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Der Brüsseler ZDF-Korrespondent Florian Neuhann erklärt im Interview, welche EU-Themen in Deutschland auf Interesse stoßen und was er an der Pressearbeit der europäischen Institutionen kritisch sieht.

Herr Neuhann, vergangene Woche fand der EU-Gipfel statt. Der Kompromiss im Streit um das Verbrenner-Aus kam dann erst am Wochenende. War das eine der intensivsten Wochen für Sie, seit Sie aus Brüssel berichten?

Neuhann: Die Gipfelwochen sind immer intensiv. Ich habe hier aber andere Gipfel erlebt, die sehr viel intensiver waren. Ich erinnere mich vor allem an die Gipfel kurz nach Kriegsbeginn im vergangenen Jahr und an die, bei denen es um Sanktionen ging. Da war dieser einer der langweiligeren. Für deutsche Medien war das Thema Verbrenner-Aus sehr wichtig. Aber in den Briefings habe ich festgestellt, dass es für Korrespondentinnen und Korrespondenten aus anderen Ländern nicht die große Rolle gespielt hat.

Welche Faktoren müssen zusammenkommen, damit ein EU-Thema die Öffentlichkeit in Deutschland interessiert?

Neuhann: Am besten ist es natürlich, wenn ein Thema relevant ist für die Menschen in Deutschland – und damit für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Das ist bei einem Thema wie dem Verbrenner-Aus gegeben, weil viele in Deutschland Auto fahren. Aber es ist auch bei anderen Themen gegeben, zum Beispiel wenn es um Energiepreise geht oder um die Frage, ob wir ukrainische Flüchtlinge aufnehmen. Was sicherlich auch hilft, ein Thema in den Medien zu verkaufen: wenn es Streit gibt. Ein Gipfel, auf dem sich alle einig sind, taugt nicht immer für den Aufmacher im „Heute-Journal“. Haben Sie Beispiele für Themen, die unter dem Radar liefen und für die Sie sich mehr Interesse in Deutschland gewünscht hätten?

Florian Neuhann

ist seit August 2021 stellvertretender Leiter des ZDF-Studios in Brüssel, das von Ulf Röller geleitet wird. Zwei weitere Korrespondenten sowie Producer, Cutter und Kameraleute arbeiten dort. Bevor Neuhann nach Brüssel wechselte, war er im ZDF-Hauptstadtstudio als Korrespondent für bundespolitische Themen zuständig.

Neuhann: Die Gesetzgebungsprozesse in Brüssel sind kompliziert: Die Kommission schlägt etwas vor. Meist berichten wir –und dann passiert erst einmal lange nichts, weil die beteiligten Institutionen jeweils ihre Positionen festlegen. Das ist eigentlich ein spannender Prozess, in dem sehr viel abgesteckt wird, wo sich aber viele Kollegen in den Redaktionen fragen: Ist das relevant? Deshalb wird oft nicht darüber berichtet. Und dann passiert es eben wie beim Verbrenner-Aus, dass die deutsche Öffentlichkeit und auch die deutsche Politik zu spät aufwachen, weil sie diesen Gesetzgebungsprozess nicht intensiv verfolgt haben. Das führt dazu, dass manchmal erst der Aufschrei kommt, wenn ein Gesetz verabschiedet ist.

Versuchen Sie denn, diesen Prozess der Gesetzgebung journalistisch aufzugreifen?

Neuhann: Absolut. Wir reden uns im Studio Brüssel den Mund fusselig gegenüber unseren Redaktionen in Mainz und versuchen immer zu erklären, wann und warum es sinnvoll ist, frühzeitig über ein Thema zu berichten. Ich versuche auch immer zu

Birgit Schmeitzner arbeitete zuletzt als Korrespondentin für den Bayerischen Rundfunk in Berlin. Vorher war sie als freie Journalistin in Moskau tätig und berichtete von 2009 bis 2014 über Europapolitik aus Brüssel.

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