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T D A T S DIE N I R E M R Ü T NE INFORMATIO

N DER GRÜN

EN ENNS

Nr. 2/2014

KEINE ANGST VOR BÄUMEN

STANDPUNKT WAREN WIR BISHER ZU LEISE? „Bäume in der Stadt“ – dieses Thema könnte beispielhaft für die Arbeit der Ennser Grünen werden. In den letz­ ten Jahren haben wir uns stets be­ müht eine konstruktive Lösung – oft mit Kompromissen – zu finden und mit zu tragen. Wir sind keine „Verhinderer“, die sich an jeden Baum ketten. Wir haben in den letzten Jahren auch zugestimmt, wenn Bäume aus nachvollziehbaren Gründen entfernt wurden – Ersatz­ pflanzungen vorausgesetzt. Bäume erfüllen wichtige und unver­ zichtbare Funktionen im Naturhaus­ halt unterbewaldeter Städte, die uns allen zu Gute kommen. Deshalb müs­ sen alle Chancen ergriffen werden, sie zu pflegen und zu erhalten – bis ins hohe Alter. Diese Chance wurde heuer bewusst ausgeschlagen. Wir müssen offensichtlich lauter werden, um gegen Motorsägen anzukommen!  Wolfgang Heinisch

In Enns sollen fast 100 Bäume gefällt werden.

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nns hat einen Baumkataster zur Erfassung, Kontrolle und Festlegung der Pflegemaßnahmen für Bäume in Auftrag gegeben. Eine sinnvolle Maßnahme, sollen doch die Sicherheitserfordernisse der Menschen und ein nachhaltiger Umgang mit zum Teil über Jahrzehnte gewachsenen Bäumen in Einklang gebracht werden. Laut Gutachten des Forstfachmanns müss(t)en aus Sicherheitsgründen fast 100 Bäume gefällt werden - zwei Drittel davon mit höchster Priorität noch diesen Herbst. Die Grünen Enns haben ein Zweitgutachten angeregt, das einen deutlich moderateren und „baumfreundlicheren“ Umgang mit den Sauerstoff- und Schattenspendern empfiehlt. Von den ca. 100 betroffenen Bäumen wurden 58 erneut bewertet, bei lediglich 16 (28 Prozent) ist als Sofortmaßnahme auch hier eine sofortige Fällung angeraten. Bei den übrigen 42 Bäumen (72 Prozent) ist keine Fällung erforderlich bzw. wird eine Neubewertung im nächsten Frühjahr angeraten. Warum seitens der Verantwortlichen behauptet wird, die Ergebnisse der beiden Gutachten seien im Wesentlichen ident, hat wohl weniger mit Mathematik (28% Übereinstimmung), als mit reflexartiger Abwehr gegenüber dem „Grünen Aufbegehren“ zu tun. Klar ist: wo die Sicherheit der Menschen gefährdet ist, muss gehandelt werden. Da muss auch mal der eine oder andere Baum weichen. Das war auch in der Vergangenheit schon so. Wir sind überzeugt: Mit sorgfältigen Pflegemaßnahmen und regelmäßigen Kontrollen kann beides erreicht werden: der Schutz von Menschen und der größtmögliche Erhalt unserer Bäume!

 Wolfgang Heinisch


MOBILITÄT

BAHNHOF MIT HINDERNISSEN

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ür die Sommerferien hatte ich mir fest vorgenommen, einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen und gemeinsam mit meinen Kindern Verwandte in Vorarlberg mit der Bahn zu besuchen. Im absoluten Zeitstress, samt zwei großen Koffern und drei Taschen, standen wir am Bahnhof in Enns. Abfahrt Gleis 2 nach Linz, dann umsteigen in den Railjet nach Bludenz. Neben uns in der Eingangshalle eine junge Mutter, die sich gerade mit dem Kinderwagen die Stufen nach unten quälen wollte. Ich ließ das Gepäck stehen und half der Frau mit dem Kinderwagen, nicht ohne sie jedoch zu fragen, warum sie nicht den Lift benütze. Sie lächelte verzweifelt und erklärte mir, dass es keinen gäbe! Weder Lift, noch eine Rampe oder Schienen, die ein barrierefreies Erreichen des zweiten Gleises ermöglichen, waren vorhanden! Und das, obwohl der Bahnhof erst vor einigen Jahren neu adaptiert wurde! Mir drängte sich nun die Frage auf, wie RollstuhlfahrerInnen, Eltern mit Kinderwägen oder RadfahrerInnen Bahnsteig 2 erreichen, um zu verreisen, ohne dabei fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu

Wenn eine(r) eine Reise tut, dann kann sie von Enns viel erzählen: Im Bahnhof Enns warten die Fahrgäste seit Jahren auf einen barrierefreien Zustieg am Gleis 2. müssen? Verwundert wandte ich mich an den ÖBB-Bediensteten vor Ort, der selbst sowohl hilflos wie ratlos war. Auf meine Anfrage, wie denn zum Beispiel RollstuhlfahrerInnen das Gleis 2 erreichen können, wurde mir mitgeteilt, dass RollstuhlfahrerInnen zuerst – terminlich vorangemeldet – von Gleis 1 nach St.Valentin fahren müssen und dann von ÖBB Mitarbeitern mittels einer Hebebühne in einen Zug nach Linz oder Wien weiter transportiert werden! Eine absolute Einschränkung der Reisefreiheit! Die Antwort seitens der ÖBB auf die mittlerweile häufig vorkommenden

Beschwerden lautet, dass Sanierungsmaßnahmen die Barrierefreiheit betreffend am Ennser Bahnhof sehr wohl geplant sind, der Zeitpunkt der Umsetzung jedoch noch nicht fixiert ist! Es besteht also weiterhin keine Möglichkeit, ungehindert mit Kinderwagen, Rollstuhl, Fahrrad oder großem Gepäck von Gleis 2 zu verreisen! ABER das Bahnsteigniveau an Gleis 1 wurde angehoben. Fahre ich eben nächstes Mal nach Kleinreifling und nicht nach Vorarlberg.

 Doris Walcher

WUSSTEN SIE, DASS... … derzeit das Hilfswehr an der Enns umgebaut wird? Die Ennskraft AG arbeitet seit Sommer am Totalumbau des Hilfswehres. Ursache für die derzeitige Mega-Baustelle ist die Errichtung eines neuen Krafthauses samt neuartiger Turbinen­ ausstattung, damit das Restwasser der Enns optimal zur Stromgewinnung

genutzt werden kann. Teil dieses 8,25 Millionen € teuren Projektes ist auch die Errichtung einer Fischaufstiegsanlage, die voraussichtlich im Dezember 2014 in Angriff genommen wird. Bis zum April 2015 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein… ... mit dem Projekt „Passiver Hoch­ wasserschutz entlang der Donau“ nun auch Absiedlungsangebote für Enghagen gemacht werden sollen? Anfang September 2014 erhielten alle HauseigentümerInnen ein Schätzgutachten über den Sachwert ihrer Häuser. Dies ist für die Betroffenen eine wichtige Grundlage, ob sie sich

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für das Bleiben oder Wegziehen aus dem Hochwassergebiet entscheiden. Die Frage nach möglichen Ersatzgrundstücken und die konkrete weitere Vorgangsweise wurden beim 3. Hochwasser-Infoabend am 12.9.2014 erörtert – zahlreiche Einzelgespräche werden noch folgen.


KINDERBETREUUNG

„UNSERE KINDER SIND GUT AUFGEHOBEN“

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n den Ennser Kindergärten und in der Krabbelstube arbeiten engagierte Pädagoginnen, die gute Arbeit machen. Doch es gibt zu wenige Plätze, und bürokratische Hürden. Ein Gespräch mit Juliane und Ronny Walther. Wie wichtig ist für Euch ein Kinderbetreuungsplatz? Juliane: Enorm wichtig. Erst durch die Zusage zu einem Betreuungsplatz konnte ich mein Studium abschließen und danach arbeiten gehen. Ronny: Ein Kinderbetreuungsplatz ist für uns ein wichtiger Grundbaustein für unsere Familie und unser Familienglück. Ein Platz im Kindergarten oder in der Krabbelstube ist auch so etwas wie ein Familienersatz, da unsere Famiien 500km weit weg leben. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Juliane: Wir haben viele gute und wenige schlechte Erfahrungen gemacht. Die guten haben hauptsächlich mit den Menschen zu tun, die fast täglich unseren großen Sohn begleiten oder betreuen. Es ist ja in Wirklichkeit viel viel mehr als nur betreuen. Die groben Rahmenbedingungen um einen Betreuungs-

platz herum haben uns aber manchmal verärgert und frustriert. Ronny: Leider muss man sich schon bald nach der Geburt seines Kindes um einen Krabbelstubenplatz bewerben, was einen in seiner Entscheidungsfreiheit einschränken kann, da man zum Zeitpunkt der Anmeldung schon ungefähr wissen muss, wann man wieder in den Beruf einsteigen wird. Dieser ganze Prozess übt enormen Druck auf die Familien aus. Was seht ihr positiv, was negativ? Ronny: Als Mama und auch als Papa möchte man sein Kind gut aufgehoben und betreut wissen. Das ist bei uns in beiden Einrichtungen der Fall (gewesen). Juliane: Uns sind sehr positiv eingestellte und enthusiastische Pädagoginnen begegnet, die eine wunderbare Arbeit mit den Kindern machen. Ronny: Uns gefällt auch, dass es in Enns einige Vereine gibt, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten auch durch Freizeitangebote für die ganze Familie anbieten. Juliane: Was uns als Familie besonders beeinflusst hat, war die interne Regelung der Gemeinde, dass - wenn man erneut schwanger ist - sein Kind

Juliane und Ronny Walter leben seit fünf jahren mit Ihren beiden Kindern in Enns zum Mutterschutzbeginn aus der Krabbelstube nehmen muss, um anderen Kindern den Platz zu geben. Gäbe es genügend Plätze, müssten solche internen Regelungen nicht stattfinden, die auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Und wir sind da leider kein Einzelfall. Eure Meinung zu den Schließzeiten? Juliane: Wir persönlich haben durch meinen Beruf als Lehrerin keine Nachteile aus den langen Schließzeiten. Jedoch haben wir Bekannte, die nicht gemeinsam Urlaub machen können, weil sie die Großeltern nicht in der Nähe haben und die Betreuung der Kinder sonst nicht gewährleistet wäre.

 Ulli Eberlberger

WUSSTEN SIE, DASS... … derzeit im Reintal - Zeltwegstraße ein Hochwasserschutzdamm gebaut wird? Die Arbeiten sind Teil des Hochwasserschutzprojektes Enns-Ennsdorf, das künftig die Siedlungs- und Gewerbegebiete zwischen Ennsbrücke (ehe­ malige B1) und Hilfswehr vor 100-jährlichen Hochwässern schützen soll – dies entspricht in etwa dem Ereignis im August 2002. Die Stahlbetonmauer nahe der Brücke ist bereits fertig – die Erdbauarbeiten zur Dammerrichtung und zur Geländeanhöhung sollen bis Ende 2014 abgeschlossen sein.

… in den Hochwasser-Absieldungs­ gebieten der Kronau Schotter­ abbauprojekte geplant sind?

Absiedelungen ließe sich hier das Verkehrsproblem beim Abtransport in Grenzen halten und die Abstandsregeln zu Wohngebieten einhalten. Auch aus ökologischer Sicht könnten bei entsprechender Gestaltung mehr Vor- als Nachteile mit dem Vorhaben verbunden sein.

Zwei Kiesunternehmen wurden bei der Gemeinde und Bergbehörde vorstellig. Sie planen die Schotterentnahme unter den derzeitigen Ackerflächen nahe der Donau bzw. des Ipfbaches. Durch die hochwasserbedingten

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LEBENSMITTEL

IST BIO WIRKLICH SO TEUER? Biologische Nahrungsmittel sind durchschnittlich um ein Drittel teurer als konventionelle Produkte.

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ber man kann trotzdem sparen und genießen. Oftmals habe ich schon die Aussage gehört: „Ach, diese Bio-Lebensmittel sind ja schon sehr teuer. Wenn ich vergleiche, dass ich im Laden X nur so und so viel bezahle, dann überlege ich mir das schon, und es schmeckt ja genauso gut und kostet viel weniger!“ Interessanterweise sind das meist ältere Damen, die nicht gerade unter Geldmangel leiden. Wie ist das denn nun mit teuer und billig? Ist es sinnvoll, gerade wenn es um Nahrung geht, das Billigste zu kaufen? Ist es sinnvoll, über die Nahrung Hormone, Pestizide und sonstige nette Sachen aufzunehmen? Alles ganz günstig zu haben. SICH GUTES ESSEN GÖNNEN Ich habe für mich die Feststellung gemacht, dass es mir am besten geht, wenn ich mir wirklich gute Lebensmittel gönne. Beim Essen sparen sollte doch wirklich nur im äußersten Notfall sein, und selbst wenn ich gerade nicht sehr viel Geld zur Verfügung habe, kann ich mir aus günstigen Grundnahrungsmitteln noch immer leckere Gerichte zubereiten. Was kann man nicht alles aus so einfachen Lebensmitteln wie z.B. Kartoffeln oder Karotten machen? Sicherlich muss jeder selber wissen, was ihm seine Ernährung und somit sein Wohlbefinden und seine

Gesundheit wert ist. Ich finde es nur schade, dass sich manche Menschen einfach vollstopfen, anstatt darauf zu achten, was ihr Körper wirklich braucht. EINE EINFACHE RECHNUNG Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass biologische Lebensmittel ein Drittel teurer sind als billig erzeugte „Massenware“ und unser Körper von der „Billigware“ viel mehr haben muss, um an die Nährstoffe zu kommen, die er benötigt, ist Bio vermutlich sogar günstiger, weil wir davon viel schneller gesättigt sind. Gut zu beobachten bei Brot. Esse ich Billigbrot, kann ich essen und essen und irgendwie will sich kein Sättigungsgefühl einstellen. Esse ich Bio-Vollkornbrot, genieße ich jeden Bissen und bin höchstwahrscheinlich nach zwei Scheiben satt - heißt, ich brauche viel weniger davon. Der Körper bekommt dennoch alle Nährstoffe, die im Brot enthalten sind und muss sich nicht mit Zusatzstoffen belasten. Ich behaupte: Wenn ich billige Nahrung kaufe, esse ich das Doppelte und bezahle dafür zusätzlich mit meinem Wohlbefinden und meiner Gesundheit. Vom Einkaufsvergnügen will ich jetzt gar nicht groß sprechen. Schön viel, schön günstig und schön schnell Essen ranschaffen oder sich vielleicht doch lieber genüsslich im Bio-Laden um die Ecke von Gerüchen verführen lassen und schon gedanklich eine wunderbare Mahlzeit zubereiten?

Brigitte Gansch

Was und wie isst die Jugend? Ein Stimmungsbild Ich verzichte auf künstliche Zusatzstoffe, unnötig beigesetzten Zucker, bevorzuge Vollkornprodukte, achte auf Qualität (Bio) und esse viel Obst und Gemüse. Ich koche oft selbst, da kann ich die Zutaten wählen. Laura, 26 Meine Mutter hat mir gelernt, darauf zu achten, was ich zu mir nehme. Meiner Freundin und mir ist wichtig, dass Vorräte im Haus sind, wir kaufen aber auch frische Zutaten, oft Bio und ohne Konservierungsstoffe. Andi, 26 Aus gesundheitlichen Gründen musste ich die Ernährung umstellen. Statt einer Diät beschloss ich, nur das zu essen, was auch meine Oma kennen und kochen würde, d.h. regional, saisonal und möglichst frisch und unbehandelt. Lena, 24 Hauptsache, das Essen ist von Mama gekocht. Sie weiß, was mir schmeckt. Es darf statt Fleisch und Wurst auch mal Gemüse sein. Claudia, 12 Da ich wegen Schule und täglichem Sporttraining einen straffen Zeitplan habe und fit sein möchte, achte ich darauf, dass Nahrungsmittel mein Immunsystem stärken. Alyssa (18)

ENERGIE IN DER NAHRUNG Wir Menschen holen uns Energie unter anderem über die Nahrung. Jetzt stellt sich die Frage, welche zusätz­ lichen Energien wir damit aufnehmen. Nehmen wir „Billignahrung“: Handelt es sich beispielsweise um Getreide, geht es los mit der Energie, die schon im Korn steckt. Dieses nimmt zusätzlich die Energie des vermutlich ausgelaugten und behandelten Bodens auf. Im Her­ anwachsen wird es mit diversen Giften

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besprüht. Auch wenn es nur Ungeziefer oder Pilze abhalten soll, nimmt der Getreidehalm diese Energie auf. Ist das Korn gereift und wird gedroschen, muss es gelagert werden. Da müssen schon Zusatzstoffe helfen, dass sich da keine Tierchen oder Pilze einnisten. Wird dann das Korn gemahlen und verarbeitet, gibt es wieder Zusatzstoffe, die die Verar­ beitung leichter machen. Alles Energie - schlechte Energie, die wir komplett mit

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aufnehmen. Von Billigfleisch brauchen wir erst gar nicht zu sprechen. Gequälte Kreaturen werden zu Menschenfutter verarbeitet. Die gute Nachricht: Es gibt sie, diese wirklich gute Energie in der Nahrung. Natürlich gewachsen und liebevoll gepflegt. So können wir uns guten Gewissens ernähren und Kraft tanken. Die Kraft der Sonne, die Kraft der Erde, kurz, die Kraft der Natur. Danke!


LEBENSMITTEL

SLOW FOOD: DAS RECHT AUF GENUSS Ja, auf jeden Fall - Erzeugern, Tieren, der Umwelt und uns selbst gegenüber! Die Bauern, die viel Sorgfalt auf ihre Produkte legen, freuen sich über die Anerkennung! Wie kommt man in Enns zu Slow Food? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann Mitglied bei Slow Food werden (s. Kasten). Und man kann unseren Slow Food Stammtisch besuchen: Er findet jeden ersten Donnerstag im Monat statt. Da werden Produkte aus der Region verkostet, die den Slow Food Kriterien entsprechen. Der Genuss steht dabei natürlich im Vordergrund! Slow Food- Mitglied muss man dafür nicht sein.

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ass Slow Food viel mehr ist als „langsam essen“, nämlich eine bewusste Entscheidung für fairen, nachhaltigen und qualitätsvollen Genuss, erzählt Fritz Gelbmann. Stadttürmerin: Seit wann bist du Slow Food – Anhänger? Seit 2006, da habe ich einen Artikel über Terra Madre, das Mutter Erde Fest, das jährlich am 10.Dezember in Wien stattfindet, gelesen – und war sofort begeistert! Es gibt dort Verkostungen lokaler Produkte und hat mittlerweile einen hohen gesellschaftlichen Wert. Was begeistert dich an der Slow-Food-Philosophie? Es gibt eine Grundverantwortung des Menschen, sich zu informieren, wo

KONTAKT/TERMIN SLOW FOOD IN ENNS: Stammtisch: jeden ersten Do. im Monat um 19.00 Uhr Atelier Raumwende, Linzer Straße 6 Fritz Gelbmann, 0664 4913782 slowfritz@gmail.com

„Wir wollen den Planeten retten und dabei Genuss praktizieren.“ Carlo Petrini unser Essen herkommt, wie es erzeugt wird, was drin ist – und dann nach Qualität zu entscheiden, nicht nur nach dem Preis! Das dürfen wir uns selber wert sein! Heute wird Geld für alles Mögliche ausgegeben, aber beim eigenen Essen wird gespart – das ist keine Lebensqualität. Wichtig ist mir vor allem der Genuss – und der kommt nur bei hochwertiger Qualität. Hat essen, kochen, Lebensmittel ein­ kaufen für dich etwas mit politischem Handeln zu tun? Unbedingt! Wir entscheiden, wo und was wir kaufen und wo unser Geld hinfließt. Kommt es zu Klein-und Kleinstproduzenten, stützt es damit wichtige kleinbäuerliche Strukturen. Mir ist dabei der regional-saisonale Aspekt wichtig. Damit verringern sich auch Transportwege, die die Umwelt belasten, ganz zu schweigen von der Quälerei der Tiere, die oft lebend unter unbeschreiblichen Umständen quer durchs ganze Land transportiert werden. Ist Wertschätzung ein zentrales Element? DIE STADTTÜRMERIN OKTOBER/2014

Und zum Abschluss: Deine liebsten Slow Food-Produkte? Das Bio-Schweinefleisch vom Egelseer Hof der Familie Wartlik, die Moste und der Honig von den Maleninskys und die Angebote in Lucias Naturladen – die sind für das Bewusstsein enorm wichtig! Aber in der Gastronomie gibt es noch viel zu tun!

Michaela Heinisch WAS IST SLOW FOOD? Slow Food ist ein Non-Profit-Verein und wurde 1986 vom Italiener Carlo Petrini ins Leben gerufen, als die erste Fast Food-Filiale in seiner Heimatstadt Bra eröffnete. Petrini spendierte im Gegenzug jedem Gast ein Spaghetti-Essen gratis. Mittler­ weile ist Slow Food zu einer inter­ nationalen Bewegung in mehr als 150 Ländern geworden. Slow Food setzt sich nach dem Grundsatz „gut, nachhaltig und fair“ für einen be­ wussten Umgang mit Lebensmitteln ein – in der Produktion ebenso wie in der Zubereitung. Mehr dazu: www.slowfood.at

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SCHULE

GRÜNE TOUR

HIER BIN ICH LEHRERiN, HIER DARF ICH’S SEIN?

DABEISEIN, MITMACHEN – BEI DEN GRÜNEN AUF TOUR!

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tellen Sie sich vor: Eine Umgebung, in der sich alle wohl fühlen. Ein Ort, wo Respekt, Anerkennung und Wertschätzung auf der Tagesordnung stehen und mit Freude gemeinsam gearbeitet wird. Sie denken jetzt nicht zu allererst an die Schule?

Wer wirklich wissen will, wo sich was bei Land und Leuten tut, bewegt, aufregt oder auch freut, der muss näher hinhören: Wir Grünen wollen’s wissen, und starten unsere Tour durch die Bezirke Oberösterreichs. mal ein Espresso-Mobil und mal einen Eisstand: Gemütlich soll es schließlich sein, und bei einem heißen Kaffee oder kühlen Eis – der Sommer war heuer bekanntlich sehr abwechslungsreich – unterhält es sich einfach leichter.

„Das soll sich ändern“ – mit keiner geringeren Ansage als dieser treten die Grünen zur LehrerInnen-Personalvertretungswahl am 26. und 27. November 2014 an!

BEN DIE „WAS HA SIE AUF DEM R. OU HERZEN?“-T

KEINE UTOPIE! „Ja, eine solche Lernatmosphäre, wo gleichermaßen motivierte PädagogInnen die Potenziale der Kinder entfalten und die SchülerInnen jene Zuwendung finden, die sie dafür brauchen – das soll keine Utopie sein. Die Schule soll ein Ort der Wertschätzung sein – gelebt von Lehrenden, SchülerInnen und Eltern. Diese neue Lern- und Beziehungskultur könnte in einer gemeinsamen Schule der 6-14 Jährigen besser praktiziert werden“, umreißt der Hauptschullehrer und Sprecher der Grünen PädagogInnen Alexander Brix die Grüne Bildungspolitik. CONTAINER HABEN KEINE KLASSE Für eine neue Lernkultur braucht es aber nicht nur ein besseres Bewusstsein, sondern auch mehr Ressourcen: Ein lebendiger, gesunder Lehr- und Lernort soll die Schule sein, mit Raum für Spiel, Sport und Musik – und keine Ansammlung von kalten Containern! Viele Lehrkräfte klagen zu Recht – beispielsweise über zu wenig Platz für ihre Unterlagen. Das kann es nicht sein! Großzügige Arbeitsplätze und Konferenzräume sowie eine moderne technische Ausstattung in den Klassen sind dringend notwendig, um die Lernatmosphäre für alle entscheidend zu verbessern!

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E U N TE R : ALLE TERMIN egionaltour /r ooe.gruene.at

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n den nächsten Wochen sind die Grünen im ganzen Land unterwegs, auf Wochenmärkten, Genussfesten oder einfach auf Markt- und Stadtplätzen und wollen mit Herr und Frau OberösterreicherIn ins direkte Gespräch kommen. Was erwarten die Leute von uns, wie zufrieden oder auch unzufrieden sind sie mit unserer Arbeit? Was brennt aktuell unter den Nägeln? Wir diskutieren, was die Menschen bewegt und sammeln die Ideen, die uns nach vorne bringen.

GESUCHT: DAS GRÜNE HERZ Wir Grünen wollen uns aber nicht nur Feedback holen, um bei den kommenden Landtags- und Gemeinderatswahlen auf die richtigen Themen zu setzen: Nein, wir wollen weiter wachsen und suchen dazu auch ganz klar Unterstützung! Wir wollen so vielen Leuten wie möglich Lust darauf machen, bei uns aktiv mitzuarbeiten – auch im Gemeinderat! Auch mit Plakaten, Flyern sowie öffentlichen Aufrufen wie Zeitungsinseraten werben wir in den nächsten Wochen für eine Mitarbeit bei uns! Mehr Grüne Gemeindegruppen und noch mehr Menschen, die dahinter stehen, sind unser gemeinsames Ziel. Vielleicht lassen sich bereits auf der Tour demnächst die ersten Kontakte knüpfen!

 Hadmar Hölzl

ESPRESSO ODER VANILLEEIS? Genussvoll und ungezwungen: So suchen die Grünen Abgeordneten von Nationalrat und Landtag sowie die Gemeindegruppen vor Ort als wichtigste Grüne Sprachrohre in den Bezirken das Gespräch. Mit dabei haben wir

GRÜNE TOUR Wo und wann macht die Grüne Tour in meiner Nähe Station? Alle Infos unter:  ooe.gruene.at/regionaltour

GRÜNE LANDESSEITE OKTOBER/2014

W IR E IN B RAU C H E N D Z. GRÜNES HER


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DIE BÜRGER – DAS SIND DIE ANDEREN* Vor jeder Gemeinderatssitzung können Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen den Gemeinderatsmitgliedern vorbringen. Ist die Bürgerfragestunde ein Instrument der Bürgernähe?

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enschen, die sich für ihre und die Anliegen ihrer Mitmenschen einsetzen, haben sich das Gehör und den Respekt der Politik verdient. Sie machen auf Entwicklungen oder Missstände aufmerksam – seien es Lärm, unzureichende Betreuungsplätze oder ein sorgloser Umgang mit Natur und Umwelt – auf die die Politik reagieren muss. Ein wichtiges Instrument, diese Anliegen vorzubringen, ist die Bürgerfragestunde. Immerhin erreicht man damit alle GemeinderätInnen. Die Erfahrungen derjenigen, die sich in Enns überhaupt in die Bürgerfragestunde wagen, sehen aber anders aus. Ihre Anliegen werden – mit Hinweis auf die knappe Zeit - kurz abgehandelt, ausweichende oder vage Antworten

gegeben. Selten erfolgt eine schriftliche Antwort. Manche fühlen sich gar „vorgeführt“. Diese Menschen mit Hinhaltetaktik abzuspeisen oder gar ins Eck der Nörgler zu stellen, zeigt nur, wie weit sich die Politik von denen, die sie gewählt haben, entfernt hat. VertreterIn einer politischen Partei im Gemeinderat zu sein ist kein Selbstzweck. Als BürgerIn kann man erwarten, dass die Anliegen ernst genommen werden und nach Lösungen gesucht wird – auch wenn sie nicht immer zu aller Zufriedenheit sind. Es kommen Zeiten, da ist Wandel angesagt. Wandel zu einer neuen politischen Kultur des Ernstnehmens, wo PolitikerIn­nen für die Leute da sind und wissen wollen, wo der Schuh drückt. Nicht umgekehrt. Das erfordert das Loslassen alter (Macht)Muster. Sonst bleiben die BürgerInnen „die anderen“.

FRAGESTUNDE

WAS WURDE AUS DER ANFRAGE BEI DER BÜRGERFRAGESTUNDE? Dietmar Blumenschein – Lärmschutz und LKW Fahrverbot auf der L 568 (B1) „Gar nichts! Die Gemeinde hat mich nicht unterstützt. Es macht keinen Unterschied, ob man persönlich hingeht. Ich habe das Ansuchen selber an die Landesregierung geschickt und nur von Landesrat Rudi Anschober, der dafür gar nicht zuständig ist, eine Antwort bekommen. Landesrat Hiesl hat erst nach mehrmaligem Urgieren reagiert und alles für in Ordnung befunden. „Zahlt 100 000€, dann bekommt ihr eure Lärmschutzwand“, war die Reaktion der zuständigen Stellen. Dabei ist der Verkehr trotz B 309 viel mehr geworden.

Hermine Schubert – Mindestrettungs­ maßnahmen des Parkwächterhauses „Leider ist das Haus abgerissen worden. Es stammte aus der Barockzeit. Ich hatte 25 min Zeit, mein Anliegen vorzubringen, das ist Stress. Und ich ging vorbereitet in die Fragestunde. Das Gremium war es nicht. Das ist eine... Sie hätten uns mit einbeziehen sollen, um eine gute Lösung zu finden. Mit diesem Verhalten bringen sie jede Bürgerinitiative um. Dann sagen die Menschen „Das tun wir uns nicht mehr an“. Bürgerbeteiligung ist ein reines Schlagwort. Ich war von allen Parteien enttäuscht.

(*Jules Renard, Französischer Schriftsteller, 1864-1910)

Dann meinte sie noch: „Das einzige, was ich bei den Grünen positiv finde, ist die Zeitung – die lese ich immer!“ :-)

Michaela Heinisch

Ulli Eberlberger

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KINO

DIE GRÜNEN LADEN EIN ZUM NEBEL.SUPPEN.KINO Das war der Gesundheitsund Umwelttag 2014

„Monsieur Claude und seine Töchter“ Freitag, 24. Oktober 2014

Am 20.9.2014 drehte sich in der Stadthalle wieder alles um Gesundheit und Umwelt. 49 Aussteller und Vereine zeigten die neuesten Entwicklungen und Angebote. Für ein tolles Rahmenprogramm sorgten Kindergartenkinder und die NMS 1 mit ihrem Gut-draufGesundheitsparcours. Auch die Radlobby und der Arbeitskreis Umwelt/Energie boten ein spannendes Programm: Anti-Atom-Waffeln vom Holzofen, das Schnecken-Radrennen und die „Human power station“, bei der mit Fahrrädern Energie erzeugt und Smoothies gemixt wurden.

Jugendfrei Einlass: ab 18.30 // Beginn: 19:30 ENNS, PFARRSAAL ST. LAURENZ, LAURIACUMSTR. 4 EINTRITT: 6 EURO KULINARISCHES: SUPPEN- UND EINTOPFBUFFET LECKERES, MOST, MOSECCO UND SÄFTE VOM MALENINSKY-HOF Claude und Marie Verneuil, ein gut situiertes Ehepaar im Pensionsalter, führen in einer Kleinstadt an der Loire ein beschauliches Leben zwischen katholischer Kirche und Coq au vin. Ihr ganzer Stolz sind ihre vier schönen Töchter und deren Kinder. Ihr Leben könnte absolut perfekt sein, doch etwas trübt die Freude: Ihre drei Schwiegersöhne sind ein Chinese, ein Araber und ein Jude. Ein hartes Schicksal für Madame und Monsieur, für die ein guter Ehemann nun mal ein Franzose und katholisch ist! Nun ruhen alle Hoffnungen der Eltern auf der jüngsten Tochter, die ihnen einen katholischen Schwiegersohn ankündigt – doch bei seinem Anblick sind sie wie vom Donner gerührt. Der Zusammenstoß von Kulturen ist meist von Alltagsrassismus geprägt und nicht ohne Grund häufig ein Thema im Kino. Doch selten war er so lustvoll und provokant, so boshaft und doch gleichzeitig so liebenswürdig wie hier.

Die Grünen Enns freuen sich auf Ihren Besuch!

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DIE STADTTÜRMERIN OKTOBER/2014

IMPRESSUM M., H. und V.: Die Grünen Enns, Tischler­straße 1, 4470 Enns Redaktion: Ulrike Eberlsberger, Brigitte Gansch, Dr.in Michaela Heinisch, Mag. Wolfgang Heinisch, DIin Silke Kamoun, Mag. Marco Vanek, BeD Doris Walcher Druck: Haider Druck Layout: agentur g+ Auflage: 5.900 Stück; Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier

KONTAKT DIE GRÜNEN ENNS Tischlerstraße 1, 4470 Enns T 0699 / 173 29 669 E enns@gruene.at


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