UNITY 01/2010

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NICHT MIT MIR, NICHT MIT IHR NICHT MIT UNS! g em ei n sa m g eg en s ex u elle b el 채sti g u n g

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INFO-Dienst, Nr. 1/2010, Zulassungsnummer GZ 02Z031768M_lfd. Nr. 1, P.b.b., Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1230 Wien.

_체 b e r pa r t e i l i c h , a b e r n i c h t u n p o l i t i s c h _


V i ele stellen s i c h n atü r li c h j etz t d i e Fr ag e: W o Wa r d i e So li d a r ität ei g entli c h VOR d er Kr i s e?

EDITORIAL S eit M o n aten d r eht s i c h a lles u m d i e W i rtsc h a fts kr i s e. Es i st d i e sc h w er ste s eit 70 J a h r en u n d d i v er s e p o liti sc h e M aSS n a h m en h a b en ei n g r o SS es Lo c h i n s Sta ats b u d g et g er i ss en .

Die nächsten Jahre werden ganz im Zeichen der Sparpakete und Kürzungen im öffentlichen Bereich stehen. Und die Frauen sollen bitte dafür Verständnis haben, dass da kein Geld, keine Zeit und kein Interesse an Politik für Frauen sein wird. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot und deshalb müssen jetzt alle zusammenhalten und schauen, dass es zumindest halbwegs wieder so wird wie früher! Na aber nicht wirklich, oder doch? Was vielleicht im ersten Moment durchaus vernünftig klingt, ist es spätestens auf den zweiten Blick schon nicht mehr. Solidarität wird, wie man derzeit wieder beobachten kann, meist dann hervorgeholt, wenn alles andere nicht mehr funktioniert. Ja, wir haben eine Wirtschaftskrise und ja, das ist durchaus ein ernstes Problem. Aber warum sollen wieder einmal die Frauen brav solidarisch sein, sich zurück halten und dankbar sein, dass zumindest die Männer ihre Jobs behalten dürfen, während für sie selber wieder einmal nichts übrig bleiben wird?

Konkret wenn es darum gegangen wäre, die Einkommensschere endlich zu verkleinern? Wo war die Solidarität als es darum gegangen wäre, dass sexuelle Belästigung nicht länger Alltag ist? Und wo war die Solidarität als es darum ging endlich ein neues Modell von Partnerschaft und Kindererziehung in der Praxis zu leben? Jetzt, wo der Neoliberalismus wieder einmal in die Katastrophe geführt hat, sollen alle ihre eigenen Bedürfnisse zurück stecken, brav sein und danach kann man ja eh über alles reden. Es besteht nur leider die Gefahr, dass danach kein Geld und keine Infrastruktur, über deren Verbesserung und Ausbau man reden könnte, mehr da sein wird. Deshalb: aufpassen und sich kein X für ein U vormachen lassen. Solidarität ist keine Einbahnstraße, die man benützt weil die Autobahn wieder einmal verstopft ist.

I n d i es em S i n n e, N i c ht m it m i r! N i c ht m it i h r! N i c ht m it u n s! Workshop: „Kontern gegen sexistische Parolen“ Details auf Seite 6 Eure GPA-djp Jugend Frauen


S ex u elle B el ästi g u n g pass i ert täg li c h . M ei sten s w er d en so lc h e Vo r fä lle ta b u i s i ert, es w i r d n i c ht d a r ü b er g es p r o c h en , o d er s o g eta n a ls o b es g a nz n o r m a l wä r e, d ass Fr a u en d er a rti g e B el ästi g u n g en a u s h a lten m ü ssten . Fr a u en d i e s i c h w eh r en g elten d a n n a ls „ Zi c ken “. „ Stell d i c h n i c ht so a n “ h ö r en w i r d a n n o ft o d er: „ J etz t s ei n i c ht so, d as wa r j a n u r ei n Sc h er z.“

Nicht mit mir,Nicht mit ihr, Nicht mit uns! Gemeinsam gegen sexuelle Belästigung S ex i sm u s i st A lltag. Jeden Tag werden Frauen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt und diskriminiert. Plakatflächen die das Ideal von schönen, dünnen Frauen zeichnen, Werbespots, die uns an die Waschmaschinen verbannen, Lohnunterschiede, die uns ein eigenständiges Leben erschweren oder verunmöglichen, Rollenklischees, die uns auf unsere Rolle als Mutter und

Powerfrau vorbereiten. Immer dann wenn Menschen allein auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt werden, spricht man von Sexismus. Meistens sind Frauen davon betroffen. Sexismus geht oft bis in ganz persönlichen Lebensbereiche. In der Arbeit, der Schule, auf der Uni, im Freundeskreis, in Beziehungen,…und tritt dort meist in Form von sexueller Belästigung auf.

Bei sexueller Belästigung geht es nicht um Sexualität oder Erotik, sondern um die Ausübung von Macht mit dem Ziel einzuschüchtern, zu nötigen oder zu diskriminieren. Aus diesem Grund werden solche Übergriffe auch als „sexualisierte Gewalt“ bezeichnet. Dies soll verdeutlichen, dass es dem Täter nicht um sexuelle Lust oder Erotik geht, sondern um eine Machtdemonstration, die auf der sexuellen Ebene praktiziert wird. Diese

„subtile“ Gewaltausübung bleibt oft unentdeckt und wird sehr oft nicht angesprochen.

V i ele Fr a u en g l a u b en , d ass s i e s elb er Sc h u ld s i n d, o d er d as V er h a lten d es Täter s p r o vozi ert h a b en . D as sti mmt n i c ht!

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Nicht mit mir, Nicht mit ihr, Nicht mit uns!

S ex u elle B el ästi g u n g

S p r ac h e

B i ld er

ÜBERGRIFFE

„Sexuelle Annäherungsversuche jeder Art in Form von Gesten und Äußerungen, jeder uner wünschte körperliche Kontakt, explizit sexuell abfällige Anspielungen oder sexistische Bemerkungen, die wiederholt am Arbeitsplatz vorgebracht und von der Person, an die sie sich richten, als beleidigend empfunden werden und zur Folge haben, dass diese sich bedroht, erniedrigt, oder belästigt fühlt. Sexuell belästigend sind auch Anspielungen und sexistische Bemerkungen, die die Betroffenen in ihrer Arbeitsleistung beeinträchtigen, ihre Einstellung gefährden oder am Arbeitsplatz eine unangenehme oder einschüchternde Atmosphäre schaffen.“

Welche Frau ist nicht schon mal „blöd angesprochen“ worden? Sexistisches Verhalten auf der verbalen Ebene kennt verschiedene Muster: „Verniedlichungen“ (wie Mädels, Hasen, Pupperl… ), Beschimpfungen (wie „Schlampe“, „Hure“…), anzügliche Bemerkungen und blöde Witze.

Oben-ohne Kalender, T-shirts mit anzüglichen Sprüchen oder sexistische Sticker erfüllen ebenfalls den Tatbestand der sexuellen Belästigung. Es ist dein gutes Recht dich über derartige Bilder, Plakate etc. zu beschweren und du kannst von deinem/r DienstgeberIn oder deinem/r LehrerIn verlangen, dass diese Bilder entfernt werden.

Manchmal bleibt es nicht bei Worten und Symbolen. Sexuelle Belästigung findet auch in Form von körperlichen Übergriffen statt. Auch wenn man von unangenehmen Berührungen keine blauen Flecken bekommt, sind sie dennoch eine Form von Gewalt.

(Definition des Internationale Gewerkschaftsverbandes)

Für Frauen ist es oft schwierig die eigenen Grenzen festzumachen, doch jede Frau hat das Recht sich zu wehren und solche Witze oder Bezeichnungen als das bezeichnest was sie sind: eine Form von sexueller Belästigung! Sexuelle Belästigung ist kein „Schmäh“, sondern eine spezielle Form von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen.

Es ist für Frauen oft schwierig zu beurteilen, weil körperliche Übergriffe oft „ganz nebenbei“ oder „unabsichtlich“ getätigt werden. Wichtig ist hier dem eigenen Gefühl zu vertrauen, denn es hat bestimmt seinen Grund, wenn eine Berührung als unangenehm empfunden wird.


Wehr dich! Hol Hilfe! Hilf anderen!

Was k ann ich tun? Auch wenn du Angst hast, überwinde dich und sag klar und deutlich NEIN.

D a n n h at es m i r d i e S p r ac h e v er sc h l ag en … Sexistische Bemerkungen kommen meist unverhofft. Man ist schockiert, ärgert sich und würde gerne etwas drauf sagen, aber so auf die Schnelle fällt einem oft nichts ein. Wichtig ist, dass man sich nicht selber unter Druck setzt. Oft fällt einem ein paar Tage später ein, was man hätte sagen können, und die nächste Gelegenheit dazu kommt (leider) ganz sicher!

W eh r d i c h ! Viele Frauen denken, dass es am besten ist, sich nicht zu wehren um Schlimmeres zu verhindern. Doch das stimmt nicht. Erfahrungen zeigen, dass Frauen, die sich bei verbalen oder körperlichen Übergriffen zur Wehr setzen, glimpflicher davon kommen. Auch wenn du Angst hast, überwinde dich und sag klar und deutlich NEIN. Sollte dir das nicht gelingen,

gibt dir nicht selber die Schuld für einen Übergriff. Schuld hat immer der Täter, weil der deine Grenzen nicht respektiert!

H o l H i lfe! …bei KollegInnen, VertrauenslehrerInnen, deinem/r BetriebsrätIn, MitschülerInnen,… Oft hilft es schon dem Täter klar zu machen, dass Andere von seinem Verhalten wissen. Es gibt inzwischen

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S elb st v er stä n d li c h k a n n st d u u n s er K a m pag n en m ater i a l w i e d i e I n fo r m ati o n s b r o sc h ü r e, P i c ker l u n d P o ster g r ati s b estellen . Sc h i c k ei n fac h ei n E - M a i l a n j u g e n d @ g p a - d j p.a t

auch viele Beratungseinrichtungen, die Erfahrung auf diesem Gebiet haben und gerne weiterhelfen.

A d r ess en vo n B eratu n gsei n r i chtu n g en • Anwältin für Gleichbehandlung/ Gleichstellung in der Arbeitswelt: aus ganz Österreich zum Ortstarif: 0800/ 20 61 19 gaw@bka.gv.at • T hemenspezif isc he B eratungseinrichtungen für dein Bundesland findest du unter: www.frauenratgeberin.at www.frauenberatung-freiraum.at

H i lf a n d er en ! Solltest du bemerken, dass eine andere Frau sexuell belästigt wird, dann hilf ihr! • Gib ihr zu verstehen, dass dir das Verhalten des Belästigers aufgefallen ist und du auf ihrer Seite stehst. • Mach aber nichts gegen den Willen der betroffenen Frau. Auch wenn es dir ein noch so großes Anliegen ist, den Belästiger zur Rede zu stellen oder andere Schritte einzuleiten, sollte im Mittelpunkt all deines Handelns das Wohl der betroffenen Frau stehen. Wenn dich eine Frau

zu Rate zieht, ist das Ausdruck von sehr großem Vertrauen – geh also sorgsam damit um! • Hol dir Unterstützung bei einer Beratungseinrichtung.

W o mEn o n ly: W o r ks h o p „ Ko nter n g eg en s ex i sti s c h e pa r o len “ Sich gegen sexistische Sprüche, Witze und Anmachen zu wehren ist meisten gar nicht so einfach. In diesem Workshop werden gemeinsam Strategien und Taktiken erarbeitet, wie man als Frau mit solchen Situationen umgehen kann.

Wann: 19./20. Juni 2010 Wo: Linz Teilnahme, Unterkunft und Verpflegung ist für GPA-djp Mitglieder gratis. Verbindliche Anmeldung bis 31. Mai 2010 unter: barbara.marx@gpa-djp.at


8. M ärz – Internationaler Weltfrauentag Kur z meldungen A r m ut i st w ei b li c h

P i lle d a n ac h

Frauen sind stärker armutsgefährdet als Männer, ca. 200.000 Frauen in Österreich sind manifest arm. Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen sind ganz besonders betroffen. Das Jahr 2010 hat die Europ äi s c he Unio n zum Jahr d e s Kampfes gegen Armut und sozialen Ausgrenzung erklärt. Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte sollen sensibilisieren und zu einer Verbesserung der Lebenssituation Betroffener führen. www.2010gegenarmut.at

Endlich wurde eine langjährige Forderung der GPA-djp Jugend Frauen umgesetzt: Die „Pille danach“ ist seit Dezember 2009 in Österreich nicht mehr rezeptpflichtig und kann so im Notfall in jeder (Nacht)Apotheke, ohne vorherigen Besuch bei(m) Gynäkologen/in gekauft werden.

In Österreich wurde der Weltfrauentag am 19. März 1911 zum ersten Mal gefeiert.

Tausende von Frauen gingen damals, ebenso wie in Deutschland, Dänemark, der Schweiz und den USA für die Verbesserung ihrer Lebensund Arbeitsbedingungen auf die Straße. Zentrale Forderungen waren damals das Wahlrecht, die Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages, die Festsetzung von Mindestlöhnen und die Forderung nach gleichem Lohn bei gleicher Arbeitsleistung. In den darauf folgenden Jahren schlossen sich Frauen aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Russland und vielen anderen Ländern der Welt an. 1921 wurde der Frauentag vom

19. auf den 8. März verlegt. Damals legten Arbeiterinnen der Textilfabrik Cotton in New York ihre Arbeit nieder, um für sich und ihren Familien bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu fordern. Sie wurden von den Fabrikseigentümern eingesperrt, um eine Solidarisierung mit anderen Belegschaften zu verhindern. Als, aufgrund mysteriöser Umstände, ein Feuer ausbrach, starben 129 Arbeiterinnen in den Flammen. Auch heute noch ist es leider in vielen Gegenden (lebens) gefährlich für Frauen, für ihre Rechte einzutreten.

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Kleine, unvollständige

Frauen - Geschichte

Österreichs 1918 , mit Gründung der er sten Republik, wur de der Gleichheitsgrundsatz in die Verfassung aufgenommen und Frauen erhielten (theoretisch) die gleichen Rechte, wie zum Beispiel das Wahlrecht. Zwei Jahre später, 1920 traten viele wichtige Sozialgesetze in Kraft, wie die Einführung des 8-StundenArbeitstages sowie die Gründung der Arbeiterkammer, als gesetzliche Interessensvertretung.

Kommunistinnen, Feministinnen, „ u n z ü c h t i g e“ a b e r a u c h l e s b i s c h e Fr a u e n u n d v i e l e a n d e r e mehr wurden in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert und ermordet. Die einzige Auszeichnung des NS-Staates für Frauen war das sog. „Mutterkreuz“, für jene die viele Kinder bekamen.

In der Zeit des Austrofaschismus erhielt die katholische Kirche großen Einfluss auf das Bildungssystem. Wer Matura machen wollte, musste den Religionsunterricht besucht haben und jungen Frauen wurde der Zugang zu Bildung zusätzlich sehr erschwert. Wie in der katholischen Kirche, wurde als weibliches Ideal die Rolle als Hausfrau und Mutter propagiert.

19 5 7 wurde im Parlament erstmals das Mut terschutzgesetz verabschiedet. Dieses verbot die Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie bestimmte gesundheitsgefährdete Arbeiten für Schwangere und Neugeborenenmütter. 1966 wurde Grete Rehor (ÖVP) die erste weibliche Ministerin in der österreichischen Bundesregierung. 1970 wurde das Beschäftigungsverbot vor der Geburt für schwangere Frauen bei Weiterbezahlung des Nettolohns, auf sechs Wochen verlängert.

1 9 3 8 – 4 5 , Währ e n d d e s Nationalsozialismus wurde gegen Frauen, die sich weigerten dem Bild der „deutschen Hausfrau und Mutter“ zu entsprechen, teilweise hohe Strafen verhängt. Viele Gewerkschafterinnen,

1975 wurde das Ehe- und Familienrecht neu geregelt. Der Mann war nicht mehr länger das „Familienoberhaupt“ der Familie und die Berufstätigkeit von Frauen war nicht mehr an die Zustimmung des

19 3 4 – 3 8 ,

Ehemannes gebunden. Erstmals war die Frau vor dem Gesetz gegenüber dem Mann gleichberechtigt. Das erste Frauenhaus in Österreich wurde 1978 gegründet, um Frauen Schutz vor ihren gewalttätigen Partner zu bieten. 1979 wurde Johanna Dohnal (SPÖ) Staatssekretärin für „Frauenfragen“.

19 8 9 wurden die Straf bestimmungen bezüglich Vergewaltigung und sexueller Nötigung geän d e r t . Dami t w ur d e au c h di e Ve r g e w a l t i g u n g i n d e r E h e i n Österreich unter Strafe gestellt. Wegweisend in Europa wurde auch das österreichische Gewaltschutzgesetz, das 1997 in Kraft trat. Nicht das Opfer von Gewalt muss gehen,

sondern der Gewalttäter (bzw. in Ausnahmefällen die Gewalttäterin) muss die Wohnung verlassen. Im Jahr 2000 trat das neue Ehrecht in K r af t. Ver be s ser ungen er gaben sich vor allem bezüglich des Unterhaltsanspruches. Mutterschutz, rechtliche Gleichstellung und Ansätze zur de facto Gleichstellung der Frauen waren die Inhalte der frauenpolitischen Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten.

Es w u r d en zwa r i n d er V er g a n g en h eit w i c hti g e fr a u en p o liti s c h e M ei len stei n e g e s etz t, a b er es i st n o c h i mm er v i el zu tu n !


U n s er e ( Fr a u en ) G en er ati o n h at es en d li c h g esc h a fft b ei d en B i ld u n g sa b sc h lü ss en m it d en M ä n n er n g lei c hzuzi eh en ! W en n a b er j etz t m ass i v e Ei n s pa r u n g en i n d er Ki n d er b etr eu u n g, i m P fleg e u n d G es u n d h eits b er ei c h pass i er en , d a n n w i r d u n s d as i n ei n i g en J a h r en a m ei g en en Lei b tr effen .

Wirtschaftskrise – Rückkehr an den Herd? Das vergangene Jahr war geprägt durch die Wir tschaf tskrise. Beschäftigte verloren ihre Jobs und viele Unternehmen führten Kurzarbeit ein. Der Staat versuchte durch das Bankenrettungspaket und andere Maßnahmen, das Schlimmste abzuwenden und es entstand ein großes Loch im Staatsbudget. Und das muss wieder saniert werden. Der Ruf nach Sparpaketen und Einsparungen im öffentlichen Bereich wird zusehends lauter. Ein Teil des „öffentlichen Sektors“ ist der Gesundheits- und Sozialbereich. Doch dieser war schon vor der Krise

nicht gerade durch fürstliche Gehälter der Beschäftigten und eine unnötig, aufgeplusterte Infrastruktur aufgefallen. Im Gegenteil: Die Gefahr, dass nun durch weitere Einsparungen die öffentliche Versorgung schlechter wird und die Beschäftigten unter Druck geraten auf Ansprüche und Gehalt zu verzichten, steigt. Im Gesundheits- und Sozialbereich sind über 200.000 Personen beschäftigt, 80 Prozent davon sind Frauen. Die Gefahr, dass nun durch weitere Einsparungen die öf fentliche Versorgung schlechter wird, steigt ebenso, wie der Druck auf

die Beschäf tigten auf Ansprüche und Gehalt zu verzichten. In vielen Bereichen herrscht bereits jetzt chronischer Personalmangel und die Beschäftigten stehen unter sehr großem Druck.

I n v estiti o n en s i n d a ls o d r i n g en d er fo r d er li c h u n d „ b r i n g en “ w eit m eh r a ls s i e ko sten: 80 Prozent der pf legebedürftigen Personen werden immer noch von nahen Angehörigen, in 80 Prozent der Fälle Frauen, betreut.

Of t müssen diese Frauen die eigene Berufstätigkeit einschränken oder gar (vorläufig) aufgeben. Was dies für die eigene Unabhängigkeit und in weiterer Folge auch für die Absicherung in der Pension bedeutet, dürfte allgemein bekannt sein. Der Ausbau eines flächendeckend e n B e t r e uun g s an g e b o t e s, vo n zum Beispiel ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen oder Pflegeeinrichtungen für ältere oder beeinträchtigte Menschen würde drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: 1. Die Angehörigen würden entlastet werden und könnten weiterhin ihrer

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N F DE N AU ISSE SCHE IR W

W i r s c h ei SS en , a u f d en M ä r c h en p r i nz!

HEN C R MA PRINZ

D i e B r o sc h ü r e u n d d as P l a k at zu r K a m pag n e kö n n en g r ati s b estellt w er d en . Sc h i c k ei n fac h ei n E - M a i l a n j u g e n d @ g p a - d j p.a t

Erwerbstätigkeit uneingeschränkt nachgehen. 2. Es würden viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. 3. Die einzelnen Beschäftigten würden durch Aufstockung des Personals entlastet und hätten mehr Zeit für die KlientInnen.

Ei n s pa r u n g en w ü r d en d as G eg entei l b ew i r ken: N ä m l i c h d e n Ve r l u s t v o n v i e len Arbeitsplatzen, einen erhöhten Druck für die Beschäftigten im Sozialbereich und die Übertragung der Betreuungsarbeit an Frauen, die dies dann meist unbezahlt ist und die Aufgabe der eigenen Berufstätigkeit erfordert.

Aber, so der Einwand, uns Junge betrifft das doch alles gar (noch) nicht? Doch, denn wenn wir, jetzt tatenlos zuschauen, wie unser öffentliches Gesundheits- und Sozialsystem noch mehr kaputt gespart wird, ist es dann, wenn es uns betrifft längst zu spät. Unsere (Frauen)Generation hat es endlich geschafft bei den Bildungsabschlüssen mit den Männern gleichzuziehen und sie teilweise sogar zu überholen! Wenn aber jetzt massive Einsparungen in der Kinderbetreuung, im Pflege- und Gesundheitsbereich passieren, dann wird uns das in einigen Jahren am eigenen Leib treffen. Nämlich dann, wenn wir selber Kinder haben (wollen) oder unsere (Groß)Eltern pflegebedürftig werden und keine ausreichende oder leistbare Infrastruktur mehr vorhanden ist. Dann bedeutet das, dass viele von uns ihre

de bewirken, dass wieder einmal die Frauen die Suppe auslöffeln müssen.

Erwerbstätigkeit massiv einschränken oder gar aufgeben müssen. Eigene Berufstätigkeit ist für Frauen aber die Voraussetzung für ein selbständiges und unabhängiges Leben. Ohne sie steigt die Armutsgefährdung und der Lebensstandard sinkt. Frauen fühlen sich zwar oft stärker für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen verantwortlich, aber sie sind es nicht! Sowohl für die jüngeren, beeinträchtigten als auch die älteren MitbürgerInnen tragen auch Männer und die Gesellschaft als Ganzes einen Teil der Verantwortung. Und diese dürfen auch nicht, Wirtschaftskrise hip oder hop, aus dieser entlassen werden! Ein Zusammensparen der öffentlichen Infrastruktur vor allem im Bereich der Kinderbetreuung und des Gesundheits- und Sozialbereiches wür-

Deshalb dürfen sich auch im Zuge der Wirtschaftskrise veralterte Rollenund Aufgabenverteilungen nicht wieder durch die Hintertüre hereinschleichen. Frauen haben nicht ohne Grund für das Recht gekämpft, unabhängig von einem Kinderwunsch oder der Fürsorge für Verwandten, berufstätig zu sein, zu bleiben und ein selbständiges und unabhängiges Leben zu führen!

I n d i es em S i n n e: NEIN zu Einsparungen im öffentlichen Sozialbereich, die bewirken, dass wieder die Frauen allein verantwortlich für Betreuungsarbeit werden. NEIN zu veralterten Rollenklischees und der Absicherung von Frauen über einen männlichen Familienernährer! H e r mi t d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n Verantwortung und dem Ausbau des öffentlichen Sozialbereichs! Denn: Wir scheißen, auch trotz Krise immer noch, auf den Märchenprinzen!!!


I M PRESS U M :

GPA-djp Bundesjugend Alfred Dallinger Platz 1 1034 Wien Tel: 050301 21 510 Fax: 050301 71 510 jugend@gpa-djp.at

HerausgeberIn: Gewerkschaft der Privat­an­ge­stellten - Druck, Journalismus, Papier, Bundes­jugendabteilung Alfred Dallinger Platz 1, 1034 Wien

GPA-djp Wien Alfred Dallinger Platz 1 1034 Wien Tel: 050301 21 298 Fax: 050301 71 298 wien@gpa-djp.at

Medieninhaber: Verlag des ÖGB GesmbH, Altmannsdorfer Str. 154-156, 1230 Wien Verlags- und Herstellungsort: Wien, DVR 0046655 Redaktion: Barbara Marx, Kathrin Niedermoser Layout/Illustrationen: modularplus.com

O ffen leg u n g für 2009 für folgende Zeitschriften (Fachgewerkschaftszeitschriften): Kompetenz/Vorwärts, Exklusiv, Dabei in der KMSfB, Bau Holz, Gewerkschaftsjournal Chemie, vida, gpf compact, Glück auf, Für Dich, Hallo, Solidarität, ÖGB-Nachrichtendienst, Arbeit & Wirtschaft, GPA-Infodienst(e), ÖGB aktuell, Seminarprogramm, Betriebsratsinformation Bau Holz, Wir Spieler, Cult & Card, Bücherschau, Analyse Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1230 Wien, Altmannsdorfer Straße 154–156. Geschäftsführung: Mag. Gerhard Bröthaler, DI Gerald Wödl Einziger Gesellschafter: ÖGB Beteiligungsgesellschaft m.b.H. Sitz: Wien Unternehmensgegenstand: Die Herstellung und Verbreitung literarischer Werke aller Art, insbesondere von Büchern und Broschüren jeden Umfanges, von Zeitungen und Zeitschriften, Kunstblättern, ferner von Lehrmitteln, welche durch ein graphisches Verfahren vervielfältigt werden können, und von Buchkalendern sowie überhaupt der Betrieb eines Verlages für den Österreichischen Gewerkschaftsbund; der Betrieb einer Werbe-, Multimedia- und Event-Agentur; das Erbringen von Dienstleistungen in der automationsunterstützten Datenverarbeitung und Informationstechnik sowie die Errichtung und Führung von Organisations- und Verw altungseinrichtungen; der Handel mit Waren aller Art. Die Blattlinie entspricht jenen Grundsätzen, die in den Statuten und der Geschäftsordnung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (Fassung gemäß Beschluss durch den 16. Bundeskongress des ÖGB) festgehalten sind.

FÜR MITGLIEDER Regelmäßig aktualisierte Vergünstigungen für GPA-djp Mitglieder findest du unter www.jugend.gpa-djp.at unter „Alle Card Angebote im Über­b lick“. Aktuell unter anderem gün­s tige LCD-Fernseher und Projektoren, Fe s tivaler mäßigungen, Er mäßigungen bei Ausstellungen, Kinos etc. Als Mitglied der GPA-djp Jugend bist du automatisch Mitglied der Österreichischen Gewerk­s chafts­jugend. Unter www.oegj.at findest du unter Services/ÖGJ-Card ein ständig wachsendes Angebot an jugendspezifischen Vergünstigungen.

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