumpf, das Sams, Petterson und Findus: Auf der Tigerbooks-App sind viele Kinderbuchklassiker zu finden. Die App führt verlagsübergreifend kindgerechte Medien zusammen. Neben klassi-

1. Achten Sie auf die Drittelregel Durch die zentrale Positionierung des Hauptmotivs wirkt das Bild oft statisch.

schen E-Books bilden die sogenannten Tigerbooks – fantasievoll animierte E-Books – das Standbein der mobilen Anwendung. Die Plattform richtet sich in erster Linie an Kinder im Alter von 2 bis 12 Jahren – und natürlich an ihre Grosseltern und Eltern. ~MT

Setzen Sie das Motiv in den rechten Winkel, indem Sie es auf einem der vier Schnittpunkte oder entlang einer der Linien platzieren, welche Ihr Display in neun Teile teilen.

«Tigerbooks», für iOS und Android, App gratis, die Bücher und Filme sind zum Teil gratis oder kosten ca. 5 Franken bzw. es können Abos abgeschlossen werden.

2. Setzen Sie den Fokus Schon mit einem Tippen auf das Display stellen Sie den Fokus (farbiges Rechteck) ein, welcher der schärfste Punkt des Fotos wird. Die Fokussierung speichern Sie, indem Sie den Finger ca. 2 Sekunden auf dem Display belassen. 3. Gehen Sie nahe ans Motiv ran Die Smartphone-Kamera besitzt einen digitalen Zoom, welcher den Bildausschnitt optisch vergrössert. Die Technik geht zu Lasten der Bildauflösung. Wir empfehlen Ihnen, darauf zu verzichten und näher ans Motiv heranzurücken.

~ Photo Lab ~

BILDER BEARBEITEN MIT DER APP Photo Lab ist ein lustiges Bildbearbeitungs-App. Es verwandelt Fotos im Handumdrehen mit über 600 Effekten. Man findet klassische Filter, um die Farbdarstellung oder Schärfe zu verbessern, oder auch ausgefallenere, mit denen man in einem Hollywood-Film landet. Noch viel mehr ist mit dieser App schnell und mit wenigen Klicks machbar: schöne Rahmen, Collagen aus mehreren Bildern, die Enkel auf dem Cover eines Hochglanzmagazins oder als Zeichentrickhelden. Die Bilder können einfach gespeichert werden. ~MT «Photo Lab», für iOS und OS-Android 4+-Geräte. Gratis. # 09 ~ 2016

Wollen Sie Ihr Smartphone noch besser kennenlernen und die Funktionen Schritt für Schritt entdecken? Besuchen Sie die Grundkurse Digital von Swisscom Academy. Anmeldung und weitere Infos unter www.swisscom.ch/grosselternmagazin oder 0800 33 55 77.

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit


~ Service ~ SPIELEN

68 ~ Aus alter Zeit ~

Niggelspiel

~ Ratespiel ~ von PETER GRAF (Text) und PAULA TROXLER (Illustration)

KAMPF GEGEN DIE SANDUHR

N

«Sag's mir! junior» ist ein schönes Ratespiel, in dem

iggelspiele sind mit dem Hornussen verwandt. Der Niggel ist ein viereckiges, rund 15 Zentimeter langes und etwa 4 Zentimeter dickes Stück Hartholz, das an seinen Enden schnabelartig zugespitzt ist. Die vier Seiten sind je mit einer Zahl versehen (1, 2, 3, 4). Als Schlagstock dienen längere Stöcke. Der Schläger legt sich den Niggel so zurecht, dass er ihn mit voller Wucht ins Spielfeld bringen kann. Der andere probiert, den Niggel mit seiner Mütze aufzufangen. Wenn er das schafft, darf er abschlagen und der andere fängt. Klappt das nicht, darf der Fänger den Niggel zum

abschlagenden Spieler zurückwerfen und versuchen, den quer vor dem Mitspieler liegenden Schlagstock zu treffen. Wenn er trifft, bekommt er das Schlagrecht. Verfehlt er den Stock, wird die Zahl vom Niggel abgelesen, die auf der Oberseite des Holzes sichtbar ist. Der abschlagende Spieler darf nun den Niggel in die Luft werfen und so oft weiterbefördern, wie die Zahl angibt. Man misst die Entfernung vom ersten Abschlag bis zu der Stelle, wo der Niggel liegen bleibt. Danach wird das Spiel fortgesetzt. Wer zuerst eine zu Beginn bestimmte Gesamtdistanz erreicht hat, gewinnt. •

Aus: «Tumme, Böckli, Stigeligumpe: 50 Schweizer Spiele aus alter Zeit», Applaus Verlag, 144 Seiten, 48 Franken. # 09 ~ 2016

Kinder und Erwachsene reihum einfache Begriffe erklären und erraten müssen, ohne dabei den Gegenstand zu benennen. Gespielt wird gemeinsam gegen eine Sanduhr (zehn Minuten). Sind 20 Karten innerhalb der Zeit erraten, beginnt die nächste Runde. Die bereits bekannten Begriffe werden gemischt und diesmal pantomimisch dargestellt. Das Spiel endet, sobald die Sanduhr durchgelaufen ist (oder vorher alle Karten erraten wurden), und alle gewinnen oder verlieren gemeinsam. Die grossen Karten sind stabil und sorgen garantiert für so manchen Lacher und Eintrag im Kindererinnerungsbuch. ~MT «Sag's mir! junior», Asmodee Verlag, für 2 bis 12 Spieler, ab 4 Jahren, Spieldauer 10 Minuten, ab 18 Franken.


~ Service ~ SPIELEN

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~ Merkspiel ~

AUCH FÜR ERWACHSENE EINE HERAUSFORDERUNG Beim Spiel «Nanu?» verdecken fünf farbige Deckel fünf der unzähligen

~ Stapelspiel ~

WER BAUT DAS HÖCHSTE HAUS? Ziel von «Super Rhino» ist es, einen stabilen Wolkenkratzer zu bauen und dabei seine Dächer loszuwerden. Auf jedem neu gelegten Dach stehen die Anweisungen für den nächsten Spieler, wie er die Wände zu bauen hat, ob er noch ein Dach vom Stapel nehmen, aussetzen, ob er den kleinen Rhino umsetzen muss, oder ob sich die Spielrichtung ändert. Das Prinzip des 3-D-Stapelspiels ist simpel und humorvoll und macht sowohl Erwachsenen als auch Kindern Freude. Für Kinder unter 5 Jahren ist das Bauen zuweilen motorisch herausfordernd – was sie aber nicht davon abbringt, mitspielen zu wollen. ~MT

Bilder, ein Würfel gibt die Farbe vor. Welches Motiv lag schon wieder unter dem roten Deckel? Wer es weiss, bekommt die Bildkarte und deckt mit dem Deckel ein neues Bild zu. Man muss sich also ständig die Farb-Gegenstands-Kombination merken, was auch für Erwachsene zur echten Herausforderung werden kann. Ein super Mitbringsel oder Reisespiel. ~MT «Nanu?», Ravensburger Verlag, für 2 bis 4

«Super Rhino», Haba Verlag, für 2 bis 5 Spieler, ab 5 Jahren, Spieldauer 5 bis

Spieler, ab 4 Jahren, Spieldauer 20 Minu-

15 Minuten, ab 11.90 Franken.

ten, ab 8.90 Franken.

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HTE C I SCH GE ER! S OLG WEIT F R E HT DIE GE

1. S E P T E M B E R B I S 23. O K T O B E R 2 016

THEATER 11 ZÜRICH OERLIKON T I C K E T S U N D I N F O S : W W W. I O S E N Z AT E . C H SPONSOREN

PA R T N E R

T I C K E T PA R T N E R

V E R A N S TA L T E R

M E D I E N PA R T N E R

# 09 ~ 2016


~ Service ~ BUCHTIPPS

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Herberts letzte Träume Die Autorin Elisabeth Schrom erzählt aus dem unspektakulären Alltag eines alleinstehenden Rentners, der kaum mehr besondere Erwartungen an das Leben hat. Oder doch? Von HANS ABPLANALP (Text)

Wöchentlicher Fixpunkt: das Treffen und die Gespräche auf einer Parkbank mit seinem alten Freund Rudolf, welcher mit Edith verheiratet ist. Eine weitere Bezugsperson ist Frau Kramer, seine verwitwete Nachbarin. Bei Abwesenheiten schauen sie sich gegenseitig zu ihren Wohnungen. EIN GANZ ANDERER ALLTAG

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erberts Leben verläuft in geordneten Bahnen: pensioniert, genügend Rente, schon lange geschieden, keine Kinder, eine Wohnung, den ganzen Haushalt selber besorgen, wie zum Beispiel einkaufen, kochen, waschen, bügeln, putzen. Tagaus tagein. Jedes Jahr über Weihnachten verreist er ins Ausland, seine jährlichen Ferien, von denen er jeweils Erinnerungsgegenstände heimbringt, die seine Wohnung (über-) füllen.

Bei der Lektüre ist mir klar geworden, wie so ganz anders mein Rentneralltag ist: verheiratet, drei erwachsene (ebenfalls verheiratete) Kinder, sechs Grosskinder mit wöchentlichen Hütetagen, ungebrochene Schreib-, Lese- und Theaterlust. Nicht, dass ich Herberts und mein aktuelles Leben wertend vergleichen möchte. Schicksal, Zufälle, Temperament und anderes mehr haben da sicher mitgespielt. Aber privilegiert komme ich mir schon vor (und weiss dies auch zu schätzen). Elisabeth Schrom gelingt es, Herberts «letzten» Lebensabschnitt mit dem nötigen Einfühlungsvermögen und einer Portion Humor zu beschreiben. Man bekommt diesen Mann lieb, leidet und freut sich mit ihm. So unspektakulär diese Erzählung ist, so unspektakulär ist die Sprache, gekonnt, treffend, mit Witz und Schalk. Manche Gedanken im Buch kamen mir so bekannt vor, «genau», «richtig».... Aber Herbert hat noch zwei Träume: eine # 09 ~ 2016

Putzfrau für die vielen Erinnerungsgegenstände in seiner Wohnung und eine Frau an seiner Seite, mit welcher er den Lebensabend verbringen könnte. Beides scheitert – leider. Wie und weshalb sei nicht verraten, das muss man schon selber lesen, auf diesen vergnüglichen und doch tiefsinnigen 100 Seiten. •

«Herbertgeschichten», Elisabeth Schrom, Zytglogge Verlag, 111 Seiten, 26 Franken.


~ Service ~ BUCHTIPPS

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~ Erinnerungsbuch ~

BLICK ZURÜCK IN DIE KINDHEIT Joli Schubiger-Cedraschi ist vier Jahre alt, als sie 1939 zum ersten Mal und für längere Zeit zu ihrer Grossmutter ins Tessin fährt. «Ich ging zur Nonna», erinnert sie sich. «Was sie lebte und vertrat, wirkte so unmittelbar und stark auf mich, dass es mir nie eingefallen wäre zu sagen, ‹ich gehe zum Nonno› oder ‹zu den Verwandten ins Tessin›.» Während der Vater in der Stadt Geld verdient, bleibt seine Tochter drei Jahre lang im Haus der Nonna. In ihrem gleichnamigen Buch erinnert sich Joli Schubiger-Cedraschi an diese Zeit, an das Tessiner Dorf im Mendrisiotto, an ihren Nonno Pepp, welcher der kleinen Enkelin derbe Geschichten erzählt, und eben vor allem an ihre Nonna Vittoria, die sagt, wo es langgeht. Ein bezauberndes kleines Buch, in dem eine Welt aus vergangener Zeit lebendig wird. ~GG

«Haus der Nonna», Joli Schubiger-Cedraschi, Limmat Verlag, 144 Seiten, 29.50 Franken.

~ Kinderbuch ~

UNSER LIEBSTES UNGEHEUER Der Grüffelo oder Gruffalo, wie er im englischen Original heisst, erschien 1999 erstmals und ist bereits ein Klassiker. Deshalb passt er bestens in diese Ausgabe, in der sich das Dossier dem Thema Kinderklassiker widmet. In unserer Familie steht das Buch bei allen seit Jahren hoch im Kurs. Eine kleine Maus spaziert durch den Wald und wird von Fuchs, Schlange und Eule eingeladen - wohl meist mit der Idee, den Gast zu verspeisen. Doch die Maus winkt ab und sagt, sie sei bereits verabredet, und zwar mit dem Ungeheuer Grüffelo. Die Überraschung ist gross, als sie Grüffelo unverhofft wirklich trifft und der ihr sagt, sein Lieblingessen sei Mäusesandwich. Doch die Maus weiss sich zu helfen. Ein wunderbares und sehr lustiges Buch über Angst und wie man sie überwindet. Für Erwachsene: Es lohnt sich, auch einmal das englische Original zu lesen. Die Verse sind zum Niederknien. ~GG «Der Grüffelo», Julia Donaldson & Axel Scheffler, Beltz & Gelberg, 26 Seiten, ab 4 Jahren (auch für jüngere geeignet), ab 12.90 Franken. Anzeige

Schnupperlektionen, Kurse und Veranstaltungen

Bleiben Sie neugierig Haben Sie einmal eine Sprache erlernt, die Sie für den nächsten Urlaub auffrischen möchten, wissen aber nicht, welches Niveau für Sie das Passende ist? Oder haben Sie schon viel von einer Bewegungsform gehört, können sich jedoch nichts darunter vorstellen? Sind Sie neugierig geworden? In verschiedenen Kursen können Sie eine Schnupperlektion besuchen. Nutzen Sie die Gelegenheit.

Mehr Informationen sowie die Gesamtübersicht aller Kurse und Veranstaltungen finden Sie auf unserer Internetseite oder im aktuellen Kursprogramm.

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~ Service ~ TIPPS VOM KINDERARZT

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Fieberkrämpfe Von PAUL W. MEIER, THOMAS BAUMANN (Text) und DESCIENCE (Illustration)

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ieberkrämpfe sind die häufigsten Krampfanfälle im Kindesalter. AusgelÜst werden sie durch Fieber. Sie sind harmlos. Allerdings kann die Abgrenzung von gefährlichen Krampfanfällen mit Fieber (zum Beispiel Hirnhautentzßndung) schwierig sein. DAS SIEHT SCHLIMM AUS Fieberkrämpfe treten bei 4 Prozent aller Kinder auf, am häufigsten im zweiten Lebensjahr. Sie kÜnnen durch Fieber irgendeiner Ursache auftreten. Die HÜhe des Fiebers wie auch die Geschwindigkeit des Fieberanstiegs scheinen auslÜsende Faktoren zu sein. Es scheint, dass das kindliche Hirn empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert. Die genauen Mechanismen sind ungeklärt. Typischerweise treten die Fieberkrämpfe in den ersten Stunden nach Fieberbeginn auf, oft wird das Fieber erst durch den Anfall bemerkt. Es kommt zu Versteifungen von Armen und Beinen, Muskelzuckungen, Augenverdrehen, Bewusstlosigkeit und Atemstillstand. Die Dauer beträgt meist nur wenige Minuten, und der Anfall geht von selbst zu Ende. Im Anschluss daran ist das Kind häufig noch fßr einige Zeit in einem gewissen Dämmerzustand und wirkt sehr verschlafen. ZWEI FORMEN Man unterscheidet zwei Formen: Die unkomplizierten Fieberkrämpfe dauern weniger als 15 Minuten und kommen im typischen Alter (fßnf Monate bis sechs Jahre) bei sonst gesunden, normal ent-

Fieberkrämpfe sind eine Art epileptischer Anfall mit Ohnmacht, Zucken und Versteifungen sowie Augenverdrehen und Blauwerden. Das sieht sehr bedrohlich aus, ist aber harmlos.

wickelten Kindern vor. Die komplizierten Fieberkrämpfe sind durch mindestens einen der folgenden Aspekte charakterisiert: Länger als 15 Minuten anhaltend, im Alter von weniger als fĂźnf Monaten oder mehr als sechs Jahren, mehr als ein Anfall in 24 Stunden, einseitiger Krampfanfall oder Lähmungserscheinungen nach dem Anfall sowie vorbestehende Entwicklungsauffälligkeiten. FAMILIĂ„RE HĂ„UFUNG Wenn einmal ein Fieberkrampf auftrat, ist das Risiko, später wieder einen solchen zu erleiden, deutlich erhĂśht. Auch besteht sicher eine genetische Veranlagung und damit eine familiäre Häufung. Ob bei einem Kind ein Fieberkrampf auftritt oder nicht, kann von aussen kaum beeinflusst werden. HĂśchstens eine konsequente und frĂźhe fiebersenkende Therapie kann einen positiven Einfluss haben: Fieberbekämpfende Massnahmen bei Temperatur hĂśher als 38,5°C wie Wadenwickel, kĂźhle Umschläge auf die Stirn, genĂźgende FlĂźssigkeitszufuhr und Gabe von Paracetamol (Panadol, # 09 ~ 2016

Dafalgan, Tylenol, Ben-u-ron, Influbene, usw.). Da jedoch viele Fieberkrämpfe beim ersten Fieberanstieg auftreten, kommt der Einsatz von Medikamenten oft zu spät. BEHANDLUNG Wenn trotzdem ein Fieberkrampf auftritt, ist Folgendes zu tun: • SchĂźtzen Sie das Kind vor Verletzungen durch gefährliche Gegenstände und bringen Sie es in Seitenlage (Vermeidung einer Aspiration). • Versuchen Sie nicht, dem Kind etwas in den Mund zu geben. • Versuchen Sie, die Temperatur zu senken (Ausziehen, Wickel, Umschläge, Fieberzäpfchen). NACH DEM KRAMPF Nach einem Fieberkrampf muss unverzĂźglich ein Arzt aufgesucht werden, da andere Ursachen eines Krampfanfalles unbedingt ausgeschlossen werden mĂźssen. Entscheidend ist vor allem, eine HirnhautentzĂźndung auszuschliessen. Die Fieberkrämpfe selbst sind aber ungefährlich und hinterlassen auch keine Hirnschäden. •

Die Autoren sind Kinderärzte in Solothurn. Der Text stammt aus dem Buch Informationen vom Kinderarzt, Verlag Hans Huber, und ist ungekßrzt auch auf der Webseite www.paediatrieinfo.ch zu finden.


~ Service ~ GESUNDHEIT

Endlich wieder alles hören

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ie kennen wahrscheinlich das Gefühl: Sie sitzen am Esstisch und haben Schwierigkeiten, einer Unterhaltung zu folgen. Sie können vielleicht die Person gegenüber oder neben Ihnen

brechende Technologie in Oticon Opn verarbeitet Geräusche 50 Mal schneller und vermittelt Ihrem Gehirn eine vollständigere Geräuschkulisse, durch die Sie – nicht Ihr Hörsystem – entscheiden

hören. Aber wenn jemand weiter weg etwas sagt, verstehen Sie es nicht, und die Unterhaltung geht weiter – ohne Sie! Der Grund ist Ihre Hörminderung, durch die weniger Geräusche Ihr Gehirn erreichen. Damit die Geräusche Sinn ergeben, muss Ihr Gehirn hart arbeiten, um die Klanglücken zu füllen. Und das passiert besonders in Situationen, in denen die Geräusche aus unterschiedlichen Richtungen kommen – wie an einem Esstisch. Traditionelle Hörsysteme sind nicht schnell genug, um gleichzeitig viele Geräusche zu verarbeiten. Deshalb liegt der Fokus häufig auf einem „Hauptgeräusch“, wie das Gespräch direkt vor Ihnen. Alle anderen Geräusche werden unterdrückt. Allerdings beinhalten Hintergrundgeräusche oft wichtige Gesprächsdetails, und wenn diese nicht an das Gehirn weitergeleitet werden, ist es schwierig und ermüdend, Unterhaltungen zu folgen. Mit dem neuen Hörsystem Oticon Opn gehört die traditionelle Hörsystemtechnologie der Vergangenheit an. Die bahn-

können, auf welche Geräusche Sie sich konzentrieren. Das Ergebnis ist eine bessere Verfolgung Ihrer Unterhaltungen mit weniger Anstrengung. WERDEN SIE TESTHÖRER Das Hörsystem Oticon Opn bietet im Vergleich zum Modell Alta2 Pro um 30 Prozent besseres Sprachverstehen. Der Höraufwand reduziert sich um 20 Prozent und die Nutzer können 20 Prozent mehr vom Gespräch aufnehmen. Die individuelle Nutzung hängt dabei von der Einstellung der Hörsysteme ab. Werden Sie jetzt Testhörer für das neue Hörsystem Oticon Opn! Vereinbaren Sie Ihren kostenlosen Höranalysetermin, gerne mit einem Angehörigen oder Freund, bei einem Akustiker in Ihrer Nähe unter: 031 528 13 07. •

Mehr über die Hörstudie finden Sie unter: www.media.socialblue.com/-beltone

In Zusammenarbeit mit:

www.hmzag.ch

www.beltone-hoerberatung.com

www.audilab.ch

www.otoacusticapaganini.ch

# 09 ~ 2016

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~ Studie ~

NUGGIS IM MUND REINIGEN WIEDER ERLAUBT Jetzt darf man wieder den Nuggi im Mund reinigen. Damit reduziert man nämlich das Allergie- und Asthmarisiko des Babys, wie eine schwedische Studie zeigt. Jene Kinder, die öfters mit der Körperflora ihrer Eltern in Kontakt gekommen waren, hatten weniger Ekzeme und zeigten auch weniger Hinweise auf eine Lebensmittelunverträglichkeit. Durch den Kontakt mit der fremden Körperflora werde das Immunsystem des Säuglings stärker gefordert und suche sich weniger unsinnige Ziele wie etwa Pollen oder Nahrungsmittel, vermuten die Forscher. Dass die Kinder durch das elterliche Ablecken der Nuggis (und Löffel) häufiger mit krankmachenden Bakterien oder Karies-Erkrankungen angesteckt würden, dafür fanden sie keine Hinweise. Natürlich müssten die Ergebnisse noch in grösseren Studien verifiziert werden, schreiben die Autoren. Man darf also gespannt sein auf weitere Forschungen und eine eventuelle erneute Umkehr der Empfehlung. Zum Glück sind wir so flexibel. ~MB


~ Service ~ GESUNDHEITSKOLUMNE

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MATER DOLOROSA Schmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben – manchmal auch solche, für die die Schulmedizin keine Lösungen hat.

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ie Heilige Maria, die Mutter von Jesus, ist seit vielen Jahrhunderten der Urtyp der Mutter, die an Schmerzen leidet, weil sie ihr Kind verloren hat. Es ist nicht in erster Linie der körperliche Schmerz, sondern die Seelenpein, die diese Frau charakterisiert. Ich habe selbst keine Beziehung zu Heiligen, aber diese archetypischen Figuren bestimmen unser aller Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Sein bis heute. Frau M.D., eine moderne Mater dolorosa, kam vor langer Zeit zu mir in die Sprechstunde. Sie wurde vorher während Jahren in Deutschland wegen chronischer Schmerzen abgeklärt und behandelt. Neurologen, Psychiater, Rheumatologen, Hausärzte und diverse Therapeutinnen bemühten sich redlich. Alle Versuche schlugen fehl, Medikamente verursachten höchstens Nebenwirkungen. Als sie wegen des Wohnortwechsels mit diesem schweren Rucksack zu mir kam, wurde mir bald klar, dass es nicht mein Ziel sein konnte, sie von den Schmerzen zu befreien. Sie hatte den ganzen Kreuzweg von Gesprächstherapien bis zur Schmerzklinik inklusive stationärer Aufenthalte absolviert. Was sollte ich denn da noch tun? Der Arzt soll «frech denken und vorsichtig handeln» (Watzlawik). An das versuchte ich mich zu halten. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass meine neue Patientin ihren halbwüchsigen Sohn plötzlich verloren hatte. Auch wenn sie selbst meinte, der Tod des Sohnes spiele hinsichtlich der Schmerzen keine

Rolle, haben sich meiner Meinung nach die tiefe Trauer und der Kummer eingegraben und verursachen körperliche Schmerzen. Diese Schmerzen gehören zur schwierigsten Kategorie, denn es gibt kein Substrat dafür, also keine kranken oder beschädigten Muskeln, Knochen, Sehnen, Organe, Nervenbahnen oder anderes. Die Schmerzen sind nicht materiell. Unsere moderne Medizin ist analytisch und geht bis in die molekularen Strukturen davon aus, dass es fast immer eine biochemische oder physikalische Ursache für Schmerzen gibt. Frau M.D. lässt darum alle konventionellen Mediziner auflaufen. Niemand sieht ihr den Schmerz an. Wenn man sie länger kennt, bemerkt man zwar eine leise Melancholie, aber sie hat eine tadellose Haltung, ist elegant gekleidet und sieht damit jünger aus als sie ist. Sie hat kleinere Leiden wie alle Menschen: Erkältungen, Magenbrennen oder einen Hautausschlag, und die kann der Hausarzt recht gut behandeln. Die wandernden Schmerzen aber bleiben. ERSTAUNLICHE GEDULD Ich erkläre ihr immer wieder, dass ich wisse und ihr glaube, dass sie Schmerzen verspüre, auch wenn man keine Erklärung dafür finde. Sie darf klagen, und ich muss es aushalten. Sie ist loyal und hat höchstens auf meine Empfehlung gelegentlich Spezialisten aufgesucht. Wir brauchen immer mehr als eine Viertelstunde für den Austausch. Wir haben # 09 ~ 2016

Edy Riesen, 67, ist als Hausarzt in Ziefen BL tätig. Er führt seine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.


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Von EDY RIESEN (Text) und SOPHIE STIEGER (Foto)

eine ganz erstaunliche Geduld entwickelt, wobei ich meine, sie hat mehr Geduld mit mir als umgekehrt. Medizinisch passiert nicht viel, und doch kommt sie immer wieder vorbei. Sie erträgt den Schmerz, und ich gebe mir Mühe, nicht immer wieder in einen unnötigen Aktivismus zu verfallen und dies und jenes auszuprobieren. Sie hat mich gelehrt, meine Frustration auszuhalten. Man will doch ein guter Arzt sein, oder? Ist vielleicht der gute Arzt für Frau M.D. einer, der zuhört, ihr glaubt, sie akzeptiert, so, wie sie ist? Könnte es sein, dass dies das beste von den vielen ungenügenden Angeboten ist?

die Hoffnung nie auf, dass wir eines Tages auf eine grosse Lichtung kommen, wo es mehr Luft zum Atmen gibt, frisches Trinkwasser und Früchte, und dass die Patientin dort ihre Schmerzen fahren lassen kann. Denn das ist nicht unmöglich. Sie sind ja nirgends festgemacht im Körper. Sie müsste nur die Türe des Käfigs aufmachen und die Plaggeister hinauslassen. Aber nur sie selbst wird vielleicht eines Tages den Schlüssel finden. •

DURCH DEN DSCHUNGEL DES SCHMERZES Mediziner werden in langen Jahren geschult, Menschen zu reparieren, Symptome zu behandeln, oder – das hohe Wort muss man mit grosser Vorsicht brauchen – Patienten zu heilen. Hier geht es um etwas anderes. Es geht darum, auf einem schmalen Pfad durch den Dschungel des Schmerzes einen Weg zu schlagen, geduldig und mit Ausdauer. Ich gebe Anzeige

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~ 09 / 2016 ~ WETTBEWERB

Gewinnen Sie eine Woche Familienferien für zwei Erwachsene und zwei Kinder im neuen Pradas Resort, Brigels

Pradas Resort in Brigels: Ferienspass für Gross und Klein in den Bündner Bergen Mit seinem weitläufigen Wellnessbereich auf 500 m2, dem 150 m2 grossen Kids-Club, einem beheizten Badesee sowie Golfplatz und Wanderwegen direkt vor der Tür ist das Pradas Resort gleichzeitig Sport-, Wellnessund Kinder-Resort. Das wunderschön mitten in Brigels auf dem sonnenseitigen Plateau der Surselva gelegene Drei-Sterne Superior Resort ist ideal auf die Bedürfnisse von Gross und Klein zugeschnitten. Es bietet perfekte Familienferien für alle, die rund ums Jahr ein vielfältiges Angebot an Spass, Action und Erholung suchen. Die insgesamt 83 2½- bis 4½-Zimmer-Ferienwohnungen des Resorts sind charmant alpin eingerichtet, voll ausgestattet und verfügen jeweils über einen Balkon oder Aussensitzplatz. Für modernste Unterhaltung sorgen kostenfreies WLAN sowie zwei Flachbild-Fernseher pro Wohnung.

www.pradasresort.ch Wo Familien herzlich willkommen sind!

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis am 25. September ein Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Pradas Resort» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.


~ Service ~ FOTO-RATGEBER

Pacman schnappt sich eine Kirsche, zu zweit gemalt.

Malen mit Licht Kinder malen ohnehin sehr gerne – warum also nicht einmal mit Licht malen? Beim Light Painting steht nicht die Kameratechnik, sondern die Kreativität im Vordergrund.

B

ei Light Painting werden mit unterschiedlichsten Lichtquellen vor der Kamera Figuren, Muster und Buchstaben in die Umgebung gemalt und die dabei entstehenden Lichtspuren mit einer Langzeitbelichtung festgehalten. Diese simple Technik ist selbst für Foto-Anfänger sehr einfach umsetzbar und macht zusammen mit Ihren Enkelkindern bestimmt besonders viel Spass.

Lichtkugel, erstellt mit einem an einer Schnur befestigten Velorücklicht.

AUSRÜSTUNG Sie benötigen eine Kamera mit Bulb-Funktion (öffnet den Verschluss so lange, wie man den Auslöser drückt), ein Stativ, einen Kabel- oder Fernauslöser, dunkle Klei-

dung, dunkle Handschuhe, dunkle Gesichtsmaske. Weiter brauchen Sie verschiedene Lichtquellen (LED-Taschenlampen, Fahrrad-Rücklichter, Wunderkerzen, etc.) KAMERAEINSTELLUNGEN Einstellen müssen Sie an der Kamera eine lange Verschlusszeit (30 Sekunden oder länger), eine mittlere bis geschlossene Blende (f8 bis f16 oder höher) und eine tiefe ISO-Einstellung (ISO 200), um Bildrauschen zu vermeiden. Der Blitz muss ausgeschaltet sein, die Fokussierung erfolgt manuell. Dies sind Richtwerte für den Anfang. Je nach Umfang der Lichtmalerei kann die Verschlusszeit schnell zwei Minuten und mehr betragen. Experimentieren Sie mit eigenen Einstellungen, um deren Wirkung besser zu verstehen.

77 manuell auf den Bereich scharf, in dem die Lichtmalerei ausgeführt werden soll. Starten Sie mit f8, ISO 200 und einer Verschlusszeit von mindestens 30 Sekunden. Öffnen Sie den Verschluss und lassen Sie Ihr Enkelkind die Lichtmalerei beginnen. Dabei sollte es sich stets hinter der Lichtquelle befinden, direkt ins Objektiv malen und darauf achten, sich selbst nicht anzustrahlen. Danach schliessen Sie den Verschluss und betrachten zusammen das Ergebnis. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es zu Beginn möglicherweise noch nicht dem Wunschresultat entspricht. Finden Sie die nötigen Anpassungen und experimentieren Sie weiter. Wenn Sie nach dem Malen den Verschluss noch länger offen lassen, können Sie das Umgebungslicht ebenfalls einfangen, und die Lichtmalerei steht nicht einfach vor einem schwarzen Hintergrund. Mit längeren Verschlusszeiten haben Sie zudem mehr Spielraum für komplexere und grosse Motive mit mehreren Lichtmalern. Laden Sie alle Freunde Ihres Enkelkindes zum Light Painting ein – je mehr Maler, desto lustiger! Erstellen Sie komplexere Figuren und verwenden Sie funkensprühende Lichtquellen, wie beispielsweise Wunderkerzen – dieser Effekt wird alle begeistern. •

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AUFNAHMETECHNIK Suchen Sie sich eine dunkle Umgebung, sei es ein Raum oder ein dunkler Platz draussen. Dann positionieren Sie die Kamera mittels eines Stativs und stellen sie # 09 ~ 2016

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Ihr Gutscheincode ist Gültig bis am 31.10. 2016

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~ Service ~ RÄTSEL

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Viel Spass beim Rätseln wünscht Sudoku

Binoxxo

Schwierigkeit: mittel

Schwierigkeit: leicht

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Conceptis Puzzles

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Anleitung Binoxxo:

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Conceptis Puzzles

www.binoxxo.ch

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Schwierigkeit: schwer

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Füllen Sie das Rätselgitter mit den Zeichen O und X vollständig aus. Es dürfen nicht mehr als zwei aufeinanderfolgende X und O in einer Reihe oder Spalte vorkommen. In jeder Zeile oder Spalte stehen vier X und vier O. Alle Zeilen und Spalten sind einzigartig.

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Bimaru Schwierigkeit: leicht

Conceptis Puzzles

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So lösen Sie Bimaru:

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• Die Nummer am Ende jeder Zeile oder Spalte sagt Ihnen, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind.

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So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur ein Mal vorkommen.

1 Frachter 3 Kutter

2 Yachten 4 Jollen

Finde die 8 Unterschiede Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite finden Sie auf unserer Webseite www.grosseltern-magazin.ch/raetsel # 09 ~ 2016

Finden Sie die vorgegebene Anzahl Schiffe. Dabei gilt:

• Schiffe dürfen sich nicht berühren, weder horizontal oder vertikal noch diagonal. Das heisst, jedes Schiff ist vollständig von Wasser umgeben, sofern es nicht am Rand liegt. Unsere Tipps zu Bimaru: • 0er Zeilen und 0er Spalten als Wasser markieren • Um Schiffe rundherum das Wasser einzeichnen • Zuerst grosse Schiffe platzieren • Gefundene Schiffe abkreuzen


~ Service ~ RÄTSEL VON CHRISTA CAMPONOVO

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Spiderman oder Batman auf Kinderlaufwerken?

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waagrecht

Gewinnen Sie einen Gutschein im Wert von 200 Franken von www.fcw.ch

5 Wenn die Enkelkinder länger aus dem Schulalltag fallen. 12 Wo Outfit nicht zwingend out, aber erschwinglich ist. 14 Prozentnachwehen oder Vierbeiner. 15 Passt zu Klepper und Schindmähre. 16 Nur ein Zeichen unterscheidet das Alter dies- und jenseits des Kanals. 17 Es gibt nicht nur bianco und das. 18 Geschüttelte Dame ist Aufforderung, sich zu prügeln. 19 Petrarca oder Pausini geben Hinweise. 20 Gut, wenn man ihn raus hat. 22 Krönt Opatra. 23 Amtssprache von z.B. Usbekistan. 24 Der Beginn und der Durchlauf von 16 senkr. 25 Vorname der Schällenursli-Autorin (2 und 4 vertauscht). 26 Der mit dem Puppenheim und den Wildenten. 27 Lieber kein solcher Traum. 28 Kopflose Griechenmetropole. 29 Macht den auf dem Pferd zur Künstlergruppe. 31 Fehlt dem kurzen Hohlmass zum Schmiermittel. 32 Konsonantenloser Zweiteiler. 33 Streift mit verdrehter Rute durch die Apenninen. 34 Die Strasse macht das Pfung zum Test. 35 Ist er santo, folgt ihm die pasqua. 36 Une …de lait dans le café. 38 Vokalloser Schutzheiliger von Madrid. 39 In Serbien, nicht aber in Kroation noch im Umlauf.

senkrecht 1 Nicht Geister, sondern Standabschiedsfeiernde sind dann in Aktion. 2 Ente und Pfau holen es sich nicht in 12 waagrecht. 3 Italienisches Jetzt wird gedreht zum Walliser Bergdorf. 4 Wird gemacht, um z.B. etwas loszuwerden. 5 Gewisser Nudel empörendes Benehmen. 6 Das Salzwasser ist sein Reich. 7 Dieser Joan schuf farbige und fantasievolle Werke. 8 Gestelle sind zuerst Rettungsorganisation. 9 Wenn weibliche Wesen die Türken ersetzen, ist es keine Pflanze mehr. 10 Macht den kurzen Verwaltungsrat zur Zahl. 11 Erscheinungsform von Lava, Blut oder Wörtern. 13 Stadt im Bundestaat NY lässt an Hornochse denken. 16 Wo im Rüeblikanton harte Jungs in einer Festung wohnen. 21 So kann Schadenfreude tönen. 26 Umfasst 6852 Inseln. 30 Hebt Hochwürden noch höher. 33 Lässt unsere Hauptstadt zu einer anderen mutieren. 37 Nach Duden Ausruf staunender Bewunderung.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an 3G Media GmbH, Grosseltern, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 13.9.2016. Die Lösung des Juli-Rätsels finden Sie auf Seite 81. # 09 ~ 2016


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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Vom Leben als Grossmutter

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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Impressum Ausgabe 9/2016

Vorschau #10 / 2016

Verlag GROSSELTERN-MAGAZIN www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr Auflage 20 000 Exemplare Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRESABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

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Erscheint am 30.9.2016

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion GEORG GINDELY –GG Chefredaktor +41 56 558 91 77 georg.gindely@grosseltern-magazin.ch MELANIE BORTER –MB Stv. Chefredaktorin melanie.borter@grosseltern-magazin.ch PIUS ACHERMANN –PA Redaktor pius.achermann@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Hans Abplanalp, Thomas Baumann, Bea Borner, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Monika Fischer, Marlis Friedrich Baumgartner, Markus Fueter, Beat Gloor, Jochen Ihle, Katharina Ley, Paul W. Meier, Anna Miller, Fabian Müller, Edy Riesen, Viviane Schwizer, Susanne Stöcklin-Meier, Marie-Anne Spross, Liz Sutter (LS), Maren Tromm (MT), Eli Wilhelm

DIE ORANGE JAHRESZEIT Die ganze Familie Bächli – von den Grosseltern bis zu den Enkeln – schnitzt im Herbst Kürbisse und baut Kürbisskulpturen. Der Bächlihof in Jona wird so zu einem beliebten Ausflugsziel. DIGITALES LEBEN Skype, Twitter und Pokémon Go: Was man in seinem digitalen Leben ausprobieren und was man lassen sollte – und was man von den Enkeln lernen kann.

Layout BÜRO HAEBERLI, ANDREA MENDLER www.buerohaeberli.ch Fotografie Madelaine Ammann, Thomas Burla, Tibor Nad, Holger Salach, Sophie Stieger, Superpeng, René M. Wyser Illustrationen Renate Alf, Descience, Marie-Anne Spross, Paula Troxler

MAMA IST KRANK Wenn Eltern Krebs haben, übernehmen Grosseltern oft eine wichtige Rolle: Zu Besuch bei einer betroffenen Familie.

Korrektorat Martin Hug Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch MICHAELA SCHRÖDER +41 76 380 92 00 michaela.schroeder@grosseltern-magazin.ch

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GABRIELA BENZ +41 76 566 08 48 gabriela.benz@grosseltern-magazin.ch FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

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DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht

3 Gartenlaube 10 Orangenhaut 13 Ampel 15 opal 17 st 18 Lepra 19 ne 20 Miles 22 ENEL 23 Last 24 Ira 25 Mine 27 ric 28 tanzt 30 Manga 32 Eee 33 ieu 34 adieu 35 horten 37 Zahnstein 38 non

senkrecht

1 Qualitaet 2 Vetter 3 Goal 4 Armen 5 Rappen 6 TN 7 Neonlicht 8 TN 9 Buslinien 11 Glas 12 Hamster 14 erlegen 16 Peace 21 Saturn 22 Emma 26 Iada 27 raus 29 Zeno 31 Nihi 36 Oel

Lösungswort

Grosselternmagazin

Gewinnerin

Markus Lüthi aus Bern

# 09 ~ 2016


~ ~ Kolumne Kolumne ~ ~ SCHLUSSWORT SCHLUSSWORT

82

JE ABGELEGENER, DESTO GRÜSSFREUDIGER

Grüezi

Guete Tag

Grüessech

Hallo

S

ommerzeit – Wanderzeit. Mit meiner Frau wandere ich manchmal auf etwas abgelegeneren Pfaden. Dabei begegnen wir wildfremden Menschen, die wir kreuzen: «Grüessech mitenand.» – «Grüessech mitenand», tönt es unweigerlich zurück. Eine Selbstverständlichkeit. Haben Sie sich schon gefragt, weshalb dies so ist? Ist es die Landschaft, die Natur, das Wandern, die Abgeschiedenheit, die uns zum Grüssen beflügeln oder vielleicht «zwinge». In der Stadt grüssen die Menschen einander nicht, ausser man trifft zufälligerweise auf einen Bekannten. In unserer Kleinstadt Münsingen (11 000 Einwohner) grüssen sich die Menschen im Zentrum nicht, ausser man trifft auf einen Bekannten. In unserem Quartier ist es – ausser man trifft auf einen Bekannten – bereits nicht mehr eindeutig. Einige grüssen, andere nicht. Einige senken den Kopf, schauen gerade aus oder auf die andere Seite und senden so das eindeutige Signal aus, dass sie nicht grüssen wollen und wohl auch

nicht gegrüsst werden wollen, weil sie dann – aus Höflichkeit – den Gruss erwidern müssten. Ab und zu begegne ich Mitmenschen, die so in Gedanken versunken sind, dass sie mich gar nicht wahrnehmen, auch wenn sie mich kennen. Soll ich sie grüssen und aus ihren Gedanken holen oder einfach ungegrüsst vorbeiziehen lassen? «Ist hier noch frei?» – «Ja.» – So tönts im Tram, im Bus, im Zug. Ein «Nein» habe ich übrigens noch nie vernommen. «Grüessech, ist hier noch frei?» – «Grüessech. Ja.» Unvorstellbar. Total überflüssig. Verlasse ich das Abteil mit einem «Auf Wiedersehn», werde ich manchmal etwas schräg angeschaut, manchmal erfolgt keine Regung, ab und zu ertönt ein «Adieu». Wobei «Auf Wiedersehn» ja sprachlich sowieso daneben ist, sehe ich doch die meisten zufällig Mitreisenden nie mehr. Ich habe mir schon vorgestellt, wie es wäre, wenn wir allen Menschen, die wir grüssen, noch die Hand drückten. Und nicht auszumalen, wenn wir diese dazu # #09 06 ~~ 2016 2016

noch küssen oder umarmen würden. Das wäre – Neudeutsch ausgedrückt – ein richtiger Challenge. Und die Viren hätten Hochsaison, vielleicht auch die Hochzeitsglocken. •

Hans Abplanalp, 68, war Lehrer und Schulleiter und schrieb über 20 Jahre lang satirische Textbeiträge für Radio SRF 1 (Kaktus, Satiramisu). Er ist verheiratet, hat drei Kinder und sechs Enkelkinder und lebt in Münsingen.


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