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ausgabe 7 | juli 2009
LIFE
CAMPUS
MEDIA
ART
Dating, Frauenbewegung und Freelancerdasein – Studium ist eben nur das halbe Leben!
Der alltägliche Wahnsinn im Studium: Wahlfächer und synthetische Psychopharmaka…
Unterhaltung in der virtuellen Welt: Handyspiele und InternetCommunities
Platz da! Wir schaffen Raum, um die kreativen Arbeiten junger Menschen zu präsentieren!
Jetzt schlägt‘s Sieben! CUBE geht in die nächste Runde und reiht sich ein in die Serie der glorreichen Sieben!
In sieben Tagen ist die Welt erschaffen worden. Die Sieben ist eine ungerade, natürliche Zahl – und außerdem eine Primzahl. Welche Sonderstellung hat sie im Sexagesimalsystem der Mesopotamier? Die Antwort darauf findest du in jedem siebten Ei. Die Sieben ist die meistgenannte einstellige Glückszahl. Das Produkt aus Sieben mal Sieben ist 49. Die Quersumme daraus ist 13 und das wiederum ist eine Unglückszahl. Ein alter Witz aus Kinderzeiten: Was ergibt nochmal Sieben mal Sieben? Natürlich: feinen Sand! Die Woche hat sieben Tage, an jedem könnte man eine andere der sieben Todsünden begehen – dazu ließe sich jedesmal einer der sieben Zwerge hinter den sieben Bergen zweckentfremden, wahlweise auch eines der sieben Geißlein. Trink ne Seven Up, pack deine sieben Sachen und besuch die sieben Weltwunder oder überquere die sieben Weltmeere. Jeder siebte Mensch auf der Welt ist eine chinesische Bäuerin oder ein chinesischer Bauer. Verliebte sind im siebten Himmel, genauer gesagt auf Wolke Sieben. Später jedoch haben sie Probleme damit, das verflixte siebte Ehejahr zu überstehen. Der siebte Monat im Jahr ist der Juli, da hat Ringo Starr Geburtstag und zwar am Siebten. Das siebte Lied auf dem siebten Album von den Beatles ist ‚She said she said‘. Das muss man nicht wissen, aber dafür empfiehlt die Band Karat über sieben Brücken zu gehen. Und jetzt viel Spaß beim Lesen von CUBE – dessen Inhalt euch hoffentlich länger als nur sieben Tage beschäftigen wird! Euer CUBE Team
01 LIFE
02 CAMPUS
08 Sex and the Dorf
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Es ist Samstag Nachmittag, ich sitze auf dem Bett mit dem Laptop auf meinem Schoß und nach einer langweiligen Partynacht fühle ich mich dazu berufen über die erbärmlichen Flirtversuche der ach so potenten Männerwelt herzuziehen.
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Frau – auf der Suche nach dem
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Der Freelancer in der Medienbranche
Monat verdienen.
Wer die Wahl hat … Einen Tag im Semester lohnt es sich die Vergewaltigung des studentischen Tagesrhythmus in Kauf zu nehmen – der Tag der Wahlfacheinschreibungen. Doch welches Fach nehmen?
Flexibel, günstig, ungebunden: Knapp 100.000 Freiberufler in Deutschland sind ihr eigener Chef und arbeiten auf eigene Rechnung – und wissen nicht, wie viel sie im nächsten
Nie mehr „oben ohne“ im Hörsaal Leistungsdruck, Versagensängste, falsches Zeitmanagement: Wie in die Enge getriebene Studenten mit synthetischen Psychopharmaka nachhelfen.
Die Nullerjahre Nicht mehr lange, dann haben wir es geschafft, dann sind sie endlich vorbei – die blöden Nullerjahre. Wenn ein Jahrtausend schon so anfängt …
Der perfekte Student Wann lebt ein Mensch? Durch Perfektion versucht der Mensch glücklich zu werden, sein Leben zu leben. Dieser Trend macht auch vor Studenten nicht halt. Aber ist der perfekte Student der glücklichere und erfolgreichere?
Y-Chromosom Viele Ziele wurden bereits durch vergangene Frauenbewegungen erkämpft, aber dem ist nicht genug: Mit imaginären Muskeln schlägt die Emanze der Neuzeit zurück und versucht völlige Unabhängigkeit vom Feindbild Mann zu erlangen.
Sind wir glücklich? Wissen meine Kommilitonen überhaupt ihr Glück zu schätzen oder sehen sie lieber hinter jeder Ecke das Unglück lauern, so wie es ihnen der Ruf des immer pessimistischen Deutschen nachsagt?
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Dozentencheck Zwei Professoren der HAW im CUBE Interview.
Editorial News 76 Impressum 01 04
03 MEDIA
04 ART
44 A blast from the past
58 Streetart
Unendliche Warterei an der Bushaltestelle? Ewiges Schlange stehen bei einer Behörde? Das muss nicht langweilig sein. Spiel, Spass und Spannung gibt es auf Knopfdruck. Handyspiele und andere Mobilegames versprechen Abwechslung.
48 Die Relevanz des Internets und seine Tücken Während die Liste der Social Networks immer länger wird, steigt auch die Menge an unnötigen Informationen weiter an. Wir verbringen Stunden damit, Videos, Fotogalerien und Profile zu betrachten und vergessen dabei immer öfter, was eigentlich wichtig ist.
54 CUBE Online Wir stellen euch die neuen Features der CUBE Website vor und präsentieren einige nützliche Surftipps.
Geht man durch die Straßen diverser Städte, stechen einem die verschiedensten Kunstwerke ins Auge. Graffitis oder Paste-Ups an Häuserfassaden, Sticker und Installationen an jeder nur erdenklichen Fläche. Ganz nach dem Motto: „Je ausgefallener, desto besser.“
62 Abschlussarbeit ‚Varia‘ Interessante Einblicke in die Welt der Typografie anhand der Bachelorarbeit von Thomas Koller.
66 Showcase Wie kreativ sind die Studenten der HAW? Welche Arbeiten entstehen innerhalb des Studiums und womit beschäftigen sich die Studenten in ihrer Freizeit?
NEWS
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News Die haw leuchtet Das Motto zum Jubiläumsauftakt der Hochschule war vielversprechend. ‚Die HAW leuchtet‘ stand in großen Lettern überall geschrieben. An zwei Abenden zu Beginn des Sommersemesters erstrahlten die Gebäude in Amberg und Weiden dann tatsächlich im Schein zauberhafter Lichtinszenierungen. Die einzelnen Fachbereiche boten der Bevölkerung ein spannendes und abwechslungsreiches Programm. Wissenschaft zum Anfassen sozusagen, präsentiert von Professorinnen, Professoren und Studierenden. Neben einer ‚Straße der Erfindungen‘ und einem Roboter, der Weißbier serviert, begeisterten Darbietungen wie ‚Glow in the Dark‘ mit nachleuchtenden Kunststoffen. Die Studienberatung der HAW informierte umfassend über die vielfältigen technischen und betriebswirtschaftlichen Studiengänge.
haw Summer Opening Die Zeit bis zum astronomischen Sommeranfang war einfach zu lang! Also hat die Fachschaft EI das Summer Opening vorverlegt und schon am vierten Juni die entsprechende Party geschmissen. Für das Orga-Team war es dann zwischen wochenlanger Vorbereitung und den Aufräumarbeiten am nächsten Morgen auch wirklich die kürzeste Nacht des Jahres – zum Schlafen blieb jedenfalls keine Zeit. Alle Anderen sahen ihre Betten ebenfalls nicht, sondern waren bis zum Morgengrauen mit härtestem Networking und mehr oder minder akrobatischen Einlagen auf der Tanzfläche beschäftigt.
NEWS
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Campus-Gespräch Mit Fragen zum Thema ‚Studium 2020‘ be-
Bibliothek lief alles unter der Regie der Stu-
fassten sich ca. 30 Studenten des 4. Semes-
denten.
ters der Medienproduktion und Medientech-
Der bekannte BR-Moderator Tilmann Schö-
nik beim Studienprojekt ‚Campus-Gespräch‘.
berl fackelte nicht lange und versprach den
Diese Studenten stellten gemeinsam mit der
Studenten seine Unterstützung in Form der
Lehrbeauftragen Claudia Grimmer vom Bay-
Moderation der Sendung. Außerdem wur-
erischen Fernsehen eine 45-minütige Sen-
de Luy Briechle, ehemaliger Chef-Kammer-
dung auf die Beine.
amann beim BR und Dozent an der Film-
Nachdem bereits im Januar 2008 das erste
hochschule in München, an die HAW geholt.
Campus-Gespräch an der HAW Amberg-
Er gab den Studenten praxisnahe Tipps zur
Weiden durchgeführt wurde, arbeiteten die
Kameraführung und setzte das Campus-Ge-
Projektteilnehmer seit April daran, die Auf-
spräch wortwörtlich ins rechte Licht, indem er
zeichnung am 19. Juni 2009 zu einem vollen
die Beleuchtung unter die Lupe nahm.
Erfolg zu machen.
Mit dieser professionellen Unterstützung
Von der Themenfindung und Aufgabenver-
ging dann alles glatt über die Bühne und
teilung über die Organisation bis hin zum
auch nach der Aufzeichnung gab es nur Lob
Aufbau des benötigten Equipments in der
von allen Seiten.
Renovierungspläne Schon vor einigen Ausgaben berichteten wir
Weil die Hochschule unter Denkmalschutz
über mögliche Pläne der HAW mit den bei-
steht, müssen ihr die Gebäude noch optisch
den leerstehenden Zwillingsgebäuden. Da
angeglichen werden. Außerdem kommt nur
diese zwei Gebäude offiziell dem Freistaat
eine hochschulnahe Verwendung in Frage.
Bayern gehören, weigerte sich das Ministe-
Angedacht ist dabei, die Räume an Institute
rium seit langem die Renovierung zu über-
oder Unternehmen zu vermieten, die in Ver-
nehmen und so stehen sie seit 15 Jahren leer
bindung mit der HAW stehen.
und verfallen immer weiter.
Momentan sieht es auch so aus, als ob sich
Aber bald soll alles anders werden. Unserem
das Studentenwerk für einige dieser Räum-
Hochschulpräsidenten, Prof. Dr. Erich Bauer
lichkeiten interessiert, was darauf schließen
ist es jetzt gelungen den zwei Hochschulwai-
lässt, dass eventuell ein kleines Café oder
sen eine neue Lebensaufgabe zu geben.
andere Nettigkeiten für die Studenten raus-
Die Gewerbebau Amberg GmbH hat einen
springen. Nun, wir werden es sehen.
Erbpachtvertrag mit dem rechtmäßigen Besitzer abgeschlossen, der es ihr erlaubt die Gebäude zu renovieren und zu vermieten.
LIFE
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Es ist Samstag Nachmittag, ich sitze auf dem Bett mit dem Laptop auf meinem Schoß und nach einer langweiligen Partynacht fühle ich mich dazu berufen über die erbärmlichen Flirtversuche der ach so potenten Männerwelt herzuziehen.
Nein – Sie lesen keine der berühmten Kolum-
delt. Obwohl sehr offensichtliche Unterschiede
nen von Carrie Bradshaw aus der erfolgrei-
zwischen den Welten von Carrie und mir liegen,
chen TV-Serie ‚Sex and the City‘. Denn wäre
gibt es dennoch eine Sache, die uns verbindet:
ich Carrie Bradshaw würde ich das Schreiben
die ewige Enttäuschung, die mit der Männer-
dieses Artikels glatt an den Nagel hängen und
welt einhergeht! Eine Enttäuschung, die auf der
mich stattdessen in eines meiner sauteuren
gestrigen Studentenparty erst wieder seinen
Chanel-Kleider werfen und anschließend New
Höhepunkt gefunden hat. Das Problem am
York unsicher machen. Mein Gesicht würde mir
Single-Dasein ist nicht etwa, dass man während
dabei von Bus-
der ersten Dates
plakaten entge-
feststellt,
gen lächeln und außerdem wäre ich mit dem fabelhaften Mr. Big
Mein Mr. Big hat sich vor kurzem in einen Mr. Small verwandelt.
verheiratet.
dass
das Gegenüber doch nicht so zu Einem passt, wie man sich das vorgestellt hat. Das Problem ist, dass
Von all diesen Dingen bin ich weit entfernt. Ich
man überhaupt erstmal einen Mann finden
bin Studentin an einer technischen Hochschule
muss, den man zu einem Date einladen könnte!
in einer öden Kleinstadt. Mein Gesicht lächelt
Lassen wir den gestrigen Abend doch noch
mir lediglich auf peinlichen Partybildern im In-
einmal in Ruhe Revue passieren und starten
ternet entgegen und mein persönlicher Mr. Big
zu Hause vor meinem Kleiderschrank: Höchst
hat sich vor kurzem in einen Mr. Small verwan-
motiviert, endlich meinem Traumprinzen zu
Text von Marina Dötterl
begegnen, habe ich mich extra in das hübsche,
als Kind mit dem Kinoklassiker ‚Dirty Dancing‘
kleine Schwarze gehüllt und perfekt gestylt
eindeutig geblendet. Gutaussehende, tanzen-
gehts dann auch schon los. Die Party beginnt
de Männer gibt es nicht. Vom Tanzen habe ich
recht vielversprechend. Der DJ legt gute Musik
also erstmal genug. Aber man will sich ja nicht
auf und ich finde mich recht bald auf der Tanz-
gleich deprimieren lassen und so versuche ich
fläche wieder. Das kleine Schwarze erfüllt auch
mein Glück an der Bar. Das ist doch immer ein
postwendend seinen Zweck und zieht die Blicke
guter Ort, um ins Gespräch zu kommen. Aber
männlicher Studenten auf sich. Das ist dann
bei den folgenden Anmachsprüchen sollte mir
aber auch schon das Einzige, was mir mit dem
die Lust an einem Gespräch prompt im Hals
kleinen Schwarzen an Vorteilen übrig bleibt.
stecken bleiben. Zwei Umwelttechniker konn-
Von der alten Schule ist hier eindeutig kein
ten sich aus ihrer spannenden Unterhaltung
männliches Exemplar mehr dabei. Niemand
über den Ackerbau vom Bauern nebenan lösen
kommt auf die Idee mit mir zu tanzen, selbst
und haben wohl beschlossen, dass sie heute
dann nicht, als ein Schmusesong dem Nächsten
in ihrem Holzfällerhemd gut genug aussehen,
folgt. Die Herren der Schöpfung sitzen lieber
um mit ein paar auswendig gelernten Sprüchen
unrasiert und mit dreckigen Hosen auf den
bei mir landen zu können. Als Erstes lassen
Bierbänken, angestrengt noch aufrecht sitzen
sie also mal ihr obligatorisches Grinsen raus,
zu können und mir permanent auf den Hintern
weil sie der Meinung sind, ihre gelben Zähne
starrend, in der Hoffnung, das kleine Schwar-
würden in mir den Wunsch nach einer wilden
ze könnte auf wundersame Weise plötzlich nach oben rutschen. Wenn jetzt auch noch der Sabber aus den Mundwinkeln zu tropfen anfängt, hätten wir den absoluten Tiefpunkt der Veranstaltung schon erreicht. Ich stelle fest, ich wurde
Ich wurde als Kind mit ‚ Dirty Dancing‘ eindeutig geblendet.
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Knutscherei wecken. Um die Bierwampe zu ka-
dann endlich da ist, suche ich schnell das Weite.
schieren, wird als nächstes ordentlich die Brust
Von der unerträglichen Bierfahne der Beiden
rausgestreckt und so watscheln sie wie zwei
wird mir tatsächlich schon fast übel.
aufgeblasene Gockel auf mich zu. Und dann kommt er auch schon, der Anmachspruch aller Anmachsprüche auf feinstem Oberpfälzisch: „Heeeee, naaa du fesches Madl, bist ja auch da, sog a mol, hob ich di nierd scho mal wo gseng?“
Doch das nächste Unheil lässt nicht lange auf sich warten. Zwei Typen steuern auf mich zu, denen das Wort ‚Macho‘ schon direkt auf das Hirn getackert scheint und ich habe keine ersichtliche Fluchtmöglichkeit. Obwohl es eindeutig Nacht
Na klar hast du mich schon mal gesehen…
ist, richten sie zwei Meter
Vermutlich in der Disko, in die ich genau we-
vor mir nochmal ihre
gen DIR nicht mehr hingehe! Doch auch sein
Pornobrillen auf der
Kumpel hält sich für den nächsten Don Juan
Nase zurecht und
und flirtet mich äußerst originell an:
zu allem Über-
„Naaa, sog a mol, wie kumts na, dass du so schön bist?“
fluss
haben
sie sich auch gleich noch
War ganz einfach, denk ich mir… ich hab deinen
den Hemd-
Anteil bei der Geburt dazu bekommen!
kragen auf-
„Wia hoist na du?“ Chantal Müller, antworte ich und gebe ihm auch gleich noch den heißen Tipp, dass ich Maschinenbau studiere. Nach der kann er morgen im StudiVZ suchen, bis er schwarz wird, die gibt es nämlich gar nicht. Als mein bestellter Cocktail
gestellt. Einer der Beiden hält
Text von Marina Dötterl
sich für besonders unwiderstehlich und legt
mer, dort hinten stand mein Ex-Freund, mein
mir zur Begrüßung gleich mal den Arm um
Mr. Small! Und als hätte ich noch irgendetwas
die Schulter. Ich muss zugeben, mir läuft ein
an diesem Abend gebraucht, gibt mir dieser
leichter Schauer über den Rücken, als ich dabei
Anblick dann eindeutig den Rest. Da steht er
seine nassen Schweißflecken, die sich auch
nun, lächelt mich an und wischt damit all den
deutlich unter dem rosa T-Shirt abzeichnen,
Hass, den ich ehrgeizig in den letzten Monaten
auf meiner nackten Haut spüre. Nicht etwa
gegen ihn aufgebaut hatte, durch nur einen
vor Erregung, sondern vor Ekel. Tatscht der
Blick beiseite. Was nun? Die eine Gehirnhälf-
Rüpel mich da einfach an! Was dann folgt, ist
te sagt mir: „Los, geh hin und sag was!“, die
ein männlicher Balzgesang erster Klasse. Ge-
Andere warnt: „Bloß nicht! Jetzt auch noch
genseitig versuchen sie sich mit prolligen Sprü-
vor ihm herkriechen, ganz so als würdest du
chen zu übertrumpfen und ich bekomme es schon mit der Angst zu tun, auf einer ihrer Schleimspuren auszurutschen. Ich wurde nicht einmal nach meinem Namen gefragt. Stattdessen wurde mir
ihm nachtrauern!“
Da steht er nun – lächelt mich an und wischt damit all den Hass, den ich in den letzten Monaten gegen ihn aufgebaut hatte, durch einen Blick beiseite.
Der Kampf dieser beiden Stimmen in meinem Kopf erreicht
schon
fast seinen Höhepunkt, als ich hinter mir eine wohl bekannte Stimme
aufgelistet, was für ein Auto sie fahren, was für
höre: „Heeey, da bist du ja, ich hab dich schon
eine Anlage sie zu Hause rumstehen haben,
gesucht!“ Erleichtert drehe ich mich um und
dass sie ihre Sonnenbrillen in Italien gekauft
blicke in das Gesicht meiner besten Freundin.
haben und dass sie die „Cheeeeckaaaa vom
Kommentarlos lasse ich meinen Ex dort hin-
Neeeeckaaaaa“ sind und regelmäßig um ihre
ten in der Ecke stehen und auch alle anderen
„Blocks“ ziehen. Um dem Klammergriff und dem
Jungs können mir für den Rest des Abends
nervigen Lobgesang auf die eigene Person zu entkommen, weise ich höflich darauf-
gestohlen bleiben. Ich denke an Carrie und komme zu dem Schluss,
hin, dass dort hinten in der Ecke mein
dass das wohl die wahre Moral aus der TV-
Freund steht und auf mich wartet. Das
Serie ‚Sex and the City‘ ist. Sie soll uns nichts
finden sie dann nicht mehr ganz so cool,
über die Liebe lehren, auch nichts über Männer
wie die Geschichten über sich selbst und sie
und erst recht nichts über Sex. Sie soll uns im
machen sich auf die Suche nach einem neuen
Grunde einfach nur Eines sagen: Den Mann
Opfer. Fast schon hätte ich erleichtert aufgeat-
fürs Leben finden ist schön und viel wert. Aber
met, aber mein Herz ist sekundenschnell zu Eis
eine Freundschaft ist tausend Mal mehr wert.
gefroren. Dort hinten in der Ecke stand nämlich
Denn sie ist das Einzige, das bleibt, wenn der
nicht etwa mein imaginärer Freund, viel schlim-
Partner geht. Und bei solch enttäuschenden männlichen Exemplaren ist es sehr wahrscheinlich, dass der Partner geht. Oder dass man sie freiwillig gehen lässt, je nachdem ...
LIFE
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Viele Ziele wurden bereits durch vergange Frauenbewegungen erkämpft, aber dem ist nicht genug: Mit imaginären Muskeln schlägt die Emanze der Neuzeit zurück und versucht völlige Unabhängigkeit vom Feindbild Mann zu erlangen. Doch das reicht noch lange nicht, oberstes Ziel der weiblichen Bevölkerung ist nun die Weltherrschaft und hierfür sind alle Mittel recht.
Illustration: Jennifer Schindler
Text von Jennifer Schindler
Bereits Nietzsche wusste,
Bizeps gegen Stöckelschuh, ein ewig andauernder Kampf.
wie der genauere Umgang mit dem Weibe von statten geht, und auch zahlreiche Männer nach ihm nahmen sich seiner Ratschläge an. Doch das einst so zarte Geschlecht sah ihre Jugend als Heimchen am Herd verschwendet und fing an gegen die Herren der Schöpfung, ihre über Jahrhunderte langen Unterdrücker und Peiniger, zu rebellieren. Anfangs als kleiner Hausfrauenaufstand tituliert, gerüstet mit Bratpfanne und Nudelholz, entpuppte sich dieser rasch zu einer Epidemie und ging somit als Frauenbewegung in die Annalen ein. Mit von der Partie war die französische Feministin Olympe de Gouges, wegen deren tatkräftigen Einsatz für die Gleichberechtigung ein Rendezvous mit der Guillotine arrangiert wurde. Doch auch dieses Tribut hatte seinen Nutzen. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts wurde den tyrannisierten Ehefrauen und gestressten Müttern (kurz: der allgemein besseren Hälfte) das Wahlrecht eingeräumt. Weitere Ziele des Feminismus waren Recht auf Erwerbstätigkeit und Bildung. Trotz alledem ist Frau von Heute immer noch der Meinung, sie sei dem Mann gegenüber nicht gleichberechtigt. Schließlich ist sie ja auch nur ein Abfallprodukt, entstanden aus der spärlichen Rippe Adams.
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Die Genetik hat ihnen einen Strich durch die
halt zutiefst erfreut. Sie spricht davon, dass
Rechnung gemacht. Was fehlt, um das ge-
der Damm endlich gebrochen und das The-
wünschte Ziel zu erreichen, ist schlicht und
ma Gewalt kein Tabu mehr für die Frauen sei.
ergreifend das Y-Chromosom. Aber so schnell
Mit dem Satz „Es kann zurückgeschlagen wer-
lässt sich Frau nicht unterkriegen. Die Grande
den“, beendet sie ihr Statement. Beschämend,
Femme will schließlich die Weltherrschaft und
dass Frauen zu solchen Mitteln greifen, da die
eine Extrabehandlung ihr zu Ehren versteht
Gewalt bekanntermaßen stets dem Erzfeind
sich ganz von selbst.
Mann zugeordnet wurde.
Die Siegesfanfare dazu erklang bereits 1911
Doch wer sich an die zarten Geschöpfe aus
in England unter dem Namen ‚The March of
vergangenen Tagen zurück erinnert, muss in
Woman‘. Alle fünf Jahre findet die UN-Welt-
der heutigen Zeit feststellen, dass von diesem
frauenkonferenz statt und auch dessen Entwick-
Antlitz nicht mehr viel übrig geblieben ist. Kur-
lungsfond UNIFEM dient nur der weiblichen
kuma, Estragon oder Safran ist den meisten
Bevölkerung. Als Sahnehäubchen oben drauf
Frauen nur noch als Fremdwort bekannt und
gibt es ein eigenes Magazin, Emma, exklusiv
auch das Umfeld
für die Frau. Kein Wunder dass sich der Mann
Küche ist für sie
bei soviel Sonderstatus der Frau bedrängt fühlt.
kein Urlaubspara-
Das primäre Ziel der Gleichberechtigung wird
dies mehr. Rö-
bei der Frauenrechtlerin oftmals in den Hinter-
cke
grund gerückt. Anstatt dessen debattiert sie
der sind längst
lieber darüber, wie rücksichtslos die Männer-
out, stattdessen
welt doch sei. Aber man(n) muss sich ja nicht
trägt die emanzipierte Frau von Heute be-
alles gefallen lassen.
vorzugt adrette Hosenanzüge oder ausge-
und
Klei-
Feste Beziehung und Familie gründen ist Kitsch von gestern.
blichene Bluejeans. Lange Haare sind unWer Wind sät, wird Sturm ernten – das dachten
praktisch, das Gesicht wird besser umrahmt
sich auch die Herrschaften in den achtziger
von einem pfiffigen Kurzhaarschnitt. Feste Be-
Jahren und lieferten mit einer Männerbewe-
ziehung und Familie gründen ist Kitsch von
gung, dem Backlash, Parole. Bizeps gegen
gestern. Die Karriere und somit erlangte Un-
Stöckelschuh, ein ewig andauernder Kampf.
abhängigkeit vom männlichen Intrigant steht
Doch mittlerweile schreckt das schwächere
nun im Zentrum einer jeden Frau. Bei soviel
Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Geschlecht nicht
Selbstbewusstsein fällt es selbst dem Mann
mehr zurück, Ge-
schwer, kühlen Kopf zu bewahren. Doch statt
walt auszuüben.
die Kette bei den weiblichen Unruhestiftern
Durch alle Ga-
enger anzulegen, schlüpft das gegenwärti-
zetten ging der
ge Mannsbild lieber selbst in ein rosa Tutu
Fall in den Ver-
und mimt den Putzteufel. Seiner maskulinen
einigten Staaten, wo eine Frau ihrem Mann
Persönlichkeit beraubt, kapituliert dieser be-
eine kostenlose Kastration verpasste. Grund
dingungslos. Trost findet er jedoch. Denn ob-
dafür war die Untreue ihres Göttergatten. Die
wohl Mann die Schlacht verloren hat, bleibt
wohl bekannteste Emanze der Neuzeit, Alice
ihm ja schließlich noch das heiß begehrte
Schwarzer, äußerte sich zu diesem Sachver-
Y-Chromosom.
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Text von Daniel Kapulla
Nicht mehr lange, dann haben wir es geschafft, dann sind sie endlich vorbei – die blöden Nullerjahre. Wenn ein Jahrtausend schon so anfängt …
er Begriff Nullerjahre ist sehr passend
sorgenfreies Leben nun sinnvoller
für diese dahinscheidende Dekade
gestalten. Anstatt über die Welt und
ohne wirklichen Namen. Hier handelt
das Hendeln der Menschen nachzu-
es sich nicht um die goldenen 20er
denken, beschäftigen wir uns lieber
oder die wilden 70er, sondern einfach
mit dem Internet. Dieses Medium
nur um die Nullerjahre. In den 60ern gab es freie
ist der Sieger der letzten zehn Jahre.
Liebe und Hendrix, wir haben den Kampf gegen
Die anderen Medien, ob Zeitung,
den Terror und Dieter Bohlen.
Radio oder Fernsehen, zittern vor dem neuen All-In-One-Medium.
Aber fangen wir von vorne an. Der Paukenschlag,
Inzwischen geht auch nichts mehr
der dieses Jahrzehnt eingeleitet und maßgeblich
ohne das World Wide Web. Egal ob
beeinflusst hat, ist der 11. September 2001. Zwei
Wetterbericht, der neueste Tratsch
Flugzeuge rasen in das World Trade Center und
über Stars und Sternchen oder das
sind der Auslöser für den Kampf gegen den Ter-
Referat für den Geschichtsunterricht,
ror. Seit diesem Zeitpunkt tummeln sich angeblich
im Netz gibt es Nichts was es nicht
an jeder Ecke muslimische Selbstmordattentäter
und
trachten uns nach dem Leben. Doch einige Politiker
Wieso Arbeitskräfte einstellen, wenn man sie auch leasen kann?
erkennen diese Gefahr und unternehmen etwas – allen voran der damalige US-Präsident George W. Bush.
gibt. Sogar Filme und Musik kann
Dank der Kriege in Afghanistan und dem Irak ist die
man hier kostenlos herunterladen.
Achse des Bösen beschäftigt und wir müssen uns
Legal ist das zwar nicht, aber das
keine Sorgen machen, von einem Selbstmordatten-
scheint die User der zahlreichen
täter in die Luft gejagt zu werden. Wir können unser
Tauschbörsen nicht zu stören.
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Ein vereintes Europa sorgt für ein friedliches Miteinander
der Nationen.
Sie saugen munter MP3-Dateien,
TV-Konsumenten vor den HD-Ready-Geräten sieht
während die Musikindustrie um
anders aus; Leiharbeit heißt das Stichwort. Wieso
ihre Existenz bangt und alles mög-
Arbeitskräfte einstellen, wenn man sie auch leasen
liche unternimmt, um dem Treiben
kann? Geiz ist geil! Auch in den oberen Manage-
Einhalt zu gebieten. Während die
ment-Etagen; zumindest dann, wenn es um die
Majorlabels ihre Anwälte also Scha-
Arbeitnehmer geht. Aufregen wird sich darüber
densersatzbriefe an Tauschbörsen-
sowieso niemand – und demonstrieren schon gar
nutzer schreiben lassen, sehen die
nicht. Die Studenten von heute haben nach der Um-
Indie-Labels ihre Chancen im Netz.
stellung ihres Studiums auf den Bachelor ohnehin keine Zeit mehr zu demonstrieren. In der wenigen Rest-
Dank der Kriege in Afghanistan und dem Irak ist die Achse des Bösen beschäftigt und wir müssen uns keine Sorgen machen.
zeit die bei dem stressigen Studium noch bleibt, muss für die Studiengebühren gejobbt werden. Im Übrigen ist es gar nicht so schlecht nebenbei zu jobben, um den
Dank der Online-Community MyS-
psychologischen Effekt zu kompensieren, der mit
pace schaffen es nun auch kleine
dem Euro einhergeht; zwei D-Mark sind ein Euro.
Bands mit viel Potential, unabhän-
Eigentlich sind ja 1,95583 D-Mark ein Euro, aber mit
gig von großen Plattenverträgen
dem aufgerundeten Betrag kann man erstens viel
an die Spitze der Charts. Und wer
besser rechnen und zweitens entspricht es der Wahr-
nicht viel Potential hat, dem blei-
nehmung vieler Bundesbürger. Es ist ja ohnehin alles
ben ja noch die unzähligen Cas-
teurer geworden. Inzwischen muss man sogar zehn
ting Shows. Hier wird er vorgelebt,
Euro pro Quartal bezahlen, wenn man zum Arzt will.
der Traum von Ruhm und Reich-
Und das bei den vielen modernen Krankheiten. BSE,
tum über Nacht – die Leichtigkeit
SARS und zuletzt noch die Schweinegrippe. Überall
des Scheins. Doch die Realität der
in den Medien ist es zu hören. Ein Wunder wenn man
Text von Daniel Kapulla
da nicht zum Hypochonder wird. Dazu dann noch
men ist und ein vereintes Europa
die Amokläufe an den Schulen, die Erderwärmung,
sorgt für ein friedliches Miteinander
die die Polkappen schmelzen lässt, Piraten vor So-
von Nationen, die vor kurzem noch
malia, Piraten im Internet, Computerviren, Jugend-
verfeindet waren. Vielleicht ist die
kriminalität, Jugendalkoholismus … Halt! Man kann natürlich auf den negativen Aspekten unseres Jahrzehnts herumreiten, die positiven sollte man dabei aber nicht vergessen, denn
2008 ist mit Barack Hussein Obama ein Afroamerikaner in das Amt des amerikanischen Präsidenten gewählt worden.
die gibt es auch. Martin Luther King hat in den 60ern von Gleichberechtigung
Bezeichnung Nullerjahre nicht der
geträumt. 2008 ist mit Barack Hussein Obama ein
richtige Name für die letzten zehn
Afroamerikaner in das Amt des amerikanischen Prä-
Jahre, da dieser Name der Dekade
sidenten gewählt worden. Seit drei Jahren haben wir
seine Leistungen aberkennt. Histo-
mit Angela Merkel die erste Frau als Kanzlerin in der
risch betrachtet geht es uns immer-
Bundesrepublik. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006
hin so gut wie noch nie zuvor in der
hat gezeigt, dass die Welt in Deutschland willkom-
Geschichte der Menschheit. Vielleicht beschreibt der Begriff ‚die 2000er‘ diesen Zeitabschnitt besser und symbolisiert auch gleich die Tachonadel auf dem Überschallflug in das noch junge Jahrtausend.
Vielleicht beschreibt
der Begriff ‚die 2000er‘ diesen Zeitabschnitt besser
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In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Freelancer in der Bundesrepublik fast verdoppelt. Die knapp 100.000 Freiberufler sind ihr eigener Chef und arbeiten auf eigene Rechnung – und wissen nicht, wie viel sie im nächsten Monat verdienen.
Sein eigener Chef zu sein, sich die Zeit selber
Wunsch, in der Veranstaltungstechnikbranche
einteilen, davon hat auch Jochen Lehner schon
Fuß zu fassen. „Schon während meines Stu-
während seines Bachelorstudiums in Medien-
diums habe ich nebenher als Veranstaltungs-
produktion und -technik geträumt.
techniker gearbeitet. In dieser Branche ist es
Studiert hat er an der Hochschule für ange-
Fest angestelltes Personal dient hauptsächlich
üblich sein Geld als Freelancer zu verdienen. wandte Wissenschaften in Amberg. Ziel des
zum Warten der Gerätschaften, Planen der Pro-
Studiums: der Bachelor of Engineering mit dem
duktionen und der Logistik. Diese Personen
Text von Kerstin Burger
sich bringen: „Warum sollte ein Unternehmen zum Beispiel einen Übersetzer fest anstellen, wenn er nur zwei Mal im Jahr benötigt wird? Diese Lösung ist einfach flexibler und vor allem günstiger.“ Freiberufler als Sprungbrett in die Selbstständigkeit Die eigenen Vorteile als Freelancer sieht Jochen Lehner hauptsächlich in der abwechslungsreichen Arbeit und dem möglichen guten Verdienst. Es ist auch gleichzeitig das Sprungbrett, um eine eigene Firma aufzubauen. „Ich vermiete bereits mein eigenes Mischpult.“ Dennoch sitzt ihm die Existenzangst im Nacken: „Ich denke sehr oft darsind natürlich auch auf den Produktionen dabei,
über nach, was wohl passiert, wenn die Firmen
dort werden dann aber die offenen Posten mit
mich nicht mehr buchen und ich plötzlich ohne
Freelancern besetzt“, so der Veranstaltungs-
Einkommen dastehe.“ Bei einer Selbstständig-
techniker weiter. Der Definition nach sind freie
keit darf nicht vergessen werden, dass es kein
Mitarbeiter – in einigen Branchen auch Fre-
sicheres Gehalt gibt. „Einen Job absagen oder
elancer genannt – Personen, die für ein Un-
gar Fehler erlauben, sollte man sich in dieser
ternehmen Aufträge ausführen oder Projekte
Branche nicht. Dadurch kann man sich sehr
betreuen, ohne dabei wie ein Arbeitnehmer in das Unternehmen eingegliedert zu sein. Freie Mitarbeiter sind vor allem in der Medienbranche beliebt Aber nicht nur in der Veranstaltungstechnik
Ich denke sehr oft darüber nach, was wohl passiert, wenn die Firmen mich nicht mehr buchen und ich plötzlich ohne Einkommen dastehe.
geht der Trend immer mehr zu Freelancern. Auch die Kreativbranche setzt seit Jahren auf
schnell einen schlechten Ruf einholen.“ Auch
das Modell der freien Mitarbeiter. Thomas Wil-
gut versichert sollte derjenige sein, der sich für
ke, Student der Medientechnik und Medienpro-
das Leben als Freiberufler entscheidet. Free-
duktion, absolvierte sein Praxissemester in der
lancer sind nicht sozialversicherungspflichtig,
GuideMedia GbR in Bamberg. „Die Freelancer
was bedeutet, dass keine Versicherungspflicht
wurden hier hauptsächlich gebraucht, wenn
bei der Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und
eine Internetseite übersetzt werden musste
Arbeitslosenversicherung besteht.
oder Fotografen benötigt wurden.“ Er selbst findet, dass die freien Mitarbeiter vor allem aus Agentursicht einen erheblichen Vorteil mit
LIFE
Arbeiten ohne Alltag Einen typischen Arbeitsalltag gibt es bei den
24
25
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung kommen die Freelancer
freien Mitarbeitern nicht. „Es kann sein, dass
Das Problem in dieser Zeit ist die Wirtschafts-
ich ein oder zwei Wochen nichts zu tun habe
krise, die ein sicheres Arbeitsverhältnis bei den
und dann die nächsten vier Wochen ohne einen
Unternehmen nicht zulässt. „Momentan ist es
freien Tag durcharbeite“, erzählt der Nürn-
als Freiberufler schon schwierig. Jede Firma
berger. Wenn er für einen Job gebucht wird,
spart an allen Ecken und Enden.“ Dennoch:
sagt er meistens zu. „Die meisten Projekte
Jochen Lehner glaubt fest an seine Zukunft
sind logischerweise schon lange geplant, bevor ich gebucht werde. Die technische Umsetzung, die Lichtgestaltung und die Programmierung werden dann von mir und den Kollegen vor Ort umgesetzt.“ Damit er auch in Punkto Lichtmischung immer auf dem neuesten Stand bleibt, absolvierte der
Die Unternehmen haben externes Personal für Spitzenzeiten, die sie in schwachen Zeiten nicht durchfüttern müssen. Veranstaltungstechniker eine zweitägige Grand MA2 Schulung, die er aus seiner eigenen Tasche bezahlen musste. 350 Euro: „Eine Investition die sich lohnt“, findet Jochen
als freier Mitarbeiter. „Wenn es der Wirtschaft
Lehner. Sein erlerntes Wissen konnte er gleich
wieder besser geht und die Aufträge wieder
bei seinem letzten Projekt unter Beweis stellen:
eingehen, wird es immer noch Freelancer ge-
die Firmenfeier der Fluggesellschaft Air Berlin
ben. Die Unternehmen haben externes Per-
am Nürnberger Flughafen. Er organisierte das
sonal für Spitzenzeiten, die sie in schwachen
Equipment, belud die Lastwägen, fuhr zur Ver-
Zeiten nicht durchfüttern müssen.“ Für Tho-
anstaltung und half beim Aufbauen. Während
mas Wilke aber wäre dieses Arbeitsverhältnis
der Firmenfeier war er selbst da und betreute
absolut nichts: „Ich möchte später auf jeden
die Lichttechnik der Show. Beim Abbau war
fall als fester Mitarbeiter in einen Unterneh-
ebenfalls kräftiges Anpacken angesagt.
men integriert sein.“ Wer vor einer ungewissen Zukunft nicht zurück schreckt, sollte über eine Tätigkeit als freier Mitarbeiter zumindest nachdenken. Für alle anderen ist eine Festanstellung erstrebenswert.
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CAMPUS
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29
Sind wir glücklich? Ungeachtet der draußen wütenden Finanzkrise wiegen wir Amberger Studenten uns in den schützenden Armen unserer HAW und könnten theoretisch zufrieden sein. Hier hat nicht nur niemand Millionenverluste zu beklagen oder Arbeitsplätze zu verlieren, ferner gehören wir als Studierende zur Bildungselite und haben das Privileg in einem wohlhabenden Land zu wohnen. Oft stellt sich mir jedoch die Frage: Wissen meine Kommilitonen überhaupt ihr Glück zu schätzen oder sehen sie lieber hinter jeder Ecke das Unglück lauern, so wie es uns der Ruf des immer pessimistischen Deutschen nachsagt? Eine Umfrage hat gezeigt, was dem Amberger Studenten wichtig ist und was er als Glück erachtet.
Text von Beate Kaczmarek
„Ich bin froh studieren zu können!“ so optimistisch fängt der
ker von Spaß angetrieben
Fragebogen an: alle knapp 50 Befragten sind sich durchgehend
werden, zählen funktionel-
einig als sie ihre Kreuze in das Ja-Feld setzen um ihr Grund-
le Ziele wie Herausforderung
maß an Dankbarkeit zu bekunden. Gefolgt von vielen Wenns
und die Aussicht auf einen
und Abers kristallisiert sich jedoch schnell heraus: Es gibt viele
sicheren Arbeitsplatz zum
Dinge die das Gemüt des jungen Menschen trüben können.
Ansporn für Umwelttechniker und Maschinenbauer.
Laut Umfrageergebnissen finden wir unser Studium und seine
Etwas Lernen will jeder, ge-
Qualität durchaus akzeptabel. Dennoch gaben 30% der Be-
hemmt werden alle haupt-
fragten an, sie würden lieber woanders bzw. etwas anderes
sächlich durch Zeitdruck
studieren. Zugegeben: Die Statistik wird besonders von den
und die eigene Faulheit.
männlichen Medientechnikern gedrückt, die anscheinend mit der Idylle unserer Kleinstadt so ihre Probleme haben. Der Rest scheint hier schon verbundener mit Amberg und besonders die Frauen erwecken sogar den Anschein, gerne hier zu sein.
Eigentlich ist alles gut. Manchmal ist es nur schade, dass wir hauptsächlich über
Warum so unzufrieden, Herr Medientechniker?
Studienangelegenheiten
Müsste man einen nörgelnden Querulanten wählen, dann wäre
aufgrund von Zeitdruck und
das definitiv der männliche Medientechniker. Seine finanzielle Si-
Prüfungsangst eher negativ
kommunizieren, die dann
tuation stellt ihn nicht zufrieden, obwohl er wohl am öftesten mit
bewertet werden. Eigentlich
einem MacBook, einer Spiegelreflexkamera oder teuren Kopfhö-
könnten wir uns zufrieden
rern auf dem Campus gesichtet wird. Nie-
auf die Schulter
mals wird er müde das Essen in der Mensa zu bemängeln. Obendrein beklagt er sich über die meisten Stolpersteine im Studium. Vielleicht liegt der Pessimismus des Medientechnikers auch in seiner Angst vor der beruflichen Zukunft. Denn sowohl Männer,
klopfen.
Etwas Lernen will jeder, gehemmt werden alle hauptsächlich durch Zeitdruck und die eigene Faulheit.
Unse-
re Familien beispielsweise sind den Ergebnissen zufolge recht intakt und der Stellenwert der Fa-
als auch Frauen in diesem Studiengang
milie groß. Noch
rechnen sich die geringsten Chancen für
wichtiger als die
einen Beruf aus. Das hohe Risiko, sich mit etwas zu beschäftigen,
Familie erscheint allen die
das nicht erfolgsversprechend für die Zukunft ist, scheint ein
Freundschaft, denn diese
wenig das Gemüt des kreativen Kopfes zu beeinträchtigen. Vor
steht der Umfrage zufolge
allem hier wird allerdings ersichtlich, dass die Männer sich von
sogar über der Partnerschaft.
den Frauen eine Scheibe abschneiden können, denn diese schaf-
60 % der Befragten gaben
fen es trotz bedrückender Prognosen cool zu bleiben und ver-
an, jemanden zu haben den
suchen den Studentenalltag trotzdem optimistisch zu meistern.
sie als ihren Partner ansehen, sind damit aber nicht ganz
Die Beweggründe für das Studium unterscheiden sich von
so glücklich wie mit ihren
Studiengang zu Studiengang. Während die Medientechni-
Freunden. Obendrein sind
CAMPUS
wir relativ gesund und dar-
30
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Relevanz beigemessen. Ich glaube, die Wenigsten erkennen
über hinaus ebenfalls zufrie-
wirklich an, wie gut sie es haben. Dabei werden andere Din-
den mit unserem Aussehen.
ge total außer Acht gelassen: Das Studium ist eindeutig eine
Dies lässt sich als
Maßnahme, die die Jugend verlängert,
glücksfördernd
vergleicht man allein wie viel Kontakt an-
verbuchen, denn im Alltag ist uns unser guter Gesundheitszustand durchaus bewusst, nicht nur bei schlechtem
Im Altag ist uns unser guter Gesundheitszustand durchaus bewusst, nicht nur bei schlechtem Wohlergehen.
dere junge Erwachsene zu Gleichaltrigen haben und wie abwechslungsreich unser Alltag in Relation zu einem Arbeitstag ist. Der Freiheit und der Albernheit sind quasi keine Grenzen gesetzt, denn wer fühlt sich schon auf den Schlips getre-
Wohlergehen. Gu-
ten, wenn man sich mal im Kollektiv
tes Aussehen ist uns
laut und kindisch benimmt? Diese at-
fast so wichtig wie finanzieller
traktiven Vorteile wurden allerdings selten genannt, bei der
Wohlstand.
Frage nach den Motivationen fürs Studium. Somit wird dies auch bedauerlicherweise nicht als Quelle für Glück genutzt.
Hierbei fällt auf, dass wir mit unserer finanziellen Situation zwar nicht chronisch unzufrieden sind, aber nur wenige ge-
Wenn du einen Wunsch frei hättest ... ? Sich selber bezeichnen die Studenten allgemein als verhältnis-
ben sich wirklich genügsam
mäßig glücklich. In dem Moment, in dem sie die Fragebogen
mit dem was sie haben. Es
ausgefüllt haben, lag das Befinden dagegen eigenen Angaben
ist zwar allgemein bekannt,
nach unter diesem Wert – trotz strahlendem Sonnenschein.
wie wenig Geld dem durch-
Als Ursache für Unglück wurden zahlreiche Dinge aufgezählt:
schnittlichen Studenten zur
allem voran der Stress, meist verursacht durch die anstehende
Verfügung steht, aber dem
Prüfungszeit. Oft wurden auch alltägliche Probleme wie un-
Streben nach materiellem
zureichende Noten, Hunger und schlechtes Wetter genannt.
Reichtum wird oft zu viel
Viele gaben auch an, dass Einsamkeit, Leistungsdruck und
Text von Beate Kaczmarek
Zukunftsängste sie belasten würden. Wenn man einen Studenten aufheitern möchte, reichen teilweise Kleinigkeiten wie Süßigkeiten essen, Fernsehen oder Schlafen. Studenten sind glücklich über ihre Freiheiten. Ihre Freizeit verbringen sie gerne mit Entspannung oder mit ihren Freunden, Familien und Partnern. Sport, Autofahren, Einkaufen, Festivals, Party oder Kunst sorgen für den Ausgleich eines glücklichen Studenten. Er genießt schönes
„Ich würde mir wünschen reich zu sein“ (Chris M.)
Wetter, die Natur und Erfolgserlebnisse. Auf die Frage, womit sie ihrem Glück auf die Sprünge helfen würden, wenn sie einen Wunsch frei hätten, antworteten viele, sie hätten gerne mehr Zeit: Zeit für Entspannung, Zeit für Freunde, Zeit zum Lernen. Weiterhin fielen andere Begehren, die den persönlichen Stress lindern sollen: ein Studienabschluss, ein guter Beruf oder ein Praktikum, sowie Motivation und Optimismus, als auch Anerkennung.
„Glück ist wenn man seine Träume verwirklichen kann“ (Laura W.)
Ein weiterer beliebter Wunsch ist der Lottogewinn oder sonstige finanzielle Verbesserungen. Allein an solcher Art Wünsche entsteht der Eindruck, die Befragten seien fast wunschlos glücklich. Es fielen nämlich auch allgemein gute Wünsche wie Gesundheit für die Familie und Weltfrieden oder auch amüsante Dinge wie mehr Wünsche, ein Jetpack oder Kampfhubschrauberpilot auf den Kanaren zu sein. Kann jemand,
„Glück ist wenn man kein Pech hat“ (Thomas F.)
der sich so etwas wünscht, ernsthaft unglücklich sein? Und so klopft die Finanzkrise ans Fenster. Der Amberger Student erhebt gerade mal den Kopf, seufzt vielleicht leise und fragt sich einen Augenblick, ob er mal einen Job bekommen wird. Zeit zum Fenster öffnen hat er hingegen nicht, denn er ist beschäftigt sein eigenes Glück zu schmieden, indem er seinen alltäglichen Bedürfnissen und Verpflichtungen nachkommt und sich tapfer seinen Weg durchs Studium kämpft.
Sie hätten gerne Zeit: Zeit für Entspannung, Zeit für Freunde, Zeit zum Lernen
CAMPUS
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Text von Tobias Zirngibl
Wann lebt ein Mensch? Durch Perfektion versucht der Mensch glücklich zu werden, sein Leben zu leben. Dieser Trend macht auch vor Studenten nicht halt. Aber ist der perfekte Student der glücklichere und erfolgreichere?
In den vergangenen 20 Jahren hat sich unter
tern? Ohne sich die Zeit zu nehmen, sich
den Studenten ein neuer Karrieretypus her-
auch einmal praktisch auszuprobieren. Ist es
auskristallisiert. Effizienz, Zielstrebigkeit und
überhaupt möglich überall perfekt zu sein?
der daraus resultierende Erfolg sind dabei
Jeder Studierende, der dieses Ziel verfolgt,
die wichtigsten Faktoren.
schwimmt im heutigen System der Gesell-
Kurz gesagt – die Perfektion. Menschlichkeit und soziale Kompetenz sucht man vergebens. Jeder denkt nur an sich. Oberstes Ziel beim heutigen Studieren ist es, die volle Punktzahl
Unrealistische theoretische Anforderungen schaft mit, sammelt nur noch Erfahrungen
in Klausuren und Tests zu erreichen. Doch ist
aus der Studienwelt und nicht mehr aus dem
das wirklich perfekt? Ist es wirklich sinnvoll,
eigentlichen Leben. Er wird zum Produkt und
immer die Perfektion, das Bestmögliche zu
Zulieferer für die Anforderungen und Wün-
erreichen ohne dabei nach links oder rechts
sche der Wirtschaft. So ergibt sich nahezu an
zu sehen. Zeichnet sich Perfektion dadurch
jeder Universität und Hochschule folgendes
aus, im Tunnelblick schnellstmöglich das
Bild: „Jeder ECTS-Punkt in Ihrem Studiense-
Studium mit all seinen Vorgaben zu meis-
mester ist so berechnet, dass mit Nachar-
CAMPUS
beitung, Vorbereitung, Vorlesung und Prü-
34
35
tung, ohne dabei selbst als Individuum und
fung damit 30 Stunden Arbeit verbunden
Mensch mit einbezogen zu werden. „Wer
sind“, erklärte der Dekan bei der ersten In-
diese Zeit nicht einrechnet, besteht das
foveranstaltung an der Hochschule
für
ange-
wandte Wissenschaften. Dementsprechend wäre zum Beispiel die zur Ver-
Fach auf keinen Fall“, waren
Es muss ja schließlich alles messbar sein, alles geplant sein, und zwar perfekt.
fügung stehende Zeit
die Worte eines Professors der
Abteilung
Wirtschaft.
„Ja, das glaube ich gerne“, stimmt Fridolin zu. Es muss ja schließlich alles messbar
für Informatik I im Studiengang Medientech-
sein, alles geplant sein, und zwar perfekt.
nik: 60 Stunden, für Informatik II: 360 Stun-
Ohne genaue Vorgaben kann einfach nicht
den. „Das ist ja viel zu wenig“, ist gleich die
perfekt geplant werden. Dass jedoch die
erste Reaktion von Fridolin Faubert, eines
meisten Vorgaben weit an der Realität vor-
Studenten im ersten Semester. „Wie bitte?
beigehen, merkt der eine Student früher, der
360 Stunden, für so ein bisschen Program-
andere etwas später. Außerdem soll er zu-
mierung“, war eine eher lockere Reaktion
sätzlich die Eigenschaften der Wunschliste
auf die Thematik, von Kommilitone Bertram
des Professors erfüllen. So zeichnen ihn nicht
Bernoulli. Sicher will jeder Student seine Interessen möglichst gut vertreten, das heißt viele Punkte und gute Noten erreichen. Ohne bestandene Tests läuft die ganze Sa-
Kommunikationsfähigkeit und Sprachkompetenz sind unverzichtbar.
che eben nicht. Doch schon allein die Tatsache und den Zwang der Institutionen, immer
nur hohe Intelligenz, Neugier, brennendes
alles berechnen zu müssen, ist eigentlich
Interesse am Studienfach und Leistungsbe-
doch ziemlicher Unfug.
reitschaft aus, sondern auch Zielstrebigkeit
Der perfekte Student wird im Prinzip doch
und Ausdauer. Kommunikationsfähigkeit und
schon vorher definiert. Schon weit bevor er
Sprachkompetenz sind selbstverständlich so
überhaupt überlegt zu studieren. Jeder hat
unverzichtbar wie eine gute Allgemeinbil-
eine bestimmte Zeit für eine bestimmte Leis-
dung und Verantwortungsbewusstsein, sowie
Text von Tobias Zirngibl
auch ein souveränes Auftreten assoziiert mit
fohlene Basis-Hygiene auf ca. eine Stunde
Weltoffenheit und Kollegialität. Dazu kommt
mit einbezogen, so bleiben die vom Bundes-
selbstverständlich soziales, kulturelles und
gesundheitsamt empfohlenen acht Stunden
politisches Engagement. Eigentlich der totale Widerspruch zum heutigen Wandel des Studiums.
Schlaf. Ist die nächtliche
Die Balance zwischen Menschlichkeit, Offenheit und guten schriftlichen Leistungen erfüllen einen gewissen Grad an Akzeptanz.
Jedem, der studiert, ist der Bologna Prozess sicher ein Begriff.
Ruhe
dann
vollzogen,
geht es weiter mit dem empfohlenen
Gesamt-
konzept für die optimale Erfüllung des Studienle-
bens. Freunde, Spass und Freude am Leben
Hierbei ging es genau darum, Studenten
haben bei dem ernsthaften Studenten eben-
noch effizienter und schneller in die Arbeits-
so wenig Platz im Leben, wie die praktische
welt zu katapultieren und vielleicht nebenbei
Umsetzung seines theoretischen Wissens.
noch eine gemeinsame Basis in Europa zu
Doch soll das etwa der perfekte Lebensinhalt
schaffen. Somit ist das Studium wieder einmal
eines Studenten sein? Wie soll die Kommuni-
theoretisch messbar gemacht worden.
kationsfähigkeit gefördert werden, wenn die ganze Zeit nur mit Studium verbracht wird?
Die Balance ist entscheidend
Deswegen sollte ein gewisser Ausgleich geschaffen werden. Vielleicht ist perfekt auch
Je nach persönlichen Zielvorgaben, sollte es
falsch definiert. Denn gerade die Balance
eigentlich relativ leicht sein, seine Kapazitä-
zwischen Menschlichkeit, Offenheit und gu-
ten für bestimmte Aufgaben rund ums Studi-
ten schriftlichen Leistungen erfüllen doch
um perfekt einzuteilen und zugleich die For-
erst einen gewissen Grad an Akzeptanz.
derungen des Professors erfüllen zu können.
Ohne das Eine funktioniert das Andere eben
Der perfekte Student, mit perfekten Zielvor-
nicht. Dass es das perfekte Wunderwesen
gaben hätte dann in etwa einen 15-Stunden-
nicht gibt ist auch gut, denn nur so erhalten
Tag, angereichert mit Vor- und Nachberei-
wir an der Hochschule die notwendige intel-
tung und der Vorlesung selbst. Kein Problem,
lektuelle Diversität, ohne die Innovation und
denn wird das Essen, Trinken und die emp-
Grenzüberschreitungen nicht möglich wären.
INDUSTRIAL IT
AUTOMATION
ELECTRONIC ENGINEERING
Netzwerktechnik Telekommunikationssysteme Server-/Client Systeme Office- und Backoffice Lösungen ERP - Schnittstellen Prozess- und Gebäudeleittechnik HMI/SCADA Systeme MES, MDE und BDE Systeme Prozessdokumentation Industrielle Bildverarbeitung
Kundespezifische Automatisierungslösungen für Industrieanlagen, Wasserwirtschaft und Maschinenbau SPS Programmierung Feldbuskonzepte Betriebsfertige Montage von Nieder- und Mittelspannungsschaltanlagen Schaltschrankbau
Entwicklung und Fertigung von kundenspezifischen Baugruppen. Prototypenbau Prüf- und Testaufbauten Klein- und Großserienfertigung EMV und CE Konformitätsprüfung In-Circuit-Testverfahren (ICT) Um- und Nachrüstung bestehender Systeme
Text von Antonia BĂśrstler
Leistungsdruck, Versagensängste, falsches Zeitmanagement: Wie in die Enge getriebene Studenten mit synthetischen Psychopharmaka nachhelfen.
CAMPUS
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Eine lange, schier unendliche, vor Hitze glü-
noch klar zu denken und der Kampf gegen
hende Straße mitten im Nirgendwo. Rechts
die Uhr sich nicht mehr lohnt? Der Leistungs-
Wüste, links Wüste und vor einem: tausen-
druck, der auf den Studenten lastet, ist hoch,
de von Kilometern geteerter Asphalt. Das
sowohl im Studium als auch bei den ersten
Ziel liegt noch weit hinter dem Horizont und
Schritten im Berufsleben.
das Ende der Fahrt ist kaum abzusehen. Doch was machen, wenn das
Auch das neue Studiensystem mit
Man ist alleine, niemand kann helfen.
Benzin nicht reicht? Panik. Adrenalinschübe treiben den Schweiß
Bachelor und Master hat nicht die gewünschte Entlastung der Studenten gebracht. „Die Studieren-
den von heute erinnern mich an den berühm-
auf die Stirn. Das Auto fährt nicht mehr, man
ten Hamster im Laufrad“, sagte schon letztes
ist alleine, niemand kann helfen. So oder so
Jahr Bernhard Kempen, Präsident des Deut-
ähnlich muss es sich anfühlen; im Beruf oder
schen Hochschulverbandes.
im Studium vollkommen an einer Aufgabe
Die moderne Leistungsgesellschaft fordert
zu scheitern.
ihren Tribut. Übertriebener Ergeiz, Versa-
Im Prinzip hätte sich alles vermeiden lassen.
gensängste, falsches Zeitmanagement – dies
Denn eigentlich hätte man ja früh genug an-
sind die Garanten für lange, arbeitsintensive
fangen können, man hätte genug zeitlichen
Nächte. Und um den Körper und auch den
Spielraum einkalkulieren können – der Kon-
Geist dabei bei Laune zu halten, müssen
junktiv wird zum Maß aller Dinge – doch aus
die üblichen Soft-Doping-Produkte herhal-
unerfindlichen Gründen ist es nicht dazu ge-
ten: Energiedrinks, Koffein, Schokolade oder
kommen. Und jetzt sitzt man da, mitten in der
sogar Menthol-Augentropfen, die die mü-
Nacht, und hofft in den letzten verbleibenden Stunden bis zur Abgabe der Hausarbeit, bis zum Referat oder der Präsentation, doch noch alles auf die Reihe zu bekommen. „Al-
Die Studierenden von heute erinnern mich an den berühmten Hamster im Laufrad.
les wird gut, das schaffst du schon. Du musst es schaffen! Du brauchst eine gute Note.
den Lider vor dem Zufallen bewahren. Das
Deine spätere Zukunft hängt davon ab!“
sind die Mittel, die jeder Student nimmt, die
Das sind die panischen Gedanken die einem
harmlose Variante des Dopings. Doch wenn
durch den Kopf geistern und zur Verzweif-
auch diese ‚natürlichen’ Helfer nichts mehr
lung treiben. Versagen kommt nicht in Frage.
ausrichten, kommen immer öfter syntheti-
Doch was ist, wenn der Tank einfach leer ist?
sche Hilfsmittel ins Spiel. Ritalin, Modafinil,
Wenn du zu müde bist, zu ausgebrannt um
Provigil oder Betablocker, die die Konzent-
Text von Antonia Börstler
rationsfähigkeit steigern, helfen im Studium
Bringt man doch den Körper auf unnatürli-
zu glänzen. Laut einer Studie der amerikani-
che Weise dazu, seine Schutzmechanismen
schen Zeitschrift ‚Nature’, welche im Janu-
auszuschalten. Größtes Manko ist wohl, dass
ar 2008 durchgeführt wurde, ist die Anzahl
man sich mit der Einnahme von Ritalin einer
der ‚gedopten’ Akademiker überraschend
Sucht hingibt, die immer die Gefahr in sich
hoch. 20 Prozent der Befragten gaben an,
birgt, den Absprung nicht mehr zu schaffen
auf leistungssteigernde Medikamente zu-
und langfristig abhängig zu werden. Dazu
rückzugreifen, 44 Prozent davon auf Ritalin.
kommen Nebenerscheinungen wie schlaflose Nächte, Angstzustände und Gereiztheit.
20 Prozent der Befragten gaben an, auf leistungssteigernde Medikamente zurückzugreifen.
Ganz zu schweigen von moralischen Überlegungen. Obwohl Ritalin unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, kann man für seine Einnahme
Besorgen kann man sich die Drogen ganz
kaum belangt werden. Auch die Prüfungs-
leicht übers Internet. Repräsentativ ist die-
ordnungen der Hochschulen verbieten das
se Studie nicht, doch sie veranschaulicht gut,
Nachhelfen mit Medikamenten nicht, doch
dass die Hemmschwelle beim so genannten
ist sich wohl jeder bewusst, dass dadurch
‚Gehirndoping’ nicht allzu hoch ist.
die natürliche Konkurrenzsituation unter den
Ritalin, das zu den Psychopharmaka zählt, ist
Studenten verfälscht wird. Aber wie heißt
das wohl am häufigsten genommene Do-
es doch so schön: „Jeder ist sich selbst am
pingmittel. Obwohl die Nebenwirkungen
nächsten!“. Die armen Trottel, die sich nicht
des Medikaments, das eigentlich zur Be-
zu helfen wissen sind selber schuld, wenn sie
handlung des ADS-Syndroms angewandt
‚oben ohne’ zu den Prüfungen marschieren.
wird, nicht vollständig bekannt sind und es
So könnte es schon bald nicht mehr schick
an stellt
Langzeitstudien das
fehlt,
Psychopharma-
kum für viele einen gewissen Reiz dar. Unumstritten
sein, ungedoped
Effizienz, Zielstrebigkeit und der daraus resultierende Erfolg sind die wichtigsten Faktoren.
klingt die Wirkung des Medikaments verlockend: Man verspürt keine
zu den Klausuren zu erscheinen. Eine Befürchtung, die
trotz
des
steigenden Konsums wahrscheinlich un-
Müdigkeit und keinen Appetit mehr, arbei-
begründet ist. Denn wer fährt schon ger-
tet vollkommen effizient und lässt sich von
ne am Abschleppseil hängend die Road 66
nichts mehr ablenken. Der Kopf wird klar und
entlang?
aufnahmefähig. Doch was ist der Preis dafür?
CAMPUS
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Morgens halb sieben in Amberg – zu dieser Zeit denkt der gemeine Student höchstens ans Umdrehen. Einen Tag im Semester lohnt es sich aber diese Vergewaltigung des studentischen Tagesrhythmus in Kauf zu nehmen – der Tag der Wahlfacheinschreibungen. Doch welches Fach nehmen? Die Teilnehmeranzahl ist oft stark begrenzt, das Wählen der richtigen Fächer nicht einfach. Praxis der Digital-Fotografie (Christine Olma) „Ich bin völlig unfotogen – auf Bildern sehe ich immer total scheiße aus!“ Ein zweifellos oft gehörter Satz für all jene, die bereits einmal mit der Digitalkamera bewaffnet die Geburtstagsfeier der Eltern auf ewig festhalten sollten. Und oft ist es wirklich so, dass Leute auf Bildern nicht gerade vorteilhaft getroffen sind. Für ein gutes Bild kommt es darauf an das Beste aus einem Motiv herauszukitzeln und dazu die Technik der Kamera richtig zu beherrschen. Das ist es, was ihr aus diesem Wahlfach mitnehmt. Von der richtigen Blendeneinstellung bis zu den verschiedenen Objektiven lernen Seminarteilnehmer die digitale Spiegelreflexkamera näher kennen. Mit der Kamera bewaffnet geht es sofort daran ein Gespür dafür zu bekommen, wie ein Thema ins Bild gesetzt werden kann. Portraits schießen, Gegenstände thematisch in Szene setzen, bis zur Retusche in Photoshop lernt ihr alle Bereiche einer Bildredaktion kennen. Den Blick für ein gutes Motiv kann keiner wirklich erlernen, deswegen wird mehr oder minder nach Begabung benotet. Das bringt´s mir: Durch ständiges Anwenden bei Shootings gehen die gelernten Regeln auch bei Anfängern schnell in Fleisch und Blut über. Insgesamt sehr Abwechslungsreich. Der Kurs wird lediglich durch ein bis zwei Studienarbeiten bewertet. Dozenten-Check: Christine Olma ist selbstständige Fotografin für Firmen und Privatpersonen. Da sie aus der Praxis kommt, schaut ihr die meiste Zeit des Kurses durch den Sucher einer Kamera, anstatt gelangweilt auf eine Tafel oder Leinwand.
Text von Constantin Zöller
Corporate Wording (Hans-Peter Förster) Mein Vater ist grün, mein Kumpel ziemlich gelb und ich hauptsächlich rot. Mit politischem Wahlverhalten hat das aber nicht wirklich etwas zu tun, sondern viel mehr mit Persönlichkeit. Bist du der moderne Trendsetter, der sachliche Perfektionist, oder doch der emotionsgeladene Genießertyp? Das findest du im Seminar „Corporate Wording“ zu allererst heraus. Vier Farben spielen beim Corporate Wording eine Rolle: Blau, gelb, grün und rot. Jede von ihnen steht für ein bestimmtes, vorwiegendes Verhaltensmuster des Menschen. Blau – der faktengeile Leistungsbringer, selbstbewusst und zielorientiert, oder gelb – das impulsive Fashion Victim, ideenreich und risikofreudig. Dass ein Mensch nur eine Farbe verkörpert ist quasi ausgeschlossen, doch sieht ihm eine der vier Arten des Auftretens am ähnlichsten. Dort gilt es bei einer erfolgreichen
Kommunikation
anzusetzen. Der ‚Grüne‘, also ein konservativer Traditionalist, klassisch und zuverlässig ist mit dem Persil-Slogan: „Da weiß man was man hat“ optimal angesprochen. Der ‚Rote‘, ein harmoniesüchtiger Umweltfreund, sensibel und mitmenschlich reagiert dagegen eher auf einen emotionaleren Werbetext, à la: „Lassen Sie sich berühren von der Leidenschaft dieses Parfüms“. Vom Kundenservicecenter bis zum Weihnachtsfest mit der Familie hilft das Seminar Verhaltensweisen besser zu verstehen und gekonnt auf diese zu reagieren. Der Kurs besteht aus einem einmaligen seminaristischen Unterricht, sowie Heimarbeit über das Internet. Durch die Online-Lektionen ist für die Klausur nicht wirklich viel zu tun – eben wie es sich für ein Wahlfach gehört. Das bringt´s mir: Interessanter Stoff, der sich auch auf das private Umfeld anwenden lässt. Außerdem gibt’s ein ZfU-Zertifikat, das sich bombig in der Bewerbungsmappe macht und normalerweise richtig Geld kostet. Dozenten-Check: Hans-Peter Förster ist Experte für Unternehmenssprache, freier Journalist und Autor. Er ist Dozent an der ZfU-International Business School in Zürich. Lockeres Auftreten und Begeisterung an seiner Arbeit gestalten das Seminar kurzweilig und definitiv besuchenswert.
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Dozentencheck Die Studentenzahlen gehen in die Höhe. Der Wissenshunger ist schier unendlich. Damit die tägliche Fütterung auch in Zukunft sicher gestellt ist, wird das Dozententeam der HAW immer wieder mit frischen Professoren erweitert. Wir stellen euch zwei Neuankömmlinge vor.
Prof. Dipl.-Ing. Maximilian Kock Geboren 07.05.1965 in Karlsruhe
Der Weg bis zur HAW •
Studium der Ton- und Bildtechnik
•
freiberuflicher Toningenieur (DLF, radio NRW)
•
Videoeditor und Toningenieur bei Rockamerica in NYC
•
Leiter der Musikredaktion/Audiodesign bei ProSieben
•
Vorlesungen
Komposition eigener Werke am Piano (eigenes Tonstudio)
Audioproduktion
•
Co-Komposition des ProSieben-Songs
Einführung in Musikgrundlagen Sounddesign bei AV-Medien
Bekannte Arbeiten
Medienmarketing
•
‚We love to entertain you‘
•
Jingles (‚Made by ProSieben‘, ‚Galileo Mystery‘, u.v.m)
•
Komposition und Audiodesign für Wetter.com
Berufswunsch als Kind? Komponist
Lieblingsfilm?
3 Dinge für die Insel? Frau & Kinder, Laptop mit WLAN
Die fabelhafte Welt der Amélie
Was muss noch erfunden werden? Der Alles-Putzautomat
Erstes Auto? Citroen AX
Text von Alexandra Ritz
CUBE unter die Welcher Dozent soll im nächsten
cube-online.net.
ibt euren Vorschlag an redaktion@
Lupe genommen werden? Schre
Prof. Dieter Meiller Geboren 25.03.1970 in Amberg
Der Weg bis zur HAW •
Lehre zum technischen Zeichner
•
Design Studium, Informatik Studium
•
Angestellter in Multimedia-Agenturen (u.a. in L. A. und Nürnberg)
•
Selbstständigkeit
•
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fernuniversität Hagen
Bekannte Arbeiten
Vorlesungen
•
Bahn-Premium-Sitz (red dot award)
Praktische Informatik
•
Mo.T.I.S. (iF design award)
Web-Engineering Generatives Design Digitale Langzeitarchivierung Interaktive 3D-Visualisierung Informationsvisualisierung Websysteme & Datenbanken Einführung in die Informatik
Erstes Auto? Austin Mini
Berufswunsch als Kind? Vampirjäger
Was muss noch erfunden werden? der Nürnberger Trichter 2.0
3 Dinge für die Insel? iPhone, Bücher, Badehose
Lieblingsfilm? Der Spieler
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Unendliche Warterei an der Bushaltestelle? Ewiges Schlangestehen bei einer BehĂśrde? Das muss nicht langweilig sein. Spiel, SpaĂ&#x; und Spannung gibt es auf Knopfdruck. Handyspiele und andere Mobilegames versprechen Abwechslung.
Text von Andreas Augustin
Unendliche Weiten – der Weltraum. Seit langer Zeit machen als Space Invaders bekann-
Alles außer kompliziert
te, fiese, grobpixelige Horden von Außerir-
Bei modernen Spieletiteln wie der ‚Command
dischen, mutigen Spielern das Leben schwer.
and Conquer‘-Reihe wollen erst die einzelnen
In großen Schwaden nähern sie sich immer
Einheitentypen erforscht werden, bevor das
schneller einer Planetenoberfläche, die der
Spiel richtig anfängt Freude zu bereiten. Wie
Spieler alleine mit seiner Verteidigungsplatt-
bei vielen anderen großen Spielen sind erst
form schützen muss. Man kann nur nach links
Spezialeigenschaften von Spielelementen zu
und rechts ausweichen und schießen. Und
erlernen und eine ausgeklügelte Lösungsstra-
man muss schnell schießen, wenn man nicht
tegie zu entwickeln, bevor der Spaß beginnt.
selbst zu Kanonenfutter werden will. Begleitet
Anders bei Klassikern wie Super Mario, Pac
von furchteinflößendem Gepiepse feuern die
Man oder gar Tetris. Hier ist Spielspaß ab der
Aliens in immer kürzeren Abständen auf den
ersten Minute garantiert. „Schieß auf
Planeten. Sie werden schneller und schnel-
alles was sich bewegt“, „Sammle
ler. Die Plattform des Spielers bewegt sich
alle Punkte ein und weich den
inzwischen langsamer als die außerirdischen
Geistern aus“ oder „Stapel die
Raumschiffe. Der Spieler muss dahin schießen
Klötzchen lückenlos so schnell
wo die Aliens sein werden, nicht dahin, wo sie
es geht“ – das Grundprinzip der
sich gerade befinden. Der Schwierigkeitsgrad
Spiele ist schnell begriffen. Die Spiele
nimmt langsam aber stetig zu. Auf der Stirn
wurden darauf optimiert den Spielern am Au-
des hochkonzentrierten Spielers bilden sich
tomaten die Münzen aus der Tasche zu ziehen.
erste Schweißperlen.
Dafür müssen sie schnell erlernbar sein, dürfen nicht langweilen und müssen den Spieler mo-
Was in in einer Spielhalle der 80er Jahre ge-
tivieren. Kurz: Sie müssen einfach zu begreifen,
zockt wurde ist auch heute auf dem Handy an
aber schwer zu meistern sein.
einer Bushaltestelle nicht schlecht. Die alten Spieleklassiker erleben dank leicht zugänglicher Spielprinzipien einen neuen Frühling. Ohne langes Studieren eines Handbuchs sind die Wartezeiten des Alltags damit leicht zu überbrücken. Schnell machen die Spielchen unheimlich Spaß.
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Dieser Anspruch ist bei Spieledesignern als
hinreichend bekannt ist, ist es wirklich für jeden
Bushnell‘s Law bekannt. Nolan Bushnell hat in
schnell zu begreifen und stellt niemanden vor
den 70er Jahren den Computerspielepionier
große Hürden. Das Spiel ist also einfach, leicht
Atari gegründet. Damals waren Heimspiele-
zu erlernen und macht dazu noch schnell Spaß.
konsolen noch völlig exotisch. Man zockte in
Ein Meilenstein der Computerspielgeschichte
Spielhallen. Das erste Spielautomaten-
war geboren.
meisterwerk von Atari hieß Computer Space. Ein kompliziertes Spiel. Zwei Knöpfe zum Drehen
Casual Games
des Spielerraumschiffs, ein Knopf
Spiele, die man schnell begreift, die für je-
für den Antrieb und noch ein Knopf
dermann leicht zugänglich sind und die sich
zum Feuern. Vier identisch aussehende
in kurzen Abschnitten zwischendurch zocken
Knöpfe waren zu viel für den Spielhallenbesu-
lassen, nennt man neudeutsch Casual Games.
cher von 1971. Aus diesem Fehlschlag entstand
Laut der Industrievereinigung CGA ist das ein
Pong, das mit einem Satz zusammengefasst
Markt der gewaltig boomt – mit einem jährli-
werden kann: Versuch den Ball nicht zu ver-
chen Wachstum von über 20 Prozent. Pro Mo-
fehlen! Angelehnt an Tischtennis steuert der
nat zocken mehr als 200 Millionen Menschen
Spieler einen Schläger hin und her und muss
Casual Games im Internet. Um möglichst viele
so versuchen den Ball zu treffen. Ball ist fast
Käufer anzusprechen sind die Hardwareanfor-
zuviel gesagt. Eigentlich ist es nur ein über das
derungen von Casual Games sehr
Spielfeld sausendes, weiß leuchtendes Viereck. Da das Spielprinzip aber aus der echten Welt schon
niedrig. Ein einfaches javafähiges Handy
Text von Andreas Augustin
oder ein Windows 98 Rechner mit installiertem
Bridge Builder mit dem von Lemmings. Bei
Flash-Plugin, mehr brauchen die Spiele norma-
Bridge Builder geht es darum Brücken zu
lerweise nicht. Casual Games sind vergleichs-
bauen, die physikalischen Beanspruchungen
weise einfach gestrickt. Für ihre Produktion
standhalten. Bei Lemmings, dem Klassiker aus
braucht man kein Multimillionendollarbudget,
dem Jahr 1991, muss man niedliche, aber dum-
wie es bei vielen Computerspielen mittlerweile
me Tierchen durch einen Parkur lotsen, wobei
üblich ist. Statt aufwändiger, fotorealistischer
möglichst viele den Levelausgang lebend er-
3D-Grafik reicht eine einfache Optik im Co-
reichen sollten.
micstil. Auf Zwischenfilme im Hollywoodlook kann auch verzichtet werden. Spielspaß ist das zentrale Element. Um Spieleneulinge nicht abzuschrecken werden häufig altbewährte
Ich will Spaß Wo findet man als armer und gestresster Student den schnellen Spielspaß für zwischendurch? Wer mobil mit einem vollwertigen
„Pro Monat spielen mehr als 200 Millionen Menschen Casual Games“
Browser unterwegs ist, kann unter www.neave.com/games/ mit Tetris, Asteroids, Frogger, einem originalgetreuen Space Invaders und noch vielen anderen Spielen seine Zeit totschlagen. Wer Lemmings im Browser zo-
Spielprinzipien neu gemischt. Zwei einzelne
cken will, braucht bloß mal bei www.elizium.
Entwickler erschufen das vielfach ausgezeich-
nu/scripts/lemmings/ vorbeischauen. Auf der
nete Spiel World of Goo innerhalb eines Jahres.
Website des Cubes gibt es unter cube-online.
In dem Spiel geht es darum mit Hilfe kleiner
net/interactive.html auch Remakes von Spiele-
Schleimbälle, den Goos, einen Weg zu einer
klassikern wie Frogger. Wem auch das noch
großen Pumpe zu bauen, dem Levelausgang.
nicht reicht, der findet unter www.isnichwahr.
Von der werden die Goos eingesaugt und
de/online-spiele/ ständig frisches Spielefut-
damit gerettet. Das Spiel verbindet so auf gekonnte Weise das Spielprinzip
von
ter. Damit wird garantiert niemandem mehr so schnell langweilig.
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Text von Patrik Appel
Während die Liste der Social Networks immer länger wird, wird auch die Menge an unnötigen Informationen immer größer. Man verbringt Stunden damit, Videos, Fotogalerien und Profile zu betrachten und vergisst dabei immer öfter, was eigentlich wichtig ist und was nicht. War von euch schon mal jemand auf der Sei-
in der Schule nur Singen und Klatschen‘. Ich
te von Amnesty International? Nein? Ich auch
frage mich ob das ganze Halbwissen aus dem
nicht – kein einziges Mal. Dafür hab ich schon
Internet nicht irgendwann eine schöne Kind-
zehn mal das ‚Sneezing Panda‘-Video gesehen.
heitserinnerung aus meinem Kopf verdrängt. An
Und ich kenne die witzigsten Antworten aus
Geburtstagen heißt es dann nicht mehr „Weißt
‚Familienduell‘. Nicht zu vergessen die lustigen
du noch, wie du damals mit dem Dreirad in
Gruppen im StudiVZ: ‚Lernen ist Wettbewerbs-
den Bachlauf gefahren bist?“ sondern „Kennst
verzerrung‘, ‚Werden Hummeln von anderen
du noch den Blog über die Theorie, warum
Insekten gemobbt weil sie fett sind?‘, ‚Ich hatte
Pamela Anderson zu Baywatch kam?“.
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Wikipedia hat immer recht Früher war halt doch alles besser. Im Krieg
sprung aufstellt? Der neue Rekord steht schon
zum Beispiel: da war das Internet noch dem
drin! Jemand hatte es geschafft in weniger als
Militär vorbehalten. Und statt Kuriositäten im
zwei Minuten den Weltrekord bei Wikipedia
Internet hat man was erlebt – im richtigen Le-
einzutragen! Wie krank muss man sein?! Aber
ben. Moment mal. Richtiges Leben, was war
hey, wir brauchen das! Warum überlegen wie
das nochmal? Schnell googlen. Ich weiß nicht,
die Hauptstadt von Peru lauten könnte, wenn
wann ich das letzte Mal ein Lexikon in der Hand
man es in fünf Sekunden nachgeschlagen hat.
hatte. Aber wer benutzt sowas heute schon
Das Internet ersetzt unser Gehirn. Google sei
noch? Es gibt doch Wikipedia. Wikipedia hat
gerade dabei, ihre Suchmaschine dahingehend
immer recht und ist vor allem immer auf dem
zu optimieren, dass sie genau weiß nach was
neuesten Stand. Bei den Olympischen Spielen
wir suchen um dann einen möglichst genauen
zum Beispiel, als Jelena Issinbajewa erneut den
Treffer zu garantieren. Zum Beispiel, wenn wir
Weltrekord im Stabhochsprung aufstellte. Ich
‚Paris‘ eingeben und die Stadt meinen, sollte
wollte wissen, das wievielte Mal das jetzt schon
die Suchmaschine wenn möglich die drei Milli-
passiert. Ich sehe also zwei Minuten nach dem
arden Treffer zu Paris Hilton und ihren Namens-
erfolgreichen Übersprin-
vettern ausblenden. Ideal-
gen der Höhe von 5,05
lösung: Google verbindet
Metern bei Wikipedia
sich mit unseren Gedanken,
nach. Und was sehe ich,
unserem Gehirn. „So kön-
außer dass Jelena Issin-
nen wir den bestmöglichen
bajewa zum 16. Mal einen
Service bieten.“ Morpheus
Weltrekord im Stabhoch-
und Neo lassen grüßen.
Timo
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Kommunikationsprobleme Aber wir sahen es ja kommen: die Universitäts-
Netzwerk auf dem Campus erreichbar. Kein
netzwerke waren die Ersten, die sich das Netz-
Wunder, dass Community-Portale wie Facebook
werk zu eigen machten. Witzig ist nur, dass 90%
oder MySpace stetig wachsen. Und wenn wir uns
der heutigen Studenten das Internet nur in ge-
mal ehrlich sind, sind uns diese kommerziellen
ringem Maße zu Studienzwecken nutzen. Die
Plattformen sowieso lieber. Nirgendwo lässt sich
Kommunikation zwischen den ‚Studis‘ findet auch
besser Lebenszeit verschwenden. Oh, da! Die
nicht über das Hochschulnetzwerk statt – in un-
470. Freundschaftseinladung kommt von Doris
serem Fall über das sogenannte ‚Blackboard‘
Lohe aus dem gemeinsamen Kindergarten, die
– sondern über die allseits beliebte Plattform
bestimmt völlig interessiert von mir wissen will
StudiVZ. Doch wen wunderts: Die Diskussions-
wie‘s mir geht. Gleich danach gehts ins Foto-
plattform im Blackboard kann
album von *KoNf€tti BeTTy* mit
man nicht benutzen und das Fo-
15 Selbstportraits von schräg links
rum auf der Hochschulseite ist nur
oben, vielleicht ist ja ein Gutes da-
von der Hochschule aus aufrufbar.
bei. Nach zwei Stunden Durchge-
Nochmal zum Mitschreiben: Ein
klicke, einigen Schrägverweisen
Online-Forum, das den Studen-
zu Katzenvideos auf YouTube, fällt
ten ermöglichen soll flexibel und
mir wieder ein, was ich hier woll-
ortsungebunden miteinander zu
te: In der Studiengang-Gruppe
kommunizieren, ist nur über das
schnell was nachsehen. Nach zwei Minuten bin ich fertig.
Text von Patrik Appel
Nicht dass wir mit TV, Radio und Zeitung nicht schon genug sogenannte Information hätten, die auf uns einprasselt. Über DVB-T, das mittlerweile das Antennenfernsehen in den deutNichts ist mehr wichtig Das Leid mit dem Internet ist,
schen Haushalten abgelöst hat, empfängt man 24 Kanäle. Je nach Region rieseln etwa 20 Radiosender über den Äther. Und Zeitschriften? Ich
dass es zu viel davon gibt. Durch
sag‘ nur: Es gibt mindestens drei verschiedene
die vereinfachte Interaktivität der
Zeitschriften, die sich allein mit
User, die häufig mit dem Begriff
Brautmode und Hochzeitsbelan-
Web 2.0 umschrieben wird, ist das Angebot an
gen beschäftigen. Und all diese
Informationen im Netz explodiert. Plötzlich ist
Medien sind zudem auch noch
alles wichtig, oder um es mit anderen Worten zu
im Internet präsent! Die Medi-
sagen: Nichts ist mehr wichtig. Es hat nicht nur
enbranche wächst. Aber ich frag
jedermann einen eigenen Account bei mindes-
mich: Warum? Damit Studenten
tens einer Online-Community, sondern nebenbei
wie wir später einen Job kriegen
noch einen Blog, eine Gruppe, einen eigenen
oder damit man durch den multi-
Channel bei YouTube und vielleicht sogar eine
medialen Schleier die wichtigen
Internetseite.
Dinge im Leben übersieht?
Read
Media
Interactive
cube-online.net Wie auch bei der Printversion wächst und wandelt sich die Onlinepräsenz des CUBE stetig: bereits im vergangenen Semester haben wir der Seite ein Facelifting verpasst. Unser CUBE Online-Team hat dazu ein neues Design entworfen und in Typo3 umgesetzt. Der CUBE wird seitdem in feinstem barrierefreiem XHTML mit CSS-Dekoration präsentiert. Dank speziellem Stylesheet für den Druck auch extra Tinte sparend! Besonders nützlich: Einfach den RSS-Feed abonnieren und schon bist du immer up-to-date was neue CUBE Kreationen angeht. Neben einem Best Of der Artikel, die unseren Gehirnwindungen in den letzten Jahren entsprungen sind, tummeln sich auf cube-online.net auch Audiound Videoproduktionen und kleine Games. Weitere Features sind schon in Planung: Als nächstes stehen eine Suchfunktion, Bildergalerien und Feedbackmöglichkeiten an. Denn Eure Meinung zählt! Also klickt mal rein: www.cube-online.net
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info@haw-aw.de www.haw-aw.de
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Geht ma stech n durch d en ei nem ie Straßen die v div werk erschiede erser Städ e ns te ins A Graffi uge. ten Kuns , t i s o t d Stick er un er Pasted Ins U ps an ta liche n Flä llationen Häuserf c ass an he »Je a usge . Ganz na jeder nur aden, fallen c e er, de h dem Mo rdenktto: sto b esser .«
Fotos: Michael Prechtl
Text von Michael Prechtl
Urbane Kunst ist subversiv. Es ist alles erlaubt, was Objekte im öffentlichen Raum verschönert oder zweckentfremdet. Hierbei bedienen sich die Straßenkünstler verschiedenster Medien. Während die einen klassisch mit Sprühdose bewaffnet durch die Straßen der Städte ziehen und mit bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Graffitis die Wände der Stadt verschönern, sind andere mit Pinsel, Kleistereimer und eigens kreierten Postern, den sogenannten Paste-Ups, drauf und dran den Menschen in der Wohngegend den Tag zu versüßen. Streetart ist mittlerweile ein Sammelbegriff für künstlerisches Eingreifen im öffentlichen Raum geworden.
Es ist alles erlaubt, was Objekte im öffentlichen Raum verschönert oder zweckentfremdet. Und sie hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Aus den in New York der frühen Achziger Jahre enstandenen Schriftzeichen sind kunstvolle Bilder geworden. Stencils, Sticker, Installationen, Paste-Ups oder Reverse Graffitis erfreuen sich seit der Verschärfung der Anti-Graffiti-Gesetze immer größerer Beliebtheit. Seit 2005 wird nicht nur derjenige wegen Sachbeschädigung bestraft, wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, so dass die Funktionalität beeinträchtigt wird, sondern auch derjenige, welcher unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache dauerhaft verändert.
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Sticker oder z.B. Paste-Ups sind meist keine Sachbeschädigung, da sie leicht wieder zu entfernen sind und einen Gegenstand nicht dauerhaft verändern. Streetart empfindet nicht jeder als Kunst. Quer
durch
alle
Bevölkerungsschichten
lonengraffitis
herrscht die Meinung vor: „Das ist Vanda-
bekannt ist, hat
lismus“. Da die Intervention im öffentlichen
es mittlerweile un-
Raum in den meisten Fällen tatsächlich als
freiwillig mit seinen
Substanzverletzung gilt und diese von den
Bildern in die Museen
Strafverfolgungsbehörden auch geahndet
geschafft. Seine Werke werden für horrende
wird, müssen die ‚Streetartisten‘ meist ano-
Summen versteigert, Brat Pitt und Angelina
nym bleiben und agieren somit illegal.
Jolie gehören zu den wenigen Besitzern ei-
Brat Pitt und Angelina Jolie gehören zu den wenigen Besitzern eines aus der Wand gerissenen Gemäldes von Banksy. Die
Ano-
nymität ist also
erstes
nes aus der Wand gerissenen Gemäldes von Banksy. Hier zeigt sich auch das Dilemma, indem
Überlebensge-
sich Streetart befindet. Einerseits bringen
bot. Seit Jahren
die ‚Streetartisten‘ ihre Kunstwerke gegen
versuchen
Detek-
tive zum Beispiel die Identität
des
den Kommerz in Stellung und wollen den öffentlichen Lebensraum selber gestalten.
Stree-
Andererseits verschwinden die Gemälde
tartkünstlers Bansky ans
in Museen oder werden sogar von Firmen
Tageslicht zu bringen – je-
für Werbung und Marketing okkupiert. Die
doch ohne Erfolg. Banksy, der
Künstler können sich schlecht dagegen weh-
unter anderem für seine Schab-
ren, denn dann müssten sie ihre Anonymität
Text von Michael Prechtl
aufgeben und zugeben illegal gehandelt zu haben. Es soll niemand Rechte an den Gemälden besitzen, die für den urbanen Raum geschaffen wurden. Die Streetartszene kritisiert deshalb die Kommerzialisierung der Urbanen Kunst als Vereinnahmung einer Jugendkultur. Rebellisch ist eben schick, die Postmoderne machts möglich. Möglich zur Vermarktung. Mittlerweile ist jede Subkultur, ob Punk, Rap oder z.B. die Graffitiszene, auf dem Scheiterhaufen der Geschichte gelandet und kommerzialisiert. Aber zum Glück gibt es sie noch, die Streetartisten die mit ihren Kunstwerken den öffentlichen Raum gestalten, die Mitmenschen bewegen, überraschen und manches mal sogar mit ihrer Gesellschaftskritik provozieren.
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ABCDEFGHI JKLMNOPQR STUVWXYZ abcdefghi jklmnopqr stuvwxyz
Interview mit Thomas Koller
Abschlussarbeit ‚Varia‘ Im folgenden lest ihr ein Interview mit dem Absolventen Thomas Koller, der seine Bachelorarbeit dem Thema Typografie gewidmet hat. Wir fragen nach, was ihn an diesem Thema besonders reizt und warum gerade die Schrift in allen Medien eine entscheidende Rolle spielt.
Wenn man sich die Themenliste der Bachelor-
Wann und wodurch hast du gemerkt, dass dich
arbeiten ansieht wird das Thema Typographie
Schriften besonders interessieren?
eher gemieden. Woran könnte das liegen und warum hast du dich gerade dafür entschieden?
Ich glaube, da gibt es keinen wirklichen Zeit-
Ich vermute wohl, dass viele Studenten
entwickelt. Besonders Prof. Dr. Thiermeyer
Schriftentwicklung einfach nicht interessiert –
hat mich da so ein bisschen mit der Liebe zur
es gibt schließlich derzeit zigtausende Schrif-
Typografie angesteckt.
punkt – das hat sich mit der Zeit einfach so
ten auf dem Markt. Wozu da noch eine neue entwickeln? Außerdem glaube ich, dass das Thema viele vielleicht abschreckt, weil Schriftentwicklung
Wie hat sich deiner Meinung nach die Typogra-
vor allem Zeit braucht. Wirkliche Ergebnisse
fie und deren Einsatz in den verschiedenen Me-
sieht man meist erst nach ein bis zwei Mona-
dien in den letzten Jahren entwickelt?
ten Arbeit. Schwer zu sagen. Zum einen positiv, weil es viel mehr Schriften gibt, die auf besondere Aufgaben zugeschnitten sind, wie z.B. Lesbarkeit am Bildschirm, kleine Schriftgrade, Abbildung auf Leitsystemen, in Zeitungen und Magazinen, usw.
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Im Laufe der Ideenfindungsphase sind sehr viele Entwürfe zusammengekommen. Doch nicht alle stellten eine optimale Lösung der Aufgabenstellung dar.
Manchmal bekomme ich jedoch den Ein-
Mit ‚Varia‘ hast du eine komplette Schrift aus
druck, dass sich viele moderne Schriften vom
dem Boden gestampft. Wie schwierig war das?
Stil her sehr ähneln. Klassiker dagegen wei-
Was hat am meisten Zeit gekostet? Welche
sen oft mehr Charakter auf.
Probleme gab es und was hat besonders viel Spaß gemacht? Ich habe mir die Aufgabe gestellt, dass
Was macht einen guten Typografen aus?
die Schrift Varia auch in kleinen Schriftgraden noch gut lesbar sein soll, platzsparend
Ein guter Typograf hat einen eigenen Stil. Er
eingesetzt werden kann und dabei auf vie-
bewegt sich gekonnt zwischen Regeln und
len Medien funktioniert. Um in der Design-
dem gezielten Regelbruch und unterstützt so
phase genau dorthin zu kommen, war wohl
die Wirkung der Gestaltung und inszeniert
die größte Herausforderung – hat aber auch
Typografie. Außerdem sollte er dafür sorgen,
den meisten Spaß gemacht. Ein weiteres Pro-
dass die Aufnahme von Information mit Ty-
blem war auch die Zeit – ein paar Monate für
pografie erleichtert und nicht erschwert wird.
die Entwicklung einer Schrift sind eigentlich
Interview mit Thomas Koller
recht kurz – viele Schriftentwickler brauchen
Tool – ca. 48,00 € für Studenten).
Jahre vom ersten Entwurf bis zur fertigen
Erste Anlaufstellen gibt es vor allem im
Schrift. Am nervigsten an der ganzen Sache
Netz, ilovetypography.com bietet einige In-
war wohl das Kerning. Hier musste ich den
terviews mit Schriftentwerfern, die über den
Abstand der Buchstaben zueinander festle-
Entwicklungsprozess ihrer Schriften erzählen.
gen, bei 325 Zeichen ganz schön viel Arbeit
Auf typedu.org findet man sehr viel Material zur Theorie oder kann sich im Forum von typophile.com Anregungen und Kritik von anderen Schriftentwicklern holen.
Für alle, die dieses Thema auch interessiert und
Wer tiefer einsteigen möchte sollte aber zu
die sich vielleicht selbst in der Typo-Entwicklung
Fachbüchern greifen: Ein sehr empfehlens-
versuchen wollen, was sind die ersten Schritte
wertes ist ‚Anatomie der Buchstaben‘ von
und welche Anlaufstellen gibt es?
Karen Cheng.
Alles fängt auf einem Blatt Papier an. Hier
-> Variante 4
kann man sich erstmal austoben und die
richtigen Formen und Proportionen finden. Dann kann man seine Ergebnisse in eine Schriften-Software übertragen (z.B. mit Type-
-> Variante 4 Der vierte Entwurf zeigt einen ganz anderen Ansatz. Verjüngungen sind zwar vorhanden, zeigen sich aber nicht so extrem. Die x-Höhe ist bis zum Maximum ausgelotet. Die Formensprache behält in den Grundzügen einen handschriftlichen Duktus bei, dennoch wirken die Formen robust. Die Betonung liegt auf der Vertikalen, was sich positiv im Platzbedarf bemerkbar macht.
Der vierte Entwurf zeigt einen ganz anderen Ansatz. Verjüngungen sind zwar vorhanden, zeigen sich aber nicht so extrem. Die x-Höhe ist bis zum Maximum ausgelotet. Die Formensprache behält in den Grundzügen einen handschriftlichen Duktus bei, dennoch wirken die Formen robust. Die Beto65 Pt. nung liegt auf der Vertikalen, was sich positiv im Platzbedarf bemerkbar macht.
Hamburge
22 Pt. 18 Pt. 14 Pt. 65 Pt. 10 Pt.
Hanna mag voll gerne Hamb
Hamburge
Hanna mag voll gerne Hamburger. Hanna mag voll gerne Hamburger. Hanna mag voll gerne Hamburger.
228 Pt. Pt.
Hanna mag voll gerne Hamb
18 Pt.
Hanna mag voll gerne Hamburger.
Hanna mag voll gerne Hamburger.
Die Variante mag erfülltvoll das Briefing am besten. Die große x-Höhe Hanna gerne wohl Hamburger. 14 vierte Pt. sorgt für gute Lesbarkeit bis in kleine Schriftgrößen. Die Kontraste sind minivolldadurch gerne Hamburger. Pt. dieHanna miert10und Schriftmag wirkt stabil und ausgeglichen. Die Schrift zeigt
Die große x-Höhe sorgt für gute Lesbarkeit bis in kleine Schriftgrößen. Die Kontraste sind minimiert und die Schrift wirkt dadurch stabil und ausgeglichen. Die Schrift zeigt außerdem genau den richtigen Kompromiss in der Tonalität: Sie wirkt seriös aber dennoch freundlich. Außerdem funktioniert sie sehr ökonomisch.
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Patrick Haas, Blockheads (MT2)
compositings free work
fotografie
freestyle
projektarbeiten illustrationen
Wie kreativ sind die Studenten der HAW? Welche Arbeiten entstehen innerhalb des Studiums und womit beschäftigen sich die Studenten in ihrer Freizeit? Auf den folgenden Seiten präsentieren wir euch ausgewählte Arbeiten. Zuerst findet ihr einen Kalender, der im Rahmen des Praktikums Medienlehre und -gestaltung entstanden ist. Anschließend zeigen wir verschiedene ArtWorks, die ihr uns geschickt habt. Auch im nächsten CUBE habt ihr wieder die Chance eure kreativen Werke auszustellen – sendet einfach eine Mail an: redaktion@cube-online.net
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2009
MLG // WS08/09
Medienlehre & Mediengestaltung
Studiengang Medienproduktion und -technik
Benedikt Seidl, Deckblatt
ART
Stephan Mertel, Januar
Sebastian Bauer, Februar
Kris Siepert, M채rz
Stefanie Ehrenpfordt, April
ART
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Andreas Dorschner, Mai
Kris Siepert, Juni
Lisa Gr端nzinger, September
Benedikt Seidl, Oktober
Friedolin Fรถrder, Juli
Marian Tasler, August
Kris Siepert, November
Sascha Treiber, Dezember
Hannes Wunder, Roadrunner (MT2)
Hannes Wunder, Surf (MT2)
Art
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Thomas Hofbauer, Old Car
J端rgen Schwarz, Citrus (MT4)
Sebastian Rost, Fire/Water (MT6)
Elektro- und Informationstechnik
http://www.haw-aw.de/fachschaftei
Fachschaft EI
Text von Autor
CUBE #8 erscheint im Januar 2010. Wir freuen uns auf Themenvorschl채ge, Kritik und Anregungen jeder Art! Das CUBE Team ist (fast) immer zu erreichen unter: redaktion@cube-online.net
DRUCK� Druckhaus Oberpfalz, Amberg
LAYOUT� Kerstin Burger Beate Kaczmarek Frieder Klotz AUFLAGE
Fabian Schöller
2000 GRAFIK� Antonia Börstler
RELEASE
Guido Huber
21. Juli 2009
Alexandra Ritz Maximilian Röschl AUTOREN
Constantin Zöller
Patrik Appel Andreas Augustin BETREUUNG� Fabian Baumgartner
Antonia Börstler Kerstin Burger Marina Dötterl Guido Huber
MARKETING. Lisanne Brück Anna Grieshammer Katharina Malinow
Beate Kaczmarek Daniel Kapulla Michael Prechtl Alexandra Ritz Maximilian Röschl Jennifer Schindler Tobias Zirngibl Constantin Zöller
RAUM FÜR ZUKUNFT Aus Ideen und Kundenvorgaben entwickeln wir Konzepte und Lösungen mit modernstem technischen Equipment und langjährigem Know-how. Unsere über 450 Fachkräfte sind weltweit in der Fertigungsautomatisierung, Softwareprogrammierung und IT tätig. Nähere Details und aktuelle Stellenangebote finden Sie unter: www.fee.de
ELEKTROTECH ENGINEERING
AUTOMATION ROBOTIK
INFORMATIK + SYSTEME
Hardware-Engineering (EPLAN, Ruplan) Softwareentwicklung SPS, RC Softwareentwicklung PC (Visualisierung / Prozessleittechnik) Roboter-Programmierung (On- / Offline) Inbetriebnahme Schaltschrankfertigung Vorrichtungs- und Anlageninstallation Systemintegrator: Phoenix, Rockwell, Schneider Electric, Wonderware, ZenOn
CAD-Konstruktion, Simulation mit CATIA V4 und V5, AUTOCAD-INVENTOR, ROBCAD und IGRIP Bau von Sondermaschinen, Aggregaten und Automatisierungsanlagen Roboter-Anlagen und Zubehör Roboterverfahrachsen, Ladeportale, Drehtische Schutzzaunsysteme aus Aluminium Einzel- und Serienfertigung (Schweißen, Drehen, Fräsen, Lackieren, 3D-Fräsen, 5-Achs-Simultanfräsen) Mobile und stationäre 3D-Vermessung
EDV-Full-Service, Netzwerktechnik, Mobile Computing IT-Sicherheit und IT-Dienstleistungen Kundenspezifische Software Datenbankprogrammierung Industrieinformatik FEESCREEN® (Prozessvisualisierung) FEESCREEN® FCS (Facility Control System) ganzheitliche Gebäudeautomatisierung FEESCREEN® PDM (Produktions-Daten-Management)
KOMPETENT UND PROFESSIONELL FÜR MASCHINEN- UND ANLAGENBAU, AUTOMOBIL- UND ZULIEFERINDUSTRIE Automobil-Lackierapplikationsanlagen, Förder- u. Hochregalanlagen, Lager u. Produktionslogistik, Umwelt- und Verfahrenstechnik (Automobillackieranlagen), Unterbodenschutz- u. Nahtabdichtapplikationsanlagen, Karosserieschweißanlagen, Materialfluss u. Leittechniksteuerung, Montagezellen, Spur- u. Achsenmessanlagen, Teilereinigungsanlagen FÜR DIE HOLZVERARBEITENDE INDUSTRIE Holzwerkstoffplattenförder- und -verarbeitungsanlagen FÜR ENERGIEVERSORGER, KOMMUNEN, KRAFTWERKSBETREIBER Wasserkrafttechnik, Kraftwerksautomatisierung, Umwelt- und Verfahrenstechnik, Trinkwasseraufbereitung und -versorgung, Leittechniksteuerung und Energienetzkommunikation
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