Die AMAG bewegt seit 75 Jahren
Die AMAG bewegt seit 75 Jahren
INHALT 4
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Prolog Woher kommt die AMAG? Wofür steht sie? Und wohin führt ihr Weg? Ein Auftakt mit Verwaltungsratspräsident Martin Haefner und mit CEO Morten Hannesbo. Erfolgsgeschichte in drei Akten Geschichte ist mehr als Daten und Fakten. Wer sie begreifen will, muss ihre Akteure verstehen; was sie angetrieben und motiviert hat. Eine Geschichte der AMAG mit Fokus auf die Menschen, die sie mitgeschrieben haben. Und auf die Autos, die sie ermöglicht haben. Gelebter Pioniergeist AMAG Gründer Walter Haefner war ein Pionier. Dieser Geist hat das Unternehmen gross gemacht – und ist bis heute tief verankert. Vier Geschichten zu Pioniertaten aus 75 Jahren AMAG.
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Starkes Familienunternehmen Die AMAG ist seit 1945 ein Familienunternehmen. Das hat sie geprägt. Doch was macht ein Familienunternehmen aus? Sie bilden aus, auf sie ist Verlass und sie loben andere, nicht sich selbst. Ein Beleg in drei Geschichten.
Importierte Lieblinge Der Erfolg der AMAG basiert auf ihrem Pioniergeist und ihrer Beweglichkeit als Familienunternehmen. Doch ohne Produkte, die auch emotional bewegen, gäbe es keine AMAG Geschichte. Ein Blick auf Standard, Käfer, Golf, «quattro» und all die anderen ans Herz gewachsenen Modelle.
Zukunft erfahren Aus der Vergangenheit kann man lernen. Doch was zählt, ist die Zukunft. Das weiss die AMAG – und blickt voraus. Drei ETHProfessoren machen sich Gedanken über die klimafreundliche Mobilität der kommenden Jahrzehnte.
01 PROLOG
Die Freiheit der individuellen Mobilität hat Zukunft.
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ZUKUNFT ERFAHREN
Woher kommt die AMAG? Was ist ihr Antrieb? Was macht dieses Unternehmen aus? Und wohin führt ihr Weg? Ein Auftakt mit Verwaltungsratspräsident Martin Haefner und mit CEO Morten Hannesbo.
ERFOLGSGESCHICHTE IN 3 AKTEN
PROLOG
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«Die Menschen werden auch künftig nicht auf die Freiheit der individuellen Mobilität verzichten – dies ist unsere Chance und unser Antrieb!» Vor 75 Jahren, als die AMAG gegründet wurde und der Zweite Weltkrieg noch in vollem Gange war, ahnte kaum jemand den gewaltigen Aufschwung, den die Motorisierung der breiten Bevölkerung bald erfahren würde. Doch schon wenige Jahre nach Kriegsende konnte sich im Zuge der einsetzenden Hochkonjunktur eine immer breitere Bevölkerungsschicht ein Auto leisten – es waren goldene Zeiten für die AMAG. Als Generalimporteurin des Volkswagenwerks war sie mit den legendären VW Käfer, den praktischen VW Bussen und Lieferwagen sowie den robusten Modellen VW 1500 und 1600 bestens positioniert, um den Hunger der Bevölkerung nach mobiler Freiheit zu stillen. Es waren die Zeiten der fröhlichen Sonntagsausfahrten, die Zeiten ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und Parkplatzprobleme. Das Auto war für viele buchstäblich das beste Stück im Haushalt, und nicht selten erhielt es sogar einen Namen. Für Jugendliche gab es nichts Erstrebenswerteres, als mit 18 Jahren die Fahrprüfung zu bestehen und sobald als möglich glückliche Besitzer eines eigenen Autos zu sein! Und was ist heute, wo wir alle aus dem Hause AMAG deren 75. Geburtstag begehen und dabei auch ein wenig stolz sein dürfen? Was ist heute vom automobilen Geist der Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre geblieben? Wir alle wissen und spüren es: Das Bild hat sich entscheidend gewandelt. Der vorbehaltlose, positive Stellenwert des Autos ist einer eher kritischen Beurteilung gewichen, und weite Kreise der politisch korrekten Öffentlichkeit lehnen motorisierten Privatverkehr als Quelle vielerlei Übels sogar grundsätzlich ab. Doch wir wissen auch: Verlässt man die Ebene des medialen Mainstreams und stösst man zum privaten Gespräch von Mensch zu Mensch vor, dann ändert sich dieses Bild. Die Menschen werden sich die Freiheit der individuellen Mobilität auch in Zukunft nicht nehmen lassen – dies ist unsere Chance und unser Antrieb! Als AMAG mit Tausenden von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir bestens aufgestellt, um dieses Bedürfnis unserer Kundschaft zu bedienen. Wie sich die Antriebsformen unserer Automobile, die Modelle deren Besitzes und deren Nutzung auch immer weiterentwickeln mögen – wir haben den Anspruch, uns an der Spitze jeder möglichen Entwicklung nachhaltiger individueller Mobilität erfolgreich zu behaupten. Ich freue mich sehr, die Zukunft in diesem Sinne gemeinsam mit der gesamten AMAG Familie anzupacken!
Martin Haefner Inhaber und Verwaltungsratspräsident der AMAG Gruppe
Ein Rennwagen der Auto Union i nspirierte zum ursprünglichen AMAG Logo Vor 83 Jahren schaffte der Auto Union Typ C, gefahren von Renn-Idol Bernd Rosemeyer und konstruiert von Ferdinand Porsche, mehr als Tempo 400 km/h. Damit erreichte der P ilot auf der Berliner Piste mit der berühmten Nordkurve die schnellste Runde.
«EINZIGARTIG A SCHWEIZ? DIE Z PÜNKTLICH, UN GUTEN, KURVEN STRASSEN FAHR SCHÖNE AUTOS Ein schottischer Tourist in Interlaken
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AN DER ZÜGE SIND ND AUF NREICHEN REN VIELE S.»
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Walter Haefner gründet die «Neue AMAG Automobil- und Motoren AG» Importvertrag mit Standard Ende des Zweiten Weltkriegs und Gründung der Vereinten Nationen
Importvertrag mit Chrysler Die UNO übernimmt die Aufgaben des Völkerbundes
Generalvertretungsvertrag «für den Volkswagen» Einweihung des neuen Flughafens Z ürich-Kloten: Als erste Maschine landet eine Douglas DC-4 der Swissair
Start Montage amerikanischer und englischer Fahrzeuge in Schinznach-Bad (bis 1972) Gründung der Volksrepublik China
1951
1945 1946
1952
1957
1959
1948 1949
Importvertrag mit Porsche
Eröffnung des ersten AMAG Filialbetriebs in Bern Gründung der Schweizerischen Rettungsflugwacht REGA
Eröffnung des zentralen Ersatzteillagers in Buchs ZH und der AMAG Ueberland auf der «grünen Wiese» zwischen Zürich und dem Flughafen Erste Schweizer Abstimmung mit Frauenbeteiligung in Unterbäch VS
Gründung AC Automation Center Wettingen Der Ringier-Verlag lanciert mit «Blick» die erste Boulevardzeitung der Schweiz
Die AMAG eröffnet in Genf den ersten Filialbetrieb in der Romandie
Eröffnung des Fahrzeuglogistik Zentrums in Lupfig AG Eröffnung Mont-Blanc-Tunnel, mit 11,6 km damals längster Strassentunnel der Welt
Importvertrag für Audi
Die AMAG baut in der Agglomeration diverse Garagenbetriebe und bietet diese jungen Unternehmern im Franchising an
1980
1962
1965
1967
1984
1988
1992
1971
Gründung AMAG Leasing AG Europa führt die Sommerzeit wieder ein, die Schweiz folgt ein Jahr später
Importvertrag mit SEAT Die FDP-Politikerin Elisabeth Kopp wird die erste Bundesrätin der Schweiz
Eröffnung der AMAG Ausbildungscenter in Schinznach-Bad
Importvertrag mit ŠKODA Schweizer Stimmvolk sagt Nein zum EWR
Übernahme der Riesbach-Gruppe (Garage, Mietwagen, Parkhäuser) Erstmals seit 1966 steht die Schweizer Fussball-Nati wieder in einer WM-Endrunde
Übernahme Lizenz Europcar Das Mündigkeitsalter wird in der Schweiz von 20 auf 18 Jahre herabgesetzt
Übernahme der «VW Marken»-Betriebe von der Merbag (Thun und Lugano) 11. September: Terroranschläge auf das World Trade Center in New York
2008
1994
1996
2009
2011
2012
2001
Die Porsche AG gründet eine Import-Tochtergesellschaft (Porsche Schweiz AG). Die AMAG ist weiterhin der wichtigste Schweizer Handelspartner Eröffnung Hochregallager und Erweiterung Teilelogistik Zentrum Buchs ZH Die Fussball-EM findet in Österreich und der Schweiz statt
Lancierung eines neuen Garagenkonzepts unter der Marke stop+go
Eröffnung AMAG A utowelt Dübendorf Der Bundesrat beschliesst den Atomkraftausstieg
Am 19. Juni stirbt der Firmengründer Walter Haefner, zu seinen Ehren wird der Family Business Award lanciert Eröffnung Porsche Zentrum Zürich Schweizer Bevölkerung erstmals über acht Millionen
Bentley stösst zum Markenportfolio und wird am Standort Cham angeboten Die AMAG erhält einen neuen Markenauftritt Die Eishockey-Nati gewinnt die erste WM-Medaille seit 60 Jahren
Erste Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge werden an verschiedenen AMAG Standorten in Betrieb genommen
Das Pariser Klimaabkommen wird an der UN-Klimakonferenz verabschiedet
2020 2017
2013
2014
2018
2019
2015
Übernahme der Aktienmehrheit von sharoo AG Der Bund verschärft die Anforderung an die E nergieeffizienz von Neuwagen
Neuorganisation des Automobilgeschäfts unter dem Dach der AMAG Gruppe Die AMAG gründet in Zürich ihr Innovation & Venture LAB, in dem unter anderem neue Mobilitätsangebote entwickelt werden. Zudem steigt sie bei der autoSense AG ein, einem Joint Venture mit Swisscom In Saudi-Arabien wird das Fahrverbot für Frauen aufgehoben
Die AMAG übernimmt die Garagenbetriebe der ASAG in der Region Basel und bezieht in Cham einen neuen Hauptsitz mit rund 950 Mitarbeitenden
Die AMAG wird 75!
IN BEWEGUNG BLEIBEN UND MENSCHEN BEWEGEN
Im Jahr 2007 kam Morten Hannesbo als Mana-
Kundenorientierung hat viel mit persönlicher
ging Director Import zur AMAG. Zwei Jahre
Einstellung zu tun. Was unternahmen Sie, um
später wurde er zum CEO ernannt. Seither führt
diese Einstellung zu verändern?
und entwickelt er das Unternehmen mit
Eigentlich war und ist Kundenorientierung ja
klarem Fokus auf Compliance, Wachstum und
stark mit der Geschichte der AMAG verbunden.
Kundenzufriedenheit. Trotz herausfordernden
Es gibt ein altes Tondokument aus den Sechzi
Ereignissen wie dem Frankenschock im Jahr
gerjahren, in dem der Firmengründer Walter
2015 und dem Dieselskandal der Volkswagen AG
Haefner auf ganz einfache Weise erklärt, dass
hat sich das Unternehmen stark erneuert
man die Kolleginnen und Kollegen in den ande
und den Marktanteil von 21 Prozent auf knapp
ren Abteilungen wie Kunden behandeln soll,
30 Prozent gesteigert.
damit letztlich der Endkunde richtig bedient werden kann. Und dass es allen gut geht, wenn
Herr Hannesbo, wie haben Sie die AMAG erlebt,
es dem Kunden gut geht. Jahrzehnte später
als Sie 2007 zum Unternehmen stiessen?
hat der Harvard-Professor James L. Heskett
Da ich ja vorher schon in der Autobranche tätig
genau diesen Ansatz als «Service-Profit-Chain»
war, hatte ich natürlich schon ein recht gutes
systematisiert und bekanntgemacht. Meinem
Bild von der AMAG. Ich sah die Stärke und Be
Führungsteam und mir ging es darum, dass
liebtheit der Volkswagen Marken in der Schweiz
wirklich alle unsere Mitarbeitenden dieses Prin
und wusste, wie solide dieses Familienunter
zip verstehen und leben.
nehmen unterwegs ist. Doch beim Erfolg der AMAG hielt sich die Die AMAG war auch 2007 schon sehr
Bereitschaft zur Veränderung wohl in Grenzen.
erfolgreich …
Wie wurde eine Einstellungsveränderung in die-
Ja, das stimmt, aber bei Weitem nicht so erfolg
ser komfortablen Situation trotzdem möglich?
reich, wie sie hätte sein können. Der Markt
Die AMAG war auch damals erfolgreich. In
anteil war im Europavergleich zu tief, und wir
d ieser Situation ist es tatsächlich nicht einfach,
hatten zu dem Zeitpunkt einen grossen Nachhol
eine Veränderung herbeizuführen. Gleichzeitig
bedarf bei der Kundenzufriedenheit. Es gelang
waren die Mitarbeitenden sehr stolz auf ihre
uns zu wenig, aus dem Neuwagengeschäft ein
A rbeit, ihren Erfolg und auf die AMAG. Im ersten
profitables Aftersales-Geschäft zu entwickeln.
Schritt mussten wir verständlich machen, dass
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«Wir arbeiten täglich daran, uns noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten.»
wir noch nicht so erfolgreich waren, wie wir
Ja, noch mit der Wirtschaftskrise 2009/2010
glaubten. Wir machten beispielsweise eine
im Rückspiegel wurde die AMAG Autowelt in
Gegenüberstellung von zwei Umfragen: einer
Dübendorf gebaut, unser grösster Garagen
internen Umfrage, die belegte, dass alle Mitar
betrieb, den wir 2011 im Beisein des damaligen
beitenden ihre Teams als sehr kundenorientiert
Volkswagen AG Aufsichtsratsvorsitzenden,
wahrnahmen, und einer externen Kunden
Prof. Dr. Ferdinand Piëch, und des Vorstands
zufriedenheitsumfrage, die das Gegenteil belegte.
vorsitzenden, Prof Dr. Martin Winterkorn,
Solche «Reality Checks» waren wichtig, haben
eröffnen konnten. Es war ein klares Zeichen,
wehgetan und die Leute aufgeweckt. Und dann
dass wir an die Zukunft glauben.
haben wir eine interne Mission formuliert. Wir wollten, dass wir Kunden nicht nur zufrie
2013 hat sich die AMAG einen neuen Auftritt
denstellen, sondern begeistern. Dafür haben
verpasst. War dies eine Folge dieser Zuversicht?
wir «WE SURPRISE» ins Leben gerufen. Unter
Ja, unter anderem. Wir waren der Meinung,
diesem Motto und mit der «Taktik der Nadel
dass wir auch in unserem Auftritt Kundenorien
stiche» haben wir informiert, motiviert, ge
tierung und Aufbruch vermitteln müssen. So
schult, den Dialog gefördert und Eigeninitiativen
entschieden wir uns für das neue Logo in einem
unterstützt.
warmen Grau und mit weichen Formen. Und
Also alles bestens und Ziel erreicht? Keineswegs. Wir sind immer noch nicht perfekt in der Kundenorientierung. Es passieren immer wieder Fehler oder Dinge, die wir besser ma chen könnten. Aber das Unternehmen ist heute mit einem anderen Bewusstsein unterwegs, und wir arbeiten täglich daran, uns noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten. 2011 wurde dann das grösste Autohaus der Schweiz eröffnet, die AMAG Autowelt …
für eine Bildwelt, welche die Kunden ins Zen
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken,
trum stellt, die mit der AMAG gut unterwegs
die in dieser Zeit alles getan haben, um in dieser
sind. Der neue Auftritt sollte nicht wie der einer
Krise Mittel einzusparen. In dieser Zeit zahlte
Automarke wirken, sondern die AMAG klar als
sich auch die verbesserte interne Kundenorien
Dienstleistungsmarke – auch mit eigenen Ange
tierung aus. Man verstand, was für den anderen
boten wie beispielsweise AMAG Leasing – und
zwingend notwendig war, und unterstützte sich
als Anbieter der verschiedenen Automarken des
gegenseitig. Aber auch der loyale Umgang mit
Volkswagen Konzerns positionieren.
Partnerfirmen, den die AMAG pflegt, zahlte sich in diesem Moment aus. Lieferanten und Partner
War es nicht ein grosses Risiko, einen Auftritt
waren bereit, in dieser schwierigen Zeit Abstri
aufzugeben, der seit der Firmengründung im
che zu machen. So ist es uns gelungen, auch das
Jahr 1945 praktisch unverändert geblieben war?
schwierige Jahr 2015 gut zu überstehen.
Das Logo stammte sogar aus den Dreissiger jahren … Einen solchen Entscheid fällt man be
Und schon stand die nächste Krise vor der Tür:
stimmt nicht leichtfertig. All die notwendigen
Ende 2015 wurde publik, dass die Volkswagen AG
Anpassungen, insbesondere die Beschriftungen
eine in den USA illegale Abschalteinrichtung in
an unseren über 70 Standorten, kosteten viel
der Motorsteuerung ihrer Dieselfahrzeuge auch
Geld. Die hohe Investition war ein untrügliches
in Europa verwendete. Was war nötig, um die
Zeichen dafür, dass die Familie auch in Zukunft
Folgen des Dieselskandals zu meistern?
auf die AMAG setzen würde.
Diese Geschichte hat uns wirklich überrascht. Während Jahrzehnten hatte uns die Volkswagen
Die Belegschaft mental auf Vordermann, die
AG mit hervorragenden Fahrzeugen beliefert,
Kundenorientierung verbessert und der Auftritt
die im Schweizer Markt – in dem Qualität und
modernisiert – also beste Voraussetzungen,
Leistung besonders wichtig sind – höchste
um Erfolg einzufahren. Doch dann entschliesst
A kzeptanz fanden. Wir konnten während fast
sich die Schweizerische Nationalbank am 15. Ja-
70 Jahren immer mit Qualität und Integrität
nuar 2015, den Euro-Mindestkurs aufzuheben.
der Volkswagen AG rechnen. Und dann dies …
Welche Wirkung hatte dies für die AMAG?
Doch durch die jahrzehntelange gute Zusammen
Wir hatten ja schon mehrere Krisen erlebt: 2008/
arbeit mit dem Werk fühlten wir uns verpflich
2009 die internationale Bankenkrise, 2011
tet, auch in dieser schwierigen Zeit ein guter
eine erste Währungskrise. Dennoch haben wir
Geschäftspartner zu sein. Und vor allem wollten
immer an unseren langfristigen Plänen weiter
wir das Problem für unsere Kunden so schnell
gearbeitet. Neu war, dass die AMAG durch den
wie möglich lösen. Wir mussten letztendlich
Frankenschock von einem Tag auf den anderen
den Fehler an ca. 165’000 Dieselfahrzeugen un
rund 100 Millionen Franken verlor. Wir waren
serer Kunden beheben. Das war für die gesamte
gezwungen, sofort massiv Kosten zu senken,
Organisation ein gigantischer Aufwand. Unsere
um diese Einbusse aufzufangen. Hier muss ich
Leute haben in diesem Moment gezeigt, wozu
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«Was überrascht positiv? Was ist fortschrittlich? Was zahlt sich aus? Mit diesem ‹Dreiklang› machen wir uns einstellungsmässig fit für die Zukunft.» Morten Hannesbo, CEO AMAG Gruppe
sie fähig sind. Alle können stolz darauf sein,
Darum bewegen wir uns auch als Firma. Ende
dass wir ein Problem, das nicht wir verschuldet
2019 konnten wir beispielsweise unseren
haben, für unsere Kunden so rasch wie möglich
neuen Hauptsitz in Cham beziehen. Wir haben
gelöst haben.
die Teams von den vier Standorten Schinznach- Bad, Buchs ZH, Baden-Dättwil und Zürich
Ruhig blieb es auch nach der Dieselkrise nicht –
Utoquai zusammengezogen. Dieser Schritt ist
die Automobilbranche befindet sich in einem
für uns ein weiterer Meilenstein. Rund 950 Mit
grossen Auf- und Umbruch. Wie reagiert die
arbeitende können nun über Abteilungsgrenzen
AMAG auf diese Herausforderungen?
hinweg besser und enger zusammenarbeiten,
Im Jahr 2018 haben wir das Unternehmen neu
ohne durch lange Distanzen voneinander ge
aufgestellt – mit eigenständigen Einheiten,
trennt zu sein.
die aber als Synergie-Holding gut zusammen arbeiten sollen. Und Ende 2018 hat Eva Maria
Man weiss, dass sich die Automobilindustrie in
Bucher-Haefner ihren 50-Prozent-Aktienanteil
den nächsten Jahren stark verändern wird,
an ihren Bruder, den AMAG Verwaltungsrats
doch noch ist unklar, wie genau. Wie schaffen
präsidenten Martin Haefner, verkauft. Damit
Sie in dieser Situation bei den AMAG Mitarbei-
herrscht in Bezug auf die Organisation und auch
tenden Zuversicht?
seitens der Eigentümerschaft weiterhin zu
Die aktuellen Entwicklungen können einen
100 Prozent Klarheit – die beste Voraussetzung,
schon verunsichern, wenn man sie nicht
um die neuen Herausforderungen anzugehen.
einordnen kann. Was bedeutet es für unsere Garagen, wenn für Elektroautos weniger Service
Würden Sie sich nach all den Schwierigkeiten
arbeiten nötig sind? Ist unsere Kompetenz im
nicht einmal eine ruhigere Phase wünschen?
Bereich der Verbrennungsmotoren bald nicht
Die erwähnten Krisen haben uns für die künf
mehr wichtig? Welche Form von Individual
tigen Veränderungen gestärkt und verdeutlicht,
mobilität hat Zukunft? Wie weit wird die Politik
welches Engagement unsere Mitarbeitenden
oder werden veränderte Kundenbedürfnisse
zeigen. Wir wissen, was wir können. Natürlich
unser Geschäft beeinflussen? Niemand kann
wünschen wir uns, dass wir künftig weniger
behaupten, dass er dafür schon abschliessende
auf externe Vorkommnisse reagieren müssen,
Antworten hat. Hier hat die AMAG als Familien
und wir wollen unsere Zukunft selbst aktiv
unternehmen einen grossen Vorteil: Die Mit
gestalten. Aber nein, ruhig werden soll es nicht.
arbeitenden wissen, dass ihr hoher Einsatz, den
Wir wollen in Bewegung bleiben und Menschen
sie täglich zeigen, nicht vergessen wird. Die
bewegen.
AMAG hat sich immer wieder als verantwor
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Morten Hannesbo erklärt Bundesrat Guy Parmelin die VW Studie des autonom f ahrenden ID Vizzion.
tungsvolle Arbeitgeberin gezeigt. Und mit einer
nachhaltiger individueller Mobilität entwi
verlässlichen Arbeitgeberin im Rücken, die
ckeln. Mit Blick auf unsere Mitarbeitenden bin
auch langfristig planen kann, sind die grossen
ich mir sicher, dass wir dieses Ziel erreichen
Veränderungen in der Branche sehr attraktiv.
werden.
Es war wohl noch nie spannender als heute, in unserer Branche zu arbeiten.
Die AMAG hat in den letzten 75 Jahren immer
Welchen Einfluss haben die bevorstehenden
zeugt, dass sie das auch jetzt, im Umfeld des
Veränderungen auf die Kultur der AMAG?
Technologiewandels, tun wird.
wieder Pionierhaftes geleistet. Ich bin über
Kundenbegeisterung ist und bleibt zentral. Wir wollen aber auch in neue Mobilitätslösungen und innovative Ansätze investieren und müssen dafür genügend Profit erzielen. So haben wir WE SURPRISE weiterentwickelt: Unter dem Motto WE MOVE fördern wir Surprise, Innova tion und Return. Dafür wollen wir uns drei Fragen immer wieder stellen: Was überrascht positiv? Was ist fortschrittlich? Was zahlt sich aus? Mit diesem «Dreiklang» machen wir uns einstellungsmässig fit für die Zukunft. Wichtig ist auch, dass unser Eigner, Martin Haefner, eine ganz klare Vision für das Unternehmen hat: Wir wollen uns zum führenden Anbieter von
02 ERFOLGS GESCHICHTE IN 3 AKTEN Am Anfang war der Käfer.
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ZUKUNFT ERFAHREN
Geschichte ist mehr als Daten und Fakten. Wer sie begreifen will, muss ihre Akteure verstehen; was sie angetrieben und motiviert hat. Eine Geschichte der AMAG mit Fokus auf die Menschen, die sie mitgeschrieben haben. Und auf die Autos, die sie ermöglicht haben.
ERFOLGSGESCHICHTE IN 3 AKTEN
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GELEBTER PIONIERGEIST
Pioniergeist – das Fundament des Erfolgs Seit ihrem Start vor 75 Jahren hat die AMAG eine enorme Entwicklung vollzogen. Die Basis dafür war und ist ihr ausgeprägter Pioniergeist. «Pionier» kommt vom französischen Begriff «pionnier» und steht für «Wegbereiter» und «Bahnbrecher». Diese starke und mutige Haltung zeichnet die AMAG aus und ist bis heute das Fundament ihres Erfolgs. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, wie die AMAG ihren Pioniergeist entwickelt hat und heute lebt. Und wie das Unternehmen immer wieder Neuland betritt, unkonventionelle Wege beschreitet, Innovation fördert, mit Mut investiert, beständig vorwärtsgeht.
PIONIERGEIST IM BLUT – VON DER GRÜNDUNG BIS HEUTE Es brauchte Weitsicht, um 1945 ins Autogeschäft
10 Standards vom französischen Hafen Le Havre in
einzusteigen. AMAG Gründer Walter Haefner
die Schweiz, wo Haefner sie verkaufte. Etwas später
besass diesen Pioniergeist, der inzwischen längst
trafen die ersten Fahrzeuge der Schwestermarke
in die DNA des Unternehmens übergegangen ist.
Triumph ein. Ende 1946 kamen die amerikanischen
Wer auf die letzten 75 Jahre zurückblickt, erkennt
Chrysler, Plymouth, DeSoto und Dodge hinzu.
die mutigen Entscheide und Weichenstellungen entlang der AMAG Geschichte sofort. Dazu gehören
Der Sitz der «Neuen AMAG» war zu Beginn am
der sehr frühe Einstieg in die elektronische
Utoquai in Zürich. Doch schon bald reichte der Platz
Datenverarbeitung, logistische Meisterleistungen,
für das wachsende Geschäft nicht mehr aus.
eine vorausschauende Immobiliens trategie,
1947 kaufte Haefner deshalb in Schinznach-Bad im
der Einstieg in das Autofinanzierungsgeschäft,
Aargau zusätzlich das Gelände einer ehemaligen
der Aufbau eines massgeschneiderten Garagen-
Zementfabrik und richtete sich dort ein. Kurz darauf
netzes und erfolgreiche Investitionen in andere
begann die AMAG, in den Fabrikationshallen eine
Geschäftsfelder.
moderne Kleinmontageanlage für die englischen und amerikanischen Importfahrzeuge einzubauen.
AMAG Gründer Walter Haefner zeigte schon früh,
Der Gedanke dahinter: Für demontiert in Kisten
dass er eine gute Nase für Trends und Geschäfts-
eingeführte Fahrzeuge waren die Importzölle deut-
möglichkeiten besass. Als der Zweite Weltkrieg aus-
lich niedriger, weil das eigene Handwerk von der
brach, wurden Benzin und Diesel für Private knapp.
Montage profitieren konnte. Zudem konnte die
Autos liessen sich nur noch betreiben, wenn sie
AMAG in der eigenen Montage Qualitätsstandards
mit einem Holzvergaser ausgestattet wurden. Auf
gewährleisten, denen viele der Importfahrzeuge
diese Chance setzte Haefner ab 1941 mit seiner
nicht genügten.
ersten eigenen Firma Autark. Gleichzeitig wusste er, dass sein Geschäft nach dem Krieg zusammen brechen würde. Darauf richtete er sich früh aus und übernahm am 3. Januar 1945 vom Konkursamt Riesbach die finanziell ramponierte AMAG Automobilund Motoren AG und gründete die «Neue AMAG Automobil- und Motoren AG». Seine Vision: hochwertige Automobile in die Schweiz zu importieren. Im Blickfeld hatte er von Anfang an den robusten «Volkswagen». Doch die englische Marke Standard war die einzige, die direkt nach dem Krieg zu haben war. Anfang 1946 überführten Schweizer Chauf feure in hochwinterlichen Verhältnissen die ersten
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Walter Haefner im Gespräch mit dem Volkswagen Generaldirektor Prof. Dr. Heinrich Nordhoff
Am Anfang war der Käfer
ein eigenes Zentrum auszugliedern. Die Standort-
Durch seine hervorragenden Kontakte war es
wahl löste Erstaunen aus: Das 1956 eröffnete zen
Walter Haefner in der Zwischenzeit auch gelungen,
trale Ersatzteillager (heute Teilelogistik Zentrum)
mit den britischen Besatzern eine Beziehung auf
wurde in Buchs ZH realisiert, damals ein kleines
zubauen, die nach dem Krieg die Volkswagen Werke
Bauerndorf im Furttal, fern von Märkten und Ver-
verwalteten. Am 29. April 1948 konnte die AMAG
kehrswegen, aber mit Bahnanschluss. Fragen warf
den «Generalvertretungsvertrag für den Volks
auch der Standort des 1965 für den Import eröffne-
wagen», den legendären Käfer, abschliessen – der
ten Fahrzeuglogistik Zentrums Birrfeld bei Lupfig AG
Start eines rasanten Motorisierungsprozesses in
auf, zu dem ein Neuwagen-Parkplatz und später ein
der Schweiz. Wie kein anderes Gefährt symbolisierte
grosses Parkhaus gehörten. Doch beide Standorte
der Volkswagen, dass die motorisierte Mobilität
liegen heute goldrichtig inmitten grosser Agglomera
daran war, für alle Bevölkerungsschichten erschwing
tionen, direkt bei Autobahndrehkreuzen, und sind
lich zu werden. Die solide Konstruktion und die
an den internationalen Schienenverkehr angeschlos-
guten Fahreigenschaften in der Schweizer Hügel-
sen. Sie ermöglichten der AMAG den frühen Aufbau
und Berglandschaft überzeugten die Menschen – der
eines hochprofessionellen und wachstumsfähigen
Käfer erreichte Marktanteile von bis zu 30 Prozent.
Logistiknetzwerks, ohne welches das Unternehmen seine heutige Marktposition kaum erreicht hätte.
Weitsichtige Investitionen auf der grünen Wiese Schinznach-Bad war in jenen Jahren das Zentrum
Grossgarage im Kartoffelacker
der AMAG Aktivitäten. Zusätzlich zur Montage kamen
Weitblickend agierte die AMAG auch beim Aufbau
zuerst auch alle fertig importierten Fahrzeuge
ihres Absatznetzwerks. 1956 eröffnete sie in Zürich
an den Standort an der Aare; die VW Käfer gelangten
an der Ueberlandstrasse ihre erste neue Garage.
inzwischen nicht mehr auf der Strasse dorthin,
Bob Hilpertshauser, einer der ersten Lehrlinge der
sondern per Bahn. Das rasch wachsende Ersatzteil-
AMAG und bis zur Pensionierung für das Unterneh-
lager war auf mehrere Holzhütten verteilt.
men aktiv, erinnert sich gut an die Reaktionen: « Alle fragten sich, was eine so grosse Garage in den
Anfang der Fünfzigerjahre erkannte die AMAG
Kartoffeläckern draussen zu suchen hatte.» Doch
Führung, dass sie handeln musste, wenn sie das
auch in diesem Fall erwies sich die Standortwahl
Wachstumsmoment weiter nutzen wollte. In einem
zwischen der wachsenden Stadt und dem Flughafen
Pionierakt beschloss sie, das Ersatzteilgeschäft in
als richtig. Die AMAG Ueberland war bis 2011 das
Flaggschiff des Unternehmens im Raum Zürich. Und
Früh erste Computer eingeführt
mit dem Mövenpick-Restaurant im Betrieb wurde
Eine weitere für die AMAG wichtige Investition
sie sogar zu einem Ausflugsziel.
tätigte Walter Haefner 1959 mit dem Automation Center (AC) in Wettingen, nachdem er bereits seit
Die AMAG Ueberland markierte den Bau einer
1954 Versuche mit damals gerade erst verfügbar
ganzen Reihe von eigenen Garagen in den wichtigen
gewordenen Festplattencomputern gewagt hatte.
Schweizer Zentren wie Bern, Biel, Genf und Lau
Das AC stellte als Schwesterfirma der AMAG den
sanne. Ab 1959 realisierte sie zudem in kleineren
F irmenrahmen für den Kauf des ersten kommerziell
Zentren zahlreiche Garagen, die sie an selbstständig
erfolgreichen Computers Ramac 305 von IBM dar –
arbeitende Franchising-Unternehmen vermietete.
ein damals enorm teurer Schritt. Die Überlegung
«So erreichten wir rasch eine landesweite Präsenz,
dahinter: Die Bewirtschaftung des AMAG Ersatzteil-
die unser Wachstum und unseren Erfolg stützten»,
lagers erfolgte manuell mit Karteikarten – eine
erinnert sich Reto Töndury, langjähriger Kommunika
unendlich mühsame und aufwendige Prozedur. Dank
tionschef und später Verwaltungsrat der AMAG.
des Elektronenhirns im Automation Center, das dem Ersatzteillager in Buchs Dienstleistungen ver-
Sein Talent als Geschäftsmann bewies Walter Haefner
kaufte, gelang der AMAG der Sprung ins digitale
neben dem Autogeschäft auch in weiteren Feldern,
Zeitalter deutlich früher als Mitbewerbern.
unter anderem mit dem Küchengerätehersteller Novelectric und dem Bau- und Generalunternehmen
Wie prägend das Schwesterunternehmen für die
Mobag. Enger mit dem Stammgeschäft verknüpft
AMAG war, zeigen Ausschnitte aus einer damaligen
waren zwei weitere Engagements. Bereits 1953
Firmenpublikation: «Der Ramac 305 hat 10 Millionen
erkannte der AMAG Patron, dass der Kauf eines ei-
Zahlen und Zeichen im ‹Kopf›! Er besorgt auto
genen Autos für viele Menschen eine hohe finanzielle
matisch die ganze Fakturierung und das Bestell
Hürde darstellt. Deshalb gründete er als Gefäss für
wesen für die Auto-Ersatzteile, er kennt von
die Finanzierung von Autokäufen die Aufina AG,
jedem Artikel den Lagerbestand und schreibt von
die er später an die Schweizerische Bankgesellschaft
selbst eine N eubestellung, sobald nur noch ein
verkaufte und die heute im UBS Leasing weiterlebt.
bestimmtes M inimum an Exemplaren vorhanden ist.
In diversen mittelgrossen Ortschaften baute die AMAG Garagenbetriebe, die sie jungen Garagisten im Franchising zur Verfügung stellte.
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«Mit selbständig arbeitenden FranchisingUnternehmen erreichten wir rasch eine landesweite Präsenz, die unser Wachstum und unseren Erfolg stützten.» Reto Töndury, langjähriger Kommunikationschef und später Verwaltungsrat der AMAG
Das Automation Center (AC) in Wettingen im Jahr 1965
Dem E lektronenhirn entgeht auch nicht das kleinste
importeurin, Autoverkäuferin und Mobilitätsdienst-
Detail, das zu seinem vielseitigen Aufgabengebiet
leisterin sein muss. Seit 1980 ist dieser Aufgaben
gehört.»
bereich in der AMAG Leasing AG zusammengefasst. Sie verleast Einzelfahrzeuge und Fahrzeugflotten
Für die Garagen und Händler entwickelte das Auto-
an Privat- und Firmenkunden und bietet darüber
mation Center zudem Software für Buchhaltung,
hinaus ein umfassendes Dienstleistungsspektrum –
betriebliche Statistiken und Personalwesen, die es
von der Tankkarte bis zum computergestützten
auch an Dritte verkaufte. Das Geschäft war so
Fleetmanagement.
erfolgreich, dass Haefner das Automation Center mit Filialen in Genf, Basel und in verschiedenen
Hybrid-Versuche schon 1991
europäischen Ländern nach einigen Jahren über
Die technologische Innovation der Fahrzeuge fiel
einen Aktientausch in eine amerikanische Firma ein-
und fällt nicht in den Aufgabenbereich der AMAG.
brachte – und so auch zum erfolgreichen IT-Unter-
Wenn es um die Markteinführung neuer Modelle
nehmer wurde.
oder neuer Fahrzeugkonzepte geht, hilft das Unternehmen mit seinem Know-how aber tatkräftig mit. 1991 etwa unterstützte es die Finanzierung eines
«Wir waren in der Schweiz und in Europa führend» «Das AMAG Ersatzteillager und das Automation Center sollten damals zusammenarbeiten. Aber es funktionierte nicht richtig, weil die Chemie zwischen den Leuten nicht stimmte. Als ich 24 war, erhielt ich vom Ersatzteillager die Aufgabe, zu vermitteln. Das war eine ungeahnt spannende Aufgabe. Das Automation Center arbeitete mit den ersten Computern der Schweiz. Nur die Swissair und die grossen Banken hatten auch schon solche Maschinen. Die Leute kamen von überallher, um den Computer zu sehen und unsere praktischen Anwendungen kennenzulernen. Meine Aufgabe war, Business überlegungen einzubringen. Zusammen mit dem Automation Center haben wir tolle Anwendungen für den Importeur und die Händler entwickelt – wir waren in der Schweiz und in Europa in unserer Branche führend. Ende 1971 hat dann die AMAG entschieden, einen eigenen Computer zu installieren und die Aufgaben des Automation Centers selbst zu übernehmen. Das war der Anfang des IT-Bereichs der AMAG.» Peter Utzinger (83) durchlief von 1952 bis 1955 in der AMAG Utoquai eine KV-Lehre. Nach Aufenthalten in der Westschweiz war er ab Juni 1960 im Ersatzteillager in Buchs für die Kontakte zum Automation Center in Wettingen zuständig. Später nahm er im Teilelogistik Zentrum Buchs Führungsfunktionen wahr und leitete dieses von 1972 bis zu seiner Pensionierung 1995.
mehrjährigen Flottenversuchs mit 20 ParallelhybridFahrzeugen des VW Modells «Golf» in Zürich. W issenschaftlich begleitet wurde der Versuch von der ETH Zürich, wobei verschiedene Akkuvarianten getestet wurden. Die Reichweite der Hybride betrug mit dem Elektromotor allein je nach Topografie rund 25 Kilometer. Für den Marktdurchbruch kam das Konzept zu früh, und die Akkutechnologie war noch nicht reif. AMAG Autowelt: einzigartig und kundenfokussiert Einen Pionier-Meilenstein setzte die AMAG 2011 mit der Eröffnung der AMAG Autowelt in Dübendorf (siehe Seite 42). Das bis heute in der Schweiz und ganz Europa einzigartige Konzept vereint den Verkauf und die ganzen Aftersales-Dienstleistungen aller Automarken der AMAG für ein grosses Einzugsgebiet unter einem Dach. Rund 100 Millionen Franken investierte die AMAG in das massgeschneiderte Gebäude, das mit seinen Dimensionen und seinen auch räumlich ausgeklügelt ineinandergreifenden
Früh erfasste die AMAG mit ihrer starken Kunden
Prozessen einem Kreuzfahrtschiff ähnelt. Im Fokus
orientierung auch, dass das Leasinggeschäft ein
stand dabei immer, die Kundenbedürfnisse optimal
wichtiges Standbein einer integriert tätigen Auto
abzudecken.
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Weiter hat die AMAG in den letzten Jahren insbe-
mithalten will, muss über entsprechendes Know-how
sondere in Einrichtungen investiert, die sich freie
verfügen und agil sein. Mitte 2018 gründete die
Garagisten nicht leisten können. Dazu gehören
AMAG deshalb das Innovation & Venture LAB. Sein
spezialisierte Karosserie- und Lack-Centers wie jenes
Ziel ist, Innovationen noch schneller und noch fokus-
in Lengwil bei Kreuzlingen TG oder das im Bau be-
sierter voranzubringen, neue Geschäftsmodelle zu
findliche Zentrum in Wettswil bei Zürich. Solche auf
entwickeln sowie Beteiligungen und Start-ups ope-
maximale Effizienz getrimmte Dienstleistungs
rativ zu führen. Dazu spürt das LAB Mobilitätstrends
fabriken sind bereits auf den Markt der Zukunft
nach, vernetzt sich mit führenden Universitäten und
ausgerichtet – mit mehr Elektroautos, weniger
setzt sich mit Initiativen des Volkswagen Konzerns
Wartung, durch autonome Fahrzeuge reduzierte
auseinander. Aktuelle Themen im Innovation & Ven-
Unfallzahlen, aber mit komplexeren Schadensbildern.
ture LAB sind zum Beispiel Connectivity, M obility as a Service, E-Mobility Services sowie d isruptive
Neuer Auftritt
E-Business-Modelle.
Im letzten Jahrzehnt fokussierte die AMAG ihren Pioniergeist unter anderem auf Erneuerungen in der
Bestens aufgestellt für die nächsten
Organisation und im Auftritt des Unternehmens.
Pionierleistungen
Dazu gehörte die Einführung des neuen Logos am
Eine weitere organisatorische Anpassung folgte
25. August 2013 mit einem grossen Mitarbeitenden-
A nfang 2018. Das Autogeschäft wurde aus der
anlass im Zürcher Hallenstadion. Das Logo ist
C areal, der Familienholding der Haefners, herausge-
zurückhaltend als Schriftzug gestaltet und ersetzt
löst und neu in der heute Martin Haefner gehören-
das alte Bildlogo mit der Front eines Rennwagens.
den AMAG Gruppe zusammengefasst. Seither ist
Der Hauptgrund für den Schritt: Im Vordergrund
das Unternehmen zudem in Business-Units organi-
stehen sollen gegenüber den Kundinnen und Kunden
siert. Diese Schritte unterstützen eine klare Führungs
die Bildmarken der Autobrands – zum Beispiel
verantwortung mit kurzen Entscheidungswegen
das VW Emblem oder die Audi Ringe. In einer zeitlich
und sind die Voraussetzung dafür, dass die AMAG
und finanziell aufwendigen Aktion wurde in den
ihren Pioniergeist auch künftig in die Tat umsetzen
Folgewochen an allen Standorten das alte Logo ab-
kann. Einen positiven Beitrag zum Innovationsumfeld
geschraubt und durch den neuen Schriftzug ersetzt.
leistet auch der in der zweiten Hälfte 2019 erfolgte Zusammenzug der meisten Führungs- und Adminis-
Als AMAG Gründer Walter Haefner 1910 geboren
trationsfunktionen im neuen Bürokomplex Helix
wurde, waren in der Schweiz 2276 Personenwagen
in Cham ZG. In diesem Rahmen wurde auch der Kon-
registriert – heute sind es rund 4,6 Millionen. Der
zernsitz von Zürich an den neuen Standort verlegt.
allergrösste Teil dieses enormen Wachstums fiel auf die Zeit zwischen 1950 und 2000. Die AMAG hat
Dank ihres Pioniergeists hat sich die AMAG von der
diese Veränderung der Mobilität mitgeformt und ist
mutigen Importeurin britischer Autos direkt nach
mit ihr gross geworden. Seit einigen Jahren zeichnet
Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer grossen und
sich nun eine weitere Veränderungswelle ab, die
landesweit bestens positionierten Mobilitätsan
insbesondere von der technologischen Entwicklung
bieterin entwickelt. Was die Zukunft genau bringt,
im Bereich der Elektromobilität und der selbstfah-
kann niemand sagen. Doch klar ist: Das Fundament
renden Fahrzeuge sowie von Umweltaspekten ge-
für die Fortschreibung der AMAG Erfolgsgeschichte
trieben wird. Wer in solchen Zeiten der Veränderung
ist gelegt.
Ein interdisziplinäres Team arbeitet im AMAG Innovation & Venture LAB losgelöst von Tagesgeschäft und Strukturen an Themen rund um die individuelle Mobilität von morgen.
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«Wir haben Kundenorientierung schon 1946 gelebt.»
Die AMAG legt heute sehr grossen Wert auf
wickelt. Auch bei der AMAG gehörten eine
die Kundenorientierung. War dies früher auch
Drehbank und eine Esse für Schmiedearbeiten
schon so?
zum Inventar. An der Gewerbeschule und der
Wir haben diese Haltung im Alltag schon immer
Lehrabschlussprüfung waren damals Dreh-
gelebt. Bereits 1946, als ich die Lehre als Auto
und Schmiedearbeiten Prüffächer. Die rein
mechaniker in der AMAG Utoquai begann. Der
autotechnischen Kenntnisse der Mechaniker
Werkstattchef hat mir dieses kundenorientierte
waren eher bescheiden, zu jener Zeit gab es
Denken schon am ersten Tag beigebracht und
ja dazu kaum Ausbildungsangebote. Für einen
eingeimpft. Es hat mich während meines ganzen
wissbegierigen Lehrling war das natürlich ein
Berufslebens nicht mehr losgelassen.
Nachteil. Messgeräte waren nur wenige vorhan den. Repariert wurden alle Marken, vor allem
Haben Sie ein Beispiel für diese frühe Kunden-
auch Autos, die während des Krieges stillgelegt
orientierung?
waren und wieder fahrtüchtig gemacht wurden.
Ja, das war im vierten Lehrjahr. Ein Kunde rief an. Der Motor an seinem Kastenwagen sei ka
Wie war Ihre erste Begegnung mit dem VW Käfer?
putt, der Wagen stehe in einer kleinen Werkstatt
Wir alle standen zuerst skeptisch um dieses
in Arbon am Bodensee. Ich musste alles stehen
Auto herum. Es wirkte etwas fremd, der Motor
und liegen lassen und fuhr noch am gleichen
war hinten und nicht vorne, die Motorkühlung
Nachmittag nach Arbon. Ich konnte mir in
erfolgte mit Luft und nicht wie gewohnt mit
etwa vorstellen, was passiert war. Für die Repa
Wasser. Es war das Zeitalter, als an den Pass
ratur musste der Motor zerlegt werden; die
strassen Wasserstellen aufgebaut waren, um den
dafür notwendigen Werkzeuge und die Ersatz
Kunden bei kochendem Motor-Kühlwasser
teile nahm ich mit. Gegen Mitternacht lief der
behilflich zu sein. Darüber wussten die Kunden
Motor wieder. Anschliessend fuhr ich wieder
Bescheid. Aber Luft? Sie waren eher kritisch.
zurück und war um 7.30 Uhr selbstverständlich
Eine geniale Werbung half: «Luft siedet nicht,
wieder am Arbeitsplatz am Utoquai.
Luft gefriert nicht.» Das überzeugte.
Wie muss man sich eine Werkstatt von
Wie verlief Ihre berufliche Entwicklung nach
damals vorstellen?
dem Abschluss der Lehre?
Die damalige Autowerkstatt hatte sich in der
Ich hatte schon während der Lehrzeit Visionen:
Regel aus einer mechanischen Werkstatt ent
Weiterbildung zum Automobilingenieur und
«Der Werkstattchef hat mir dieses kundenorientierte Denken schon am ersten Tag meiner Lehre beigebracht und eingeimpft. Es hat mich während meines ganzen Berufslebens nicht mehr losgelassen.» Bob Hilpertshauser, erster Lehrling der AMAG
Offiziersschule. Beides habe ich durchgezogen.
Das Wichtigste war, den aktuellen Stand der
Während der Semesterferien arbeitete ich
Technik mit möglichst geringem Informations
für etwas Sackgeld in der AMAG Utoquai als
verlust in jeden einzelnen Betrieb zu bringen.
Mechaniker weiter.
Zudem führten wir eine Reihe von Kunden kontakt-Programmen ein, zum Beispiel die
Danach kamen Sie zu AMAG Import. Welche
kostenlose Autowäsche nach einem Service oder
Aufgaben hatten Sie da?
nach Reparaturarbeiten.
Dringend war der Aufbau einer Schulung für das Werkstattpersonal der Vertriebsorganisation.
Was war der Gedanke dahinter?
Während der ersten Jahre war das ein Ein-
Beim Service muss man auch jene Dinge
Mann-Unternehmen in einer alten Armee
berücksichtigen, die der Kunde sieht oder hört.
baracke. Der Schulungsbedarf wurde immer
Die Sauberkeit ist da ganz wichtig. Was wir
umfangreicher, ein leistungsfähiges Ausbildungs
am Motor im Service gemacht haben, kann
zentrum wurde gebaut und die Stufe «Service
er viel weniger beurteilen. Ein weiteres Beispiel
techniker» eingeführt. Von diesem Wissens
für die Kundenorientierung sind übrigens die
zuwachs profitierten Kunden und Werkstatt
Räderhotels. Diese heute voll automatisierten
gleichermassen.
und zum Teil zentralisierten Räder- und Reifen lager gehen auf eine frühe Initiative zurück.
Sie wurden bereits in jungen Jahren Kunden-
Wir haben das damals noch in den Garagen
dienstleiter aller AMAG Marken. Gab es da
organisiert. Bei den Kunden kam dieses Ange
weitere Meilensteine in der Kundenorientierung?
bot sehr gut an. Dasselbe gilt für das AMAG
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Im April 1947 konnte der damalige Verkaufsleiter Hans Stanek (links) den tausendsten Standard übergeben.
Austauschprogramm und die Mobilitätsgarantie
hatte aber keinen Vertrag. Da sah ich eines Tages
im Pannenfall.
Walter Haefner an der Tankstelle am Utoquai. Ich nahm allen Mut zusammen und fragte ihn
Haben Sie Ihre Ziele bei der AMAG erreicht?
nach einem Mechanikervertrag. Er schaute
Das beurteilt in erster Linie der Kunde. Ich
mich an und fragte: «Ist Ihnen mein Wort weni
erinnere mich aber an die letzte in meiner akti
ger wert als ein Stück Papier?» Ich ging 1997 mit
ven Zeit bei der AMAG durchgeführte Kunden
dem Lehrvertrag in Pension.
befragung des VW Werks. Die AMAG hat dabei sehr gute Werte erreicht, auch im europäischen Vergleich. Das ist vor allem ein Verdienst der hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitar beiter der ganzen Vertriebsorganisation. Welches Erlebnis ist Ihnen aus Ihrer AMAG Zeit am eindrücklichsten geblieben? Am Anfang hatte ich einen Lehrvertrag erhalten. Nach der Lehre arbeitete ich als Mechaniker,
Bob Hilpertshauser (88) hat sein gesamtes B erufsleben bei der AMAG verbracht. Nach der Lehre als Automechaniker 1946 war er im Importbereich tätig und leitete ab 1965 den Kundendienst aller AMAG Marken. Parallel dazu absolvierte er eine militärische Karriere bis zum Oberst der Transporttruppen.
VOM UTOQUAI IN DIE GANZE SCHWEIZ HINAUS
1945 hatte die AMAG einen einzigen Standort:
der Sechzigerjahre entstand die AMAG Biel, und
denjenigen am Zürcher Utoquai. Heute sind es
1968 eröffnete das Unternehmen nahe beim Wank-
über 100 eigene Betriebe und Standorte. Rund
dorfstadion die Grossgarage AMAG Bern. Wenn
400 Partnerbetriebe ergänzen diese zum dichtes-
Partnerbetriebe zum Verkauf standen, weil etwa
ten Netzwerk der Schweizer Autobranche. Dieses
keine Nachfolge gefunden werden konnte, nutzte
ist zusammen mit einer ausgeprägten Kunden
die AMAG auch Zukäufe, um ihre Präsenz zu verstär-
orientierung das Erfolgsfundament der AMAG.
ken – so geschehen zum Beispiel 1959, als sie die ehemalige Grossgarage Waibel an der Badener
Die Vision der AMAG war von Anfang an, sich die
strasse in Zürich übernahm und so das Fundament
ganze Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein
für die AMAG Letzigrund legte.
als Absatzgebiet zu erschliessen. Nach den ersten Verkaufserfolgen begann das Unternehmen damit,
Ab Ende der Fünfzigerjahre beschleunigte die
ein Vertreternetz mit geeigneten leistungsfähigen
AMAG ihr Wachstum mit einem Franchise-System.
Kundendienstbetrieben aufzubauen. Dazu arbeitete
Insbesondere in schnell wachsenden Agglomeratio-
sie mit vertrauenswürdigen privaten Familien
nen baute sie eine ganze Reihe von modernen
betrieben zusammen.
Stützpunkten und vermietete diese an tüchtige junge Unternehmer zur selbstständigen Geschäftsführung.
Parallel dazu verfolgte die AMAG die Strategie, die wichtigsten Städte im Land möglichst rasch mit eigenen Standorten zu erschliessen. Der erste Filialbetrieb entstand 1952 an der Schwarztorstrasse in Bern und war die damals modernste Servicestation der Schweiz. Weil es am Zürcher Utoquai immer weniger Platz gab, eröffnete die AMAG 1956 an der Peripherie der Stadt an der Ueberlandstrasse Richtung Flughafen Zürich-Kloten die landesweit grösste Garage. Weitere Wachstumsschritte mit eigenen Garagen folgten: 1962 war Genf an der Reihe, Mitte
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«Wichtig beim Aufbau des Netzwerks war, dass die AMAG als Familienbetrieb schnell entscheiden konnte.» Silvio Bizzini, ehemaliger AMAG Verwaltungsrat und Geschäftsführer der AMAG Betriebe Lugano
Beispiele dafür sind Bachenbülach, Horgen, Romans
ben das dichteste Garagennetz der Schweiz bilden –
horn, St. Gallen Lerchenfeld, Dulliken, Cham und
wichtig zum Beispiel gerade für Flottenkunden.
Bellinzona. Die Franchise-Betriebe konnten je nach lokalem Markt im Baukastensystem kleiner oder
Neben einem dichten Vertriebs-, Logistik- und
grösser realisiert werden.
Servicenetz ist die Kundenorientierung ein weiterer wichtiger Schlüssel zum AMAG Erfolg. Und war es
Fein austariertes Standortnetz
von Anfang an – die AMAG hat neue Kundenbedürf-
Über die Jahre entstand so in allen Landesteilen ein
nisse sowie gesellschaftliche und technologische
Netz von eigenen Standorten und Partnerbetrieben.
Trends immer rasch aufgenommen und umgesetzt.
Wenn eine neue Marke dazukam, wie etwa 1992
Dies erlaubte ihr, einen absolut zentralen Meilenstein
ŠKODA, wuchs das Netzwerk mit. Die meisten Kun-
in der Kundenorientierung in einen Wettbewerbs
dinnen und Kunden verbinden «AMAG» heute mit
vorsprung umzuwandeln: die Digitalisierung, die sie
einem der über 80 eigenen AMAG Garagenbetriebe,
bereits in den Sechzigerjahren einleitete (siehe
die insbesondere entlang der Wirtschaftsachse vom
Seite 28). Die ersten kommerziell verfügbaren Com-
Bodensee bis zum Genfersee angesiedelt sind. Diese
puter bildeten die Basis für den Aufbau eines
verkaufen rund jedes zweite Fahrzeug, welches
hocheffizienten Logistiknetzes, das bis heute in der
das Unternehmen importiert. Ergänzt wird das fein
Branche eine Vorbildfunktion hat (siehe Seite 48).
austarierte Netz durch rund 400 freie Vertragspart-
Auch das heute nirgends mehr wegzudenkende
ner, die ebenfalls die Marken des Volkswagen Kon-
Customer Relationship Management war bei
zerns vertreten und zusammen mit den AMAG Betrie
der AMAG bereits früh selbstverständliche Praxis.
Loyalität entsteht im persönlichen Kontakt «So haben wir das durchgezogen»
«Doch wir dürfen nie vergessen, dass der Computer
«Ein Autoimporteur hat immer ein Dilemma. Die Werke wollen eine möglichst grosse geographische Abdeckung. Doch betriebswirtschaftlich ergibt es wenig Sinn, überall präsent zu sein. Die AMAG hat diese Fragestellung sehr gut gelöst – mit eigenen Garagen vorwiegend in den grossen Zentren und Agglomerationen und einem dichten Partnernetzwerk. Ich kann mich noch sehr gut an die Anfänge dieses Gesamtkunstwerks erinnern. Die AMAG hat in allen Landesteilen mit Familien zusammengearbeitet, die im Autogeschäft einen guten Namen hatten. Zum Beispiel in Lausanne mit der Familie Jean, die auch die Cilo-Fahrräder herstellte. Oder in Lugano mit der Familie Fumagalli von der Garage Cassarate und in Fribourg mit der Familie Gendre, die auch im Aufzugsgeschäft tätig war. In vielen Fällen wurden die Betriebe später der AMAG angeboten, und sie konnte die Betriebe übernehmen.
nur ein Instrument ist, das uns unterstützt, die
Wichtig beim Aufbau des Netzwerks war, dass die AMAG als Familienbetrieb schnell entscheiden konnte. Ein Beispiel dazu: 2002 hatte ich die Idee, in Lugano eine Porsche Vertretung aufzubauen. Zuerst spürte ich viel Skepsis. Doch dann kam Walter Haefner persönlich ins Tessin. Ich holte ihn mit einem ŠKODA am Bahnhof ab, und wir gingen mittagessen. Auf einer Papierserviette skizzierte ich ihm den Businessplan – man muss sich eben einfach und klar ausdrücken können, und selbstverständlich hatten wir im Hintergrund alles genau durchgerechnet. Am Nachmittag besichtigten wir den vorgesehenen Standort in Noranco, gleich gegenüber der Mercedes-Vertretung. Nach drei Tagen rief mich Haefner an und sagte: ‹Bizzini, wenn Sie bis zur Eröffnung der Vertretung bei uns bleiben, haben Sie mein Ja.› Und so haben wir das durchgezogen. Heute ist das P orsche Zentrum Lugano ein erfolgreicher AMAG First Betrieb. Dieses Vorgehen war typisch für die AMAG. Ich war immer stolz auf sie; sie ist meine zweite Familie.» Silvio Bizzini (79) wuchs in einer Garagistenfamilie in Biasca TI auf, die auch VW Käfer verkaufte. Ende der Sechzigerjahre kam er zur AMAG in den Geschäfts bereich Import, wo er verschiedene leitende Funktionen innehatte. Später übernahm er die Leitung der traditi onsreichen Tessiner Garage Cassarate-Gruppe mit den Marken VW, Audi, SEAT, ŠKODA und Porsche. Diese entwickelte er erfolgreich weiter und führte sie auf den 1. Januar 2001 in die AMAG Gruppe. 2006 wechselte Silvio Bizzini in den Verwaltungsrat. Diesen verliess er 2014 und ist bis heute beratend für das Unternehmen tätig.
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Bedürfnisse der Kunden systematisch zu erkennen», mahnt das AMAG Urgestein Silvio Bizzini. Denn Loyalität entsteht und wächst nicht digital, sondern im persönlichen Kontakt, wenn die AMAG Mitarbeitenden die Erwartungen der Kunden immer wieder übertreffen und so positive Emotionen wecken. Gelingt dies, kann eine emotionale Bindung entstehen, die lebenslang hält und ausstrahlt – solche Kunden empfehlen die AMAG auch bei ihren Freundinnen und Freunden weiter. Heute ist die Kundenorientierung konsequent in die AMAG Prozesse eingebaut. Doch auch auf dieser organisatorischen Ebene gilt: Der persönliche Kontakt und das persönliche Erlebnis des Kunden sind ausschlaggebend. Deshalb sensibilisiert die AMAG ihre Mitarbeitenden regelmässig für diese wichtige Grundhaltung, zum Beispiel ab 2012 mit der Initiative «AMAG Nr. 1 – WE SURPRISE» für eine im Alltag gelebte Kundenorientierung. Romands ticken anders als Deutschschweizer Für eine wirkungsvolle Kundenorientierung ist es zudem zentral, die unterschiedlichen Gegeben heiten in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz zu berücksichtigen. So sagt Denis Angéloz (65), bis Ende 2018 Leiter der AMAG Region Romandie: «Ein Kunde oder eine Kundin aus Lausanne, Genf oder Neuchâtel ist in der Regel kritischer und deshalb aufwendiger zu betreuen als ein Deutschschweizer. Sie wollen mehr und sehr gut dokumentierte Erklärungen und verlangen von uns höchste Flexibilität. Mit anderen Worten: Wir müssen unsere Kunden regelrecht von der Qualität unserer Produkte
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und Dienstleistungen überzeugen, bis es zum
Kommentar und können sie die Person dahinter
Abschluss kommt. Ein Deutschschweizer oder eine
identifizieren, nehmen René Reymond und seine
Deutschschweizerin schenkt normalerweise dem
Teams persönlich Kontakt auf. «Ein schlechtes
Unternehmen und seinem Image mehr Vertrauen.
R ating tut mir weh – wir müssen daraus lernen»,
Die Romands sind übrigens auch schneller und
begründet er. Erst kürzlich hatte er bei einem solchen
offensiver, wenn es um Reklamationen geht. Aber
Kontakt ein prägendes Erlebnis: «Der Kunde hat
bien oui … wir stellen uns gerne auf unsere Kunden
unser Vorgehen so geschätzt, dass er das Rating
ein, genauso wie dies unsere Kollegen in der Deutsch
geändert und auf positiv gestellt hat.»
schweiz und im Tessin tun.» Voneinander lernen Sein Kollege René Reymond (47), seit 2015 Leiter der AMAG Autowelt in Dübendorf und heute auch des Betriebsverbunds Zürich Ost, kennt als in der Deutschschweiz aufgewachsener Romand die Unter schiede zwischen den Landesteilen ebenfalls. Seine Devise ist: «Wir können alle voneinander lernen.» Wichtig ist für ihn, die Kunden immer «auf Augenhöhe» als Partner zu sehen und ihnen fair, transparent und ehrlich zu begegnen, «dann sind sie auch bereit, für eine Dienstleistung einen angemessenen Preis zu bezahlen». Auch wenn ein Kundenkontakt nicht
Mit einem Kunden nach Turin «Ich war Anfang der Siebzigerjahre als junger Ingenieur in Schinznach-Bad tätig. Da erhielt ich einen Anruf von Walter Haefner. Er beauftragte mich, einen wichtigen Kunden nach Turin zu begleiten, zum weltbekannten Autodesigner Pietro Frua. Der Kunde hatte ein von Frua gestaltetes Auto gesehen und wollte unbedingt auch ein solches. Ich musste alles stehen und liegen lassen und machte mich mit dem Kunden auf den Weg. Im Kontakt mit dem Designer übersetzte ich für ihn vom Deutschen ins Italienische. Am Ende stand das Design. Frua fertigte die Karosserie in einjähriger Handarbeit an. Wir montierten sie dann in Schinznach-Bad auf ein Chrysler-Chassis.» Silvio Bizzini, ehemaliger AMAG Verwaltungsrat und Geschäftsführer der AMAG Betriebe Lugano
funktioniert hat, lässt Reymond nicht locker. Regelmässig durchforsten seine Leute die Google-Ratings der AMAG Autowelt. Finden sie einen schlechten
«Die AMAG ist meine zweite Familie.» Silvio Bizzini, ehemaliger AMAG Verwaltungsrat und Geschäftsführer der AMAG Betriebe Lugano
EIN TYPISCHE UNTERNEHME MIT WEITSIC SCHAFFT BES
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ES FAMILIEN EN PLANT HT UND STÄNDIGKEIT.
«DIE PROZESSE PLAN TEN WIR AN EINEM ARCHITEKTURMODELL» In den letzten Jahren haben sich immer mehr
Die AMAG Autowelt in Dübendorf ist eine Welt
Kontakte zwischen Unternehmen und ihren
für sich. Im Erdgeschoss öffnet sich das über
Kunden in den digitalen Raum verlagert. Anders
200 Meter lange Gebäude gegen aussen, emp
ist dies in den AMAG Garagen. Dort ist der
fängt Besucherinnen und Besucher freundlich –
persönliche Kontakt für ein positives Gesamt
ob sie mit dem eigenen Auto anreisen oder mit
erlebnis weiterhin zentral. Die AMAG investiert
der wenige Meter entfernt haltenden Glattal
deshalb bewusst in ihre Garagen und fördert
bahn. Wer eintritt, wird sofort begrüsst und an
dort die Kundenorientierung – erzählt von René
den richtigen Ort gewiesen – zur Service-
Reymond, der Leiter Betriebsverbund Zürich Ost,
und Reparaturannahme oder zu den Verkäufern,
am Beispiel der AMAG Autowelt in Dübendorf.
die ihre Marken Volkswagen, ŠKODA, Audi,
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SEAT und VW Nutzfahrzeuge in fünf grosszügi
Verkehr gut erschlossen sind. Wir haben
gen Showrooms zeigen. Geht man in die oberen
eine eigene Haltestelle der Glattalbahn, direkt
Stockwerke, öffnet sich eine ganz andere Welt.
vor der Haustüre. Leider haben wir es nicht
Eine Strasse führt durch das ganze Gebäude,
geschafft, dass sie AMAG Autowelt heisst …
links und rechts reihen sich Werkstätten der
Service- und Reparaturkunden erhalten gratis
fünf Marken, Ersatzteillager, Lackiererei,
ein VBZ-Ticket. Neben Ersatzwagen bieten
Spenglerei, Diagnose Center, Express-Service
wir neu auch Scrooser-Elektroroller für die
und Flächen für weitere Dienstleistungen anein
Ersatzmobilität an.
ander. Auch ein Ausbildungszentrum gehört dazu, das pro Jahr von über 200 Lernenden der
Welches war die grösste Herausforderung bei
AMAG und der Partnerbetriebe besucht wird.
der Planung der AMAG Autowelt?
Zuoberst befinden sich die Waschstrassen, das
Wir haben sehr stark darauf geachtet, der Auto
helle Personalrestaurant für die rund 260 Mit
welt eine Struktur und eine Kultur zu geben.
arbeitenden und Büros für HR und weitere
Dazu mussten wir in einem Gebäude fünf Mar
Administrationsfunktionen. Alle Prozesse im
ken mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen,
Gebäude greifen wie ein gut geschmiertes
offen gestaltete Zonen für den Kundenkontakt
Räderwerk ineinander – mit einem einzigen Fo
und eine hocheffiziente Werkstatt unterbringen.
kus: zufriedene Kundinnen und Kunden. Rund
Ganz wichtig war, dass die Besucherinnen
100 Millionen Franken liess sich die AMAG unter
und Besucher keine Schwellenangst verspüren
Verwaltungsratspräsident Martin Haefner das
und sie sich trotz der Grösse persönlich gut
neue Flaggschiff kosten – eine Summe, die
aufgehoben fühlen.
einerseits die Bedeutung des Zürcher Marktes mit seiner Millionenagglomeration spiegelt und
Und die Mitarbeitenden?
anderseits zeigt, wie wichtig die Kundenorien
Klar, auch für sie muss es stimmen, damit sie
tierung für den unternehmerischen Erfolg ist.
ihre Leistung bringen können. Wir haben eine Betriebsgrösse, in der es nicht selbstverständlich
René Reymond, gibt es in der Schweiz eine
ist, dass man alle Kolleginnen und Kollegen
vergleichbare Garage?
noch persönlich kennt. Doch wir legen Wert
Nein, in der Schweiz ist die AMAG Autowelt
auf eine gute Atmosphäre. Wie in der gesamten
einzigartig. Und auch in Europa sind wir eines
AMAG pflegen auch wir die «Du»-Kultur – egal,
der grössten Autohäuser. Unsere fünf Import
auf welcher Funktionsstufe man ist. Für den
marken und alle Dienstleistungen rund ums
Zusammenhalt wichtig sind auch gemeinsame
Automobil unter einem Dach zu vereinen, bietet den Kunden einen grossen Mehrwert. Weshalb fiel die Wahl auf den Standort in Dübendorf? Es ging grundsätzlich um einen Ersatz für die AMAG Ueberland. Man hat damals verschiedene Optionen geprüft. Der heutige Standort, drei Kilometer von «der Ueberland» entfernt, ist perfekt, nahe bei der Autobahn, mit Hauptstras sen in alle Richtungen. In 15 Minuten ist man beim Flughafen oder in der Zürcher Innenstadt. Wichtig ist auch, dass wir mit dem öffentlichen
Die AMAG Autowelt Dübendorf in Zahlen –E röffnung: März 2011 –P ersonal: rund 260 Mitarbeitende – S howrooms: insgesamt 6400 m2 –V erkaufte Neuwagen: rund 4000 pro Jahr –D urchgänge (Reparatur/ Service): durchschnittlich 165 pro Tag, in der Hochsaison bis zu 300 –B ebaute Fläche: 10’000 m2 oder 1,5 Fussballfelder –G ebautes Volumen: 185’000 m2 oder 185 Einfamilienhäuser – Gebäudemasse: 218 × 48 Meter oder ein K reuzfahrtschiff; 5 Stockwerke – A rmierung: 4300 Tonnen oder 3600 VW Golf
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«Die Besucherinnen und Besucher sollen keine Schwellenangst verspüren und sich trotz der Grösse der Autowelt persönlich gut aufgehoben fühlen.» René Reymond, Leiter AMAG Autowelt
Events, zum Beispiel die Weihnachtsfeier oder
Showroom. Jede hat auch ihren eigenen
der Grillanlass im Sommer.
Geschäftsf ührer und ihre eigene Werkstatt mit spezialisierten Mechanikern. Es ist eben etwas
Wie haben Sie es geschafft, die vielen unter-
anderes, ob das Herz für Audi schlägt oder
schiedlichen und voneinander abhängigen
für SEAT – diese Identifikation mit der Marke
Prozesse so zu gestalten, dass sie funktionieren?
wünschen wir uns auch, das kommt letztlich
Das war anspruchsvoll. Unsere Werkstätten zum
dem Kunden zugute. Parallel dazu haben wir
Beispiel liegen im zweiten Obergeschoss, da muss
für den Gesamtbetrieb Autowelt einen Betriebs
die Logistik funktionieren, damit wir halten
leiter; er ist ausser für den reibungslosen Ablauf
können, was wir dem Kunden versprechen. Das
im Gebäude für zentrale Bereiche wie Ersatz
Prozessdesign wurde an einem physischen Ar
teillager, Karosserie und Lackiererei sowie Akti
chitekturmodell des ganzen Gebäudes gemacht.
onen im Aftersales zuständig.
Man kann das Modell in Module auseinander nehmen und so wirklich testen, ob ein Ablauf
Apropos Ersatzteillager: Wie funktioniert die
greift. Wir hinterfragen unsere Prozesse laufend
Zusammenarbeit mit AMAG Import?
und optimieren die Organisation kontinuierlich.
Die Zusammenarbeit klappt hervorragend. Wir begegnen uns strukturell auf Augenhöhe
Wie klappt es mit fünf Marken unter einem
und sind gleichwertige Partner. Letztlich
Dach, vom Verkauf bis zum Aftersales?
brauchen sich Retail und Import gegenseitig –
Jede Marke hat ihren in sich geschlossenen
nur gemeinsam sind wir stark. Die AMAG ist
Auftritt, mit einem auf sie zugeschnittenen
ein grosses Unternehmen und gleichzeitig noch
ein Familienbetrieb. Das merkt man, weil die
gungen erhalten wie wir. Am Ende repräsentie
Entscheide langfristig ausgerichtet sind.
ren wir im Markt dieselben Marken, und wenn jemand nicht funktioniert, schadet das allen.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den freien Marken
Mit einer breiten Vielfalt von eher grösseren
partnern?
AMAG Betrieben und tendenziell eher kleineren
Sie sind wichtige Partner der AMAG, gerade
Partnerbetrieben ist zudem sichergestellt, dass
auch für AMAG Import. Ich sehe sie nicht als
die Kunden ein für sie passendes Umfeld finden.
Konkurrenten, obwohl sie von AMAG Import
Es gibt Leute, die lieber zu kleinen Garagen
genau dieselben Dienstleistungen und Bedin
gehen, andere kommen lieber zu einer Gross garage, die ihnen andere Vorteile bietet.
Der Ursprung – AMAG Ueberland Die AMAG Autowelt in Dübendorf ist die Nachfolgerin der AMAG Garage Ueberland in Zürich Schwamendingen. Luftlinie sind die beiden Standorte nur drei Kilometer voneinander entfernt – und beide liegen an der Ueberlandstrasse. Die AMAG Ueberland wurde 1956 eröffnet, an der damaligen Peripherie der Stadt Zürich. Die Einweihungsfeier zog viel Publikum an. Die Lernenden wurden eingespannt, um Cervelats zu bräteln. Die AMAG Ueberland war mit ihrer Grösse und ihren betrieblichen Abläufen für die damalige Zeit ein absolutes Novum. Komplett neuartig war auch das ins Gebäude integrierte Feinschmecker-Restaurant Mövenpick. «Die Leute konnten im Restaurant sitzen und zuschauen, wie die Mechaniker an ihren Autos arbeiteten», erinnert sich ein Zeitzeuge. Mövenpick war damals ein noch weitgehend unbekanntes Unternehmen, die AMAG Ueberland eines ihrer ersten Restaurants. Mövenpick-Gründer Ueli Prager war mit Walter Haefner bekannt. Bereits 1970 wurde die AMAG Ueberland stark ausgebaut und erhielt zusätzliche Geschosse. Im Raum Zürich war sie weiterhin der bedeutendste AMAG Standort und profitierte auch davon, dass Stadt und Agglomeration rund um sie herum stark wuchsen. Letztlich gab diese Entwicklung jedoch auch den Anstoss dazu, die AMAG Ueberland aufzugeben und das neue Zürcher AMAG Flaggschiff in Dübendorf zu eröffnen – die AMAG Auto welt: Im September 2006 stimmte die Stadtzürcher Bevölkerung mit 82,9 Prozent der Einhausung der Autobahn vom Zentrum in Richtung Flughafen und Winter thur definitiv zu – doch das Projekt hatte sich schon länger abgezeichnet. Die Zufahrt zur AMAG Ueberland wäre nach der Realisierung dieses Vorhabens nur noch über Wohnquartiere mit Schulhäusern und Kindergärten sowie über verkehrsberuhigte Strassen möglich gewesen. «Damit wäre eine untragbare Situation sowohl für die Kunden als auch für die Anwohner entstanden», erinnert sich Dino Graf, Leiter Kommunikation der AMAG. Die AMAG Autowelt wurde im April 2011 eröffnet, und im selben Zeitraum schloss die AMAG Ueberland ihre Tore für immer. Seither sind dort Gewerbebetriebe einge mietet, die nach der Aufwertung des Quartiers Schwamendingen einer Wohnsiedlung Platz machen sollen.
Sehen Sie den Online-Handel als Konkurrenz? Nein, für uns ist dies eine weitere Chance, um uns im Markt erfolgreich zu bewegen. Absolut zentral bleibt trotzdem, dass wir uns im analo gen Handel, also vor Ort in den Garagen, von den Mitbewerbern differenzieren können. Das gelingt uns zurzeit sehr gut. Für viele Kunden ist ihr Auto eine der grössten Investitionen im Leben. Sie informieren sich vor einem Kauf sehr gut – natürlich heute vor allem auch online. Deshalb müssen auch unsere Mitarbeitenden sehr gut ausgebildet sein – wobei Fachwissen und Empathie beide eine grosse Rolle spielen. Zudem haben wir den Vorteil, dass wir über den persönlichen Kontakt und eine hervorragende Dienstleistungsqualität punkten können. Wie leben Sie die Kundenorientierung in der AMAG Autowelt? Zuerst einmal haben wir von AMAG Retail un sere übergeordnete Strategie. Diese müssen wir aber letztlich auf unsere Ebene herunterbrechen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter muss wissen, was Kundenorientierung in seinem Aufgabenbereich genau heisst. Ein Kernstück ist für mich, dass wir unsere Versprechen gegen über den Kunden einhalten. Dann haben wir schon viel richtig gemacht. Ebenfalls wichtig ist, jeden Kunden und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Der eine will vorfahren, den Schlüssel abgeben und sofort weiter. Der andere will genau wissen, was mit seinem Auto passiert. Am
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Ende muss sich jeder Kunde und jede Kundin
lich verbannt, dafür haben wir unseren Mitar
rundum wohl und rundum gut betreut fühlen.
beitenden Aluflaschen abgegeben.
Welche nächsten Entwicklungsschritte sind
Sie führen heute den Betriebsverbund Zürich
für die AMAG Autowelt angedacht?
Ost. Sind die erwarteten Synergien eingetreten?
Ein grosses Thema ist die Digitalisierung im
Absolut! Die Einführung der 14 Betriebsverbünde
A ftersales. Dies bedingt ein Umdenken und
im Jahr 2018 war für AMAG Retail ein richtiger
neue Prozesse. Dazu gehört zum Beispiel, dass
Schritt und hat uns sehr viel Schwung gegeben.
die Werkstattaufträge bereits heute papierfrei
Viele der Synergien haben wir bereits erfolg
auf Tablets abgewickelt werden. Diese Neuerung
reich umgesetzt. Unter anderem haben wir im
kommt bei den Kunden sehr gut an. Abgesehen
Verbund für jede Marke einen Verantwortli
von der Zeitersparnis leisten wir auch einen
chen. Dieser koordiniert die Belange der Marke
Beitrag zur Nachhaltigkeit.
und ist für den Auftritt im Markt zuständig. Auch auf der Seite von Aftersales gibt es einen
Sind weitere Themen in der Pipeline?
Verantwortlichen, der alle Fäden in der Hand
In den kommenden Jahren wird uns das rasch
hält. So ist sichergestellt, dass wir optimal auf
steigende Spektrum der Angebote fordern.
gestellt sind und die Kundenversprechen überall
Die Offensive der Elektroautos geht mit der Ein
eingehalten werden. Durch die Vereinheitli
führung des VW ID.3 richtig los. Parallel dazu
chung der Betriebssteuerung können wir zudem
haben wir Hybridfahrzeuge und Autos mit
die Performance der verschiedenen Standorte
reinem Benzin-, Gas- oder Dieselantrieb. Diese
vergleichen und daraus lernen. Und Best-Prac
Breite müssen wir auf allen Ebenen der Organi
tice-Beispiele werden heute rasch und effizient
sation im Griff haben, vom Verkauf über die
implementiert.
Teilelogistik bis in die Werkstatt. Und wie gesagt: Die Kunden sind enorm gut informiert und merken sofort, wenn auf unserer Seite jemand nicht sattelfest ist. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat Audi sein Verkäuferkonzept angepasst. Mit Audi Retail Excellence gehen wir noch expliziter auf den Kunden und seine Wünsche ein. Der Verkaufsprozess wird auf drei verschiedene Mitarbeitende verteilt: den Host, den Expert und den klassischen Verkäufer. Zusammen kümmern sie sich um den Interes senten und begleiten diesen in den verschiede nen Abschnitten seiner Customer Journey. Ist Nachhaltigkeit ein Thema, das Sie in der AMAG Autowelt beschäftigt? Ja, auf jeden Fall. Wir haben im Betrieb ver schiedene Massnahmen ergriffen, um den Stromverbrauch zu reduzieren und den Abfall zu minimieren. Plastikbecher haben wir gänz
René Reymond (47) hat eine Automechanikerlehre absolviert und sich danach zum eidg. dipl. Betriebswirtschafter weitergebildet. Bevor er 2006 als Verkaufsleiter zur AMAG Ueberland stiess, war er bereits 16 Jahre bei einem Mitbewerber tätig gewesen und hatte zudem in der Sportvermarktung gearbeitet. Seit Mitte 2015 leitet René Reymond die AMAG Autowelt in Dübendorf und seit Anfang 2016 zusätzlich den Betriebsverbund Zürich Ost mit insgesamt sieben Betrieben und rund 500 Mitarbeitenden.
GARANTEN DER MOBILITÄT
Mit dem Teilelogistik Zentrum in Buchs ZH revolu-
den Garagen benötigt werden.» Und dies an rund
tionierte die AMAG 1957 ihre Logistikprozesse.
80 AMAG eigenen Standorten und bei rund 400 Part
Auch das 1965 in Betrieb genommene Fahrzeug
nerbetrieben und über 9000 Fremdgaragen, die
logistik Zentrum Birrfeld war ein Geniestreich.
ebenfalls zu den Kunden des Teilelogistik Zentrums
Beide sind bis heute wichtige Knotenpunkte im
gehören. Funktioniert die Logistikkette nicht, ist
AMAG Alltag. Die Logistik der AMAG ist sehr stark
es fertig mit der Mobilität der autofahrenden Kunden.
automatisiert und in der Lage, 95 Prozent aller
«Dass dies nicht passiert, dafür sind wir verant
benötigten Teile innert 6 Stunden an jeden Stand-
wortlich», so Jaeggi.
ort in der Schweiz zu bringen. Dieses High-EndSystem ermöglicht der AMAG, die Mobilität ihrer
Modernste Software koordiniert Logistik
Kunden zu garantieren.
Die Bestellabwicklung erfolgt heute weitgehend automatisch, gesteuert von modernster Software.
Wenn Beat Jaeggi Geschichten über das AMAG
75 Prozent der 7200 täglichen Bestellungen werden
Teilelogistik Zentrum in Buchs ZH erzählt, hört man
von den Garagen direkt über das Online-Bestelltool
gebannt zu – da steckt Leidenschaft dahinter. Und
eParts ins System eingegeben. Der Rest erfolgt
wer den beruflichen Weg des heutigen Leiter Group
telefonisch oder per Fax über das Parts Competence
Aftersales bei AMAG Import kennt, weiss auch, wes-
Center, wo der Auftrag sofort elektronisch erfasst
halb. Jaeggi absolvierte direkt nach dem Studium
und direkt an die verantwortlichen Mitarbeiterinnen
1992 ein Praktikum bei der AMAG in Buchs, «und
und Mitarbeiter im Lager zugeteilt wird. Sämtliche
dann blieb ich hängen». Nach verschiedenen Statio-
Prozesse werden lückenlos vom System überwacht,
nen in der Gruppe ist er heute für rund die Hälfte
koordiniert und kontrolliert, sodass im Lager jeder-
des Personals von AMAG Import verantwortlich und
zeit festgestellt werden kann, welches Teil sich gera-
betreut mit seinen 600 Leuten eine enorme Palette
de an welchem Ort befindet.
an Aufgaben – von der ganzen Teilelogistik über die AMAG Academy und das Qualitätsmanagement
Um sicherzustellen, dass alle benötigten Original-
für alle Marken bis hin zur Koordination mit den
Ersatzteile, Reifen, das Zubehör oder das Werkstatt-
Marken und Teilelieferanten im Einkauf.
verbrauchsmaterial jederzeit verfügbar und innert Tagesfrist beim Kunden sind, lagert in Buchs ein
Mit der Teilelogistik ist Beat Jaeggi für eine zentrale
riesiges Sortiment mit über 100’000 Positionen.
Schlüsselfunktion des Unternehmens verantwortlich.
«Und es werden immer mehr, weil auch die Autos
Die Aufgabe beschreibt er kurz und bündig: «Mate
immer komplexer aufgebaut sind», sagt Beat Jaeggi.
rial und Ersatzteile müssen vor Ort sein, wenn sie in
Jedes Original-Ersatzteil ist passgenau auf den
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«Die Erweiterung des Teilelogistik Zentrums war ein Megaprojekt, das einer Operation am offenen Herzen gleichkam, denn das Tages geschäft musste wie gewohnt weiterlaufen.» Beat Jaeggi, Direktor Group Aftersales
Fahrzeugtyp abgestimmt und vom Hersteller geprüft. Dank grosszügiger Lagerkapazität und aus
Zahlen und Fakten zum Teilelogistik Zentrum in Buchs
geklügelter Logistik ist die AMAG in der Lage, Original-
– Der Nachschub aus den Herstellerwerken wird zu 70 Prozent per Bahn in die eigene Bahnstation in Buchs angeliefert. – Das Sortiment umfasst rund 100’000 Positionen. – Im Lager legen die Teile täglich eine Strecke zurück, die mehr als eineinhalbmal den Äquator umfasst. – Die automatische Behälterförderanlage ist 1,6 Kilometer lang. – Das automatische Kleinteilelager umfasst 43’600 Stellplätze. – Im automatisierten Hochregallager warten die grösseren Ersatzteile auf rund 25’300 Palettenplätzen auf Abruf. – Die Mitarbeitenden im Parts Competence Center beantworten täglich 2000 Anrufe und lösen 1800 Aufträge aus. – Pro Tag werden bis zu 21’000 Positionen bereitgestellt und ausgeliefert. – Die rund 120 eigenen Transportfahrzeuge beliefern über 1000 Standorte in der ganzen Schweiz und legen täglich in zwei Wellen über 20’000 Kilometer zurück. – Die AMAG Teilelogistik nimmt auf die Umwelt Rücksicht: Ein ganzes Bündel von Massnahmen trägt dazu bei, den CO 2 -Ausstoss tief zu halten. Dazu gehören eine der grössten Fotovoltaikanlagen im Kanton Zürich und die junge Fahrzeugflotte mit entsprechend günstigen Verbrauchs- und Abgaswerten. Zudem ist die ganze Organisation darauf ausgerichtet, Leerfahrten zu vermeiden.
Ersatzteile für sämtliche vertretenen Marken, Modelle und Varianten nachzuliefern. Auf die Grösse des AMAG Sortiments ist Jaeggi stolz – und sieht darin einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Importeuren: «Bei uns erhält eine Garage alles aus einer Hand, vom Ersatzteil bis zu den Werkzeugen, Schneeketten und sogar zum Reinigungsmaterial.» Zwei Lieferungen pro Tag Zu den Kunden und Garagen in der gesamten Schweiz und in Liechtenstein gelangen die bestellten Teile und Materialien im Normalfall innerhalb von 6 Stunden. Diese rasche Lieferzeit lässt sich nur im Zusammenspiel der Zentrale in Buchs mit den Regionallagern in Daillens VD, Bioggio TI und Münchenbuchsee BE sowie mit zwei Lieferrunden pro Tag erreichen. «Die Reparatur innerhalb eines Arbeitstages – das ist der Treiber unserer Logistik», erläutert Beat Jaeggi.
Fläche mehr Raum zu gewinnen. «Die Teilevielfalt Eingangstor in die Schweiz
war explodiert, wir mussten etwas unternehmen»,
Wenn ein Kunde in der Schweiz einen neuen VW, Audi, SEAT, ŠKODA oder ein VW Nutzfahrzeug bestellt, beginnt in den Werken in Europa, Südamerika und Südafrika ein filigraner Konfigurations- und Produktions prozess. Ist dieser abgeschlossen, gelangen alle fertig konfektionierten Autos per Bahn oder Lastwagen in die Schweiz, in das Fahrzeuglogistik Zentrum Birrfeld bei Lupfig, und werden dort verzollt. Einzig die ŠKODA Fahrzeuge werden heute in Studen BE, dem 2017 eröffneten kleinen Bruder des Fahrzeuglogistik Zentrums Birrfeld, in Empfang genommen.
erinnert sich Beat Jaeggi. Unter der Leitung seines
Das Zentrum im Birrfeld ist gegen 30 Fussballfelder gross und hat für die Logistik und das Qualitätsversprechen der AMAG einen zentralen Stellenwert. Bevor die Neuwagen an die jeweiligen AMAG Garagen und freien Vertragspartner geliefert werden, durchlaufen sie im Birrfeld einen aufwendigen Prozess. Spezialisten prüfen in der hochmodernen Neuwagenaufbereitung jedes Fahrzeug auf Oberflächenqualität und stellen es für eine tadellose Übergabe an die Markenhändler bereit. Genauso wie das Teilelogistik Zentrum erweiterte die AMAG auch ihr Fahrzeuglogistik Zentrum in mehreren Schritten, unter anderem mit einem grossen Parkhaus und 2017 mit der Auslagerung von ŠKODA nach Studen. Zum Teil war der verfügbare Raum so knapp, dass Ausweichmöglichkeiten genutzt werden mussten, 1993 zum Beispiel auf der benachbarten Autobahnbaustelle.
Vorgängers Rudolf Bernhard stemmte die AMAG von 2002 bis 2008 ein «Megaprojekt, das einer Operation am offenen Herzen gleichkam» – denn das Tagesgeschäft musste wie gewohnt weiterlaufen. In jener Zeit entstand das Teilelogistik Zentrum, wie es sich heute präsentiert. Mit einem automatischen Kleinteilelager, einem riesigen Hochregallager, einer Behälterförderanlage, vollständig automatisierten Prozessen und einem modernen Logistikverwaltungssystem. 2012 kam ein führerloses Roboter- Transportsystem für Paletten und Warengitter hinzu. «Und sieben Jahre später sind wir schon wieder am Anschlag», sagt Jaeggi lachend und bereitet die nächsten Schritte bereits vor. Seit 2011 betreibt die AMAG zudem als weitere Pionierleistung mit dem Logistikteam an sieben Standorten in der Schweiz Räderhotels mit einer Kapazität von über 300’000 Kundenrädern. Der Hin tergrund: Die Räder werden immer grösser, und die Kunden haben immer weniger Platz zu Hause. Die
Was heute in der Automobilbranche als Muster
Garagen können kaum einspringen, weil sie selbst
beispiel für eine effiziente Logistik gilt, hat sich
an Platznot leiden und hohe Brandschutzauflagen
schrittweise entwickelt. Seit die Lieferung von Ersatz
erfüllen müssen. Das Logistikteam holt die Räder
teilen Ende 1956 von Schinznach-Bad nach Buchs
der Kunden deshalb bei den Garagen ab, erfasst sie,
verlegt wurde, folgte ein Ausbauschritt auf den
reinigt sie und lagert sie im Räderhotel ein, bis
anderen, parallel zur raschen Wachstumskurve der
der Kunde sie für die nächste Winter- oder Sommer-
Autos auf den Schweizer Strassen. Die ersten
saison wieder braucht. Selbstverständlich garan-
8000 m2 mussten nach wenigen Jahren verdoppelt
tiert die AMAG dabei einen Just-in-time-Service
werden. 1966 kamen weitere 8000 m2 hinzu, und
innerhalb von 24 Stunden – gelebte Kundenorien
ein zusätzlicher Bahnanschluss wurde eingeweiht.
tierung eben.
1972 breitete sich die Lagerhalle auf 40’000 m2 aus, und das neue achtstöckige Bürohochhaus avancierte zum markanten Wahrzeichen des AMAG Areals im Zürcher Furttal, das insgesamt rund 14 Fussballfelder gross ist. Megaprojekt von 2002 bis 2008 Der nächste Entwicklungsschub bahnte sich in den Neunzigerjahren an. Diesmal ging es darum, die in die Jahre gekommenen technischen Installationen und Systeme zu erneuern und auf der gleichen
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Beat Jaeggi (53) ist 1992 bei der AMAG ins Berufsleben eingestiegen. Was als Praktikum gedacht war, entwickelte sich zu einer Karriere mit Stationen an verschiedensten AMAG Standorten und mit unterschiedlichen Aufgaben – von Projektleitungen bis zur Vermarktung von Porsche Ersatzteilen und Z ubehör. Ab 2008 war er Leiter des Teilelogistik Z entrums in Buchs ZH, und seit 2012 ist Beat Jaeggi Director of Group Aftersales.
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STARKES FAMILIEN UNTERNEHMEN
Die AMAG ist seit ihrer Gründung ein Familienunternehmen – und stolz darauf. Ein Unternehmen, das Werte hochhält. Ein Unternehmen, das unabhängig entscheidet. Ein Unternehmen, das langfristig denkt. Diese Grundhaltung kommt allen zugute: den vielen Lernenden der AMAG, den Mitarbeitenden an über 100 Standorten landesweit, den Partnern im Autogeschäft, bei Sponsorings und gesellschaft lichen Engagements. Und natürlich den Kundinnen und Kunden. Auf die AMAG ist Verlass.
AUSBILDUNG: DIE AMAG INVESTIERT IN DIE ZUKUNFT
Rund jeder achte Mitarbeitende der AMAG ist ein Lernender oder eine Lernende. Das Unternehmen
In diesen 16 Berufen bildet die AMAG Lernende aus
hat damit eine der höchsten Ausbildungsquoten
– Automobil-Mechatroniker/in EFZ – Automobil-Fachmann/-frau EFZ – Automobil-Assistent /in EBA – Reifenpraktiker/in EBA – Carrosseriespengler/in EFZ – Carrosserielackierer/in EFZ – Lackierassistent /in EBA – Detailhandelsfachmann/-frau EFZ – Detailhandelsassistent /in EBA – Logistiker/in EFZ – Logistiker/in EBA – Kaufmann/-frau EFZ – Büroassistent /in EBA – Informatiker/in EFZ – Mediamatiker/in EFZ – Gestalter/in Werbetechnik EFZ
in der Schweiz. Und dies schon lange: Die Ausbildung hat bei der AMAG Tradition. Bereits 1956 eröffnete sie eine eigene Werkschule. Heute bildet das Unternehmen junge Frauen und Männer in 16 Berufen aus. Viele der Lernenden bleiben beim Unternehmen oder kommen später zurück. Gleichzeitig übernimmt die AMAG mit ihrem Enga gement gesellschaftliche Verantwortung. Jeweils Anfang August starten bei der AMAG die neuen Lernenden mit einem Welcome-Camp in ihre Ausbildungsjahre – jedes Jahr sind dies rund 240 junge Frauen und Männer. Anfang August 2019
Ausbildung seit den ersten Tagen
beschäftigten die Betriebe und Garagen der AMAG
Die AMAG bildet seit ihrer Gründung Lernende aus.
in allen Landesteilen insgesamt knapp 750 Lernende.
Dusan Milakovic geht davon aus, dass über all die
«Das bedeutet, dass rund jeder achte Mitarbeitende
Jahre mindestens 10’000 junge Menschen bei der
ein Lernender ist – oder anders ausgedrückt: 11 bis
AMAG in die Berufswelt eingestiegen sind. Die Basis
12 Prozent der Gesamtbelegschaft», fasst Dusan
dafür legte bereits Gründer Walter Haefner, dem
Milakovic, Leiter Grundbildung, zusammen. Dies ist
die Förderung begabter Jugendlicher am Herzen lag.
eine eindrückliche Zahl. Im Schnitt beschäftigen
Als erstes Unternehmen der Autobranche richtete
Schweizer Grossunternehmen nur rund 4 Prozent
die AMAG im Mai 1956 in einem Hochhaus im Zür-
ihrer Mitarbeitenden als Lernende, wie Zahlen
cher Escher-Wyss-Quartier eine eigene Lehrwerk-
des Bundesamts für Statistik zeigen. Selbst andere
stätte ein – die sogenannte Werkschule. In der
vorbildliche Unternehmen wie Coop, Migros,
ganzen europäischen Autobranche gab es damals
Geberit, Swisscom, Post und SBB bleiben weit hinter
nichts Vergleichbares. Jedes Jahr meldeten sich
dem E ngagement der AMAG für die duale Berufs
rund 650 Anwärter, doch die Kapazität der Schule
bildung zurück.
war auf 30 Lernende beschränkt. Ein Berufsberater
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sagte damals: «Viele wollen Automechaniker wer-
Dass die Ausbildung nicht nur Fachwissen vermit
den, weil sie möglichst rasch in einem schönen Auto
telte, sondern es auch um Charakter und Werte ging,
durch die Strassen flitzen wollen. Doch darum ging
liest man einige Zeilen später:
es nicht, sondern darum, die talentierten Jünglinge zu verantwortungsbewussten, tüchtigen Fachleuten
«Auch Beobachtungen hinsichtlich der Dienstbereit-
zu erziehen.» Das erste Jahr absolvierten die an
schaft und Kameradschaft (wenn es gilt, besondere
gehenden Automechaniker ganz in der Werkschule,
Dienstleistungen zu verrichten) sind bemerkenswert.
wo sie in alle grundlegenden Fertigkeiten des Berufs
Sobald nämlich bekannt wird, dass einige Schüler
eingeführt wurden – daneben besuchten sie die
für besondere Dienstleistungen benötigt werden,
reguläre staatliche Gewerbeschule. Nach dem ersten
geben sich eine ganze Anzahl Burschen die grösst-
Lehrjahr wurden sie auf verschiedene Garagen
mögliche Mühe, in die hinteren Ränge zu verduften;
verteilt. Die letzten vier Monate ihrer vierjährigen
wobei sie annehmen, dort am wenigsten aufzufal-
Lehrzeit verbrachten sie dann nochmals voll an
len und somit von einer zusätzlich Arbeit verschont
der Werkschule und bereiteten sich auf die Lehrab-
zu werden. So muss man also in der Werkschule
schlussprüfung vor.
darangehen, einen neuen Geist zu pflanzen, was gar nicht so leicht ist.»
Wie diszipliniert es damals in der Werkschule zu und her ging, zeigt ein Ausschnitt aus einer AMAG
Ein Beispiel für das bis heute sehr grosse Engagement
Publikation jener Jahre:
der AMAG ist das Ausbildungszentrum in der AMAG Autowelt in Dübendorf, wo jedes Jahr bis zu
«Die Pünktlichkeit in der Werkschule ist erfreulich.
200 technische Lernende aus der Grossregion Zürich
Herr Oskar Obrist hält darauf, dass mit dem Unter-
eine längere Zeit verbringen und von drei eigenen
richt immer exakt begonnen wird; dafür wird aber
Ausbildnern betreut werden.
auch am Abend zur Zeit aufgehört. Alle halten sich gut an die bestehende Ordnung.»
Ein AMAG Lernender am Analysegerät im Ausbildungszentrum der Autowelt in Dübendorf. Der Beruf des Automechanikers hat sich zum Mechatroniker weiterentwickelt, wo der Einsatz von IT eine zentrale Rolle spielt.
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Kopf und Herz ansprechen
tigte sie bereits damals eigene Lehrkräfte, die in
Der Beweggrund für dieses Engagement ist weiter-
allen drei grossen Landessprachen unterrichten
hin, hochmotivierten Nachwuchs für die AMAG
konnten. Gleichzeitig wurden dort jene Fachleute
auszubilden. «Wenn ihre Lehre eine gute Erfahrung
weitergeschult, die in einem dreijährigen Lehrgang
ist, bleiben die Jugendlichen oft bei uns», sagt
das Abschlussdiplom «Diplomierter Techniker VW/
Dusan Milakovic, «und wir brauchen gut ausgebildete
Audi» erwerben wollten – ein absolutes Novum in
Fachleute, um auch in Zukunft im Wettbewerb
der Automobilbranche. Mit ihrem Schulungskonzept
bestehen zu können.» Die Zeiten, in denen das Unter
verfolgt die AMAG verschiedene Ziele: Besser aus
nehmen wie früher bei der Werkschule von Inter
gebildete Fachkräfte erkennen Probleme zeitspa-
essenten überrannt wurde, sind allerdings vorbei.
render und schneller – und auf diese Weise wird der
Ä hnlich wie andere Branchen spürt auch das
Kunde rascher und kostengünstiger bedient. Die
Automobilgewerbe den Druck der allgemeinbildenden
AMAG Academy bündelt heute sämtliche Aus- und
Schulen (Gymnasien). «Heute ist es schwieriger
Weiterbildungsprogramme der Marken-Organisa
geworden, Lernende zu gewinnen», beschreibt er
tionen und ist das Kompetenzzentrum für Unter
die Situation. Gerade bei technischen Berufen,
nehmens- und Persönlichkeitsentwicklung für die
die bei der AMAG etwa 70 Prozent der Lernenden
gesamte AMAG Gruppe.
ausmachen, haben viele Jugendliche noch ein f alsches Bild im Kopf. «Dabei ist der ehemalige Automechaniker heute doch fast ein kleiner Informatiker», so der Leiter Grundbildung bei der AMAG. Was jedoch geblieben ist: Bis heute geht es dem Unternehmen darum, die Jugendlichen nicht nur auf der berufsspezifischen und schulischen Ebene zu fördern, sondern auch als Menschen zu begleiten. Auf der Website www.future.amag.ch heisst es dazu: «Junge Berufseinsteiger und -einsteigerinnen sollen bei der AMAG nicht nur für ihren Abschluss lernen, sondern gleich fürs Leben.» Im Vordergrund steht dabei, Verantwortung zu übernehmen. Weiterbildung in allen drei Landessprachen Neben der Ausbildung legte und legt die AMAG auch grossen Wert auf die Weiterbildung. 1988 zentra lisierte sie diese Aktivitäten in einem neu erbauten, hochmodernen Ausbildungscenter in Schinznach- Bad, der heutigen AMAG Academy. Dafür beschäf-
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«Die Lehre bei der AMAG – das war eine Lebensschule und die beste Entscheidung meiner Berufskarriere» «Ich bin in Gippingen im Kanton Aargau aufgewach-
dritten 90 und im vierten Jahr bereits 110 Franken.
sen. Mein Vater war Fabrikarbeiter und Velohändler.
Das war recht ordentlich für damals. Am Schluss
Ich wollte aber Automechaniker werden. Mein Vater
der Lehre kamen alle Lernenden meines Jahrgangs
hatte mir bereits eine Lehrstelle in Brugg besorgt.
nochmals für vier Monate in der Werkschule zusam-
Doch dann sah er ein Inserat für die Eröffnung der
men und bereiteten sich auf die Lehrabschluss
Werkschule der AMAG in Zürich und dachte, das wäre
prüfung vor. Darf ich erwähnen, dass ich 1960 die
eine sehr solide Sache. So meldete ich mich und
beste Automechaniker-LAP im Kanton Zürich
bestand den Aufnahmetest. Am 23. April 1956 star-
machte? Nach der Lehre wechselte ich dann noch
tete ich mit der Lehre bei der AMAG – ich weiss
für ein Jahr zur AMAG in Schinznach-Bad.»
es noch ganz genau. Das war übrigens die beste Entscheidung meiner Berufskarriere. Die Lehrjahre bei der AMAG haben die Basis für meinen ganzen Werdegang gelegt. Und hätte ich die Lehrstelle in Brugg angenommen, wäre ich das erste Jahr wohl nur am Autowaschen gewesen. Um rechtzeitig in die Werkschule zu kommen, musste ich zuerst mit dem Velo nach Koblenz fahren und dort den 5.30-Uhr-Zug erwischen; und zu Hause war
Hanspeter Rennhard (79) arbeitete nach seinem Berufseinstieg bei der AMAG in anderen Betrieben der Branche. Bereits mit 25 legte er die Meisterprüfung ab. Sein Berufsziel war für ihn früh klar: Er wollte Berufsschullehrer für Automobilberufe werden. 1971 eröffnete sich in Chur dazu eine Chance. Diese packte er und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung in der Bündner Kantonshauptstadt, wo er bis heute lebt. Daneben war er 40 Jahre lang Autojournalist. Dies brachte ihn auch zurück zu seinen Wurzeln – zur AMAG, über die er in vielen Beiträgen berichtete.
ich selten vor 19 Uhr. Das waren sehr lange Tage. Bis Ende 1956 war ich nur in der Werkschule und daneben einen Tag pro Woche in der Berufsschule mit Fachausbildung und Allgemeinbildung. Ab 1957 war ich der Garage AMAG Ueberland zugeteilt, das war ein richtiger Musterbetrieb. Ich durchlief dort alle Abteilungen, und bei den Occasionen lernte ich auch andere Marken als VW, Plymouth, Chrysler und Porsche kennen. Total beeindruckt hat mich, dass der kleine Rennhard aus Gippingen zum AMAG Weihnachtsball im Zürcher Kongresshaus einge laden wurde. Das war wirklich Neuland für einen einfachen Dorfjungen. 45 Franken im ersten Lehrjahr Im ersten Lehrjahr verdiente ich 45 Franken im Monat. Im zweiten Jahr waren es 65 Franken, im
Werkschulunterricht im Jahr 1956 mit dem jungen Hanspeter Rennhard (Reihe zwei, Wand)
Den Einstieg in die IT schaffen
«Ich habe meine Lehre als Informatiker EFZ System-
gerne bei der AMAG bleiben, falls sich diese Möglich-
technik bei der AMAG Corporate Services AG in
keit ergibt. Ich möchte die AMAG ermuntern,
Buchs ZH Anfang August 2017 begonnen. Für die
dass sie weiterhin Lernende gut ausbildet. So wird
AMAG entschieden habe ich mich, weil es ein
sie s icher auch in Zukunft sehr erfolgreich sein.»
sehr vielseitiges Unternehmen ist – und ich habe mich vom ersten Moment an wohlgefühlt. Mein
Ricardo Filipe da Silva Matias Bras
Lehrmeister Roger Haag schenkte mir von Anfang an
Lernender, 3. Lehrjahr
Vertrauen, das schätze ich sehr. Er begleitet mich und die anderen Lernenden bei einem grossen Schritt in unserem Leben und ist für mich eine wichtige Person. Zudem darf ich bei tollen Projekten mitmachen. So komme ich in Kontakt mit neuen Leuten und lerne viel. Nach meiner Lehre würde ich
«Mein Lehrmeister ist für mich eine wichtige Person.» Ricardo Filipe da Silva Matias Bras Lernender, 3. Lehrjahr
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«Ich möchte nach der Lehre bleiben und eine Weiterbildung machen.» Céline Weber Lernende, 3. Lehrjahr
Motoren von innen kennenlernen
«Ich mache seit August 2017 bei der AMAG Bern die
haben zwei Ansprechpersonen: unseren Berufsbildner
Lehre als Automobil-Mechatronikerin. Beworben
Felix Küpfer und Vasileios Chiotelis in der Werkstatt.
habe ich mich hier, weil die AMAG Bern einen sehr
Seine Hilfe benötigen wir täglich, und wir sind
guten Ruf hat und damals auch noch die eigene
sehr froh, dass er da ist. Wenn meine Lehre fertig ist,
Lehrlingsschule hatte. Diese wurde inzwischen auf-
möchte ich gerne in der AMAG bleiben und eine
gehoben, was ich bedaure. An meiner Arbeit ist cool,
Weiterbildung machen, damit ich später im Verkauf
dass ich mit verschiedenen Automarken zu tun
oder im Kundendienst arbeiten kann.»
habe, konkret mit Audi, ŠKODA und VW. Zudem können wir bei komplexeren Arbeiten dabei sein oder
Céline Weber
diese zum Teil auch selber durchführen, zum Beispiel
Lernende, 3. Lehrjahr
ein Getriebe zerlegen oder einen Kolbenwechsel vornehmen. So lernt man rasch. Wir Lernenden
AUF DIE AMAG IST VERLASS
Die AMAG denkt langfristig – auch bei Spon
seine Athletinnen und Athleten sicher und
soring-Engagements. Im November 2018 feierten
bequem zu Trainings und Wettkämpfen zu brin
das Unternehmen und Swiss-Ski 50 Jahre
gen. Der bekannte Alt-Bundesrat erinnert sich
offizielle Partnerschaft. Ähnlich lange ist die
gerne an die Anfänge der Zusammenarbeit von
AMAG auch mit dem Zürcher Kammerorchester
Swiss-Ski und AMAG.
(ZKO) unterwegs, das 2020 ebenfalls sein 75-jähriges Bestehen feiert. Was ist das Erfolgs-
Herr Ogi, weshalb haben Sie die AMAG angefragt?
geheimnis dieser Partnerschaften? Eine An
Ich wusste, dass der VW Bus genau das Trans
näherung mit Ex-Swiss-Ski-Direktor Adolf Ogi
portmittel war, das wir brauchten.
und mit Silvan Hürlimann, dem ZKO-Orchester manager.
Wofür brauchten Sie die Busse?
Vor 51 Jahren – in der Wintersaison 1967/1968 –
Schweiz medaillenlosen Olympischen Winter
haben Swiss-Ski und die AMAG einen gemein
spielen in Innsbruck. Mein Auftrag als Chef
samen Weg begonnen, den sie bis heute zu
Nachwuchs war unter anderem, im Verband
sammen gehen. Seither haben die Athletinnen
neue Strukturen zu schaffen und bis Sapporo
und Athleten an 59 Weltmeisterschaften und
1972 wieder ein alpines Erfolgsteam aufzubauen.
13 Olympischen Spielen 296 Medaillen geholt.
Dafür wollte ich sicherstellen, dass die Skifah
Die AMAG stellte den Sportlerinnen und Sport
rerinnen und Skifahrer möglichst konzentriert
lern, den Betreuerinnen und Funktionären in
an den Start eines Rennens oder eines Trainings
den letzten fünf Jahrzehnten rund 8500 Fahr
gehen. Nur so können sie ihre beste Leistung
zeuge der Marken Audi und Volkswagen zur
abrufen. Da ist es nicht hilfreich, wenn man
Verfügung. Heute kommen vor allem Audis zum
vorher noch sechs Paar Ski vom Bahnhof ins
Einsatz, doch auch Fahrzeuge der Marken VW,
Hotel und dann zur Talstation buckeln muss.
SEAT und ŠKODA sind bei Alpinen, Snow
Die Busse waren zuerst einmal für die alpinen
boardern und Nordischen weiterhin gefragt.
und nordischen Nationalmannschaften der
Swiss-Ski engagierte mich 1964 nach den für die
Damen und Herren gedacht, dann aber eben auch Am Anfang des Engagements stand das Ziel des
für den Nachwuchs. Dieser hatte damals noch
damaligen Swiss-Ski-Funktionärs Adolf Ogi,
kaum private Transportmöglichkeiten.
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Fusion: Konzert des Zürcher K ammerorchesters ZKO und Gotthard für die Gäste der AMAG
Wann setzten Sie die VW Busse zum ersten
Weshalb fuhren die Assistenztrainer?
Mal ein?
Die Trainer fuhren als Vorausdetachement an
Das war im Winter 1968, im Vorfeld der Olym
die Trainings- und Wettkampforte, um alle
pischen Spiele in Grenoble. Wir starteten
Vorbereitungen zu treffen. Es ging uns darum,
mit vier Bussen. Ich erinnere mich, dass wir
auf allen Ebenen die besten Voraussetzungen
mit ihnen das Material wie eben Ski, Stöcke,
für den Wettkampf zu schaffen. Für die Trainer
Wachs, Funkgeräte, Zeitmessgeräte, Massage
bezogen wir dafür von der AMAG kleinere
tische oder Slalomstangen für das Training
Fahrzeuge.
nach Grenoble transportierten. Die Mannschaft reiste noch im Zug.
In den Bussen sassen also so bekannte Leute wie Bernhard Russi, Roland Collombin und
Später reisten aber auch die Teams in den
Marie-Theres Nadig, die in Sapporo die Schweiz
Bussen?
jubeln liessen?
Ja, in ganz Europa. Nach Val d’Isère, Garmisch,
Ja, das haben wir so befohlen, und damals gab
Kitzbühel und an all die Austragungsorte,
es keine Extrawürste. Da hiess es dann zum
solange es nicht gerade Skandinavien war – dort
Beispiel, wir treffen uns für die Fahrt an ein Ren
flogen wir oder nahmen den Zug. Mit dem
nen in Österreich in Sargans, und alle waren da.
Transport ganzer Teams in den VW Bussen ging
Den Nachwuchs bauten wir langsam auf – und
der Verband übrigens durchaus auch ein Risiko
in Sapporo feierten wir einen Grosserfolg. In den
ein. Wir wiesen deshalb die Fahrer, meist waren
nachfolgenden Jahren entwickelten die AMAG
es die Assistenztrainer, auf ihre Verantwortung
und Swiss-Ski ihre Partnerschaft weiter. Die
hin. Zum Glück hatten wir in all den Jahren
Sportlerinnen und Sportler erhielten mit der Zeit
nie einen grösseren Unfall, nur den einen oder
individuelle Fahrzeuge, je nach ihrem persönli
anderen Blechschaden.
chen Erfolg mit unterschiedlichen Konditionen.
Wie wichtig war die Unterstützung der AMAG
zuletzt als Direktor. Danach war er General
für Swiss-Ski in jenen Jahren?
direktor bei der Intersport Schweiz Holding AG,
Sie war entscheidend. Die AMAG verhalf uns zu
bis er 1987 in den Bundesrat gewählt wurde.
zusätzlicher Beweglichkeit. Dank der gewonne
In der Landesregierung blieb Adolf Ogi bis 2000.
nen Flexibilität hatten wir bessere Bedingungen
Nach seinem Rücktritt übernahm er bei der
für Training und Wettkampf. Es war übrigens
UNO ein Mandat als Sonderberater für Sport im
das erste Mal im Schweizer Sport, dass ein
Dienste von Entwicklung und Frieden. Er war
Verband mit einem Autoimporteur eine Partner
dabei direkter Berater des UNO-Generalsekre
schaft einging.
tärs. Bis heute ist Adolf Ogi in vielen Institutio nen ehrenamtlich engagiert, zum Beispiel als
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der
Ehrenpräsident der Swiss Olympic Association
AMAG erlebt?
und als Präsident der Stiftung «Freude herrscht».
Sehr positiv, das war immer auf Augenhöhe und vor allem sehr unkompliziert und mit raschen Entscheiden verbunden. Ein grosser Dank ge
Engagements für Sport und Musik
bührt den damals bei der AMAG für die Partner
Sponsoring heisst bei der AMAG Live Marketing und ist im Marketing-Mix ein zentrales Element – weil es das Unternehmen in direkten Kontakt mit seinen Zielgruppen bringt. Solche Engagements machen pro Marke bis zu 30 Prozent des Marketingbudgets aus und beinhalten Partnerschaften, Events und Messen. Die entsprechenden Strategien von VW, Audi, ŠKODA, SEAT und VW Nutzfahrzeuge sind mit den Herstellerwerken ab gestimmt und laufen über mehrere Jahre. Klar definierte Themenfelder pro Marke geben den Fokus für die A ktivitäten der AMAG vor. Bei VW ist es der Fussball, ŠKODA ist im Eishockey sowie im Radsport engagiert, SEAT engagiert sich in der Musik, und Audi sorgt seit vielen Jahren für die Mobilität der Schweizer Wintersport- Cracks. «Diese Schwerpunkte sind genau auf die Mobilitätsbedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt», erläutert Dominic Kucsera, Head of Sponsoring & Events der AMAG. Eine etwas weitere thematische Palette an Engagements verfolgt die AMAG Gruppe – sie unterstützt etwa das Zürcher Kammerorchester (siehe Haupttext), das Opernhaus Zürich und Foren wie das Swiss Economic Forum und das Europa Forum. Wichtig ist für Kucsera in allen Engagements, dass Kontinuität, Partnerschaft und Fairness in der Zusammenarbeit gelebt werden: «Nur Parteien, welche die Partnerschaften ‹leben› und gemeinsam und konstruktiv immer wieder nach neuen und innovativen Lösungen und Aktivierungsmassnahmen suchen, sind langfristig erfolgreich – und arbeiten so am Erfolg beider Seiten.»
schaft zuständigen Personen, PR-Chef Reto Töndury und Edwin Hottinger, später Verwal tungsratspräsident. Am Anfang funktionierte die Zusammenarbeit mit Handschlag. Im Frühling machten wir jeweils zusammen eine A nalyse und besprachen die nächste Saison. Mit der Zeit benötigten wir mehr Fahrzeuge, aber wir lieferten auch, in der Form von Medail len und Aufmerksamkeit. Die Zusammenarbeit ging sicher für beide Partner auf. Es war und ist eine Win-win-Situation. Haben Sie die Partnerschaft weiterverfolgt, nachdem Sie Swiss-Ski 1981 verliessen? Die Zusammenarbeit zwischen der AMAG und Swiss-Ski lag und liegt mir am Herzen. Freude herrscht, dass sie bis heute erfolgreich ist – auf dem Fundament, das ich mit den damaligen AMAG Verantwortlichen legen konnte. Dafür bin ich dem Unternehmen bis heute dankbar. Adolf Ogi (77) war von 1964 bis 1981 beim Schwei zerischen Skiverband (heute Swiss-Ski) tätig,
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«Die Zusammenarbeit zwischen der AMAG und Swiss-Ski lag und liegt mir am Herzen. Freude herrscht, dass sie bis heute erfolgreich ist – auf dem Fundament, das ich mit den damaligen AMAG Verantwortlichen legen konnte. Dafür bin ich dem Unter nehmen bis heute dankbar.» Adolf Ogi, Alt-Bundesrat
Eine langjährige Freundschaft
barten Betrag. Im Gegenzug spielt das renommierte
Die Beziehungen zwischen dem Zürcher Kammer
Orchester drei bis vier Konzerte für AMAG Kunden.
orchester (ZKO) und der AMAG reichen weit zurück.
«Die Formate ändern sich, viele Ideen kommen heute
Der ZKO-Gründer und langjährige Dirigent Edmond
direkt von der AMAG», beschreibt Hürlimann die
de Stoutz und AMAG Gründer Walter Haefner waren
Zusammenarbeit. Das Spektrum reicht vom klassi-
zusammen zur Schule gegangen. Haefner gründete
schen Konzert in der Tonhalle über Dinner-Konzerte
1945 die AMAG und de Stoutz im selben Jahr eine
bis zu rockigen Auftritten zusammen mit der
Hausorchestervereinigung, aus der später das
berühmten Band Gotthard – die wiederum selbst in
Zürcher Kammerorchester hervorging. Der kultur
AMAG Fahrzeugen unterwegs ist. «Für unsere
affine Autoimporteur und der international
Musikerinnen und Musiker sind das hochspannende
anerkannte Dirigent erhielten ihren Kontakt aufrecht,
Auftritte; wir waren mit Gotthard schon einmal in
und seit den frühen Sechzigerjahren durfte das
Zug, in Lausanne und auch in Lugano», erinnert
ZKO auf die Unterstützung der AMAG und ihrer
sich der ZKO-Orchestermanager, der für den Material
Gründerfamilie zählen. «Eine Partnerschaft, die auf
transport ebenfalls auf die Unterstützung der AMAG
Kontinuität und Vertrauen baut», sagt Silvan
zählen darf.
Hürlimann, seit 2002 ZKO-Orchestermanager. Was schätzt Silvan Hürlimann an der Zusammen Im Juli jenes Jahres konnte der Verein Zürcher
arbeit mit der AMAG besonders? «Die Partnerschaft
K ammerorchester seine neue Basis beziehen, das
hat sich mit unseren beiden Organisationen zu
ZKO-Haus im Zürcher Tiefenbrunnen mit Probe-
sammen immer wiederentwickelt, im gemeinsamen
und Konzerträumen. «Das war für unsere Professio-
Dialog – so können wir wirklich voneinander profitie-
nalisierung ein richtungsweisender Schritt», so
ren», sagt der Orchestermanager. «In der heutigen
Hürlimann. Möglich machte ihn unter anderem die
Zeit ist vieles sehr kurzlebig; wir sind sehr froh,
AMAG mit einem namhaften Beitrag. Heute unter-
mit der AMAG eine langfristige und tiefe Partner-
stützt die AMAG das ZKO jährlich mit einem verein-
schaft pflegen zu dürfen.»
Schweizer Skistars erleben in den 1980er-Jahren das «Quattro- Feeling»: Max Julen, Urs Räber, Brigitte Oertli, Pirmin Zurbriggen, Harald Demuth (deutscher Rallye-Meister), Erika Hess und Michela Figini
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Obere Reihe: Heini Hemmi, Toni Bürgler und Evi Kratzer Untere Reihe: Daniel Mahrer, Simon Ammann und Daniel Albrecht
FAMILIENUNTER NEHMEN TRAGEN DIE SCHWEIZ
Die AMAG ist als Familienunternehmen gegründet
Die Aufbauarbeit für den Award leistete der Berner
worden – und ist dies bis heute geblieben. Mit
Oberländer Unternehmer Peter Stähli (56), Co-
dem AMAG Family Business Award würdigt sie die
Gründer des Swiss Economic Forum (SEF). Bis heute
wirtschaftlichen Leistungen der familiengetra
betreut das SEF-Team die Organisation, und Peter
genen Schweizer Unternehmen. Ein Überblick mit
Stähli sitzt selbst noch in der Jury des AMAG Family
dem ursprünglichen Organisator Peter Stähli
Business Award. An den Auftaktauftrag der Familie
und ein Gespräch mit einem Vertreter der ersten
Haefner erinnert er sich gut: «Ich musste eine
Gewinnerin des Awards im Jahr 2012.
Möglichkeit entwickeln, den Familienunternehmen Danke für ihre Leistung und ihr zukunfts- und wert
Die AMAG ist als Familienunternehmen gross gewor-
orientiertes Handeln zu sagen.» Bald einmal war klar,
den. Und sie ist überzeugt, dass dieser Ansatz
dass es in der Schweiz zwar bereits viele Awards
grosse Vorteile für eine langfristig orientierte Unter-
und Preise gibt, aber nichts in dieser Form für Fami-
nehmensführung sowie eine stabile und nachhaltige
lienunternehmen. So fiel der Entscheid leicht, den
Wirtschaft und Gesellschaft bringt. So ist sie im
AMAG Family Business Award ins Leben zu rufen.
Herzen trotz ihrer Grösse ein sogenanntes KMU geblieben, ein kleineres oder mittleres Unternehmen.
Systematische Bewertungskriterien
Wer bei der AMAG in einer Garage oder an einem
Im nächsten Schritt ging es darum, Bewertungs
anderen Standort Leute führt, tut dies mit demselben
kriterien zu entwickeln. Das Grundkonzept basiert
Herzblut, wie wenn es seine eigene Firma wäre.
auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit: unternehmerische Leistung, gesellschaftliche Leistung und
Vor diesem Hintergrund hat die AMAG 2012 den
Umweltleistung. Den detaillierten Bewertungsraster
Family Business Award ins Leben gerufen. Als Moti-
entwickelte Peter Stähli zusammen mit dem Zentrum
vation für alle familiengeführten Unternehmen, ihrem Kurs treu zu bleiben. Und als Beitrag an die Schweizer Wirtschaft. «Mit dem Family Business Award tragen wir die unschätzbare wirtschaftliche Leistung von Familienunternehmen zum Wohle unseres Landes nach aussen», sagt Martin Haefner, Verwaltungsratspräsident der AMAG Gruppe.
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Fakten zu Familienunternehmen in der Schweiz – 88% aller Firmen – 50% der Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden – 37% der börsenkotierten Firmen – 65% aller Erwerbstätigen – 60% des Bruttoinlandprodukts
für Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit CCRS der Universität Zürich. Das Konzept bein-
Die Sieger des AMAG Family Business Award
haltet sowohl einen Blick zurück auf bisherige Ergeb
2019 Wilhelm Schmidlin AG 2018 1a hunkeler fenster AG & 1a hunkeler holzbau AG 2017 Jucker Farm AG 2016 Fraisa SA 2015 Wyon AG 2014 Entreprises et Domaines Rouvinez 2013 Siga Holding AG 2012 Trisa AG
nisse und Leistungen als auch den Blick in die Zukunft: «Welche Investitionen sind geplant?», «Wie viel wird in die Weiterbildung investiert?» oder «Ist die Nachfolgeregelung vorbereitet?» lauten entsprechende Fragen. Ebenfalls ein Kriterium ist die Anzahl der Lernenden im Unternehmen – ein Thema, auf das
Oberarth SZ Ebikon LU Seegräben ZH Bellach SO Steinegg AI Sierre VS Ruswil LU Triengen LU
die AMAG selbst grossen Wert legt (siehe Seite 56). Die Jury stellte Stähli aus bewährten Unterneh merinnen und Unternehmern sowie Fachexperten
sich den Betrieb zeigen und führt einen Dialog mit
zusammen. Sie wird heute von Karin Lenzlinger
dem Verwaltungsrat oder der Geschäftsleitung.
Diedenhofen präsidiert, die selbst aus einem traditi-
Für Peter Stähli ist dies jeweils der interessanteste
onellen Familienunternehmen in Uster ZH stammt.
Teil des Jurierungsprozesses: «Das Bild aufgrund der schriftlichen Unterlagen kann täuschen.»
Pro Jahr interessieren sich jeweils 40 bis 50 Unternehmen für die Teilnahme am AMAG Family Business
Danach trifft sich die Jury zur Schlusssitzung. Jedes
Award. 30 bis 40 füllen dann im nächsten Schritt
Mitglied juriert individuell, danach werden die
den umfassenden Fragebogen aus. Davon schaffen
Resultate zusammengetragen. «Meist sind wir uns
es im Schnitt rund 15 in die erste Jurierungsrunde.
ziemlich einig; aber wir mussten es auch schon
In dieser wählt die Jury auf der Basis des Bewer-
ausdiskutieren, da die unterschiedlichen Grössen
tungsrasters drei Finalisten aus. Diese drei Firmen
und Branchen der Firmen einen Vergleich nicht
besucht die Jury auf einer zweitägigen Reise, lässt
einfach machen», so Stähli.
Adrian Pfenniger, CEO Trisa AG, hält 2012 den ersten AMAG Family Business Award in der Hand.
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«Im Auftrag von Martin Haefner musste ich eine Möglichkeit entwickeln, den Familienunternehmen für ihr zukunfts- und wertorientiertes Handeln zu danken.» Peter Stähli, Co-Gründer des Swiss Economic Forums (SEF)
Familienunternehmen denken langfristig
Die Preisverleihung des AMAG Family Business
Im Lauf der Jahre hat Peter Stähli durch seine
Award findet jeweils im Rahmen eines feierlichen
eigenen Tätigkeiten und den Family Business Award
Events mit 250 bis 300 Teilnehmenden aus Politik,
eine gute Übersicht über die Schweizer Familien
Wirtschaft und Gesellschaft statt. Die Medienbeach-
unternehmen erhalten. «Im Denken liegt der grösste
tung ist da, aber nicht überbordend. «Wir wollen
Unterschied zu börsenkotierten Firmen», zieht er
ganz bewusst auch keine PR-Schlacht», erklärt Peter
Bilanz. Familienunternehmen orientieren sich nicht
Stähli. Das würde weder zum gesellschaftlichen
an Quartalsabschlüssen, sondern denken langfristig.
Engagement der AMAG noch zu den Familienunter-
Besonders ausgeprägt äussert sich dies bei Inves
nehmen passen. Typisch ist dagegen, dass die AMAG
titionsentscheiden: Familienunternehmen sind
jedes Jahr alle Finalisten und Gewinner zu einem
generell risikobereiter als andere Firmen und gehen
Alumni-Nachtessen einlädt – ein hoch geschätzter
auch antizyklisch vor. Einen weiteren Unterschied
Austausch unter Familienbetrieben.
zwischen Familien- und börsenkotierten Unternehmen ortet Stähli beim Umgang mit den Mitarbeiten-
Als Familienunternehmen gelten im Award Firmen,
den: «Ein Familienunternehmer überlegt sich sehr
deren Mehrheit bezüglich Kapital im Familieneigen-
gut, ob er bei Schwierigkeiten gleich Leute entlässt.»
tum steht. Zudem ist entweder das Verwaltungs-
Diese sind oft seit vielen Jahren im Betrieb tätig und
ratspräsidium oder die operative Geschäftsleitung
kommen aus der Region. «Da ist man miteinander
durch ein Familienmitglied besetzt. Die teilnehmen-
verbunden.» Weiter beobachtet Stähli bei Familien-
den Firmen beschäftigen im Durchschnitt rund
betrieben meist einen höheren Eigenfinanzierungs-
240 Mitarbeitende.
grad und eine stärkere Firmenkultur.
«Am wichtigsten war der Effekt des Awards nach innen»
Adrian Pfenniger, Sie haben mit der Trisa AG
der Schweiz zu wenig Beachtung finden, obwohl
2012 den ersten AMAG Family Business Award
sie wirtschaftlich bedeutender sind als die
gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie
Grossunternehmen. Der Family Business Award
an diesen Moment?
hat uns deshalb sofort angesprochen.
Es war am 13. September, und es war für uns ein sehr emotionaler Moment. Wir haben erst am
Kannten Sie die AMAG schon vorher?
Abend selber erfahren, dass wir die Gewinnerin
Als Schweizer kennt man die AMAG; ich bin
waren. Eine grosse Überraschung war zudem,
immerhin seit Jahren begeisterter VW Fahrer.
dass unser Biketeam den Weg von Triengen nach
Aber ich hatte keine persönlichen Kontakte
Bern unter die Räder genommen hatte, um
zum Management.
am Event teilzunehmen. Es hat wirklich alles gepasst, bis hin zur Tatsache, dass unsere Firma
Welchen Eindruck gewannen Sie vom Unter-
2012 das 125-Jahre-Jubiläum feiern konnte.
nehmen an der Award-Feier? Ich schätzte die Diskussionen auf Augenhöhe,
Was hat der Gewinn des Awards ausgelöst?
obwohl die AMAG ein Grossunternehmen ist
Der Haupteffekt war nicht nach aussen, trotz
und Trisa eine Mittelständlerin. Bei der Firmen
vieler Medienberichte. Am wichtigsten war
kultur und den Werten habe ich sofort Paralle
der Effekt des Awards nach innen. Für unsere
len gesehen. An der Award-Feier etwa war
Mitarbeitenden und für uns als Besitzerfamilie
es familiär, wir haben uns sehr wohlgefühlt.
war die Auszeichnung ein grosser Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Den
Welche weiteren Parallelen zwischen Trisa
gewonnenen VW Golf haben wir den Mitarbei
und der AMAG haben Sie erkannt?
tenden für Dienstfahrten zur Verfügung gestellt –
Die langfristige Orientierung und die Kontinui
das haben sie ebenfalls geschätzt. Er ist übrigens
tät. Gemeinsam ist uns auch, dass der Kunde
heute noch in Betrieb.
im Zentrum steht und nicht ein anonymer Shareholder. Zudem habe ich auch die AMAG
Weshalb haben Sie überhaupt am Award
Mitarbeitenden als sehr motiviert erlebt.
teilgenommen? Wir sind ein typisches Familienunternehmen.
Wo gibt es Unterschiede?
Manchmal haben wir das Gefühl, dass die
Bei Trisa sind alle Mitarbeitenden am Erfolg und
Leistungen der familiengetragenen Firmen in
am Aktienkapital beteiligt und haben weitge
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«Für unsere Mitarbeitenden und für uns als Besitzerfamilie war die Auszeichnung ein grosser Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.» Adrian Pfenniger
hende Mitspracherechte. Dies ist wohl in einem kleineren Unternehmen auch einfacher zu handhaben als in einem Grossbetrieb. Was macht den unternehmerischen Erfolg von Trisa aus? Der grösste Erfolgsfaktor ist die über Jahrzehnte entstandene Trisa-Kultur. Dahinter steht unsere Überzeugung, dass der Erfolg kommt, wenn man Freude an dem hat, was man macht. Eine interessante Arbeit und ein gutes Umfeld tragen dazu bei. Nur mit begeisterten Mitarbeitenden hat ein Unternehmen auch begeisterte Kunden. Bei uns legen wir auch Wert darauf, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Mitu nternehmer sehen. Wir fördern deshalb die Mitsprache und haben ein Erfolgsbeteiligungs programm für alle.
Adrian Pfenniger (55) trat nach einem Wirtschafts studium und Auslandjahren 1989 als Export-Manager in die Trisa AG ein. 1995 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung und ist seit 2005 CEO der Trisa AG. Zudem ist er seit 2010 Verwaltungsratspräsident der Trisa Holding AG. Trisa wurde 1887 gegründet und wird heute bereits in der vierten Generation als Familienunternehmen geführt. Die Familie hält 70 Prozent der Aktien, 30 Prozent sind im Besitz der Mitarbeitenden. Mit der Kernkompetenz in den Bereichen Mundpflege, Haarpflege und Haushalt beschäftigt die Trisa Gruppe 1100 Mitarbeitende und erzielte 2018 einen konsolidierten Umsatz von 220 Millionen Franken. Als Branchenleader vertreibt Trisa ihre Qualitätsprodukte in über 80 Ländern.
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IMPORTIERTE LIEBLINGE
Es begann mit dem Käfer, dem perfekten «Volks-Wagen» für die deutsche Nachkriegszeit. Doch auch in den folgenden Jahrzehnten sollte es der Volkswagen AG gelingen, immer wieder Autos genau nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden auf den Markt zu bringen. Auch in der Schweiz finden die von der AMAG importierten Autos seit jeher ihren Platz in den Top Ten der beliebtesten Automobile. Worin sich Frau und Herr Schweizer allerdings von der deutschen Kundschaft unterscheiden, sind ihre Vorstellungen bezüglich Ausstattung. In der Schweiz wird besonders viel für Komfort und Leistung ausgegeben. Zum Beispiel wurden hierzulande vom VW Golf über die Jahre überproportional viele GTI-Modelle verkauft. Und natürlich haben auch die schweizerische Topografie und die im W inter verschneiten Strassen einen Einfluss auf die Modellwahl – fast die Hälfte der Personenwagen in der Schweiz wird heute mit Allradantrieb gekauft.
AUTOMONTAGE SCHINZNACH Die Schweiz kannte eine eigenständige Auto
Der Standort Schinznach-Bad
mobilproduktion mit Martini, Turicum oder ande-
1947 bot sich in Schinznach-Bad der Kauf eines
ren. In der Schweiz wurden edle Marken mit edlen
A reals einer früheren Zementfabrik mit Fabrika
Karosserien versehen. In der Schweiz wurden
tionshallen an. Diese Fabrik war schon vor dem
aber auch ausländische Fahrzeuge komplett mon-
Zweiten Weltkrieg Konkurs gegangen, und in den
tiert. So wurden beispielsweise in Schinznach-
Kriegsjahren w urden die Hallen als Stroh- und Heu
Bad bei der AMAG zwischen 1949 und 1972 rund
lager der A rmee genutzt.
30’000 Fahrzeuge gebaut. Im gleichen Jahr erfolgte der Umbau in eine für Schinznach-Bad, eine kleine Gemeinde im Aargau,
damalige Begriffe moderne Kleinmontageanlage
die erst in den Dreissigerjahren den heute bekann-
für Automobile. 1949 begann die ASAG (Auto
ten Namen erhielt, wurde kurz nach dem Zweiten
montage Schinznach AG) mit der Montage der ersten
Weltkrieg zu einem der grossen Automobilbau
Plymouth- und Standard-Limousinen.
zentren der Schweiz. Doch warum ausgerechnet Schinznach-Bad, dieses bislang verschlafene Nest
ASAG – nicht AMAG
im Aaretal?
Auch wenn in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit die AMAG in Schinznach-Bad Autos montiert hatte,
Warum wurden Autos in der Schweiz montiert?
so ist das juristisch nicht ganz korrekt. Die Montage-
Da die europäische Automobilindustrie durch die
tätigkeit erfolgte in einer rechtlich eigenständigen
Kriegswirren noch sehr geschwächt war, gab es nur
Firma, der ASAG Automontage Schinznach AG,
ein sehr beschränktes Modellangebot. Ziel war
die wie die AMAG zur Walter Haefner Holding AG
in erster Linie, überhaupt ein Fahrzeugangebot zu
gehörte. Mit dem in Basel ansässigen Garagen
haben. Auf Prestige und Komfort wurde in Europa
betrieb mit dem Namen ASAG hatte das Montage
verzichtet. In der Schweiz, die vom Krieg verschont
unternehmen nichts zu tun.
geblieben war, war die Situation anders. Man wollte sich etwas leisten, die Nachfrage nach neuen Autos
Aus der Not wurde im Lauf der Jahre eine Tugend.
und das Geld waren da. Die englische Autoindustrie
Was aus Kostengründen in Schinznach-Bad begann,
und vor allem die amerikanische konnten liefern.
entwickelte sich schon sehr schnell zu einem Qualitätslabel. Die Fertigungsqualität der Rohkarossen,
Doch was brachte ein Automobilhandelsunter
die Rostschutzbehandlung oder die zum Teil aus
nehmen dazu, Fahrzeuge selber im eigenen Land zu
Schweizer Produktion verwendeten Materialien wa-
montieren? Wie häufig bei solchen Entscheidungen
ren deutlich besser. Auch speziell für die Schweiz:
war der Fiskus Grund genug. Auf Komplettfahrzeu-
«Montage Suisse»-Autos waren besser ausgestattet
ge aus den USA erhoben die Schweizer Zollbehörden
als ihre amerikanischen Vorbilder.
beinahe protektionistische Zollgebühren. Teile lieferungen hingegen waren sehr günstig, denn sie
Willy Huter, einziger und langjähriger Direktor der
schafften Arbeitsplätze.
Automontage, brachte es schon in den Fünfziger
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«Die kleine Schrift ‹Montage Suisse›, die wir auf allen von uns montierten Fahrzeugen anbringen, muss jederzeit für höchste Qualität bürgen!» jahren auf den Punkt: «Die kleine Schrift ‹Montage
gerechnet sind dabei die Justierungsarbeiten beim
Suisse›, die wir auf allen von uns montierten Fahr-
Serienanlauf. Mit der Produktion des neuen Jahr-
zeugen anbringen, muss jederzeit für höchste Quali-
gangs musste dann im Dezember begonnen werden,
tät bürgen!»
damit die Verkaufsspitzen im März, April und Mai optimal bedient werden konnten.
1954 erfuhren alle Mitarbeitenden: «Vom allerersten Arbeitsgang an müssen die Facharbeiter in der
Sobald die anfänglichen Produktionsschwierigkeiten
Automontage sich bewusst sein, dass es ernst gilt
überwunden waren, dauerte die Montagezeit pro
und dass von der Qualität ihrer Arbeit der Verkaufs-
Wagen ja nach Sonderausrüstung und Lackierung
erfolg, die Zufriedenheit der Kunden und die Siche-
(zweifarbig, dreifarbig) 160 bis 180 Stunden. In den
rung der eigenen Existenz mit abhängen. Ein guter
Fünfzigerjahren war das Montageprogramm auf
Mann hat seinen Stolz und seine Devise: ‹Ich pfusche
fünf Fahrzeuge pro Tag eingestellt.
nie!› Der Plymouth ‹Suisse› – man weiss es – zählt zu den besten Erfolgen auf dem Schweizer Markt.»
Ein weiteres Problem waren die Materiallieferungen. Das Material, das dringend benötigt wurde, hatte
Blick hinter die Kulissen
häufig doppelt so lange wie geplant, während der
Was bedeutete die Einführung eines neuen Modell-
normale Nachschub natürlich termingerecht gelie-
jahres? Mit welchen Problemen hatten die Arbeite-
fert wurde. Willy Huter dazu in einem Interview
rinnen und Arbeiter zu kämpfen? Wie in einer
1957: «Wir müssen im Durchschnitt drei bis vier
grossen Autofabrik mussten die Anlagen vor einem
K isten öffnen, um das Material für zwölf Wagen, das
neuen «Serienanlauf» angepasst und umgebaut
in einer Kiste sein sollte, zusammenzubringen. Die
werden. Dafür erhielt die ASAG jeweils vier bis sechs Monate vor dem Beginn des neuen Modelljahres Pläne, die zur Anfertigung der Montagelehren dienten. Sie stellten die Abbildungen der für den Export bestimmten Montagelehren dar. Da auf diesen Lehren jeweils nur ein Probewagen gebaut wurde, waren sie und demzufolge die Pläne noch lange nicht reif für die Serienproduktion. Es war dann Sache der ASAG-Arbeiter, die notwendigen Verbesserungen und Änderungen herauszufinden, bis sie den gewünschten Genauigkeitsgrad hatten. Bis die entsprechenden Montagelehren dann hergestellt waren, vergingen rund sechs Wochen. Nicht hinzu-
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Die Automontage Schinznach- Bad; Hazy Osterwald, Schweizer Musiker, Orchesterleiter und Komponist, passend zu einem seiner Hits «Geh’n Sie mit der Konjunktur» vor seinem neuen Dodge.
Ursache ist: fehlendes, defektes oder falsch gelie
Im Vergleich dazu nehmen sich die 42 Chrysler und
fertes Material. Dies erschwert die Materialverteilung
die je rund 250 DeSoto und Dodge bescheiden aus.
kolossal und bringt grosse Platzprobleme sowie
Anfang der Fünfzigerjahre war die Liefertreue
Umtriebe mit sich.»
aus Detroit sehr schlecht, da war man froh, dass zur
Die ASAG konnte in den USA jeweils zwölf Autos
dard Vanguard gebaut werden konnten.
Überbrückung und Auslastung auch über 500 Stanpro Transportkiste bestellen. Alle Fahrzeuge waren von der Ausstattung her identisch. Doch die Kun-
Als Ende der fünfziger Jahre die Amerikaner immer
denwünsche waren schon in den Fünfzigern indivi-
grösser wurden – «Das Amerikanerwagengeschäft
duell. So kam es vor, dass keine zwei Autos identisch
ist in ein ganz neues Stadium getreten. Die Wagen
ausgeliefert werden konnten. Willy Huter dazu:
sind länger, breiter und teurer geworden, und
«Neben den vier verschiedenen Motoren haben wir
daran muss sich die Kundschaft zuerst gewöhnen …
vier verschiedene Getriebe, sieben verschiedene
Diese schönen und schnellen Wagen verkaufen
Polsterüberzüge und zudem eine ganze Menge
sich nicht von selbst. Die Tendenz der heutigen Kauf
Zubehör (Powersteering, Powerbrakes, Radio usw.),
interessenten, auf Kosten des eigentlich ersehnten
die auf Wunsch der Kunden in einzelne Fahrzeuge
Komforts einen kleineren Wagen als den heutigen
eingebaut oder weggelassen werden müssen. Hinzu
grossen Amerikaner anzuschaffen, muss überwunden
kommen die verschiedenen Farbkombinations
werden» –, war man in Schinznach-Bad dankbar,
wünsche, welche die Typenreihe auf eine dreistellige
dass rund 1000 Einheiten des damals neuen, schnit-
Zahl hinaufschrauben!» – und dies bei zwölf iden-
tigen VW Karmann-Ghia-Coupés in der Schweiz –
tisch gelieferten Fahrzeugsätzen.
zur Entlastung der Produktion in Osnabrück – montiert werden konnten. Während die Amerikaner
Die Plymouth-Jahre
komplett in Einzelteilen angeliefert wurden, lieferte
Die ersten zehn Montagejahre können als «die Ply-
Karmann komplette Rohkarossen in die Schweiz,
mouth-Jahre» bezeichnet werden. Bereits im ersten
die hier noch mit Türen und Hauben versehen werden
rollten 66 Fahrzeuge in Schinznach-Bad vom Band.
mussten. Nach Korrosionsschutz und Lackierung
Bis 1959 wurden über 7100 Fahrzeuge gebaut.
fand in der Schweiz «nur» die Endmontage statt.
Als Intermezzo kann die kurzfristige Produktion von
einem Plymouth, einem Plymouth Valiant, nach
Studebaker-Fahrzeugen ab 1959 bezeichnet werden.
29’227 Einheiten aus. Der Importvertrag für Fahr-
Der Konkurs der US-Gesellschaft verhinderte einen
zeuge des Chrysler-Konzerns lief noch bis 1980.
grösseren Erfolg. Am Standort Schinznach-Bad wurden die MontageDas Jahrzehnt der Valiants und Darts
anlagen abgebrochen. In den Montagehallen
Die Schweizer fanden die grossen Amis nicht mehr
befinden sich heute – nach mehreren Umbauten –
so praktisch. Europäische Alternativen waren
ein grosser Garagenbetrieb mit Werkstatt, Speng
kompakter und praktischer – der ebenfalls von der
lerei, Lackiererei und Ersatzteillager sowie bis
AMAG importierte VW Käfer hatte schon lange
Ende 2019 Büroräumlichkeiten des Importbereichs
zum Siegeszug auf Schweizer Strassen angesetzt.
der AMAG.
Alternativen waren gefragt. Die Lösungen hiessen 1960 bzw. 1961 Chrysler Valiant und Dodge Dart, zwei für damalige US-Verhältnisse kompakte Mittelklasselimousinen, angetrieben von Sechszylinder- Reihenmotoren. Die AMAG positionierte den Valiant sogar als eigenständige Marke. Damit sollte klar gezeigt werden, dass er kein grosses «Amischiff» war. Bis zur Einstellung der Montagetätigkeit in Schinznach-Bad wurden rund 14’000 Valiants gebaut. Mal waren es Chrysler, mal Plymouth. Der Dodge Dart, bautechnisch ein Schwestermodell des Valiant, brachte es inklusive der Untervarianten Dart HT und Demon auf rund 4700 Einheiten. Konkurrenz im eigenen Haus – das Ende Gegen Ende der Sechzigerjahre verfiel die amerikanische Autoindustrie wieder dem Gigantismus, diesmal in Sachen Hubraum und Leistung. Mit Verlaub darf wohl gesagt werden, dass die Fahrwerke und Bremsen dieser Fahrzeuge den Motorenleis tungen nicht gerecht wurden. Die Schweizer Topo grafie war nicht gemacht für die amerikanischen «Muscle Cars». So nahm das Interesse an den Valiants und Darts laufend ab. Gleichzeitig hatte die AMAG von der von Volkswagen gekauften Audi NSU Auto Union AG plötzlich ein neues, verbrauchs ärmeres Angebot in der Mittel- und der gehobenen Mittelklasse: die Audi 90, Audi 100 und NSU RO 80. Die Nachfrage nach den in der Schweiz montierten Fahrzeugen nahm laufend ab. Die Automontage konnte nicht mehr rentabel geführt werden. Hatte die Montage in Schinznach-Bad mit einem Plymouth begonnen, so lief sie 1972 auch mit
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Die Vorzüge der Montage Suisse aus der Sicht des Werbetexters 1956: «PLYMOUTH SUISSE Noch schöner – noch exklusiver! Es wäre durchaus zu verstehen, dass Sie Ihren neuen PLYMOUTH SUISSE ausschliesslich seiner technischen Vollkommenheit wegen wählten und der Überlegenheit seines Karosseriestiles und seiner Ausstattung keine besondere Beachtung schenken würden. Aber gerade die traditionellen handwerklichen Finessen der SCHWEIZER MONTAGE verleihen ihm mächtige zusätzliche Impulse. Mehr denn je zuvor ergänzt die hervorragend abgestimmte und bewundernswert vollständige Ausstattung des PLYMOUTH SUISSE 1956 seine überlegene Leistungsfähigkeit und sprühende Kraft. Achten Sie auf die schwerelose, durch keinerlei wesensfremde Ornamentik überladene Linie des neuen Modells. Bewundernde Blicke folgen Ihnen, wenn Sie am Steuer dieses Wirklichkeit gewordenen Traumwagens sitzen. Sie haben die freie Wahl aus unzähligen modernen und doch zeitlosen Farben und Kombinationen. Die Stoff- und Kunstlederbezüge der Sitze – eigens für den PLYMOUTH SUISSE gewoben – zeugen von auserlesenem Geschmack. Damit ist der PLYMOUTH SUISSE – ohne seine Zugehörigkeit zur preisgünstigsten Amerikanerwagenkategorie zu verleugnen – in die Klasse der eigentlichen Luxusfahrzeuge vorgestossen. Kann es Sie daher noch verwundern, dass der PLYMOUTH SUISSE 1956 von zahlreichen Automobilisten als der Schönste seiner Art gewürdigt und gekauft wird?»
Mechaniker in der Montagehalle der Automontage Schinznach AG
MIT DEN ENGLÄNDERN BEGANN ALLES DER STANDARD Am 3. Januar 1945 gründete Walter Haefner die «Neue AMAG Automobil- und Motoren AG». Bereits am 13. August des gleichen Jahres, knapp drei Monate nach Kriegsende, unterzeichnete er im englischen Coventry einen Importvertrag mit der Standard Motor Company Ltd. Standard, 1903 gegründet, war eine der ältesten britischen Auto marken und erreichte vor dem Zweiten Weltkrieg eine Jahresproduktion von über 500’000 Fahrzeugen. Während des Krieges baute das Unternehmen für die Armee, konnte dann aber schnell auf eine zivile Produktion umstellen: Bereits wenige Monate nach Kriegsende verliessen neue, verbesserte Vorkriegsmodelle die Werkshallen. Schon Ende 1945 erwartete die AMAG die Erstlieferung der Modelle «Eight» und «Fourteen». Lieferprobleme führten dazu, dass die ersten importierten Autos die Schweiz erst A nfang 1946 erreichten – die Wagen konnten in Le Havre nicht entladen werden und mussten wieder nach England geschickt werden. Ein weiteres Problem war, dass Autos mit gefüllten Benzintanks nicht importiert werden konnten. So reisten in den ersten Januartagen zehn AMAG Mitarbeiter zusammen in zwei Autos, zugepackt mit Benzinkanistern, in die französische Hafenstadt Rouen, um am Montag die Fahrzeuge entgegenzunehmen. Ihr Pech war, dass diese erst am Freitag ankamen. Praktisch ohne Geld, aber mit Zigaretten als «Währung» kamen die Schweizer über die Runden. Als das Schiff endlich anlegte, wurden beim unsorgfältigen Löschen an fünf der fabrikneuen Autos die Vorderkotflügel abgerissen. Auf der Fahrt in die Schweiz erlitt nach bloss zwei Kilometern einer der Standards einen irreparablen Getriebeschaden,
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sodass er bis nach Zürich abgeschleppt werden
eine Entwicklung mit der damals hochmodernen
musste. Und auf der Route Nationale 19 brach
Pontonform. Innert kürzester Zeit gingen über
einem Standard das linke Hinterrad ab. So mussten
1000 Bestellungen ein – und keiner konnte geliefert
sich die fünf ersten Standard-Vertreter über zehn
werden. Produktionsprobleme verhinderten eine
Tage gedulden, bis sie endlich ihre Fahrzeuge über-
rasche Lieferung, und als die ersten Wagen ein Jahr
nehmen konnten.
später eintrafen, waren sie mit einer Unzahl von Mängeln behaftet. So gelang es Haefner, die Englän-
Doch das tat dem Interesse keinen Abbruch. Im A pril 1947 konnte bereits der 1000. Standard an einen Kunden ausgeliefert werden. Das zeigt nachdrücklich, wie gross damals der Nachholbedarf an Neufahrzeugen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte
der davon zu überzeugen, dass eine Schweizer Montage sinnvoll wäre. Ab 1949 erhielt die AMAG deshalb Bausätze der Autos, die in der neueröffneten «Automontage Schinznach AG» fertig montiert wurden. So konnte die AMAG ein qualitativ besseres die AMAG schon ein Netz mit über 20 unabhängigen
Modell als das Original anbieten. Doch die Vorberei-
Garagenpartnern, die sich um die Belange der
tungsphase war steinig. So lieferte das Werk in
Marke kümmerten. Im gleichen Jahr importierte die
Coventry alles falsch, was nur falsch geliefert werden
AMAG dann auch die Marke Triumph, die auch zur
konnte. Erst eine Überwachung der mit Montage
Standard Gruppe gehörte.
teilen g efüllten Kisten im englischen Werk durch Mitarbeitende der AMAG schuf Abhilfe.
1948 zeigte die AMAG mit dem Standard Vanguard am Automobilsalon in Genf die erste Neuentwick-
Bis 1953 importierte oder montierte die AMAG
lung der englischen Marke, die nichts mehr mit den
schliesslich gegen 4000 Standard Fahrzeuge.
Vorkriegsmodellen zu tun hatte. Der Vanguard war
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Standards, die im bis heute baulich fast unveränderten Showroom am Zürcher Utoquai (oben) und im Rahmen einer Ausstellung der ASAG Basel (links) präsentiert werden
BORN IN THE USA – MADE IN SWITZERLAND CHRYSLER VALIANT/ DODGE DART Bei amerikanischen Herstellern war es gang und
nach und wurde zwischen 1960 und 1972 13’860
gäbe, dass gleiche Grundmodelle mit grösseren
Mal g efertigt. Der Dodge Dart folgte mit 4440 Stück,
oder kleineren Retuschen unter verschiedenen Mar-
die von 1961 bis 1972 gebaut wurden. Zusammen
ken verkauft wurden – eine Praxis, die heute auch
machten sie knapp zwei Drittel der gesamten
von anderen Herstellern weiterentwickelt wird.
Schinznacher Autoproduktion aus und waren das erfolgreiche Angebot der AMAG in der gehobenen
Das galt auch für die Marken der Chrysler Group,
Klasse. War «Montage Suisse» zu Anfang eine Lö-
die die AMAG von 1946 bis 1980 importiert und von
sung, Importsteuern zu sparen, hat sich der Begriff
1949 bis 1972 auch in der Schweiz montiert hat
mit der Zeit als Qualitätslabel eingeprägt. Die hier
(siehe Seite 82).
montierten Fahrzeuge wurden mit Bauteilen aus Schweizer Produktion verbessert und eine Rostvorsorge wurde appliziert. Die zum Teil nonchalante Fertigungsqualität von amerikanischen A utos hatte hier keine Chance. Valiant und Dart waren ursprünglich mit einem «slant six», einem Reihen-Sechszylinder ausgestattet. Der 1959 vorgestellte «slant six» gehörte zu den meistgebauten und am vielfältigsten eingesetzten Motoren der Chrysler Corporation. Egal, ob in der Familienlimousine, im Coupé, im Pick-up oder gar im Lastwagen – der Reihenmotor wurde bis im
Chrysler Valiant und Dodge Dart basierten auf dem Prinzip der Gleichteile. Sie teilten das Chassis, den Motor und viele Komponenten miteinander, waren aber optisch verschieden. Beide galten für amerikanische Verhältnisse als kleine, günstige E instiegsmodelle. In der Schweiz waren sie mit ihren Abmessungen – fast fünf Meter Länge – aber veritable Strassenkreuzer. Die zeitweise nur als «Valiant», manchmal als «Chrysler Valiant» oder gar gleichzeitig als «Plymouth Valiant» verkaufte Limousine war das meistgebaute Automodell der Automontage Schinz-
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Jahr 2000 rund 12 Millionen Mal eingebaut. Es gab
So wurden in der Zeit der Muscle Cars Ende der
ihn mit Hubräumen von 170 cci (2,8 l), 198 cci, (3,2 l)
Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre auch in der
oder 225 cci (3,7 l). Während der Valiant moderat
Schweiz V8-Motoren mit 5,2 Litern in Valiant und
mit dem 170 cci ausgerüstet war, konnte man den
Dart verbaut.
Dodge auch mit 225 cci Hubraum bestellen. Meist wurden die Valiants und Darts in Kombination
Das war denn auch ein Grund, dass die Amerikaner-
mit dem TorqueFlite-Dreigang-Automatikgetriebe
Ära bei der AMAG Anfang der Siebzigerjahre zu
ausgeliefert, eher selten auch mit einem Dreigang-
einem Ende kam. Einerseits waren die «gas guzzler»
Handschaltgetriebe. Auch die TorqueFlite-Auto
in der Zeit der Ölkrise nicht mehr gefragt, anderer-
matik gehörte zu den Langläufern bei Chrysler.
seits wuchs mit dem neuen Audi 100, einem Pro-
1960 wurde das auch in allen Schinznacher Modellen
dukt aus dem Volkswagen Konzern, ein veritabler
verbaute TorqueFlite-904-Getriebe vorgestellt.
Konkurrent heran, der den gleichen Luxus, die
Dieses wurde weltweit bis 2002 in verschiedenen
gleichen Platzverhältnisse anbieten konnte – aber
Modellen eingesetzt.
mit deutlich kleineren, sparsameren Motoren. Die Verkäufe der amerikanischen Wagen brachen
In den USA startete in der zweiten Hälfte des 20. Jahr
in der Schweiz regelrecht ein. 1980 beendete die
hunderts ein wahres Rennen um mehr Hubraum
AMAG den Chrysler Import offiziell.
und mehr Leistung, der Verbrauch war nebensächlich.
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Bis zur Ölkrise und zum Verkaufsstart des Audi 100 war der C hrysler Valiant in der Schweiz äusserst beliebt.
ER MACHTE DIE SCHWEIZ MOBIL DER VW KÄFER Niemand hätte damals gedacht, dass 1946 – nur ein
Exportmarkt. Anfang Mai 1948 rollte über leere
Jahr nach Kriegsende – bereits wieder VW Käfer
deutsche Autobahnen das erste Kontingent von
vom Band rollen würden. Das Volkswagenwerk war
25 VW Käfern von Wolfsburg über Frankfurt an
schwer beschädigt, und VW unterstand damals
die Landesgrenze bei Lörrach – auf den eigenen vier
der britischen Besatzungsmacht. War er zunächst
Rädern. Auf der Schweizer Seite des Grenzzaunes
lediglich für den Eigenbedarf bestimmt, sahen die
warteten bereits die ersten Händler auf die Abferti-
Engländer im unverwüstlichen VW Käfer erhebliche
gung der mausgrau oder schwarz gespritzten
Exportmöglichkeiten – und für die britische Auto-
Volkswagen. Auch die Verrechnung der Fahrzeuge war abenteuerlich: Nach der Verzollung zahlten die Händler ihr Auto in bar, um es anschliessend nach Hause zu fahren und den ersten Kunden abzuliefern! Von Anfang Mai bis Dezember 1948 rollte so eine stolze Zahl von 1380 Käfern in die Schweiz – in nur acht Monaten mehr als von jeder anderen Marke während eines vollen Jahres. Der Siegeszug des Volkswagens in der Schweiz basierte auf seiner robusten, einfachen und reparaturfreundlichen Technik, seiner hohen Qualität, den völlig neuen Serviceleistungen und einem dichten Vertreternetz, das höchsten Ansprüchen zu genügen hatte.
mobilindustrie keine ernsthafte Konkurrenz. Auch AMAG Firmengründer Walter Haefner erkannte das grosse Potenzial des kleinen Volkswagens und trat in K ontakt mit dem VW Werk – mit Erfolg. Denn auch andere Firmen versuchten, das Rennen um den Import des Volkswagens zu gewinnen – früh war absehbar, dass in der Schweiz eine grosse Nachfrage nach neuen Autos einsetzen würde. Und ebenso sicher war man, im VW Käfer das ideale Auto für das gebirgige Land gefunden zu haben. Am 29. April 1948 unterzeichnete Walter Haefner in Wolfsburg den Importvertrag «für den Volkswagen». Die Schweiz war nach Holland und Belgien der dritte
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Ein Käferfest in Kreuzlingen im Jahr 1956 (Bild oben). Die Herausforderung bestand vor allem darin, der hohen Nachfrage nach dem Käfer g erecht zu werden. Eine Gruppe Käfer in Schinznach- Bad auf dem Weg zur Auslieferung (Bild links).
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Im Jahr 1969 wird der 250’000. Käfer Typ 1 feierlich übergeben (Bild oben), und im Jahr 1970 rollt der 400’000. VW, auch ein Käfer, in die Schweiz (Bild links).
Lange Jahre war der VW Käfer der weitaus meist
Marktanteil von 30 Prozent. Später stieg diese Zahl
gefahrene Automobiltyp in der Schweiz. Dabei
auf bis zu 35 Prozent an. Die Beliebtheit des Volks-
gab die Verbindung von Qualität, Preis und Service
wagens wird umso deutlicher, wenn man bedenkt,
den Ausschlag. Dank dem zunehmendem Brutto
dass in der Schweiz praktisch alle Automobilherstel-
sozialprodukt und dem VW Käfer konnten immer
ler der Welt vertreten waren.
mehr Schweizer Automobilisten werden. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren lancierte Wer heute Fotos aus den Fünfzigerjahren betrach-
Volkswagen eine ganze Serie an Modellen mit dem
tet, stellt fest: Egal, ob in Städten, auf Passstrassen
gleichen käfertypischen Prinzip: luftgekühlter
oder an den Ufern der Seen – ein Auto sieht man
Boxermotor im Heck und Hinterradantrieb. Was
immer wieder: den VW Käfer. Oft stehen Dutzende
jahrelang mit sehr guter Werbung schöngeredet
von Käfern an den schönsten Promenaden der
wurde, aber eigentlich immer noch «alte Technik»
Schweiz. Der optische Eindruck täuscht nicht. Schon
war, sorgte Anfang der Siebzigerjahre für eine
1954 erreichte VW – mit nur einem Modell – mit
der grössten wirtschaftlichen Krisen innerhalb der
mehr als 10’000 verkauften Exemplaren einen
Volkswagen AG. Die Konkurrenz brachte neue Modelle auf den Markt – Käfer und Co. waren irgendwann «alt», und die Verkäufe aller luftgekühlten Modellreihen brachen ein. Dennoch hielt sich der K äfer noch ein paar Jahre im Angebot der AMAG. Doch am 31. März 1983 war nach 320’637 verkauften Käfern endgültig Schluss.
EINER FÜR ALLE FÄLLE DER VW BUS
Typ 2 – so simpel hiess eine der wichtigsten Modell-
Stauraum für 750 Kilo skizzierte er dann in seinem
reihen der Welt, der legendäre VW Bus. Auch in
Notizbuch und präsentierte sie dem damaligen
der Schweiz war und ist er noch heute Transportrück
Verantwortlichen der britischen Militärverwaltung,
grat des Kleingewerbes und der Lieferdienste –
Major Hirst. Diesem gefiel die Idee so gut, dass er
aber auch Begleiter für Ausflüge und Ferien für die
die Umsetzung in Auftrag gab. Im Frühling 1949 war
ganze Familie und Vereine.
der erste Prototyp fertig, Ende Jahr wurde der Typ 2, der zweite Fahrzeugtyp aus dem Hause VW,
Der Typ 2 hörte auf viele Namen – je nach Einsatz zweck: Bulli, Transporter, Pick-up, Doka (für Doppelkabine), Kombi, Kastenwagen, Camper, Multivan, Caravelle, «Westi», California, Samba oder einfach «Bus». Für viele ist er heute die Ikone von Hippie- Kultur und Woodstock. Doch war und ist der VW Transporter viel mehr.
der Presse vorgestellt. 1950 rollte dann der erste Transporter in Wolfsburg vom Band. Und er war von Beginn an ein voller Erfolg. Die Qualität des Käfers, kombiniert mit Stauraum, überzeugte das Kleingewerbe, das in Deutschland, aber auch in ganz Europa und der Schweiz im Aufbruch war. Die Nachfrage Gemäss aktuell gültiger Geschichtsschreibung
nach Käfer und Bus war so gross, dass Volkswagen
hatte der erste VW Importeur der Welt, Ben Pon
in Hannover ein zweites Produktionswerk nur für
aus Holland, die Idee eines kleinen Transporters
den Typ 2 baute. Doch nicht nur das Gewerbe ent-
auf dem K äferfahrgestell, als er 1947 die Platten-
deckte den Typ 2 für sich, sondern auch private
transportwagen im wieder aufgebauten VW Werk
Nutzer. Bereits in den Fünfzigerjahren gab es erste
in Wolfsburg sah. Diese Idee mit dem Sitz über
Ausbauten als Camper. Die zaghaft gewonnene
der Vorderachse, dem Motor hinten und dazwischen
Freiheit konnte so genutzt werden, um die Welt zu
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erkunden. Waren das zuerst die europäischen Nach-
und P ersonentransporter (Caravelle) machte. Es
barländer, wurde der Typ 2 Ende der Sechzigerjahre
schien, dass man bei Volkswagen Nutzfahrzeuge
das Standardverkehrsmittel für die Aussteiger auf
bezüglich der Namensgebung resignierte. Die
dem Hippie-Trail nach Goa in Indien.
nächste Generation des Typ 2 wurde bei ihrer Präsentation 2003 erstmals ab Werk offiziell T5 ge-
Die erste Generation, noch mit geteilter Frontschei-
nannt … Und dies hat bis heute Gültigkeit, denn nach
be, wurde fast 20 Jahre lang, in Europa bis 1967
dem T5 folgte 2015 der T6 und im letzten Jahr
(in Südamerika noch deutlich länger) gebaut. Die
der T6.1, eine «grosse Produkteaufwertung» des T6.
zweite Generation, der T2, lief in Europa bis 1979
Heute ist der T6 g enauso wie in den Fünfzigerjahren
vom Band. Die dritte Generation, der T3, basierte
das meistgekaufte Nutzfahrzeug der Schweiz –
noch immer auf dem bewährten Käferkonzept
vielseitig einsetz- und wandelbar.
mit Motor hinten. Doch kam jetzt erstmals auch ein Diesel-Reihen-Vierzylinder zum Einsatz, und der bekannte Boxer erfuhr eine wesentliche Veränderung: Er wurde nun mit Wasser gekühlt. Auch eine Allradvariante wurde erstmals angeboten, was vor allem in der Schweiz auf grosse Nachfrage stiess. 1990 dann die grosse Revolution: Auch der VW Bus bekam Frontantrieb und Frontmotor – und dadurch erstmals einen flachen Ladeboden. Zudem liess die neue Konstruktion auch komplette Umbauten zu, konnte man doch neu nur den Vorderwagen mit K abine und Antrieb bestellen. Anlässlich der damaligen Pressevorstellung wurden die anwesenden Journalisten inständig gebeten, doch bitte nicht die interne Bezeichnung «T4» zu verwenden – was natürlich genau das Gegenteil bewirkte. Wenn auch nie offiziell, war die vierte Generation landläufig der T4. Vielleicht auch deshalb, weil VW eine klare Namenstrennung zwischen Sachen- (Transporter)
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Ein VW Bus T1 Bulli schafft es etwa 1960 bis an den Hindukusch (Bild oben). Der VW T4 etabliert sich als perfekter Transporter für Sportteams auf dem Weg zu ihren Wettkämpfen, beispielsweise für Kunstturner im Jahr 1997 (Bild links).
DER LIEBLING DER «GENERATION GOLF» DER VW GOLF Er war nicht der erste VW mit Frontmotor, Wasser-
wieder neue Technologien «demokratisiert», für
kühlung und Frontantrieb – das war der von NSU
eine grössere Kundschaft zugänglich gemacht. Egal,
entwickelte und dann von VW 1970 übernommene
ob Airbags, ABS, ESP oder Navigationssystem –
K70. Auch der VW Passat, der 1973 vom Audi 80
im Golf wurden sie «Mainstream». Aus «dem» Golf
abgeleitet wurde, und der ab Februar 1974 produ-
wurde über die Jahre eine ganze Familie mit ver-
zierte VW Scirocco kamen vorher. Doch zum
schiedenen Karosserieformen, Motor- und Getriebe-
Zeitpunkt seiner Einführung bedeutete der Golf im
varianten. Es gab oder gibt ihn als klassischen Ver-
wahrsten Sinne eine komplette Umkehr. Als
brenner, als Hybrid oder als Elektrofahrzeug. Zudem
Nachfolger des VW Käfer begann mit dem VW Golf
war und ist er im Rahmen der Strategie der Plattform
im Volumensegment effektiv der Systemwechsel
und heute des Modularen Querbaukastens (MQB)
der Technologien. Für die Volkswagen AG war
im weitesten Sinn die Basis für verschiedene andere
der Golf Hoffnungsträger und Rettung zugleich. Die
Modellreihen bei VW oder zum Teil bei anderen
Jahrzehnte der Käfermonokultur mit einer mittler-
Marken des Volkswagen Konzerns.
weile veralteten Technologie hatten den Konzern Anfang der Siebzigerjahre an den Rand des Ruins
Dass der Golf mehr war als nur ein Auto, zeigte im
geführt. Geld für einen Flop gab es nicht. Der Golf
Jahr 2000 der deutsche Schriftsteller Florian Illies,
musste ein Volltreffer werden. Und das war er
der mit seinem Buch «Generation Golf» eine ganze
von Beginn an. Im Sommer 1974 startete der Golf in
Generation nach dem Auto benannte.
der Schweiz und war ab 1975 für über vier Jahr zehnte das meistgekaufte Auto. Egal, ob Bankdirek-
In der Schweiz wurden seit seiner Markteinführung
tor, Bauarbeiter oder Studentin – alle fuhren Golf.
über 660’000 VW Golf verkauft.
Der Golf wurde zum Inbegriff einer Fahrzeugklasse, der Golf-Klasse. Mit der Lancierung des ursprünglich im Geheimen entwickelten Golf GTI 1976 schuf VW eine weitere Ikone. Ursprünglich plante VW, 5000 GTI zu bauen. Als 1975 die Importeure gefragt wurden, welche Volumen für ihre Märkte sie denn für den GTI sähen, kam die Antwort aus der Schweiz schnell und für die Kollegen in Wolfsburg überraschend: 1000 Einheiten! So war die Schweiz das einzige Land, das von Anfang an einigermassen mit der Nachfrage mithalten konnte. Heute wird der Golf in seiner achten Generation gebaut. Im Laufe der letzten 45 Jahre hat er immer
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Werbung, die nicht übertreibt: Die Golf-Modelle lancieren eine Erfolgsserie und sind während Jahren das meistgekaufte Auto der Schweiz.
ELEKTRISCHE FAHRT IN EINE NEUE ÄRA DER VW ID.3
Der VW ID.3 hat den Weg der AMAG bislang noch
Die Verantwortlichen von VW betonen denn auch:
nicht geprägt, denn schliesslich kommt er 2020 auf
«Der ID.3 ist ein alltagstauglicher Allrounder. Er
den Markt. Doch er steht für einen Wandel, der
ist kompakt, dabei wendig wie ein Kleinwagen und
die AMAG als Unternehmen in den kommenden Mona
bietet den Innenraum eines Mittelklassewagens.
ten und Jahren massiv prägen wird. Der ID.3 soll
Er kombiniert spannendes Design mit innovativer
nichts anderes werden als der legitime Nachfolger
Technologie und hohen Reichweiten.»
des VW Käfer oder des VW Golf. Revolutionär ist auch das Interieur. Durch den langen Radstand des MEB-Layouts und die sehr kurzen Überhänge ergibt sich ein besonders grosser Innenraum, der Open Space. Mit dem so entstehenden Platz und Raumgefühl setzt der fünfsitzige ID.3 neue Standards in der Kompaktklasse.
Der ID.3 ist nicht das erste Elektrofahrzeug aus dem VW Konzern – und er wird auch nicht das letzte sein. Doch der ID.3 ist (wie der Käfer) der Urmeter einer ganzen Fahrzeugpalette, nicht nur der Marke Volkswagen. Denn mit dem ID.3 startet Volkswagen in eine neue Ära der klimafreundlichen Mobilität. Das erste Modell aus der ID. Baureihe ist bilanziell
Dank der digitalen, völlig neu konzipierten Anzeigen-
CO2 -neutral, beeindruckt mit einer für Elektroautos
und Bedienelemente wird sich jeder Fahrer und jede
charakteristischen hohen Fahrdynamik und ist voll
Fahrerin schnell und intuitiv im ID.3 zurechtfinden.
vernetzt. Es basiert wie alle künftigen ID. Modelle
Neben dem D isplay im Cockpit liefert ein neu entwi-
und weitere Konzernmodelle auf dem neuen Modu-
ckeltes, zentral positioniertes Touch-Display mit
laren E-Antriebs-Baukasten (MEB).
einer Bildschirmdiagonale von zehn Zoll dem Fahrer
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109 Der VW ID.3 besticht nicht nur durch seinen Elektroantrieb, s ondern auch durch seine inneren Werte: viel Innenraum und modernste Navigationsunterstützung.
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Das Netz der Ladestationen verdichtet sich in Europa im E ilzugstempo. An einer Schnell lades tation von IONITY ist der VW ID.3 eine gute Kaffeepause später wieder einsatzbereit für die grosse Distanz.
alle wichtigen Informationen. Das ebenfalls neue ID.
Die Batterien selbst sind in den Fahrzeugboden
Light unterstützt mit einem LED-Band bei der
integriert. Diese Lage wirkt sich positiv auf die
Navigation und kann den Fahrer bei Gefahr beispiels
Fahrdynamik aus, da der Schwerpunkt des ID.3 tief
weise auffordern zu bremsen. Sämtliche Bedien
nach unten rückt. Zudem zeichnet den ID.3 eine
elemente – auch am elektrisch einstellbaren Multi-
optimale Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und
funktionslenkrad – werden über Touch-Funktionen
Hinterachse aus.
mit berührungssensitiven Tasten bedient. Nur die Fensterheber und das Warnblinklicht werden noch
Die neue Technologie des ID.3 und aller anderen
mit haptischen Schaltern betätigt. Hinzu kommt
Elektrofahrzeuge wird einen Impact haben auf
eine intelligente «Natural Voice»-Sprachsteuerung.
das Geschäftsmodell der AMAG und all ihrer Partner.
Über App-Connect ist der ID.3 binnen Sekunden
Es sind neue Fähigkeiten gefordert – es braucht
mit dem Smartphone vernetzt.
neue Infrastrukturen für den Ladevorgang und vieles mehr. Bereits seit einiger Zeit arbeiten denn auch
Der ID.3 wird zum Serienstart mit drei Batterie
die verschiedenen Einheiten der AMAG intensiv an
grössen angeboten. Die Basisvariante hat einen
diesen Themen. Denn der ID.3 unterstützt die AMAG
nutzbaren Energiegehalt von 45 kWh und ermög-
in ihrem Bestreben, der führende Anbieter für nach-
licht eine elektrische Reichweite von bis zu 330 Kilo-
haltige individuelle Mobilität zu sein.
metern (WLTP). Darauf folgt eine Batterievariante mit 58 kWh; in diesem Fall bietet der ID.3 eine Reichweite von bis zu 420 Kilometern (WLTP). Der Energiegehalt der grössten Batterievariante liegt bei 77 kWh, deren elektrische Reichweite bei bis zu 550 Kilometern (WLTP) liegt. Dank seiner Schnellladefähigkeit lassen sich beim ID.3 mit 100 kW L adeleistung innerhalb von 30 Minuten rund 290 Kilometer Reichweite (WLTP) nachladen.
FERRY PORSCHE BAUT SICH SEINEN TRAUMWAGEN DER PORSCHE 356 Mitte 1947 begannen Ferry Porsche und die Kon
Basierte der 356 ursprünglich in vielen Details auf
strukteure der Porsche AG mit der Entwicklung
dem VW Käfer und verwendete Porsche auch Teile
Nr. 356, eines Sportwagens, basierend auf der Tech-
von Volkswagen, entwickelte sich der erste Serien-
nik des Volkswagens. Im Frühsommer 1948 war
Porsche im Laufe seiner 18-jährigen Produktionszeit
das Projekt Nr. 356 Realität: Am 8. Juni 1948 erhielt
schon erheblich davon weg. So waren die 356 schon
das erste Auto mit dem Namen Porsche die amt
sehr bald mit eigenentwickelten Motoren ausgerüs-
liche Betriebserlaubnis. Im gleichen Jahr konnte
tet, die bis zu 130 PS leisteten. Auch wurden Fahr-
Porsche einen Vertrag mit dem Volkswagen Werk
werk und Getriebe weiterentwickelt. Mit der Modell-
abschliessen, wonach VW an Porsche Teile zu liefern
reihe 356 begann zudem die kometenhafte Karriere
hatte und Porsche das VW Vertriebsnetz nutzen
von Porsche als Rennsportmarke. Wurde der erste
konnte. Mit diesem Vertrag rückte auch die AMAG
356 1948 noch nicht beim GP von Bern zugelassen,
ins Blickfeld. Diese hatte ja mit dem Vertrieb von
änderte sich das sehr schnell. Und die wendigen,
VW in der Schweiz begonnen und konnte sich be-
leichten Porsche Modelle fuhren schnell leistungs-
reits auf ein eingespieltes Händlernetz in allen Teilen
stärkeren Konkurrenten auf und davon. Bereits
der Schweiz abstützen. Da die AMAG aber schon
1957 konnte die AMAG den 1000. Porsche abliefern.
die englischen Triumph-Sportwagen importierte,
Damit gehörte die Marke auch im Verkauf zu den
kam für Walter Haefner eine Erweiterung dieses
erfolgreichsten Sportwagenmarken. Und dieser Er-
Segmentes vorerst nicht in Frage.
folg sollte bis heute anhalten. Als der 356 in den Sechzigerjahren nach 15 Jahren etwas angegraut
1950, anlässlich eines Besuchs in Wolfsburg, wur-
war, präsentierte Porsche 1963 ein neues Modell,
den die AMAG Verantwortlichen wieder auf die Mög-
das die Grundeigenschaften des 356 übernehmen
lichkeiten eines Porsche Importes durch die AMAG
sollte: die Coupé-Form mit flacher Haube vorn
angesprochen. Denn in der Schweiz gab es keinen
und fliessendem Heck, Heckmotor, Heckantrieb und
Importeur mehr. Auf sanften Druck von Volkswagen
Luftkühlung. Einzig die Anzahl der Zylinder wurde
Generaldirektor Prof. Dr. Heinrich Nordhoff gelangte
auf sechs erhöht. Das Projekt 901 wurde an der IAA
man bei der AMAG zum Schluss, dass nun die Zeit
erstmals der Weltöffentlichkeit gezeigt. Als Porsche
gekommen sei, das Heft in die Hand zu nehmen.
911 schreibt er seither die Erfolgsgeschichte von Porsche und der AMAG in Sport und Verkauf bis zum
Nach Verhandlungen am Genfer Auto-Salon 1951 verpflichtete sich Porsche, der AMAG die 1,3-Liter Coupés und Cabriolets zu liefern, wogegen die AMAG 1951 mindestens 50 Autos abzusetzen hatte. Das Ziel wurde weit übertroffen – in den verblei benden 9 Monaten des ersten Verkaufsjahres konnten 78 Porsche des Typs 356 abgesetzt werden!
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heutigen Tag fort.
DIE UNTERSCHÄTZTEN ERFOLGSMODELLE PORSCHE 924/944/968 Der Porsche 924 litt zeitlebens unter seiner Ent
er ein Verkaufshit. Bereits Ende 1977 war er welt-
stehungsgeschichte. Zu Unrecht! Wechselvoll verlief
weit der meistgekaufte Sportwagen.
die Entstehungsgeschichte dieses Modells. 1970 beauftragte die Volkswagen AG Porsche mit der
1980 lancierte Porsche dann den 944. Dieser nahm
Entwicklung eines Nachfolgemodells für den VW
viele Elemente des 924 auf, so die grundsätzliche
Porsche 914. Es sollte aber ein reinrassiger VW wer-
Architektur des Autos, die Grundform und auch das
den – bis der neue VW Chef Toni Schmücker 1975
komplette technische Prinzip. Auch der 944 hatte
den Sportwagen kurz vor dem Start aus dem Modell-
eine lange, flache Front mit Klappscheinwerfern und
programm strich.
einen recht grossen Kofferraum unter dem hinteren Glasdeckel.
Porsche übernahm den fertigen Wagen und liess ihn in Neckarsulm bei Audi fertigen. Das Konzept war
Doch schon auf den ersten Blick war klar: Der 944
eigentlich bestechend: Dank der Transaxle-Anord-
hatte reinrassige Porsche Gene und gegenüber
nung – Motor vorn, Getriebe hinten – war der Sport-
dem 924 an Muskeln zugelegt. Das zeigte b ereits
wagen bestens ausbalanciert und sehr agil. Dann die
seine komplett feuerverzinkte, breitere Karosserie
sportliche Form mit Klappscheinwerfern, die hohe
mit den ausgestellten Radhäusern. Und dennoch
passive Sicherheit der Fahrgastzelle, der grosse
war der 944 aerodynamischer als der 924. Unter der
Kofferraum unter dem grossen Glasdeckel im Heck –
Motorhaube arbeitete neu ein von Porsche entwi-
er hatte alle Zutaten zum Erfolg.
ckelter, 2,5 Liter grosser Vierzylinder-Reihenmotor, dessen Aluminium-Zylinderblock in den Grundmas-
Aber die Mitgift der VW Komponenten verfolgte
sen mit dem V8 des 928 identisch war. Er leistete
den 924 und all seine Nachfahren. Der 2-Liter-Vier-
zuerst 163 PS. Doch im Laufe der Zeit wuchs der
zylinder-Reihenmotor stammte aus dem VW Regal
Hubraum auf 3 Liter und die Leistung auf 211 PS.
und wurde unter anderem im Audi 100 und im
Zeitweise produzierte Porsche den hubraumstärksten
VW LT eingesetzt. Für Porsche Fans war das ein
Vierzylindermotor für Personenwagen. Der 944
absolutes Sakrileg! Weitere Komponenten stammten
Turbo als Topversion lieferte aus 2,5 Litern Hubraum
ebenfalls aus dem Wolfsburger-Ersatzteillager,
sogar 250 PS.
die Hinterachse zum Beispiel vom VW Käfer. Da halfen auch die Schalensitze aus dem 911 nicht, um als
Der 944 wurde 1992 vom 968 abgelöst. Dieser war
«richtiger» Porsche akzeptiert zu werden. Auch als
zugleich die letzte Entwicklungsstufe der Porsche
im 924S ein von Porsche entwickelter Motor seinen
Transaxle-Modelle. Der 968 wurde als Coupé und als
Dienst tat, nützte das der Baureihe imagemässig
Cabriolet angeboten, während die Sportversionen
nichts. Und dennoch: Der Porsche 924 fand seine
CS, Turbo S und Turbo RS nur als Coupé erhältlich
Bestimmung. Als Einstieg in die Porsche Welt wurde
waren.
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Die TV-Legende Mäni Weber war privat mit einem Porsche 924 unterwegs. Porsche 944 im Jahr 1981 (Bild oben).
Optisch lehnte sich der 968 stärker an den 928 und die Studie Panamericana von 1989 an. Die Klappscheinwerfer klappten nun von hinten hoch und hatten so eine ähnliche Anmutung wie die Scheinwerfer des 928. Im Ruhezustand zeigten sie eine Ähnlichkeit mit den Scheinwerfern der kommenden 911 Generation. Auch am Heck gab es Anleihen an den 928. Die (teilweise verkannten) Qualitäten wie zum Beispiel Fahrverhalten, Federungskomfort oder Kofferraum des 944 blieben alle erhalten. Unter der Haube arbeitete der weiterentwickelte Reihen-Vierzylinder, der in dieser Ausbaustufe aus 3 Litern Hubraum 240 PS leistete. Auch wenn alle diese Modelle in der Wahrnehmung der «richtigen» Porsche Fans keine Porsche waren, so trugen sie dennoch massgeblich zum Erfolg der Marke in der Schweiz bei. War der «Elfer» der Porsche, so lieferten 924, 944 und 968 die Stückzahlen zum wirtschaftlichen Erfolg. Wurden zwischen 1976 und 1995 knapp 9000 Porsche 911 in der Schweiz verkauft, konnten von den Vierzylinder modellen in der gleichen Zeit rund 10’000 Exemplare abgesetzt werden.
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DIE GEHOBENE MITTELKLASSE DER AUDI 100 «Also, wenn ich heute Mittag bei dir esse, dann bin
und Mantel ab und wusste: Wir hatten gewonnen.
ich rausgeschmissen worden. Wenn ich nicht
Nordhoff sagte nur: ‹Grünes Licht für diesen Wagen!›»
komme, kannst du davon ausgehen, dass ich weiter Chef der Auto Union bleibe.» Mit diesen Worten
Der Audi 100 wurde im November 1968 in Ingol-
soll sich Dr. Ludwig Kraus von seiner Frau verab-
stadt der internationalen Presse vorgestellt. Geplant
schiedet haben, als eine Volkswagen Delegation mit
war, eine einmalige Auflage von 100’000 Fahr
Prof. Heinrich Nordhoff nach Ingolstadt kam.
zeugen zu produzieren, doch die Nachfrage war so gross, dass von der ersten Generation bis Produk
Seit 1965 gehört die Auto Union zum Volkswagen
tionsende 827’474 Fahrzeuge hergestellt wurden.
Konzern. Eine eigene Fahrzeugentwicklung wurde den Technikern in Ingolstadt von den neuen Haus-
Die AMAG wurde 1967 Audi Importeurin. Mit dem
herren untersagt. Geplant war, die Produktionskapa-
neuen Audi 100 hatte sie plötzlich neben Chrysler
zitäten in Ingolstadt für die Fertigung des VW Käfer
ein zweites Angebot in der gehobenen Mittelklasse.
zu nutzen. Der sich schlecht verkaufende DKW F102
Als dann mit der zweiten Generation des Audi 100,
wurde dennoch überarbeitet und mit e inem Vier-
mit dem Audi 200, eine noch stärkere Version auf
taktmotor ausgerüstet. Mit diesem intern als «Audi
den Markt kam, war die Zeit der Amerikanerwagen
F103» bezeichneten Wagen entstand die Auto-Union-
bei der AMAG definitiv zu Ende.
Marke Audi neu. Der Vorstandsvorsitzende Heinrich Nordhoff verfügte aber, dass in Ingolstadt keine
Doch nicht nur der erste Audi 100 (C1) war ein
weiteren Modelle mehr entwickelt werden sollten.
Meilenstein für die Marke, sondern auch die dritte Generation. Anfang der Achtzigerjahre wurde der
Der bis 1963 bei Daimler-Benz tätige Ludwig Kraus
Aerodynamik eines Autos immer mehr Bedeutung
glaubte indes nicht an die Zukunft des VW Käfer
zugemessen – und Audi setzte dies kompromisslos
und entwickelte bei der Auto Union ohne Wissen des
um. Der Audi 100 C3 tat sich denn auch mit einer
VW Vorstands und grösstenteils nach Feierabend
besonders strömungsgünstigen K arosserie hervor.
ein neues Modell unter dem Namen Audi 100. Als
Mit den bündig eingebauten, hochgezogenen Fens-
man in Wolfsburg davon erfuhr, war man gar nicht
tern und einem cw-Wert von 0,30 galt der Audi 100
begeistert. Man wollte sich das ansehen …
in den frühen Achtzigerjahren als strömungsgünstigste Serienkarosserie dieser Zeit und erhielt viele
Als der Besuch aus Wolfsburg da war, behielt Kraus
Auszeichnungen. Wegen des Leichtbaus und des
Hut und Mantel an. Er liess den Vorhang wegziehen,
niedrigen Luftwiderstands verbrauchte der Wagen
und die Drehscheibe setzte das Modell in Bewegung.
weniger Treibstoff als vergleichbare Fahrzeuge
«Nordhoff schritt mehrmals um das Fahrzeug
der Zeit. Zudem war der C3 auch ein Vorreiter des
herum und hatte zuerst einen roten Nacken. Dies
permanenten «quattro» Allradantriebs in der obe-
bedeutete bei ihm Wut und Zorn. Aber plötzlich
ren Mittelklasse und brachte für den Volkswagen
änderte sich die Nackenfarbe, sein Gesicht wurde
Konzern erstmals den TDI-Motor mit Diesel-Direkt-
freundlicher, und in dem Augenblick legte ich Hut
einspritzung und Turbolader in die Serie.
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«Grünes Licht für diesen Wagen!» VW Konzerchef Heinrich Nordhoff im Jahr 1966, nach seinem ersten Blick auf den Audi 100
VORSPRUNG DURCH TECHNIK DER AUDI QUATTRO «Vorsprung durch Technik»: Auch wenn Audi diesen
sollten. Der «quattro» Prototyp meisterte die Stei-
Slogan bereits seit 1971 verwendet hatte, erreichte
gung ohne Probleme – auf Sommerreifen. Im
er seine volle Wirkung effektiv erst mit dem Audi
Sommer 1978 fand eine weitere Vorführung statt,
quattro 1980. Der «quattro» war das Synonym auf
bei der der «quattro» Prototyp eine steile, stark
vier Rädern. «Vorsprung durch Technik» entfaltete
gewässerte Wiese hinauffahren sollte. Von allen zur
sich Anfang der Achtzigerjahre wirklich. Vor der
Verfügung stehenden Vergleichsfahrzeugen be
E inführung des stromlinienförmigen Audi 100 war
wältigte nur der «quattro» Prototyp die Aufgabe.
es der Audi quattro, der die Branche durchschüttelte.
Kurze Zeit später gab der VW Vorstand seine
Im März 1980 wurde der Audi quattro auf dem
Zustimmung für den Bau.
Genfer Auto-Salon der Öffentlichkeit präsentiert. Von der Fachpresse wurde das Fahrzeug weltweit
Der «quattro» passte hervorragend zur Topografie
unter Verwendung zahlreicher Superlative als
der Schweiz, und das Interesse war entsprechend
Sensation gefeiert.
gross. So wurde die Schweiz schnell zum «quattro Land». Eine weitere Begebenheit sollte dies noch
Wie schon beim ersten Audi 100 war auch die Ent-
festigen: 1984 führte die AMAG in Davos einen An-
wicklung des quattro die Arbeit einer kleinen Gruppe.
lass mit Rallye-Weltmeister Hannu Mikkola und dem
Bei Winter-Testfahrten im Jahr 1977, bei denen
Audi quattro durch. Gleichzeitig sollte die Bündner
neue Audi Modelle erprobt werden sollten, stellte
Polizei eingeschneite Personen auf dem Flüelapass
der Versuchsleiter Jörg Bensinger fest, dass das
abholen. Mit dem damaligen Polizeifahrzeug war
Begleitfahrzeug, mit dem er fuhr – ein allradgetrie-
es aber nicht möglich, auf den Pass zu gelangen.
bener VW Iltis Geländewagen mit 75 PS –, unter
Mikkola sprang ein und fuhr mit einem Polizisten im
den winterlichen Bedingungen das weitaus schnells-
«quattro» problemlos hoch – auf Sommerreifen.
te Fahrzeug war. Nach seiner Rückkehr berichtete
Der Legende nach soll dieses Ereignis einen solchen
er Ferdinand Piëch, damals Vorstand der Entwick-
Eindruck hinterlassen haben, dass die Regelung
lungsabteilung bei Audi, von seinen Erlebnissen. Er
für Ketten derart gelockert wurde, dass Allradfahr-
überzeugte ihn, mit einer kleinen Gruppe von Mitar-
zeuge – bei Kettenpflicht – keine Ketten mehr mon-
beitern einen Prototyp mit Fünfzylinder-Turbomotor
tieren mussten.
und Allradantrieb auf Basis des Audi 80 herstellen zu lassen. 1978 war dieser Prototyp so weit entwi-
Audi setzte die «quattro» Technologie sehr schnell
ckelt, dass er dem Vorstand von VW präsentiert
in allen Baureihen ein und schaffte einen «Vorsprung
werden konnte. Diese Präsentation fand während
durch Technik», der dazu führte, dass die Marke
eines Tests in Österreich statt, bei dem Winterreifen
schnell zur Nummer eins im Premiumsegment wurde.
und Schneeketten auf einer verschneiten, steilen
Die Konkurrenten folgten erst Jahre später – mit
Steigung an anderen Fahrzeugen getestet werden
dem Aufkommen der SUVs.
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«Vorsprung durch Technik» bewies Audi über die Jahre immer wieder mit technischen Meisterleis tungen. So war Audi der erste Grossserienhersteller, der mit dem Audi A8 ein Modell mit Aluminium- Karosserie auf den Markt brachte und so die Gewichtsspirale umdrehte. Der A8 war mit Allrad antrieb leichter als seine Konkurrenten mit Heckantrieb. Audi war der erste Hersteller, der das 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem TDI- Diesel-Rennwagen und später mit einem Hybrid- Rennwagen gewann. Und heute setzt Audi mit dem ersten vollelektrischen SUV e-tron quattro erneut technologische Massstäbe.
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Peter Müller, der Abfahrts-Superstar der 1980er-Jahre, war mit seinem Audi quattro auch auf der Strasse flott unterwegs.
DER KLEINWAGEN MIT «SYSTEM PORSCHE» DER SEAT IBIZA
SEAT wurde am 9. Mai 1950 als Sociedad Española
zu Fiat beschränkte sich nur noch auf das Fahrwerk
de Automóviles de Turismo, S.A. (Spanische Gesell-
und einige Motoren, die aber unabhängig vom
schaft für Autos) im Industriepark Barcelonas,
Lizenzgeber Fiat (mit Hilfe von Porsche) weiterent
der Zona Franca, gegründet. Kapitalgeber waren zu
wickelt wurden. SEAT und Volkswagen schlossen
51 Prozent die staatliche Dachgesellschaft Instituto
am 30. September 1982 ein Produktions- und Wirtschaftsabkommen. Die Kooperation mit Volkswagen entwickelte sich zu einer 75-Prozent-Beteiligung. SEAT begann die Markterschliessung in Richtung Europa. 1984 wurde die AMAG über die Tochter gesellschaft Spancar SEAT Importeurin für die Schweiz. Das Modellprogramm umfasste den Ibiza und den Ronda (eine optisch veränderte Version des Fiat Ritmo). Während der Ronda bald eingestellt wurde, erfreute sich der Ibiza recht grossen Zuspruchs in der Schweiz. Insbesondere die Kombination Kleinwagen mit 90-PS-Motor «System Porsche» und der attraktive Preis gefielen – und SEAT wusste den Porsche Nimbus marktwirksam einzusetzen.
Nacional de Industria, zu 42 Prozent spanische Banken und zu 7 Prozent Fiat. Nach der Werkseröffnung am 5. Juni 1953 lief ein SEAT 1400 auf Basis des Fiat 1400 vom Band des staatlichen Automobilwerks. Für die nächsten dreissig Jahre baute SEAT vor allem Autos für den durch hohe Importsteuern geschützten spanischen Markt, meist reine Fiat-Lizenzprodukte. Anfang der Achtzigerjahre kam es zum Zerwürfnis mit Fiat, da sich die Italiener nicht an einer Kapital erhöhung zur Restrukturierung beteiligen wollten. SEAT führte in jener Zeit den Ibiza als erstes eigenständig entwickeltes Modell ein. Die Verwandtschaft
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Doch das reichte nicht. SEAT lancierte zwar immer
wieder weitere Modelle, die das Programm nach unten (Marbella/Arosa) oder nach oben (Toledo/ Altea) ergänzen sollten. Doch realistischerweise war SEAT über viele Jahre hinweg eine Mono-Modell- Marke mit dem Ibiza. Und SEAT war lange Jahre das Sorgenkind im Volkswagen Konzern. Das führte dazu, dass die Strategie – und damit das Modell programm – immer wieder angepasst wurden, doch nie die Modellreihe Ibiza. Und das war und ist gut so. Denn der Ibiza war stets erfolgreich und eine wichtige Stütze für die Marke. Heute wird bereits die fünfte Generation des Ibiza gebaut. Und noch immer gehört der Ibiza zu den beliebtesten Modellen seiner Klasse. Und auch SEAT ist auf der Strasse des Erfolgs angekommen, weltweit und in der Schweiz. Belegte die Marke viele Jahre einen Platz zwischen 15 und 20 in der Markenrangliste der Schweiz, ist sie heute in den Top 10 etabliert. Das aktuelle Modellprogramm mit Mii, Ibiza, Leon, Leon ST, Arona, Ateca, Tarraco und Alhambra bietet heute für fast alle Bedürfnisse eine passende Lösung – mit Diesel, Benzin, Gas oder Strom als «Treibstoff».
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UNAUFFÄLLIG UND ROBUST DER ŠKODA FAVORIT Aller Anfang ist schwer – das hat die AMAG auch
Doch mit dieser Einschätzung tat man der Marke
erfahren, als sie via die Schwestergesellschaft Amoda
und vor allem den Mitarbeitenden im tschechischen
1992 mit dem Import und dem Verkauf der ersten
Mladá Boleslav unrecht.
Modelle des tschechischen Herstellers ŠKODA begann. 1991 stieg die Volkswagen AG bei der Auto
Der Favorit war die erste Neuentwicklung des
mobilový koncern ŠKODA a.s. ein, deshalb unter-
Herstellers seit vielen Jahren. Nach Jahrzehnten des
schrieb die AMAG wenig später den Importvertrag
vom Politbüro verordneten Heckmotorprinzips
auch für diese Marke.
war der Favorit 1987 eine komplett neue Konstruktion mit Frontmotor, -antrieb und grossem Heck abteil. Und er war ein klassischer «Kompakter». Nicht verleugnen konnte er natürlich seine Entwicklung in einer Zeit der Planwirtschaft, wie diese in Osteuropa üblich war. Da entwickelten nicht die Ingenieure die besten Lösungen, sondern Funktionäre entschieden am Schreibtisch, was genehm war und was nicht. Im Vergleich zu seinen Mitbewerbern aus dem Osten war der Favorit dennoch topmodern, doch nun musste er auch gegen die etablierte, marktwirtschaftlich getriebene westeuropäische Konkurrenz antreten. Wenigstens war das für ŠKODA nicht neu, denn die Marke war die einzige,
Das Modellangebot der neuen Marke war zu Beginn sehr bescheiden und in technischer Hinsicht nicht sehr berauschend. Während der VW Golf III mit Airbags und gar einem Sechszylindermotor angeboten wurde, startete ŠKODA mit dem Modell «Favorit» und der Kombivariante «Forman» sehr zaghaft mit einem für damalige westliche Erwartungen sehr einfachen Automobil. Etwas schmeichelnd wurden sie später einmal als «unanfällig und robust» bezeichnet. Unauffällig hätte auch noch gepasst – und wo wenig dran war, konnte auch nicht viel k aputtgehen.
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die schon vor Glasnost und Perestroika Autos in den
so zeigten die Ingenieure im Kleinen, auf einem
Westen lieferte.
«Nebenschauplatz», was sie konnten. Denn schliesslich hatte ŠKODA eine lange Tradition als
Dennoch: Das Hartplastikarmaturenbrett, der Vier-
einer der fortschrittlichsten Automobilhersteller
zylindermotor mit elektronischem Vergaser, das
der Welt.
eher einfache Fahrwerk oder auch die sonst verwendeten Materialien wirkten wie aus einer anderen
Im ersten Jahr konnte die Amoda gerade mal
Zeit. Bis auf eine Sache: die mechanische Sitzverstel-
60 Fahrzeuge in der Schweiz verkaufen, im Jahr
lung. Denn die war im Favorit kugelgelagert und
darauf immerhin über 600. Als Ende 1994 dann
deshalb so leichtgängig, dass kein Westauto nur an-
der Felicia als Nachfolger präsentiert wurde, war
satzweise mithalten konnte. Wie war das möglich?
das ein anderes Auto. Er war der erste ŠKODA
Die Antwort gaben die tschechischen Kollegen
nach der Übernahme durch die Volkswagen AG, der
damals gerne: Für die Sitzverstellung gab es keine
unter technischer Beteiligung von VW gebaut
Vorgabe oder Einschränkung des Politbüros, das
wurde, wenn er auch in seinen Grundzügen auf dem
lief schlicht unter dem Radar der Funktionäre. Und
Vorgänger Favorit basierte.
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KONKURRENZ IN DER GOLF-KLASSE DER ŠKODA OCTAVIA
«Simply Clever» – so lautet das Markenversprechen
Lösungen zu entwickeln. Wer sonst baut zum Bei-
von ŠKODA. Und müsste ein Modell für dieses
spiel einen Eiskratzer gleich in den Tankdeckel ein?
Versprechen einstehen, wäre es sicher der ŠKODA
ŠKODA folgte bei der Entwicklung neuer Modelle
Octavia in seiner Kombiversion. Er verkörpert
bislang immer der Devise, Autos zu bauen, die
seit seinem (zweiten) Marktstart 1996 alle Tugen-
gebraucht werden und gebraucht werden können –
den der tschechischen Marke.
keine Designexperimente, sondern immer eine
Vorab muss aber geklärt werden, warum «zweiter
von VW Technik, tschechischem Ingenieurskönnen,
Marktstart». Einen ŠKODA mit Modellbezeichnung
Kombi und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis kam
Octavia gab es schon früher. Von 1959 bis 1971
bei Herrn und Frau Schweizer sehr gut an. Bald
baute der tschechische Hersteller bereits einmal
schon hatte der Octavia in seiner Kombiversion eine
einen Octavia, der ebenfalls als Limousine und Kombi
treue Fangemeinde im Land. Mit weiteren V arianten
angeboten wurde. Dass ŠKODA bei der Lancierung
wie Allrad oder Automatikgetriebe, als Benziner
1996 wieder diesen Namen wählte, war dem Erfolg
und Diesel, später auch mit Gasantrieb, setzte der
des Vorgängers geschuldet und passte natürlich
Octavia seinen Siegeszug fort.
Weiterentwicklung des Bisherigen. Die K ombination
in die Nomenklatur mit dem im Jahr vorher präsentierten, kleinen Felicia, der ebenfalls einen Vorgänger
Der Octavia war so beliebt, dass ŠKODA es sogar
Anfang der Sechzigerjahre hatte.
wagte, gleichzeitig zwei Generationen des Octavia anzubieten – etwas, was sonst kein anderer
Der ŠKODA Octavia war das erste Modell, das unter
Hersteller tat. Die erste Generation Octavia wurde
der Ägide von Volkswagen mit Volkswagen Kompo-
von 1996 bis 2010 praktisch unverändert angebo-
nenten entwickelt wurde. Technisch basierte er
ten, während bereits 2004 die zweite Generation
auf dem Golf IV, wie auch alle seine Nachfolger auf
lanciert wurde. Die erste Generation blieb als günsti-
Komponenten der jeweiligen Golf Generation
ges Einstiegsmodell weiter im Programm – was
bzw. heute dem Modularen Querbaukasten (MQB)
aber den Verkaufszahlen der zweiten Generation in
basieren. Doch gelang es ŠKODA, ein eigenständiges
keiner Weise schadete.
Produkt mit ganz eigenen Details und cleveren
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Drive away mit dem neuen Š KODA Octavia im Jahr 1998. Der Octavia entwickelte sich für die Schweizer ŠKODA Händler so prächtig, dass er den VW Golf 2017 als bisher meistverkauftes Modell der Schweiz ablöste.
Und ŠKODA hat etwas anderes auch geschafft: Da das Design des Octavia immer nur behutsam weiterentwickelt wurde und stets dem Credo «Form follows function» folgte, wurden die bisherigen Versionen nicht plötzlich «alt», sondern blieben ein Teil der Modelllinie. So verwunderte es nicht, dass der bei Privat- wie bei Flottenkunden beliebte Octavia im Jahr 2017 den Golf als meistverkauftes Modell der Schweiz ablöste und bis heute diese Stellung innehat. Das Modellprogramm von ŠKODA ist in den letzten Jahren massiv angewachsen. Was 1992 mit einer Modellreihe und 60 verkauften Autos begann und über die Jahre fast eine Octavia Combi Monokultur war, ist heute auf ein attraktives Angebot vom Stadtflitzer bis hin zum grossen SUV mit insgesamt acht Modellreihen angewachsen, aktuell immer in den Top 5 der Schweizer Markenrangliste.
03 ZUKUNFT ERFAHREN
Die Veränderungen durch auto matisierte Fahrzeuge, aber auch unsere Reaktion auf den Klimawandel werden den Verkehrsmarkt tief greifend beeinflussen.
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ZUKUNFT ERFAHREN
Ein 75-Jahre-Jubiläum macht stolz, bietet aber keine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft. Deshalb interessiert sich die AMAG für Experten, die fundierte und zukunftsgerichtete Analysen bieten. Drei ETH-Professoren äussern sich zur klimafreundlichen Mobilität der nächsten Jahrzehnte.
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DIE ZUKUNFT DER INDIVIDUELLEN MOBILITÄT – DIE EINSCHÄTZUNG DER WISSENSCHAFT
Wohin entwickelt sich unsere Mobilität? Was ist in Zukunft noch möglich? Welche Chancen bieten sich? Bei all den technischen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen ist es nicht einfach, in die Zukunft zu blicken. Am ehesten gelingt dies den Wissenschaftlern der ETH Zürich, die sich der Entwicklung der mobilen Zukunft verschrieben haben. Die AMAG hat drei äusserst renommierte ETH-Professoren um ihre Einschätzung gebeten. Prof. Dr. Kay W. Axhausen vom Institut für Verkehrs planung und Transportsysteme widmet sich in seinem Artikel der Frage, wer im Zeitalter selbst fahrender Fahrzeuge wohl die Nase vorne haben wird. Prof. Dr. Christopher Onder vom Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik erklärt, welche Antriebstechnologien aus seiner Sicht Zukunftschancen haben. Und Prof. Dr. Konstantinos Boulouchos vom Institut für Energietechnik und Leiter des SCCER Mobility gibt Antworten auf die Frage, wie eine klimafreundliche Mobilität Wirklichkeit werden kann.
Wer dominiert im Zeitalter selbstfahrender Fahrzeuge: Privatfahrzeuge oder Taxiflotten? Prof. Dr. Kay W. Axhausen
besitzer ihre Fahrzeuge ausgetauscht haben werden,
Institut für Verkehrsplanung und Transport
respektive wie schnell die Hersteller in der Lage
systeme, ETH Zürich
sein werden, die Nachfrage zu befriedigen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Prozess
Der Zeitpunkt, an dem Fahrzeuge in der Lage sein
Jahrzehnte dauern wird.
werden, sich selbst zu steuern, scheint mit immer höherer Geschwindigkeit näherzukommen. Über-
Tatsächlich ist es gut, dass der Beginn des Zeitalters
wältigend lang ist allein schon die Liste der Inves
der automatischen Fahrzeuge noch in der Zukunft
toren, Ingenieure, Informatiker und Firmen, die
liegt. Dies gibt uns als Gesellschaft Zeit, uns darüber
im Moment die Technologien für automatische Fahr-
klar zu werden, wie diese Welt der automatischen
zeuge entwickeln.
Fahrzeuge überhaupt aussehen soll. Wir haben so die Chance, die Rolle der Fahrzeuge neu zu denken.
Doch ganz so schnell, wie es vor allem Medien
Wir können definieren, wie der Verkehr der Zukunft
berichte vermuten lassen, werden weder automati-
aussehen und wie er sich vor allem auf unsere
sche noch gar autonome Fahrzeuge über unsere
Städte auswirken soll.
Strassen rollen. Automatisch, auch automatisiert genannt, steht dabei für Fahrzeuge, die viele Prozes-
Die Folgen der Massenmotorisierung
se ohne menschliches Zutun ausführen. Autonom
Bislang sind wir eher ungeplant in eine motorisierte
geht noch einen Schritt weiter. Hier trifft das Fahr-
Welt hineingerutscht. Als in den Fünfzigerjahren
zeug sogar eigenständige Fahrentscheidungen.
die Massenmotorisierung begann und wir uns auf den Weg zur «autogerechten Stadt» machten,
Obwohl die Technologie zügig voranschreitet, sind
waren weder den Verkehrsplanern noch der
Forschung und Entwicklung längst noch nicht so
Gesellschaft die Folgen bewusst. Es war den Ent-
weit, dass Fahrzeuge in jeder Situation sicher selbst-
scheidungsträgern damals nicht klar, dass der
ständig reagieren können. Darüber hinaus sind viele
wachsende Wohlstand es praktisch der gesamten
gesetzliche und ethische Fragen nicht geklärt. So
Bevölkerung erlauben würde, sich den «Luxus»
ist zum Beispiel unklar, was passieren würde, wenn
eines privaten Fahrzeugs zu leisten – eines Verkehrs
sich das Fahrzeug zwischen dem Schutz der Insas-
mittels, das in der Regel bequemer, schneller,
sen des Fahrzeugs und einem Unfallopfer auf der
und in der Fahrerwahrnehmung billiger ist als alle
Strasse entscheiden müsste. Offen bleibt auch die
seine Konkurrenten.
Frage, wie lange es dauern wird, bis alle Fahrzeug-
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Auch erwartete niemand, dass die Massenmotori
All diese Zusammenhänge und Mechanismen ver-
sierung genau diese Vorteile des privaten Fahrzeugs
stehen wir inzwischen viel besser. Wir können daher
schon bald wieder im gemeinsam erzeugten Stau
unsere über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen
zunichtemachen würde. Zumal die Gesellschaft
nutzen, die passenden Rahmenbedingungen für
eben doch nicht bereit ist, überall Strassen für die
die Verkehrsmärkte der Zukunft zu schaffen. Damit
gewünschten Geschwindigkeiten zu bauen oder
wir künftig eben nicht mehr, so wie es heute zum
weitere Flächen für Parkplätze vorzuhalten. Park-
Beispiel in Städten wie Zürich oder Basel passiert,
plätze, die zudem über das Jahr betrachtet vielfach
rückwirkend versuchen müssen, die «autogerechte
spektakulär unterausgelastet sind, da sie zum
Stadt» wieder ungeschehen zu machen.
Beispiel in Einkaufszentren oft für das Weihnachtsgeschäft gebaut werden.
Vorteile automatischer Fahrzeuge Doch was genau können wir von automatischen
Ganz zu schweigen von den Auswirkungen des
Fahrzeugen erwarten? Welche Vorteile bieten sie?
Verkehrs auf die Klimaerwärmung, von denen
Grundsätzlich sollten automatische Fahrzeuge
in den Fünfzigerjahren niemand etwas ahnte.
sicherer sein als von Menschenhand gesteuerte
Heute verbrauchen Transport und Verkehr weltweit
und die vorhandenen Kapazitäten besser nutzen
30 Prozent der Primärenergie und tragen mit einem
können. Auch legen unsere Forschungen am
vergleichbar hohen Prozentsatz ganz w esentlich
Lehrstuhl für Verkehrsplanung sowie Schätzungen
zu den CO2 -Emissionen bei. In der Schweiz sind
anderer nahe, dass sie die Kosten pro Passagier
Autos allein für etwa 20 Prozent der Emissionen
kilometer deutlich senken werden, für Taxis sogar
verantwortlich.
dramatisch verringern könnten.
«Wir können definieren, wie der Verkehr der Zukunft aussehen und wie er sich vor allem auf unsere Städte auswirken soll.» Prof. Dr. Kay W. Axhausen Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme ETH Zürich
Schon heute zeigt der Markterfolg von Uber und
werden, dass Kundenanfragen kurzfristig gebün-
Lyft, dass günstige und bequem diskriminierungsfrei
delt werden und die Kunden dann nach kurzer
nutzbare Taxis grossen Zuspruch finden. Beide
Wartezeit gemeinsam von einer virtuellen Halte
F irmen hoffen, durch den Einsatz automatischer
stelle in ihrer Nähe zu einer virtuellen Haltestelle
Fahrzeuge diesen Erfolg multiplizieren zu können.
nahe ihrem Ziel gebracht werden. Hierbei stellt
Diese neuen «transport network companies»,
sich die Frage, wie häufig derselbe Fahrtwunsch
kurz TNC, sind dabei nicht die Einzigen, die automa-
auftreten muss, bis es sich lohnen wird, anstelle
tische Taxiflotten planen. Weltweit testen auch
des Kleinbusses eine reguläre Buslinie einzurichten.
traditionelle Taxianbieter und Automobilhersteller
Oder auch wie gut, bequem und verlässlich die
verschiedene Angebote, um herauszufinden,
nachfrageabhängigen Busse sein müssen, um Linien
welche Verkehrsdienstleistungen künftig am Markt
busse ersetzen zu können.
Erfolg haben werden. Mehr Komfort führt zu mehr Verkehr Fahrten teilen für weniger Staus
Offen ist bislang, ob automatische Fahrzeuge die
Bislang bringen die TNC keine Verbesserung oder
Verkehrsmärkte entlasten oder zu noch mehr
gar Entlastung der Verkehrsmärkte. Im Gegenteil:
Verkehr und Staus führen werden. Grundsätzlich
Sie verlängern nur die bestehenden Staus. Damit
könnten automatische Fahrzeuge bzw. Fahrdienste
nicht immer mehr Fahrzeuge die Strassen verstop-
durch automatische Taxiflotten und Busse zu einer
fen, setzen die TNC daher zum Beispiel in Städten
sinkenden Zahl an Privatautos führen. Die Erfahrung
wie San Francisco oder New York (Manhattan) auf
zeigt, dass manche Personen und Haushalte auf
sogenanntes «taxi pooling». Das heisst, sie nehmen
einen Privatwagen (PW) verzichten, wenn das An-
auf einer Fahrt weitere Fahrgäste mit, um so den
gebot an (öffentlichen) Verkehrsdienstleistungen
Besetzungsgrad zu erhöhen. Dies reduziert die
gut genug ist. Ein Beleg dafür ist zum Beispiel die
Anzahl an Fahrzeugen, die auf der Strasse unterwegs
im Vergleich zur Gesamtschweiz deutlich niedrigere
sind. Die Fahrgäste profitieren wiederum von güns
Zahl von PW pro 1000 Einwohner in Städten wie
tigeren Preisen, da sich mehrere Fahrgäste ein Taxi
Basel oder Zürich.
teilen. Die Nachteile sind die zusätzlichen Stopps sowie mögliche Umwege, damit alle Fahrgäste ihr
Es ist aber unklar, wie gross dieser Effekt sein wird,
Fahrziel erreichen. Dies macht es zudem schwieri-
wenn automatische Taxiflotten und nachfrage
ger, die Fahrtdauer vorherzusagen. Selbst wenn
abhängige Busse die Situation für die Autolosigkeit
Obergrenzen für die Umwege und deren maximale
weiter verbessern. Wird der Verzicht auf das private
Dauer festgelegt werden, wird die Verlässlichkeit
Auto nicht vielleicht zu ebenso vielen, wenn nicht
des Angebots damit zwangsläufig sinken. Auch
sogar mehr Fahrten mit automatischen Fahrzeugen
nimmt die Qualität der Fahrt weiter ab, wenn die
führen? Die Forschung zeigt nämlich, dass Verkehrs
Fahrgäste nicht mehr an der Tür abgeholt werden,
teilnehmende mehr reisen, wenn ihre Verkehrs
sondern an einer nahegelegenen, gewissermassen
mittel billiger, schneller oder bequemer werden. Die
virtuellen Haltestelle.
automatischen Fahrzeuge sollten denselben Effekt haben. Zusammen mit den Leerkilometern zwischen
Ein weiteres Einsatzgebiet, das aktuell für auto
den Abholungen der Kunden, neuen Nutzergruppen,
matische Fahrzeuge diskutiert wird, ist «mobility
die bisher nicht PW fahren können/dürfen – darunter
on demand» mit Kleinbussen. Hier ist der Unter-
zum Beispiel Kinder, die zur Schule oder zu Freunden
schied zum klassischen Linienbus mit festem Fahr-
gefahren werden –, sollte dieser Neuverkehr die
plan und fixen Haltestellen nur noch graduell.
vorhergesagten Kapazitätsgewinne durch die Auto-
Die Idee für diese Kleinbusse soll so umgesetzt
matisierung wieder zunichtemachen.
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Transportunternehmen wie Uber und Lyft erhoffen sich, ihren E rfolg durch den Einsatz automatischer Fahrzeuge vervielfachen zu können.
Umsetzung in der Schweiz
Verhältnis fällt bei unseren Schätzungen für die
Wie genau der Verkehrsmarkt der Zukunft in der
heutigen schweizerischen Mittelwerte etwa 1:3 zu-
Schweiz aussehen wird und wie automatische Taxi
gunsten der privaten Fahrzeuge aus.
flotten integriert werden können, hängt vor allem davon ab, welche Entscheidungen Gemeinden und
Verkehrssteuerung durch Gebühren
Kantone treffen, um die Herausforderungen der
Verdrängen immer mehr Elektroautos die Fahrzeuge
automatischen Fahrzeuge zu lösen. Wie sollen sie
mit Verbrennungsmotor, müssen auch neue Wege
die Infrastruktur für all diese elektrischen Fahrzeuge
zur Finanzierung der Infrastruktur gefunden werden.
zur Verfügung stellen? Wie mit den zu erwartenden
Um den Wegfall der Benzinsteuer aufzufangen,
Staus umgehen? Oder wie können sie sicherstellen,
sind für die Gemeinden (oder Staaten) kilometer
dass alle Bewohner am gesellschaftlichen Leben
abhängige Strassengebühren die offensichtliche
teilnehmen können?
Lösung. Dies liesse sich am einfachsten mit jährlichen Rechnungen nach Ablesen des Kilometerzählers
Für die automatischen Taxiflotten stellen sich dabei
umsetzen. Allerdings ist unklar, wie man mit Fahr-
speziell die Fragen, ob sie a) ihre Fahrgäste dazu
ten ins Ausland umgehen soll und wie sich diese
bringen können, das Fahrzeug zu teilen, und b) mit
nachweisen lassen.
welcher Art von Angebot sie tatsächlich günstiger sein können als ein automatisches Fahrzeug im
Eine GPS-gestützte Erfassung der Kilometer wäre
Privatbesitz. Die zweite Herausforderung ist sehr
eine deutlich zuverlässigere Methode. Diese Lösung
gross. Die Fahrgäste werden nämlich voraussichtlich
dürfte aber politisch schwer durchsetzbar sein,
wie bisher nur die variablen Kosten wie Treibstoff,
da es einer Überwachung des Fahrverhaltens und
Reifen und Wertminderung ihres Privatfahrzeugs
der Fahrziele der Passagiere gleichkäme. Dennoch
mit den Preisen (vollen Kosten; darunter auch
bietet eine Lösung mit GPS mit Blick auf die Verkehrs
Abschreibung, Steuern, Versicherung oder Fahrzeug
planung die meisten Vorteile. Sie würde ermögli-
pflege) des kommerziellen Taxis vergleichen. Das
chen, räumlich und zeitlich differenzierte Gebühren
zu erheben. So liessen sich auch regelmässige lokale
politische Massnahmen wie Innenstadtmauten und
Überlastungen steuern. Ohne eine stärkere Steue-
dynamische Parkplatzpreise, haben sie eine Markt-
rung des Verkehrs je nach Fahrtaufkommen ist
chance. Am Stadtrand und in den Agglomerationen
davon auszugehen, dass es entweder zu einer wei-
werden ihre Kosten/Preise zu hoch sein, um sich
teren Reduktion der Geschwindigkeit oder zu mehr
durchsetzen zu können – vor allem solange die
Strassenbau, Einfahrtsgebühren bis hin zu einer
Gehälter den Haushalten den PW-Besitz problemlos
R ationierung der Strassennutzung kommen wird.
ermöglichen.
Automatische Taxis für Innenstädte
Offene Fragen bleiben
Für die Betreiber von Taxiflotten wären solche Kilo-
Die Veränderungen durch automatisierte Fahrzeuge,
metergebühren allerdings keine Hilfe. Vorteilhafter
aber auch unsere Reaktion auf den Klimawandel
wären für sie Einfahrtsgebühren für Innenstädte,
werden den Verkehrsmarkt tiefgreifend beein-
da sich die Taxis innerhalb des Innenbereichs der
flussen. Man kann erwarten, dass automatische
Maut bewegen könnten. Auch Parkgebühren in
Taxiflotten eine realistische Marktchance in den
Innenstädten würden sich für sie ähnlich positiv aus-
europäischen Kernstädten haben werden. Sie
wirken, da die Taxis weniger oder gar nicht von
werden aber den privaten PW-Besitz nicht ersetzen.
ihnen betroffen sein würden. Solche Gebühren
Zugleich wird der Wunsch der Gesellschaft nach
zusammen mit einer räumlich konzentrierten hohen
Mobilitätslösungen mit angemessen hohen Ge-
Nutzung sollten den Taxis ermöglichen, ihren
schwindigkeiten auch «grossen Fahrzeugen», wie
Preisnachteil teilweise auszugleichen, da die Privat-
Bussen oder Zügen, eine Zukunft garantieren,
fahrzeuge sowohl die Einfahrtsgebühr als auch
um Pendler und Besucher platzsparend in die Innen-
die Parkgebühren bezahlen müssten. Der niedrigere
städte oder zu Grossanlässen zu bringen.
PW-Besitz in den meist sehr dichten Innenstadt bereichen regt die Taxinutzung weiter an.
Offen ist, wie genau die Feinverteilung der «ersten und letzten Meile» passieren soll. In jedem Fall
Ein weiterer Weg, kostengünstige Taxiflotten zu er-
sind kleinere automatische Fahrzeuge, zum Beispiel
möglichen, wäre ihre Subvention mit Steuermitteln.
Taxiflotten, hier im Vorteil. Um allen Bewohnern
In der Tradition der heutigen Verkehrsbetriebe
einer Stadt bzw. einer Region die Teilhabe am gesell-
könnten Städte solche Flotten selbst betreiben und
schaftlichen Leben zu ermöglichen, sind Städte und
finanzieren. Einheitspreise im Stadtgebiet, wie sie
Gemeinden gefragt, den Verkehr und den Zugang
in vielen europäischen Städten üblich sind, machen
zu den Verkehrsmitteln durch Gebühren und Sub-
allerdings die Abdeckung der Gesamtstadt teuer,
ventionen zu steuern. Noch ist unklar, wie dies am
da der Preis auch die Fahrten in die weniger dicht
besten in einer Welt mit a utomatischen sowie auto-
besiedelten Teile der Stadt quersubventionieren
nomen Fahrzeugen umgesetzt werden soll.
müsste. Der Fahrtpreis für die gesamte Stadt würde vor allem deshalb teurer, da a) stets Fahrzeuge auch in der Nähe von relativ wenigen Kunden am Stadtrand vorgehalten werden müssten, um angemessen kurze Wartezeiten zu garantieren, und da b) die Leerkilometer entsprechend wachsen würden. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass auto matische Taxiflotten nicht in der Lage sein werden, private automatische Fahrzeuge vollständig zu verdrängen. In Kernstädten, unterstützt durch
154
Antriebssysteme der Zukunft
Prof. Dr. Christopher Onder
universell einsetzbar, wird aber in der Regel weit
Institut für Dynamische Systeme und
entfernt von seinem Effizienzoptimum betrieben.
Regelungstechnik, ETH Zürich
Hier hilft die Hybridisierung. Der Vorteil von hybriden Antriebssystemen besteht nämlich darin, dass
Die Zeit reiner Verbrennungsmotoren ist vorbei. In
die Antriebe des Systems sich gegenseitig ergänzen
Zukunft wird nicht nur die Zahl der Elektroautos
und damit die jeweiligen Nachteile des anderen
zunehmen, sondern es werden Fahrzeuge mit einer
kompensieren können. Beim Fahren kann man also
grossen Vielfalt an Antriebssystemen anzutreffen
immer jeweils den Antrieb nutzen, der am besten
sein. Kombinationen von Verbrennungs- und Elektro
für die jeweilige Situation geeignet ist. Das führt zu
motoren sowie unterschiedliche Energiespeicher
einer Effizienzsteigerung sowohl im Verbrauch als
stehen dabei im Vordergrund. Das heisst, Fahrzeuge
auch bei den Nutzungsmöglichkeiten des Fahrzeugs.
werden vor allem mindestens zwei Technologien
Dies kann man schon bei den heute verbreiteten
zur Energieumwandlung für den Antrieb und/oder
Hybridfahrzeugen beobachten. Je nach Batterie
die Speicherung miteinander vereinen.
grösse können sich diese im innerstädtischen
Dies kennen wir bereits von klassischen Hybridfahr-
gen Überlandstrecken der Benzinmotor zum Einsatz
zeugen. Bislang sind vor allem Autos mit einem
kommt. Auch der Verbrennungsmotor kann viel
benzinbetriebenen Verbrennungsmotor und einem
effizienter genutzt werden, durch Betriebspunkt
Elektromotor unterwegs. Doch die Vielfalt an An-
optimierung und Zwischenspeicherung überschüssi-
triebskombinationen wird zunehmen. Diesel-Elektro,
ger mechanischer Energie in den Batterien.
Verkehr elektrisch fortbewegen, während auf lan-
Gas-Elektro oder Elektro mit mehreren Energie versorgungen (z. B. Brennstoffzelle + Batterie, Ober-
Ein elektrischer Antrieb in Kombination mit einem
leitung + Batterie) – all dies wird in Zukunft auf
Verbrennungsmotor ist sinnvoll und effizient. Die
unseren Strassen zu finden sein. Bei den Verbren-
Energiedichte bei Benzin oder Diesel ist wesentlich
nungsmotoren-Elektro-Kombinationen werden
höher als bei Batterien, weshalb verhältnismässig
zudem unterschiedlich starke Elektrifizierungen zur
wenig Treibstoff für weite Strecken mit hohen Ge-
Anwendung kommen. Auch sind ausgefallenere
schwindigkeiten reicht. Wollte man dieselbe Strecke
Kombinationen wie Verbrennungs- und Gasdruck
im selben Tempo elektrisch fahren, müssten die Bat-
antrieb denkbar.
terien beim heutigen Entwicklungsstand der Technik noch deutlich grösser und schwerer werden. Das
Weshalb kommen wir zu dieser Prognose? Der klas-
steigende Gewicht der Fahrzeuge würde wiederum
sische Antrieb mit Verbrennungsmotor ist zwar sehr
den Verbrauch erhöhen, und auch die Ladezeiten
156
würden durch die grössere Batterie länger werden.
troautos eine Solaranlage auf sein Dach bauen
Zwar wird intensiv an Batterien geforscht, zurzeit
oder die Schweiz weiteren Strom aus dem Ausland
stehen aber eher Kostenvorteile und die Verlänge-
hinzukaufen müsste – notfalls auch solchen
rung der Lebensdauer im Fokus.
von Kohlekraftwerken in Deutschland oder Polen.
Grenzen der Elektromobilität
Damit würde ein Argument für die Elektromobilität –
Die Ladezeiten, das Batteriegewicht und vor allem
nämlich der Klimaschutz – ins Leere laufen, umso
die nicht ausreichend ausgebaute Ladeinfrastruk-
mehr als davon auszugehen ist, dass die Motorisie-
tur – bestehend aus den Ladegeräten und dem elek-
rung in so bevölkerungsreichen Ländern wie China
trischen Netz – sind aus unserer Sicht neben den
oder Indien weiter zunehmen wird. Ohne einen
zumindest im Moment noch verhältnismässig hohen
massiven Ausbau von erneuerbaren Energiequellen
Anschaffungskosten die wichtigsten Hemmnisse
besteht die Gefahr, dass die Elektromobilität in
für einen flächendeckenden Erfolg der reinen Elektro
dieser Region nicht zur Reduktion der CO2 -Emissionen
mobilität. Und dies nicht allein heute, sondern
beitragen, sondern sie sogar erhöhen wird. Zumal
auch in Zukunft. Selbst wenn sich die Ladezeiten
auch die Produktion der Batterien zum heutigen
weiter verkürzen lassen – schon jetzt gibt es ja
Stand sehr energieintensiv ist und vielfach Kohle-
Schnellladestellen –, so stellt die Infrastruktur auch
und Atomstrom bei der Herstellung zum Einsatz
langfristig ein grosses Problem dar.
kommen.
Viele Länder verfügen schlicht weder über ein aus-
Wichtig ist an dieser Stelle, dass Elektrifizierung
reichend stabiles Stromnetz noch über eine aus
nicht mit Dekarbonisierung gleichgesetzt werden
reichende Energiemenge, um neben der Industrie
kann. Zur Dekarbonisierung benötigen wir aus-
und den Gebäuden eine grosse Flotte an Elektro-
schliesslich Energie aus erneuerbaren Ressourcen.
fahrzeugen mit Strom zu versorgen. Bereits Nach-
Jedoch können aus erneuerbaren Ressourcen auch
barländer wie Italien wären dem Ansturm von
andere Energieträger als Strom, zum Beispiel Biogas
grossen Flotten an Elektroautos kaum gewachsen.
oder synthetischer Diesel, hergestellt werden. Je
Ausserhalb von Europa wird es noch problematischer.
nach Anwendung sind solche Treibstoffe sinnvoller als elektrische Energie. Auch können sie bei der
Erneuerbare Energie für Mobilität
Dekarbonisierung gewisser Verkehrsbereiche, wie
Der Betrieb von Elektrofahrzeugen ergibt mit Blick
des Flugverkehrs, helfen.
auf die CO2 -Emissionen eigentlich nur dann Sinn, wenn sie ihren Strom aus erneuerbaren Energiequel-
Aussichtsreiche Übergangstechnologie: Erdgas
len, wie Wasser, Sonne oder Wind, oder von wenig
Zukunftsfähiger mit Blick auf die Umsetzbarkeit
CO2 emittierenden Kraftwerken beziehen. Selbst
und die sofortige Wirkung für den Klimaschutz sind
hier in der Schweiz, in der wir durch den grossen
nach unserer Einschätzung Hybridfahrzeuge mit
Wasserreichtum rund 60 Prozent unseres Energie-
Elektro-Erdgas-Antrieb. Zwar sind erdgasbetriebene
verbrauchs mit Wasserkraft decken können,
Fahrzeuge nicht emissionsfrei, doch ist ihr CO2 -
reicht der Strom aus erneuerbaren Quellen nicht aus,
Ausstoss um ein Viertel geringer als bei Benzinern
um den gesamten Energiebedarf zu decken.
oder bei Diesel. Zudem kann man unter Verwendung der gleichen Motoren anstelle von Erdgas re-
Ein Umstieg von Fahrzeugen mit Verbrennungs
generativ erzeugtes Methan (synthetisches Erdgas)
motoren auf eine reine Flotte von E-Autos würde
verwenden. Methan lässt sich mit überschüssigem
bedeuten, dass entweder jeder Besitzer eines Elek
Strom aus Solar-, Wind- oder Wasserkraftwerken
158
159
herstellen. Diese Technologie, Power-to-Gas, braucht
Erdgas im Tank sollte mit Blick auf die CO2 -Emissio-
dabei anders als die Elektromobilität keine neue
nen zwar nicht die endgültige Lösung sein. Doch
Infrastruktur, sondern kann das bestehende Erdgas-
es ist die sinnvollste Technologie im Übergang zur
netz nutzen. Obwohl Erdgas als Gas nicht über die
CO2 -freien Stromproduktion.
hohe Energiedichte von Diesel oder Benzin verfügt, können mit Drucktanks Reichweiten erzielt werden,
Vielfältige Mobilitätslösungen haben Zukunft
die nahe an denjenigen liegen, die Benzinfahrzeuge
Mit Blick auf die Zukunft gehen wir davon aus, dass
erzielen.
es eine immer grössere Vielfalt an Antriebssystemen und Mobilitätslösungen geben wird. Während in
Erdgas stellt auch in anderen Regionen der Erde eine
den Innenstädten rein elektrisch angetriebene Fahr-
aussichtsreiche und relativ leicht umzusetzende
zeuge vom Auto über E-Bike und E-Roller bis zum
Alternative zu Benzin oder Diesel dar. Ein Grossteil
Bus (siehe Beispiel «Swiss Trolley plus», Seite 160)
der Länder weltweit verfügt über Erdgas und/oder
zum Einsatz kommen können, sind Hybridfahrzeuge
eine entsprechende Infrastruktur mit Gasleitungen.
für Pendler und Familien, die zum Beispiel ihre Ferien
Zwar müsste diese zur Versorgung der Fahrzeuge
im Ausland verbringen, im Moment noch besser
um ein Tankstellennetz erweitert werden, doch
geeignet. Klimafreundliche Alternativen können hier
liesse sich dies vielerorts deutlich schneller und kos-
ein weiterer Ausbau des Bahnverkehrs sowie der
tengünstiger realisieren als der Aufbau einer Lade
Aufbau von elektrisch betriebenen, eventuell sogar
infrastruktur für die Elektromobilität.
autonomen Busflotten sein. Die Schweiz mit
«Mit Blick auf die Zukunft gehen wir davon aus, dass es eine immer grössere Vielfalt an Antriebssystemen und Mobilitätslösungen geben wird.» Prof. Dr. Christopher Onder Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik ETH Zürich
ihrer guten Bahninfrastruktur und neuen Mobilitätsangeboten der SBB, die Bahntickets mit E-Auto, C arsharing und E-Bike-Nutzung kombinieren, nimmt hier bereits eine Vorreiterrolle ein, die sie weiter ausbauen kann. Auch wenn die Forschung neue Antriebe und Treibstoffe entwickelt und wir so den CO2 -Ausstoss verringen können – um die Klimaerwärmung zu stoppen, müssen wir nicht allein die Antriebssysteme verändern. Auch ein Überdenken unserer Mobilitätsund Konsumgewohnheiten ist gefragt.
Projekt «Swiss Trolley plus» Seit 2017 rollt der «Swiss Trolley plus» testweise durch Schweizer Innenstädte. Das Besondere: Der Trolleybus verfügt über ein neuartiges emissionsfreies Antriebs system, das aus einem Elektromotor und einer Hochleistungs-Traktionsbatterie besteht, die über die konven tionelle Oberleitung aufgeladen werden kann. Die Traktionsbatterie erlaubt Fahrten ohne Fahrleitung und kann durch regeneratives Bremsen bei jedem Brems vorgang zusätzlich Energie zurückgewinnen. Dies senkt den Gesamtenergieverbrauch um 15 Prozent. Damit der Trolleybus möglichst energieeffizient fahren kann, verfügt er zudem über ausgeklügelte Steuerund Regelalgorithmen, die am Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik der ETH Zürich entwickelt wurden. Die Steuerung ist selbstlernend. Sie kann, nachdem der Trolleybus eine Strecke mehrfach gefahren ist, den Batterieladestand so steuern, dass die Batterie auch Strecken ohne Oberleitung überbrücken kann. Die Einsatzmöglichkeiten für den «Swiss Trolley plus» sind dadurch flexibler als bei herkömmlichen Trolleybussen, und er kann neue Haltepunkte ausserhalb des Oberleitungsnetzes anfahren. Auch senkt dies die Kosten für die Installation und Wartung der Infrastruktur. Zudem steuert der Bus seine Energieentnahme aus den Oberleitungen so, dass dies nahe an den Einspeisepunkten passiert. Dadurch geht weniger Energie verloren, als wenn der Strom erst weite Strecken durch die Leitungen zurücklegen muss. Der «Swiss Trolley plus» ist ein vom Bundesamt für Energie unterstütztes Leuchtturmprojekt zur Realisierung eines reinen Elektromobilitätsfahrzeugs aus Schweizer Produktion. Die ETH Zürich zählt zu den Forschungspartnern des Projekts.
160
«Swiss Trolley plus» im Einsatz bei den Zürcher Verkehrs betrieben in der Stadt Zürich
Die klimafreundliche Mobilität der Zukunft
Prof. Dr. Konstantinos Boulouchos
Der weltweite Handel aufgrund der Globa
Institut für Energietechnik der ETH Zürich
lisierung ist nur über Mobilität möglich. Und
und Leiter des SCCER Mobility
schliesslich gibt es den Tourismus. Allein in Südeuropa wurden 2019 100 Millionen Touristen
Seit etwa 30 Jahren forscht ETH-Professor
erwartet.
Konstantinos Boulouchos an der ETH Zürich zu umweltfreundlichen Verbrennungsprozessen.
Das alles sind handfeste wirtschaftliche Gründe
Neben der Entwicklung neuer technischer
dafür, dass Mobilität notwendig ist. Und
Lösungen hat er sich in den vergangenen Jahren
wir können daher davon ausgehen, dass der
vermehrt mit Modellen zur Optimierung
Personen- und Güterverkehr in keinem Fall
von Energiesystemen auseinandergesetzt. Unter
verschwinden, sondern eher zu- als abnehmen
anderem berät er auch die Schweizer Politik
wird.
zu Fragen der Energie- und Verkehrsstrategie. Gleichzeitig wissen wir aus der Klimaforschung, Eines ist klar: Wir müssen den CO2-Ausstoss
dass wir den CO2-Ausstoss dringend reduzieren
reduzieren, um den Klimawandel zu stoppen.
müssen. Uns bleiben 30, vielleicht 40 Jahre Zeit,
Doch wie können wir klimafreundliche Energie
um den CO2-Ausstoss auf null zu senken. Um
für Transport und Verkehr künftig zur Verfü-
dieses Ziel zu erreichen, gibt es drei Ansatz
gung stellen?
punkte: Erstens gilt es, den Zuwachs an Mobilität
Konstantinos Boulouchos: Bevor ich diese Frage
einzudämmen, ohne der Wirtschaft zu schaden.
beantworte, müssen wir einen Schritt zurück
Zweitens müssen wir die Mobilität effizienter
gehen und uns die Ausgangslage ansehen. Die
gestalten, um Ressourcen zu schonen. Und
Frage ist doch, wozu wir Mobilität überhaupt
d rittens steht der Umstieg auf die erneuerbaren
brauchen.
Energieträger an.
Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Aspekte.
Können erneuerbare Energien denn ausreichend
Da ist zum einen der Personenverkehr. Wir
und zuverlässig genug Energie bereitstellen?
fahren von einem Ort zum anderen, um andere
Bei der Umstellung unserer Mobilität von
Menschen zu treffen, privat und beruflich –
fossilen Brennstoffen auf erneuerbare ist die
zum Beispiel heute zu diesem Interview. Zum
Reihenfolge entscheidend. Wir können nicht
anderen gibt es den weltweiten Güterverkehr.
erst auf Elektrofahrzeuge umstellen und
162
163
uns dann fragen, woher wir die Energie dafür
denke ich, dass Wasserstoff hier eine mögliche
nehmen. Hier ist eine strategische Herangehens
Lösung ist. Die Luftfahrt und die Schifffahrt
weise wichtig. Zumal wir Mobilität nicht
wiederum werden voraussichtlich in Zukunft
losgelöst von anderen Energieverbrauchern be
Kerosin und Diesel aus erneuerbaren Quellen
trachten dürfen. Mobilität konkurriert mit
nutzen.
der Industrie und der Versorgung der Gebäude um Energie. Industrie und Gebäude müssen
Was wir bei alldem nicht vergessen dürfen, ist
genau wie die Fahrzeuge gewissermassen
der Aspekt, dass die Bereitstellung von Strom
«entfossilisiert» werden, was den Wettbewerb
für Autos und die Herstellung neuer Treibstoffe
um erneuerbare elektrische Energie in der
deutlich mehr Energie benötigen als bisher
Zukunft verschärfen wird.
der Import der fossilen Brennstoffe. Wir stehen damit vor der grossen Herausforderung, sehr
Bei der Mobilität geht es vor allem darum zu
viel mehr Elektrizität für eine CO2-freie Mobili
überlegen, welcher Treibstoff für welchen Ver
tät sowie die Industrie und unsere Gebäude
kehrssektor am besten geeignet ist. Aus meiner
zu benötigen als je zuvor.
Sicht wird es verschiedene Lösungen neben einander geben. So werden Autos künftig mit
Ich bin daher davon überzeugt, dass ein ein
Strom angetrieben werden. Für mittlere Distan
zelnes Land dies nicht allein lösen kann. Vor
zen, wie sie für den Transport von Gütern auf
allem deshalb nicht, weil erneuerbare Energien
der Strasse notwendig sind, ist aber die Energie
nicht gleichmässig viel Strom liefern, sondern
dichte von Batterien ungenügend. Deshalb
die verfügbare Energie je nach Tages- und
«Es gilt, Mobilität nicht allein als Bürde zu sehen, sondern zu erkennen, dass es gute Gründe für Mobilität gibt. Mobilität ist Teil unseres Lebens.» Prof. Dr. Konstantinos Boulouchos Institut für Energietechnik der ETH Zürich und Leiter des SCCER Mobility
Jahreszeit schwankt. Wir brauchen daher für
Die Herangehensweise damals war allerdings
die Schweiz, ja für ganz Europa, eine Strategie
eine ganz andere als das, was jetzt angedacht
dafür, woher wir langfristig ausreichend erneu
ist. Damals sollte der Strom via Kabel nach
erbare Energie für unseren steigenden Bedarf
Europa transportiert werden. Nicht nur wären
bekommen.
sehr grosse Stromtransportkapazitäten notwendig, um auch für die Stromspitzen bei
Wie kann eine solche Lösung aussehen?
Mittagssonne ausgelegt zu sein, sondern diese
Für die Schweiz und Europa kommen vor allem
Lösung hätte auch die Energieschwankungen
zwei Energiequellen infrage: Solar- und Wind
zwischen Tag und Nacht nicht auffangen kön
energie. Bei der Windenergie sind Offshore-
nen. Heute werden Lösungen erarbeitet, um die
Windparks im Meer besonders vielversprechend.
Sonnenenergie chemisch zu speichern, sodass
Hier weht der Wind sehr konstant. Wir erreichen
es keine Schwankungen mehr gibt. Direkt vor
zum Beispiel auf der Nordsee bis zu 4500 Stun
Ort bei den Solaranlagen soll die Sonnenenergie
den Volllaststunden. Inländische Windparks
in solares Gas oder Kerosin – via die Technologie
kommen hingegen nur auf etwa die Hälfte.
Power-to-Gas oder Power-to-Liquid – verwan delt werden. Anschliessend können diese dann
Bei der Energiegewinnung aus der Sonne brau
so wie bisher das Öl verschifft werden.
chen wir Standorte mit viel Sonne und ausrei chend Platz für die Anlagen. Neben Hausdächern
Können wir die Energieumstellung von fossilen
eignen sich in der Schweiz bestimmt noch eini
auf erneuerbare Energieträger bis 2050 schaffen?
ge Flächen hoch in den Alpen, wobei man bei
Als Wissenschaftler schaue ich auf das tech
der Installation der Anlagen natürlich auch den
nisch Machbare und sage: Ja, das ist möglich.
Landschaftsschutz beachten muss. Noch viel
Allerdings braucht es massive Investitionen in
mehr Sonnenenergie als bei uns lässt sich in Süd
die Infrastruktur und Anreize dafür, diese
europa oder Nordafrika gewinnen. Dort gibt es
Investitionen zu tätigen. Hier ist die Politik ge
eine deutlich höhere Sonneneinstrahlung. So
fragt. Momentan ist zum Beispiel fossiler Brenn
kommt man in der Schweiz auf 1000 Stunden
stoff wie Benzin mit Blick auf den CO2-Ausstoss
Volllast, in Südeuropa auf das Doppelte. Einzig
und den Klimaschaden noch viel zu günstig.
mit Blick auf Nordafrika müssen wir natürlich
Das bremst Investitionen in neue Lösungen.
sehr darauf achten, dass wir den Ländern Entwicklungschancen geben und es nicht in
Welche Alternativen zu den Erneuerbaren gibt
eine Art Energiekolonialismus ausartet.
es? Ist CO2-Speicherung eine gangbare Lösung?
Gab es nicht längst die Idee, in der Sahara
Übergangslösung dar. Da wir es wahrscheinlich
eine Solaranlage zu bauen, die dann fallen
nicht schaffen werden, schnell genug eine
gelassen wurde?
Infrastruktur mit Erneuerbaren aufzubauen,
Ja, das Projekt Desertec, das Ende der 2000er-
die den gesamten Energiebedarf – nicht nur
Jahre geplant, aber nicht umgesetzt wurde.
für die M obilität, sondern auch für alle anderen
Die Speicherung von CO2 stellt für mich eine
164
165
Bereiche – deckt, werden wir eine Zwischen
Generell müssen wir jedoch aufpassen, dass
lösung finden müssen.
Übergangslösungen nicht zum Dauerzustand werden, sondern wir weiter daran arbeiten, die
Momentan ist die Technologie, um CO2 aus der
CO2-Emissionen zu verringern.
Luft zu filtern, noch sehr teuer. Und auch die Speicherung ist umstritten, da geeignete
Welchen Beitrag kann die Digitalisierung
Böden gefunden werden müssen. Eine weitere
leisten? Lässt sich Verkehr so effizienter und
Schwachstelle ist, dass der Kreislauf zwischen
damit auch energieeffizienter organisieren?
CO2-Ausstoss, Einfangen und Im-Boden-
Die Digitalisierung wird in der Tat zur Effizienz
Speichern nicht geschlossen ist. Besser wäre es,
beitragen, sowohl auf Seiten der Nutzer der
wenn wir das CO2 nicht speichern, sondern
Mobilität als auch der Verkehrsdienstleister. Als
für die Produktion von erneuerbarem Kerosin
Privatperson kann ich schauen, wie ich meine
oder Methan nutzen würden. Aus CO2 und
Reise am besten organisiere, welches Verkehrs
Wasser lässt sich mit konzentriertem Sonnen
mittel ich nutze, um in eine andere Stadt zu
licht erneuerbares Kerosin herstellen. An der
kommen, und wie ich dort dann zu meinem
ETH Zürich wurde kürzlich dazu bereits ein
Endziel komme. Digitalisierung kann hier
Prototyp mit dem «Sun-to-Liquid»-Projekt
multimodale Lösungen anbieten, zum Beispiel
eingeweiht.
mit einer Kombination aus Bahn, geteiltem
Taxidienst und E-Scooter. Verkehrsdienstleister
Für die langfristige Zukunft erwarte ich beson
wie die SBB in der Schweiz wiederum können
ders im Privatverkehr eine Mobilität, die geteilt
m ithilfe digitaler Daten ihre Flotte optimieren
ist. Es wird nicht mehr eine Person in einem
und Fahrzeugbewegungen mit möglichst
Fahrzeug sitzen, sondern wir werden uns die
geringem Energieverbrauch und Platzbedarf
Fahrzeuge teilen. Hier müssen die Gesellschaft
planen.
und die Verkehrsdienstleister noch die passen den Konzepte finden, damit wir uns wohl
Die Gefahr ist hier, dass die Effizienzgewinne
fühlen, Fahrzeuge zu teilen, und wir weiter
Mobilität günstiger machen und dass dadurch
flexibel an unser Ziel kommen können. Die
mehr Menschen als bisher mobil sein werden.
Digitalisierung wird hierbei helfen, wobei auch
Wenn zum Beispiel autonome Fahrzeuge auch
hier, wie bei der Frage der Energieversorgung,
das letzte Dorf optimal versorgen, fährt künftig
noch etliche Fragen zu klären sind, zum Beispiel
vielleicht auch meine Grossmutter mit, die
die der Datensicherheit. Das übergeordnete Ziel
bisher meist daheim geblieben ist.
wird aber auch langfristig die klimakompatible Energieversorgung der Mobilität bleiben.
Wie sieht Ihre persönliche Vision einer nach haltigen Mobilität der Zukunft aus?
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Ich bin kein Visionär, sondern Wissenschaftler und orientiere mich vor allem an Fakten. Daher ist es für mich zunächst vor allem wichtig, Mobilität nicht allein als Bürde zu sehen, sondern zu erkennen, dass es gute Gründe für Mobilität gibt. Mobilität ist Teil unseres Lebens.
Die Elektrifizierung des Indivi dualverkehrs zur Senkung der CO 2 -Emissionen setzt voraus, dass auch genügend Ökostrom verfügbar ist.
166
Die Vision der AMAG
Im Jubiläumsjahr der AMAG steht die Automobilindustrie mitten im wa
Wandels sind neben der Elektrifizierung der Motoren die neuen Möglich
in Zukunft führt, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Doch wie es d
Vorwort dieses Buches schreibt, hat die AMAG den Anspruch, sich an d Mobilität erfolgreich zu behaupten. Und genau so lautet auch die V ision
Wir wollen die Markt der nach individuellen M 168
169
ahrscheinlich grössten Wandel seit ihrem Bestehen. Auslöser des
hkeiten der Automatisierung und Digitalisierung. Wohin dies
der Inhaber und Verwaltungsratspräsident der AMAG Gruppe im
der Spitze jeder möglichen Entwicklung nachhaltiger individueller des Unternehmens:
Nummer 1 im hhaltigen Mobilität sein.
WIR BEW UND BEGE MENSCHE 172
173
WEGEN EISTERN EN
Impressum Herausgeber: AMAG Group AG, Group Communication, Alte Steinhauserstrasse 12, 6330 Cham. amag.ch 1. Auflage © 2020 AMAG Group AG, Group Communication, Dino Graf ISBN: 978-3-9525188-0-9 Das Werk, einschliesslich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Redaktion: Dino Graf Weitere Mitwirkende: Felix Müller, fmkomm.ch (Porträts), Ralph Hermann, heads.ch, Dr. Inken De Wit, inkendewit.ch Buchkonzept / Design: Heads Corporate Branding AG, heads.ch Marco Simonetti (Design Direction), Roman von Arx (Produktion), Natascha Almeida (Projektmanagement) Fotografie: Nicolas Bruni (nicolasbruni.com), Simon Iannelli (simonnelli.com), Gabriele Putzu (Volkswagen AG), Oliver Killig (ZKO), Renderings (Volkswagen AG), Bruno von Rotz (zwischengas.com), Markus Leser (markusleser.de), Janifest (depositphotos.com), Joyfull (depositphotos.com), Petkov (depositphotos.com), Kosta Klimenko (depositphotos.com), Flydragon (depositphotos.com), Sybille Riepe (CC BY-SA 4.0, H2 Tankstelle), Ishan (unsplash.com), Izrus (depositphotos.com) Archivmaterial: AMAG Group AG, Trisa AG Bildbearbeitung: Detail AG, detailag.ch Druck: Galledia Print AG, galledia.ch Weiterverarbeitung: Bubu AG, bubu.ch PERFOR MANCE
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