Die
Mission=-Waubes.
ſich zur Buße leiten laſſen, und died ift dur Gottes kräftige Wirkung, mit einer Ausnahme, gelungen. Aber tros man-
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Nach einiger Zeit fuhr er fort: „Jch habe einen Diebſtahl begangen und mein Gewiſſen beunruhigt mich ſehr. cherlei Sünden und Schwachheiten hat der HErr Chriſtus Als ich eines Abends durch die Ginzaſtraße ging, traf ich “auch hier ſeine wahre Gemeinde, die geheiliget iſt durch das | einen Haufen Menſchen, zu dem Sie ſprachen. Jch blieb Waſſerbad im Wort, welche die Kraft des Wortes in treuem ſtehen und hörte zu. Sie waren der Prediger ; id) kann das Feſthalten an den erkannten Wahrheiten beweiſen, die ein nie vergeſſen. Sie ſagten: Was iſt bittrer für das menſchfreimüthiges Zeugnis gegen Weltſünden und die heidniſche liche Herz als das böſe Bewußtſein, Sünde und Verbrechen Religion ihrer Raſſegenoſſen mit Wort und That ablegen begangen zu haben? Gewiſſensbiſſe ſind ſchmerzlicher als und dadurch manche Seele vom Tode erretten. körperliche Pein. Nur JEſus, der Fürſt des Friedens, kann Gott erhalte ſie ferner bei ſeinem Worte und in ſeiner ein reuiges Herz tröſten. Mein Herz war damals in großer Unruhe und nichts konnte mir Frieden und Troſt geben. Gnade und ſtärke ſie mit Kraft aus der Höhe zum Wachsthum nach innen und außen zu ſeines Namens Ehre. Als ich von Jhnen hörte, daß es in JEſus eine Erlöſung Concord, den 13. April 1894. N. J. Bakke. gebe, die den Sündenſchmerz wegnimmt, verlangte mich darnach, mehr davon zu vernehmen. Aber ich wurde ergriffen und wegen meiner Verbrechen in's Gefängnis geſeßt. Leiden BWie es in Japan zu einer <riſtli<hen Fürſorge iſt ſchmerzlich, doch gab mir die Strafe, die ich litt, einen für die Gefangenen gekommen iſt.*) gewiſſen Troſt, weil ich durch ſie erſtattete, twas ich verdient, aber mein geiſtiges Leiden wurde id) nicht los. Keine That, Jm Jahre 1883 wurde einer der erſten japaniſchen Chrikein Nachdenken, keine Reue konnte mich davon befreien. ſten, Tannakira Hara, der ſchon 1874 die Taufe empfangen, Endlich kaufte id) eine Bibel, ich las ſie, aber id) verſtehe zu drei Monaten Gefängnis verurtheilt. Nicht ſeines Glaunicht, twas ſie mit der Erlöſung meint, und habe Gott tägbens wegen, ſondern wegen eines politiſchen Vergehens. Um lid) gebeten um ſeine Leitung, und nun habe id) Gelegender Verbreitung des Chriſtenthums zu dienen, hatte er einen heit, alles zu hören, obgleid) mir dieſe Gelegenheit Shr UnBuchladen eröffnet, den erſten in Japan, der chriſtliche Liteglü> gibt.“ ratur vertrieb. Daneben handelte er aber auch mit politiDer Mann weinte, als er das ſagte, und Hara wurde cen Schriften; ja er hatte ſelbſt eine ſolche Schrift verfaßt, ſehr getröſtet über ſeine Gefangenſchaft. Die Sträflinge in welcher er ſih zum Vertheidiger einiger Führer der libenannten ihn bald den JEſuslehrer. Die Beamten ertheilten ralen Partei aufwarf, die um ihrer Oppoſition gegen die ihm die Erlaubnis, jeden Abend eine Art Bibelſtunde zu Regierung twillen gefangen gefest worden waren, und enerhalten, und manchem der Gefangenen that Gott das Herz giſch für die Rede- und Preßfreiheit eintrat. Wegen dieſer auf. Hara erkannte bald, daß dieſe Männer nicht ſo ſchlecht Schrift wurde er ſelbſt zu einer dreimonatlichen Gefängniswaren, als er früher geglaubt, und daß bei vielen die elende ſtrafe verurtheilt. : äußere Lage, in der fie fid) befanden, die Hauptſchuld ihres Als er das Gefängnis betrat, das er mit 100 gemeinen Falles trage. Noch im Gefängnis wurde er immer lebenVerbrechern theilen mußte, die aber zur Beit ausivarts auf diger von dem Gedanken bewegt : Was kann für dieſe Armen Arbeit waren, fixirte ihn der einzige anweſende Gefangene, gethan werden, die man fo ſchlecht behandelt und als under eine Art Auſfſeher zu ſein ſchien, und richtete endlich die verbeſſerlih verſhreit?? Was wird aus ihnen nach ihrer Frage an ihn: „Kennen Sie mid? Yeh kenne Sie, weiß Entlaſſung? Für ihn ſelbſt war der Aufenthalt im Geaber Jhren Namen nicht.“ Hara konnte ſich nicht beſinnen, fängnis ein unausſprechliches Leiden, zumal er aud) noch den den Mann je geſehen zu haben, theilte ihm aber mit, daß er Typhus bekam. Aber er erkannte in dieſer Führung die der Buchhändler aus der Ginzaſtraße ſei. Da rief der Ge- Hand des HErrn, der ihn zu einer Arbeit an den Gebunfangene: „Ah, Sie ſind der JEſuslehrer. Ja, Sie ſind es. denen berief. „Seine Stimme“, ſchreibt er, „klang fortWie kommen Sie hierher? Aber was für Sie ein Ungliid, während in meinen Ohren und id) war des Friedens von iſt für mich ein Glück. Yeh freue mich, Sie wieder zu ſehen. ihm voll. Sc) war fröhlich in meinem Leiden und verJch habe Sie je und je in meinen Träumen geſehen. Nie- brachte meine Gefangenſchaft mit Dank gegen Gott.“ mals dachte ich, Jhnen hier zu begegnen, aber nun ijt mein Nach ſeiner Befreiung ſprach Hara mit ſeinen Freunden Herz voll Freude, daß mein ſchnlichſter Wunſch erfüllt ijt.” und veröffentlichte eine Schrift über die Lage und Behandlung der Gefangenen, die die öffentlihe Aufmerkſamkeit *) Vergleiche hiezu den Artikel in der vorhergehenden Nummer erregte. Der Chef des japaniſchen Gefängnisweſens, Herr der „Miſſions - Taube“: „Gefängniß- Reform in Japan“ aus dem “Missionary Herald” von Rev. W. W. Curtis, Januar 1894. Jshii, war den Reformgedanken zugänglich, und betraute Jn der Februar-Nummer derſelben Zeitſchrift gibt er nun die ErHara mit einer Jnſpicirung der Gefängniſſe. Unter den zählung von der Entſtehung dieſer angebahnten merkwürdigen VerGefängnisbeamten wußte er keinen, der den Geiſt der Selbſtbeſſerung im Gefängnisweſen dieſes heidniſchen Landes. Wir waren eben im Begriff, denſelben für unſere Leſer zu überſeßen, als Herr opferung beſaß, welcher die Grundbedingung für einen auf die Sträflinge auszuübenden beſſernden Einfluß bildet, und P. Sapper uns dieſen Auszug desſelben aus der Feder Dr. WarHara beſchäftigte fic) ernſtlich mit der Frage, ob Gott ihn neds aus der Allgemeinen Miſſions-Zeitſchrift zuſandte. D. H.