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Siehe, dein König kommt gu dir janfimiithig. Matth. 21, 5

Nachrichten fi MBRECKT, NS. = Geimath und des Ausfandes.

Herausgegeben fiir die Evang. - Lutherifde Synodaleonfereng bon Nordamerika von der Commi ion für die Negermiffion; redigirt von den Pa toren C. J. O. Han er und C. F. W. Sapper.

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8. Jahrgang. December 1886. Nummer 12.

Siehe, dein König kommt zu dir anftmüthig. Matth. 21, 5.

fprade: Siehe, dein König kommt zu dir

Mit die em Adventsgruß bringen wir un ern lieben Le ern das neue Kirchenjahr. Es i t der be te und elig te Gruß, den es gibt. Er ver ichert allen Gläubigen, daß JE us auch mit dem neuen Kirchenjahre wieder zu uns armen Kindern des Todes kommt, mit neuer Gnade, mit neuem Tro t, Licht, Heil und Leben. Ach, was wäre die es Leben ohne JE um? Nicht werth, daß man es lebte. Mit Seufzen müßten wir jedes neue Lebensjahr, al8 ein Jahr voll neuer Mühe und Arbeit, Leid und Streit, ohne Hoffnung eines Be ern, begrüßen. Aber mit JE u, un erm Gnadenkönig, wird alles lidt und leicht, alles Heil und Segen. Die dunkle Zukunft ver- wandelt fid) dur< ihn in den Glanz eines herrlih an- brechenden Frühlingsmorgens, die Traurigkeit in Freude, die Furcht in Hoffnung, die Sünde in Gerechtigkeit, der Tod in's Leben. Denn wo JE us ift, da i t ja der Himmel und alles, was uns hier gliidlid) und dort elig macht. Oder ift es etwa nicht al o? Crfdridft du, lieber Le er, wenn du daran denk t, daß JE us kommt, der freilid) Gott elb t i t, dem daher nichts verborgen i t, der darum auch alle deine Sünden, deine Untreue im ver- gangenen Kirchenjahre kennt, der auch die Sünde haßt und ein t alle Sünder vor einem Richter tuhl ver ammeln wird zu geben einem jeglichen, nahdem er gehandelt hat bei Leibes Leben? Wie, ollte der Gedanke an ein Kommen nicht vielmehr er hre>lih als erfreulich und trö tlich fein? Wohl, o müßte es ein, wenn der Adventsgruß nicht

an tmüthig. D, merke doh dies Wörtlein anft- müthig . Er kommt al o nicht als ein zorniger König, eine ungehor amen Unterthanen zu chwerer Rechen chaft zu ziehen; nein, er kommt anftmüthig, d. h. mit anftem, gütigem Muth und Sinn gegen die Sünder; er kommt als ein Gnadenkönig, eine Unterthanen in ihrem Elend und Jammer mitleidig heimzu uchen, ie darin zu trö ten und endlich herrlich zu erretten. Sollte t du did al o nicht eines Kommens von Herzen freuen und ihn mit einem dankbaren Ho ianna empfangen ? Oder zweifelt dein Herz nod)? Nun, fo komm doch einmal mit mir zu der Stätte, wo die er dein Gnadenkönig zuer t ichtbar er- chienen i t, nah Bethlehem, im jüdi chen Lande. Zwar der Pala t, den die er Himmelskönig fid) zur Wohnung auser ehen hat, ift, adj! ein elender Stall, ein er tes Lager Stroh und Heu in einer Krippe, eine Ge talt nicht - in Himmels Herrlichkeit leuhtend on t würde t du did) ja auf s neue fürhten nein, eine Ge talt i t die eines Kindleins, o fo hold elig, lieblich, üß lächelnd, die Händ- hen nach dir auaftredend; age, lieber Le er, will t du das fürhten? Ach, das ift ja unmöglich, du kann t es viel- mehr nicht helfen, du möchte t es aus einem Kripplein herausnehmen und an dein Herz dritden und mit Kü en bede>en. Aber wie, was oll dir dies arme Kindlein ? Kann elb t es fic) doch elb t nicht helfen, lebt es dod) cheinbar nur von der Liebe einer orgenden Mutter? O Men chenkind, betracht es recht, Und ftrauchle nicht, dieweil fo {le<t, So elend cheint dies Kindelein, Es i t und oll auch dir groß fein.

Denn iehe, ob auch das Kindlein elb t äußer te Armuth und Niedrigkeit umgibt, außerhalb des Stalles thut fic) über Bethlehems Feldern und Hirten der Himmel auf, die Herrlichkeit des Himmels erleuchtet die Nacht zum hellen Tage, der Engel höch ter er cheint und verkündigt die Ge- burt die es Kindleins mit den wunderbaren Worten : Fürchtet euh nicht, iehe, id) verkündige end) große- Freude, die allem Volk widerfahren oll, euch i t heute der Heiland geboren, welcher ijt Chri tus, der HErr, d. i. Gott! D, lieber Le er, wie ieh t du nun das Kindlein im Stalle an? Nicht wahr, mit heiliger Ehrfurcht, als deinen Gott, als den großen König aller Könige, de en Diener die Engel des Himmels ind, die ihn mit ihren himmli chen Lobliedern prei en; und dod, du ieh t es dod) auh zugleih mit inniger Liebe und gutem Vertrauen an, denn es liegt ja als freundliches, anftes Kindlein vor dir und als dein Heiland, ruft zu ich did) und mich, pricht mit üßen Lippen : laßt fahren, lieben Brüder, was euch quält, was euch fehlt, bring id) alles wieder. Denn darum i t er in olcher tiefen Niedrig- feit geboren, geht fo arm und verachtet durch die Welt und tirbt endlid) am Fluchholz des Kreuzes, daß er hinweg nähme, was uns quält und äng tigt, Sünde, Fluch, Traurigkeit, Leid, Tod und Hölle, und uns wieder er- werbe, was wir verloren, Gottes Gnade, Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Gei t, Leben und Selig- feit.- Erkenn t du nun, daß du keinen eligern Gruß ver- nehmen fannft als den Adventsgruß: Siehe, dein König kommt zu dir anftmüthig ? Heißt es doch nichts anderes als: dein Gott, dein Heiland, dein Trö ter, dein Seligmacher kommt zu dir. Muß da nicht alles licht und helle, alles voll.Heil und Segen für did im neuen Kirchenjahr werden? Darum fo laß denn fahren alle Ang t und Traurigkeit. Singe deinem Gnadenkönig ein frdblides Ho ianna entgegen: Gelobet fei, der da fommt! Oder noh be er inge ihm mit den Engeln den fröhlichen Weihnachtsge ang: Ehre ei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Men chen ein Wohlgefallen ! Aber nod) eins, lieber Le er, hilf deinem Heiland aud) den Weg bereiten zu den Herzen derer, die ihn nod) nicht kennen. { \{<hen kommen, denn er i t er chienen ein Heiland allem Volke, allen Sündern, auch den Heiden, Juden, un ern Negern, an denen er uns eine Liebesarbeit befohlen hat; hilf einen eligen Gnadeneinzug fördern dur dein Ge- bet, durch die Gaben deiner Liebe. Welch ein ge egnetes Gnadenjahr werden wir dann helfen anrichten und elb t genießen ! D elig, elig alle Welt, Er will nicht nur zu dir, er will zu allen Men-

Die fich an die es Kindlein halt! Wohl bem, der die es recht bedenkt, Und gläubig einen Heiland nennt. Amen. O. H.

Reformationsfeter in den BWriffionskirdien zu New Orleans.

Der Pab t kann mit Vergnügen an New Orleans den- ken. Er hat eine eifrige Je uiten chaar hier, welche ihm in Gemein chaft mit anderen einer Getreuen aus den Reihen der Abergläubi chen viele Anhänger ammelt. Die e begingen am 1. vorigen Monats einen großen Feier- tag. Es war das Fe t Allerheiligen. An die em Tage find alle gute Katholiken hon früh im Sonntags taat. Dem Prie ter hi>t der Chine e die Meßgewänder. Die Gloden läuten. Die Frommen eilen in die Kirche. Für die vorgeblih im Fegfeuer gepeinigten Seelen wird Me e gele en. Schmunzelnd treicht der Prie ter das Verraths- und Blutgeld ein. Die betrogene Ma e kann wieder gehen. Aber damit niht genug. Heute muß aud) gewallfahrtet werden. Man glaubt fic) allmählich in die Zeiten der Völkerwanderung ver eßt. Alles pilgert hin- aus auf die Gottesader. Am Eingang haben die barm- herzigen Schwe tern mit den Wai en hon Po to gefaßt und la en die e mit Geld tücken auf einem Teller trommeln. Man weiß, was das zu bedeuten hat. Ja, der Pab t ver- teht die Bettelei mei terhaft. Die Leute werden von Mit-

richtet worden waren.

leid erfaßt und opfernd zieht die Menge in die Gottesä>er ein. Nun weilen ie oft den ganzen Tag zwi chen den Grabgewölben. Hier kauert einer und betet den Ro en- franz, dort kniet ein anderer voll Andacht vor einem Krucifix, weiter drüben ift einer mit dem Auf tellen und Anzünden geweihter Kerzen be chäftigt und noh andere \hmüd>en die Gräber mit, wahr cheinli<h aud) vom Prie- ter geweihten, Allerheiligenblumen. Daß die e Leute doh die Augen aufthun wollten und ehen, daß es das Kind des Verderbens ift, dem fie folgen, daß es die Greuel des Antichri ten find, die fie mitmahen! Doch, wir haben keinen Grund, uns zu rühmen, Gott gebührt die Ehre da- für, daß wir das Lügengewebe des Pab tthums durch- brochen haben und zur Wahrheit hindurchgedrungen ind. Und weil grade am Abend vor Allerheiligen der Weg zur Freiheit von dem Joch päb tlicher Gewi enstyrannei an- gebahnt wurde, feiern wir auch an die em Tage mit freude- und dankerfülltem Herzen alljährlih das Gedächtnis jener Großthat Gottes. Wie nun die es Fe t in un ern Neger- kirchen gefeiert wurde, oll hier jest etwas ge childert werden,

On den Sonntags chulen wurde am Reformationstage nicht wie üblich eine bibli he Ge chichte durhgenommen, fonbdern ein Examen über das Leben und Wirken Luthers ange tellt, über das die Kinder der Haupt ache nah unter- Die Hauptfeier des Tages aber bildeten die Gottesdien te, die in den, ver chiedenen Kirchen abgehalten wurden, - in denen wir zwi chen vier und fünf hundert Negern predigen durften. Jn der St. Paul's Chapel er choll hon morgens der Ge ang der_bekannten

Lieder: A mighty Fortress is our God und Lord, keep us steadfast in Thy Word , den Leuten verfiin- digend, was uns troß Schwärmern, Pab t und Teufel Muth gibt, auch unter den Negern die Kriege des HErrn zu führen. Gott i t un ere Burg, in der wir icher wohnen. Nicht un ere Macht ift es, mit der wir gegen die Feinde an türmen, ondern der von Gott erkorene Heiland i t es, der für und durch uns treitet. Un ere Feinde irren ich, wenn ie denken, daß fie gegen uns Men chen treiten, eben o ehr, wie fid) die Katholiken betrogen, als fie dach- ten, daß ie nur gegen einen Luther zu kämpfen hätten.

Es war Gottes Sache, für die Luther, in die Schranken trat, die Neformation der Kirche war Gottes eigenes Werk. Das war es auch, was Herr Mi ionar Bakke in einer feurigen Predigt, gegründet auf Apo t. 5, 88. 39., an der Be chaffenheit des Reformationswerkes, der vorzüglichen Tüchtigkeit (eminent fitness) des Werk- zeuges und dem herrlid) gewonnenen Siege nachwies. Nach Schluß die er Predigt trug ein Mädchenchor unter Leitung Herrn Lehrer Bergs das Lied: ,,Come Thou al- mighty King vor. Unter der Zuhörer chaft waren be- onders die Katholiken ehr zahlreih vertreten. Zu be- dauern bei olchen Gelegenheiten i t, daß die Kapelle nicht mehr Raum bietet. Auch in der Sonntags chule ift das Gedränge jest o groß, daß kaum durchzukommen i t.

Sn der Mount Zion Church hatte fic) Abends eine größere Zuhörer chaft eingefunden, als an irgend einem Reformationsfe t vorher. Hier hatte Herr Lehrer Vix zur Hebung der Feierlichkeit etwas ganz Be onderes vorbereitet. Gr ang mit einem aus einen Schülern ausge uchten Chor vier timmig das Lied: He leaded me, O blessed Thought . Eine Anzahl der Gemeindeglieder empfing an die em Fe tabend das heilige Abendmahl, bei de en Feier ganz neue, von Herrn Lange in St. Louis bezogene Geräthe gebraucht wurden, die den Schwarzen überaus gefielen.

Vor der Trinity Church hatte fid) hon geraume Zeit vor Eröffnung des Gottesdien tes eine an ehnliche Menge Neger eingefunden. Das Wort festival hatte wie ein Zauber gewirkt. Gar manche kamen in der Meinung, daß ice-cream, Wein und Kuchen ausgetheilt werden würde, und wunderten fid) über die Freigebigkeit der Lu- theraner, die kein Eintrittsgeld forderten, während dod) on t der Zutritt zu den festivals in der Regel 10 Cents ko tet. Als die Kirche dann aufgemacht wurde, und nichts von den erwarteten Dingen zu chen war, gingen mehrere wieder fort. Aber dennoch war die Zuhörer chaft fo groß, daß alle Bänke, die wir befigen, gedrängt voll waren. Es war ein buntes Gemi ch von Katholiken, Methodi ten, Bapti ten und religionslo en Leuten. Der Predigt über Luci 1, 68., welche ein Ver uh war, die preiswür- dige Errettung des Volkes Gottes durch das Werk der Reformation zu childern, chenkten viele ihre volle Aufmerk amkeit. Hörte man auch päter die Bemerkung: ,, That man is an educated preacher , wo-

mit Methodi ten und Bapti ten hier ihren Ab cheu gegen einen Prediger ausdriiden, fo waren dod) auch unter die- en manche, denen der Gottesdienft gefallen hat. Die Reformation3ge chihte war allen gänzlih neu. Herrn Lehrer Jö>kels Schüler angen zwei timmig die Lieder: yl love the Church, the holy Church und The Church's One Foundation is Jesus Christ, her Lord.

Sind wir nun aud) nod) eine kleine Kraft, fo wollen wir doch getro t weiter arbeiten. Eine Ermunterung da: zu haben wir wieder in der That ache, daß die Neger die an dem Reformationstage in un eren Sonntags chulen und Kirchen einge ammelte Collecte, $10.10 betragend, für die zu errichtende neue Station be timmt haben. A. Burgdorf.

Aus der Hermannsburger Wiffion.

Das ganze Gebiet der Hermannsburger Mi - ion in Afrika ift jest in Prop teien oder Vi itations-

Di tricte eingetheilt, Jeder Di trict hat einen Prop t, der verpflichtet i t, alle einzelnen Stationen zu be uchen und zu vi itiren. Der betreffende Mi ionar hält einen oder mehrere Gottesdien te, denen der Prop t beiwohnt.

Die Schulen werden vi itirt und dann vom Prop t eine Gemeindever ammlung gehalten, in welcher mit den Leu- ten über die Angelegenheiten der Gemeinde ge prochen,

Streitigkeiten wo möglich ge hlihtet, be ondere Fragen erörtert und vorgefundene Fehler an der Gemeinde oder ihrem Seel orger zurechtge tellt verden. Be onders in- tere ant i t der Vi itations-Bericht von Prop t Penzhorn. Wadsthum und Zu tand der Gemeinden waren im allge- meinen ehr erfreulid). Sehr \{hmerzli< war es dem Propft und einem Begleiter, dem bejahrtene Mi ionar Baceberg, an manchen Plagen, wo vor den lesten Kriegen blühende Mi ions tationen waren, jest nur noch die ver- la enen Ruinen der Kirchen- und Schulgebäude, wie der Mi ionarswohnungen zu finden, welche die Mi ionare ein t mit Mühe und viel Schweiß, mit eigenen Händen, ohne Zimmerleute und Maurer erbauet hatten in der Hoffnung, daß hier lange Jahre hindurch das Evangelium des Friedens verkündigt werden ollte. Nun aber hat der Krieg alles zer tört. Die Leute, die hier ein t wohnten, ind theils getödtet, theils vertrieben. Dennoch war ge- wif aud) hier die Arbeit niht vergeblich, denn gewiß i t Mancher, de en Gebeine hier in der Nähe die er ver- [a enen Ruinen ruhen, in der eligmachenden Erkenntnis des Heils und im Glauben an einen Heiland einge chlafen, und eine Gebeine werden ein t auferive>t zum ewigen Leben.

Hie und da finden aud) Mi ionsfe te in den Gemein- den tatt; fo werden aud) Conferenzen abgehalten, zu denen nicht allein die weißen Mi ionare, ondern mit ihnen aud ihre hwarzen Gehülfen im Predigt- und Schulamt fic) ver ammeln. E.S.

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