ZUKUNFT
DIE MOBILE REVOLUTION Immer mehr Kunden gehen via Smartphone auf virtuelle Shoppingtour. Die Händler sind gefordert, mit dem weltweiten Vormarsch von Mobile Commerce Schritt zu halten. Text / Sabina König
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KAUFIMPULS KOMMT OFT MOBIL
» Mehr als ein Viertel der Österreicher kauft im Internet via Smartphone oder Tablet ein. Besonders junge Menschen nutzen diese Möglichkeit: 60 Prozent der unter 29-jährigen Konsumenten shoppen digital. «
Noch dynamischer habe sich der mobile Traffic entwickelt, weiß Christoph Truppe, Leiter der AG E-Commerce beim Interactive Advertising Bureau Austria (IAB). Dieser habe innerhalb des vergangenen Jahres um zehn Prozent zugelegt und mache mittlerweile zwei Drittel des Gesamttraffics aus. Diese rasante Entwicklung spiegle sich allerdings nur bedingt in den Verkaufszahlen wider, sagt Truppe. Viele Menschen würden unterwegs recherchieren und sich für ein Produkt entscheiden, den Kauf aber erst zu Hause abschließen. Die Bedeutung eines starken Auftritts im mobilen Internet würde sich erst bei einer übergreifenden Messung sämtlicher Kanäle erschließen. Und die sei oft schwer möglich.
USABILITY ENTSCHEIDEND Der wesentliche Erfolgsfaktor im Mobile Commerce ist also die Usability. Laut einer Studie von eMarketer empfinden nur zwölf Prozent der Nutzer Mobile Shopping als bequem. „Es reicht nicht aus, einfach die Desktop-Version des Webshops mobil zu machen. Vielmehr geht es darum, das mobile Nutzungsverhalten von vornherein mitzudenken“, erklärt Truppe. Entscheidend sei dabei die Ladegeschwindigkeit. Seit Jahren wisse man aus Befragungen, dass eine Ladedauer von mehr als drei Sekunden die Absprungrate massiv ansteigen lasse. Händler sollten lieber nur die Top-Artikel oder die Bestseller auf der Landing-Page zeigen, als den gesamten Katalog abzubilden und das kleine Format / Q2/2020
Foto / Pixabay
nterwegs in der U-Bahn. In der Hand das Smartphone, um schnell via Webshop neue Kopfhörer zu kaufen. Endlich hat man sich bis Seite 45 zum gewünschten Produkt durchgeklickt, die Kopfhörer in den digitalen Warenkorb gelegt, die Adressfelder ausgefüllt. Und dazwischen lästige Pop-up-Fenster geschlossen und viele lange Ladepausen erduldet. Als sich beim Eintippen der Kreditkartennummer auch noch wiederholt die Buchstabentastatur in den kleinen Screen schiebt, ist Endstation – nicht nur für die U-Bahn, sondern auch im Kaufprozess. Wer kennt das nicht: Beim Einkaufen auf dem Smartphone sind oft gute Nerven gefragt. Häufig scheitern Onlineshopper an der Nutzerfreundlichkeit, die bei vielen mobilen Webseiten und Apps zu wünschen übrig lässt. Denn längst nicht alle Händler haben sich auf die neuen Ansprüche der Kundschaft eingestellt. Dabei boomt das Einkaufen auf mobilen Endgeräten. Das Smartphone ist zum dauernden Begleiter im Alltag geworden und krempelt auch den Handel ordentlich um. Vor allem Konsumenten in Asien, die mobile Zahlungslösungen nutzen und gleichzeitig einkaufen, geben das Tempo vor. 2017 erwirtschaftete China 67 Prozent des weltweiten MobileCommerce-Umsatzes – dank Playern wie WeChat, wo sich Messenger, Social Media, Onlineshopping und Payment zu einem integrierten mobilen Ökosystem verbinden. Die Entwicklungen der letzten Jahre sprechen auch in Österreich eine klare Sprache: Die Umsätze im Mobile Commerce – kurz M-Commerce genannt – haben sich seit 2013 vervierfacht, wie die E-CommerceStudie des Handelsverbands Österreich aus dem Jahr 2019 zeigte. Von 7,5 Milliarden Euro Onlineumsatz fallen bereits 800 Millionen Euro auf Mobile Shopping. Mehr als ein
Viertel der Österreicher kauft im Internet via Smartphone oder Tablet ein. Besonders junge Menschen nutzen diese Möglichkeit: 60 Prozent der unter 29-jährigen Konsumenten shoppen digital. Bei den über 60-Jährigen liegt der Anteil des M-Commerce noch bei sechs Prozent – Tendenz stark steigend.