Gr端sse an Fallada Till Velten
VORWORT
Der Künstler Till Velten spricht mit Menschen. In Form von Videos und in gedruckter Form bilden diese Gespräche sein Werk. Haus am Gern hat Till Velten darum gebeten, ein eigenständiges Werk in den Reigen der vorliegenden 20 Monographie-Hefte einzufügen. Aus drei Gründen: erstens denkt Haus am Gern nicht gern allein, zweitens lässt sich Haus am Gern gern überraschen, und drittens möchte Haus am Gern den Horizont seiner Werkmonografie erweitern. Till Velten entschied sich, über Fallada nachzudenken, ein Werk von Haus am Gern, das vor einigen Jahren in einem kleinen Seeländer Dorf (und darüber hinaus) für grossen Wirbel sorgte, weil Haus am Gern im Rahmen einer Freiluftausstellung angekündigt hatte, ein totes Pferd von einem Helikopter auf einen im Feld abgestellten Traktor abzuwerfen; wobei es nie zum Abwurf kam, aber zu unzähligen Schmähmails von empörten PferdliebhaberInnen. Diesen Menschen hat Till Velten nun eine weitere Stimme gegeben. Er besuchte sie auf dem Ponyhof, im Reitstall, an der Koppel, und führte mit ihnen Gespräche über Pferde, Körper, Gefühle, Missbrauch und Sexualität. Das ist das Gespräch mit Frau Toussaint am 10.06.2010 in ihrem Stall in Freiburg St. Georgen Velten: Frau Toussaint, ich würde gerne mit Ihnen über die Beziehung von Menschen zu Pferden reden. Können Sie mir darüber etwas berichten? Toussaint: Die hat eine lange Tradition, eine lange Geschichte, weil Pferde Tiere sind, die vor vielen tausend Jahren domestiziert worden sind. Und früher war das hauptsächlich eine Arbeitsbeziehung. Durch Pferde waren Menschen schneller, konnten schneller jagen gehen ... oder sie nutzten die Tiere auch als Transportmittel, und bei uns bis vor 50 Jahren auch noch in der Landwirtschaft. Es gibt heute auch wieder ein paar Menschen, die mit Pferden arbeiten, Holz Rücken zum Beispiel. Hauptsächlich im Freizeitsport wird ein Pferd aber heutzutage eingesetzt oder auch im Tourismus für Kutschfahrten, Reiten, Wellness. Velten: Wellness? Toussaint: Das ist ein Tourismuszweig, der heute im Kommen ist und Pferde sind einfach GuteLaune-Tiere, ähnlich wie Delphine, würde ich mal so sagen. Sie lassen sich auf eine Beziehung zum Menschen ein, geben Rückmeldungen, sind einfach sehr präsente Tiere. Und sie haben ein Herdenverhalten, was sie zu sozialen Tieren macht. Velten: Und was ist der Unterschied zu einer Kuh? Warum kann ein Mensch nicht so eine enge Beziehung zu einer Kuh aufbauen? Toussaint: Ich glaube schon, dass wir auch zu einer Kuh eine sehr enge Beziehung aufbauen können. Nur, eine Kuh ist halt kein Freizeittier. Mit einer Kuh teilen wir eher eine Arbeitsbeziehung. Ich habe früher eine Kuh näher gekannt, mit der hat mich sehr viel verbunden. Ich habe die natürlich nicht geritten, auch nicht vor die Kutsche gespannt ...
Velten: Sie haben gesagt, Sie würden therapeutisches Reiten anbieten, was ist denn das? Toussaint: Therapeutisches Reiten gibt es in verschiedener Hinsicht. Ich arbeite zum Beispiel mit körperlich und geistig behinderten Menschen und da ist inzwischen schon einiges an Forschung passiert, zum Beispiel, dass durch den Viertakt des Schritts des Pferdes Synapsenverbindungen im Gehirn angeregt werden, das heißt, auch das Gleichgewichtsgefühl gestärkt wird, gerade bei Menschen mit Behinderung ist das natürlich sehr wichtig. Es ist einfach auch dieses taktile Spüren von so einem warmen, großen Tier mit so einem angenehmen Körper, mit einem angenehmen, schönen Fell ... und es ist einfach auch die Beziehung. Ein Pferd geht auf den Menschen zu, ist vorurteilsfrei und gibt eine klare Rückmeldung, was es möchte und was es nicht möchte, was ihm gefällt und was nicht. Auch für gesunde Menschen, nicht behinderte Menschen oder seelisch behinderte Menschen ist ein Pferd ein ganz wertvoller Beziehungspartner. Ein anderer Bereich ist die Arbeit mit traumatisierten Jugendlichen, Mädchen und Frauen und da gibt es verschiedene Richtungen. Velten: Was passiert denn eigentlich in so einer Beziehung von einer traumatisierten Person mit einem Pferd? Was kann das Pferd dieser Person abnehmen?
Toussaint: Abnehmen kann es erst mal so nichts. Leid abnehmen ist schwierig insgesamt, egal ob für Mensch oder Tier. Was ein Pferd kann: Es kann einen Menschen tragen, das macht es interessanter als eine Ziege oder einen Hund, der auch wichtig sein kann. Es gibt ja verschiedene Formen von Tiertherapie. Ein Pferd kann aber eben zusätzlich einen Menschen tragen und das ist natürlich ein sehr fundamentales Gefühl, körperlich getragen zu werden, getragen zu sein, in langsamem Schritt vielleicht sich zu trauen, die Augen zu schließen, vielleicht auch ein Stück in etwas Regressives reinzugehen ... wie man getragen worden war als kleiner Mensch zum Beispiel. Velten: Also so eine Rückerinnerung an die eigene Kindheit? Toussaint: Es kann auch etwas Nährendes haben, das Getragen werden. Gerade für Menschen, die das vielleicht wenig oder zu wenig hatten in ihrem Leben. Aber auch für mich ist das manchmal das Beste, was ich nach einem anstrengenden Arbeitstag machen kann, einen schönen Ausritt mit meinem Pferd hier, über die Wiesen des Schönbergs durch den Wald oder durch die Weinberge. Das ist sehr nährend und sehr aufbauend. Velten: Haben Sie eine Idee, was das Pferd wahrnimmt, wenn es Sie trägt?
Toussaint: Pferde nehmen sehr viel wahr. Es ist sehr sensibel, es kann zum Beispiel eine Fliege auf dem Körper durch ein Zucken von der Haut verscheuchen. Es heißt, Pferde sind auch fähig, sehr stark über den Körper Kontakt aufzunehmen. Wenn ich ein Pferd reite, dressurmäßig reite, oder auch draußen im Gelände reite, dann habe ich vor allem den Kontakt über meine Sitzbeinhöcker und die kann ich mehr oder weniger belasten und damit kann ich so genannte Gewichtshilfen geben. Ich kann also sehr fein kommunizieren, indem ich den einen oder den anderen Gesäßhöcker mehr belaste. Velten: Auch über einen Sattel oder nur wenn Sie ohne Sattel reiten? Toussaint: Es geht auch über einen Sattel. Ohne Sattel ist natürlich der Kontakt viel direkter und deshalb ist das therapeutische Reiten ohne Sattel, nur mit einer Decke und mit einem Gurt zum Festhalten. Es gibt die Gewichtshilfe und die Schenkelhilfe, indem ich zum Beispiel die rechte oder linke Wade mehr andrücke oder beide andrücke. Es geht eigentlich viel mehr um diese beiden Hilfegebungen, weniger um die Zügelhilfen, was ein Laie meistens annimmt ... dass man rechts oder links zieht. Darum geht es viel weniger beim Reiten, weil die Pferde über den Körper sehr sensibel wahrnehmen und die Kommunikation tatsächlich über den Körper vom Reiter und Pferd stattfindet. Wenn es ein sehr vertrautes Verhältnis ist und der Reiter, die Reiterin sehr im Einklang mit sich ist, kann es sogar auch nur durch Gedanken passieren. Meine Reitleh-
rerin hat mir früher als Kind schon immer gesagt, gucke in die Richtung, wo du hinreiten willst. Und wenn man es ausprobiert, ist es eine winzige Drehung alleine des Kopfes und das Pferd geht in die Richtung, in die ich gucke. Velten: Wenn man gut mit dem Pferd eingespielt ist? Toussaint: Ja, wenn das Pferd auch so sein darf, wie es ist als Pferd und nicht abgestumpft ist, weil es jeden Tag fünf verschiedene, vielleicht auch schlecht reitende Menschen tragen muss. Velten: Machen Sie das therapeutische Reiten als Beruf oder ist das eine Passion, also verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt damit? Toussaint: Auch, ja. Ich bin freiberuflich und habe verschiedene Standbeine. Ein Standbein ist das Behindertenreiten und ein anderes Standbein ist das therapeutische Reiten mit traumatisierten Frauen. Velten: Warum sind das immer traumatisierte Frauen? Gibt es nicht traumatisierte Männer? Toussaint: Gibt es sicher auch, gibt es auf jeden Fall auch. Es gibt ja auch Jungs, die zum Beispiel sexuell missbraucht werden in der Familie. Ich hatte auch schon mal einen transsexuellen Mann, der von Schwulen vergewaltigt worden ist. Velten: Also traumatisiert heißt immer, dass eine Vergewaltigung passierte? Toussaint: Nein, es gibt ja auch andere Formen von Traumata. Es gibt auch Traumata durch Folter,
durch einen schlimmen Verkehrsunfall oder durch eine Naturkatastrophe. Ich habe sehr lange hier in Freiburg in einer Beratungsstelle zu dem Thema gearbeitet und habe mich dann in der Schwangerschaft mit meinem zweiten Kind innerlich da mehr losgelöst, bin aber da immer noch als Freiberuflerin mit drin. Velten: Mir ist aufgefallen als Laie, der da nicht drinsteckt, es sind besonders Mädchen in einem bestimmten Alter, die es lieben, sich mit Pferden zu umgeben. Womit hängt das zusammen? Toussaint: Als Kinder sind es auch Jungs, die sich dafür interessieren, aber eher so auf diese Cowboyart oft. Das ist natürlich spannend. Oder auf dieses sehr sportliche Reiten bezogen, Leistung, also schon so geschlechtsspezifische Elemente, die da eine Rolle spielen und für Mädchen ist es natürlich die Auseinandersetzung mit dem großen starken Tier und die Erfahrung, auch eigene Grenzen zu spüren und die Grenzen von einem anderen großen Lebewesen auch wahrzunehmen und zu achten und trotzdem eine klare Leitungsfunktion zu übernehmen. Wenn ich mit einem Pferd unterwegs bin, bin ich sozusagen die Leitstute. Ich sage, hier geht es jetzt lang. Aber ich mache das nicht auf eine gewaltvolle Art und Weise, sondern es ist in der Beziehung. Das Pferd verlässt sich auf mich und freut sich darüber, eine klare Ansage, eine klare Leitung zu bekommen als Herdentier. Und das muss auch sein. Deshalb können auch gerade traumatisierte Frauen lernen, ganz klar und deutlich sich auszudrücken und dann kongruent zu handeln, zum Beispiel ein Pferd zu führen. Alleine schon zu führen bedeutet, klar zu machen, ich will in diese Richtung, klar zu machen, ich möchte, dass wir jetzt losgehen und auch klar zu machen, ich möchte nicht, dass du hier stehen bleibst und Gras frisst sondern ich möchte weitergehen und zwar dahin und dann rechts und dann links. Das ist eine riesige Herausforderung für eine Frau, die erlebt hat, dass ihr Wille nichts wert ist, überhaupt nicht geachtet wird. Oder die vielleicht schon als kleines Mädchen gelernt hat, dass es völlig nichtig ist, was sie möchte und welche Vorstellungen sie hat. Ich rede jetzt nicht von jedem Mädchen, sondern ich rede von traumatisierten Mädchen. Wenn Sie sich vorstellen, dass ein kleines Mädchen ... Sie haben eine Tochter?
Velten: Ja. Toussaint: Dann kriegen Sie ja mit, wie so ein Mädchen aufwächst, wenn es behütet aufwächst sozusagen, dann macht es seine Erfahrungen und setzt sich auseinander mit sich und der Umwelt. Wenn es eben nicht in dieser Form aufwächst, sondern zu Hause ein Umfeld hat, wo es nicht behütet ist, sondern wo es ausgenutzt, genutzt für Erwachseneninteressen wird, dann macht es die Erfahrung, dass es als Kind letztendlich nicht in seinem Interesse, dem kindlichen Interesse geachtet wird. Velten: Ist das immer die Vorbedingung, wie so eine Schicksalsgeschichte für Frauen, die dann in so eine traumatische Sexualerfahrung reinrutschen,
oder kann man das nicht sagen? Toussaint: Es gibt auch Frauen, die es anders verarbeiten können, die jetzt nicht unbedingt eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, wenn man das jetzt psychologisch umschreibt, die vielleicht genügend Komponenten in ihrem Leben haben, meinetwegen als Erwachsene vielleicht eine schlimme Erfahrung gemacht haben, vergewaltigt worden sind, vielleicht auch von Fremden, was ja selten ist statistisch gesehen, was aber immer so hochgebauscht wird und sie hat aber ein gutes soziales Netz, eine gute Beziehung, eine gute Arbeit, Freundinnen usw. wo sie sich aufgehoben fühlt, dann braucht das nicht unbedingt in so eine posttraumatische Belastungsstörung zu münden. Wenn aber so eine Erfahrung sehr früh eintritt, auf ein kleines Kind und auch immer wieder passiert, was ja bei Missbrauch typisch ist, bei sexuellem Missbrauch in der Familie vor allem. Velten: Sie kriegen oft Reiterinnen, die deshalb zu Ihnen kommen? Toussaint: Genau, es gibt ja Statistiken, es gibt auch so Polizeistatistiken und jedes vierte Mädchen, jeder zwölfte Junge so etwa hat Missbrauch als Kind erlebt. Und das sind schon viele, aber nicht alle müssen da jetzt eine traumatische Geschichte
ihr Leben lang mit sich herumschleppen. Velten: Es kann ja auch jahrelanger seelischer Missbrauch sein. Toussaint: Das ist dann etwas anderes. Ich finde schon wichtig, eine Abgrenzung zu machen. Sexueller Missbrauch hat schon etwas damit zu tun, eine Erwachsenensexualität auf das Kind zu projizieren. Es gibt auch Frauen, die missbrauchen. Zum Beispiel eine Frau, die als Alleinerziehende ihren 12-jährigen Sohn noch nötigt, jede Nacht bei ihr im Bett zu schlafen und ihn unter die Dusche stellt und ihm seine Geschlechtsteile wäscht. Das ist
Missbrauch. Velten: Das ist schon Missbrauch? Toussaint: Natürlich, sie achtet nicht seine Grenze. Er wehrt sich vielleicht nicht mal dagegen, weil er nicht versteht, dass da eine Grenze sein müsste, weil er es nie erlebt hat. Weil er nie geachtet worden ist. Velten: Kommen die Menschen freiwillig zu Ihnen oder geht das über Therapeuten und Jugendämter und so? Toussaint: Nur freiwillig natürlich, aber zum Teil werden die von Beratungsstellen geschickt ... Sie kommen dann aber trotzdem freiwillig, weil sie auch selbst bezahlen müssen. Ich kann nicht mit der Kasse abrechnen. Velten: Haben Sie denn in Ihrer Jugend auch eine Erfahrung gemacht die Sie für dieses Thema sensibilisiert hat? Toussaint: Sensibilisiert bin ich ganz sicher für das Thema, aber ich bin jetzt nicht selbst betroffen von sexuellem Missbrauch.
Velten: Und inwiefern sensibilisiert? Toussaint: Von so einem Klima. Ich wusste, sehr spät allerdings, aber ich habe es wahrscheinlich früh gespürt, dass meine Mutter Betroffene ist. Velten: In ihrer eigenen Jugend? Toussaint: In ihrer eigenen Jugend, genau, und da wenig verarbeitet hatte. Velten: Haben Sie mit Ihrer Mutter über so etwas gesprochen? Toussaint: Ja, später dann mal. Dann kam raus, dass sie als kleines Mädchen von ihrem Onkel missbraucht worden ist. Velten: Und was kann nun dieses arme Wesen Pferd? Dieses unschuldige Lebewesen muss diese Last jetzt abarbeiten, weil das Pferd den Menschen trägt. Hat das Pferd eine Ahnung davon, was diesen Frauen passiert ist? Toussaint: Kann ich natürlich zu hundert Prozent
nicht sagen. Velten: Da gibt es keine Forschungen? Toussaint: Ich bin überzeugt, dass ein Pferd, einfach weil es so sensibel spürt und aufnimmt und rückmeldet, sehr viel vom Leiden spürt oder von Schwere spürt oder von Anspannung. Manchmal sind die Frauen ja in einer unglaublichen körperlichen Anspannung. Mein Pferd zum Beispiel verzieht dann die Mundwinkel und macht die Ohren so komisch und dann weiß ich, das ist unangenehm, wie die da drauf sitzt, diese junge Frau beispielsweise. Dann sagt die junge Frau, irgendwie trägt die Kimberly mich heute aber nicht so gerne. Und dann sage ich, versuchen Sie sich doch mal ein bisschen entspannter hinzusetzen. Probieren sie mal die Beine hängen zu lassen. Dann versucht sie, die Beine ein bisschen mehr hängen zu lassen und nicht so zusammenzuklemmen und dann geht das Pferd gleich freier, beschwingter. Und dann sagt sie ganz verblüfft, jetzt läuft sie wieder normal. Dann sage ich, okay, sie hat gespürt, dass Sie gerade sehr angespannt sind. So läuft es oft. Ich übersetze sehr häufig, was das Pferd rückmeldet. Velten: Also Sie können die Gesten des Pferdes lesen und kommunizieren sie dann durch die Sprache an den Menschen, der oben drauf sitzt? Toussaint: Ja, zum Beispiel. Das ist eine Form der Arbeit. Velten: Kann das Pferd auch selber dem Reiter zu verstehen geben, irgendwas passt ihm nicht und dann eine Kommunikation aufbauen? Toussaint: Wenn die Reiterin das wahrnimmt, dann ja. Velten: Meinen Sie, dass durch Ihre Wahrnehmung in der Jugend, dass da etwas in der Familie war, dass Sie dadurch auch in so einen Beruf reingeschlittert sind? Toussaint: Ich glaube schon, dass das mit eine Rol-
le gespielt hat, auf jeden Fall. Velten: Sind Sie als Jugendliche auch geritten? Toussaint: Ja, klar, ich habe als Kind angefangen zu reiten, als kleines Mädchen. Ich wollte immer reiten. Ich wollte immer ein eigenes Pferd. Ich habe immer alle Verwandten angebettelt und gesagt, hier ist meine Spardose für mein Pony. Bitte tu was rein. Velten: Und hat das geklappt? Toussaint: Es hat nicht bis zu einem eigenen Pferd gereicht, nein. Aber ich habe dadurch Reitstunden finanziert gekriegt, ich habe dann auf einem Erdbeerfeld Erdbeeren gepflückt und solche Sachen gemacht, was Kinder an Arbeit machen können und habe mir dadurch die Reitstunden finanziert und hatte dann auch ein Pferd, das ich als Reitbeteiligung hatte, das fast wie mein eigenes war. Das mit den eigenen Pferden kam später. Velten: Ist ein Pferd jetzt so wie Sie das erleben,
immer noch ein Luxusobjekt? Toussaint: Ja, ist es schon. Weil es sehr zeit- und kostenintensiv ist. Ich finde auch, das muss man wissen, das sage ich auch allen Leuten, die es überlegen für ihre Kinder. Meine Tochter zum Beispiel, die sagt, sie findet es im Nachhinein gar nicht so toll, dass ich ihr damals das Pony geschenkt habe. Sie hängt so sehr an ihrem Pony, dass sie es nicht abgeben will ... Velten: ... und kann es aber gar nicht finanzieren? Toussaint: Ja, und auch nicht mehr versorgen. Natürlich hängt es jetzt eher an mir als an ihr und manchmal streiten wir uns auch darüber, weil ich finde, sie muss sich mehr darum kümmern, auch wenn sie erwachsen ist, oder sie muss das Pony verkaufen. Das will sie natürlich nicht. Es ist nicht nur einfach für ein Kind, weil es eine große Verantwortung auf Dauer mit sich bringt, so ein Le-
bewesen. Velten: Haben denn jetzt diese klassischen Mediziner eine Ahnung von all dem, was Sie mir erzählen? Wissen die um diese Beziehung Pferd-Mensch, dass es eine Therapieform sein kann? Toussaint: Was diese Synapsenverbindungen, die dadurch verbessert werden, angeht, ja, das ist relativ gut erforscht. Man kann auch einiges dazu lesen. Es gibt auch in der Traumaforschung gerade jetzt bei den neueren Forschungen ganz tolle Sachen, die darauf abzielen, dass die Heilung eigentlich über Beziehung läuft. Manchmal ist eine Beziehung zum Menschen noch ein zu schwerer Schritt nach so einer Verletzung und es geht dann leichter, das über einen Zwischenschritt über ein Tier zu machen. Deshalb sind Tiertherapien in diesem Bereich sehr sinnvoll. Ich hatte früher einen großen Hund, den ich auch damals mit in die Beratungsstelle mitgenommen habe und es gab ein paar Klientinnen, die sich nur auf diese Beratung, auf diese Therapie einlassen konnten, weil der Hund dabei saß. Der Hund hat das gespürt. Der Hund hat sich da hingesetzt, hat sich streicheln lassen und sie hat angefangen zu erzählen. Es ist nicht für jeden was, aber es kann
für manche wirklich so ein Zugang sein. Velten: Haben Sie Psychologie studiert? Toussaint: Ich bin Sozialarbeiterin von Beruf, habe dann eine Gestalttherapieausbildung gemacht fünf Jahre lang und zusätzlich verschiedene andere therapeutische Weiterbildungen gemacht. Velten: Noch eine Frage, warum essen die Menschen nicht so gerne Pferdefleisch? Es gibt Pferdemetzger, klar, aber es gibt immer noch Menschen, die dann sagen, ein Pferd möchte ich nicht essen. Toussaint: Das ist so ähnlich, warum wir es auch komisch finden, Affen zu essen, weil sie halt so nah
verwandt sind. Ich habe eine Zeit lang in Afrika gelebt, da essen die Leute halt Affen. Ich fand das sehr befremdlich, aber ich habe auch mal ein Stück Affenfleisch gegessen, weil es sehr unfreundlich gewesen wäre, es nicht zu tun. Es schmeckt auch nicht schlecht. Es ist ein bisschen wie Wild und ich finde, wenn ich Fleisch esse, ist es letztendlich nicht wesentlich, ob ich jetzt von diesem Säugetier oder von einem anderen esse. Das sind alles Säugetiere ... und wenn ich ein Kälbchen esse, kann ich auch zum Beispiel ein Pferd essen. Velten: Dann danke ich Ihnen sehr für das Gespräch.
Das ist das Gespräch mit Virginia Wolf am 4. Mai 2010 auf dem Ponyhof Wolf in Kappel Velten: Also Virginia, wie lange reitest Du schon? Virginia: Seit zehn Jahren. Velten: Und warum machst Du das? Virginia: Das macht Spaß, den Umgang mit dem Pferd zu haben und wenn man sich mehr mit einem Pferd beschäftigt, zu sehen, wie sich das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd aufbaut. Velten: Meinst Du, es gibt einen Unterschied zwischen einem Pferd und einer Kuh? Virginia: Ja. Velten: Und welchen? Virginia: Ich bin der Meinung, zu einem Pferd kann man mehr Vertrauen aufbauen als zu einer Kuh. Eine Kuh ist dann doch wilder und man kann sie auch nicht reiten und mit einem Pferd kann man auch auf irgendwelche Turniere gehen, was man mit einer Kuh nicht machen kann. Velten: Und zu einem Hund? Was ist jetzt der Unterschied zu einer Kuh oder einem Schwein und einem Pferd? Was ist der Unterschied in Beziehung zum Menschen? Virginia: Ich habe zu einem Pferd ein ganz anderes Verhältnis. Ich fühle mich da mehr angesprochen, als von einem Schwein oder einer Kuh. Velten: Hast Du denn selbst ein Pferd? Virginia: Nein, kein eigenes. Velten: Hättest Du gerne eins? Virginia: Ja. Velten: Und wie alt bist Du? Virginia: 16. Velten: Du reitest seit zehn Jahren? Virginia: Ja. Velten: Und Deine Geschwister auch? Virginia: Nein. Velten: Reitest Du auch Turniere? Virginia: Nein. Velten: Und warum nicht? Virginia: Weil sich das noch nicht so ergeben hat. Ich bin noch nicht gut genug dazu. Velten: Nach zehn Jahren bist Du noch nicht gut genug? Virginia: Ja, weil ich nicht für Turniere trainiert habe, sondern einfach nur so im Reitunterricht geritten bin. Wenn man sich zum Beispiel auf Springreiten fixiert, dann trainiert man speziell Springreiten und dann auch auf die Turniere hin, weil Sachen gefordert werden bei einem Turnier, die man vielleicht so im Reitschulbetrieb oder in der Reitstunde nicht gelernt bekommt. Ich habe mich noch nicht so fixiert auf’s Turnierreiten. Velten: Hast Du einen Reitlehrer oder eine Reitlehrerin? Virginia: Eine Reitlehrerin. Velten: Und immer hier in Kappel? Virginia: Nein, ich bin die letzten acht Jahre in Umkirch geritten und dann hier. Velten: Hast Du Freundinnen hier im Reiterverein? Virginia: Ja. Velten: Die, die neben Dir sitzt? Virginia: Ja. Velten: Und macht Ihr auch Ferien zusammen mit den Pferden und dem Reitverein? Virginia: Nein, bisher noch nicht. Die Ferien bin ich halt hier. Velten: Reitest Du lieber Hengste oder Stuten oder Wallache? Gibt es da einen Unterschied? Virginia: Ja, da gibt es einen Unterschied. Es kommt eigentlich auf den Charakter des Pferdes an. Es kann auch ein ruhiger Hengst gut beim Reiten sein. Es kann auch eine Stute sein, die total zickig ist. Es kommt ganz auf das Pferd an vom Charakter. Velten: Und was reitest Du am liebsten? Virginia: Das kann man eigentlich nicht so sagen. Ich bevorzuge Wallache, weil die öfters mal ruhiger sind, aber es kann genauso gut eine Stute sein, die ganz ruhig ist und ein Wallach, der vom Kopf her ganz anders ist. Das kann man eigentlich nicht so sagen. Velten: Sage mir mal den Namen des Pferdes, das Du gerade reitest. Virginia: Crazy. Velten: Wie lange reitest Du die Crazy schon? Virginia: Seit ich hier bin, aber zwischendrin immer den Scharaneo mal. Velten: Wem gehört die Crazy? Virginia: Hier dem Hof. Velten: Was ist für Dich noch wichtig in der Beziehung zu einem Pferd? Was ist für Dich der Unterschied, wenn Du jetzt einen Hund hättest, zum Beispiel?
Virginia: Dass ich das Pferd reiten kann. Das ist schwer, mit einem Hund kann man auch viel zusammen unternehmen und Vertrauen aufbauen. Aber ich fühle mich zu einem Pferd noch mehr hingezogen. Velten: Du hättest lieber ein Pferd als einen Hund? Virginia: Ja. Velten: Und reiten Deine Eltern auch? Virginia: Nein. Velten: Du bist die Einzige, die das begonnen hat? Und warum hast Du das begonnen? Virginia: Weil ich als kleines Kind schon Pferde toll fand und dann bin ich irgendwann mal auf einen Reiterhof gekommen und am Anfang war das immer nur so, mal Schritt reiten, mal drauf sitzen. Das fand ich aber toll, dann habe ich immer mehr gemacht. Velten: Erzähle mir mal Dein liebstes Erlebnis mit einem Pferd. Virginia: Ich habe ein Pflegepferd hier auf dem Hof. Das kann man aber nicht reiten. Velten: Warum nicht? Virginia: Das hat Sattelzwang, so nennt man das. Das kann man nicht satteln. Das hat schlechte Erfahrungen früher gemacht. Das kam hierher und ich habe mich sehr viel mit
Velten: Bei dem Pferd mehr? Virginia: Ja. Velten: Und warum? Virginia: Weil ich dazu ein ganz anderes Verhältnis habe, weil ich viel Zeit mit dem Pferd, mit Pferden allgemein verbringe und ich mich mit einem Rind nicht so viel beschäftige, wie mit einem Pferd. Velten: Geht das allen Mädchen so, oder allen Kindern? Virginia: Das kann ich nicht sagen. Velten: Denkst du, reiten ist gut für psychisch kranke Menschen? Virginia: Meiner Meinung nach ist das gut, weil auch gerade psychisch kranken Menschen wird viel Reittherapie empfohlen und ich denke schon, dass das gut ist ... Velten: Und wieso psychisch Kranke? Virginia: Weil das Pferd Ruhe ausstrahlt und einem das Selbstbewusstsein wiedergibt.
Genick
Oberer Halskamm
Widerrist
Scheitel Stirn
Nase
Ganaschen meiner besten Freundin, die momentan nicht da ist, mit diesem Pferd auseinandergesetzt und es war sehr scheu und auch zu Menschen in manchen Situationen etwas aggressiv. Mein schönstes Erlebnis ist eigentlich, dass ich in diesem Jahr, in dem ich mit dem Pferd arbeite, so ein Vertrauen hergestellt habe. Wenn man so zurück denkt, wie es am Anfang war und wie es jetzt ist, das ist für mich das schönste Erlebnis gewesen. Velten: Würdest Du Pferdefleisch essen? Virginia: Nein. Velten: Warum nicht? Virginia: Weil ich die Tiere liebe und wenn ich mir vorstelle, ich esse ein Pferd, ein anderes reite ich, das kann ich nicht. Velten: Und was würdest Du einem Mädchen raten, die gerne reitet, wie soll die beginnen mit so einem Pferd? Liebevoll oder dominant? Virginia: Liebevoll klar, aber man sollte sich nicht auf der Nase herum tanzen lassen von einem Pferd. Man muss da so ein Zwischending finden. Man muss einerseits dominant sein aber auch nicht zu hart zu einem Pferd. Man braucht da Gefühl. Velten: Lernt man das Gefühl oder hat man das von Anfang an. Virginia: Das lernt man. Das kommt ja auf den Menschen an, ob ein Mensch vorsichtig ist oder schüchtern von der Art, der braucht vielleicht ein bisschen länger, um sich durchzusetzen bei einem störrischen Pferd oder bei einem zickigen Pferd, als wenn es jetzt eine Person ist, die sehr offen und lebensfreudig ist. Velten: Merkst Du schnell, ob ein Pferd zickig oder störrisch ist? Virginia: Ja. Velten: Woran merkt man das? Virginia: Am Charakter. Velten: Also wie es sich Dir gegenüber verhält? Virginia: Ja. Velten: Und kannst Du jedes Pferd in die Bahn kriegen oder bist Du manchmal auch überfordert? Virginia: Auch ich bin manchmal überfordert. Es gibt überall mal ein Pferd, was einem nicht so liegt und was einem mehr liegt. Man muss da ausprobieren und viel wechseln, bis man mal das passende Pferd quasi gefunden hat. Velten: Und ein totes Pferd, was ist das für Dich? Virginia: Eine traurige Sache. Velten: Aber ein Unterschied, ob es ein totes Rind, oder eine tote Kuh oder ein totes Pferd ist, würdest Du bei dem einen mehr weinen und bei dem anderen weniger? Virginia: Ja.
Schulter
Ellbogen
Vorderarm
Brustbein
Vorderknie
Schienbein
Fesselgelenk Fessel Huf
Velten: Ist Dir das auch schon mal passiert, wenn Du so psychisch angeschlagen bist, dass Dir das Pferd dann geholfen hat? Virginia: Ja. Velten: Sprichst Du denn oft mit dem Pferd? Virginia: Ja. Velten: Und das versteht Dich? Virginia: Weiß ich nicht. Velten: Aber Du hoffst das? Virginia: Ja. Ich denke nicht, dass es mich wortwörtlich versteht. Aber ich denke schon, dass ein Pferd merkt, ob eine Person traurig ist oder fröhlich oder ob irgendwas ist. Man merkt ja auch, wenn man reitet und man selbst nicht so einen guten Tag hat, spürt das auch das Pferd. Wenn du oben
auf dem Pferd nervös bist, überträgt sich das auf’s Pferd. Velten: Das spürt das Pferd? Virginia: Ja, manche Pferde sind da ein bisschen sensibler und reagieren sehr stark drauf und manchen macht das gar nichts aus. Ich bin schon der Meinung, dass Pferde da was spüren. Verstehen vielleicht jetzt nicht. Velten: Und was machst Du neben dem Reiten sonst noch? Virginia: Ich treffe mich mit Freunden. Velten: Gehst Du zur Schule? Virginia: Ja, ja. Velten: Auf was für eine Schule? Virginia: Auf die Waldorfschule in Freiburg. Velten: In St. Georgen oder Rieselfeld? Virginia: Nein, in der Wiehre. Velten: Meine Kinder gehen nämlich auch in die Waldorfschule. Du fährst immer von Freiburg hierhin zum Reiten? Virginia: Ja. Velten: Gut, dann danke ich Dir für das Gespräch. Virginia: Bitte schön.
verbunden. Das mit der Kuh wäre für mich jetzt genauso tragisch, wie wenn ich jetzt ein totes Pferd sehe. Allerdings wäre es am schlimmsten, wenn ich jetzt ein totes Pferd sähe, mit dem ich früher selbst gearbeitet hätte. Velten: Du nennst das gearbeitet. Was machst du denn mit den Pferden? Rosa: Reiten oder auch Bodenarbeit. Man bringt dem Pferd ja auch Sachen bei. Man lernt aneinander sozusagen. Ich kann auch noch was von einem ausgebildeten Pferd lernen. Weil, wenn es anständig ist, sage ich jetzt mal, da macht es die Sachen automatisch richtig, so wie es das eben gelernt hat und wenn ich das jetzt noch nicht konnte, dann sehe ich, aha, es macht jetzt das und das ... Velten: Du bist auf einer Waldorfschule? Rosa: Ja. Velten: Warum? Rosa: Ich hatte eine etwas schwierige Schulbahn. Ich war bis zur zweiten Klasse auf der Emil-Thoma-Schule, habe dann die zweite Klasse wiederholt, weil ich eine LeseRechtschreib-Schwäche habe. Bin dann auf die Karlschule gekommen, aber da die nur hauptschulführend weitergeht, wollte meine Mutter das nicht, weil sie meint, dass ich mehr Potenzial habe, als nur Hauptschule und wollte dann eine gute Lösung finden, wo es nicht so viel Druck gibt, weil ich auf Druck ziemlich stark reagiere und dann sind wir eben auf die Waldorfschule gekommen. In der vierten Klasse bin ich da hingekommen. Velten: Hast Du noch Geschwister? Rosa: Ich habe eine Halbschwester, die ist vier, von meinem Papa. Velten: Aber nicht auf der Schule? Rosa: Nein, die wohnt auch am Bodensee, mein Papa wohnt am Bodensee.
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Brustkasten
Lenden oder Nieren Hüfte Flanken
Schweifansatz
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Rosa: Ja, da bin ich ganz überzeugt davon. Weil es gibt ja auch so Delphin-Therapien. Das ist ja eigentlich im Grunde genommen nicht viel anders. Wenn man einen Draht zu Tieren hat, dann hat das auf jeden Fall einen großen Einfluss auf einen, denke ich. Velten: Aber warum gerade Pferde und warum nicht Kühe oder Schweine? Rosa: Bei Schweinen ist es vielleicht noch mal ein bisschen anders. Es gibt ja auch Hausschweine, weiß ich jetzt nicht so genau. Aber ich denke, Kühe kriegen einfach nicht so eine Verbindung zum Menschen. Ich denke, die sind auch nicht wirklich dafür gemacht. Wie schon gesagt, Pferde kann man reiten, Kühe vielleicht eher nicht so. Velten: Reiten Deine Freunde hier auch auf dem Ponyhof? Rosa: Nee. Velten: Noch jemand aus eurer Klasse oder nur ihr zwei? Rosa: Noch eine Freundin von uns, die ist auch bei uns in der Klasse. Velten: Und in Freiburg gibt es keinen Ponyhof, wo man reiten kann? Rosa: Nicht dass ich wüsste. Ich bin früher in Himmelreich geritten. Aber das war Westernreiten, vier Jahre. Das hat mir aber da nicht so gefallen, weil ich wollte schon immer Englisch reiten, aber ich habe eben keinen Hof gefunden, der mir wirklich gefallen hat, wo sie Englisch unterrichten. Bis ich dann über die zwei Mädels hierher gekommen bin. Velten: Was heißt Englisch reiten? Rosa: Das ist eine andere Reitart als Western. Englisch ist, sage ich mal, strenger für das Pferd. Im Western gibt es mehr Freiheit. Englisch reiten ist auch Dressur und Springen. Velten: Was gibt es noch? Es gibt Western, Englisch und noch etwas? Rosa: Eigentlich nur die zwei Sachen. Velten: Und so Kutschen fahren, das ist etwas ganz anderes? Rosa: Das habe ich auch schon gemacht. Velten: Das hat aber nichts mit den beiden zu tun? Rosa: Nee. Velten: Würdest Du Pferdefleisch essen? Rosa: Nee, nicht freiwillig. Mein Vater liebt Pferdefleisch. Der hat sich mal einen schlechten Scherz erlaubt und hat gesagt das sei Salami und dann habe ich ein Stück gegessen. Er dann: «ja das war Pferdefleisch», was dann zu einer größeren Diskussion ausgeartet ist. Ich würde auch keinen Hund oder so essen und ich habe es eh schon schwer mit Fleisch essen. Ich esse eher selten Fleisch. Auch wenn es Kuh ist. Mit Hühnchen habe ich am wenigsten Probleme.
Schlauch Kniegelenk Unterschenkel (Hose) Sprunggelenk
Schienbein
Das ist das nächste Gespräch mit Rosa Ehrhard am 4. Mai 2010 auf demselben Ponyhof Velten: Rosa, kannst du mir sagen, warum ist es ein Unterschied, ob man eine tote Kuh oder ein totes Pferd aus einem Hubschrauber schmeißt? Rosa: Also für mich macht das zwar schon einen Unterschied, weil ich zum Pferd mehr Verbindung habe. Ich meine, ich arbeite fast tagtäglich mit einem Pferd, aber auch wenn ich jetzt eine tote Kuh sehe, ist es für mich auch total schlimm. Ich bin seit klein auf mit aller Art von Tieren sehr
Velten: Du wohnst gar nicht mit Deinem Vater zusammen? Rosa: Nein. Velten: Was gefällt Dir denn am Reiten? Rosa: Das ist eine gute Frage. Mir gefällt die Zusammenarbeit mit dem Tier. Das ist nicht nur bei Pferden so. Ich habe auch einen Hund und da ist es auch so. Meine Cousine reitet auch, die ist einiges älter als ich und ich habe der früher auch immer beim Reiten zugeschaut, bis ich alt genug war und dann hat sie mich auch auf ihr Pferd gesetzt und ich war von Anfang an fasziniert. Velten: Deine Freundin hat schon gesagt, dass auch manchmal psychisch angeschlagene Menschen mit Pferden etwas machen. Glaubst Du, dass das etwas hilft?
Velten: Wie viele Jahre reitest Du jetzt schon? Rosa: Fünf ungefähr. Velten: Würde Dir wirklich etwas fehlen, wenn Du nicht mehr reiten dürftest und was? Rosa: Wenn ich auf dem Pferd sitze, dann fühle ich mich freier. Man denkt nicht mehr so darüber nach, was muss ich morgen noch machen und in der Schule, sondern man lässt sich los. Ich finde das Pferd gibt einem etwas, was ich zu Hause vor dem PC nicht habe. Oder auch wenn ich mit Freunden unterwegs bin, das ist zwar auch schön, aber mit dem Tier zusammen sein, das gibt mir ein anderes Gefühl. Velten: Haben das die Jungs bei euch in der Klasse auch oder sind das hauptsächlich die Mädchen? Rosa: Von uns aus der Klasse reitet niemand von den Jungs. Velten: Immer nur Mädchen? Rosa: Ja. Velten: Und warum immer nur Mädchen? Rosa: Das habe ich mich auch schon gefragt. Viele meinen, das wäre schwul mit Pferden und so. Velten: Schwul? Rosa: Das ist denen ihre Ausdrucksweise. Velten: Warum?
Rosa: Ich weiß es nicht. Die haben da irgendwie ein totales Problem damit. Ich weiß es nicht warum. Ich frage da auch öfters nach, was denn eigentlich das Problem wäre, und die meinen, dass das Mädchensache wäre. Und wie man dann da drauf hockt. Velten: Für einen Jungen ist das schwul, zu reiten? Rosa: Ich denke nicht für alle, klar. Aber für die, mit denen ich so Kontakt habe, die sind der Meinung. Velten: Aber die Cowboys die sind ja alles andere als schwul. Aber ich habe eben auch hauptsächlich Mädchen getroffen, die gerne reiten. Die Jungs in eurem Alter interessiert das nicht so. Rosa: Ich denke, es gibt öfter Mädchen, die Verbindung zu Tieren stärker haben. Die Jungs sind eher mit dem Technischen, mit irgendwelchen Geräten und so. Das macht da schon einen großen Unterschied. Velten: Dein Vater reitet nicht? Rosa: Nee, aber der hat mich auf’s Reiten gebracht sozusagen. Der hatte früher Freunde, die hatten auch einen Reiterhof. Da war ich drei oder vier und da hat es angefangen. Da gab es so ein kleines Pony, da durfte ich dann ohne Sattel drauf sitzen und halt so am Halfter rumgeführt werden. Seitdem ist es so, dass ich mich für Pferde begeistere. Velten: Hast Du noch Kontakt zu dem Pony? Rosa: Nein, das ist gestorben. Velten: Wann denn? Rosa: Vor drei Jahren ungefähr. Velten: Fandest Du das traurig? Rosa: Ja schon. Aber es war jetzt nicht so unglaublich schlimm, weil ich es davor schon länger nicht mehr gesehen habe und keinerlei Verbindung mehr hatte. Velten: Und wie heißt Dein Pferd hier auf dem Hof, das Du reitest? Rosa: Das was ich gerade seit Neuestem reite ist die Petty,
das ist ein Haflinger. Die ist noch relativ jung, konnte jetzt auch länger nicht geritten werden, weil die etwas am Huf hat. Mit der muss man ein bisschen langsam machen. Und das Pferd, was ich vorher immer geritten bin, ist gerade gestorben. Velten: Auch gestorben? Rosa: Also die, die ich immer geritten bin, war schon älter und die war auch schon seit einem halben Jahr krank. Sie konnte dann die letzten paar Wochen auch nicht mehr geritten werden, weil es immer schlimmer wurde und man wollte dann aber eine Medikamentenkur anfangen und wir haben schon darüber geredet, dass man sie in acht Wochen cirka wieder reiten kann, zweimal die Woche oder dreimal. Und dann wurde es über Nacht immer schlimmer und dann am nächsten Tag musste sie eingeschläfert werden. Velten: Warst Du dabei? Rosa: Nee, aber ich kam dann drei, vier Stunden später und habe noch gesehen, wie sie abtransportiert worden ist. Velten: Was macht das mit dir ... Rosa: Ich stand hier und habe Stunden lang geweint. Ich könnte auch jetzt noch anfangen zu weinen. Velten: Wo wird so ein Kadaver dann hintransportiert? Rosa: Zum Abdecker. Sie lag da auf einem Round-Pen und dann kam der mit seinem Laster angefahren und macht die Lade auf und da liegt dann erst mal eine tote Kuh drin. Das war schon mal der erste Schock. Und dann wird sie da so am Bein festgemacht mit so einer Kette, die sie dann in den Laster reinzieht, weil so ein Pferd ist ja schwer. Und ich habe das so mitangeschaut. Und die war so ganz steif. Dieses Lieblose war das Schlimmste. Das ist für den einfach nur Abfall. Das ist halt sein Job und das ist Abfall. Velten: Und was machen die mit diesen Kadavern, Hundefutter? Rosa: Ich weiß es nicht. Nein, ich glaube kein Hundefutter. Weil wenn die Tiere krank sind, darf man das nicht mehr verfüttern. Velten: Verbrannt werden die wahrscheinlich, oder? Und war es das erste Mal, dass Du so ein totes Tier miterlebt hast? Velten: Das erste Mal, dass ich ein totes Pferd gesehen habe, ja.
Velten: Und das hast du jahrelang geritten? Rosa: Nee, nicht jahrelang, aber ein knappes halbes Jahr. Ich bin auch erst seit einem Jahr hier. Velten: Wie hiess die? Rosa: Die hieß Flicka. Velten: Und kannst Du mit Deiner Mutter über das Reiten reden? Rosa: Ja schon. Meine Mutter ist früher auch mal ein bisschen geritten, würde es auch gerne machen, schafft es aber zeitlich nicht. Wir reden zwar selten darüber aber sie findet es gut, dass ich das mache. Sie unterstützt das auch sehr und sie weiß auch, dass mir das mit den Tieren so gut tut. Sie kommt auch manchmal zum Schauen, jetzt nicht gerade oft aber... Velten: Und welches Tier nach dem Pferd interessiert Dich dann noch am meisten? Rosa: Hund. Velten: Aber Du hast keinen Hund? Rosa: Doch, ich habe einen ganz kleinen Hund. Velten: Einen Dackel? Rosa: Einen Chiwawa. Velten: Den, den Paris Hilton hat? Rosa: Genau. Velten: So einen Winzling. Und wo ist der jetzt? Rosa: Der ist bei mir zu Hause. Eigentlich bringe ich den immer mit, weil ihr Bruder ist hier auch auf dem Hof, der gehört der Kerstin. Aber jetzt bin ich direkt von der Schule hierher gefahren. Velten: Direkt von der Waldorfschule? Rosa: Ja. Velten: Ich bin auch Waldorfschüler übrigens. Was denkst denn Du, wie Mädchen auf’s Reiten kommen? Rosa: Erstens kommen wir so auf’s Reiten, weil wir immer diese Pferdefilme reingeballert kriegen. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Eltern finden es immer ganz toll, so Pferdefilme. Das ist auch immer heile Welt. Ich finde die auch toll, ich schaue mir auch bis jetzt noch Pferdefilme an. Und ich habe auch immer so Bibi und Tina, falls man das kennt, auf Kassette gehört. Das berichtet auch über Kinder und Reitstall und Reiterferien und Ausreiten und bla ... Velten: Und Wendy? Rosa: Ja, das habe ich auch immer gelesen. Velten: Das hört nämlich meine Tochter gerade. Rosa: Das habe ich immer in einer Zeitschrift gelesen. Ich finde die Jungs werden auch von Anfang an so erzogen mit Autos. Ich finde das eigentlich ein bisschen schade, das nimmt einem so ein bisschen die Freiheit. Ich interessiere mich auch für Autos, muss ich sagen. Aber ich habe noch nie einen Jungen gesehen, der sich wahnsinnig für Autos interessiert und dann auch mal sagt, ja, ich komme mit in den Stall. Velten: Und mistet Ihr hier auch richtig aus und pflegt die Pferde? Rosa: Ja. Velten: Müsst Ihr trotzdem etwas zahlen hier oder ist es dann ... Rosa: Ja. Velten: Wie viel zahlt man da? Rosa: 15 Euro die Stunde, aber wenn wir viel helfen, dann kriegen wir manchmal eine Stunde umsonst. Es ist schon so, dass sie uns entgegenkommt. Aber wir machen das auch gerne. Velten: Und wem gehört der Hof? Rosa: Der Kerstin. Velten: Das ist der so genannte Junghof? Rosa: Genau. Velten: Wie viele Pferde gibt es hier denn? Rosa: 18. Wir haben jetzt gerade noch neue dazu gekriegt. Eben weil die Flicka gestorben ist. Aber die
Das ist das dritte Gespräch mit Ann-Kathrin
Rosa: Mich würde es stören, wenn meine Mutter jetzt auch jeden Tag hier wäre und sich einmischen würde, wie ich die Stallarbeit machen soll oder keine Ahnung was. Velten: Bist Du jeden Tag hier? Rosa: Nicht jeden, aber vier Mal in der Woche ungefähr. Aber ansonsten, ich fänd’s sogar schön, wenn meine Mutter hier anfangen würde zu reiten, weil wir sonst nicht so ein enges Verhältnis hätten. Velten: Und bei Dir, wie wäre es bei Dir, wenn Dein Vater oder Deine Mutter hier reiten würde? Anderes Mädchen: Ich fände es nicht so toll. Ich genieße hier meine Freiheit, dass ich so machen kann, was ich will ohne dass meine Eltern da irgendwas sagen. Natürlich ist es schön, wenn mal ein Elternteil oder beide zuschauen kommen und sich das mal anschauen, was ich mache. Aber sonst bin ich eigentlich froh, dass ich hier so machen kann, was ich will quasi und meine Freiheit habe. Velten: Gut, sagst Du mir noch Dein Alter? Rosa: 17. Velten: Gut, dann danke ich Dir für das Gespräch. Rosa: Gerne.
Velten: Ann-Kathrin, was ist der Unterschied zwischen einem Schwein und einem Pferd? Ann-Kathrin: Ein Schwein kann man nicht reiten und mit Pferden kann man eine richtige Verbindung aufbauen. Man kann sich richtig mit denen verbinden und das denke ich, kann man mit Schweinen nicht, sie putzen und streicheln. Pferde können das richtig empfinden und wiehern einem auch zu, wenn man sie kennt. Velten: Aber Schweine kann man essen. Ann-Kathrin: Ja, eben. Das ist ja ... wenn man Schweine dann isst, das ist ja auch so, wie wenn man seinen Freund isst. Pferde sind ja auch die Freunde des Menschen. Wenn ich Pferde esse, dann ist das so, wie wenn ich meine Freunde esse. Velten: Deshalb würdest Du niemals Pferdefleisch essen? Ann-Kathrin: Nein. Velten: Auch wenn Du das Pferd gar nicht kennst? Ann-Kathrin: Auch nicht. Velten: Ich habe nämlich immer gehört, dass gerade Pferdefleisch nicht so gern gegessen wird von Leuten. Meinst Du, das ist der Grund? Ann-Kathrin: Ja. Velten: Und wie lange reitest Du schon? Ann-Kathrin: Seit ich in der Vorschule bin und ich bin jetzt in der sechsten Klasse, so sechs, sieben Jahre. Velten: Und wie alt bist Du? Ann-Kathrin: 12. Velten: Reiten Deine Geschwister auch? Ann-Kathrin: Ja, mein einer Bruder reitet. Velten: Auch hier auf dem Hof? Ann-Kathrin: Ja. Velten: Und ist der älter oder jünger? Ann-Kathrin: Der ist älter, der ist jetzt 14. Velten: Und Deine Eltern reiten auch? Ann-Kathrin: Meine Mutter, mein Vater nicht. Meine Mutter lernt es gerade. Velten: Auch hier auf dem Hof? Ann-Kathrin: Ja. Velten: Und was willst Du mal werden später? Ann-Kathrin: Ich würde gerne Springreiterin werden und Reitlehrerin. Velten: Und die Reitlehrerin hier, wer ist das? Ann-Kathrin: Kerstin und Nadine. Velten: Und die Kerstin ist gut? Ann-Kathrin: Ja. Velten: Und das sind Springreiterinnen? Ann-Kathrin: Ja. Sie springt auf jeden Fall und sie war auch schon auf Turnieren. Velten: Bist Du denn auch schon auf Turnieren gewesen? Ann-Kathrin: Nee. Also hier war mal ein Hofturnier und da war ich auch dabei, da bin ich auf einem Pony geritten. Velten: Reitest Du denn eher Pferde oder Ponys? Ann-Kathrin: Eher Pferde. Manchmal auch Ponys. Velten: Dieses braune Pferd, das da steht, kennst Du das auch? Ann-Kathrin: Ja, das ist die Luna. Velten: Reitest Du denn auch große Pferde? Ann-Kathrin: Ja. Velten: Gut, dann danke ich Dir sehr für das Gespräch. Ann-Kathrin: Bitte. Velten: Tschüss
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kann man noch nicht reiten, weil die eine kriegt jetzt bald ein Fohlen und der andere wurde länger nicht geritten, das war ein ehemaliges Sportpferd und der muss jetzt erst wieder Muskulatur aufbauen. Velten: Und so ein Job als Zureiter, interessiert euch das denn, richtig mit so wilden Pferden zu reiten? Rosa: Ja, aber ich glaube das ist noch eine Nummer zu groß. Dafür muss man wirklich jahrelang immer mit Pferden tagtäglich umgehen, dass man das wirklich richtig gut kann und da sicher in seiner Sache ist und wirklich überzeugt davon ist. Ich denke, man darf wirklich gar keinen Schiss haben. Velten: Hast Du so etwas schon mal gesehen, wie so ein wildes Pferd zugeritten wird? Rosa: Im Film, aber nicht in echt. Velten: Hast Du denn Lust, mal wilde Pferde zu beobachten? Rosa: Ja. Velten: Und wo leben die überhaupt noch? Rosa: In Montana ... Velten: Da gibt es noch richtig wilde Pferde und da werden die auch gefangen? Rosa: Aber da ist das dann halt wieder mit dem WesternReiten. Velten: Ich habe mal gehört, es gibt so eine Mode, das sind die Pferdeflüsterer, sagt euch das etwas? Rosa: Ja. Velten: Was ist denn das? Rosa: Wenn jetzt ein Pferd ein schlimmes Erlebnis gehabt hat, zum Beispiel mit einem Stallbrand und das hat dann bei jedem Mal Schiss, in die Stallgasse zu gehen oder es steigt und keine Ahnung und man weiß sich selber nicht mehr zu helfen, dann kann man die anrufen und die kommen einem und dem Pferd zu Hilfe. Das gibt es bei Hunden auch, dieses miteinander arbeiten, dass das Pferd wieder Vertrauen zum Menschen aufbaut, dass man das Pferd langsam an die Sache heranführt, dass man ihm zeigt, dass es nicht schlimm ist, dass nichts passieren wird. Da gibt es verschiedene Arbeitstechniken, dass man das Pferd eben wieder langsam an die Sache heranführt, dass es einem vertrauen kann und dass es sich aber trotzdem frei fühlt und nicht dieses Gezwungene, du musst jetzt das und das machen. Velten: Und Ihr habt Unterricht bei der Kerstin? Rosa: Ja. Velten: Das ist die einzige Reitlehrerin oder gibt es noch mehr? Rosa: Es gibt noch die Nadine aber die unterreichtet glaube ich nur die jüngeren. Velten: Und die Kerstin wohnt hier auch auf dem Hof? Rosa: Ja, hinterm Hof. Velten: Kommt die hierher oder wo hat sie den her? Rosa: Das weiß ich gar nicht. Velten: Hat sie einen Mann oder einen Freund? Rosa: Nein. Velten: Sie lebt alleine mit den Pferden? Rosa: Also ihre Eltern wohnen auch noch dahinten im Haus. Aber sie macht das eigentlich schon ganz alleine. Velten: Würde es euch stören, wenn eure Eltern hier auch reiten würden? Ist das auch so ein Freiheitsgefühl, dass ihr das hier alleine macht?
Das ist das Interview mit Monika Falkner in Freiburg im Breisgau am 18.06.2010
Velten: Frau Falkner, ich habe vor cirka drei Wochen bei Ihnen auf dem Hof ein großes schwarzes männliches Pferd gesehen, wollte mit Ihnen über das Pferd sprechen und jetzt erfahre ich, dass das Pferd gar nicht mehr lebt. Können Sie mir ein bisschen erzählen, warum es nicht mehr lebt? Falkner: Das Pferd war 21 Jahre alt und das ist schon ein Alter für ein Großpferd, wo Krankheiten einfach auftreten. Manche Pferde werden gar nicht so alt und über den Winter ist er von der Muskulatur, vom Körper her schon ziemlich eingefallen. Es ist halt wie bei einem alten Mensch. Wenn man es hochrechnet, war das Pferd schon über 120 Jahre alt, da gibt es dann halt Sachen, die ein Weiterleben für ein Tier auch nicht mehr lebenswert machen, und er ist in den letzten Wochen auch muskulär wirklich zusammengefallen. Dann haben wir noch einiges probiert, Osteopathie, Physiotherapie, Tierarzt, was man halt so versucht, um das Leben noch einmal lebenswert zu machen. Es hat keinen Sinn mehr gehabt. Und irgendwann muss man dann sagen, das war es dann. Man will so ein Tier auch nicht unendlich leiden lassen. Das macht man nicht, wenn man als Tierbesitzer eine Verantwortung hat. Das ist ein Vorteil, den Tiere haben, wenn sie Menschen haben, die sich um sie kümmern, dass man das dann beenden kann im Gegensatz zum Menschen. Velten: Und warum geht das beim Menschen nicht? Falkner: Das ist eine gute Frage aber da gibt es ja Diskussionen ohne Ende. Meiner Meinung nach sollte das auch beim Menschen möglich sein, dass man sein Leben, wenn man es möchte und wenn man noch geistig fit ist, dass man das beenden lassen kann und in Ruhe und Frieden sterben kann. Das ist aber irgendwie politisch nicht gewollt, pharmazeutisch nicht gewollt, ärztlich nicht gewollt. Velten: Aber warum? Falkner: Das ist sicherlich eine moralische Frage, das Eingreifen, Entscheiden über Leben oder Tod. Velten: Und was ist dann der Unterschied zwischen einem Pferdeleben und einem Menschenleben? Falkner: Für mich gibt es eigentlich keinen großen Unterschied zwischen einem Tierleben und einem Menschenleben. Es sind beides Existenzberechtigungen und ein Tier hat nicht weniger Existenzberechtigung als ein Mensch. Der Mensch erlaubt sich halt, einzugreifen und hier etwas zu beenden, was beendenswert ist, weil es einfach eine Qual ist. Ich
finde, es wäre wünschenswert, wenn es auch beim Menschen möglich wäre. Velten: Aber jetzt stellen Sie sich vor, die Pferde würden bei den Menschen eingreifen und sagen, also dieses Leben ist nicht mehr lebenswert, das beenden wir jetzt. Das wäre eine seltsame Idee, oder? Falkner: Aber durchaus, wenn die Pferde die Intelligenz hätten, warum nicht. Velten: Haben denn die Pferde so eine Intelligenz? Falkner: Durch das fehlende Bewusstsein, denke ich, eigentlich nicht. Velten: Also ist der Unterschied eigentlich das Bewusstsein beim Menschen? Falkner: Sicherlich ja, meiner Meinung nach. Velten: Wie hieß das Pferd? Falkner: Winnie Pooh. Velten: Ein Wallach? Falkner: Das war ein Wallach, aber der hieß einfach schon so, als wir ihn bekommen haben. Als sich die Vorbesitzerin damals das Pferd gekauft hat, war das Kind noch sehr klein und Winnie Pooh ist dieser Honigbär oder Pooh der Bär und das war das Lieblingstier von dem Kind, glaube ich, und dadurch kam dieser Name. Velten: Wie lange haben Sie das Pferd gehabt? Falkner: Wir hatten den zehn Jahre. Velten: Haben Sie jetzt noch ein eigenes Pferd? Falkner: Wir haben noch zwei andere, einen, der bei uns geboren ist aus einer Stute von uns. Und dann haben wir noch einen Haflinger, einen Österreicher. Velten: Sind die auf der Weide oder auch im Stall? Falkner: Die sind jetzt im Stall und unter tags gehen die auf die Weide raus. Velten: Sind Pferde ein teures Hobby? Falkner: Teuer wird es in dem Moment, wo man Pferde einstellen muss, das heißt in eine Reitpension oder Pferdepension. Da wird es dann schon eine
kostspielige Sache. Wir haben jetzt den Vorteil, dass wir hier Landwirtschaft haben, haben also die Grundnahrungsmittel, das macht mein Mann alles selber, Hafer, Getreide, Heu, Stroh. Velten: Auch für Ihre Familie, als Nahrungsmittel? Falkner: Nee, nur für das Pferd. Und dann haben wir noch Mais, der verkauft wird. Getreide wird zum großen Teil verkauft, das geht an den Händler. Velten: Und das macht alles Ihr Mann oder haben Sie auch einen Angestellten? Falkner: Das macht alles mein Mann. Velten: Ist er von Beruf Landwirt? Falkner: Er war auf dem Vermessungsamt. Die Landwirtschaft war immer ein Nebenerwerb und mein Mann macht die Arbeit gemütlich nebenher. Velten: Haben Sie auch noch einen Beruf? Falkner: Ich bin Betriebswirt, ja. Das heißt, die Pferde sind rein unser Hobby. Und durch die Landwirtschaft leistbar in dem Umfang. Drei Pferde kann sich normal ... Velten: ... keiner leisten. Falkner: Das sind summa summarum 400 Euro im Schnitt pro Pferd, wenn man es einstellen muss. Velten: Im Monat? Und das ist angemessen? Falkner: Das ist ein Durchschnittspreis. In den Großstädten geht das bei 500, 600 Euro los. Und hier sind wir doch noch ein bisschen auf dem Land. Velten: Nehmen Sie auch Pferde zum Einstellen? Falkner: Nein, wir wollen Ruhe auf unserem Hof haben. Wenn man Pferde einstellt, hat man auch die dazugehörenden Menschen, die täglich am Hof sind. Jeder will sein eigenes Ding haben, das ist eine schwierige Sache. Das mag man oder man mag es nicht. Und wir wollen nicht ständig Unruhe am Hof, Besitzer, die die Pferde von der Koppel holen und wieder hinbringen. Und finanziell sind wir nicht darauf angewiesen. Velten: Diesen Hof hier haben Sie geerbt?
Falkner: Das ist Familienerbe. Velten: Dann ist durch die Familie Ihres Mannes immer schon eine Nähe zu den Pferden da? Falkner: Zur Landwirtschaft, nicht unbedingt zu den Pferden. Früher fuhr man mit Rinderfuhrwerken. Es war immer hier ein landwirtschaftlicher Hof, es ist eines der ältesten Gehöfte hier in Freiburg, St. Georgen, Ortsteil Wendlingen. Früher gab es hier nur Höfe, heute sieht man dies kaum noch. Wir sind eine der wenigen, die noch ein bisschen Landwirtschaft betreiben. Velten: Aus welcher Familie kommen Sie? Falkner: Ich komme eigentlich aus Wien, Österreich. Velten: Das hat ja viel mit Reiten zu tun. Falkner: Durch die Spanische Hofreitschule unbedingt ja! Velten: Und haben Sie mit dieser Institution auch Kontakt gehabt? Falkner: Ja, ich habe bei einem Bereiter der Schule Dressurunterricht genommen. Wir haben immer noch Kontakt und organisieren auch Lehrgänge hier in Freiburg. Und wir fahren mit unseren Pferden im Sommer hin. Velten: Sie nehmen die Pferde mit nach Wien und nehmen dort Unterricht? Falkner: Ja. Velten: Mama mia, das ist ein luxuriöses Hobby. Falkner: Ja, man gönnt sich ja sonst nichts ... Man ist da schon wirklich drin in dem Sport und versucht, sein Leben lang mit den Pferden, die man hat, das sind ja dann immer wieder wechselnde, die leben ja auch nicht so ewig lang, mit den drei, vier, fünf Pferden, die man normal so im Schnitt vielleicht hat, versucht man schon immer wieder zu einem Niveau zu kommen, wo man zufrieden ist und wo man aber immer auch weiter arbeitet. Es ist ein ständiges Arbeiten und Erarbeiten. Velten: Sie reiten auch Turniere? Falkner: Ja. Velten: Immer noch oder jetzt nicht mehr? Falkner: Doch mit den Pferden, die wir jetzt noch haben. Velten: Was ist das für eine Klasse? Süddeutschland? Falkner: Das ist nur regional hier. Wir haben ein Pferd, ein Sohn aus einer Stute von mir, er geht im mittleren Dressur-Bereich mit seiner Trainerin. In dem Bereich reite ich aber turniermäßig nicht mehr mit. Das ist M-Dressur. Velten: Was heißt M-Dressur? Military? Nein? Falkner: Das ist mittlere Dressurklasse. Es gibt A, das ist Anfang, L ist leicht, M ist mittel, S ist schwer. Und dann gibt es noch schwerere S, die gehen dann bis in die internationale Klasse. Velten: Bis wo haben Sie geritten? Falkner: Daheim im Training reite ich auch S-Lektionen aber im Turnier komme ich über L nicht hinaus. Velten: Weil das Pferd so nervös ist? Falkner: Das ist eine schwierige Sache, das auf einem fremden Platz hinzukriegen mit der Nervosität vom Pferd und Reiter, mit der fremden Umgebung. Da muss man auch das technische Können haben und ich bin ja kein Profi ... Velten: Arbeiten Sie denn auch in Ihrem Beruf? Falkner: Ja. Velten: Richtig voll? Falkner: Nein, Teilzeit. Velten: Haben Sie eine eigene Firma oder sind Sie irgendwo angestellt? Falkner: Ich war lange selbständig im Industriebaubereich.
Velten: Mit einem kleinen Beratungsbüro? Falkner: Nein, wir haben Industriebauten gebaut, also schlüsselfertig. Aber als die Chinesen angefangen haben, den Stahlmarkt aufzukaufen, hat sich das nicht mehr mit dem Stahl rentiert. Und dann haben wir irgendwann gesagt, das war es dann. Velten: Wenn Sie jetzt die Chance hätten, richtig professionell nur noch zu reiten und damit das Geld zu verdienen, würden Sie das gerne machen? Falkner: Nein. Velten: Warum nicht? Falkner: Ich habe das nach dem Abitur zwei Jahre in den Staaten gemacht. Durch Bekannte, durch die Spanische Hofreitschule, bin ich nach Amerika gegangen, zwei Jahre in einen Dressurstall und habe mich dort nur mit Pferden beschäftigt. Aber ich habe dann festgestellt, dass das hauptberuflich nichts für mich ist. Ich muss auch geistig etwas arbeiten, mich an einen Schreibtisch setzen. Velten: Und das geht in einem Stall nicht? Falkner: Da müssen Sie vielleicht in einem Gestüt arbeiten, wo auch Büroarbeit anfällt oder wie auch immer. Das ist auch relativ schwer zu finden. Arbeiten, wo Sie halb reiten und halb im Büro sind, das ist ganz schwierig. Velten: Und mit dem Pferd kann man nicht ... wenn man besondere Methoden entwickelt, wie man ein Pferd dressiert, das ist doch auch geistige Arbeit? Falkner: Ja schon, das ist vor allem geistige Arbeit. Velten: Und das passiert auch am Schreibtisch? Falkner: Das passiert vor allem beim Reiten selber. Velten: Und wie passiert das? Falkner: Man lässt sich auf das Pferd ein. Pferde sind sehr sensibel. Man glaubt es wirklich nicht. Das ist ein Riesentier, aber man kann sie trainieren, dass sie auf Atemzüge irgendwelche Bewegungen ausführen oder auf leiseste Wendungen deines eigenen Körpers die Wendungen nachvollziehen. Das ist eine irrsinnig sensible Sache. Man kann mit dem Geist wirklich viel arbeiten, wenn man sich vorstellt, ich bewege mich jetzt vom Schritt zum Trab und ein Pferd ist gut auf einen eingestellt, wird das funktionieren, ohne dass man groß mit den Beinen etwas macht. Velten: Das merkt das Pferd? Falkner: Das merkt das Pferd. Diese geistige Verbindung kann man aufbauen. Velten: Ist es dann nicht tragisch, wenn so ein Pferd jetzt wegstirbt, dieser große Schwarze? Falkner: Ja, natürlich, aber das ist das Leben. Wir leben mit unseren Pferden, das ist wie so ein kleines Familienmitglied. Velten: Und wie geht Ihr Mann damit um? Entsteht da so etwas wie Trauerarbeit oder nimmt er das als Profi, als Landwirt? Falkner: Mein Mann ist, wie viele Männer vielleicht auch, äußerlich da weniger betroffen. Innerlich hat er sicherlich seine Trauer auch damit, aber Männer verarbeiten das anders, ich meine in der etwas älteren Generation, vielleicht sage ich es mal so. Man merkt ihnen nicht so viel an. Velten: Haben Sie mit ihm über so etwas gesprochen, über den Tod von Pferden? Falkner: Natürlich. Ja klar. Das ist ja auch eine Entscheidung, die man dann treffen muss, die man bespricht. Die letzten zwei, drei Tage ist das Pferd nicht mehr auf die Koppel gegangen, weil es einfach nicht mehr gut laufen konnte. Als Sie ihn gesehen haben, war er ja nur noch auf dem Platz, nicht mehr auf der Weide. Das ging nicht mehr, Sie haben ja gesehen, wie er geschwankt hat. Da muss man sich schon austauschen, was macht man, was macht man noch? Oder sagt man, das muss man
jetzt beenden. Velten: Und dann kommt ein Tierarzt und gibt eine Spritze, oder wie wird das gemacht? Falkner: Wir hatten die letzten sechs, acht Wochen eine Tierärztin, die ihn auch akupunktiert hat, weil wir das auch noch probiert haben. Das hat teilweise gut geholfen, aber am Schluss dann natürlich auch nicht mehr. Irgendwann ist der Körper dann schon am Ende. Velten: Gibt das Pferd einen Todeswunsch zu verstehen? Spürt man das, oder ist da eine Angst vor dem Tod? Falkner: Das glaube ich nicht bei Tieren. Weil Tiere eine andere Schwelle haben. Ich persönlich denke auch, dass es nach dem Tod noch ein weiteres Leben gibt. Velten: Für Tiere? Falkner: Für alle. Velten: Für Menschen, das denken die meisten, aber bei Tieren glauben Sie das auch? Falkner: Definitiv. Wo geht die Seele sonst hin? Velten: Und die Tiere haben auch eine Seele? Falkner: Ja, warum nicht. Viele Kulturen sagen ja auch, dass Tierseelen auch in Menschenseelen oder umgekehrt wieder auf die Welt kommen. Das kann man glauben oder nicht. Das ist die persönliche Einstellung zum Leben. Velten: Das ist ja schon tragisch, wenn wir jetzt über ein totes Pferd reden. Falkner: Das weiß ich nicht, ob das so tragisch ist. Wenn man sich das so denkt, dass die Seele wieder auf die Welt kommt. Ich habe versucht, ein paar Einblicke zu kriegen seit ein paar Jahren, wie das funktionieren kann. Velten: Diese Wiedergeburt? Falkner: Ja, wenn man sich das so vorstellt, ist das nicht tragisch. Das Dasein ist einmal beendet. Wir sind alle durch Fleisch und Blut nicht ewig lebensfähig aber es ist die Seele. Und wenn es die Seele ist, ist es nicht tragisch. Im Gegenteil, da hat man vielleicht die Chance ... Velten: ... das Pferd noch einmal zu treffen? Falkner: Ja, oder durch ein anderes Lebewesen. Vielleicht kann ein Pferd mal ein Hund werden ... Velten: Glaubt denn Ihr Mann so etwas auch? Falkner: Nein, der ist Landwirt. Der steht mit beiden Beinen auf dem Boden und orientiert sich nach dem Wetter und nach seinem Mais. Der ist ganz anders. Ich glaube nicht, dass er sich Gedanken macht über so etwas. Aber das ist auch in Ordnung. Er lebt so vielleicht ruhiger. Velten: Aber ist es da nicht schwierig in einer Ehe, wenn der eine so Gedanken hat wie Sie und der andere steht so wie Sie sagen mit beiden Beinen auf dem Boden?
Falkner: Gegensätze ziehen sich an. Vielleicht ist es so einfacher, weil ich mit ihm diese Sachen gar nicht diskutiere. Velten: Sie reden mit ihm gar nicht darüber? Und mit wem reden Sie dann über so Sachen? Falkner: Da hat man schon seine Leute, wo man auf diese Idee überhaupt kommt. Es gibt ja schon mittlerweile viele Leute, die sich über so etwas Gedanken machen. Ich mache auch Yoga und schnuppere da immer wieder in andere Richtungen rein. Da trifft man schon auf genug Leute, die sich damit beschäftigen. Und das ist dann auch gut, weil das ein anderer Bereich ist. Wenn man einen Partner hat, der auch voll mitmacht, ich weiß nicht, ob es im Alltag dann immer so besser ist. Das kann man nicht sagen. Man ist ja so, wie man zusammengewürfelt ist, so weiß man es. Velten: Und die Kinder, einer ist aus dem Haus und der andere lebt noch hier? Was macht denn der jüngere? Falkner: Der geht auf die Schule. Velten: Und der ältere, was ist der? Falkner: Er arbeitet bei einer Installationsfirma. Velten: Sind beide noch mit Pferden verbunden? Falkner: Der Große gar nicht. Und der Kleine ist lange geritten, hat aber jetzt andere Interessen. Velten: Sie sind aus Wien ... kommen Sie aus einem vornehmen Wiener Geschlecht? Falkner: Nein, ganz normale Wiener Familie. Velten: Diese Hofreitschule habe ich gesehen. Wie hat es Sie denn als eine Frau aus einer Riesenstadt mit so einer großen Kultur, jetzt hier nach St. Georgen verschlagen? Falkner: Durch meinen Mann. Velten: Wären Sie lieber in Wien? Falkner: Nein, ich bin in Wien aufgewachsen. Ich kenne Großstadt 20 Jahre lang. Ich kann jederzeit dorthin, wenn es mich anzieht, wenn ich es brauche. Es gibt ja schon die Berlin Air von Baden-Baden. Das ist überhaupt kein finanzielles Ding. Aber ein, zweimal im Jahr langt mir das. Und ich finde Freiburg eine super Miniaturmischung von allem. Natur, Großstadt. Gucken Sie, wo wir wohnen. Ich bin in zwei Minuten mit dem Hund am Berg, ich bin aber auch in fünfzehn Minuten mit dem Fahrrad in der Innenstadt. Ich finde die Innenstadt natürlich klein, man ist schnell durch, und denkt, was mache ich jetzt. Wien ist ein großer Gegensatz. Aber das macht nichts. So hat man seine Geschäfte, weiß, wo man etwas kriegt. Man muss nicht durch eine Zwei-Millionen-Stadt laufen. Velten: Das geht mir ähnlich. Ich habe vorher in Berlin gelebt. Das war mir aber auch zu groß. Falkner: Es ist dasselbe. Und Sie haben hier diese Moloche nicht. Die Leute sagen in Haslach und Weingarten, das ist ein Moloch. Da muss ich immer lächeln darüber, weil die Leute nicht wirklich wissen, was ein Moloch ist. Dann sollen sie mal in Berlin oder Wien gucken. Da gibt es auch ein, zwei Bezirke, wo man halt nicht wohnt. Aber sonst finde ich Freiburg eine super kleine Mischung. Die Leute sollen ruhig zufrieden sein. Dadurch, dass Freiburg noch grüne Politiker hat ... die versuchen ja auch in
der Richtung ein bisschen was hinzukriegen. Also ich finde das durchaus eine interessante Stadt mit hohem Lebenswert. Velten: Das stimmt. Jetzt müssen wir noch mal auf das Pferd kommen. Reiten Sie denn auch in der Hofreitschule mit Ihren Pferden? Sie fahren da hin um Kurse zu nehmen? Falkner: Nicht in der Schule direkt, sondern bei einem Trainer in dessen Privatstall. In der Hofreitschule stehen die Lipizzaner Hengste, es gibt tolle Vorführungen zu sehen. Das ist eine richtige Reitinstitution mitten in Wien. Velten: Und was denken Sie, wenn Sie diese Eleganz der Hofreitschule sehen? Ist das heutzutage noch vertretbar, oder ist das auch ein bisschen überaltert? Falkner: Die spanische Hofreitschule ist über 400
Jahre alt. Das ist das letzte und größte klassische Dressurzentrum über diese jahrhundertealte Tradition, die es überhaupt noch gibt. Jeder, der sich mit Dressurreiten beschäftigt, stolpert irgendwann da drüber. Ganz am Anfang oder erst später. Aber das ist jedem ein Begriff, weil die Schule sich nicht beeinflussen lässt von irgendwelchen neuartigen Methoden, ein Pferd zu trainieren. Das basiert auf Erfahrung. Wie mache ich was am besten, am effektivsten, am pferdefreundlichsten, am schnellsten, ohne das Tier zu quälen. Velten: Die dortigen Dressurmethoden, wenden sie diese letztlich hier auch verkleinert an? Falkner: Ja, die klassische Reitweise beschäftigt jeden Reiter, der sich damit ein bisschen näher beschäftigt. Die Prinzipien ziehen sich durch die ganze Reiterei durch. Velten: Haben die Lipizzaner auch eine eigene Zuchtstätte?
Falkner: Ja, sie werden in Piber in Österreich gezüchtet, teilweise aber auch in Lipizza in Jugoslawien. Es ist eine ganz besondere barocke Pferderasse. Velten: Die sind besonders gut geeignet für die Dressur? Falkner: Ja, vom Gebäudetyp her und auch vom Charakter. Velten: Was heißt vom Gebäude her, vom Körperbau? Falkner: Ja, vom Körperbau her. Velten: Und das könnte man mit so einem normalen Pferd nicht machen, was die in der Hofreitschule machen? Falkner: Schon, aber vielleicht nicht mit dem Ausdruck und nicht mit der Leichtigkeit, mit der diese Pferde auch Schulen über der Erde zeigen können. Velten: Hätten Sie auch gerne ein Lipizzanerpferd? Falkner: Vielleicht irgendwann mal, momentan habe ich einen tollen Haflinger, das ist auch ein Österreicher. Velten: Aber das ist eine ganz andere Qualität, ein Haflinger. Falkner: Aber auch ein gutes Pferd, er ist sehr groß und sieht aus wie ein kleiner Lipizzaner, nur in Haflingerform – und er ist sehr talentiert. Man kann zu jedem Pferd eine gute Verbindung aufbauen und auch zufrieden sein. Velten: Ist es ein Unterschied, ob Sie ein weibliches Pferd oder ein männliches Pferd reiten? Falkner: Das ist mir persönlich eigentlich egal. Die Spanische Hofreitschule aber hat nur Hengste. Velten: Warum? Falkner: Das ist Tradition. Woher das kommt weiß ich aber nicht. Es gibt in der Lipizzanerzucht einige Stammhengste und ich weiß nicht, ob man schon früher nur mit den Hengsten Dressur gearbeitet hat. Nur Hengste zu halten ist weniger problematisch als noch zusätzlich Stuten und Wallache dazu zu mischen. So gibt es keine Konkurrenz, weil es keine Stuten gibt, um es einfach zu sagen. Velten: Und nur Stuten? Falkner: Wäre theoretisch wahrscheinlich auch gegangen. Aber der Hengst hat einfach vom Gebäude her mehr Ausdruck. Wenn Sie sich einen Hengst vorstellen, der sich ein bisschen präsentiert, dann hat der einen anderen Ausdruck als eine Stute, vom Gesicht her, vom Körper her und ich denke, das ist der Grund, warum man seit jeher dort nur mit Hengsten arbeitet. Velten: Und da gibt es keine Konkurrenz und Kämpfe? Velten: Werden die Pferde auch verkauft? Falkner: Ja, direkt von Piber, der Aufzuchtstätte, ja. Von Wien aus in der Regel nicht mehr. Nur die, die den Ansprüchen irgendwann vielleicht nicht mehr genügen. Es gibt dann schon Pferde, die sich aus irgendwelchen geistigen oder körperlichen Einschränkungen nicht weiter ausbilden lassen. Die werden dann schon mal verkauft. Velten: Ist da jeden Tag eine Vorführung? Falkner: Aktuell weiß ich es jetzt nicht, aber sicher gibt es zwei bis drei Vorführungen in der Woche.
Aber da können Sie mal auf der Homepage gucken. Velten: Wie viele Zureiter haben die da? Falkner: Die Reiter heißen Bereiter. Wie viele es aktuell sind, weiß ich jetzt auch nicht. Ich würde mal sagen so zwischen 20 und 30. Velten: Ist das ein richtiger Beruf? Falkner: Das ist ein Lehrberuf. Man fängt dort als Bereiterlehrling nach der Schule an und durchläuft dann die ganze Ausbildung und Hierarchie. Velten: Nur Männer oder auch Frauen? Falkner: Bis vor kurzem nur Männer, aber seit kurzem gibt es wohl auch eine oder zwei Frauen. Velten: Jetzt will ich noch mal auf dieses Thema zu sprechen kommen, da hatten wir ganz am Anfang darüber gesprochen, warum gerade Mädchen vor oder in der Pubertät es so lieben, sich mit Pferden zu umgeben. Das ist ja ein Phänomen auf Reiterhöfen. Was ist das? Falkner: Ich glaube, das ist der beginnende Mutterinstinkt, ganz einfach, sich um irgendwas kümmern, pflegen. Velten: Aber da können sie sich ein Meerschweinchen kaufen. Falkner: Viele haben ja auch ein Meerschweinchen. Wenn die Eltern mit diesem doch relativ teuren Hobby der Reiterei nicht mitmachen, dann ist oft wenigstens ein kleineres Tierchen gefragt. Velten: Und ein Hund? Falkner: Ein Hund ist natürlich auch super interessant, denke ich. Aber viele Familien können sich aus zeitlichen Gründen keinen Hund leisten ... Velten: Ich habe mit einer Dame gesprochen, die ist Reittherapeutin. Die hat mir eben erzählt, dass es für traumatisierte Frauen das Beste wäre, wenn sie auf einem Pferd sitzen. Falkner: Keine Ahnung. Ich bin kein Spezialist in Sachen Reittherapie, wohl scheint es aber auch gerade für behinderte Menschen ganz toll zu sein. Inwieweit das mit seelischen Sachen zusammenhängt, weiß ich nicht. Reittherapie ist für mich eigentlich eher Physiotherapie. Seelisch ist es sicherlich auch eine interessante Sache. Es gibt auch mittlerweile, da können Sie auch mal nachlesen, Kurse für Manager. Manager lernen durch ihr Auftreten und durch ihr Erscheinen gegenüber Pferden, sich zu behaupten. Viele können das ja gar nicht. Viele Manager sind ja vollkommen unfähig, mit Menschen umzugehen. Velten: Nur im Beruf funktioniert es dann? Falkner: Aber auch nicht immer. Meistens sind es ja Männer, die in der Kommunikation mit anderen Menschen unfähig sind. In Kursen kann man lernen, wie man seine Körpersprache so einsetzten kann, dass man dem Gegenüber (ob Pferd oder Mensch) etwas mitteilen kann. Willst du, dass der Andere weggeht oder kann er dich umrennen oder bist du ihm egal. Das ist einfach das persönliche Auftreten. Und die lernen das und zwar ganz schnell. Velten: Und die Pferde lesen so eine Körpersprache sofort? Falkner: Sofort. Gucken Sie mal im Internet, auch
wenn Sie das Thema noch anders interessiert unter Monty Roberts. Velten: Aber das ist doch jetzt ganz anders als die Spanische Hofreitschule. Falkner: Das ist natürlich ein ganz anderes Thema. Velten: Beißt sich das nicht? Falkner: Nee, überhaupt nicht. Hier geht es um Reiten, um das Dressurreiten, um das dressurliche Ausbilden eines Pferdes und die Arbeit mit Monty Roberts ist eine super kommunikative Arbeit, weil man den Umgang mit dem Pferd lernt und auch mit sich selber. Velten: Haben Sie ihn auch mal getroffen? Falkner: Ich habe ihn mal in Karlsruhe bei
einer Vorführung gesehen, sehr beeindruckend. Weil er wirklich durch seine Körpersprache den Pferden klar sagt, was zu tun und zu lassen ist. Und ein Pferd ist ein Herdentier und wird sich immer dem unterordnen, ohne große Diskussion, der einfach oben auf ist. Velten: Das macht er mit jedem Pferd oder nur mit seinem Pferd? Falkner: Der zeigt das mit vielen, auch fremden Pferden. Er hat auch in Amerika eine große Ranch, wo er Problempferde aufnimmt die dann trainiert werden. Es gibt ja viele Menschen, die mit Menschen nicht umgehen können und die dann auch mit Pferden ganz schlecht umgehen und die Pferde sehr traumatisieren. Velten: Aber denkt man nicht auch gerade, dass so
männliche Männer mit einem Machtinstinkt, dass die gut mit Pferden umgehen oder funktioniert das eben gar nicht? Falkner: Das hängt sehr vom Pferdetypus ab, würde ich mal sagen. Es gibt Pferde, die sich unterbuttern lassen, und dieses krampfhafte und gewaltsame schon mitmachen, bis zu einem gewissen Teil. Velten: Sind das bestimmte Rassen? Falkner: Nee, Charaktere. Das würde ich nicht auf eine Rasse beschränken. Und es gibt auch Pferde, die seelisch daran kaputt gehen, wie ein Mensch auch. Die gehen irgendwann nicht mehr aus der Box, sie werden krank. Die körperliche Krankheit folgt der seelischen, würde ich mal sagen. Und solchen Pferden versucht Monty Roberts dann schon auch zu helfen. Das funktioniert sicherlich auch bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall. Velten: Und meinen Sie, der Monty Roberts kann das auch gut mit Menschen? Falkner: Sicher, er hat ja auch sehr viele Pflegekinder gehabt, Kinder aus familiär schwierigen Verhältnissen, ich glaube, er ist sicher auch menschlich ein Supertyp. Velten: Wie ist der auf so etwas gekommen? War der auch Bereiter? Falkner: Er hat seine Trainingsmethoden aus seinen Erfahrungen mit Pferden entwickelt. Er ist in Amerika in der CowboySzene aufgewachsen. Sein Vater war wohl ein professioneller Cowboy. Damals war das Einreiten von Pferden eine reine Gewaltsache. Und das hat ihn als jungen Mensch so erschrocken und er hat sich gefragt, warum muss das so sein? Warum muss man ein Pferd einbrechen und seelisch kaputt machen. Das geht doch auch anders. Und er hat es dann anders probiert und ist darauf gekommen, dass das eine ganz andere Sache ist, wenn man ein Pferd auch seelisch leben lässt. Velten: Und dieses Bereiten ist immer noch eine brutale Sache? Falkner: Ich glaube heute nicht mehr, da hat sich viel getan in den letzten Hundert Jahren. Velten: Das Einreiten nennt man Einbrechen? Falkner: Damals, vom Amerikanischen übersetzt, broke in. Velten: Also dass man den Willen des Pferdes bricht? Falkner: Richtig. Velten: Haben Sie auch mal ein wildes Pferd beritten? Falkner: Nein. Seit ich mit Pferden zu tun habe, habe ich das bei uns in der Art und Weise nie erlebt, weil das auch wirklich gefährlich wird. Ich weiß nicht, warum sie das da drüben so machen oder gemacht haben oder teilweise immer noch machen. Ich weiß es nicht. Offiziell ist das heute keine Methode mehr. Das ist ja auch lebensgefährlich. Das sind 600 Kilo, wenn die dich erdrücken, ist man weg. Velten: Man setzt sich einfach auf ein wildes Pferd und dann? Falkner: Man versucht heutzutage ein Pferd zuerst an einen Sattel zu gewöhnen oder zuerst mal eine Decke auf den Rücken zu legen. Und wenn man das von Anfang an jeden Tag ein bisschen macht, ist diese ganze Einreiterei überhaupt kein Problem beim Pferd. Es ist im Grund ein sehr gutmütiges Tier und macht auf dem normalen Level alles mit. Wenn ein Pferd keine Lust hätte von einem Reiter geritten zu werden, wäre das nie ein Thema, dass da ein Mensch je oben Platz nimmt. Weil Pferde
sehr wohl wissen, wie stark sie sind und welche Methoden es gibt, um einen Reiter wieder los zu werden. Velten: Das wissen die? Falkner: Das wissen die schon. Wenn man die reizt, dann gibt es Pferde, die ganz schnell wissen, wie man das macht. Wenn man als Mensch da heil herauskommen will und seine Freude haben will, ist man sehr wohl beraten, mit den Tieren gut umzugehen. Es gibt auch immer wieder Unfälle von Leuten, die das nicht beachten. Und dann muss ich ehrlich sagen, tut es mir auch nicht leid. Velten: Jetzt noch einmal zu Ihrem Winnie Pooh. Diese ganze Arbeit, die Sie da reinstecken, um ihn zu dressieren und ihm Formen beizubringen, wenn der nun stirbt, wo sind die jetzt, diese Formen? Nimmt er die mit seinem Bewusstsein mit oder mit seiner Seele? Falkner: Die nimmt er natürlich mit, klar. Beziehungsweise wenn der Körper mal nicht mehr ist, ist das ja weg, ja klar. Es ist ja auch der Weg das Ziel, wenn man mit Pferden arbeitet. Du hast ja immer ein Ziel, aber wenn du das Ziel erreicht hast, willst du noch etwas anderes verbessern. Es gibt so viele Möglichkeiten, in dieser Beziehung PferdMensch zu arbeiten, das endet nie. Man kann auch mit einem 25-jährigen Pferd noch tolle Lernergebnisse haben. Velten: Und jetzt noch eine Frage. Wie finden Sie denn ein Pferd? Was ist das für ein Prozess, dass Sie auf einmal wissen, dieses Pferd will zu mir und ich will zu dem Pferd? Wie geschieht so etwas?
Impressum: Dieses Heft ist Bestandteil der Monografie von Haus am Gern ISBN 978-3-9523691-1-1 Autor: Till Velten, www.velten-berlin.org Gespräche mit: Ursula Toussaint, Freiburg/St. Georgen, 10.6.2010 Virginia Wolf/Rosa Erhard/Ann-Kathrin, Kappel, 4.5.2010 Monika Falkner, Freiburg/St. Georgen, 18.6.2010 Gestaltung: Katja Pfleger Fotos: Katja Pfleger und privat zVg
Falkner: Zuerst guckt man, was braucht man für den jeweiligen Reiter. Mein Mann braucht ein ruhiges Pferd, er braucht ein verlässliches Pferd, ein Pferd, das keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Es muss zum Reiter passen, zu den Lebensumständen passen. Wenn ich weiß, ich habe nur drei Mal in der Woche Zeit, um auszureiten, dann darf ich mir keinen Vollblüter nehmen, weil der einfach mehr Bewegung braucht. Und dann probiert man so ein Pferd aus. Dann schaut man natürlich erst, wo wird so etwas angeboten, und wenn man da etwas findet über’s Internet oder über die Zeitung oder über Mund-zu-Mund-Probaganda dann geht man hin und probiert. Es ist wie in den menschlichen Beziehungen oder mit einem Hund. Man fühlt sich angezogen oder eher nicht. Manchmal weiß man gleich, nee, da brauche ich mich gar nicht drauf setzen. Manchmal setzt man sich auf ein Pferd, wo man im ersten Moment optisch denkt, nee, ist eigentlich nicht so. Aber dann macht man es trotzdem aus irgendeinem Grund. Velten: Dieser Prozess, dass Sie ein neues Pferd suchen, der ist jetzt so ganz langsam im Gange? Falkner: Der ist schon ein bisschen im Gange. Ich denke, man muss sich Zeit geben, wenn man ein Tier verliert, wie einen Menschen auch. Sie werden nicht – ich sage es jetzt ganz schlimm – Ihre Ehefrau verlieren und drei Wochen später eine andere heiraten. Da wartet man in der menschlichen Beziehung natürlich noch länger, wenn man überhaupt wieder Glück hat und einen trifft. Velten: Und woher kommt es, dass es noch etwas Besonderes ist, Pferdefleisch zu essen, dass da bei vielen so ein Ekel oder so eine Abneigung ist? Falkner: Ich glaube es kommt durch diese Beziehung Mensch-Pferd, die man aufbauen kann. Ich würde mal sagen, die kann man auch mit einem Schwein aufbauen und die kann man auch mit einem Rind aufbauen. Velten: Meinen Sie?
Falkner: Ja, sicherlich. Schweine sind so was von intelligent. Und wenn Sie ein Schweinchen haben von klein auf, das ist wie ein Hund. Das geht auch mit einem Rind, die sind vielleicht ein bisschen reserviert, aber man kann es vielleicht fast mit jedem Tier. Nur diese reiterliche Beziehung, dass man dann auch noch oben sitzt und mit dem Pferd gemeinsam Erlebnisse hat und dann willst du das essen, geht für viele Menschen nicht. Velten: Sie essen auch kein Pferdefleisch? Falkner: Nein. Obwohl ich sagen muss, es ist sicherlich ein sehr gesundes Fleisch. Es ist sicherlich ein Fleisch, das man hundert Mal lieber essen könnte, als ein Schwein, das mit Antibiotika usw. herkömmlich gezüchtet wurde. Aber es ist natürlich von der Beziehung her schwierig. Und es kommen dann noch diese Sachen dazu, wo kommt unser Pferdefleisch her? Es kommt oft nicht aus der Region, wird oft aus Russland lebend rüber transportiert, ganz schreckliche Bilder, ganz schreckliche Sachen, das will man nicht, kann man nicht. Aber man sollte sich auch klar sein, dass auch viele Schlachtrinder irgendwoher kommen. Das Thema Fleisch ist sowieso wieder ein Riesenthema. Velten: Gut, dann bedanke ich mich sehr für das Gespräch. Falkner: Ja, gerne.