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Umsturzversuch verfolgte die Heimwehr die Strategie einer Unterwanderung des Staates von innen. In den wechselnden Koalitionsregierungen der folgenden Jahre bzw. im autoritären Ständestaat gelangten Fey und Starhemberg als Minister bzw. Vizekanzler an die zentralen Schaltstellen des Staates. Trotz der relativen Mehrheit der Sozialdemokratie im Nationalrat wurden einige kurzlebige Koalitionsregierungen aus Christlichsozialen, dem deutschnationalen Landbund und dem Heimatblock gebildet. Im Mai 1932 wurde schließlich das Kabinett von Engelbert Dollfuß angelobt. Nach einem halbherzigen Koalitionsangebot, das von Seiten der Sozialdemokratie mit der Forderung nach Neuwahlen zurückgewiesen wurde, schlug Dollfuß einen immer radikaleren Kurs ein. Mit Unterstützung der Heimwehr ebnete er den Weg für den „austrofaschistischen“ Ständestaat und das Ende der Demokratie.
Aufstieg des Nationalsozialismus
Während sich die „Deutsche Arbeiterpartei“ als Vorläufer der NSDAP in Deutschland bereits ab 1919 einer gewissen politischen Basis versichern konnte, traf dies für Österreich und insbesondere für Oberösterreich und Linz zunächst nicht zu.
Die 1919 vom Bahnbeamten Alfred Proksch gegründete Linzer Organisation der Partei umfasste anfänglich rund 190 Mitglieder und erreichte als Nutznießer der Staatskrise 1922/23 bei den Linzer Gemeinderatswahlen 4 Mandate. Der misslungene Hitler-Putsch im November 1923 schien vor allem die österreichischen Nationalsozialisten zu spalten. In Linz existierten zeitweise drei Organisationen der NSDAP nebeneinander. Ein weiteres Problem stellten die inneren Strukturen der Linzer Nationalsozialisten dar: Die selbsternannte Arbeiterpartei bestand großteils aus Beamten, Lehrern und höheren Angestellten, nur etwa 14 Prozent waren der Arbeiterschaft zuzuordnen. Wie auch Gründer Alfred Proksch stammten die meisten Funktionäre aus den deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei. Die NS-Ideologie bestärkte viele von ihnen im Bewusstsein, etwas „Besseres“ zu sein als die einfachen Arbeiter in Industrie und Gewerbe. Diese Überheblichkeit, gepaart mit der nationalen Herkunft war anfänglich Zielscheibe der medialen Kritik gegenüber den „Hakenkreuzlern“, wie die Nationalsozialisten umgangssprachlich genannt
Linke Seite: 5. 6. 1932 Am „Gausturmtag“ der NSDAP findet am Turnplatz in Urfahr eine Appell der SA statt, an dem auch die motorisierten Einheiten der Organisation und zahlreiche Schaulustige teilnehmen. Hinter dem Platz befindet sich die Vereinshalle des Rudervereins „Donau“.
Oben: 5. 6. 1932 Anlässlich des „Gausturmtages“ veranstaltet die SA eine Parade auf der Landstraße. Rechts: SA-Einheiten in der Figulystraße, im Hintergrund ist die Stelzhamerschule zu sehen.
wurden. Das Linzer Tagblatt schrieb dazu am 17. November 1923: „… erst die Hackenkreuzler haben die Entartung des politischen Lebens in Oberösterreich herbeigeführt; sie, größtenteils Fremdbürtige, Landfremde aus den Nationalstaaten … haben die lodernde Kampfleidenschaft, die keine Achtung vor der Überzeugung des Gegners kennt, in unser Land importiert.“
Am 4. Mai 1926 ordnete sich der oberösterreichische Zweig der NSDAP bedingungslos der Führung Adolf Hitlers unter. Mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland wollte man die – im Vergleich zur Wiener NSDAP – noch bedeutungslose Organisation für eine breite Wählerschaft attraktiv machen. Die Wirtschaftskrise 1929/30 war gleichbedeutend mit einer „Radikalisierung nach rechts“, die NSDAP verzeichnete große Gewinne auf Kosten der bürgerlichen Parteien. Vor allem für die oberösterreichischen Landtagswahlen 1931 erhoffte sich die Partei nun auch hier große Zuwächse. Aufmärsche mit über 1.000 SA-Angehörigen und feierliche Reden von Heinrich Himmler und Hermann Göring verfehlten jedoch ihre Wirkung – kein einziges Mandat konnte erzielt
werden. Von nun an setzte man auf die Unterwanderung der Gesellschaft durch die verschiedenen Parteiorganisationen der NSDAP. Von den beiden paramilitärischen Verbänden SA („Sturmabteilung“) und SS („Schutzstaffel“) hatte Erstere mit 180 Mitgliedern in Linz den weitaus größeren Zulauf. Neue Mitglieder wurden zumeist aus den Reihen des „Deutschen Turnerbundes“ rekrutiert. Der Linzer SA-Führer Gustav Nohel entstammte dieser Vereinigung. Auch die Hitler-Jugend (HJ)
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Die Volksabstimmung als Legitimation
Mit dem Beschluss, die gesamte Bevölkerung in beiden deutschen Staaten am 10. April 1938 über die „Wiedervereinigung“ Österreichs mit dem Deutschen Reich zu befragen, ging vor allem in Österreich eine beispiellose Propaganda-Kampagne des Regimes einher. In einer Festschrift mit dem Titel „Großdeutschlands Wiedergeburt – Weltgeschichtliche Stunden an der Donau“ erinnerte man an die
geplante Volksabstimmung der österreichischen Regierung, die der Bevölkerung von Seiten der Vaterländischen Front aufgezwungen werden sollte. Nun hätten die Österreicher die Möglichkeit, in einer „freien“ Abstimmung ihre Zustimmung zum „Anschluss“ kundzutun.
In Linz machten Massenausspeisungen in den Elendsvierteln, dokumentiert von Rundfunk und Printmedien, und die Ankündigung großer Bau-
vorhaben Stimmung für die Volksabstimmung. Die Wünsche der deutschen Industrie, möglichst schnell Kapital aus der österreichischen Industrie zu schlagen und die beginnenden Planungen für die Errichtung der Linzer Hermann-Göring-Werke sicherten den Erfolg der Propaganda. Eine umgehende Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung stellte sich zwar vordergründig durch die Schaffung von Arbeitsplätzen
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ein, andererseits ließ eine Teuerungswelle die Lebenshaltungskosten enorm ansteigen und offenbarte das wahre Gesicht der nationalsozialistischen Politik, deren Interessen weder der Arbeiterschaft noch einem sozialen Ausgleich, sondern einzig dem Großkapital galten. Für ein möglichst einstimmiges Abstimmungsergebnis sorgte der Justizapparat des NS-Regimes. Neben der jüdischen Bevölkerung waren auch die 70.000 Österreicher, die man seit dem
„Anschluss“ verhaften ließ, nicht stimmberechtigt. Die für den 10. April angesetzte Abstimmung sollte nach außen hin die Politik des NS-Regimes legitimieren, war aber nichts weiter als ein gut vorbereitetes Schauspiel. In Linz wurde die Bevölkerung um 7 Uhr von zahlreichen Musikkapellen geweckt, bereits ab 8 Uhr bildeten sich Schlangen vor den Stimmlokalen. Die SA überprüfte die Stimmlisten und brachte alte Menschen und „Säumige“ mit dem Abholdienst per Pkw zur Abstimmung. In vielen Wahllokalen mussten die Bürger in Gegenwart eines SA-Mannes ihren Stimmzettel ausfüllen, in den Linzer Arbeitervierteln wurden auch bereits ausgefüllte Stimmzettel verteilt. Bekannte und noch auf freiem Fuß befindliche politische Gegner wurden an der Stimmabgabe gehindert. Durch die Unterwanderung und totale Kontrolle wagten es in Linz nur 66 der insgesamt ca. 77.400 Stimmberechtigten, mit Nein zu stimmten.
Die „Wahlkampfhelfer“
In der intensiven Phase des „Wahlkampfes“ war ein Gesinnungswechsel vieler ehemaliger Sozialdemokraten zu bemerken, ausgelöst durch nationalsozialistische Ehrungen für die „Februarkämpfer“ des Jahres 1934. Der ehemalige sozialdemokratische Kanzler Karl Renner, seit jeher Befürworter des „An-
Links: April 1938 Markttag am Adolf-Hitler-Platz. Als Vorbereitung für den Besuch Hitlers und die Volksabstimmung sind alle Häuser beflaggt. Am hinteren Durchgang zum Brückenkopf wurde bereits ein festlich geschmückter Torbogen errichtet.
schlusses“, erklärte am 3. April in einem Interview mit dem Neuen Wiener Tagblatt, dass es seine Pflicht als Sozialdemokrat und Verfechter des Selbstbestimmungsrechtes der Völker sowie als ehemaliger Präsident der Friedensdelegation in St. Germain sei, bei der Volksabstimmung mit Ja zu stimmen.
Auch die österreichische Kirche ließ sich für die Propaganda der NSDAP einspannen. Obwohl viele der Geistlichen, wie auch der Linzer Bischof Gföllner, privat Vorbehalte gegen den Nationalsozialismus hatten, empfanden sie die neuen Machthaber als geringeres Übel im Vergleich zum „internationalen Bolschewismus“ und arrangierten sich mit ihnen. In einer feierlichen Erklärung vom 18. März 1938 bekannten sich die österreichischen Bischöfe zum „Ja“ für ein Großdeutsches Reich und verlangten dafür die Unterstützung aller Gläubigen.
Durch Massenkundgebungen und „Appelle“ im Linzer Volksgartensaal und in der Südbahnhofhalle sprach man die Menschen direkt an. Die gesamte NS-Prominenz mit Heinrich Himmler, Baldur von Schirach, Fritz Todt und vielen anderen standen am Rednerpult. Höhepunkt der Kampagne war am 7. April der Besuch Hitlers in Linz. Aus ganz Oberösterreich wurden SA und SS als Ordnungskräfte herangezogen, alle Geschäfte und Gasthäuser ab 12 Uhr geschlossen. Die Bevölkerung bekam Anweisung, sich entlang der Fahrtstrecke nach Linz zu postieren und dem Konvoi Hitlers zuzujubeln.
Unten: Die Linzer SA, hier auf Lastwagen am AdolfHitler-Platz zu sehen, war wesentlich an Bewerbung und Organisation der Volksabstimmung beteiligt.
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die ersten, im April 1940 präsentierten Entwürfe fanden die volle Zustimmung Hitlers, woraufhin von Plettenberg zunächst Fotomontagen mit den Figuren auf der Brücke anfertigte und schließlich maßstabsgetreue, auf Leinwand aufgezogene Fotografien am Brückenkopf postieren ließ. Ab 1941 zierten Gipsmodelle der Siegfried- und der Kriemhild-Statue den südlichen Brückenkopf. Die geplanten Granit-Statuen kamen schließlich nie zur Ausführung. Dass einem so banalen Projekt wie einer Donaubrücke so große Bedeutung beigemessen wurde, lag zweifelsohne an deren repräsentativem Charakter. Gemeinsam mit den Brückenkopfgebäuden und dem Standort der Hermann-GöringWerke in St. Peter betrachteten Hitler und seine Architekten den Brückenbau als Startschuss für den revolutionären Umbau der „Führerstadt“ Linz zur prachtvollen Großstadt. Auch für die Propaganda des NS-Regimes war die „Patenstadt“ des Führers mit der Nibelungenbrücke ein beliebtes Motiv. Im Hintergrund drohte das Programm zur Neugestaltung der Stadt jedoch bereits kurz nach seiner Bekanntgabe im März 1939 durch den Mangel an Arbeitskräften und Baumaterialien zu scheitern. Um den Brückenbau zu realisieren, erhob man ihn gemeinsam mit dem Standort der Hermann-Göring-Werke in die höchste Dringlichkeitsstufe des Bauprogramms. Der Wohnbau, die Errichtung von Verkehrswegen und Infrastruktureinrichtungen gerieten zunehmend in den Hintergrund. Helmut von Hummel, Mitglied des persönlichen Stabs Adolf Hitlers, schrieb bezeichnenderweise bereits am 5. September 1939 an Gauleiter Eigruber: „Am Brückenkopf sind lediglich die Arbeiten zu vollenden, die zur Sicherung der Brücke und der angrenzenden Häuser durchgeführt werden müssen.“
Das Verkehrskonzept der „Führerstadt“
In einer 1940 veröffentlichten Studie mit dem Titel „Das künftige Wirtschaftsbild der Stadt Linz“ wird auf bisherige Ergebnisse und Probleme der Maßnahmen zur Neugestaltung der Stadt hingewiesen. Auch den „Verkehrsfragen“ widmete man ein eigenes Kapitel, der räumliche Status quo wird wie folgt beschrieben: „Der Ausweitung der Stadt Linz sind im Süden durch die Reichsbahn, die Göringwerke und die Göringstadt Grenzen gezogen. Im Osten ist der Raum zwischen Donau und Stadtkern durch den Hafen beengt. Im Norden und Westen setzen sich Hügel und Wälder gleich einer Mauer jeder Ausdehnung entgegen.“ Diese geografischen Gegebenheiten mussten für die unmittelbaren Verkehrsplanungen berücksichtigt werden. Priorität hatten einerseits die für wirtschaftliche Großbetriebe essentiellen Gleisanschlüsse der Reichsbahn,
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1939/1940 Das Sparkassengebäude (linke Seite oben) muss ebenso wie die gesamte Häuserfront bis zum Hotel Weinzinger (oben) dem Brückenbau weichen. Am Adolf-Hitler-Platz werden Bauhütten und Material-Lager (rechts) errichtet.
die auch künftig standortbestimmend für die Linzer Industrie und andere Betriebe bleiben sollten. Die Verbindungsbahn Linz–Urfahr sowie die Mühlkreisbahn spielten in künftigen Konzepten keine Rolle, da man dem Raum den Charakter eines reinen Wohngebiets verleihen und somit auch die Industrie nördlich der Donau umsiedeln wollte. Als Knotenpunkte für den Güterverkehr sollten künftig „das teure und sehr beengte Hafengebiet und das Gebiet um Wegscheid bei der Kreuzung der Salzburger Reichsstraße bei der Pyhrnbahn“ dienen. Andererseits musste man sich mit dem zu erwartenden „Pendlerverkehr“ aus den Wohnvierteln ins Stadt- und Industriezentrum auseinandersetzten. Der städtebauliche Schwerpunkt der Neugestal-
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Bauarbeiter vor einem Rohbau in der WimhölzelSiedlung. 1932 wird die größte städtische Wohnanlage „Wimhölzel-Hinterland“, bestehend aus 51 Häusern bzw. 401 Wohnungen, vorläufig fertiggestellt (rechts). In der NSZeit ist die Errichtung von 700 weiteren Wohnungen geplant.
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Der Nationalsozialistische Wohnbau in Linz
Wohnbau im „roten Linz“
Die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft war eine der zentralen Forderungen der österreichischen Sozialdemokratie. Als diese 1919 bei den Gemeinderatswahlen in Linz die absolute Mehrheit erlangte, begann eine sozialpolitische Ära, die in Anlehnung an das große Vorbild Wien mit dem Begriff „das rote Linz“ bedacht wurde. Während sich die Nahrungsmittelversorgung durch gesteigerte Ernteerträge und die Eindämmung der Inflation stabilisierte, blieb die Wohnungsnot in der Stadt Linz die größte Herausforderung der Kommunalpolitik. Durch den Ersten Weltkrieg war die private Bautätigkeit de facto zum Erliegen gekommen, die Zuwanderung in die Stadt verschärfte die Situation zusätzlich.
Als Sofortmaßnahme entstand 1919 ein städtisches Wohnungsamt mit zugeordnetem Ausschuss, in dem auch Vertreter der Arbeiter- und Soldatenräte saßen. Innerhalb kurzer Zeit konnten etwa 1.100 Notwohnungen in den ehemaligen Kasernen, den Internierungslagern in der Katzenau und auf dem Exerzierfeld sowie in provisorisch errichteten Riegelbauten und Baracken an der Derfflingerstraße und im Hühnersteig zur Verfügung gestellt werden. Um auch darüber hinaus der großen Zahl der Wohnungssuchenden Herr zu werden – immerhin 1923 bereits 6.300 Personen –, forderte die Gemeinde, unterstützt durch das sogenannte „Wohnungsanforderungsgesetz“ alle Hausbesitzer auf, leer stehende Wohnungen und Räume zu melden, um dort Wohnungssuchende unterzubringen. Jährlich konnten etwa 200 Parteien auf diese Weise vermittelt werden. Mit dem Auslaufen des Gesetzes 1925 spitzte sich die Lage weiter zu und aufgrund der schlechten Wirtschaftslage mussten auch die ursprünglich als Provisorium angelegten Notwohnungen weiter betrieben werden. Die Errichtung von Neubauten war die einzige Möglichkeit, die Wohnungsnot dauerhaft unter Kontrolle zu bringen. Die Gemeinde trat in den darauffolgenden Jahren teilweise selbst als Bauträger in Erscheinung bzw. verschaffte den Wohnungsgenossenschaften billige Kredite und stellte Baugründe zur Verfügung. Das bevorzugte Baugebiet lag aufgrund der günstigen Grundstückspreise unweit der Industriegebiete im Osten der Stadt. Der städtische Wohnungsbau hatte besonders unter der wirtschaftlichen Lage zu leiden, wodurch beispielsweise am Gelände der Wohnanlage „Wimhölzel-Hinterland“ in der Wimhölzelstraße vorerst nur 160 Wohnungen fertiggestellt wurden.
Unter der Prämisse „Masse statt Klasse“ entstanden ab 1924 Kleinwohnungen auf den Kaufleitnergründen an der Garnisonstraße (250 Wohnungen), an der Sintstraße (125), der Füchselstraße (160), Franckstraße (108) und an der Rudolfstraße (50).
„Mietskasernen“ kontra Siedlungshäuser
Das bisherige Mitspracherecht der Stadt Linz bei den Wohnbauprojekten der Genossenschaften wurde 1929 durch das Wohnbauförderungsgesetz der christlichsozialen Bundesregierung entscheidend beschnitten. Ziel war eine „Entproletarisierung der Massen“: Anstatt der großen „Mietskasernen“ als Zentren der Sozialdemokratie sollten immer mehr kleinstrukturierte Siedlungen in den Randgebieten der Stadt entstehen. Paradebeispiel für diese Siedlungspolitik ist die bis heute bestehende, von Stadtbaudirektor Carl Kühne 1919 entworfene Siedlung Scharlinz, die sich am Charakter einer Gartenstadt orientiert.
Der kommunale Wohnbau der Sozialdemokraten kam durch diese Bewegung quasi zum Erliegen. Die Genossenschaften errichteten fortan neben dem Großprojekt „Wimhölzel-Hinterland“ mit 400
1931 Die Genossenschaft Baureform eröffnet ein neu errichtetes Doppelhaus mit 20 Wohneinheiten in der Schillerstraße 39 und 41.
Wohnungen vorwiegend kleinere Siedlungshäuser mit Wohnungen höheren Standards. In der Festschrift „Führer durch Linz“ anlässlich der Tagung des Städtebundes 1937 rühmte sich der Ständestaat mit den umfangreichen Wohnbaumaßnahmen auf dem Gebiet der Stadt Linz. Seit 1920 waren insgesamt 4.408 Wohnungen errichtet worden, davon befanden sich jene, die ab 1930 bzw. nach Ablauf der Wohnbauförderung 1932 entstanden, in kleinstrukturierten Siedlungshäusern und urbanen Siedlungen von Ein- und Mehrfamilienhäusern.
Eines der bekanntesten Projekte war die ab 1932 errichtete Stadtrandsiedlung in St. Peter. 1938 übertrug man alle 103 fertiggestellten Siedlungshäuser an die Deutsche Reichsbahn, die einen Großteil zugunsten des Ausbaus der Bahntrasse abtragen ließ (siehe dazu: „St. Peter und Zizlau“, in: Linz Zeitgeschichte: Von der Provinz- zur Stahlstadt. Der Beginn der VÖEST).
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Die Linzer Industrie 1938–1945
Erste wirtschaftspolitische Maßnahmen
Die Geschichte der Linzer Industrie, im Speziellen der Schwer- und Rüstungsindustrie, wurde bereits umfassend im Doppelband „Von der Provinz- zur Stahlstadt“ in der Reihe Linz Zeitgeschichte des Lentia Verlags thematisiert. Die folgenden Ausführungen sollen in aller Kürze die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten, die vorhandenen Betriebe und die wichtigsten Neugründungen skizzieren.
Um die reibungslose Integration der österreichischen Wirtschaft in den deutschen Wirtschaftsraum zu gewährleisten, wurden schon am 13. März 1938 Schutzbestimmungen erlassen, die ausschließlich Personen mit einem ständigen Wohnsitz in Österreich ermächtigten, ansässige Betriebe zu übernehmen oder stillzulegen. Die Einführung der Reichsmarkwährung am 17. März sowie die zwei Tage später veröffentlichte „Verordnung zur Einführung des Vierjahresplanes im Lande Österreich“ waren erste Maßnahmen des nationalsozialistischen wirtschaftlichen Neuaufbaus des Landes. Regelungen zum Abbau von
Zöllen und Einfuhrbeschränkungen sowie zur Bewirtschaftung aller relevanten Rohstoffe sollten ebenfalls zu dieser Entwicklung beitragen. Am Beispiel der Stadt Linz zeigte sich jedoch, dass diese Maßnahmen nur mit wenig Nachdruck umgesetzt wurden und anfänglich eher zu bürokratischen Verwirrungen und Lieferengpässen von wichtigen Rohstoffen für Baugewerbe und Industrie führten, als sie zur Erleichterung des Warenverkehrs zwischen dem „Altreich“ und der „Ostmark“ beitrugen.
Die Linzer Industrie war durch Verordnungen und Erlässe einer deutlichen Reglementierung unterworfen, nachdem die festgesetzten Schutzbestimmungen ab Oktober 1938 ihre Gültigkeit verloren. Man war nun der übermächtigen deutschen Konkurrenz ausgeliefert und hoffte auf den raschen Abbau von Zöllen und Bürokratie. Die Planwirtschaft des NS-Regimes hatte für viele Linzer Unternehmen eine Einschränkung ihrer unternehmerischen Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten zur Folge. Durch die politischen Auswirkungen des „Anschlusses“, vordergründig durch die „Arisierung“ zahlreicher Betriebe, gingen wertvolle Handelsbeziehungen im In- und Ausland verloren. Andere Unternehmen wiederum erfuhren durch staatliche Förderungen und Großaufträge einen nie dagewesenen Aufschwung. Daran maßgeblich beteiligt war die Deutsche Wehrmacht, die von Beginn an als einer der größten Auftraggeber in Erscheinung trat und dank der am 30. April 1938 erfolgten Einstufung Österreichs als wirtschaftliches Notstandsgebiet verhältnismäßig hohe Preise für Industriegüter, auch aus Oberösterreich und Linz, bezahlen konnte. Nicht nur die Förderung der bestehenden, insbesondere der gewerblichen Wirtschaft im Rahmen der „Reichswirtschaftshilfe“, sondern auch der Ausbau der Infrastruktur bzw. der Neubau von Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen sollte die Rekordarbeitslosigkeit der letzten Jahre völlig beseitigen. Vor allem durch das Bauprogramm zur Neugestaltung der zur „Führerstadt“ erhobenen Stadt Linz und durch den Bau eines riesigen Hüttenwerkes im Vorort St. Peter-Zizlau reduzierte sich die Arbeitslosigkeit oberösterreichweit bis Ende 1938 auf 5 Prozent; ab 1939 herrschte im Gau Oberdonau bereits „Vollbeschäftigung“.
Durch die Einberufung vieler inländischer Arbeitskräfte zum Kriegsdienst bestand in den Linzer Industriebetrieben allerdings bereits Ende 1939 ein
Oben: 25. 3.1938 Unter dem Jubel der Linzer Bevölkerung begibt sich Hermann Göring nach kurzem Aufenthalt in der „Führerstadt“ auf eine Rundreise durch Österreich, wo er seine Pläne für den „Aufbau der Ostmark“ präsentiert.
Linke Seite: Betriebsappell am Gelände einer Linzer Baufirma beim Frachtenbahnhof.
großer Mangel an Fach- und Hilfsarbeitskräften, den das Regime anfänglich mit Anwerbekampagnen, später durch die Zwangsrekrutierung Zehntausender Männer, Frauen und Jugendlicher in ganz Europa zu bekämpfen versuchte. Unzählige zivile Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge waren schließlich am Aufbau und Betrieb etablierter und neuer Industriebetriebe in der Stadt Linz beteiligt.
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Das vorhandene Potenzial
Anders als von der NS-Propaganda dargestellt, kam der wirtschaftliche Aufschwung nicht erst mit den Nationalsozialisten. Bereits ab 1937 war eine deutliche Verbesserung, auch in der Linzer Industrie, spürbar. Diese machte sich vor allem in stetig steigenden Beschäftigtenzahlen und dem wachsenden Anteil der Industrie an der gesamten Linzer Wirtschaft bemerkbar. In den Monaten nach dem „Anschluss“ wurden auch Oberösterreich und Linz zu „Entwicklungsgebieten“ der deutschen Wirtschaft. Die industrielle Entwicklung der Stadt Linz war mit der Einführung einer rigorosen Planwirtschaft verbunden, die sich zunehmend an den Vorgaben des Militärs und der Rüstungsindustrie orientierte.
Um den Bedürfnissen der deutschen Wehrmacht gerecht zu werden, wurden bereits 1938 die ersten
Links: Betriebsappell in der Linzer Tabakfabrik. Links unten: 1939 Ansprache einer Vertreterin der NS-Frauenschaft in der Linzer Schiffswerft. Auch Angehörige der in Linz stationierten 37. SS-Standarte sind angetreten.
Unten: 1943 Teilschuldverschreibung der Stickstoffwerke Ostmark Aktiengesellschaft.
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Linzer Unternehmen als Rüstungsbetriebe klassifiziert, es entwickelte sich zunächst eine „kriegsorientierte Friedenswirtschaft“, wie es Otto Lackinger in seiner Publikation „Die Linzer Industrie im 20. Jahrhundert“ treffend formuliert. Ab 24. Juni 1938 wurden der „Climax Motorenwerke und Schiffswerft Linz AG“ zahlreiche Aufträge der Kriegsmarine zugeteilt und die Schiffswerft somit zum ersten Rüstungsbetrieb der Stadt Linz erklärt. Im August folgten die „SOLO-Zündwarenfabriks AG“ (in den Kriegsjahren größte Zündholzfabrik des Deutschen Reiches) und wenig später die „Wagen- und Karosseriefabrik Johann Zellinger“, die bis Ende 1939 einen Personalzuwachs von 50 Prozent aufweisen konnte. Die größten Rüstungsbetriebe, die „Eisenwerke Oberdonau“ als Teil der Linzer „Reichswerke Hermann Göring“ sowie die „Stickstoffwerke Ostmark“ befanden sich erst in der Bau- bzw. Planungsphase. Die Tatsache, dass Rüstungsbetriebe bei der Zuweisung von Material und Arbeitskräf-
13. 5. 1938 Mit dem Befehl „Die Arbeit beginne“ vollzieht Hermann Göring den Spatenstich für den Standort Linz der Reichswerke. Auf das mediale Großereignis folgen die Rohdung des Auengebiets in St. Peter-Zizlau und die ersten Enteignungen der Grundstücksbesitzer auf dem zukünftigen Hüttengelände.
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Die Deutsche Reichsbahn als Wegbereiter der Linzer Industrie
In Österreich ging mit dem Ende der k. u. k. Staatsbahnen – sie waren vor dem Ersten Weltkrieg durch die Linzer Reparaturwerkstätte ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt – eine Ära zu Ende. Die Staatsbahn wurde in der Folge 1923 durch das „Bundesbahngesetz“ aus der staatlichen Verwaltung ausgegliedert und firmierte als eigenständiges staatsnahes Unternehmen unter dem Namen „Bundesbahnen Österreich (BBÖ)“. Die sozialdemokratisch geprägte Arbeiterschaft der Bundesbahnen war in der Zwischenkriegszeit an zahlreichen Demonstrationen und Streiks gegen die Maßnahmen der christlichsozialen Regierung beteiligt. Auch in der bekanntesten Nationalratssitzung der 1. Republik am 4. März 1933, in deren Folge Engelbert Dollfuß durch die „Selbstausschaltung des Parlaments“ den Weg zur austrofaschistischen Diktatur beschritt, stand ursprünglich ein Eisenbahnerstreik auf der Tagesordnung. In den Februarkämpfen 1934 kämpften zahlreiche Eisenbahnbedienstete auf Seiten des Schutzbundes gegen den Ständestaat. Im Rahmen des „Anschlusses“ sollte auch die „marxistische Arbeiterschaft“ auf den Nationalsozialismus eingeschworen werden. Der Linzer Gauamtsleiter Heinrich Zechmann umschrieb in einem Bericht über einen „Eisenbahnerappell“ am 5. April 1938 in der Montierungshalle der Linzer Hauptwerkstätte deren politische Einstellung wie folgt: „Nicht die Habsburger, nicht Dollfuß und nicht Schuschnigg konnten sie in ihrem fanatischen Glauben wankend machen.“ Beim Appell traten über 5.000 Eisenbahner vor Gauleiter Eigruber zum Deutschen Gruß an, die meisten schienen dem Fanatismus des Nationalsozialismus blind zu folgen. Ähnlich reibungslos vollzog sich die Übernahme der Bundesbahnen durch die Deutsche Reichsbahn. Diese befand sich ab 1937 unter der Führung ihres Generaldirektors und nunmehrigen Verkehrsministers Julius Dorpmüller in unmittelbarer Reichsverwaltung und war zum größten Unternehmen der Deutschen Wirtschaft aufgestiegen. In Linz wurde noch 1938 der Ausbau des Schienennetzes und der Neubau eines Verschiebebahnhofs verkündet.
7. 4. 1938 Der festlich geschmückte und beflaggte Hauptbahnhof unmittelbar nach der Ankunft Hitlers in Linz. Am Gleis bewachen Polizisten den „Führerzug“.
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Im Zentrum des ambitionierten Verkehrskonzepts stand die Anbindung der neuen Industrieanlagen der „Führerstadt“ Linz. Es entstand eine bis zu 500 Meter breite Schneise an Bahntrassen und Gleisen, die von der Katastralgemeinde Ufer im Süden bis zu den Stickstoffwerken reichten und für deren Bau über 250 Gebäude in Kleinmünchen und St. Peter dem Erdboden gleichgemacht wurden. An der Turmstraße entstand der Bahnhof mit dem größten Verschubvolumen Österreichs und auch für das „Erzgleis“ als Abzweigung von der Westbahn über Ufer direkt auf das Werksgelände der HermannGöring-Werke (HGW) sicherte sich die Reichsbahn schon früh die notwendigen Gründe. Den Gleisbau am Werksgelände übernahmen die HGW großteils selbst. Bis Kriegsende wurden etwa 60 Kilometer Schienen verlegt, die auch von eigenen Loks der „Verkehrsbetriebe“ der HGW benutzt wurden.
Auch der Personenverkehr sollte in weiterer Folge durch die Errichtung eines riesigen Bahnhofs am Niedernharter Plateau einen Aufschwung erlebt. Diese Anlage wurde ebenso wie viele andere geplante Bauvorhaben der Reichsbahn kriegsbedingt nicht realisiert. Die Linzer Zentrale des Unternehmens mit Sitz im Gebäude der ehemaligen Staatsbahndirektion in der Bahnhofstraße 3 war nach den HGW wichtigster Arbeitgeber der Stadt und wurde bei der Zuweisung von (Zwangs-)Arbeitern und Baumaterial ähnlich bevorzugt. So bewilligte man in einer Sitzung vom 4. März 1942 den Bau von zusätzlichen 65 Baracken für 6.090 Arbeitskräfte. Neben den „Reichsbahnlagern“ errichtete die Reichsbahn in Linz bis Kriegsende 665 Wohn- und Siedlungsbauten. Seit 28. Juni 1938 war die eigens gegründete „Ostmärkische Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft“, ab 1. September 1941 die „Reichsbahnsiedlungsgesellschaft Linz a/Donau“ für den Wohnbau der Reichsbahn verantwortlich. Durch ihre Bedeutung für die Linzer Schwer- und Rüstungsindustrie gerieten die Anlagen der Reichsbahn, vor allem der Linzer Hauptbahnhof, ins Visier der alliierten Bomber. Der Hauptbahnhof war neben den Hermann-Göring-Werken das wichtigste Angriffsziel im Raum Linz (siehe dazu das Kapitel „Der Krieg an der Heimatfront“).
Am Bahnhofsgebäude werden die mannshohen Werbeschilder für die Volksabstimmung mittels Leitern und Seilzug an der Fassade angebracht.
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Oben: 4. 11. 1939 Preisschießen zugunsten einer Sammlung für das Kriegswinterhilfswerk am Hauptplatz. Gauleiter August Eigruber gibt eine Spende ab.
Rechts: Schiffe der Organisation „Kraft durch Freude“ am Landungsplatz an der Donaulände. Diese Abteilung der „Deutschen Arbeitsfront“ organisierte regelmäßig Schiffsreisen nach Linz und förderte so den Tourismus in der „Führerstadt“.
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Das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich brachten der verlorene 1.Weltkrieg und die Wirtschaftskrisen der 1920er-Jahre unglaubliche Notstände mit sich, so dass neben der staatlichen Wohlfahrt zahlreiche Vereine und kirchliche Institutionen versuchten, die Armut durch Geld- und Sachspendensammlungen zu lindern. Das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“ wurde am 13. September 1933 durch das „Reichsministerium für Propaganda und Volksaufklärung“ bzw. durch Minister Joseph Goebbels gegründet und die Sammlungstätigkeit an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) übertragen. Spendeninitiativen des Roten Kreuzes und der Caritas wurden der NSV angegliedert. Auch der austrofaschistische Ständestaat unterhielt ein Winterhilfswerk bzw. ein gleichnamiges Komitee, dem 1935 neben Kanzler Schuschnigg Kardinal Theodor Innitzer, Fürstin Fanny Schwarzenberg und zahlreiche Vertreter der „Vaterländischen Front“ angehörten.
Als im Herbst 1938 das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“ traditionell durch Rundfunkansprachen Hitlers und Goebbels aus dem Berliner Sport-
palast eröffnet wurde, fanden die Sammlungen erstmals auch in der Ostmark statt. Rekordverdächtigte 1.185.155 Helfer nahmen durchschnittlich an den „Reichsstraßensammlungen für das Winterhilfswerk“ im Winter 1938/1939 teil. In Linz wurden die ersten Sammlungen am 15. und 16. Oktober 1938 von der NS-Propaganda in Szene gesetzt. Gauleiter August Eigruber griff in Anwesenheit von Fotografen persönlich zur Spendenbuchse und im Rahmen des „Eintopfsonntags“ wurden in allen Gasthöfen und im Rahmen einer öffentlichen Ausspeisung Eintopfgerichte serviert. Ein Teil des Erlöses erging direkt an das Winterhilfswerk. Am 10. Oktober 1939 erfolgte die Eröffnung des ersten „Kriegswinterhilfswerks“ 1939/1940. Dieses brachte einer Rede Joseph Goebbels zufolge einen Erlös von über 600 Millionen Reichsmark und wurde als Aushängeschild der NS-Sozialpolitik und Symbol des Zusammenhalts des Deutschen Volkes gefeiert. Urkunden für Helfer und verdiente Spender, sowie unzählige Abzeichen sollten die Akzeptanz der Spendenaktionen in der Bevölkerung erhöhen. Auch SA, Hitlerjugend, Polizei und Betriebe wie die Linzer Hermann-Göring-Werke beteiligten sich regelmäßig an den Sammlungen für bedürftige „Volksgenossen“.
Der Gau Oberdonau und die Stadt Linz erzielten im Rahmen der Spendenaktionen deutlich höhere Summen als andere Gaue der „Ostmark“. Nach der letzten Eröffnungskundgebung des Winterhilfswerkes für den Winter 1942/1943 und einem reichsweiten Rekordergebnis von über 1,5 Milliarden Reichsmark trat die Organisation nur mehr wenig in Erscheinung.
Sport unter dem Hakenkreuz
Der sportliche Wettkampf als Ausdruck der Überlegenheit des Deutschen Reiches und der deutschen „Arier“ war in der Ideologie des Nationalsozialismus wichtiger Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Die Organisation und Instrumentalisierung von Sportveranstaltungen bzw. die Kontrolle der einwandfreien politischen Einstellungen der Sportverbände oblag der Berliner Reichssportführung, die im Gau Oberdonau durch den Gausportführer XVII Friedrich Rainer vertreten wurde. Vor allem Veranstaltungen aus dem Bereich des Breitensports wie z.b. Fußballspiele dienten während dem Krieg als willkommene Abwechslung zum entbehrungsreichen Alltag. Obwohl man die großen Stadien als Bühne für die NS-Propaganda
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1941 Musikkapellen, die Linzer Bevölkerung, italienische Arbeiter und Vertreter von Militär und Partei empfangen den aus Italien kommenden Zug. Nach der Entmachtung Mussollinis und der Kapitulation durch die neue Regierung unter Marschall Badoglio 1943 wird Italien vom wichtigsten Verbündeten zum feindlichen Staat. Aus den „befreundeten Arbeitskameraden“ in den Linzer Betrieben werden Zwangsarbeiter. In einer flammenden Rede fordert Gauleiter August Eigruber am 10. September 1943 die „Abrechnung mit den italienischen Dunkelmännern“.
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Oben: Blick von der Weingartshofstraße auf die Rückseite der Arbeiterkammer (Ecke Weingartshofstraße Nr.1, 3 und Coulinstraße 23, 25, 27 , rechts ein Bahnhofsgebäude mit der Nr. Coulinstraße 30.
Rechts: Schwere Bombenschäden am ehemaligen Feuerwehr-Depot und dem Alten Rathaus Urfahr in der Mühlkreisbahnstraße / Ecke Rudolfstraße.
Tegetthoffstraße 22 an der Ecke Tegetthoffstraße / Stockhofstraße. Im Gebäude gegenüber befand sich das Gendarmeriekommando (Tegetthoffstraße 11).
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