2 minute read

Die Generation Z und Führung

Die Vorkämpferin

Natalya Nepomnyashcha wächst mit Hartz IV auf. Die Realschule schließt sie als Jahrgangsbeste ab, macht zwei Ausbildungen und absolviert ohne Abitur ein Masterstudium mit Auszeichnung. Heute arbeitet sie für ein internationales Beratungshaus und ist Unternehmensgründerin. Über Intelligenz, soziale Herkunft und die Hürden des Aufstiegs

Ein Porträt von Sven Lechtleitner

Was Führungskräfte von Sokrates lernen können

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“ – hinter diesem berühmten Satz des Philosophen steckt eine Haltung, die zeigt, wie gute Führung funktionieren kann. Warum stellen viele Chefs und Managerinnen so selten Fragen?

Ein Beitrag von Mirjam Stegherr

Es endete nicht gut für ihn: Mit 70 Jahren starb Sokrates durch den Schierlingsbecher. Das Gericht hatte ihn zum Tode verurteilt. Grund für die Giftstrafe war, was ihn als Philosophen unsterblich gemacht hat: sein Redetalent. Mit Fragen verwickelt er Gesprächspartner in einen Dialog, sodass sie Wissen „gebärten“. Sokrates hat keine Schriften hinterlassen, aber seinen Schüler Platon. Er hat diese Fragetechnik „Mäeutik“ genannt, Hebammenkunst, nach dem Beruf von Sokrates‘ Mutter. Was den Gerichten damals als Verführung galt, erlebt über 2.400 Jahre später eine Renaissance. Denn die Mäeutik kann helfen, eine gute Führungskraft zu sein. Viele Unternehmen stecken in einer Falle. Sie entwickeln sich nicht, weil sich die Menschen, die für sie arbeiten, zu wenig engagieren. „Passiv-aggressive Starre“ nennt das die Beratung Booz Allen Hamilton in einer weltweit durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2005. Mehr als ein Viertel der Unternehmen leide darunter. Was ist seitdem passiert? Gallup diagnostiziert regelmäßig im Engagement Index, dass sich viele Beschäftigte in die innere Kündigung zurückziehen. Der Begriff „Quiet Quitting“, der aktuell in den sozialen Netzwerken kursiert, zeigt deutlich: Es sieht heute nicht besser aus, im Gegenteil.

Kündigen, um wieder aktiv zu sein

„Meine Forschung und Beratungspraxis zeigt klar: Die Pandemie hat die Unzufriedenheit verstärkt, sodass immer mehr Mitarbeitende ihre Unternehmen verlassen wollen, in denen sie sich nicht einbringen können“, sagt Lena Marie Glaser. Sie ist Arbeitsforscherin, Beraterin und Autorin von Arbeit auf Augenhöhe. Menschen wollten sich engagieren, es werde ihnen aber nicht leicht gemacht. Ganz abgesehen davon, dass Unternehmen nicht profitieren, wenn das Engagement gering ist, können sie sich Kündigungen von Fachkräften nicht erlauben. Denn Personal ist knapp. Und Rekrutierung kostet. Ausgehend vom Vorstand bis zu den Führungskräften und Mitarbeitenden braucht es laut Glaser eine sichtbare Kultur, bei der Empathie und Dialog im Mittelpunkt stehen. „Wir haben ein anderes Führungsverständnis als früher“, sagt Stephan Limpächer, freiberuflicher Coach und Führungskraft beim Automobilunternehmen Mercedes-Benz. „Führungskräfte sind nicht intelligenter als ihre Teammitglieder. Sie wissen nicht automatisch, wie alle Probleme zu lösen sind, sondern sind ganz im sokratischen Sinne Geburtshelfer, die ihre Expertinnen und Experten im Team unterstützen, die richtige Lösung zu erarbeiten.“

Gerade in einer Welt, die sich im Eiltempo ändert, scheint es klar, dass Führungskräfte nicht allwissend sind. Allerdings hat sich genau dieses Bild verfestigt. Noch immer stehen auf vielen Blogs und Fachmedien Entscheidungs-

This article is from: