25 Jahre Grüne Frauen WIen

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n e n ü r G E i D n e i W n e u F ra 2 5 Ja h r e k i t i l o p e h c s i t s i n i F e m hafft – noch viel zu tun V ie l g e s c


Editorial

INHALT

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3 Schluss mit lieb! Martina Wurzer

Jahre Grüne Frauenpolitik, 100 Jahre Frauen­ bewegung – viele unserer Forderungen gibt es bereits seit der Französischen Revolution.

Schon 1791 attestierte Olympe de Gouges in ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und der Bürgerin“, dass in einem Staat alle die gleichen Rechte haben sollten und daher alle Funktionen gleich besetzt sein müssten und auch dass der Staat sein Geld gleich auf alle BürgerInnen verteilen sollte – Gender Budgeting und Quoten haben also nicht wir erfunden. Aber: Die Mühlen der Frauen­politik mahlen langsam. Gesetzli­ che Frauenquoten liegen immer noch in weiter Ferne. Auch die Einkommensschere scheint eingerostet. Und wenn es Gender Budgeting vermehrt auf Bezirks­ ebene gibt und sexistische Werbung angeprangert werden darf – die Liste der Forderungen ist nur ein wenig kürzer geworden. Diese Festbroschüre beschäftigt sich mit der femi­ nistischen Politik der letzten 25 Jahre, resümiert die Gegenwart und gibt Ausblicke auf zukünftige und neue Herausforderungen. Wir feiern das Jubiläum mit einem lachenden und einem weinenden Auge – viel zu viele der Forderun­ gen sind noch offen. Das Gute daran: Der Kampfgeist von Frauen hat sich seit der Französischen Revolution kaum verändert. Und das ist wichtig so. Viel Spaß beim Lesen wünschen Maxie Klein & Ewa Dziedzic

4 Wozu Frauensprecherinnen? Jutta Sander & Madeleine Reiser

6 Her mit meiner Kohle! – Frauen am Arbeitsmarkt

8 Grüße aus den Bundesländern

10 Grüne Spitzenfrauen gratulieren

12 Wie alles begann – die Anfänge der Frauenorganisation

14 Feministische Erfolge – viel erreicht, viel zu tun

16 Frauenpolitik im Netzwerk

20 Was braucht die Zukunft?

22 Queere Politik für Frauen!

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Martina Wurzer

Frauensprecherin der Grünen Wien

Schluss mit lieb! 25 Jahre Grüne Frauenpolitik mit Ecken und Kanten

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ereits ein Jahr nachdem sich die Grüne Alternative als Partei 1986 konstituierte, war klar, es brauchte eine Frauenorganisati­ on. Nicht nur gesellschaftspolitisch wollten die Grünen Frauen sich einmischen, sondern auch innerhalb der Grünen wirken. Und wir haben viel geschafft: Mit Freda MeissnerBlau kandidierte erstmals eine Frau als Bun­ despräsidentin, wir haben die verpflichtende 50% Frauenquote im Statut, „feministisch“ als Grundwert verankert. Das Frauenför­ derprogramm „Frauen in Funktionen“ gilt als europaweites Vorbild bei den Grünen. Diese Erfolge basieren auf den Erfahrun­ gen und Interventionen der Grünen Frauen Wien. Doch es würde sie nicht geben, wäre Gendergerechtigkeit nicht das Anliegen aller - Frauen wie Männer - bei den Grünen. Dennoch stellt uns das heutige Frauenbild einige Fallstricke: Die moderne Frau ver­ zettelt sich angeblich nicht mehr im Kampf zwischen den Geschlechtern. Die moderne Frau stellt sich selbstbewusst den Heraus­ forderungen oder bügelt Unterhosen, je nachdem. Die ideale Frau heutzutage ist die postfeministische Frau, die Diskriminierun­

gen fröhlich wegkichert, die Superfrau, die Alleskönnerfrau, die alles unter einen Hut bringt. Wir sollen sexy, erfolgreich und dabei wahnsinnig fortgepflanzt sein. Alles auf einmal, kein Problem. Die Botschaft an uns lautet: Wir haben alle die selben Chancen. Das wird uns vorgemacht. Die zweite Bot­ schaft lautet: Wer diesen Bilderbuchaufstieg nicht schafft ist selbst daran Schuld. Diese massive Entpolitisierung und Entsolidari­ sierung ist für uns und unser Vorankommen verheerend und es verklärt die Realität in unverschämter Weise. Schauen wir in die Zukunft, dann ist klar: Wir wollen nicht mehr länger warten auf die gerechte Verteilung von Arbeit, Zeit und Geld zwischen Männern und Frauen. Es muss Schluss sein damit, dass wir den allergrößten Anteil der unbezahlten Arbeit verrichten. Es muss Schluss sein damit, dass Spar­pakete und Rettungsschirme in erster Linie auf ­Kosten von Frauen gehen. Unser Geduldsfaden ist gerissen. Schluss mit lieb! Und das noch weitere 25 Jahre. 

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Jutta Sander demonstriert für das Recht auf Abtreibung

Jutta Sander ehemalige Frauensprecherin

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chon im Vorfeld der Wiener Gemein­ deratswahl 1987 hat sich eine quirlige Gruppe von feministischen Frauen getroffen. Es war eine bunte Mischung mit verschie­ denen Beweggründen und Zugängen zu Themen, die Frauen betreffen. Jung und Alt, völlig unterschiedliche Bildungshintergrün­ de, mit verschiedenen Zielen. Die Unterneh­ merin Gexi Tostmann stellte uns einen Raum als Treffpunkt gratis zur Verfügung. Das ermöglichte uns eine freie, manchmal laut­ starke Diskussion, ohne Konsumzwang. Wir versuchten zu verschiedenen frauenpolitisch interessanten Themen gemeinsame Posi­ tionen zu erarbeiten. Dafür gab es weder Strukturen, noch finanzielle Unterstützung. Selbstverständlich haben wir alle Transpa­ rente noch lange selbst gemalt. Einige von uns traten 1987 als geschlossene Gruppe zur Wahl des Wiener Landesvor­ standes an, dies wurde jedoch abgelehnt. Die Initiative zur Einführung eines Frauen­ vetos wurde auch gesetzt. Die 1990er Jahre bescherten uns 3 Spar­ pakete, die wir – mit anderen Frauenorga­ nisationen – mittels vieler Straßenaktionen bekämpften, denn diese trafen sozial schwa­ che Gruppen und Frauen besonders stark.

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Wir waren allgemein an guter Vernetzungs­ arbeit mit den verschiedenen autonomen Frauengruppen interessiert, wenn auch die inhaltlichen Positionen nicht immer stimmig waren. In der Migrationsdebatte startete damals eine erste Welle des Kopftuchstreits, zu dem wir Grüne Frauen eine sehr gut besuchte Diskussion mit einem kontrovers besetzten Podium sowie eine Fotoausstellung mach­ ten. Die anwesenden, sich lautstark einbrin­ genden, vorwiegend muslimischen Männer erhielten – unter Androhung des Saalver­ weises – Redeverbot. Grüne Frauen wurden in fast allen Bundes­ ländern etabliert. Wobei es lange Zeit ein West-Ost-Gefälle bei verschiedenen ­Themen, wie z.B. der Abtreibung oder Pille auf Krankenschein, gab und wahrscheinlich auch noch gibt. Ich habe die Arbeit bei den Grünen Frauen Wien immer mit viel Engagement und großer Freude gemacht. An dieser Stelle bedanke ich mich für die hervorragende Zusammenarbeit mit Eva Lachkovics. Alles Gute für noch mehrere Male 25 Jahre! 


Madeleine Reiser

ehemalige Frauensprecherin

Schöne Wirtschaft – „HERR“liche Zeiten

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ls ich in den 90ern Frauensprecherin wurde, war die Frauenorganisation (FO) eine schlecht finanzierte Teilorganisa­ tion der Wiener Grünen. Danke an unsere Vorgängerinnen die trotzdem viel Kraft hineingesteckt hatten. Zuerst kämpften wir darum das Budget aufzustocken, damit konnten wir mehr Projekte machen. Ich habe damals begonnen die FO, die mit Frauengruppen gut vernetzt war, auch auf der politischen Ebene zu vernetzen. So wur­ de die FO in den österreichischen Frauenrat aufgenommen. Daraus resultierten später die Mitgliedschaften auf EU-Ebene und viele andere offiziellen Anerkennungen. Neben den aktuellen Aktionen wurde auch viel inhalt­liche Arbeit geleistet. So habe ich

damals gemeinsam mit Frauen anderer Institu­tionen die Frauenwirtschaftskonferenz „Schöne Wirtschaft – HERRliche Zeiten“ auf die Füße gestellt. Drei Tage lang wurden dort Lösungsansätze erarbeitet, wie das, was jetzt fast 20 Jahre später leider Realität geworden ist, verhindert werden könnte. Interessiert hat das damals kaum jemanden. PolitikerIn­ nen fast aller Parteien waren zu sehr darauf konzentriert dem Neoliberalismus hinterher zu hecheln. Mit schrecklichen Folgen: Verar­ mung ganzer Länder, Aufkündigen jeglicher Solidarität und Destabilisierung. Frauenseminare wurden ein wichtiges Stand­ bein der FO. Ich halte Frauenseminare und Frauenräume nach wie vor für wichtig, um herauszufinden, was frau wirklich braucht und will. Frauen sollten immer wieder neue Wege suchen, in neue Richtungen gehen. Instinktiv wissen wir, dass unser Potential viel größer ist und dass es definitiv zu wenig ist, sich nur ein Stück vom Männerkuchen abzu­ schneiden. Auch wenn das Stück mehr als die Hälfte ist. Es ist und bleibt ein Männerku­ chen. Das ist vielleicht gemütlich, wird aber in Zukunft nicht r­ eichen um den gesellschaft­ lichen Herausforderungen zu begegnen. In diesem Sinne SELBER BACKEN! 

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Ein Europa der Frauen? Die Gleichstellungspolitik der Europäischen Union ist zwiespältig

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nlässlich 25 Jahre Wiener Grüne Frauen erlaube ich mir als ehe­ malige Frauensprecherin und leidenschaftliche Europapolitikerin eine kurze Bestandsaufnahme der Europäischen Frauenpolitik. Einfach gesagt: zwiespältig. Einerseits haben die strengen Antidiskriminie­ rungsbestimmungen der EU in konservativen Ländern wie Österreich durch den EU-Beitritt zu einem positiven Anpassungsprozess geführt und es gibt mehrjährige Chancengleichheitsprogramme der EU. An­ dererseits wirkt sich die neoliberale Verfasstheit der EU zB durch Deregulierung öffentlicher Dienstleistungen und Flexibilisierung der Arbeitsmärkte sowie den Mangel an sozialpolitischen Bestimmungen im EU-Recht nachhaltig negativ auf die soziale und Arbeitsmarkt-Lage von Frauen in den 27 Mitgliedstaaten aus. Die brutale (Kaputt)Spar­ politik der EU-Troika führt vor allem in Ländern wie Griechenland und Spanien zu einem regelrechten sozialen Kahlschlag. Dazu HERRscht ein immer noch eklatanter Frauenmangel in EU-Gremien. Der Vorstoß von Kommissarin Reding für Frauenquoten in Unternehmen ist daher von eminenter Wichtigkeit. Wir Grüne kämpfen für ein Europa der Nachhaltigkeit, eine Sozialunion und eine demokratischere EU. Die EU braucht einen Kurswechsel für Frauen!  Monika Vana ist stv. Klubobfrau der Wiener Grünen und Koordi­ natorin des Gender-Netzwerks der Europäischen Grünen

Die HÄLfte der MACHT DEN MÄNNERN

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enn konservative Männer sich diskriminiert fühlen (Frauen in Firmen-Vorstände: sooo gemein) und rechte Burschis sich wegen Gender-Wahnsinn in die Hose machen (Lohn nach Leistung statt Geschlecht, da bleibt ja nichts mehr übrig), dann sind wir auf dem richtigen Weg. Mit den Forderungen. Die Grünen Frauen Wien arbeiten seit 25 Jahren (Gratulation!) an leider zeitlosen Themen: Zuhause gibt’s meist unter­schiedliche Arbeit und dort wo das gleiche gearbeitet wird, gibt’s unter­schiedliche Löhne. Männerlöhne für alle und die halbe Macht den Männern. Und bitte: Vor dem 50jährigen Jubiläum der Grünen Frauen Wien.  David Ellensohn ist Klubobmann der Grünen im Wiener Gemeinderat

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25 Jahre – und kein bisschen leise!

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as im Gewerkschaftsbereich noch zu wünschen übrig lässt, die Grünen zeigen’s vor: Frauen machen Politik – in der ersten Reihe, nicht hinter dem Buffet! Doch damit ist’s leider noch nicht getan, ge­ rade in der Arbeitswelt hält sich Geschlechterdiskriminierung mit ihren Auswirkungen auf die gesamten Lebensbereiche. Daher brauchen wir viele Frauen, die sich nicht nur ein Stück vom Kuchen, sondern gleich die ganze Bäckerei erkämpfen wollen. Gemeinsam sind wir stark!  Klaudia Paiha ist Bundessprecherin AUGE/UG

Frau in der Wirtschaftskammer

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ie Wirtschaftskammer als politische Interessensvertretung der Wirtschaftstreibenden ist ein guter Spiegel unserer Gesellschaft. Zahlen sagen manchmal mehr als 1000 Worte: Frauenanteil in % Mandatarinnen Sparte Gewerbe und Handwerk 16,6% Sparte Industrie 7% Sparte Handel 19% Sparte Transport und Verkehr 10% Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft 24% Sparte Information und Consulting 20%

Einzelunternehmen 49,1% 12,4% 34,6% 12,4% 43,6% 26,0%

In Summe ist ca. ein Fünftel aller MandatarInnen weiblich – das ist jedenfalls weit weniger als 50% und das obwohl der Anteil an Unter­ nehmerinnen zum Teil schon fast die 50% erreicht hat. Es lässt sich jedenfalls sehr schön erkennen, dass die Bedingungen für Frauen sich neben der Arbeit auch noch politisch zu engagieren sehr schlecht sind und hier muss noch viel getan werden. Im Wirtschaftsparlament ist die Grüne Wirtschaft die einzige paritä­ tisch besetzte Fraktion. Wir Grüne sind also auf einem guten Weg, aber auch bei uns muss noch viel mehr an Frauenförderung getan werden. Daher hoffe ich, dass die Grünen Frauen auch weiterhin er­ folgreich ihre Arbeit tun können und wünsche mir, dass sie eines Tages nicht mehr gebraucht werden, weil wir die Gleichberechtigung tat­ sächlich erreicht haben.  Julia Balatka, Grüne Wirtschaft

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Tirol

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ie Grünen Frauen Tirol gratulieren der Wiener Frauenorganisation zu 25 Jahren feministischer Arbeit. Kraft und Beharrlichkeit und vor allem eine übergroße Portion Solidarität sind notwendig, wenn es gelingen soll, über eine so lange Zeit sich immer wieder mit denselben Themen zu beschäftigen. Eine der größten Herausforderungen besteht wohl darin, trotz immer noch dicker gläserner Decke und immer noch erschreckend hoher Zahlen über Gewalt an Frauen und Mädchen den Mut und vor allem den Langmut nicht zu verlieren. Wir wünschen Euch von allem ganz viel und vergesst das Feiern nicht!  Christine Baur, Die Grünen Frauen Tirol

niederösterreich

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in Viertel Jahrhundert Frauenpolitik - Grüne Frauenpolitik. Keine andere Partei kümmert sich so ehrlich um Frauenangelegenheiten! Zeit zum Bilanz ziehen, zum Loben und in die Zukunft zu blicken. Brauchen wir überhaupt noch Frauenpolitik? Ja! Mehr denn je. Denn Österreich ist leider ein feministisches Entwick­ lungsland. Von Gleichstellung kann FRAU hierzulande nur träumen. Bei den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen gehören wir zum europäischen Schlusslicht. Der Frauenanteil in Führungspo­ sitionen sinkt in Österreich, obwohl Frauen fast in allen Bereichen des Arbeitsmarktes Fuß gefasst haben. Kurz gesagt, es wurde viel erreicht. Aber Grüne Frauenpolitik ist noch länger in so kompetenter, starker aktionistischer Form notwendig. DANKE an die Kämpferinnen, die grünen Idealistinnen, die in den letz­ ten Jahren mit Herzblut, großem Engagement und Empathie für uns Frauen Leuchttürme waren. Viel Erfolg für die nächsten Jahre.  Amrita Enzinger, Landtagsabgeordnete für Verkehr, Soziales und Frauen, NÖ

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Bei der Bundesfrauenkonferenz im März 2012 trafen sich Grüne Frauen aus allen Bundesländern © Martin Juen

oberösterreich

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iebe Grüne Frauen Wien! Zu Eurem 25-jährigen Bestehen wünschen wir Euch alles erdenk­ lich Gute und bedanken uns für Euren jahrlangen tatkräftigen frauen­ politischen Einsatz. Als wichtige Partnerorganisation für die Grünen Frauen OÖ freuen wir uns auf weitere 25 Jahre frauenpolitische Zu­ sammenarbeit! Denn nur gemeinsam sind wir stark!  Maria Buchmayr, Landtagsabgeordnete, Sprecherin der Grünen Frauen OÖ

Die feministische Politik der Wiener Grünen hat seit 25 Jahren einen Namen: Die Grünen Frauen Wien. Wenn wir eine Gesellschaft schaf­ fen wollen, in der die Freiheit unsere Träume zu verwirklichen unabhängig vom Geschlecht ist, dann müssen wir die gläserne Decke, die Frauen im Weg steht, fortschaffen. Das ist es, woran die Grünen Frauen Wien arbeiten, wofür sie, gemeinsam mit vielen Freund_innen in unserer Gesellschaft, kämpfen. Und dafür möchte ich Euch, liebe Grüne Frauen, Danke sagen!  Georg Prack, Landessprecher der Wiener Gürnen

Burgenland

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ustvolle Frauen, lustvolle Politik 25 Jahre lang mischen nun die Grünen Frauen Wien mit Energie, Verstand und Aktionismus in der Kommunalpolitik mit und auf. Mir im­ poniert die Art, wie sie das tun. Denn sie gehen sehr direkt und lustvoll ans Werk. Grüne Frauen in Wien strahlen Kraft, Durchsetzungswillen und Spaß an der Politik aus, trotz vielfacher Hindernisse. Für diese Art Politik zu machen, danke ich Euch. Zu Eurem Weg, Euch als lustvolle Frauen zu präsentieren, gratuliere ich Euch!  Regina Petrik, Landessprecherin der Grünen Burgenland

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Judith Schwendtner Grüne Frauensprecherin

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Bundesfrauenkonferenz im März 2012 mit Maxie Klein, Judith Schwentner, Beate Hausbichler, Petra Unger, Inna SHEVCHENKO und Alexandra SHEVCHENKO (Fe­ men), Ulrike Lunacek © Martin Juen

iebe Frauen, ich möchte Euch danken! Ihr steht für 25 Jahre uner­ müdlichen Einsatz für Frauenrechte – mit viel Enthusiasmus, Kreativität und profundem Wissen! Ihr seid die Frauen, die sich mit Kraft dort entgegen stellen, wo Frauenrechte be­ schnitten werden. Egal, ob Euch bei einer Demo der kalte Wind um die Ohren pfeift oder Euer Standl vom Regen fast weggespült wird – Ihr seid auf der Straße, wenn es um die Rechte von Frauen geht. Ihr lasst nicht zu, dass die Interessen von Frauen ausein­ ander dividiert werden. Sichere und sozial abgesicherte Arbeitsplätze für Sexarbeiterinnen sind Euch genauso ein Anliegen wie Einkommensgerechtigkeit und mehr Frauen in Führungspositionen. Ihr habt einen Sensor für gesellschaft­ liche Ungerechtigkeiten und eine Vision: alle Frauen müssen für ihre Leistung auch fair entlohnt werden. Frauenarbeit ist mehr wert. Kürzungen beim Frauenbudget nehmt Ihr nicht hin. Der Schutz von Frauen vor häuslicher und sexueller Gewalt ist für Euch eine Verpflichtung. Mehr Gerechtigkeit ist für Euch einfach kein leeres Schlag­ wort, sondern ein Handlungsauftrag. Ich wünsche Euch wei­ terhin so viel Kraft und Elan und vor allem Erfolg im Sinne aller Frauen – auf weitere 25 Jahre!

Equal Pay Day 2009

Maria Vassilakou Wiener Vizebürgermeisterin

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eit 25 Jahren seid ihr als Grüne Frauen der Garant dafür, dass Feminismus nicht nur ein Kapitel in einem Partei­ programm ist, sondern tatsächliche Politik. Bis heute sind wir Grünen die einzigen, die die Frauenquote als Selbstver­ ständlichkeit leben. Wir sind Dank eurer Arbeit Vorreiterin­ nen und Vorbild in Österreich. Und wo Hände am Hintern einer Frau keine sexuelle Belästigung sind, da braucht es noch viele Aufrührerinnen. Seid weiterhin laut, unangenehm und engagiert.

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Ulrike Lunacek, Eva Glawischnig, Dani Musiol und Martina Wurzer bei der Demonstration zu 100 Jahre Frauentag © Martin Juen

Eva Glawischnig Bundessprecherin der Grünen

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ie Wiener Grünen Frauen sind die Speerspitze des ­Feminismus bei uns Grünen. Ihr seid immer einen Schritt voraus. Bei Positionen, die für Euch längst selbstverständlich sind, wür­ den konservative Parteien am liebsten auf die ­Barrikaden steigen. Ihr seid radikal. Im doppelten Wortsinn. Weil ihr an die Wurzeln der Probleme geht, weil ihr unbeirrbar und unerschrocken für die Rechte der Frauen streitet. Das gefällt mir an Euch. Alles Gute zum 25. Geburtstag!

Ulrike Lunacek Grüne Europasprecherin 25 Jahre junge Wiener Frauenorganisation: Lassen wir Männer-Chauvinismus alt aussehen!

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eine Gratulation und besten Glückwünsche der Wiener Frauenorgansiation zum Jubiläum! Wie wichtig Eure Arbeit ist, erlebe ich jeden Tag auch auf europäischer Ebene. Seit 1957 ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Verträgen der EU verankert, bis heute wird dieser Grundsatz jedoch mit Füßen getreten. Jüngstes Beispiel: Die Ernennung eines sechsten Mannes ins sechsköpfige EZB-Direktorium zeigt, wie schwer männerdominierte Strukturen aufzubrechen sind. Diese Berufung gegen den Willen des Europaparlaments war ein Affront gegen Demokratie und Gleichberechtigung. Aber wir nehmen nicht länger hin, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Entscheidungen ausgeschlossen wird, die ihr tägliches Leben betreffen. Insofern freue ich mich, dass sich auf EU-Ebene doch noch eine Frauenquote von 40 Prozent bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten durchgesetzt hat. Denn Gleichberechtigung muss im täglichen Leben ankommen. Dafür kämpft ihr, dafür kämpfen wir auch weiterhin – ad multos annos!

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Wie Alles Begann – DER AUFBRUCH der 1980er Jahre

dort einen Herzanfall – zur Gründung der Grünen Frauen­organisation.

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Vorkämpferinnen wie Eva Hauk, Elfi Schuh oder Heidi Spanner-Tomsits ist es zu verdan­ ken, dass bei erwähnter Landesversamm­ lung eine Mindestparität bei Listenwahlen und Grünen Funktionen beschlossen wurde. Dass es noch lange dauerte, bis diese um­ gesetzt wurde, steht auf einem anderen Blatt. Im ersten Parlamentsklub war Freda Meissner-Blau noch die einzige Frau unter 7 Männern. Im Jahr darauf kandidierten ­Renate Bahr, Gabi Fröhlich, Susanne Moidl, Hedi Spanner-Tomsits und Claudia Strasser auf einer Frauenliste für den Landesvor­ stand. Vor dieser Wahl wurde allerdings das Statut so geändert, dass keine Kandidatu­ ren als Liste, sondern nur als Einzelperson möglich waren. Von der Frauenliste schaffte es nur Hedi Spanner-Tomsits in den Landes­ vorstand.

ie Geschichte der Frauenorganisation beginnt gleichzeitig mit der Geschichte der Grünen. 1982 schafften es bei der Na­ tionalratswahl weder die Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ) noch die Alternative Liste (AL) ins Parlament. Dies war – gemeinsam mit der Besetzung der Donauauen in Hain­ burg - der Anstoß zur Grünen Einigung. Im Zuge der langwierigen Einigungsprozes­ se kam es zum Treffen zwischen den beiden Organisationen und so auch zur Vernetzung von feministischen Positionen, die zusätzli­ ches Futter von Frauen aus der alternativen Bewegung bekamen. Dabei ging es diesen Feministinnen nicht nur um frauenpolitische Anliegen, sondern auch um die Berücksich­ tigung von Frauen im Einigungsprozess und beim Aufbau Grüner Strukturen.

1986 stellte Gexi Tostmann der sich formie­renden Grünen Frauengruppe die Räumlichkei­ten zur Verfü­gung, die davor schon Freda Meissner-Blau als Wahlkampf­ zentrale für ihre Kandidatur als Bundesprä­ sidentin dienten. Am 3. Oktober 1986 kam es in der Nacht vor der berüchtigten offenen ­Landesversammlung der Grünen Alternati­ ven Sammlung, – Freda Meissner-Blau erlitt

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8 Frauen

Teilorganisation mit Geld Die Frauenliste und dahinter stehende Forderungen führten immerhin zu einer Anerkennung als Teilorganisation, die jedoch erst 1988 mit Budget ausgestattet wurde. Ende der 1980er wurde Elfi Schuh als Ver­ treterin der Grünen in den Frauenausschuss von Johanna Dohnal entsendet. Die Ergeb­


nisse dieser Treffen waren geheim, und weil sich das mit der basisdemokratischen Ausrichtung der FO nicht ver­ einbaren ließ, wurde die Teilnahme der Grünen Frauen beendet. 1987 wurde unter dem Titel „Wir sind frei und wild, kein Freiwild“ das erste Frauen-Programm von Jut­ ta Sander, Elfi Schuh und Hedi Spanner-Tomsits erstellt. Viele der Forderungen von damals sind auch heute noch aktuell, einige wenige konnten umgesetzt werden.

Der steinige Weg „Frauen aus dem damaligen Wiener Landesvorstand dis­ kutierten mit uns, ob wir als Gruppe überhaupt existie­ ren dürften. Viele meinten, unsere Gruppe sei ein ‚Ghet­ to’, in dem sich Frauen einriegeln und ihre Qualitäten und ihr Engagement so für die Grüne Partei verlorenge­ hen“, schreibt Ingrid Gurtner 1992 in „Brot und Rosen“. Und obwohl in den späten 1980ern bereits der erste Bundesfrauenkongress mit über 200 Teilnehmerinnen aus allen Bundesländern stattfand, wurde die Gründung einer österreichweiten Frauenorganisation von vielen abgelehnt. Der Kampf um Geld und Anerkennung zehrte aus. Viele feministische Frauen verließen daraufhin die Partei. Die Frauenorganisation schrumpfe auf 5 ­Frauen. Diese kleine Gruppe versuchte die feministischen For­ derungen trotzdem innerhalb der Partei sichtbar zu machen und sie in der Zeitung „Brot und Rosen“ zu ver­ breiten. Geld aus der Partei gab es dafür keines und so wurde diese Arbeit von der Bildungswerkstatt finanziert.  Nach einem Interview mit Ingrid Gurtner, Eva Hauk, Elfi Schuh und Hedi Spanner-Tomsits. Text: Maxie Klein

Auszug aus den Forderungen des ersten Frauen-Programms „Wir sind frei und wild, kein Freiwild“ • Abtreibung auf Kranken­ schein • Anerkennung von Prostitu­tion als Beruf • Aufenthaltstitel für Betroffe­ ne von Frauenhandel • Beschwerdestelle für Sexis­ mus in der Werbung • Berücksichtigung alternativer Lebensformen im Wohnbau • Anerkennung von Verge­ waltigung in der Ehe • Einbeziehung von sexueller Belästigung ins Arbeitsrecht • Koppelung von Parteien­ förderung an Frauenquoten Das gesamte Frauen-Programm unter: www.diegruenenfrauenwien.at

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Erfolge Grüner Frauenpolitik in Wien 2000 bis 2012

Die Rathausfrau

2000 • „Die Spitze Feder“ – erster Preis für Journalistinnen wird ins Leben gerufen: insgesamt 10 x vergeben, zuerst von Jutta Sander gestiftet, dann von Monika Vana • Gender Mainstreaming wird in der Geschäftseinteilung für den Magistrat der Stadt Wien verankert; Koordination liegt bei der MA 57 – Frauenabteilung der Stadt Wien 2001 • der Grundsatz des Gender Mainstreaming wird auf allen Ebenen des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds verankert 2002 • ein 4. Wiener Frauenhaus wird durchgesetzt • mädchen- und gendersensitive Spielplätze werden ­errichtet

Frauentag

2003 • Wiener Frauenvereine erhalten 3-Jahres-Förderverträge von der Stadt Wien 2004 • Gender Mainstreaming-Verantwortlicher wird in der Magis­ tratsdirektion Wien eingesetzt, für die Umsetzung der Gleichstellungsstrategie eine eigene „Projektstelle Gender Mainstreaming“ eingesetzt • Pilotprojekt Gender Budgeting in Meidling

Frauenlauf

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2005 • Implementierung von Gender Budgeting im Normbudget­ prozess und in die Geschäftseinteilung des Magistrats • Schwangerschaftsabbruch: gesetzliche Verankerung, dass das nachdrückliche Ansprechen oder die (versuchte) Übergabe von Gegenständen an Personen, die sich einer sozialen oder medizinischen Einrichtung nähern, als eine unzumutbare Belästigung mit Wegweise- und Strafmög­ lichkeit geahndet wird


2006 • eigenes Kapitel für Gender Budgeting in jedem Budget­ voranschlag und -rechnungsabschluss

Equal Pay Day

2007 • Pilotprojekt, um mehr Mädchen für technische Berufe zu gewinnen, wird gestartet 2009 • die niederschwellige Beratungseinrichtung SOPHIEBildungsRaum für Prostituierte wird durch die Stadt Wien mehrjährig finanziert

RegierungsERFOLGE 2010 • Öffentliche Aufträge der Stadt Wien werden an betrieb­ liche Frauenförderung gekoppelt 2011 • Papamonat wird für Wiener Gemeindebedienstete ­eingeführt • das Förderbudget für Frauenvereine wird trotz allge­ meinem Sparkurs aufgestockt • Stadt Wien verpflichtet sich per Gesetz jährlich einen ­Einkommenstransparenzbericht vorzulegen 2012 • Werbewatchgroup Wien gegen sexistische Werbung nimmt ihre Arbeit auf • Enquete zu Verteilungsgerechtigkeit anlässlich des ­Internationalen Frauentages findet statt • Erster Bericht zur Einkommenstransparenz für die Stadt Wien wird vorgelegt • eine Besoldungsreform für den öffentlichen Dienst muss Genderkriterien berücksichtigen

Free Pussy Riot

Wienerinnenplatz

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Gabriele Heinisch-Hosek Frauenministerin

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rauenpolitik, das ist wie ein Marathon: Gute Kondition ist vonnöten, ein langer Atem ein Muss, und trotzdem dauert’s eine gefühlte Ewigkeit, bis man am Ziel ist. In den letzten 25 Jahren ist einiges weitergegan­ gen, und trotzdem sind wir vom „Endspurt“ noch weit entfernt. Organisationen wie die Grünen Frauen sind es, mit denen ich mein Ziel teile und die am Weg hin zur Gleichstel­ lung der Geschlechter als Sparring-Partner­ innen immer zur Seite stehen. Danke dafür, und alles Gute zum 25. Geburtstag! Die Schriftstellerin Rosa Mayreder hat ein­ mal gesagt: „Man wird erst wissen, was die Frauen sind, wenn man ihnen nicht mehr vorschreibt, was sie sein sollen.“ Um diese Freiheit, um das Aussuchen und das Gehen des eigenen Wegs geht es mir. Und da gibt es noch so einige Hürden, die wir für die Frauen beiseite räumen müssen. Etwa wenn es um die unbezahlte Arbeit im Haushalt geht. Zwei Drittel wird noch immer von den Frauen gemacht, und sie sind es, die zu 95% in Karenz gehen. Mein Ziel ist, dass HalbeHalbe endlich gelebt wird und dass genauso viele Väter wie Mütter bei ihren Kindern zu

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Hause bleiben. Hürden gibt es auch noch beim Zugang zu Führungspositionen. Ich sage: Die Quote ist kein elegantes, aber ein äußerst zielführendes Mittel. Ein Mittel, das Qualität bringt und Frauen Karrieren ermög­ licht. Doch auch hier ist der Gegenwind hart – obwohl unzählige Studien belegen, dass mehr Frauen mehr Profit bringen. Hier kann man nur Petra Ledendecker, die ehemalige Präsidentin des Verbandes der deutschen Unternehmerinnen, zitieren: „Unternehmen brauchen Frauen. Männer brauchen Druck.“ In diesem Sinne: Alles Gute für die kom­ menden Dekaden, viel Kraft und Energie für unseren gemeinsamen Kampf für die Gleich­ stellung der Frauen!


Sandra Frauenberger Frauenstadträtin

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iebe Wiener Grüne Frauen, liebe ­Freundinnen, ein Viertel Jahrhundert alt zu werden, ist ein ganz b ­ esonderer Anlass, zu dem ich euch herz­ lich gratulieren möchte! In Wien kämpfen wir gemeinsam für die fe­ ministische Vision einer gleichberechtigten Gesellschaft. Ich bin dankbar für die parteiüber­ greifende Frauensolidarität. Auch in den letzten zwei Jahren haben wir in koalitionärer Partnerin­ nenschaft bewiesen, dass wir, angefangen vom dichten Gewaltschutznetz bis hin zur Einkom­ menstransparenz, viel für die Frauen in Wien tun können. Feiert euch und seid stolz auf alles Erreichte! In frauensolidarischer Verbundenheit, eure Frauenstadträtin Sandra Frauenberger

Sandra Frauenberger und Martina Wurzer bei der Präsentation von 4 Hände 4 Wände

Christa Pölzlbauer Vorsitzende des ÖFR

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er Österreichische Frauenring gratuliert herzlichst zum 25. Jahrestag der Grünen Frauen Wien. Wir schätzen die politischen For­ derungen der Grünen Frauen ganz besonders. Um nicht zu sagen: Wären alle Vorschläge und Forderungen der Grünen Frauen politisch um­ gesetzt, bräuchte es keine Frauenorganisationen mehr – unsere Arbeit wäre erledigt. Derzeit gibt es aber leider den gegensätzlichen Trend, daher müssen wir zusammenrücken, uns gegenseitig unterstützen und unermüdlich auf unseren poli­ tischen Forderungen ­beharren.

Rot-grüne Enquete: Gleich gut verteilt

Wir danken Monika Vana für ihre wertvolle Mitarbeit als Vertreterin der Grünen Frauen im Vorstand des Österreichischen Frauenrings. Herzlichen Glückwunsch dem gesamten Team!

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20.000 Frauen

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Demonstration zu 100 Jahre Frauentag

ie Grünen Frauen Wien gehören seit Jahrzehnten zu den aktivsten und ein­ fallsreichsten Frauen in dieser Stadt. Und es ist immer eine Freude, mit Euch zusammen­ zuarbeiten: Sei es nun die Demonstration anlässlich von 100 Jahren Frauentag, die Ihr tatkräftig unterstützt habt, sei es die Zeltstadt, wo ihr mit uns in Kälte ausgeharrt habt oder sei es der Flashmob gegen die gerichtlich verordnete ge­ meinsame Obsorge. Wir wünschen Euch weiterhin so viel Elan für die wichtigen feministischen Anliegen, für Eure Kämpfe gegen das inner­ parteiliche Patriarchat die nötige fehlende Zurückhaltung und freuen uns auf die nächste gemeinsame Aktion! Herzlichsten Glückwunsch zu Eurem 25. Geburtstag!

Maria Cristina Boidi für die LEFÖ-Frauen

M Flashmob gegen die gesetzlich verordnete gemeinsame Obsorge

it den Grünen Frauen Wien ist – vor mehr als 25 Jah­ ren – eine neue frauenpolitische Kraft in der österrei­ chischen Gesellschaft aufgebrochen, stark wie ein Strom, laut wie eine kräftige Stimme. Eine Stimme, die vergessene Rechte reklamiert und deren Gültigkeit immer wieder be­ kräftigt. Für unsere Arbeit mit und für Migrantinnen in der Sexarbeit war diese Positionierung der Grünen Frauen Wien die Basis für unsere Zusammenarbeit. Bereits im Jahr 1997 konnten wir gemeinsam – auch mit anderen politischen Kräften – die erste bürgerliche Initiative für die Anerkennung der Rechte von Prostituierten gründen, eine Plattform, die sich gegen Marginalisierung und gegen Diskriminierung von Sexarbeiterinnen einsetzte. Diese Zusammenarbeit wirkt auch weiter erfolgreich in der jährlichen Gestaltung des Internationalen Hurentags in Wien. In diesem Sinne richten wir auch unseren Wunsch aus: weiterhin viel Kraft und Enga­ gement für die Anerkennung von SexarbeiterInnen und für die Rechte aller Frauen!

 Aktion zum internationalen Hurentag

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Frauennetzwerk-Medien 25 Jahre Grüne Frauen

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ob von Journalistinnen für Politikerinnen ist nur in den sel­ tensten Fällen angesagt. Denn die kritische Beleuchtung und Hinter­fragung dessen, was Volksvertreterinnen und Parteien tun, ist die Aufgabe von Medien. Anlässlich des „Geburtstages“ der Frauenorganisation möchte das Frauennetzwerk-Medien dennoch eine sehr erfreuliche Initiative hervorheben: Die „Spitze Feder“. 10 Jahre lang konnte das Frau­ ennetzwerk-Medien diese Auszeichnung für Journalistinnen aus­ loben. Die Grünen Frauen - zuerst Jutta Sander, dann Monika Vana und Maria Vassilakou – stifteten das Preisgeld. Und dafür möchten wir uns aus gegebenem Anlass bedanken.

Die Unterstützung eines kritischen, frauenbewussten Journalis­ mus kann nicht genug hervorgehoben werden. In diesem Sinne wünscht das Frauennetzwerk-Medien den Grünen Frauen alles Gute für mindestens ein weiteres Vierteljahrhundert politische Arbeit.

Bente Knoll Büro für nachhaltige Kompetenz

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ratulation zu 25 Jahren aktiver und engagierter feministischer Frauenpolitik und danke für die vielfältigen Gelegenheiten, die sich mir geboten haben mit den Grünen Frauen zusammen zu arbeiten – sei es in Workshops zu Stadt- und Verkehrsplanung für Bezirkspolitikerinnen, in Diskussionen rund um Gender Budgeting, Frauen und Stadtplanung, Raumvergabe und Genderaspekte, gendersensible Mediengestaltung sowie in Modellbauworkshops für Mädchen. Ich freue mich auf inspirierende weitere 25 Jahre!

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Ingrid Moritz AK Wien – Abteilung Frauen & Familie Reden wir doch über Geld und den Wert von Arbeit!

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s braucht eine Debatte über den Zusammenhang von Wirtschaftsund Geschlechterpolitik. Im Kern geht es darum, wie in die Wirt­ schaft steuernd eingegriffen wird und was für Auswirkungen das auf die Geschlechterverhältnisse, nämlich die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und die Aufteilung von Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen, hat. Zunächst betrifft das das Dranbleiben an der Forderung nach einem Ausbau sozialer Dienstleistungen und die Erkenntnis, dass es sich hierbei nicht primär um Ausgaben sondern um wirtschaftlich und sozial äußerst relevante Investitionen handelt. Es braucht ein Recht auf Kinderbetreuung und Pflege mit ausreichenden Ressourcen, mit ­qualifiziertem Personal, fairer Entlohnung und bedarfsgerechter ­Flexibilität. Es macht auch Sinn, Sozialwirtschaft weiterzuentwickeln und im Bereich gesellschaftlich notwendiger Arbeit zu experimen­ tieren. Die Kultur der 1920iger Jahre in den Gemeindebauten mit gemeinsamer Waschküche, Essen etc. sollte auf heutige Bedürfnisse angepasst, wieder aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Notwendig ist auch eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung über die Bewertung von Arbeit, die dadurch gekennzeichnet ist, dass etwa Migrantinnen aus dem afrikanischen Raum und der Türkei am ­unteren Ende und männliche westeuropäische Manager am oberen Ende der Einkommensskala anzutreffen sind. Jobs, die bei Vollzeit nicht ausreichend Geld bringen, um unabhängig leben zu können, müssen hinterfragt werden. Dabei ist es wichtig, die Stundenlöhne in den verschiedenen Tätigkei­ ten in den Unternehmen und in der ­Gesellschaft und damit die Unter­ schiede in der Bewertung sichtbar zu machen und in Frage zu stellen. Es braucht auch eine Änderung der zugeknöpften Kultur in Österreich, wo vieles verschwiegen und in den Bereich der Privatsphäre gescho­ ben wird. Dazu gehört es, den Datenschutz nicht überzustrapazieren und endlich über Geld und den Wert von Arbeit zu reden. Wenn die Grünen Frauen in Wien diesen ­Reflexionsprozess mittragen, sind sie sicher am Puls der Zeit.

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Ulli Weish Medien- und Kommunikationswissenschafterin

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iebe Grüne Frauen; Was ich Euch wünsche: 1. Dass Ihr nicht müde werdet, auf die vielen aktuellen Fragen in unse­ rer Gesellschaft die gleichen Antworten* zu geben 2. Dass Ihr der medialen Ausklammerung oder Häme, mit der Grüne in den meisten Medien bedacht werden – mit Spott und Ironie be­ gegnet. Vielleicht ist wieder Aktionismus angesagt, nicht weil damit etwas Neues im Themenkanon der boulvardesken Medienkanäle eingespeist wird, sondern als gruppentherapeutische Aktivierung, um kollektive Lust an der Auseinandersetzung und Zuspitzung statt Politiktechniksprech durch (Einzel-) Coaching zu generieren 3. Dass Ihr Euch nicht zufrieden gebt mit Euren bisher erreichten Ziel­ gruppen, auch wenn es erfreulich ist, dass vor allem gut gebildete und eher jüngere Menschen, die urban geprägt sind, GrünwählerIn­ nen sind 4. Dass Ihr ungeduldig, mutig und beharrlich bleibt, nicht auf Image­ werte, Schmähbriefe und Spams reagiert, sondern Eure politischen Konzepte vertretet. Dann wird alles gut. *Gleich bleiben: die zentralen Fragen nach Arbeitsbewertung und Arbeitszeit/en, nach Umverteilung und Partizipa­ tion am wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben, einer antisexistischen, egalitären Gesellschaft, die Frauen in ihrer Heterogenität repräsentiert, in der Bildung, zukunftsfähige Forschung & Entwicklung, kooperative Zusammenarbeit, alternative Arbeits- und Lebensperspektiven die zentralen gesellschaftlichen Triebfedern sind, in ökonomischen und ökologischen Krisen dringlicher als je zuvor, ohne dabei die Apokalypse zu hypen.

Lisbeth N. Trallori Soziologin, Politikwissenschafterin Ökologie, Feminismus, Gesellschaftspolitik – das sind die miteinander verwobenen Themenfelder, die von Beginn an bestimmend für die GRÜNEN FRAUEN Wien und doch so schwer beisammen zu halten sind, denn etliche Anwürfe versuchten das Gemeinsame abzutrennen und zu teilen, ja als nicht relevant zu erachten. Für den bisherigen 25-jährigen Kampf der GRÜNEN FRAUEN auf diesem Terrain, für einen gestärkten Kampf und ein weiteres Durchhalten in den nächsten 125 Jahren entbiete ich meine Glückwünsche! Grüne Grüße und rote Küsse!

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Marco Schreuder Grüne Andersrum Acht Gedanken andersrum. Erstens: Die Grünen Andersrum Wien gratulieren der Frauen­ organisation zum 25. Geburtstag ganz ganz herzlich! Ihr seid uns neun Jahre voraus. Das holen wir nicht mehr ein. Zweitens: Es wird weder der Frauenorganisation noch den ­Grünen Andersrum in den nächsten Jahren fad werden. Obwohl wir uns beide allzu gerne abschaffen würden. Bis dahin wird aber noch viel Zeit vergehen. Eine gute Motivation dran zu bleiben! Drittens: Uns eint ein gemeinsames Gegenüber: Netzwerke und Seilschaften weißer heterosexueller Männer, die ihre Macht nicht gerne abgeben. Ja, sie dürfen mit Widerstand rechnen. Und das ist gut so. Viertens: „Habt ihr keine wichtigeren Themen?“ „Müssen die Grünen immer diese Weiberwirtschaft machen?“ „Können diese Lesben und Schwulen mal Ruhe geben?“ Ja, Krisenzeiten (aber nicht nur diese) lassen manche hoffen, gesellschaftspolitische Fragen würden wieder in den Hintergrund ge­ drängt. Antifeminismus und Homophobie ist lauter geworden. Deshalb braucht es uns beide. Auch innerhalb der Grünen.

Die Grünen Andersrum feierten 2012 ihr 15 jähriges Jubiläum. Wir gratulierten herzlich und beteiligten uns als Sponsorin

Fünftens: Das Eherecht ist antiquiert. Selbstständige Frauen suchen andere Formen der rechtlichen Anerkennung von ­Beziehungen, Lesben und Schwule wollen die Ehe geöffnet wissen. Arbeiten wir gemeinsam an neuen und modernen ­Lösungen im Partnerschaftsrecht! Sechstens: Die Welt kennt nicht nur zwei Geschlechter. Es gibt noch vieles dazwischen. Transgender und Intersexuelle sind Teil der Gesellschaft. Bipolares Geschlechterverständnis ist nicht unbedingt Sache der Grünen Andersrum. Das ergibt noch viele spannende Diskussionen! Siebtens: Queere Politik und Frauenpolitik haben verdammt viel gemeinsam. Achtens: 25 Jahre Frauenorganisation ist ein Auftrag für die kommenden Jahre. Die Grünen Andersrum freuen sich schon, Euch dabei zu begleiten.

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Impressum 25 Jahre Grüne Frauen Wien Medieninhaberin: Die Grünen – Grüne Alternative Wien, Lindengasse 40, 1070 Wien. Herausgeberin: Die Grünen Frauen Wien, Lindengasse 40, 1070 Wien. Redaktionsleitung: Maxie Klein Redaktion: Liesbeth Bijl & Ewa Dziedzic Druck: DigiDruck 1100 Wien Verlagspostamt: 1070 Wien. Herstellungsort: Wien. Alle Fotos: (sofern nicht anders gekennzeichnet) Die Grünen www.diegruenenfrauenwien.at gruene.frauen.wien@gruene.at

Da ihr jetzt schon 25 seid, wünschen wir euch alles Beste sowohl für die Zukunft, als auch für das Feste. Möge die Gesellschaft sich wandeln und ab jetzt auch Frauen gleich behandeln. Danke für eure Aktivität dass ihr auf die Problematik aufmerksam macht und Informationen sät. Auch möchten wir uns für euer Engagement bedanken und dass ihr Frauen unterstützt obwohl dies zeitweise gar nichts nützt. Denn auch dies ist eine Tugend eure grünalternative Jugend.

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