Wissenschaft und Technologie
Wie Merck als Unternehmen wahrgenommen werden will.
Panda-Nachwuchs
Warum die Kommunikation des Zoo Berlin auf Milestones basiert.
Wissenschaft und Technologie
Wie Merck als Unternehmen wahrgenommen werden will.
Panda-Nachwuchs
Warum die Kommunikation des Zoo Berlin auf Milestones basiert.
Welche Technologie-Kompetenzen Kommunikatoren benötigen.
MEINUNG
8 Kommentar CEOs machen sich in Talkshows rar. Das ist nur allzu verstÀndlich.
IM WORTLAUT
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Interview mit Axel Löber Merck hat ein komplexes Produktportfolio. Was bedeutet das fĂŒr die Kommunikation?
TITEL: TECHNOLOGIE
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Neue Kompetenzen
Welche Skills fĂŒr Kommunikatoren wichtiger werden.
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Revolution oder Hype? Kommunikationsprofis erinnern sich an ihren E-Mail-, iPhone- und Newsroom-Moment.
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Kurze Videos
Bewegtbilder sind jetzt auch auf Linkedin omniprÀsent.
3âEditorialââ6âBilderââ9âSprecherspitzeââ10âMeldungen 74âWechselbörseââ75âImpressumââ82âZahlen
32 Was zu hören Ideen fĂŒr Podcasts zu Technologie, Start-up und KI.
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Tech-Konzerne Wie amerikanische Technologieunternehmen in Deutschland kommunizieren.
38 Cyberattacken Wie Unternehmen mit Hackerangriffen umgehen sollten.
40 Virtual Reality
Trotz vielseitiger Einsatzfelder bleibt der Durchbruch aus.
POLITIK
44 Ricarda Lang Die ehemalige GrĂŒnenVorsitzende ĂŒber das Ampel-Aus, Sprache und das Hamsterrad Politik.
MEDIEN
52 Hoffen und Bangen Alexander Gutzmer ĂŒber Bias im Journalismus.
54 Produkte, CEO, Standort Wie Trumpf seine Kommunikationsabteilung aufgebaut hat.
58 Nachwuchs Zwei kleine Pandas prĂ€gen die Ăffentlichkeitsarbeit des Zoo Berlin.
62 KI-Kolumne Welche Einsatzfelder ChatGPT bietet.
64 Buchtipps Ideen, was sich zu lesen lohnen könnte.
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Kurz vorgestellt Fragebogen: Rebekka Schnell ĂŒber ihren Arbeitsalltag bei Roche.
68 Wechsel ins Unternehmen Was es beim Schritt aus der Agentur ins CorporateLeben zu beachten gilt.
70 Fragen und Antworten Kommunikationsprofis mit Tipps zu X-Alternativen, KI, Telepromptern und Avataren.
KOLUMNE
72 Mimik und Sprache Klaus Werle in der Kolumne âDas geht besser!â ĂŒber die Wichtigkeit von Worten.
76 Verband Aufruf zur Bundestagswahl, Berufsfeldstudie, Kurzinterview, Neumitglieder.
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Interview mit Axel Löber: Wie Merck sich als Wissenschaftsund Technologieunternehmen positioniert.
58
Panda-Nachwuchs: Was die Geburt von zwei kleinen BĂ€ren fĂŒr den Zoo Berlin bedeutet.
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Update: Welche Kompetenzen sich Kommunikatoren zu Technologie und KI aneignen sollten.
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Wie ausgewechselt: Seit Bekanntgabe ihres Abschieds als GrĂŒnen-Vorsitzende setzt sich Ricarda Lang kritisch mit den Spielregeln der Politik auseinander. Dabei hinterfragt sie auch ihre eigene Rolle.
Axel Löber ist seit Ende 2023 Kommunikationschef von Merck. FĂŒr ihn war es nach knapp fĂŒnf Jahren bei E.ON eine RĂŒckkehr. Eine seiner
Aufgaben: zu erklĂ€ren, dass Merck viel mit Technologie zu tun hat und nicht ausschlieĂlich im Pharmasegment tĂ€tig ist.
Herr Löber, ich habe vor diesem Interview Bekannte gefragt, was Merck ihrer Meinung nach macht. Ăberwiegend kam die Antwort, Merck sei ein Pharmaunternehmen. Das âHandelsblattâ hat in einem Interview mit Ihrer CEO BelĂ©n Garijo 2023 ebenfalls den Begriff âPharmakonzernâ verwendet. Stört Sie das?
Löber: Jein. Eines unserer drei GeschÀftsfelder ist Pharma. Insofern ist es teilweise richtig, aber eben nicht nur. Merck hat in Darmstadt vor mehr als 350 Jahren als Apotheke angefangen. Pharma ist seither eine unserer SÀulen. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten allerdings stark diversifiziert. Zu unseren Aufgaben in der Kommunikation gehört es, unseren Stakeholdern zu vermitteln, dass wir Pharma, aber eben auch deutlich mehr sind. Das wird auch zunehmend in der Berichterstattung reflektiert.
Die Geschichte des Unternehmens reicht bis 1668 zurĂŒck. Inwieweit pflegen Sie die Legacy als Ă€ltestes pharmazeutisch-chemisches Unternehmen der Welt? Erschwert sie es nicht, Ihre Transformation zu vermitteln?
Löber: Das gehört zu den vielen Spannungsfeldern, die wir hier kommunizieren. Merck ist ein Meister der Diversifikation. Einerseits sind wir mit vielen GeschĂ€ften im Hightech-Bereich unterwegs. Andererseits haben wir eine sehr lange Geschichte. Die Historie ist ein schöner AufhĂ€nger, eine Besonderheit. Ich habe mal den Spruch gehört, wir seien eines der Ă€ltesten Startups der Welt. Das fand ich ganz nett. Dazu passt: Wir haben die besondere EigentĂŒmerstruktur,
dass rund 70 Prozent des Grundkapitals von der GrĂŒnderfamilie gehalten werden. 30 Prozent sind an der Börse und wir sind damit im Dax notiert. Die kurz- und mittelfristige Kapitalmarktkommunikation nehmen wir sehr ernst, und gleichzeitig verfolgen wir eine sehr langfristige Perspektive, teils ĂŒber Generationen hinweg. Diese Geschichte der kontinuierlichen Transformation erzĂ€hlen zu können, reizt mich.
Sie schreiben als Merck ĂŒber sich: âWir sind ein lebendiges Wissenschafts- und Technologieunternehmen.â Inwieweit macht es einen Unterschied, ob man als Wissenschaftsund Tech-Unternehmen kommuniziert oder als Pharmakonzern?
Bei E.ON war Axel Löber im Marketing tĂ€tig. Neben interner und externer Kommunikation gehört bei Merck âMarke und Content Marketingâ zu seinem Aufgabenbereich.
Löber: Die Positionierung als Wissenschafts- und Technologieunternehmen haben wir mit unserem heutigen Markendesign 2015 eingefĂŒhrt. Zu dem Zeitpunkt war unser Portfolio schon recht weit aufgefĂ€chert. Auf der einen Seite haben wir den Bereich Life Science. Also alles, was man fĂŒr Pharmaforschung und -produktion braucht. Der zweite Bereich nennt sich Electronics â mit Materialien und Systemen fĂŒr die Halbleiter- und Displayindustrie. Und dann wie erwĂ€hnt das PharmageschĂ€ft in unserem Bereich Healthcare. 2014/2015 wurde Merck noch ĂŒberwiegend als Pharma- und Chemieunternehmen wahrgenommen. Pharma stimmt. Klassische Chemie nicht mehr. Es sind bei uns deutlich mehr technologiegetriebene GeschĂ€fte dabei. Das wollten wir mit unserem Markenauftritt und der dazugehörigen Positionierung reflektieren.
Bringt es ein besseres Image mit sich, ein Technologieunternehmen zu sein?
Inzwischen gibt es fĂŒr fast jedes Interessengebiet Podcasts â so auch fĂŒr Technologie, KI und Start-ups. Einige VorschlĂ€ge, was man hören könnte.
Von AWAZEH KHOSHNAM
Startup â Jetzt ganz ehrlich
âWas verbirgt sich wirklich hinter der schillernden Fassade der GrĂŒnderszene?â Diese Ausgangsfrage steht im Fokus des Podcasts, durch den die ntvModeratorin Janna Linke fĂŒhrt. Das Konzept ist eine Mischung aus Reportage und Interview. Linke beleuchtet ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. DafĂŒr spielt sie zu Beginn O-Töne der Beteiligten ein und erlĂ€utert die HintergrĂŒnde. Im Anschluss folgt ein etwa halbstĂŒndiges Interview mit einer Person aus der Startup-Szene. In der Schluss-Kategorie âEntweder-oderâ mĂŒssen sich die Interviewpartner auf eine von zwei Antwortmöglichkeiten festlegen. Linke hat 2024 den KKongress moderiert.ââą
Hinter diesem Podcast-Namen stecken drei unterschiedliche Konzepte. Jeden Wochentag erscheint ein etwa zehnminĂŒtiges Interview zu einem Hauptthema, das zumeist der Cybersecurity-Reporter des âWall Street Journal (WSJ)â, James Rundle, mit einem Kollegen fĂŒhrt. Des Weiteren bietet âTNB Tech Minuteâ ebenfalls wochentĂ€glich einen schnellen Ăberblick zu aktuellen Tech-Schlagzeilen, Host ist mal Rundle, mal Belle Lin, KI-Reporterin beim âWSJâ. Vor kurzem an den Start gegangen ist eine neue InterviewSerie unter dem Titel âBold Namesâ. Hier fĂŒhren jeden Samstag die Kolumnisten Tim Higgins und Christopher Mims Interviews mit Start-up-GrĂŒndern, die mit ihren Ideen und Unternehmen die etablierten Tech-GröĂen herausfordern.ââą
Der KI-Podcast des âHandelsblattâ bietet jeden Freitag Neuigkeiten rund um das Thema kĂŒnstliche Intelligenz. Welche Innovationen gibt es? Welche Bedeutung haben sie fĂŒr Unternehmen, Gesellschaft und Arbeitswelt? Die etwa zehnminĂŒtigen Folgen werden von Larissa Holzki, die beim âHandelsblattâ das KI-Team leitet, sowie einem Korrespondentnetzwerk aus dem Silicon Valley und Shanghai zusammengestellt. Der Podcast wird nicht von der Journalistin selbst, sondern von ihrer mit Hilfe von KI geklonten Stimme vorgetragen. Es gibt auĂerdem eine Unterteilung in drei Kategorien: âDas Wichtigste zuerstâ, âWorĂŒber die Szene sprichtâ und âWas Sie sonst noch wissen solltenâ. Zum Podcast gibt es auch einen Newsletter.ââą
In diesem bereits 2006 gestarteten Podcast des Management-Magazins âHarvard Business Reviewâ werden die fĂŒhrenden Denker aus den Bereichen Business und Management vorgestellt. Es gibt zwei verschiedene Reihen, die jeweils einmal die Woche erscheinen. In âFuture of Businessâ werden CEOs und GrĂŒnder wie Nikesh Arora, Chef des US-amerikanischen ITSicherheitsunternehmens Palo Alto Networks, Robin Li, MitgrĂŒnder und CEO des chinesischen Suchmaschinenriesen Baidu, oder Reid Hoffman, MitgrĂŒnder von Linkedin, interviewt. Auf eine kurze EinfĂŒhrung zur Person und in das Thema folgt ein durchgĂ€ngiges GesprĂ€ch. Die zweite Reihe folgt demselben Prinzip. Im Gegensatz zu âFuture of Businessâ kommt sie ohne eigenen Namen aus. Hier steht ein Aspekt rund um das Thema Leadership im Vordergrund.ââą
Jeden Dienstag stellen sich die drei Journalisten Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub in wechselnder Zweierkonstellation Fragen zum Thema kĂŒnstliche Intelligenz. Von praktischen Fragen Ă la âWie mache ich meinen Job zukunftssicher?â oder âWie baue ich meinen eigenen KI-Chatbot?â ĂŒber gesellschaftspolitische Fragen wie âWas bedeutet die US-Wahl fĂŒr die Zukunft der KI?â bis hin zu ethischen Aspekten deckt der ARD-Podcast von BR24 und SWR eine groĂe Bandbreite an Themen im Zusammenhang mit KI ab. Am Anfang von jeder der etwa 40-minĂŒtigen Folgen steht ein Intro, in dem die Hosts das Thema mit einem AufhĂ€nger anteasern. Dazu werden Ă-Töne eingespielt und es wird erklĂ€rt, was die Hörer in der Folge erwartet. Am Ende jeder Folge beantworten die zwei Hosts die Frage, was sie mit KI in der Woche gemacht haben. Abrufbar ist der Podcast unter anderem in der ARD-Audiothek.ââą
Die âWirtschaftswocheâ startete im Juni dieses Jahres mit dem âValley Talkâ einen neuen Podcast zu Trends und Entwicklungen aus dem Silicon Valley. Durch den Podcast fĂŒhrt ein Dreiergespann aus San Francisco: der US-Korrespondent der âWirtschaftswocheâ, Matthias Hohensee, Marcus Schuler, Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, sowie der Wirtschaftsprofessor, GrĂŒnder und Unternehmensberater Olaf Groth. Marcus Schuler ĂŒbernimmt die Rolle des Moderators und stellt die Fragen, die seine Mitstreiter beantworten. Im Fokus der Folgen: der US-amerikanische Blick auf Technologieentwicklungen. Der Podcast ist ein durchgĂ€ngiges GesprĂ€ch. Es gibt weder Einspieler noch eine Einteilung in Kategorien. Die Folgen erscheinen etwa alle zwei Wochen. Sie sind nicht auf einen bestimmten Tag festgelegt. Auch die Dauer variiert, im Schnitt sind sie etwa 40 Minuten lang.ââą
Ricarda Lang ist nicht mehr grĂŒne Parteivorsitzende. Seit sie ihren RĂŒckzug angekĂŒndigt hat, spricht sie sehr offen ĂŒber Politik und die ZwĂ€nge, denen das Spitzenpersonal ausgesetzt ist. Auf X und in Interviews tritt Lang inzwischen sehr pointiert auf und erfĂ€hrt dafĂŒr viel Zuspruch.
Frau Lang, Sie haben den diesjĂ€hrigen Politikaward als âAufsteigerin des Jahresâ bekommen â einen Tag nach der desaströsen Europawahl. Haben Sie sich auf die Veranstaltung ĂŒberhaupt gefreut?
Lang: Das war ein komisches GefĂŒhl. Ich habe kurz ĂŒberlegt, ob ich absage. Aber Wolfgang (Schmidt, Kanzleramtsminister, d. Red.) hatte die Laudatio schon vorbereitet und die Veranstaltung stand. Es bringt ja in so einem Moment auch nichts, sich zu Hause zu verstecken und die Decke ĂŒber den Kopf zu ziehen. Trotzdem fĂŒhlte es sich nicht so feierlich an, wie sich das unter besseren UmstĂ€nden angefĂŒhlt hĂ€tte. Die Jury hat Sie fĂŒr Ihre FĂŒhrungsstĂ€rke ausgezeichnet. Konnte Sie das in dem Moment freuen oder hat die Niederlage alles ĂŒberlagert?
Lang: Doch, das konnte ich annehmen. Auch jetzt, nach dem RĂŒcktritt, sehe ich meine eigenen Fehler, aber ich blicke nicht mit Gram zurĂŒck. Ich habe in diesem Amt StĂ€rke entwickelt und zusammen mit Omid Nouripour die Partei in schwierigstem Schiffwasser zusammengehalten â nichts, was selbstverstĂ€ndlich war. Solche Erfahrungen sollte man nie in eine Schwarz-WeiĂ-Schablone pressen. Aber natĂŒrlich fĂŒhlte ich mich an diesem Tag nicht sehr fĂŒhrungsstark, besonders mit dem Eindruck, die Partei nicht aus der Krise fĂŒhren zu können.
Sie sind mit 27 Parteivorsitzende geworden. Wie haben Sie sich damals auf die Rolle vorbereitet?
Wen haben Sie um Rat gefragt?
Lang: Ich hatte ein Team, mit dem ich sehr ehrlich war und das vor allem sehr ehrlich mit mir war. Das ist entscheidend. Es gibt nichts Schlimmeres, als nur von Ja-Sagern umgeben zu sein. Die geben
dir zwar ein gutes GefĂŒhl, aber keinen unverstellten Blick auf die RealitĂ€t. Mein Team hat mir oft widersprochen, manchmal sogar gesagt: âRicarda, was fĂŒr ein Schwachsinn erzĂ€hlst du da?â Das hat mich geerdet. Zudem habe ich ein stabiles privates Umfeld, wo ich mir Rat holen konnte, auch mal fernab vom Politikbetrieb. Nach Interviews hieĂ es da manchmal: âRicarda, du klingst gar nicht mehr wie du selbst.â
Wie klingt Ricarda Lang denn?
Lang: Wenn ich unverstellt bin: offen, ehrlich, humorvoll. Aber ich hatte auch Phasen als Parteivorsitzende, in denen ich wie ein Roboter klang. Das passiert, wenn man auf Fragen, auf die man keine Antwort hat, etwas sagt, woran man selbst nur halb glaubt. Aber Menschen spĂŒren das sehr genau. Politik ist ein Handwerk, und Beratung ist wichtig â von Auftritt bis Styling. Doch zu viel Input von auĂen kann dich unkenntlich machen. Man versucht, es allen recht zu machen, und am Ende verliert man sich selbst.
geboren am 17. Januar 1994 in Filderstadt, ist eine der jĂŒngsten Spitzenpolitikerinnen Deutschlands. Die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsene Politikerin studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, brach das Studium jedoch 2019 ab. Nach ihrem Eintritt bei den GrĂŒnen mit 18 Jahren stieg sie rasch auf: von der Bundessprecherin der GrĂŒnen Jugend (2017â2019) zur stellvertretenden Parteivorsitzenden und schlieĂlich 2022 zur jĂŒngsten Bundesvorsitzenden in der Geschichte der GrĂŒnen. Seit 2021 sitzt Lang als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Im September 2024 kĂŒndigte sie nach einer Serie von Wahlniederlagen ihren RĂŒcktritt als Parteivorsitzende an. Die mit dem Mathematiker Florian Wilsch verheiratete Politikerin lebt in Berlin.
Was raten Sie Nachwuchspolitikerinnen, wenn die Sie heute um Rat fragen?
Lang: Junge Frauen in der Politik können es meistens niemandem recht machen. Das hat Luisa Neubauer bei meiner Abschiedsrede auf dem Parteitag treffend gesagt. Ich hĂ€tte mir gewĂŒnscht, frĂŒher weniger Energie darauf zu verwenden, Vorurteile zu widerlegen, und stattdessen mehr zu zeigen, wer ich bin. Man spielt oft nach den Spielregeln der anderen, statt eigene zu definieren.
Angela Merkel sagte neulich in einem Interview, beim Koalitionsbruch der Ampel dachte sie sich nur: âMĂ€nner.â Was haben Sie gedacht?
Lang: Ich dachte nur: Wow, was passiert hier gerade? Am Morgen hÀtte ich
Die öffentliche Wahrnehmung von Trumpf wird stark durch die Kommunikation von Vorstandschefin Nicola Leibinger-KammĂŒller geprĂ€gt. Das Technologie- und Maschinenbauunternehmen hat sich zum Sprachrohr fĂŒr den Mittelstand und die deutsche Industrie entwickelt. Wie ist die Kommunikationsabteilung aufgestellt?
Von VOLKER THOMS
Mitte 2020 erschien in der âFAZâ ein Interview mit Nicola Leibinger-KammĂŒller, der Vorstandsvorsitzenden von Trumpf, und dem China-Chef des Unternehmens, Stephan Mayer.
Die Redakteurin beginnt mit der Frage, ob Leibinger-KammĂŒller klar ist, dass sie nach diesem Interview vielleicht nicht mehr in China einreisen darf. Leibinger-KammĂŒller: âDas glaube ich nicht, nĂ€hme es aber in Kauf.â Es schwinge
immer die Sorge mit, dass es Konsequenzen hat, wenn man ĂŒber den Unternehmensalltag in China spricht, sagt die 64-JĂ€hrige. Es geht in dem Interview auch darum, dass Trumpf Taiwan aus der LĂ€nderauswahl auf seiner Website löschen sollte â auf politischen Druck. âChina verhĂ€lt sich nach westlichen MaĂstĂ€ben unzulĂ€ssig. Peking verfolgt das Ziel, den Westen schrittweise zu erobern, und geht dabei sehr systematisch vorâ, erklĂ€rte Leibinger-KammĂŒller anschlie-
Ăend noch auf eine Frage zum Vorgehen Chinas in Hongkong. Trotzdem bleibe Trumpf in China engagiert.
Bei keinem anderen Thema halten sich CEOs deutscher Unternehmen in ihren ĂuĂerungen dermaĂen zurĂŒck wie bei China. Das gilt insbesondere fĂŒr börsennotierte Konzerne. Die Angst vor Konsequenzen ist zu groĂ. Kritische ĂuĂerungen zum politischen System? Schwierig. Trumpf ist nicht an der Börse gelistet, was eine ErklĂ€rung fĂŒr Leibinger-KammĂŒllers klare Worte sein dĂŒrfte. Die Firma aus dem baden-wĂŒrttembergischen Ditzingen ist ein Familienunternehmen, das im abgelaufenen GeschĂ€ftsjahr mit rund 19.000 Mitarbeitern etwa fĂŒnf Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete.
Das in den Bereichen Werkzeugmaschinen, Lasertechnik und Elektronik tĂ€tige Unternehmen hat sich zu einem Sprachrohr fĂŒr den Mittelstand, fĂŒr Familienbetriebe und die deutsche Industrie insgesamt entwickelt. In dieser Rolle sieht sich Trumpf auch selbst, wie Kommunikationschef Andreas Möller im GesprĂ€ch bestĂ€tigt. Diese Sonderstellung hat sich mit der Zeit herauskristallisiert. Ganz zufĂ€llig entstand sie allerdings nicht. Sie basiert auf der Interpretation der Firmenchefin von Unternehmertum.
âFrau Leibinger-KammĂŒller ist fest davon ĂŒberzeugt, dass die Wirtschaft ĂŒber das GeschĂ€ftliche hinaus relevant ist und wirtschaftliche Akteure gesell-
Andreas Möller wurde bei den PR Report Awards 2024 als Kommunikator des Jahres ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Nicola Leibinger-KammĂŒller. Die Kommunikationsabteilung erhielt als Team des Jahres zuvor bereits den BdKom Award.
schaftliche Stimmen sein mĂŒssenâ, sagt Möller. âBei Themen, die die Wirtschaft betreffen, sieht sie es als ihre und unsere Verpflichtung als Unternehmen an, dass wir uns wohldosiert in öffentliche Debatten einbringen.â Das betreffe vor allem die Bedingungen, zu denen die Wirtschaft in Deutschland arbeitet. Adressaten der Kommunikation sind die allgemeine Ăffentlichkeit, politische Akteure, andere Unternehmen und VerbĂ€nde.
Operativ setzt Trumpf vor allem auf Interviews von Leibinger-KammĂŒller in reichweitenstarken Print- und OnlineMedien. In denen Ă€uĂert sie ihre Meinung zu politischen Themen, dem Stand-
ort Deutschland und zu aus ihrer Sicht notwendigen VerĂ€nderungen. In der âNeuen ZĂŒrcher Zeitungâ lautet die Headline eines GesprĂ€chs: âIn Deutschland sind wir ein bisschen satt geworden und rufen reflexartig nach dem Staatâ. Beim âSpiegelâ in der Online-Version: âOlaf Scholz tut mir fast leidâ und beim âCiceroâ: âDieser Staat lĂ€hmt uns Unternehmerâ. Andere Medien zitieren dann wiederum aus den Interviews, was zu einer hohen Verbreitung der Aussagen fĂŒhrt. Freiheit ist eines der Themen, das sich durch viele GesprĂ€che mit der CDUAnhĂ€ngerin zieht. Die Notwendigkeit, BĂŒrokratie abzubauen, und die Ăberregulierung, ĂŒber die viele MittelstĂ€ndler klagen, kommen ebenfalls hĂ€ufig vor.
Interviews werden aufgrund der Terminknappheit mit Medien teilweise zwi-
schen drei und sechs Monate im Voraus geplant, sagt Möller. Er schĂ€tzt, dass im Jahr drei lĂ€ngere Wortlautinterviews mit Leibinger-KammĂŒller erscheinen, was etwa einem Viertel der Anfragen entspricht. âWir wollen einen möglichen âDie-schon-wieder-Effektâ vermeiden.â Hinzu kommen schriftliche Statements, die Medien zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen anfragen, und Fixpunkte wie die Bilanzpressekonferenz. Auch andere VorstĂ€nde Ă€uĂern sich. Talkshow-Auftritte absolviert Leibinger-KammĂŒller nicht. In den Social Media hat sie keine eigenen Profile âunter anderem aufgrund von Zeitmangel. Möller: âWenn wir mit unserer CEO eine glaubwĂŒrdige Social-Media-Kommunikation machen, mĂŒsste sie auch bidirektional sein. Dann kann es kein Statement