Cube #6

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Editorial Drei Engel für CUBE «Guten Morgen, ihr Engel!» – «Hallo CUBE!» «Es gibt wieder Arbeit. Zehn fleißige Studenten waren kreativ und haben spannende Artikel zum Thema Medien, Musik und Alltag verfasst. Eure Aufgabe ist, es daraus den neuen CUBE zu gestalten. Am Besten, ihr legt gleich los; es wird bestimmt nicht leicht!» …zehn Wochen später… «Guten Morgen, ihr Engel!» – «Hallo CUBE!» – «Und wie lief’s, alles fertig?» «Ja, es hat alles geklappt. Wir haben zwar immer wieder mit Gestaltung und Typo gekämpft, am Ende aber trotz einer Menge Arbeit die Überhand gewonnen. Kurz vor Schluss mussten wir dann sogar noch einen Rückschlag aus den eigenen Reihen hinnehmen. Aber Dank des guten Teamworks und des tollen Informanten, den du uns empfohlen hast, haben wir diese Krise bewältigt.» «Gut gemacht Engel!»

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Inhalt Medien Ein journalistischer Amoklauf

Seite 06

«Es geht immer ums Töten. Je brutaler, desto besser» – so begann ein Beitrag über PC-Spiele, gesendet im ARD-Magazin Panorama. Empörung folgte: Nicht über die brutalen Killerspiele, sondern über die reißerische Machart, gespickt mit falschen Fakten.

Wo bleibt da das Niveau

Seite 10

Wir hören es nach jeder PISA-Studie – und wir merken es am Arbeitsmarkt: Deutschland «verblödet» immer mehr. Wen wundert’s? – das deutsche Fernsehen tut alles, damit wir ja nicht klüger werden.

Noch ein Häppchen bitte

Seite 12

«Junge Menschen sind faul und lesen zu wenig!» Falsch! Die ewige Schelte von Eltern, Lehrern und Politikern gehört seit der digitalen Revolution längst in die Welt der Mythen.

Nur über meine Leitung

Seite 16

Das Netz ist allgegenwärtig – selbst im Schnellrestaurant wie McDonald’s. Auch dort kann sich jeder problemlos per Hotspot vernetzen, und sei’s nur für einen Moment. Wir lieben es, wir brauchen es – fast wie der Fötus die Nabelschnur: das Internet. Inhalt


Musik I hope I die before I get old

Alltag Seite 20

Studienabbrecher

Seite 30

Sie lebten wild und starben jung: Jimmy Hendrix

Ein neuer Lebensabschnitt, eine aufregende Zukunft

oder Jim Morrison, Janis Joplin oder Kurt Cobain –

vor Augen: Wer ein Studium beginnt, ist hoch

viele große Musiker wurden nicht mal 30. Die einen

motiviert und denkt kaum ans Scheitern. Fast ein

wurden gewaltsam aus der Welt gerissen; anderen

Viertel aller Studenten muss ihr Studium vorzeitig

entglitt die Kontrolle über ihr Leben.

abbrechen – oft erst nach langem Hinauszögern.

Nicht Beethoven, nicht Bach

Seite 26

Träum mal wieder

Seite 36

Metallica und Motorhead für den geistig Unter-

Für Sigmund Freud ist Träumen der «Königsweg

entwickelten, Bach und Beethoven für den intellek-

zum Unbewussten». Wer diesen Weg betreten möch-

tuellen Überflieger – weit gefehlt. Eine Studie aus

te, muss sich an seine Träume erinnern wollen – dazu

Großbritannien räumt nun mit diesem Vorurteil auf:

gehören ein fester Wille, Übung und viel Geduld.

Die Intelligenteren von uns hören Heavy Metal. Flashmob

Seite 40

Sie verwirren und verblüffen ihr Publikum – mit skurrilsten Blitz-Aktionen an öffentlichen Orten. Sie schwärmen zu Hunderten oder gar Tausenden ein – und: Sie kommen ohne jede Vorwarnung: die Flashmobber.

Was schiebst du auf

Seite 44

Der Abgabetermin rückt immer näher, doch ein innerer Zwang fesselt uns hilflos auf die Couch. Wir prokrastinieren – zu Deutsch: Wir schieben auf. Ganz nach dem Motto: Übernächsten Donnerstag ist ja auch noch ein Tag! 2|3


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Ein journalistischer Amoklauf

TEXT Christian Falk

«Es geht immer ums Töten. Je brutaler, desto besser.» Mit diesem Satz leitete die ARD im Februar 2007 eine Ausgabe ihres Magazins «Panorama» ein. Darauf folgte aber keine Reportage über illegale Robbenjagd oder ähnlich grausame Dinge, sondern ein Beitrag über Computerspiele. Und der sorgte – wie erwartet – für Empörung. Jedoch nicht über die Brutalität der so genannten Killerspiele, sondern über die Redaktion von Panorama.

Aussagen wie «wer hier möglichst viele Frauen ver-

Texteinblendungen, in denen von zerfetzten Leichen

gewaltigt, gewinnt» sind schlichtweg falsch, und las-

und abgesägten Körperteilen die Rede ist. Dezenter

sen die Frage aufkommen, wer in der Redaktion von

Rolltext statt Splatterszene. Das dürfte aber weniger

Panorama eigentlich für die Recherche zuständig ist.

an der Sorge um den sensiblen Zuschauer liegen, son-

Nur zur Erinnerung: «Die journalistische Recherche

dern vielmehr daran, dass entsprechende Szenen in

sammelt möglichst vielfältige Informationen, die ein

diesen Spielen gar nicht existieren. Interessiert bei

bestimmtes Thema aus unterschiedlichen und wider-

der ARD aber keinen, schließlich recherchiert man

streitenden Blickwinkeln beleuchten, um so eine aus-

da auch nicht selbst, sondern übernimmt alle «Fak-

gewogene Berichterstattung zu ermöglichen.» Viel-

ten» ungeprüft vom kriminologischen Forschungs-

fältige Information? Unterschiedliche Blickwinkel?

institut Niedersachsen (KFN). Am besten lädt man

Keine Spur davon im Panorama-Beitrag. Blind für die

auch gleich den Direktor des Instituts, Professor

Realität, bleibt man bei Panorama davon überzeugt:

Christian Pfeiffer, ins Studio ein, der übernimmt die

«Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Menschen zu

Blamage dann ganz professionell. So erklärt er dem

töten, je blutiger desto besser.» Statt ausgewogener

staunenden Publikum in dem Fantasy-Rollenspiel

Berichterstattung verkauft man frei erfundene The-

«World of Warcraft» übernehme man die Rolle von

sen als Tatsachen.

Offizieren, Generälen oder Ärzten. Offiziere und Generäle dürften in einer von Orks und Elfen bevöl-

Hart aber falsch

kerten Fantasywelt reichlich deplatziert wirken. Das

Auch die Kollegen der ARD-Diskussionsrunde «hart

scheint beim KFN aber noch niemandem aufgefallen

aber fair» nehmen es mit der Wahrheit nicht allzu ge-

zu sein, obwohl man dort intensiv an derartigen Spie-

nau. In einem Bericht über die Spiele «Counter-Strike»

len herumforscht. Bei solchen Beiträgen würde man

und «GTA – San Andreas» heißt es: «Wir wollen Ih-

seinen Fernseher am liebsten sofort aus dem Fenster

nen die blutigen Szenen ersparen, beschreiben Ihnen

werfen. Der schlechten Berichterstattung entkommt

aber, was Sie als Spieler erleben würden.» Es folgen

man damit aber trotzdem nicht. Denn schlecht re6|7


cherchierte Berichte sind, ausgeschmückt mit den

liebe Eltern: Wenn Sie Ihren 12-Jährigen Sohn mal

fantasievollsten Falschaussagen, auch in den Print-

wieder spielen sehen, zockt er wahrscheinlich nur die

medien zahlreich vertreten.

Konsolenversionen von Shootern wie «Call of Duty» oder «Fear». Laut Münchner tz völlig harmlos. Und

Lügen frisch gedruckt

zum Uralt-PC: Der erste Ego-Shooter wurde bereits

Die Effizienz einer seriösen Zeitung ist erstaunlich.

1973 veröffentlicht. Aber auch der populärste Shoo-

Kaum jemand schafft es, so viele Fehler in einen

ter «Counterstrike» erschien bereits 1999 und läuft

Satz zu packen wie z.B. die Frankfurter Allgemei-

auf einem zehn Jahre alten PC genauso gut wie auf

ne Zeitung (FAZ): «Das populäre und indizierte

einem alten Laptop.

Computer-Onlinespiel Counterstrike: Das Spiel, in dem man vom Polizisten über den Passanten bis

Aktualitätsproblem im Internet

hin zum Schulmädchen jeden erschießen soll.» Bei

Zeitungen sind aber nicht die einzigen Medien, die

Counterstrike handelt es sich in der Tat um ein sehr

mit Aktualitätsproblemen zu kämpfen haben. Auch im Internet finden sich Artikel, bei denen man glau-

«Bei solchen Beiträgen würde man seinen Fernseher am liebsten sofort aus dem Fenster werfen.»

ben könnte, der Verfasser wäre einer Zeitmaschine entstiegen. So behauptet Welt online, das 2004 erschienene PC-Spiel «Doom 3» wäre der erste EgoShooter. Wie gesagt 1973 erschien… ach lassen wir das. Auch ohne tief in der Geschichte der PC-Spiele

populäres Spiel. Hut ab vor dieser Meisterleistung

zu wühlen, müsste einem doch die «3» im Titel auf-

in Sachen Recherche. Der Rest der Meldung ist aber

fallen, die deutlich macht, dass dieses Spiel nicht das

leider falsch. Counterstrike ist weder indiziert noch

erste seiner Art ist, sondern bereits zwei Vorgänger

ist es Ziel des Spiels «jeden zu erschießen.» Passan-

hat.

ten und Schulmädchen kommen auch nicht vor. Das Hamburger Abendblatt treibt es mit der Erfindung

Was noch zu sagen bleibt …

nicht existierender Charaktere in Counterstrike auf

Falschaussagen über Computerspiele sind quer durch

die Spitze: «Großmütter mit Kinderwägen bringen

alle Medien präsent. Gemeinsam haben sie nur eines:

Extrapunkte.» Wo sich die Großmütter im Spiel

Ob Fernsehbeitrag oder Zeitungsartikel – alle Fehler

verstecken, bleibt Geheimnis der Redaktion. Im sel-

wären mit ein wenig mehr Recherche leicht vermeid-

ben Artikel wird fälschlicherweise auch behauptet,

bar gewesen. Jeder Journalist, der sich nicht zum

es wäre möglich im Spiel Fahrzeuge zu sprengen.

Sprachrohr dubioser Forschungsinstitute machen

Die Münchner tz dagegen bietet statt ausufernder

will, dürfte diese Art der oberflächlichen Berichter-

Gewaltbeschreibung praktische Tipps, wie man sei-

stattung aufs Schärfste verurteilen. An dieser Stelle

ne Familie vor der vermeintlichen Gefahr schützen

sollten sich die Journalisten in Deutschland vielleicht

kann: «Echte Shooter-Fans spielen nur am PC. Wenn

ein Beispiel an den österreichischen Kollegen neh-

ein Kind also vor einer Konsole sitzt, dürfte es eher

men. Im ORF lief wenige Tage nach Ausstrahlung

harmlose Spiele zocken. Ein Ur-alt-PC oder ein bil-

der berüchtigten Panorama-Ausgabe eine Magazin-

liges Laptop ist übrigens auch eine gute Wahl, denn

sendung zum selben Thema: Sachlich, ausgewogen,

darauf laufen keine Ego-Shooter.» Also keine Sorge,

kontrovers und vor allem – gut recherchiert.

Medien | Ein journalistischer Amoklauf


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Wo bleibt da das Niveau?

TEXT Lisa Goseberg

Wie das deutsche Fernsehen die Verblödung im Land vorantreibt. Wir hören es nach jeder PISA-Studie, wir merken es am Arbeitsmarkt: Deutschland «verblödet» immer mehr. Aber wen wundert es? Das deutsche Fernsehen gibt alles, damit dieser Prozess weiter voranschreitet. Es ist Samstag Abend. Das Coloneum glitzert und

chen. Da droht die Stimmung zu kippen. «Ich nehme

glänzt nur so vor Prominenz – alle sind sie gekom-

diesen Preis nicht an!», schmettert es durch den Saal.

men: Die wichtigen Persönlichkeiten des deutschen

Verwirrung macht sich breit. Fassungslose Gesichter

Fernsehens. Vom Intendant über den Kritiker bis

hängen an Marcel Reich-Ranickis Lippen. Minuten-

zum Schauspieler sitzen alle gespannt auf ihren Plät-

lang lässt er sich aus über den «Blödsinn, den wir […]

zen und genießen die Verleihung des 10. Deutschen

zu sehen bekommen»

Filmpreises. Es scheint alles Friede, Freude, EierkuMedien | Wo bleibt das Niveau


Eine Woche Fernsehen

kam bereits vor sechs Jahren he-

Es lässt sich darüber streiten, ob

raus. ProSieben hat sich vollkom-

ein paar Zuschauer vom mittler-

das ein gelungener Auftritt war.

men auf Reality-Shows versteift.

weile zehnten «Domino Day» ab-

Aber hat dieser alte Herr nicht

Tagsüber werden wir fast er-

zuwerben.

Recht? Oder ist der 88-Jährige

drückt von tragischen Lebensge-

jöh! Die Alpenshow» wenigstens

nur generell der Meinung, dass

schichten in «We are Family! So

Und Samstag?

früher alles besser war?

lebt Deutschland», «Lebe deinen

Bitte, wenn es «da oben» irgend-

Traum! Jetzt wird alles anders»

jemanden gibt: Lass doch bitte

Sonntag

oder «U20 – Deutschland, deine

wenigstens am Samstag Abend

Es ist Sonntag. Sehen wir uns

Teenies» und unfähigen Jugendli-

ein

doch mal das Programm für den

chen, die sich in «Deine Chance»

Programm laufen! Mit schon

heutigen Abend an: Auf den

um eine Ausbildungsstelle be-

vor

öffentlich-rechtlichen

Sendern

werben. Am frühen Abend lassen

blättere ich die Fernsehzeitung

kann man sich zwischen Tatort

uns die Simpsons mal kurz Luft

um. Samstag, 20.15, RTL: «Das

halbwegs Wut

anspruchsvolles

zitternden

Fingern

und einer Schnulze entscheiden.

holen. Allerdings halten die uns

Supertalent» und auf ProSieben:

Beides nicht wirklich prickelnd.

mittlerweile nun auch schon den

«Uri Geller live – Ufos & Aliens».

Und auf RTL? «Was Frauen wol-

ganzen Abend im Fernsehsessel,

Jetzt reicht’s.

len» – ein acht Jahre alter Spiel-

weil ProSieben anscheinend mo-

film – super. Auch der Streifen

mentan zur Prime-Time nichts

Hilferuf

auf ProSieben ist nicht mehr der

Besseres zu bieten hat. Echt er-

Liebe Fernsehanstalten, das kann

neueste. Vielleicht sollte ich doch

schütternd. Und das war erst der

doch nicht euer Ernst sein! Ihr

noch schnell in die Videothek

Anfang!

könnt uns doch hier nicht vollkommen verblöden lassen! Wozu

fahren, um mir ein bisschen AbDienstag, Mittwoch, Donnerstag

denn den neuesten LCD-TV kau-

Am Dienstag wartet ProSieben

fen und Gebühren für digitales

Montag

mit «Singing Bee». Am Mitt-

Fernsehen zahlen, wenn doch eh

Mal schauen, was RTL ab Mittag

woch kämpft die «Super Nanny»

nichts Gutes läuft? Sendungen

zu bieten hat: Talk-Show, Reality-

gegen die «Desperate House-

mit derart flacher Moderation

Show, Reality-Show und noch

wifes» um Einschaltquoten und

und schwachsinnigem Inhalt will

eine Reality-Show, danach eine

am Donnerstag können wir uns

ich eigentlich gar nicht sehen. Sol-

Soap, zwei Magazine, die Nach-

entscheiden, ob «Alarm für Cob-

chen «Schmarrn» sollte man sich am besten überhaupt gar nicht

wechslung zu gönnen.

richten und nochmal zwei Soaps.

ra 11» die nächste Autobahn in

In der Prime-Time versucht der

die Luft sprengt, sich bei «Pop-

erst anschauen. Ich bin Student!

Sender mit einer seit zehn Jahren

stars» Minderjährige halb nackt

Mein Kühlschrank ist leer, aber

laufenden Gewinnshow zu locken

auf einer Bühne räkeln oder ob

jetzt soll ich auch noch viel Geld

und zum krönenden Abschluss

der «Auswanderer-Coach» den

dafür bezahlen, dass bunte Bilder

kommt «Bauer sucht Frau». Auf

Aussteigern beibringt, wie sie es

über meinen Bildschirm flim-

Sat.1 sieht es ähnlich aus: Nach-

länger als ein paar Monate in der

mern? Euch kann doch die Arbeit

dem «Verliebt in Berlin» gefloppt

Fremde aushalten.

auch überhaupt keinen Spaß machen, wenn ihr nur so einen Mist

ist, wird uns jetzt «Anna und die Liebe» aufs Auge gedrückt.

Freitag

sendet. Wann gibt’s endlich wie-

Mal ehrlich: Wer will das sehen?

Wenigstens Freitag Abend soll-

der richtig gutes Fernsehen?

Schon allein der Titel ist abschre-

te etwas geboten werden. Aber

ckend. Der Spielfilm am Abend

nein: Sat.1 versucht mit «Holldri10 | 11


Noch Ein Häppchen Bitte

TEXT Veit Quirin

«Junge Menschen sind faul und lesen zu wenig!» Falsch! Die ewige Schelte von Eltern, Lehrern und Politikern gehört seit der digitalen Revolution längst zur Gattung der unwahren Mythen. Die Google-Generation lüstet im Web geradezu nach Weisheit, Wissen und Wikipedia – schlauer sind wir aber trotzdem nicht. Noch nie in der Geschichte wurde ein neues Medium

für Fach-, Haus-, Studienarbeiten und Cube-Artikel

von der Gesellschaft derart schnell und wohlwollend

recherchiert? Richtig: 89 Prozent aller Studenten be-

angenommen wie das Internet. Alleine in Deutsch-

ginnen heute eine Informationssuche mit einer Such-

land verfünffachte sich die Zahl der regelmäßigen

maschine, nicht mehr in der Bibliothek.

Nutzer innerhalb der letzen zehn Jahre, weltweit wurden es seit 1998 eine Milliarde mehr. Insbesondere

Cyber-Häppchen im World Wide Web

wir, die so genannte Google-Generation, zu der im

Wir sind geradezu süchtig nach den kleinen, lecke-

Allgemeinen 1982 und später in der westlichen Welt

ren Bit-Häppchen, die uns überall im Web serviert

Geborene zählen, haben das Web längst zu einem fes-

werden: YouTube-Videos in zehn Minuten, die Ta-

ten Bestandteil unseres Alltags erhoben: 93 Prozent

gesschau in 100 Sekunden, StudiVZ-Kommentare

der 14- bis 29-Jährigen sind im Jahr 2008 regelmäßig

in 1000 Zeichen. User-Profile und Suchergebnisse

online. Mit Mails, Kurznachrichten und Pinnwand-

werden wie aus PowerPoint-Präsentationen gewohnt

einträgen pflegen wir unser soziales Netz. Statt Ta-

klar strukturiert und damit leicht verdaulich serviert.

gesschau informieren wir uns per News-Ticker und

Kleine RSS-Feed-Häppchen verschlingen wir ge-

Nachrichten-Blogs. Die Hochschule kennen wir vor

nüsslich zwischen einem Tab-Wechsel, knackige Wi-

der Immatrikulation, den Urlaubsort vor dem Abflug

ki-Einträge zwischen Tab-Wechsel und RSS-Feed.

und die Lieblingsfilme des zukünftigen Partners vor

Best-Off-Videos fassen die Highlights von Filmen,

dem erstem Date in- und auswendig. Und wo wird

Serien und Shows zu schmackhaften Imbiss-Happen

Medien | Noch ein Häppchen Bitte


zusammen. Und dank Top 10-, 100- und 1000-Listen findet man sowieso auf jeder Seite die besten, spannendsten und neuesten Häppchen aus dem unüberschaubaren Internet-Buffet. Fernsehkanäle und Radiosender bieten ihre Inhalte in langweiligen Gängemenüs an. Dagegen serviert uns das Netz eine schier unbegrenzte Auswahl an internationalen HäppchenKöstlichkeiten, die sich jeder frei aussuchen und individuell zusammenstellen kann. Weil man aber, wie im echten Leben, von einem einzelnen Häppchen nicht satt wird, rezipieren, recherchieren und kommunizieren wir mittlerweile tagtäglich im Web. «Auf Grund ihrer Prägung in der Informations- und Mediengesellschaft sind sie hoch kommunikativ und absolut medienerfahren», so Diplom-Bibliothekarin Christine Gläser über die Google-Generation. Einen Moment: Wir lesen, schreiben und tippen womöglich mehr als alle vordigitalen Generationen, aber können wir uns darauf überhaupt etwas einbilden? Hat der Ausspruch «Wer viel liest, ist schlau» im Informationszeitalter noch Gültigkeit? Lesen wir

«Fernsehkanäle und Radiosender bieten ihre Inhalte in langweiligen Gängemenüs an.»

überhaupt wirklich im Netz? Wir werden im Netz nicht schlauer

Obwohl wir googeln und googeln, Infos sammeln, kopieren und einfügen, Blogs und Wikis lesen, schreiben und kommentieren, recherchieren, uns informieren und uns womöglich gar für die aufgeklärteste Generation aller Zeiten halten, sind wir nicht schlauer als unsere Vorgenerationen, die ohne Internet aufgewachsen sind. Noch schlimmer: Womöglich sind wir sogar viel dümmer. Das behauptet zumindest Internet-Kritiker Nicholas Carr in seinem im Atlantic Monthly erschienenem Essay «Is Google Making Us Stupid?». Darin bezeichnet er die Google-Generation als Pfannkuchenmenschen, deren Wissensspektrum zwar immer mehr in die Breite, immer weniger jedoch in die Tiefe gehe. Wir lesen zwar einerseits mehr als früher, jedoch anders. Liegen uns Informationen im Netz ausnahmsweise nicht als hirngerechte Info-Häppchen vor, sondern in Form mehrseitiger Zeitungsartikel, nehme die Bereitschaft rapide ab, den ganzen Text zu lesen. Monitore eigenen sich nicht zum Lesen

Dafür sind Inhalte auf dem Bildschirm möglicherweise gar nicht geeignet. Die amerikanische Nielson Norman Group zeichnete in einer Studie die Augenbewegungen von Probanden auf, die einen längeren Text vom Bildschirm lasen. Während am Seitenbeginn noch Wort für Wort gelesen wurde, hüpfte die Sehlinie ab Seitenmitte fast nur noch von Zeile zu Zeile vertikal nach unten. Nur ein Sechstel der Probanden lasen den Text tatsächlich Satz für Satz. Carr: «Mein Geist schweift nach zwei Seiten ab. Ich werde zappelig, verliere den Faden, schaue mich nach einer anderen Beschäftigung um. Es ist, als müsste ich mein launisches Gehirn immer wieder zum Text zurückschleifen.» Unser Leseverhalten 12 | 13


hat sich beim Surfen dem Web angepasst. In ihrer Diplomarbeit «Leseförderung durch das Internet» schreibt Beate Frank: «Anstatt die längere Lektüre konzentriert am Stück zu lesen, setzt sich immer mehr eine Bevorzugung der ‹Häppchenkost› durch. Man überfliegt bzw. ‹scannt› den Text oft nur noch, um ausschließlich die relevanten Informationen herauszupicken.» 60 Prozent der Studenten lesen bei Internet-Recherchen aus einem Dokument nie mehr als drei Seiten am Stück. Das «Scannen» nach dem passenden Informationsmaterial verschlingt mittlerweile genauso viel Zeit wie für das eigentliche Lesen, ergab eine Studie der British Library zum Informationsverhalten der Google-Generation. Carr: «Anstatt das Wissen im Web zu durchdringen, zu analysieren, zu verarbeiten und zu memorieren, konsumieren wir die Informationen nur.» Am Ende seines Essays zeichnet er ein düsteres Zukunftsbild: Die GoogleGeneration werde ihr Wissen immer mehr aus dem virtuellen Gedächtnis Internet mithilfe von Suchmaschinen anstatt ihrem eigenem beziehen, prophezeit Carr. Ob die Vision nicht längst schon eingetreten ist, bleibt fraglich: «Hab ich schon irgendwo mal gehört, müsste ich halt mal googeln», ist heute bekanntermaßen in vieler jugendlicher Munde. Verblöden wir also tatsächlich im Netz?

Carr glaubt: «Mein Gehirn wurde neu gepolt und die Erinnerungen neu programmiert.» Neurologen haben dazu ein passendes Krankheitsbild namens „Attention Deficit Trait“ gefunden, wonach ein von Daten überflutetes Gehirn die Fähigkeit verliert, Prioritäten zu setzen und Probleme zu lösen. Das Leseverhalten im Netz wirkt sich offenbar auch auf «Offline-Content» aus: Jeder fünfte Bücherleser zwischen 20 und 29 Jahren überfliegt ein Buch nur noch und liest lediglich das Interessanteste, fand die Stiftung Medien | Noch ein Häppchen Bitte


Lesen in ihrer Studie «Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend» heraus. Auch Carr ist überzeugt: «Mein Verstand erwartet inzwischen von mir, dass ich ihm Informationen auf die gleiche Weiße zuführe wie das Internet. In einem konstanten Strom kleiner Häppchen. Früher tauchte ich ein in den Ozean der Worte. Nun springe ich von Welle zu Welle, als säße ich auf einem Jetski.» Immer mehr Angebote in Häppchen-Form

Internet-Unternehmer haben sich diese Tatsachen längst zunutze gemacht. Buissnessbookreview.com beispielsweise bietet Acht-Seiten-Summaries von Fachbüchern an. Auf shortbooks.de kann man sich einen ganzen Roman in einer 15-Minuten-Zusammenfassung vorlesen lassen. PhrazIt.com treibt es noch weiter: User-Rezensionen von Büchern und Filmen dürfen maximal 30 Zeichen lang sein. Sind am Ende genug Rezensionen eingegangen, wird eine Endbewertung «berechnet». Die Rezension zum letzen Batman-Streifen beispielsweise lautet schlichtweg: «phänomenal». Ob es nun schlussendlich wirklich die schmackhaften Info-Häppchen des Internets sind, die uns immer lesefauler werden lassen, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Ausbreitung neuer Medien war schon immer vom erhobenen Zeigefinger der Technologiekritiker begleitet, die vor einer drohenden Volksverdummung warnten. Die Entwicklung einer Informationsgesellschaft hätte womöglich auch ohne Internet stattgefunden; mit seiner offenen Struktur spiegelt das Netz diese vielleicht nur gut wider. Seinen Unmut über lange Texte hätte User «kris« ohne dem Netz mit Sicherheit statt in einem Blog-Kommentar dann in einem Leserbrief «Süchtig nach den kleinen, leckeren Bit-Häppchen»

geäußert. Carrs siebenseitigen Essay kommentierte er hintergründig mit: «Zu lang. Keinen Nerv, das zu lesen». 14 | 15


Nur über meine Leitung!

TEXT Constantin Zöller

Sein Name ist Internet und wir werden heiraten. Das Internet ist allgegenwärtig – sogar in einem Schnellrestaurant wie McDonald’s. Dort kann man sich für den Moment problemlos via W-Lan-Hotspot einklinken. Es treibt uns in den Wahnsinn und doch: Es ist das Eisbär-Baby der Technikwelt.

Medien | Nur über meine Leitung


Wie ein Tag beginnen sollte

bringt die Leitung zum Glühen. Ein «Zwang», der

Lange ist es her, als wir beim Frühstück gemütlich

sich schnell zum Stress entwickelt, kommt denn das

unser Croissant in den Kaffee tauchten und dabei

richtige Leben und fordert Zeit.

den Gesellschaftsteil der Tageszeitung überflogen, bis man endlich die Witzseite gefunden hatte. Zuge-

Ich bin im Internet

geben, pädagogisch nicht besonders wertvoll, aber

Unzählige Stunden verbringen wir in Portalen, um

entspannt – eben wie ein Tag beginnen sollte.Schön

uns selbst zu profilieren und damit, sämtliche Dinge

ist die Erinnerung an diese Zeit und doch ist sie ganz

herunterzuladen, die uns vor den Zeiger kommen.

weit entfernt. Heute frühstücken wir am Schreib-

Die eigene Person online zu propagieren steigert das

tisch: Milchkaffee, Müsli und dazu – Mails. Werbung

Selbstbewusstsein, downloaden – also einkaufen,

über Viagra und das Angebot, aus der festen Bezie-

ohne bezahlen – macht glücklich. Wirkungen, von de-

hung mit der «verdorbenen Vanessa» auszubrechen,

nen auch Heroin-Abhängige ein Lied singen können.

lassen einen selbst fast brechen. Gut für die Figur,

Sind die Offline-Vorlesungen erstmal abgesessen, be-

schlecht für das Nervenkostüm. Zum Face-Cleaning

ginnt das gleiche Spiel von neuem: E-Mail-Adressen

noch ein bisschen Face-Promotion. Zum Anziehen

checken. Facebook, Lokalisten, Myspace, StudiVz,

noch ein bisschen was runterziehen und zum schwar-

Xing abklicken und die «Pinnwände» nach neuen an-

zen Kaffee noch einen Blick aufs Schwarze Brett. So

züglichen Kommentaren von Internetbekanntschaf-

verzahnt sich das Internet mit dem studentischen All-

ten durchsuchen. Bis wieder jemand via Skype, ICQ

tag. Wie bei einem Reißverschluss verhaken sich die

dem Yahoo- oder MSN-Messenger schreibt, ver-

Zähne des WWW mit denen unseres Lebens. Bleibt

treibt man sich die Zeit auf Youtube in der Hoffnung,

uns eine andere Wahl? Nicht jeder ist der ständigen

eines Tages vielleicht alles gesehen zu haben und sich

Bedürfnis-Befriedigung von Aufmerksamkeit bis Sex

dann endlich auf das Studium konzentrieren zu kön-

gewachsen – schon gar nicht, wenn einen das Hoch-

nen. Warum tun wir uns diesen Stress nur an, anstatt

schulnetzwerk mit Highspeedverbindungen von 160

gemütlich im Bett ein Buch zu lesen und entspannt

MBit versorgt.

zu leben?

Downloaden und sammeln

Warum wir das Internet lieben

Auf den Desktops der «Wohnheimkinder» stapeln

Jede Minute ohne es scheint eine verlorene – des-

sich die digitalen Konsumgüter. Neue Alben, die den

wegen gibt es glücklicherweise auch W-Lan-Toilet-

persönlichen Geschmack treffen könnten: von «Air»

tenpapierspender, der sämtliche abonnierten RSS-

bis «The White Stripes», künstlerisch hochwertige

Feeds aufs Papier druckt. Es kümmert sich «jemand»

Kurzfilme – Entertainment aller Art eben. Nicht der

um uns und wir haben die Gewissheit, dass es uns mit

Genuss und die Freude an den Daten treiben uns

fast allem versorgt, was wir brauchen – eine Nabel-

zum Download an, sondern die pure Gier und die

schnur mit RJ45-Stecker. Es verbindet einsame See-

Möglichkeit nötigen uns. Binnen 30 Sekunden kön-

len aus der 18-Quadratmeter-Legebatterie und war-

nen wir ein Album mit einer Stunde Spieldauer unser

tet auf uns, wenn wir aus den W-Lan-freien Winkeln

eigen nennen. Die Tatsache, alles im Internet kosten-

dieser Stadt nach Hause kommen. Es ist die Sorte

los besitzen zu können, schürt den Sammeltrieb und

Partner, mit der wir gerne frühstücken.

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I hope I die before I get old

TEXT Christoph Gailler

…sang Roger Daltrey 1965 im Welthit «My Generation» der britischen Band «The Who». Der Prototyp des kraftvollen Rocksängers ist heute 64 Jahre alt, mittlerweile Großvater und lebt mit seiner Ehefrau in England. Ehrenamtlich engagiert er sich für krebskranke Kinder. In vollen Zügen genießt der rüstige Altrocker seine alten Tage und kann über jene Textzeile seines Welthits nur mehr schmunzeln. Vielen jungen Musikgrößen blieb das Leben im Alter

ein Ende. Wiederum andere hatten im entscheiden-

verwehrt. Sie wurden zum Teil gewaltsam aus ihrer

den Moment das Schicksal nicht auf ihrer Seite. Ge-

Welt gerissen, in der ihnen die Massen zu Füßen

hen wir ein paar Schritte über den Friedhof der Rock-

lagen. Andere verloren die Kontrolle über ihren Le-

röhren und schwelgen in Erinnerung an großartige

bensstil als Rockstar und setzten ihrem Dasein selbst

Musiker.

Musik | I hope I die before I get old


Der «Club 27»

gern. Geboren wurde Janis Joplin am 19. Januar 1943

Nein, das hat nichts mit einem Friedhof zu tun. Hier

in Texas. Bereits mit 17 Jahren verließ sie das elter-

handelt es sich auch nicht um einen zwielichtigen

liche Heim, um Sängerin zu werden. Neben Jimmy

Club oder ein verrauchtes Rockerpub in den end-

Hendrix und Jim Morrison war sie eine der zentralen

losen Straßenzügen von New York. Viel mehr wird

Figuren der Hippiekultur. Sie stand wie kein anderer

mit «Club 27» eine Gruppe berühmter Musiker um-

für das Motto «Live fast, love hard, die young» : «Ich

schrieben, die im Alter von 27 Jahren starben. «Live fast, love hard, die young.» Diese Art des Lebensstils

möchte lieber zehn Jahre vom Superhypermost ha-

blieb nicht nur Jimmy Hendrix und Jim Morrison

vor dem Fernseher sitzen. Man lebt jetzt, wie soll man

vorbehalten. Auch Frauen drängten in die Rock- und

da warten?», sagte Joplin einmal über ihr Leben. Mit

Popszene und machten dort auf sich aufmerksam.

19 Jahren kam sie in Los Angeles erstmals in Kontakt

Dass Frauen ebenfalls kräftig auf den Putz hauen

mit Drogen. Sie trank und kiffte wie Jimmy Hen-

können und nicht nur im Haus hinter dem Herd ste-

drix. Was die harten Typen des Rock’n’Roll konnten,

hen, bewies Janis Joplin schon in den frühen Sechzi-

konnte sie schon lange. Janis Joplin gründete mehrere

ben als 70 werden und in einem verdammten Sessel

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bekannte Bands, unter anderem die «Kozmic Blues Band». Der kometenhafte Aufstieg der Band begann 1967 beim legendären Monterey Pop Festival und dem Lied «Love is like a ball and chain». Anfang 1970 löste sich die Band auf und Janis Joplin wurde süchtig nach Alkohol, Aufputschmitteln und anderen Drogen. Mehrmals hatte sie Ärger vor Gericht, weil sie Polizisten beleidigte oder bei Konzerten durch obszöne Sprüche Schlagzeilen machte. Suche nach der wahren Liebe

Die Musik von Janis Joplin wird oft als eine Suche nach der wahren Liebe, Zuneigung und Geborgenheit interpretiert. Diese Suche ließ sie oft in depressive Phasen verfallen, die sie mit Heroin, Kokain und Alkohol auszublenden versuchte. In ihrem Song «All is loneliness» singt Janis von dem Problem, menschliche Kontakte aufzubauen und der inneren Zerrissenheit ihrer Gefühle. Auf der anderen Seite spottet sie in Songs wie «Mercedes Benz» über das Establishment oder erklärt sich zur Kriegsgegnerin. 1995 wurde Janis Joplin in die «Rock’n Roll Hall of Fame» aufgenommen. Im April 1970 gründete Janis Joplin ihre letzte Band. «Full tilt boogie» stellte sich als die erfolgreichste aller ihrer Bandgründungen heraus. Während der Aufnahmen zum ersten Album traf Janis jedoch nicht wie vereinbart morgens im Studio ein. Ein Freund fand sie am 4. Oktober 1970 tot in ihrem Hotelzimmer. Sie starb Musik | I hope I die before I get old


an einer Überdosis Heroin und einer Alkoholvergif-

schuldig wegen dieser Dinge, zum Beispiel, wenn wir

tung. Unglaublich, aber wahr: Janis Joplin verfasste

hinter der Bühne sind und das Licht ausgeht und das

drei Tage vor ihrem Tod ihr Testament. Sie wünschte

Rufen der Menge beginnt. Das berührt mich nicht,

sich, dass Freunde ihren letzten Bargeldbestand auf

wie es etwa Freddie Mercury berührte, der, wie es

einer Party vertrinken sollen. Gesagt, getan. Zwei-

schien, es liebte, von der Menge geliebt und verehrt

hundert Bekannte und Freunde verfeierten Joplins

zu werden, was ich mir selber gewünscht habe und

Bargeld auf einer großen Party, kurz nachdem ihre

worum ich ihn beneide.» Heute vermutet man, dass

Leiche verbrannt wurde.

diese Depression einzig durch seinen übermäßigen Drogenkonsum entstand. Schon in jungen Jahren litt

«Smells like teen spirit»

Kurt Cobain unter Magenproblemen, die nicht genau

Der nächste Musiker hat keinen Grabstein. Die Be-

diagnostiziert werden konnten. Eine erfolgreiche Be-

hörden der Stadt Seattle haben Kurt Cobain eine

handlung war nicht möglich. Bald entdeckte er Dro-

offizielle Grabstätte auch über zehn Jahre nach sei-

gen als schmerzlinderndes Mittel. Ab 1990 nahm

nem Tod verweigert. Zu groß ist die Angst vor einem

Cobain regelmäßig Heroin zu sich. Er schaffte es

Ansturm von Fans wie etwa in Paris am Grab des

noch, das großartige Album «Nevermind» einzuspie-

«The Doors»-Sängers Jim Morrison. Deshalb liegt

len und zu veröffentlichen, bevor sich die Drogensucht maßlos verstärkte. Lange Tourneen über den

«Man lebt jetzt, wieso warten?»

gesamten Erdball laugten ihn aus. Weiter verschlechtert wurde sein Zustand durch den übertriebenen Nikotin- und Alkoholkonsum. Er unternahm sechs

der Großteil von Cobains Asche in einem Bank-

Anläufe einer Drogentherapie, die allesamt erfolglos

schließfach. Sollte Cobain jemals eine Grabstätte

endeten. Mehrmals fiel Cobain ins Koma und die Ge-

bekommen, könnte dieser Satz den Grabstein zieren:

fahr eines Suizids verstärkte sich. Sein Selbstmord

«Denkt dran: Es ist besser zu verbrennen, als lang-

am 5. April 1994 schockierte seine Fanscharen und

sam zu verblassen.» Dies waren Kurt Cobains letzte

die Musikerwelt. Er beendete damit eine knapp vier

Worte in seinem Abschiedsbrief vom 5. April 1994.

Jahre andauernde Leidensgeschichte, in der es zum

Er tötete sich mit einer dreifachen Überdosis Hero-

Ende fast ausschließlich um Drogen und Skandale

in und einem Kopfschuss aus einer Schrotflinte. Der

ging. Schrei- und Wutanfälle im Drogenrausch gehö-

Gitarrist aus Aberdeen im Bundesstaat Washington

ren nun der Geschichte an, wenngleich sein Hang zur

war der Denker der Grunge-Band «Nirvana». Mit

Zerstörung unvergessen ist. Er zerlegte Bühnenauf-

ihnen veröffentlichte er vier Alben. Posthum wurden

bauten, demolierte Tourbusse und letztendlich sich

mehrere «Best-offs» und Liveauftritte publiziert. Sei-

selbst. Um seinen Tod ranken sich bis heute Mord-

ne Musik, die, wie er selbst sagt «ein neues Bewusst-

theorien. Sie reichen vom Auftragsmord im Namen

sein für die gesellschaftliche und politische Ordnung

seiner Frau Cortney Love bis hin zum geplanten

transportieren soll», traf bei den jugendlichen Massen

Mord einer Verschwörungsgruppe. Die Befürwor-

auf große Resonanz. Er machte den Grunge salonfä-

ter der Mordtheorien machen ihre Spekulationen

hig. Millionen verkaufter Tonträger und ein bis heute

hauptsächlich an dem nachgewiesen Heroingehalt

währender Kultstatus bestätigen dies. Plakate und

in Cobains Blut fest. Kurt Cobain hatte Heroin und

Shirts von Kurt Cobain gehören immer noch zu den

Diazepam, verstärkt die Wirkung auf Heroin, in ei-

Merchandise-Artikeln mit der größten Nachfrage

ner so großen Menge im Blut, die es ihm unmöglich

und es findet sich wohl kein Jugendlicher, der «Smells

gemacht hätte, eine Waffe gegen sich selbst zu rich-

like teen spirit» nicht zumindest kennt. Trotzdem ga-

ten. Leider animierte er viel zu viele Nachahmer, die

ben ihm seine Musik, Liveauftritte und die erlangte

krankhaft sein Schicksal mit ihm teilen wollten. Ob

Berühmtheit nie die volle Erfüllung: «Ich fühle mich

sein Stern heute so hoch stehen würde wie zu Nirva22 | 23


nas besten Zeiten, ist fraglich. Kurt Cobain wurde

ative Genius hinterließ ein musikalisches Erbe, dem

aber unweigerlich zum Synonym eines Menschen,

jeder Ersatz bis heute nicht gerecht wird. Drummer

der durch Selbstmord absolute Berühmtheit erlangt

Lars Ullrich brachte es auf den Punkt: «Als wir unse-

hat. Er schließt die Liste der Mitglieder des «Club

ren Bassisten verloren haben, verloren wir gleichzei-

27» als bisher letzter Musiker, der mit 27 Jahren

tig unsere Seele». Dieser Spruch stammt aus dem Jah-

starb. Übrigens: Pete Doherty wird nächstes Jahr 30

re 1987 und somit noch drei Jahre vor dem finanziell

Jahre alt. Seine Eintrittskarte hat er also schon längst

erfolgreichsten Album «Metallica». Es ist bekannt

verspielt. Amy Winehouse könnte aber 2010 an der

als das «Black-Album» und markiert weltweit mit

Tür anklopfen. Drogenopfer und Selbstmörder las-

der Ballade «Nothing else matters» den Durchbruch

sen wir hinter uns. Unser Spaziergang führt uns zu

von «Metallica». Cliff Burton gilt im Heavy Metal als

tragisch verunglückten Musikern. Hier stoßen wir

einer der passioniertesten und besten Musiker aller

auf den Grabstein eines Musikers, den ich zu meinen

Zeiten. Eine Vielzahl angesehener Profibassisten

musikalischen Vorbildern zähle. Er prägte die Musik

sieht ihn nach wie vor als richtungweisende Größe.

der 80er.

Auf die Frage nach ihren Vorbildern nennen Bassisten der aktuellen Chartbreaker im «Hard’n Heavy-

«To live is to die»

Genre» wie «Bullet for my Valentine», «In Flames»

Im Jahrzehnt des Mauerfalls führt kein Weg vorbei

oder «Deftones» Cliff Burton als Vorbild Nummer

an der damals von den USA herannahenden Trash-

eins. Mit den Soli «Anathesia-Pulling Teeth» und

metalwelle. Vorreiter waren Gruppen wie «Anthrax»,

«Orion», an die sich wohl schon jeder ambitionierte

«Megadeth», «Slayer» und «Metallica». Nein, bitte

und talentierte Nachwuchsbassist gewagt hat, setzte

keine Angst: Diese vermeintlich bösen Jungs brach-

sich der Bass-Virtuose mit unglaublichem Sound und

ten nicht nur viel neue und harte Musik nach Europa,

herausragenden Kompositions-Ideen ein Denkmal.

sondern auch aufgehende Sterne am Musikerhimmel.

Faszinierend, energiegeladen war sein Auftreten auf

Cliff Burton war eines dieser Talente und obwohl er

der Bühne, das das Herz eines jeden Hard-Rockers

1986 verstarb, gehört der damalige Bassist von «Me-

höher schlagen lässt.

tallica» heute noch zu den bedeutendsten Musikern an den Tieftönern. Sein Tod war sehr tragisch und

Musik, Mythen und Legenden

wurde in der Metal-Szene mit großer Bestürzung

Der Tod ist immer schäbig ist, egal auf welche Wei-

aufgenommen. «Metallica» waren 1986 gefeierter

se. Was bleibt, sind neben der Musik Mythen und

Support der Europatournee von Ozzy Osbourne und

Legenden, die wohl sehr lange Zeit überdauern wer-

unterwegs von Stockholm nach Kopenhagen, als der

den. Am Status des Zeitlosen dieser Werke können

Tourbus in den frühen Morgenstunden des 27. Sep-

auch ein Pete Doherty und eine Amy Winehouse

tember außer Kontrolle geriet, auf die Seite stürzte

nichts ändern. Mit ungebrochenem Ehrgeiz eifern

und Cliff Burton unter sich begrub. Er wurde nur 24

sie nach Aufsehen. Gerade zu lächerlich erscheinen

Jahre alt. Trotzdem war er sehr einflussreich und ton-

jedoch ihre Versuche, Eskapaden und Skandale in der

angebend bei melodischen Passagen am Gesamtwerk

Öffentlichkeit breit zu treten, um auf ähnliche Re-

der ersten vier Alben von «Metallica». Bei den Auf-

sonanz bei den Massen zu stoßen wie Kurt Cobain.

nahmen für das vierte Album «…and Justice for all»

Bleibt nur zu hoffen, dass das musikalisch weitaus

aus dem Jahre 1988 griffen «Metallica» teilweise auf

kreativere Lebenswerk eines Jimmy Hendrix, Kurt

Cliff Burtons Ideen zurück, die er vor seinem plötz-

Cobain oder Cliff Burton nicht durch grenzenlose

lichen Tod geschrieben hatte. Dazu zählt das ihm ge-

Sensationsgier in Vergessenheit gerät.

widmete Instrumetalstück «To live is to die». Der kreMusik | I hope I die before I get old


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Musik | Nicht Beethoven, nicht Bach


Nicht Beethoven, nicht Bach

TEXT Jürgen Schwarz

Intelligente Schüler hören Heavy Metal. Nach einer Studie der staatlichen Universität Warwick sind es nicht die klassischen Klänge von Beethoven oder Bach, die intelligente Menschen begeistern, sondern die von vielen als wenig intellektuell angesehene Musikrichtung des Heavy Metal. Macht Heavy Metal wirklich schlau? Oder lauschen

Warum Heavy Metal?

intelligente Schüler verzerrten Gitarren und lautem

Was macht diese harte Musikrichtung so beliebt

Geschrei, weil sie so klug sind? Mit dieser Frage be-

bei den Schlauen und Begabten? Heavy Metal ist si-

schäftigten sich der britische Psychologe Stuart Cad-

cherlich eine der anspruchvollsten Musikrichtungen

wallader und seine Crew. Mehr als ein Drittel aller

überhaupt: Von den Gitarren über die Drums bis hin

Schüler im Alter zwischen 11 und 19 Jahren hören

zum Gesang steckt eine Menge Können in diesem Genre. Die Texte sind oft tiefgründig und befassen

«Musik beeinflusst nicht die Intelligenz, die Intelligenz beeinflusst die Musikrichtung.»

sich mit den negativen und harten Seiten des Lebens. Das Wichtigste ist jedoch: Heavy Metal ist für die Metalheads meist mehr als nur Musik – es ist ein Lebensgefühl. In kaum einem anderen Genre stehen die Leute so sehr hinter «ihrer» Musik, die so viel für sie

Heavy Metal, so eine Umfrage unter 1000 Mitglie-

verkörpert. Warum gerade erfolgreiche Schüler so

dern der National Academy for Gifted and Talented

oft Metaller sind, lässt sich allerdings nicht pauschal

Youth – einer britischen Schule für Hochbegabte. Bei

erklären.

den anderen Schülern sind Rock und Pop beliebt; die Schlusslichter bilden Jazz und Klassik – Musikrich-

Fazit

tungen, die eher dem Klischee des Strebers zugeord-

Hinter den Rockanhängern und den Leuten, die sich

net werden.

nicht so richtig festlegen wollen, stellen die Metaller im Bezug auf den Musikgeschmack also die dritt-

Die Erklärung

größte Fraktion an der HAW. Ähnlich den Ergeb-

Cadwalladers Begründung: «Vielleicht erfahren be-

nissen von Cadwallader scheinen auch bei uns die

gabte Menschen besonders viel Druck und Frustrati-

Metalheads die erfolgreicheren Studenten zu sein.

on und benötigen die Musik daher eher als Ventil, um

In den Medien vorherrschende Musikstile wie Hip

ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.» Klar ist: Mu-

Hop, R&B, Pop und Reggae füllen nur Nischen. Of-

sik beeinflusst nicht die Intelligenz, die Intelligenz

fensichtlich haben die meisten langsam «die Schnau-

bestimmt die Wahl der Musikrichtung. In die Wahl

ze voll» vom Mainstream. Heavy Metal ist eine

der bevorzugten Musikrichtung fließt auch das sozi-

Musikrichtung für Unterprivilegierte? Mit diesem

ale ein Umfeld und somit auch das Bildungsniveau.

Vorurteil sollte nun endgültig aufgeräumt sein!

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Alltag | Studienabbrecher


Studienabbrecher

TEXT Christian Ossmann

Studienabbruch – das Ende aller Träume?

Ein neuer Lebensabschnitt, Durchstarten, eine große Zukunft vor Augen: Wer ein Studium beginnt, ist hoch motiviert und macht sich selten Gedanken, dass es auch schief gehen könnte – obwohl fast ein Viertel der Studenten ihr Studium vorzeitig abbricht. Die Gründe dafür sind vielfältig; ein Abbruch des Studiums wird dabei oft hinausgezögert – man scheut das Stigma des Totalversagers.

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Zum Scheitern verurteilt?

«Die Entscheidung, mein Studium abzubrechen, habe ich lange vor mir her geschoben», erzählt der 23-Jährige Dominik. Nach fünf Semestern Maschinenbau an der Uni Erlangen war dann letztendlich Schluss. Von Anfang an lief es für ihn nicht rund: Der fehlende Praxisbezug, die Anonymität auf dem Campus, all das ließ seinen Ehrgeiz von Semester zu Semester schwinden. «Vorlesungen habe ich nur dann besucht, wenn es wirklich sein musste – der Kontakt zu Kommilitonen oder Professoren war zuletzt beinahe nicht mehr vorhanden. Jetzt muss ich sagen, ich habe es einfach zu locker genommen!» Fehlende Motivation und falsche Erwartungen sind die häufigsten Gründe für den Abbruch des Studiums, das belegen zumindest Statistiken. Die Realität

Die Vorstellungen, mit denen Studienanfänger ein Studium beginnen, haben mit der Realität oft nicht viel gemeinsam: zu blauäugig, zu wenig Wissen über den Studiengang und die Anforderungen. Eine Mischung, die Abbrecherquoten in die Höhe schnellen lässt. Fast jeder Vierte bricht mittlerweile sein Studium ab. Die Hochschulen versuchen diesem Trend seit kurzem mit einem Beratungsgespräch für «schwierige Fälle» gegenzusteuern – Ergebnis offen. Dabei gibt es unzählige Angebote, sich vorab intensiv über ein Studienfach zu informieren: Infoveranstaltungen in

Alltag | Studienabbrecher


Schulen oder an Hochschulen, der Besuch bei der Agentur für Arbeit oder Studienführer stehen für angehende Studenten als Informationsquellen bereit. Doch selten werden diese Möglichkeiten genutzt. Diese Erfahrung hat auch Uwe Stiegler gemacht, Studienberater an der Hochschule Amberg-Weiden (HAW). «Wenig Interesse, das Versäumen von Bewerbungszeiträumen; dann kommen die Leute zu uns und wollen wissen, welche Möglichkeiten es jetzt noch gibt, ein Studium zu beginnen. Resultat: ein Studiengang ohne Zulassungsbeschränkungen als Alternative zum verpassten Wunschstudiengang». Mangelndes Wissen

Häufig wissen Studenten nichts über die Regelungen und geforderten Leistungen im Studium. Deshalb bauen sich viele einen Druck auf, der die Motivation irgendwann schwinden lässt. «Als der Brief des Prüfungsamtes ins Haus flatterte, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich wegen Fristüberschreitung exmatrikuliert werde, bin ich aus allen Wolken gefallen!», berichtet Michael. Sechs Semster Nanostrukturtechnik – dann endete der erste Studienversuch in der Katastrophe. «Ich hatte die Orientierung verloren.» Erste Hilfe

Schwierige Phasen im Verlauf eines Studiums gibt es immer wieder. Für den Studierenden ist der Sinn seiner ursprünglichen Entscheidung nicht mehr klar

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erkennbar. Kommt man an diesen Punkt, sollte man

Alles halb so schlimm

nicht zögern, sich helfen zu lassen. Viele Hochschu-

Studienabbrecher sind bei vielen Firmen heiß be-

len bieten eine Studienberatung an. Doch diese Mög-

gehrt. Sie haben oft schon ein gutes Grundwissen ,

lichkeit wird nur all zu selten genutzt. «In den neun

das nur ausgebaut werden muss. Das macht Studi-

Jahren, in denen ich jetzt hier in der Studienberatung

enabbrecher für Arbeitgeber interessant. «Ein Ab-

arbeite, ist es fast noch nie vorgekommen, dass ein

bruch heißt ja nicht, dass derjenige nicht qualifiziert

Student bei den ersten Schwierigkeiten im Studi-

ist, bei uns zu arbeiten. Wichtiger ist es, Begeisterung

um hier vorbeikommt», erzählt Studienberater Uwe

für den Job mitzubringen», sagt Marc Langendorf von Siemens. Wie viele andere Firmen wirbt Siemens

«Sein Studium abzubrechen, ist kein Weltuntergang.»

gezielt um Studienabbrecher. Laut einer Studie des Hochschul-Informations-Systems haben ein halbes Jahr nach einem Studienabbruch 90 Prozent eine Alternative gefunden: 41 Prozent sind erwerbstätig, 31

Stiegler. «Die Leute kommen erst, wenn es bereits

Prozent machen eine Berufsausbildung, die übrigen

zu spät ist, wenn klar ist – das war’s». Bei den ersten

haben den Studiengang gewechselt oder absolvie-

Schwierigkeiten lohnt sich auch der Weg zur Ar-

ren ein Praktikum. Nur jeder zehnte Abbrecher ist

beitsagentur. Dort gibt es eigens eine Stelle für Stu-

arbeitslos – eine Quote, die auch für Hochschulab-

dienabbrecher. Ebenfalls Hilfe bietet die Plattform

solventen gilt. Entscheidend bei einer Bewerbung:

www.studienabbrecher.com. Denn: Es ist besser

Bei den Gründen für den Abbruch ehrlich sein. In ih-

Vor- und Nachteile abzuwägen und daraus die Kon-

rem Buch «Studienabbruch, na und!» rät Job-Coach

sequenzen zu ziehen, als sich auf eine lang andauern-

Brigitte Härter zur Wahrheit: «Das ist viel besser als

de Hängepartie einzulassen. Viele Studenten zögern

irgendeinen Quatsch, wie zum Beispiel eine kranke

die Entscheidung über einen Abbruch oder eine

Oma zu erfinden. Das glaubt ohnehin keiner!» Und

Fortsetzung des Studiums aber zu lange hinaus – im

eines erreicht man dadurch auch noch: Man über-

Durchschnitt verbringen Studienabbrecher sieben

nimmt die Verantwortung für den gescheiterten

Semester an der Hochschule. Dass sie ihr Studium

Studienversuch und gibt wenig Spielraum für irgend-

abbrechen mussten, darüber reden weder Dominik

welche Interpretationen. Dominik und Michael stu-

noch Michael gerne. «Du fühlst dich erst mal wie ein

dieren an einer Fachhochschule. «Der hohe Praxis-

totaler Versager, die Welt um dich herum bricht zu-

bezug und die Erfahrung des Studienabbruchs gibt

sammen! Dazu kommt noch, dass du erst mal keine

mir die Sicherheit, es dieses Mal zu schaffen», erzählt

Ahnung hast, wie es weitergehen soll.» Diese Erfah-

Dominik. Michael hat mittlerweile seine Bachelor-

rung haben beide gemacht. Dennoch: Das Studium abzubrechen, ist kein Weltuntergang – Studienabbre-

Vorprüfung erfolgreich abgelegt und ist im Hauptstudium. Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen.

cher keine gescheiterten Existenzen.

Fallen ist keine Schande, aber liegen bleiben.

Alltag | Studienabbrecher


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Träum doch mal wieder

TEXT Alexander Schelle

Der Schlüssel zu deinem inneren Ich Wer seinen nächtlichen Schlaf eher mit dem Filmriss der letzten Semesterfeier assoziiert als mit einer tiefgründigen Erfahrung mit sich selbst, der sollte seinen Träumen etwas mehr Beachtung schenken – es lohnt sich.

Die Medientechniker tun es, die Maschinenbau-

vertraut dem leisen Schnurren ihres Unterbewusst-

er ebenfalls und die Elektrotechniker sowieso. Ob

seins, welches ihr schon zu dem einen oder anderen

daheim, bei Freunden oder bei einer nicht enden

wichtigen Lied verholfen hat. Träume können eine

wollenden Blockveranstaltung: die Rede ist vom

Inspirationsquelle sein. Sigmund Freud war der Mei-

Träumen. Jeder Einzelne von uns hat im Schnitt vier

nung, dass Träumen der «Königsweg zum Unbewuss-

bis sechs Träume pro Nacht. Nur erinnern sich die

ten» sei. Schlecht nur für diejenigen, die sich nicht an

Wenigsten an einen davon, geschweige denn an alle.

ihre Träume erinnern wollen. Wollen? – Ja, wollen.

Dabei gehören Träume genauso sehr zum Leben, wie

Denn zum bewussten Sich-An-Träume-Erinnern

die tägliche Currywurst in der Mensa. Im Schlaf wird

gehört auch ein fester Wille, der mit viel Übung und

unser Erlebtes sortiert, verarbeitet und gespeichert.

Geduld verbunden ist. Ist der Wille einmal vorhan-

Somit ist ein erholsamer Schlaf die Vorraussetzung

den, so ist der Weg nicht mehr lang; und der beginnt

für ein funktionierendes Erinnerungsvermögen, wie

schon vor dem Einschlafen.

Studien der Universität Salzburg zeigen. Im Idealfall wachen wir morgens auf und fühlen uns ausgeruht

Ich erinnere mich an meine Träume

und gestärkt, um Entscheidungen im Alltag treffen

So banal der Satz auch klingen mag, es kann einem

zu können. Doch was ist, wenn dies nicht der Fall

ungemein helfen, sich wieder und immer wieder sein

ist? Wenn uns tagein, tagaus eine seltsame Grund-

Vorhaben ins Gedächtnis zu hämmern. Diese Me-

stimmung, oder ein eigenartiger Gedanke verfolgt

thode wird Affirmation genannt und oft im Rahmen

und wir verflixt noch mal nicht dahinterkommen,

der Autosuggestion, also der gezielten «Selbstpro-

was es sein könnte. In solchen Fällen kann es helfen,

grammierung» verwendet. Dabei wiederholt man

sein Unterbewusstsein zu befragen. «Tagsüber kann

eine positiv formulierte Aussage so lange, bis der ge-

ich selbst lenken, nachts habe ich das Gefühl, gelenkt

wünschte Effekt, in diesem Fall das Erinnern an einen

zu werden. Ich finde die Idee okay, dass es etwas gibt,

Traum, auch eintritt. Beachten sollte man dabei, dass

das größer ist als ich und das ich nicht kontrollieren

der Satz, den man sich einredet, nicht verneint wird.

kann. Das ist nur realistisch. Wer einmal am Meer ge-

Denn wir können uns etwas nicht nicht vorstellen.

standen hat, weiß, dass es ein Teil unseres Lebens ist,

Unser Gehirn kann sich Negativesätze nicht merken.

manche Dinge nicht im Griff zu haben. Und so über-

Anstatt also beispielsweise zu sagen «Hoffentlich

lasse ich die Nachttraumwelt ihrer Bestimmung.» So

falle ich in der Prüfung nicht durch», sollte der Satz

Mieze Katz, die Sängerin der Berliner Band Mia. Sie

heißen: «Ich werde die Prüfung bestehen.» 36 | 37


Schwarz auf Weiß

Nacht klingelt und somit den Träumenden aus dem

Zu den wichtigsten Arbeitsgeräten eines zukünftigen

Schlaf reißt. Damit erhöht sich die Wahrscheinlich-

Träumers gehört neben einer Portion Geduld auch

keit während oder kurz nach einer REM-Phase auf-

ein Notizblock und ein Stift neben dem Bett. Leider

zuwachen.

haben Träume die hinderliche Eigenschaft, schnell wieder aus unserem Gedächtnis zu verschwinden,

Noch fünf Minuten, Mama…

sobald wir aufwachen und von anderen Geräuschen

Wer döst, vergisst. Anstatt sich im Bett vergeblich

oder Gedanken abgelenkt werden. Man sollte also

hin- und herzuwälzen, in dem Glauben, sich in fünf

darauf achten, dass man nach dem Aufwachen nicht

Minuten immer noch an seinen Traum erinnern zu

sofort vom dudelnden Radio oder Fernseher berie-

können, wie an den Stoff von Mathe aus dem ersten Semester, sollte man sich das Erinnerte einfach no-

Wer döst, vergisst.

tieren. Das gleiche gilt auch für potentielle Zu-SpätAufsteher: Genug Zeit am Morgen einplanen, um unnötigen, ablenkenden Stress zu vermeiden.

selt wird, sondern sollte sich alle Traumerinnerungen notieren, auch wenn es nur Fragmente sind. Denn

Neo lässt grüßen

Träume sind Metaphern unseres Unterbewusstseins,

Zeit spielt bei der Traumerinnerung eine wesentliche

die wir vielleicht nicht sofort verstehen. Am besten

Rolle, deswegen sollte man sich nicht entmutigen

legt man dazu zwei Spalten an: in die erste kommt die

lassen, wenn der gewünschte Effekt auf sich warten

eigentliche Traumgeschichte samt Kleinigkeiten, an die man sich erinnert, in die zweite die sogenannten Traumsymbole. Das sind Elemente des Traumes, die für einen Selbst einen besonderen Stellenwert haben, beispielsweise Personen, Situationen und Dinge im Traum. Diese Traumsymbole ermöglichen es, die Querverbindungen zu sehen, die zwischen den verschiedenen Träumen bestehen obwohl diese auf den ersten Blick vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben. Traumphase

Wissenschaftler unterscheiden heutzutage fünf Schlafstadien: das Einschlafstadium, das Leichtschlafstadium, das mitteltiefe Einschlafstadium, das Tiefschlafstadium sowie die Rapid-Eye-MovementPhase (REM). Grundsätzlich träumen wir in jeder Schlafphase, doch zeigt eine Studie der Universität Duisburg, dass Probanten, die während oder kurz nach einer REM-Phase geweckt wurden, sich öfter an ihre Träume erinnern konnten, als jene, die am Morgen von selbst aufgewacht sind. In diesem Zusammenhang gibt es eine effektive Methode, um den Erinnerungsprozess an seine Träume zu beschleunigen: man stellt sich einen Wecker, der mehrmals pro


lässt. Der Erfolg wird sich in jedem Fall bemerkbar

der Traumwelt ist. Eine Möglichkeit ist es, die eige-

machen. «Einmal träumte ich von einem Streit mit

ne Hand gegen eine Wand zu drücken. In der realen

meiner besten Freundin. Im Traum konnte ich ihr

Welt wird nichts Außergewöhnliches passieren, im

meine Meinung sagen. Nun fühle ich mich erleich-

Traum jedoch würde die Hand in die Wand eintau-

tert und befreit; im wahren Leben hätte ich mich das

chen. Ziel dieser Methode ist es, zu erkennen, dass

nicht getraut.» beschreibt Stefanie K. Auch der Me-

man in einem Traumzustand ist, um das Geschehen willentlich zu lenken und zu manipulieren. Das Re-

«Es ist ein krasses Gänsehautfeeling.»

sultat ist zugleich beängstigend und faszinierend: Zwiegespräche mit einem Selbst, Überwindung der physikalischen Grenzen oder Reisen an Orte, die im

dientechniker Bastian Wurdack hatte ein prägendes

realen Leben nicht möglich sind. Nicht ohne Grund

Erlebnis in seinem Traum: «Es ist einfach ein krasses

ist das luzide Träumen der Mount Everest unter den

Gänsehautfeeling, wenn du im Traum realisierst, dass

angehenden Traumbeklimmerern. Es erfordert einen

du träumst und alles machen kannst, was du willst.»

hohen Grad an Disziplin und Ausdauervermögen.

Die Erfahrung, die er gemacht hat, wird in Fachkrei-

Und wer diesen langen Aufstieg antreten will, muss

sen als «luzides Träumen» (von lat. lux «Licht») be-

dazu den ersten Schritt wagen – der heißt: Lernen zu

zeichnet. Bei dieser Sonderform des Träumens ver-

erinnern. Denn was nützt einem ein Traum, in dem

sucht man durch stetiges Infragestellen der eigenen

man alles machen kann, was man will, wenn man sich

Realität zu überprüfen, ob man in der realen oder in

nach dem Aufwachen nicht mehr daran erinnert?

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http://www.phoete.li

Flashmob

TEXT Marc Wöhner

Das neue Gruppengefühl der virtuellen Gesellschaft Urplötzlich machen sie die skurrilsten Dinge in der Öffentlichkeit und verwirren damit ihre Beobachter. Es sind Hunderte, manchmal sogar Tausende und sie kommen ohne Vorwarnung: die Flashmobber. Osnabrück an einem Samstagnachmittag. Exakt um

Wer war das?

16 Uhr sind auffällig viele Menschen über den ge-

Verantwortlich für diesen Menschenauflauf sind so

samten Marktplatz verteilt. Nahezu alle tragen eine

genannte Flashmobber. Sie sind seit 2004 immer

Taschen oder einen Rucksack mit sich. Urplötzlich

öfter mit ihren sinnfreien Aktionen in deutschen

beginnen sich zwei der rund 400 Menschen laut zu

Großstädten zu finden. Und vielleicht auch bald in

streiten. Dies scheint eine Art Startsignal für die an-

Amberg: «Natürlich ist Amberg in der Lage, einen

deren zu sein, denn nun ziehen alle ein Kissen hervor

eigenen Flashmob zu starten», meint der Medien-

und starten die größte Kissenschlacht Deutschlands.

technikstudent Chris M. Er träumt bereits von einem

Nach genau zwei Minuten ertönt eine laute Triller-

Flashmob in der Kleinstadt: «Inzwischen hat Amberg

pfeife und die Protagonisten verlassen den Markt-

weit über 1000 Studenten. Wenn nur ein Bruchteil

platz wieder in verschiedene Richtungen, als wäre

teilnimmt, würde es ein Erfolg werden.»

nie etwas passiert. Alltag | Flashmob


Was genau ist ein Flasmob?

pe», meint Fabian T., Organisator

Ein bisschen Geschichte

So ein Flashmob, den man auf

eines Flashmobs in München. Ob

Als Initiator und Entdecker die-

deutsch mit «Blitzauflauf» über-

sich die Teilnehmer eines Flash-

ses Trends gilt der amerikanische

setzen könnte, ist im Grunde ge-

mobs nun urplötzlich wie Zom-

Journalist Bill Wasik. Er starte-

nommen schnell erklärt: Es han-

bies verhalten oder in einem Fast-

te 2003 in New York mit mehr

delt sich dabei um ein kurzes und

Food Restaurant in München

als 100 Teilnehmern den ersten

über 4000 Burger auf einmal

Flashmob. Die Teilnehmer be-

bestellen, spielt dabei keine Rolle,

traten erst einen Teppichladen,

denn das Ganze ist harmlos und

in dem sie sich alle als Liebes-

unpolitisch. Der ganze Spuk ist

pärchen ausgaben und behaup-

dann genauso schnell wieder vor-

teten, sie würden nur gemein-

überraschendes Treffen von wild-

bei, wie er angefangen hat. Doch

sam

fremden Menschen auf einem öf-

woher stammt die Idee für diese

Anschließend trafen sie sich in

fentlichen Platz, organisiert über

Art der Versammlung, der Next

einer Hotel-Lobby und applau-

das Internet. Mal sind es 20, mal

Social Revolution?

dierten exakt 15 Sekunden lang.

«Das Ziel ist immer die Aufmerksamkeit»

Entscheidungen

treffen.

2000. Doch das Ziel ist immer das

Zum Schluss stürmten sie noch

gleiche: die Aufmerksamkeit der

ein Schuhgeschäft und gaben sich

Unbeteiligten auf sich ziehen und

als Touristen aus. In einem Zei-

«natürlich der Spaß in der Grup-

tungsartikel im März 2006 sagte 40 | 41


Bill Wasik, er beabsichtige damit, hippe Leute vor-

nate. Wir haben über lokalisten.de zu diesem Mob

zuführen, die in einer Atmosphäre der Einheitlich-

aufgerufen und zusätzlich Flyer verteilt», so Fabian.

keit nur danach streben, Teil der «nächsten großen

Denn ein erfolgreicher Flashmob hängt größtenteils

Sache» zu werden – egal, wie sinnfrei diese sei. Eine

von der Anzahl der Teilnehmer ab. Daher bilden eine

verwandte Form des Flashmobs ist der so genannte

ausgiebige Organisation und Planung den Grund-

Smartmob. Dieser Begriff geht auf einen Bestseller

stein für einen erfolgreichen Flashmob. Die Planung

des amerikanischen Psychologen Howard Rheingold

wird im digitalen Zeitalter durch Internet, Handy

aus dem Jahr 2003 zurück. Hierbei geht es allerdings

und E-Mail vereinfacht. Es gibt im Web zahlreiche

nicht um reine Sinnlosigkeit, sondern darum, wie bei

Foren und Communities wie studivz.de, lokalisten.

einer Demonstration eine Meinung zu verbreiten.

de oder flashmobbers.net, die die Flashmobs über

Der gravierendste Unterschied ist die blitzschnelle

Wochen und Monate im Voraus planen und um

Organisation dieser Massenansammlung.

Teilnehmer werben. Auch Chris plant seinen Amberg-Flashmob über eine solche Community: «Wir

Wie werden die Flashmobs organisiert?

wollen erstmal über Plattformen wie studivz.de um

Auch wenn eine solche Aktion auf den ersten Blick

Teilnehmer werben und die Leute dazu motivieren.»

spontan geschieht, steckt mehr Organisation dahin-

In solchen Communities werden sowohl Datum und

ter, als man vermutet: «Unsere Vorbereitungen für

Ort festgelegt als auch die eigentliche Aktion disku-

den Münchener Bürger-Flashmob dauerten drei Mo-

tiert und entschieden. Häufig werden die Veranstal-

Alltag | Flashmob


Die größten und kuriosesten Flashmobs

Einer der kuriosesten Flashmobs fand dieses Jahr in New York statt und nannte sich Human Mirror. Für diesen Mob haben sich verschiedene eineiige Zwillingspaare in einer U-Bahn gegenüber gesetzt und ihren gegenüber sitzenden Zwilling nachgeahmt. Für den erstaunten Beobachter sah es aus, als würde die eine Seite der U-Bahn gespiegelt. Die gleichen Veranstalter des Human Mirror sorgten bereits ein Jahr zuvor für Aufsehen. Wieder spielte sich ihr Flashmob in einer U-Bahn ab. Diesmal fuhren 900 Teilnehmer ohne Hose gleichzeitig in der U-Bahn. Der wohl berühmteste Flashmob in Deutschland ist der so genannte Burger-Flashmob. Hier geht es nicht nur tungen auch über einen so genannten Weblog ange-

um Aufmerksamkeit, dieser hat sich zu einem Wett-

kündigt. Was zudem bei spontaneren und kleineren

bewerb zwischen zwei Städten entwickelt: München

Flashmobs eine Rolle spielt, ist die Verbreitung des

und Berlin. Ziel ist es, möglichst viele Hamburger in

Flashmobs via SMS. Ebenso gut geeignet und weit

einem Fast-Food-Restaurant auf einmal zu bestel-

verbreitet sind die elektronischen Kettenbriefe über

len. Berlin hat 2007 mit gut 2000 Burgern vorgelegt. Anfang diesen Jahres hat dann München mit

Es sah aus als würde die eine Seite der U-Bahn gespiegelt.

4385 gekauften Hamburgern die Messlatte sehr hoch gehängt. Doch anscheinend nicht hoch genug: Momentan führt wieder Berlin mit einer unglaublichen Massenbestellung von 10 355 Cheeseburgern.

E-Mail oder ICQ. Sie werden nach Erhalt einfach an

Ob Amberg auch in der Lage ist, einen solchen Ge-

andere Personen weitergeleitet und das Ganze brei-

schichtsträchtigen und beeindruckend Flashmob zu

tet sich wie ein Lauffeuer aus. Schlussendlich muss

starten wissen wir nicht. Doch dass es einen geben

noch ein Startsignal festgelegt werden, damit alle

wird, scheint möglich, auch wenn Chris realistisch

Teilnehmer synchron beginnen. Dieses Signal kann

bleibt: «Wir wollen die Resonanz bei studivz.de ab-

eine Trillerpfeife oder ein Schrei sein. Wie der Start

warten. Erst danach möchten wir eine eigene Home-

wird auch das Ende jedes Flashmobs mittels vorher

page einrichten, wo dann über verschieden Vorschlä-

vereinbartem Zeichen eingeleitet.

ge und Ideen abgestimmt werden kann.» 42 | 43


?

Schiebst Du Was

auf

TEXT Christian Schmittutz

Wer kennt das nicht? Der Prüfungstermin rückt immer näher, doch eine innere Macht hält einen vom Lernen ab und fesselt einen hilflos auf die Couch?

Die Steuererklärung steht an, doch der Weg zum Schreibtisch erscheint so lang, wie ein Marathon mit umgedrehtem Fernglas vor den Augen. Selbst die banalsten Aufgaben wie Putzen, Saugen oder Spülen versuchen wir aufzuschieben. Schließlich haben wir ja viel Wichtigeres zu tun. Experten sprechen hier vom Prokrastinieren. Prokrastination ist der wissenschaftliche Ausdruck für das Phänomen des Aufschiebens. Ganz nach dem Motto: Übernächsten Donnerstag ist auch noch ein Tag! Studenten, so wird behauptet, sollen besonders viel und oft prokrastinieren. Einige behaupten sogar, dass sie ein Drittel ihrer wachen Tageszeit mit dem Aufschieben verbringen.

Alltag | Was schiebst du auf?


«Meinen Bruder zu besuchen, Das wollte ich schon

lange machen.»

Katha M. 23 Medientechnik-Studentin

«Das verrate ich nicht. Kommt bei mir aber auch vor. »

Ulrich Vogel 47 Professor für Digitale Signalverarbeitung

« Alles, was mir nicht gefällt und Arbeit macht.» Jan Z. 20 Medientechnik-Student

«Erwachsen w e r d e n …»

«Mein

Auto putzen,

in dem ich heiße Schokolade

verschüttet habe.»

Johanna L. 22 Medientechnik-Studentin

Melanie E. 23 Medientechnik-Studentin

«Ich schieb momentan drei

Prüfungen auf.»

Uli S. 23 Umwelttechnik-Studentin

«Die Antwort

auf diese Frage.» Ulrike D. 23 Medientechnik-Studentin

«Ich müsste eigentlich noch meine Versicherung bezahlen.» Peter M. 24 Erneuerbare Energien-Student

nichts

« Ich s ch ieb auf. Ich mache immer alles gleich, dann vergesse ich auch nichts.»

das Lernen auf.» «Ich schieb

Michael F. 20 Umelttechnik-Student

Iris Winter 40 Dekanatssekretärin Elektrotechnik

«Neun von zehn Aufgaben…» Harald Hofberger 50 Professor für Mathematik

« Alles

was mich

nervös macht, versuch ich

zu verdrängen.» Sigi L. 22 Maschinenbau-Student

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Impressum

Druck

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Druckhaus Oberpfalz, Amberg

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Layout

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Lisanne Brück, Katharina Malinow, Anna Grieshammer

Titelbild

Schlußredaktion

Fotostudio Ingo Böhle und Friseur Siggi Renner

Prof. Dr. Michael Thiermeyer, Reiner Wittmann

Redaktionskoordination

Projektbetreuung

Christian Schmittutz

Fabian Baumgartner

Releaseparty


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