Schizophrenic disorder _ Booklet (by Hannah Hiecke)

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Schizophrenie


Über psychische Störungen wird viel geschwiegen. In der Gesellschaft gelten psychische Störungen als Schwäche, eine Tabuisierung von diesen schafft Grenzen. Unwissenheit fördert ein negatives Zusammenleben. Personen, die unter psychischen Störungen leiden, werden häufiger stigmatisiert als körperliche kranke Menschen. Obwohl die Behandlung psychischer Störungen positive Veränderungen hervorruft, hat das Stigma, das mit einer psychischen Erkrankung einhergeht, einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität. Vorurteile kommen durch Wissensdefizite. Die vorliegenden Hefte bieten Aufklärung, über die Verteilung, Symptome und Erklärungsansätzen von psychischen Störungen. Transparenz schafft Verständnis. Mehr als 33% der deutschen Bevölkerung leiden unter einer psychischen Störung, nur etwa 36% davon haben einer groben adäquaten Intervention. Jedoch lassen sich nur 10%, das sind 3 von 33 Betroffenen, länger und regelmäßig behandeln. Hingegen sind mehr als 90% aller Suizide mit psychischen Erkrankungen assoziiert. Heute gibt es gute Heilungschancen und professionelle Ärzte, die bei psychischen Störungen unterstützend wirken können. Eine psychische Störung heißt nicht, dass der Betroffene damit leben zu müssen.


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Schizophrenie 2.

Lebenszeitrisiko und Verteilung in Deutschland

4.

Definition und Kriterien

6.

Symptome

20.

Ă„tiologie

22.

Faktoren

24.

Risikotest

26.

AuflĂśsung

28.

Hilfe und Ansprechpartner


Schizophrenie

Lebenszeitrisiko und Verteilung in Deutschland

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100 Frauen (18 - 65 Jahren)

Schizophrenie 1-2% der Frauen


100 M채nner (18 - 65 Jahren)

Schizophrenie 1-2% der M채nner


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Schizophrenie

Definition und Kriterien

Personen in einem psychotischen Zustand haben erhebliche Schwierigkeiten, in einer organisierten, rationalen Form zu denken. Eine psychotische Störung ist somit allgemein definiert durch ihre Auswirkungen auf eine starke Veränderung der Wahrnehmung, der Gedanken und des Bewusstseins bzw. des Ich-Erlebens. Die für Psychosen charakteristischen Veränderungen in der Wahrnehmung werden als Halluzinationen und im Denken als Wahn bezeichnet. Wobei die Differenzierung zwischen Halluzinationen, Sinneswahrnehmungen ohne adäquate Stimulation der entsprechenden sensorischen Kanäle, und dem Wahn, Überzeugungen, die trotz unbestreitbarer Beweise für das Gegenteil aufrechterhalten werden, wichtig ist. Eine Person, die wegen dieser Veränderungen fehlerhafte Schlussfolgerungen aus realen Situationen, Gegebenheiten oder Sachverhalten zieht, aber der festen Überzeugung ist, dass ihre subjektiven Schlussfolgerungen der Realität entsprechen, leidet an einer psychotischen Störung. Symptome einer Psychose * beinhalten auch eine desorganisierte Sprache und chaotisches Verhalten in Alltagssituationen. Die Schizophrenie ist eine der schwerwiegendsten psychischen Störungen. Es gibt jedoch kein zentrales Symptom, das für eine Diagnose vorhanden sein muss. Die Störung kann sich auf sehr unterschiedliche Arten äußern. Im Vordergrund stehen jedoch Störungen des formalen Denkens und der Denkinhalte verbunden mit Einbußen der Leistungsfähigkeit. Auch der Verlauf der Störung kann variieren.


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Selbstgespräche 8 9

Sinnestäuschungen sind möglich, zum Beispiel Stimmen und Gerüche. Manche Betroffenen fangen deshalb an, Selbstgespräche zu führen, wobei sie in sich hinein horchen, vielleicht hinein lachen, um sich schimpfen oder gegen unsichtbare drohend vorgehen.


Halluzinationen Halluzinationen in akustischer Form, imperative Stimmen oder dialogisierende Stimmen, unterhalten sich untereinander über den Patienten. Kommentierende Stimmen rufen oft Selbstgespräche hervor. Elementare akustische Halluzinationen, auch Akoasmen genannt, optische (Jedoch eher untypisch), olfaktorische, gustatorische, taktile und Leibeshalluzinationen (Zönästhesien).


Gedankenausbleiben 10 11

Gedanken bleiben im Denkvorgang aus und sind sprunghaft. Dies erschwert die Kommunikation und den Kommunikationsfluss. Der Zuhörer kann nicht folgen. Der „rote Faden“ geht im Gespräch verloren.


Beeinflussbarkeit Beeinflussungswahn oder das Gef端hl des Gemachten, ferner Stimmen, die den Betroffenen kommentieren oder 端ber ihn sprechen und ihn so beeinflussen.


Apathie (Teilnahmslosigkeit) 12 13

Mit Apathie auch als Unempfindlichkeit zu übersetzten, bezeichnet man in der Medizin die Teilnahmslosigkeit, mangelnde Erregbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen.


Katatonie Katatonie äußert sich in unnatürlichen, stark verkrampften Haltungen des ganzen Körpers oder einzelnen Körperteilen, beharrliches Schweigen, bizarre Haltungsstereotypien, wachsartiger Widerstand der Muskulatur bei passiver Bewegung.


Bizarrer Wahn 14 15

Wahn, sogenannte inhaltliche DenkstĂśrungen, Wahneinfall, Wahnstimmung, Wahnwahrnehmung. Der schizophrener Wahn ist im Gegensatz zu Wahn bei anderen Erkrankungen oft bizarr, magisch-mystisch und meist uneinfĂźhlbar. Dieses Symptom ist jedoch eher selten und stigmatisierend.


Affektverflachung Verarmung des Fühlen und der emotionalen Ausdrucks- und Reaktionsfähigkeit und zudem die Unfähigkeit, Vergnügen oder Freude zu empfinden und die eingeschränkte oder fehlende Konfliktfähigkeit. Dies führt zu Mangel an sozialen Interaktionen.


Gedankenabreisen 16 17

Schizophrenie beeinflusst stark die Gedanken, es äuĂ&#x;ert sich durch Gedankenentzug, Gedankeneingebung und Gedankenausbreitung.

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Gedankenlautwerden Zu den Halluzinationen kommt Dialogisierende Stimmen. Kommentierende Stimmen f端hren oftmals zu Gedanken laut werden.


Sprachverarmung 18 19

Probleme die Gedanken zu ordnen und nachzuvollziehen f端hrt zur scheinbaren Verarmung der Sprache und Wortneubildung.


Kontrollwahn KÜrperliche Beschwerden wie Unruhe oder beispielsweise Magenschmerzen werden durch Aktionen anderer Menschen erklärt.


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Schizophrenie

Ätiologie

Man geht heutzutage von einer multifaktoriallen Verusachung der Schizophrenie aus. Neben genetischen, biochemischen, hirnstrukturellen und hirnfunktionellen Faktoren spielen auch Geburtskomplikationen und psychosoziale Stressoren eine Rolle. Eine Integration finden diese Faktoren im Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dabei wird für das Auftreten einer Schizophrenie eine genetische Bereitschaft angenommen, auf deren Grundlage sich Auffälligkeiten bei den Neurotransmittern, den Hirnstrukturen und -funktionen entwickeln. Anforderungen, Lebensbelastungen, feindselige bzw. komlexe soziale Situationen überlasten das mentale System und provozieren so die geschilderten * Auffälligkeiten im Erleben und Verhalten. Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind noch unbekannt. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe, die Nervensignale weiterleiten, eine Rolle (Neurotransmitter). Belastende Ereignisse können die Anfälligkeit (Vulnerabilität) für eine Schizophrenie erhöhen. Mögliche Auslöser sind Geburtskomplikationen, schwere körperliche Krankheiten oder eine unglückliche Kindheit. Auch akute Belastungen wie Stress in der Arbeit oder in der Familie können eine Schizophrenie auslösen: In 50 Prozent der Fälle gehen der Erkrankung oder Wiedererkrankung psychische Belastungen voraus. Jeder Mensch hat ein ihm eigenes Stressbewältigungspotential. Das Niveau, ab dem die eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen, liegt bei Menschen mit einer erhöhten Vulnerabilität niedriger. Deshalb zielen auch die sozial ausgerichteten Behandlungsansätze der Schizophrenie unter anderem darauf, die Betroffenen in ihren Fähigkeiten zur Stressbewältigung zu stärken.


Schizophrenie Faktoren

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Bei einer schizophrenen Erkrankung ist das Gleichgewicht bestimmter chemischer Botenstoffe im Gehirn gestört. Es kommt zu einer veränderten Informationsverarbeitung, insbesondere dort, wo der Überträgerstoff Dopamin wirkt. Daraus ergeben sich dann die Krankheitszeichen (Symptome), die der Betroffene an sich selbst und andere an ihm feststellen. Früher deutete man die Schizophrenie als Folge einer Überproduktion des Neurotransmitters Dopamin. Neuere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass wohl nur ein Teil der Dopamin-Signalwege überaktiv ist. Während einer schizophrenen Psychose kommt es auch zu biochemischen Veränderungen im Gehirn. Ein Teil der Nervenzellen, die Dopamin als Neurotransmitter verwenden, sind in der Psychose überaktiv, andere unteraktiv, womit man heute einerseits die sogenannten Positivsymptome (als Folge der Überaktivität des einen Teils) und andererseits die Negativsymptome (als Folge der Unteraktivität eines anderen Teils des Dopaminsystems) erklärt. Durch eine überhöhte Dopamin Produktion werden zudem Halluzinationen und die Gedankeneinschübe erklärbar. Dopamin ist somit ein wichtiger Faktor in kognitiven und emotionalen Situationen, wird dieses feine System in ein Ungleichgewicht gebracht, kann das Auswirkungen auf die Psychische haben.

Wichtige Bereiche im Gehirn

Wichtige Hormone

Das Mesocorticale System Nach derzeitigem Verständnis hat das Funktionieren dieser Bahn eine Bedeutung für die sogenannten exekutiven Funktionen, sowie die Motivation. In diesem Bereich werden viele Ursachen kognitiver Störungen und Krankheiten vermutet.

Dopamin Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter. Auch „Glückshormon“ genannt. Die dopaminergen Neurone des mesolimbischen Systems projizieren mit ihren Axonen vor allem zu Strukturen des Vorderhirn.

Mesolimbisches System Das auch als „positives Belohnungssystem“ bezeichnete mesolimbische System ist entscheidend an der Entstehung der Emotion „Freude“ beteiligt.


Schizophrenie verursacht im mesolimbischen Bereich des Gehirns zu viel oder überaktive Dopaminrezeptoren. Dadurch ergibt sich in diesem Bereich eine Hyperaktivität, was die positiven, aktiven Symptome hervorruft.

Nach derzeitigem Verständnis hat das Funktionieren dieser Bahn eine Bedeutung für die sogenannten exekutiven Funktionen, sowie die Motivation. Zu hohe oder zu aktive Dopaminwerte sind Grundlage für die Störung, Sprunghafte Gedankengänge und die Halluzinationen.


Schizophrenie

Risikotest

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Teste, ob du unter einer Schizophrenie leidest oder psychisch stabil bist. Viele Menschen, die unter einer Störung leiden, wissen es entweder nicht, oder wollen es sich nicht eingestehen, da es einfacher ist mit der Störung weiter zu leben. Sich eine Störung einzugestehen und sich Hilfe zu suchen braucht viel Kraft und einen Willen. Wer sich in der Symptombeschreibung wiedererkennt, kann einen Selbsttest vornehmen. Hierfür werden zahlreiche Tests in Form von Fragebögen im Internet angeboten. Nach dem Beantworten der Fragen soll das Ergebnis Aufschluss über den psychischen Stand des Lesers, oder einer seiner Bekannten, geben. Nach dem Beantworten kann man erkennen, ob überhaupt eine Störung vorliegt oder ob die Psychische stabil ist. Der Sättigungsgrad der anzukreuzenden Punkte gibt Aufschluss und eine Tendenz über den möglichen Schweregrades der Störung. Allerdings ist bei diesem und jedem anderen Selbsttest zu beachten, dass er keine fachärztliche Diagnose ersetzt. Dennoch wäre es wichtig den Test ehrlich zu beantworten, um das Ergebnis und vielleicht auch eine Vermutung geschrieben zu sehen. Der Test soll helfen, Aufmerksam zu machen und ein weiteres Handeln in die Wege zuleiten. Sollte der Verdacht bestehen, an einer Störung zu leiden, ist ein Besuch bei einem Facharzt, wie einem Psychologen, Psychotherapeuten oder Neurologen, unumgänglich.

Psychisch Stabil Gedankensprünge im Normalbereich Anzeichen einer Schizophrenie liegt vor Schizophren


Gedankenlautwerden Gedankeneingebung Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung Kontrollwahn Beeinflussungswahn Gefühl des Gemachten Kommentierende, diagolisierende Stimme Kulturell unangemessenes, bizarrer wahn Auftretende Halluzinationen Wahngedanken oder überwertige Ideen Neologismus Gedankenabreißen und Gedankeneinschiebung Katatone Symptome Apathie (Teilnahmslosigkeit) Alogie (Sprachverarmung) Affektverflachung Selbstgespräche Antriebsmangel Depressive Phasen Leibliche Beeinflussungserlebnisse

ja

häufiger

weniger

nein

Imperative Stimmen


Schizophrenie

Auflösung

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Schizophreniesrisiko „nein – trifft gar nicht zu“ Seelische Stabilität ist vorhanden und normale Gedankengänge.

Schizophreniesrisiko „trifft weniger zu“ Leichte Gedankensprünge, manchmal Selbstgespräche, ist noch im Normalbereich, der mancher Unkonzentriertheit.

Schizophreniesrisiko „trifft häufiger auf“ Gedankenspringen, Schwierigkeiten Gedanken zu formulieren, leichte Denkstörungen sind Anzeichen einer Schizophrenie.

Schizophreniesrisiko „ja – trifft zu“ Gedankensprünge und Denkstörungen beeinflussen stark das Leben und die Kommunikation mit anderen Menschen. Schizophrenie liegt vor.


http://www.zi-mannheim.de/checkliste.html


Schizophrenie

Hilfe und Ansprechpartner

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Der Risikotest hat erschreckend gezeigt, dass der Leser oder jemand meiner Bekannten, Freunde oder ein Familienmitglied, Anzeichen einer Schizophrenie aufweist. Schizophrenie kann heute gut therapeutisch begleitet werden. Die Heilungschancen sind zudem sehr hoch. 100 prozentig kann man festhalten, professionelle Unterstützung, Begleitung ist besser als garnichts. Normale Denkvorgänge, somit ein normales Leben und Kommunikation sollte wieder erreicht werden. Die Mortalitätsrate, Suizidgefahr und die Kombination zu anderen psychischen Störungen ist hoch. Begleitende Unterstützung, nicht mit der Störung allein zu sein, würde die Mortalitätsrate und die Anfälligkeit zu anderen Störungen stark senken. Deutschlandweite Hilfe bzw. Ansprechpartner unter:

• Schizophrenie Selbsthilfe www.selbsthilfeschizophrenie.de

• Schizophrenie Kompetenznetz www.kompetenznetz-schizophrenie.de Ansonsten ist der Hausarzt immer über lokale Ansprechpartner informiert und leitet an professionelle Hilfe weiter.


Semesterarbeit von Hannah Hiecke Kommunikationsdesign FH Aachen fßr Gestaltung (B.A.) 5. Semester • Abgabe im Januar 2012 Betreuung Prof. Dipl.-Des. Ilka Helmig



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