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NACHHALTIGKEIT ALS ATTRIBUT

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HERAUSFORDERUNG UND ENORME CHANCE

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Konsumenten sind bereit, für nachhaltige Lebensmittel und Waren mehr zu zahlen. Der Handel erkennt das als Chance. Das ergibt der bundesweite Nachhaltigkeitskompass des Handelsverbands in Zusammenarbeit mit EY.

Text / Cornelia Ritzer

Die EU will bis zum Jahr 2050 als erster Kontinent klimaneutral werden. Das bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt so viele CO2-Emissionen beseitigt wie produziert werden. Auch beim Einkauf ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium. In einer Studie des Handelsverbands und von EY Österreich in Zusammenarbeit mit MindTake Research wurden im September 2021 sowohl 1.014 Konsumentinnen und Konsumenten zwischen 18 und 69 Jahren als auch 81 Handelsbetriebe befragt.

Ergebnis der Studie: Die Top-Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf sind

Mietmodelle. Produkte zu mieten, statt zu kaufen, schont die Umwelt. 40 Prozent der Konsumenten können sich vorstellen, Sportprodukte auszuleihen. Regionalität (77 Prozent) und Tierwohl (72 Prozent). Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist eine Chance für Händler – und diese erkennen das zum überwiegenden Teil (84 Prozent) auch als solche. Verunsichernd für sie ist jedoch die Unklarheit über die Zahlungsbereitschaft der Kunden (42 Prozent). Denn trotz deren Willen, mit ihrem Kaufverhalten etwas zum Klimaschutz beizutragen – ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei Lebensmitteln ist für 87 Prozent noch wichtiger und damit das entscheidende Kriterium beim Kauf. Auch beim Shopping von Kleidung steht bei den Kunden (84 Prozent) das Preisbewusstsein ganz oben.

FAIRE ÖKOPRODUKTE DÜRFEN MEHR KOSTEN

Der höhere Preis von nachhaltigen Produkten ist auch oft der Grund, warum viele (47 Prozent der Befragten) weniger nachhaltig agieren, als sie könnten. Vor allem junge Menschen entscheiden sich überdurchschnittlich oft gegen „grüne“ Produkte. Gleichzeitig ist jeder Zweite bereit, für nachhaltigere Waren bis zu fünf Prozent des Haushaltseinkommens aufzuzahlen. „Für Bioprodukte und Waren aus der Region würden knapp 60 Prozent der Konsumenten tiefer ins Geldbörserl greifen, für fair gehandelte Produkte die Hälfte und für den Einkauf bei einem CO2-neutralen Händler ein Drittel“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Weitere Gründe, warum Konsumenten weniger nachhaltig einkaufen als sie können, sind Bequemlichkeit und fehlende Aufklärung. Hier wäre ein Nachhaltigkeits-Bonusprogramm denkbar: So wären 69 Prozent der Österreicherinnen und Östereicher an einem Bonusprogramm für den Kauf von nachhaltigeren Produkten oder für eingesparten Stromverbrauch interessiert. Eine Cashback-Option wäre für drei Viertel interessant – „und dies über alle Altersklassen hinweg“, so Rainer Will. Er weist darauf hin, dass es vor allem für 18- bis 29-Jährige interessant sei (25 Prozent), den Öko-Punktestand in den

» Nachhaltigkeit ist neben der Digitalisierung der prägende Megatrend unserer Zeit. Es erfordert ein Neudenken des gesamten Geschäftsmodells. «

Martin Unger

Leiter Nachhaltigkeitsinitiative EYCarbon

Bonus. Bio und Regionalität werden von den Konsumenten immer mehr nachgefragt. Sie sind auch bereit, mehr dafür zu bezahlen. Ein Nachhaltigkeits-Bonusprogramm könnte noch mehr vom Trend überzeugen.

sozialen Medien zu posten: „Was heute die Kilometer in der Lauf-App sind, könnten morgen die ‚Green Points‘ beim Shoppen sein.“

MEHR NACHHALTIGKEIT: HANDEL HAT VERANTWORTUNG

Beim Erreichen von Nachhaltigkeitszielen spiele der Handel eine zentrale Rolle, sagt Martin Unger, Leiter des Sektors Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und der Nachhaltigkeitsinitiative EYCarbon: „Zum einen ist er gefordert, Millionen Konsumentinnen und Konsumenten auf dem Weg zu einem nachhaltigen Leben zu begleiten und zum Teil auch anzuleiten. Zum anderen liegt es auch in der Verantwortung der Handelsunternehmen, mit ihren Lieferanten gemeinsam an nachhaltigen Lieferketten und Sortimenten zu arbeiten.“

Aus der Händlerbefragung unter 81 Mitgliedern des Handelsverbands geht hervor, dass 84 Prozent den Nachhaltigkeitsbereich als Chance sehen. „Nachhaltigkeit ist neben Digitalisierung der prägende Megatrend unserer Zeit“, betont Unger. Diese als integralen Bestandteil zu begreifen, bedeute jedoch mehr als eine kleine Kurskorrektur, sagt der EY-Experte: „Es erfordert ein Neudenken des gesamten Geschäftsmodells. Diese Transformation sollten Händler jetzt einleiten, um langfristig zu reüssieren.“ Für sie kann sich das lohnen, denn laut Studie ist etwa ein Drittel der befragten Kunden bereit, für recyclete Produkte mehr auszugeben. Über 55 Prozent sind bereit, für Bio- sowie für regionale Produkte mehr auszugeben, für fair gehandelte Produkte würde knapp die Hälfte der Befragten mehr bezahlen.

MIETEN STATT KAUFEN ALS UMSATZCHANCE

Nachhaltigkeit bietet neue Chancen, betont Nikolaus Köchelhuber, Managing Director im Bereich Handel- und Konsumgüter bei EY Österreich. Produkte zu mieten, statt sie zu kaufen, können sich 40 Prozent der Kunden bei Sportprodukten und Autos vorstellen. Aber auch bei Produkten, bei denen das Mieten eher unüblich ist, wird die Bereitschaft spürbar: Zwei von zehn Personen können sich das Mietmodell für Waschmaschine, Wäschetrockner, Kaffeemaschine oder für Fernseher und Playstation vorstellen. Für ein Zehntel ist auch die Anmietung von Möbeln oder Babykleidung denkbar. Köchelhuber: „Damit ist klar, dass Nachhaltigkeit auch gänzlich neue Geschäftsmodelle und Umsatzchancen für Unternehmen öffnet.“

Sustainable Commerce Report 2021

Der Nachhaltigkeitskompass für den österreichischen Handel ist auf www.handelsverband.at/studien kostenfrei erhältlich.

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