Quadriga Media Berlin GmbH № 4 — Ausgabe 6/21 www.kom.de
Alles auf Vertrauen
Raus aus dem Versteck
Der Mittelstand
Jasmina Alatovic von Biontech blickt auf ihr arbeitsreiches Jahr zurück.
Kreatives Employer Branding ist für fast alle Arbeitgeber unverzichtbar geworden.
Die Initiative „Maschinenraum“ will Familienunternehmen sichtbarer machen.
#HiddenChampions
Live sustainable Jede kleine Entscheidung kann einen großen Unterschied machen: Von langlebigen Produkten bis zur klimafreundlichen Produktion – Bosch arbeitet kontinuierlich daran, seinen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, und erreichte im Jahr 2020 als erstes globales Industrieunternehmen die CO₂-Neutralität an seinen weltweit mehr als 400 Standorten. *Bosch hat die CO₂-Neutralität nach internen Berechnungen erreicht. Die CO₂-Neutralität wird derzeit durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft testiert. Um die CO₂-Neutralität zu erreichen, investiert Bosch in Energieeffizienz, erhöht den Anteil regenerativer Energien an der Energieversorgung, kauft Ökostrom zu und kompensiert unvermeidbaren CO₂-Ausstoß.
bosch.com/sustainability-likeabosch
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EDITORIAL
Hidden Champions
I
st Biontech ein Hidden Champion? Diese Frage mag Ende 2021 etwas merkwürdig klingen angesichts eines Umsatzes des Covid-19-Impfstoffherstellers von etwa 13,4 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten dieses Jahres und angesichts der globalen Bedeutung des Unternehmens. 2020 setzte Biontech insgesamt rund 482 Millionen Euro um. Ich habe mal in meinen E-Mails nachgeschaut. Am 13. Mai 2020 schickte ich eine schriftliche Interviewanfrage an Biontech. Eine Antwort bekam ich nicht, was mich nicht verwunderte, weil die Firma bereits als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Entwicklung eines mRNA-Impfstoffes galt. Kurz vorher habe der erste Run an Medienanfragen eingesetzt, wie Kommunikationschefin Jasmina Alatovic im Interview erzählt. Viel zu tun also. Ihr Kommunikationsteam bestand damals lediglich aus zwei Personen. In dieser Ausgabe richten wir den Fokus auf Unternehmen und Akteure, die sonst nicht in der ersten Reihe stehen. Es geht um die Kommunikationsstrategien von Unternehmen wie Symrise und Schott, um Employer-Branding-Aktivitäten von ZF Friedrichshafen und der Kion Group. Wir stellen die Mittelstandsinitiative „Maschinenraum“ vor und fragen Kommunikationsverantwortliche, welche Herausforderungen ihren Arbeitsalltag prägen. Die Pressesprecher des ADAC Mittelrhein und des Chemieparkbetreibers Currenta berichten, wie sie mit der Flutkatastrophe im Ahrtal beziehungsweise der Explosion im Chempark in Leverkusen umgingen. Kommunikator*innen von Hidden Champions sagen einhellig, dass sie dafür arbeiten, ihre Unternehmen sichtbarer WWW.KOM.DE
zu machen. Im Zuge der Recherche für einen Artikel in dieser Ausgabe kontaktierte ich ein Entsorgungsunternehmen. Die schriftliche Antwort, die ich von einer Pressesprecherin zurückbekam, war zwar aussagekräftig, aber zu lang, um sie ungekürzt zu übernehmen. Irritierend fand ich den Hinweis in der Antwort-E-Mail, ihr bei Kürzungen „das finale Stück dann noch einmal zur Freigabe zuzusenden“. Es sollte für Journalisten selbstverständlich sein, dass sie Zitate nicht verfälschen oder aus dem Zusammenhang reißen. Das ist allein schon rechtlich geboten. Bei brisanten politischen Themen oder investigativer Wirtschaftsberichterstattung kommt es auf jedes Wort an. Dass eine Pressesprecherin bei einem erkennbar positiven und harmlosen Thema die Möglichkeit zur Artikelfreigabe erwartet, wundert mich schon. Wenn man so wenig Vertrauen in Journalisten hat, sollte man die Medienarbeit besser ganz einstellen. Die Antwort haben wir nicht verwendet. Leider ist das Ende dieses Jahres wieder von der CoronaPandemie geprägt. Umso mehr wünsche ich Ihnen allen frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!
Volker Thoms, Chefredakteur 3
IN DIESER AUSGABE
3 Editorial 7 Sprecherspitze 10 Meldungen 74 Bücher 78 Wechselbörse 79 Impressum 86 Feedback
6 Kommentar Byung-Hun Park von Viessmann fordert Kommunikator*innen auf, zu Schwächen zu stehen. SZENE
8 Zugang/Abgang Stefan Keuchel ist neu bei New Work. Mit Angela Merkel geht auch Regierungs sprecher Steffen Seibert. IM WORTLAUT
14 Vertrauen in mRNA Biontech-Kommunikationschefin Jasmina Alatovic über die Strategie des Impfstoffherstellers und ihr arbeitsreiches Jahr. MENSCHEN
22 Weniger Punk Henning Beermann von der Vice Media Group berichtet, wie er die Medienmarke im Gespräch halten will.
TITEL: HIDDEN CHAMPIONS
28 Professionalität als Statement Schlechte Kommunikation schadet Unternehmen vor allem auf dem Bewerbermarkt. 30 Versteckte Marktführer Warum saubere Markenbildung und ein gut gepflegter Linkedin-Kanal für Hidden Champions wichtig sind. 32 Agenda Setting Vier Kommunikationsverantwortliche über die Herausforderung, mit den eigenen Themen durchzudringen. 36 Storytelling in der Praxis Wie ZF Friedrichshafen und die Kion Group sich als Arbeitgeber interessant machen.
24 Hilfe nach der Flut Wie der ADAC Mittelrhein rund um die Flutkatastrophe im Ahrtal kommunizierte.
40 Auf den Geschmack gekommen Schott und Symrise produzieren Glas und Aromastoffe. Daraus generieren sie facettenreiche Kommunikationsansätze.
26 Katastrophe mit sieben Toten Currenta-Pressesprecher Maximilian Laufer über die Krisenkommunikation nach der Chempark-Explosion.
44 Identische Interessen Der Mittelstandsinitiative „Maschinenraum“ gehören rund 40 Unternehmen an. Wie funktioniert dieser Hub?
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PRAXIS
AGENTUREN
48 Kritisches aushalten Monika Schaller von der Deutschen Post über ihren Umgang mit kritischer Berichterstattung und die Arbeit mit der Rechtsabteilung.
69 Fragebogen: Benita Daube Die Edelman-Projektmanagerin über Führungskräfte, Kunden und den PR-Nachwuchs.
52 PR-Bild Award: die Gewinner.
70 Besser ohne Anwälte Wie Funke-Chefredakteur Jörg Quoos rechtliche Auseinander setzungen zu lösen versucht und worüber sich Politiker*innen beschweren.
54 Gelernte Feindbilder Analyse der Kommunikation von Vonovia-CEO Rolf Buch und RWE-Chef Markus Krebber. 58 Ausblick Vier Kommunikationsprofis über Themen und Tools, die 2022 wichtig werden könnten. 62 Behörden und Privates Wie Anna Carla Springob von der Bezirksregierung Arnsberg Twitter nutzt.
RECHT
BÜCHER
74 Mal wieder lesen Buchvorschläge zu Kommunikation, Digitalthemen und Leadership. 76 Kolumne Was Alexander Gutzmer von der Art Basel in Miami für die Kommunikation mitnimmt.
WISSENSCHAFT
64 Gender Pay Gap Frauen verdienen in der Kommunikation weiterhin deutlich weniger als Männer. KARRIERE
68 Lernen für den Job Wann Coaching sinnvoll ist und wie man den idealen Coach findet.
80 Verband Ausblick auf 2022, Kolumne „Fair formuliert“, Hautnah-Interview. KOM № 4
Fotos: privat; Schott; picture alliance/dpa; Jana Legler
MEINUNG
14 Jasmina Alatovic (r.) leitet die Kommunikation bei Biontech. Wie schaffte es das Unternehmen, Vertrauen in seinen Impfstoff aufzubauen?
40 Schott und Symrise produzieren Glas beziehungsweise Aromen. Eine Herausforderung für das Storytelling.
26 Im Chempark in Leverkusen starben bei einer Explosion sieben Menschen. Wie ging der Betreiber Currenta mit der Katastrophe um?
70 Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke-Zentral redaktion, will sich von Medienanwälten nicht einschüchtern lassen. Wasserdichte Storys müssten erscheinen. WWW.KOM.DE
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KO M M E N TA R
Endlich mutig sein!
D
ie Welt verändert sich. Schnell. Sehr schnell. Schneller, als uns lieb ist. Seien wir mal ehrlich: Eigentlich kommen wir bei allem gar nicht mehr hinterher. Dank des digitalen Zeitalters verarbeiten wir heute mehr Informationen an einem Tag, als es unsere Großeltern in einer ganzen Woche getan haben – umgekehrt bewegen wir uns wahrscheinlich in einer Woche genauso viel wie unsere Großeltern an einem Tag. Mehr Schnelligkeit, mehr Informationen. Das Resultat ist eine mentale Erschöpfung, die genauso schädlich ist wie die körperliche. Es ist besorgniserregend. Aber wenigstens ist dafür der Content, den wir konsumieren, richtig inspirierend, oder? Leider ist das nicht der Fall. Ein Blick auf die tägliche Nachrichtenlage zeigt: Bad news still sell better than good news! Skandal hier, Missmanagement da, Krise überall. Dauerhaft negative Nachrichten führen zu zwei Phänomenen: Erstens führen sie zu noch mehr mentaler Erschöpfung. Zweitens zu weniger Vertrauen: Dank dauerhafter Beschallung durch negative Nachrichten fällt es uns als Menschen zunehmend schwer, anderen Menschen zu vertrauen. Das ist traurig. 6
Wo bleibt der Optimismus? Wo sind die positiven Nachrichten hin? Die gibt es auf den privaten Kanälen in den sozialen Medien. Aber leider nur zum Angeben. Denn hier findet die unendliche Zurschaustellung vermeintlicher Perfektion statt. Als Dauerschleife. Ständig auf der Jagd nach dem perfekten Essen, dem perfekten Urlaub und den perfekten Momenten, die wir auf unseren SocialMedia-Kanälen teilen können. Inspirierte Reaktionen unserer Follower sind Fehlanzeige. Unsere Aufmerksamkeitsspanne als Mitglieder der „Swipe Society“ nähert sich der Nullgrenze. Dafür wächst unsere emotionale Abgestumpftheit. Hand aufs Herz! Fühlen wir noch wirklich echte Emotionen bei irgendeinem Post? Ich habe daran meinen Zweifel. Wer hätte jemals gedacht, dass das Internet mit dem gesamten Wissen der Menschheit die Menschheit selbst stumpfer und
„Hand aufs Herz! Fühlen wir wirklich echte Emotionen bei irgendeinem Post?“
einfältiger oder sogar dümmer machen könnte? Und was macht die Sprache in Unternehmen? Leider exakt das Gleiche. PR sucht Perfektionismus – ohne Fehler, ohne Kanten, ohne Ecken. Alles muss perfekt sein. Und die Zielgruppe? Sie fühlt sich geblendet von dem, was an der Oberfläche stattfindet, und den glatt geschliffenen Worten. Es gibt keine Antwort. Keine Reaktion. Kein Engagement. Kein Vertrauen. Was bedeutet das für die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren von heute? Erstens: Unser Job wird schwerer. Zweitens: Kommunikation bedeutet Verantwortung. Nämlich die Verantwortung, anders zu sein. Und selbst mutig voranzugehen. Denn der einzige Weg, eine Gegenbewegung zu der emotionalen Stumpfheit zu schaffen, ist, exakt das Gegenteil zu tun. Sich zu öffnen, manchmal auch mehr, als einem selbst lieb ist. Den Mut zu zeigen, authentisch zu sein. Zu dem zu stehen, wie man als Person wirklich ist. Mit allen Facetten. Mit Macken, Schwächen und Verletzlichkeit. Denn nur wer das Unperfekte von sich zeigt, wird es schaffen, die Herzen anderer zu erobern! Das Teilen von KOM № 4
Foto: Marco Becerra/ Stageview
Byung-Hun Park fordert Kommunikator*innen auf, Emotionen zu zeigen und zu Fehlern und Schwächen zu stehen.
SPRECHERSPITZE
Mehr Fortschritt wagen
Park bei der Verkündung der Gewinnerin der Nachwuchs initiative „#30u30“. Der Text ist eine Adaption seiner Rede.
Gedanken, Sorgen und Ängsten ist der natürlichste Weg, zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken. Von Mensch zu Mensch; Human to Human. Auf den Punkt: We need more f****** authenticity! Ich persönlich habe Ängste und Sorgen. Ich befürchte, dass wir zu wenige Menschen in unserer Kommunikationsbranche haben, die mutig genug sind, eigene Gefühle zu offenbaren und Emotionen in die Sprache ihrer Unternehmen zu tragen, um daraus eine wirkliche Stärke zu machen. Gleichzeitig habe ich große Hoffnungen, dass wir mit der richtigen Einstellung und Sensibilität es selbst in der Hand haben, genau das zu ändern. Kommunikation zu gestalten, bedeutet Vorbild zu sein. Mutig und unperfekt. Um Sprache mit Emotionen zu füllen, Worten Bedeutung zu verleihen und echtes Engagement und Vertrauen zu erzeugen – für eine menschlichere Sprache in Unternehmen, aber vor allem für die Menschen selbst. Ich zähle auf euch! • Byung-Hun Park leitet die Kommunikation beim HeiztechnikHersteller Viessmann. WWW.KOM.DE
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz, liebe Annalena, moin Robert, hallo Herr Lindner, der von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgelegte Koalitionsvertrag enthält kein Kapitel zu PR und Öffentlichkeitsarbeit. Als führendes Magazin der Kommunikationsbranche fordern wir Sie deshalb auf, folgende Punkte nachzubessern: • Wir begrüßen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Dies dürfte der Kreativität zugutekommen. Allerdings befürchten wir eine Zunahme von Müdigkeit. Wir fordern deshalb zusätzlich die Legalisierung von Kokain und Speed, um die Einschlafeffekte von Cannabis abzufedern. • Der Koalitionsvertrag gibt keine Antwort auf die Frage, wie sich Kommunikationsabteilungen künftig aufstellen sollen. Benötigen sie einen Newsroom? Ist es sinnvoll, PR und Marketing zusammenzulegen? Welche Software brauchen sie? Hierzu sollte eine Enquete-Kommission unter Leitung von Magdalena Rogl und Frank Behrendt Vorschläge erarbeiten. • Wir fordern ein Phrasenverbot in der politischen Kommunikation. Formulierungen wie „Man kann in einem stürmischen Winter nicht mit Sommerreifen fahren“ oder „Impfen. Impfen. Impfen“ sollten weder Minister*innen noch Ministerpräsident*innen verwenden dürfen. Wir schlagen vor, Kommunikationsprofis eine Negativliste mit Formulierungen erarbeiten zu lassen, die künftig für politische Entscheider verboten sind. • Behörden sollten zur Social-Media-Kommunikation verpflichtet werden. Jede Behörde muss mindestens ein Posting pro Monat in einem sozialen Netzwerk erstellen. Im zweiten Jahr muss die Zahl auf zwei pro Monat steigen. Jede Behörde muss zusätzlich eine User-Frage beantworten. Im dritten Jahr sollte jede Behörde mindestens ein Foto oder Video einstellen. • Die Agenturszene muss nach der Corona-Pandemie wieder in die Lage versetzt werden, ihre Leute bis nachts im Büro arbeiten zu lassen. Wir fordern die Einrichtung eines Sonderfonds. Agenturen mit mehr als 50 Angestellten sollten Finanzmittel erhalten, damit sie in Büros Übernachtungsmöglichkeiten (empfohlen: ein Doppelbett, drei Einzelbetten) schaffen können. Trainees und Praktikant*innen stehen ein Schlafsack, eine Isomatte und eine Taschenlampe zu. • „Die Verwaltung soll agiler und digitaler werden (…). Wir wollen das Silodenken überwinden.“ Wir verlangen die Löschung dieses Absatzes. Die Verwendung der Begriffe „agil“ und „Silodenken überwinden“ muss in Deutschland weiterhin ausschließlich der Kommunikationsbranche vorbehalten sein. • Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen Entwurf für ein „Gute-Kommunikation-Gesetz“ vorzulegen. • 7
IM WORTLAUT
Mit Vertrauen zu Impfhelden Wie Biontech-Kommunikationschefin Jasmina Alatovic die Entwicklung des Impfstoffs erlebte und das Unternehmen weitgehend krisenfrei durch die bisherige Corona-Pandemie navigierte.
I
mpfhelden“ – Medien verwenden diesen Begriff für Özlem Türeci und Uğur Şahin des Öfteren. Die Vorständin und der CEO sind maßgeblich für die Entwicklung des Covid19-Impfstoffs von Biontech verantwortlich. Inzwischen kennt fast die ganze Welt das Unternehmen aus Mainz. Der gemeinsam mit Pfizer vertriebene mRNA-Impfstoff ist für viele Menschen das präferierte Präparat, was auch mit der Kommunikation zu tun haben dürfte. Als „datengetrieben und nüchtern“ bezeichnet Kommunikationschefin Jasmina Alatovic die Strategie. Keine falschen Hoffnungen wecken. Frau Alatovic, Sie kamen vor etwas mehr als zwei Jahren von Hering Schuppener (heute Finsbury Glover Hering) zu Biontech. Also bevor Corona die Welt veränderte. Was dachten Sie damals, was Ihre Aufgabe sein würde? Den Börsengang vorbereiten? Alatovic: Genau. Ich wurde Anfang 2019 angesprochen und gefragt, ob ich bei Biontech mitmachen möchte. In den Medien bin ich nach einiger Recherche auf das Gerücht gestoßen, dass Biontech einen Börsengang planen könnte. In späteren Vorstellungsgesprächen habe ich erfahren, dass es um die Kommunikation rund um den US-Börsengang gehen würde und darum, die Kommunikationsabteilung mit aufzubauen und diese eventuell in drei bis vier Jahren zu übernehmen. Die Themen haben sich verändert. Sie mussten tief in die medizinische Materie einsteigen. Die 14
Kommunikation von Studien ist komplex. Inwieweit war es absehbar, dass solche Aufgaben auf Sie zukommen würden? Alatovic: Teil des Stellenprofils war, dass man eine Affinität für medizinische Themen hat oder über einen akademischen Hintergrund in Medizin oder Biologie verfügt. Letzteres hatte ich nicht. Ich hatte aber ein Faible für naturwissenschaftliche Themen. Von einigen ehemaligen Kolleginnen werde ich auch Dr. Alatovic genannt. Was ich damals in Fachpublikationen über Biontech las, fand ich sehr eindrucksvoll. Ich hatte das Gefühl, dass es etwas Größeres werden könnte. In meinem Bewerbungsgespräch mit unserem Chief Commercial Officer Sean Marett bat er mich, in zwei, drei Sätzen zu erläutern, was mRNA ist. Danach hatte ich den Job – ohne zu wissen, was mich tatsächlich erwarten würde. Am 16. März 2020 beschlossen Bund und Länder den ersten Lockdown in Deutschland. An demselben Tag berichtete Biontech über „rapide Fortschritte beim Covid-19-Impfstoff-Programm“. Wie haben Sie diese Phase in Erinnerung? Alatovic: In den ersten Wochen habe ich von der Entwicklung nichts gewusst. Der Vorstand hat das „Project Lightspeed“ bewusst in einem sehr kleinen Team von Wissenschaftlern und Entwicklern gehalten. Es ist das Credo von Biontech, dass wir nur etwas kommunizieren, wenn wir etwas zu sagen haben. Wir machen keine Ankündigungskommunikation. Wir hätten die Entwicklung sogar gerne noch länger unter Verschluss KOM № 4
Fotos: Laurin Schmid / BdKom; Pedro Becerra/STAGEVIEW
Interview VOLKER THOMS
IM WORTLAUT
Jasmina Alatovic gewann zuletzt diverse Kommunikationspreise. Bei den BdKom-Awards wurden sie und ihr Team (hier mit Natasha Cherifi) ausgezeichnet. Sie wurde zudem „Kommunikatorin des Jahres“ (unten) und „Forschungs sprecherin des Jahres“.
WWW.KOM.DE
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TITEL: HIDDEN CHAMPIONS
Wohlfühlen in der zweiten Reihe B2B-Unternehmen wie ZF Friedrichshafen und die Kion Group sind in der breiten Öffentlichkeit meist weniger bekannt als Dax-Konzerne und solche mit Endverbrauchermarken. Im Employer Branding können beide mit ihrer Transformationsstory punkten.
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KOM № 4
Online und in kleinen Lehreinheiten: Die E-Learnings der depak Gute Kommunikation bedarf sorgfältiger Planung und geeigneter Skills. Egal, ob Sie Kommunikation für Social Media, Krisen oder die Presse machen – die E-Learning-Kurse der depak vermitteln Ihnen das nötige Wissen, damit Ihre Botschaften auch wirklich ankommen.
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TITEL: HIDDEN CHAMPIONS
Auf den Geschmack gekommen Schott produziert Glas und Glaskeramikprodukte. Der Dax-Neuling Symrise Duft- und Aromastoffe. Beide Unternehmen setzen in ihrer Kommunikation auf Storytelling. Von CAROLIN SACHSE-HENNINGER
In der Mini-Serie „The Receptionist“ schwärmt Empfangs mitarbeiter Fritz von den Produkten seines Arbeitgebers. Für die Rolle engagierte Schott den Comedian Michael Kessler. 40
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RECHT
Wasserdichte Geschichten durchziehen Wie gehen Medien mit Klagen aus Politik und Unternehmen um? Setzen Anwälte die vierte Gewalt unter Druck? Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke-Zentralredaktion und langjähriger „Bild“-Vizechef, erzählt, welche Erfahrungen er gemacht hat, und was sowohl Politiker*innen als auch Journalist*innen seiner Meinung nach aushalten müssen.
Herr Quoos, wie oft bekommen Sie in der FunkeZentralredaktion Anwaltspost? Quoos: Selten. Vielleicht fünf-, sechsmal im Jahr. Und das sind dann auch oft ziemliche Petitessen. Was zum Beispiel? Quoos: Da gibt es zum Beispiel den Hersteller eines sehr beliebten Küchengeräts, der penibel darauf achtet, dass der Name seines Geräts nicht im Kontext mit Nachbauten erwähnt wird. Das ist natürlich Quatsch. Wehren Politiker sich auch? Quoos: Die Politik kommt selten mit dem Anwalt. Wenn es da einen Dissens in der Berichterstattung gibt, nehmen meistens die Sprecher Kontakt auf, und dann wird diskutiert, ob in der Darstellung etwas fehlt oder missverständlich ist. Um bei uns eine Korrektur auszulösen, braucht man nicht den juristischen Weg. Da reicht auch ein freundlicher Anruf. Wenn es aber um Dinge geht, die im Privatleben des Politikers oder der Politikerin liegen, kann es schon passieren, dass der Anwalt sich meldet. Haben Sie Beispiele? Quoos: In meiner Arbeit liegen diese länger zurück. Da geht es dann zum Beispiel um uneheliche Kinder, über die nicht berichtet werden soll. Mit Gerhard Schröder zum Beispiel 70
haben wir uns damals bei „Bild“ wie auch andere Medien juristisch auseinandergesetzt. Da ging es um die Frage: Hat er sich die Haare gefärbt? Das hatte eine Agentur berichtet. Das ging bis zum Bundesverfassungsgericht, wo Schröder am Ende recht bekam. Der jüngste Fall, in dem Anwälte in Gang gesetzt wurden, war in Zusammenhang mit dem Hauskauf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Es wurde sogar das Grundbuchamt aufgefordert, Auskunft darüber zu erteilen, welche Journalisten angefragt haben. Das fand ich unmöglich. So eine Recherche muss man aushalten. Sie sagen, Politiker kommen seltener als Unternehmen mit dem Anwalt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Quoos: Für sie ist Kommunikation das Instrument zur Problemlösung, deswegen suchen sie das Gespräch mit der Redaktion, wenn es ein Problem gibt. Sie sind viel erfahrener im Umgang mit Medien. In Konzernen gibt es Chefs, die sitzen eingebunkert in ihren Büros und haben mit Medienvertretern vielleicht nur einmal im Jahr bei der Bilanzpressekonferenz zu tun. Die schicken dann sofort ihren Anwalt los, wenn sie vermeintliche Fehler oder Falschdarstellungen sehen. Wer regelmäßig mit Medien zu tun hat und auf dieser Klaviatur spielen kann, würde nur als Ultima Ratio den Anwalt einschalten, glaube ich. KOM № 4
Foto: Jana Legler
Interview KATHI PREPPNER
RECHT
WWW.KOM.DE
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→ kiongroup.com
Shaping the Future – Together Die Welt der Intralogistik – hohes Tempo, ständiger Wandel
Als einer der führenden Lösungsanbieter für Lager- und Supply-Chain-Optimierung hören wir den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, genau zu. Wir verstehen ihre Anforderungen. Wir nehmen die Zukunft vorweg und bringen ihnen schon heute genau die Innovationen, die sie morgen benötigen. Ob Hightech-Stapler, mobile Automation, höhere Energieeffizienz oder smarte Digitalisierungslösungen für ihre Warenlager – gemeinsam mit unseren Kunden gestalten wir die Zukunft der Intralogistik.
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