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Routes and distances 1
Alte Verbindungen auf dem Wasser
Der älteste und auch der längste schiffbare Kanal der Welt ist der Kaiserkanal in China. Vor etwa 2.500 Jahren wurden erste Abschnitte der Wasserstraße errichtet, heute verbindet der Kanal auf 2.000 Kilometer die Hauptstadt Peking mit dem Norden des Landes, wo er in den Jangtse mündet.
Ancient transport links on waterways
The oldest and longest navigable canal in the world is the Imperial Canal in China. The first sections were built some 2,500 years ago. Today the canal runs two thousand kilometers from the capital of Beijing to the north of the country, where it flows into the Yangtze River.
Die längste Strecke auf dem Land
Die Strecke zwischen Chom Town in Liberia und Shitangzhen in China durchquert neun Zeitzonen und 18 Länder und Territorien und ist die längste Landstrecke zwischen zwei Orten auf der Welt. Sie misst 13.589,31 Kilometer und damit knapp ein Drittel des Erdumfangs. Bei einer flotten Marschgeschwindigkeit von 5 Kilometer pro Stunde würde die Wanderung vom einen Ende zum anderen 113 Tage und 6 Stunden dauern – aber nur, wenn man Tag und Nacht ohne Pause durchmarschiert.
The longest overland distance
The route between Chom Town in Liberia and Shitangzhen in China traverses nine time zones and 18 different countries and territories, making it the world’s longest transport link between two places. At 13,589.31 kilometers, it is almost a third of the Earth’s circumference. At a brisk pace of 5 kilometers per hour, walking from one end to the other would take 113 days and 6 hours – but only if you walk nonstop 24/7.
Chom Town/ Liberia
9.288 km
Shitangzhen/ China
113 Tage Days 6 Stunden Hours
Die längste Strecke auf dem Meer
Fährt man an der Küste Pakistans los und immer nur geradeaus entlang der Ostküste Afrikas, knapp an Feuerland vorbei, über den Pazifik, dann landet man irgendwann an der Küste der russischen Halbinsel Kamschatka. Die Strecke misst 32.089,7 Kilometer, ohne jemals auf Land zu treffen.
The longest route at sea
If you set off from Pakistan, then sail straight down the east coast of Africa and around the continent’s southern tip, and head west past Tierra del Fuego before heading north up the Pacific, you will likely eventually end up at the Russian peninsula Kamchatka. The route measures 32,089.7 kilometers without ever touching land.
Pakistan Kamschatka
Der Gütige am Nordpol
text Thuy Anh Nguyen
Vor 133 Jahren brach ein Expeditionsteam auf, um den nördlichsten Punkt der Erde zu erreichen. Mit dabei war der Afroamerikaner Matthew Henson. Gut möglich, dass er der erste Mensch am Nordpol war.
Es ist 1887, als Matthew Henson in einem Hutgeschäft auf einen Mann trifft, der sich als Robert Peary vorstellt. Dieser sucht einen Assistenten für seine Reisen. Henson willigt ein, nicht wissend, dass er zwei Jahrzehnte später mit jenem Mann 665 Kilometer Marsch bestreiten wird, bis sie glauben, auf dem nördlichsten Punkt der Erde zu stehen. Matthew Alexander Henson kommt am 8. August 1866 in Maryland zur Welt, in einer für einen Afroamerikaner aufwühlenden Zeit, der Bürgerkrieg ist erst ein Jahr vorbei. Nach dem Tod der Eltern wird Henson mit 12 Jahren Kabinenjunge auf dem Schiff Katie Hines und bereist Europa, Asien und Afrika. Als er nach Washington D.C. zurückkehrt, begegnet der mittlerweile 21jährige Henson dem zehn Jahre älteren Robert Edwin Peary, einem Ingenieur der USMarine. Für die nächsten zwei Jahre begleitet Henson Peary nach Nicaragua und hilft ihm bei Vermessungsarbeiten. Henson muss Peary sehr beeindruckt haben, denn er heuert ihn für sein nächstes Vorhaben wieder an – für diese Zeit eher untypisch. Doch Peary hat ein ehrgeiziges Ziel, das ihn die gesellschaftlichen Konventionen im Umgang mit Afroamerikanern vorerst ignorieren lässt: Er will als erster Mensch den Nordpol erreichen.
Für das Expeditionsteam ist Henson von unschätzbarem Wert: Mit seinen Fähigkeiten als Handwerker baut und wartet er die Schlitten. Von den Inuit lernt er, wie man in der Arktis überlebt. Er wird ein begnadeter Hundeschlittenfahrer: »(Henson) kann besser mit einem Schlitten umgehen und ist wahrscheinlich ein besserer Hundeführer als jeder andere lebende Mann, mit Ausnahme einiger der besten EskimoJäger selbst«, schreibt Peary über ihn. Henson adaptiert nicht nur die Strategien der Inuit, er lernt auch ihre Sprache und Lebensweise – und wird zu ihrem Freund. »Mahri Pahluk« nennen sie ihn: Matthew der Gütige.
Gemeinsam unternehmen Henson und Peary ab 1891 mehrere Expeditionen nach Grönland mit Anläufen zum Nordpol, die jedoch erfolglos bleiben. Zu brutal ist die Arktis mit Temperaturen von 50 Grad unter null. Bei einem der Versuche verliert Peary acht Zehen. 1908 wollen sie es ein letztes Mal wagen: Mit dem Schiff Roosevelt kommen sie im September auf Ellesmere Island an und verbringen dort den langen arktischen Winter mit der Lagerung von Vorräten. Ende Februar 1909 ist es so weit, das Team aus 24 Männern, 19 Schlitten und 133 Hunden verlässt das Festland und betritt den gefrorenen Arktischen Ozean. Vor ihnen wartet ein ca. 665 Kilometer langer Marsch zum Pol.
In den ersten Tagen kommen sie kaum voran. An den Küsten staut sich Packeis zu meterhohen Bergen. Das Eis bricht immer wieder, es driftet weg, manchmal bis zu zehn Kilometer Richtung Süden, weg vom Pol. Offene Wasserrinnen behindern den Weg, der Wind schneidet ins Gesicht, Schneestürme zerren an Kräften und Psyche der Expediteure. »Wir überquerten mehrere, meist zugefrorene Rinnen und waren über zwölf Stunden unterwegs. Die Kilometerleistung war gering, und statt Freude empfand ich Entmutigung. Ich war so erschöpft wie noch nie«, schreibt Henson später in seiner Autobiografie. Ab der dritten Woche wird die Route einfacher.
Auf dem Weg schickt Peary nach und nach Teammitglieder zurück – eine übliche Taktik damals. Er nutzt erst ihre Arbeitskräfte und spart später ihr Transportgewicht. Niemand kann sich sicher sein, dass er am nächsten Tag noch mit dabei ist. Als wieder einer gehen muss, schreibt Henson: »Mein Herz hörte auf zu klopfen, ich atmete leichter, und mein Geist war erleichtert. Ich war noch nicht an der Reihe, ich durfte weitergehen.« Am 1. April, kurz vor dem 88. Breitengrad, schickt Peary zum letzten Mal einen Mann zurück. Es ist Kapitän Bartlett, der beste Navigator des Teams. Diese Entscheidung wird später viele Fragen aufwerfen.
Aus den amerikanischen Südstaaten an den Nordpol: der Schwarze Entdecker Matthew Henson
From America’s south to the North Pole: the AfricanAmerican explorer Matthew Henson
Probefahrt auf dem Trockenen – Matthew Henson (rechts) und die Crew auf dem Schlitten, der sie zum Nordpol bringen sollte Seite 33: Bereit zur Abfahrt – Henson (3. Reihe, 1. von rechts) und die Crew auf dem Forschungsschiff Roosevelt
Dry run – Matthew Henson (right) and the crew on the sled that was to take them to the North Pole Page 33: Ready to go – Henson (third row, far right) and the crew of the research vessel Roosevelt
Am Ende sind es noch Peary, Henson und vier Inuit: Ootah, Egingwah, Seegloo und Ooqueah. Sie legen die verbliebenen 240 Kilometer in rekordverdächtigem Tempo zurück, Henson als Hundeschlittenführer fährt vor. Am 6. April schätzt er, dass sie angekommen sind, und macht halt. »Ich spürte, dass das Ende unserer Reise gekommen war.« Peary trifft eine Dreiviertelstunde später ein. Für viele ist das der Hinweis, dass womöglich nicht Peary, sondern Henson als Erster den Nordpol erreicht hat. Am nächsten Tag, als sich der Nebel lichtet, bestätigt Peary mit seinen Berechnungen ihre Position. Es ist geschafft! Die Männer hissen die USFlagge und machen Fotos. Erst Tage später vermerkt Peary auf einem losen Zettel: »Endlich der Pol. Der Preis dreier Jahrhunderte, mein Traum und Ziel seit 23 Jahren.« Auf dem Rückweg spürt Henson, dass Peary sich von ihm distanziert. »Von dem Moment an, als ich Commander Peary sagte, dass ich glaubte, wir stünden auf dem Pol, hörte er offenbar auf, mein Freund zu sein«, erzählt er später. In den USA bricht Peary abrupt den Kontakt zu ihm ab.
In den Wochen darauf wird es kurios: Eine seltsame Geschichte droht ihren Triumpf zu zerstören. Der Abenteurer Frederick Cook behauptet, er sei schon am 21. April 1908, also ein Jahr früher als Peary, am Nordpol gewesen. Es kommt zum bitteren Streit. Was die Beweisführung so schwierig