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What you need to know about Gebrüder Weiss
Unterwegs seit 1474
Gebrüder Weiss ist das älteste Logistikunternehmen der Welt. Es ging direkt aus dem Botendienst Lindauer Bote (oder auch Mailänder Bote) hervor, der zwischen Lindau und Mailand verkehrte und sich mindestens bis ins Jahr 1474 zurückverfolgen lässt.
1474
On the move since 1474
Gebrüder Weiss is the world’s oldest logistics company. It evolved directly from the Milanese Courier messenger service, which operated between Lindau in Germany and Milan in northern Italy, and can be traced back at least as far as 1474.
München
Lindau
Mailand
Rom
Verankert in Vorarlberg
Die freie Reichsstadt Lindau war ein großer Handelsplatz am Bodensee. Am ihr gegenüberliegenden Seeufer liegt Fußach, von wo aus zahlreiche Frächter und Boten den Warentransport von und nach Lindau übernommen haben. Ende des 18. Jahrhunderts kaufte der Bote Johann Kasimir Weiss dann eine sogenannte Faktorei, eine Art Logistikhalle, in Fußach. Das war der Übergang des Botendienstes zur Spedition. Später wurde der Firmensitz nach Bregenz verlagert – und viel später, nämlich 1985, nach Lauterach.
Rooted in Vorarlberg
The free imperial city of Lindau was once a major trading hub on Lake Constance. On the opposite shore is the small town of Fussach, where numerous messengers and transport operators serviced the route to its northern neighbor. At the end of the 18th century, the messenger Johann Kasimir Weiss purchased a trading post in Fussach where items could be stored and distributed. This was a watershed moment, marking the messenger service’s evolution into a freight forwarding provider. Later, the company’s headquarters was relocated to Bregenz – and much later, namely in 1985, to Lauterach.
Wieso eigentlich: »Gebrüder«?
1823 kam die Faktorei in den Besitz von Josef Weiss, der gemeinsam mit seinen Halbbrüdern Leonhard und Johann Alois Karl Weiss die Geschäfte unter neuem Namen weiterführte: Spedition Gebrüder Weiss. Drei Jahre später wird die Botenlinie nach Mailand schließlich verstaatlicht.
Why Gebrüder Weiss?
In 1823, the trading post passed into the possession of Josef Weiss who, together with his half-brothers Leonhard and Johann Alois Karl Weiss, ran it under a new name: Spedition Gebrüder Weiss. “Gebrüder” means “brothers” in German, and the company name translates as Weiss Brothers’ Freight Forwarders. Three years later, the service to Milan was nationalized.
Warum ist Gebrüder Weiss orange?
Als in den 30erJahren des letzten Jahrhunderts ein dringender Kundenauftrag zu erledigen war, beschloss der damalige Firmenchef Ferdinand Weiss, einen Lkw auf die Straße zu schicken, der noch unlackiert war und nur die Rostschutzfarbe aufgetragen hatte. Und die war orange. Das Aufsehen war groß und die Werbewirkung der ungewöhnlichen Farbe gigantisch. Also blieb man dabei.
Why is Gebrüder Weiss orange?
In the 1930s, when a customer required an urgent delivery, the then company manager Ferdinand Weiss dispatched a truck that was still unpainted. However, it had already been rust-proofed, so it was orange. Everybody was agog at the unusual color which proved an advertising sensation. And over the years the company has decided to embrace it.
Weltweite Unternehmensfamilie
Dem Unternehmen gehören über 7.400 Mitarbeiter*innen an, die in über 170 Standorten in 35 Ländern arbeiten.
170
Standorte
Locations
35 Länder Countries
Worldwide family
The organization employs more than 7,400 people at over 170 locations in 35 countries.
7.400
Mitarbeiter*innen
Employees
Geschäftsbereiche des Unternehmens
Gebrüder Weiss kommt aus dem Landverkehr, hat aber über die Jahrzehnte auch ein weltweites Netzwerk mit Luft und Seefrachtstandorten aufgebaut. An den meisten Standorten bietet das Unternehmen zudem Logistiklösungen an. Das beginnt bei Wareneinlagerungen und geht über Kommissionierungsdienstleistungen bis hin zu ECommerceLösungen. Weiterhin ist Gebrüder Weiss noch im Paketservice aktiv.
The group’s operational focuses
Gebrüder Weiss has its origins in land transport, but over time it has built up a global network of air and sea freight hubs as well. It also offers logistics solutions at most of its locations. These range from handling and warehousing inbound goods through to order picking and e-commerce solutions. Over and beyond this, Gebrüder Weiss also provides parcel delivery services.
Werte
Gebrüder Weiss hat vier Kernwerte definiert: Service Excellence, Unabhängigkeit, Commitment und Nachhaltigkeit. Im Managementkreis werden einmal im Jahr diejenigen geehrt, die zu einem der vier Werte herausragende Projekte umgesetzt haben.
Values
Gebrüder Weiss has defined four core operational principles: Service Excellence, Independence, Commitment and Sustainability. Once a year, management honors individuals whose outstanding projects exemplify one of these qualities.
Wissenschaft – das sind wir alle
text Florian Aigner illustrationen Shiwen Sven Wang
Wer Wissenschaft für die Arbeit einsamer Genies hält, die sich in Studierzimmern verkriechen und ganz alleine revolutionäre Gedanken schmieden, liegt völlig falsch. Echte Wissenschaft entsteht, indem viele Menschen ihre Talente zusammenfügen – weltumspannend.
Wenn mitten im Wald ein Baum umfällt und niemand es hört – macht er dann ein Geräusch? Ja, natürlich. Das Umfallen des Baums erzeugt Schallwellen, die sich durch die Luft ausbreiten. Physikalisch gesehen ist die Sache klar: Das Geräusch ist da, egal ob es gehört wird oder bloß im Dickicht verhallt. Aber was ist, wenn jemand etwas erforscht und niemand davon erfährt – ist das dann Wissenschaft? Diese Frage ist etwas komplizierter. Ein Forschungsergebnis alleine ist nämlich noch keine Wissenschaft. Die entsteht erst dann, wenn es uns Menschen gelingt, unsere Gedanken in die Köpfe anderer Leute zu übertragen, um gemeinsam etwas Größeres daraus zu machen. So knüpfen wir aus vielen kleinen Beobachtungen, Erkenntnissen und Ideen ein tragfähiges Netz, auf das wir uns verlassen können. Das ist Wissenschaft.
Evolutionstheorie – ein Netz aus Fakten
In den 1830erJahren segelte der junge Charles Darwin mit der HMS Beagle über die Weltmeere. Er freute sich über allerlei exotisches Getier, das ihm auf seinen Reisen über den Weg lief, und wunderte sich über die seltsamen Schnabelformen der GalapagosFinken. Als der Naturforscher später darüber nachdachte, wie sich eine Spezies im Lauf der Zeit einfach durch natürliche Selektion verändern kann, war seine Evolutionstheorie noch keine wissenschaftliche Gewissheit. Sie war bloß eine neue, verrückte Idee im Kopf eines neugierigen Menschen.
Heute sieht die Sache anders aus: Unzählige Experimente, Thesen und Forschungsprojekte bauen inzwischen auf der Evolutionstheorie auf, knüpfen an sie an und verbinden sie mit anderen Erkenntnissen der Wissenschaft. Die Evolutionstheorie wurde so oft mit unterschiedlichsten Methoden bestätigt, dass man längst nicht mehr an ihr zweifeln kann. In der Paläontologie untersucht man Fossilien und stellt fest, dass sich Tier und Pflanzenarten im Lauf der Zeit tatsächlich kontinuierlich verändern. Diese Ergebnisse passen wunderbar zu den Beobachtungen, die man beim Züchten von Pflanzen und Tieren macht. Die moderne Genetik kann uns heute erklären, was diese Phänomene mit der DNA zu tun haben; mit mathematischen Modellen kann man berechnen, wie rasch sich Veränderungen in der DNA ausbreiten. Und im Labor kann man diese Berechnungen dann überprüfen, etwa indem man Bakterien untersucht, die sich besonders schnell vermehren.
Alleine können wir falschliegen – gemeinsam haben wir recht
All diese Ergebnisse fügen sich zu einem stimmigen Gebilde zusammen – und genau deswegen können wir uns darauf verlassen. Was würde geschehen, wenn sich nun herausstellte, dass sich irgendjemand mal beim Auswerten eines gentechnischen Experiments verrechnet hat oder dass irgendwo ein Dinosaurierknochen falsch datiert wurde? Gar nichts. Unser Glaube an die Evolutionstheorie würde dadurch nicht erschüttert werden. Wissenschaft lebt davon, dass viele verschiedene Menschen, die über viele verschiedene Dinge sorgfältig nachgedacht haben, ihre Gedanken austauschen, diskutieren und vielleicht auch ein bisschen streiten.
Die komplexeste Maschine der Welt
Ein eindrucksvolles Symbol für die Kraft menschlicher Zusammenarbeit ist der Large Hadron Collider am CERN in Genf – der größte Teilchenbeschleuniger der Welt, die wohl komplizierteste Maschine, die je auf unserem Planeten konstruiert wurde. Einen kreisrunden Tunnel mit einer Länge von über 26 Kilometern hat man in den Boden gegraben, genau an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. Durch diesen Tunnel verläuft eine Röhre aus Stahl, in der ein fast perfektes Vakuum herrscht – eine Leere wie in den Tiefen des Weltalls. Winzige Teilchen rasen durch diesen Röhrenkreis, sie werden von gewaltigen Elektromagneten auf ihrer Bahn gehalten, bis sie schließlich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit kollidieren und dabei ein Gewimmel neuer Teilchen erzeugen, die dann in hochkomplizierten Teilchendetektoren gemessen werden. Dabei entstehen
Daten, die man sorgfältig analysieren und auswerten muss, um den fundamentalsten Geheimnissen der Materie auf die Spur zu kommen.
Dazu braucht man unzählige Leute aus ganz unterschiedlichen Forschungsbereichen: Aus der Experimentalphysik, um passende Detektoren zu entwickeln. Aus der Elektrotechnik, um leistungsfähige Elektromagneten zu konstruieren. Aus der Informatik, um Methoden zu fi nden, die gewaltige Datenfl ut zu bändigen und die interessante Information herauszufi ltern. Außerdem muss jemand die Tunnel graben, die Metallteile verschweißen und die Kabel richtig einstecken. Jemand muss die Gebäude sauber halten und in der Kantine Essen kochen, damit die Nobelpreisträger nicht hungern. Ein solches Großprojekt ist also nicht die Glanztat einzelner Genies, es ist eine Menschheitsleistung. Wir Menschen sind die einzige Spezies auf diesem Planeten, die diese Art von Kooperation zustande bringt.
Wissenschaft und Ameisenhaufen
Wichtig ist: Es geht dabei nicht bloß um Arbeitsteilung. Wissenschaft funktioniert nicht wie Fließbandarbeit, wo man einfach deshalb viele Menschen braucht, weil in kurzer Zeit viel zu erledigen ist. Die Zusammenarbeit in der Wissenschaft ist komplexer – eher wie die Arbeit an einem Ameisenhaufen: Aus einem scheinbar chaotischen, unkoordinierten Gewimmel entsteht am Ende etwa Großes, von dem alle etwas haben. Keine einzige Ameise versteht, was da geschieht. Keine von ihnen hat einen Bauplan des fertigen Ameisenhaufens im Kopf. Aber das Ameisenvolk insgesamt hat ihn errichtet. Mit der Wissenschaft ist es genauso: Kein Mensch auf der Welt hat die gesamte Wissenschaft im Kopf, mit all ihren Gesetzen, Eff ekten und Phänomenen. Aber die Menschheit insgesamt, als Spezies, hat sie verstanden.
Wir vergeben Nobelpreise an geniale Forscherinnen und Forscher. Wir benennen Straßen nach ihnen und stellen ihre Büsten in den Arkadenhöfen der Universitäten auf. Und das ist auch gut so. Aber wir dürfen nicht vergessen: Im Grunde ist Wissenschaft keine Leistung herausragender Einzelpersonen, sondern eine Leistung der Menschheit insgesamt. Wir alle sind daran beteiligt – ganz egal, ob wir uns selbst mit Wissenschaft beschäftigen oder nicht. Und daher dürfen wir auch alle mit Recht gemeinsam stolz sein: auf die großartigen Ideen, die wir als Menschheit hervorgebracht haben.
Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftspublizist und lebt in Wien. Im Herbst 2020 erschien sein neues Buch »Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl«, in dem er in zahlreichen Geschichten verständlich macht, warum wir uns auf die Wissenschaft ver lassen können.