Heimfocus #07 - 10/2011

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No 7 • 10 / 2011

VOICE FOR REFUGEES teilhaben-Teil werden

Der Bischof in der GU

Von Flüchtlingen für Flüchtlinge

Weiter auf S.36

Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 5

Hund oder Mensch? Teil 6

Die Gummikarottenstory

Ich bin weder Psychologe noch Arzt, sondern einfach nur ein Flüchtling. Seit Jahren schon lebe ich in einem dieser Lager in Bayern, ohne Hoffnung, Weiter auf S.20

oder : Soviel Luxus wie Hartz IV muss wirklich nicht sein... Weiter auf S.5


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Inhalt-Inside Pages Editorial ............................................................................................................................................ 3 DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR .........................................................................5 Mein erstes Mal in der GU .................................................................................................................8 Exhausted sound ............................................................................................................................ 10 Ferienspaß in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber........................................................ 12 Flüchtlingskonferenz in Berlin ......................................................................................................... 13 „KRIEG IM FRIEDEN“-Gemeinschaftsunterkunft ............................................................................ 14 Sprichwörter . ................................................................................................................................. 16 Blacks cannot hide their foreigner identity ...................................................................................... 17 One race ... human! ........................................................................................................................ 19 Hund oder Mensch? ........................................................................................................................20 „Das Gesicht ist wichtiger als das Brot“ ...........................................................................................22 Interview ........................................................................................................................................ 25 Danke! ............................................................................................................................................28 Flüchtlinge als Vorboten gesellschaftlicher Veränderungen . ........................................................... 30 Mauern verletzen Flüchtlingsrechte ................................................................................................ 31 Das Gymnasium Veitshöchheim – eine „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ................... 33 Jugendliche sind unpolitische Hedonisten? Von wegen! . ................................................................. 34 Von Flüchtlingen für Flüchtlinge ...................................................................................................... 36 Krisen fallen nicht vom Himmel ...................................................................................................... 38 Europa kann mehr, Deutschland auch .............................................................................................40 Durstig nach Menschenrechten, nicht hungrig nach Rundumversorgung ........................................42 Jeder Flüchtling „muss als Mensch respektiert und behandelt werden“ ........................................... 43 Vom Sehen und Begreifen . .............................................................................................................44

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Editorial

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Der Friedenspreis: Von Menschen für Menschen Addis Mulugeta

Eine einladende Brücke zueinander

Es gibt unvergessliche Erlebnisse und Erfahrungen, die das Leben von Grund auf verändern - im positiven oder auch im negativen Sinn. Manche Veränderungen hinterlassen Spuren für immer. Die Entscheidung, aus seiner Heimat zu fliehen, ist für jeden Flüchtling sicherlich einer jenen Augenblicke, die man niemals mehr vergisst. Nicht nur alles hinter sich lassen zu müssen, die Familie, die man so sehr vermisst, das Heimatland, die Freunde und seinen Beruf, nein, auch hier anzukommen, um sich für eine unbestimmte Zeit in einem jener Flüchtlingslager wieder zu finden, das sind wirkliche Grenzerfahrungen im Leben eines Flüchtlings. Dazu kommt noch das Fremde des unbekannten neuen Landes, seine Kultur und Regeln, die eine weitere Herausforderung darstellen. Wie man als Flüchtling damit zurecht kommt, hängt von der Zuwendung oder Zurückweisung durch die Einheimischen ab. Wenn diese den Neuankömmlingen wohlwollend und unterstützend zur Seite stehen, wird ein jeder von ihnen seinen Weg suchen und finden und so schnell wie möglich ein unabhängiges, selbstständiges Leben anstreben, ohne jemandem zur Last zu fallen oder dessen Platz zu beanspruchen. In Anerkennung unseres Bemühens, die Kluft in der Verständigung zwischen den einheimischen Bürgern und den Flüchtlingen zu schließen und neue gemeinsame Wege zum Wohle aller zu suchen, ist der Würzburger Friedenspreis dieses Jahr den Flüchtlingen zuerkannt worden. Er ehrt damit den Frieden stiftenden Einsatz des Heimfocus-Magazins für Menschenwürde und Gerechtigkeit. Das Friedenspreis-Komitee bezeugt so seine Wertschätzung unseres Magazins als Brücke, die Menschen von

beiden Seiten einlädt, sich auf den Weg zueinander zu machen, einander zuzuhören, sich mitzuteilen. Der Friedenspreis richtet den Blick endlich auf alle die vergessenen Flüchtlinge abseits der Gesellschaft, die um Würde, Freiheit und Zukunft ringen. Jeder Mensch braucht zum seelischen Überleben Hoffnung, Ermutigung und Vertrauen, ganz besonders in einem ihm unbekannten Land. Wie kann man in der Fremde jemals heimisch werden, wirklich ankommen mit Leib und Seele ohne Zuspruch und Unterstützung von Freunden, engagierten Helfern und Flüchtlingsorganisationen? Dies gilt umso mehr für Menschen, die aus der sogenannten Dritten Welt in ein hoch entwickeltes westliches Land kommen. Sie sind verloren ohne Einheimische, die ihnen mit Gastfreundschaft, Offenheit und Verständnis begegnen. Man sehnt sich nach einer Geste des Willkommens, nach einem Lächeln, nach menschlicher Wärme. Wer strebt auf seiner Flucht schon bewusst nach einem Land der Gewalt statt des Friedens, wer sucht eine Diktatur anstatt einer Demokratie, eine feindselige Gesellschaft anstatt einer gastfreundlichen? Niemand, nicht einer würde dies freiwillig tun. Und doch ist dies die Erfahrung vieler Flüchtlinge, überlebt, angekommen, aber nicht willkommen zu sein. Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die Wertschätzung als Mensch vermissen wir als Flüchtlinge sehr. Jeder Mensch braucht Teilhabe und Anerkennung zum Leben. Auf die Kälte, die Ablehnung hier waren wir nicht vorbereitet und sie ist ein Alptraum für uns. Wir brauchen ein würdiges Leben, Hoffnung, Perspektive. So ist der Friedenspreis Verheißung für eine hoffentlich bessere Zukunft. Er gibt uns Zuversicht und ist endlich ein Zeichen des Willkommens in diesem Land. Wir danken dem Friedenspreis-Komitee,

den Bürgern von Würzburg und dem Oberbürgermeister dieser Stadt für ihre Wertschätzung. Unser Heimfocus Magazin soll ein Sprachrohr sein, durch das sich Flüchtlinge Gehör verschaffen, in dem sie ausdrücken können, wer sie sind, was sie mitbringen, was sie ihrer neuen Heimat anbieten, was sie sich ersehnen und was sie belastet. Wir, die Flüchtlinge, sind auch Menschen, Menschen, die wertvoll sind und etwas zu sagen und beizutragen haben. Der Friedenspreis macht uns Mut, dass wir irgendwann zeigen dürfen, wie fruchtbar unser Beitrag zur Wirtschaft, Gesellschaft und Politik des Gastlandes sein kann. Mit-Gefühl im wahrsten Sinne des Wortes zeigen angesichts der gegenwärtigen Hungerkrise in Ostafrika selbst die Flüchtlinge hier in Würzburg. Somalia, Kenia, Äthiopien, Eritrea und Dschibuti sind von einer unvorstellbaren Dürre und Hungerkatastrophe betroffen. Hunderttausende Somalier irren durch die Wüste auf der verzweifelten Suche nach Wasser und Nahrung, Trotz ihrer eigenen schwierigen Situation wollen die Flüchtlinge in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft Solidarität zeigen mit den vom Tod bedrohten Menschen in Ostafrika. Ungeachtet ihrer Nationalität und Religion gaben sie bereitwillig jeweils einen Euro von ihrem 40€-Taschengeld ab und stellten so eine Summe von 168€ bereit, nachdem muslimische Flüchtlinge bereits einen Betrag von 180€ als ein berührendes Zeichen der Anteilnahme gesammelt hatten. Ist das nicht eine großartige Geste von Menschen für Menschen?



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Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 5

Die Gummikarottenstory oder : Soviel Luxus wie Hartz IV muss wirklich nicht sein... Ich sehe sie schon vor mir, die Leserbriefseite der Lokalzeitung: Sie würde überquellen vor Empörung, das Ende der Welt ist nahe, der Anstand im freien Fall usw... Was ist passiert? Sehen Sie selbst: Schwarze, ausgetrocknete Ka-

rotten und vergammelte Bananen, so etwas hat das Tierheim doch tatsächlich seinen Schützlingen zum Fressen angeboten! Für Flüchtlinge kein ungewöhnliches Bild; sie kennen es von ihren Essenspaketen. Und Wurst aus den Hauptbestandteilen Separatorenfleisch, also vom Knochen der Schlachttiere

abgeschabte Fleischreste, und Haut. Eine rosa Masse, die, original verpackt, nach einem ganzen Jahr im Kühlschrank noch genauso aussieht wie am ersten Tag. Von unwürdigen Zuständen wäre da die Rede, von einem Skandal. Bei den Tieren.

Und ich stelle mir die berechtigte Protestwelle quer durch das Land vor, wagte man die Bezüge der Sozialhilfeund Hartz-IV-Empfänger auf Sachleistungen umzustellen. Warum? Damit man sichergehen kann, dass die Bezieher auch wirklich zu essen bekommen. Denen einfach bares Geld in die Hand drücken, ich bitte Sie! Wer weiß, worin die das im nächsten Supermarkt umsetzen? Man muss die Leute auch mal vor sich selber schützen... Dann hieße es also, wie bei den Asylbewerbern, zweimal die Woche anstellen an der Ausgabestelle, mit einer grauen Plastikbox in der Hand und einer immerzu gleichen, limitierten Auswahl auf einem Bestellzettel. Eine Kolonne der Bittsteller. Noch eine Klasse

unter den beschämten Mitmenschen, die sich als „Ritter der Tafel(runde)“ mit amtlicher Bescheinigung an der Resterampe unserer Überflussgesellschaft bedienen dürfen. Nur nicht zusätzlich wie bei der „Tafel“, sondern ausschließlich. Sie fasten gerade aus religiösen Gründen? Viel Gemüse, Obst und Reis, sonst nichts? Ausnahmen sind nicht vorgesehen. Ah, Sie können den Bestellzettel gar nicht richtig lesen, der ist ja in einer Sprache, die Sie nicht verstehen und auch nicht zu lernen berechtigt sind? Sie werden schon einen Weg finden....Sie sind alt oder krank? Na, dann suchen Sie sich eine gute Seele, die Ihnen die Ration aufs Zimmer trägt. Was, Sie wollen in der Spalte Fleisch gar nichts bestel-

len? Sie wollen nur das ankreuzen, was sie auch wirklich essen werden? Es tut Ihnen weh, wenn Lebensmittel in der Mülltonne landen, weil mit ihnen niemand etwas anzufangen weiß? Es tut Ihnen weh, weil Sie anders erzogen worden sind und es Ihnen Ihre Kultur und Religion verbieten, so mit Nahrung umzugehen? So weit geht ihre (Wahl-) Freiheit nun auch nicht: Entweder Sie nehmen von allem die vorgeschriebene Anzahl – oder Sie bekommen gar nichts! Machen Sie damit, was Sie wollen. Und zu guter Letzt: Sie haben nicht mitbekommen, dass heute die Essensausgabe ausnahmsweise eine halbe Stunde eher schließt? Was glauben Sie denn, wo Sie hier sind? Wir schließen pünktlich, seeehr


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pünktlich. Sie haben dann für Tage wenig zu essen? Wasser auch nicht? Ja, ist das etwa unser Problem? Authentische Szenen aus dem Flüchtlingsleben, keine Phantasiegeschichten. Und sie sind nur die Spitze des Eisberges... Sie wissen schon, neun Zehntel des Selbigen sind verborgen unter der Oberfläche, niemand sieht sie. Das sollten wir in diesem Falle vielleicht ändern. Wir reden hier nicht von physikalischen Naturgesetzen, sondern von Menschen, von Menschenleben. Von Menschen, die hier und jetzt leben und denen nicht geholfen ist mit Vertröstungen auf ein eine Zukunft in Würde, irgendwann – vielleicht. Nicht Luxus, nicht ein Parasitendasein als Nutznießer und Schmarotzer, nein, ein einfaches, selbstbestimmtes, freies Leben ersehnen sie. Was gehört für Sie persönlich zu einem würdigen Leben? Nicht auch die Freiheit, selbst zu entscheiden, was ich esse, was ich anziehe, mit wem ich mein Zimmer, meine Privatsphäre, Jahre meines Lebens teile? Nicht auch Bewegungsfreiheit? Schließen Sie die Augen und versetzen Sie sich in Gedanken in die Situation eines Flüchtlings. Setzen Sie sich an seine Stelle, mit Ihrem Namen, mit allem, was Sie sind, was Ihre Identität ausmacht. Wie geht es Ihnen nun mit Essenfassen dieser Art über lange, lange Monate und Jahre? Nur ein Beispiel, nur ein kleines Detail von

viel zu vielen.... Und die Gummikarotte bekommt auf einmal eine tiefere symbolische Bedeutung. Sie steht für die grundsätzliche Haltung gegenüber Ihnen als Mensch. Warum rührt offensichtlich das Schicksal von Tieren so viele Bürger mehr an als Leid von Mitmenschen? Warum verbietet sich zu Recht auch nur der Gedanke an Entmündigung unserer Mitbürger durch Essenspakete in dem einen Fall, gehört aber zur langen, als selbstverständlich akzeptierten Normalität in dem anderen, für Flüchtlinge? Und erinnern Sie sich noch? Der Hartz-IV-Regelsatz wurde vom Bundesverfassungsgericht auch deswegen zurückgewiesen, weil er soziale Teilhabe und damit persönliche Würde des Beziehers beschneidet. Aber die Leistungen für Flüchtlinge nach dem Asylbewerber-Leistungsgesetz, die noch um ein ganzes Drittel niedriger sind, sind in Ordnung? Auch hier: Was für die einen als zu wenig befunden wurde, nicht nur vor Gericht, sondern auch in einer breiten politischen und öffentlichen Debatte – für die einen also inakzeptabel, für die anderen selbst nur ein Teil davon genug? Es gibt hier also nicht nur Menschen zweiter, sondern auch dritter Klasse und offensichtlich stört sich niemand daran? Vorsicht, Satire!? Von wegen... Nein, Sie sind hier nicht im falschen Film, wir haben auch nicht den 1.April. Es hat

schon etwas von Urban Priols „Aus der Anstalt“, aber das Lachen bleibt im Hals stecken, denn das ist entwürdigende Realität für ausgelieferte, Schutz suchende Mitmenschen und ein Armutszeugnis für uns alle. Es ist in Wirklichkeit ganz offensichtlich nicht weit her mit der Würde des Menschen in unserem Lande. Das wollen wir nicht hören. Das beschönigen wir, das verdrängen wir nach Kräften. Wer diese Ansicht nicht teilt, wer es eher mit dem „ungläubigen Thomas“ hält, dem kann geholfen werden: Treten Sie näher, mitten in die Lebenswirklichkeit tausender Flüchtlinge in Deutschland, in die oft abgelegenen Bruchbuden, in denen kein Normalbürger, auch kein Hartz-IV-Empfänger, jemals einen Tag verbringen würde, ernährt aus Kisten vom Amt, isoliert und entmündigt. Treten Sie näher, genießen Sie die Kunstwurst aus Fleischresten und Haut und die schwarze Gummikarotte. Wochen, Jahre. Und auch die restlichen neun Zehntel des Eisberges, die niemand sieht und sehen will. Dann ist es vielleicht auch für Sie höchste Zeit für eine breite Debatte über den Wert des Menschen und über das, was wir vorgeben zu sein und was wir wirklich sind. Über die Reste von dem, was Markenzeichen einer Solidargesellschaft sein sollte, die uns immer mehr entgleitet. Über das, was und wohin wir wirklich wollen, und was wir bereit sind, dafür zu tun. Was wir dann ändern müssen – nicht irgendwann, heute. Eva Peteler


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„Nicht, dass ich an die goldenen Fassaden unserer Gesellschaft je geglaubt hätte,“ so Heinz Ratz in seinem „Fazit der 1000 Brücken“ nach seiner 7000km-Tour durch Flüchtlingslager in ganz Deutschland. “Aber immerhin sollte doch ein Staat, der sich die goldenen Worte der Demokratie und der Freiheit groß auf die

Auszug aus

„55 Forderungen zum Flüchtlings-, Ausländer-, Staatsangehörigkeits- und Sozialrecht“ , Juli 2010

Das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) abschaffen Die besondere Behandlung von Flüchtlingen, die für diese Personengruppe ein Existenzminimum unterhalb dem anderer Bürger definiert, ist diskriminierend. Die Diskriminierung besteht in dem Ausschluss bestimmter Personengruppen aus der Sozialhilfe und der Grundsicherung für Arbeitssuchende. Fest steht auch, dass der „Sachleistungsvorrang“ des Asylbewerberleistungsgesetzes teurer ist, als die Hingabe von Geld. Die Leistungen, die primär von Asylsuchenden und Geduldeten bezogen werden, betragen nur rund zwei Drittel der Leistungen für Sozialhilfeempfängerinnen

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Fahnen schreibt, der im Namen der Menschenrechte Soldaten in die weite Welt entsendet, diese demokratischen Grundsätze auch im Innern einhalten. Die Art jedoch, wie hierzulande mit Flüchtlingen umgegangen wird, hat mit Menschenrecht und Grundgesetz nicht mehr viel zu tun. Das ist schrecklich, war aber nicht überraschend für mich. Was mich aber wirklich zutiefst erschrocken hat, ist die Selbstverständlichkeit mit der das geschieht und möglich ist. In so vielen Städten! So offensichtlich! So begraben durch Desinteresse und Vorurteile – so bewusst isoliert, ausgeschlossen, stumm gemacht und gedemütigt! „Die Würde des Menschen ist unantastbar…!“ – haben wir denn schon vergessen, warum gerade dieser Satz am Anfang unseres Grundgesetzes steht? Haben wir vergessen, was das hier für ein Land war vor 65 Jahren? Dass wir selbst die weltweit größten Flüchtlingsströme erzeugt haben? Dass wir einen Diktator an der Spitze hatten, vor dessen Terror wir wohl alle geflohen wären?“

und – empfänger. Diese Leistungshöhe gilt seit 1993 unverändert. Nicht nur diese Leistungseinschränkungen führen zur Entmündigung von Flüchtlingen. Als besonders diskriminierend ist die Beschränkung der medizinischen Versorgung auf die unabweisbar notwendige Behandlung, z. B bei akuten Schmerzzuständen, zu bewerten. Ein Zustand, der dazu führt, dass sozialrechtliche Streitigkeiten vor den überlasteten Gerichte zugenommen haben. Die Abschaffung des AsylbLG dient auch dem Abbau der Bürokratie und der Verschlankung des Rechststaates. © DIE RECHTSBERATERKONFERENZ der mit den Wohlfahrtsverbänden und dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen zusammenarbeitenden Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ELENA Koordinator für Deutschland: Prof. Dr. Holger Hoffmann, FH Bielefeld, FB Sozialwesen, Kurt-Schumacher-Str. 6, D-33615 Bielefeld, Tel: 0521 - 1067894, Fax: 0521 – 1067898


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Mein erstes Mal in der GU

Durch unseren Verein Standpunkt e.V. wurde ich aufmerksam gemacht auf die GU (Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber) in Würzburg., auf die Lebenssituation der Flüchtlinge „um die Ecke“ von meinem Arbeitsplatz bei Flyeralarm. Diese Schilderung einer für mich bis dahin völlig unbekannten Welt mit all ihren Härten und der unglaublich anmutenden Lebenssituation vieler Menschen ließ mir keine Ruhe mehr. Ich beschloss, mich für einen Besuch im „Heimcafé“ anzumelden, in dem in Zusammenarbeit von Flüchtlingen und deutschen Helfern betriebenen offenen Treff an jedem Montag Abend. Gesagt, getan, nein, ganz so einfach ist es nicht. Dies sei kein öffentlich zugänglicher Raum, wurde mir mitgeteilt, also hieß es, auf eine „Eintrittserlaubnis“ zu warten, eine Genehmigung vom Leiter der GU. Irritierend, es ist doch kein Gefängnis, das sind doch keine Kriminellen, wunderte ich mich. Im Vorfeld waren wir eingeladen, wie alle interessierte Würzburger Mitbürger, der feierlichen Verleihung des Würzburger Friedenspreises 2011 an Herrn Addis Mulugeta, Journalist und Flüchtling aus Äthiopien, beizu-

wohnen. Dieser ist das Sprachrohr der Flüchtlinge in der GU und nicht nur dort, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus. Selten habe ich eine solche Zusammengehörigkeit gespürt als bei dieser Preisverleihung. Denn hier ging es nicht nur um den Preisträger, nein, hier ging es um das, was er vertritt und wofür er steht; er verleiht ALLEN, die ihr Land verlassen mussten unter meist erbärmlichen Bedingungen, eine Stimme, fasst nur einen Teil ihrer Angst, auch der Angst um den Zurückgebliebenen,Eltern, Geschwister, Verwandte in Worte zusammen, vieles kann man aber einfach nicht in Worte fassen, denn oft ist das Erlebte zu schlimm, zu ergreifend für Worte... Und es geht ihm um weit mehr, um Versöhnung, um Annäherung aller Menschen ohne Angst voreinander. Mein Mann und ich waren froh und dankbar, dass wir teilhaben durften an diesem Ereignis der Preisverleihung. Die Zeitschrift „Heimfocus“ , die von unserer Druckerei Flyeralarm sehr unterstützt und auch gedruckt wird, bietet vielen die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen über den Alltag der Flüchtlinge in den Unterkünften - wo-

bei Alltag kein Alltag ist, nicht wie wir uns ihn vorstellen, sondern immer nur ein weiterer Tag der Ungewissheit, des zum Nichtstun verdammt sein, ein neuer Tag ohne ein Stück Privatleben und Perspektive. Heute Abend am 18.07.2011 war es dann endlich soweit, ich durfte mit ins Heimcafé! Ganz ehrlich, ich war schon aufgeregt, ich wusste ja nicht, was mich erwartet, wie man Kontakte knüpft mit den Bewohnern. Wie man auf sie zugehen kann, ohne den Eindruck zu erwecken, man ist nur zum „gaffen“ da, geht wieder, erzählt vielleicht daheim davon und legt alles wieder ad acta. Lehnt sich dann womöglich mit dem selbstzufriedenen Gefühl zurück, etwas Gutes getan, somit das eigene Gewissen wieder mal beruhigt zu haben und so erleichtert den Luxus des Eigenheims mit allen „wichtigen“ Annehmlichkeiten wie neueste Elektronik in allen Ecken, Heimsauna, Spülmaschine usw. genießen zu dürfen. Nein, wir haben diesen Luxus zu Hause nicht (außer Spülmaschine, also doch Luxus). wir haben aber ein wirkliches heimeliges Zuhause, wir haben gesunde Kinder, die mittlerweile erwachsen sind und ihren Weg im Leben gefunden


10 / 2011 haben. Uns mangelt es an nichts, vor chen, spürte wie sehr sie beliebt sind allem nicht an einem selbstbestimm- bei den Bewohnern, alle auch kennen ten Leben in Freiheit. und ihnen somit ein Gefühl des WillNun ja, da stand ich also vor der Pfor- kommens vermitteln. te der GU mit ihrer Furcht einflößen- Da saßen wir also, der Azad, der Saden, vergitterten Eingangsschleuse lam und ich, wir erzählten uns vieles, und dachte: „Und jetzt ???“ Zum über das Land, unsere Familien, und Glück konnte ich mich einer Gruppe die Zeit verging wie im Flug. Später anschließen, die den Weg zum Heim- kam Didar dazu, auch ein Iraker, auch café in dem weitläufigen ehemaligen er ein freundlicher junger Mann. DarMilitärgelände kannte. Ja, die GU aufhin erzählten sie mir alle offen über befindet sich auf einem ehemaligen ihre Eltern, ihre Geschwister, wie sehr Kasernen-Gelände noch aus den Zei- sie sich nach ihnen allen sehnen, wie ten des Dritten Reiches. Nachdem der ihre Eltern weinen, weil sie nicht mehr Tag heute ziemlich verregnet oder von da sind und wie sie die 40 Euro, die sie Regenschauern geprägt war, dachte monatlich bekommen, am liebsten inich, viele Flüchtlinge würden ins Café vestieren in Anrufe nach Hause. kommen. Fehlanzeige, denn die Son- Und ich sitze da als Mutter von vier ne kam durch und wer konnte, ver- gesunden Kindern, die ich jederzeit suchte wohl, der tristen Umgebung zu sehen kann und schäme mich dafür, entfliehen. dass wir alles als selbstverständlich Ich sah zunächst nur zwei junge Männer im Café sitzen. Gehe ich auf sie zu oder nicht? In diesem Moment fühlte ich mich sehr unsicher, als Eindringling in ihre Welt und ich fragte mich, ob sie es überhaupt wollten, dass sich ein Fremder zu ihnen setzt??? Wie fühlt man sich da als Bewohner?! Muss man immer dankbar sein, wenn sich überhaupt jemand einem zuwendet, obwohl man es vielleicht eigentlich gar nicht möchte, aber man duldet es aus Höflichkeit? Für einen Augenblick befand ich mich in einer Achterbahn der Gefühle. Dann dachte ich mir: „Blöde Kuh, stell dich nicht so an, du gehst einfach auf den jungen Männern zu und wenn du spürst, dass sie lieber unter sich sind, ziehst du dich freundlich zurück.“ Also dann, tief Luft holen und betrachten und anderen nichts gönauf geht's: Ich habe mich einfach vor- nen. gestellt als Neuling, Azad und Salam Azad und Didar, ich habe euch gleich stellten sich ebenfalls vor und so lang- als Söhne ins Herz geschlossen, vielsam entwickelte sich ein Gespräch.... leicht dürfen mein Mann und ich euch Das Heimcafé blieb ziemlich leer; kein in Zukunft begleiten, unterstützen Wunder, denn alle versammelten sich, und auch andere Bewohner, ältere ohne das wir es mitbekommen haben, Flüchtlinge, Familien, die die wahnvor dem Haus, auf den Treppen: Kin- sinnig schmerzhafte, unerträgliche der spielten, Mütter mit ihrem Baby Erfahrung machen müssen, im immer gingen an die frische Luft, mehr und noch im Vergleich so reichen „gelobten Land“ nicht willkommen zu sein. mehr Bewohner gesellten sich hinzu. Als ich dann schließlich heute Abend Draußen , dort auf den Treppen vor nach Hause kam, haben der Eugen dem Sportplatz saßen im Nu bunt geund ich uns lange unterhalten über mischt Deutsche und Flüchtlinge, dieeuer Schicksal und stellten uns auch jenigen die im Heimcafé „bewirten“, mal vor, wie es wäre, wenn unsere schleppten alles Nötige nach unten. Kinder fliehen müssten aufgrund eiIch sah da junge Menschen, auch mit ner politisch bedrohlichen Lage,wie grell gefärbten Haaren, die alles mit wir uns fühlen würden, wenn wir oder viel Herzlichkeit und Engagement ma-

9 unsere Kinder irgendwo in der Fremde wären, ohne Möglichkeit, uns zu verständigen oder nur zensiert, oder überhaupt nicht. Wenn wir damit zurecht kommen müssten, unsere Kinder leiden, wir leiden, und womöglich sehen wir uns nie wieder. Ich könnte heulen............. Wir haben uns so einiges überlegt, was wir machen könnten, wir als Familie, wir als Flyeralarm-Familie, wie wir den Bewohnern der GU das Leben als lebenswert gestalten könnten, damit sie nicht versinken in der Aussichtslosigkeit, sondern spüren, dass sie zu uns gehören und nicht als Aussätzige behandelt werden. Aber Gutes braucht seine Zeit, nicht alles geht auf einmal,der heutigen Abend war ein erster Schritt auf einem hoffentlich guten Weg des Respekts, des Ver-

ständnisses und vor allem auf einem Weg der Anerkennung, des Menschseins, des Miteinanders, ein Schritt auf dem Wege der Hoffnung miteinander, füreinander.... Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch Mütter und Väter unter uns, arbeiten wir doch zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus vielen anderen Ländern: Gerade WIR sollten es doch schaffen, unsere Mitmenschen „um die Ecke“, denen es nicht so gut geht, zu unterstützen, mit unserer Vielfalt an Sprachen, Traditionen und Verständnis für alle Kulturen! Packen wir es doch gemeinsam an, miteinander, füreinander! Irene Kern Flyeralarm GmbH Würzburg


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Exhausted sound Part 6

I sat outside in the evening watching the sunset endlessly. Amazing red, yellow, pink and shadow colors reflected in the atmosphere and going down to earth at the same time. Except those refugee children who were playing around, there was not a single barrier between the sun and me. As a refugee in this country, not knowing of anybody outside and with no other options to go out, I love sitting outside mostly in the evening to see refugees how they finish their day. It is always a routine life living in a refugee camp, young refugees playing football in a rough ground field, women and some men walking inside the camp; some people are riding bicycle, children are playing the same game every day etc. As all of you know, August is the month of holidays for most of the Germans. During this time people can do what they want including visiting some other countries, maybe even their families and friends. I am wondering what would be refugee children telling their teachers and friends in school about their holidays? Please, you teachers, don’t push them to explain about their holidays. I can tell you on behalf of them. It is short and simple. In every camp in this country there are a lot of children who have no choice but living together in this compound accommodation filled up with challenges and lack of everything. I asked those children from my country, how was playing? They told me: “It is boring. We have nothing to play with, we cannot get out of this camp, no swimming, no holiday program like our classmates. We cannot even invite them to visit us. Nothing at all!” They play the same

exhausted game for more than six weeks of the summer holidays. I saw them running around in the morning, riding bicycle in the afternoon, that is all. Is it the same for German children too? Only the lucky ones amongst those refugee children have got German friends and they can go to the city to visit some places. If children, however, don’t feel encouraged and supported at all, how do you expect them to be interested, active and attentive in class? Of course being a child, it is very easy to adapt to any system of a country if they get the chance. Frankly speaking, it is not only the children who have lost their home and friends in school but also parents are suffering a lot. They start to realize, they cannot provide support and safety to their children. They don’t have any job, money, income and friends; unable to communicate with the local people they are in a dependent, weak position like being a small child themselves. And their children at least, by going to Kindergarten or having school education are moving forward in a sense while their parents are left behind. What a challenge for the family! At this point, one of the biggest worries and questions of refugees is what will be our future?

native land.” Refugees experience fear and uncertainty which is related to their individual asylum case. In addition it is not easy to leave behind country, family and friends for years. For instance, if a family member passes away in their home country, there is no chance to be part of the funeral ceremony. If there is happiness in the family like marriage, no chance to attend the ceremony or if a refugee yearns his/her family, no chance to visit them unless there is a government change or end of conflicts, or in case a miracle has happened. In addition to this in the host country the refugees are far from integration with the local population.

Most people think refugees in Europe are living a nice comfortable life. No, no, this is not the reality! We are eating the same food and just sleeping for years. There is no privacy in a room of four, five people living together with different culture, religion and behavior. That probably makes them aggressive and it is one source of conflict between them. In the process of fleeing the country, many people have lost all they had in the society they left behind. Many of them came here with their qualifications. Many of them face a cultural shock and don’t have the offer to integrate with the local peopThe United Nations High Commissi- le. The all are hoping and waiting for oner on Refugees (UNHCR) uses the tomorrow’s bright sunrise of a human words of Euripides, 431 b.C., to de- and independent life. scribe the state of being a refugee or asylum-seeker: “There is no greater Isaa Yakubu sorrow on earth than the loss of one's


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Stimme der Erschöpfung Teil 6 Ich saß draußen und schaute endlos der untergehenden Sonne nach. Ein unbeschreibliches Rot, Gelb, Rosa und viele Schattentöne – das wunderbare Spiel der Farben füllte den Horizont aus und ergoss sich gleichzeitig auf die Erde. Abgesehen von den spielenden Flüchtlingskindern steht nichts zwischen der Sonne und mir. Als Flüchtling in diesem Land, der niemanden da draußen kennt und keine Möglichkeit hat, dies zu ändern oder weg zu kommen von diesem Lager , liebe ich es, draußen zu sitzen, vor allem abends, und den anderen Flüchtlingen zuzuschauen, wie sie ihren Tag zu Ende bringen. Der Tagesablauf ist immer gleich hier. Da spielen junge Flüchtlinge Fußball auf dem holprigen Untergrund, einige Frauen und Männer sind unterwegs auf dem Gelände, manche auch mit dem Fahrrad, Kinder spielen die immer gleichen Spiele. Es sind Sommerferien. Viele Bürger sind verreist, der Ort wirkt wie ausgestorben. Es ist die Zeit, um andere Gegenden und Länder zu bereisen und zu erkunden, Familie und Freunde zu besuchen. Ich frage mich, was wird wohl ein Flüchtlingskind nach den Ferien in der Schule den Mitschülern und dem Lehrer zu erzählen haben über seine Ferienerlebnisse? Wird es sich stumm abwenden und ganz klein machen, wenn ein Schüler nach dem anderen von seinen schönsten Urlaubstagen berichtet? Ich bitte euch, ihr Lehrer, fragt diese Kinder besser nicht! Ich kann euch an ihrer Stelle die Antwort geben; sie ist kurz und einfach. In jedem Lager in diesem Land leben Kinder so, sie haben keine andere Wahl als diese abgeschlossene Welt mit ihren vielen Herausforderungen und Mangel an allem. Ich fragte dort die Kinder aus meinem Land, wie sind für euch die Ferientage? „Sie sind langweilig“,

antworteten sie mir. „Wir haben nichts zum Spielen, wir können nicht raus aus dem Lager, nicht ins Schwimmbad, nicht in die Kinderfreizeit wie unsere Klassenkameraden. Wir können auch keinen von ihnen zum Spielen einladen. Gar nichts!“ Sie spielen das gleiche dröge Spiel die ganzen sechs Ferienwochen lang. Ich sah sie schon heute morgen herumlaufen , nachmittags einfach Runden drehen auf dem Fahrrad im Gelände, das war's. Sehen die Ferien der deutschen Kinder auch so aus? Nur die Glücklichen unter den Flüchtlingskindern haben Freunde draußen und die Möglichkeit, aus dem Lager herauszukommen und neue Eindrücke zu sammeln. Wenn Kinder aber keine Anregung bekommen, wie können sie dann gute Leistungen in der Schule bringen, motiviert sein und sich aktiv einbringen? Und dabei ist es doch gerade für Kinder so einfach, anzukommen in der neuen Umgebung des Gastlandes und sich dort heimisch zu fühlen, wenn sie die Chance dazu bekommen. Um ehrlich zu sein, nicht nur die Flüchtlingskinder haben ihr altes Zuhause verloren und ihre Schulfreunde, auch ihre Eltern leiden.Sie müssen erkennen, sie sind hier nicht mehr der sichere Hafen für ihre Kinder, die Instanz, die alles im Griff hat und regelt. Sie haben keine Arbeit, kein Einkommen, keine Freunde; sie können sich nicht verständigen mit den Einheimischen, sie sind selbst schwach und abhängig wie kleine Kinder. Und während ihre Kinder durch Kindergarten und Schule Schritt für Schritt vorankommen, bleiben die Eltern immer mehr zurück. Was für eine Herausforderung für die Familie! Es kreist alles um die bange Frage: Wie soll da unsere Zukunft aussehen?

Der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNHCR) greift auf die Worte von Euripides zurück ( 431 v.Chr.), um zu beschreiben, was es bedeutet, Flüchtling oder Asylsuchender zu sein: „Es gibt keinen größeren Kummer auf Erden, als seine Heimat zu verlieren.“ Flüchtlinge erfahren mehr als genug Angst und Ungewissheit in ihrem Asylverfahren. Und sie leiden unter der Trennung von ihren Familien zu Hause. Sie können nicht Abschied nehmen von ihren Verstorbenen in der Heimat und an der Beerdigung teilnehmen. Bei freudigen Anlässen wie Hochzeiten sind sie weit weg, ausgeschlossen und einsam. auch dann, wenn sie sich einfach nur nach der Nähe ihrer Liebsten sehnen. Keine Chance auf ein Wiedersehen mit der Familie, außer bei Regierungswechsel, Ende der Konflikte daheim – oder einfach durch ein Wunder. Darüber hinaus sind die Flüchtlinge auch im Gastland weit entfernt von einer Integration. Die meisten Einheimischen hier denken wohl immer noch, die Flüchtlinge in Europa haben ein schönes, bequemes Leben. Nein, nein, das ist nicht wahr! Sie bekommen jahrelang ein immer gleiches Essen zugeteilt und können nur schlafen und nichts tun. Es gibt keine Privatsphäre in einem Raum mit vier, fünf Insassen unterschiedlicher Kultur, Religion und persönlicher Vorlieben. Viele kamen als qualifizierte Menschen in dieses Land. Viele erlitten und erleiden hier einen Kulturschock und haben keine Chance auf Integration in diese Gesellschaft. Sie alle hoffen und warten auf die Morgenröte eines würdigen und selbstständigen Lebens. Isaa Yakubu Übersetzung: elos


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Ferienspaß in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber Der Stadtjugendring Würzburg veranstaltete im Rahmen seines Integrationsprojekts „Kulterbunt“ mit drei Jugendvereinen eine Ferienaktion für die Kinder der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Mit von der Partie war der Tanzclub Rot-Gold, die Evangelische Jugend und der TSV Grombühl. Das Ganze fand auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber statt.

Der Stadtjugendring hatte das Ziel, Vereine auch für diese Kinder niedrigschwellig zugänglich zu machen. 25 Kinder konnten in das Vereinsleben „reinschnuppern“ und einen schönen Tag mit Spaß und Action verbringen. Auf der anderen Seite hatten die Vereine die Möglichkeit, neue Kinder zu gewinnen und in Kontakt mit Kindern von Asylbewerber zu kommen, sowie die Situation vor Ort kennen zu lernen. Der Tanzclub Rot-Gold hatte sich einen besonderen Tanz ausgedacht, der in kurzer Zeit zu einer modernen coolen Musik einstudiert werden konnte. Die „Mädels“ wie „Jungs“ machten sehr gut mit und ließen im Rhythmus der Musik das Tanzbein schwingen. Die Evangelische Jugend brachte Kleinspielgeräte mit und hatte kreative Spiele vorbereitet. Zum Beispiel gab es Sackhüpfen, Jonglierteller, Stelzen, Fallschirm und vieles mehr. Mit lustigen Turnieren und Geschicklichkeitsspielen konnten sie die Kinder erfreuen. Keichu Do Karate war bei dem TSV Grombühl angesagt. Auch hier war Konzentration gefragt, denn bei dieser Kampfkunst geht es nicht darum, die Muskeln spielen zu lassen. Den Kindern wurden verschiedene Karatetechniken gezeigt und wie sie ihre Kraft gezielt einsetzen können. Auch ein Wolkenbruch konnte dem

Spaß keinen Abbruch tun. Ausgepowert trafen sich alle am Ende in einer Abschlussrunde. In einem kleinen Reflexionsspiel sollten sich die Kinder zu dem Tag äußern bzw. ihren Spaßfaktor demonstrieren. Allen Kindern hatte es eine Menge Spaß gemacht und ein mutiger Junge traute sich sogar ein bisschen Kritik zu äußern: „Der Tag hat mir sehr gut gefallen, aber es war auch ganz schön anstrengend.“ „Es ist schön, Kinder mit leuchtenden Augen zu sehen, sie aus ihrem Alltag zu reißen und schöne und spannende Stunden mit ihnen zu verbringen“ so die pädagogische Mitarbeiterin des Stadtjugendrings, Swetlana Losowski. „Es war auf alle Fälle ein großer Erfolg für alle Seiten. Die Kinder und auch die Jugendleiter konnten viel mitnehmen und hatten gemeinsam Spaß. Wir als Dachorganisation konnten ein Stück interkulturelle Öffnung in der Würzburger Jugendarbeit vorantreiben.“ Frida Tshilomba Weitere Informationen über Aktionen und zu den Integrationsprojekten können jederzeit beim Stadtjugendring angefragt werfen. Kontakt: Tel. 0931-7800 7800 oder swetlana.losowski@sjr-wuerzburg.de


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Flüchtlingskonferenz in Berlin Vom 13. bis 16. Juli 2011 fand auf Einladung der Partei „DieLinke“ eine Flüchtlingskonferenz in Berlin statt. An der vom Bayerischen Flüchtlingsrat organisierten Fahrt nahmen viele Flüchtlinge aus Bayern teil. Auch ich folgte dieser Einladung und verbrachte einige spannende und ereignisreiche Tage in Berlin. Zunächst wählten die Flüchtlinge, die aus unterschiedlichen Lagern gekommen waren, einige Vertreter aus, die beauftragt wurden, bei den anstehenden Gesprächen mit Mitgliedern des Deutschen Bundestages und anderen Politikern die Interessen der Flüchtlinge zu vertreten und deren Anliegen vorzutragen. Obwohl alle Fraktionen des Bundestages eingeladen waren, fanden sich, von einer Ausnahme abgesehen, nur Mitglieder der Partei „DieLinke“ ein. Zu den Kernforderungen der Flüchtlinge gehörten ein schneller Zugang zu Deutschkursen und zu gesellschaftlicher Integration wie auch die

Gewährung einer Arbeitserlaubnis und persönlicher Bewegungsfreiheit. Abschaffung der Essenspakete und Eigenverantwortung für persönlichen Bedarf und Ernährung gehörten ebenfalls zu den wesentlichen Punkten. Darüber hinaus forderten die Delegierten stellvertretend für tausende von Flüchtlingen die Abschaffung des Asylbewerber-Leistungsgesetzes. Dies befürworteten auch die anwesenden Mitglieder der Partei „DieLinke“, Ulla Jelpke MdB, Kornelia Möller MdB, Niklas Schrader, Hakan Tas und von Bündnis90/DieGrünen Josef Winkler MdB. Sie sicherten zu, sich sowohl auf der Bundes- als auch auf Landesebene für eine Verbesserung der Flüchtlings- und Asylpolitik einzusetzen und zeigten sich allgemein sehr offen für die vorgetragenen Anliegen der Flüchtlinge. Diese hießen sie nicht nur willkommen, sondern zollten ihnen Anerkennung für ihr Engagement und ihren Einsatz für die Rechte der Flüchtlinge und Asylbewerber. Auch

die guten Kenntnisse der deutschen Sprache trotz mangelnder Möglichkeiten von Sprachkursen fanden Lob und Wertschätzung. Zum Programm des Treffens gehörte auch das Kennenlernen des Reichstagsgebäudes als Sitz des Deutschen Bundestages. Dies beeindruckte uns Flüchtlinge sehr, nicht nur die einzigartige Architektur, sondern auch der herrliche Blick über das „grüne“ Berlin. Auch mit Vertretern des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales war eine Begegnung vereinbart. Dort begrüßten uns die Referenten Dr. Felix Schadendorf sowie Rene Jaruzalski. Viele wesentliche Anliegen und Probleme wie am Vortag wurden vorgetragen und erörtert wie Arbeitserlaubnis, individuelle Bewegungsfreiheit, Missstände in der Unterbringung, Problematik des Asylverfahrens usw.. Von Herrn Dr. Schadendorf wurden wir verabschiedet mit dem Satz:“Ich wünsche Ihnen, also den Leuten, die schon lange da sind, ein halbwegs gutes Leben.“ Diese Flüchtlingskonferenz bot nicht nur eine wichtige Möglichkeit, in direktem Kontakt und im Austausch mit unterschiedlichen Politikern die brennenden Anliegen der Flüchtlinge vorzubringen, sondern es war auch eine Gelegenheit, Freude an der Gemeinschaft zu haben und Berlin kennenzulernen. Besonders für uns Flüchtlinge, die oftmals lange Zeit ihres Lebens nichts anderes sehen als Flüchtlingslager und keine Zugang zu den Sehenswürdigkeiten und den Schönheiten Deutschlands haben, war dies ein einmaliges Erlebnis. Mit der Busrundfahrt die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zu erleben, die fröhlichen Stunden in Restaurants und Cafés, die Bootsrundfahrt, die Besichtigung der historischen Plätze entlang der früheren Zonengrenze und vieles mehr: all das waren einzigartige Erfahrungen und Einblicke für uns, die wir niemals vergessen werden. Abay Kiros


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„KRIEG IM FRIEDEN“

Eine Kunstausstellung in München, in der es auch um Asylpolitik geht

Ich habe eine Frau getroffen, zufällig. Sie hat sich sehr für mich interessiert. Sie wollte wissen, woher ich komme und wo ich lebe. Ich habe gedacht, ich lade sie zu mir ein. Aber ich hatte Angst, dass sie enttäuscht ist und nichts mehr mit mir zu tun haben will, weil ich im Asylheim lebe. Gabi ist Künstlerin. Sie ist eine interessante und gute Frau. Sie hat mich kennen gelernt und hat uns in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber besucht. Meine Mutter, meine Tante und mich. Für Gabi war unser Haus nicht wichtig, aber es hat ihr weh getan zu sehen, wie wir leben. Jeden Tag sind wir von Stacheldraht umgeben und fühlen uns wie im Gefängnis. Oft dachte ich, ich bin nichts

wert, weil ich hinter diesem Stacheldraht lebe. Die deutschen Menschen denken, ich bin eine Kriminelle oder ich brauche Mitleid. Ich habe Menschen kennen gelernt, die mein Zuhause ein „Loch“ genannt haben. Ende 2009 hat die Regierung von Unterfranken endlich wenigstens einen Teil des Stacheldrahtes durch einen anderen Zaun ersetzt. Gabi hatte dann die Idee, aus dem Stacheldraht eine künstlerische Arbeit zu machen. Ihr wurde der Draht überlassen, und sie hat daraus einen Raum gebaut. Dieser Raum hat vier Zaunpfosten aus Stahl und ist umschlossen von Stacheldraht. 3m x 4m groß und 2.80m hoch. In München am Stachus im alten botanischen Garten gibt es ein großes Gebäude, den Kunstpavillon. Vom 12.Mai bis 12.Juni 2011 fand hier die Ausstellung „Krieg im Frieden“ statt. 23 ausgewählte Künstler aus ganz Deutschland nahmen daran teil. Es gab Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Installationen zu sehen. Auch der Stacheldrahtraum, dem Gabi Weinkauf den Titel „GEMEINS C H A F T S U N T E R-

KUNFT“ gab, wurde dort ausgestellt. Ich habe mir die Ausstellung zur Eröffnung angesehen. Und zuerst dachte ich, wie kann eine Frau das machen? Dieses Kunstwerk „Gemeinschaftsunterkunft“ sieht so massiv und gefährlich aus. Ich habe mich an die 3½ Jahre erinnert, die ich hinter diesem Zaun verbracht habe. Ich denke, die Seelen und die Gefühle sind darin eingeschlossen, für alle. Dieser Stacheldrahtraum erzählt genau diese Geschichte von Isolation und Gefangensein in der freiheitlichen deutschen Demokratie, wie ich sie erlebt habe. Inzwischen lebe ich in einer kleinen Wohnung in Würzburg. Doch trotz eines, wenn auch vorerst zeitlich limitierten, „Passes“ fühle ich mich oft nicht frei und sehr allein. Ich wünsche mir Freunde, mit denen ich in meinem neuen Leben glücklich sein kann und ich möchte gebraucht werden. Ich beginne eine Ausbildung zur Krankenschwester und hoffe, dass ich dann in die Gesellschaft aufgenommen werde. Ich möchte dazu gehören. Alle Menschen sind gleich. Mane Hovhannisyan


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GEMEINSCHAFTS UNTERKUNFT eine Installation aus Stahl und Stacheldraht Mein Weg nach Würzburg führt mich an der Gemeinschaftsunterkunft (GU) für Asylbewerber vorbei. Schon immer fand ich die Umzäunung mit dem Stacheldraht für die Frauen, Männer und Familien, die dort leben ,unpassend und Angst einflößend. Aber ich tat nichts dagegen. 2009 lernte ich Mane Hovhannisyan kennen. Sie lebte schon zwei Jahre in der GU. Oft unterhielten wir uns über die kasernenartige Situation, mit der die hier lebenden Menschen konfrontiert sind. Als ich durch die Medien vom Abbau des Stacheldrahtzauns erfuhr, kam mir die Idee für meine Installation. Um auf unser Handeln, bzw. Nichthandeln aufmerksam zu machen, wollte ich einen Raum schaffen, der genauso unpassend und Angst einflößend wirkt. Nach einer Anfrage bei der Regierung von Unterfranken überließ man mir den Stacheldraht. Mane stellte den Kontakt zu anderen Asylbewerbern her, die ich in einem Video über die Situation befragte. Die Installation „Gemeinschaftsunterkunft“ besteht aus vier 280cm hohen Stahlpfosten, die unten und oben mit Stahlwinkeln verbunden sind. Der Raum misst 400cm x 300cm und ist im Abstand von jeweils 15cm mit Stacheldraht umgeben. Das „Gemeinschaftsunterkunft- Video“ ist auf dem Bildschirm eines Fernsehgerätes zu sehen und kann neben dem Stacheldraht-Raum gezeigt

werden. Die beiden Arbeiten beziehen sich aufeinander, sind aber jede für sich eigenständig. Die Frage an mich, wie ich auf eine so politische Arbeit komme, ist ganz einfach, denn die Antwort ist eine ganz Menschliche: Wir leben in einem freien, demokratischen Land. Welche Gefühle entstehen, wenn Asylbewerber, nach oftmals traumatischen Erlebnissen, in ein fremdes Land kommen, dessen Kultur ihnen fremd ist, dessen Sprache sie erst lernen und dessen Bürokratie sie erst begreifen müs-

sen und umgeben sind von Stacheldraht, wie in einem Gefängnis? Wir sollten sensibler mit Menschen umgehen, die auf Grund politischer Verfolgung oder Flucht vor Krieg nach Deutschland kommen. 20 Jahre hat es gedauert, bis der Stacheldraht endlich zumindest teilweise abgebaut und durch einen normalen Zaun ersetzt wurde. Eine kleine Geste, für die Freiheit. Gabi Weinkauf www.gabi-weinkauf.de


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Sprichwörter Sprichwörter, die sowohl in Afghanistan als auch in Deutschland identisch sind Sprichwörter sind ein wichtiger Teil jeder Gesellschaft, Kultur und Sprache. Sie spiegeln die Weisheit und die Traditionen, den Reichtum eines Volkes wider. Sprichwörter öffnen einem Türen und erlauben, die Bevölkerung eines Landes besser kennen zu lernen. Die Sprichwörter sind ein untrennbarer Teil auch unserer Kultur und werden oft in der täglichen Kommunikation verwendet. Somit wird das Gesagte klarer und deutlicher erklärt. Viele Sprichwörter stammen aus Gedichten der Dari- (Farsi)- Sprache. Und was erstaunlich ist: Fast jedes Mal, wenn ich ein Sprichwort in Deutsch höre oder lese, fällt es mir auf, dass es mir bekannt ist. Aus diesem Grund liste ich einige dieser Sprichwörter auf. Manche sind tatsächlich in beiden Sprachen identisch, andere weniger.

‫ تادوست‬١٠٠ ‫یک دشمن زیاد‬ ‫کم‬ „Alle Dinge sind gut, wenn sie neu sind, aber alte Freunde sind wertvoll“


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Blacks cannot hide their foreigner identity, but do they need to anyway? Living in a foreign country is always a challenge, partly beknow me by colour (black) and that I come from ‘some’ cause human beings are naturally resistant to change. Both country (x) in Africa have been writing emails expresforeigners and locals tend to be overly sensitive about the sing their (heartfelt!) sorrows for the famine in Africa behaviour of the other. Under such a prejudiced relations(the country-Africa!). To me, this sounds very similar to hip, it is quite common to have small incidents being blown someone expressing their heartfelt sorrows to a Polish out of proportion, thereby ending up in serious confrontafriend for the recent street violence in London, simply tions, complaints, dissatisfactions, and sometimes physibecause London is in Europe! This has indeed been discal/body injuries to either party. In most cases, it is however turbing me a lot, not because I do not want to be a Sothe foreigners who suffer more. This is mainly contributed mali, but because it is a fact that I am not from Somalia by their minority, and thus less support structures and insat all, just like a German is not from Poland or Britain! I titutions. The situation becomes worse when the problem am however indeed very sorry for the victims in Somais systemic. lia and London streets, but I am not from Somalia just Actually, you don’t have to be a refugee to encounter stranlike I am not from the UK, or the USA or South Africa! ge things from the locals. Any foreigner, especially those Africa is too large a continent with a diversity of culture who can be easily identified by the colour of their skin and to just be simplified into one poor country! accent, face some form of discrimination. Being a black man hiding my foreigner identity (which I would never try to do • I am very sorry for accidently stepping on your anyway!) has certainly been impossible. My overt foreigner toe, but I am not if you are black! look has exposed me to some incidents which have given me the ‘opportunity’ to clear some of my doubts about In one recent incident I was just stepping out of a public the lurking negative attitude towards foreigners. From my transport bus. In front of me there was a well dressed experience living in a foreign country, I have had some leold lady, also stepping out of the bus. I had to wait for arning points. My objective observation of several events her to go first (good manners … and ladies first!). She tells me that in every society there are extremists, that is, was so keen minding her step, and so she had not seen there are both extremely very nice people and extremely me that I was just behind her and for sure she had no very unfriendly people. Fortunately, I consider myself very idea how much respect I had for her, mainly due to her lucky because – overall, my life in Germany has been quite age and her cute dressing. Indeed she looked just like rewarding, as I have always been surrounded by very nice my own granny! After she stepped outside for some individuals, probably extremely very nice people! Another reasons she suddenly changed her mind and decided reason could also be that I have had to sacrifice some things to step back onto the bus. She made such a quick turn in order not to fall victim of the ingrained prejudice from that she accidentally collided with me – or just to be fair the locals and the entire system. she accidentally hit me! A reflex action instructed her to I will share with you some saddening (but also laughable!) profusely apologise to me, but till then she had not set incidents that I have quite commonly faced and which keep her eyes on me, and so she did not know which colour I reminding me that despite being gifted with extremely was. A reflex action also forced some sorry words from very nice people around me and not being in a precarious my mouth, knowing that the old lady was probably hurt refugee situation some section of the society still does not or that she could have probably needed some re-ironing regard me as a normal human being – an inferior creature of her dress after bumping onto me! To my shock, when to be precise! I will present each incident very briefly and in she heard my foreigner’s accent for Entschuldigung a separate bullet point. (Enshuligung’u) and finally saw my black face she suddenly replaced her apologetic words with some insul• All blacks are stowaways from Africa and proting words and gesture! I felt so small, so insignificant, bably all are from Somalia! so foreigner, so helpless, and so black! Unfortunately, for some time now Somalia and a few • Beware with ‘new friends’, they may not be reother countries in a 54-country African continent have garding you as a friend at all! been facing political instability, and Somalia is currently hard hit by famine. To my surprise, some of people who The society in which I was raised is so different to this


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18 one when it comes to treating people you have met before when you meet again in street. My experience in Germany has been very different. It is indeed very difficult making a friend in Germany. From my discussions with some well travelled German friends, I have learnt some things. That Germans, especially those with little international exposure are generally cold people. They regard people from less developed countries as dependent, demanding, dishonest, not critical thinkers, etc! This has made me always cautious when dealing with some people, especially those whom I only know for a short time. It is quite common, but still strange to me, to see someone you know turning his eyes/face away from yours when you unexpectedly meet in a street. What always comes to my mind when I meet such people is that they do that so that they are either seen not to have seen me, or they just do not want to be seen by their colleagues greeting a miserable foreigner!

Do not shop the same stuff with blacks!

tions I visit in the supermarket. Normally, when a black guy moves towards a discount/sale section in a supermarket, locals suddenly become uncomfortable and leave the section immediately. When such a thing happens, two things come to my mind: Either the non-black doesn’t want to be seen by a black shopping cheap stuff, creating an impression to me that such stuff were meant for poor blacks, or that the non-black feels that their security and safety were threatened by being close to a black! I hope some of you may also have come across one of these situations, if not then don’t panic when you experience it one day. On the other hand, if you are the one doing these things to blacks, I hope you now understand how you might be hurting people, probably unintentionally. I only decided to share this experience with everyone just as my contribution to making our world a better place for all, irrespective of our differences in the colour of our skin, countries of our origin, our languages etc. I strongly urge you to do your best part, and the rest will surely be done by others!

When I go shopping or just window-shopping I am quite sure of repelling some non-black people in some sec-

Moses Black!

Heimfocus - Aktionsstand Freitag, 9. Dezember 2011 Samstag, 10. Dezember 2011

10.00 – 18.00 10.00 – 15.00

Stadtbücherei im Falkenhaus Marktplatz Würzburg Besuchen Sie uns. Diskutieren Sie mit uns. Herzlich willkommen!


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One race ... human! Das Afrika Festival in Aschaffenburg

Eine Rasse...Mensch! Ein starkes Motto, das sich die Macher des Aschaffenburger Afrika Festivals ausgedacht haben. Bereits zum 13. Mal fand vom 12. bis 15. August 2011 das bunte Kulturfest auf den Mainwiesen gegenüber dem Schloss statt. Eine Rasse...Mensch: ein hoher Anspruch. Allein diese Aussage könnte der Startschuss zu einem anregenden Begleitprogramm sein, als Ergänzung zu dem exotischen und heiteren Flair, die allen Festivals dieser Art zu Recht eigen ist und das ihre Anziehungskraft ausmacht. Es wäre kein Widerspruch, sondern ein interessantes Angebot, um dem eigenen Leitmotiv Taten folgen zu lassen. Aber so differenziert will man es wohl doch nicht.

Immerhin: Einen alternativen Lichtblick bot das großräumige weiße Zelt des „Afrika Freundeskreises Aschaffenburg e.V.“ (www. afka-ab.de) mit Infotafeln, vielseitigen Vorträgen, Diskussionen und Begegnungen von Mensch zu Mensch. Engagierte Afrikaner und Deutsche arbeiten dort Hand in Hand. Wir hörten gebannt der lebhaften Lesung der Berliner Antirassismus-Trainerin Manuela Ritz zu, die in dem Buch „Die Farbe meiner Haut“ ihre mitunter absurden, schmerzlichen wie auch skurrilen Erfahrungen als farbige Deutsche zusammenfasst. Im vollbesetzten Zelt reichten die Reaktionen von ungläubigem Kopfschütteln bis hin zu heiterem Schmunzeln. Schade nur, dass auch dieses Festival für Flüchtlinge aus der großen Gemeinschaftsunterkunft in Aschaffenburg unerschwinglich war. 25€ Eintritt am Freitag und Samstag und 10€ am Sonntag, von 40€ Taschengeld im Monat unbezahlbar. Anfrage an die Organisatoren, allen Flüchtlingen freien Eintritt zu gestatten als Zeichen der Solidarität, blieb ohne Antwort. Vielleicht nächstes Jahr? One race... human! Eva Peteler


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Dog or human? Part 6

I am neither psychologist nor medical doctor, rather a refugee who has lived in a camp in Bayern for years without hope, option, chance or future. Even though some officials treat me as inhuman and put me in the “third class” of the society even below dogs, I can at least express my feelings with words. Ohh, God! What a stressful year! No, no, years… When I always wake up from sleep I am worrying about me and my family. I am not talking about the stress of work, studying, running some business or something else! No, no, that is not the reality. Let me ask you a question, especially those German refugees who fled from their homeland to a host country during the First and Second World War. What were you telling your family back home about your refugee situation? Did you tell them the reality? I hope you did. In my case, it is the other way round. Give me some advice what can I tell my family about my refugee situation here in Bayern? Can I tell them the reality like you did? When I contact them by any means, I am telling them stories, not the real conditions here. Because why give them additional stress and worry, it is more than enough that has happened on me. For their information, everything is going well. Do you have the slightest idea how it feels to lie deliberately to those who have been your family since you were born? To those who have always sheltered and encouraged you, who were there day and night to give you advice and to love you deeply? What it means to play the role of the strong, confident son on the phone while the tears of loneliness and pain are running down your cheeks? Is it really true what I saw about dogs on TV recently? Those professionals were reporting about the importance of dogs in Germany. It is not my pro-

fession to argue about dogs. I like dogs, you know, but can anybody explain to me how people can treat those pets like this, spending all their affection and billions of Euro on them, best food, best accommodation, all the care you can imagine including best treatment by a vet? All for the dogs – and nothing, nothing of all these benefits for refugees like me! In this case, help me understand why German dogs are much more valuable and respected than “third class humans” like me.

not to foreigners and even more not to refugees, instead of respecting and granting asylum as a human right. If nothing of this is part of any constitution what has gone wrong then that people play like this on their fellow humans?

Which one is really first, Dog or Human? Is it okay for human crying when their dog has died? Who is going to cry when people are dying inside or their minds and souls get lost, only their body is still present? For me it is an unThe point is, who is ready to raise their forgettable moment when this official voice for those “third class” human in Zirndorf told me like this. It is still in beings? Who will publicize about the my mind, his body expression and voreal situation and conditions of refu- ice to save his time and energy for his gees here? For me, it is not acceptab- dog instead of investing it on me, just le to treat people under dog. It is not a refugee in front of him. acceptable turning faces on humans. It is not acceptable pointing out a finger If I am wrong please correct me. Let’s and saying “those refugees…”! Some say for example if this official person officials say, we don’t want you in this sacrificed his time and energy for me, country. It is not my job to treat peop- would his dog be emotionally deprived le like you in my office. This and that and sad? What about me as human, is not allowed because it is a new rule lacking those basic human rights? It decided today, the day before… For is true that dogs feel joy when they me, it is not acceptable to change ru- know we are there, they feel sad when les which decide about human beings someone passes away. However, they overnight just like dealing with bricks do not premeditate, do not plan ahead or potatoes. And it is not acceptable and do not dwell in the past or future. to invest all your energy and power as They live for whatever is happening at officials in telling refugees all the time the moment. What about me, howewhat they are NOT allowed to do or to ver, how can I forget this experience have or to be. Nobody except refugees being not a dog but a human being? experiences life being a challenge like this if you are not living in a camp. No- I think in every religion or belief a hubody except refugees understands the man is of value whether they are rich real situation practically. Is there any- or poor, tall or short, strong or weak, body willing to experience the life in a black or white and all deserve respect refugee camp even for a month? and value. This is the essence of the Bible, Quran and any constitution. I don’t really know which sections of a constitution of a given country say: Abasi Kibwana insult your fellow humans, push them aside as much as you can, discriminate and consider them as inhuman, don’t show them a happy face, particularly


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in einer Fernsehsendung über gerufen werden, ihre Mitmenschen zu Hunde gesehen habe? Einige beleidigen, sie so weit wie möglich zu Fachleute haben sich da über verstoßen, sie zu diskriminieren und die Bedeutung von Hunden in nicht als Menschen zu betrachten. Wo Deutschland ausgetauscht. Ich steht es in Verfassungen geschrieben, verstehe nicht viel davon. Ich verweigert den Mitmenschen ein ofmag Hunde, wissen Sie. Aber fenes, freundliches Gesicht, besonders kann mir irgend jemand er- den Ausländern und erst recht den klären, wie Menschen diese Flüchtlingen, anstatt Asyl als MenTeil 6 Haustiere mit soviel Liebe über- schenrecht zu respektieren und zu geIch bin weder Psychologe noch Arzt, schütten können, für sie bereitwillig währen? Wenn nichts von alledem Teil sondern einfach nur ein Flüchtling. Seit viele Millionen Euro ausgeben für den einer Verfassung ist, was ist dann schief Jahren schon lebe ich in einem dieser besten Schlafplatz, das beste Futter, gelaufen, dass Bürger ihre MitmenLager in Bayern, ohne Hoffnung, Chan- die beste Fürsorge einschließlich me- schen so behandeln? ce oder Zukunft. Einige Beamte sehen dizinischer Versorgung vom Feinsten? mich zwar als Mensch dritter Klasse, ja, Alles für den Hund – und nichts, gar Wer steht an erster Stelle, Hund oder vielleicht nicht einmal das, eigentlich nichts davon für Flüchtlinge wie mich. Mensch? Gehört es sich wirklich, dass noch geringer als einen Hund. Aber Helft mir doch, das zu begreifen, wieso ein Mensch bitterlich weint, wenn sein ich kann wenigstens meine Gefühle in ein deutscher Hund soviel mehr wert Hund stirbt, aber niemand auch nur Worte fassen. ist als ein Mensch dritter Klasse wie ich. eine Träne vergießt um Menschen, die innerlich sterben, deren Verstand und Oh Gott, was für ein schreckliches Jahr! Wer also ist bereit, für drittklassige Seele sterben, während der Körper Nein, nein, Jahre.... Ich rede hier nicht Menschen wie uns die Stimme zu er- noch weiterlebt? Ich werde diesen Auüber die Belastungen, die der Beruf mit heben? Wer ist bereit, die Wahrheit zu genblick niemals vergessen, als mich sich bringt oder ein Studium oder ein schreiben und zu veröffentlichen über dieser Beamte damals in Zirndorf so eigenes Unternehmen. Nein, nein, das das Leben der Flüchtlinge hier? Nein, angesprochen hat. Ich sehe ihn vor mir, ist ganz und gar nicht das, was meine für mich ist es nicht akzeptabel, Men- als wäre es heute, seinen GesichtsausWirklichkeit ist. Wissen Sie, wenn ich schen schlechter zu behandeln und druck, ich höre seine Stimme, als er mir aufwache, mache ich mir Sorgen um weniger zu achten als einen Hund. Es sagt, er wolle seine Zeit und seine Enermeine Familie und um mich. Was mir ist nicht akzeptabel, den Flüchtlingen gie lieber für seinen Hund aufsparen, als auf der Seele brennt: Ihr deutschen den Rücken zuzukehren. Es ist nicht sie an mich zu verschwenden, an mich Flüchtlinge, die ihr im Ersten und Zwei- akzeptabel, auf sie mit dem Finger zu als Flüchtling, der vor ihm steht mit seiten Weltkrieg Zuflucht gefunden habt zeigen und zu rufen:“Diese Flüchtlin- nen Fragen. Wenn ich mich irre, korriirgendwo im Ausland, was habt ihr ge...!“ Einige Beamte sagen einem ins gieren Sie mich bitte: Wenn also dieser euren Lieben daheim erzählt? Hab ihr Gesicht, wir wollen dich hier nicht. Es Beamte seine Zeit und Energie für mich ihnen die Wahrheit erzählen können? ist nicht mein Job, mich mit Leuten wie verwendet hätte, fühlte sich sein Hund Ich hoffe es. In meinem Fall ist es ganz dir in meinem Büro abzugeben. Dies deswegen zurückgesetzt und traurig? anders. Gebt mir einen Rat, was kann und das geht jetzt nicht, weil diese oder Und was ist mit mir als Mensch? Es ich meiner Familie berichten über mein jene Bestimmung über Nacht geändert stimmt wohl, dass Hunde sich freuen in Leben als Flüchtling in Bayern? Soll wurde. Für mich ist es nicht akzeptabel, Gegenwart „ihres“ Menschen und dass ich ihnen wirklich die Wahrheit sagen? Regelungen, die Menschen zutiefst be- sie trauern, wenn sie ihn verlieren. Aber Wenn ich ihre vertrauten Stimmen am treffen, einfach über Nacht über den sie können nicht vorplanen, sich mit der Telefon höre, erzähle ich ihnen alles Haufen zu werfen, sang- und klanglos, Vergangenheit oder mit der Zukunft andere als die Wahrheit. Warum soll als handele es sich um Ziegeln oder befassen. Sie leben im Augenblick. Ich ich ihnen mehr Sorgen und Kummer Kartoffeln. Und es ist für mich nicht aber bin ein Mensch, kein Hund, wie bereiten, ich selbst trage mehr als ge- akzeptabel, als Beamter seine ganze kann ich also das jemals vergessen, was nug davon. Nein, es geht mir gut, das Energie und Macht darauf zu verwen- mir da widerfahren ist? erzähle ich ihnen. Können Sie sich den, den Flüchtlingen den ganzen Tag überhaupt vorstellen, was in mir vor- zu sagen, was ihnen NICHT erlaubt ist In jeder Religion oder in jedem Glauben, geht, wenn ich die Menschen, die mir zu tun oder zu bekommen oder zu sein. davon bin ich überzeugt, ist der Mensch am nächsten stehen, so belügen muss? Niemand außer den Flüchtlingen in wertvoll, ob reich oder arm, groß oder Wenn ich meinen Lieben, die für mich den vielen Lagern kann sich ausmalen, klein, stark oder schwach, schwarz oder zu Hause der sichere Hafen, die Quelle was so ein Leben bedeutet. Ist jemand weiß; und jeder von ihnen verdient Revon Rat und Unterstützung waren, seit von Ihnen oder von den Verantwortli- spekt und Wertschätzung. Das ist das ich denken kann, einen starken, frohen chen bereit, sich der Erfahrung des La- Wesen der Bibel, des Korans und einer Sohn vorspielen muss, während mir vor gerlebens auch nur für einen Monat zu jeden Verfassung. Einsamkeit und Schmerz die Tränen die stellen? Wangen herunter laufen? Abasi Kibwana Ich weiß wirklich nicht, in welchen TeiIst das wirklich wahr, was ich neulich len von Verfassungen die Bürger aufÜbersetzung: elos

Hund oder Mensch?


„Das Gesicht ist wichtiger als das Brot“ Es ist ein ganz besonderer Tag, eine Premiere – vielleicht nicht nur für Würzburg. Der junge Flüchtling Addis Mulugeta lebt seit fast zwei Jahren in Deutschland. Anfangs fühlte er sich in Würzburg fremd und unwillkommen. Jetzt ist das anders, denn außerhalb des Lagers ist er gut angekommen, aber er kämpft immer noch um seinen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland. Vielleicht ist heute der Anfang für einen Neubeginn im Umgang mit Flüchtlingen, denn Addis Mulugeta erhält den Würzburger Friedenspreis

Seine beiden Hände liegen ruhig ineinander. Feingliedrig sind sie. Außen dunkelbraun und innen hell. Plötzlich bewegt sich eine weiße Hand auf die dunkelhäutige zu. Sie wirkt gröber und dicker. Während die weiße Hand, die dunkelhäutige kräftig schüttelt, ist der Händedruck der dunkelhäutigen herzlich und weich. Viele Besucher sind am 17. Juli 2011 ins Foyer des Mainfrankentheaters Würzburg gekommen, um Addis Mulugeta die Hand zu schütteln, darunter auch Flüchtlinge aus verschiedenen Lagern, die diesen besonderen Tag miterleben wollten. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Herr Georg Rosenthal mit seiner Gattin sowie Vertreter des Würzburger Stadtrates und Landtagsabgeordnete nahmen an der Veranstaltung im Theaterfoyer teil. Träger des diesjährigen Würzburger Friedenspreises ist der äthiopische Journalist aus der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber in Würzburg (GU). Das Friedenspreis-Komitee zeichnet seinen außergewöhnlichen Einsatz für Integration und Verständigung zwischen Flüchtlingen und Einheimischen aus. Gelungen ist ihm das durch das Magazin "Heimfocus - Voice for refugees". Unter der Federführung von Ökopax e.V. verleiht das Komitee den Würzburger Friedenspreis heute zum 17. Mal. Vergeben wird er an herausragende Einzelpersonen und Gruppen

aus der Region, die sich „von unten her“ für Frieden, Völkerverständigung und Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen.

Flüchtlinge sind in unserem Land sind eine Bereicherung. Ein Beispiel ist der diesjährige Friedenspreisträger Addis Mulugeta. „Addis, Sie haben nicht auf Leute gewartet, die auf Sie zukommen, Es ist viertel vor elf. Alle Stühle sind bis sondern Sie haben selbst die Initiative auf den letzten Platz besetzt. ergriffen“, so Andreas Schrappe. Auf Addis Mulugeta nimmt die letzten Addis Gesicht stiehlt sich ein stolzes Glückwünsche vor Beginn der Verlei- Lächeln. hung entgegen, macht zwei Knöpfe seines grauen Jackets zu und setzt sich In diesem Jahr wird ein junger Journeben Eva Peteler in die erste Reihe. nalist ausgezeichnet, der von seiner Sein Blick ist wach zur Bühne gerichtet. Biografie etwas besonderes ist. Der Die Verleihung beginnt. Eine eigenar- 28-Jährige ist in Addis Ababa, der tige Anspannung liegt in der Luft. Hauptstadt Äthiopiens aufgewachsen. „Ich möchte dieses Jahr besonders Er zählte nicht zu den Kindern, die zu die Flüchtlinge herzlich willkommen hundert auf zwanzig Quadratmetern heißen. Oft kommt dieses Willkom- ihr Basiswissen erwerben. Addis konnmen nicht herüber, wir aber freuen te Sozialwissenschaften studieren und uns, dass Sie hier sind“, begrüßt An- ein Aufbautraining im Journalismus dreas Schrappe, stellvertretend für machen. Er nahm seinen Beruf ernst das Friedenspreiskomitee, die Gäste. und tat das, was ein Journalist tun


sollte. Der Äthiopier deck“Ich wünsche dir die Freiheit, te vom Regime geheim die du brauchst, um weigehaltene Missstände auf ter Türöffner der Verstänund berichtete über sie. Die digung zu sein, um das zu totalitäre Regierung tat das, erreichen, was du dir vorwas sie immer und überall genommen hast und wozu tut, um kritische Menschen du begabt bist - Freiheit der zum Schweigen zu bringen. Gedanken, der MeinungsSie verhafteten, inhaftieräußerung, der persönlichen ten und folterten Addis Selbstbestimmung.“ Addis mehrere Male. Um sein steht von seinem Platz auf Leben zu retten, musste er und umarmt seine Mutter. aus Äthiopien fliehen und Tränen laufen über seine kam im November 2009 als Wangen. Für einen Moment Asylbewerber nach Zirndorf versteckt er das Gesicht in in Bayern. die Bühne, um die Laudatio zu halten. seinen Händen. „In meiner Einsamkeit dort entwickelte „Lieber Addis, du stehst hier stellverich die Idee, ein Magazin ins Leben zu tretend für all die namenlosen FlüchtAndreas Schrappe bittet den jungen rufen. Es soll die Kluft zwischen den linge, denen vorsätzlich die MöglichJournalisten auf die Bühne. Zwei MitFlüchtlingen und den Einheimischen keit versagt wird, wahrgenommen zu glieder des Komitees überreichen ihm von beiden Seiten schließen. Es soll ein werden und ihr Können zu zeigen. Du den Friedenspreis. Das Publikum erUmdenken bewirken vom Misstrauen gibst ihnen ein öffentliches Gesicht! hebt sich von den Plätzen und schenkt und Vorurteil, hin zu Dialog und Wert- Und du bist für sie ein HoffnungsträAddis einen tosenden Applaus. Sichtschätzung der Kulturen-Vielfalt“, sagt ger, der uns vor Augen führt, welches lich gerührt und überwältigt hält Addis Addis. Das ist ihm gelungen. Heute Potenzial sie mitbringen und wie beMulugeta den Preis in seinen Händen. wird er mit dem Würzburger Friedens- reichernd sie für uns alle wären, wenn Immer wieder reibt er sich mit Daumen preis ausgezeichnet. man sie ließe und unterstützte,“ be- und Zeigefinger über die Augen. Beginnt sie ihre Ansprache. „So ist dies vor er die Rede beginnt, atmet er tief Oberbürgermeister Herr Georg Ro- nicht nur für dich, sondern für alle ein durch. „Das letzte Mal, als ich hier eine senthal tritt auf die Bühne. „Ich kann bedeutsamer Tag. Und ich wünsche dir Rede gehalten habe, habe ich auf Engmich an ein tolles Interview mit Ihnen und allen Flüchtlingen, dass es nicht lisch gesprochen. Heute nicht, heute für den Heimfocus erinnern. Sie berei- bei diesem einen Tag bleibt, sondern rede ich auf Deutsch!“, sagt er. „Ich chern unsere Stadt“, sagt er. Es mache dass du, dass sie alle endlich auf Dauer kann gar nicht in Worte fassen, was in ihn sehr traurig, dass wir Menschen in in der Mitte der Gesellschaft ankommeinem Innern vorgegangen ist, als unserem Rechtsstaat menschenun- men, wo sie hingehören.“ Bis dahin sei ich erfahren habe, für den Würzburger würdig behandeln. Dringend müsse es noch ein weiter Weg. Jeder Mensch Friedenspreis nominiert zu sein. Und ein Umdenken stattfinden. Persönlich sollte frei sein. Das wünscht Eva Peteerst recht nicht meine Freude, als er und politisch müsse mit Flüchtlingen ler ihrem Sohn und allen Flüchtlingen. mir dann tatsächlich zugesprochen anders umgegangen werden. „Lieber „Lieber Addis", sagt sie abschließend, wurde. Dies gibt mir Addis, ich wünsche mir, Sie auf ihrem Lebensweg weiterhin zu begleiten, insofern es mir möglich ist.“ Addis wischt sich mit Daumen und Zeigefinger über seine Augen. Anschließend schaut er zu Eva Peteler rechts neben sich. Sie legt den Arm um seine Schulter. Tief atmet der Äthiopier durch, beißt die Lippen aufeinander und sieht nach vorne. Die Verleihung des Preises steht kurz bevor. Eva Peteler, die Herausgeberin des Heimfocus-Magazins, tritt auf


Asylbewerber in ein fremdes Land zu kommen. Neu in einem Land zu sein, in dem man unwillkommen ist, die Sprache nicht spricht und nur „der Ausländer“ ist. Es sei etwas anderes, in das Gesicht „des Ausländers“ zu blicken und ihn bei seinem Namen zu kennen. Dann seien es plötzlich Menschen und Freunde. Bei allen Freunden und Unterstützern der Flüchtlinge bedankt er sich ganz besonders.

auch die Gelegenheit, meine Gedanken über Versöhnung, Brüderlichkeit und Frieden mit Ihnen zu teilen. Es war eine harte, schmerzliche Erfahrung, hier als Flüchtling angekommen, aber nicht willkommen zu sein. Dieser Preis hat eine besondere Bedeutung für mich und er ist auch Verheißung für eine hoffentlich bessere Zukunft – nicht nur für mich, sondern für alle Flüchtlinge, für die ich hier stehe. Er gibt uns Hoffnung und Zuversicht und ist endlich ein Zeichen der Anerkennung.“ „Es gibt einen Spruch in meiner Heimat, der sagt:„Das Gesicht ist wichtiger als das Brot.“ Es kommt zuerst auf die Haltung, auf die Geste an, nicht auf die Gabe. Wir Flüchtlinge brauchen eine Geste des Willkommens

in diesem Land und des Respekts. Es ist ein Menschenrecht, frei zu sein von Verfolgung und Diskriminierung. Mehr noch als nur Nahrung und Obdach bereit zu stellen, zählt die Haltung dahinter, die den Unterschied macht, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die Wertschätzung als Mensch. Und die vermissen wir als Flüchtlinge sehr. Jeder Mensch braucht Teilhabe und Anerkennung zum Leben. Auf die Kälte, die Ablehnung hier waren wir nicht vorbereitet und sie ist ein Alptraum für uns. Wir brauchen hier und jetzt Abhilfe, ein würdiges Leben, Hoffnung, Zukunft.“ Für jeden Flüchtling sei es eine schwere Entscheidung, seine Heimat, Familie und Freunde zu verlassen und als

Vor allem dankt er seiner Mutter Eva. Das Publikum schmunzelt. Viele wissen nicht um die besondere Bindung zwischen beiden. Für Addis ist Eva Peteler seine Mutter geworden. Zusammen mit ihm macht sie Integrationsarbeit, hält Vorträge und Workshops oder führt Diskussionen mit Schülern, Studenten oder Medienvertretern. Gemeinsam bringen sie das preisgekrönte Magazin heraus. „Kommst du bitte auf die Bühne, Mama?", bittet er sie überraschend. Er umarmt Eva und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Dann nimmt Addis ihre hellhäutige Hand und umschließt sie mit seiner dunklen. „Sehen Sie", sagt er ins Mikrofon, ,,das ist gelebte Integration!“ Ronja Goj

„für eine offene Gesellschaft“ Aus der Ansprache des Trägers des 17. Würzburger Friedenspreises, Addis Mulugeta: heimischen im Camp: Mit einer Tasse Kaffee oder Tee geht Integration wie Viele Fragen - und darauf EINE Ant- von selbst. Flüchtlinge und ihre deutwort: Heimfocus! Ganz einfach, es schen Freunde kommen ins Gespräch, soll die Kluft zwischen den Flüchtlin- haben Spaß miteinander und so entgen und den Einheimischen schließen, stehen hier Verbindungen von Mensch und zwar von beiden Seiten. Es soll ein zu Mensch. Umdenken bewirken von Misstrauen Ich habe viel über die Frage nachge- und Vorurteil hin zu Dialog und Wert- Lassen sie uns zusammen kämpfen gegen Diskriminierung und Vorurteil. dacht, wie es wäre, wenn die Flücht- schätzung der Kulturen-Vielfalt. Lassen sie uns zusammen einstehen linge eine Möglichkeit hätten, sich zu äußern, wer sie sind, was sie Das Heimcafé als Ort direkter Begeg- für Gemeinsamkeit und für eine offemitbringen,was sie brauchen, warum nung zwischen Flüchtlingen und Ein- ne Gesellschaft. sie hergekommen sind und was sie be-

Das Friedenspreis-Komitee hat seine Hand ausgestreckt zu uns bisher „Unberührbaren“. Es macht uns Mut, dass wir irgendwann zeigen dürfen, wie fruchtbar unser Beitrag zur Wirtschaft, Gesellschaft und Politik des Gastlandes sein kann.

lastet?


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Interview

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„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ Bertolt Brecht Addis Mulugeta und Eva Peteler vom Heimfocus Magazin im Gespräch mit Frau Jelena Mirotadze aus Georgien, Kinderärztin und Mitglied des Würzburger Ausländer- und Integrationsbeirats Heimfocus: Frau Mirotadze, herzlichen Dank für die Zeit, die Sie sich für unser Interview genommen haben. Erzählen Sie uns bitte zunächst über sich selbst. Frau Mirotadze: Mein Name ist Jelena Mirotadze, ich komme aus Georgien und bin vor rund sieben Jahren nach Deutschland gekommen. Die ersten 27 Jahre meines Lebens verbrachte ich in der Hauptstadt meiner Heimat, Tbilisi (Tiflis). Hier in Würzburg leben meine Familie und ich seit rund sieben Jahren, mehr als vier davon waren wir in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber (GU) in Würzburg untergebracht. In meiner Heimat war ich Kinderärztin, doch hier in Deutschland ist mein Abschluss noch immer nicht anerkannt. Heimfocus: Können Sie sich noch an das Bild von Deutschland erinnern, das Sie in Ihrer Heimat noch vor der Flucht hatten? Frau Mirotadze: Es war jedenfalls das eines demokratischen, freundlichen Landes, in dem wir in Frieden leben können. In dem wir nicht allein gelassen werden mit unseren Problemen und Schwierig-

keiten als Fremde. Doch es kam ganz anders. Von der Erstaufnahmeeinrichtung in Lübeck, die ein Alptraum war, wurden wir mit einer Fahrkarte, aber ohne jede Ahnung und Sprachkenntnis, in den Zug gesetzt und landeten schließlich in Zirndorf bei Nürnberg. Dort blieben wir drei Monate, und kamen dann schließlich nach Würzburg. Heimfocus: Und welches Bild von Deutschland haben Sie jetzt, nach fast acht Jahren Erfahrung? Frau Mirotadze; Meine Eindruck von Deutschland lässt sich nicht auf ein einziges Bild festlegen: Da ist einmal der Mikrokosmos des Lagers, der in jeder Hinsicht verschieden ist von dem Deutschland, das ich dann „draußen“ erfahren habe. Im Lager, in der Gemeinschaftsunterkunft, ist alles anders: die Menschen, die dort arbeiten, die Menschen, die dort leben müssen, die Stimmung, die Umstände. Gegensätzlich die Begegnungen im normalen Deutschland. Hier waren die meisten Menschen bisher nett, freundlich, hilfsbereit, ein völlig anderes Gesicht von Deutschland. Zwei Bilder also, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Heimfocus: Lange Jahre im Lager, in der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg, liegen hinter Ihnen und Ihrer Familie. Wie war Ihr Leben dort, welche Erkenntnisse hat diese Zeit bei Ihnen hinterlassen?

Frau Mirotadze: Es war eine sehr schwierige Situation für uns alle, meinen Mann, meinen Sohn und mich. Ein kleines Zimmer, kaum Platz für zwei Betten. Stellen Sie Ihren Schrank doch auf den Flur, wenn es zu eng ist, wurde und da lapidar gesagt. Wie, auf eine öffentlichen Flur? Das ist kein Hotel hier, das muss für ein paar Habseligkeiten reichen, mit diesen Worten wurde uns damals der Umzug in ein freies größeres Zimmer verweigert. Aber ich kämpfte, ich gab nicht auf. Schließlich war ich schwanger und wir brauchten eine würdige Unterbringung. Die Essensration musste damals jeden Tag abgeholt werden, das heißt jeden Tag anstellen, um eine Banane, eine Karotte usw. zu bekommen. Das fand ich so erniedrigend. Alles war ein Kampf, wer dem nicht gewachsen war, ging unter: Arzt, Zahnarzt, Kleiderbestellung, Windeln organisieren... Der Lichtblick war die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen. Und das habe ich als Wichtigstes begriffen: Wenn man als Flüchtling hierher kommt, muss man unter allen Umständen, egal wie, so schnell wie möglich die Sprache lernen. Und man muss für sich kämpfen, versuchen, seine Bedürfnisse durchzusetzen. Nur dann, wenn man sich traut und sich bemüht, mit den Verantwortlichen zu verhandeln, geht man nicht unter. Das waren immer nur sehr wenige, die soviel Mut und Kraft hatten. Viele Ver-


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26 antwortlichen wollten auch bewusst nicht mein Deutsch verstehen. Heimfocus: Was von diesen Erfahrungen im Lager hat sie tief geprägt? Frau Mirotadze: Zu den positiven Erinnerungen gehört die gute Nachbarschaft von damals, Familien aus vielen Ländern und Kontinenten. Wir haben im Großen und Ganzen eine gute Gemeinschaft gepflegt, wir haben Erfolge und Freudentage zusammen gefeiert, aber auch schmerzliche Erfahrungen wieAbschiebungen von Familien zusammen durchlitten. Als Familie ist man wenigstens nicht allein, man gibt sich gegenseitig Halt. Alleinstehende waren und sind viel schlechter dran, für die ist das Leben im Lager sehr hart. Ein Jahr Lagerleben sind wie drei Jahre normales Leben... Die schlimmste der vielen schlimmen Erfahrungen war wohl einmal die, immer wieder zu hören und zu erfahren: Ihr dürft, braucht, kriegt gar nichts, das ist ja kein Hotel hier! Und am meisten schmerzt mich die folgende unglaubliche Begebenheit: Kurze Zeit vor dem Geburtstermin meines zweiten Sohnes bat ich um das mir zustehende Geld für die Erstausstattung. Dies wurde mir verweigert mit der Begründung, man müsse abwarten, ob das Baby die Geburt überhaupt überlebt, sonst wäre das Geld ja umsonst ausgegeben. Ich solle wiederkommen, wenn alles gutgegangen ist. Heimfocus: Und Ihr Leben heute, wie können sie dessen Entwicklung in den mehr als drei Jahren jenseits des Lagers beschreiben? Frau Mirotadze: Ich kann mich noch gut erinnern an die Einschüchterungsversuche wegen meines Kampfes um meine und unsere Rechte als Flüchtlinge. An die Drohungen, mich in ein sehr abgelegenes Lager zu transferieren, wo ich kaum Zugang zur Außenwelt hätte. Du setzt sich zu sehr ein, wurde ich oft gewarnt. Und alles war immer Kampf, immer neue Hindernisse, die es zu überwinden galt. Zum Beispiel, einen unbefristeten Arbeitsvertrag vorweisen zu müssen, wenn man ausziehen möchte. Wer hat heutzutage schon einen als Anfänger im Berufsleben, selbst von den Deutschen? Immer kämpfen und

kämpfen... Heute schätze ich eine gewisse Stabilität in meiner Lebenssituation, ohne eine akute Angst vor Abschiebung; ich habe unbefristete Arbeit, eine gewisse Sicherheit, mein Deutsch ist gut, aber da ist immer noch Angst, wer weiß, ob es in Zukunft auch so bleibt, ob wir hier bleiben dürfen, dort, wo meine Kinder zur Schule gehen, wo sie zu Hause sind. Die Hoffnung gibt Kraft. Heimfocus: In Würzburg leben Menschen aus rund 120 Nationen, also auch viele Landsleute oder Glaubensbrüder von Flüchtlingen aus dem Lager. Wie ist nach Ihrer Einschätzung deren aktive Unterstützung für die Flüchtlinge? Frau Mirotadze: Die Migranten, die niemals die Erfahrung des Lagerlebens als Flüchtling gemacht haben, haben meistens leider weder Verständnis für noch Interesse an Flüchtlingen, nicht einmal an Landsleuten. Viele Migranten wissen nicht einmal, dass es hier in der Stadt eine Gemeinschaftsunterkunft gibt. Kein Interesse, keine Solidarität. Mehr Verständnis und Hilfe habe zumindest ich persönlich von Deutschen bekommen als z.B. vor russischsprachigen Migranten. Nicht nur die große russischsprachige Gemeinde hier, auch die islamischen Mitbürger und Gruppen engagieren sich nicht für die Flüchtlinge. Sie laden zwar zu Festen ein; aber wie sollen die Flüchtlinge daran teilhaben können, ohne Geld für den Bus, ohne Ortskenntnis? Und, was noch viel wichtiger ist, wer hilft ihnen bei ihren vielen Alltagsproblemen? Kein Interesse, kein Mitgefühl und Verständnis – wirklich sehr traurig. Ehemalige Flüchtlinge hingegen setzen sich viel eher ein, die wissen, was man da durchgemacht und erlebt hat. Sie bemühen sich z.B. als Dolmetscher, sie halten Verbindung zum Lager, sie gehen auch hin, wenn sie erfahren, neue Landsleute treffen ein. Und wie gesagt, es waren immer wieder Deutsche, die uns geholfen haben. Heimfocus: Sie sind Mitglied des Ausländer- und Integrationsbeirats der Stadt Würzburg. Wie engagiert sich dieses Gremium für die Flüchtlinge vor Ort, sowohl im Lager als auch nach dem Auszug?

Frau Mirotadze: Der Ausländer-und Integrationsbeirat ist immer offen für die Anliegen der Flüchtlinge, für viele von ihnen sind die Sprachbarriere und der Weg in die Stadt jedoch ein Hindernis. Die Caritas-Beratung im Lager ist für sie meist die erste Anlaufstelle. Nach dem Auszug ist für viele die Situation jedoch noch schwieriger. Dann fängt einen kein Netz von Freiwilligen mehr auf bei den vielen, vielen kleinen und großen Problemen und Fragen. Man ist dann auf sich gestellt und kommt dann eher mit der Bitte um Hilfe zum Ausländerbeirat. Deutsch ist drinnen wie draußen der Schlüssel. In allen Fällen muss sich der Einzelne erst einmal selbst trauen, die Initiative zu ergreifen. Und man muss nicht nur nehmen, sondern auch geben wollen. Heimfocus: Integration – funktioniert sie in überhaupt? Was gehört dazu für beide Partner, für die deutschen und für die ausländischen Mitbürger? Frau Mirotadze: Wie gesagt, ohne Sprachkenntnis geht gar nichts. Nur - wie die Sprache lernen? Anspruch darauf und Förderung hat man als Flüchtling lange Zeit, Monate, Jahre, nicht. Und selbst wenn engagierte Freiwillige wenigstens für einige Flüchtlinge Kurse anbieten, reicht das nicht. Sprache lernt man nur durch deren Gebrauch, also durch Kontakt zu Einheimischen. Sprachkurs und Schule, Sprachkurs und Arbeit, Sprachkurs und Kontakte nach draußen, das ist wesentlich. Für Spätaussiedler werden Kurs um Kurs bezahlt, für Flüchtlinge nicht . Das ist unverständlich und schwer erträglich. Die meisten Deutschen waren mir gegenüber verständnisvoll, offen und bemüht, wenn ich auf sie zugegangen bin. Richtige Erfahrungen von Diskriminierung hatte ich persönlich wenige; es liegt sehr viel auch an einem selbst, an der eigenen Offenheit, an eigenem Engagement. Und vielleicht auch daran, woher man kommt, wie man aussieht... Andererseits habe ich durch das Lebensumfeld meiner Kinder, Kindergarten und Schule, leider so gut wie keine neuen Kontakte zu Einheimischen knüpfen können. Das liegt wohl eher daran, dass heute viele Menschen hier damit mehr als ausge-


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10 / 2011 lastet sind, ihren Alltag zu organisieren mit Job und Familie, ob man nun Ausländer ist oder Deutscher. Das ist weniger eine Frage fehlenden Interesses, eher der Mangel an Zeit. Und im Lager gehen diese Kontakte sowieso gar nicht. Heimfocus: Noch einmal zum Stichwort Diskriminierung: Über welche Erfahrungen können Sie uns berichten? Frau Mirotadze: Wie gesagt, ich selbst hatte Glück. Persönlich habe ich meistens wirklich sehr nette, offene Deutsche getroffen; ich gehe aber auch gerne auf Menschen zu und suche Kontakt. Wer das nicht kann, hat es viel schwerer. Zum Beispiel ein Flüchtling, den ich zufällig beim Einkaufen von Kleidung mittels Kleidergutschein getroffen habe. Der konnte gar kein Deutsch, nicht ein Wort. Die Verkäuferinnen haben diesen hilflosen Mann doch tatsächlich mitten im Verkaufsraum vehement zwingen wollen, die ausgesuchten Kleidungsstücke öffentlich anzuprobieren, weil sie teilweise um eine Kleidergröße abwichen. Um sicher zu gehen, er besorge sich die Sachen nur für sich selbst, sagten sie. Wie im Zirkus, das geht gar nicht! Da habe ich mich eingemischt und gefragt, wie kommen Sie zu so einem Verhalten, wer gibt Ihnen das Recht dazu, mit einem

haus: Nachtruhe ab 22h, das kennen wir von daheim überhaupt nicht. Heimfocus: Was schätzen Sie an Deutschland, was vermissen Sie hier? Frau Mirotadze: Zu den positiven Punkten gehören sicherlich Ordnung, zumindest theoretische Pünktlichkeit, das elterliche Engagement im Kindergarten und in der Grundschule. Bemerkenswert ist die Fürsorge beider Eltern, nicht die ausgeprägte rollenspezifische Fixierung, die ich aus meiner Heimat kenne. Und was ich hier besonders schätze im Unterschied zu meiner Heimat, ist das Gesundheitssystem mit Krankenkassen und einer garantierten Grundversorgung. Was ich hier vemisse, ist die Lebenslust und die Freizeit, auch die Spontaneität, sich auch ohne verabredeten Termin zu sehen, Und ich vermisse meine Familie. Aber dennoch möchte ich unbedingt hier bleiben; meine Kinder kennen nichts anderes als Deutschland! Deswegen mag ich nicht plakativ vergleichen. Positives und Negatives gibt es überall. Vergleichen und zurückdenken macht nur traurig – und vielleicht ungerecht.

Menschen in aller Öffentlichkeit so umzugehen? Da waren sie schnell still. Oder wenn in der Schule eine Lehrerin die ausländische Mutter abkanzelt in einem Ton, der jenseits allen Anstandes liegt, da muss man laut sagen, so geht es nicht, das dürfen sie nicht, das steht Ihnen nicht zu, mit jemandem so zu sprechen. Es geht also auch um Zivilcourage. Oft will man einfach nicht das holprige Deutsch des Ausländers verstehen, es ist kein guter Wille da. Missverständnisse und Konflikte entstehen auch durch die Kulturbarriere, die Unkenntnis über Regeln, Bräuche und Umgang, Heimfocus: weil man ja kaum Kontakte hat. Bei- Frau Mirotadze, wir danken Ihnen spielsweise über Ruhezeiten im Miets- herzlich für dieses Gespräch.

Wir spielen wieder Champions-League! Heiß ersehnt und nun endlich da! Unser Unterstützer und Gönner Flyeralarm hat dem Heimcafé in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Würzburg einen tollen neuen Tischkicker spendiert. Damit sind das Heimcafé und die Teestube des AsylArbeitskreises der KHG wieder um einen beliebten Anziehungspunkt reicher.

Danke, Flyeralarm!


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Danke! Von den im Theaterstück " Traum vom Leben "mitwirkenden Flüchtlingen und Asylbewerbern aus der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg an alle ehrenamtlichen Unterstützern/Innen sowie Mitarbeitern/ Innen des Mainfranken Theaters Würzburg:

Jede(r) von uns hatte aufgrund einer lebensbedrohlichen Situation im Heimatland keine andere Wahl als eine Flucht in ein fernes Land mit unbekannter Zukunft. Eine Flucht ist immer mit Schmerzen, Heimweh und Trennung von der Familie verbunden. Wie Herr Alexander Jansen, der Künstlerische Betriebsdirektor des Theaters, schreibt: "Es regiert dort der Alptraum". Der Flüchtling, der nach Deutschland kommt, hat in seinem Land seine Existenzgrundlage zurücklassen müssen, kann die neue Sprache nicht sprechen und verstehen, so dass sein Leben nur aus Enttäuschung und Frustration besteht.Trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten als Asylbewerber fühlen wir uns in Würzburg nicht als Fremde, weil ihr uns freundlich aufgenommen habt. "Den Alptraum überwinden wir gemeinsam. ...Die Frucht, die Ernte, war und ist beglückend, denn was da reifte, heißt Vertrauen" (Alexander Jansen). Da wir vollkommenes Vertrauen zu unseren deutschen Freunden haben, erhoffen wir uns durch sie die Chance, uns in Deutschland integrieren zu können. Mit Hilfe unserer deutschen Freunde versuchen wir Tag für Tag, die deutsche Sprache zu erlernen und somit eine neue Heimat zu finden, da dies für uns als Asylbewerber unsere Hoffnung ist. Wir versichern, dass wir uns, solange wir uns im Lande aufhalten, in keiner Weise gegenüber der Bundesrepublik Deutschland etwas zuschulden kommen lassen. Wir bedanken uns hiermit recht herzlich bei allen ehrenamtlichen Mitar-

beiterinnen und Mitarbeitern für ihren persönlichen Einsatz für Asylbewerber. Vor allem Herrn Alexander Jansen, dem Künstlerischen Betriebsdirektor und Stellvertreter des Intendanten des Mainfranken Theaters und der Regisseurin, Frau Barbara Duss sowie Frau Hanna Förster und Frau Eva Giese gebührt besondere Anerkennung. Auch herzlichen Dank an die professionellen Darsteller und Darstellerinnen des Mainfranken Theaters, Herr Max De Nil, Frau Anna Sjöström und Frau Carolin Kipka, dass sie sich bereit erklärt haben, mit uns Amateuren zusammen zu arbeiten. Ebenso bedanken wir uns bei Frau Eva Peteler für ihren Einsatz für uns und andere Asylbewerber. Sie ermöglichten und ermöglichen es uns, unsere Heimatländer vorzustellen und unsere Gefühle als Asylbewerber zu zeigen. Würzburg, den 12.07.2011 Mohammad Fahim Dosti Azad Farhan Mrad Hossein Sohrabi Taha Ali Jutlar Ali Haschimi Feroz Habibzada Fatemeh Aryaee Nejad (Mina) Daud Azimi Mohammad Ferooz Joseph Degefa Dady Solomon Mahteme Hailegiorgis Thomas Solomon


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„Wegmarken“ Die soziokulturelle Reihe im Museum am Dom Veranstaltungen Oktober – Dezember 2011 Museum am Dom – Kiliansplatz 1 – 97070 Würzburg Wegmarke I:

„Traum vom Leben“

Momentaufnahmen und Betrachtungen von und mit Flüchtlingen und Asylsuchenden Freitag, 21. Oktober 2011, 19:30 Uhr

Ein Stück der Theatergruppe „Die Vögel“ aus der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg in Kooperation mit dem Mainfranken Theater Würzburg Projektleitung: Alexander Jansen; Inszenierung: Barbara Duss; Interkulturelle Begleitung: Eva Giese, Hannah Förster „... das, was da auf der improvisierten Bühne präsentiert wird, geht direkt ins Herz.“ Bayerischer Rundfunk „Es sind aufwühlende Handlungen, welche die Zuschauer betroffen machen: Gewalt, Folter und Tod spielen sich lebensnah vor ihnen ab, obwohl es kaum Requisiten gibt.“ Nummer 67 – Zeitschrift für Kultur in Würzburg *** Wegmarke II:

„Unterwegs“

- Geschichten vom Leben auf der Straße

Sonntag, 27. November 2011, 19:30 Uhr Ein Projekt von Alexander Jansen und Barbara Stehmann (Förderverein Wärmestube e.V.) Eine Gruppe von Menschen im Alter zwischen Anfang 20 bis Anfang 70, die obdachlos waren oder sind, schufen die erste in Würzburg hergestellte Straßenzeitung. Die Geschichten über das Unterwegssein bilden nicht nur konkrete Lebenssituationen ab, sondern stehen gleichermaßen für das Unbehaustsein des Menschen. Rezitation: Hermann Schneider, Intendant des Mainfranken Theaters u.a. *** Wegmarke III:

„Märchen der Völker“

Sonntag, 11. Dezember 2011, 15 Uhr Ein Projekt von Alexander Jansen und Eva Peteler / Addis Mulugeta („Heimfocus“) Flüchtlinge und Asylsuchende aus der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft präsentieren Lieblingsmärchen ihrer Heimat, die Sinn stiften und die Liebe als stärkste Macht feiern. Eine weise und fröhliche Veranstaltung für junge Menschen jeden Alters.


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ASYL PRO ASYL PRO ASYL PRO ASYL PRO FALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZEL

Flüchtlinge als Vorboten gesellschaftlicher Veränderungen 25 Jahre PRO ASYL Seit der Gründung von PRO ASYL im September 1986 hat sich das Bild von Flüchtlingen geändert. Damals kamen viele aus dem Osten und stellten Asylanträge in Deutschland. Heute kommen sie häufig aus südlichen Ländern. Flüchtlinge sind Botschafter von politischen, kulturellen oder sozialen Umbrüchen. Damals spürten die Menschen, dass sie in kommunistischen politischen und gesellschaftlichen Systemen keine Zukunft haben. Die Flüchtlinge waren Vorboten für den bevorstehenden Zusammenbruch kommunistischer Staaten. Sie wollten Freiheit und Demokratie und wurden deshalb verfolgt. Sie flüchteten vor sozialistischen Diktaturen oder den Kriegen im zerfallenden Jugoslawien. Tausende Flüchtlinge aus der damaligen DDR suchten Zuflucht in der westdeutschen Botschaft in Ungarn. Und genau der dadurch entstandene politische Druck hat entscheidend dazu beigetragen, dass die DDR später zusammenbrach. Flüchtlinge haben zu Innovationen beigetragen. Gegenwärtig sieht viel danach aus, dass wir eine Zeit mit ähnlichen Umbrüchen erleben. Viele islamisch geprägte Länder werden durch Militärdiktaturen beherrscht. Die Menschen werden dort seit Jahrzehnten unterdrückt und gedemütigt. Die Systeme sind korrupt, undemokratisch und ohne Meinungsfreiheit. Insbesondere die junge Generation stellt sich dem entgegen. In immer mehr arabischen Ländern gibt es demokratische Re-

volutionen. Die Menschen wollen in Würde, Freiheit und demokratischen Verhältnissen leben. Sie wollen weder durch Diktatoren noch durch religiöse Führer in ihrer Freiheit eingeschränkt werden. Insbesondere die Menschen in Staaten um das Mittelmeer kommen uns dadurch näher – sie fühlen sich den auch in Europa verbreiteten Werten verbunden. Junge Menschen wollen in säkularen Gesellschaften leben. Die europäischen Staaten sind auf diesen Umbruch ebenso wenig vorbereitet wie die Diktatoren selbst. Man glaubt, mit den Staaten auf dem Weg zur Demokratie im Grunde umgehen zu können wie zuvor: Sie sollen sich an der Flucht- und Migrationsverhinderung beteiligen und Rohstoffe liefern. Dies ist eine gewaltige Unterschätzung der historischen Wende, die dieses Jahrhundert prägen könnte: Die Aufstände in der arabischen Welt können einmal die gleiche Rolle spielen, wie die Französische Revolution für Mitteleuropa. Angesichts der damit verbundenen Auseinandersetzungen flüchten Menschen aus ihrer Heimat. Sie suchen zuerst Zuflucht in den Nachbarstaaten – die arabischen Länder tragen die Hauptlast für diese Flüchtlinge und Migranten. Manche von ihnen kommen auch nach Europa – und da vor allem in südliche Staaten. Wenn Europa eine Wertegemeinschaft ist, dann müssen wir uns für diese Menschen engagieren. Wir haben der Stimmungsmache

Dr. Jürgen Micksch Vorsitzender von PRO ASYL entgegen zu wirken, die bei manchen Politikern gegenüber Arabern und Muslimen zu beobachten ist. Diese Flüchtlinge und Migranten sind Vorboten gesellschaftlicher Veränderungen. Wir sollten sie unterstützen und uns als Europäer für sie einsetzen. Europa muss nach jahrzehntelanger Kumpanei mit Diktatoren alles dafür tun, dass dort stabile demokratische und freiheitliche Strukturen entstehen können. Zu unseren eigenen demokratischen Strukturen gehört das unverbrüchliche Eintreten für den Flüchtlingsschutz und die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen. Das Hin- und Herschieben der Verantwortung für Flüchtlinge zwischen den EU-Staaten muss zugunsten einer solidarischen Teilung der Verantwortung beendet werden. Die europäischen Staaten haben sich beim Kampf um die Demokratie und die Menschenrechte zu engagieren. Auch für PRO ASYL entstehen dadurch 25 Jahre nach der Gründung neue Herausforderungen. Durch die Arbeitsgemeinschaft PRO ASYL, den Förderverein PRO ASYL mit über 14.000 Mitgliedern und die vielen Förderer sowie die STIFUNG PRO ASYL haben wir heute ein hilfreiches Instrumentarium, mit dem wir uns diesen Aufgaben widmen können.


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ASYL PRO ASYL PRO ASYL PRO ASYL PRO LFALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZELFALL ZÄHLT. DER EINZ Mauern verletzen Flüchtlingsrechte 25 Jahre Tag des Flüchtlings - 25 Jahre PRO ASYL Auszug aus dem Artikel von Günter Burkhardt © ProAsyl

»Wer hat Angst vor Asylsuchenden? Offenbar nicht wenige Deutsche. Vielfach wird vergessen, dass es Asylsuchenden oft ums Überleben geht …« So beginnt der Aufruf zum ersten Tag des Flüchtlings in der Bundesrepublik Deutschland. Im März 1986 ging diese Initiative vom »Ökumenischen Vorbereitungsausschuss zur Woche der ausländischen Mitbürger« (heute Interkulturelle Woche) und dem DGB Bundesvorstand aus. Ein wichtiger Impuls, der zur Gründung einer neuen bundesweiten Arbeitsgemeinschaft führt: Am 8. September 1986 gründen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrts- und Menschenrechtsorganisationen und Initiativgruppen in Frankfurt am Main PRO ASYL. Gemahnt wurde schon 1986, die Grenzen Europas nicht abzuschotten, sondern Flüchtlingen den Zugang in die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zu ermöglichen. Das damals befürchtete Szenario ist längst eingetreten. Europa schottet sich ab – ein Paragraphendschungel, gekoppelt mit HightechÜberwachung an den Grenzen, führt dazu, dass die Zahl der Flüchtlinge, die Europa erreichen, relativ gering ist. Die Wege über das Mittelmeer wurden Zug um Zug beschnitten, Fluchtwege über Nordafrika versperrt. Eine zentrale Rolle spielen hier die so genannte europäische Grenzagentur Frontex, aber auch die bilateralen Kooperationen mit Transitstaaten. Flüchtlinge gilt es abzuwehren – mit allen Mitteln. »Stoppt das Sterben«, die PRO ASYL Kampagne aus dem Jahr 2008, war die Reaktion auf die hemmungslos und ungebremst vollzogene Abschottungspolitik. Wann kommt Europa endlich zu der Einsicht, dass die Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nicht allein den Staaten an den Grenzen Europas aufgebürdet werden kann? Als eines der wirtschaftlich stärksten und ökonomisch am meisten von der Europäi-

schen Union profitierenden Länder ist Deutschland auf dem Egotrip. Konstruiert als asylrechtliche Insel nach der Grundgesetzänderung im Jahr 1993 betätigte sich das Bundesinnenministerium über Jahrzehnte hinweg wie ein mittelalterlicher Festungsbauer. Ring um Ring, Graben um Graben wird gezogen, damit Verfolgte auf keinen Fall Deutschland erreichen können. Die Fluchtwege sollen versperrt werden – möglichst schon, bevor die Flüchtlinge Europa erreichen. Die Revolution in den nordafrikanischen Staaten stellt für die Festungsbauer nun einen schweren Rückschlag dar. Die Auswirkungen der Umbruchsituation in Nordafrika sind heute noch unabsehbar. Doch eines ist deutlich: Es muss einen Neuanfang in der europäischen Politik geben. Alle Signale deuten jedoch darauf hin, dass die Bedeutung dieser Umwälzung verkannt wird. Eilig wird versucht, die alte Politik mit den im Umbruch befindlichen Regierungen fortzusetzen.Alle Signale deuten jedoch darauf hin, dass die Bedeutung dieser Umwälzung verkannt wird. Eilig wird versucht, die alte Politik mit den im Umbruch befindlichen Regierungen fortzusetzen.Wenn es darum geht, Opfer von Menschenrechtsverletzungen von Europa fernzuhalten, kennt Deutschland keine Skrupel. Eine Politik verselbstständigt sich – wird über Jahrzehnte hinweg konsequent fortgeführt, ohne je darüber nachzudenken, ob sie nicht langfristig auch den elementaren Interessen Deutschlands und Europas schadet. Wer Menschenrechte vergisst, vergisst sich selbst, lautete 1997/98 der Slogan zum Tag des Flüchtlings. Ein Appell, eine Mahnung, dass eine moderne Gesellschaft nicht ohne Grundwerte und Menschenrechte existieren kann. Der Staat hat die Würde der Menschen zu schützen und zu achten. Im Alltag ist für Flüchtlinge davon oft wenig zu spüren.

Menschen wie Menschen behandeln »Die Menschenwürde der Flüchtlinge in der Bundesrepublik nicht durch Abschreckungsmaßnahmen zu verletzen«, dies war eine der weiteren zentralen Forderungen aus 1986. Das bestehende Arbeitsverbot, der zwangsweise Aufenthalt in Lagern, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Kürzungen und Auszahlungen der gewährten Sozialhilfe in Sachleistungen, all dies waren damals – und sind es noch heute – zentrale Streitpunkte. Einzelne Verbesserungen wurden seither erreicht – das Grundprinzip jedoch wurde von Seiten der Politik nie in Frage gestellt: Die bewusste Entwürdigung und Diskriminierung zum Zweck der Abschreckung. 25 Jahre nach der Gründung von PRO ASYL haben wir einiges erreicht und wissen doch: Unser Auftrag ist nicht beendet. 2011 jährt sich zum 25. Mal der Tag des Flüchtlings. Die Tätigen in der Flüchtlingsarbeit werden diesen Tag auch diesmal nutzen, um die harten Zeiten für Flüchtlinge in unserem Land ein wenig freundlicher zu gestalten. Machen Sie mit. Versuchen Sie über Informationen und persönliche Begegnungen Verständnis für Flüchtlinge zu schaffen, Politiker in Gespräche einzubeziehen und so über die menschliche Anteilnahme auch politischen Druck zu entfalten. Nicht aufgeben, nicht nachlassen, sich nicht von bloßen Worten blenden lassen beim Einsatz für die Menschenwürde in unserem Land und in Europa: Dies ist und bleibt das Konzept auch für die Zukunft.


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Die Georg-Sittig-Medaille geht dieses Jahr an Eva Peteler Mit dieser Auszeichnung werden seit 1991 von der Würzburg-SPD Persönlichkeiten, Gruppen und Initiativen geehrt, die im gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bereich zum Wohle der Menschen wirken.

Die Verleihung findet am 07. Oktober 2011 um 16:30 Uhr im Wappensaal des Würzburger Rathauses statt. Eva Peteler setzt sich dafür ein, dass die Flüchtlinge und Asylbewerber nicht nur in der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg, sondern überall mit Respekt und Wertschätzung aufgenommen werden. Das geht für sie weit über humanitäre und individuelle Hilfe hinaus, vielmehr schließt es den Einsatz für eine Wende in der Asylpolitik und im gesellschaftlichen Bewusstsein ein.Dafür setzt sie sich auch als Herausgeberin des Heimfocus Magazins ein.

Dieses Magazin, für das sie Verantwortung trägt, versteht sich als: Stimme für Flüchtlinge, Stimme der Flüchtlinge: Hier können sie ihre Nöte und Probleme, aber auch ihr Potenzial, ihre Erwartungen und Hoffnungen ausdrücken. Hier können sie auch den Reichtum ihrer Heimatländer mit den Einheimischen teilen. Stimme von allen und für alle: Das Magazin setzt sich ein für eine wirkliche Integration. Dies geschieht durch Bewusstseinswandel, Offenheit und Respekt von beiden Seiten, in direkter Begegnung ohne Dominanz und Bevormundung. Diese Integration ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen, stabilen Gesellschaft.

Die Ziele von Heimfocus sind:

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Mauern aus Vorurteilen und Fremdenangst durch Kommunikation und direkte Begegnung von Mensch zu Mensch abzutragen Flüchtlingen und Asylbewerbern ein Gesicht des Willkommens, der Anerkennung als Mensch zu schenken, sie offen in unsere Gemeinschaft aufzunehmen Wertschätzung eines jeden Menschen mit seinem individuellen Reichtum und Potenzial zu fördern, gleich welcher Herkunft, Rasse oder Religion Vielfalt der Kulturen als wertvoll und bereichernd für unsere gemeinsame Zukunft aufzuzeigen gesellschaftlich und politisch für einen Wandel in der Flüchtlings- und Asylpolitik zu kämpfen, gemäß unserer Verfassung und den Menschenrechten

Das Heimfocus Magazin ist der Ausgangspunkt vieler nachfolgender Projekte, z.B von Seminaren über Menschenrechte, Diskussionen über die Situation von Flüchtlingen und über ihre Heimatländer sowie Kulturveranstaltungen. Zu den wichtigsten und beliebtesten Aktivitäten gehört das Heimcafé in der Gemeinschaftsunterkunft, eine Begegnungsmöglichkeit für Flüchtlinge und engagierte Bürger.


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Das Gymnasium Veitshöchheim – eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ Am 16. September 2011 war es soweit: Das Gymnasium Veitshöchheim erhielt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Der gleichnamige Arbeitskreis bestehend aus elf engagierten Schülerinnen und Schülern sowie einer Lehrkraft hat es geschafft, die Schulgemeinschaft zu überzeugen, dass Diskriminierungen jeder Art uns alle angehen. Die 1988 in Belgien entwickelte Idee, Schulen zu motivieren, in ihrem Lebensumfeld gegen diskriminierende Tendenzen anzugehen, wird in unserer Region vom Würzburger Bündnis für Zivilcourage getragen. Der Titel „SOR – SMC“ ist dabei nicht als Auszeichnung zu verstehen, sondern als Selbstverpflichtung der jeweiligen Schulgemeinschaft, initiativ zu werden, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darum geht, den schulischen Lebensraum von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt frei zu halten. Als Schirmherrn des Projekts konnten wir Sigmund Gottlieb, den Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, und Thomas Lurz, den Schwimmweltmeister und Träger des Bayerischen Sportpreises gewinnen. Am 16. September, dem Tag des feierlichen Festakts, wurde uns nicht nur der Titel verliehen, sondern die ganze Schule setzte sich an diesem Tag mit

den Themen Rasssismus, Diskriminierung, Mobbing und Zivilcourage auseinander. Dazu hatten wir Experten eingeladen: Menschen, die etwas bewegen, die sich für andere uneigennützig engagieren und ohne die viele erfreuliche und segensreiche Entwicklungen in unserer Gesellschaft undenkbar wären. Ob es Vertreter von Greenpeace waren, die unseren Siebtklässern zeigten, wofür sie „brennen“ und wie sie sich für unsere Umwelt einsetzen, oder Aktive von Amnesty International, die in Workshops zum Thema „Menschenrechte“ unseren Achtklässern bewusst machten, wie sehr jene überall auf der Welt noch mit Füßen getreten werden, sie alle haben der Wehrlosigkeit von Natur und Mensch eine Stimme gegeben. Die Neuntklässer haben wiederum ganz konkret in Film- und Tondokumenten Sophie Scholl als historisches Beispiel für einen Menschen mit Zivilcourage kennengelernt. Und eine Begegnung der ganz besonderen Art erwartete an diesem Tag unsere Zehntklässer, nämlich mit Menschen, für die Rassismus und Diskriminierung vielfach leider noch immer eine alltägliche Erfahrung sind. Geladen hatten wir Flüchtlinge aus unserer Nachbarschaft, der Gemeinschaftsunterkunft in der Veits-

höchheimer Straße; allen voran Addis Mulugeta, den Chefredakteur des Heimfocus-Magazins und Träger des Würzburger Friedenspreises 2011, gemeinsam mit seinem Redaktionsteam. Wir sind sehr stolz, dass sie alle diesen Aktionstag bereichert haben, damit das Wort „Asyl“ nicht nur eine Leerformel im Sozialkundeunterricht bleibt, sondern mit Leben gefüllt wird. Auch der Asylseelsorger Rainer Behr und die Vertreter des Asylarbeitskreises der Katholischen Hochschulgemeinde hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt, uns Einblick in ihre Arbeit vor Ort zu geben. Nur durch die Information aus berufenem Munde, nur durch die Begegnung von Angesicht zu Angesicht werden wir die Mauern in den Köpfen zum Wanken und schließlich zu Fall bringen können. Dass wir unsere Nachbarn in der Veitshöchheimer Straße nicht mit leeren Händen gehen lassen wollten, versteht sich von selbst. Daher haben wir die Aktion „Heimcafé“ ins Leben gerufen, die hoffentlich der Beginn eines Miteinanders und eines regen Austausches sein wird. Verantwortung zu übernehmen, rückhaltlos einzutreten für die gute Sache erfordert Mut. Doch wo, wenn nicht in der schulischen Gemeinschaft wird man Heranwachsenden die Bedeutung von Zivilcourage vermitteln können, die „das Gegenteil von Bequemlichkeit, Servilität, Konformismus, Opportunismus und Heuchelei“ ist, wie es der Mainzer Kardinal Karl Lehmann einmal in seiner Weiße-RoseGedächtnisvorlesung im Audimax der Universität München formuliert hat. Für uns sollte dieser Aktionstag am 16. September Initialzündung sein für vielfältige Begegnungen mit dem auf den ersten Blick sogenannten „Fremden“, das unsere Zivilcourage braucht, um endlich ankommen zu können. Jutta Merwald, Gymnasium Veitshöchheim, Projektinitiatorin. Für den Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“


Nicht, es muss etwas geschehen, sondern, ich muss etwas tun.

Hans Scholl

Jugendliche sind unpolitische Hedonisten? Von wegen!

Das Heimfocus-Team erlebte am 16.09.2011 eine Schule voll wacher, interessierter und engagierter Jugendlicher, genau das Gegenteil des landläufigen Bildes von einer trägen, ichbezogenen Jugend. An diesem Tag wurde das Gymnasium Veitshöchheim eine der vielen Schulen in Deutschland und europaweit, die Farbe bekennen und Zeichen setzen wollen: „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. In vielen Diskussionen und Vorträgen stimmten sich die Schüler kreativ und kritisch auf diese neue Herausforderung und Haltung ein. Es soll nicht

bei Lippenbekenntnissen bleiben, das wurde uns immer wieder versichert, von Schülern, Lehrern und von der Schulleitung. Es fiel nicht schwer, es zu glauben. Beeindruckend der Einsatz so vieler Aktiver, allen vorweg der treibenden Kraft der Initiative, der Lehrerin Jutta Merwald. Beeindruckend auch die Herzlichkeit und das ehrliche Interesse der Jugendlichen für die Flüchtlinge und Asylbewerber faktisch „um die Ecke“. Das ist nicht selbstverständlich hier in Deutschland. Dabei könnte der Gegensatz nicht krasser sein: Hier ein neues,

einladendes, modernes Gymnasium, bestens ausgestattet, in dem der Begriff „Mangel“ kein Dauergast sein dürfte. Dort eine alte Kaserne, die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, in der eben dieses Wort noch harmlose Untertreibung ist. Aber genau das ist die Herausforderung, genau das sieht nun die neue „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als Selbstverpflichtung an: hier eine Brücke zu bauen, aktiv zu werden, Kooperation und Hilfe anzubieten. Das ist die Gelegenheit für ganz praktische Zivilcourage und für das, was Integration von beiden Seiten wirklich sein sollte:


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Sich mit Offenheit und Respekt von ohne Angst und Vorurteil, dafür aber Mensch zu Mensch zu begegnen und mit Achtung und Solidarität zu begegnichts hinzunehmen, was entwürdigt nen und praktische Verantwortung zu und diskriminiert. Dabei wird man übernehmen in der und für die Gesellerstaunt feststellen, der Fremde ist schaft von heute und morgen. Mennur so lange fremd, bis man ihn kennt. schen, die nur reden und solche, die Dann ist er ein Jemand mit Namen und nur weg schauen, haben wir schon mit vielen Gemeinsamkeiten; man mehr als genug. muss sie nur sehen wollen. Eine Chan- Addis Mulugeta, der Träger des Würzce ferner, den im Wohlstand aufge- burger Friedenspreises 2011, selbst wachsenen Schülern eine ganz andere in der Gemeinschaftsunterkunft in deutsche Wirklichkeit zu zeigen, die in der Veitshöchheimer Straße unterkeinem Lehrbuch oder Lehrplan steht, gebracht, erzählte den Schülern von die im Verborgenen gehalten wird und seinen Erfahrungen als Flüchtling. Er die man oft genug nicht glauben mag. spannte den Bogen weit, machte in Durch diese Jugendbewegung könn- einem lockeren und unterhaltsamen te so etwas wachsen, das viel wichti- Dialog den Jugendlichen klar, dass ger ist als so manches herkömmliche auch in Afrika wertvolle und uralte Schulwissen: Den bisher Fremden Kultur und Tradition beheimatet sind

und es dort, wie er selbst am besten verkörpert, genauso hoch gebildete, weltgewandte und aufgeschlossene Menschen gibt wie hier. So mancher Lehrer hätte ihn um die Aufmerksamkeit der Schüler beneiden können. Für Betroffenheit und Irritation sorgte bei ihnen der Selbstversuch, wie die Flüchtlinge ihr Essen in einer Sprache auszuwählen und zu „bestellen“, die sie absolut nicht verstehen. Realer Flüchtlingsalltag eben. Konzentriert und mit genau dieser ungläubigen Betroffenheit folgten sie den weiteren Schilderungen, stellten viele Fragen und diskutierten engagiert mit, ob über Fluchtursachen, Fluchtwege, das Asylverfahren oder über die Härten des Lebens als Flüchtling in Bayern. Für beide Seiten, für die Schüler wie auch für ihre Gesprächspartner, Addis Mulugeta und Eva Peteler, verging die Zeit wie im Flug. Es tat gut, solche Jugendlichen zu erleben, und das Heimfocus-Redaktionsteam bedankt sich herzlich für diese wertvolle und hoffentlich folgenreiche Begegnung. Das gilt ganz besonders auch Frau Merwald, der „Seele“ des Projektes und ihrem engagierten Schülerteam, allen voran unseren neuen Freunden Lukas und Angelika, die nach ihrem Besuch bei uns in der Gemeinschaftsunterkunft nun selbst tolle Gastgeber und Repräsentanten ihrer Schule waren. Angelika, dein Apfelkuchen war einsame Spitze! Herzlichen Dank im Namen der Flüchtlinge auch für die vielen Spenden für unser Heimcafé! Wir waren überwältigt und danken allen Schülern, Eltern, Lehrern und der Schulleitung des Gymnasiums Veitshöchheim für diese Geste der Solidarität! Auf Wiedersehen - und herzlich willkommen! Eva Peteler Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR-SMC) ist eine europäische Jugendbewegung, in Deutschland seit 1995. Es ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Ihm gehören fast 1000 Schulen an. www.schule-ohne-rassismus.org


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Von Flüchtlingen für Flüchtlinge Flüchtlinge in Deutschland strecken ihre Hände aus zu Flüchtlingen in Ostafrika

Fais, 27, Flüchtling aus Somalia, ist seit von dem Taschengeld eines Flüchtlings, rund einem Jahr in Deutschland. Er ist gerade mal 40€ im Monat. Unter Mitnun in der Gemeinschaftsunterkunft hilfe des Heimfocus-Teams kam so der (GU) in Würzburg untergebracht. Selbst stolze Betrag von fast 168€ zusammen. lebend in einer schwierigen Lage, im In dieser kritischen Situation streckten Lager, ohne Hoffnung und eine gesi- alle Flüchtlinge ungeachtet ihrer Nacherte Zukunft, saß er eines Abends tionalität und Religion ihre Hände aus gemeinsam mit einem Freund in seinem zu den Menschen in Ostafrika, die von Zimmer; sie sahen fern, die Nachrichten Hunger und Dürre betroffen sind. waren voll mit Bildern der humanitären Es ist nichts Neues, dass die Erde über Krise und des tödlichen Hungers in sei- genug Nahrungsmittel verfügt, um ner Heimat Somalia. Augenblicklich be- jeden Menschen zu ernähren. Doch schloss er, bei den Flüchtlingen im Würz- leider ist es auch nichts Neues, dass Unburger Lager Geld zu sammeln für die terernährung und Hunger immer noch von der Dürre und dem Nahrungsman- mehr als genug Menschen in der Welt gel betroffene somalische Bevölkerung. heimsuchen. So sind gerade am Horn Mit seinem Freund ging er von Tür zu Tür von Afrika geschätzte 13 Millionen Menund bat um den Beitrag von einem Euro schen vom akuten Hungertod bedroht,

ausgelöst durch eine außergewöhnliche Dürre, aber auch durch die desolate politische Lage und bewaffnete Konflikte mit den Nachbarländern. Somalia, Kenia, Dschibuti und Äthiopien brauchen Nahrung, Wasser, neue Viehbestände und Saatgut. Es stellt sich die Frage, aus welchem Grund die Dürreperioden in diesen Gebieten immer dramatischer werden. Obwohl die Ausmaße der aktuellen Dürre wohl auch den Auswirkungen des Klimawandels geschuldet sind, spielt ferner das Versagen der dortigen Regierungen eine Rolle. Sie ignorieren diese Herausforderung beharrlich und kümmern sich nicht um eine Anpassung der Landwirtschaft und um die Entwicklung effizienter Bewässerungssysteme.


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10 / 2011 Und die Bürger der starken, hoch entwickelten Länder des Westens? Machen sie sich Gedanken über Zusammenhänge und Ursachen der schrecklichen Dürre weitab ihrer Heimat? Liegt es an der Politik, diese Ursachen von Hungersnot zu beseitigen? Oder spielen sich Naturkatastrophen dieser Art ohne Einfluss des Menschen und der Politik ab? Sicherlich sind die Ursachen von Hungersnöten komplex, aber einige von ihnen liegen sehr wohl in der Verantwortung des Menschen. An allererster Stelle wird Hunger durch Armut bedingt. Und als eine der wichtigsten Ursachen dafür ist der politische Wille betreffender Regierungen zu nennen, Selbstversorgung und damit wirtschaftliche Unabhängigkeit der Bevölkerung zu verhindern. Weiter können bewaffnete Konflikte sowohl im Land selbst als auch zwischen Nachbarstaaten zu Hungerperioden führen, wenn Ernten vernichtet und die Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Genau das ist in Ostafrika der Fall, insbesondere in Somalia. Dort gibt es seit rund 20 Jahren keine legitimierte, allgemein anerkannte Regierung. Das Land wird zerrieben durch innere Konflikte und Herrschaft von Milizen wie der Al-Shabaab. Darüber hinaus sind immer

wieder Kriege zwischen Äthiopien und Eritrea, Eritrea und Dschibuti, Äthiopien und Somalia und im Sudan Grund für Hungerperioden und Leid der Bevölkerung. Die Staatsfinanzen werden dann für diese Konflikte eingesetzt, auf Kosten der Versorgung der Menschen wie auch der sozialen und ökonomischen Entwicklung des Landes. Für große Teile der Bevölkerung kann dies Vertreibung und Heimatlosigkeit bedeuten, Verlust ihrer Felder und damit ihrer Lebensgrundlage. Sie vegetieren dann in Flüchtlingslagern dahin, vollständig abhängig von Hilfslieferungen. Es stellt sich die Frage, woher die Unmengen an Waffen kommen, die es diesen Konfliktparteien erst möglich machen, Hunderttausende zu töten oder zu vertreiben. Fragen Sie sich das selbst: Warum werden die westlichen Waffenlieferanten nicht daran gehindert, in diesen Regionen glänzende Geschäfte auf Kosten der Bevölkerung zu machen? Die Dürre hat Millionen von Menschen, vor allem in Somalia, gezwungen, auf Suche nach Wasser und Nahrung ihre Heimat zu verlassen. Wir alle kennen die Bilder aus den Medien nur zu gut. Viele suchen Zuflucht in den Lagern von Mogadischu, andere drängen sich in den

überfüllten Lagern in Kenia und Äthiopien. Verglichen mit den rund 27.000 Flüchtlingen, die in den letzten Monaten in die gesamte EU gekommen sind, nimmt allein das bitterarme Äthiopien mehr als 30.000 Hungerflüchtlinge aus Somalia auf – pro Monat! Die UN bestätigt, dass die überfüllten Flüchtlingslager in Kenia und Äthiopien jeden Tag mehr als 3.000 Neuankömmlinge verkraften müssen. Viele Familien sterben aus durch Hunger und Waffengewalt in ihrer Heimat, andere, die es sich noch zutrauen, schleppen sich hunderte von Kilometern durch Wüstengebiete auf der Suche nach Hilfe, Wasser und Nahrung. Diese sind am Horn von Afrika ohnehin Mangelware und schwinden derzeit noch schneller dahin als sonst. So sterben viele Menschen unterwegs. Die Behörden befürchten, dass mehr als 800.000 Kinder in der Region nicht überleben werden. Wer zeichnet für diese Tragödie verantwortlich, abgesehen von der Dürre? Zumindest für Somalia gilt, so die Berichte von „Independent“, dass die Auseinandersetzungen zwischen der schwachen somalischen Übergangsregierung und den Al-Shabaab-Millizen im Süden des Landes zu dramatischer Verschärfung der Lage beitragen. Aber auch die internationale Gemeinschaft kann sich nicht von einer Mitschuld freisprechen. Sie wusste lange vor der dramatische Zuspitzung der Lage um die drohende Katastrophe und hat die benötigte Hilfe nicht rechtzeitig oder gar vorbeugend bereitgestellt. Erst als hunderttausende vom Verhungern bedrohter Menschen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen haben, rollte die Hilfe an – zu spät. Sicherlich trug dazu auch die Herrschaft der Al-Shabaab über die am härtesten betroffenen Gebiete bei, indem die Milizen dort die Kontrolle behalten wollten, Zugang verwehrten und Wegezoll auf die Hilfsgüter erhoben. Dies ist in zentralen und südlichen Teilen Somalias auch heute noch der Fall. Nicht nur für die Al-Shabaab Milizen spielt das Elend der Flüchtlinge keine Rolle. Dies ist die Erfahrung von Flüchtlingen auf der ganzen Welt, ein Schattendasein abseits politischer Interessen zu fristen. Addis Mulugeta


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Krisen fallen nicht vom Himmel Die Hungerkatastrophe in Ostafrika auch nicht

Humanitäre Hilfe und kein Ende des Elends in Sicht – das Szenario wiederholt sich immer wieder. Tsunami in Südostasien, Haiti, Pakistan, Japan – und nun Ostafrika. Wieder einmal. Tragödien, die berühren, zumindest solange die flüchtige Aufmerksamkeit der Medien Bilder und Schlagzeilen in unsere Wohnzimmer transportiert. Die Ursache sind Naturgewalten, vernichtend und urplötzlich hereinbrechend – meistens zumindest. Nicht so in Ostafrika. Dürre diesen Ausmaßes kommt nicht über Nacht. Die flankierenden Missstände, die sie zu einer solchen humanitären Katastrophe machen, auch nicht. Es gab Monate zuvor warnende, mahnende Stimmen. Aber man kann sie so lange verdrängen und ignorieren, bis es zu spät ist,um dann mit den gleichen Reflexen zu antworten wie immer. Spenden, debattieren, Flüchtlingslager errichten bis zum nächsten Desaster. Natürlich gilt in der akuten Krise nur eins: Menschenleben retten, so viele wie möglich. Die Stunde der Wahrheit schlägt später, wenn die Objektive und Schlagzeilen der Medien längst abgezogen sind.

https://secure.flickr.com/photos/unhcr/6011203124/in/photostream UNHCR has been feverishly preparing shelter in the new Dadaab camps, buurgently needs 45,000 more tents. UNHCR/ Brendan Bannon/ July 2011.

„Viel zu lange sind Investitionen in ländliche Entwicklung vernachlässigt worden. Darum hat die Bundesregierung die Förderung der ländlichen Entwicklung zu einem Schwerpunkt der Entwicklungspolitik erklärt. Man kann viel vorbeugend tun, dass solche Katastrophen nicht entstehen. Wir leisten unseren Beitrag dazu,“ so unser Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel über die deutsche Unterstützung für Ostafrika. Dafür seien zum Beispiel Äthiopien, dem neben Somalia am https://secure.flickr.com/photos/unhcr/5852749832/in/photostream schlimmsten von der Dürre und von Newly arrived refugees from Somalia wait for registration at IFO camp in den Flüchtlingsströmen gebeutelten Dadaab, Kenya Land, in den kommenden drei Jahren UNHCR / R. Gangale / May 2010 102 Millionen Euro zugesagt worden, so Herr Niebel weiter im Interview mit für ein totalitäres Regime, das mit der Kleinbauern entrissen werden, um Hagen Strauss in der Mainpost vom einen Hand diesen Obulus in die Ta- es an ausländische Investoren zu versche steckt und mit der anderen Hand pachten. Wiederum für viel, viel Geld. 22.07.2011. Verträge unterschreibt, durch die, wie Landraub gigantischen Ausmaßes an Aha, so funktioniert also Entwickin ganz Ostafrika, Millionen Hektar der eigenen hungernden Bevölkerung, lungshilfe: 102 Millionen sind viel, viel fruchtbares Land den einheimischen „Land Grabbing“. Allein in Geld in Äthiopien, willkommenes Geld


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10 / 2011 Ostafrika heute mehr als die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Portugal zusammen – Tendenz rasant steigend. Alles für den Export. Und das ohne Wissen der EUEntwicklungsminister? Oder eher mit der stillschweigenden Billigung des Westens? „Das Bundesministerium arbeitet seit vielen Jahren an einer nachhaltigen, langfristigen Verbesserung der Situation,“ so Herr Niebel im besagten Interview. Für die Eliten der betreffenden Länder sicherlich. Was heißt das für den Kleinbauern als Familienvater, für das kleine, vergessene Dorf

für die Welt , ist die Hungerkatastrophe aber auch Folge einer falschen Politik des Westens gegenüber dem gescheiterten Staat Somalia. … Der Westen betrachtet Somalia nur unter dem Blickwinkel der Terrorbekämpfung, an einer politischen Stabilisierung sei niemand interessiert...“[²] Klare Worte, die man sonst in Medien und Talkrunden nicht findet – genauso wenig wie auch diese bemerkenswerte Interpretation der Hintergründe im gleichen Artikel: “Seit 2006 amtiert in Somalia eine Übergangsregierung, die von der UNO mit Rückendeckung Äthiopiens und der USA eingesetzt

https://secure.flickr.com/photos/unhcr/5862357443/in/photostream A displaced Somali sleeps rough on the outskirts of Bossaso after being evicted from Shabelle settlement. UNHCR/R. Gangale/May 2011 weitab der medialen Aufmerksamkeit, über Nacht enteignet, vertrieben zu werden von seiner Lebensgrundlage? Chinesische, indische, arabische, aber auch westliche Investoren stehen Schlange. Man kann es auch zynischer haben: „Wir haben gerade die Chance, die sich jeder Generation nur einmal bietet...Lebensmittel sind das Öl der Zukunft“, so Susan Payne, Leiterin des größten Investmentfonds für Land im südlichen Afrika, im erschütternden Bericht „Der Große Landraub“ im Stern-Magazin.[¹] Und Somalia? Die Dürre ist das Eine, die politische Lage als Brandbeschleuniger das Andere. „Für Helmut Hess, den Somalia-Experten und früheren Leiter der Afrika-Abteilung von Brot

wurde. Sie sollte verhindern, dass die Union für islamische Gerichtshöfe in Mogadischu die Macht übernimmt. Heute wünschen sich viele die moderaten Muslime dieser Vereinigung zurück. Denn nach dem Einsatz der vom Ausland aufoktroyierten, total korrupten Übergangsregierung, die keinerlei Legitimität bei der Bevölkerung genießt, sind die islamische Al-ShabaabMilizen erst richtig stark geworden. Sie konnten sich als „Befreier“ von den ausländischen Mächten aufspielen.“ Cui bono – wem nützt dieses Spiel hinter den Kulissen? Der verhungernden, zwischen den Fronten zerriebenen Bevölkerung, die wir doch vorgeblich retten wollen? Sie spielt genauso wenig die Hauptrolle wie die hageren

„Piraten“, die vor der Küste Somalias die Frachter der reichen Welt kapern – nachdem ihre Fischgründe von den Fangflotten ausländischer Fischindustrie leer gefischt worden sind. Ein ketzerischer Gedanke nur: Wenn es neuerdings eine Frage unserer inneren Sicherheit, also Verteidigungsfall ist, den Nachschub an Ressourcen zu gewährleisten, dürfte unserer Politik und Wirtschaft eine starke, wirklich demokratische Regierung von Somalia wenig Freude bereiten. Und nicht nur der Unsrigen. Sie könnte doch auf die Idee kommen, sich die Durchfahrt durch die Meerenge von Aden vergolden zu lassen mit einem Wegezoll, der der großen Bedeutung dieser Route entspricht. Wer würde diesen Preis für ein prosperierendes Somalia ehrlich zahlen wollen? Die Menschen in Ostafrika bleiben ein Spielball machtpolitischer Interessen. Flüchtlinge anderswo auch. So bleibt die Frage unbeantwortet, ob es so weiter gehen soll und darf. Das immer gleiche Szenario: Katastrophen, Flüchtlingselend, als Antwort darauf Spenden, Scheindebatten, Flüchtlingslager und dann wieder von vorne? „Man kann viel vorbeugend tun, dass solche Katastrophen nicht entstehen“, sagt also unser Entwicklungsminister. Man kann, Herr Niebel, aber will „man“ auch? Es bleibt vieles im Dunkeln, was an Interessen und Begehrlichkeiten am Horn von Afrika die entscheidende Rolle spielt und wem es nützt. Was aber alle sehen können, die hinschauen, sind Millionen sterbender Menschen. „Jedes Kind, das verhungert, wird in Wirklichkeit ermordet“, sagt Jean Ziegler, Mitglied des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats. Das trifft in letzter Konsequenz nicht nur auf Kinder zu. Eva Peteler [¹] © „Der große Landraub“ von Marc Goergen und Per-Anders Pettersson, Stern 23/2011, S. 54-63 [²] © „Nomaden vor dem Nichts“ von Claudia Mende, Publik Forum 15/2011, S. 18-19


Europa kann mehr, Deutschland auch Rouven Brunnert, UNHCR Deutschland

Heimat und Stimme stehen nicht bloß im Zusammenhang mit dem Titel dieses Magazins, sondern sie sind auch wichtige Anliegen innerhalb der Arbeit des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR). Seit nunmehr 60 Jahren versucht UNHCR Flüchtlingen eine Stimme zu geben und arbeitet daran, dass internationale Vereinbarungen möglichst zu Gunsten von Flüchtlingen entschieden und von den Regierungen erhört werden, um Heimat für Menschen möglich zu machen. Und so konnte UNHCR in den vergangenen Jahrzehnten bereits etwa 50 Millionen Betroffene entsprechend schützen und ihnen Gehör verschaffen. Eine Stimme benötigen derzeit auch verstärkt die Menschen am Horn von Afrika, wo inzwischen mehr als zwei Millionen Somalier aus ihrer Heimat vertrieben und zur Flucht gezwungen wurden – einerseits wegen anhaltender Konflikte zwischen der Bevölkerung und den Al-Shabaab-Rebellen, andererseits wegen einer schrecklichen Dürre und Hungersnot. Viele der Betroffenen, die täglich ver-

suchen, in Kenia, Dschibuti oder Äthi- nanzsysteme zu pumpen, sollte eine opien Zuflucht zu finden, sind unterer- solche Verpflichtung zur Rettung auch nährt und erschöpft; viele schaffen es gegenüber Menschen in großer Not erst gar nicht bis über die Landesgren- verspüren, so sein Appell. ze; Hunderttausende suchen Schutz Das gilt auch für jene sub-saharischen nahe der Hauptstadt Mogadischu; an- Flüchtlinge, die infolge des Libyendere wiederum investieren ihr letztes Konfliktes zwischen alle Fronten geGeld und die verbliebene Hoffnung in raten sind: Für die Betroffenen, die eine gefährliche Überfahrt durch den in Tunesien und Ägypten gestrandet Golf von Jemen; nur wenige schaffen und dort akut gefährdet sind, benöes gar bis nach Europa; unzählige er- tigt UNHCR dringend 8.000 Aufnahtrinken in den Fluten, da ihre maroden meplätze. Potenzielle AufnahmekanBoote dem Seegang kaum standhal- didaten wie Deutschland und Europa ten. wurden bereits mehrfach kontaktiert So nüchtern diese Aneinaderreihung und könnten jetzt ein entsprechendes von Fakten klingen mag, so drama- Signal senden, halten sich aber bislang tisch ist sie auch. Und weil sich diese zurück, obgleich sie bei der Aufnahme Entwicklungen von Flucht und Vertrei- von Flüchtlingen aus Erstzufluchtslänbung nun auch noch mit einer nie da- dern, dem sogenannten Resettlement, gewesenen Hungersnot multipliziert, defensiver agieren als beispielsweise spricht der UN-Flüchtlingskommissar die USA, Kanada oder Australien. InsAntónio Guterres von einer „Tragödie gesamt stehen weltweit nur 80.000 unvorstellbaren Ausmaßes“ und ruft Resettlement-Plätze zur Verfügung; die internationale Staatengemein- UNHCR benötigt aber etwa zehnmal schaft auf, dringend benötigte Mittel so viele für Menschen, die dort nicht zur Verfügung zu stellen: Die gleiche bleiben können, wo sie jetzt sind. internationale Gemeinschaft, die sich Was UNHCR zudem Sorge bereitet, verpflichtet fühlt, dreistellige Milli- ist die Frage, ob der Zugang nach Euardensummen in den Erhalt der Fi- ropa per se gewährleistet ist und die


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Schutzgesuche entsprechend geprüft werden können, um überhaupt zu beurteilen, ob die Menschen gefährdet sind. Kernstück der Genfer Flüchtlingskonvention, die in diesem Jahr ebenfalls 60 Jahre alt geworden ist, ist das Gebot für den Unterzeichnerstaat, keinen Schutzsuchenden in ein Land zurückzuweisen, wo ihr/ihm Gefahr droht. Aus Sicht von UNHCR gilt die Konvention dabei auch für Menschen, die auf hoher See, wie dem Golf von Jemen oder dem Mittelmeer, unterwegs sind. In der Praxis mangelt es vielen Asylsystemen allerdings häufig an ausreichenden Verfahrens- und Schutzstandards; zudem werden aber auch grundlegende Punkte des internationalen Flüchtlingsrechts in Frage gestellt und mehr und mehr Asylsuchenden der Zugang zum Asylverfahren verweigert. Wenn heutzutage vier Fünftel aller Flüchtlinge weltweit in Entwicklungsländern leben müssen und die Staaten und ihre Anrainer mit dieser Belastung zunehmend alleine gelassen werden, müssen sich sowohl die reichen Indus-

triestaaten als auch die Europäische Union kritische Fragen gefallen lassen. Und obwohl 148 Staaten die Genfer Flüchtlingskonvention ratifiziert haben, heißt das jedoch leider nicht, dass sie sich immer entsprechend der hieraus resultierenden Verpflichtungen verhalten. Der 60. Jahrestag des Abkommens sollte den europäischen Innenministern, der polnischen Ratspräsidentschaft und der deutschen Bundesregierung Ansporn genug sein, die vorherrschenden Dissonanzen in der europäischen Asylpraxis abzulegen und ein einheitliches gesamteuropäisches Asylsystem zu schaffen, dass die vorhandenen Kapazitäten zur Aufnahme von Flüchtlingen jetzt ausschöpft Bildnachweis: und die Werte der Genfer Flüchtlingsht tps://secure.flickr.com/photos/ konvention hochhält. unhcr/5880375529/in/photostream Rouven Brunnert Associate External Relations Officer, UNHCR

ht tps://secure.flickr.com/photos/ unhcr/5880375539/in/photostream

www.unhcr.de

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Durstig nach Menschenrechten, nicht hungrig nach Rundumversorgung Toomadj Avazzadeh Als Flüchtling gilt, wer gezwungen ist, aus Furcht vor Verfolgung oder auf Grund von Verfolgung wegen seiner Rasse, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen oder religiösen Überzeugung außerhalb seines Landes zu leben. Denen, die glauben, von einem unsicheren Ort an einen vermeintlich sicheren gelangt zu sein bedeute ein glückliches Ende der Geschichte, sei hier gesagt, dass ihr Glücksgefühl mitnichten von Dauer sein wird. In der neuen Umgebung gehört zum Leben des Flüchtlings auch die Notwendigkeit, die Strukturen

Mein Leben in der Heimat.... und Regeln der Kultur und Gesellschaft des Gastlandes zu verinnerlichen. Dies geht unweigerlich nur durch rege Kontakte mit der Lokalbevölkerung. Genau dieser Versuch aber kann ein psychisches Trauma verursachen. Die erste Begegnung mit dem Gastland findet für gewöhnlich in der rauen Umgebung eines Flüchtlingslagers statt. Dort erwartet den Flüchtling eine vorgegebene, limitierte Auswahl an Lebensmitteln, verglichen mit denen der Einheimischen und sogar mit der Nahrung, die man von Daheim gewohnt war, von einer erbärmlichen Qualität. Kleidung gibt es nur auf Gutschein oder gebraucht. Das Taschengeld beläuft sich auf ganze 1,30€ pro Tag für einen Erwachsenen, so gut wie nichts, bedenkt man die Ausgaben für

Bus, Post, Anwalt, die 10€-Gebühr für die Erlaubnis, seinen beschränkten Aufenthaltsbereich mal verlassen zu dürfen und vieles mehr. Doch damit noch immer nicht genug der Schwierigkeiten. Viele Einheimische hegen immer noch das Bild des Flüchtlings als eines hungrigen, ungebildeten Menschen, der nur hierher kommt, um sich ein schönes Leben zu machen, nicht weil er sich nach Freiheit und Sicherheit sehnt, nach gelebten Menschenrechten. So gehen sie, ihren Vorurteilen gehorchend, auf Distanz, zeigen kein Interesse für die Lage der Flüchtlinge und lassen diese isoliert in ihren Lagern zurück. Ich habe dies oft genug selbst erfahren, eine bittere Wahrheit. Im Iran war ich ein wohlhabender Student, ich hätte wohl unter normalen Umständen in meiner Heimat ein sehr gutes, bequemes Leben führen können, in mancherlei Hinsicht wohl besser als viele Deutsche. An Wochenenden waren meine Familie und ich oft zu Festen eingeladen oder wir bewirteten Gäste in unserem Heim, ohne finanzielle oder religiös motivierte Einschränkungen. Es gab auch alkoholische Getränke, keine Verschleierung... Im Allgemeinen war ich im Iran finanziell gut abgesichert und hatte meine ganz persönlichen Freiheiten. Dies war also in keiner Weise ein Motiv, meine Heimat und meine gute persönliche Zukunft dort aufzugeben. Was mich zu diesem Schritt veranlasste, worunter ich litt, war der Mangel an sozialer und politischer Freiheit, die Restriktion freier Meinungsäußerung bis hin zu strengem Verbot jeglicher Kritik an der Regierung. Dies hat die Strukturen der Regierungsmacht im Iran in ein ineffizientes, selbstgefälliges System verwandelt ohne Rückbindung zum Volk und hat schließlich zu öffentlichem

Unmut und Widerstand geführt. In einem solchen Fall reagiert das iranische Regime wie alle Regimes dieser Art: Anstatt gemeinsam mit den Menschen nachhaltige und allgemein akzeptierte Lösungswege zu suchen, antwortet es auf dringende demokratische Fragen mit Terror, Folter, Inhaftierungen und Gewalt. Um jedoch zu meinen Erfahrungen hier zurückzukehren: Zu dem Trauma, das die Erinnerungen an die Gefahren und Risiken der Vergangenheit in Heimatland hinterlassen, zu dem Schmerz, die

….und in Deutschland Familie, seine bisherigen Lebensart und Position verlassen zu haben, zu all dem gesellt sich die erneute Traumatisierung als Asylbewerber. Für mich kam der Ablehnungsbescheid meines Asylantrags genau am iranische Neujahr, nach Monaten des Wartens und Hoffens. Dies ruft in mit ein Gefühl der Heimatlosigkeit und der Angst vor eines ungewissen Zukunft hervor. Diese Erfahrungen und viele andere Probleme machen die Freude über die Rettung vor einem totalitären Regime zunichte und auch den Traum von einem neuen Leben in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Nein, der Flüchtling findet sich hier wieder in einem diskriminierenden Umfeld, die Unterdrückung bekommt nur ein anderes Gesicht.


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Jeder Flüchtling „muss als Mensch respektiert und behandelt werden“

Die GU öffnet ihre Tür für den Bischof Eine große Verwirrung unter vielen Flüchtlingen an diesem Nachmittag des 15.09.2011. Manche fragten verwundert, was ist denn heute im Lager los? Manche meinten überrascht, oh, heute ist großer offizieller Besuch hier im Lager angesagt, das könnte eine gute Gelegenheit sein, unsere schwierigen Lebensbedingungen zu erkennen und für Abhilfe zu sorgen. Wenige wussten Bescheid, dass dies der offizielle Besuch des Bischofs von Würzburg war. Sie hofften, er würde sich zu einem Gespräch mit Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern einfinden, sonst wäre es wohl einer der vielen Vorzeigebesuche ohne positiven Einfluss auf den Lebensalltag der Flüchtlinge. Sie fragten sich, gleich ob als Ergebnis einer Diskussion mit ihnen oder mit Mitarbeitern von Behörden,Gruppen und Verbänden, wird sich nach diesem offiziellen Besuch für uns etwas ändern, wird sich unsere Unterbringung verbessern und wird im Lager nach Menschenrechten gehandelt? Der bischöfliche Besuch ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung. Die Gemeinschaftsunterkunft ist nicht nur ein Flüchtlingslager, sondern auch Arbeitsplatz zahlreicher Menschen einschließlich der Caritas. Für diese alle war es eine gute Gelegenheit, sich und ihre Tätigkeit dem Bischof vorzustellen. Nutzten sie aber auch die große Chance, die wirkliche Situation der Flüchtlinge zu schildern? Dann erzählten sie dem Bischof sicherlich, was es tegration mit den Einheimischen ist. im Detail bedeutet, im Lager wohnen zu müssen, wie man dort das tägliche Der Bischof hatte keine Gelegenheit, Leben bewältigt und wie schwierig In- eines der Männerhäuser als Abbild der

Lebenssituation der meisten Lagerbewohner zu besuchen, es wurden ihm zwei Flüchtlingszimmer im Frauenhaus vorgeführt. Wenn wir schon über Flüchtlinge sprechen: Manche Menschen haben kein positives Bild von ihnen, sie denken, wir kämen von einem anderen Planeten, mit anderem menschlichen Verhalten, sie sehen nur das Negative, die Schwächen und Differenzen, sie betrachten uns als nichtig und entbehrlich. So sind wir nicht, aber so werden für uns die Chancen, in die Gemeinschaft integriert zu werden, sehr klein. Wir sind bestrebt, durch diese schmale Tür Zugang zu der Gesellschaft hier zu erlangen. Unter uns sind so viele Menschen, die gebildet und in verschiedenen Bereichen gut ausgebildet sind, viele Menschen mit Energie und Willen, etwas zu schaffen und zu erreichen, Kinder, die zukünftige Generation. Wir sind die gleichen Menschen wie ihr, in demselben Boot wie ihr, das sich Planet Erde nennt, auf dem gemeinsamen Weg zum Jüngsten Gericht am Ende der Zeiten. Wie sagte doch der Bischof von Würzburg: „Jeder Asylbewerber „muss als Mensch respektiert und behandelt werden“. Er kündigte an, gegenüber Politikern „die christliche Menschenbildvorstellung“ deutlich zu machen.“* * Wolfgang Jung: „Bischof sorgt sich um Asylbewerber“, Mainpost 17.09.2011

Addis Mulugeta


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Vom Sehen und Begreifen „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Antoine de Saint -Exupéry

Heute war in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge irgendwie alles anders. Es war besonderer Besuch angesagt, das konnte man schon im Vorfeld sehen; einmal daran, wie sorgfältig die Äußerlichkeiten dem Anlass angepasst wurden und zum anderen daran, dass die allermeisten Flüchtlinge keine Ahnung hatten und verwundert fragten: Was ist denn hier los? Kommt da wieder mal ein offizieller Besuch? So war es denn auch, viele wichtige Persönlichkeiten rund um die GU nahmen den Ehrengast in Empfang und umringten ihn auf Schritt und Tritt.

Sehr erfreulich, dass der Bischof der Diözese Würzburg das Lager besuchte. Sehr erfreulich auch, dass er sich wenigstens kurz denen offen und aufmerksam zuwendete, um die es hier eigentlich gehen sollte, den Flüchtlingen. So recht erschließen mochte sich diesen der Besuch jedoch nicht. Auch

nicht denjenigen Protagonisten, von denen man zu Recht befürchten musste, die Realität des Flüchtlingsalltags vielleicht allzu direkt schildern und zeigen zu wollen und die vorsorglich gar nicht erst eingeladen waren. Das ist eben der Unterschied zwischen

Sehen und Be-greifen. Nehmen Sie den Friedensgruß bei christlichen Gottesdiensten, den Augenblick, in dem sich doch der eine Mensch dem anderen in der Tat zuwendet. Meinen Sie nicht auch, es ist ein entscheidender Unterschied, ob ich jemanden nur flüchtig anschaue und ihm Frieden


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10 / 2011 wünsche oder ob ich ihm bewusst in die Augen blicke, seine Hand ergreife und mit ihm ganz nah bin für diesen Moment? So kann auch ein Besuch der Gemeinschaftsunterkunft so oder so sein... Zu den haarsträubenden behördlichen Worthülsen von der „adäquaten“ * Versorgung in einer „maßstabgebenden Einrichtung“ , die „die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern“ solle: … kein Kommentar! Aber auch ohne diesen amtlichen Zynismus, sehr geehrter Herr Bischof, bleibt der bittere Beigeschmack einer sorgfältig inszenierten Begehung, die Ihnen mehr vorenthalten als gezeigt hat : Man wird nur wenig wirklich sehen, hören, begreifen können, wenn einem nach Drehbuch die Hochglanzseiten des Lagers präsentiert werden: nette Vorzeigezimmer im Frauenhaus mit ordentlichen Sanitäranlagen und gar einem Gemeinschaftsraum. Es ist verlogen und billig, dies Besuchern wider besseres Wissen als Normalität vorzuführen. Warum nicht ein abgenutztes Mehrbettzimmer im Männerhaus, die dortigen indiskutablen Toiletten und welchen Gemeinschaftsraum für rund drei hundert Männer, bitte? Und hat jemand Herrn Bischof unterrichtet über die mangelhafte medizinische Versorgung, über die entwürdigende Lebensmittelausgabe, über die vielen systematischen und individuellen Persönlichkeitsverletzungen und Demütigungen in dieser Art von Unterbringung? Bauliche Sanierung ist die allerletzte Antwort auf diese Nöte, und doch wird sie als Alibi ständig vorgebracht. Nichts als absurde Augenwischerei zur Ablenkung vom ethischen und asylpolitischen Versagen der Staatsregierung ist auch das Loblied, „ehrenamtliche Organisationen leisteten Vorbildliches“. Diese spielen die humanitäre Feuerwehr, nicht mehr, und sie werden den Brand in den Seelen der Menschen niemals löschen können. Verbrannte Erde statt Rechtsstaatlichkeit dort, wo sich die Flüchtlinge neue Saat der Freiheit und Selbstbestimmung erhofft haben, als sie an unsere Türen anklopften: Genau das

ist es, was kaum jemand sehen und laut anprangern will. Ja, Herr Bischof, Sie haben so Recht, jeder Asylbewerber „muss als Mensch respektiert und behandelt werden“. Das wird er nicht, er ist oft genug so weit davon entfernt wie von seiner Heimat. Erst recht dort, wo niemals ein Besucher hin findet, in der verborgenen Einsamkeit so vieler abgelegenen, desolaten Lager.

haben, im Anzug, im Kostüm, in der Soutane zu den politisch Verantwortlichen und weichen Sie ihnen nicht von den Fersen, bis „christliche Menschenbildvorstellungen“ im Leben der Flüchtlinge wirklich und ungeteilt umgesetzt werden.

In diesen Sinne, sehr geehrter Herr Bischof, eine Bitte an Sie: Kommen Sie bald wieder in die GemeinschaftsunDoch wer wirklich will, kann es be- terkunft – aber anders. Viele Flüchtgreifen. Herzlich willkommen: Legen linge hier und anderswo hoffen und Sie alle Ihren Anzug, Ihr Kostüm, Ihre vertrauen auf Sie. Soutane ab, kommen Sie unangemelEva Peteler det, incognito, setzen Sie sich mitten unter die Menschen und hören Sie zu, begreifen Sie. Und dann tragen * Alle Zitate aus dem Artikel „Bischof Sie das, was sie gehört und begriffen sorgt sich um Asylbewerber“ von Wolfgang Jung, Mainpost 17.09.2011


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Impressum

2.Jahrgang, 1.Ausgabe, 10 / 2011

No2 • 10/2010

VOICE FOR REFUGEES

Redaktion: Addis Mulugeta, Abay Kiros Redaktionskontakt: contact@heimfocus.net

teilhaben – Teil werden

Erscheinungstermin: 01.10.2011 Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: Exemplare 2500

VIVOVOLO reach out your hand for refugees …

Hund oder Mensch?

cont. on p 20

Manche Menschen glauben immer noch, ihre Rasse sei allen anderen überlegen und habe eine Monopolstellung auf diesem Planeten … weiter auf S.24

Herausgeber: Eva Peteler c/o Ausländer-und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg Rückermainstr.2 97070 Würzburg Fotos: Redaktion Titelbild: Redaktion Layout: Maneis Arbab, Anette Hainz Druck und Produktion: flyeralarm GmbH Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung der Redaktion in irgendeiner Form reproduziert werden. Die Beiträge geben eine persönliche Meinung des Autors wieder, die nicht mit der der Herausgeber übereinstimmen muss. Die Verantwortung für den Inhalt der Beiträge liegt ausschließlich beim Verfasser.

04 / 2011

No6 • 07/2011

VOICE FOR REFUGEES

teilhaben-Teil werden

eht 011 g sreis 2 cu densp s „Heimfo e ri F da rger ürzbu lugeta und chtlinge“ W r e u D Flü dis M e für an Ad – Stimm zin Maga

Theater „Traum vom Leben“

Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 4

Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber wo käme man denn hin … Weiter auf S.5

S.38

Hund oder Mensch?

Teil 5

Stellen Sie sich vor, der Haus verliert sein ganzesBaum vor Ihrem zunehmend dürr und kahl Laub und wird … Weiter auf S.34


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10 / 2011

DER GEGENSATZ VON LIEBE IST NICHT HASS, DER GEGENSATZ VON HOFFNUNG IST NICHT VERZWEIFLUNG, DER GEGENSATZ VON GEISTIGER GESUNDHEIT UND VON GESUNDEM MENSCHENVERSTAND IST NICHT WAHNSINN UND DER GEGENSATZ VON ERINNERUNG HEISST NICHT VERGESSEN, SONDERN ES IST NICHTS ANDERES ALS JEDES MAL DIE

liegt derzeit aus bei/in: Rathaus Weltladen Stadtbücherei Falkenhaus Bücherei Am Bahnhof, Veitshöchheim Mainpost-Geschäftsstelle Plattnerstraße Mainfrankentheater Kolping Kath. Hochschulgemeinde Evang. Hochschulgemeinde

GLEICHGÜLTIGKEIT

Elie Wiesel

Augustinerkloster, Dominikaner Platz Ökumenisches Zentrum Lengfeld Buchhandlung „erlesen“, Grombühl

FRAGEN SIE INFORMIEREN SIE SICH HANDELN SIE

Buchhandlung Neuer Weg, Sanderstraße Buchhandlung Knodt, Semmelstraße Stephansbuchhandlung, Stephanstraße Tanzschule Bäulke

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