No 9 • 04/2012
VOICE FOR REFUGEES teilhaben-Teil werden
Flüchtlinge und engagierte Freunde beim Weltgästeführertag in Würzburg
Willkommen in Eurer Stadt!
Weiter auf S.11
Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 7
Hund oder Mensch?
Er kam nicht nach Deutschland, um zu sterben.
Auf die Finsternis der Nacht folgt stets das Morgenrot. Der Morgen kommt und du wirst wiedergeboren in einen Tag voller neuer Weiter auf S.26 Erfahrungen.
Weiter auf S.7
Teil 8
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Inhalt-Inside Pages Editorial ........................................................................................................................................... 3 DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR ........................................................................ 7 In Respekt und Freundschaft miteinander leben und lernen ............................................................. 9 Farbe bekennen für ein Leben in Würde ......................................................................................... 10 Willkommen in Eurer Stadt!.............................................................................................................11 Exhausted Sound . ......................................................................................................................... 12 Eine Begegnung der besonderen Art ............................................................................................. 14 Stimmungsbild unserer Weihnachtsveranstaltung ......................................................................... 16 „Ziemlich beste Freunde“ – Ein gemeinsamer Kinobesuch .............................................................. 16 Aub? Wo, bitte, ist Aub? .................................................................................................................. 17 DIE SCHUTZFLEHENDEN ............................................................................................................. 18 Die Wurzeln unseres Asylrechts im griechischen Altertum ............................................................. 19 Flüchtlingsschicksale – ein Schulprojekt ......................................................................................... 21 Essen vom Amt – teuer, unwürdig, unhaltbar! ................................................................................ 22 Für die Abschaffung der Essenspakete für Flüchtlinge und Asylbewerber . ..................................... 24 „Gelebtes Integrationsangebot beim SV Oberdürrbach“ . ............................................................... 25 Dog or Human? – Hund oder Mensch? ........................................................................................... 26 Er sehnt sich nach Freiheit – als Mensch und Künstler . ................................................................... 28 Sufismus . ...................................................................................................................................... 29 Stadt der Gesichtslosen ................................................................................................................. 30 Jeder Mensch trägt einen ungeheuren Reichtum in sich ................................................................. 32 „Traum vom Leben“ geht weiter! .....................................................................................................35 Gesetze gegen Menschenrechte und Demokratie .......................................................................... 36 Long distance to run away from home ............................................................................................37 Melodie der Integration – „eigentlich” ein leichtes Spiel ................................................................. 38 Student life in Iran ......................................................................................................................... 40 Behind the scene of 1979 Iranian Revolution .................................................................................. 41 Flüchtlingsberatung im Bayerischen Wald ...................................................................................... 42 Es geht also doch! .......................................................................................................................... 46 Flucht und Asyl – KURZNACHRICHTEN . ....................................................................................... 48 Impressum .................................................................................................................................... 50
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Editorial
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Viele Stimmen für erfolgreiche Integration
Heimfocus Redaktion Ein außergewöhnliches Zeichen von Mut und Verantwortung lässt hoffen auf einen Wandel in der Haltung gegenüber Flüchtlingen wie auch in der Asylpolitik. Der Würzburger Stadtrat bezieht Position für Menschenwürde und Perspektive der Flüchtlinge in der Würzburger Unterkunft. Zehn konkrete Forderungen richtet er an die Bayerische Staatsregierung, zum Beispiel Deutschkurse für alle Flüchtlinge, Privatsphäre und Einzelzimmer, Gutscheinsystem für Lebensmitteleinkauf, Verbesserung sanitärer Einrichtungen usw. Ohne ihre Erfüllung soll es keine Zustimmung der Stadt Würzburg zur Verlängerung des Mietvertrages für die Unterkunft geben. Die Medien sind mit ihren kritischen und fundierten Berichten und Kommentaren Ermutigung und Hilfe für diejenigen Politiker und Unterstützer, die sich für einen Wandel in der Flüchtlingspolitik einsetzen. Dieser Wandel ist dringend notwendig, denn die meisten Flüchtlinge vergeuden ihre Zeit im Lager, ohne etwas für ihr Leben und für ihre Zukunft tun zu können. „ Es ist so langweilig und sinnlos, Tag und Nacht nur in der Unterkunft zu hocken, mit nichts, was von Nutzen oder von Bedeutung ist“, beklagen sich die Meisten. Manche wünschen sich einen Deutschkurs, um sich schneller verständigen zu können, andere flehen um irgendeine Sinn stiftende Tätigkeit, um bei Verstand zubleiben. Und alle sehnen sich nach Integration, so schnell wie möglich, nicht erst nach der langen Zeit des Hoffens auf einen Aufenthaltsstatus. Keine Chance zu haben auf Erfüllung auch nur eines dieser Anliegen mag einer der Gründe für die Verzweiflung der
Flüchtlinge sein. Erst vor Kurzem hat sich ein junger Mann aus dem Iran in seinem Zimmer im Würzburger Lager erhängt. Ein anderer, noch minderjähriger Junge aus Afghanistan konnte bei seinem Selbstmordversuch in München in letzter Minute gerettet werden. Eine Ursache für diese Verzweiflungstaten mag der erzwungene lange Aufenthalt in einem Flüchtlingslager sein; nach meiner Erfahrung sind es für viele mehr als zwei Jahre, für einige aber auch deutlich mehr. Je länger dieser Zustand, umso kritischer und instabiler wird die psychische Verfassung vieler Menschen dort. Dazu trägt auch die schwindende Hoffnung auf eine positive Wendung bei, die immer mehr der Verzweiflung und Furcht vor Abschiebung weicht. Hinzu kommt die Belastung durch Isolation und eine Gefühl des Verlorenseins in einem fremden Land. Wie viel Erleichterung und Hoffnung brächte da die Aussicht auf Annäherung und Integration, auf ein rasches Erlernen der Sprache, um sich nicht auf Schritt und Tritt ausgeliefert und hilflos zu fühlen wie ein Kind. Für das Gastland wäre es eine nachhaltige Investition für die Zukunft, Menschen zu Selbstständigkeit zu befähigen und sie ihnen dann auch zuzutrauen. Man bedenke nur die hohen Folgekosten erzwungener Passivität, durch die man verlernt, sein Leben eigenständig zu bewältigen. Vermittlung von Sprachkenntnissen und andere Unterstützung durch Behörden und Mitbürger wären das Sprungbrett, um Flüchtlinge so schnell wie möglich zu aktiven Mitgestaltern der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Gastlandes des zu machen. In einer Untersuchung des UNHCR in verschiedenen europäische Ländern zu Hindernissen für eine Integration von Flüchtlingen sind die zahlreichen Problempunkte benannt worden: Schwierigkeiten wegen mangelnder Sprachkenntnisse und Kenntnis der kulturellen Unterschiede, Diskriminierung und abwehrende Haltung gegen Ausländer, Mangel an Wis-
sen und Verständnis im Gastland für die spezifischen Probleme von Flüchtlingen, psychologische Auswirkungen erzwungener Untätigkeit während des langwierigen Asylverfahrens, eingeschränkter Zugang zum Rechtsweg für Personen mit subsidiärem Schutz usw. Gastfreundschaft, Respekt und Offenheit von Behördenmitarbeitern und von der Lokalbevölkerung sind für Flüchtlinge lebenswichtig. Erfreulicherweise kommen in letzter Zeit von vielen Seiten ermutigende Signale wachsender Aufmerksamkeit und Betroffenheit. Nicht nur Ehrenamtliche und Verbände bemühen sich um Flüchtlinge in ihrer schwierigen Situation, sondern zum Beispiel auch eine wachsende Zahl von weiterführenden Schulen, die ihre Türen öffnen und Räume der Begegnung schaffen. Ob die Gymnasien in Veitshöchheim und in Asbach, die Realschule Höchberg, die BOS Würzburg oder die FOS Schweinfurt: Schüler wie Lehrer zeigen Zivilcourage und werden zunehmend aktiv für Flüchtlings- und Menschenrechte – ein sehr positives und ermutigendes Signal für alle. Leser können in den letzten und in der vorliegenden Ausgabe von Heimfocus verfolgen, wie das Interesse der Schulen in Engagement und tolle Aktionen mündet. Auch die Mönchbergschule in Würzburg mit Kindern aus allen Nationen zeigt, wie befruchtend für alle gelebte Integration sein kann. Eine immer breitere Öffentlichkeit wendet sich den Flüchtlinge zu. Die Zeichen der Solidarität und die vielen Angebote sind es wert, benannt zu werden. Ein außergewöhnliches Konzert mit einer Musikerin aus der Unterkunft, kostenlose Stadtführungen für Flüchtlinge, Kurzfilmpräsentation eines iranischen Flüchtlings im Programmkino, Solidaritätskundgebungen und Gedenkzüge durch die Stadt, eine ganze Veranstaltungsreihe zu Flucht und Asyl im Mainfranken Theater der Stadt rund um das dokumentarische Theaterstück „Die Schutzflehenden“, beliebte und begehrte Sportangebote im Verein und
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in der Unterkunft: das sind nur eini- vorher nicht die geringste Ahnung ren Sie individuelle Unterstützung, ge der Zeichen von Freundschaft und von der Situation der Flüchtlinge und auch bei der Wohnungssuche oder Verbundenheit. Darauf kann Würz- von Asylpolitik gehabt. Aber sie hö- um Deutsch zu üben usw. Alle diese burg stolz sein, auf die wachsende ren hin und sind bewegt, erschüttert, Schritte fördern Integration und verZahl von Bürgern, die sich öffnen beschämt. Und sie fragen: Was kann kleinern den Graben der Furcht und und engagieren für die gegenseiti- ich tun? Die Antwort ist einfach: Es der Vorurteile zwischen Flüchtlingen ge Annäherung und für Teilhabe der gibt viele Wege, Flüchtlingen zu und Einheimischen. Es ist ein Geben Flüchtlinge an der Gesellschaft. helfen, Hauptsache, man geht sie, und Nehmen, das von beiden Seiten Wie wir immer wieder feststellen, ha- jetzt... Zeigen Sie Interesse, suchen Offenheit, Tatkraft und Willen zur ben die meisten dieser Engagierten Sie Kontakt, hören Sie zu, gewäh- Annäherung fordert.
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Many voices for successful integration An exceptional sign of commitment, rable psychical situation. It is true a committed and welcoming face courage and responsibility is giving that, instead of hoping for some- to refugees and a clear standing for hope for a wind of change in the atti- thing positive, most refugees are in civil courage. The Mönchbergschule, tude towards refugees and in asylum despair and fear of being deported. an outstanding international school politics in general. The Würzburg That increases the anxiety and psy- in Würzburg also supporting the City Counsel stands up for humanity chological problem of refugees. In refugee kids from the camp, is well and dignity of the refugees located addition, refugees are feeling lost in known and respected. in the GU Würzburg. Ten significant a new country. Watching out for positive responpoints of improvement of the refu- The argument is, if it is like this, an se of the locals, a lot of endeavours gee situation have been listed out for offer to participate in an integration and acts of solidarity have been the Bavarian government, including program might be one of the solu- shown recently and they are worth German courses for everybody from tions to minimize the challenges of being strongly appreciated in this the start, privacy and single rooms the situation. Particularly consi- place. An outstanding concert incluafter one year stay in the camp or dering the demand for permanent ding refugee participation, guided vouchers instead of food packages support generated by inactivity and city tours offered for refugees, deetc. The encouraging back-up by cri- depression, it seems to be a wise monstrations of solidarity in the city, tical and profound media and press and sustainable investment of the presentation of a trick film produced reports is promoting the efforts of host country to enable refugees for by a refugee, focus on asylum polipolitics and individuals for a positive personal autonomy and responsibi- tics in the theatre program, successchange in refugee situations. lity as soon as possible. In this case, ful sports offers, to point out the This change is badly needed, for the refugees will eagerly participate variety of friendship and solidarity: benefit of the whole society of this in all activities including economic in Würzburg more and more various country, particularly for the refugees, and social development of the host people are getting aware of the critibecause most of them still spend country. cal and unacceptable situation of retheir time in the refugee camps by According to UNHCR conducted as- fugees and are showing commitment doing nothing for their future and sessments in several European Uni- and a welcoming face. Würzburg can life. Most of them say: “It is boring on countries those numerous obsta- be proud of the growing number of sitting the whole day and night in cles to the integration of refugees committed citizens. Thanks to all of this place without doing anything have been identified: difficulties you, who open your mind, your heart important or useful. Some of them due to lack of knowledge of local and hands now to reach out for new say, we need at least the language languages and differing cultures, ways of community and solidarity. course to fasten our communicati- discrimination and unreceptive at- What we understood from our expeon skills, some say, we are hoping titudes towards foreigner, slack of rience, most of these groups previfor any course to control our mind, understanding within host societies ously have had no idea about refugee and some say we need an integrati- of the specific situation of refugees, situations and asylum politics. On on program even before getting the psychological impact of protracted the other hand, they are eager to lisacceptance to stay here”. inactivity during asylum procedures, ten about the issue. As a result, they It is true that not having either of limited access to rights for persons are shocked and ask what can we do? these chances, possibly makes re- with subsidiary protection and etc. The answer is simple; there are a lot fugees feel desperate. In recent By understanding the difficult si- of ways to help refugees if you are times, a young man who came from tuations of refugees, in addition to willing to act right now… Offer them Iran committed suicide. He han- other volunteers and refugee or- individual support, help them find an ged himself at his refugee room in ganizations, recently a lot of high apartment, encourage them in their Würzburg. In addition, according to school students and teachers have efforts to learn the language etc. All recent news from München, another been very active in refugee and hu- these steps are promoting successful very young boy refugee who came man rights issues - very positive and integration and narrowing the gap of from Afghanistan tried to kill himself encouraging for both sides. Only in fear and prejudice between refugees there. The point is, being forced to our last issues of Heimfocus Magazi- and locals. That’s always a promistay in the refugee camp for a long ne, including this issue, we have seen sing two ways road, it needs steps of time might be one of the causes. The more and more of this willingness willingness and interest from both longer the refugees are forced to live and commitment, for example High sides: a positive and open-minded in these stressful conditions, quite schools of Veitshöchheim, Asbach, attitude and activity of the locals as often for longer than two years, the BOS Würzburg,FOS Schweinfurt, well as of the refugees. more they are in a critical and vulne- Realschule Höchberg have showed Addis Mulugeta
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Er floh nach Deutschland, um Schutz und Freiheit für sein Leben zu finden, nicht um zu sterben, um so zu sterben.
Mohammad Rahsepar * 21. September 1982 im Iran # 28. Januar 2012 in Würzburg Wir trauern mit seiner Familie. Die Flüchtlinge der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg, ihre Freunde und Unterstützer
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Die Würde des Menschen ist unantastbar
Teil 7
Niemand flieht zu uns, um zu sterben
Er kam nicht nach Deutschland, um zu sterben. Er hatte seine Gründe, gewichtige Gründe, warum er Frau und kleinen Sohn, Eltern, Heimat, alles aufgegeben hatte. Als Polizist im Iran hat er sich irgendwann geweigert, Befehle zu befolgen, und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, welche Konsequenzen dies in einer brutalen Diktatur hat. Als Mohammad Rahsepar vor acht Monaten in Deutschland ankam, war er ein gesunder, zuversichtlicher junger Mann von 29 Jahren. Er hatte Hoffnung, er hatte Pläne für ein neues Leben in Freiheit und Sicherheit. Und er hatte ein Recht darauf, wie wir alle . Am 28.01.2012 erhängte sich Mohammad in seinem Zimmer in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft. Ein junges Leben ist gescheitert © „Calais Migrant Solidarity“ im Dickicht von zerbrochenen HoffKöln „nur“ im Gewirr behördlicher Zunungen und von bürokratischen Mühständigkeiten und Missverständnisse len, denen es sich hilflos ausgeliefert scheiterte, woher sollte er es wissen? sah. Was auch immer der letzte AusWie hätte er in seiner Sprachlosigkeit löser für diese Verzweiflungstat geweund Hilflosigkeit für sich kämpfen sen sein mag, es gibt eine Vorgeschichkönnen? Sein Selbstmord war mehrte, und sie ist kein Einzelfall, sondern fach angekündigt, dokumentiert auch das reale Gesicht institutionalisierter in ärztlichen Attesten. Geholfen hat Fremdenfeindlichkeit, als die man die es wenig. Schließlich erwog er sogar europäische, deutsche und bayerische die Rückkehr in den Iran, obwohl er Asylpolitik bezeichnen muss. wusste, dass ihm dort unter UmstänMohammad zerbrach an der Summe den wieder Haft und Folter drohen. Er der vielen Nadelstiche, die gegen die konnte in der Heimat nicht leben, hier Menschenwürde der Flüchtlinge ge- ließ man ihn aber auch nicht, so nahm richtet sind und die sie zermürben. So er seine Ausweglosigkeit wahr. Und erinnerte ihn die Unterbringung in ei- er ist nicht der Einzige: Was trieb zum nem ehemaligen Militärkomplex aus Beispiel einen 17jährigen Flüchtling dem Dritten Reich, hermetisch einge- am 07.03.2012 in München zu einem zäunt, größtenteils mit Stacheldraht, Selbstmordversuch? Nur in letzter mit einer vergitterten Schleuse und ei- Minute konnte der Jugendliche durch nem automatischen Rolltor, täglich an Eingreifen couragierter Helfer geseine Gefängniserfahrungen im Iran. rettet werden. Warum will ein SiebEr war doch kein Verbrecher, sondern zehnjähriger, der stark und mutig geein Schutzsuchender, wie die anderen nug war, es von Afghanistan bis nach 450 Flüchtlinge aus mehr als 40 Län- Deutschland zu schaffen, dann alles dern in der „Gemeinschaftsunterkunft“ aufgeben, selbst sein Leben? in Würzburg auch. Dass sein Antrag Was Mohammad noch den Lebenswilauf Transfer zu seiner Schwester nach len raubte, was viele die - noch – leben,
innerlich zerstört, ist für jeden von uns nachvollziehbar: Es war einmal die Aussicht auf Monate, vielleicht Jahre des Stillstandes, des vergeblichen Hoffens und Bangens, bis irgendwann sein Asylverfahren entschieden sein würde. Er sah täglich, was diese sinnentleerte, unbestimmte Zeit im Lager, reglementiert und entmündigt, mit Menschen macht. Die Mehrheit der Flüchtlinge ist hier nur „geduldet“: Monate und Jahre, ohne zu wissen, wann die Situation in der Heimat eine Abschiebung zulässt. Zeit ohne Perspektive, ohne Sprachkurse, ohne Integration. mit der Befürchtung im Hinterkopf, selbst das bisschen in Eigeninitiative erkämpfte Leben kann morgen vorbei sein. Man kann vieles aushalten, auch an harten Lebensumständen, aber nicht von unbegrenzter Dauer. Es ist ja auch eine Zeit des Schmerzes und des Selbstzweifels, wenn andere Flüchtlinge, die später kamen, an einem vorbei ziehen, schneller ihren „Pass“ bekommen, gehen, ein freies Leben beginnen. Warum sie und nicht ich, wie lange noch, und wieso wird mein Fall so schleppend bearbeitet? Was habe ich getan, was haben die mit mir vor? Fragen, die verzweifeln und depressiv werden lassen. Die Ungewissheit zermürbt, und sie trifft Menschen, die sowieso schon traumatisiert sind. Gibt es überhaupt einen Flüchtling, der nicht traumatisiert ist? Wie kann man, innerlich unbeschadet, ins Ungewisse aufbrechen und verlassen, was einem alles bedeutet hat, die Liebsten, Familie, Freunde, Kultur, Sprache, Tradition, Heimat mit allen Orten, mit denen das Leben aufs Engste verbunden war, alles, was man sich aufgebaut hat, was die eigene Identität ausgemacht hat? Wie kann man psychisch unverletzt überstehen, was man auf der Flucht erlebt hat, die Bilder aushalten und die Albträume von Szenen, die man dabei mit ansehen musste? Wie die Traumata ver-
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8 drängen, die einem selbst unterwegs widerfahren sind, Gewalt, Vergewaltigungen, Todesangst, Verzweiflung? Auf einer Flucht, die Monate, Jahre dauern kann? Nehmen Sie einen Atlas zur Hand und fahren Sie mit dem Finger nach, wie Sie von Afghanistan oder Iran, von Äthiopien oder Eritrea oder von anderen weit entfernten Ländern auf dem Land- und Seeweg nach Europa kommen. Wie viele Grenzen, Flüsse, Gebirge Sie überwinden müssen, für horrende Summen von Schleppern auf LKW-Pritschen zusammengepfercht, auf monatelangen Fußmärschen, Freiwild, fremd, ausgeliefert. Auf dem Holzkahn auf dem Meer, sehr wohl wissend, dass nur wenige von den verängstigten, angespannten jungen Menschen um Sie herum auch lebend ankommen; wer überlebt, wer stirbt in dieser Nussschale: er, sie, ich selbst? Würden wir es ertragen, das Buch zu lesen, das wohl jeder Flüchtling schreiben könnte? Und die ungeschminkte Realität als Dokumentarfilm aushalten? Wie viele Abgründe trägt also jeder Flüchtling schon in sich, wenn er es bis hierher schafft? Und wie verkraftet er, nachdem er die Flucht überlebt hat, zuallererst einer „Zentralen Rückführungsstelle“ zugeführt zu werden, noch bevor er seine Fluchtgründe und seinen Asylantrag vorbringen darf? Diese Behörde dient einzig dem Zweck der Rückführung ins Heimatland, wie ihr Name schon sagt. Sie offenbart in zynisch unübertrefflicher Weise einen hässlichen Generalverdacht als Grundeinstellung zu den Menschen, die bei uns um Asyl bitten: eigentlich unterstellen wir dir von vorn herein, dass du aus niederen Motiven herkommst, dass du kein Recht hast, hier um Schutz zu bitten. Noch bevor wir dir überhaupt zuhören, warum du die Flucht auf dich genommen hast, sagen wir dir: Geh! Das ist so, als wäre die oberste Prämisse unserer Rechtsprechung: Im Zweifel GEGEN den Angeklagten, und zwar ohne Anhörung! Was für ein Gesicht, das hier ein vermeintlich freiheitlich demokratischer Rechtsstaat zeigt. Und genau dieses Gesicht zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Instanzen des Asylverfahrens, der persönlichen Erfahrungen und Lebensumstände des Flüchtlings. Angekommen, nicht willkommen, ja, nicht einmal re-
spektiert in seiner Würde als Mensch. Die Erkenntnis, ich bin in dem Land, auf dem all meine Hoffnungen ruhten, ein Untermensch, das gehört wohl zu dem Schlimmsten, dem Schmerzlichsten, was einem Menschen widerfahren kann. Mohammads Tod legt ein unmenschliches System offen, das Schutz suchende Menschen vorsätzlich und systematisch ihres Lebenswillens und ihrer Hoffnungen beraubt und sie allein lässt. Nach Mohammads Tod zerbrach die dünne Schutzschicht bei vielen von ihnen: Ich habe Menschen zusammenbrechen sehen in Weinkrämpfen, habe erfahren von Selbstverletzungen und Übergriffen, alles als Ventil für die Not und Verzweiflung, ein letztes Mittel, um alles zu ertragen. Da kann die bayerische Staatsregierung noch so sehr auf der vorgeblich menschenwürdigen „adäquaten“, „bewährten“ Unterbringung beharren und sich beeilen, ihre Hände in Unschuld zu waschen: Ihr eisernes Festhalten an der eiskalten Strategie der Abschreckung, ihre Politik der Menschenverachtung richtet sich gegen die Würde des Menschen. Damit steht sie außerhalb unseres Grundgesetzes, der bayerischen Verfassung und im Widerspruch zu sämtlichen Menschenrechtskonventionen, die Deutschland mitgezeichnet hat. Daran werden keine kosmetischen Instandsetzungen und keine Geldbeträge, die jetzt zusätzlich in die Sozialbetreuung in den Lagern gepumpt werden, etwas ändern. Am System des Unrechts wird verbissen festgehalten, und dieses unmenschliche System wird weiter Diejenigen brechen, die bei uns Schutz suchen. Mohammads Tod, dieses verlorene Leben, steht für sich. Es geht um Trauer und Betroffenheit über die Tragik eines Menschen, der sein Leben hier nicht mehr aushalten konnte. Es geht aber auch um tausende von Geflohenen und Asylsuchenden, denen er in seinem Tod ein Gesicht gibt, in allen Lagern, überall. Diese Menschen können selbst nichts für sich tun. Sie sind uns auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Heute mitnichten auf Gedeih, sondern gezielt und vorsätzlich auf Verderb. Flüchtlinge sind keine Untermenschen, wir sollten sie auch nicht so behandeln. Kein Deutscher, egal wer,
würde es jemals hinnehmen, in ein Leben gezwungen zu werden, das wir ihnen zumuten. Auch und vor allem nicht die Verantwortlichen in der Politik. Ich hoffe sehr, dass die augenblickliche Aufmerksamkeit und Betroffenheit vieler Bürger nach diesem Ereignis Folgen haben wird, dass sich immer mehr Menschen öffnen und engagieren. Jeder kann sich mit Gesicht und Namen dafür einsetzen, dass in unserem Land alle Menschen endlich die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, um ein eigenständiges, würdiges Lebens zu führen. Asylpolitik, so wie sie ist, fällt genauso wenig vom Himmel wie auch Sozialpolitik. Gesetze sind der Spiegel und Konsens einer Gesellschaft, sie sollten es zumindest sein. Diese Gesellschaft, die mitbestimmen kann und muss, sind wir. Das ist ein Glücksfall und ein Privileg, um den wir von vielen unfreien Menschen in der Welt beneidet werden. Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind keine Zeichen von Selbstsicherheit und innerer Größe. Unsere Geschichte und Gesellschaft, unser Kulturgut und somit der ganze Reichtum unsere „deutschen“ Identität ist schon immer ein Gesamtkunstwerk von Einflüssen vieler Länder gewesen und wird es hoffentlich auch bleiben. Wieso ducken wir uns dann so ängstlich und verbohrt weg vor dem Reichtum, den uns die Flüchtlinge aus ihren Heimatländer mitbringen und anbieten? Haben wir kein Vertrauen in uns selbst und in die Kraft der Vielfalt von Menschen mit ihrem individuellen Wert und Potenzial? Sind wir wirklich verstockte, ängstliche Zwerge, die sich nicht trauen, unsere Gesellschaft, unseren Staat so gestalten, dass hier alle dazu gehören? Damit es hier keine Menschen erster, zweiter und dritter Klasse mehr gibt? Wir alle müssen es nur wollen. Die Strategie der Asylpolitik ist nicht nur aus ethischer und christlicher Sicht verwerflich, sie ist auch alles andere als klug und zukunftsweisend. Die Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaft generiert sich auch aus der Dynamik und Offenheit des Zusammenwachsens, in Zukunft mehr denn je. Eva Peteler
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In Respekt und Freundschaft miteinander leben und lernen Wie Schüler aus der Gemeinschaftsunterkunft das Klima an der Mönchbergschule Würzburg prägen Das obige Motto des letzten Schuljahres bringt unsere gemeinsame Arbeit an der Schule auf den Punkt. Es ist als pädagogischer Leitfaden zugleich Weg und Ziel im täglichen Miteinader. Solche schönen Sätze klingen gut und machen auch etwas her im Schulkonzept oder auf der Homepage. Aber sie wecken auch völlig zurecht unser Misstrauen, denn letztendlich zählt nicht eine gelungene Formulierung, sondern deren Umsetzung im Alltag. Die Schüler aus der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg leisten hierzu einen unverzichtbaren Beitrag, indem sie diesen Leitsatz jeden Tag neu mit Inhalten und Leben füllen. Zur Zeit leben über 20 unserer Schüler in der Unterkunft in der Veitshöchheimer Strasse 100. An der Mönchbergschule haben diese Schüler eine wichtige Funktion: Auf Grund ihrer meist hohen sozialen Kompetenz prägen sie das Klima in ihren Klassen und an der ganzen Schule positiv. Sie sind meist wach und aufmerksam und haben offene Augen und Ohren für ihre Mitschüler, Lehrer und Betreuer. Besonders die älteren Schüler übernehmen ganz selbstverständlich Verantwortung. Sie mischen sich ein, wo andere weg schauen und fühlen sich zuständig, wo andere gleichgültig sind. Bei Konflikten im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof greifen sie schlichtend ein und es gelingt ihnen oft, erhitzte Gemüter zu beruhigen. Als Dolmetscher bei Elterngesprächen oder Vermittler in schwierigen Situationen ist ihr diplomatisches Geschick gefragt und geschätzt.
Diese Jugendlichen haben viel Schlimmes erlebt: Krieg, Verfolgung, Flucht. Sie mussten ihre Heimat, ihre Wurzeln, ihre Freunde und ihr soziales Netz zurücklassen. Sie müssen mit dem komplizierten Leben in der Gemeinschaftsunterkunft zurecht kommen, das sie tagtäglich vor neue Herausforderungen stellt. In ihrer neuen Heimat sind die Jugendlichen zwar sicher vor Krieg und Verfolgung, doch diese Sicherheit müssen sie teuer bezahlen, indem sie mit der äußeren Enge, der inneren Leere, der fehlenden Privatsphäre, der Angst vor Abschiebung und dem Gefühl des Ausgegrenztseins leben müssen.
Vielleicht haben sie genau deshalb so feine Sensoren für das, was ein gutes Miteinander in der Schule ausmacht. Vielleicht schärft ihre Lebenssituation den Blick für das Wesentliche, für das, worauf es letztlich ankommt und Sie sind durchaus keine Heiligen, son- für das, was ihnen Halt, Hoffnung und dern ganz normale Jugendliche in der eine gute Perspektive für ihre GegenPubertät mit all den typischen Heraus- wart und für ihre Zukunft geben kann: forderungen, die diese Lebensphase In Respekt und Freundschaft miteinfür sie selber, für ihre Mitschüler und ander zu leben und zu lernen. für ihre Lehrer und Betreuer mit sich bringt. Und das ist auch gut so, be- Ich bin sehr dankbar für die Begegnung deutet es doch ein Stück Normalität mit den Schülern aus der Gemeinin einem ansonsten ganz und gar nicht schaftsunterkunft und für das, was ich im Umgang mit ihnen jeden Tag neu „normalen“ Leben. erfahren darf: über den Tellerrand zu
schauen und offen zu sein für andere Kulturen, von denen wir in puncto Respekt, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft noch einiges lernen können. In der letzten Zeit war die Gemeinschaftsunterkunft vermehrt im Fokus der Medien. Sogar der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann besuchte die Einrichtung, um sich vor Ort ein Bild von der Situation der Menschen zu machen. Er zeigte sich sehr betroffen und kündigte an, bei den politisch Verantwortlichen die Umsetzung der christlichen Menschenbildvorstellung anzumahnen, wonach jeder Asylbewerber als Mensch
respektiert und behandelt werden müsse. Ich wünsche mir sehr, dass er seinen Vorsatz in die Tat umsetzt und bewirken kann, die Situation der Menschen in der GU nachhaltig zu verbessern. Solange jedoch die großen Veränderungen ausbleiben, sind die vielen kleinen Schritte in die richtige Richtung umso wichtiger. Schön, dass es an der Mönchbergschule so viele Menschen gibt, die sich jeden Tag neu auf den Weg machen! Renate Lahrsow, pädagogische Leitung der offenen Ganztagsschule an der Mönchbergschule
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Farbe bekennen für ein Leben in Würde Respekt und Dank an den Würzburger Stadtrat
Zustimmung quer durch alle Fraktionen zu klar • und präzise formulierten Forderungen: Der Würzburger Stadtrat bekennt in aller Deutlich- • keit Farbe und stellt sich auf die Seite der vielen hundert Flüchtlinge in der Unterkunft am Rande der Stadt. Es ist ein klares Ja zu menschenwürdi- • gen Lebensbedingungen und zu Integration und ein klares Nein zur Unmenschlichkeit der aktuellen Asylpolitik des Freistaates. Überlegt und sachkundig reagieren die Stadträte in angemessener Schärfe auf die weitgehende Missachtung ihrer Forderungen vor knapp zwei Jahren durch die Staatsregierung. Die Flüchtlinge, die das Glück hatten, im Mai 2010 der Stadtratssitzung beizuwohnen, werden diesen Augenblick wohl niemals vergessen, als alle Stadträte die Hand hoben für deutlichen Verbesserung der Lebensbedingungen der Mitbürger in der Gemeinschaftsunterkunft. Als Gäste hatte zuvor der Oberbürgermeister der Stadt, Herr Georg Rosenthal, die anwesenden Flüchtlinge begrüßt und ihr Anliegen in der Sitzung vorgezogen, um sie nicht zu lange warten zu lassen.
Verbesserung sanitärer Einrichtungen Eigenständige Lebensmittelversorgung mittels Gutscheinsystem Sicherung bestehender medizinischer Versorgung durch Verlängerung des Vertrages mit der Missionsärztlichen Klinik Würzburg bis 2015
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Verlängerung der Besuchszeiten werktags bis 23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr
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Zugangserleichterung für Besucher und interessierte Bürger
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Lärmschutzmaßnahmen, bes. an Gebäuden unmittelbar an der vierspurigen B 27.
Der Würzburger Stadtrat bekennt sich in aller Deutlichkeit und Einigkeit zu seiner Verantwortung für alle Bürger der Stadt, so auch für die Flüchtlinge. Er zeigt Klugheit und Weitsicht, indem er deutlich macht, dass eine solide, gute Zukunft für alle Bürger nur im vertrauensvollen Die nachzuweisende Umsetzung der 10 Forde- Miteinander und Wertschätzung des Potenzials rungen ist für den Stadtrat Vorbedingung für jedes Mitmenschen liegt. Damit setzt er Zeichen die Zustimmung der Stadt zur Verlängerung des und Standards für überfällige Reformen der Asylpolitik von Bund und Land, und eine immer GU-Mietvertrages zwischen Bund und Land. breitere aufmerksame und engagierte ÖffentZehn Punkte, die es in sich haben - für Men- lichkeit wie auch bedeutende Vertreter der großen Kirchen stärken ihm den Rücken. Das Beschenwürde und Perspektive: kenntnis einer wachsenden Zahl kritischer und • Deutschunterricht für alle und von Anfang wacher Bürger zu greifbarer Gerechtigkeit und Solidarität macht deutlich: Die Verantwortlichen an, bereitgestellt durch die Regierung für die aktuelle Asyl- und letztlich auch Gesellschaftspolitik in diesem Lande sind gut beraten, • eigene Wohneinheiten für Familien zum Wohle aller endlich einen zügigen Wandel in • Recht auf Privatsphäre; max. 3-Bett-Zim- der Asylpolitik des Landes einzuleiten. mer für max. ein Jahr; Im Namen der Flüchtlinge in dieser Stadt und dadanach Einzelzimmer; bei medizinischrüber hinaus: psychologischer Begründung sofort Respekt und Dank an die Stadträte von Würz• offene Gemeinschafts- und Begegnungs- burg für ihren Einsatz für Menschlichkeit,Würde und Integration der Schutzsuchenden. räume, verfügbar für alle rund um die Uhr Eva Peteler
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Willkommen in eurer Stadt!
So geht Integration: Altstadtführungen für Bewohner der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft
„Wir heißen Sie willkommen und freuen uns, Ihnen so Teilhabe an der Kultur und am Leben unserer Stadt anbieten zu können, zu der Sie alle ja auch gehören!“ Mit diesem herzlichen Willkommensgruß schloss Prof. Ulrich Sinn, ehemaliger Vizepräsident der Würzburger Universität und ein kulturell wie menschlich sehr engagierter und geschätzter Bürger unserer Stadt, seine Eröffnungsansprache zum Weltgästeführertag am 11.03.2012. Gerichtet war sie an die vielen Flüchtlinge, vornehmlich aus dem Iran, Afghanistan und Äthiopien, die der Einladung des Würzburger Gästeführervereins zu einer kostenlosen Stadtführung gefolgt waren. Darüber hinaus hat der Verein sein Anliegen für alle interessierten Bürger und Gäste der Stadt, die an diesem Tag hoffentlich zahlreich die vielen kulturellen Angebote in Anspruch nehmen würden, klar formuliert: „Der Würzburger Gästeführer e.V. möchte mit den am Weltgästeführertag 2012 gesammelten Spenden Teil der Hilfsinitiativen sein, die den Menschen in der GU die Hand reichen und ihnen ermöglichen, am kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen. Denn während der Zeit ihrer Unterbringung dort sind sie auch unsere Mitbürger!“ Treffender hätte das Motto des diesjährigen Weltgästeführertages in der Stadt, „Durch Tür und Tor“, nicht umgesetzt werden können. Hier öffneten die Würzburger in der Tat Türen und Tore für ihre Mitbürger aus der Gemeinschaftsunterkunft, in jeglicher Hinsicht! Danke! Heimfocus
Prof.Sinn begrüßt die ausländischen Gäste
Bei der Stadtführung
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Exhausted sound Part 8
Looking at a broken life inside the broken mirror Although I have got just one life to live on earth, worry, anxiety, stress and thinking deeply are moving around me day by day. Why all these things are happening on me rather than living in peace and love? At the moment I don’t have the right to decide on my life and future. It is in the hands of somebody else. In my case, as a refugee who lives in the refugee camp for years, I have experienced a lot of discouraging issues. In this case, the only friend whom I met in the camp and I can share my experience with, is the broken mirror. When I face myself in this mirror, a lot of images and memories are coming together in my mind. From childhood to school, from the family to the village, from friends to working place and to my country in general. In addition to that I can see my routine life in the camp, eating and sleeping, eating and sleeping... I am regularly visiting this broken mirror, particularly late in the evening. When I stand in front of this mirror, sometimes I am laughing and I say wow! What a wonderful young man inside this broken mirror! But then at the same time I feel sad and exhausted. I am asking myself, is this really my life? Am I breaking my future willingly or are some other people interrupting it? On the other hand, I can see the picture of my family inside this broken mirror; their expectation of their son to be happy and successful, hoping he will finally become a doctor or a lawyer. That was my big dream before I had to run to save my life, you know. But all these are wishes and dreams. And all of them are interrupted and stopped in the refugee camp. I am mostly disappointed and desperate when I see my broken life inside the broken mirror. Thanks to God, I am working in the camp, earning 5 Euro per day. Lucky me, I have got this chance after waiting on the list for six months. I am not complaining about the job, rather I am exhausted after cleaning those stin-
king, filthy toilets and asking myself, okay, that’s your life, isn’t it? Now, after work, I would like to take a shower early in the evening. That is why I am going to visit my broken mirror-friend again. It is the only one telling me how I look. For me, it is not easy to be standing in front of it. I ask myself in this broken mirror, where am I going now wearing these nice clean clothes? For whom am I trying to look nice and neat? Who cares? I don’t know anybody waiting for me in the city but even if I had some friends out there, it is too expensive to go out. So after a while my confidence is shattered like this broken mirror. I take off my clothes and I push myself to sit in my old sofa. That’s all, once again. I am exhausted, you understand? Why people are doing that and playing on human life this way? I am not the only person feeling like this in the camp but some other refugees too. They are experiencing sleeplessness, inability to get along with
others, particularly in close relationships, having difficulty concentrating, no longer finding pleasure in previously enjoyable activities and feeling helpless in this foreign country. Even if I have a big hope to sew my broken future again, the pain will remain. While other people collect positive experiences like saving money for their future and family, I have got a lot of things to tell my future family if they are willing to listen to hard stories like this. I know my life is far too valuable and God created me with all kinds of wonderful unique characteristics. He alone knows why He challenges my spirit and my present like this. He hopefully won’t forget me as His unique precious child created of equal value as all the others. He hopefully will lift up my exhausted mind for a better, confident future. Isaa Yakubu
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Stimme der Erschöpfung Teil 8
Zerbrochenes Leben im zerbrochenen Spiegel
Ich habe nur dieses eine Leben auf dieser Erde, und doch zerrinnt es, Tag für Tag, bestimmt von Sorgen, Angst, Stress und Grübelei. Warum geschieht dies alles, warum lässt man mich nicht leben in Frieden und Wertschätzung? Die Entscheidung über mein Leben ist mir aus der Hand genommen, andere bestimmen nun über mein Schicksal. Als ein Flüchtling, der bereits seit Jahren in einem Flüchtlingslager wohnt, habe ich viele entmutigende Erfahrungen machen müssen. Der einzige Freund, mit dem ich sie hier im Lager teilen kann, ist der zerbrochene Spiegel. Wenn ich mich darin anschaue, kommt mir Vieles in den Sinn: Erinnerungen, Bilder aus der Kinder- und Schulzeit, von der Familie und aus dem Dorf, von Freunden und meiner Arbeitsstelle bis zu meiner Heimat im Allgemeinen. Und dann drängt sich dieses Bild in den Vordergrund von meinem Alltag im Lager: essen und schlafen, essen und schlafen,... Ich besuche meinen zerbrochenen Spiegel oft, besonders spät abends.
Manchmal lache ich laut auf, wenn ich mich darin ansehe: Wow! Was ein wunderbarer junger Mann in diesem Splitter von Spiegelglas! Doch dann wieder diese Traurigkeit und Erschöpfung. Ich frage mich, ist das wirklich mein Leben? Zerbreche ich willentlich meine Zukunft oder tut dies jemand anders? Andererseits erkenne ich das Bild meiner Familie in diesem Spiegelstück: Ihre Hoffnungen und Erwartungen, dass ihr Sohn es schon schaffen wird, dass er sein Glück findet und Erfolg, dass er endlich Arzt oder Anwalt werden kann. Das war mein großer Traum, wissen Sie, bevor ich um mein Leben rennen musste. Aber all das sind nur Wünsche und Träume. Und sie alle finden ein jähes Ende im Flüchtlingslager. So bin ich am Ende enttäuscht und verzweifelt, wenn ich mein zerbrochenes Leben in dem zerbrochenen Spiegel betrachte. Gott sei Dank habe ich Arbeit bekommen im Lager und verdiene nun 5 Euro am Tag. Was für ein Glücksfall, nach sechs Monaten Wartezeit. Ich beklage mich nicht über die Arbeit, ich fühle mich eher erschöpft, nachdem ich diese stinkenden, verdreckten Toiletten gereinigt und mir dabei immer wieder die gleich Frage gestellt habe: Okay, das ist wirklich dein Leben? Und dann habe ich das Bedürfnis, zu duschen. So besuche ich wieder meinen zerbrochenen Spiegel-Freund. Er ist der Einzige, der mir verrät, wie ich aussehe. Es ist für mich nicht einfach, mich diesem Spiegelbild zu stellen. Ich frage mich in meinem zerbrochenen Spiegelbild, wohin willst du denn mit dieser frischen, schicken Kleidung? Für wen gibst du dir Mühe, gut und ordentlich auszusehen? Wen schert das? Ich habe niemanden in dieser Stadt, der auf mich wartet, und
selbst wenn ich dort Freunde hätte: Es ist einfach unerschwinglich, auszugehen. So zerschellt schließlich meine Lebensfreude wieder am Boden, gleich dem zerborstenen Spiegel. Ich ziehe meine schöne Kleidung aus und setze mich auf mein schäbiges Sofa. Das war‘s, wie immer. Ich bin erschöpft, am Ende, verstehen Sie? Warum tun Menschen das Menschen an und spielen mit dem Leben anderer? Ich bin nicht der Einzige im Lager, dem es so ergeht. Anderen Flüchtlinge kennen es auch. Sie leiden an Schlaflosigkeit und sie tun sich schwer, mit anderen gut auszukommen, enge Bindungen einzugehen. Sie können sich nur mühsam konzentrieren und sich an dem erfreuen, was ihnen früher Spaß gemacht hat. Sie fühlen sich hilflos in diesem fremden Land. Auch wenn es mir gelingt, die Bruchstücke meiner Zukunft wieder zusammen zu fügen, der Schmerz wird bleiben. Während andere Menschen sich voller Zuversicht ihre Zukunft aufbauen, dafür und für ihre Familie Geld zur Seite legen, werde ich meiner künftigen Familie viel zu erzählen haben – wenn sie bereit ist, diese harte Wahrheit zu ertragen. Ich weiß wohl, mein Leben ist viel zu kostbar; Gott hat mich so geschaffen, wie ich bin, mit wunderbaren, einzigartigen Eigenschaften. Er allein weiß, warum Er mich und meine Kraft herausfordert durch ein solches Leben. Er wird mich hoffentlich nicht vergessen als Sein einzigartiges, kostbares Geschöpf, gleich viel wert wie alle anderen. Er wird hoffentlich mein erschöpften Geist stärken für eine bessere Zukunft voller Zuversicht. Isaa Yakubu
Aus:“Stadt der Gesichtslosen“ von Chris Grodotzki( ©Text und Fotos) © 2012 Kontext:Wochenzeitung http://www.kontextwochenzeitung.de/no_cache/newsartikel/2011/07/stadt-dergesichtslosen/?print=1
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Der Anfang ist gemacht:
Eine Begegnung der besonderen Art für alle Das Gymnasium Veitshöchheim lädt Familien aus der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg ein
Noch schnell letzte Hand anlegen: Teelichter und Kerzen in aller Hektik anzünden, den Kinderpunsch in Karaffen füllen, Servietten zurechtrücken. Und wo sind die Brezeln geblieben? Und was ist mit dem Kaffee? Hysterisches Gekichere. letzte Teambesprechung - und da sind sie auch schon: Eine Horde aufgeweckter, fröhlicher Kinder mit großen Augen und lachenden Gesichtern stößt die Türen des Haupteingangs unserer Schule auf; die Jugendlichen folgen dagegen etwas cooleren Schrittes. Schließlich stehen sie vor uns, erwartungsvollstrahlend. Und, was einem hier zum ersten Mal sofort auffällt, diese Kinder und Jugendlichen sind von besonderer Höflichkeit, als wir sie auffordern, sich doch die schönsten Plätze in unserer festlich geschmückten Aula auszusuchen. Auf dem Fuß folgen ihnen ihre Eltern, die Begrüßung ist herzlich, und das, obwohl wir uns zum ersten Mal begegnen. Wir spüren kein Misstrauen und freuen uns: Die Familien aus der Gemeinschaftsunterkunft sind
unserer Einladung, am 21. Dezember 2011 mit uns einen weihnachtlichen Nachmittag am Gymnasium Veitshöchheim zu verbringen, offenbar gerne gefolgt. Gespannt schauen sich unsere Gäste um, schütteln Hände, lassen sich die Mäntel und Jacken abnehmen. Bald hat jeder einen Platz an der Tafel gefunden. Auf der Bühne unserer Schule strahlen erstmals zwei geschmückte Christbäume um die Wette, St. Nikolaus alias Philipp Kollroß und Weihnachtsengel Klara Becker laufen zum Entzücken der kleinen Gäste durch die Reihen, bevor es für Augenblicke ganz still wird: Unsere Band spielt und singt den einst für die Hungersnot in Äthiopien in den 80er Jahren geschriebenen Klassiker „Do they know it’s Christmas?“, die Aula nur erleuchtet im Kerzenschein wirkt fast wie ein verzauberter Ort. Wir begrüßen unsere Gäste in verschiedenen Sprachen, sind glücklich, dass sie einen Dolmetscher mitgebracht haben, der gerade auch die Menschen aus dem Iran, Afghanistan, Äthiopien,
Russland und der Ukraine in ihrer Sprache an unserer Schule willkommen heißen kann. Jetzt ist das Buffet eröffnet: Alle sollen sich bedienen, das Kulinarische bringt die Menschen wie überall auf der Welt ins Gespräch, öffnet Sinne und Herzen. Die Atmosphäre wird zunehmend lockerer und entspannter, die Kinder haben ohnehin keine Berührungsängste, wetteifern darum die Smarties-Tischdekoration aufzuessen, ihre Finger ins Kerzenwachs zu tauchen und die Schokokusspyramiden zu vernichten. Und wir, das Vorbereitungsteam unserer Schule, reiben uns die Augen und atmen zugleich erleichtert auf, dass diese Begegnung der besonderen Art dabei ist, ein Erfolg zu werden. Die Schülerinnen und Schüler des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und der Schülermitverantwortung haben ihr Bestes gegeben, um diesen Nachmittag zu einem gelungenen Fest werden zu lassen. Die Spenden für unser Weihnachtsbuffet kamen von der gesamten Schulge-
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meinschaft und haben gezeigt, was Timo Wagenblast bringt Jung und Alt bruch, er hat seinen Service völlig alles bei einer entsprechenden Schul- wieder in der Aula zusammen und alle unentgeltlich zur Verfügung gestellt kultur möglich ist: zu begreifen, dass sind schließlich aufgerufen mitzuma- und muss nun weiter seinen Verpflichselbst das Päckchen Tee ebenso will- chen; unter großem Hallo versuchen tungen als Fahrlehrer nachkommen. kommen ist und dankbar aufgenom- sich vor allem die jungen Gäste am Di- Aber das Abschiednehmen zieht sich men wird wie zwei Bleche mit Streu- abolo, Jonglierbällen und -keulen. hin, ein gutes Zeichen, wie wir finselkuchen. Das Begleitprogramm kann Als gegen Ende der Veranstaltung end- den. Stimmengewirr, Lachen, inniges sich ebenfalls sehen lassen: Unsere Le- lich die Bescherung beginnt, die Viel- Händedrücken, Versprechen von beisescouts haben im Märchenzelt einige zahl der Geschenke verteilt werden den Seiten, dass dies nicht die letzte
Geschichten vorbereitet, die davon erzählen, wie unterschiedlich Weihnachten auf der ganzen Welt gefeiert wird, die Arbeitskreismitglieder der 10 a basteln und malen mit einer anderen Gruppe und die SMV-Sprecher Lukas Krenz und Sophie Becker machen sich mit den Größeren auf eine Expedition durch das Schulhaus. Um die Mütter und Väter aus verschiedenen Nationen kümmern sich unsere engagierten Lehrkräfte, unser stellvertretender Schulleiter, und einige Damen des Elternbeirats, die es sich nicht haben nehmen lassen, trotz der drängenden Weihnachtsvorbereitungen für die eigene Familie an diesem besonderen Nachmittag dabei zu sein. Vor allem freuen wir uns außerdem, dass der Leiter der Mönchberg-Schule, Herr Becker, und seine Frau, den Weg zu uns gefunden haben, ebenso wie die Caritas-Mitarbeiter Rainer Jäckel und Heribert Strykowski, die uns im Vorfeld tatkräftig bei der Suche nach interessierten Familien unterstützt hatten. Der Auftritt unseres Jongleurs
soll, die neugierig bestaunt die ganze Zeit unter den Weihnachtsbäumen deponiert waren, wird es nochmal turbulent. Unser Klassenwettbewerb unter dem Motto „Menschen bewegen … Menschen verändern Menschen … Menschen“, den wir Ende November in der Schule auslobten, hatte nicht nur eine Fülle von Spielzeugspenden eingebracht, sondern tatsächlich auch über 900 Euro eingebracht, so dass wir an diesem weihnachtlichen Nachmittag nicht mit leeren Händen vor unseren Gästen dastehen mussten. Für die Erwachsenen gibt es Streifenkarten für den Öffentlichen Personennahverkehr, damit sie öfter bequem die Innenstadt erreichen können. Von Eva Peteler wussten wir, dass solche Tickets unter den Flüchtlingen heiß begehrt sind. Für die Jugendlichen halten Lukas, Sophie, Angelica, Klara, Pauline, Marie, Jakob, Marcel, Michelle, Dorothea, Felix und Regina Gutscheine für einen gemeinsamen Kinobesuch bereit. Zu fortgeschrittener Stunde drängt der Busfahrer Klaus Kuhn zum Auf-
Begegnung gewesen sein soll … „Do they know it’s Christmas?“ – der Song, mit dem wir diesen Nachmittag eröffneten. Wir hoffen, dass der Geist von Weihnachten in diesen Stunden am Gymnasium Veitshöchheim spürbar geworden ist, für Menschen, die sich leider oft zu Recht von uns vergessen fühlen. Bis zum nächsten Mal! Auf Wiedersehen! Good bye! Au revoir! Arrividerci! Asta luego! До свидания! خداحاف
Jutta Merwald, Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Gymnasium Veitshöchheim
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Stimmungsbild unserer Weihnachtsveranstaltung Es war so ein Einfall, eine Idee, die kam, ohne lange darüber nachgedacht zu haben. Es war Anfang Oktober beim SMV-Seminar, da ist Angelica und mir beim Gespräch die Idee gekommen, die Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft zu uns einzuladen. Es sollte ein kleines Fest zu Weihnachten werden, um den Flüchtlingen auch ein Stück unserer „Deutschen Weihnacht“ näher zu bringen und dabei vor allem die Freude, die von diesem Weihnachtsfest ausgeht, zu vermitteln. Nach langer Planung stand dann also der 21.12.2011 bevor, der Tag, an dem wir Familien aus der GU eingeladen hatten, zu uns in die Schule zu kommen. Wir hatten ein kleines Programm vorbereitet und hofften natürlich, dass dieses Zuspruch finden würde (s. Artikel)! Aber unsere größte Sorge war, wie offen werden uns die Menschen begegnen und auch wie offen werden wir ihnen begegnen. Und ich muss sagen diese „Angst“ war im Nachhinein völlig unbegründet, denn in dem Moment, in dem die Kinder durch die Türe in die Aula stürmten, unseren Nikolaus umarmten und das Buffet bestaunten, in dem Moment hatten wir das Gefühl, wir haben alles richtig gemacht. Wir haben es geschafft
ein kleines, fröhliches Weihnachtsfest zu schaffen und die ganze Schulgemeinschaft durch Spenden mit einzubeziehen! So kam es auch schnell, dass wie uns gegenseitig austauschten, plauderten, zusammen mit den Kindern spielten oder uns mit den Jugendlichen unterhielten. Ich muss sagen, dass ich noch nicht so oft so aufgeschlossenen und freundlichen Menschen wie an diesem Nachmittag begegnet bin! Die Verabschiedung fiel dementsprechend herzlich aus und ermutigte uns weiter zu machen und eine solche Veranstaltung wieder durchzuführen! Unser Weihnachtsgeschenk für die Jugendlichen – ein Kinobesuch mit uns – wurde begeistert angenommen und wir freuen uns auf ihn! Insgesamt hat uns der Nachmittag sehr viel Spaß gemacht und wir hoffen, es hat auch allen Familien, die anwesend waren, gefallen! Lukas Krenz, Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" am Gymnasium Veitshöchheim
„Ziemlich beste Freunde“ ein gemeinsamer Kinobesuch
Unser Weihnachtsgeschenk für die Jugendlichen, die bei unserem Weihnachtessen waren, war ein Kinobesuch. Ausgesucht hatten wir schließlich den Film „Ziemlich beste Freunde“, der uns von vielen empfohlen wurde! Der Film hat allen sehr gut gefallen und auch das Popcorn hat geschmeckt. Wir hatten alle einen schönen Nachmittag, den man gerne auch mal wiederholen kann!
Lukas Krenz, Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
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Deutsch-Unterricht in der Gemeinschaftsunterkunft in Aub Aub? Wo, bitte, ist Aub?
Foto: Navid Zabihi mit seinen Schülern in Aub
Wieder einmal Freitag Nachmittag, und ich stürze, von meiner Arbeit kommend, in mein Auto, um schnellstmöglich in das kleine Städtchen Aub zu fahren zu meinem ehrenamtlichen Deutschunterricht in der dortigen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Zum Mittagessen hat es natürlich nicht gereicht, da müssen ein paar Bananen als Energiespender schon mal ausreichen, denn ich weiß, dass in Aub bereits „meine Schüler“ ungeduldig ihrer Deutschstunde entgegen fiebern. Als nicht „Eingeborener“, der man ja irgendwie immer bleiben wird, musste ich vor der ersten Fahrt dorthin erst einmal herausfinden, wo dieses idyllische Städtchen überhaupt liegt: nicht gerade an den Hauptverkehrsadern der Gegend, sondern ca. 30 km in südöstlicher Richtung von Würzburg zu finden. Es verfügt über entsprechende Vielfalt an Handel und Gewerbe sowie eine durchaus ansehnliche Vereinskultur, die sich jedoch einem Heimbewohner der Gemeinschaftsunterkunft dort kaum sofort erschließen wird. Wie kam es nun zu meiner „Unterrichts-Außenstelle“? Im Rahmen des moslemischen Opferfestes – Aide Ghorban – das von der Würzburger Sant‘ Egidio-Gemeinde im Herbst letzten Jahres organisiert und zu dem
ich freundlicherweise auch eingeladen worden war, sprachen mich einige iranische Bewohner der Auber Unterkunft an, weil sie gehört hatten, dass ich bereits in der Würzburger GU ehrenamtlich Deutschunterricht gebe. Sie fühlten sich in Aub diesbezüglich sehr unterversorgt und baten mich, ob ich nicht auch ihnen Deutsch beibringen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es dort bereits einmal pro Woche Unterricht durch Frau Petra Brzezycki. Aufgrund der nicht vorhandenen Deutsch-Kenntnisse der Schüler und der natürlich genauso wenig vorhandenen Persisch-Kenntnisse der Lehrerin war jedoch die Kommunikation zwischen den meisten iranischen und afghanischen Schülern und ihrer Lehrerin nahezu unmöglich, was das Lernen sehr erschwerte bzw. Richtung Null-Punkt brachte, trotz des nach wie vor sehr großen Engagements von Frau Brzezycki. Insofern konnte ich hier in der Tat eine bestehende Lücke schließen. Allerdings fand ich in Aub leider kein Klassenzimmer oder andere Unterrichtsmittel vor, wie sie mir in der Würzburger GU zur Verfügung stehen. Vielmehr treffe ich mich mit meinen Schülern im Keller der Bücherei in einem kleinen Saal, der normalerwei-
se als Kinosaal für die Auber Kinder dient, und nachdem mir mein lieber Arbeitskollege, Herr Ludwig Brenner, eine frühere Tafel seiner eigenen Kinder umbaute und für den jetzigen Gebrauch herrichtete, haben wir auch in Aub eine fast perfekte Schultafel. Es geht doch nichts über gute Kollegen! Ein gutes Beispiel dafür, wie schön das Leben sein kann, wenn Einer den Anderen hilfreich unterstützt. Also heißt es nunmehr auch für meine Auber afghanischen und iranischen Schüler Grammatik pauken, Texte lesen und verstehen sowie die neu erworbenen Kenntnisse möglichst auch in der Praxis anwenden. Schmunzeln musste ich, als mir einige von ihnen erzählten, wie sie bei einem Arztbesuch einige Sätze eines Arbeitspapieres, das sich mit dieser Thematik beschäftigte, sogleich umsetzen konnten. Und zu ihrer eigenen Überraschung verstand der Doktor sogar, dass sie Bauchweh oder starke Kopfschmerzen hatten. Der Erfolg bringt natürlich weitere Motivation. An dieser Stelle möchte ich meinen Auber Schülern ein besonderes Kompliment aussprechen. Trotz ihrer relativen Abgeschiedenheit im Landkreis Würzburg sind sie absolut motiviert und immer dabei, wenn es ums Lernen geht. Ich wünschte mir vielleicht nur noch, dass auch mehr Frauen zum Unterricht kommen. Aber dass ihr „Wunschland“ Deutschland keine Geschlechtertrennung zelebriert, werde ich auch noch in ihre Köpfe bringen. Allerdings geht die Tendenz in der Würzburger GU leider in genau entgegengesetzte Richtung. Hier erscheinen fast nur noch die Frauen zum Unterricht, da die iranischen Männer in der Würzburger Großstadt wohl andere Anreize gefunden haben, ihr Taschengeld von 40 € loszuwerden. Schade um eine verpasste Chance, eigentlich um den Schlüssel zur Zukunft an sich. Eine Chance, nach der sich so viele andere vergeblich sehnen. Man muss es einmal erwähnen: Es sind nicht immer die anderen schuld, wenn man nicht voran kommt. Solche Entwicklungen können dann allerdings auch stark an der Motivation des Lehrers kratzen. Aber es gibt zum Glück ja auch AUB! Navid Zabihi und Renate Stahl
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Prof. Dr. Ulrich Sinn, Sterntalerweg 101 97084 Würzburg Tel: 0931-62580 ulrichsinn(at)gmx.de
Asyl, Migration, Fremdheit, Menschenwürde, Integration als Thema einer Schauspielproduktion am Mainfranken Theater Würzburg:
DIE SCHUTZFLEHENDEN Stückentwicklung von Hans-Werner Kroesinger nach Euripides
Im antiken Griechenland verfestigte sich ein von sakralen Grundvorstellungen getragenes Ritual, das Menschen Beistand in jeglicher Notsituation versprach. Altäre, Götterstatuen, selbst jedes Herdfeuer konnten Schutz vor Verfolgung und Willkür bieten. Diese Idee hielt sich über den Religionswechsel hinaus bis in die Neuzeit – allerdings ohne dem Anspruch in der Praxis auch immer gerecht zu werden. Die Diskrepanz besteht heute genauso wie im antiken Griechenland. Der akuten Not, die einen Menschen veranlasst, seine Heimat zu verlassen, folgt nur all zu oft die Entrechtung in der Fremde: Aus einem Bürger, einem Menschen, wird ein Staatenloser, ein Unbürger, ein Flüchtling. Hans-Werner Kroesinger und das Ensemble des Mainfranken Theaters Würzburg untersuchen vor der antiken Folie die Geschichte des Asylrechts und die Lebensrealität Schutzflehender in Deutschland und Würzburg. Team: Hans-Werner Kroesinger, Rob Moonen, Ulrich Sinn Mit: Rainer Appel, Robin Bohn, Maria Brendel, Kai Christian Moritz, Christina Motsch, Klaus Müller-Beck, Damen und Herren des ‚Bürgerchors’ am Mainfranken Theater
Termine April bis Juni: Aufführungstermine:
11., 18., 21. April 12. Mai 1., 14., 17., 22., 26., 30. Juni
19:30 Uhr: Mainfranken Theater, Großes Haus . zuvor: 19:00 Uhr: Einführung in das Stück, Oberes Foyer 16.04.2012,19:00 Uhr: Treffpunkt Schauspiel: Diskussionsforum zum Stück Moderation: Ulrich Sinn Mainfranken Theater, Oberes Foyer, Eintritt frei
Ringvorlesung:
Bereits im Vorfeld der Premiere leuchten drei Vorträge von Mitgliedern der Universität Würzburg die Umsetzung der Idee eines menschenwürdigen Umgangs mit Schutzsuchenden aus dem Blickwinkel der Geschichte, der Politik und des Rechtswesens aus:
30.01.2012: Prof. Ulrich Sinn, Institut für Altertumswissenschaften: „Die Wurzeln unseres Asylrechts im griechischen Altertum - Das Schicksal einer Idee im Wandel dreier Jahrtausende“ 06.02.2012: Prof.Gisela Müller-Brandeck-Bocquet, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, mit Dr. Manuela Scheuermann und Addis Mulugeta: „Menschenrechte und Politik“ 05.03.2012: Prof. Eric Hilgendorf, Lehrstuhl für Strafrecht und Rechtstheorie: „Menschenrechte – Geschichte und heutige Probleme“
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Die Wurzeln unseres Asylrechts im griechischen Altertum Das Schicksal einer Idee im Wandel dreier Jahrtausende Auszug aus dem Vortrag von Prof. Ulrich Sinn am 30.01.2012 im Rahmen der Ringvorlesung zu „Die Schutzflehenden“ nach Euripides im Mainfranken Theater Würzburg Um das Jahr 470 v. Chr. hatten sich in den südpeloponnesischen Landschaften Lakonien und Messenien Männer zum Widerstand gegen die Zwangsherrschaft der Spartaner formiert. Ihr Aufstand scheiterte. Mit ihren Familien suchten sie als Schutzflehende Zuflucht im Zeusheiligtum auf dem Berg Ithome. Die Spartaner unterließen nichts, um sie mit allerlei Versprechungen zur Rückkehr in ihre Dörfer zu bewegen. Aus Furcht vor neuerlichen Repressalien gaben die Flüchtlinge jedoch nicht auf. Als die Spartaner merkten, dass sie gegen die Entschlossenheit der Schutzflehenden nichts auszurichten vermochten, willigten sie in Verhandlungen ein. Als Vermittler traten die Athener auf den Plan. In zähren diplomatischen Unterredungen wurde schließlich eine Vereinbarung geschlossen, die den Schutzflehenden das Verlassen ihrer Zufluchtsstätte ermöglichte. Die mit Athen verbündete Stadt Naupaktos am korinthischen Golf hatte sich bereit erklärt, die Flüchtlinge aufzunehmen. Dazu erteilte sie ihnen das Bürgerrecht der Stadt. Athen verbürgte sich für das sichere Geleit aus der Asylstätte in die neue Heimat. Diese Ereignisse, hier nach dem Bericht des antiken Historikers geschildert, liegen 2500 Jahre zurück. Möglicherweise rufen sie auch die Nachrichten aus dem Spätsommer 1989 in die Erinnerung: Damals hatten Tausende
DDR-Bürger in den Botschaften der Bundesrepublik in Prag, Budapest und Warschau Zuflucht gesucht. Aus diesem sicheren Asyl konnten sie nach Verhandlungen zwischen den beiden deutschen Staaten schließlich auf gesichertem Transitweg in den Westen ausreisen. Vor den 4000 Schutzsuchenden in der Prager Botschaft sprach Außenminister Genscher den im aufbrausenden Jubelschrei unvollendet gebliebenen historischen Halbsatz „Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …" Kaum einem der Beteiligten dürfte damals bewusst gewesen sein, dass Ablauf und Lösung der dramatischen Fluchtaktion auf Wegen vollzogen wurden, die in analoger Weise bereits vor 3000 Jahren beschritten worden waren. Das 1989 erfolgreich angewandte Prinzip, aus einer Freistatt heraus das Schicksal bedrohter Menschen durch das Rechtsmittel des Asyls in geordnete Bahnen zu lenken, hat seine Wurzeln im antiken Griechenland des frühen 1. Jahrtausend v. Chr. Über die Zustände in jener griechischen Frühzeit sind wir detailreich durch die Erzählungen informiert, die wir als Homerische Epen bezeichnen. Zu den Kardinaltugenden der frühgriechischen Adelsgesellschaft zählte es, auf jede erdenkliche Art den Besitz zu mehren. Man sah es nicht als Unrecht an, einen Fremden oder dessen Hab und Gut in seinen Besitz zu
Motiv: Falk von Traubenberg, Bernhard Stengele (Fotos), Uli Spitznagel (Montage), Mainfranken Theater Würzburg
bringen. Im Gegenteil: so zu handeln und darin erfolgreich zu sein, galt als hohe Tugend. Dieses Verfügungsrecht über den Fremden war sprachlich klar determiniert: Das gewaltsame Wegführen von Personen und Sachen bezeichnete man mit dem Substantiv Sylon oder auch Sýlä Im Laufe des 7. und 6. Jh. v. Chr. formierte sich eine Gegenbewegung zu dem als unzeitgemäß empfundenen Recht auf Sýlä. Dabei besannen sich die Griechen darauf, dass es in ihrer Lebenswelt Areale gab, in denen das Recht auf Beutenahme seit eh und je strikt untersagt war: Schon immer galt die Norm, dass Grund und Boden der Heiligtümer, mit allem was sich innerhalb der abgesteckten und markierten Grenzen befand, unter dem Schutz der Götter stand. Sich daran zu vergreifen, galt als Sakrileg. In der konsequenten Anwendung dieses bereits bestehenden Heiligen Rechtes lag die Voraussetzung für die Schaffung einer neuen Schutzordnung. Durch Beifügung des verneinenden Präfixes a- zur alten Rechtsbezeichnung Sýlä entstand der neue Begriff A-sylia – Asyl. Die Funktionsweise dieses durch Asylia gewährten Schutzes ist leicht erklärt. Ein gefährdeter Mensch musste versuchen, eine Stätte zu erreichen, die als göttlicher Besitz deklariert war. Geriet also im antiken Griechenland ein Mensch in Not, begab er sich in ein Heiligtum. Damit war er zunächst
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20 einmal dem unmittelbaren Zugriff eines Verfolgers entzogen. Eine Lösung des ihn bedrängenden Problems war damit aber noch nicht erreicht! Was würde geschehen, wenn er den sicheren Ort wieder verließ, während der Häscher außerhalb des Heiligtums verharrte? Mit dieser Frage kommen wir zu der entscheidenden Aktion im Vollzug des Schutzbegehrens. Um zu signalisieren, dass man Beistand benötigte, vollzog man ein festgelegtes Ritual: Der oder die Bedrängte setzte sich am Altar oder einer Götterstatue nieder und hielt als weiteres Kennzeichen einen Wollfaden oder einen frisch gebrochen Zweig deutlich sichtbar in der Hand. Ein Faden war leicht der eigenen Kleidung zu entnehmen. Auch die Beschaffung eines Zweiges bereitete keine Schwierigkeiten, da die griechischen Heiligtümer in aller Regel baumbestanden waren. Vollzog jemand diesen Ritus, erwarb er den Status eines „Schutzflehenden“ (Hiketes/Hiketis). Nach den als unverletzlich geltenden Regeln der griechischen Religionsausübung stand er nun unter dem persönlichen Schutz des für das Heiligtum zuständigen Priesters. Dieser war verpflichtet, sich des Schutzflehenden anzunehmen. Um eine Lösung herbeizuführen, musste der Schutzflehende seinen Namen und seine Herkunft nennen und die Gründe seines Schutzbegehrens wahrheitsgemäß darlegen. Dem Priester war damit die Gelegenheit gegeben, den Sachverhalt durch Befragungen zu überprüfen, um auf dieser Grundlage eine Entscheidung über das weitere Schicksal des Schutzflehenden herbeizuführen. Das Ergebnis musste für den Schutzflehenden keinesfalls zwangsläufig positiv ausfallen. Ausgeschaltet waren Willkür und Akte von Selbstjustiz, nicht aber das unbefangene Bemühen um Wahrheitsfindung und ein gerechtes Urteil. Das Gebot des Asyls entsprang, wie eingangs ausgeführt, religiösem Denken. Seine Beachtung stand und fiel mit der Gottesfurcht unter den Menschen. Aus dem Kreis der politischen Verantwortungsträger allerdings sind Handlungen bezeugt, aus denen erkennbarer Widerwillen spricht. Aus Athen liegt eine Urkunde aus dem Jahr 432/31 v. Chr. vor, in der die Finanzierung und personelle Ausstattung einer
Wachstation am Zugang zur Akropolis geregelt sind. Allzu offenkundig ist hier das Bestreben, das Prunkstück der athenischen Selbstdarstellung, die Akropolis mit ihren gerade vollendeten Prachtbauten, von unliebsamen Personen freizuhalten. Wie sehr Taten und Worte eines Politikers, in diesem Falle des Perikles, auseinander klaffen gibt sich in der Rede zu erkennen, die dieser nur wenige Monate nach der Errichtung der Wachstation vor seinen Bürgern hielt. Darin heißt es: „In Freiheit achten wir die Gesetze. Wir beweisen Toleranz gegenüber unseren Mitbürgern und allen Fremden.“ Die Idee des Asyls war seit ihrer Geburt vor 3000 Jahren stets gefährdet. Trotz aller Anfechtungen hat sie sich aber bis heute immer wieder zu behaupten vermocht. „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ heißt es in Artikel 16 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland in der Urfassung vom 23. Mai 1949. Was damals unter dem Eindruck des Versagens während des Nationalsozialisten Regimes und im Wissen um die Hilfe, die vielen deutschen Verfolgten im Asyl gewährt wurde, ohne Wenn und Aber formuliert wurde, hat in der Fassung des Grundgesetzes vom 30. Juni 1993 eine gravierende Änderung erfahren: Wortreich wird im neugefassten Artikel 16a dargelegt, wer sich auf deutschem Boden nicht auf den Eingangssatz berufen kann. Als Mitgliedsstaat der Europäischen Gemeinschaft [EU] rückte Deutschland 2003 noch stärker von dem hehren Grundsatz des Jahres 1949 ab: Mit der sog. „Dublin-II-Verordnung“ vom 18. Februar 2003 wurden die Grenzen rund um die ›Schengen-Staaten‹ in ein nahezu unüberwindbares Bollwerk verwandelt. Die humanitären Grundsätze, zu deren Einhaltung sich 141 Staaten in dem ‚Protokoll über die Rechtsstellung der Flüchtlinge’ (Genfer Flüchtlingskonvention) vom 4. Oktober 1967 verpflichtet haben, werden damit weitgehend wirkungslos. In einem am 7. April 2005 in Berlin gehaltenen Vortrag fasst Rita Süssmuth diese Entwicklung prägnant zusammen: „Die Deutschen und die EU-Europäer haben den Schutz der Flüchtlinge seit den neunziger Jahren weitestgehend eingeschränkt. ... Was liegt der deutschen und der EU-Rege-
lung zu Grunde? Ein Abwehrmechanismus.“ Der Vortrag schließt mit dem Appell: „So lange Menschen politisch, physisch oder psychisch lebensgefährlich bedroht sind, gilt es die internationalen Konventionen des Flüchtlingsschutzes prioritär einzuhalten.“ Von der beschämenden Entwicklung und dem von Frau Süssmuth formulierten Appell ist die Stadt Würzburg unmittelbar betroffen. Das alte Kasernenareal an der Veitshöchheimer Straße – es trug während der Zeit von 1938 bis 1945 den Namen ‚Adolf-Hitler-Kaserne’ – ist vom Freistaat Bayern zu einer sog. Gemeinschaftsunterkunft [GU] für bis zu 600 Asylsuchende umgewidmet worden. Bundesweit wurden die menschenunwürdigen Zustände dort durch einen 2009 von der ARD ausgestrahlten Fernsehbericht bekannt. In Würzburg selbst haben sich zuvor schon Institutionen und Initiativen der unter beklemmenden Verhältnissen in der GU zusammengepferchten Menschen angenommen. Die Recherchen bei der Vorbereitung der Stückentwicklung »Die Schutzflehenden« von Hans-Werner Kroesinger nach Euripides haben eine beeindruckende Vielfalt von humanitären Aktivitäten in Würzburg sichtbar werden lassen. In dieses bürgerschaftliche Umfeld fügt sich das Mainfranken Theater Würzburg mit seiner Produktion „Die Schutzflehenden“ ein. Wie schon in der Antike sind die Bürger gefordert, gegen bestehende Widerstände und Vorbehalte für die Funktionsfähigkeit des Asylrechts einzutreten. Wie schon das antike Theaterwesen sieht es auch unser Theater als seine genuine Aufgabe an, daran aktiv mitzuwirken. Alle vereint nicht mehr und nicht weniger als die Umsetzung des in seiner Gültigkeit unverrückbaren und dezidiert alle Erdenbürger ansprechenden Artikels 1 unseres Grundgesetzes: „(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“ Prof. Ulrich Sinn
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Flüchtlingsschicksale – ein Schulprojekt Im Rahmen des Religionsunterrichtes berichteten Frau Eyerusalem Zerihun und Herr Abay Kiros, Flüchtlinge aus Äthiopien, derzeit wohnhaft in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Würzburg, nicht nur, warum sie ihre Heimat verlassen mussten, sondern auch ganz allgemein über Flucht und Schicksale von Flüchtlingen. Frau Halbig, eine Lehrerin von der Mittelschule Höchberg, hatte von einem Bekannten das Flüchtlingsmagazin „Heimfocus“ erhalten und lud daraufhin Frau Zerihun und Herrn Kiros zu einem Gespräch mit ihren Schülern ein.Sie müsse etwas tun, meinte sie. Auch ihre Kollegen waren dieser Meinung. Im Religions- und Ethikunterricht wurden Artikel aus dem „Heimfocus“ besprochen. Offensichtlich war bei den Schülern kaum Wissen über Flüchtlinge und Asyl vorhanden: Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse wusste nicht einmal von der Existenz der großen GU in der Veitshöchheimer Straße in Würzburg. Frau Zerihun und Herr Kiros berichteten zunächst über ihr Leben in ihrer Heimat: Meinungsfreiheit wird von der
Abay Kiros bei seinem Vortrag
staatlichen Macht unterbunden, Regimekritiker leiden unter Repressalien. Werden Forderungen der politischen Machthaber nicht erfüllt, müssen die Menschen mit massiven Einschüchterungsversuchen, Bedrohungen, Verfolgungen und sogar mit Gefängnisstrafen rechnen. Schlimmstenfalls werden sie entführt. Häufig bleibt ihr
Eyerusalem Zerihun, Herr Bittl, Frau Halbig, Abay Kiros (v.l.n.r.)
Schicksal ungeklärt. Menschenrechte werden im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten. Häufig darf der Beruf nicht mehr ausgeübt oder eine begonnene Ausbildung oder ein Studium nicht zu Ende geführt werden. Flucht ist oft die einzige Lösung, wenn das eigene Leben oder das der Familie bedroht ist, auch wenn sie viele Gefahren birgt und sehr häufig lebensgefährlich ist. Flucht in ein anderes Land bedeutet aber auch: die Familie, ja oft sogar die eigenen Kinder oder den Ehepartner zurück zu lassen. Sogenannte „Schlepper“ nehmen Flüchtlingen das letzte Geld ab. Sie nützen die Not der Flüchtlinge aus, verlangen horrende Summen und täuschen mit falschen Informationen und Hoffnungen. In Deutschland angekommen, erwartet die Menschen ein zermürbendes, kompliziertes Asylverfahren, oft ein jahrelanges Leben in einer GU wie z.B. in Würzburg. Dort leben zur Zeit 400-450 Flüchtlinge aus 40 Nationen. Es gibt zum Teil sehr strenge Auflagen, Privatsphäre ist kaum möglich. Die Lebensmittel werden in Form von Esspaketen zugeteilt, was wegen der kulturellen und sehr unterschiedlichen Ernährungsweisen problematisch ist. Zum Glück gibt es Menschen, die die Flüchtlinge unterstützen, z.B. beim Erlernen der Sprache - eine der größten Hürden - oder bei Behördengängen. Die Schüler/innen folgten nachdenklich den Ausführungen der beiden jungen Asylbewerber, sie waren sichtlich nicht nur interessiert, sondern auch sehr betroffen und bewegt. Selbst als der Unterricht bereits zu Ende war, blieben die meisten Schüler/innen schweigend auf ihren Plätzen. Die Lehrer mussten sie auffordern: „Ihr versäumt euren Bus!“. Einige Lehrer ermunterten die beiden Referenten: “Ihr müsst auch andere Schulen besuchen! Was Flüchtlinge auf ihrer Flucht erleben und wie sie hier leben müssen, muss mehr Menschen erreichen, muss in die Öffentlichkeit getragen werden!“ Hermann Bittl
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Essen vom Amt – teuer, unwürdig, unhaltbar!
Was wollt‘s denn, des Zeuch kamma aa im Subbermargd käff!!“, das war einer der eher freundlicheren Kommentare zu unserer Aktion gegen Zwangsernährung der Flüchtlinge und Asylbewerber durch Essenspakete am 28.Januar 2012 in der Würzburger Fußgängerzone. Ja, vieles, was Flüchtlingen jahrein, jahraus vorgesetzt wird, kann man in der Tat irgendwo als Billigprodukt im Supermarkt kaufen. Bis auf die Wurst vielleicht, bestehend fast nur aus Separatorenfleisch, Haut und Wasser. Man kann es kaufen – oder auch nicht. Das ist der Punkt! Man entscheidet selbst, was man isst und was nicht. Das hat viel mit Menschenwürde, mit Selbstbestimmung zu tun, eigentlich selbstverständlich für uns alle, oder nicht? Stellen Sie sich vor: Immer das gleiche, Ihnen fremde Essen, Wochen, Monate,
Jahre: Iss oder lass es bleiben. Sie kennen es nicht, Sie wollen es nicht, Sie fühlen sich fremdbestimmt, aber Sie haben keine Wahl. Angeliefert zweimal die Woche und ausgeteilt wie beim Militär, in unansehnlichen grauen Plastikboxen, schön Schlange stehen und warten, was so kommt. Mal ist das drin, was Sie mühsam in der Ihnen fremden Sprache angekreuzt haben, mal etwas anderes. Mal ist das spärliche Obst und Gemüse von guter Qualität, mal taugt es eher als Viehfutter. Sie müssen alles nehmen oder nichts, auch, wenn Sie damit nichts anfangen können: Essen für den Müll, von Amts wegen. Wenn Sie fasten, und es gibt viele Gläubige in der Unterkunft, die ihre Religion ernst nehmen, dann können Sie dann eigentlich den Großteil Ihres Pakets weg werfen. Aber Sie bekommen sehr wenig von dem, was Sie wirklich
bräuchten: frisches Gemüse und Obst. Was geht in Ihnen vor in dieser Situation, Woche für Woche, Jahr ums Jahr? Was empfinden Sie jedes Mal, wenn Sie sich mit ihrer grauen Box und dem verhassten Bestellzettel in der Schlange voran schieben, erst recht, wenn sie, wie die meisten Flüchtlinge hier, aus einer Kultur kommen, in der gutes Essen in Gemeinschaft, in der Gastfreundschaft heilig sind? In der für Sie Verantwortung, Eigenständigkeit und Auskommen durch eigener Hände Arbeit Ehrensache und Bestandteil Ihres Selbstverständnisses sind? Diese Art der Zwangsernährung muss man im Kontext sehen mit vielen weiteren Nadelstichen gegen Selbstbestimmung und Würde der Menschen, die bei uns Schutz und Perspektive suchen. Sie ist Teil eines ausgeklügel-
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ten Systems, das von einer einzigen kleinen Saarland festgehalten wird. „Wir sind ein gastfreundliches Land. Zielsetzung getragen wird: Wir stel- Seit vielen Jahren schon kämpfen Un- Der Gast ist uns heilig, und wenn er auf len euch grundsätzlich und von vorn terstützer der Flüchtlinge und Asylbe- der Flucht an unsere Türen anklopft, herein unter den Generalverdacht des werber mit Aktionen, Petitionen und machen wir auf. Wir finden schon eine Asylmissbrauchs und wir tun alles, da- Anfragen an Politiker dagegen – bis- Lösung“, so vor wenigen Tagen der mit ihr so bald wie möglich wieder geht. her vergebens. Da stellt sich die Frage, Präsident des bitterarmen Niger anWeit entfernt von den Werten, die in was steckt hinter dieser Blockadehal- gesichts der Flüchtlingsströme durch
Reden und auf Papier angeblich unsere Gesellschaft ausmachen und tragen, ist es offensichtlich seit Jahren in Ordnung, wenn hier Menschen die Unterstützung und der Respekt versagt werden, die sie verdienen – einfach als Mensch. Fremdbestimmt, kontrolliert, zwangsernährt: Wenn dies für uns undenkbar ist, wieso muten wir es dann anderen zu? Wie kommen wir eigentlich auf die perfide Denkweise, Flüchtlinge würden anders empfinden, anders zu behandeln sein, Erniedrigungen besser ertragen als wir selbst? Ist die Selektion in Menschenklassen, in wertvoll und minderwertig, wieder salonfähig geworden in diesem Land und keiner stößt sich daran? Es muss schon erlaubt sein, ein System zu hinterfragen, an dem außer in den reichsten Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg nur noch im
tung der Landespolitik? Verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern, Umweltbewusstsein und der Wille zur Stärkung der regionalen und lokalen Wirtschaft ganz sicher nicht. Dazu mehr Erstauliches und Fragwürdiges im nachfolgenden Beitrag von Dr. H.J. Fahn (MdL, Freie Wähler). Warum gilt es also nach wie vor, wider alle Vernunft und Verantwortung gegenüber den eigenen Bürgern wie auch den Flüchtlingen, stur auf einem demütigenden, diskriminierenden und unwirtschaftlichen System zu beharren? Hat es Bayern noch immer nötig, durch diese verkniffenen, ängstlichen Muskelspiele verfolgten Menschen alles Erdenkliche anzutun, um laut der Bayer. Asyldurchführungsverordnung (DVAsyl § 7, Abs. 5) „die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland (zu) fördern“?
den Bürgerkrieg im benachbarten Mali. Und wir, Weltmeister im Reisen, wir, die wir zur Jahreswende locker fast 120 Millionen Euro an Krachern und Feuerwerken in die Luft gejagt haben, können uns diese innere Größe nicht leisten? Wir können uns nicht einmal leisten, erwachsenen, mündigen Menschen Geld, übergangsweise wenigstens Gutscheine für eine eigenständige Selbstversorgung in die Hand zu geben? 132,94€ für einen ganzen Monat, von einem Betrag, der insgesamt nur zwei Drittel des HartzIV-Satzes ausmacht? Immerhin, die wären dann gänzlich dafür da, wozu sie eigentlich bestimmt sind und nicht auch für Verwaltung und Logistik der Essenspakete. Aber dann holen wir stets die Keule des Missbrauchs heraus, diesen hässlichen Generalverdacht des individuellen Unvermögens,
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24 als ob die Flüchtlinge noch nie eine Münze in der Hand gehabt hätten, als ob sie daheim nie Verantwortung getragen hätten. Es stört uns nicht, dass wir dann eigentlich sämtliche staatlichen Transferleistungen, auch für Deutsche, mit der gleichen Unterstellung auf Sachleistungen umstel-
len müssten – als ob Missbrauch nicht die Ausnahme, sondern die Regel sei. Welches verächtliche, diskriminierende, von feindseligem Misstrauen geprägte Menschenbild offenbart diese Haltung? Und was sagt sie über uns selbst? Essen vom Amt: Teil des menschenun-
würdigen Systems, das Menschen demütigt, klein und krank macht. Essen vom Amt: teuer, unwürdig, unhaltbar. Es gehört abgeschafft. Wir bleiben dran! Eva Peteler
Für die Abschaffung der Essenspakete für Flüchtlinge und Asylbewerber •
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Essenspakete werden durch ein zentral organisiertes Bestellsystem zusammengestellt und bayernweit durch zwei Firmen verteilt; dadurch entstehen unnötige Transportkosten, Umweltbelastung (Anm: Die Waren für die bayer. GUs kommen aus Baden Württemberg) sowie unnötige Verwaltungskosten (z.B. durch die notwendige Bereitstellung und Verteilung vor Ort). Essensgutscheine hingegen können bei regionalen/ lokalen Anbietern eingelöst werden, bewirken somit eine Stärkung des heimischen Einzelhandels. Essenspakete berücksichtigen in der Regel nicht die Essensgewohnheiten der Empfänger, die aus verschiedensten Kulturkreisen kommen. Die Folge ist, dass Essenspakete abgeholt werden und ein Großteil der abgeholten Waren gar nicht gegessen wird; diese Waren werden dann einige Zeit in den Zimmern „gebunkert“ und irgendwann entsorgt. Abholung ist grundsätzlich Pflicht, dennoch holen viele Bewohner der GU die Essenspakete nicht ab. In Aschaffenburg waren dies an 7 Ausgabetagen 149, d.h. 21 pro Ausgabetag. Verordnete Essenspakete widersprechen den Grundsätzen von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung Das Verfahren der Essensverteilung ist Teil eines staatlichen Kontrollsystems: wer bei der Auslieferung der Pakete nicht anwesend ist, bekommt in den meisten Fällen kein Essen. Das verordnete Essen widerspricht den Grundsätzen einer gesunden Ernährung (zu wenig Obst und Gemüse, zu viel Zucker, zu wenig Ballaststoffe, zu viel Fleisch) Die Bestellzettel und die darauf genannten Produkte werden zum Teil von den Bewohnern gar nicht verstanden, zum Teil auch deshalb , weil dies ausschließlich in deutscher Sprache erfolgt Die Staatsregierung hat sich im Rahmen einer Schriftlichen Anfrage vom 30.8.11 geweigert, Angaben zum Wert eines Essenspakets zu machen. Des weiteren wurde auch die Frage nach den Gesamtkosten für die Bereitstellung der Essenspakete (einschl. Personalkosten, Verwaltung, Transportkosten) bisher nicht beantwortet. Fast alle Bundesländer haben inzwischen die Essenspakete abgeschafft, lediglich Bayern, Baden Württem-
berg und das Saarland bevorzugen vorwiegend noch das Sachleistungsprinzip. Durch meine aktuelle Schriftliche Anfrage vom 12.01.2012 kann man folgendes erkennen: 2010 beliefen sich die Kosten der Lebensmittellieferungen (Summe aus konkreten Lebensmitteln, Getränke + Kosten für die Lieferung der Waren ,Organisation einschl. Personalkosten) auf insgesamt 9,287 Mio. €; im Jahre 2010 gab es bayernweit 8920 Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte (GU); dies bedeutet pro Bewohner 1041 €; bei 104 Essenspaketen pro Jahr (2 pro Woche) sind dies 10 € pro Essenspaket .In diesen 10 € sind aber noch die Kosten für die Lieferung der Waren enthalten. Nach begründeten Schätzungen(wurde auch in der Anhörung am 23.4.2009 so genannt) muss man mindestens 2 € für die „anderen Kosten“ abziehen, so dass in Bayern ein Essenspaket max.7-8€ wert ist. Eigentlich stehen einem Asylbewerber aber für Essen im Monat 132,94 € zu; dies bedeutet ca. 14,70 € pro Essenspaket. Mit anderen Worten: Es müsste mehr Geld für die Essenspakete bereitgestellt werden. Eine bessere Alternative ist aber die Abschaffung der Essenspakete und Ersatz mindestens durch Gutscheine; dann entfallen auch die gesamten Beschaffungskosten (Fahrtkosten, Organisation, Personalkosten). Fazit: Jeder Asylbewerber müsste also für Essen pro Monat 132,94 € zumindest Form von Gutscheinen erhalten. Dies hätte nur Vorteile für alle, für unsere Bürger und auch für die Flüchtlinge und Asylbewerber: • Stärkung der lokalen/regionalen Wirtschaft • Abbau von Bürokratie • Reduktion der Umweltbelastung durch Warentransporte • Vermeidung von Verschwendung nicht gewollter Lebensmittel • Menschenwürde und Selbstbestimmung der Empfänger
Dr. H. J .Fahn (MdL, Freie Wähler)
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„Gelebtes Integrationsangebot beim SV Oberdürrbach“ in Zusammenarbeit mit dem „Lokalen Aktionsplan Würzburg“ (lap) und dem Programm „Integration durch Sport“ des Bayerischen Landes-Sportverbandes e.V. bietet der SV 1959 Oberdürrbach e.V. Asylbewerbern, die momentan in der Gemeinschaftsunterkunft in der Dürrbachau beheimatet sind, die Möglichkeit an, an zwei Vormittagen in der Woche in der Dürrbachtalhalle in Oberdürrbach unter fachkundiger Betreuung Fußball und Volleyball zu spielen. Dies soll nur der Auftakt sein zu einer längerfristigen Kooperation, die im nächsten Jahr erweitert werden soll auch auf andere Sportangebote, speziell auch für Frauen und Kinder. Ziel soll sein, auch durch gemeinschaftliche Aktivitäten mit deutschen Sportlern, diesen Menschen die Integration in unserem Land zu erleichtern und das gegenseitige Verständnis füreinander zu fördern. Auch soll dieses Projekt dazu beitragen, dass Vorurteile abgebaut werden und ein bereicherndes, multikulturelles Gemeinschaftsleben in Würzburg entsteht. Auch dank der Unterstützung mehrerer Firmen konnten wir den ca. 40 Teilnehmern, die vor allem aus dem Nahen Osten kommen, ein „Startpaket“ zur Verfügung stellen (Duschhandtusch, Duschdas, Faltsporttasche, Mineralwasser …). Da einige der Teilnehmer nicht einmal Sportschuhe oder Sporthosen hatten, haben wir allen Sportlern aus den Fördermitteln Hallensportschuhe und den Volleyballern Knieschoner zur Verfügung gestellt werden, was mit großer Dankbarkeit angenommen wurde – sehr verständlich, da diesen Menschen im Monat nur 40,- € Taschengeld zur Verfügung stehen. Mehrere Teilnehmer haben schon Interesse bekundet, die regulären Trainingsmöglichkeiten des SVO zu nutzen - zwei Volleyballer haben dies auch schon in Anspruch genommen - ein erster Schritt zu einer wirklichen Integration !
Michael Stöhr, 1. Vorsitzender SVO
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Dog or Part 8
The night is always followed by the dawn. Morning is coming and you will be born again into a new experience. You will find enthusiasm and love again. That would be my refugee advice to this refugee who recently hanged himself in Würzburg refugee camp. Not only him, as a refugee living in some refugee camp in Bayern, most of us have experienced the feeling of depression. Anxiety is intense and everything is so dark, the question is, is there a way out of this misery? Being refugees knocking at you door for support and friendship, is that the choice we have, coming here to die or live the rest of our life this way? The reality is, all people, each and every single man, woman and child on the face of the Earth, were born with the same unalienable rights to life, liberty and equality. However, people have lost these rights one way or another. For instance, one of the difficult life situations or tough times are when dictator governments are persecuting people and taking their rights. In this case, people are in great danger because of their governments, and if they flee in the hope of saving their life elsewhere, they again face very complicated problems on the way including torture, rape, kidnap, imprisonment and also an unwelcoming face by the locals where ever they knock on the doors. Finally reaching the host country as a refugee, hoping a new future is coming to begin, the negative experience continues in the first refugee arriving place. We are struggling with multiple barriers including the language barrier. That was what I experienced in my first refugee arriving place in Zirndorf. Can I ask you a question? Thanks! Which event you don’t forget the most in your life? The death of a beloved one, loss of
Human?
a job, serious illness or serious accident or what? In my case, as a refugee, I don’t forget two things so far. One, when this official in Zirndorf told me in the face: “I do not have the time and energy to talk to you and to respond your immediate questions right now because I want to save my time and energy to play with my dog” and secondly, when I heard the news that one refugee who came from Iran hanged himself in Würzburg refugee camp. As a refugee, that was a shocking news. I felt like a sense of uncertainty. Immediately, I was thinking of my life experience. I felt his problem much stronger than the local people, medias, refugee organizations, officials and politicians. I was not okay for three days, the death angels were moving around me. We heard in our place, he has been in the camp for seven months waiting for a decision in his asylum process. Well, in my case, I have been living in a refugee camp for nearly 3 years now without any decision, hope or perspective. Surprisingly speaking, there are a lot of refugees who live in different refugee camps especially in Bayern for years. The question is what kind of dying are you going to advice us in addition to hanging oneself? I am telling you the truth, we are already dead inside. Our body is already weak, our mind no more able to think of anything. For refugees, there is no difference between day and night, just waiting for the weekly food pick up, eating and sleeping, watching TV, that is all. No future, just watching out what is coming from the Bundesamt So just tell me, if you put yourself in my or this poor Würzburg guy’s place: How long could you bear an underdog life like this, with your mind imprisoned in
chains of despair and emotional numbing? How long do you think it takes to be attracted by thoughts of darkness finding no way out except... Abasi Kibwana
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Hund oder Mensch?
Teil 8
Auf die Finsternis der Nacht folgt stets Es ist Tatsache, dass alle Menschen ben von diesem iranischen Flüchtling, das Morgenrot. Der Morgen kommt auf der Erde, jeder Einzelne, ob Mann, der sich im Würzburger Flüchtlingslaund du wirst wiedergeboren in einen Frau oder Kind, mit denselben unver- ger erhängt hat. Das war für mich als Tag voller neuer Erfahrungen. Du wirst äußerlichen Rechten geboren wur- Flüchtling eine entsetzliche Neuigkeit. für dich Begeisterung und Liebe ent- den, Rechten auf Leben, Freiheit und Mir schwankte der Boden unter den Füdecken. Das wäre meine Ermutigung Gleichheit. Vielen Menschen sind die- ßen. Augenblicklich kamen mir Bilder gewesen für den Flüchtling, der sich se unabdingbaren Rechte auf die eine meines eigenen Lebens in den Sinn. Ich vor kurzem in der Würzburger Unter- oder andere Weise abhanden gekom- konnte mich in ihn viel besser einfühlen kunft erhängt hat. Er war nicht allein, men. Eine bedrohliche Lebenslage und als Einheimische, Medien, Flüchtlingsdie meisten von uns, die in einem der harte Zeiten müssen beispielsweise organisationen, Behördenangestellte bayerischen Flüchtlingslager wohnen, Diejenigen durchstehen, die von einem oder Politiker. Drei Tage habe ich mit kennen das Gefühl der Depression. Die diktatorischen Regime verfolgt und ih- mir und meinem Schicksal gerungen Ängste sind so übermächtig und alles rer Rechte beraubt werden. Wenn aber und spürte die Todesengel um mich ist so finster; die Frage drängt sich auf, solche Menschen angesichts der vita- herum. Wir haben im Lager mitbekomgibt es überhaupt einen Ausweg aus len Bedrohung durch ihre eigenen Re- men, dass der junge Mann sieben Modiesem Elend? Haben wir als Flüchtlin- gierungen fliehen, machen sie unter- nate in der Unterkunft gewesen sei und ge, die an eure Türen klopfen mit der wegs oftmals Schreckliches durch wie auf die Entscheidung in seinem AsylBitte um Unterstützung und Freund- Folter, Vergewaltigungen, Verschlep- verfahren gewartet habe. Was mich schaft, nur die Wahl, zu sterben oder pung, Inhaftierung und Feindseligkeit angeht, ich lebe nun fast drei Jahre in unser restliches Leben so zu verbrin- der Lokalbevölkerung, wo auch immer einem Flüchtlingslager, ohne Entscheigen? sie anklopfen. Schließlich als Flüchtling dung, Hoffnung oder Perspektive. Es am vermeintlich sicheren Ort ange- ist tatsächlich so, dass in verschiedekommen und voller Hoffnung auf ein nen Lagern mehr als genug Flüchtlinge neues Leben, setzen sich die negati- lange Jahre leben müssen, besonders ven Erfahrungen jedoch bereits in der in Bayern. Ich frage Sie, welche TodesErstaufnahmeeinrichtung fort. Viele art empfehlen Sie uns dann noch außer Hürden machen uns dann zu schaffen, Erhängen? Um ehrlich zu sein, tief in auch die Sprachbarriere. So war auch uns sind wir bereits tot. Unsere Körper meine Erfahrung im Erstaufnahmela- sind nur noch schwach und unser Verger für Flüchtlinge in Zirndorf. stand kann an nichts mehr denken. Für Darf ich Sie etwas fragen? Dankeschön! Flüchtlinge gibt es keinen Unterschied Welches Erlebnis werden Sie niemals zwischen Tag und Nacht, nur das Warmehr vergessen, solange Sie leben? ten auf die wöchentlichen EssenspaDen Tod eines geliebten Menschen, kete, essen, schlafen, fernsehen, das den Verlust Ihres Arbeitsplatzes, eine war‘s. Keine Zukunft, nur warten auf schlimme Krankheit, einen schweren Nachrichten vom Bundesamt. Unfall oder was? In meiner Lage als Sagen Sie mir also, wenn Sie sich in Flüchtling sind es zwei Ereignisse, die meine Lage versetzen oder in die des ich niemals vergessen werde. Zum Ei- armen Flüchtlings aus Würzburg: Wie nen , als mir dieser Behördenmitarbei- lange würden Sie das Leben eines Unter in Zirndorf ins Gesicht sagte: „Ich termenschen wie dieses ertragen, mit habe weder Zeit noch Energie, mit Ih- Ihrem Verstand in Ketten der Verzweifnen zu reden und Ihre Fragen gleich zu lung und Erstarrung? Wie lange, glaubeantworten, weil ich meine Zeit und ben Sie, braucht es, um von Gedanken Energie für das Spiel mit meinem Hund der Finsternis heimgesucht zu werden aufheben will.“ Und dann wird mir für ohne Ausweg außer... immer die Nachricht in Erinnerung bleiAbasi Kibwana
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Er sehnt sich nach Freiheit – als Mensch und Künstler Maneis Arbab und sein beeindruckender Kurzfilm haben uns allen viel zu sagen
Was Maneis Arbab in seiner Heimat Iran ein Berufsverbot eingebracht hat wurde nun im Central Programmkino in Würzburg gezeigt. Den animierten Kurzfilm „Iranian Instruments“ wollten so viele Besucher sehen, dass der Kinosaal fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Einleitende Worte wollte der Künstler nicht sprechen, die Zuschauer sollten den Film unvoreingenommen auf sich wirken lassen. Auf der Leinwand entstanden mit schwungvollen Strichen Bilder von Musikern, untermalt von orientalischen Klängen. Die Musiker spielten am Ende zusammen und bewegten sich zum Himmel. Die Zuschauer applaudierten und Maneis Arbab war sichtlich erfreut, denn in seiner Heimat er für seine Arbeit – er illustrierte auch Kinder- und Schulbücher – vor allem in den letzten Jahren vor seiner Ausreise 2009 vom Regime bedroht und verfolgt worden. Professor Ulrich Sinn, der im Mainfranken-Theater mitverantwortlich für das Stück „Die Schutzflehen-
den“ ist, sprach einige Worte zum Film und zum Thema Asyl. Mit Hilfe eines Dolmetschers erklärte Maneis Arbab, dass es sich bei den Musikern um Sufisten handelt, eine mystische Strömung des Islam, die im Iran verboten ist. Die Zuschauer stellten vor allem die Frage, warum man wegen solch schönen Bildern ein Berufsverbot bekommen kann – hier in Deutschland unvorstellbar. Weitere Wortmeldungen beschäftigten sich damit, wie man dem Künstler helfen könne. Unterschriftenlisten für seine Anerkennung als politisch Verfolgter wurden vorgeschlagen, denn Maneis Arbab kämpft immer noch darum, nicht in den Iran abgeschoben zu werden, wo ihm Haft oder sogar die Todesstrafe drohen. Außerdem wurde vorgeschlagen, eine Ausstellung zu veranstalten, bei der er seine Bilder und Karikaturen, die sich kritisch mit dem politischen System im Iran befassen, verkaufen könne. Der Künstler bedankte sich, betonte jedoch, für ihn als politisch verfolgten Menschen stünde die Freiheit , per-
sönliche und künstlerische Freiheit, an erster Stelle. Der große Traum von Maneis Arbab ist es, den Film, der momentan aus 16 Einzelzeichnungen besteht, auf 500 Bilder zu erweitern. Diese Version befasst sich ausschließlich mit einer Gruppe Menschen, die etwa ein Volk, zum Beispiel das iranische, symbolisieren, die durch ihre Melodien unsterblich werden. Er möchte jedoch noch andere Musikrichtungen und Charaktere einbringen, den Film internationaler machen, verschiedene Völker dadurch vereinen. Da sich sein Arbeitsbereich auf sein kleines Zimmer in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft beschränkt und auch die finanziellen Mittel knapp sind, hofft er auf Unterstützer, die ihm ermöglichen, seine große Vision eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen künstlerisch auszudrücken und einer internationalen Öffentlichkeit vorzustellen. Beate Spinrath
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Sufismus Sufismus bezeichnet die mystische Richtung des Islam. Sufis ist es nicht genug, mit den fünf Säulen und dem Befolgen der islamischen Gesetze die Hingabe an Gott zu erfüllen, sondern ihr Ziel ist es, das Ego zurückzulassen, sich mit Gott zu vereinigen, sich im göttlichen Prinzip aufzulösen und so die Wahrheit bereits in diesem Leben zu erfahren, nicht erst im Jenseits. Auf dem spirituellen Weg der Sufis oder auch Derwische spielen Musik, das meditative Tanzen im Kreis und das stundenlange Rezitieren des Gottesnamens eine wichtige Rolle. Seit dem 12. Jahrhundert sind die Sufis in Orden organisiert. Viele Sufis sind der Meinung, dass allen Religionen eine tiefe Wahrheit zugrunde liegt und diese verbindet. Für einige steht die Mystik, die der Sufismus lehrt, sogar über der Religion, also auch über dem Islam. Hilde Stübler-Vittmann
Die Meinung von Groß-Ayatolla Khamenei über den Sufismus: Frage: Darf man an Veranstalltungen und Sitzungen von Sufisten teilnehmen? Antwort: Es ist nicht erlaubt und ist besser für die, die an den Koran und an die Regeln des Islam glauben, sich von solchem Verhalten zu trennen und sich an die großen Mehrheit der Muslime anzuschliessen. http://kawar.mihanblog.com/ 2010
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Stadt der Gesichtslosen Sie sind viele. Doch fristen sie ein Schattendasein in Calais. Flüchtlinge aus ganz Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Asien stranden auf ihrem beschwerlichen Weg nach Großbritannien in der Stadt am Ärmelkanal.
Man sieht sie nur, wenn man weiß, dass sie da sind. Doch sie sind die Kehrseite unseres privilegierten Kontinents, die Kratzer im Bild des „in Vielfalt geeinten“ Europa. Junge Menschen aus Eritrea, Palästina, dem Iran oder dem Sudan, die auf der Suche nach einem besseren Leben alles riskieren. Das kleine Häufchen derer, die es ins Herz der „Festung Europa“ geschafft haben: geflüchtet vor den Diktatoren ihrer Heimatländer, Kriegen und Bürgerkriegen oder schlicht vor der Armut. Ohne Wasser oder Nahrung lange Tage durch die brennende Hitze der Sahara, über Grenzen und Zäune, via Boot über das Mittelmeer oder tagelang unter Lastwagen geklemmt. Sie sind sechzehn und wirken wie dreißig – junge Männer, die viel zu schnell altern mussten. Sie haben sich in verfallenen Industriebaracken eingenistet oder in sogenannten Jungle Camps – improvisierten Zeltlagern in den Dünen. Frauen und Kinder sieht man unter ihnen kaum, die Bedingungen in Calais sind für die meisten zu rau. Denn in der Vorzeigestadt mit Fährhafen und Eurotunnel wird viel Wert aufs Image gelegt. So ist in der Stadt dauerhaft eine Kompanie der Bereitschaftspolizei-Einheit CRS stationiert, deren Hauptaufgabe es ist, Menschen anderer Hautfarbe in den öffentlichen Anlagen auf gültige Papiere zu kontrollieren und Razzien an den bekannten Aufenthaltsorten der „Sans Papiers“ zu machen. Ein Aktivist erzählt, dass Poli-
zisten in letzter Zeit wiederholt Schlafplätze der „Africans“ durch Pfefferspray und Urin unbewohnbar gemacht hätten. Der Dritte-Welt-Slum mitten in Europa - Kein fließend Wasser, keine Toiletten, keine medizinische Versorgung. Die Fotogalerie konzentriert sich auf den „African Squat“, eine hauptsächlich von Sudanesen und Eriträern besetzte, verfallene Möbelfabrik und ihre Bewohner. Eine dritte Welt mitten in der ersten, Menschen in menschenunwürdigen Situationen, fragwürdige Polizeimethoden, aber auch stille Helfer. So kommen einige junge Aktivisten aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien, wann immer sie können, nach Calais, um die Flüchtlinge zu unterstützen und Polizeirazzien zu dokumentieren. Willkommen in Europa, im Land des Wohlstands und der Freiheit – für alle mit den richtigen Papieren. Der „African Squat“ und ein weiteres besetztes Gelände in Calais wurden Ende Juni 2011 von der CRS und der französischen Grenzpolizei PAF endgültig geräumt.
Chris Grodotzki ( ©Text und Fotos) © 2012 Kontext:Wochenzeitung ht tp:// w w w.kontex t wochenzeitung.de/no _ cache/ newsartikel/2011/07/stadt-der-gesichtslosen/?print=1
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Jeder Mensch trägt einen ungeheuren Reichtum in sich Eva Peteler vom Heimfocus-Magazin im Gespräch mit Burkhard Hose, Hochschulpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Würzburg sowie Mitglied des Ombudsrates gegen Rassismus und Diskriminierung bei der Stadt Würzburg. Heimfocus: Herr Hose, in der KHG hat sozialpolitisches Engagement eine lange Tradition. Eine der ältesten und größten Gruppen ist dort der Asyl-Arbeitskreis. Er begleitet und unterstützt Flüchtlinge in ihrer schwierigen Lage. Die Hoffnungen der Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) sind groß. Sie brauchen Unterstützung in vielerlei Hinsicht. Was kann denn eine Studentengemeinde da überhaupt leisten? Burkhard Hose: Die größtmögliche Unterstützung, die wir hier geben können, ist es, junge Menschen zu fördern, die sich persönlich in der GU gut überlegt, sinnvoll und reflektiert engagieren wollen, z.B. in der Teestube, beim Frauenfrühstück oder in Patenschaften. Wir schaffen dazu den Rahmen und stellen die Begleitung für dieses Engagement. Mit Kollekten in unseren Gottesdiensten versuchen wir, Projekte zu unterstützen. Medizinstudenten haben auch die Möglichkeit, sich mit ihrer Fachkompetenz in der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge einzubringen und so auch ihren Horizont zu erweitern. Für viele von ihnen wird es auch für ihren weiteren Berufsweg von Bedeu-
tung sein. Für mich ist es auch wichtig, dass Studierende lernen, sich politisch zu positionieren, nach Einflussmöglichkeiten zu schauen, damit sich die Verhältnisse grundlegend verbessern. Dazu gehört auch die Mitarbeit des Asyl-AK in der Projektgruppe Asyl.
ihre Situation so ist und was an deren Ursachen verändert werden muss.
Heimfocus: Was sagen die biblischen Erzählungen zu Flucht und Asyl? Ist die Bibel, ist Christsein nicht auch politisch? Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Widerstand Heimfocus: gegen Unrecht: Sind dies nicht klare Wir denken meist an humanitäre Un- und unmissverständliche Maßstäbe terstützung, wenn unsere Hilfe gefor- für christliches Handeln, insbesondedert ist; Spenden sind in der Regel der re auch im Blick auf Flüchtlinge und Reflex, mit dem wir auf Elend und Not Schutzsuchende? reagieren. Das ist in akuten Notlagen geboten, aber genügt es? Kann Wohl- Burkhard Hose: tätigkeit nicht auch kontraproduktiv In meinem biblischen Verständnis sein für notwendige strukturelle und gibt es nur ein optionales Verhalten politische Veränderungen, für Schritte als Christ: Ich muss mich entscheiden, zu mehr Gerechtigkeit? auf welcher Seite ich stehe. Das heißt nicht, dass ich nicht nach Dialog und Burkhard Hose: Verständigung suche. Die Bibel spricht Es braucht beides: Es gibt berechtig- in ihren Erzählungen, die ja im Grunde te akute Hilfestellungen. Sicherlich Beschreibungen von Erfahrungen des besteht aber auch die Gefahr, dass Menschen mit Gott sind, immer von wir ein System stabilisieren, welches einem Gott, der auf einer Seite steht. wir eigentlich verändern wollen, wenn Gott ergreift Partei. Die Grunderfahwir allzu bereitwillig die Lückenbüßer- rung des Volkes Israel war über weite Rolle übernehmen. Der Schwerpunkt Strecken hinweg, im Exil gewesen zu liegt für mich darin: Es muss sich etwas sein; das war theologisch auch die krean der Politik in unserem Land ändern. ativste Phase des Volkes Israel, nicht So sind Flüchtlinge beispielsweise in die in der Heimat. An diese Urerfahder Politik wie auch in der öffentlichen rung, "wir waren fern unserer Heimat", Meinung von vorn herein belegt mit knüpft die ganze Theologie des Volkes dem Pauschalverdacht, sie kämen aus Israel an, bis hinein ins Neue TestaUnrecht zu uns und es ginge in erster ment. Linie darum, dies aufzudecken und sie Die zweite Erfahrung ist die prophetiin ihre Herkunftsländer zurück zu füh- sche Linie: Die Propheten treten in der ren. Um ein Bild zu bemühen: Ich halte hebräischen Bibel immer dann in Ernichts davon, Suppe an Arme auszu- scheinung, wenn irgendwas faul ist im teilen, ohne danach zu fragen, warum Staate, wenn zum Beispiel eine Fröm-
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04 / 2012 migkeit gelebt wird auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit, wenn sich Herrschende bereichern auf Kosten einer großen armen Schicht im Lande ; die Propheten treten auf und kritisieren Könige. Sie haben eine ganz wichtige Funktion in der Geschichte Israels. In der neutestamentlichen Tradition ist für mich wichtig, was Jesus von Nazareth ausgelöst hat in seiner Art, wie er auf Menschen zugegangen ist, auf wen er zugegangen ist. Das waren Menschen, die sozial nicht angesehen waren, das war nicht die Oberschicht, sondern Zöllner, Sünder, Dirnen. Denen hat er einen besonderen Platz gegeben. Das muss auch heute unsere Perspektive als Christen sein, wenn wir heute in die Gesellschaft schauen: Wo sind die Menschen, die wir in den Blick nehmen müssen. Dazu gehören auch die Menschen, die Flüchtlinge sind und die hier in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht den letzten Platz einnehmen. Das hat für mich nichts zu tun mit einer herablassenden Barmherzigkeit. In der neutestamentlichen Tradition, so beispielsweise im Galaterbrief (Gal 3, 28,"... denn wir alle sind Einer in Christus") geht es im Grunde um eine Statusgleichheit. Da sind wir als Christen noch sehr am Kämpfen, dies umzusetzen. Das bedeutet ja, Menschen, die in einer benachteiligten Situation sind, nicht von oben herab anzuschauen, sondern als Ebenbürtige. Ich muss begreifen: Ich kann von dir etwas Wertvolles bekommen, was ich selbst nicht habe und umgekehrt. Heimfocus: Die Würde des Menschen ist unantastbar, das ist Fundament unseres Grundgesetzes und vieler Deklarationen. Wie ist diese Würde des Einzelnen biblisch begründet? Und was bedeutet das konkret? Wie passt das zur brutalen Abwehr der Flüchtlinge, zur Beschneidung ihres Menschenrechts auf Asyl und zu ihren entwürdigenden Lebensbedingungen vor Ort? Wie zur Missachtung ihrer individuellen Persönlichkeiten und zur Verschwendung ihres Potenzials und ihrer Begabungen? Burkhard Hose: Für mich ist eine wesentliche Begründung dieser Würde gegeben im ersten Schöpfungshymnus in Gene-
unsere Asylgesetzgebung heute zu richten, wie Menschen vor dem Recht hier behandelt werden. Da gibt es einfach ganz offensichtlich verschiedene Klassen. Das Gesagte ist für mich eine theologische Begründung, dass das so nicht sein darf und dass man dagegen angehen muss. In dieser GottEbenbildlichkeit des Menschen liegt natürlich auch mit begründet, dass jeder Mensch etwas Göttliches in sich trägt, was er auch zur Entfaltung bringen darf. Wenn Menschen durch Lebensumstände daran gehindert werden, dann wird auch etwas von diesem Göttlichem in ihnen letztlich beschnitten.
sis 1, in dem es heißt, Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, als Sein Bild schuf Er sie. Nicht als Ebenbild, sondern in der hebräischen Bibel ausdrücklich als Bild Gottes: Das ist von der Schöpfungstheologie her die Begründung der einmaligen Würde, die jeder Mensch hat, und das ohne Unterschied. Die Würde ist dem Menschen von seiner Natur her mitgegeben, die hat ein Mensch und niemand kann sie ihm nehmen oder streitig machen. Es geht darum, dass er diese Würde leben kann. Das wird in der Bibel oft sehr konkret ausgestaltet: Weite Teile der hebräischen Bibel sind ja eigentlich Sozialgesetzgebung. Da hat man den Zusammenhang erkannt: Wenn das Zusammenleben von Menschen geregelt verläuft, so dass alle gut leben können, dann hat das etwas mit Gott zu tun, dann ist das eine zutiefst religiöse Frage. Da wird nicht getrennt zwischen Politik und Religion, sondern das gehört zusammen, bis dahin, dass man in Israel gesagt hat: Wenn es funktionierende Gerichte gibt, ein gerechtes Rechtssystem, dann ist das ein Anzeichen für die Anwesenheit Gottes. Wenn es nicht gegeben ist, dass alle Menschen gleich behandelt werden, dann - und das wurde ganz konkret formuliert - dann ist Gott abwesend. Da muss ich nicht lange überlegen, um kritische Anfragen auch an
Heimfocus: In jeder Stellungnahme behauptet die für die Lebensbedingungen der Flüchtlinge verantwortliche bayerische Landespolitik, die jahrelange Unterbringung in Lagern, Essenspakete, Residenzpflicht usw. verstießen allesamt nicht gegen die Würde des Menschen. Wie ist Ihr Standpunkt dazu? Burkhard Hose: Mit dem Bild, das ich von der Würde des Menschen habe, ist das System schon in seinem grundlegenden Ansatz nicht vereinbar. So auch die Unterstellung, dass diejenigen, die hierher kommen, es zu Unrecht tun; dass man den Menschen nicht in seiner grundlegenden Geschichte, nicht in seiner Not ernst nimmt, mit der er hierher kommt. Die Unterbringung in einem Lager mit allem, was dies bedeutet, mit der beschnittenen Mobilität, damit, dass man es nicht gestattet, sich der eigenen Kultur entsprechend zu ernähren, das sind ja alles Verletzungen dieser Würde. Natürlich ist der Begriff "Würde" sehr weit, aber ich glaube, ihre Verletzung setzt sich zusammen aus vielen kleinen Nadelstichen. Da ist dann die Ausgabe von Essenspaketen für sich vielleicht noch nicht die große Verletzung der Menschenwürde, aber es ist ein Beitrag dazu, dass jemand nicht so leben kann, seiner Persönlichkeit und wie es seiner Würde entspricht. Da kommt vieles zusammen, was sich dann in der Summe gegen die Würde der Menschen richtet. Und für mich gehört zur Würde auf jeden Fall dazu, dass jemand gesund
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34 sein darf. Ich glaube, das ist das Grundlegendste. Ich finde es sehr besorgniserregend, was wir immer und immer wieder hören, dass die Art und Weise, wie die Menschen in den Lagern untergebracht sind, krank macht. Das ist eigentlich das grundlegendste Recht, das der Mensch hat - die körperliche Unversehrtheit. Die Weichen, ob ein Mensch würdig behandelt wird oder nicht, werden ganz klar politisch in München gestellt. Ich möchte niemandem, der eine Unterkunft leitet, unterstellen, dass er von sich aus etwas gegen die Menschenwürde tut, das ist eine politische Grundentscheidung und die Verantwortung dafür liegt bei denen, die die Asylgesetzgebung ausgestalten. Heimfocus: Gerade in Bayern, aber eigentlich überall in Deutschland, hätten die großen Kirchen genug Einfluss und Gewicht, um sich in biblischer Tradition öffentlich und entschieden für einen Wandel in der Asylpolitik einzusetzen. Stellen sie sich dieser Verantwortung? Burkhard Hose: Ich habe den Eindruck, dass hier Einiges in Bewegung gekommen ist. Das Thema ist jetzt sehr präsent, und es ist wohl auch angekommen, dass es ein Thema ist, das uns als Kirchen, als Christen, sehr wohl betrifft, zu dem wir nicht schweigen können. Es mag sein, dass bisweilen noch die Diplomatie auf Kosten der Deutlichkeit geht, aber es gilt manchmal abzuwägen, was der Sache, dem Vorankommen dient, damit man sich nicht selbst aus der Diskussion abhängt. Ich habe durchaus Hoffnung, dass da etwas gerade in Gang gekommen ist. Dazu gehört für mich auch das Interview, das der Bischof nach dem Suizid von Mohammad in der hiesigen Gemeinschaftsunterkunft gegeben hat. Hier weicht er für mich gerade in seinen Forderungen, z.B. nach dem Erwerb von Sprachkenntnissen, deutlich ab von dem, was die Linie der Staatsregierung ist, wo nämlich der Zugang zu Deutschkenntnissen als nicht erwünschte Integrationsmaßnahme gewertet wird. Dessen ist sich der Bischof auch bewusst. Insofern habe ich Hoffnung.
keit für mich, als Kirche Einfluss zu nehmen, ist und muss es auch bleiben, Kirchenasyl zu gewähren. Nicht, weil wir da etwas gegen die Behörden unternehmen wollen, sondern weil wir damit dem Grundanliegen des Asylrechts eigentlich zur Geltung verhelfen wollen. Dort, wo wir sehen, da gewährt der Staat nicht den Schutz, den er eigentlich gewähren müsste, da treten wir dann als Christen und als Kirchen bewusst ein. Heimfocus: Fremdenangst, Diskriminierung und Rassismus in allen Schattierungen sind hier Realität, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Was sind Ihre Erfahrungen als Mitglied des Ombudsrates gegen Rassismus und Diskriminierung? Burkhard Hose: Meine Erfahrung ist, dass es tatsächlich noch viel mehr Fremdenangst und Rassismus in unserer Gesellschaft gibt, als wir öffentlich wahrnehmen. Das zeigt sich auch darin, dass der Ombudsrat zunehmend angefragt wird, dass immer mehr Fälle von im Alltag erlebter Diskriminierung an uns herangetragen werden. Wir sehen uns vor allem dann gerufen, wenn Menschen solche Erfahrungen in Zusammenhang mit Behörden machen, mit Einrichtungen, in Diskotheken usw. Da gibt es in der Tat genug Vorfälle. Wir stehen erst einmal als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir nehmen die Beschwerden ernst und dokumentieren sie. Dann versuchen wir zunächst, mit der Stelle Kontakt aufzunehmen, wo sich die Menschen diskriminiert gefühlt haben, zu klären, was da vorgefallen ist, ins Gespräch zu kommen. Wenn uns trotz aller Versuche eine Klärung nicht gelingt, steht ganz am Ende unserer Handlungsmöglichkeiten auch die Öffentlichkeit.
land von sich reden gemacht hat. Wir haben uns die herausragende Arbeit dort angeschaut und hier darüber berichtet. So hatten wir ein Gespräch mit dem Würzburger Oberbürgermeister, der dafür ja sehr offen ist. Demnächst treffen wir uns mit den Verantwortlichen der hiesigen Ausländerbehörde und erhoffen uns, dass auch hier etwas von dem, was uns in Kassel beeindruckt hat, umgesetzt wird. Es geht also auch und vor allem um einen positiv motivierenden Schub. Seit letztem Jahr gibt es den sog. Lokalen Aktionsplan auch hier in Würzburg, ein Unterstützungsprogramm des Familienministeriums. Dieses unterstützt lokale Initiativen, die sich vor Ort engagieren, Menschen verschiedener Kulturen zusammen zu bringen und damit präventiv der Fremdenfeindlichkeit , die häufig in sehr großer Unkenntnis begründet ist, entgegen zu wirken. Heimfocus: Ausgehend von Ihren persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit den Menschen in und aus der Gemeinschaftsunterkunft: Was berührt Sie persönlich am meisten?
Burkhard Hose: Was mich immer wieder berührt, zum Beispiel auch von den Abenden her, die wir gemeinsam hier in der KHG hatten wie Afghanistan-Abend oder Äthiopien-Abend, ist, wie viel Reichtum jeder Mensch, egal, woher er kommt, in sich trägt.Was mich dann wirklich schmerzt, ist, wenn diese Menschen in unserer Gesellschaft nur defizitär gesehen werden oder gar als Belastung. Für mich tun sich in diesen Begegnungen immer neue Horizonte auf, wenn ich jemanden kennenlerne aus einem anderen Land, mit einer anderen Geschichte. Selbst wenn das eine leidvolle, schmerzliche Geschichte ist, ist es etwas, das bei mir etwas Was Behörden angeht, haben wir es weitet. Diese Begegnungen berühren uns zur Devise gemacht, wir arbeiten mich am meisten und auch die Übernicht gegen Behörden, sondern wir zeugung, dass jeder Mensch, gleich gehen davon aus, dass die Verant- wie schwierig seine persönliche Situwortlichen selbst daran interessiert ation auch ist, Reichtum, ungeheuren sind, ihre Arbeit zu optimieren. So sind Reichtum in sich trägt. wir im Dezember auch nach Kassel gefahren und haben die dortige Auslän- Herr Hose, die Heimfocus-Redaktion derbehörde besucht, die als eine gut dankt Ihnen herzlich für dieses GeDie Ultima Ratio, die letzte Möglich- funktionierende Behörde in Deutsch- spräch.
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„Traum vom Leben“ geht weiter! Flüchtlingstheatergruppe offen für neue Mitglieder
Durch den Erfolg des Stücks „Traum vom Leben“ zählt die Flüchtlingstheatergruppe zu den bekanntesten Initiativen der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft. Jenes Stück, produziert im Frühsommer 2011 in Kooperation mit dem Mainfranken Theater Würzburg, entstand aus zahlreichen vertrauensvollen Gesprächen mit Flüchtlingen und kontrastierte deren Erinnerungen an die Kindheit mit traumatischen Erlebnissen von Krieg, Folter, Flucht und Vertreibung. Dabei setzte die Inszenierung ganz auf die Authentizität der Laiendarsteller aus Äthiopien, Afghanistan, dem Iran und dem Irak. Kein Bühnen-, kein Kostümbild waren notwendig, kaum Requisiten. Im Mittelpunkt stand rein der Mensch. „Das, was auf der improvisierten Bühne präsentiert wird“, schrieb der Bayerische Rundfunk, „geht direkt ins Herz“. Nun wird ein weiteres größeres Stück vorbereitet, das den eingeschlagenen Weg fortsetzen soll. Das neue Projekt möchte dort ansetzen, wo „Traum vom Leben“ schloss: an den Grenzen Europas. Die Flüchtlingstheatergruppe, die für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft offen steht, möchte auch hier kulturelle Brücken schlagen von Mensch von Mensch, ein Podium bilden für die berührende Darstellung eigener Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste und so zum Forum für Debatten werden. Das Projekt wird künstlerisch geleitet von der Regisseurin Barbara Duss und dem Dramaturgen und Autor Alexander Jansen. Der regelmäßige Theatertreff findet jeweils samstags im Caritasgebäude der Gemeinschaftsunterkunft statt (Beginn: 17:30 Uhr). Kommende Auftritte der Flüchtlingstheatergruppe (Auswahl): Freitag, 4. und Samstag, 5. Mai 2012 „Traum vom Leben“ Aufführung und Workshop im Rahmen der „Welt-Uni 2012“ unter dem Thema
Würzburg, BBK-Galerie im Kulturspeicher Die Flüchtlingstheatergruppe wird unterstützt von dem Asylkreis der KHG Würzburg, dem Verein Vivovolo sowie dem Freundeskreis für ausländische Montag, 14. Mai 2012, 20 Uhr Flüchtlinge im Regierungsbezirk Un„Traum vom Leben“ Stadttheater Aschaffenburg, Studio- terfranken e.V. bühne Weitere Informationen und Kontakt: babaduss@yahoo.fr Sonntag, 20. Mai 2012, 16 Uhr alexander.jansen@rocketmail.com „Märchen der Völker“ „Land in Sicht? Migration und Flucht. Hintergründe, Chancen und Herausforderungen“ Nürnberg, Caritas-Pirckheimer-Haus
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Gesetze gegen Menschenrechte und Demokratie Kennen Sie ein Land, in dem es den Bürgern nicht gestattet ist, in Gruppen, auch einfach zusammen mit ein paar Freunden, auf der Straße zu laufen oder sich in einem Café oder Restaurant zu treffen? In meiner Heimat Äthiopien ist es so. Was geschieht dann mit einer Gesellschaft, in der Gastfreundschaft und Geselligkeit traditionell ein tragender Teil des Lebens sind? Wie ungezwungen und offen können Menschen noch einander begegnen und miteinander umgehen, wenn überall Beobachter und Spitzel vermutet werden müssen, um das Versammlungsverbot zu überwachen? Wer kann noch wem trauen? Wie schleichendes Gift zersetzt dann Misstrauen und Distanz die Gemeinschaft, traditionelle Strukturen und natürlich auch jedes gesellschaftliche und politische Engagement. Die Welt, insbesondere die westliche Welt, scheint noch immer nicht sehen und begreifen zu wollen, dass in Äthiopien nicht einmal die Wahlen demokratisch sind, geschweige denn die politische und gesellschaftliche Struktur des Landes. Unter dem Deckmäntelchen der Demokratie verschlechtert sich die Lage der Menschenrechte in Äthiopien dramatisch, besonders seit den heftigen und blutigen Unruhen nach der umstrittenen Wahl von 2005. Eine Reihe restriktiver Gesetze wurde beschlossen, die darauf abzielen, die letzten Reste von Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit endgültig zu eliminieren: Das Anti-Terror-Gesetz ermächtigt
das Regime zu drastischer Verfolgung praktisch eines jeden, ob Individuum oder Organisation, die sich in irgendeiner Weise kritisch äußern. Das Regime wendet dieses Gesetz insbesondere gegen Journalisten und kritische Oppositionelle an. So hat der autokratisch herrschende Premierminister Meles Zenawi kurzerhand auch die gesamte äthiopische Opposition unter den Generalverdacht der Teilnahme an terroristischen Aktivitäten gestellt. Eine systematische Verfolgung und Anwendung von Gewalt und Folter gegen Kritiker des Regimes ist von Amnesty International, Human Rights Watch sowie vom Anti-Folter-Kommitee der Vereinten Nationen dokumentiert, beispielsweise gewaltsames Einspritzen von HIV-Material, Genitalverstümmelungen und wochenlange Isolationshaft in völliger Finsternis. Die umfassende repressive Anti-Terror- Gesetzgebung führt zu drastischer Einschränkung der Grundrechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit und natürlich besonders der Pressefreiheit. Massive Zensur und Verfolgung durch die Staatssicherheit trifft, wie gesagt, infolge der neuen Anti-Terror-, NRO- (Nicht-RegierungsOrganisationen) und Mediengesetze von 2008-2010 neben Oppositionspolitikern und Menschenrechtsaktivisten mit aller Härte vor allem unabhängige Journalisten. Wie auf www.nazret.com berichtet wird, stellt Frank La Rue, Sonderbeauftragter für das Recht auf Meinungsfreiheit, fest:“Journalisten gebührt die
Schlüsselrolle, Beamte und Behörden zur Rechenschaft zu ziehen, indem sie die Hintergründe von Menschenrechtsverletzungen aufdecken und die Bürger darüber aufklären.“ Und er fügt hinzu: „Die Journalisten dürfen nicht kriminalisiert und verfolgt oder gar brutal bestraft werden für ihre legitime Arbeit.“ Alleine in den letzten Monaten sind jedoch mehr als 100 Mitglieder der Opposition und sechs Journalisten festgenommen worden für die Ausübung ihres Menschenrechts auf Meinungsund Pressefreiheit, unter ihnen der international renommierte und bereits mehrfach inhaftierte und gefolterte Journalist Eskinder Nega:
Gerade vor wenigen Tagen wurden drei Journalisten und zwei Oppositionspolitiker zu Freiheitsstrafen von 14 Jahren bis Lebenslänglich verurteilt auf Grundlage der sogenannten „AntiTerror-Gesetze“. Bereits im Dezember 2011 wurden zwei schwedische Journalisten zu Gefängnisstrafen von 11 Jahren verurteilt, wie der Hohe Kommissar für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen berichtet. Weitere 24 Inhaftierte erwarten in Kürze ihren Prozess, allesamt beschuldigt eines Vergehens
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04 / 2012 gegen das Anti-Terror-Gesetz; Etlichen von ihnen droht die Todesstrafe. Laut der Organisation “Reporter ohne Grenzen” nimmt Äthiopien unter den afrikanischen Ländern in der Zahl der inhaftierten Journalisten den Spitzenplatz ein. Ferner hat Äthiopien weltweit eine der höchsten Zahlen von Journalisten im Exil. Die sogenannten „Anti-Terror-Gesetze“ sind offensichtlich der Todesstoß für jegliche demokratischen Bestrebungen in Äthiopien. Sie werden beliebig und willkürlich instrumentalisiert gegen die Grundrechte der Menschen, gegen legitime freie Meinungsäußerung und Berichterstattung, gegen Kritik oder Opposition. Die deutsche Bundesregierung bezeichnet dies in ihrem neuesten Bericht zur Menschenrechtspolitik als “Teil einer umfassenden politischen Strategie” der in Äthiopien herrschenden EPRDF-Partei zur Durchsetzung staatlicher Autorität und Kontrolle weit über den Rechten der Einzelnen.
Das Regime hat neben einem dichten Netz von Spitzeln und Denunzianten ein System der Unterdrückung und Gleichschaltung aufgebaut: Die junge Generation wird beim Schul- oder Studienabschluss massiv zu einem Beitritt zur herrschenden Partei gedrängt unter Androhung von Sanktionsmaßnahmen, die für den weiteren Lebens- und Berufsweg entscheidend sein können. Die zumeist bitterarme Landbevölkerung ist in der Zuteilung von Ackerland, Saatgut und Dünger, aber auch von Getreide und Lebensmitteln der ausländischen Hilfslieferungen, völlig abhängig von der Willkür der örtlichen Parteikader. Auch hier entscheidet die Kollaboration mit oder die Mitgliedschaft in der herrschenden EPRDF-Partei. Das Land gehört der Regierung, nicht dem Volk, und wird so zu einem starken Druckmittel. Von den besten Böden werden die armen Bauern im großen Stil vertrieben, um riesige Landstriche an mächtige Investoren aus dem Ausland
zu verpachten oder zu verkaufen. Diese Tragödie und Vernichtung der Lebensgrundlage tausender armer Bauern und ihrer Familien findet in internationalen Medien und Politik kaum Beachtung. Äthiopien ist ein wunderbares Land mit einer uralten Kultur, beeindruckender Schönheit der Landschaften und freundlichen Menschen. Ich trauere um dieses Land, das so viele seiner Kinder verliert, die ohne Grundrechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit und ohne Perspektive keinen anderen Ausweg sehen als Flucht in die Fremde. Hunderttausende äthiopischer Flüchtlinge leben außer Landes, jeder von ihnen verlorenes Potenzial für dessen Zukunft. Als einer von ihnen erhoffe ich mir für meine Heimat einen Wandel hin zu Frieden, Freiheit und Respektierung der Menschenrechte. Addis Mulugeta
Long distance to run away from home The distance between Ethiopia and Germany is thousands of kilometres. As a refugee here in Germany, it is completely a new world for me. Its culture, way of living, language, religion, infrastructure and politics etc. are different from my country, Ethiopia. Now, it is widely believed that education plays an indispensable role for the betterment of the society and the development of its democratization process. In this case, in the history of my country, students have been playing a pivotal role in Ethiopian politics. However, in Ethiopia intellectuals who are believed to play a great role are deprived of Human Rights. Many scholars have very limited freedom of speech and press and biased access for farther education. They are often excluded from participation of elections. In addition to that, they are restricted to support and to organize a new independent political party. When we are talking about the contribution of intellectuals to Ethiopian
politics, for instance, many university and high school students and academicians had played a great role to overcome the era of King Haile Sellassie in 1966. The same is true in the time of Dictator Mengestu Haile Mariam regime; many students have been killed in the 1970s. On the other hand, even during the current regime, the roles of students are remarkable. In this case, graduated students like me who refused to be member of the current regime party are restricted from job and forced to flee their family, job and country. As a university graduated student, I also was very active in demonstrations against the government. At the moment, the Human rights situation of my country is very poor. In fear of torturing and prison, many university students, scholars, prominent politicians, famous activists and many journalists are already in exile. Some of them are kept in inhuman situations in prison. Torture and ill-treatment are being used by Ethiopia’s police, military, and other members of the security
forces. According to the US department of state, as of 2006, there are more Ethiopia-trained doctors living in Chicago than in the entire country of Ethiopia. In this case, a lot of Ethiopian intellectual people are also coming to Germany as a refugee. Even in the camp where I live at the moment, there are many Ethiopian refugees. Bad and poor governance, the absence of fairness and justice, undemocratic and corrupted leadership and unequal distribution of wealth are the main reasons why Ethiopia is still facing serious problems and the society is deprived of human and natural rights. In addition to the bad dictator government in our country, Ethiopia is one of the oldest civilizations in the world with rich history and culture of 3000 years. It is the only African nation and one of very few countries in the world at all which has its own calendar, alphabet and numerals. Abay Kiros
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Melodie der Integration “eigentlich” ein leichtes Spiel
Kulturellen Reichtum schätzen und teilen ist ein Gewinn für alle.
(v.l.n.r.): Salah Eddin Maraqa, Netsanet Mulugeta, Muchtar Al Ghusain, Navid Zabihi
Netsanet Mulugeta, Asylbewerberin aus der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft, zeigt stellvertretend für so viele Flüchtlinge: Integration geht leichter als gedacht, wenn man bereit ist, aufeinander zuzugehen und einander in seinem persönlichen Reichtum und Potenzial zu schätzen: Sie gehörte zu den Künstlern, mit denen Muchtar Al Ghusain, Musiker und Kultur-Sportund Schulreferent der Stadt Würzburg, sein innovatives musikalisches Experiment “Eigentlich nichts” am 18.Februar 2012 im Würzburger Spitäle aufführte. “Eigentlich nichts” war “eigentlich” sehr viel: das anspruchsvolle, von Virtuosität der internationalen Musiker und von ihrem sichtbaren Vergnügen an gemeinsamem Musizieren und Ausprobieren getragene Konzert wurde vom Publikum begeistert gefeiert. “Tradi-
tionelle Konzertrituale aufzubrechen, um so auch neue Sichtweisen und neue Formen der Begegnung zu etablieren“, so Herr Al Ghusain, „war zunächst ein Experiment, weil sich die Beteiligten vorher nicht kannten. Ihre spontane Offenheit und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, waren für mich umwerfend und beglückend.“ Für Netsanet Mulugeta, als Flüchtling in einem Lager lebend, war dieser Abend ein unvergessliche Erfahrung. In ihrer Heimatstadt Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien, absolovierte sie an der Yared Musikhochschule der Universität ihr Studium im Fach Violine. Danach arbeitete sie als Musiklehrerin in verschiedenen Privatschulen der Stadt und zeigte, gemeinsam mit anderen Musikern, ihr Können in verschiedenen internationalen Hotels der Metropole.
Zunehmend empfand sie die politische Situation in ihrer Heimat als unannehmbar: Die Demokratie in Äthiopien, so Netsanet Mulugeta, existiere nur in der Theorie. Das Land wird seit mehr als 22 Jahren mit eiserner Hand nur von einer einzigen Partei regiert; Journalisten werden verfolgt und ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen, Oppositionelle werden gefoltert und inhaftiert. Als Netsanet auf Grund ihrer politischen Aktivitäten und regimekritischer Äußerungen ihr Lebensziel, eine Spitzenmusikerin zu werden, verwehrt wurde, sah sie sich gezwungen, ihre Heimat, Familie und Freunde zu verlassen. Schließlich landete sie als politischer Flüchtling und Asylbewerberin in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft, wo sie seit nun mehr als zwei Jahren auf
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den Ausgang ihres Asylverfahrens warhervorragenden Tonbakspiel (persiche tet. “ Diese lange Zeit hatte ich weder Handtrommel) und natürlich die virtuHoffnung noch Perspektive für mich ose musikalische Vielfalt des Initiators gesehen; es war mir unmöglich, meiner Muchtar Al Ghusain mit Klavier, FlöLeidenschaft für die Musik und meinem te, Gitarre und Gesang. Zum Gelingen Beruf nachzugehen”, so fasst sie ihre dieses ganz besonderen künstlerischen bedrückende Sitaution zusammen. “In Experiments haben auch der MusikwisÄthiopien hatte ich als Musikerin viele senschaftler und Komponist Siavash Kontakte, aber als Flüchtling ist es hier Beizai aus dem Iran sowie mit der kusehr schwer. Zum Glück bin ich im Lager linarischen Abrundung Michael Schlirf einigen Menschen begegnet, die mein beigetragen. Leben verändert haben. Ich danke Eva Addis Mulugeta Peteler, Alexander Jansen, Muchtar Al Ghusain, meiner Deutschlehrin Carolin Seitz und der Familie Günthert mit ihrem Freundeskreis. Manche Augenblicke werde ich niemals vergessen, so auch den Tag , als mir Herr Al Ghusain privat eine Leihgeige besorgt hat. Ich stand da beim Geigenbauer und konnte Muchtar Al Ghusain es nicht fassen. Da habe ich geweint.” genauso begeistert angenommen wie “Im Lager zu leben und Geige zu üben, die virtuosen Darbietungen von Midas passt eigentlich gar nicht zusam- chael Ehlers auf der E-Gitarre, Salah men. Tag und Nacht auf engstem Eddin Maraqa aus Jordanien auf seiRaum mit so vielen anderen Flücht- nem Quanun, einer arabische Zither, lingen zu leben, auch in dem eigenen Navid Zabihi aus dem Iran mit seinem kleinen Zimmer zu zweit, ist eine große Hürde für das erforderliche intensive Üben”, beschreibt Netsanet die für Einheimische völlig ungeahnten Herausforderungen. “Wenn ich üben will, sehen andere gerade fern oder Kinder im hellhörigen Nachbarzimmer schlafen usw. Zum Glück unterstützt und fördert mich Frau Christine Gaillard als Musiklehrerin sehr.“ Wie viele andere Flüchtlinge bringt Netsanet den ganzen Reichtum ihrer Kultur, viel Wissen und Können mit und leidet an der Perspektivlosigkeit des Lagerlebens. “Manchmal braucht es nur wenig, um Hölle in Himmel zu Netsanet Mulugeta Salah Eddin Maraqa, Muchtar Al Ghusain, verwandeln”, so Netsanet unter TräNavid Zabihi nen, als sie ihre Leihgeige zum ersten Mal im Arm gehalten hat. “Manchmal Wichtig ist mir, den Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. braucht es einfach nur jemanden, der Ausgangspunkt ist, dass jeder einzelne Flüchtling eigene Fähigkeiten, Begadich aufrichtet und dir die Möglichkeit bungen und Interessen mitbringt. Ich möchte jedem auf Augenhöhe begeggibt, zu zeigen, wer und was du bist, als nen und ihm so ermöglichen, das eigene Potenzial zu zeigen und einzubringen. wertvollen Menschen mit vielen Bega- Die Menschen in der GU befinden sich in einer Phase, in der sie existentielle bungen und Potenzial, das du zeigen Notlagen durchlebt haben und noch immer verunsichert oder traumatisiert sind. Umso mehr braucht es von uns die Fähigkeit zu Neugier und Zurückhalund anbieten willst.” Eine dieser Möglichkeiten, sich als tung zur gleichen Zeit. Es braucht Empathie – was hätten wir getan in verhochbegabte Musikerin zu präsentieren, gleichbarer Situation? Und schließlich: es ist nicht nur freiwillig und ehrenwert, war das herausragende musikalisch- wenn wir uns diesen Menschen öffnen. Es ist schlicht unsere Bringschuld – unliterarisch-kulinarische Experiment ser Grundgesetz, die europäische Menschenrechtskonvention, unser Glaube, von Herrn Al Ghusain, alles andere als unser Humanismus verpflichten uns dazu.“ “Eigentlich nichts”. In ihrer traditionelMuchtar Al Ghusain len äthiopischen Kleidung trug Netsaals Antwort auf die Frage, wie wir Einheimischen Flüchtlinge unterstützen und ihnet auf ihrer Geige Melodien aus ihrer nen Wege in unsere Gesellschaft ebnen können. Heimat vor. Sie wurden vom Publikum
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Student life in Iran All of you who know the atmosphere of universities especially those of you who have studied have good or bad memories from that. University is not only the place for studying lessons but is an opportunity for students to learn the art of living together despite cultural, religious and ideological differences. These new connections with various people and new mentalities teaches the students some new things which help them to have a better recognition about their environment and new phenomena of scientific, political, economical, ideological and other kinds. But how is this paradise for students in other countries? How is the freedom of students there? If this particular country is supposed to be an Islamic country with a dictatorship like Iran, what is going on in those universities? We approach the entrance of a given university in Iran. Security buildings are seen on both sides of the entrance: one building for checking the appearance of female students and the other building for checking the appearance of male students to be according to Islamic laws in Iran. The male section makes sure that nobody has modified Western-style or long hair or that hair gel has been used. It is forbidden for men to wear tight garments or short sleeve shirts too. The female section controls that nobody of the girls has got nails polish and make-up. The female students must wear an Islamic veil and underneath they have to wear a long coat and a wide pant. All of this in order to hide the body of female students from hairs of their heads down to their ankles including a scarf, too. The security also has the permission to inspect the ladies‘ bags. Only after all of these inspections students are permitted to enter the university campus and to go directly to the given building to check
in the class program board for finding their classrooms. You will see two class program boards: one for female and the other for male students. The distance between these two boards is approximately 10 meters in order to avoid any contact and relation between male and females students. In the universities of the Islamic Iranian system all students from all branches of science must take and pass some religious units. In these courses asking questions about Islam which challenge Islamic ideology can cause to summon the student to the Disciplinary Committee which also can deport the student from university. Between classes students have some rest. If they decide to spend it in the
restaurant of university the face separate rooms for males and females. Even in the park of the university there is gender segregation. Not respecting the rules means serious problems with the Disciplinary Committee. Basically this group in each Iranian university is formed of high-rank officials of each university, representatives of the leaders of the Islamic regime and of the security forces affiliated with the Islamic regime of Iran. They control the Islamic conduct of universities and students activities. The focus of this committee is put on students who criticize the Iranian government policies, on liberal students and students from religious minorities. Basically, the Islamic control of universities insists that students must think and act according to the given guidelines of the Iranian regime. The Disciplinary Committee even summons the students because of participation in some private parties outside the campus and they are being deported from their universities because of this “crime�. In 1999 the Islamic Iranian regime even attacked University dormitories for example in Tehran and in Tabriz in order to suppress the liberal students; at least 5 students were killed and more than 200 students arrested, some of them injured by bullets, chain, knife and batons. Ten years later, after the Presidential Election won by Mahmud Ahmadinejad, the University dormitories again became the base of student protesters. And once more some students were killed any many more arrested, tortured, raped and harassed. What a brain drain and loss of potentials for a country, all those students and well educated intellectual people seeing no other options for themselves by these experiences but to flee the country and seek for asylum abroad all over the world. Toomadj Avazzadeh
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Behind the scene of 1979 Iranian Revolution 11th February 2012 was the 33rd anniversary of the Islamic Revolution in Iran which was the beginning of a nightmare for many Iranians. For the majority of the Iranian people living abroad now, the repercussion of this revolution has been the beginning of a tragedy named emigration, exile and seeking asylum during the past 33 years. Me for example, I used to work in the academic section as a university lecturer in Iran; but now I have become an asylum seeker with a doubtful and unclear future. I do not understand and cannot believe that the current situation could have been the aim of 1979 Iranian revolution. Millions of people have been condemned to life under the most reactionary and brutal social system, a society based on terror, poverty, and lies in which happiness is forbidden, being a woman is a crime, living is torment and escape is impossible. An entire generation, perhaps more than half the population, has been born in this hell and has no other recollection than this. And for many others, the most living memory is that of the unforgettable faces of admirable human beings who have been slaughtered. Wasn’t 1979 - the year of revolution - the beginning of this nightmare? If history is the story of change, then real history is the history of the movement and people who still want and are struggling for change, the history of those who are not willing to bury their ideals and hopes of a human society, the history of people and movements that are not at liberty of choosing their principles and aims and have no choice but to strive for improvements. In the history of both the victors and defeated, the 1979 revolution is a step for the rise of Islam and Islamism and the cause of the current situation in Iran. In real history, however, the 1979 revolution was a movement for freedom and prosperity, which was smashed. People were right to reject the monarchy and the discrimination, inequality, oppression and degradation that went with it and rose up in protest. People were right not to want a king, SAVAK (the secret police), torturers and torture chambers at the end of the 20th century. Peo-
ple were right to take up arms against an army, which massacred them at the earliest manifestations of their protests. The 1979 revolution was an act for freedom, justice and human dignity. The Islamic movement and the Islamic government were not the result of this revolution, but they were rather a deliberate means of suppressing the revolution, and brought to the fore when the fall and failure of the Shah’s regime was confirmed. Contrary to commonly held views, the Islamic Republic did not primarily owe its existence to the network of mosques and the swarm of petty mullahs. The source of this regime was not religion’s power among the people; it was not Shiism’s power, people’s lack of interest in modernism and their hatred of Western culture, excessively accelerated urbanization and lack of ‘practicing democracy’, etc. Those forces which were supporting the Shah’s regime and training the SAVAK until the last day then brought the Islamic current to the fore of the 1979 revolution. Lots of money has been spent for the ‘Islamisation’ of the Iranian revolution, thousands of people, from Western diplomats and military attaches to the ever honorable journalists of the world of democracy, have worked intensely for months, until a backward, marginal and isolated tradition in the political history of Iran was turned into the ‘revolution’s leadership’ and a ruling alternative for the urbanized and newly industrialized society of Iran in 1979. Mr. Khomeini did not come from Najaf and Qom and as the head of a swarm of donkey-riding mullahs from en-route villages but from Paris via air. The 1979 revolution itself was a manifestation of the genuine protests of the deprived people of Iran
but the ‘Islamic revolution’ and Islamic regime were the result of the Cold War, the result of the most modern political dealings of the world at the time. The architects of this regime were the strategists and policy makers of Western powers. The entire Western economic, political and propaganda resources have been pulled together for months before and after February 1979 in order to establish and maintain this regime. The very fact that this social engineering became possible in Iran, however, owes itself to the situation and condition of the political and social forces within Iran. Islamic currents existed in all countries of the region. Until the events in Iran, however, this movement did not at any point become a notable political force and a main player on the political scene of these countries. The Islamic counterrevolution was built on a corrupt antimodernist, anti ‘westernization’, xenophobic and Islamic-ridden tradition dominant in a majority of the intellectual and cultural segments of the society in Iran, which shaped the initial environment of the youth and student protests. Khomeini triumphed not because superstitious people saw his reflection on the moon, but rather because the traditional opposition and corrupt nationalist and regressive culture saw him - who was the most imported and manufactured personage of Iranian contemporary political history - as ‘made in Iran’, antiWestern and one of their own. The Islamic counter-revolution was the result of the fact that the modernist-socialist oil industry and big industries’ workers lost the initiative in the protest scene to the traditional opposition of Iran. It was them who received Khomeini’s personage and the Islamic revolution scenario from the West and sold it to the protesting mass of people. Despite all this, the new movement of Iranian people, especially the youth generation called Green Movement in the past two years showed that the dynamics of the revolution is still there. It showed that people come to and remain at the fore for freedom and social prosperity and not for Islam. Arash Zehforoush
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Flüchtlingsberatung im Bayerischen Wald Erfahrungsbericht eines Berufseinsteigers Seit Juli 2011 bin ich als hauptamtlicher Berater beim KCV Regen / Migrationsdienst für die Asylunterkunft in Böbrach zuständig, seit Oktober 2011 auch für das Heim in Schöllnstein. In beiden GUs leben nach meinem aktuellen Kenntnisstand derzeit ca. 70 Flüchtlinge, in Böbrach ausschließlich Männer, in Schöllnstein auch vereinzelt Familien. Die GU Schöllnstein befindet sich im Landkreis Deggendorf in einem kleinen Dorf, das sehr einsam gelegen ist. Die GU Böbrach befindet sich auf einer Waldlichtung außerhalb des Ortes Böbrach im Landkreis Regen, zu erreichen über einen Feldweg, der von der Landstraße wegführt. Über viele der negativen Seiten dieser Unterkünften wurde bereits sehr viel berichtet, so dass ich für einen differenzierten Bericht an dieser Stelle auch etwas Positives erwähnen möchte: In Böbrach funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Großteil der Regener Behörden sehr zufriedenstellend. Zu den Behörden in Deggendorf kann ich noch nichts sagen, da ich erst seit kurzer Zeit für Schöllnstein zuständig bin. Nach einem Vortrag zur Situation von Flüchtlingen sind die Schüler der BS / BOS / FOS Regen sehr interessiert an der Fluchtthematik und besuchten auch die Unterkunft der Asylbewerber. So gab es in der jüngeren Vergangenheit soziale Kontakte und die Schüler setzten sich auch dafür ein, den hier untergebrachten Migranten ein besseres Leben zu ermöglichen. Hervorzuheben ist das Engagement der Gemeinde Böbrach, die den Heimbewohnern auf eigene Kosten einen Internetzugang geschaffen hat. Derzeit gibt es einen von der Caritas gestellten Computer, mit dem die Flüchtlinge E-Mails checken und News aus der Heimat erfahren können. In Böbrach gibt es also wenigstens einen Internetzugang, in Schöllnstein nicht, wobei für die Flüchtlinge in Schöllnstein die Möglichkeit besteht ein kommerzielles Internetcafe in Deggendorf zu
besuchen, wenn sie es sich leisten können. (Erwachsene Flüchtlinge verfügen über 40,90€ Taschengeld im Monat, Anm.d.Red.) Ob wenigstens die Satellitenschüsseln noch funktionieren, wenn die Receiver von analogem auf digitalen Empfang umgestellt werden, ist fraglich. Fernsehen bietet eine der wenigen Möglichkeiten zur Zerstreuung und um Neuigkeiten aus dem Heimatland zu erfahren. Meine persönliche Erfahrung zeigt auch, dass die Ausrichtung des Mobilfunknetzes vor Ort suboptimal verläuft. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich das Engagement der ehrenamtlichen Helfer: In beiden Unterkünften gibt es motivierte Einzelpersonen, die Deutschkurse anbieten. In Böbrach unternimmt die ehrenamtliche Deutschlehrerin zusätzlich Freizeitfahrten mit den Flüchtlingen. Auch in Schöllnstein wurden von Ehrenamtlichen bereits Treffen zum Kaffeetrinken mit den Familien vereinbart. Dies ist der positive Aspekt des Ehrenamts. Leider gibt es davon abgesehen wenig weitere ehrenamtliche Tätigkeiten. Eine entsprechende Unterstützung wie in vielen Großstädten ist leider nicht gegeben. Sehr viel wichtige Arbeit bleibt daher unerledigt, da ich nicht über die zeitlichen Kapazitäten verfüge, alle anfallenden Probleme der Flüchtlinge lösen zu können. Auch die Freizeitmöglichkeiten sind in den GUs sehr eingeschränkt. Die wenigen Möglichkeiten, wie ein Tischfußball, Sportgeräte oder viele der TV-Geräte werden meist über Spenden und via Caritas an die Unterkünfte weitergereicht. Die Regierung von Niederbayern sieht sich als Heimbetreiber offensichtlich nicht dazu veranlasst, den Menschen in ihrer isolierten Lage mit minimalem finanziellen Aufwand auszuhelfen. Die abgeschiedene Lage der beiden Unterkünfte wirft auch folgende Probleme auf: Wer Freunde und Verwandte in Deutschland hat,
kann diese nur solange legal besuchen, wie seine Befreiung von der Residenzpflicht nach Ermessen der Ausländerbehörde (max. 10 Tage im Monat für 10 € pro Erlaubnis) erlaubt. Wer noch keine Freunde in Deutschland hat, wird sich auf diese Art sicher nicht leicht tun, neue Leute (auch Landsleute) kennenzulernen. Für viele Flüchtlinge ist das Leben dort in der Abgeschiedenheit nach eigener Aussage eine Zumutung, besonders für die vielen Flüchtlinge, die das Leben in Metropolen gewohnt sind. Beide Unterkünfte sind ca. 10 – 20 km außerhalb der Kreisstadt angesiedelt und über bergige und kurvige Fernstraßen zu erreichen. Insgesamt ließen sich die Beschwerden der Flüchtlinge hinsichtlich des Unterbringungsortes in drei Kategorien unterteilen:Ein Teil der Flüchtlinge will nach Möglichkeit in einer Großstadt leben. Ein Teil würde gern wenigstens in der jeweiligen Kreisstadt leben, einige würden sich auch in Böbrach wohlfühlen, hätten aber gern eine Unterkunft im Ort und nicht außerhalb. Neben der psychischen Zusatzbelastung durch die fehlende Ablenkung, sind auch viele alltägliche Unternehmungen sehr schwierig zu bewerkstelligen. Montags fährt ein kostenloser Shuttlebus die Bewohner der GU Böbrach nach Regen, mittwochs fährt ein kostenloser Bus die Bewohner der GU Schöllnstein nach Deggendorf. An den anderen Tagen, müssen die Bewohner mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Zur Illustration beispielsweise eine Fahrt von Böbrach nach München: Es ist einer der vier Linienbusse zu nehmen, die wochentags nach Bodenmais fahren. Von dort muss man mit der Bahn weiterfahren und einmal umsteigen, um nach Regen (z.B. zu Behörden) zu fahren und ein zweites mal in Plattling, wenn man nach München weiter
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04 / 2012 möchte. Möchte man ein Bayernticket nutzen, kann man frühestens mit dem Linienbus gegen 14:00 Uhr fahren. Für Fahrten zum BAMF ( Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) sind daher oft zwei Tage und Übernachtung zu organisieren. Häufig sind Taxifahrten notwendig, um z.B. zu z.T. weit entfernten Fachärzten zu fahren. Die dadurch entstehenden Mehrkosten sind von den Sozialbehörden zu tragen. Eine derartige Unterbringung ist m.E. daher auch aus ökonomischer Sicht nicht sehr sinnvoll. Neben den Ärzten sind auch die Behörden außerhalb der „Bustage“ kaum erreichbar. Hier sind die Kosten sind für den ÖPNV zudem üblicherweise selbst zu tragen! Auch eine Arbeitsstelle ist schwer zu bekommen. Viele Anwälte sind verzweifelt, da sie kaum in der Lage sind, Gespräche mit ihren Mandanten zu führen und guten Kontakt zu halten. Häufig geschieht dies ausschließlich über uns und z.T. bekommt der Mandant den Anwalt nicht zu Gesicht. Das zuständige Verwaltungsgericht liegt in Regensburg und ist auf eigene Kosten schwer zu erreichen, wenn das Gericht die Kostenübernahme eines Zugtickets zum
Gerichtstermin verweigert. Sehr viel von meiner Arbeitszeit geht leider dadurch verloren, dass hier viele Aufgaben, v.a. hinsichtlich Erreichbarkeit, die in den Großstädten vernachlässigbar sind, mit einem deutlichen administrativen Mehraufwand organisiert werden müssen. Dazu gehört auch die mobile Beratung. Derzeit fahre ich einmal pro Woche nach Schöllnstein (Fahrtweg ca. 45 – 60 Min einfach) und Böbrach (ca. 20 – 30 Min einfach). Während die Klienten in Böbrach auch montags in mein Hauptbüro kommen können, ist dies für die „Schöllnsteiner“ faktisch unmöglich. Mein Büro an der GU Böbrach verfügt nicht über Internet oder Drucker und nur über eingeschränkte Mobilfunkfähigkeit sowie einen alten Kopierer. In Schöllnstein nutze ich einen leeren Schulungsraum statt eines Büros und habe nur mein Handy, die Akten und ein Telefonbuch, um vor Ort zu helfen. Vieles muss sehr umständlich nach dem GU Besuch in meinem Hauptbüro ohne Beisein des Klienten abgearbeitet werden. Daher kann ich leider nur die Feuerwehr für die schlimmsten Brände sein statt angemessene sozialpädagogische Beratung für
sehr hilfebedürftige Menschen anzubieten. Auch die Organisation von Dolmetschern ist hier sehr schwierig, die Flüchtlinge können nicht einfach einen Landsmann mitbringen, da die meisten keine Landsleute in der Gegend kennen. Persönliche Bewertung: Sollten die Flüchtlinge absichtlich hier untergebracht werden, um ihre Rückkehrbreitschaft zu fördern, wäre dies absolut inhuman und unsozial. Werden die Asylbewerber hier untergebracht, weil man keinen anderen Platz für sie gefunden hat, glaube ich, dass es notwendig ist, sich mehr darum zu bemühen, adäquatere Quartiere zu finden. Die Menschen müssen unter diesen Umständen leiden. Manch abgelehnter Asylbewerber muss seit Jahren unter diesen Umständen leben... Hilfeleistung ist nur eingeschränkt möglich. Die hohen Zusatzkosten für die Kommunen wären vermeidbar. Diese Wertung spiegelt meine per sönliche Meinung wieder. Christian Bumes, Sozialpädagoge (B.A.)
Bilder aus Böbrach und Kurzinfos zu den Unterkünften: ©Bayerischer Flüchtlingsrat Böbrach ist eine Gemeinde im niederbayerischen Land- Schöllnstein: Im Vergleich zu manchen Asylbewerberkreis Regen. Sie hat ca.1600 EinwohnerInnen. Die Gemein- Unterkünften in anderen Regierungsbezirken ist das Haus schaftsunterkunft hat eine Kapazität von 80 Personen. In in Schöllnstein gut in Schuss. Jedem Flüchtling stehen siedem Lager wohnen derzeit ca. 70-80 Personen. 4-7 Per- ben Quadratmeter Wohnraum zu, und das sei in Schöllnsonen müssen sich ein Zimmer, Badezimmer, Toilette und stein gewährleistet. Je fünf von ihnen teilen sich ein Zimeine Küche teilen. Da das Lager sehr abgeschieden im Wald mer, fünf bis acht benutzen gemeinsam eine Toilette, ein liegt, fühlen sich die BewohnerInnen isoliert und können Bad und eine Küche. Sorge bereitet es dem Flüchtlingsrat, diese Isolation nur schwer bewältigen. Sie haben kaum dass das Haus so abgelegen ist. Nur selten fährt ein Bus, Kontakt zur einheimischen Bevölkerung und keine vernünf- oft gehen die Bewohner zu Fuß bis Iggensbach. Mit ihren tige Verkehrsanbindung. Zitat eines Bewohners: „Being in Familien haben sie keinen Kontakt, denn an die richtigen such a condition like mine is really frustrating, at times, I Telefonkarten zu kommen und diese zu aktivieren, ist sehr aufwendig. Auch Behördengänge oder der Kontakt feel like I am at the end of the world.“ zu Rechtsanwälten sind von Schöllnstein aus schwierig. http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/boebrach.html Bayerns. Infos unter www.fluechtlingsrat-bayern.de. Karin Wittler, Quelle: Deggendorfer Zeitung:Gut in Schuss, aber abgelegen, 23.10.2010
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Refugee Counselling in the Bavarian Forest Area Since July 2011, I have been working as a full-time counsellor in charge of the KCV Regen/ Migration Service for the refugee relocation camp in Böbrach and also, I have been responsible for the camp in Schöllnstein since October 2011. According to my knowledge, there are about 70 refugees living in both relocation camps : mainly men in Böbrach and some families in Schöllnstein. The refugee camp in Schöllnstein is located in the administrative district of Deggendorf in a small village , which is situated in a very isolated area. The camp in Böbrach is located in a forest glade just outside Böbrach in the administrative district of Regen. It can only be reached via a country lane that leads off from the main road. A lot of negative points have already been reported many times regarding these two camps, and so I wish to mention some positive aspects in this report to differentiate them from the others. This includes the very satisfactory and co-operative working attitude of the majority of the Regen public authorities and the camp in Böbrach. I can not say anything regarding the public authorities in Schöllnstein, as I have not been there long enough to evaluate this. After hearing a talk about the situation of refugees, pupils from the Regen BS/BOS/ FOS ( technical schools and colleges) were very interested in the subject of refugees and visited the relocation camps for asylum seekers. So recently, there has been more social contact and the pupils have been campaigning for better living conditions for the migrants here in the area. Especially noteworthy is the commitment of the Böbrach community, who are paying for the internet access in the camp. At the moment, a computer has been provided by Caritas to allow refugees to check their emails and hear the news from their home abroad. So, there is at least one possibility to get on the Internet in the
A Field Report
Böbrach camp, however not in the one in Schöllnstein. The refugees there have only the possibility to go to an internet café in Deggendorf at their own personal cost, if they can afford it (adult refugees receive 40.90 € pocket money per month) . Whether the satellite dish will work when the reciever changes from analoge to digital is another question. Television offers one of the only possibilities of distraction and to learn of any news from their home land . My personal experience shows that the alignment and signal strength of the mobile communication network is also poor. With joy and tears in my eyes, I see the commitment and help of the volunteers in both camps . There are motivated persons, who offer German courses. One volunteer German teacher offers free-time activities for the refugees in Böbrach. Volunteers in Schöllnstein also meet the families for coffee. These are the positive aspects of the volunteer work. Unfortunately, there is not much else other than these volunteer activities. An adequate support, similar to that offered in larger towns or cities is sadly not available. A lot of very important work is not done, as I am unable to deal with and solve all the problems of the refugees in the time given to me. The free-time activities in the camps is also very limited. The few possibilities, such as table football, sports equipment or video games are mostly donated by private persons or via the Caritas for use. The government of Lower Bavaria does not seem to see itself as an operating agent of the camps to provide these people with a minimum of financial input to help their isolated situation. The remote location of both camps causes another problem: those who have friends or relatives in Germany can only visit them legally if they have been exempted from the residency obligation which is given according to the discretion of the public authority responsible for aliens ( max.10 days
per month at a cost of 10 € per permit). Those that have no friends in Germany will not be able to get to know new people (including Germans) easily. Life in seclusion is for many refugees, especially those from big cities , an inacceptable demand, as they are not used to a remote rural setting. This has been said by many. Both camps are located 10-20 km from the main town which is reached via mountainous and winding roads. With regards to the complaints about the location of the camps made by the refugees ; they can be divided into three categories: a proportion of the refugees want to live in a city, others would want , at least, to live in the district town and some would even feel better in accommodation in Böbrach but not outside. As well as the additional psychological burden of not having anything to do, many everyday activities are very difficult to manage. A shuttle bus for free goes from the camp in Böbrach to Regen on Mondays and on Wednesdays a shuttle bus service goes from the camp in Schöllnstein to Deggendorf. On the other days , the refugees have to take public transport. Taking a trip from Böbrach to Munich, as an example: there are four bus services available that go to Bodenmais during the working week. From there one must take the train, change once in order to reach Regen ( e.g. to go to the authorities) and then change again in Plattling, if one wishes to go to Munich. If one wishes to use the Bavarian regional train pass ( Bayernticket), then one can only take the bus that goes at 14.00. Therefore, in order to get to the BAMF ( Department of Migration and Refugees ) a two day journey with an overnight stay is needed. Taxis are often necessary too, for example in order to get to specialist doctors, who are situated far away. These additional costs are paid by the social service authorities. From an economic point of view ,on my part, it does not make sense to house these people un-
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04 / 2012 der these remote conditions. Going to the doctor or even to the authorities is hardly possible other than on the “Bus Day” On other days, the costs have to be typically paid by themselves for the ÖPNV. To find a job is also difficult. Many lawyers are in desperation because they are not in a position to have proper discussions and contact with their clients. This is normally done via ourselves as sometimes the client is unable to see his lawyer in person. The administration court responsible is in Regensburg and it is difficult for them to get there at their own cost, if the court rejects the acceptance of travel expenses for a train ticket . A lot of my time is wasted on these duties regarding accessibility, which takes a significant amount of administrative effort that would not be present in a city environment. This includes mobile counselling and support activities. At the moment , I travel once a week to Schöllnstein ( a 45-60 minute one-way journey) and Böbrach ( a 20-30 minutes: one-way ). While
Karikatur von Maneis Arbab
the refugees from Böbrach can easily come to my office on Mondays for advice, it is virtually impossible for those from Schöllnstein to consult me due to the long distance. I do not have Internet access or a printer in my office in Böbrach and there is only an old photocopier available. The poor signal quality for the mobile telephone network also affects my work. I use an empty classroom as an office in Schöllnstein and only have my mobile phone, my files and a telephone book to support those who come to me for help. A lot of work has to be then finished in my main office in Böbrach without my clients, which is very laborious and cumbersome. Therefore, I can only offer acute help by “putting out the fire” instead of providing appropriate social-pedagogical support for people in need of a lot of help. Even the organisation of translators is very difficult here, as the refugees can not simply bring a fellow countryman because there are very few of them in the area.
Personal Assessment If the refugees are housed here purposely in this manner in order to encourage their willingness for return back to their home country, then this would is absolutely inhuman and unsocial. If the refugees are housed here because there is no other place to be found, then I believe it is necessary to make an urgent effort to find adequate accommodation for them. The people are suffering under the conditions here. Some rejected asylum seekers have to tolerate these conditions for years. Help and support is only possible in a limited form. High additional costs for the communities would be avoidable. These judgements reflect my own personal opinion. Christian Bumes, social-pedagoge ( B.A.) adapted and translated by Janet Dehmer
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Es geht also doch! Der Sächsische Ausländerbeauftragte:
„Vergrämungspolitik passt nicht zur Menschenwürde!“ Pressemitteilung 19/2011 vom 09.12.2011
Am 9. Dezember 2011 stellte Prof. Dr. Martin Gillo seinen Bericht „Mitmenschen im Schatten - ´Heim-TÜV` 2011 über das Leben in sächsischen Gemeinschaftsunterkünften“ in einer Pressekonferenz vor. Erstmals und bundesweit einmalig werden mit diesem Bericht die Unterbringungsbedin-
gungen von Asylsuchenden transparent und vergleichbar dargestellt. Der Bericht wurde dem Landtag als Drucksache 5/7446 übergeben. Die entscheidenden Kriterien bei der Bewertung der Unterkünfte sind dabei die Wahrung der Menschenwürde und die Mitmenschlichkeit im Umgang mit
den Asylsuchenden. „Transparenz ist die Grundlage jeder Verbesserung.“ sagte der Sächsische Ausländerbeauftragte, der in den vergangenen anderthalb Jahren alle Gemeinschaftsunterkünfte in Sachsen zweimal besucht und bewertet hat. Dazu hat er einen „Heim-TÜV“ für Gemeinschaftsunterkünfte entwi-
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ckelt, mit dem die Gegebenheiten in den Heimen systematisch erfasst und ausgewertet werden können. „Unser oberstes Kriterium bei der Beurteilung der Gemeinschaftsunterkünfte ist die Menschenwürde. Die Unterbringung von Asylsuchenden soll mehr vom Gedanken der Humanität und der sozialen Fürsorge geleitet sein als vom Gedanken der Abschreckung. Das ist eine grundgesetzliche Verpflichtung und entspricht unseren eigenen humanitären Werten.“ Alle 30 Heime werden über ein Ampelsystem von grün für angemessen bis rot für unangemessen eingeschätzt, und es werden Anregungen für konkrete Verbesserungen in den Heimen gegeben. Die Betrachtung des Gesamtsystems der Unterbringung zeige, dass viele Probleme systemischer Natur seien, es also nicht nur eine Lösung oder eine Ursache gäbe. „Wir suchen nicht nach Schuldigen. Wir haben das gesamte System der Unterbringung im Blick und zeigen Wege zu Verbesserungen, die langfristig im Interesse aller sind.“ Repression und Vergrämungsstrategie seien mit einem menschenwürdigen Umgang nicht zu vereinbaren. Außerdem führten sie bei den Bewohnern zu Desorientierung und gesteigerter Aggression gegen sich selbst, gegen andere und gegen die Gesellschaft. Die Zuwanderungsströme nach Deutschland liegen heute 90 % unter denen der 90er Jahre. „Vergrämung passt nicht in unsere Zeit. Sie zerbricht Menschen und ist gegenüber unseren europäischen Nachbarn unsolidarisch. Es ist Zeit, Europas Initiativen für einheitliche Standards im Umgang mit Asylsuchenden zu unterstützen“, so Gillo. Gillo stellte außerdem 20 Anregungen vor, die aus den besten Ansätzen in sächsischen Gemeinschaftsunterkünften resultieren. „Wir brauchen das Rad
nicht neu erfinden. Es gibt viele gute Beispiele in Sachsen, von denen wir lernen können.“ Grundsätzlich bestand Gillo auf einer Neuorientierung im Umgang mit Asylsuchenden. „Asylsuchende sind unsere Mitmenschen. Sie haben ein Recht auf soziale Inklusion in unserer Gesellschaft, so lange sie bei uns leben. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, sich als Menschen in unsere Gesellschaft einzubringen, ob als Eltern in der Schule, als Mitglieder in Migrantenbeiräten, gemeinnützigen Vereinen oder anderen Aktivitäten. Das ist nichts Neues – das ist zum großen Teil schon gelebte Praxis.“, so Gillo. Er schlug die Einführung eines neuen «Wartetitels» vor, der den Betroffenen bereits nach einem Jahr einen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen soll. Das sei vor dem Hintergrund langer Verfahrensdauern und des unsicheren Aufenthaltsstatus von Geduldeten nicht nur eine Frage der Teilhabe und der Menschenwürde, sondern auch im Interesse unserer Gesellschaft. „Wer arbeiten darf, der kann sich konstruktiv einbringen. Er erhält seine Fähigkeiten, kann für sich selbst sorgen, und hilft gleichzeitig unserer Gesellschaft“, so Gillo. Gillo plädierte weiterhin dafür, den Zugang zur Bildung und zur deutschen Sprache zu erleichtern. „Die Zuweisung zu den Gemeinschaftsunterkünften erfolgt unter Bildungsaspekten rein zufällig.“ Dabei gäbe es in Sachsen bereits vorbildliche Bedingungen für die schulische Integration. Allerdings würde der Zugang bei isoliert liegenden Heimen deutlich erschwert und würde zu zusätzlichen Kosten für die Landkreise führen. Deshalb sollten Asylsuchende dort untergebracht werden, wo sie ihre mitgebrachte Bildung weiterführen können. Gillo kennzeichnete die Ausgrenzung
Asylsuchender von Deutschkursen als kontraproduktiv. Deutsch sei Amtssprache. Behördenmitarbeiter und auch die Gesellschaft erwarten es, dass sich Asylsuchende auf Deutsch verständigen können. Außerdem haben Eltern ohne Deutschkenntnisse keine Möglichkeit, ihre Kinder bei ihrer schulischen Integration zu unterstützen. „Wir wollen, dass alle Kinder bei uns die gleichen Chancen auf Bildung haben. Aber gleichzeitig verhindern wir, dass manche Eltern ihre Kinder unterstützen. Das ist nicht im Sinne unserer Bildungspolitik.“ Ein wesentliches Kriterium für die angemessene Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften ist eine qualifizierte soziale Betreuung, so Gillo. Qualifizierte Sozialarbeit sorgt in den Heimen für mehr Sicherheit, für eine adäquate Begleitung der Bewohner und vermittelt auch zwischen den Bewohnern und der Nachbarschaft. Auf das Kostenargument entgegnete Gillo: „Qualität bei der Unterbringung muss keine Frage des Geldes sein.“ Viele Landkreise würden zusätzliche Mittel investieren – aber mit unterschiedlichem Erfolg. Auffällig sei, dass vor allem jene Heime, die von der öffentlichen Hand geführt seien und in der Zuständigkeit der Sozialbehörden lägen, besser abschneiden würden als andere. „Qualität ist vor allem eine Frage der Haltung.“ Gillo dankte ausdrücklich den vielen Initiativen und Vereinen, die sich für die soziale Inklusion der Asylsuchenden einsetzen. Der Bericht zeigt, wie der „Heim-TÜV“ auch von Behörden, Initiativen und Vereinen genutzt werden kann, um Gemeinschaftsunterkünfte zu beurteilen. www.offenes-sachsen.de Ansprechpartner: Dr. Ute Enderlein Telefon: 0351 493 5175
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Flucht und Asyl – KURZNACHRICHTEN 08.03.2012:Suizidversuch eines Asylbewerbers Vorfall in Münchner Unterkunft – Erinnerungen an Würzburger Tragödie Ein minderjähriger Flüchtling hat am Mittwoch in München versucht, sich das Leben zu nehmen. Dem Eingreifen mehrerer Sozialbetreuer der Inneren Mission München und des Wachdienstes sei es zu verdanken, dass das Leben des 17-jährigen Afghanen gerettet werden konnte, teilten die Innere Mission und die Regierung von Oberbayern mit. http://www.mainpost.de/regional/bayern/Suizidversuch-eines-Asylbewerbers;art16683,6659699 20.02.2012: Bayern hält an Irak-Abschiebeplänen fest CSU und FDP lehnen Antrag auf Abschiebestopp im Petitionsausschuss ab. Bayern forciert derzeit die Abschiebungen in den Irak, dies obwohl die meisten IrakerInnen seit vielen Jahren in Deutschland leben und arbeiten. Mit einer Petition an den Bayerischen Landtag forderten der Bayerische Flüchtlingsrat, die BI Asyl Regensburg und das Regensburger Flüchtlingsforum einen Abschiebestopp in das Bürgerkriegsland. Die Petition wurde nun abgelehnt www.fluechtlingsrat-bayern.de 25.02.2012: Viele suchen in Bayern Asyl Süddeutsche Zeitung: Seit 2008 hat sich die Anzahl der Asylbewerber mehr als verdoppelt - von 3389 Personen auf 7020 im Vorjahr. Dieser Trend wird auch weiterhin anhalten, teilte Sozialministerin Christine Haderthauer am Freitag mit. Prognosen zufolge könnten 2012 bis zu 9000 Asylbewerber im Freistaat eine Unterkunft benötigen. Im Vorjahr kamen die meisten Flüchtlinge aus Afghanistan (22,6 Prozent), gefolgt von Irakern (21,1) und Iranern (5,7). www.fluechtlingsrat-bayern.de 29.02.2012: Bayern startet Abschiebungen nach Afghanistan Das Bayerische Innenministerium hat die Ausländerbehörden in einem aktuellen Rundschreiben dazu aufgefordert, mit den Abschiebungen nach Afghanistan zu beginnen. Als einen der ersten trifft es Ismail Afzali (21), der vor drei Jahren nach Passau kam und jetzt bereits in München Stadelheim in Abschiebehaft sitzt. www.fluechtlingsrat-bayern.de 13.02.2012: Abschiebungen nach Serbien trotz Kälte-Notstand In vielen serbischen Gemeinden wurde aufgrund des harten Winters der Notstand ausgerufen. Dennoch sollen am morgigen Dienstag wieder Menschen nach Serbien abgeschoben werden. Die Abschiebungsmaschinerie der EU lässt sich von den kalten Temperaturen nicht aufhalten: Am morgigen Dienstag sollen über 80 Menschen von Düsseldorf aus mit einem Frontex-Sammelabschiebeflug zwangsweise nach Serbien gebracht werden – darunter vor allem Roma, denen auch ohne Kälte und Schnee in Serbien Not droht. Soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Armut machen besonders Roma und den Angehörigen anderer Minderheiten das Leben in Serbien zur Hölle. Nicht ohne Grund gehört Serbien zu den Hauptherkunftsländern von Asylsuchenden in Deutschland, auch wenn die deutschen Behörden so gut wie alle Asylanträge serbischer Roma als „offensichtlich unbegründet“ abweisen. www.proasyl.de 20.02.2012: Straßburger Menschenrechtsgerichtshof rügt Asylschnellverfahren In einem Urteil vom 2.. Februar 2012 kritisiert der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) das „Schnellverfahren“, da es das Recht auf effektiven Rechtsschutz im Asylverfahren verletze.Der sudanesische Schutzsuchende, der irregulär nach Frankreich eingereist war, hatte zunächst keine Möglichkeit, sein Asylgesuch vorzutragen. Noch bevor die Behörden seinen Asylantrag registriert hatten, wurde bereits eine Abschiebung gegen ihn angeordnet. Auch das deutsche „Flughafenverfahren“ ist als Schnellverfahren ausgestaltet. Innerhalb von zwei Tagen nach der Stellung des Asylantrags wird direkt am Flughafen entschieden, ob der Asylantrag abgelehnt oder die Einreise zum normalen Asylverfahren erlaubt wird. Lehnt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge den Asylantrag innerhalb von zwei Tagen als offensichtlich unbegründet ab, wird dem Antragsteller die Einreise verweigert. www.proasyl.de
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13.12.2011: UNHCR veröffentlicht Grundsatzpapier zur deutschen Flüchtlingspolitik Das UNHCR mahnt Deutschland, sich für ein europäisches Asylsystem einzusetzen, die Residenzpflicht abzuschaffen, Flüchtlingen Rechtsschutz gegen Dublin-Abschiebungen zu gewähren und das Kindeswohl zu achten. Bislang hat sich Deutschland vehement gegen die Vorschläge der EU-Kommission gewandt, die auf eine Harmonisierung des Europäischen Asylrechts abzielten. Dringenden Handlungsbedarf mahnt das UNHCR auch bei der Durchführung des sogenannten Dublin-Verfahrens an, in dem entschieden wird, welches Land für die Prüfung eines Asylantrags zuständig ist. Weiter rät das UNHCR, dass eine kostenlose, qualifizierte Verfahrensberatung vor der Durchführung der Asyl-Anhörung zur Qualität und Effizienz des Verfahrens substanziell beitragen könne. Und nicht zuletzt fordert das Hohe Flüchtlingskommissariat Deutschland auf, die Residenzpflicht, die die Bewegungsfreiheit von Schutzsuchenden in Deutschland einschränkt, aufzuheben. www.unhcr.de
... trotz allem
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Impressum
No2 • 10/2010 2010
VOICE FOR REFUGEES
2.Jahrgang, 3. Ausgabe, 04/2012
teilhaben – Teil werden
Redaktion: Addis Mulugeta, Abay Kiros Redaktionskontakt: contact@heimfocus.net VIVOVOLO reach out your hand for refugees …
Erscheinungstermin: 01.04.2012 Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: Exemplare 2500
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Hund oder Mensch? Manche Menschen glauben immer noch, ihre Rasse sei allen anderen überlegen und habe eine Monopolstellung auf diesem Planeten … weiter auf S.24
04 / 2011
Herausgeber: Eva Peteler c/o Ausländer-und Integrationsbeirat der Stadt Würzburg Rückermainstr.2 97070 Würzburg Fotos: Redaktion Titelbild: Redaktion Layout: Maneis Arbab, Anette Hainz Druck und Produktion: flyeralarm GmbH Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung der Redaktion in irgendeiner Form reproduziert werden. Die Beiträge geben eine persönliche Meinung des Autors wieder, die nicht mit der der Herausgeber übereinstimmen muss. Die Verantwortung für den Inhalt der Beiträge liegt ausschließlich beim Verfasser.
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Hund oder Mensch? Teil 6
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Gummikarotten No 8 • 1 / 2012Die Hartz IV muss wirklich oder : Soviel Luxus wie nicht sein...
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e noch Arzt, sonIch bin weder Psycholog . Seit Jahdern einfach nur ein Flüchtling dieser Lager ren schon lebe ich in einem , Weiter auf S.20 in Bayern, ohne Hoffnung
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Where is my home!? S.18
© Falk von Traubenberg
Vertrauen ist wichtiger als Worte … S.12 Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 6 … denn in der Herberge war kein Platz für sie … Weiter auf S.5
Weiter auf S.36
Hund oder Mensch? Teil 7
Eins, zwei, drei …einfach nur Zahlen … Weiter auf S.32
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