Sebastian Grünwald, Marco Rosenberg
Detektei Suni und Partner
- Gefahr aus der Dose
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Abstract: Melissa wird überfallen! Und niemand weiß warum. Erst mit einer gehörigen Portion Recherche entdecken Suni und sein Freund Thorsten, dass sie erpresst wird. Entsetzt müssen sie feststellen, dass ihre Feinde diesmal sogar vor übelster Umweltschädigung und Kindesentführung nicht zurückschrecken! Doch dann plötzlich scheint ihr Tätermotiv nicht mehr der Wahrheit zu entsprechend.
Suni (Off) Es ist ein lauwarmer Sommernachmittag, als einer unserer wohl brisantesten Fälle seinen Lauf nimmt. Hätte ich nur schon gewusst, welche Torturen unsere Melissa auf sich nehmen muss – ich würde alle Hebel in Bewegung setzen um das zu verhindern. Doch wie hätten ich ahnen sollen, in welch große Gefahr sie sich selbst bringen wird? Melissa „Hi Suni, wie geht’s?“ Suni Ganz gut. Was machst du gerade. Melissa Ich bin gerade auf dem Weg zu dir. Bist du zu Hause? Es gibt da etwas, was ich dir unbedingt erzählen muss. Suni Ja, bin ich. Worum geht’s denn? Melissa Das sag ich dir nachher … hey was soll das? Aaah! Suni Hallo, Melissa? Bist du noch dran? Was ist los? So ein Mist! Suni „Thorsten? Melissa ist irgendwas passiert! Ich hab gerade mit ihr telefoniert und plötzlich war die Verbindung weg. Komm schnell zu
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Melissas Eltern. Ich erklär dir alles später. Leber an!“
… und ruf Kommissar
Suni (Off) „Ich kann es nicht fassen. Unsere Melissa – überfallen? Von wem? Weshalb? - Ich habe keinen blassen Schimmer. Es fängt gerade leicht zu regnen an, als ich mit Thorsten bei Melissas Elternhaus ankomme. Die Polizei hatte Melissa bewusstlos auf dem Schulweg gefunden und nach hause gebracht. Kommissar Leber ist bereits vor Ort und Melissas Eltern verständlicherweise fix und fertig. Wie begossene Pudel sitzen wir im Wohnzimmer von Melissas Eltern, der regen tropft unablässig gegen die Scheibe, die Stimmung ist am Boden“ Suni Was genau ist denn passiert? Melissas Mutter Zwei maskierte Männern haben ihr auf dem Nachhauseweg von der Schülerzeitungs-Redaktion aufgelauert, und sie mit einem stumpfen Gegenstand am Kopf getroffen. Dabei ist sie bewusstlos geworden. Oh mein Gott, Herr Kommissar – unsere arme Tochter. Was wollten die denn von ihr? Wieso unsere Melissa! Leber Bleiben Sie ganz ruhig. Wir versuchen die Täter zu finden. Haben sie irgendeine Vermutung, wer es sein könnte? Hat ihre Tochter vielleicht irgendwelche Feinde? Melissas Vater Unsere Tochter ist doch bei allen beliebt. In der Schule, bei ihren Freunden. Überall. Suni, Thorsten – ihr seid doch ihre besten Freunde. Habt ihr eine Idee? Suni Ich bin zwar Detektiv, aber ich bin genauso ratlos. Suni (Off) Was für ein Schock! Melissa ist offensichtlich nochmal mit heiler Haut davongekommen, eine großen Beule am Kopf und ein paar Kratzer sind die einzige Erinnerung an diesen schrecklichen Tag. Verständlicherweise muss sie sich aber erst mal von dem Vorfall erholen. Erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist, verlassen Thorsten und ich Melissas Eltern und begeben uns grübelnd auf dem Heimweg. Suni (Off) Melissa war von dem Vorfall noch mehrere Tage ziemlich mitgenommen, schlief die Nächte sehr schlecht und fehlte mehrmals in der Schule. Verständlich, schließlich passiert es nicht alle Tage, dass man von zwei Ganoven überfallen und niedergeschlagen wird? Aber eines geht mir dann doch nicht aus dem Kopf: Welches Motiv hatten die Gangster? Selbst ihren Geldbeutel und die Kamera haben sie nicht angerührt. Haben die Eltern Kommissar Leber belogen und gibt es vielleicht doch einen Feind, von dem wir nichts wissen? Das ist ein Fall für die Detektei Suni und Partner, egal was Kommissar Leber sagt, schließlich ist eines unserer Mitglieder betroffen! Thorsten, der mit schnellen Schritten und hochrotem Gesicht auf mich zugeht, reißt mich mitten auf dem Pausenhof aus meinen Gedanken.
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Thorsten „Hey, Suni! Schau dir mal das an!“ Suni „Was ist das? Ach, ist das die neueste Ausgabe des Jay-Mags? Mal sehen, worüber Melissa diesmal geschrieben hat...“ Thorsten Na, fällt Dir was auf, Mister Private Investigator? Hmmmm.
Suni Häh?! Da ist ja gar kein Artikel von Melissa drin! Na, das ist aber komisch. Thorsten Richtig! Findest Du das nicht merkwürdig?
Suni Na, nach dem ganzen Stress der letzten Tage nicht wirklich. Thorsten Also ich find's merkwürdig. Letzte Woche war ich noch im Computerraum der Schule. Du weißt schon, da helf ich doch bei der technischen Betreuung. Melissa war auch da und hat gerade an einem Artikel gearbeitet. Und ich kann mich ganz genau erinnern, dass sie mir noch gesagt hat, dass sie für die kommende Ausgabe an einer ganz heißen Story dran ist. Und du kennst Melissa – die ist da ziemlich ehrgeizig! – Und jetzt… kein einziger Artikel? Also ich weiß nicht. Für mich riecht das nach Zensur! Suni Hmmm. Muss ja nichts heißen, aber merkwürdig ist es schon. Sie war ja auch unterwegs um mir etwas zu erzählen. Ob das etwas mit dem merkwürdigen Überfall zu tun hat? Ich schlage vor, wir treffen uns heute Abend mit Melissa bei mir im Büro. Dann können wir sie ja fragen, was da los ist. Melissa Hallo Jungs. Suni Hallo Melissa. Na, wie geht’s Dir? Melissa Besser – ich kann zumindest wieder durchschlafen. Suni Ich möchte Dir ja ungern gleich mit unangenehmen Fragen kommen, aber… Melissa, warum befindet sich in der aktuellen Ausgabe vom Jay-Mag eigentlich kein Artikel von Dir? Melissa Ehm, hm… also… i-ich, hab doch gar keinen geschrieben. Thorsten Melissa, ich hab doch gesehen, dass Du noch vor einer Woche an einem Artikel gearbeitet hast. Kannst Du dich nicht erinnern? Was ist aus dem Artikel geworden?
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Melissa I-ich… Ich kann nicht darüber sprechen. Suni Warum nicht? Melissa Weil… Weil… Nun ja, sie haben mir gesagt, wenn ich darüber mit jemandem spreche kommen sie wieder – und dann komme ich nicht mehr heil nach Hause. Suni Was? Wer war das? Thorsten Melissa, wir sind deine besten Freunde! Du kannst uns alles erzählen! Melissa …also, nach dem Überfall steckte in meiner Jackentasche ein Brief. Darin stand, dass ich nicht mehr weiter an der Story arbeiten darf, oder es würde böse mit mir enden. Suni Weißt du, wer die Attentäter sein könnten? Melissa Nein. Sie waren doch maskiert. Melissa Was hast Du vor? Thorsten Na, ich ruf Kommissar Leber an. Melissa Nein, bitte nicht! In dem Brief stand auch, wenn die Polizei was davon erfährt, machen sie kurzen Prozess mit mir. Melissa Lassen wir es doch einfach gut sein. Ich berichte nicht darüber und die Sache ist erledigt. Thorsten Erledigt? Wir lassen uns doch nicht erpressen! Melissa Du wurdest ja auch nicht angegriffen und niedergeschlagen! Du weißt nicht wie das ist!! Suni Leute, Leute – beruhigt euch! Das können wir auch später ausdiskutieren. Melissa, um was ging es denn in deinem Artikel? Ich verspreche, wir werden niemandem etwas davon erzählen. Melissa Könnt ihr Euch an den Schulwettbewerb letzten Monat erinnern?
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Thorsten Du meinst, den Chemie-Wettbewerb zum Thema „Chemie & Umwelt“? Melissa Ja, genau den. Für den du doch dieses Wasserstoff-betriebene ferngesteuerte Auto gebastelt hattest, Thorsten! Suni Ein Auto das mit Wasser fährt, schon fast unglaublich! Thorsten Stimmt, auch die Lehrer wollten es mir zuerst nicht glauben. Aber mein Auto verbrennt tatsächlich Wasserstoff zu Wasserdampf – es entstehen also kaum Abgase. Das könnte DIE… Suni Jajaja, darüber können wir später auch noch reden – erzähl bitte weiter, Melissa! Melissa Naja. Ich wollte mich ein wenig mit den so genannten „Treibgasen“ beschäftigen. Dafür hab ich mit meinem Chemie-Baukasten eine Sprühdose näher untersucht. Die Treibgase befinden sich in den Sprühdosen, damit diese auf Knopfdruck auch sprühen können. Thorsten Sozusagen der „Motor“ für Sprühdosen. Sie treiben den Inhalt hinaus. Melissa Genau. Heutzutage nimmt man dafür meist Stickstoff oder Butangas her. Die sind für die Umwelt auch relativ unbedenklich und werden deswegen schon lange eingesetzt. Doch mit meinem Chemie-Baukasten konnte ich keins dieser Gase entdecken. Suni Na, sondern? Melissa Die chemischen Reaktionen haben ergeben, dass sich in der Sprühdose stattdessen Fluorchlorkohlenwasserstoffe befanden! Thorsten Echt?!?!? Suni Was für Stoffe? Thorsten F-C-K-W, Suni. Das ist auch ein Treibgas. Aber die internationale Konferenz zum Schutz der Ozonschicht hat FCKW 1990 verboten! Seit dem Jahr 2000 darf es weder hergestellt noch verwendet werden! Melissa Genau so ist es. Das FCKW tritt aus der Dose aus und ist dann nur schwer abzubauen. Das Gas kann bis zu 180 Jahre in der ErdAtmosphäre verweilen. Dabei reagiert es mit dem Sonnenlicht und zersetzt sich in gefährliche chemische Bestandteile… Thorsten
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Ja, das sind so genannte Chlor- und Fluor-Radikale. Diese schädigen die Ozonschicht. Suni Und was ist daran so schlimm? Thorsten Die Ozonschicht ist eine unsichtbare Schicht um die Erde herum und schützt uns vor gefährlichen Sonnenstrahlen, den so genannten UVStrahlen. Und wenn an einer Stelle diese Schicht beschädigt oder verschwunden ist, spricht man vom Ozonloch. Suni Aaah ja. Davon habe ich schon mal gehört. Melissa Ja und letztendlich führt das Fehlen dieser Schicht dann zum sogenannten „Treibhauseffekt“: Die UV-Strahlen werden nicht mehr abgewiesen, die Temperatur auf der Erde steigt – und wenn es zu warm wird, dann schmilzt das Eis an den Polen und der Meeresspiegel steigt rasant an. Es kommt zu großen Überflutungen und Wetterumschwüngen. Das nennt man dann auch „globale Erwärmung“. Die genauen chemischen Zusammenhänge dahinter sind aber ziemlich kompliziert. Suni Ist ja beängstigend. Und dieser Dosenhersteller benutzt solche verbotenen Gase, die das bewirken könnten? Wo kommen diese Dosen denn her? Melissa Der Hersteller hat sein Lager nur ein paar Kilometer von hier. Irgendwie oder durch Irgendwen müssen die wohl dahinter gekommen sein, dass ich da recherchiere. Ich dachte, das wäre ne heiße Story. Thorsten Na scheinbar zu heiß. Suni Okay Thorsten – morgen nach der Schule treffen wir uns. Thorsten Wie? Was? Sag jetzt nicht du willst da hin? Suni! Du hast ja gemerkt, was das für Typen sind! Melissa Im Ernst Suni, das ist ne Nummer zu groß für uns!! Suni Wenn jemand einen Partner aus der Detektei Suni bedroht, dann versteh ich keinen Spaß! Diese Gauner sehe ich mir aus der Nähe an! Thorsten Ich versuch gar nicht erst, gegen Sunis Dickschädel anzukämpfen. Suni Melissa, du bleibst hier. Dich kennen sie ja bereits. Wenn nur wir beide uns umschauen, werden sie hoffentlich keinen Verdacht
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schöpfen. Wir brechen am besten sofort auf. Also, dann: bis morgen, Melissa! Melissa Ach, Suni… bitte seid vorsichtig! Suni (Off) Es ist zwar etwas windig, aber immerhin regnete es nicht, als Thorsten und ich uns hinter dem Stacheldrahtzaun der ominösen Spraydosen-Firma verschanzen. Ich pack mein Fernglas aus und beobachte das geschäftige Treiben auf dem Innenhof des Betriebes, Thorsten geht neben mir in Deckung. Der Stacheldrahtzaun quietscht und schwankt bedrohlich im Rhythmus des Windes. Suni Ein paar LKW-Transporter, Gabelstapler, Arbeiter in Overalls – eigentlich nichts Ungewöhnliches zu sehen. Thorsten Und was ist jetzt los? Suni Die Arbeiter machen wohl gerade Mittagspause. Die lassen alles liegen und stehen und gehen in den kleinen Anbau da drüben auf der linken Seite. Das ist unsere Chance! Komm! Thorsten Verdammt, worauf hab ich mich da wieder eingelassen… Suni (off) Leise huschen wir am Pförtnerhäuschen vorbei und schleichen uns in eine der großen Lagerhallen. Gott sei Dank ist niemand dort, als wir uns darin umsehen. Die Mitarbeiter sind alle in der Mittagspause und lassen sich ihre Brotzeit schmecken. Thorsten Wahnsinn! So viele Dosen! Das müssen ja zehntausende sein! Suni Guck mal hier, diese Dose… Thorsten Was ist denn das für ne Schrift? Suni Sieht asiatisch aus… und hier… Thorsten Noch mehr Etiketten. Aber auf Deutsch. Meinst Du…? Suni Ja, das könnte doch sein: Die kaufen illegal Dosen aus dem asiatischen Raum und etikettieren sie hier einfach um… Thorsten … und verschweigen dabei, dass die Dosen in Wahrheit FCKW enthalten. Egon
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Ich hab da drin grad irgendwas gehört, ich geh nur mal schnell nachsehen… Suni Verdammt, Thorsten! Schnell – verstecken wir uns hinter einer der Paletten! Egon Naaa, hier is nix. Egon (lauter) Muss mich wohl getäuscht haben
Egon Ich hätte schwören können… Suni Mensch Thorsten, kannst Du nicht einmal aufpa… Thorsten Red nicht, Lauf! Egon Was haben wir denn hier? Zwei Lausebengel… hier herum?
Was spioniert ihr denn
Suni Äh, wir wollten ein paar Spraydosen für den Kunstunterricht in der Schule kaufen… Egon Jaaa klaaaar… Suni + Thorsten Lassen Sie uns los! Nein! Aua! Egon Ihr bleibt jetzt erstmal hier drin. Suni (Off) Thorsten hat es mit seiner Schusseligkeit wieder einmal vermasselt. Der Mann von der Fabrik überwältigt uns und sperrt uns in eine kleinen Abstellkammer. In der Kammer ist es dunkel und feucht, Wasser tropft von der Deckem, Nur ein klein wenig Licht fällt durch ein Fenster am oberen Deckenrand. Ansonsten befindet sich nur alter Bauschutt und Dreck in der Kammer. Thorsten und ich sind am Boden zerstört, wir sind in der Gewalt der Gangster. Thorsten Verdammt, Suni – ich hab doch gesagt, das geht übel aus! Jetzt sind wir sogar in einer noch schlimmeren Situation als Melissa! Suni Nur mit der Ruhe, Thorsten. Wir kommen schon irgendwie hier raus.
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Thorsten Ja klar! Mensch, wir haben nicht mal unsere Handys dabei! Und keiner weiß, wo wir sind! Woher willst Du wissen, dass die uns nicht einfach umbringen. Suni Jetzt keine Panik. Für die sind wir doch nur herumstrolchende Kinder. Von Melissa wissen die doch gar nix. Ich bin mir sicher, die werden uns hier bald wieder rauslassen. Im schlimmsten Fall benachrichtigen die unsere Eltern! Thorsten Na, hoffentlich hast du Recht. Suni (off) Die Zeit vergeht wie im Schneckentempo. Nichts, aber auch gar nichts verändert. Kein Besucher, keine Standpauke, keine Polizei – nichts! Dafür unablässig das tropfende Wasser! Kurzzeitig werden Thorsten und ich so panisch, dass wir denken, sie wollen uns hier vielleicht verhungern lassen. Wir beruhigen uns mit dem Gedanken, dass unsere Eltern uns bald vermissen werden und Melissa dann hoffentlich den entscheidenden Tipp liefert. Doch so weit kam es gar nicht… Melissa Hey, Suni! Thorsten! Pssst! Suni Melissa? Melissa Hier oben im Fenster. Es war nur angelehnt. Thorsten Melissa! Was sind wir froh, dass du da bist! Melissa Seid jaaa leise. Ich habe ein Seil besorgt, damit krieg ich Euch hier raus. Moment, ich werf es runter. Suni Perfekt. Du bist unsere Rettung! Egon Verdammt, hast du das gerade gehört? Wo ist der verdammte Schlüssel, Herold? Melissa Los, kommt schon! Macht schneller! Suni Das ist nicht so einfach, das Fenster ist ziemlich hoch. Egon Hey, ihr da drin! Was macht ihr da?! Mensch, wo ist jetzt der verdammte Schlüssel? Herold Ich such ja, ich such ja schon…
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Suni So, ich bin oben. Jetzt du, Thorsten! Thorsten Verflixt, ist das anstrengend. Egon Ah, na endlich. Gib schon her – ich will wissen, was da drin los ist, da stimmt was nicht… Melissa Thorsten, mach schneller! Thorsten Verdammt, das Fenster ist nicht breit genug, ich stecke fest! Suni Komm, wir ziehen dich! Egon Ja, das darf ja wohl nicht wahr sein! Was macht ihr Gören da? Herold, schnell, wir müssen sie aufhalten! Thorsten Ihr bekommt mich nicht! Egon Du kannst so viel mit den Füßen strampeln wie Du willst, ich krieg dich schon, Dicker! Auuu! Herold Was ist passiert? Egon Auuuu! Aaaah! Mist – dieser rotzfreche Bengel hat mich mitten ins Gesicht getreten. Verdammt! Au! Melissa Hahaha, perfekt Thorsten. Jetzt aber: hauuuu… Ruck! Thorsten Aaaaah, ich bin durch. Herold Was?! Da ist schon wieder diese dumme Gans von der Zeitung! Egon Taaatsächlich… Dann steh nicht so blöd rum, sondern tu was! Suni Los, bloß weg hier! Suni (Off) Mit einem hauchdünnen Vorsprung können wir den Ganoven entkommen. Wir rennen was das Zeug hält und verstecken uns hinter einem Bushäuschen. Erst eine Dreiviertelstunde später trauen wir uns überhaupt wieder zu unseren Fahrrädern und machen uns schleunigst auf den Weg nach Hause. Thorsten hatte Recht: Die Sache ist zu heiß.
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Selbst Melissa ist nun einverstanden, Kommissar Leber die endgültigen Beweise für die Machenschaften dieser Firma zu liefern. Leber Hallo, ihr drei! Suni, Thorsten und Melissa Hallo! Suni Und, haben Sie Ganoven schon eingesperrt? Leber Da muss ich euch leider enttäuschen. Eure Anschuldigungen haben nicht für einen Durchsuchungsbefehl gereicht Suni Wie? Aber wir wurden eingesperrt! Melissa wurde überfallen! Und die Firma importiert illegale Spraydosen aus Asien. Warum reicht das nicht? Sekretärin Einen Kaffee, Herr Kommissar? Leber Bitte jetzt nicht, Danke! So. Also erstmal sind diese Spraydosen an sich nicht illegal. Wie unsere behördlichen Untersuchungen ergeben haben, importiert die Firma zwar Spraydosen aus China und etikettiert sie um, weil das günstiger ist – aber das ist vollkommen in Ordnung. Das Gas wird sowieso erst während der Produktion eingefüllt – und das geschieht direkt hier in der Produktionshalle in Deutschland! Sie benutzen dafür Propangas – das basiert auf Kohlenwasserstoff. Ist zwar entzündlicher als z.B. Butan aber aus Umweltsicht absolut problemlos und erlaubt! Suni Aber, aber… wir wurden von den Mitarbeitern mehrere Stunden eingesperrt. Leber Der Firmenchef weiß von nichts. Er ist ein ehemaliger Schulkollege von mir. Ich kenne den seit Jahren – der würde niemals etwas mit Überfällen zu tun haben. Und er hat mir auch versichert, dass seine Mitarbeiter niemals Kinder einfach so ohne sein Mitwissen in einer Abstellkammer festhalten würden. Und selbst wenn ich mich irren sollte – so lange ihr keine Beweise vorlegen könnt, sind mir die Hände gebunden. Diese Firma ist sauber! Mehr kann ich dazu nicht sagen. So, nun entschuldigt mich aber. Suni + Thorsten + Melissa Hmpf. Thorsten Das gibt’s doch nicht! Suni Merkwürdig ist das schon: Hab ich mich etwa so getäuscht? Haben wir zu schnell gedacht, wir hätten den Schuldigen?
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Melissa Es ist auf jeden Fall Fakt, dass ich entführt und ihr unberechtigt festgehalten wurdet. Irgendwas stinkt da doch zum Himmel. Suni Ja, irgendwas ist merkwürdig an der Sache. Will noch jemand nen Lolli? Melissa Gerne. Thorsten Ja, nach der Aufregung… Suni Hmmmm, was stimmt an der Geschichte nicht…? Ich hab’s! Melissa Hmm? Suni Könnt ihr Euch noch an den letzten Satz dieses Mitarbeiters erinnern? Thorsten Hmmm. Nö. Suni Er sagte: „Da ist schon wieder diese dumme Gans von der Zeitung.“ … Wen hat er wohl damit gemeint? Thorsten Na, Melissa natürlich! Aber, aber… Melissa Das heißt: Der Typ hat mich gekannt. Suni Ja, und sein Komplize wohl auch. Ich bin mir nicht sicher – aber mich würde es nicht wundern, wenn das auch die Typen waren, die dich überfallen haben, Melissa! Thorsten Das heißt, die Firma hat doch Dreck am Stecken? Suni Hmmm, nicht unbedingt. Das heißt erst Mal nur, dass die beiden Mitarbeiter möglicherweise etwas mit dem Überfall zu tun haben. Wie nannte der eine noch mal seinen Kollegen? Der hatte so nen komischen Namen. Thorsten Ääääh… Herold? Melissa Herold. Hmmm. Merkwürdiger Vorname. So heißt doch der Sohn meiner Chefredakteurin.
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Thorsten Hmm? Melissa Na, die Chefin vom Jay-Mag halt.
Suni Aha! Melissa, ich glaube, wir haben den Maulwurf, der deine Story verpfiffen hat! Suni (Off) Es stellt sich heraus, dass dieser Herold nebenbei auch Besitzer einer alten Müllhalde am Rande der Stadt ist. Vielleicht werden wir dort die notwendigen Beweise finden. Es ist uns alles andere als wohl dabei, aber nachdem die Polizei nichts herausgefunden hat, müssen wir uns wohl noch ein weiteres Mal in die Höhle des Löwen begeben. Wir statten der Müllhalde in den späten Abendstunden einen Besuch ab, lehnen unsere Fahrräder neben einer undichten Stelle im Zaun an und schleichen uns auf das Gelände. Uns fröstelt – aber nicht wegen der Kälte, sondern weil wir genau wissen, welches Risiko wir gerade wieder eingehen. Suni Okay, absolut leise! Ich glaube, es ist momentan zwar niemand da, aber wenn uns dieser Herold oder Egon noch mal erwischen, dann ist es vorbei mit uns. Thorsten Mir brauchst Du das nicht zu sagen, ich hab so schon genug Angst. Suni Okay, da drüben scheint das Büro zu sein. Kommt! Melissa Okay, niemand zu sehen! Schauen wir uns mal um. Suni Ja, aber leise. Wehe du schmeißt wieder was um, Thorsten! Thorsten Jaja… Melissa Ja, was ist das denn… Schaut mal! Thorsten Unglaublich Suni In der Schublade sind mindestens… das ist ja… Thorsten … soviel Geld hab ich noch nie gesehen. Melissa Und hier ist ne Rechnung. Schaut Euch mal den Endbetrag hier an.
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Suni O la laaaa. Das ist aber ne stattliche Summe. Und… und guckt mal für was die Müllhalde das bekommen hat! Thorsten Wo? Suni Hier oben stehts: Für die Einlagerung von 6.200 Flaschen mit FCKWTreibgasen. Na, wenn das mal kein „merkwürdiger“ Zufall ist. Melissa Das Datum ist auf den Dezember 1999 datiert. Wer ist denn so blöd, und lagert so viele Gasflaschen einen Monat bevor sie verboten werden ein? Suni Nicht blöd. Das war doch das Geschäft. Dieser Herold lagert sie hier illegal ein und kassiert dafür eine stattliche Prämie. Thorsten Psst, in Deckung, da kommt jemand! Suni (Off) Als wir durch das Fenster schauen, sehen wir Egon und Herold aus einem alten Transporter aussteigen. Egon hievt eine Gasflasche von der Tragfläche, während Herold in einen angrenzenden Schuppen geht, um eine alte, unbeschriftete Flasche auf den Transporter zu tragen. Melissa zögert keine Sekunde und nutzte jede sichere Gelegenheit, um alles genau mit Beweisfotos zu protokollieren. Thorsten Mann, die haben jetzt schon 10 Flaschen aufgeladen. Suni Kein Zweifel: Die tauschen hier illegal das Butangas gegen FCKW-Gas. Melissa Oh nein, dieser Herold kommt hierher! Herold Ja, unglaublich! Egon!! Da sind die drei Rotznasen schon wieder! Na wartet – jetzt ist Schluss mit lustig. Diesmal machen wir kurzen Prozess mit Euch! Wo ist noch mal das Paketklebeband? Suni + Thorsten + Melissa Nein, lassen sie uns in Ruhe… Bitte… Wir wollten doch nur… Egon Gut gemacht! Is ja echt unglaublich, diese Bälger. Wie die Kletten, ey! Egon Ich mach mal den Bulldozer klar. Suni (Off) Das war’s. Mit Klebeband gefesselt und geknebelt bringen die zwei Gangster uns raus auf das Gelände. Wir können nur mit entsetzten
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Augen zusehen, wie Egon sich auf einen riesigen Bagger setzt, den Motor startet und langsam auf uns zu rollt!
Egon Das war’s Leute! Jetzt ist nix mehr mit schnüffeln! Muahahahahahaaaa! Suni + Thorsten + Melissa Mmmmmmmh. Mmmmmh! Suni (Off) Die Lage scheint völlig ausweglos. Panisch kaueren wir uns zusammen, als Thorsten die entscheidende Idee hat. Mit seinen zusammengebundenen Füßen schubst er eine der eben abgeladenen Gasflaschen um, so dass sie direkt vor unseren Füßen landet. Ich konnte gerade noch erkennen, was auf der Gasflasche steht: „Propangas! F Plus“ Das bedeutet „hoch entzündlich“. Außerdem steht dort noch: Erstickungsgefahr!“ Jetzt verstehe ich. Mit einem plötzlich Ruck schubsen wir alle drei mit den Füßen die Gasflasche in Richtung des herannahenden Bulldozers. Egon kann nicht mehr rechtzeitig reagieren und die Gasflasche verkantete sich mit der Schaufel des riesigen Gefährts. Sie platzt mit einem lauten Knall auf, als Egon vor lauter Überraschung die Zigarette aus dem Mund fällt. Suni (off) Eine riesige Stichflamme schiesst um das Gefährt und wir drücken unsere Köpfe gegen den Boden, um nicht von ihr geblendet zu werden. Als wir wieder aufschauen, sehen wir Egon, wie er sich am Boden wimmernd seinen verbrannten Fuß hält. Herold, der daneben auf einem alten Schrottauto zugeschaut hat, hält sich den Hals und ringt nach Atem. Der Bulldozer kommt gerade noch rechtzeitig in einem Feuerinferno zum Stehen. Gott sei Dank sind die beiden Ganoven außer Gefecht gesetzt und können uns nichts mehr antun! Die Feuerwehrmänner befreien uns und verarzten die Gauner, bevor die Polizei die beiden abführt. Thorsten Ähem, ich fahre fort: „So konnte nicht nur bewiesen werden, dass die Müllhalden-Besitzer Tonnen von hochgiftigem FCKW eingelagert, sondern dieses über Jahre hinweg auch immer wieder mal heimlich gegen das Propangas eines bekannten Spraydosen-Herstellers ausgetauscht hatten. Mit diesen sollte dann noch einmal richtig Geld verdient werden. Beide Mitarbeiter sitzen jetzt in Untersuchungshaft und die Geschäftsführung hat versprochen, den Einsatz ihrer Treibgase in Zukunft genauer zu überprüfen. Wie drei Kinder diesen großen finanziellen und umweltschädlichen Schwindel aufdecken konnten, lesen sie in der kommenden Ausgabe des JayMags – mit einer Exklusivstory unserer Reporterin Melissa!“ Suni Toll! Melissas Mutter Wir sind stolz auf dich, Melissa! Melissas Vater
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Aber eins müsst ihr mir versprechen: Haltet Euch beim Nachhauseweg von fremden Leuten fern. Und wenn irgendjemand euch erpresst, dann sind Eure Eltern die ersten, denen ihr das erzählen müsst. Melissa Das werden wir, Papa. Thorsten Noch mal so einen heftigen Fall brauch ich sowieso nicht. Wer weiß, wie noch ausgehen hätte können! Suni Nun sei mal nicht so. Wir haben doch alles professionell gelöst. Außerdem: Hast Du nicht allen Grund zur Freude? Ich hab gehört, dass die Jury dein ferngesteuertes Wasserstoff-Auto doch prämieren will… Thorsten Stimmt! Die dachten doch wirklich, ich hätte denen ein Elektroauto als Fälschung vorgesetzt – dabei hab ich daran 2 Jahre gebastelt. Melissa Na, dann treffen wir uns heute ja wohl alle zur großen Siegerehrung, oder? Obwohl… Thorsten, du solltest dich davor wirklich erst noch Mal duschen. Dein Geruch… Thorsten Ach was! Ein bisschen Deo– und die Sache passt! Suni Na, aber dann bitte mit umweltfreundlichen Treibgasen. Nicht dass nachher noch Du und die Spraydose die Umwelt verpesten!
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