Grosseltern-Magazin 4/2022 by Grosseltern-Magazin

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern Grosseltern MAGAZIN Grosseltern MAGAZIN /04#74 2022 CHF 9.50 EUR 8.50 grosseltern-magazin.ch Enoteca Maria Im New Yorker Restaurant stehen Grossmütter am Herd. Wir haben es besucht (S. 26) Unsere Lieblingsorte Wo die Grosseltern-Redaktion sich erdet und dabei dem Himmel nah ist. (S. 40) Frauen & Finanzen Die Gründerinnen der Finanzmedienplattform elleXX im Interview. (S.32) DossierWAS TUT KESB?DIEab Seite 48 # 04 / 2022

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~ Magazin ~ EDITORIAL 3 # 04 ~ 2022

KARIN DEHMER (48) Stv. Chefredaktorin, hat wie Romanheld Rob Fleming ein Flair für stille Top-Five-Listen: Hunderassen, Lieblingsbücher, Hotelbars, und wo es das beste Cordon bleu gibt. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch

Nicht ganz so schlimm, aber ähnlich ging es mir, als wir beschlossen, in der Fotogeschichte dieser Ausgabe die Lieblingsorte unserer Redaktionsmitarbeiter:innen zu verraten. Und zwar nicht die Top-Five, sondern Top-One! Glücklicherweise beschränkt sich unsere Auswahl auf Orte in der Schweiz, sonst wäre ich wohl ob der Qual der Wahl zusammengebrochen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre. P.S. Wir freuen uns über Postkarten von Ihrem Lieblingsort und dem Ihrer Enkelkinder: Grosseltern Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.

Unsere Lieblingsorte finden Sie ab Seite 40. Denn nach den Ferien ist ja bekanntlich vor den Ferien, und Grosseltern von kindergarten- und schulpflich tigen Kindern wissen, die Pause zwischen Sommerund Herbstferien ist kurz. Ohne Pause im Einsatz für die Sache «Finan zen und Frauen» sind die Gründerinnen der Fi nanzmedienplattform für Frauen elleXX. Das In terview ab Seite 32 lege ich vor allem Leserinnen ans Herz, die, wie ich, mehrere Jahre unbezahl te Carearbeit (früher auch Hausfrauenarbeit ge nannt) geleistet haben, Teilzeit erwerbstätig sind oder gewesen sind und ihre finanziellen Angele genheiten ihrem Partner überlassen: Wir haben wichtige Aufholarbeit zu leisten, für die es, auch wenn man bereits pensioniert ist, nicht zu spät ist!

Top-One

In «High Fidelity», Nick Hornbys Roman aus den Neunzigerjahren, verbringt Schallplat tenladenbesitzer Rob Fleming sein Singledasein damit, sich Gedanken zu machen, welches seine Top-Five-Exfreundinnen und Top-Five-Musikalben sind. Während sich die Rangliste der Exfreun dinnen kaum ändert, arrangiert und neu arrangiert er jene der Lieblingsmusik täglich. Sie ahnen es: Ge gen Ende der Geschichte – es sieht ganz danach aus, als käme Rob wieder mit seiner Top-One-Exfreun din zusammen – fragt ihn ein Kunde, welches seine fünf Lieblingsalben aller Zeiten sind. Filmriss! Zu erst kann Rob sich ob der Wichtigkeit dieser Frage an nichts erinnern, dann findet er seine fünf Alben alle lächerlich, möchte auf der Stelle neue heraufbe schwören. Er stottert herum, der Fragesteller zieht verwirrt von dannen.

Cover: Der Lieblingsort von Matthias Luggen auf der Moosalp im Wallis. Foto: Matthias Luggen

4 # 04 ~ 2022 INHALT # 04 / 2022 «Ein eigenes Konto ist wichtig» Frauen verdienen weniger als Männer, leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit und überlassen ihre Finanzangelegenheiten ihren Partnern. All das sollte sich ändern, finden die Gründerinnen von elleXX, der ersten Finanzmedienplattform für Frauen. S. 32

Grossmütter am Herd In der Enoteca Maria in New York kochen Grossmütter aus aller Welt Spezialitäten aus ihrer Heimat. Das Restaurant ist oft auf Wochen hinaus ausgebucht. Ein Besuch. S. 26

RütimannDanielaIllustration:/PidroniCarolineBorn,SabineGraf,MjriamFoto: 10 Jahre KESB 2023 werden das neue Erwachsenen- und Kin derschutzrecht (KESR) und seine Behörde, die KESB, 10 Jahre alt. Weshalb hat deren Einführung so grosse Wellen geworfen und wie läuft es heute? S. 48

5 ~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS # 04 ~ 2022 26 Nonnas of the world Zu Besuch im New Yorker Restaurant Enoteca Maria. Dort kochen Grossmütter Speziali täten aus ihrer Heimat. 32 Frauen und Finanzen Geld, Arbeit, Armut: Interview mit elleXX, der Finanzmedienplattform für Frauen. 38 Wasserverbrauch Lebenswichtig und in Hitzezeiten auch in der Schweiz knapp: das Wasser. Wofür wir es am meisten brauchen. 40 Schweizer Sehnsuchtsorte Ferien in der Schweiz: Wo es die Redaktion von «Grosseltern» immer wieder hinzieht. 48 10 Jahre KESB Rückblick und Zwischenbilanz: Wieso die Einführung der Behörde kritisch aufgenommen wurde und wie es heute läuft. Hintergrund ServiceMagazin 3 Editorial 4 Inhaltsverzeichnis 6 Meine Grosseltern Die Theaterschaffende Brigitt Maag und ihre Grosseltern waren ein eingespieltes Team. 9 Philosophieren mit Kindern Die grossen Fragen 12 Juli meint Unsere jüngste Kolumnistin über Neuanfänge 16 Freiwilliges Engagement Annalis Müller ist Patin für armutsbetroffene Kinder, ein Angebot der Caritas. 22 Anderswo: Irak Alltag in Angst: Sara, ihr Sohn und ihre Enkel gehören als Christen zu einer verfolgten Minderheit im Irak. 24 GrossmütterrevolutionKolumne: Man lernt immer dazu. 25 MeineKolumne:Kinder, meine Enkel Auf Reisen 58 Aus der Praxis 58 Hausarzt Edy Riesen 60 Hebamme Carole Lüscher 61 Psychologin Dagmar Schifferli 62 Unterwegs 62 Schifffahrten 64 Wanderung und Hotel 65 Kulturtipps 66 Museumstesterin 67 Spielen Fussball 68 Basteln und Stricken 68 Zauberstäbe 70 Babyjäckchen 72 Experimentieren Sonnenbilder 75 Kochen Tik-Tok-Pizza 76 Lesen 76 Sachbücher zum Vorlesen 77 Buchtipps im September/Oktober 80 Kaufen Einkaufstipps mit Stil 82 Das Schlusswort Von François Höpflinger 57 Wettbewerb 78 Rätsel 81 Impressum/Vorschau DOSSIER

Als meine Grossmutter älter wurde, war meine Mutter ab und zu ungeduldig mit ihr. Ich war ihre beste Beschützerin und habe sie immer verteidigt.

Meine Grosseltern lebten in der Stadt Bern und ich war oft und gern zu Besuch. Da ich von klein auf immer wieder die Ferien bei ihnen verbringen durfte, wa ren wir gut eingespielt. Mit meiner Grossmutter ging ich auf den Markt, half ihr in der Küche. Sie hatte Zeit und Geduld. Sie war eigentlich Lehrerin und gab Kurse im Berner Oberland in Kin dererziehung. Deswegen gab es bei ihr immer Holzspielsachen und Bastelideen. Durch sie weiss ich, mit welchem «Miesch», also Moos, man ein Osternestchen richtig belegt, wo es die besten Heidelbeeren in den Bergen gibt und wie ein richtiger Berner Zopf, eine «Züpfe», schmeckt.

Von dort aus betrachtete ich für den Rest der Mahlzeit die Bei ne der Sitzenden und hörte geschützt ihren Reden zu. Meine Grossmutter rutschte nach, um zu sehen, wie es sich so anfühlt unter dem Tisch, und so sassen wir zusammen da unten und ich fühlte mich nicht mehr einsam.

Die Schauspielerin und Regisseurin Brigitt Maag und ihre Grosseltern waren ein eingespieltes Team. Selbst unter dem Esstisch wurde die kleine Brigitt nicht allein gelassen.

Mein Grossvater war im Gegensatz zu meinem Vater handwerk lich sehr begabt. Ich durfte mit ihm Wände streichen und er hat mir beigebracht, wie man einen Stecker auseinandernimmt.

# 04 ~ 2022

Als Jüngste in der Familie hatte ich manchmal etwas zu kämp fen, um gehört zu werden. Wenn ich am Esstisch das Gefühl hatte, ungerecht behandelt zu werden, rutschte ich schwer be leidigt und mit Tränen im Gesicht vom Stuhl unter den Tisch.

Von BRIGITT MAAG « Ich war ihre Beschützerinbeste »

Meine Grosseltern haben jahrelang im Berner Oberland ge wohnt. Aus dieser Zeit kannten sie viele Bauernfamilien, die wir ab und zu zusammen besuchten. Während sich die Erwachse nen unterhielten, trieben wir uns mit den Bauernkindern auf dem Hof herum. Das war grossartig – nicht nur all diese Tiere zu sehen, auch die Sprünge ins Heulager. Später verbrachten meine Grosseltern den Sommer in Südfrankreich auf dem Camping, wo meine Mutter und ich sie regelmässig besuchten. Dank ihnen habe ich zum ersten Mal im Zelt übernachtet und auf Campingstühlen gegessen. Jeden Mittag gab es das gleiche; ein Zitronenjoghurt, ein Stück Käse, Oliven und Tomaten mit einem Stück Baguette. Es war gut. •

BRIGITT MAAG (61) ist Mitgründerin der erolgreichen Freilicht-Theatergruppe Karl’s kühne Gassenschau. Sie hat ihre Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich abgeschlossen und führte auch bei verschiedenen anderen Projekten Regie, wie etwa «In Therapie» (Giacobbo/Müller), «Pippi feiert Geburtstag». Aktuell zeigt Karl's kühne Gassenschau eine Neuauflage ihres Klassikers «Silo 8» in Olten, in welcher Brigitt Maag selber auch mitspielt. Sie lebt mit ihrer Familie im Aargau. Infos und Tickets silo8.ch

Die Grosseltern von Theaterfrau Brigitt Maag, Marianne und Hans Rudolf Balmer

Ein vertrautes Verhältnis: Brigitt und ihre Grosseltern Marianne und Hans Rudolf Balmer. Oben mit ihrer klettern den Schwester Susanne und Cousine und Cousin, rechts oben Brigitt mit ihrem Vater und den Grosseltern, rechts unten mit Grossvater Hans Rudolf an Heiligabend.

# 04 ~ 2022 ~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN 7

MenschenversandgesundeDer2022©Knecht,ElenaIllustration:

Sunntigmorge, Cowboyhorde Fernseh luege Nase bohre Wär het dr Chatz ächt ds Fäll abgschore? Sunntigmorge, sehr geborge Ds Gsicht nid wäsche Haar nid schnide Dr liebläng Tag im Pischi blibe Sunntigmorge, Zyt ermorde Büechli läse Vier gewinnt u Charte Ungeduldig ufe Mäntig warte 32 33

Sunil Mann Sunntigmorge

~ Aktuell ~

Willi Tobler E Wuche-n-isch schnell verbii De Mäntig sait: Ich fang etz aa. De Zyschtig frogt: Bin ich scho draa? De Mittwoch rüeft: Ich mach au mit! De Donschtig sait: Ich han au Zyt. De Frytig rüeft: Ich bi debii! De Samschtig meint: Mer händ’s scho glii. De Sunntig sait: Ich bach en Zopf – und nochher no en Gugelhopf.

Hans ten Doornkaat (Hrsg.) und Elena Knecht (Illustration), Verlag Der gesunde Menschenversand, 192 Seiten, ab 6 Jahren, ca. 36 Franken, Ab 30. August 2022 im Handel

BÄUMEPURZEL-SPRACHKinder lieben sie: Verse und Reime. Nun hat Hans ten Doornkaat, Kinderbuchexperte und «Grosseltern»-Kolumnist, einen umfangreichen Sammelband mit Mundartgedichten von 45 Autor:innen herausgegeben, farbig und fröhlich illustriert von Ella Knecht. Die meisten Texte sind entweder neu geschrieben oder bisher unveröffentlicht. Ein paar Ausnahmen gibt es: zum Beispiel Dialekttexte von Jürg Schubiger oder Gedichte von Kurt Marti oder Franz Hohler. «Tschäderibumm» heisst das Buch, das 190 «freche Vierzeiler, erzählerische Gedichte, moderne Abzählreime, Nonsensgedichte und überraschende Fingerverse» vereint. Ein Buch, das gute Laune macht, bei den Grossen und den Kleinen.

TSCHÄDERIBUMM

Sunntigmorge, kener Sorge Blibe lige Zähn nid putze Fröhlech under d Techi furze Sunntigmorge, Chirchenorgle Züpfen ässe Anke schmiere Ds weiche Ei mit Gschrei halbiere Sunntigmorge, Ovo gurgle Säftli schlürfe U weisch no was? Nutella schläcke usem Glas

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM8 # 04 ~ 2022

~ Frage ~

ENKELNZUWEGWEISERDEN

PrivatFoto:

Aufgefallen

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM 9 # 04 ~ 2022

Wie würdest du die Welt regieren? Wenn der achtjährige Nicolas König der Welt wäre, dann würde er dafür sorgen, «dass es keinen Streit und keinen Krieg mehr gibt». Er würde die Viren abschaffen und möchte, «dass es allen Menschen gut geht». Aber, bemerkt er dann, «alleine könnte ich die Welt nicht regieren». Bei dieser grossen Aufgabe müsste jemand helfen. Vielleicht sein grosser Bruder. Was würdest du beschliessen, wenn du die Weltherrschaft hättest? Was wünschst du dir für dich? Und was für deine Mitmenschen? Wäre die Welt besser, wenn sie von Kindern regiert würde?

Riniken52234VeilchenstrasseStraussMalu www.philopost.ch Dein Talent ist vor allem da, um dich glücklich zu MöchtestWas ist Wie würdestdu die regierenWelt?Nicolas8 ~ ~

Bei Blomberg im Toggenburg, zwischen Ebant Kappel und Krummenau, liegt das Bed&Breakfast der Familie Widmer. Das renovierte Bauernhaus bietet Zimmer für die ganze Familie, viel Gemütlichkeit und mit Hasen, Hühnern, Schafen, Enten und Gänsen einen hauseigenen Streichelzoo. Uns ist natürlich der Wegweiser vor dem Haus aufgefallen. Er zeigt die Namen, Distanzen und Richtungen zu den zehn Enkelkindern des Gastgeberpaars. bnb-blomberg.ch

FÜRPOSTPHILOSOPHISCHEKARTENKINDER

MALU STRAUSS ist überzeugt, dass philosophisches Denken dazu beiträgt, das Leben entspannter und genussvoller zu gestalten. Für die Philosophin und Mutter zweier Töchter sind die philosophischen Kinderkarten ein Herzensprojekt, bei dem junge Denker:innen ganz im Zentrum stehen: Sie haben die Karten illustriert und ihre Ideen sollen Inspiration sein für andere Kinder. Malu Strauss' philospohisches Postkartenabo richtet sich an Kinder ab 6 Jahren. Ein Abo kostet 25 Franken. philopost.ch

Wie viele Kinder haben wohl mit Uhren von Flik Flak die Zeit gelernt? Immerhin kam ihre erste Swiss-made-Uhr für Kinder 1987 auf den Markt. Nun – 35 Jahre später –lanciert die Schweizer Marke eine RetroKollektion, die den Look der allerersten Modelle aufgreift. Die Kinderuhren mit dem bewährten Konzept der farbcodierten, analogen Zeitmessung gibts in Gelb, Rot, Blau und Pink. Oldschool, aber defintiv cool. 40 Franken, swatch.ch Meggy Hussong Yola Streese Levi

fresserMenschenEnkelin Ava (8) fragte: «Gibt es Menschenfresser ...?» Ich antworte: «Früher gab es die, heute aber wohl nicht mehr – so viel ich weiss ...». Daraufhin macht sie: «Mmmm ...», um dann bestimmt festzustellen: «Aber Tierfresser, die gibt es ...» Von Stephan Kiener Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM10 ~ Kindermund ~

ABTAUCHENEINTAUCHEN, Stacheln der Rückenflossen desFeuerfischessindgiftig.

11 04 ~ 2022 ~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

13 ~ Buch ~

Anzeige Kurioses aus dem Meer. Wie Meerestiere täuschen, tarnen und warnen. Susanne Timbers und Tanja Dietrich, Timbers Verlag 2021, 52 Franken. susannetimbers.ch

alsVergesslicherfrüher?

Tebofortin Bei Vergesslichkeit

Konzentrationsmangelund.InIhrerApothekeoderDrogerie.DiesisteinzugelassenesArzneimittel.LesenSiediePackungsbeilage.

Ein kleines Kunstwerk, das sich gut mit den Enkeln studie ren lässt: Mit «Kurioses aus dem Meer» von Susanne Timbers (wissenschaftliche Zeichnerin) und Tanja Dietrich (Biologin) taucht man in die wundersame Welt der Korallen riffbewohner ein. Man kann das wissenschaftliche Kinder buch durchblättern oder es auf dem Boden sitzend zu einem fünfeinhalb Meter langen Bild entfalten. Wunder schöne Zeichnungen, gepaart mit unbekannten Fakten.

DORTMORGENHIER,HEUTE

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM12 # 04 ~ 2022

Für mich beginnt ab dem neuen Schul jahr ein neues Kapitel. Neue Leute, neues Umfeld. So ziemlich alle Gewohnheiten, die sich in meinen Alltag eingeschlichen haben, verschwinden und werden zu neuen. Neuanfänge haben es so an sich, dass sich alles verändert. Das kann viel leicht ein bisschen überfordernd sein, be ängstigend. Ich selbst freue mich auch nicht nur, wenn ich an das neue Schuljahr denke. Da sind Zweifel, Nervosität und Unsicherheiten, ob meine Erwartungen erfüllt werden oder ob alles anders sein wird, als ich es mir vorstelle. Oft habe ich zu hohe Ansprüche, und dann werde ich enttäuscht. Es wird auch schwierig sein loszulassen, denn ich habe den ständigen Vergleich dazu, wie es vorher war. Neuanfänge sind gleichzeitig eine Chan ce, sich neu zu erfinden. Man kann herausfinden, wie man auf andere wirken möchte. Man hat auch gleichzeitig einen Haufen Inspiration mit vielen neuen Leuten, die verschieden ticken. Sicher ist es eine Bereicherung, wenn man sein Umfeld erweitert. ~ Juli meint ~

aus

• dem Leben einer14-Jährigen

Juli ist seit diesem Sommer Schülerin an der Kantonssschule Baden (AG).

Aber eben: Es kann auch ein sehr grosser Stress sein, wenn eine derartige Verän derung bevorsteht. Ich habe manchmal das Gefühl, es wird nicht genügend er kannt, wie viel Anstrengung es kostet, sich einem neuen Umfeld anzupassen. Es braucht Zeit. Deshalb braucht es jetzt, wo viele Ju gendliche sich anpassen müssen, besonders viel Toleranz und Fürsorglichkeit. Veränderungen sind etwas Gutes, denn niemand will in zehn Jahren an derselben Stelle sein wie jetzt. Doch muss man aufpassen, dass man sich in dem Trubel nicht verliert.

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~ BOGITI Unser 17 Monate alte Enkel Janot sagt dem Grosmami Muchinini und dem Grospapi Bogiti. Von Annemarie Heinzer Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch Kinderwagen abonnieren statt kaufen: Das macht Sinn. Finanziell, aber auch ökoolgisch. Das Start-up Loopi ermöglicht es mit seinem Kinderwagen-Service. «25 Prozent aller Schweizer Familien kaufen mehr als drei Kinderwagen», schreibt das Start-up auf seiner Homepage. Weil sich die Bedürfnisse ändern. Oder man einfach nicht glücklich ist mit dem Kauf des ersten Wagens. Loopi hat deshalb verschie dene Modelle im Angebot, die je nach Situation ausgetauscht werden können: Für Babys, Kleinkinder, auf dem Land, in der Stadt. Nach Rückgabe werden die Kinderwa gen restauriert, geflickt und weitervermietet. Ebenfalls im Miet-Angebot: Zubehör wie Trittbretter oder Schlafsäcke. Die Kinderwagen werden kostenlos nach Hause geliefert und abgeholt. loopi.ch

~ Aktuell ~ IMWAGENKINDER-ABO Anzeige Riesenauswahl. Immer. Günstig. ottos.ch Markenparfums extrem günstig. Auch online über ottos.ch Auch erhältlich.Aucherhältlich.onlineonline ottos.ch Auch erhältlich.Aucherhältlich.onlineonline ottos.ch Auch erhältlich.Aucherhältlich.onlineonline ottos.ch ottos.ch Auch erhältlich.onlineAuchonlineerhältlich. ottos.ch &FitchAbercrombie First 100EdTHommeInstinctml Calvin Klein 100EdTHommeEscapeml Davidoff Cool 200EdTHommeWaterml 29.90 Preis-Hit Calvin Klein CK 200EdTUnisexBeml Cacharel Amor 100EdTFemmeAmorml Burberry 100EdPWomenLondonml Roberto Cavalli 30EdPFemmeSignatureml Hugo Boss 50EdPFemmeAliveml erhältlich.Aucherhältlich.Auch oottos.ch erhältlich.Aucherhältlich.Auch o Auch erhältlich.Aucherhältlich.onlineonline ottos.ch 44.90 Konkurrenzvergleich 10490 54.90 Konkurrenzvergleich 110.29.90 Konkurrenzvergleich 496995.90 Konkurrenzvergleich 124.39.90 Konkurrenzvergleich 9490 Auch erhältlich.online Auch erhältlich.online ottos.ch ottos.ch Auch erhältlich.online ottos.ch erhältlich.Auch erhältlich.Auch o o Auch erhältlich.online ottos.ch 37.90 Konkurrenzvergleich 142.-. Auch erhältlich.online Auch erhältlich.online ottos.ch ottos.ch Auch erhältlich.online ottos.ch erhältlich.Auch erhältlich.Auch o o Auch erhältlich.online ottos.ch 34.90 Konkurrenzvergleich 104.90

Wie sieht Ihre Unterstützung aus? Grundsätzlich ermuntere ich die älteren Menschen, ihr Leben in irgendeiner Form biografisch festzuhalten, die ih nen entspricht. Das kann ein Fotobuch sein, ein Tagebuch, einzelne Texte zu wichtigen Episoden im Leben und so weiter. Vielen älteren Menschen fällt das Schreiben schwer. Sie erzählen lieber und erinnern sich besser, wenn sie nach einzelnen Situationen im Le ben konkret gefragt werden. Ich führe solche Gespräche nach dem Ansatz und anhand von Leitfragen, die der kanadi sche Palliativmediziner und Psychiater Harvey Max Chochinov entwickelt hat. Die Gespräche zeichne ich auf und verdichte sie anschliessend, wobei ich versuche, möglichst nahe bei den Aussagen der Gesprächspartner:in zu bleiben. Danach lese ich es der Person CHRISTOPH SCHMID ist Lebensende,Alter,zuBeraterfreiberuflicherundKursleiterThemenrundumdasPalliativeCare,Biografie. pall-care.ch

Die meisten Menschen glauben vermutlich, dass ihr Leben zu wenig spannend ist, um festgehalten zu werden. Warum ist es trotzdem wichtig? Beim Lebensrückblick geht es für mich nicht um das Aussergewöhnliche oder gar Sensationelle in einem Leben. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch subjektiv – so wie er es erlebt hat – auf ein spannendes Leben zurückblicken kann. Jeder Mensch hat viele Herausfor derungen bewältigt, hat viele intensive Momente erlebt, hat vieles geleistet, auf das er stolz sein kann. Das alles macht sein individuelles Leben aus. Vieles bleibt ihm selber unauslöschlich in Erinnerung und hat ihn geprägt. Indem Menschen davon erzählen können, sehen sie oft ihr Leben, das ihnen viel leicht unbedeutend erscheint, in einem neuen Licht. Es wird mit dem, was es ausmachte, als rund und sinnvoll empfunden: «Ja es war eigentlich gut, so wie es war»! Durch das Erzählen und Aufschreiben erhalten sie in dem, was sie erlebt und gestaltet haben, ihren Wert und ihre Würde.

~ CAP ~ Zitat ~ « ICH BEDAURE ES, KEINE GROSSMUTTER ZU SEIN. (...) ICH BEDAURE ES MEHR, ALS KEINE MUTTER ZU SEIN. » Schriftstellerin Hilary Mantel (Tudor-Trilogie) in Das Magazin

Wie reagieren die Kinder und Enkel auf die Biografien? Oft vermissen die Kinder erst nach dem Tod ihres Vaters oder ihrer Mutter, dass sie bei ihnen nicht früher intensi ver zu einzelnen Themen und Situa tionen ihres Lebens nachgefragt und mehr dazu erfahren haben. Darum ermuntere ich sie besonders, bei ihren Eltern zu insistieren, ein biografisches Dokument zu ihrem Leben zu verfassen oder erstellen zu lassen. Spannend ist ein biografisches Dokument der Grosseltern vor allem auch für die Ge neration der Enkel. Meist haben sie ein gutes Verhältnis zu ihnen und interes sieren sich für viele Einzelheiten von früher, die ihnen selber unbekannt und fremd sind.

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM # 04 ~ 2022

Der Altersexperte und Theologe Christoph Schmid bietet mit «Mein Lebensweg» Senior:innen Hilfe beim Verfas sen oder Festhalten ihrer Biografie an.

«Die Enkel interessieren sich für viele Einzelheiten» vor und nehme Änderungswünsche entgegen. Zum Schluss wirds mit Deck blatt in eine schöne Form geheftet. Jetzt haben die Befragten ein Dokument zu ihrem Leben in der Hand, das sie quasi als ihr persönliches Vermächtnis an ihre Angehörigen weitergeben können.

Interview ~

JEANINNE LAMPREU Betreibt das Schallplattengeschäft «Recordroom» in Baden (AG). recordroom.ch

15 # 04 ~ 2022 ZAPPA – SHIP ARRIVING TOO LATE TO SAVE A DROWNING WITCH

Das Cover von Frank Zappas «Ship Arriving Too Late To Save A Drowning Witch» heisst übersetzt «Schiff zu spät ankommend, um ertrinkende Hexe zu retten». Es ist nicht nur ein minimalistisches Bilderrätsel (engl. Droodle) aus dem Jahr 1953 von Roger Price, dem Erfinder des Droodle, sondern enthält zudem die Buchstaben des Nachnamens des Musikers Zappa (Z, A und P). Roger Price wohnte damals in der Nachbarschaft von Frank Zappa. Musikalisch war das Album kein Hitparadenstürmer. Es schaffte in den amerikanischen Billboard Charts Platz 23. Die Single «Valley Girl» allerdings – eine Zusammenarbeit mit seiner Tochter Moon Zappa, die damals 14 Jahre alt war – verpasste mit Platz 12 nur knapp die Top Ten. ~JL Neu

aufgelegt ~

GeschichteCOVERSundihre

16 # 04 ~ 2022 « EINEMEINESBEREICHERUNGALLTAGS»

Zeitvertrieb, um Gespräche und Zuwendung. Man kann in den Zoo gehen oder auf den Spielplatz, in die Badi oder zum Schlittschuhlaufen. Was man mit den eigenen Enkelkindern auch machen würde. Selbstverständlich kann man auf diese Ausflüge auch eigene Kinder und Enkelkinder mitnehmen. Billets und Eintritte werden von der Caritas als Spesen vergütet. Der zeitliche Rahmen ist nicht fix vorgeschrieben. Es können mal nur zwei oder drei Stunden sein bis hin zu einem Tagesausflug. Ich finde diese Patenschaften sehr bereichernd für mei nen Alltag. Mit gewissen Kindern und Familien bleibt man nach Ablauf der Patenschaft in Kontakt. Ein Junge, dessen Familie aus Eritrea stammt, macht mittlerweile eine Lehre. Seine Mutter ruft mich immer wieder mal an. Während des Lockdowns hat sie uns auch Essen gebracht. Aber man darf das Engagement auch nicht unterschät zen. Es gibt Kinder, die stellen sich als schwierig heraus im Kontakt. Sie sind fordernd, wollen, dass man ihnen Dinge kauft, oder sind einfach sonst anstrengend. In solchen Fällen erhalten wir jederzeit Unterstützung der Vermittlerinnen und solche Engagements können dann auch abgebrochen werden, wenn es nicht länger funktioniert. In den meisten Fällen sind die Familien aber sehr dankbar. ~KD

Die Caritas bietet das Patenprogramm «mit mir» in verschiedenen Kantonen an und sucht laufend neue Patinnen und Paten: caritas.ch/de/was-wir-tun/engagement-schweiz

FUNKTION Patin für armutsbetroffene Kinder im Rahmen des Patenschaftsangebots «mit mir» der Caritas

Nach einer Probezeit von zwei bis drei Monaten, in denen Kinder und Paten Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen, wird entschieden, ob die Treffen weitergeführt werden. Danach treffen wir Patinnen die Kinder zwei Mal pro Monat, bestenfalls für mindestens drei Jahre. Uns wird freigelassen, was wir mit den Kindern bei diesen Treffen unternehmen. Mein Mann und ich haben einen Hund, also gehen wir mit meinen Patenkindern oft nach draussen und in den Wald. Wir machen auch Ausflüge mit dem Zug. Wenn es die Situation erlaubt, kann man sich auch beim Kind zu Hause treffen und mit ihm Spiele machen. Es müssen keine wahnsinnigen Erlebnisse sein, die man den Kindern bietet, sondern es geht um einen gemeinsamen ~

Mein FREIWILLIGESENGAGEMENT

ch betreue Kinder aus familiären Umfeldern, in denen sie nicht so viel, sagen wir mal, erleben kön nen. Meist handelt es sich dabei um von Armut betroffene Familien. Das können Schweizer Familien sein und solche mit Migrationshintergrund. Die Kinder sind meist im Vorschulalter und wir Paten oder Patinnen begleiten sie über mehrere Jahre hinweg, bis die Kinder selbstständig Freizeitaktivitäten unternehmen können oder wollen. Die Vermittlerinnen der Caritas vernetzen die Familien mit uns Patinnen und Paten und stehen uns während der Dauer der Patenschaft mit Rat und Tat zur Seite. Eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Kindern sollte man für dieses Engagement auf jeden Fall mitbrin gen. Die Kinder sind bei den ersten Besuchen vielleicht noch scheu oder auch mal bockig. Es braucht Geduld und Einfühlungsvermögen.

Engagiert ~

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

WER Annalis Müller (75) aus Sitterdorf (TG) WOFÜR Caritas

tutGutestatkräftigmithelfentungut.

Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Nini Villanueva (54). Frau Villanueva, wie haben Sie von «Thanksgiver Schweiz» gehört?

Sind Sie an einem freiwilligen Einsatz für «Thanksgiver Schweiz» oder einem anderen gemeinnützigen Projekt interessiert? Mehr Informationen finden Sie unter ubs-helpetica.ch Nini Villanueva beim Verteilen von gespendeten Lebensmitteln, welche die Grossverteiler normalerweise wegwerfen würden.

Eines der gemeinnützigen Projekte, die auf UBS Helpetica zu finden sind, ist der Verein «Thanksgiver Schweiz» aus der Region Basel. Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Bekämpfung von Hunger in der Gesellschaft sind die Ziele des Vereins. Mithilfe freiwilliger Helfer:innen werden gespendete Lebensmittel an bedürftige Familien verteilt.

Ich war auf der Suche nach einem freiwilligen Einatz und habe im Internet «Freiwilligenarbeit» und «Region Basel» gegoogelt. Die Website von UBS Helpetica erschien zuoberst. Sie ist sehr übersichtlich und gut gestaltet.

Jetzt

Wie oft sind sie im Einsatz?

Die Esswaren werden einmal pro Woche während zwei Stun den an bedürftige Menschen abgegeben. Dann bin ich vor Ort. Zudem helfe ich beim Ausladen der Lebensmittel und im Backoffice. Ich bin rund zehn Stunden pro Woche im Einsatz.

Wie kann ich helfen?

17 ~ Publireportage ~ UBS HELPETICA

Erleben Sie die Kund:innen als reserviert oder beschämt darüber, auf gespendete Nahrungmittel angewiesen zu sein? Vielleicht die ersten paar Mal. Wir behandeln sie aber so, wie wenn sie in einem Laden einkaufen würden. Das schätzen sie glaube ich sehr. Viele Kund:innen sind im Rentenalter oder Familien mit vier bis fünf Kindern.

Von allen Projekten und Organisationen, die auf UBS Helpetica vertreten sind, haben Sie «Thanksgiver Schweiz» ausgewählt. Warum? Mir gefällt der Gedanke, Lebensmittel, die entsorgt werden sollen, aber noch Bestens zum Verzehr geeignet sind, an Menschen zu verteilen, die damit ihre engen Budgets entlasten können.

UBS Helpetica ist eine Vermittlungsplattform, die gemeinnützige Projekte und Menschen auf der Suche nach einem freiwilligen Engagement zusammenbringt.

Quelle: Twitterperlen.de GEZWITSCHERFRÖHLICHES Schulstandorts am See ist wichtig, um histori sche Transformationsprozesse zu verstehen. Da unsere Schülerinnen und Schüler auch in einer Zeit des Wandels leben, hilft ihnen die Beschäfti gung mit der Vergangenheit, die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft in Angriff zu nehmen.» Mit dem reichhaltigen Material zum 40-minütigen Film «Uetikon und seine Chemie. Zeitzeugen erzählen» sollen die Schülerinnen und Schüler auch eigene Produkte herstellen können. ~RK

Infos zum Film und Buch uetikongeschichte.ch

Im 40-minütigen Dokfilm berichten unter anderem ehemalige Arbeiter und Angestellte, Männer und Frauen, von ihren Erinnerungen an die Zeit, während der sie in der Chemischen Fabrik Uetikon gearbeitet haben.

~ Aktuell ~ DIE CHEMIE STIMMTE

Wenn ein lokales Ereignis medial gleich auf vierfache Weise gewürdigt wird, muss etwas Besonderes dahinterstecken. Zum Beispiel das Ende einer 200-jährigen industriellen Epoche am Zürichsee. Dass daraus das Projekt «Uetikon und seine Chemie» entstanden ist, das gleich drei Generationen beschäftigt, ist ein Glücksfall: ein Buch, ein Dokumentarfilm, zwei Romane und eine Ausstellung. Der Rektor der Kantonsschule Uetikon, Martin Zimmermann, umschreibt es so: «Das Wissen über die Geschichte des neuen Buch Uetikon und seine Chemie. Eine Abbildungen.224VerlagBeatriceBeziehungsgeschichte.Schumacher,Hier+Jetzt2022,Seiten,60s/wundfarbige34Franken Film «Uetikon und seine Chemie. Zeitzeugen erzählen.»

2022VerlagJetztundHierChemie.»seineund«Uetikon©Foto:

Kurz und knapp: Auf der Plattform Twitter können Userinnen und User Kurznachrichten oder Kommentare verbreiten. Über Politik, Gesellschaft. Oder die Grosseltern. Alles, was einem halt wichtig ist und auf der Zunge brennt. Twitter-perlen.de sammelt Tweets zu verschiedenen Themen, so auch zu Grosi und Opa.

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM18 # 04 ~ 2022

Pierre-Yves Borgeaud: «Über die Porträts unserer Charaktere hinaus, die alle gemeinsam haben, dass sie ihre Ideale nicht aufgegeben haben, wollte ich die Vorteile eines besseren Zusammenlebens darstellen, ohne zu versuchen, die Schwie rigkeiten und Hindernisse auszuradieren.» Borgeaud

~ Filmtipp~ DIE HEUTEIDEALISTEN DIE KUNST DES ZUSAMMENLEBENS Regie: Pierre-Yves

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM # 04 ~ 2022 Wo sind die Kämpfe der Generation der 60er- und 70er-Jahre geblieben – jetzt, wo diese Leute im Ruhestand sind?

TATENDRANGTATEN-STATT-WORTE.CHTATENSTATTWORTENR.280

Heute, im Ruhestand, experimentieren sie mit neuen Wohnformen und fördern Möglichkeiten, um gemeinsam besser zu leben und alt zu werden – im Ökoquartier oder in partizipativer Nachbarschaft, wo Gemeingüter und Teilen wichtig sind.

Seit vielen Jahren arbeiten wir eng mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) zusammen. Wir unterstützen damit armutsbetroffene Familien in der Schweiz und Menschen in Not.

Diese Frage stand am Anfang vom Dokfilm «Die Kunst des Zusammenlebens» des Schweizer Regisseurs Pierre-Yves Borgeaud. In den 1970er-Jahren experimentierten seine Protagonist:innen mit Kommunen, besetzten Häusern oder freier Liebe in der Hoffnung auf echte Veränderungen.

CH 2022, ab 8. September im Kino 34/22KW KREUZT DA AUF, WO ER GEBRAUCHT WIRD.

HochMOBILKRAN:Hinaus

Wir habens ausprobiert: mit dem Mobilkran Fagus von Pastorini. Ästhetik: Er ist aus Holz. Ein grosser Pluspunkt – schön und schlicht. Möglichkeiten: Der Kranarm kann ausgefahren (bis 83 cm Höhe) und die Ladeleine rauf- und runtergelassen werden. Man kann damit rumkurven oder die Stützen ausklappen und ihn beladen. Unser Güterumschlag: Schlüsselanhänger, T-Shirts, Legobauten. Einfach alles, was grad da war und umgeladen werden wollte oder konnte. Natürlich kam die Frage, ob der Fagus denn wie echt sei. Im Wikipedia-Eintrag zu «Kran» steht: «Der Unterschied zu einem einfachen Hebezeug ist, dass der Kran mehr als zwei Bewegungsrichtungen ausführen kann – d.h. die Last an einem anderen Punkt abzusetzen, als er sie aufge nommen hat.» Check! Fazit: Ein robustes, wertiges Spielzeug, das lange bespielt werden wird.

Baustellen sind ein Hit. Kino für Kleine sozusagen. Baustelle spielen sollte drum sicher auch Spass machen.

FREINOCHHIERIST?

PrivatFoto: hat, beim Essen oder Trinken Gedanken oder Geschichten zu teilen, ist am Tisch willkommen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Idee ist, dass spontane und zufällige Begegnungen entstehen. Wer weiss, vielleicht ergibt sich sogar eine neue Freundschaft? Keine Konsumationspflicht.Ggeöffnet von 9–21 Uhr begh.ch/plaudertisch

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM20 # 04 ~ 2022

~ Getestet ~

~ CAP MOBILKRAN FAGUS 169.90 von Pastorini, pastorini.ch Beim Essen ins Gespräch kommen, Menschen kennenler nen, lachen und sich austauschen. Der «Plaudertisch» macht auf niederschwellige Art Begegnungen möglich. Er steht bis Ende September als Kooperation mit «und» das Generationentandem im Innenhof des Berner Generati onenhauses. Der Plaudertisch steht allen offen. Wer Lust ~ Aktuell ~

GenerationenhausBernerFoto:

Schon am ersten Tag wusste Margrith, dass sie hier die ideale Mischung aus Erholung, unterstützender Pflege und komfortablem Hotelaufenthalt gefun den hatte. Die private Parkanlage mit sicheren Gehwegen trugen ebenso zur schnellen Genesung ihres Knies bei, wie die professionelle Physiotherapie und die medizinische Nachversorgung. Gleichzeitig wurden Körper und Geist mit fei nem Essen und dem Blick auf die Bergwelt verwöhnt.

«Ich glaubte bis zu meinem ersten Kuraufenthalt immer, dass Kurhäuser alt und verstaubt sind. Dabei ist hier ein moderner Hotelbetrieb zu finden, welcher mit exzellenter medizinischer Unterstützung und professionellen Therapien in kurzer Zeit mein Knie wieder zum Funktionieren brachte.

Der ausgezeichnete Ruf der Schweizer Kurhäuser beruht auf hoher medizinischer Fachkompetenz, herzlicher Atmosphäre und den mehrheitlich einzig artigen Lagen in naturnaher Umgebung. Hier finden sie auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Ausstattung, Betreuung und Pflege.

Bestellen Sie jetzt den neuen Katalog «Wege zum Wohlbefinden» unter: www.kuren.ch/katalog

Und nach Abklärung mit der Krankenkasse wurden die Kosten für den medizinischen Aufenthalt diskussionslos übernommen», berichtet Margrith begeistert.

Bereits nach nur zwei Wochen Aufenthalt im Kurhaus konnte sie in ihr Umfeld zurückkehren und dort schmerzfrei alle Tätigkeiten absolvieren. Fast so, als ob es nie eine Operation gegeben hätte.

+41 71 350 14 14 | info@kuren.ch www.kuren.ch

Das Angebot der Kurhäuser richtet sich an Personen, welche Entspannung und Erholung vom Alltag suchen oder sich nach einer Krankheit erholen müssen und möchten. In diesem Fall bieten die Kurhäuser aktive Pflege und Unterstützung, um möglichst schnell wieder zu Kräften zu kommen. Die fachkundigen Therapien mit alternativen oder klassischen Methoden bringen die Gäste schnell und sicher zurück in den Alltag wie zum Beispiel Margrith B. aus Luzern.

werdenGesund – um sicher wieder im anzukommenAlltag

Margrith B. wusste schon lange, dass der strenge Beruf ihre Knie zu stark be lastet. Als der Arzt ihr aber eröffnete, dass seine Operation des rechten Knies unausweichlich sei, war der Schock gross. Wie lange musste sie nach der Ope ration ruhen, wie schnell konnte sie Beruf und Haushalt wieder bewältigen?

«Damit Sie sich gut erholen und möglichst schnell wieder Ihre Selbstständigkeit erhalten, empfehle ich Ihnen einen Aufenthalt im Kurhaus», meinte der für die OP zuständige Arzt.

Aus dem breiten Angebot der Heilbäder und Kurhäuser Schweiz wurde Margrith ein Kurhaus empfohlen, das auf ihren Genesungsprozess spezialisiert ist. Es machte mit modernen Zimmern sowie dem grosszügigen Speisesaal den Ein druck eines gehobenen Hotels. Dazu kamen die grüne Umgebung und die Lage am See, was bei Margrith die Vorfreude auf den Kuraufenthalt steigerte.

~ Magazin ~ ANDERSWO22 # 04 ~ 2022 «Hier in Al-Qush sind meine Liebsten»: Sara in ihrem Zuhause. Oben ihre Enkel Maria Essam (1. und 2. v.r.) Die Enkel sind ihr geblieben Von KLAUS PETRUS ( Text und Fotos) AL-QUSHBAGDAD

IRAK Fläche 434 128 km2 Hauptstadt Bagdad Amtssprache Arabisch und Kurdisch. Bevölkerung 41 Mio. Ein wohner. Die Bevölkerung des Landes hat sich in den letzten 50 Jahren vervierfacht. Ethnien Etwa 75–80 % sind Araber:innen, 15–20 % gehö ren der kurdischen, 5 % der turkomanischen, ca. 600 000 derAngehörigeEthnieassyrisch/aramäischenanundetwa10000sindArmenier:innenoderandererethnischerGruppen Religionen Etwa 97 % der Bevölkerung sind musli misch. Über 60 % sind Schiit:innen und zwischen 32 und 37 % undChrist:innen,Sunnit:innen.Jesid:innenandereReligionenmachenca.3%aus.

Damals, erzählt Sara, stand sie mit ihrem Sohn Karam beim Friedhof der Stadt Al-Qush und blickte nach Süden auf die Ninive-Ebe ne in Richtung Mosul. Schwarzer Rauch stieg in den Himmel und von überall ka men Menschen, auf Pickups, zu Fuss, mit Schafen und Ziegen, sie waren vol ler Angst. Damals, das war Anfang Au gust 2014. Einen Monat zuvor eroberte der sogenannte Islamische Staat IS zuerst die Millionenstadt Mosul, dann rückte er immer weiter vor in den Nordirak, in die Kurdengebiete, wo viele Christen leben. So auch Sara mit ihrem Sohn und den bei den Enkeln. Zu jenem Zeitpunkt waren bereits 130 000 Christen auf der Flucht vor dem IS. Als einzige der umliegenden Siedlungen blieb Al-Qush unversehrt. Ka ram kann es bis heute kaum fassen. «Wie durch ein Wunder machte der IS vor dem Stadttor von Al-Qush halt.» Schon in den 1980er-Jahren, während des Kriegs zwischen dem Irak und dem Iran, musste eine halbe Million Christen das Land in Richtung Europa und USA ver lassen. Weitere 300 000 flohen mit dem Ausbruch des Irakkriegs 2003, als sie zur Zielscheibe radikaler Sunniten wurden. Nach 2011 kehrten zwar viele zurück, doch dann kam der IS. Inzwischen leben noch 250 000 Christen im Irak. Vor den Kriegen waren es 1,4 Millionen. «Der IS mag weg sein, seine Ideologie steckt aber noch immer in den Köpfen der Muslime», sagt Karam. Er und seine Mutter wissen aus Erfahrung, wie wenig es braucht, dass aus Nachbarn Feinde werden. «Zum Glück wurden meine Kinder geboren, nachdem der IS sein Unwesen trieb.» Essam ist inzwischen sieben Jahre alt, seine Schwester Maria fünf, beide gehen sie in Al-Qush zur Schule, Essam will unbedingt Ingenieur werden oder Arzt. Was damals passierte, wissen auch sie. Saras Enkelsohn redet von den «schwarzen Teufeln», die ihnen ihre Kreu ze an den Hauswänden, auf dem Friedhof und der Kirche wegnehmen wollten. Die Erzählungen über verschleppte Christen und Jesiden – auch sie eine vom IS ver folgte religiöse Minderheit im Nordirak –sind allgegenwärtig. «Was sollen wir un seren Kindern sagen? Sollen wir ihnen das Grauen verschweigen?» Karam weiss, seiner Mutter Sara wäre es am liebsten, alles zu vergessen, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Er aber kann es nicht. Zu gross ist die Sorge, dass plötzlich alles wieder anders wird und sie in Angst le ben müssen. Und so denkt Karam immer öfter darü ber nach, die Stadt zu verlassen. «Ausser Landwirtschaft gibt es kaum Arbeit», sagt der 49-Jährige. Seine fast 20 Jahre jünge re Frau findet das eine gute Idee. Sie ken nen Leute, die nach Erbil geflohen sind, in die Hauptstadt des Nordiraks, und jetzt in Ainkawa leben, einem Vorort von Erbil mit 40 000 Christen. Doch auch sie bekla gen fehlende Perspektiven, fühlen sich benachteiligt und sehen sich als Opfer ei ner Regierung, die bloss fürs eigene Wohl sorgt – aber nicht für die eigenen Leu te und schon gar nicht für die Christen.

~CAP Sie gehören zu einer verfolgten Minderheit im Irak: Sara, ihr Sohn Karam und ihre Enkel Maria und Essam sind Christen. Zusammen leben sie in der Stadt Al-Qush. Mit der ständigen Sorge gehen sie unterschiedlich um.

Der Gedanke, für immer aus Al-Qush zu ziehen, ist unerträglich für Sara. Sie ver brachte ihr ganzes Leben in dieser Stadt aus der Zeit des assyrischen Reichs mit heute noch 6000 Einwohnern. Ihr Mann arbeitete auf den Feldern, er starb früh an einem Herzversagen. Zwar bekam Sara von der Regierung eine kleine Rente, zum Überleben reichte das aber nicht.

«Ich musste immer hart arbeiten, dazwischen gab es Zeiten, da hatten wir kaum zu essen.» Sie hatte drei Kinder, die beiden Töchter sind beide im Kindesalter verstorben, geblieben ist ihr Karam, ihr jüngstes Kind. Und ihre beiden Enkelkinder. «Hier in Al-Qush sind meine Liebsten, hier will ich sterben.» •

Neues Gesetz Im Irak stehen Kontakte zu Israelis unter Strafe. Das irakische Parlament hat im Frühling 2022 ein Gesetzentsprechendesbeschlossen. Amerikanische Truppen Am 31. Dezember 2021 endete der Militärberater:innenUS-Kampfeinsatz.verbliebenallerdingsimIrak.

Sicherheit im Land Die Lage bleibt unübersicht lich, so das EDA. Das Risiko von Entführungen (teilwei se mit Todesfolge) durch terroristische und kriminelle Gruppierungen ist hoch und besteht für einheimische wie für ausländische Personen. Wirtschaft lichvergleichsweiseErdölförderung.WirtschaftszweigWichtigsteristdieDaderIraküberreichWasserverfügt,beschäftigtauchdieLandwirtschaftrund40ProzentallerirakischenArbeitnehmer.

23 # 04 ~ 2022

Zum «Grosseltern» und dem Rätsel Schon so lange möchte ich Ihnen danken für Ihr Kreuzwort rätsel. Anfangs habe ich ziemlich lange über Ihren Fragen gebrütet, aber mittlerweile glaube ich Ihren «Mecano» zu kennen und die Antworten sprudeln, mit viel Schmunzeln. M. Rösch, via E-Mail

~ Kolumne ~ GROSSMÜTTER R EVOLUTION24

BETROFFEN Zum «Meine Grosseltern» des Pianisten Oliver Schnyder in Ausgabe 3/22

Die der

Ich habe den Artikel «Trauma mit Variationen» von Oliver Schnyder gelesen. Er hat mich sehr betroffen gemacht und erschüttert. Oliver Schnyder kann sich wunderbar ausdrücken. T.S., via E-Mail HILFREICHE TIPPS Zum «Grosseltern»

Groma lernt und lernt und lernt ... Als Grossmutter lerne ich viel, und ich geniesse das –meistens. Wie staunte ich über die Apps, die ein Baby in Minuten zum Schlafen bringen. Die Töne – Wald bach, Blätterrauschen, Autogeräusch – würden die Babies an den Mutterleib erinnern und beruhigen, klär te mich das Internet auf. Als ich ausnahms weise die App nicht zur Hand hatte, stellte ich den Kleinen in die Küche und startete die Abzughaube. Auch das funktionierte prima. Mit aller Konzentration schnalle ich die En kel an: sei es im Autositz oder Kinderwagen. Das Zusammensetzen der vielen Teile erfor dert technisches Geschick – und manchmal Ausdauer, Kraft und Nerven. Diese Fähigkei ten brauche ich auch, wenn ich mir das Tra getuch umlege, um die Süssen zum Schlafen zu bringen. Je nach Objekt sind die Techni ken unterschiedlich.

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Mit grosser Freude habe ich das Magazin regelmässig konsumiert. Es hat mir während den letzten Jahren viele hilfreiche Tipps gegeben und dafür danke ich Ihnen herzlich. R.W., via E-Mail

undLeserinnenLeser

Und immer wieder schwingt dabei die Angst mit: «Hoffentlich klappt das.» Eine weitere Herausforderung ist es, die Kinderwa gen zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Hier kommt mir oft Gropa zu Hilfe. All das ist Gedächtnistraining im Alltag.

SCHMUNZELN BEIM RÄTSELN

Die heutigen Regenkleider finde ich wunderbar und bedaure, dass wir sie früher nicht auch hatten. Bei jedem Wetter können wir das Haus verlassen, in Pfützen treten, auf der nassen Wiese herumtollen. Einfach herrlich! Die vielen Systeme der Bodys überfordern mich zuweilen. Sie kommen mir manchmal vor wie knifflige Zusammensetz spiele. Oft muss ich wieder von vorne begin nen. Manchmal denke ich: «Das ist nun wirk lich nicht das Gelbe vom Ei.» Ich bevorzuge einfache und praktische Dinge. Was mich kürzlich besonders begeistert hat, ist die neue Milchpumpe meiner Tochter: ohne übliche Schläuche und Muskelkraft zum Pumpen. Im Kühlschrank sah ich neu artige Milchfläschli. «Unpraktisch», dach te ich. Bis meine Tochter kam und fragte: «Hast du meine neue Milchpumpe gesehen?»

Sie hob den Pullover, öffnete ihren Still-BH, schob je ein Plastikding mit den eigenartigen Milchfläschchen hinein, sicherte sie mit einer Klammer am BH, drückte den Startknopf und zog den Pullover wieder herunter.

Meinung

Ich liebe es, mit den Grosskindern die batteriebetriebenen Kinderbücher anzuschauen und staune, mit welcher Selbstver ständlichkeit sie diese handhaben. Es macht mir Spass, wenn sie mich anleiten, mir geduldig erklären, wie‘s funktioniert. Ich staune darüber, wie konsequent sie beim Ausschalten sind, um die Batterien zu schonen.

Nach einer guten Viertelstunde waren die Fläschchen gefüllt. «Weisst du, wie toll das ist, wenn ich wieder am Arbeiten bin», rief sie begeistert. «Ich kann die Milch während der Büroarbeit abpumpen, und es funktioniert!» Wie war ich baff ob dieser Neuheit. «Ich gebe zu, billig war die Pumpe nicht. Aber sie ist es mir wert», schloss sie die Vorführung. Ich meine, dass sie recht hat. Sie soll sich entlasten, wo immer es möglich ist.

BERNADETTE KURMANN (1950) aus Ebikon LU, ist Krankenschwester und Journalistin, Mutter von drei Töchtern und Grossmutter.

# 04 ~ 2022 ~ Magazin ~ LESERBRIEFE Grosseltern Das Magazin über das Leben mit EnkelkindernGrosseltern MAGAZIN Grosseltern 73 2022 grosseltern-magazin.ch Family Affair BeiKamblyhatdie Generationdas übernommen. Besuch Emmental. Mehr Dreck Wochenende Bauernhof: Übernachtetwird imStroh. Keine Enkel UnsereAutorin ungewolltkinderlos. Rückblick Grossmutteralter. Dossier FREUNDSCHAFT Seite 48 03 2022

HANNES BUCHER (69) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen dreieinhalb und neun Jahre alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

FABIAN BUCHER (39) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, dreieinhalb, und Mara, fünf Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

uf Wiedersehen, ganz gute Reise, schöne Ferien! Und: «Hend Sorg»! Gerade im letzten Wunsch schwingt im mer auch ein «Schatten von Besorgnis» mit, der diese hoffentlich sonst möglichst sonnige Zeit begleitet. Die Sommer wochen. Da wird gereist und verreist, in alle Himmelsrichtun gen. Die Daheimgebliebenen, im aktuellen Fall wir Grosseltern, hoffen, dass zuerst einmal die Hinreise gut verläuft und dass dann alles stimmt für die jungen Familien. Dass die Kinder eine kindergerechte Umgebung vorfinden, die Eltern auch etwas entspannen können, etwas Zeit füreinander haben, dass die ganze Familie «es schön hat». Erstes Aufatmen zu Hause, als von Fabian das ersehnte SMS vermeldet, dass der Flug nach Kanada gut verlaufen ist und die Familie nach langem Schlangestehen – wir erfahren es zum Glück erst im Nachhinein – die erste Unterkunft ganz toll vor gefunden hat, einfach alles stimmt.

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ReiseGute

25 # 04 ~ 2022 ~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

Aber es geht weiter: Da sind die beiden ältesten Mädchen der jüngsten Tochter, die zum ersten Mal ins Sommerlager gehen. Und gleich für zwei Wochen und ohne Besuchstag! «Heimweh» haben wir Grosseltern bereits, bevor die Mädchen abgefahren sind. Und da verreist auch noch die zweite Tochter mit ihren zwei Kindern in den Norden. Allein, weil der Vater noch arbeitet. «Gäll, häb Sorg!» heisst es auch in diesem Fall. Zum Glück auch da zwei erlösende SMS. Wenn dann alle wieder zu Hause sind, brauchen wir Ferien. Und dann sind es die Kinder, die uns ans Herz legen: «Hend wirklich Sorg!» • D ie Kinder haben Fieber. Und zum ersten Mal überhaupt macht mich das glücklich. Denn wir reden hier weder von der gefühlt 27. Omikron-Subvariante noch von der Sommergrippe. Nein: Meine Kinder sind im Reisefieber. Während zweier Monate sind wir in Kanada und den USA un terwegs. Es ist unsere erste Überseereise als Familie. Denn wei ter als nach Italien oder Spanien zu reisen mit ihnen – das hat mich auch abgeschreckt: Was, wenn die Kinder krank sind? (Waren wir hier schon alle, ging gut.) Wie hält man es so lange in einem Flugzeug aus? Wie viele schlaflose Nächte erwarten uns, Zeitverschiebung sei Dank? Wie gefällt es den Kindern (und damit auch uns ...), unterwegs zu sein, aus dem Koffer zu leben, immer wieder zu packen, weiterzufahren, neue Leute zu Umsotreffen?schöner ist es nun zu sehen, wie zufrieden und auch neugierig sie mit uns neue Welten entdecken: Beim Gang durch den Supermarkt können sie sich kaum sattsehen an den fünf Liter grossen Kübeln mit Glace drin (haben wir natürlich nicht gekauft). Oder sie staunen mit uns, wenn wir vom Auto aus einen Grizzly entdecken und beobachten. Und ob Motelbett, Camper oder ein Zimmer bei Reisebekanntschaften von früher – wenn wir ankommen, packen sie ihre Spielsachen aus dem Koffer und legen los. Meist kommt an jedem neuen Ort nach kurzer Zeit die Frage: «Können wir hier wohnen bleiben?» Können wir natürlich nicht – aber zusammen das Reisefieber geniessen, das liegt für ein paar Wochen drin.

~ Hintergrund ~ ENOTECA MARIA26 # 04 ~ 2022 «Hier zu kochen, hält mich jung»: Carmen Bernarda, 75, ist eine von dreissig Grossmüttern, die regelmässig in der Enoteca Maria kochen.

Zu Beginn engagierte Jody Scaravella ausschliesslich Frauen aus Italien, die er über die Zeitung America Oggi rekrutierte. Später beschäftigte er auch Grossmütter aus anderen Ländern, aus aller Welt inzwischen. «Nonnas of the world» – das neue Konzept wurde zum viel zitierten Slogan und die Oma-Akquise zum Selbstläufer. «Frauen melden sich via E-Mail, Facebook und Instagram. In Zukunft wollen wir einen Teil dieser Grossmütter sogar zu uns einfliegen», sagt Jody Scaravella, dessen Enoteca immer weitere Kreise zieht.

IMMER WEITERE KREISE

Die weit gereisten Gerichte schmecken nach Heimat und Kindheitserinnerungen. Genau das wollte Gastgeber Jody Scaravella für seine Gäste auf die Teller zaubern – im Andenken an seine Nonna Domenica.

Die Enoteca Maria liegt auf Staten Island, dem ruhigen Gegenpol zur pulsierenden Stadt, die man hinter sich lässt, wenn man mit der orangen Fähre den südlichen Stadtbezirk ansteuert. New Yorker kommen selten hierher und auch Touristinnen und Touristen meist nur, um auf der gegenüberliegenden Uferseite wieder zurückzu fahren, darauf bedacht, auf beiden Routen den bes ten Platz an der Reling zu erhaschen. Denn nirgends gelingen bessere Shots auf die Freiheitsstatue als auf der Staten Island Ferry, die hier kostenlos ihre Runden zieht. Rundum glitzerndes Wasser und im Hintergrund die spiegelnden Riesen, die den Beginn Manhattans bezeugen. Auf die Enoteca Maria trifft man also kaum rein zufällig, und trotzdem ist sie auf Wochen hinaus ausgebucht. Gutes Essen spricht sich herum, das charmante Konzept mit Grossmüttern am Herd sowieso. Wobei – wer die Enoteca betritt, wähnt sich nicht gleich in Omas Küche, sondern blickt zuerst einmal Frankenstein, Batman und Spiderman in die Im New Yorker Restaurant Enoteca Maria stehen Grossmütter am Herd und servieren Spezialitäten aus ihren Herkunftsländern.

27 # 04 ~ 2022

Von SABINE BORN ( Text und Fotos) und CAROLINE PIDRONI ( Fotos) ~ Augen. Ein Dinosaurier reisst sein Maul auf und ein Papierfisch zwirbelt im Luftzug. Eine Deko wie vom Zufall entworfen, aber irgendwie passt sie zu Gast geber Jody Scaravella, der mit flinken Augen aus den winzigen runden Gläsern seiner Nickelbrille blickt.

Er hat die Enoteca Maria vor rund 15 Jahren eröff net, nachdem der Verlust seiner Grossmutter, seiner Mutter und später seiner Schwester eine schmerz hafte Lücke hinterlassen hatte. Eine Lücke, in die Jody Scaravella ein Projekt goss, dessen Erfolg so nicht vorauszusehen war. Eine Herzensangelegen heit, die nicht auf einem Businessplan basierte, sondern auf dem Bedürfnis, gegen die Trauer an zukämpfen. «Ich habe etwas Geld geerbt und damit diesen Ort geschaffen.»

Eine SehnsuchtPrise

~ Hintergrund ~ ENOTECA MARIA28 # 04 ~ 2022 Superheldinnen: Frauen wie Carmen Bernarda und Yumiko machen dieses Restaurant zu einem Wohlfühlort.

«Nonnas of the world» – das neue Konzept wurde zum viel zitierten Slogan und die Oma-Akquise zum Selbstläufer.

Yumi zog 2012 von Tokyo nach New York, rollte hier das Familienbusiness aus und importiert seit her Seetang von Japan in die USA, Superfood aus dem Meer und Zutat vieler japanischer Gerichte. «An dem Unternehmen in meiner Heimat ist die ganze Familie beteiligt, früher auch meine Grossmutter, die immer hart gearbeitet und vor allem gut ge kocht hat», sagt sie. Sie wolle die alten Kochtech niken erhalten, denn diese werden auch in Japan vom westlichen Einfluss und dem Trend zu immer mehr Convenience-Food verdrängt. Dieser Tendenz wirkt sie unter anderem mit der Herausgabe ihres Kochbuchs «Japanese Super Foods» entgegen, das kürzlich erschienen ist.

Zuerst hatte sie Angst vor so vielen Gästen, den Be stellungen, der Hektik. In einem Restaurant kochen? Sie? Nie im Leben. Eine Freundin machte sie mit Jody Scaravella bekannt. «Koche wie zu Hause, die Leute werden es lieben», sagte der. Inzwischen ist sie ein Profi und liebt, was sie tut. Die Gäste kommen zuhauf. An diesem Samstag sind es vor allem junge Pärchen. «Auch Touristinnen und Touristen lieben den Ort», bestätigt Paola, eine junge Mutter und die rechte Hand von Jody Scaravella. Aufgewachsen ist Carmen Bernarda in Buenos Aires. Die Grosseltern mütterlicherseits lebten auf dem Land, jene des Vaters stammten aus Italien. 1973 wanderte Carmen mit ihrem Mann nach Venezuela aus, das mit dem Öl-Boom der 70er-Jahre wirtschaftliche Stabilität verhiess. Knapp 40 Jahre später verliess Carmen Bernarda auch ihre zweite Heimat, um ihren Sohn und die Schwiegertochter in New Jersey bei der Betreuung der Enkeltochter Elaine zu unterstützen. Ihr Sonnenschein. Reden könne man viel, wichtiger sei es, Glück zu zeigen und zu Carmenleben.Bernarda arbeitet seit sieben Jahren in der Enoteca Maria, wo ihr heute Yumiko zur Hand geht, eine Japanerin und zu jung, um Grossmutter zu sein. 53 sei sie und alleinerziehende Mutter eines 17-jäh rigen Sohnes. «Grossmutter bin ich tatsächlich noch nicht, aber eine ‹Nonna in Training› und guter Hoff nung, dereinst eine zu sein», sagt sie. Im Fernsehen hörte sie von kostenlosen Kochkursen, die die Eno teca anbietet. Sie lernte bei einer polnischen Nonna und bringt nun eigene Kreationen auf den Tisch – an dem Tag einen Gemüseteller, liebevoll dekoriert und inspiriert aus Japans Küche.

Auch die Nonnas, die hier kochen, kämpfen zuwei len gegen den Verlust ihrer Liebsten an, überset zen Sehnsüchte in die Gerichte aus der Kindheit. «Wenn mein Bruder oder ich Geburtstag hatten, kochte meine Mutter immer Empanadas», sagt Car men Bernarda, 75 und Chefköchin des Tages. Sie ist eine von 30 Grossmüttern, die regelmässig in der Enoteca kochen. Feine Fältchen durchziehen ihr schönes Gesicht. Sie trägt eine Schürze mit der Aufschrift «Nonnas of the World» und eine Halskette aus türkisen, in Gold gefassten Steinen. Ihre Empa nadas sind bereits im Ofen. Jetzt bereitet sie Pastel de Carne zu, einen argentinischen Hackfleischauf lauf mit Pilzen, zerstampften Kartoffeln und Kür bis. Carmen Bernarda lacht, parliert und würzt ihr Englisch mit spanischen Brocken: «Hier zu kochen, erhält mich jung.»

Und so hat Jody Scaravella ein Kochteam um sich versammelt, dessen Frauen aus verschiedenen Ländern in die USA gezogen sind, mit wenigen Habseligkeiten und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Gepäck. Ihre Rezepte wurden zu den Drehbüchern der Enoteca – denn ein bisschen Show ist auch dabei, wenn die rüstigen Frauen in hohen Pfannen rühren, stolz ihre Spezialitäten servieren, vielleicht noch eine Anekdote dazu reichen und am Schluss ~

29 # 04 ~ 2022

DER GESCHMACK ITALIENS

DAS GLÜCK AUS DER KÜCHE

für Selfies posieren. Vor allem aber zaubern sie das heimelige Gefühl eines Mittag- oder Abendessens auf den Tisch, wie es nur Grossmüttern gelingt –und das scheinbar auf der ganzen Welt. Jenes Ge fühl, das Jody Scaravella so sehr vermisste, das den Grundstein zur Enoteca legte und ihm nun erlaubt, die Geschichte seiner Nonna immer wieder zu er zählen. «Meine Grossmutter schaute zu mir und meinen zwei Geschwistern, als unsere Eltern arbei teten. Und sie kochte für uns.» Gerichte aus Italien, aus Messina im Nordosten Siziliens. In den späten 30er-Jahren zog sie mit ihrem Mann nach Brooklyn, das damals viele italienische Auswanderer anzog. Sie ging täglich auf den Markt in die 86. Strasse, wo die Verkäufer lautstark um die Gunst der Kundin nen buhlten, dieser mit Krabben, jener mit Bananen. Jody Scaravella erinnert sich an den Tag, als seine Nonna an einem Stand in eine Pflaume biss und sie gleich wieder ausspuckte. «Ich wunderte mich, dass niemand etwas sagte, aber die Verkäufer wussten, dass meine Grossmutter wiederkommt.» Zu Hause kochte sie mit der frischen Marktware alles, was die italienische Küche an Köstlichkeiten hergab. «Ich war allerdings sehr heikel, so wie mein Grossvater auch, und wenn meine Nonna eine La sagne zubereitete, servierte sie uns beiden einen Teller Penne mit Erbsen an einer leichten Toma tensauce. Sie war die süsseste Lady der Welt.» Seine Grossmutter arbeitete als Näherin in einer Fabrik, nahm ihre Arbeit mit nach Hause und vergab einen Teil davon ihren Freundinnen, um noch ein paar Pennys zusätzlich zu verdienen. «Sie war die ‹Mo neymakerin› der Familie, nicht der Grossvater, der als Barbier arbeitete. Sie war die Matriarchin, die die Familie zusammenhielt und jedes Wochenende die ganze Familie an ihrem Esstisch versammelte. Gelernt zu kochen habe ich von meiner Nonna allerdings nicht, aber wie es schmecken muss, das weiss ich von ihr.»

•

Die Enoteca Maria führt ein Online-Kochbuch mit Biografien, Fotos und Rezepten von Grossmüttern aus aller Welt: nonnasoftheworld.com. Die Vision von Jody Scaravella:

Die umfangreichste Oma-Rezeptsammlung und – wenn das Budget vorhanden ist –eine interaktive Version des Kochbuchs online zu schalten, ein Facebook für Grossmütter sozusagen. enotecamaria.com. Instagram: enoteca_maria, Facebook: Enoteca Maria «Meine Grossmutter war die Matriarchin, die die Familie zusammenhielt.»

JODY SCARAVELLA

Herzblut statt Businessplan: Jody Scaravella hat die Enoteca vor 15 Jahren eröffnet. Und damit nicht nur eine persönliche Lücke gefüllt.

~ Hintergrund ~ ENOTECA MARIA30 # 04 ~ 2022

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW32 # 04 ~ 2022

Frauen sollten über die Finanzen in ihrer Ehe Bescheid wissen »

33 # 04 ~ 2022

Patrizia Laeri, Nadine Jürgensen, Simone Züger, ich nehme an, Ihre Kinder erhalten Sackgeld?

Von KARIN DEHMER ( Interview) und MIRJAM GRAF ( Fotos)

«Geld regiert die Welt. Und Frauen regieren immer noch nicht mit», schreiben die Gründerinnen von elleXX auf ihrer Website. elleXX, das sind die Wirtschaftsjournalistin und Ökonomin Patrizia Laeri, die Journalistin und Juristin Nadine Jürgensen und die Designerin Simone Züger. Sie gehören zu den prominentesten Stimmen in der Schweiz, wenn es um die Gleichstellung von Frauen geht. Frauen leisten in vielen Fällen nicht gleich viel Erwerbsarbeit wie Männer, verdienen oft weniger und erhalten so auch eine bedeutend tiefere Rente. Im Schnitt verfügen sie über 67 Prozent weniger Einkommen aus der Pensionskasse als Männer. Ein Umstand, der vor allem im Trennungsfall für viele Frauen finanziell schmerzhafte Auswirkungen hat. ellexx.com Bieten auf PatriziaSimoneNadinean:KurseFinanzproduktenzugeschnitteneFrauenundinFinanzwissenelleXX-GründerinnenJürgensen,ZügerundLaeri(v.l.)

Nadine: Die Pro Juventute rät, die Höhe des Sackgeldes dem Alter des Kindes anzupassen. Es gibt aber auch Expertinnen, die dazu raten, das Sackgeld an eine Leistung zu knüpfen. Dass das Kind für regelmässige Ämtli bezahlt wird. Damit bei Kindern nicht der Eindruck entsteht, Geld kriege man geschenkt. Ich finde das eigentlich sinnvoll.

Patrizia: Unbedingt. Geldgewohn heiten bilden sich bereits ab fünf Jahren. Es ist wichtig, dass man früh beginnt, mit Kindern über den Wert von Geld zu sprechen, ihnen Verantwortung zu übertragen.

Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit und sind im Alter öfter als Männer von Altersarmut betroffen. Die Gründerinnen von elleXX, der ersten Finanzmedienplattform für Frauen in der Schweiz, setzen sich dafür ein, dass sich das endlich ändert.

Wie kommt das?

Der Missstand beim Sackgeld zieht sich später in der Geldbiografie von Frauen weiter: Sie wählen Berufe mit geringeren Einkommenschancen als Männer, arbeiten öfter Teilzeit, interessieren sich weniger für Finanzfragen. Oder ist Letzteres ein Klischee? Patrizia: Die verschiedenen GeldGaps (gaps = engl. Lücken, Anm. der Redaktion) – wir haben neun davon auf ellexx.com analysiert – kumulieren und verstärken sich in der Tat gegenseitig bis zum bitteren Ende. Es ist zweifellos so: Was die Finanzbildung betrifft, hinken Frauen den Männern hinterher. Aber mit Studienaussagen wie «Frauen interessieren sich nicht für Finanzen» macht es sich die Finanzbranche zu

Nadine: Diese Vorgänge sind histo risch gewachsen. Frauen dürfen erst seit weniger als 35 Jahren ein eigenes Konto eröffnen. Ihren Männern allein oblag die finanzielle Gewalt und sie sagten, ob eine Frau erwerbstätig sein durfte oder nicht. Frauen waren jahrhundertelang abgekoppelt von der Wirtschaftswelt, sie hatten weder eigenes Geld noch durften sie über Geld allein verfügen. Ich glaube, die Situation, wie wir sie heute haben, hat nicht mit fehlendem Interesse zu tun, sondern es fehlen Vorbilder.

Simone: Weltweite Studien haben er geben, dass Mädchen später als Buben Sackgeld erhalten und für Ämtli im Haushalt mit weniger entlohnt wer den als Buben. Auch Geburtstags- und Weihnachtsbatzen fallen für Mädchen kleiner aus. Das passiert ganz un bewusst. Wir regen deshalb gerade auch die Grosseltern dazu an, darüber nachzudenken, wie gleichwertig sie ihre weiblichen und männlichen Enkelkin der beschenken.

Simone: Wichtig ist, dass man mit den Kindern über langfristige Sparzie le spricht. Über Dinge, die sie sich mit dem ersparten Geld leisten wollen. Dass sie lernen, verschiedene «Töpfe» anzule gen: für kurzfristige Sachen, die sie sich kaufen wollen, bis hin zu längerfristi gen Wünschen. Mit Erstaunen stellte ich bei der Recherche fest, dass gemäss Studien Mädchen weniger Sackgeld erhalten als Buben? Patrizia: Das ist so. Man nennt das den «Gender-Pocket-Money-Gap». Ein globales Phänomen, das in wohlhaben den Ländern, in denen Sackgeld üblich ist, vorkommt.

~ Hintergrund ~ INTERVIEW34 # 04 ~ 2022

Patrizia: Das hat viel mit Erziehung zu tun. Man weiss beispielsweise, dass Mütter eher mit ihren Töchtern über Geld sprechen und Väter mit Söhnen. Das ist schade, weil es ist schon so, dass Männer unternehmungslustiger und mit mehr Freude über Geldanlagen reden. Sie reden auch mit ihren Söhnen über Kredite, was sie mit ihren Töchtern weniger oder nicht tun.

Das Thema Geld gehört an den Familientisch? Alle: Unbedingt.

Und wenn die Kinder fragen, wie viel ihre Eltern oder Grosseltern verdienen?

einfach. Frauen fühlen sich nicht ange sprochen, das ist der Punkt! 82 Prozent der Frauen holt der Jargon, die Inhalte der Banken, nicht ab. Die Aufmachung, die Werbung und die Kommunikation rund um Finanzprodukte sind voll auf Männer ausgerichtet.

Nadine: Auch das, aber es kann natürlich heikel sein, weil die Chance besteht, dass sie es dann im ganzen Dorf herumerzählen.

Simone Weltweite Studien haben ergeben, dass Mädchen später als Buben Sackgeld erhalten und für Ämtli im Haushalt mit weniger entlohnt werden als Buben.

35 # 04 ~ 2022

Was würden Sie antworten?

Patrizia Es ist wichtig, dass man früh beginnt, mit Kindern über den Wert von Geld zu sprechen, ihnen Verantwortung zu übertragen.

Das Thema Geld gehört an den Tisch: Nadine Jürgensen (links) und Patrizia Laeri im Interview mit Karin Dehmer.

Nadine: Das ist natürlich sehr indivi duell. Ich finde es gut, wenn die beiden einen Teil ihres Lohnes auf das gemein same Konto einzahlen für die Lebens kosten und einen anderen Teil für sich behalten, auf einem eigenen Konto, zur freien Verfügung. Als Ehepaar ohne weitere Vorkehrungen gehört natürlich das Einkommen eigentlich beiden. Ich rate deshalb jedem Paar, dass beide gemeinsam ihre finanziellen Angele genheiten besprechen und erledigen, auch die Steuererklärung gemeinsam ausfüllen. 40 Prozent der Ehen werden geschieden, zählt man die Konkubinatspartnerschaften dazu, sind es einige mehr. Seit der neusten Rechtsprechung zum Unterhaltsrecht kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass eine Frau bei einer Trennung oder Scheidung bis ans Lebensende unterhalten wird. Es ist wichtig, dass die Frauen Bescheid über die Finanzen in ihrer Ehe wissen und ein eigenes Einkommen haben.

Simone: Grundsätzlich finde ich ja Gespräche über Löhne und Lohntrans parenz extrem wichtig unter Erwachse nen, gerade auch, um adäquate Lohn forderungen stellen zu können.

Patrizia: Bei jüngeren Kindern, die Gehälter noch nicht einschätzen kön nen, mache ich jeweils Vergleiche: «Ich verdiene etwa so viel, wie das oder das Wert hat.» Oder: «Unser Haus hat so viel wert wie dieses oder jenes Kunstwerk eines berühmten Künstlers.» Oder: «Ich verdiene im Monat so viel wie diese Halskette kostet. So entwickeln sie Re lationen. Das ist dann weniger abstrakt für sie. Darf ich für ein konkretes Beispiel um Ihre Einschätzung bitten? Eine Frau, sagen wir, sie ist zwischen 55 und 65 Jahre alt, arbeitet Teilzeit. Ihr Lohn fliesst auf ein gemeinsames Konto mit ihrem Mann. Er übersieht die Finanzen. Ein Szenario, das in vielen Ehen üblich ist. Wie ist Ihre Haltung dazu?

Simone: Man kann dann nicht einfach gehen, wenn man das möchte oder wenn es gar nötig ist. Man kann sich nicht aus der Beziehung lösen, weil man keine finanziellen Möglichkeiten, keine Kenntnisse davon hat.

ihre Altersvorsorge einzahlen. Die Män ner argumentieren dann jeweils, ihre Frauen würden später von ihren Alters vorsorgegeldern profitieren. Ja, das tun sie, sofern die Frauen dann noch mit ihren Männern zusammenleben.

Nadine: Ich möchte auch hier noch mals betonen, dass ich jeder Partnerin, jedem Partner ein eigenes Konto emp fehle oder zumindest die Vollmacht auf die gemeinsamen Konten. Das gibt es Anzeige Inspiration zum Greifen nah

Patrizia: Wir sind der Meinung, wenn es die Umstände erlauben, sollte man über das Pensionsalter hinaus erwerbstätig bleiben und in die Pensi onskasse einbezahlen.

~ Hintergrund ~ INTERVIEW36 # 04 ~ 2022

Patrizia: Was man Frauen, die sich wirtschaftlich so von ihren Männern abhängig machen, auch sagen muss, ist, dass jede häusliche Gewalt und Abhän gigkeit mit der finanziellen Abhängig keit beginnt.

Patrizia: Ein Problem für viele Teil zeit arbeitende Frauen oder unbezahlte Care-Arbeitende stellt auch die 2. Säule dar, in die man erst ab einem gewissen Einkommen pro Jahr einzahlen kann. Frauen, die für ihre Kinder oder die be tagten Eltern sorgen, erhalten nicht nur keinen Lohn, sie können auch nicht in

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Nadine: Um nochmals auf Ihr Bei spiel zurückzukommen. Die erwähnte Frau ist verheiratet. Wäre sie das nicht und arbeitete sie Teilzeit und zahlte ihren Lohn auf ein gemeinsames Konto ein, dann wäre sie extrem schlecht abgesichert. Sie bezahlt weniger in ihre Pensionskasse ein, erhält aber bei einer Trennung nicht die Hälfte von den Vorsorgegeldern und dem Ange sparten ihres Partners, wie das bei einer Scheidung der Fall wäre. Auch im Todesfall des Partners geht sie leer aus. Konkubinatspartnerinnen müssen sich doppelt absichern beziehungsweise ihre Angelegenheiten privat rechtlich regeln. Besonders mit Kindern macht Heiraten dann eben doch Sinn. Simone: Abgesehen von den Steuern, die sich für Eheleute unvorteilhaft aus wirken im Vergleich zu unverheirateten Paaren, hat es viele Vorteile, verheiratet zu sein. Die Ehe ist immer noch eine gute Absicherung. Es ist vieles staat lich geregelt. Wenn man bis zum Tod zusammenbleibt.

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Ein anderes Beispiel: Die Frau ist pen sioniert, erhält eine AHV. Die Finanzen regelt wiederum ihr Mann. Was kann diese Frau noch unternehmen, um ihre finanziellen Angelegenheiten und ihre Altersvorsorge zu verbessern?

Simone: Hier ist es auch wichtig zu erwähnen, dass 90 Prozent der Frauen nachhaltig, in saubere Produkte investieren wollen.

immer noch sehr oft, gerade bei älteren Generationen, dass Frauen nicht darü ber verfügen können. Und, es ist nie zu spät, um noch Geld anzulegen.

Wie viel sollte ich gespart haben, bevor ich mit Investieren beginne, und ab welchem Betrag macht es Sinn? Simone: Drei Monatslöhne sollten angespart sein, die man bestenfalls für fünf Jahre nicht braucht. Investieren kann man ab 100 Franken.

Investieren sei das neue Sparen. Nadine: So ist es. Und es ist erwiesen, dass Frauen zwar viel weniger häufig an der Börse investieren, aber die, die es tun, sind im Vergleich zu den Männern erfolgreicher.

Den eigentlichen Lohn kann sie ja für ihre Enkelkinder anlegen. Wir haben über verschiedene Gründe gesprochen, weshalb Frauen im Alter finanziell weniger gut dastehen als Männer. Welches sind zusammenfas send die drei wichtigsten Punkte, die Frauen beachten sollten, um im Alter finanziell abgesichert zu sein?

Patrizia: Erstens: Über das ganze Erwerbsleben gesehen im Durchschnitt 70 Prozent arbeitstätig bleiben – das heisst, man kann auch mal auf 40 Pro zent reduzieren, muss aber dafür auch mal wieder 100% arbeiten. Zweitens: In die 3. Säule einbezahlen. Drittens emp fehlen wir eine Rechtsschutzversiche rung. Hat man irgendwann ein Problem und braucht eine Anwältin, können diese Kosten im Nu viele Ersparnisse wegfressen. • elleXX CloseTheGaps Evening Am 30. September 2022 findet der nächste elleXX CloseTheGaps Evening statt. Erweiteren Sie Ihr Finanzwissen um das Thema ETF und lernen Sie wertvolle Tricks, wie erfolgreiches Networking umgesetzt werden kann. Bei ei ner humoristischen Showeinlage der Comedienne Gülsha lernen Sie zudem, wie schlagfertig Frau sein kann oder manchmal einfach sein muss. Als Abrun dung des Abends gibt es Food & Drinks und DJ Rosanna legt coole Sounds auf. Infos und Tickets unter ellexx.com

Und wo oder wie soll man, wenn man wenig Affinität dazu hat, mit Anlegen beginnen?

Nadine: Noch wichtiger als die Betragshöhe ist, dass man regelmäs sig einbezahlt, um den Einstandspreis auszugleichen.

Nadine: Was gerade bei kinderhü tenden Grossmüttern eine Idee sein kann, ist, dass man mit den Eltern der Enkel einen Vertrag abschliesst, also ein Arbeitsverhältnis eingeht und die Grossmutter somit sozialversichert und unfallversichert ist. Denn mit dem Lohn fliesst vor allem auch Geld in die Rente. Viele unserer Leserinnen würden hier widersprechen. Das sei unnötig, sagen sie, und dass sie schliesslich ihre Enkelkinder gern betreuen.

37 # 04 ~ 2022

Simone: Aber etwas gern zu machen, heisst doch nicht, dass man dafür nicht bezahlt werden kann? Ich finde es sehr wichtig, dass diese Arbeit mehr Wert bekommt. Eine Nanny oder eine Reini gungskraft bezahlt man auch. Nadine: Wenn die Grossmutter nicht auf das Geld angewiesen ist, kann es ja auch ein symbolischer Betrag sein, den man ihr bezahlt. Für sie interessant bleibt, dass sie durch einen Arbeitsvertrag berechtigt wird, in ihre 3. Säule und in die Pensionskasse einzuzahlen.

Patrizia: Mit ETFs. Das sind index gehandelte Fonds an der Börse, die jederzeit wieder verkaufbar sind, und günstig. Wo kauft man die? Patrizia: Bei der Hausbank. Oder auch online.

Ich habe noch ein Beispiel: Eine ar beitstätige Grossmutter, es geht ihr finanziell gut, aber auf Rosen gebet tet ist sie nicht, reduziert zugunsten unbezahlter Enkelhüteeinsätze ihr Arbeitspensum. Eine gute Idee? Alle drei: Nein.

Nadine Frauen dürfen erst seit weniger als 35 Jahren ein eigenes Konto eröffnen. Ihren Männern allein oblag die finanzielle Gewalt und sie sagten, ob eine Frau erwerbstätig sein durfte oder nicht.

38 # 04 ~ 2022 ~ Wissen ~ WASSER Woher kommt es? Wohin geht es? Der Wissensschaftjournalist Mathias Plüss hat sich mit dem Wasser auseinandergesetzt und seine Erkenntnisse in der SJW-Publikation «Wasser –lebenswichtig und bedrohlich» gesammelt. Ein Auszug. Von PLÜSSMATHIAS )(Text und HÜGLIREGINA )(Illustration Der Wasserverbrauch im Haushalt pro TagNassguteDas

N atürlich zum Trinken. Fast alle Getränke bestehen zur Hauptsache aus Wasser. Doch nur ein sehr kleiner Teil des Trinkwassers wird wirklich getrunken. Am meisten Wasser verbrauchen wir auf der Toilette und im Bad. Insgesamt nutzt jede Bewohnerin, jeder Bewohner der Schweiz zu Hause im Durchschnitt 142 Liter Trinkwasser pro Tag. Der Wasserver brauch der Schweizer Haushalte ist in den letzten Jahren gesun ken. Was aber nicht unbedingt heisst, dass die Leute bewusst Wasser sparen. Eher ist es so, dass neue Spül- und Waschma schinen immer weniger Wasser benötigen. Noch stärker zu rückgegangen ist der Wasserverbrauch der Schweizer Indus trie. Auch das hat nichts mit Sparen zu tun. Die Produktion zahlreicher Güter wie Papier, Kleider, Leder und Stahl braucht viel Wasser, vor allem zum Reinigen und Kühlen. Solche Güter werden aber immer seltener in der Schweiz produziert – wir beziehen sie vorwiegend aus dem Ausland, denn das ist billi ger. Deshalb sinkt der Wasserverbrauch in der Schweiz. Dafür steigt er aber im Ausland. Auch unsere Bauern verbrauchen re lativ wenig Wasser, weil es in der Schweiz verhältnismässig viel regnet und die Felder auf natürliche Weise feucht sind. Darum macht in der Schweiz die Landwirtschaft nur einen kleinen Teil der Wassernutzung aus. Weltweit hingegen sind die Bauern mit Abstand die grössten Wasserverbraucher. Dabei fliesst der grösste Teil auf die Felder. Pflanzen wie Kaffee, Reis, Avocados oder auch die Baumwolle brauchen sehr viel Wasser, um zu gedeihen. Weil sie oft in trockenen Gebieten wachsen, müssen sie künstlich bewässert werden. Der Wasserverbrauch dafür ist enorm. Darum ist es bei den Nahrungsmitteln gleich wie bei den Industriegütern: Die Herstellung verschlingt sehr viel mehr Wasser, als am Ende in der Ware steckt. Wenn man alles einberechnet, was wir tagein, tagaus kaufen und konsumie ren, vom Hamburger über die neuen Sneakers bis zum Energy-Drink, kommen fast 5000 Liter Wasser pro Kopf zusammen. 5000 Liter, jeden Tag! Das ist ungefähr so viel, wie der Tank eines grossen Feuerwehrautos fasst. Die Schweizer Industrie und die Landwirtschaft nutzen nur einen ganz kleinen Teil des Wassers, das insgesamt verfügbar wäre. Wir verwenden das Wasser hauptsächlich für etwas anderes: Unsere Bäche und Flüsse liefern Energie. Mehr als die Hälfte des Schweizer Stroms stammt aus der Wasserkraft. Flusskraftwerke verwandeln die Energie des fliessenden Wassers in Elektrizität. Hinzu kommen die Speicherkraftwerke in den Alpen: Dort wird das Wasser in Stauseen gesammelt, damit man es zu einem geeigneten Zeitpunkt ablassen und Strom daraus gewinnen kann. Die dafür nötigen Staudämme sind oft riesig. Die Grande-Dixence-Mauer im Wallis ist mit ihren 285 Metern das höchste Bauwerk der Schweiz und die vierthöchste Staumauer der Welt. Wasserkraft werke haben den Vorteil, dass sie nicht zum Klimawandel bei tragen – anders als etwa Öl-, Gas- oder Kohlekraftwerke. Und Wasserkraft ist erneuerbar: Die Flüsse und Stauseen füllen sich automatisch immer wieder. Das Wasser wird durch die Nutzung nicht verschmutzt, und man kann es weiter unten noch ein mal verwenden. Im Schnitt fliesst ein Wassertropfen zehnmal durch eine Turbine, bevor er die Schweiz verlässt. Allerdings verursacht die Wasserkraft auch Schäden. Für Stauseen wer den ganze Täler geflutet, oft unberührte Landschaften. Mehrere Dörfer in der Schweiz mussten Stauseen weichen. Unterhalb von Staumauern fliesst meist kaum noch Wasser, sodass dort nur wenige Wassertiere überleben. Auch Flusskraftwerke sind ein Hindernis und werden zur Todesfalle für viele Fische. • bedingt heisst, dass die Leute bewusst Wasser sparen. Eher ist es so, dass neue Spül- und Waschmaschinen immer weniger Wasser benötigen. Noch stärker zurückgegangen ist der Wasserver brauch der Schweizer Industrie. Auch das hat nichts mit Sparen zu tun. Die Produktion zahlreicher Güter wie Papier, Kleider, Leder und Stahl braucht viel Was ser, vor allem zum Reinigen und Kühlen. Solche Güter werden aber immer seltener in der Schweiz produ ziert – wir beziehen sie vorwiegend aus dem Ausland, denn das ist billiger. Deshalb sinkt der Wasserver brauch in der Schweiz. Dafür steigt er aber im Ausland.

Anteil am Wasserverbrauch in Haushalt, Industrie und Landwirtschaft Wasser – lebenswichtig und bedrohlich. Mathias Plüss (Text), Regina Hügli (Illustration), SJW, 44 Seiten, 6 Franken, sjw.ch.

39 # 04 ~ 2022 WOFÜR BRAUCHEN WIR DAS WASSER?

Anteil am Wasserverbrauch in Haushalt, Industrie und Landwirtschaft

HierimOberengadinistwenigermehr.EinTagamSee,frischerWind,einPicknickmitBergkäseundHeidelbeeren.KurzindaserfrischendeWasserabtauchenundsichdanachanderSonnetrocknenlassen.SpielenmitSteinen,ÄstenundTannzapfen.AmAbendfallenallemüdeundzufriedenistBett.

TIBOR NAD, FOTOGRAF sils.ch

Sils GR

41 ~ Hintergrund ~ LIEBLINGSORTE # 04 ~ 2022 Place to be Wo wir auf- und durchatmen: Die Lieblingsorte der «Grosseltern»Redaktion in der Schweiz. NadTiborFoto:

DOMINIK ACHERMANN, VERLEGER

Petersberg AG Zwischen meinem Zuhause und dem ge pachteten Rebberg in Birmenstorf liegt auf dem Gemeindegebiet von Gebenstorf der Petersberg. Abseits der offiziellen Wege am Waldrand gibt es eine Feuerstelle, von der aus man eine wunderbare Aussicht Richtung Bözberg, Linde von Linn bis zum Schwarzwald hat. Ein Ort, ideal zum «Apéröle» in Gesellschaft oder einfach um in einem Buch zu lesen und zur Ruhe kommen. Grossartige Sonnenuntergänge!

Das Bleniotal zwischen Lukmanierpass im Kanton Graubünden und Biasca im Tessin ist ein Paradies für Naturliebhaber. Die typischen Tessiner-Dörfer überraschen mit herrschaftlichen Anwesen aus verschie denen Epochen, gebaut von abgewander ten Bleniesern, die im Ausland ihr Glück gemacht hatten. Auf den Wanderwegen über weite Wiesen und durch liebliche Nadelwälder trifft man oft keine Menschenseele. Im Sommer lässt sich ein ganzer Tag an den verschiedenen Badestellen am Brenno verbringen. Weiter oben im Tal formt er tiefe Badebecken in den Fels, beim Talausgang fliesst er flach und breit und ist ideal zum Stauen und um darin herumzuwaten.

EDY RIESEN, KOLUMNIST «HAUSARZT» baselland-tourismus.ch

Und plötzlich stehen wir da – vor uns die Alpenkette vom Säntis bis zum Montblanc, manchmal das Mittelland unter dem Ne belmeer. Dem Himmel ganz nah!

KARIN DEHMER, CHEFREDAKTORINSTV. bellinzonaevalli.ch Chellenchöpfli BL

SchweizerFranzFoto:

Bleniotal TI

Von unserem Haus dauert es zehn Minuten mit dem Auto oder 15 Minuten mit dem E-Bike zum Parkplatz der Wasserfallen bahn. Ab da laufen wir rund zwei Stunden den Jura hoch bis auf 1100 Meter, im besten Fall in Begleitung unserer ganzen Familie.

44 ~ Hintergrund ~ LIEBLINGSORTE

Vira TI Vira im Gambarogno, das ist baden im See, sändele, gärtnern, wandern, Schlan gen ausweichen, Eidechsen zählen. Es ist auch Campari Soda trinken in der Beach Bar, Glace essen in der Tennisbar, Fisch kaufen bei einem der letzten Schweizer Berufsfischer am Lago Maggiore (einfach durch die Garage, dann rechts). Und es ist einfach immer wieder vor dem Haus sitzen und auf den See schauen. Diese Aussicht ist unverleidbar. GERALDINE CAPAUL, CHEFREDAKTORIN ticino.ch

Arnisee UR Mit dem gelben Seilbähnli von Amsteg nach oben fahren ist ein Abenteuer, und natürlich ist das Gotti immer dabei. Wir spazieren um den See und bädelen unsere Füsse, blicken ins Tal und kaufen Bergkristalle am Wegrand. Wir bestaunen die riesengrossen Ameisenhaufen, das neugeborene Kalb auf der Alp und ent decken bestimmt beim nächsten Besuch die Tiere auf dem neuen 2,8 km langen Tierrätselweg, welcher im Wald vom Arni bis nach Gurtnellen geht.

IRENE MEIER, GRAFIKERIN arnisee.ch

~ Hintergrund ~ LIEBLINGSORTE46 # 04 ~ 2022 Moosalp VS Die Moosalp in Bürchen, oberhalb Visp liegt auf 2048 Meter über Meer. WirmachenjeweilseinekleineWanderungzumAussichtspunkt«Stand»:hinundzurück40Minuten,einRundgang1Stunde45Minuten.HierfindetmandieschönsteAussichtaufdasganzeWallis:RichtungBrig/Goms,RichtungLeuk/Montana,RichtungMatter-undSaastal.ImRes-taurantMoosalbgibtesübrigensdieweltbestenCremeschnitten.NacheinerWanderungtutsoeineunglaublichgut. MATTHIAS LUGGEN, FOTOGRAF moosalpregion.ch

LuggenMatthiasFoto: 47

~ Dossier ~ KESB48 # 04 ~ 2022 Illustrationen:©DanielaRütimann,KESBWinterthur-Andelfingen

49 # 04 ~ 2022

«Bezüglich der übrigen Aspekte erwiesen sich die Vorteile der Vormundschaftsbehörden zugleich als ihre Nachteile», erläutert Friedrich. So zum Beispiel die Bürgernähe, deren Wegfall nach Einführung der KESB zunächst bemängelt wurde. Zwar konnte die Tatsache, dass die Mitglieder der Vormundschaftsbehörden die betroffene Person oder Familie persönlich kannten, mitun ter von Vorteil sein – doch es konnte sich auch nachteilig auf einen Entscheid auswirken: «Manche Personen haben sich nicht getraut, sich bei der Vormundschaftsbehörde zu melden, weil sie die dort Beschäftigten persönlich kannten», so Friedrich.

Um den gesellschaftlichen, fachlichen und gesetzlichen Anforderungen im Kindes- und Erwachsenenschutz Rechnung zu tragen, wurde 2013 das neue Kindesund Erwachsenenschutzrecht (KESR) in Kraft gesetzt, welches das alte Vormundschaftsrecht ablöste. Den Ausschlag für die Gesetzesrevision 2013 gab das Erwachse nenschutzrecht, das nach 100 Jahren reformiert werden muss te. «Es hatte sich als zu unflexibel erwiesen, um auf die indivi duellen Bedürfnisse des Einzelfalls einzugehen. Heute können die Beistandschaften massgeschneidert errichtet werden, was eine klare Verbesserung gegenüber dem Vormundschaftsrecht darstellt», erklärt Marta Friedrich, Präsidentin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Bezirk Hinwil, die bereits unter dem früheren Recht in der Vormundschaftsadministra tion tätig war. Gemäss dem heute geltenden Gesetz lassen sich für verschiedene Aufgabenbereiche wie Wohnen, Finanzen, Gesundheit oder Verfahren mit Behörden unterschiedliche Bei standschaftsarten – begleitende, vertretende oder mitwirkende – auswählen und miteinander kombinieren.

BESSERER RECHTSSCHUTZ DURCH NEUES KESR

Ist es heute erforderlich, dass der Staat via KESB in die Familie und die Selbstbestimmung eingreift, dann muss dieser Vorgang aufgrund des jetzt geltenden KESR verfahrensrechtlich sauber durchgeführt werden. «Mit dem neuen Gesetz – und dank dessen professioneller Umsetzung – ist der Rechtsschutz für die Betroffenen heute viel besser geworden», führt Friedrich aus. «Zudem haben diese nun 30 statt 10 Tage Zeit, die Entscheide der KESB bei Gericht anzufechten, wenn sie mit dem Vorgehen der Behörde nicht einverstanden sind.» Zur Beratung von Betroffenen wurde 2017 eigens die nationale, unabhängige Anlaufstelle Kindes- und Erwachsenenschutz (KESCHA) geschaffen (siehe Box auf Seite 53).

Sie ist allen ein Begriff, doch wie sie funktioniert, wissen nur wenige: die KESB. Wir erklären die Fachbehörde, die dann zum Einsatz kommt, wenn Kinder oder Erwachsene Hilfe und Unterstützung brauchen.

Das zweite zentrale Thema der Revision war die Schaffung von Fachbehörden. Vor 2013 zeichneten hierzulande die bei den Gemeinden angesiedelten Vormundschaftsbehörden für den Kindes- und Erwachsenenschutz verantwortlich. Dabei handelte es sich um Milizbehörden, die unterschiedlich zusammengesetzt waren und deren Praxis von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren konnte. Zudem stellten die komplexen Fragestellungen sie vor grosse Herausforderungen. Die heutige Bundesrätin Viola Amherd, ursprünglich Rechtsanwältin, war früher bei einer Vormundschaftsbehörde tätig und konstatierte damals: «Selbst für Juristen ist dieses Feld eine äusserst anspruchsvol-

RECHTLICHE UNGLEICHBEHANDLUNG

Von YVONNE KIEFER-GLOMME ( Text) und DANIELA RÜTIMANN ( Illustration) Was ist KESBdie?

DOSSIER ~

le Aufgabe.» Dennoch mussten je nach Gemeindegrösse Ver waltungsangestellte mit meist kaufmännischem Hintergrund diese Funktion übernehmen. «Auch wenn sehr viele Vormund schaftsbehörden sorgfältig und korrekt handelten, war das Ri siko für Fehlentscheide zu gross», so Friedrich. «Daher war es richtig, deren Organisationsform zu ändern.»

MANGELNDE DISTANZ ZU DEN BÜRGERN

AUFGABEN DER KESB

Lehrpersonen, Sozialdienste und Mitarbeitende der Opferhilfe sowie Ärztinnen, Psychologen, Hebammen oder Fachpersonen in Kinderkrippen, Sportvereinen oder Mu sikschulen sind sogar zur Meldung verpflichtet, wenn ihnen Anhaltspunkte f ü r eine Gefä hrdung vorliegen. Ob eine Gefährdung besteht oder Betroffene schutzbedürftig sind, wird dann im Rahmen der Abklärung überprüft. Dazu hört die KESB die Betroffenen an. Zudem holt sie alle Auskünfte ein, die sie für ihren Entscheid benötigt, und zwar bei der Familie, der Schule, den Ä rzten oder anderen Fach- und Amtsstellen.

50 # 04 ~ 2022

Heute liegt die Organisation des Kindes- und Erwachsenen schutzrechtes in der Kompetenz der Kantone. 2013 entstanden schweizweit 148 meist regional t ä tige Kindes- und Erwachse nenschutzbehörden (KESB). Diese müssen aus mindestens drei interdisziplinär zusammengesetzten Fachpersonen bestehen. Je nach Kanton ist die KESB eine gerichtliche Behörde, so im Kanton Aargau, wo Familiengerichte existieren. Andernorts präsentiert sich die KESB als Verwaltungsbehörde, etwa im Kanton Zürich. Früher war die Massnahmenanordnung und deren Finanzierung im Kindes- und Erwachsenenschutz nicht getrennt. «Daher hat sich manche Gemeinde gescheut, Kinder fremdzuplatzieren. Denn bei einer Familie mit fünf Kindern konnte ein solches Vorgehen das Steuersystem kleiner Ge meinden durcheinanderbringen», bemerkt Friedrich. Um den Kindes- und Erwachsenenschutz von lokalen Finanzfragen zu entkoppeln, gehören den KESB in fast allen Kantonen heute mit Absicht keine Gemeindevertreter mehr an. Hinzu kommt, dass die Gemeinden kein Beschwerderecht mehr besitzen. Manche Kantone beteiligen sich an den Kosten f ü r die Kindesschutz massnahmen oder übernehmen sie ganz, in anderen zahlen die Gemeinden alles.

WANN GREIFT DIE KESB EIN? Massnahmen im Kindes- und Erwachsenenschutz sind zuläs sig, wenn eine Gefährdung eines Kindes oder eine Hilfs- oder Schutzbedürftigkeit einer erwachsenen Person vorliegt. Die KESB wird nur dann tätig, wenn sie eine Meldung erhält. Jede Person oder Fachstelle, aus deren Sicht die körperliche, psychische oder sexuelle Unversehrtheit eines Kindes oder das Wohl einer erwachsenen Person gefä hrdet erscheint, kann eine Meldung machen.

ORGANISATION UND FINANZIERUNG DER KESB

Marta Friedrich, Präsidentin der KESB Bezirk Hinwil

DIE ANFÄNGE DER KESB 2013 waren viele KESB zunächst überfordert, denn «wie bei einem Start-up waren die Strukturen sowie die EDV neu und die Prozesse mussten sich erst einspielen», so Friedrich. Die personellen Ressourcen waren vielerorts zu knapp. Zumal alle Erwachsenenschutzmassnahmen ins neue Recht überführt werden mussten und es zu entscheiden galt, wie die massge«Manche Personen haben sich nicht getraut, sich bei der Vormundschaftsbehörde zu melden, weil sie die dort Beschäftigten persönlich kannten.»

Falls aufgrund der Abklärung behördliche Schutzmassnahmen erforderlich sind, ist die KESB für deren Anordnung, Überwa chung und Aufhebung verantwortlich. Die von ihr beschlosse ne Massnahme muss verhältnismässig sein, das heisst sie darf nur angeordnet werden, wenn sich keine geeignete Massnah me findet, die weniger in die Rechte der betroffenen Person eingreift. Erhält diese genügend Hilfe von ihrer Familie oder freiwilligen Beratungsstellen respektive von Sozialdiensten, ist keine behördliche Massnahme erforderlich. Neben den Beistandschaften (siehe Erläuterungen und Interview zu den Beistandschaften ab Seite 54) gehört auch die Überprüfung von Vorsorgeaufträgen (siehe Box Seite 53), die 2013 neu im Erwachsenenschutzrecht eingeführt wurden, zu den wichtigen Aufgaben der KESB. Im Rahmen des Kindesschutzrechts ist die se zudem für Adoptionsentscheide zuständig.

möglich ist. Eine Fremdplatzierung kann auch nur vorüberge hend erfolgen, um Druck aus der Familie zu nehmen und um die Grundprobleme mit Eltern und Kind getrennt anzugehen.

schneiderten Beistandschaften ausgestaltet werden sollten.

OFFENE BAUSTELLEN

~ Dossier ~ KESB 51 # 04 ~ 2022

Die Gemeinden, deren Vormundschaftsbehörden während 100 Jahren einen anspruchsvollen Job ausgeübt hatten, fühlten sich durch die Einführung der KESB abgewertet. Daher gelang es der KESB zu Beginn weniger gut, Informationen bei den Gemeinden abzuholen. Vonseiten der Beistandschaften gab es zunächst ebenfalls Vorbehalte, da sie nun statt mit einer Milizbehörde mit Fachbehörden zusammenarbeiten mussten. Deshalb meinten viele, sie müssten ihre Position und ihre Fachlichkeit verteidi gen. In der Bevölkerung waren die Reaktionen zunächst positiv: «Viele Bürger:innen sagten, dass sie sich jetzt an die KESB wen den würden, die früheren Vormundschaftsbehörden hätten sie hingegen nicht ansprechen wollen», erzählt Friedrich. Doch in der Folge liessen sich weite Teile der Bevölkerung durch die Me dienberichterstattung von der Sicht einzelner Betroffener und der Gemeinden beeinflussen. «Leider haben sich damals keine Politikerinnen oder Politiker explizit für die KESB eingesetzt.»

KRITIK IN DEN MEDIEN Aufgrund des Amtsgeheimnisses darf sich die KESB in den Me dien nie zu laufenden Verfahren äussern. Daher werden diese in Zeitungen und Online-Publikationen meist nur aus der sub jektiven Sicht der betroffenen Eltern, Kinder oder erwachsener Personen beschrieben. 2018 wollten KESB-Kritiker eine Volks initiative lancieren, weil sie der Auffassung waren, Kinder wür den ohne zwingende Gründe fremdplatziert. Doch die Initiative scheiterte, denn dieser Vorwurf war nicht haltbar: Lediglich in rund 10 Prozent der Fälle verlieren Eltern das Aufenthaltsbe stimmungsrecht für ihr Kind und es kommt zu einer Fremd platzierung in einer Pflegefamilie oder einem Heim. «Viele von diesen Platzierungen erfolgen zudem im Einvernehmen mit den Eltern», ergänzt Friedrich. Bei ihrem Entscheid prüft die KESB zunächst, ob eine Platzierung innerhalb der Verwandtschaft

«Dennoch sollte die Perspektive des Kindes zukünftig noch stärker als bisher berücksichtigt werden. Etwa dabei, welche Voraussetzungen eine Pflegefamilie oder ein Heim bieten soll te. Wichtig ist auch, dem Kind den Grund für die Auswahl der KESB-Massnahme zu erklären», betont David Lätsch, Professor am Institut f ü r Kindheit, Jugend und Familie der Zü rcher Hoch schule f ü r Angewandte Wissenschaften ZHAW.

Massnahmen im Kindes- und Erwachsenenschutz sind zulässig, wenn eine Gefährdung eines Kindes oder eine Hilfs- oder Schutzbedürftigkeit einer erwachsenen Person vorliegt.

Vor zehn Jahren starteten die meisten KESB mit zu weni gen Ressourcen. «Inzwischen hat sich die Situation etwas entspannt, weil die Prozesse besser etabliert und die Zust ä n digkeiten klarer abgegrenzt sind sowie vielerorts das Personal aufgestockt wurde», so Lätsch. Zudem erhofft man sich durch die Empfehlungen der Konferenz für Kindes- und Erwachse nenschutz (KOKES) von 2021 (siehe Box Seite 53) bezüglich der Organisation der Berufsbeistandschaften eine deutliche Entlastung für die KESB. Im Fokus dieser Empfehlungen ste hen der Ausbau und die Stärkung der personellen, fachlichen und finanziellen Ressourcen von sogenannt vorgelagerten Diensten wie die Sozialdienste der Gemeinde, Schulsozialarbeit, Mütter- und Väterberatung. Investieren Kantone und Gemein den frühzeitig in die präventive Arbeit solcher Dienstleistungen, senkt dies auch den Arbeitsaufwand von KESB-Beistandschaf ten. «Je stärker die vorgelagerten sozialen Dienste sind, des to mehr kann durch ihre niederschwelligen und freiwilligen Dienstleistungsangebote abgefangen werden und umso weniger kostspielige Massnahmen der KESB sind vonnöten», resümiert Marta Friedrich. •

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Kinderschutz Schweiz ist eine unabhängige privatrechtliche Stiftung und gesamtschwei zerisch tätig. Als gemeinnützige Fachorga nisation engagiert sie sich dafür, dass alle Kinder in der Schweiz im Sinne der UNO-Kin derrechtskonvention geschützt sind und in Würde aufwachsen. Die Stiftung leistet Sen sibilisierungs- und Lobbyarbeit zum Schutz der Kinder vor Gewalt. Gleichzeitig bietet sie Schulungen und Unterstützung für Erziehen de und Fachpersonen an, vermittelt eigene Präventionsangebote und vernetzt die Fach welt zur Stärkung des Kindesschutzsystems. kinderschutz.ch

Die nationale unabhängige Anlaufstelle Kindes- und Erwachse nenschutz (KESCHA) ergänzt das Angebot der kantonalen Ombudsstellen und versucht, sogenannte Übersetzungsarbeit zu leisten, Eskalationen zu verhindern, Betroffenen psychologische Unterstützung zu bieten oder ihnen eine rechtliche Vertretung zu vermitteln. kescha.ch VORSORGEAUFTRAG

2013 wurde ins Erwachsenenschutzrecht ein gesetzliches Vertretungsrecht eingebaut. Gilt eine Person durch einen Unfall oder eine Erkrankung als urteilsunfähig, können für den Bereich Wohnen und Gesundheit die nächsten Angehörigen direkt ent scheiden, selbst wenn im Vorfeld nichts anderes geregelt wurde.

KONFERENZ FÜR KINDESUND (KOKES)ERWACHSENENSCHUTZ

~ Dossier ~ KESB 53 # 04 ~ 2022

KESCHA

Bei finanziellen Angelegenheiten kommt das eheliche Vertre tungsrecht zum Tragen: Ehepartner oder eingetragene Partner:in nen können füreinander finanzielle Angelegenheiten lösen, die den Alltag betreffen. Einzig beim Verkauf von Liegenschaften wird die KESB einbezogen. Einer Vertrauensperson kann zudem eine Vollmacht für bestimmte Angelegenheiten erteilt werden. Genü gen diese Regelungen nicht, ist ein Vorsorgeauftrag erforderlich. In dessen Rahmen wird festgehalten, wer die gesetzliche Vertre tung übernimmt, sollte jemand urteilsunfähig werden. Dadurch erübrigt sich eine Beistandschaft. Die KESB prüft lediglich den Vorsorgeauftrag, um sicherzustellen, dass die betreffende Person tatsächlich urteilsunfähig ist. Im Gegensatz zu einer Beistand schaft untersteht der Vorsorgebeauftragte keiner Kontrolle der KESB. Wer rechtzeitig vor einer möglichen Urteilsunfähigkeit handschriftlich einen Vorsorgeauftrag verfasst, benötigt hierzu keinen Notar. Kann die betreffende Person den Vorsorgeauftrag nicht mehr selbst verfassen, kann dies etwa durch die Pro Senec tute erfolgen. Lediglich die Unterschrift muss von einem Notar beglaubigt sein.

SCHWEIZKINDERSCHUTZSTIFTUNG

Die Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz KOKES ist eine interkantonale Fach- und Direktorenkonferenz. Sie behandelt Fragen des zivilrechtlichen Kindes- und Erwachsenenschutzes und koordiniert die Zusammenarbeit der Kantone untereinander, mit dem Bund und nationalen Organisationen. Sie gibt fachliche und teils bindende Empfehlungen für die KESB sowie die Berufsbeistandschaften ab, erhebt gesamtschweizerische Zahlen, erarbeitet Berichte und Konzepte und führt Aus- und Weiterbildungen sowie Fachtagungen durch. kokes.ch

Das ist so. Ich kann zwar nur für den Kanton Aargau sprechen, kann mir aber vorstellen, dass es in anderen Kantonen ebenso ist. Wir haben un glaublich viel Arbeit, viele Fälle, und das Personal ist knapp. Ich arbeite in einem Pensum von 70 Prozent und betreue mehr Fälle als eigentlich vorgesehen. Wie erklären Sie sich diese Knappheit an Personal? Die Anforderungen, um Beiständin oder Beistand zu werden, sind einerseits sehr hoch und andererseits ist der Job sehr fordernd. Man trägt viel Verant wortung. Als Beiständin greife ich in viele lebenswichtige Entscheide anderer Menschen ein. Solche, die ihre Gesund heit oder ihre Finanzen betreffen. Wir kommen dann zum Einsatz, wenn alle anderen Unterstützungsmassnahmen nicht mehr greifen, und müssen den verschiedenen Ansprüchen von Betrof fenen, Behörden und der Gesellschaft gerecht werden. Es gibt oft keine ideale Lösung. Daher kann es sein, dass die betreuten Menschen nicht immer mit unserem Handeln zufrieden sind.

Gibt es auch Fälle, in denen die Menschen dankbar sind für Ihre Arbeit? Im Vergleich zum Kindesschutz erlebe ich persönlich im Erwachsenenschutz mehr Erfolge. Die meisten Personen sträuben sich am Anfang gegen die Massnahmen. Aber viele merken schnell, dass wir Beistandspersonen sie entlasten und die Aufgaben in ihrem Interesse wahrnehmen. Nach und nach kehren eine gewisse Ruhe und Stressfreiheit in ihrem Leben ein. Es gibt keine Betreibungen mehr, keine Behörden, die etwas wollen. Ich erlebe immer wieder Momente guter Zusammenarbeit. Und im Kindesschutz? Da ist es anders. Sie müssen sich vorstellen, wir greifen in manchen Fällen 60 000 Erwachsene und rund 30 000 Kinder waren 2021 in der Schweiz auf Hilfe angewiesen. Ihnen stehen Berufsbeistände zur Seite. Eine Zusammenarbeit, die immer anspruchsvoll ist, aber nur manchmal zu einem Erfolgserlebnis führt. Ein Gespräch mit Beiständin Maria Paz Olave.

Für jede Beistandschaft setzen die KESB eine geeignete Person ein, eine Berufsbeiständin, einen Berufsbeistand. Betroffene können hierzu eine Vertrauensperson aus ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis vorschla gen. Erfüllt diese die persönlichen und fachlichen Voraussetzungen, be rücksichtigt die Behörde diesen Wunsch. Die privaten Beistandspersonen werden von der KESB auf ihre Aufgabe vorbereitet, instruiert, beraten, unterstützt und müssen dieser Bericht erstatten. «Dies wird oft als unnö tige Kontrolle oder Kränkung empfunden, soll aber lediglich sicherstel len, dass die Beistandsperson ihre Aufgaben im Sinne des Betroffenen erfüllt», konstatiert Marta Friedrich, KESB-Präsidentin von Hinwil. Steht aus dem privaten Umfeld niemand zur Verfügung, werden Berufsbeistän dinnen oder -beistände des für den Wohnort der Betroffenen zuständigen Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes (KESD) oder eines sogenannten Mandatsführungszentrums eingesetzt. Die Komplexität dieser Mandate er fordert eine multidisziplinäre Zusammensetzung der Beistandspersonen: Sozialarbeitende, Sozialpädagog:innen, Psycholog:innen, Jurist:innen oder Ökonom:innen setzen sich zum Wohl und Schutz der Betroffenen ein und erfüllen die ihnen von der KESB aufgetragenen Aufgaben. In der Vergangenheit wurde an den Berufsbeistandschaften insbe sondere kritisiert, dass sie zu wenig Zeit hätten, die Betroffenen zu be treuen. Fakt ist: Statt maximal 50 Mandate im Kindesschutz – gem ä ss den Empfehlungen der Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz (KOKES) – betreuten Beistände im Jahr 2015/16 bei vollem Pensum bis zu 80 Mandate parallel. Zusätzlich kommt es zu häufigen Personalwechseln.

54 # 04 ~ 2022

Maria Paz Olave arbeitet seit sieben Jahren als Berufsbeiständin für die Sozialen Dienste der Region Lenzburg.

Von YVONNE KIEFER-GLOMME ( Text) und KARIN DEHMER ( Interview)

Man liest und hört immer wieder, die Berufsbeistände seien überlastet.

Dieser Problematik versucht die KOKES seit letztem Jahr durch Richtwerte für die Mitarbeitenden- und Mandatszahlen sowie Empfehlungen zu Ausbildungsanforderungen und zur Organisationsstruktur der Berufsbeistandschaften vorzubeugen.

Bevormundetoderunterstützt ?

Sagen wir es so: Wenn man keine Geduld, kein Verständnis für die Um stände der betroffenen Menschen hat, sollte man nicht Beistand oder Beistän din werden. Und ja, der Stellenmarkt für Beistandspersonen ist wie gesagt ausgetrocknet. Wie überall passieren Fehler oder in der Zusammenarbeit können Schwierigkeiten auftreten. Viele Mandate verlaufen aber, trotz den oben aufgeführten Herausforderungen, nach den Wünschen und Vorstellungen der Betroffenen, nur wird darüber kaum berichtet. Hat es coronabedingt mehr Fälle gegeben? Ja. Das spüren wir. Personen, die sich vor Corona noch durchmauscheln konnten, haben es während der Pande mie plötzlich nicht mehr geschafft. Wir hören immer wieder von Grosseltern, die ihre Enkelkinder aufnehmen möchten, wenn es zu Hause nicht mehr geht, und dass die KESB das nicht ermöglicht. Meine Erfahrung ist, dass die Grosseltern bei Gerichten und Beiständen auf dem Radar sind. Trotzdem empfehle ich den Grosseltern in diesen Fällen, auch von sich aus tätig zu werden und nicht darauf zu warten, dass sie kontak-

«Aber viele merken schnell, dass wir Beistände sie entlasten. Plötzlich kehrt eine gewisse Ruhe und Stressfreiheit in ihren Leben ein.» Maria Paz Olave Borquez, Berufsbeiständin ~

~ Dossier ~ KESB 55 # 04 ~ 2022 ein, um Kinder vor ihren Eltern zu schützen. Das ist nicht immer wegen physischer Gewalt. Die Kinder müssen auch vor Verwahrlosung geschützt werden oder wenn die Eltern drogen abhängig oder psychisch erkrankt sind.

Niemand lässt sich gern von Fremden in sein Privatleben eingreifen, umso weni ger, wenn es die eigenen Kinder betrifft. Das birgt ein grosses Konfliktpotenzial. Das Ziel unserer Arbeit ist stets, die Familie mit Blick auf das Kindeswohl individuell zu unterstützen. Das braucht viel Wissen und viel Fingerspitzenge fühl von unserer Seite. In der Öffentlichkeit besteht das Bild, dass es Beiständen mitunter an die sem Fingerspitzengefühl mangelt.

MARIA PAZ OLAVE BORQUEZ ist Juristin, Kindesvertreterin und Familienmediatorin. Sie arbeitet als Beiständin für die Sozialen Dienste Region Lenzburg.

«Niemand lässt sich gern von Fremden in sein Privatleben eingreifen, umso weniger, wenn es die eigenen Kinder betrifft.» Maria Paz Olave Borquez, Berufsbeiständin Gibt es ein solches Erfolgserlebnis, von dem sie gern erzählen? Da gab es diesen Klienten, nennen wir ihn Herr W. Er wurde als Kind verdingt und erlebte all das Schlimme, was man Verdingkindern angetan hatte. Er blieb sein Leben lang allein, unfähig, ein geregeltes Leben zu führen oder eine Beziehung einzugehen. Er liess nie mand an sich heran. Die ersten Kontak te hatten wir, indem ich unter seinem Fenster stand und wir uns auf diese Weise unterhielten. Irgendwann kam er zur Tür. Als ich mich schliesslich zu ihm an den Tisch setzen durfte, war das ein Durchbruch. Er war wie ein scheues Tier, dessen Vertrauen man gewinnen musste. Herr W. ist mittlerweile gestor ben, aber ich hatte ihn sehr gern.•

Ich stelle mir das als sehr schwierige Aufgabe vor. Kinder fremdplatzieren zu müssen, ist das Schwierigste, ja, vor allem, wenn es aus Gründen des Kindeswohls gegen den Willen der Eltern erfolgen muss. Das macht keine Beistandsperson gern. Da haben wir oft schlaflose Nächte.

~ Dossier ~ KESB56 # 04 ~ 2022 tiert werden, damit geprüft werden kann, ob sie für ihre Enkelkinder sorgen können. Wie viele Kinder, die fremdplatziert werden müssen, werden tatsächlich bei den Grosseltern untergebracht? Ich würde sagen – das ist eine Schät zung – eins von zwanzig Kindern. Die Wohnsituation der Grosseltern muss kindergerecht sein, die Grosseltern müssen bei Kräften sein, genug Zeit haben für die Betreuung der Kinder. Manchmal überschätzen die Grossel tern ihre körperlichen und emotiona len Kräfte. Auch Streit zwischen den Elternteilen kann eine solche Lösung verhindern. Dann gibt es auch Kinder, die schwer traumatisiert sind oder besondere Bedürfnisse haben. Diese müssen an einem Ort mit professionel ler Betreuung untergebracht werden.

Es ist nicht immer einfach, sich da abzugrenzen. Aber man muss. Kann Beiständin ein Traumjob sein? (Denkt nach). Es ist auf jeden Fall ein spannender Job. Man begegnet Men schen, denen man sonst nicht begeg nen würde, und wird mit Situationen konfrontiert, die nichts mit unserem vermeintlich «gewöhnlichen» Alltag zu tun haben. Man kann schnell verges sen, dass es in der Schweiz Armut und Einsamkeit gibt oder betagte Menschen, die unter den Augen ihrer Nachbarn komplett verwahrlosen.

Aber Sie beschäftigen sich tagein, tagaus mit Problemen. Ja, und auf Dauer brennt einen das aus. Wobei, wenn man dann für einen Klienten eins ums andere Problem gelöst hat und es diesem besser geht, er ein geordneteres Leben führen kann, ist das natürlich auch ein Erfolgserlebnis.

Mit zustimmungsfähigen Erwachsenen kann man auch mal eine Intervention ausprobieren, und wenn es nicht die richtige ist, etwas Neues versuchen. Bei Kindern kann man nicht herumpröbeln. Die meisten Platzierungen werden allerdings in Zusammenarbeit mit der Familie oder gar auf freiwilliger Basis umgesetzt. Werden Sie auch bedroht? Klar, das kommt vor. Drohungen mel den wir der Polizei. Sie sind selber auch Mutter. Wie gren zen Sie sich ab? Denken Sie auch mal «Ich nehme dieses Kind zu mir»? Denken tue ich das immer wieder. Auch bei Erwachsenen. Ich habe viele Klien ten, die mir ans Herz gewachsen sind. Gerade junge Erwachsene, die keine El tern haben, die komplett auf sich allein gestellt sind und keine Vertrauensper son haben, die sich um sie kümmert.

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Migräne ist sehr individuell. Unser Hausarzt erzählt am Beispiel von Herrn X, was es mit dieser Krankheit auf sich hat. Und worauf die Patient:innen hoffen können.

igräne ist schrecklich. Niemand kann sie brauchen. Bei Herrn X ist sie mit dem Alter besser geworden, sel tener und leichter. Nur noch eine Ahnung von früher, wie er zu sagen pflegt. Das ist typisch, ein Vorteil von vielen, wenn man älter wird. Natürlich hatte es früher auch mit dem Druck bei der Arbeit zu tun und später halfen die Blutdruckmedikamente noch etwas. Man spricht von einer günstigen Nebenwirkung. Die modernen Migränemedikamente (Stoffgruppe Triptane) sind für viele Patient:innen eine grosse Hilfe. Herr X hat sie nur einmal angewendet und nicht gut vertragen. Für ihn war das altbewährte Ibuprofen das Beste, aber auch nur, wenn er es frühzeitig einnahm. Wenn der Anfall so richtig in Gang kam, war die Übelkeit und die «Lähmung» des Magens so stark, dass nichts mehr reinging. Ein schwerer Anfall hörte nach einigen Stunden meist mit Erbrechen auf.

# 04 ~ 2022

MeierIreneIllustration: Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Ein Vorteil

ÄlterwerdensdesM

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Es gab ganz klassische Auslöser für eine Attacke, etwa die Entspannung am ersten Ferientag. Andere Patient:innen ken nen das als Wochenendmigräne. Auch besondere Wetterlagen konnten eine Rolle spielen. Oft vergass Herr X zu trinken, bis ihm eines Tages der Arzt empfahl, besonders an heissen Ta gen mindestens einen Liter zusätzlich zu konsumieren. Der be rühmte Espresso, am besten doppelt, Spezialtipp mit etwas Zi tronensaft (!?), funktionierte manchmal bei einem Anflug von Kopfschmerzen. Umgekehrt war der Kaffeeentzug ungünstig. Es brauchte Jahre, bis die Ehefrau akzeptieren konnte, dass ihr Mann ausgerechnet vor einem Grossanlass in der Familie oder in den Ferien schwere Anfälle erlitt. Es wirkte für sie demonst rativ. Schliesslich aber sah sie ein, dass es keine «Konstruktion» des armen Patienten war und dass dieser darunter sehr litt und sich als Versager vorkam. Es half ihm, dass sein Hausarzt, wie manche Ärzte, auch Migräne hatte. So konnte man sich unter Kennern austauschen. Der Arzt meinte, dass jeder Mensch sei ne eigene Migräne hätte, aber fast immer Übelkeit, Mattigkeit, Schwindel oder Sehstörungen vor dem Anfall (im Fachjargon die Aura) vorkämen. Der nach der Aura einsetzende klopfen de, pulsierende Schmerz könne einseitig oder beidseitig sein und würde durch die kleinste Anstrengung stärker. Ein klarer Unterschied zu den dumpfen «Spannungskopfschmerzen», die manche Menschen wegbewegen konnten. Da Herr X seine Migränenattacken in unregelmässigen Abstän den hatte, selten zwei pro Woche, manchmal zwei pro Monat, manchmal wochenlange Pausen, kam eine Basistherapie nicht infrage. Dabei wird eine Dauermedikation eingeleitet, wobei wegen Nebenwirkungen und Gewöhnung keine Schmerzmit tel oder die oben erwähnten Triptane eingesetzt werden, son dern Betablocker, Mittel gegen Epilepsie, Antidepressiva, Hor mone und weiteres. Die Einstellung einer Basistherapie ist anspruchsvoll und die Wirkunsgweise oft nicht klar. Arzt und Patient:in brauchen viel Geduld. Neu werden in verzweifelten Fällen Antikörper eingesetzt. Meist ist die differenzierte The rapie eine Aufgabe für Neurolog:innen. Komplementärmedi zin kann durchaus helfen, aber schwere Migränen sind auch für die Homöopathie und Aukupunktur ein steiniger Boden. Hingegen erstaunt die Placebowirkung immer wieder. So hatte Herr X anlässlich einer besorgniserregenden diskreten Arm lähmung (alle Abklärungen zeigten keine Ursache) ein halbes Jahr lang keinen einzigen Anfall. Die Migräne hatte plötzlich «keinen Platz mehr». Solche Phänomene zeigen, dass auch un bewusste Momente eine Rolle spielen. Dass Migränen während der Schwangerschaft hormonell bedingt komplett verschwin den können, ist ein willkommener «Bonus» für manche geplag te Frauen. Es gibt ganz klar eine genetische Komponente: Die Mutter, Schwestern und Kinder von Herrn X kannten und kennen alle mehr oder weniger starke Migränen. Rückblickend bedeuteten die Attacken für Herrn X einen «Fall ins Bodenlose». Er kam sich eingeschlossen vor, befand sich in einem Kokon von Schmerz und Übelkeit. Wenn der Anfall ver schwand, erschien es ihm wie eine Erlösung, was eine kleine Euphorie auslöste. Irgendwie bedeutete das Ganze auch eine emotionale Erholung. Jetzt, wo die Anfälle nur noch selten und in leichter Form auftreten, muss sich Herr X bewusster erho len. Damals zwang ihn die Migräne in die Leere und Lähmung, zwang ihn zu einer Pause im emotional fordernden Berufs- und Familienleben. So hatte sie vielleicht nicht nur negative Sei ten? In einem seiner berühmten Bücher beschreibt der Neuro loge Oliver Sacks, wie ihm einer seiner Patienten, ein Professor, nach der erfolgreichen Behandlung seiner Wochenendmigräne erklärte, dass es zwar gut sei, die Schmerzen nicht mehr zu ha ben, dass ihm aber die Migräne doch fehle. Die Migräne ist und bleibt ein Faszinosum. Sie entspricht einem Gewitter im Gehirn, verursacht lokale Veränderungen der Durchblutung, kann ei genartige visuelle Figuren – Zacken, Wellen, Farben – entste hen oder vorübergehend erblinden lassen, was darauf hinweist, dass auch die Netzhaut beteiligt ist. Migräne macht hochemp findlich auf Geräusche oder Gerüche, entführt Patient:innen in eine kleine Hölle. Sie kann von andern kaum nachempfunden werden, was für die Patient:innen und deren Umgebung nicht immer einfach ist. Viele Migränepatient:innen können sehr gut behandelt werden, manche können die Anfälle selbst kupieren, die meisten erfah ren Linderung durch Medikamente. Es gibt aber immer eine kleine Gruppe, die schwierig bleibt. Bei diesen Patient:innen ist die geduldige Begleitung durch die Ärztin und das «nie Auf geben» enorm wichtig. Oft muss der Hausarzt in diesen Fällen Medikamente spritzen. Die Besserung durch das Älterwerden bleibt für alle immer eine Hoffnung. Manchmal verschwindet die Migräne ohne Erklärung für immer. Sie ist wie eine launische alte Tante, die plötzlich wieder in der Stube steht, ohne dass sie jemand hereingebeten hätte.

EDY RIESEN (74) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäfts führerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

Ich möchte Sie ermutigen, diese gemeinsame Erfah rung als Anlass zu nehmen, einander Fragen zu stel len, sich gegenseitig neu zu entdecken, über Rollen und Bedürfnisse nachzudenken und zu sprechen. Seien Sie unsicher und entschlossen, mutig und ver letzlich. Wie damals. Seien Sie aber vor allem ei nes: neugierig. Beginnen Sie zum Beispiel mit dem Satz: «Damals, als du auf die Welt kamst, konnte ich dich nicht fragen, was du brauchst, und habe einfach mein Bestes gegeben. Jetzt wirst du selbst Mutter und ich eine neue Form von Mutter – Gross mutter. Heute kann ich dich fragen, was du von mir brauchst. Das finde ich schön, und es macht mich Rollenneugierig.»verändern sich, Beziehungen erhalten einen neuen Sinn und werden auf einer ganz anderen Ebene bedeutsam. Sie als Eltern sind wichtig. Einfach anders. Aber immer noch, und immer wieder.

60 # 04 ~ 2022 ~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

Der Fokus liegt bei ihnen und dem Baby und all den Veränderungen, die kommen. Das ist normal. Dabei vergessen sie oft, dass auch Sie in eine neue Rolle hineinfinden müssen und für alle eine Neuorientie rung geschieht. Wie geht es Ihnen dabei, Grosseltern zu werden? Was bewegt Sie? Welche Beziehung wünschen Sie sich zu Ihren Enkeln? Was möchten Sie dafür inves tieren? Was haben Sie damals, als Sie selbst Eltern wurden, von Ihren Eltern gebraucht und bekommen oder nicht bekommen? Was möchten Sie gleich und was anders machen? Wissen Sie, wie sich Ihre Toch ter oder Ihr Sohn Ihre Rolle als Grossmutter oder Grossvater vorstellt? Sind Sie damit einverstanden?

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Liebe Grosseltern

Mit dem steigenden Östrogen und Prolaktin im zweiten Trimester der Schwangerschaft beginnen werdende Eltern meist damit, al les Nötige für das Baby zu kaufen und zu organisie ren. Doch nebst den äusserlichen Vorbereitungen beschäftigen besonders die Themen Elternsein und die eigenen Eltern. Deshalb möchte ich heute keine Geschichte erzählen, sondern mich an Sie wenden, liebe werdende oder bereits Grosseltern, und zwar als Hebamme Ihrer Tochter oder Schwiegertoch ter, Ihres Sohnes oder Schwiegersohnes, Stief- oder AlsPflegekindes.Hebamme komme ich bereits in der Schwan gerschaft in Kontakt mit Ihnen – meist noch nicht persönlich, sondern indirekt. Ihre Tochter oder Ihr Sohn erzählt von Ihnen. Von Krankheiten in der Familie, von Ihrem Verhältnis zueinander, davon, wie Sie Ihre Kinder grossgezogen haben und wel che Rolle Ihnen zugedacht ist, wenn Sie nun Gross eltern werden. Und im Wochenbett lerne ich Sie dann als engagierte Neu-Oma oder als routinierten Nonno kennen, der die älteren Kinder betreut. Ich treffe Sie als Köchin, Wäscherin, Handwerker, Ta xifahrer, Kinderbetreuerin, Zuhörerin, Trösterin … Oder ich begegne Ihnen in Form von Sehnsucht und Schmerz, weil Sie abwesend sind. Gewollt, oder un gewollt. Aber immer sind Sie da. Egal, wie die Beziehung bis zu diesem Zeitpunkt zwischen Ihrem erwachsenen Kind und Ihnen war, sie verändert sich. Ihre Kinder werden selbst Eltern. Meist fragen sich werdende Eltern aber nicht, wie es ihren Eltern geht, wenn diese Grosseltern werden. Wie geht es Ihnen in Ihrer Rolle? Welche Beziehung zum Enkel wünschen Sie sich? Was denken die Eltern darüber? Unsere Hebamme wendet sich in ihrer Kolumne direkt an Sie, liebe Grosseltern. Und fordert Sie auf, neugierig zu sein.

PartnerinDAGMARSCHIFFERLI (67)

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Nach diesem kurzen historischen Ausflug zurück zu Ihrer Situation: Ist es möglich, dass die Ablehnung der Enkelkinder Ih nen gegenüber darauf gründet, dass auch deren Eltern Ihnen eher skeptisch gegen überstehen? Vielleicht haben sowohl die erwachsenen Kinder als auch die Enkel kinder ihre Trauer um den verstorbenen Vater respektive Grossvater noch nicht ganz überwunden? Dann müsste nach meiner Überzeugung zunächst einfühl sam darüber gesprochen werden. In ei nem nächsten Schritt könnte dann für die anderen gut nachvollziehbar werden, welche Freude es der Grossmutter berei tet, wieder in einer Partnerschaft zu le ben. Dies alles benötigt selbstverständ lich seine Zeit. So widersprüchlich es sich vielleicht an hören mag: Nach meiner Erfahrung hilft es der gegenseitigen Annäherung am ehesten, wenn sich der/die neue Part ner:in zurückhält, keine Erwartungen oder gar Ansprüche an die nachkommen den Generationen stellt, jedoch offen und neugierig bleibt für die allmähliche Ent wicklung von zunächst Akzeptanz und später vielleicht sogar Zuneigung. Ich wünsche es Ihnen von Herzen.

61 # 04 ~ 2022 ~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN Neue

EIN GROSSVATER (70) FRAGT: Ich war bis vor Kurzem alleinstehend. Nun habe ich mich frisch verliebt. Meine zwei Enkelkinder akzeptieren meine neue Partnerin, die seit einem Jahr verwitwet ist. Ihre Enkel hingegen lehnen mich ab. Sie mögen den kürzlich verstorbenen Grossvater nicht ersetzt haben. Ich habe mich schon sehr auf gemeinsame Ausflüge gefreut und bin nun enttäuscht. as die Situation der verwitwe ten Frau betrifft, sprechen Sie ein weitverbreitetes Problem an. Wie Sie sicher auch selbst aus Ihrem Bekanntenkreis erfahren haben, möch ten die meisten Kinder in Bezug auf ihre Eltern, dass alles so bleibt, wie es immer war. Im kindlichen Bewusstsein gehören die Eltern zusammen. Sogar über den Tod Deswegenhinaus.ist es nicht auszuschliessen, dass diese Einstellung aus der Kindheit auf die eine oder andere Weise beste hen bleibt und sich mitunter noch bei Erwachsenen so äussert, dass die Mutter nach dem Tod des Vaters (bei den Enkel kindern die Grossmutter) nicht nochmals eine Partnerschaft eingehen darf. Auch gesellschaftlich gesehen hat diese Position eine lange Vorgeschichte: Noch bis in das 19. Jahrhundert waren verwitwete Frauen verpflichtet, schwarze Kleidung und eine Witwenhaube zu tragen und sie so, zumindest äusserlich, unantastbar zu machen. Bei den Witwern hingegen war eine erneute Heirat geradezu erwünscht. Zumal, wenn unmündige Kinder da waren, für deren Erziehung dann die neue Frau zuständig war.

ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

62 # 04 ~ 2022 Von KINDERREGION.CH ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS ( Illustration) SCHIFFFAHRTEN MIT KINDERN 1 2 3 4 5 ZÜRICH AMNEUHAUSENRAPPERSWILRHEINFALLGREIFENSEE

GREIFENSEE MIT QUAKI

Wer das Naturspektakel aus einer den360-Grad-AusblickformStufenhaltdemdiewiefelsen«Gelbenmöchte,PerspektiveeinzigartigenbewundernfährtmitderLinie»zumMittelunderlebthautnah,dasWasser23MeterinTiefestürzt.Während20-minütigenAufentkannmansogardiezurAussichtsplatterklimmenunddenüberWasserfallgeniessen. Täglich. Die Felsenfahrt dauert 30 Minuten.

4 ÄGERISEE

63 # 04 ~ 2022 ~ Service ~ UNTERWEGS 1

Der kleine, aber feine Ägerisee hat viel zu bieten: Auf der 90-minütigen Rund fahrt geht’s von Unterägeri über sechs Anlegestellen bis nach Naas und wieder zurück. Die Schifffahrt lässt sich auch wunderbar mit weiteren Ausflugszielen vor Ort verbinden. Wer es kulinarisch mag, nimmt bei der Frühstücks-, Mittagsoder abendlichen Erlebnis fahrt Platz. 1. Mai bis 9. Oktober 2022. Eine Rundfahrt dauert 90 Minuten.

Das jüngste Mitglied der Schiffsmannschaft heisst Quaki und ist regelmässig an Bord der Schiffe an zutreffen. Während der 80-minütigen Rundfahrt auf dem Greifensee strecken Gross und Klein ihre Nase in den Wind, stehen mit dem Kapitän auf der Brücke und erleben das KantonsNaturschutzgebietgrösstedesvomWasseraus.

RHEINFALLFELSENFAHRT

LIMMATSCHIFFRUNDFAHRT

5 Diese und viele weitere Ausflugsideen auf dem Wasser finden Sie auf kinderregion.ch/schifffahrt

Schiff ahoi, es gibt etwas zu entdecken! Auf dem Wasser die Umgebung auskundschaften, Abenteuer erleben und eine schöne Zeit mit der Familie verbringen.

Herausgepickt ~ Spielerlebnis Walensee Den Walensee und seine Umgebung erkunden und ein einzigartiges Abenteuer erleben: Ausgerüstet mit einem Entdeckerset machen sich Gross und Klein auf die Suche nach Hinweisen. Diese befinden sich auf der Schifffahrt, den fünf Themen spielplätzen und dem Themenweg. Wer das Geheimnis um den Walensee lüftet, gewinnt spannende Preise. Das volle Seevergnügen von Juni bis Oktober. Dauer individuell.

Täglich von April bis Oktober. Die Fahrt vom Landesmuseum bis zum Zürichhorn dauert 25 Minuten.

Vom Landesmuseum zum Zürichhorn treibt man im Flussboot «Regula», «Felix» oder «Turicum» an den schönsten Sehens würdigkeiten der Zürcher Altstadt vorbei. Angefangen beim imposanten Haupt bahnhof über Zunfthäuser, dem Rathaus bis hin zum Grossmünster lässt sich Zürich gemütlich vom Boot aus erleben, bevor man im Seebecken ankommt und beim Horn andockt.

Täglich von April bis Oktober. Eine Rundfahrt dauert 80 Minuten.

~ Service ~ UNTERWEGS64 # 04 ~ 2022 ~ Übernachten ~ Villa inBACKPACKERSInterlakenVILLASONNENHOF Alpenstrasse 16 3800villa.chInterlaken mail@villa.ch ~ Wandern ~ Sertigtal (GR)

SERTIGTAL (GR) Start: Bergstation Rinerhorn, Davos Ziel: Davos Wanderzeit: 3 bis 4 Stunden Einkehren: Walserhuus Sertig walserhuus.ch In Interlaken muss man für ein paar Ferientage mit den Kindern nicht gross vorausplanen.

Bergbahnen, verschiedene Abenteuer zu Luft, Wasser und zu Boden liegen vor den Füssen, und Übernachtungsangebote gibt es von luxuriös bis massvoll viele. Die «Backpackers Villa Sonnenhof» bezeichnet sich selbst als «die Villa unter den Herbergen». Und in einer grossen, alten Villa mit wunderbarem Parkgarten ist denn auch das Hauptgebäude des Hostels untergebracht. Familien und Rucksacktouristen aus aller Welt teilen sich Garten, Selbstkocherküche, Tischtennis- und Billardtische. Gäste erhalten zudem Gratiseintritt ins öffentliche Hallen- und Freibad sowie zum Minigolf.

Die Zeiten, in denen preisgünstige Übernach tungsmöglichkeiten eine zweitklassige Unterkunft bedeuteten, sind vorbei. Übernachtung für zwei Erwachsene und zwei Kinder ab 153 Franken. ~KD

Ausgangspunkt dieser schönen Wanderung ist die Bergstation der Rinerhornbahn oberhalb von Davos. Die Route führt die ersten eineinhalb Kilometer auf einem breiten Forstweg zur Grillstelle beim Abirügg, von wo man eine einmalige Aussicht über Davos geniesst. Danach wird der Wanderweg Richtung Tal schmaler und steiniger. Das Davoser Seitental Sertig gilt als besonders schützenswerte Region der Schweiz. Dichte Föhrenund Lärchenwälder ziehen sich an den Bergflanken empor, im Sommer gibt es entlang des Wanderweges Alpenrosen, Enziane und immer wieder plätschernde Bergbäche und Wasserfälle. Nach gut 1.5 Stunden erreicht man die alte Walsersiedlung Sertig-Dörfli, wo zwei Restaurants zur Verpflegung aufwarten. Später kann man auf der anderen Talseite in weiteren andert halb Stunden zurück nach Davos wandern, oder aber man steigt in Sertig Dörfli in eine Kutsche für den Rückweg. ~KD

KULTURTIPPSFESTIVALJUPES

RÄDER, RENNEN, RUHM. RADSPORT SCHWEIZ bis Landesmuseum,16.10. Zürich landesmuseum.ch Eine Ausstellung, die die Geschichte des Schweizer Radsports in all seinen Facetten zeigt: Bergpreise, unfreiwillige Veloakrobatik, Renn-Duelle und Velomo delle aus vergangenen Zeiten. Für alle RadsportInteressierten ein Must.

Schaffhausen festival-jups.ch Am diesjährigen Festival für Junges Publikum (Jups) gibt es 16 verschiedene Workshops, zwei Theater, ein Konzert und eine Kinderdisco.

CIRQUE DU SOLEIL «LUZIA» Hardturmareal,20.9.–23.10. Zürich cirquedusoleil.com/luzia Das Grand Chapiteau ist nach vier Jahren zurück in Zürich. Ein männlicher Schlangenmensch, der seinen Körper in unvorstellbare Positionen verrenkt, ein Strapaten-Künstler, der den Gesetzen der Schwer kraft trotzt, ein Jongleur, der in halsbrecherischer Geschwindigkeit Keulen schwingt, zwei FussballFreestyler, die Streetdance mit sensationellen Ballmanipulationen kombinieren. Anzeige

Eines der 1950inFrauenradrennenerstenderSchweiz,inGenf.

KASTANIENZOO BASTELN Ab 4 15.10.,Jahren14–16 Uhr Pro Natura Zentrum Eichholz, Bern pronatura-be.ch Kastanien, Eicheln, Tannzapfen, Bucheckern, Rinde, Moos und noch vieles mehr: Die Kinder sammeln im Wald, was sie finden, und bringen es zum Basteln ins Eichholz. Alle weiteren Materialien gibt es vor Ort.

WILDNISTAG INSEKTEN 25.9., 13.30–16.30 Uhr Wildnispark Zürich, Besucherzentrum Sihlwald wildnispark.ch Zwei Drittel aller Tiere sind Insekten. Sie sind klein und oft unscheinbar. Die Sechsbeiner leisten Grossartiges und sind teilweise bedroht. Der Wildnispark Sihlwald zeigt, wie verschiedene Insektengruppen leben und wie wir Menschen von ihnen profitieren.

Ab 2 Kammgarnareal,10./11.9.Jahren

~ Service ~ UNTERWEGS66 # 04 ~ 2022

einladend,anregend,zum Staunen

Design –

Die Enkelinnen Sophie (14) und Emilie (12) wollen mit ihren Freundinnen und der Grossmutter Zürich erkun den, gerne auch ein Museum. Sophie findet, das Muse um für Gestaltung habe den spannendsten Webauftritt. Zuerst suchen sie dort ihr Lieblingszimmer in der Ausstellung «6 Zim mer x 6 Positionen». Sophie würde sofort im von Connie Hüsser zusammengestellten Zimmer «With Love» wohnen. Ihrer Freundin Leonie imponiert die «Tavolata» von Sebastian Marbacher. Er hat Stühle seiner Lieblings-Designer um einen Tisch gruppiert – aus Holz, Leder, Draht, Wellpappe, eckig, verspielt, farbig. Leonie freut sich daran, dass so verschiedene Stühle am Ende so gut zusammenpassen. Sie möchte sie genauso in die eigene Wohnung stellen. In der Swiss Design Lounge gibt es Sitzmöbel Textiler Garten noch bis 31.10. Museum für Gestaltung Zürich Ausstellungsstrasse 60 8005 DI–SOZürich10–17 Uhr DO 10–20 ErwachseneUhr12 Franken Kinder bis 16 Jahre gratis museum-gestaltung.ch zum Ausprobieren. Wenn die jüngeren Enkelinnen dabei wären, würden sie dort Bilderbücher anschauen, mit Hockern bauen oder am Tisch auf Kinderhöhe malen. Die Teenager drapieren sich auf einer wulstigen Couch, mit Sitzbuchten in vier Richtun gen. Chillig! In der Ausstellung «Textiler Garten» erwarten sie rie sige, fragile Skulpturen, verspielte Miniaturen, geheimnisvolle Töne und überdimensionierte Stricklieseln. Sophie und Emilie, gar keine Fans von Handarbeit, stricken erstaunlich lange an deren Riesenwürmern. Am Schluss posieren die Freundinnen vor der einhellig bewunderten Arbeit von Ann Flaten Pixley, die ihre Urgrossmutter sein könnte. Die Grossmutter will öfter mit Teenagern und ihren überraschenden Vorlieben ins Museum. • ELI WILHELM (61) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch Teenager + Design = überraschende Erkenntnisse.

MuseumfürGestaltung MUSEUMSTESTER Zürich

PrivatFotos:

67 # 04 ~ 2022 ~ Service ~ SPIELEN

Wir haben mit der Frauen-Nati an der EM mitgefiebert. Im November geht es mit der Männer-WM weiter. Und dazwischen spielen wir selber ein wenig Fussball.

Von GERALDINE CAPAUL Das Tolle am Fussball: Es braucht tatsächlich nur einen Ball und schon kann es losgehen.

Fussball-«Connector»-Filzstiftköfferli von Faber-Castell . 33 leuchtende Filzstifte für kreative Fussballerinnen und Fussballer. 21 Franken. faber-castell.ch 2 Nike-Fussball «Strike» Grösse 4

( Text) Spass&Spie 1 3 2 4

Der kleine Bruder des offiziellen Frauen-EM-Fussballs. 35 Franken. Gesehen bei geomix.ch 3 Fussball-Tisch-Kicker von Kosmos. Zuerst die Bastelarbeit und dann das Fussball-Vergnügen –wobei natürlich beides Spass macht. Mit Holzstäben und Holzklammern bauen Kinder diesen Mini-Tischkicker. Ab 8 Jahren, 26.90 Franken, gesehen bei orellfuessli.ch 4 Pop-Up-Tore «Flexx» von Exit. 1:0 fürs Spiel im eigenen Garten. Die beiden kleinen Tore brauchen in der Abstellkammer wenig Platz und sind bei Bedarf superschnell aufgestellt. 59 Franken, gesehen bei sport-thieme.ch

~ Service ~ BASTELN68 # 04 ~ 2022 Ein Zeitvertrieb, der Zauberstäbe.gemachteerfüllt:WünscheselbstSO GEHT’S1 Wolle, Geschenkbänder oder Draht in gewünschtem Look um den Ast wickeln. Enden mit Leim festkleben. 2 Federn, Blätter, Tannenästchen in die Wolle einwickeln. DAS BRAUCHT’S • Ast • Wolle, Geschenkbänder, Draht, Bastschnur • Blätterzweige,Tannenästchen,Federn • Acrylfarbe und Pinsel Von LYNN DEHMER ( Umsetzung ) und MARTINA MEIER ( Foto)

MASCHENPROBE 24 M, 34 R gl re = 10 x 10 cm Das Jäckli wird von oben nach unten gestrickt.

AUSFÜHRUNG

70 # 04 ~ 2022 ~ Service ~ STRICKEN Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch GRÖSSE 56 MATERIAL Solo Lino von Lana Grossa: 80% recyceltes Leinen (Viscose), 20% Leinen, 125 m/50 g, 100 g = 2 Kn Fb 22 hellblau, 1 Paar Nd Nr. 4.0, je 1 Spiel Nr. 4.0 und 3.5, 1 Häkli Nr. 4.0, 2 Maschenhalter, 4 Knöpfe. STRICKMUSTER I Perlmuster = 1 M re, 1 M li, auf der Rücks versetzt. STRICKMUSTER II glatt re, Vorders re, Rücks li. BLATTMUSTER Jede R beginnt mit Rdm, 4 PM-M und endet mit 4 PM-M, Rdm. R 1: 3 re, (1 li, 3 re), Rdm R 2 und alle Rückr: die M str wie sie erscheinen, U li str R 3: 1 re, U, 1 re, U, 1 re, (1 li, 1 re, U, 1 re, U, 1 re) R 5: 2 re, U, 1 re, U, 2 re, (1 li, 2 re, U, 1 re, U, 2 re) R 7: 3 re, U, 1 re, U, 3 re, (1 li, 3 re, U, 1 re, U, 3 re) R 9: 4 re, U, 1 re, U, 4 re, (1 li, 4 re, U, 1 re, U, 4 re) R 11: U, 2 M RÜZ, 7 re, 2 M RZ, U, (1 li, U, 2 M RÜZ, 7 re, 2 M RZ, U) R 13: 1 li, U, 2 M RÜZ, 5 re, 2 M RZ, U, 1 li, (2 li, U, 2 M RÜZ, 5 re, 2 M RZ, U, 1 li) R 15: 2 li, U, 2 RÜZ, 3 re, 2 RZ, U, 2 li, (3 li, U, 2 RÜZ, 3 re, 2 RZ, U, 2 li) R 17: 3 li, U, 2 RÜZ, 1re, 2 RZ, U, 3 li, (4 li, U, 2 RÜZ, 1 re, 2 RZ, U, 3 li) R 19: 4 li, U, 3 RÜZ, U, 4 li, (5 li, U, 3 RÜZ, U, 4 li)

ZEICHENERKLÄRUNG PM: RÜZ:Perlmuster2Mreüberzogen str (1 M wie zum re str abh, 1 M re str, die abgehobene M darüber ziehen) RZ: 2 M re zus str. 3 RÜZ: 3 M re überzogen zus str (1 M wie zum re str abh, 2 M re zus str, die abgehobene M darüber ziehen. Die M in den Klammern 11 x wdh, = insgesamt 12 Blattmustermotive.

ACHTUNG: Die 4 M nach und vor den Randmaschen werden immer im Perlmuster gestrickt. Noch 6 R im Perlmuster str, dann 30 R nach und vor den Perlmustermaschen glatt re str. Für die untere Borte noch 6 R im Perlmuster str, dann alle M abk. Den Faden nicht abschneiden, die letzte Maschenschlaufe dient als Anfangsmasche für die Knopflochborte. Dafür mit dem Häkli Nr. 4.0 feste M häkeln. Wenn noch 20 Knöpfli übrig sind für das 1. Knopfloch 3 Lftm häkeln, in das 2. Knöpfli 1 fM häkeln, *4 fM, 3 Lftm, in das 2. Knöpfli 1 fM,* von * bis * noch 2 x wdh. ÄRMEL Aus der Anschlagkante der 10 M mit dem Spiel Nr. 4.0 10 M aufnehmen und mit den 30 stillgelegten M auf 3 Nadeln des Nadelspiels verteilen. Nun die Arbeit auf li drehen (das geht besser, wenn die M auf nur 3 Nd verteilt sind). Nun die M auf 4 Nadeln verteilen und bei der mittleren M der 10 aufgenommenen M eine Markierung anbringen. Nun in Runden glatt re str, dabei 2 x jede 12. Rd die 2 M nach und vor der Markierung re zus str. = 36 M. Nach 32 Rd mit dem Spiel Nr. 3.5 noch 10 Rd 2 M re, 2 M li str. Maschen abk. (die Ärmel sind auf der Vorder seite nun glatt li) Fäden vernähen, Knöpfe annähen.

Strickjackej

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARCO SCHARF ( Foto)

Rücken- und Vorderteile Anschlag 57 M, 7 R im Strickmuster I str. Weiter das Blattmuster str. Nach der letzten Rückr die Arb wie folgt einteilen: Rdm, 4 M Perlmuster, 19 M re, 30 M für den Ärmel auf einem Maschenhalter stilllegen, 10 M dazu anschl, 45 M re, 30 M für den 2. Ärmel stilllegen, 10 M dazu anschl, 19 M re, 4 M Perlmuster, Rdm = 113 M. 1 Rückr Rdm, 4 M Perlmuster, 103 M li, 4 M Perlmuster, Rdm str.

• Solar-Fotopapier (kann online bestellt werden)

•

3 Das nasse Solar-Fotopapier auf einer flachen Unterlage trocknen.

Cyanotypie

Naturwissenschafter

Text aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch Foto: Marco Scharf

Egal, denn in Kürze bedeutet es, die Sonne malt Bilder. Wie cool ist das denn?

DAS BRAUCHT’S

«Cyanotypie» tönt auch in Erwachsenenohren nach einem komplizierten chemischen Vorgang.

SO GEHT’S1

Blätter oder Gegenstände auf das Solar-Fotopapier legen und sieben Minuten der Sonne aussetzen.

• Wasser • Karton als Unterlage

2 Danach das Papier unter dem Wasserhahn auswaschen.

• Blätter von Pflanzen oder speziell geformte, flache Gegenstände wie Steine, Muscheln

Bei der Cyanotypie, auch Blaudruck genannt, handelt es sich um eine monochrome Fototechnik, die 1842 der britische Sir John Herschel erfunden hat. Ein Trägermaterial (Papier) wird dabei mit einer Lösung von grünem Eisenammoniumzitrat und rotem Blutlaugensalz (Kaliumferricyanid) beschichtet und danach mit UV-Licht (Sonne) belichtet. Mit der Belichtung verfärben sich zuvor abgedeckte Stellen von ihrem ursprünglich gelblichen zu einem grünlichen Farbton. Durch Spülen mit Wasser wird einerseits der Belichtungsprozess gestoppt, anderseits erhält die getränkte Schicht durch Oxidation ihre typisch blaue Färbung (Fixierung). Mit dem Trocknen an der Sonne wird dieses Blau noch etwas kräftiger, je nachdem, wie lange zuvor gewässert worden ist.

~ Service ~ EXPERIMENTIEREN72 # 04 ~ 2022

Sonnendruck

Sommer beobachten wir jedes Jahr von Neuem die Kraft der Sonne. Doch, wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Sprich wort ist nicht nur sinnbildlich, sondern ein Phänomen der Natur, denn Schatten entstehen, wenn das Licht den Bereich hinter einem Gegenstand nicht erreicht. Um diesen Schatten wurf zu beobachten, kann mit den Enkelkindern ein spannen des Experiment durchgeführt werden. Dabei entsteht eine Ne gativ-Fotografie der ganz besonderen Art, und dies ganz ohne Kamera. Hierfür sammeln die Kinder als Erstes verschiedene Blätter vom Farn bis zum Löwenzahn, lustig geformte Steine, Muscheln oder andere einzigartige Gegenstände. Die Fundstü cke werden auf das Solar-Fotopapier gelegt und dann der Son ne ausgesetzt. Schon jetzt kann mit den Kindern etwas Span nendes beobachtet werden: Das blaue Papier verfärbt sich nach kurzer Zeit gelblich. Nach sieben bis zehn Minuten nimmt man die Gegenstände weg und spült das Papier unter dem laufen den Wasserhahn ab oder man taucht es kurz in eine Schüssel Wasser. Was jetzt geschieht, wird die Enkelkinder begeistern: Zunächst verschwindet das Bild des abgebildeten Objektes, um kurze Zeit später als Negativ wieder aufzutauchen. Dort, wo das Löwenzahnblatt gelegen hat, verfärbt sich das Fotopapier weiss oder hellblau und rundherum wird das Fotopapier wieder dun kelblau. Nun muss das nasse Solar-Fotopapier nur noch auf ei ner flachen Unterlage zum Trocknen in die Sonne geleg wer dent, fertig ist ein ganz und gar phänomenales Kunstwerk.

ZUTATEN Apfelmus 0,5 dl Wasser 1 TL Zimtpulver 400 g Äpfel, z.B. Boskoop, geschält, Kerngehäuse en tfernt, in Stücken Zimt-Rahm 2 dl Rahm ½ TL Zimt Garnitur 1 Apfel, gewürfelt Zimt ZUBEREITUNG

SüsseNatürliche SwissmilkIllustrationen:undFotos

GEWUSST?

Publireportage SWISSMILK # 0 4 ~ 2022

1. Al le Zutaten aufkochen, z ugedeckt 10–15 Minuten w eich kochen. Äpfel mit der Fl üssigkeit pürieren, a uskühlen lassen. 2. R ahm mit Zimt steif schlagen. 3. A bwechselnd Rahm und A pfelmus in 4 Gläser einschichten. 4. M it Apfelwürfeln und Zimt garnieren.

Ein Artikel ZusammenarbeitinmitSwissmilk

APFELCRÈMESCHNELLE

Es ist gut möglich, ein Dessert zum Teil oder auch ganz mit Hilfe von Früchten zu süssen. Neben dem süssen Geschmack liefern sie zusätzlich wertvolle Nahrungs fasern, Vitamine und Mineralstoffe. Pro bieren Sie es aus und bereiten Sie zusam men mit Ihren Enkeln ein einfaches und nur mit Früchten gesüsstes Dessert zu. Muss es mal schnell gehen, kann das Dessert auch mit gekauftem Apfel mus zubereitet werden. Das Apfelmus ist bereits durch den in den Äpfeln enthaltenen Fruchtzucker süss. Doch häufig wird zusätzlich Zucker zugegeben, auf welchen man allerdings gut verzichten kann. Schauen Sie das nächste Mal beim Einkaufen genauer hin: Oft steht «ungezuckert» auf der Verpackung und wenn nicht, reicht ein kurzer Blick in die Zutatenliste. Hinschauen lohnt sich, denn so kann man ganz einfach Zucker einsparen.

Dass wir zu viel Zucker essen, ist bekannt. Süssigkeiten, Gebäck, Glace wird häufig viel Zucker zugegeben, sodass sie zucker süss schmecken und bei vielen Kindern hoch im Kurs stehen. Hin und wieder eine kleine Portion Süsses als Highlight darf sein. Als Alternative gibt es auch Lebensmittel, die von Natur aus süsslich schmecken und neben vielen gesunden Nährstoffen auch Zucker auf natürliche Weise enthalten. Es ist die Milch, welche den Milchzucker enthält, und die Früchte enthalten den Fruchtzucker. Süss ist beliebt, gerade bei Kindern. Süss muss aber nicht immer gleich Zucker bedeuten. Es gibt nämlich auch natürliche Alternativen, die eine feine Abwechslung bieten.

FRAGEN SIE UNS Möchten Sie MailSchreibenbestimmtenInformationenmehrzueinemThema?Sieunseinean: swissmilk.chernaehrungsberatung@

Auf dem Tisch in: 25 Minuten für 4 Personen Mehr Infos zum gesunden und feinen Essen und viele Rezepte: swissmilk.ch/familie

letzten Ausgabe haben wir Sie gebeten, Ihre Enkelkinder nach

daraufhin

So geht's Das Baguette halbieren und die beiden Hälften der Länge nach aufschneiden, damit Boote oder Schiffchen entstehen.

~ Service ~ KOCHEN # 04 ~ 2022 Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne? Welche Tik-Tok-Rezeptwünsche sind bei Ihnen eingegangen? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.chMeierIreneIllustration: 75 Das braucht's für vier Pizzaboote • 1 grosses Baguette • Passata di Pomodori oder Pizzasauce aus dem Glas • Mozzarella • Schinken • Weitere Pizzabeläge nach eigenem Geschmack • Pfeffer und Pizzagewürze

PIZZA À LA TIK-TOK

Mit Salat oder Gemüsesticks servieren.

entdeckt hat

In der Tik-Tok-Rezepten Der Enkel von Leserin Schneider ihr Pizzaboote die er auf Tik-Tok und nun

hat

gezeigt,

Im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen 15–20 Minuten knusprig backen.

zu fragen.

Die Boots-Oberflächen mit wenig Tomatensauce bestreichen und anschliessend mit den gewünschten Pizza-Zutaten belegen.

regelmässig als Snack zubereitet.

Ursula

– Ich habe mal in einer Feriensituation Kindern im Schulalter Kurztexte von Hess vorgelesen – ein Riesenerfolg; auch bei den Erwachsenen, die erst skeptisch waren und dann ihre eigenen Lektüren weglegten. Wenn Sie zögern wegen der grossen Ausgabe (im doppelten Wortsinn), starten Sie doch mit Wissenschaftsnachrichten aus anderen Publikationen. Auch wenn ich dabei bleibe, dass die «Zoologischen Miniaturen» das Beste sind seit vielen Jahren.

Sachbücher vorlesen ?

76 ~ Service ~ LESEN # 04 ~ 2022

Denken Sie beim Stichwort «Sachbücher für Kinder» bitte für einmal nicht an grossformatige Bände mit vielen Bildern. Es gibt auch Kinder- und Jugendsachbücher, die nicht mit Bildern imponieren, sondern mit cleveren Texten überzeugen. Die Kinderliteratur profitiert da von der Entwick lung zu einem erzählerischen Wissenschaftsjournalismus. Auf dem Mittelstreifen einer Autobahn, nahe der niederlän disch-belgischen Grenze steht eine Eiche. Kaum zu glauben, aber genau deshalb erzählenswert: Es geht um das «Wissen» der Baumwurzeln, um die Veränderung der Landschaft und natürlich um Eichelhäher. Sie verstecken ihr Lieblingsfutter und verbreiten so die Samen der Eichen. Die frühere Tierärztin und heute erfolgreiche Autorin Bibi Dumon Tak erzählt davon, wie in einer Fabel Baum und Vogel miteinander sprechen. Ein überraschendes Buch fraglos, aber eines, das uns viel erzählt und erklärt, etwa über das Wurzel_Weite_Web oder auch darüber, wie wir das Leben scheinbar «ewiger» Bäume beeinflussen. Haben Sie bei Ihrer Zeitungslektüre schon mal einen spannenden Beitrag zur Seite gelegt für Ihre Grosskinder? Hoffentlich! Doch mehr empfehlen als jede neue Kleinsensation kann ich die Kurzportionen des Basler Zoologen Jürg Hess. Er ist interHANS TEN DOORNKAAT (69) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugendliche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig. Ja, unbedingt! Denn die Kindersachbuchliteratur profitiert gerade sehr von der Entwicklung zu einem erzählerischen Wissenschaftsjournalismus.

Wir sehen die Fliegen an der Decke, aber wie sind sie dort ge landet? Hess beschreibt das so: «Ist die Fliege der Decke nahe, so streckt sie das vordere Beinpaar aus und nach oben, setzt die polsterförmigen «Fussballen» auf und macht dann einen Über schlag.»

•

Die Eiche und der Federschopf Bibi Dumon Tak, Gerstenberg Verlag 2022, 128 Seiten, 23 Franken Zoologische Miniaturen Jörg Hess, Echtzeit Verlag 2009, 3 Bände in einer Box, 444 Seiten 48 Franken national bekannt für seine Verhaltensforschungen zu Gorillas. Kenner:innen aber schätzen ihn fast noch mehr für seine Gabe, leidenschaftlich und kundig aus dem Tierreich zu berichten.

Empfehlenswert2022

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es werden 1 Erwachsenenbuch: Die Diplomatin, Lucy Fricke, Claassen Verlag, 33 Franken. Fred ist eine deutsche Konsulin. Eigentlich lässt sie sich von nichts aus der Ruhe bringen. Stets gibt sie sich diplomatisch. Doch als sie ins politisch aufgeladene Istanbul versetzt wird, stösst sie an die Grenzen von Rechtsstaatlichkeit, Freundschaft und europäischer Idee. Nach einigen Vorfällen verliert sie den Glauben an die Diplomatie. Der rasante Roman ist klug, komisch und bitter. 2 Jugendbuch ab 12 Jahren: Ich bin F*cking ich, Stine Stregen, Mixtvision, 27 Franken. Ein Comic voller Witz und Lebenswahrheit. Die Protagonistin schlägt sich mit den typischen Problemen von Pubertierenden herum: nervige Eltern, Pickel, erste Liebe und Schulstress. Der allerbeste Teenager-Versteher in Cartoonform hat das Zeug zum täglichen Seelentröster in allen pubertä ren Lebenslagen. 3 Bilderbuch ab 5 Jahren: ZiegenHundeKrähenMama , Katharina Tanner, Lihie Jacob, AT Verlag, 27 Fran ken. Die Mutter von Laute Lotte und Kleiner Paul liegt nur noch auf dem Sofa. Die Kinder versuchen sie aufzuheitern mit Fragen, die zuerst lustig sind, dann aber immer verrückter werden. Aber die Mutter meckert und kräht und bellt und der Vater ist hilflos und lässt die Kinder mit ihren Gefühlen allein. Erst als sie Mutters Lieblingswetter wünschen, kommt Bewegung in die Situation. Das Buch zum Thema Depression berührt unglaublich stark in Bild und Text. 4 Kinderbuch ab 8 Jahren: Sommer mit Krähe, Frida Nilsson, Anke Kuhl, Gerstenberg, 23 Franken. Ebbas bester Freund ist die vorlau te, draufgängerische Krähe. Ebba selber ist zurückhaltend und vorsichtig. Aber als Krähe nun endlich ihre Eltern, die in ihrer frühen Kindheit verloren gegangen sind, finden will, ist Ebba klar, dass sie Krähe auf der Reise quer durch Schweden begleitet. Die abenteuerliche Geschichte ist warmherzig und humorvoll erzählt. 5 Erwachsenenbuch: Der Aufgang , Stefan Hertmans, Diogenes, 37 Franken. Als der Autor ein altes Haus in Gent kauft, macht er sich auf die Suche nach den Spuren des früheren Bewohners, Willem Verhulst, der ein Verfechter der flämischen Sache war und mit den Nazis sympathisiert und als SS-Offizier Karriere gemacht hat. Dessen Ehefrau war eine überzeugte Pazifistin und versuchte die Kinder vom Gedankengut ihres Mannes fernzuhalten. Die Ehe- und Familiengeschichte spiegelt sich in der Geschichte des Landes, in der sie spielt.

2 1 3 4 5

Ausgewählt von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster und der Redaktion. doppelpunkt-uster.ch

~ Service ~ LESEN 77 # 04 ~

~ Service ~ RÄTSEL78 # 04 ~ 2022 Schwierigkeit: mittel Schwierigkeit: schwer Sudoku Kinderrätsel So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen. Lösungen Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch Punkt zu Punkt Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder. Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Pilze, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. Oktober 2022. Zu gewinnen gibt es eine von drei Schachteln Colour Pencils Black Edition. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 110 1 12 13 14 15 16 117 8 19 20 21 22 223 4 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 335 6 37 38 39 40 41 42 43 44 4 4 Conceptis Puzzle s 0501000061 8

79 ~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL # 04 ~ 2022 4 Am Morgen hin und am Abend zurück. 12 Ist angesichts der Klimakrise angesagt (ein Wort). 15 Sie kann gerade oder gekrümmt sein. 17 Wo das diesjährige BuLa stattgefunden hat. 18 …erregend: abscheulich. 19 Kurzer Lehrstellennachweis oder Mädchen name. 20 Weisswal ohne Kopf und g. 21 ..anlage, …wächter. 22 Fliesst von Tavannes bis in den Hochrhein. 23 Norddeutsches Adjektiv, hat nichts mit verbotenen Substanzen zu tun. 25 Macht glich zur Routine. 26 …baidschan. 28 Sorgt für aufgeklebte Werbeauftritte. 29 Vettels oder Kurzens Vornamensbeginn. 30 In Kreuzworträtseln herrschender Hunnenkönig. 33 Ende eines einflussreichen Kardinals unter Ludwig XIII. 35 Sie aber ist die grösste unter ihnen. 37 Adjektiv aus gedrehtem Ivan. 38 Alien Life Form 39 Männedorf und Hombrechtikon sind Nachbarn. 41 Was einst lässig ist jetzt so. 42 TV-Sender ist auch Kunst. 43 Behälter, enthält grösstenteils Stille. 45 Pusteln aus schweizerischer Butter. 46 Freundin in Rolle. 47 Geeignet für Gravuren. 1 Wenn die Furcht angreift. 2 Ostschweizerische Kaderschmiede. 3 Können im Doggybag mitgenommen werden. 4 Paparazzi utensil. 5 Zum Beispiel x, y oder z. 6 Besteht aus Knoblauch. 7 Mehr als beflissen. 8 Für ein BuLa braucht es mehr als einen. 9 Beschäftigt sich u.a. mit den ableitenden Organen. 10 Sollen die Enkelkinder nebst Schnipo essen. 11 Moderationsteil. 13 R.M. und Raron sind Hinweise. 14 Teufels (devil) Mode-Brand. 16 Insel aus erschlagenem Bruder. 21 mit «von» Adelsge schlecht, sonst Margarine. 24 Wo sich keine Berge erheben. 27 Arabischer Frieden ist beinahe eine Wurst. 31 Yves diesseits des Röstigrabens. 32 so …: geht so. 34 Mit Sp am Kopf muss es rasch gehen. 36 Womit die Klugen gut fahren. 40 Peach Webers Glück neben der Sonne. 44 Beginn von 33 waagrecht.

3/22 finden Sie auf Seite 81. waagrechtsenkrecht Akrobatische Disziplin? 14 9 1087 20 33 23 39 34 474335 44 40 1 13415 5 16 2118 25 383226 41 45 2 3 19617 30 28 293712 31 46 2742 22 3611 24 Gewinnen Sie TICKETS*FAMILIEN-1VON3für «Monet´s Immersive Garden», die 360-Grad-Lichtshow,im Wert von 78 Franken. *(2E/2Kmonets-immersive-garden.choder1E/3K,Kinderbis16Jahre)

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. Oktober 2022. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe

1 Kork-Hocker Von Vitra. Sorgt für eine wunderbar warme Atmosphäre in jedem Raum. 476 Franken. 2 Das Bett «v» Von Tojo. Dieses Bett wächst mit. Wie eine Handorgel lässt sich das Gestell auf- oder zuschieben. 626 Franken. 3 Bettwäsche «Linus Natural» Von Lavie-Home. Aus 100% europäischem Leinen und mit natürlichen Farben gefärbt. Ab 44 Franken. 4 «Vitra Toolbox RE» Von Vitra. 38 Franken. 5 Natürlicher Teppich «San Francisco» Von Woodnotes. 508 Franken. 6 Tagesdecke in soften Farben Von Oona. 119 Franken. 7 Korb aus Keramik Von Ferm Living. 60 Franken. Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch 6

3 4 2 Schön 5 Gut&

~ Service ~ EINKAUFEN80 # 04 ~ 2022 7

pensioniert

Inserate

fürs Tonhalle-Orchester Zürich die Tuba

Magazin

Wir bekennen uns zu Werbung und PartnerschaftenContent-sindfür unser überlebenswichtig und eine Bereicherung. So können wir professionell und unabhängig Inhalte erarbeiten. Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz. ZusammenarbeitEinArtikelin vierzig Jahre lang gespielt. Nun wird er und freut sich auf mehr Zeit seinen Ein Gespräch über

11 GrafMirjamFoto: MEIN GROSSVATER, DER TUBIST Simon Styles hat

Kinder, Klassik und Karriere.

mit

Enkeln.

~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU 81 # 04 ~ 2022 VorschauImpressum 74. Ausgabe 04/2022 Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 (reduzierteExemplareAuflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auszugsweise,auchnur mit Genehmigung des Verlags. Für unver langte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG avd.ch Verlag 3G MEDIA GMBH grosseltern-magazin.ch Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Sabine Born, Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Caroline Doka, Hans ten Doornkaat, Ilona Herzog, François Höpflinger, Andrea Kalt, Rolf Käppeli, Yvonne Kiefer-Glomme, Bernadette Kurmann, Carole Lüscher, Brigitt Maag, Barbara Maurer, Klaus Petrus, Mathias Plüss, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Eli Wilhelm, Juli Zehnder Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Mirjam Graf, Martina Meier, Tibor Nad, Klaus Petrus, Caroline Pidroni, Marco Scharf Illustrationen Regina Hügli, Irene Meier, Daniela Rütimann, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch STEFAN HOSTETTLER +41 79 79 79 410 grosseltern-magazin@1to1media.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch ~ #03/2022 ~ DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 4 Kinderlachen 12 Appenzeller 14 Parabol 15 Eile 16 Positionen 19 On 20 APS 21 Vista 22 Fremd 25 Doea 26 Octopus 28 AL 30 Tntn 31 Home 32 Ceri 33 Kapla 36 Omi 37 Ahnin 38 Immel 38 Fairness 41 EO 42 Exen 43 Ntl senkrecht 1 Anpassen 2 Erzbischof 3 Innen 4 Kappadokien 5 Ippopotamo 6 Derivat 7 Leo 8 All 9 Cleef 10 Hein 11 Erloesen 17 Ottomane 18 Naomi 23 Ruch 24 Maris 27 Pearl 29 Linse 34 PME 35 Lex 40 KlappentextLösungswortIT ALLEIN MIT DEM ENKEL Ob verwitet oder Single: Wie geht es alleinstehenden Grossmüttern oder Opas in der Schweiz? Wie fühlen sie sich mit ihren Enkeln unter Grosselternpaaren?lauterWirhabenunsumgehört. #05/2022 Erscheint am 28. Oktober VEREINBARKEIT ... ist ein Dauer thema bei VereinbarkeitEltern.berufstätigenWieesinderSchweizinSachenaussiehtundwelcheRolledieGrosselterndabeispielen.

«Hans

PS: Die Gebrüder Grimm rächten sich allerdings, indem sie später die Geschichte umkehrten und aus dem listig-unternehmerischen Hans wurde ein naiv-glücklicher Dorftrottel. • – was wirklich geschah

Manche Grosseltern sind noch mit dem Märchen «Hans im Glück» der Gebrüder Grimm vertraut; ein junger Bauernsohn, der seinen nach harter Ar beit verdienten Goldklumpen stufenweise in einen schadhaften Wetzstein umtauschte, um ihn dann in einem tiefen Brunnen zu verlieren. Gemäss den Ge brüdern Grimm erfuhr Hans erst durch den Verlust aller Besitztü mer sein wahres Lebensglück. Die Geschichte ist in jedem Fall ein Märchen. Neue Hinweise deuten darauf hin, dass sich die Geschichte ganz anders vollzog: Hans war nicht fleissig, sondern eher faul, wodurch sein Scheren schleifer-Meister Konkurs ging. Hans, diesmal nicht faul, klaute aus der Konkursmasse den bes ten Wetzstein und verzog sich – nicht, um seine alte Mutter zu besuchen, sondern, um sich in der Stadt zu vergnügen. Weil zu schwer, warf er den Wetzstein in einen Brunnen, was die Was serzufuhr des ganzen Dorfs blo ckierte. Einem Gänsehirten schwatzte er eine fette Gans ab mit dem Hinweis, dass diese Gans an der Vogelgrippe leide. Die Gans wurde von Hans gegrillt und verspeist, aber bald war er wieder hungrig.

Glücklicherweise traf er einen Schweinehirten, dem er vorlog, das Schweinefleisch werde ab sofort nicht mehr behördlich subventioniert (und zudem leide die Sau an Schweinepest). Da Hans beim Weitergehen bald die Füsse schmerzten, klaute er in einem Feld ein altes Pferd. Damit konnte er zwar reiten, aber nur langsam.

Glücklicherweise traf er die Gebrüder Grimm, die für ihre Märchenerzählungen einen kopfgrossen Goldklumpen erhalten hatten. Er sprach sie an und alle drei erzählten ihre jeweiligen Märchen. Hans lobte die Schnelligkeit seines (fast neu geborenen) Pferdes und flunkerte den Gebrüdern Grimm vor, dass der Goldpreis durch heimli che Verkäufe von Schweizer Ban ken ins Bodenlose gefallen sei. Wie auch immer, bald zog Hans mit einem Goldklumpen los (um später selbst eine Bank zu grün Dieden).Gebrüder Grimm realisierten rasch, dass man sie übers Ohr gehauen hatte und sie klagten Hans bei Gericht wegen betrüge rischem Handel ein. Allerdings kamen sie damit schlecht an. Das Gericht war der Meinung, schliesslich gelte das Prinzip der freien Wirtschaft und jeder kön ne handeln, wie er wolle. Wenn ein unternehmenstüchtiger Kopf wie Hans im Glück reich werde, sei dies für das ganze Land ein Vorbild. Hans wurde freigesprochen, wogegen die Gebrüder Grimm ne ben den Gerichtskosten noch den Spott aller Freun de von Hans zu tragen hatten.

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. Glück»im

~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT # 04 ~ 2022 82

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3. Tag Bernkastel–Kobern-Gondorf Panoramafahrt(1) Richtung Brauneberg mit wunderbarem Ausblick auf die Mosel. Unterwegs Halt in einer römischen Kel teranlage und Weindegustation.

4. Tag Kobern-Gondorf–Mainz Schifffahrt entlang des «Romantischen Rheins». Rundgang(1) in Mainz zur Augustinerkirche sowie dem St. Martin Dom. Am Abend freie Zeit für individuelle Erkundungen.

2022

500

Porta Nigra, Trier Bernkastel-Kues

2. Tag Merzig–Trier/Riol–Bernkastel Am Morgen gemütliche Fahrt auf der Saar. Rundfahrt/-gang(1) durch Trier. Weiterfahrt Richtung Bernkastel.

1. Tag Basel–Saarbrücken–Merzig Individuelle An reise zum Bahnhof Basel SBB. Busfahrt nach Saarbrü cken und kurze Rundfahrt (inkl.) Einschiffung. Um 18.00 Uhr heisst es «Leinen los!».

Grosseltern-Magazin 4/2022

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