AKTUELL
LOGISTIKWELT Bernd Winter, Chefredakteur der internationalen Wochenzeitung Verkehr, berichtet über Trends und Entwicklungen in der Logistikbranche.
SONNTAGSREDEN REICHEN NICHT Schön langsam verstummt der 18-Uhr-Applaus für jene Menschen, die unser System aufrechterhalten. Die „Helden und Heldinnen des Alltags“, wie sie gerne von der Politik genannt werden, sind systemrelevant. Bricht etwas Systemrelevantes weg, hat es Auswirkungen auf unsere Gesundheit, Sicherheit und Versorgung. Viele meist gering bezahlte Berufe sind bisher nicht wahrgenommen oder wertgeschätzt worden. Jetzt sollte allen klar sein, dass es ohne Beschäftigte im Gesundheitsbereich, Handelsangestellte und Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen nicht geht. Huldvoller Applaus und Sonn-
Round Table mit Jungspediteuren. Bernd Winter (Verkehr), Evelyn Kreuzhuber (FH Steyr), Antonio Steiner (Lagermax Spedition), Hatun Yurttas und Johanna Winzer (beide Gebrüder Weiss), Alena Kubicek (Österreichische Post) und Oliver Wagner (ZV).
tagsreden allein helfen ihnen aber nicht.
Schön, dass zu Beginn der Corona-Krise rasch klar war, wer entscheidend ist für die Versorgung unserer Gesellschaft. Nun müssen aber auch bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung für sie folgen.
„ONLINE WIRD WIE WILD BESTELLT“
Fotos / beigestellt, GLS
In der KEP-Branche bemerkt Klaus Schädle, Group Area Managing Director
von Global Logistics Service (GLS), einen Switch vom B2B- zum B2C-Bereich. Auch die durchschnittliche Stoppzahl der Zustellfahrzeuge ist gestiegen. Schädle über die Zeit nach Corona: „Wirtschaftlich werden wir dieses Jahr sicherlich in eine Rezession laufen und nächstes Jahr dann hoffentlich verstärkt wachsen. Die Gesellschaft wird die Jobs im Logistiksektor hoffentlich mehr wertschätzen und sich nicht nur über Zustellfahrzeuge beschweren, die in zweiter Reihe parken. Wichtig wäre, dass die Städte und Kommunen erkennen, dass die Paketdienste reservierte Parkplätze für die Zustellung in Wohngebieten benötigen. Außerdem sollten die Voraussetzungen für mobile City-Depots geschaffen werden. So könnten wir Fußgängerzonen CO-neutral per E-Van, E-Bike oder auch mit Sackkarren aus Containern heraus beliefern. An diesen Orten brauchen wir auch Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Das würde Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt nützen.“ / Q2/2020
DIE SCHLAGZEILENGENERATION Der Zentralverband Spedition & Logistik (ZV) organisierte vor Corona erstmals einen Round Table mit Finalisten und Gewinnern aus den letztjährigen Wettbewerben „Jungspediteur des Jahres“. Thema: „Nutzung von Onlinemedien“. Dabei zeigte sich, dass die junge Generation Informationen vorangig aus den Social Media bezieht. Aktuelle Firmen- und Brancheninfos aber holen sich Jungspediteure auch über Intranetlösungen in den jeweiligen Unternehmen. Im Printbereich haben Fachmedien nach wie vor eine große Bedeutung, wohingegen Tageszeitungen keine Rolle mehr spielen. Infos müssen für die Nachwuchskräfte rasch erkennbar sein. „Wir sind eine Schlagzeilengeneration“, so eine der Diskussionsteilnehmerinnen.
LOGISTIK 2030+ IN UMSETZUNG
„Neue Form der Wertschätzung“. Klaus Schädle (GLS) fordert effektivere Zustellmöglichkeiten für den Logistiksektor.
Wien und Niederösterreich arbeiten an der Initiative „Nachhaltige Logistik 2030+ Niederösterreich-Wien“. Im November 2019 wurde der Aktionsplan mit 35 Maßnahmen und über 130 Einzelaktionen vorgestellt. Dieser wurde gemeinsam mit Stakeholdern und Vertretern aus relevanten Branchen erarbeitet und soll nun bis 2025 umgesetzt werden. Seit dem Umsetzungsstart im Jänner 2020 wurden bereits 43 Prozent aller Aktionen aktiviert. 59 Prozent der Aktionen haben einen kurzfristigen Realisierungshorizont. Parallel dazu liegt der Fokus weiterhin auf der Initiierung und Begleitung von Pilotprojekten.
Eine Maßnahme war die Implentierung von neutralen Paketboxen, um die Übergabe in der Erstzustellung unabhängig von Anwesenheit des Empfängers erledigen zu können. Diese Infrastruktur hat durch Corona eine noch höhere Nachfrage erfahren.
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