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Lecithin in der Cannabisküche
TEXT ANDRÉ SCHNEIDER
WAS IST LECITHIN?
Lecithin ist ein Phospholipid, eineArt von Fett, welches im Körper einewichtige Rolle spielt und Teile derZellmembranen bildet. Medizinischwird Lecithin zur Behandlung einerVielzahl von Krankheiten eingesetzt,darunter sind zum Beispiel hoherCholesterinspiegel, Angstzustände,Ekzeme, Leber- und Gallenblasenerkrankungenund Gedächtnisstörungenwie Alzheimer und Demenz.
WAS JEDOCH BEWIRKT LECITHIN?
Lecithin wird auch häufig als Lebensmittelzusatzstoff verwendet, da es zur Stabilisierung von Lebensmitteln beiträgt und als Emulgator fungiert, der dazu beiträgt, Zutaten zu binden, die normalerweise nicht zusammenkleben, wie etwa Öl und Wasser. Wenn man Lecithin unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, ist es leicht zu erkennen, dass es für einige Anwendungen zum Kochen mit Cannabis nützlich sein kann.
BRAUCHT MAN LECITHIN BEIM KOCHEN MIT CANNABIS?
Nicht unbedingt. Und in vielen Fällen wird man es nicht einmal wollen. Aber es gibt einige Anwendungen, bei denen es durchaus hilfreich ist. Es gibt scheinbar viele, die Lecithin in die Mischung geben, wenn sie Marihuana-Butter oder Öl herstellen, dieses erscheint jedoch unsinnig. Wir wissen, dass die Cannabinoide, die wir extrahieren, wie THC, an Fette gebunden werden. Lecithin hilft, Wasser an Fette zu binden. Ebenso gibt es keine Notwendigkeit, Lecithin in die Mischung zu geben, wenn man Marihuana-Butter oder Öl herstellt. Wenn man bei der Herstellung von Aufgüssen Wasser hinzufügt, könnte dies sogar kontraproduktiv sein, da man nicht möchte, dass sich das Cannabis an das Wasser bindet, welches schließlich weggeworfen wird.
WANN KÖNNTE LECITHIN ALSO BEIM KOCHEN MIT CANNABIS NÜTZLICH SEIN?
Immer dann, wenn man emulgierenoder ein Fett an eine Flüssigkeit bindenmöchte. Bei der Herstellung vonBackwaren wie Kuchen und Keksen istnatürliches Lecithin bereits in vielender dafür verwendeten Zutaten enthalten.Manche Köche fügen ihren Teigenjedoch gerne Lecithin hinzu, um denProzess noch mehr zu unterstützen.Das ist eine Möglichkeit, jedoch nichtnotwendig. Das Lecithin trägt dazu bei,dass sich öllösliche Zutaten wie Cannabuttermit wasserlöslichen Zutaten wieZucker und Kakao verbinden. Mit anderenWorten, es hilft, dass alle Zutatenzusammenhalten und stellt sicher, dassSie am Ende ein konsistentes, glattes,gut geformtes, qualitativ hochwertigesLebensmittel haben. Ein weiterer Grundfür die Verwendung von Lecithin in Cannabis-Esswarenist, dass es die Haltbarkeitverbessern und den Abbau verhindernkann, indem es die Trennung vonWasser und Fetten verhindert. Außerdem kann die bindende Wirkung das Risiko der Schimmelbildung verringern.
Offensichtlich ist somit, dass Lecithin bei der Herstellung von fettfreien Lebensmitteln hilfreich sein kann, weil man in diesen Fällen versucht, ein Fett (Cannabistrichome) an eine Flüssigkeit zu binden. Jedoch ist nicht alles Lecithin gleich. Die gebräuchlichste Art, das Sojalecithin, sollte vermieden werden, da dieses fast immer gentechnisch verändert wurde, stark verarbeitet ist und mit potenziell krebserregenden Lösungsmitteln wie Hexan oder Aceton extrahiert wird. Darüber hinaus hat Soja selbst einige fragwürdige Nebenwirkungen und ist nicht für jeden verträglich, insbesondere nicht für einige Allergiker. Sonnenblumenlecithin, das aus Samen kalt gepresst und nur minimal verarbeitet wird, ist zwar teurer, aber weitaus besser. Wenn man Lebensmitteln Lecithin zusetzen möchte, achten man am besten darauf, dass es sich um Sonnenblumenlecithin handelt. Da es in fein pulverisierter Form vorliegt, lässt es sich in die meisten Rezepte leicht einrühren. Viele Menschen nehmen Lecithin als Nahrungsergänzungsmittel ein, obwohl es auch in vielen Lebensmitteln enthalten ist, die wir üblicherweise verzehren, wie z. B. in Eigelb, Sojabohnen, Milch, Hülsenfrüchten, Avocados, Sonnenblumen und vielen andere.
Oft wird behauptet, dass die Zugabe von Lecithin zu Cannabisnahrungsmitteln deren "Bioverfügbarkeit" erhöht und sie ebenfalls stärker wirken lässt. Dieses scheint jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich zu sein und individuell empfunden zu werden. Wissenschaft und Labortests scheinen die Theorie des verstärkten Rausches nicht zu stützen. Labortests zeigen keinen Anstieg der Potenz, die User sagen nur, dass sie sich stärker high fühlen. Als die damalige High Time Redakteurin für Esswaren, Elise McDonough, das große Cannabutter-Experiment durchführte, bei dem verschiedene Methoden zur Herstellung von Marihuana-Butter getestet wurden, ergab die mit Lecithin hergestellte Charge die geringste THC-Menge. So scheint also die Verwendung von Lecithin zu Zwecken der Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden ein Diskussionsthema zu sein, ebenso wie die Verwendung beim Backen mit Cannabis. Deutlich ist jedoch, dass Lecithin eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle bei der Herstellung unterschiedlicher Speise und sogenannter Edibles hält, welche eine zusätzliche Bindung benötigen.