Hofer, Reptilien in der Schweiz

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Reptilien in der Schweiz

Wie sie leben und was wir über sie wissen

Reptilien in der Schweiz

Wie sie leben und was wir über sie wissen

Haupt Verlag

3.3

I NHALTSVERZEICHNIS

Krankheitserreger – Rafft

Momentaufnahmen – mehr als nur Standbilder?

4.2 Zeitreihen – zahlt sich ein langer Atem aus?

4.3 Wie viele Populationen haben wir übersehen?

4.4 Was lehren uns all die Zählungen und Schätzwerte?

5.1 Wie begrenzt die Temperatur die A usbreitung eierlegender Reptilienarten in der Schweiz?

5.2 Wie finden Reptilienweibchen ihren Eiablageplatz?

5.3 Wie entstehen «Masseneiablageplätze» und welche Bedeutung haben sie?

5.4 Und wie packen wir das alles in einen Haufen?

6.1 Was fressen Reptilien in der Schweiz, und wie wählerisch sind sie?

6.2 Wer frisst in der Schweiz Reptilien?

7.1 Giftschlangen als Gefahr

7.2 Giftschlangen in Gefahr

8.1 Wann sind sie wo? Der saisonale Aktivitätszyklus von Reptilien

8.2 Wie teilen sich zwei einander ähnliche Arten denselben Lebensraum – falls überhaupt?

8.3 Wie passen sich Reptilien dynamischen Lebensräumen an?

8.4 Wie sprechen Reptilien auf Eingriffe in ihre Lebensräume und Populationen an?

8.5 Was lehren uns all die radiotelemetrischen Studien?

9.1 Ein Reptilienlebensraum im Bausatz – wo was aufstellen?

9.2 Saumbiotope – Chance oder Gefahr?

9.3 Wo beginnt, wo endet ein Reptilienlebensraum?

10.1 Gefühlte Verbreitungsmuster – Fundorte auf Karten einzeichnen

10.2 Berechnete Verbreitungsmuster – Spekulieren im multivariaten Raum

10.3 Simulieren und spekulieren – wer sind die Profiteure des Klimawandels, wer die Verlierer?

11   V ERNETZUNG  – WIE DURCHLÄSSIG IST DIE S CHWEIZER L ANDSCHAFT FÜR R EPTILIEN ?

11.1 Wie isoliert voneinander leben die Populationen einer Art?

11.2 Welche Landschaftselemente erschweren den Genaustausch?

12   R EPTILIEN UM - ODER ANSIEDELN

12.1 Am falschen Ort – sind Umsiedlungen die passende Antwort?

12.2 An neuem Ort – wie gut gelingen Ansiedlungsversuche?

13   V ERDRÄNGEN R EPTILIEN R EPTILIEN ?

13.1 Kreuzotter und Aspisviper – gerät ein Arrangement ins Wanken?

13.2 Vipernatter und Würfelnatter – scheitert ein erzwungenes Zusammenleben?

13.3 Die Mauereidechse erobert die Schweiz – auf Kosten der Zauneidechse?

14   M ASSNAHMEN ZUR E RHALTUNG DER R EPTILIEN  – WAS VERMÖGEN SIE ZU BEWIRKEN ?

14.1 «Reptilienschutz» – Welche Annahmen stecken hinter den Erhaltungsmassnahmen?

14.2 Was wissen wir über die Wirkung unserer Eingriffe?

V ORWORT  – JENSEITS DER K RIECHSPUR

Dieses Buch handelt vom Leben einer kleinen Gruppe von Wirbeltieren in der

gen des 20. Jahrhunderts allmählich wieder an Terrain zu verlieren. Terrain nicht nur im wörtlichen Sinn: Noch bis in die 1960er-Jahre richteten Gemeinden Kopf-

vierten Schweizer Forscher mit wissenschaftlichem Eifer Hunderte Schlangen in

sion des Natur- und Heimatschutzgesetzes 1985 erhielten bei uns die Kriechtiere

räume «von nationaler Bedeutung» nach. Dreizehn der insgesamt sechzehn

droht. Dass sich daran in den vergangenen zwanzig Jahren kaum etwas geändert gegebene Bericht zum Zustand der Biodiversität. Einzig die Mauereidechse ver-

kieren die giftigen unter ihnen mit dem Töten von Hunden den von ihren Anwälten sorgsam gepäppelten Status einer erhaltenswerten Kreatur. Vielleicht wird we-

-die sie auch einer breiteren Leserschaft zugänglich machen. Die an Fragestellun-

über diese Tiere gewinnen. -

gekramt. Kolleginnen und Kollegen haben mich in ihren Untersuchungsgebieten -

Forschungsarbeiten beigetragen haben. Der Akzent des Buchs liegt auf dem Pro-

Die ist keineswegs Umweltwissenschaftlern und Biologinnen vorbehalten. Ohne die Beiträge einer wachsenden Zahl engagierter Laien würde der Umfang der präsentierten Erkenntnisse um einiges bescheidener ausfallen. Wo ich es als sinnvoll

Fachliteratur ergänzt.

Als ich die Idee zu diesem Buch erstmals einem Kreis von Fachkollegen vorfreute sich auf «National Geographic». Also Home Stories aus dem Leben von

D ANK

ganze Kapitel kritisch begutachtet haben. Sie verhalfen dem Werk zu einer wePerspektive eines Einzelnen denkbar gewesen wäre. Besondere Erwähnung verin der Einordnung vieler Studienergebnisse als unverzichtbar erwiesen haben.

Und dann bin ich natürlich all den Bildautorinnen und Bildautoren zu grosaufgehübscht haben. Ihre Namen sind den Bildlegenden beigefügt. Die ausge-

Und schliesslich danke ich dem Naturhistorischen Museum der BurgerAssociate» gewährt.

V ERDRÄNGEN R EPTILIEN R EPTILIEN ?

dergang von Arten mit ähnlichen Ansprüchen an die Ausstattung eines Lebens-

ähnlichen ökologischen Ansprüchen sich gegenseitig das Wasser abgraben oder zumindest dauernd in die Quere kommen müssten. Aus den vorangegangenen

Konkurrenz wirkt dann nur schwach und allenfalls vorübergehend.

13.1 Kreuzotter und Aspisviper – gerät ein Arrangement ins Wanken?

sich im Lauf ihrer Besiedlungsgeschichte in einem Nebeneinander «arrangiert»?

In einer der umfangreichsten Forschungsarbeiten über Reptilien in der Schweiz hat Jean-Claude Monney diese Frage zu beantworten versucht. Hierzu verglich er in

Diese von der karch erstellte Karte

in welchen die Verbreitungsgebiete überlappen, sind olivgrün eingefärbt.

Lebensraum überlassen. Die Kreuzotter wiederum besiedelte nur dort tiefere Lagen,

Verbreitungsgebiete in den Westalpen die bisherige «parapatrische» Existenz der bei-

verändert haben. Fanden sich dort bis zur Jahrtausendwende noch fast ausschliesslich in höheren Lagen merklich zu. Ob sich die Kreuzotter, wie in Modellrechnungen vor-

Klimaerwärmung oder in den Westalpen zusätzlich beschleunigt durch die Präsenz

wenigen isolierten Vorkommen der Kreuzotter, müsste sie dann in den Ostalpen, wo

Vorboten einer sich anbahnenden Verdrängung? In den karch-Datenbanken erfasste

nicht berücksichtigt worden sein. Eine davon ist der Mensch, der die Schlange vielleicht in etlichen Lagen, die landwirtschaftlich nutzbar sind, zum Verschwinden gebracht hat.

13.2 Vipernatter und Würfelnatter – scheitert ein erzwungenes Zusammenleben?

ten Uferabschnitt in den 1950er- und 1970er-Jahren private Schlangenliebhaber

der beiden Wassernattern über die ersten Jahrzehnte verlief, entzieht sich unserer Kenntnis. 1996 begannen Natacha Koller und Sylvain Ursenbacher mit jährlichen Schätzungen der Bestände, und die zeigten einen stetigen Rückgang der Vipernatter abnahm, ein Rückgang, den jährliche Schätzungen der tatsächlichen Populations-

Da mit dem Lavaux eines von nur drei Vorkommen der Vipernatter in der Schweiz

Behörden zu handeln und beauftragten Reptilienfachleute mit dem Wegfang der Würfelnatter. Die Resultate detaillierter Untersuchungen der mutmasslich konkurrierendieselben Beutetiere (mehr dazu in Kapitel 6.1) und zeigen nur geringfügige Unter-

die Voraussetzungen für Konkurrenz also gegeben. Und dann verfügen Würfelnatterweibchen über Eigenschaften, die sich in einer Konkurrenzsituation vorteilhaft aus-

Jahre, zudem enthalten ihre Gelege mehr Eier als diejenigen der Vipernatter.

1996 vorhandenen Würfelnatterweibchen aus dem fraglichen Uferabschnitt wegge-

notwendige zusätzliche Nachwuchs geschlechtsreif werden und zur Population der ausgewachsenen Vipernattern beitragen, deren Veränderung uns ja interessiert. Seit

Entwicklung der Vipernattern im Zeitraum vor der Eindämmung der Würfelnatter (links), während der

Schlangen und nicht Schätzungen der Populationsgrössen zugrunde. Dass Vipernattern mit geringerer Wahrscheinlichkeit zu beobachten sind als Würfelnattern, bleibt also unberücksichtigt. Dennoch zeigt die Entwicklung auch ohne Kontrollpopu-

Eindämmung der Würfelnatter kaum erhalten werden kann.

13.3 Die Mauereidechse erobert die Schweiz – auf Kosten der Zauneidechse?

Fast noch hinter vorgehaltener Hand verriet mir Eugen Kramer, der Pionier dersedsi, was ich dehte gseh han? Muuräidächse. Muuräidächse!» Beobachtungen in derwert, ein zusammenhängendes Verbreitungsgebiet liess sich nicht erkennen. Das war einmal. In den vergangenen dreissig Jahren hat das Verbreitungsgebiet wir das putzige Tierchen immer öfter an Orten, an welchen wir zuvor ausschliesslichstammten Habitaten verdrängt?

rheintal und den Kanton Schwyz nach, wie sich die Eroberung durch die Mauereidechse ungefähr abgespielt hat. Sie erfolgte über blinde Passagiere, Opfer von aus einem Freilandterrarium in Malans (GR). In den 1960er-Jahren machten sich Tiere aus einem Privatgarten in Triesen (FL) davon, wo sie die Eigentümer wohl ebenfalls zur eigenen Erbauung angesiedelt hatten. Dagegen kamen die Gründer der Populavon vier Orten bekannt, die alle auf Einschleppung zurückgingen, aus dem Kanton Schwyz einzig vom Bahnhofareal in Goldau. Ein Vierteljahrhundert später kommt sie

anhaltenden Infrastrukturausbau und von Siedlungserweiterungen. Sie bewegt sich mühelos an senkrechten Flächen und erreicht so nicht nur immer mehr Lebensräume

Verwandten unzugänglich sind. Sie erwärmt sich schneller als diese, womit sie von

zudehnen vermag. Und keine andere Reptilienart erreicht eine räumlich wie zeitlich

zungsleistung als ihre schiere Beweglichkeit macht die Mauereidechse der potenziellen Konkurrentin überlegen.

ten Fläche in Baden-Württemberg schätzten die Forscher die Dichte auf 73 Mauerei-

Dass die Mauereidechse für die

koordinierte Langzeit-Monitoring der Reptilien im Ländle dokumentiert parallel zur

in Baden-Württemberg, wohin die Mauereidechse vom Gardasee eingeschleppt wenn beide nahezu ausschliesslich Wirbellose fressen, an einem Ort gemeinsamen eidechse? Oberhalb von Loco im Onsernonetal (TI) erwischte Manfred Eichele eine

Fundorte der Mauereidechse in der grössere Verbreitungslücken enthält, die auf fehlende

1980–1994

2020–2023

Beobachtungen von Mauereidechsen (rot) und Zauneidechsen (blau) im Fürstentum

Es mutet seltsam an, wenn Reptilieneinheimischen Reptilienart eindämmen könnte, aber bei der Mauereidechse ist dies so. (Foto: Louis Galliard)

bestehenden Diät handelt, bei einem Mehrfachen an Mauereidechsen an Ortensenarten rasch einmal zu einem Plus an Kindersterblichkeit, das sich auf ihren Gesamtbestand auswirken und einem befürchteten Niedergang zusätzlichen Schub verleihen könnte, so vielleicht auch der Smaragdeidechsen-Population im Bereich der Mündung aggressiven Verhaltens auf den Geruch von Mauereidechsen. In Südengland dokueidechsen im Feld. Ob das reicht, um die drohende Verdrängung aufzuhalten?

zungserfolg deutlich geringer aus als in feuchten Sommern. Wärmere und oft auch

dechse.

Dieses Mauereidechsenmännchen aus dem Onsernonetal hat eine junge Smaragdeidechse der Räuber ihres Nachwuchses. (Foto: Manfred Eichele)

Reptilienschutz in der Schweiz (karch) während zehn Jahren verantwortlich für das Reptilienschutzprogramm der Schweiz und Hauptautor des ersten Reptilienatlas’ der Schweiz. Daneben

hofercraft.ch

(Natrix helvetica) am unteren Emmelauf. (Lacerta agilis), Sabine und Nicolas Gard

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In der Schweiz sind neun Schlangen- und sechs Echsenarten sowie eine Schildkrötenart heimisch. Die meisten von ihnen führen ein un-

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