Von der Steinzeit zu den Römern
„Bodenschätze“ aus der Steinzeit
Der aus Ebelsberg stammende Archäologe Manfred Pertlwieser hat seinen Heimatort und hier insbesondere den Wachtberg 1982 in einem sehr lesenwerten Aufsatz1 als „archäologisches Hoffnungsgebiet“ bezeichnet. In der Tat ist der Boden in unserem Gebiet reich an historisch bedeutsamen Verdachtsflächen, die aber bis dato kaum erforscht sind. Meist spielte der Zufall eine gehörige Rolle, wenn hier und da ein Relikt aus längst vergangener Zeit zutage trat oder es waren eilige Notgrabungen, bevor ein Platz mit seiner Bebauung für immer für die Forschung verloren ging. Immerhin reichen aber die daraus gezogenen Erkenntnisse aus, um festzustellen, dass Ebelsberg und Umgebung „spätestens seit
der Jungsteinzeit (4000 bis 1800 v.Chr.) immer wieder starken Anreiz zur Siedlungsgründung innerhalb der verschiedenen prähistorischen Kulturen ausgeübt hat.“2 Die ältesten menschlichen Spuren reichen allerdings noch viel länger zurück und deuten auf eiszeitliche Jäger hin, die ihr Lager im Bereich Schiltenberg-Mönchgraben aufgeschlagen haben mussten. Diese Vermutung legen Funde aus den 1950er Jahren nahe, wo bei Baggerungsarbeiten im Pichlingersee ein Mammutstoßzahn, ein menschliches Schädeldach sowie ein Oberarmknochen, später ein Oberschenkelknochen zum Vorschein kamen (siehe Kapitel: Pichlingersee), die zu den ältesten menschlichen Überresten in Oberösterreich zählen. Außerdem das Skelett eines fossilen Großsäugers in 8 m Tiefe an der Autobahnbaustelle, welches den Eindruck erweckte,
es könnte sich um eiszeitliche Jagdbeute handeln, da Schädel und Extremitäten abgetrennt waren.
Wir möchten nun Pertlwieser folgend einen Blick auf die teilweise sensationellen Funde werfen und damit im Jahre 1835 beginnen, als man in der Nähe des Marktes ein Schwert aus Kupfer freilegte. Man hielt es im „1. Bericht über die Leistungen des vaterländischen Vereines zur Bildung eines Museums für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns“ für eine römische Waffe, nimmt jedoch heute an, dass es sich um einen bronze- oder hallstattzeitlichen Gegenstand gehandelt hat. Das rätselhafte dabei ist, dass er zwar gefunden, aber nicht ausgegraben worden ist. Warum, lässt sich unter anderem auch deshalb nicht mehr nachvollziehen, weil Angaben zum Fundplatz ebenso wenig vorhanden sind wie eine Be-
Ausschnitt der geologischen Karte von Linz und Umgebung, Stand 1964
schreibung der Fundumstände. Anlässlich der Traunregulierungsarbeiten stießen Arbeiter zwischen 1895 und 1899 immer wieder auf jungsteinzeitliche Lochbeile und –hämmer, die entweder mit den Schottermassen hier angeschwemmt oder als Flussopfer gegen Überschwemmungen dargebracht wurden. Ebenso häufig fanden Bauern solche Objekte beim Bestellen ihrer Felder oder bei Grabungsarbeiten (1922: Wambacherstraße, 1925: Wachtberg, 1932: Fischdorf, 1925 und 2007: Mönchgraben, 1938: Posch).
„Im allgemeinen signalisieren solche Einzelfunde, besonders wenn sie in einem gewissen Bereich mehrfach auftreten, einen jungsteinzeitlichen Siedlungsplatz oder wenigstens die unmittelbare Nähe eines solchen.“3
Gräberfunde
1946 hatte es „der Besitzer des Bauernhofes ‚Mayr zu Reith’, dessen beste Felder ohnehin durch die Errichtung der ‚SS-Kaserne’ zum ‚Teufel’ gegangen waren, […] endlich satt, ständig den Umweg durch den Markt nehmen zu müssen, nur um zu den direkt unterhalb des Hofes gelegenen Augründen zu kommen. So ließ er in die steilabfallende Böschung der hohen Lößterrasse oberhalb der Kläranlage einen Fahrweg baggern. Unbewußt lieferte er damit die Voraussetzung für eine sehr bedeutsame archäologische Entdeckung, die allerdings erst vier Jahre später gemacht werden sollte.“4
„Am 18. Mai 1950 meldete der in Ebelsberg wohnhafte Graphiker Hans Pertlwieser, […] daß er bei einer Geländebegehung in der Lößwand eines Hohlweges ein sackförmiges Profil entdeckt habe, das Tonscherben und Knochen enthalte.“5 Dieser Schacht musste nun schon mehrere Jahre frei gelegen haben, um erst 1950 untersucht zu werden. Das Ergebnis war sensationell: Es handelte sich um eine Doppelbestattung einer jugendlichen
sowie einer erwachsenen Person mit vorgeschichtlich äußerst wertvollen Grabbeigaben in Form zweier bandkeramischer Gefäße. Diese Entdeckung war damals die erste dieser mehr als 4000 Jahre alten Kultur in ganz Oberösterreich.
Nur ein Jahr später konnte durch das OÖ. Landesmuseum am Wachtberg das Hockergrab eines etwa 40jährigen Mannes freigelegt werden, nachdem das Skelett für ein Mordopfer gehalten worden war. Sein Todeszeitpunkt wurde mit der Zeit zwischen 4000 und 1600 v.Chr. veranschlagt.
„Die vorläufig letzte und wohl bedeutendste Entdeckung, die jungsteinzeitliche Vergangenheit Ebelsbergs betreffend, machte man 1969, gleichfalls wieder auf dem Wachtberg. Frau Juliane Pilz machte damals die Mitteilung, daß auf ihrem Gartengrundstück am Pergheimerweg bei Fundamentierungsarbeiten für einen Hausbau [durch Hans Reisinger] eine dunkle Bodenverfärbung mit mehreren Knochen und Gefäßscherben angetroffen wurde. Aufgrund dieser Meldung und des interessierten Entgegenkommens der Besitzer hatte ich [Manfred Pertlwieser] selbst die Gelegenheit, am Fundort eine mehrtägige Notgrabung durchzuführen. In der 143 m2 umfassenden Baugrube konnten in der Tiefe von 130-150 cm zwölf kreisrunde Gruben im Durchmesser von 0,8 bis 2,5 m und ein L-förmiges Grabenstück von 9 m Gesamtlänge festgestellt werden. […] Allein durch die innerhalb der Baugrube gemachten Aufschlüsse konnte geklärt werden, daß auf dem Wachtberg, zwischen dem Rand der Hochfläche und dem Napoleonhof, in zeitlicher Aufeinanderfolge wenigstens drei urgeschichtliche Siedlungen bestanden haben, welche nach gewissen Unterbrechungen immer wieder etwa am selben Ort errichtet wurden.“6 Somit konnte festgestellt werden, dass sich eine der frühesten sesshaften (linearbandkeramischen) Bauernkulturen aus dem 4. Jt.v. Chr. mit bis zu 40 m langen Häusern
1985 wurde ein Bronzemeißel (unten) vom Kleinmünchner Thomas Maureder in unmittelbarer Nähe der Brücke in Ebelsberg gefunden. Er ist mit der frühen Bronzezeit des späteren 3. Jt. v. Chr. zu datieren.
1997 fanden die Geschwister Zöchmann1 aus Ebelsberg 280 m nordöstlich der Traunbrücke am rechten Flußufer auf einer flachen Schottertrasse ein Bronzebeil. (oben) Es stammt aus der Zeit zwischen ca. 1300-800 v. Chr. Beide Fundstücke sind in Originalgröße abgebildet.
1 Eine Woche zuvor fanden die Geschwister ein Schwert (siehe Kapitel Chronik)
Im Aberglauben, es handle sich bei den jungsteinzeitlichen Beilen um die „Spitzen“ von herabgeschleuderten Blitzen, so genannte „Donnerkeile“, bot man sie bis ins 19. Jahrhundert als Brandschutzmittel an und hängte sie z.B. an Scheunen auf. Tatsächlich wurden sie zwischen 55002500 v. Chr. als Spalt- oder Hackwerkzeuge benutzt. Gefunden von Manfred Carrington 2007 beim Bauernhof Lehner zu Edt in Ölkam/Mönchgraben. (Maßangaben des Spaltbeils: h=12 cm, Lochdurchm.: 3,5 cm)
und Zucht von Rindern und Schweinen am Wachtberg einen geeigneten Siedlungsplatz vorgefunden hat. Solche Siedlungen wiesen jedoch einfach aus dem Grund keinen längerfristigen Bestand auf, da man die Bodendüngung noch nicht kannte und die Äcker so bald unfruchtbar wurden.
„Die zweite Siedlungsphase gehört nach den Funden in die mittlere Phase der spätjungsteinzeitlichen Badener Kultur (etwa um 2000 v. Chr.). Der Wachtberg brachte damit den bisher westlichsten Verbreitungspunkt dieser östlich benachbarten Kultur.
Die dritte Siedlungsperiode setzte offenbar um etwa 1500 v. Chr. ein. Ausreichende kennzeichnende Keramikfunde fixieren diese Siedlungsschicht innerhalb der mittleren Bronzezeit, der sogenannten‚ Hügelgräberkultur’.“7
Zusammenbinden eines Baumfloßes zur Weiterfahrt auf der Donau im Hafen nahe der Schinterlacke (KG Posch) - dahinter befindet sich der Luftenberg (1914).
Donauschifffahrtskarte von 1890: Die Anlegestelle für Flöße und Ruderschiffe ist hier genau ausgewiesen. Zu jener Zeit befand sich der Hafen noch im näheren Bereich der Traunmündung. Nach dem Hochwasser von 1899 wurde der Haupthafen weiter donauabwärts verlegt (siehe Karte: Flößerhütte).
Die Traunflößerei
Das Ende der TraunschiffereiAufblühen der Flößerei
Der Niedergang der Traunschifffahrt ist unbedingt als Folge der Erschließung unseres Landes mit einem relativ engmaschigen Netz an (Pferde-)Eisenbahnverbindungen zu sehen. 1836 wurde die Strecke Gmunden – Zizlau eröffnet, die rasch zu einer der erfolgreichsten Routen des oberösterreichischen Schienennetzes avancierte.
Der Bahnhof Zizlau, welcher durch ein von Niedernhart ausgehendes Nebengleis erschlossen wurde, entwickelte sich rasch zum Umschlagplatz des Salzes für die Weiterverschiffung auf der Donau. Bald konnte auch die für den Wiener Markt bestimmte Hausrucker Kohle in Zizlau umgeladen werden. Allerdings war ihr kein Erfolg beschieden – die umständliche Warenbeförderung stand in keinem Verhältnis zu den Einnahmen. Schon nach kurzem, jedoch erfolgreichem Bestehen musste die Pferdeeisenbahn zwischen Gmunden und Zizlau einer neuen Konkurrentin weichen: Mit der Anbindung Lambachs an die von Wien ausgehende KaiserinElisabeth-Bahn im Jahre 1859 verschwand die Zizlau endgültig aus der Geschichte des Salzhandels, an der sie seit mehr als tausend Jahren Anteil gehabt hatte.
Auch wenn die Schließung der Bahnstrecke kurzzeitig wieder zum Aufflackern des Traunschiffsverkehrs führte, so kann nur von einem bescheidenen Ausmaß gesprochen werden. Auf dem Salzmarkt hatten sich endgültig andere Quellen und vor allem wesentlich kostengünstigere Beförderungsmethoden durchgesetzt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam für die Salzschiffer das Ende.
Zugleich wuchs aber eine überwältigende Nachfrage für einen Rohstoff, über den das Salzkammergut ebenfalls in ausreichendem Maß verfügt: das Holz.
Für die arbeitslos gewordenen Salzschiffer stellte er eine neue Erwerbsquelle dar: Während die Beförderung des „Weißen Goldes“ früher einen ungleich höheren Aufwand verursachte, wurde nun das Transportgut selbst zum Wasserfahrzeug.
Poscher Flößereihafen
als neuer Umschlagplatz
Den ersten Hinweis auf eine Lände in unserem Gebiet gibt die Eintragung im Schlüsselberger Archiv vom 4. Dezember 1567: „Item gehen im Jahr vill hundert Holzfloß auf der Traun heraus nach Österreich, die lendten all an der Rorrau zue, nemben daselbst das Höfft Holz. Damit ain zwen od drey floß zusamben Pindten, geben je von ainem solchen Pandt zwayer od dreyer floß ain zwölf Pfennig, od sovill Laden im werth, das tragt
auch Ein guette Nutzung das Jahr hinumb angeschlagen P. 500 fl“1
Die Passage „lendten all in der Rorrau zue“ lässt keinen Zweifel, dass es sich hier um die gleiche Rohrau handelt, welche auch dem Hausnamen des Weikerl hinzugefügt ist. Wenn man die ebenfalls in diesem Eintrag angegebenen Abgaben umrechnet, ergäbe die Zahl der in der Rohrau angekommenen Flöße ungeheure 25.000. Dem gegenüber stehen Zahlen des Ebersdorfer Mautbuches, welches für die Zeit zwischen 1482 und 1487 nur 892 von der Traun nach Niederösterreich fah-
gering, um ein Bild von der Traunflößerei zu geben“ 3 Man wird also die Anzahl der Flöße irgendwo dazwischen zu suchen haben. Zweifellos steht fest, dass die Lände im Raum der heutigen Katastralgemeinde Posch nicht unbedeutend gewesen ist.
Die Hauptaufgabe des hiesigen Ländenhüters und seiner Arbeiter bestand darin, die Flöße für eine Weiterfahrt auf der Donau fertig zu machen. Bevor die von Stadl-Paura kommenden kleinen Flöße ihren weiteren Weg auf der Donau antreten konnten, wurden sie zum Großteil den Bedingungen eines breiten,
Unterstützung von den Freiwilligen Feuerwehren anforderte. Sofort begann man mit der Evakuierung bedrohter Häuser in der Schwaigau, Pichling und Traundorf, barg Hausrat und Tiere. Noch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erreichte der Wasserstand bei Linz die Marke von 739 cm. Innerhalb von 24 Stunden war die Donau also um beinahe 2,5 Meter angeschwollen. Damit lag sie um fast 3,5 Meter über dem Normalpegel. Am Freitagvormittag musste die Hagenauersiedlung am östlichen Rand des Franckviertels geräumt werden. Auch der Stadthafen und der Schlachthof standen knapp vor der Überschwemmung. Doch die Lage verschärfte sich weiter, die Stadt Linz wurde zum Katastrophengebiet: Mit einem Pegelstand von 916 cm am Samstagmorgen (10.7.) hatte die Donau die Marken von 1897 und 1920 überschritten. „So konnte es z.B. passieren, dass die im Hochparterre eines Hauses in der Hafenstraße schlafenden Bewohner beim Aufwachen aus dem Bett direkt ins Wasser stiegen, das während der Nacht in die Wohnung eingedrungen war.“7 Alle verfügbaren Kräfte standen im Einsatz. Auch Teile der amerikanischen Besatzungstruppen halfen bei der Sicherung neuralgi-
scher Punkte. So wurde die US-Feuerwehr vom Stützpunkt Hörsching beim Umspannwerk in Asten eingesetzt, wo das Wasser den Betrieb der Westbahn gefährdete. In unserem Gebiet waren die Einwohner der Ortschaften Anger, Ufer, Oiden, Posch, Schwaigau und Traundorf am stärksten betroffen. Die Pichlinger Freiwillige Feuerwehr versorgte die Eingeschlossenen per Ponton,
führen eine „Schwaigauer“ Kuh ins Trockene (Anger 1954). auf den eine Tragkraftspritze montiert worden war, mit Trinkwasser, während sie weiter Einrichtungsgegenstände, Rinder, Schweine und Ziegen bargen. Dazu eine Anekdote am Rande: Die Männer der FF Pichling machten sich in amerikanischen Pontons auf, um das
Vieh der Schwaigauer Bauern in Sicherheit zu bringen, wo das Wasser bereits das oberste Stockwerk erreicht hatte. Schon zuvor hatte man das Vieh auf den Dachboden getrieben, wo es nun auf seine Evakuierung wartete. Man deckte einige Dachschindel ab und versuchte die Kühe so in das Boot zu holen. Dabei geriet eine Kuh in derartige Panik, dass sie den schwachen Boden des Pontons durchtrat und ihn damit versenkte.
Die Amerikaner unterstützten ebenso die Evakuierung der vom Hochwasser betroffenen Pichlinger. Nördlich der Donau konnte von den Russen mangels geeigneter Geräte keine Hilfe erwartet werden.
Jene, die wegen Einsturzgefahr aus ihren Häusern evakuiert werden mussten, suchten höher gelegene Punkte, wie zum Beispiel das Gressngut (Mauhart) auf.
Manche Häuser hielten den Wassermassen nicht stand: So fielen unter anderem auch der mehr als 600 Jahre alte Poschmairhof (Posch 1), die seit etwa 1445 bestehende Ziervoglsölde (Traundorf 5) und das Kaltenböckhaus (Posch 16) dem Hochwasser zum Opfer. Christl und Handl in der Schwaigau wurden schwer beschädigt, ebenso das Gstötten-
Der Anfang des Endes des 1953 eröffneten Voest-Bades am Großen Weikerlsees (1954). mair-Haus (Posch 11), das folglich eingerissen werden musste. Insgesamt waren am Sonntag, dem 11. Juli, als die Donau mit 962 cm ihren Höchststand erreichte, südlich der Traun im Gebiet von Ebelsberg und Pichling 925 Hektar überflutet. In ganz Linz betrug die
Fläche 2.040 Hektar - das waren 22 Prozent des Stadtgebiets.
Die mit der Überschwemmung einhergehende Entvölkerung ganzer Landstriche führte zu einem neuerlichen Problem: Plünderungen. In Linz und Schärding war es bereits dazu ge-
Nutzung von Wasserkraft
FreindorferMühlbach
Gewässer 1826
Gewässer 1960
Gewässer 2007
Grenzen 1826
Grenzen ab 1939
Wasserwerke, Mühlen
1 Strobl
2 Fabrik Steininger
3 Mayr zu Reith
4 Schleifmühle
5 Farbmühle (Christ)
6 Aumühle
7 Brandstätter Sägewerk
8 Klettfischer
9 Stettinger
Betriebe am Wasser
Färberei Gerberei
Wasenmeister (Schinter) Darmputzerei
Spätestens seit dem Mittelalter gehörte die „klappernde Mühle am rauschenden Bach“ zum alltäglichen Ortsbild Ebelsbergs. Eine Marktmühle wurde bereits 1252 genannt. Diese Erwähnung fällt in die Zeit, als sich Wassermühlen endlich auch in Mitteleuropa etablierten und mit ihrer Technik, die bereits von den Römern verwendet worden war, den Bauern und Müllern viel Schweiß ersparten. Die Nutzung von Wasserkraft konnte jedoch nicht an jedem beliebigen Gerinne erfolgen. Zum einen waren größere Flüsse viel zu unberechenbar, da sie bei jedem Hochwasser ihren Lauf änderten. Zum anderen durfte die Naufahrt nicht durch etwaige Bauwerke behindert werden. So setzte man alle Kraft daran, bestehende Gewässer zu Mühlbächen umzufunktionieren. Führten sie für den Betrieb zu wenig Wasser, verband man die Mühlbäche mit parallelen Flüssen. Hingegen musste auch überschüssiges Wasser abgeleitet werden. In diesem Fall behalf man sich mit so genannten „Feil-“ oder „Fallbächen“, die - ebenfalls künstlich angelegt - überschüssiges Wasser an der Mühle vorbeileiteten. Kurzum: Die wirtschaftliche Nutzung von Wasserkraft veränderte das Landschaftsbild nachhaltig. Viele Bäche in unserem Raum sind im Laufe der Zeit künstlich angelegt worden. Dabei spielte auch die Feld- und Wiesenbewässerung eine Rolle, wie das Beispiel des Tagerbachs zeigt.
Im Rückstau der Stroblwehr befand sich ein Schwimmteich für die Belegschaft (1927). Die teilweise noch hölzerne Stroblwehr am Ebelsberger Marktmühlbach (um 1920). Die Stroblwehr im heutigen Zustand vom vorbeiführenden Radweg aus gesehen (2007).Auwaldes bis zu einer Bodentiefe von 2,5 Metern vernichtet. Der Altbaumbestand, darunter auch mächtige Silberpappeln und Weiden, wurde in und durch den Weikerlsee gerissen. Trotz der Wiederherstellung sämtlicher Flussbaumaßnahmen blieben die „Löcher im Auwaldgefüge“ bis heute zurück.
Das Voest-Bad
Noch während der Aushubarbeiten wurden die Seen als Badegewässer populär. Schon bald nach dem Krieg errichteten die Stahlwerke, nunmehr unter dem Namen Voest, ein Strandbad für ihre Arbeiter am nordöstlichen Ufer des großen Weikerlsees, das am 15. August 1953 durch Dir. Dipl.-Ing. Hitzinger im Rahmen eines Schwimmfestes eröffnet wurde. Es umfasste neben den obligatorischen Umkleideräumen auch eine Kantine. Mit einer eigenen Buslinie wurden die Voestler zur Erholung gebracht. Damals (und bis in die 70er Jahre)
waren die Weikerlseen noch von Silt-Sandbänken und Tonschiefer-Adern durchzogen. Sie verliehen den Gewässern gewissermaßen einen Hauch mediterranen Strandgefühls. Doch die Badefreuden währten nicht allzu lange: Beim Hochwasser 1954 wurde das Strandbad schwer heimgesucht. Am 22. 3. 1963 musste die Badeanlage Weikerlsee wegen des großen Fischsterbens infolge von Sauerstoffmangel durch den überaus harten Winter gesperrt werden3. Da es nach den Hochwasserschäden 1954 sowieso nicht renoviert wurde, geriet das Voest-Bad zugunsten des Pichlingersees immer mehr in Vergessenheit.
Zuschüttung geplant
Anfang der 1980er Jahre stand die Voest vor einem gravierenden Entsorgungsproblem ihrer Schlacke. Da die Seen zu jener Zeit keinen wirklichen Zuspruch als Erholungsgebiet mehr fanden, fasste man deren Zuschüttung ins
bergärten haben sich um den ehem. Weikerlwirt sowie die alte Bäckerei gruppiert. Auf dem benachbarten Feld wird bald ein Sportzentrum errichtet (2006).
Auge: „Als Faktum gilt, dass die Voest-Alpine AG bei der Wasserrechtsabteilung des Amtes der oö. Landesregierung erst kürzlich den Antrag um Genehmigung zur Ablagerung von Schlacke im großen Weikerlsee eingebracht hat. [...] Die Voest-Alpine AG beabsichtigt, wie aus dem Antrag hervorgeht, außerdem die Errichtung eines Umleitungsgerinnes entlang des derzeitigen südwestlichen Ufers des großen Weikerlsees. Damit sollen die Gerinne des Mühlbaches und der Abfluss des kleinen, ca. 9000 Quadratmeter großen Weikerlsees (FKKBadesee) zum sogenannten Mitterwasser und weiter zur Donau geleitet werden.“4 Schon waren Brückenpfeiler errichtet worden, um die Traun per LKW überqueren zu können. Das Vorhaben scheiterte am heftigen Widerstand der Umweltschützer und an einem Gutachten, schaftsästhetischen auch einen besonders
hohen ökologischen Wert besitze. Außderm befand der Sachverständige Dr. Hinteregger die Giftwirkung der Schlackenextrakte als zu gefährlich für das Grundwasser, was sowohl die Einzelbrunnen im Raum Pichling als z.B. auch den Baggersee in Asten betroffen hätte. Daneben protestierte auch der Fischereiverband, welcher den Fischereiwert des Sees mit 20 Mio. Schilling bezifferte.5
Stadt Linz kauft die Seen
Dem Kauf der Weikerlseen durch die Stadt Linz gingen Verhandlungen zwischen dem ursprünglichen Eigentümer Voest und dem Steyregger Großgrundbesitzer Niklas Salm - Reifferscheidt voraus: „Ende 1988 war die Stadt durch die Neuigkeit aufgescheucht worden, daß die Voest einen [...] Handel plane: Das Unternehmen wollte dieses Gelände gegen den schwer rauchgasgeschädigten Pfenningberg, der dem Steyregger Niklas Salm-Reifferscheidt gehörte, eintauschen, um sich die Bezahlung von Waldschäden zu ersparen.“6
Um sich den Zugriff auf diesen Naturraum zu sichern, begann die Stadt ebenfalls sofort mit Verhandlungen. 1991 konnten die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden: Die Voest erhielt auf dem Tauschwege mehrere in das Werksgelände ragende Grundstücke und 14 Mio. Schilling.
Naherholungsgebiet heute
Mit dem Kauf des Gebiets konnte sich die Stadt jene ökologische „Zelle“ sichern, um sie in ein Naherholungsgebiet umzuwandeln. Heute überspannt eine 74 Meter lange Holzbrücke den um 2,4 Hektar erweiterten Kleinen Weikerlsee und ist damit Teil eines vom deutschen Atelier Dreiseitl geplanten Naherholungsraumes nächst der solarCity. Die Erweiterung wurde im Jahr 2002 fertiggestellt. Am, der solarCity zugewandten, Ufer befinden sich nun neben den ausgedehnten Liegeflächen auch ein Strandbuffet, sowie ein Seichtwasser als Brutplatz für Wasservögel. Die gegenüberliegende Seeseite ist der Freikörperkultur vorbehalten. Im Sommer 2006 wurde im Rahmen des Landschaftsparks Weikerlsee ein Wasserspielplatz mit dazugehörigem Matschbereich angelegt. Die Kosten für die Errichtung beliefen sich auf 200.000 Euro.
Unweit des Sees führt ein naturkundlicher Wanderweg in die Besonderheiten des umgebenden Natura 2000 - Schutzgebiets
Ironischerweise begann die Eröffnungswanderung 2004 bei den Kanal-Überlaufbecken, deren Ausfluss bei Hochwasser regelmäßig große Fischsterben im Mitterwasser auslöst.
Der Pichlingersee
Wo heute der Pichlingersee liegt, befanden sich einst fruchtbare Felder, das so genannte „Tagerfeld“. Es wird erzählt, dass ein Pichlinger Bauer unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich Geld benötigte und als Parteigenosse den Verkauf seines Grundes zwecks Schotterabbau für die geplante Großindustrie forcierte. Schließlich begann man am Tagerfeld tatsächlich mit den Baggerungen. Alle anderen Grundbesitzer wurden mit der Abtretung „zwangsbeglückt“.
Vielen Pichlinger und Tödlinger Bauern, wie z.B. Mühlberger (Seebauer), Wohlfart, Heizinger (Schmied) oder Weinzierl, kam erst zu Kriegsende die versprochene Summe zu, als das Geld de facto keinen Wert mehr besaß.
Pichlinger Schottergruben
Dort wo sich heute Badegäste tummeln, wurde schon seit jeher Schotter abgebautzumeist zwecks Wegausbesserungsarbeiten der Pichlinger Bauern. In Plänen von 1826 ist bereits eine kleine Schottergrube eingezeichnet. Früher soll der so genannte „Kessel“ im Sommer ein feucht-warmes - schon fast tropisches - Klima und massenhaftes Schlangenvorkommen aufgewiesen haben. Auch in den Zwischenkriegsjahren wurde dort schon Sand gesiebt - ein Beschäftigungsprogramm der Gemeinde Ebelsberg für die vielen Arbeitslosen in Zeiten wirtschaftlicher Depression.
Linzer Bautätigkeiten
Im Jahr des Anschlusses Österreichs an Hitler - Deutschland 1938 fiel die Entscheidung zum Bau der „Hermann Göring Werke“ Zizlau (auch Pichling war als
potentieller Standort im Gespräch). Um das Werksgelände vor drohendem Hochwasser und Überflutungen der Donau zu sichern, wurde das Baugelände mehrere Meter hoch aufgeschüttet und die Unebenheiten ausgeglichen. Das dazu erforderliche Material wurde vorerst aus dem Weikerlsee gebaggert. Doch nachdem die Schottervorkommen erschöpft waren, wurde am Tagerfeld in Pichling weiter gebaggert.
Verschiedenste Firmen wurden hierher beordert: z. B. die deutschen Firmen Bleimann, Sitzmann und Queck, welche den Schotteraushub vornahmen. Deshalb wurde der Pichlingersee zeitweilig auch als „Bleimannsee“, „Sitzmannsee“ bzw. „Queckteich“ bezeichnet. Die Firma Queck errichtete zu diesem Zweck einen hohen Abbauturm, worin sich neben der von Drahtseilen gehaltenen Schaufel auch Siebe befanden, die den Schotter in verschiedene Größen sortierten.
Die „Pichlinger Schotterbahn“
Eine kleine Eisenbahn mit Waggons (ähnlich wie in Bergwerken) beförderte den Schotter Richtung Weikerlsee, und über die Traun zur Baustelle der Linzer Großindustrie. Die Schienen verliefen durch die Bahnunterführung Traundorferstraße/Schwalbenweg, in gerader Linie durch Traundorf. Auch in den Mönchgraben wurden Geleise gelegt, um die Trasse der geplanten Reichsautobahn aufzuschütten.
Noch heute findet so mancher Bauer beim Pflügen Teile jener Eisenbahnschienen in seinem Acker, sofern sie nicht in Häusern der Umgebung als Deckenträger verbaut sind. Auch per LKW wurde der Schotter abtransportiert: Unter anderem liegen dort die Anfänge des Pichlinger Transportunter-
nehmens Reitinger (siehe Althaus Pichling 22), das den Aushub zum gerade in Bau befindlichen Landestheater oder zu den „Hitlerbauten“ nach Kleinmünchen, Spallerhof oder Urfahr brachte.
Geologische Voraussetzungen für einen Grundwassersee
Die Humusschicht beträgt im Bereich des heutigen Pichlingersees meist 30-50 Zentimeter, gefolgt von etwa 1 m Lößlehm. Darunter befin-
Das Leben am Wasser
Fischerei auf der Traun & Nebenarmen
Von den besonders fischreichen Gewässern der Traun bei Ebelsberg schrieb schon Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., als er 1444 für einige Zeit im Schloss Ebelsberg residierte1 Piccolomini wirkte damals noch als Sekretär des Kaisers Friedrich IV. und war Pfarrer in Aspach, Irdning und Altenmarkt (Stmk.). Er schreibt in einem Brief: „Das Schloss liegt an der Traun. Die Traun hat wunderbar klares Wasser. Dieser Fluss hat Fische von wunderbarem Wohlgeschmack und ich weiß nicht, ob ein anderer fischreicher sei. Das Recht darin zu fischen steht vielen zu, sie fischen nach Belieben und ernähren so ihre Familien. Was die Fischer für sich nicht brauchen wird zum Markt gebracht, 40 Maßl jährlich von solchen, die nach dem Maße verkauft werden, denn die größeren werden nach Stücken verkauft. Das Fischmaßl ist aber ein sehr großes Maß. Wo immer man neben dem Flusse in die Erde gräbt, steigt Wasser auf und mit ihm zugleich auch Fische. Das trägt sehr viel bei zur Zierde des Schlosses und zur Freude des Ortes. Wenn mir ein Schloss zum Wohnsitz angeboten würde, wo ich zur Erholung leben sollte, würde mir dieses am besten gefallen. Die Luft ist der Gesundheit sehr zuträglich. Wenn die Hitze anderswo wie
groß immer ist, weht im Schloss jederzeit ein angenehmes Lüftchen. Die Aussicht von dort erstreckt sich über Meilen; man sieht Berge, Wälder, Flüsse, Felder, bebaute Hügel, liebliche grüne Plätze. Hier fließt die Traun, dort strömt die Donau, lachende Fluren in Unzahl sind ringsum zu sehen. Wenn du fischen willst, liegen die Gewässer dir vor Augen.”2 Abgesehen von der Schrift des späteren Bischofs von Trient (ab 1447) und Papstes (ab 1447) könnte auch der Fisch im alten Marktwappen Ebelsbergs auf gute Fischgründe hindeuten.
„Fischerstände“
Zum besseren Verständnis der Fischerei auf der Traun muss vorerst eine Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen „Fischerständen“ getroffen werden. Zum einen gab es die Berufsfischer, die verschiedenen Grundherrschaften – meistens Klöstern und Stiften – unterstanden und regelmäßige Abgaben leisten mussten.
Ab dem 14. Jahrhundert kam ein weiterer, jedoch niederer Stand dazu, dem zunächst Aufmerksamkeit zukommen soll: Die oben schon erwähnten Wasserarbeiter, welche sich seit der Wiederbelebung des Flus-
ses als Handelsweg um die Errichtung und Erhaltung der so genannten „Fachln“ der Schifffahrtsrinne kümmerten und sich bald ein Zubrot durch die Fischerei verdienten. Allerdings waren ihnen verschiedenste Bestimmungen hinsichtlich der jeweiligen Fangmethoden und -orte auferlegt. Ihre Beschäftigung prägte Bezeichnungen wie „Steckwaider“ oder „Gstettenwaider“. Noch älter ist der gleichbedeutende Begriff „Gledtfischer“: Die genaue Herkunft von „Gledt“ ist unbekannt, doch wird wohl ein abgeschlossener Wasserraum damit gemeint sein. Die Annahme bestärkt Scheiber in seiner Geschichte der Traunfischerei. Er führt einen Vers des Maier Helmbrecht an: „Er brach mir ûf mine glet und nam dacz ich da inne het“3 (Er brach mir auf meine Glet und nahm, was ich drinnen hatte; zit. nach: Scheiber) an. Dazu wird der Wortstamm „glet“ wahrscheinlich vom lateinischen „claudere“ herrühren, was so viel wie „einschließen“ bedeutet. Vor allem entlang der Traun kommen solche „Glet“ häufiger vor, wie etwa in Stadl (vgl. Scheiber) und auch in Posch: Der Gletfischer (auch: Gledtfischer), später ,,Klettfischerhof”, war und ist hier auch als „Graf“ oder „O’Donell“ bekannt.
Wasser in alle auf den Herd gestellten Kochtöpfe. Des weitern besitzt dieses Schloss ein glänzendes Privilegium, oder ist es bloß Gepflogenheit: die benachbarten Landleute sind verpflichtet, alles Erforderliche in das Schloss zu liefern, das ausgenommen, was für sie zu kostspielig wäre. Sie liefern unentgeltlich Käse, Butter, Milch, Holz, das Heu für die Abtritte, besorgen das Hauswesen, schneiden das Holz, liefern die Essbestecke, waschen Schüsseln und Kochtöpfe. Hernach betrachteten wir auch die Kapelle, die sehr schön ist und drei geweihte Altäre hat. In dem Gang nächst der großen Halle war die Wohnung für den König vorbereitet, wo ich mir folgende Räumlichkeiten merkte: ein mit Tapeten und belgischen Gobelins ausgestattetes Gemach, ein geräumiges Zimmer, in dem das goldgeschmückte, mit königlichem Aufwand ausgestattete Bett
stand, und von wo man aus einem Fenster in die Kapelle sehen konnte. Ferner gab es ein sehr hübsches kleines Arbeitszimmer und daneben noch ein anderes Gemach; dann noch einen an der Mauer hängend, von den Brücken gestützten Erker, von dem man nach Westen, Süden und Norden freien Ausblick hat, wo immer ein sanfter Wind geht, auch wenn wo anders die Hitze unerträglich ist. Von hier gelangt man über die Brücke zu einem Gemach, das, von Balken gestützt, aus der Mauer hervortritt, gegen Aufgang, Mittag und Untergang sieht und jetzt vom königlichen Marschalle bewohnt wird. Den zweiten Rang hat der Herzog Sigismund inne, dem Empfangszimmer, Stube und Schlafgemach von kaum minderer Pracht eingeräumt sind wie dem König. Der Kirchenfürst selbst hat sich ein Zimmer vorbehalten, wo wieder ein anderes Ruhelager von fürstli-
cher Pracht bereitet war. Der Kanzler erhielt ein prächtiges Gemach auf dem Turm und unter ihm der königliche Rat Walter. Den Teil des Schlosses, der gegen Aufgang und Mittag gelegen ist, bewohnte der Kastellan mit seiner Frau und einigen vornehmen Damen. Auch hier gab es zahlreiche große und schön eingerichtete Gemächer. Das Schloss ist weitläufig unterkellert und hat viele Ställe. Zwischen dem Schloss und dem Traunfluss war ein offenes Landgut, das der Kirchenfürst in kurzer Zeit mit einer Mauer umgab und zum Schutz der Einwohner befestigte; und hier empfing er den römischen König und den Herzog Sigismund mit hohen Ehren, bewirtete ihn und sein ganzes Gefolge, und mit diesem Aufwand noch nicht zufrieden brach er, als der König nach Linz weitergereist war, mit dem Kanzler auf und erwartete die königliche Majestät in Passau.“8
„Huius domus collapsae“
„Huius domus collapsae restaurationem incoepit“ steht unter dem Wappen des Passauer Bischofs Wolfgang Graf Salm geschrieben, das heute neben dem marktseitigen Schlosstor prangt. Der Bischof widmete sich also zwischen 1542 und 1546 der Restauration eines verfallenen Hauses, das noch hundert Jahre zuvor in derart überschwänglichen Worten aus der Feder des Piccolomini gepriesen worden war. Den Grund für den Verfall des Schlosses wissen wir nicht. Hingegen dürfte die Wiederherstellung geglückt sein, so dass sich der Humanist Caspar Bruschius 1553 bemüßigt fühlte, Bischof Wolfgang in seinem Werk „Iter Anasium“ für dessen vorzügliche Aufbauleistung zu loben.
Nur wenige Jahrzehnte später wurde das Schloss von einem neuerlichen Schicksalsschlag heimgesucht. Am 29. Juni 1586 wurde es mitsamt dem Markt und der Brücke ein Raub der Flammen. Nun nahm sich Bischof Urban von Trennbach um den Aufbau an und brauchte dafür drei Jahre. Davon zeugt eine zweite Gedenkttafel am marktseitigen Schlosstor.
Bildliche Darstellungen des Schlosses
Im Wesentlichen wird das Bauwerk jenen drei Darstellungen entsprochen haben, welche die Künstler Matthäus Merian, Georg Matthäus Vischer (1674), und Clemens Beuttler (1668) angefertigt haben. Letzterer ist sogar in Ebelsberg gestorben, wie eine Totenbucheintragung vom 10. April 1682 beweist. Seit 1954 trägt ein Straßenzug in Gottschalling seinen Namen. Sein Werk bildet die verlässlichste der drei Quellen. Es ist dem Ebelsberger Urbar von 1670 angeschlossen, welches nebenbei wertvolle Hinweise auf die damalige Ausgestaltung des Bauwerks beinhaltet.
Ende der passauischen Herrschaft
Nach mehreren Jahrhunderten unter Passauischer Herrschaft hatte sich das Schloss in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu
einem kulturellen Zentrum entwickelt. Auch Wolfgang Amadeus Mozart wohnte 1783 hier einer Opernaufführung bei (siehe Chronik 1783).
Im gleichen Jahr starb der Passauer Bischof Kardinal Firmian. Er konnte somit nicht mehr miterleben, dass Kaiser Joseph II. sämtliche Besitzungen des Hochstiftes Passau in Oberösterreich durch Landeshauptmann Graf Thürheim beschlagnahmen ließ. Die Beschlagnahme wurde zwar in einem Vergleich 1784 rückgängig gemacht, doch musste Passau auf sämtliche Diözesanansprüche verzichten. Im Gegenzug gründete man die Diözesen Linz und St.Pölten, woran sich Bischof Josef Graf Auersperg zu allem Übel noch finanziell beteiligen musste. „Damit war in Sinne der Josephinischen Kirchenpolitik das an Umfang größte Bistum
des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation zerschlagen und in den Habsburgischen Erblanden endlich eine eigene Bistumsorganisation geschaffen worden.“8 Die Bedeutung des Schlosses Ebelsberg nahm schlagartig ab.
Die Säkularisierung der deutschen Kirche durch den Reichsdeputationshauptausschuss im Jahre 1803 besiegelte schließlich das endgültige Aus der Passauischen Herrschaft Ebelsberg. Das Schloss fiel zur Gänze an den Staat Österreich.
Zerstörung und Verfall
Der traurige Maitag 1809 war nicht nur für den Markt Ebelsberg, sondern auch für das Schloss schicksalshaft. Ein Großteil der österreichischen Artillerie hatte am Schlossberg Aufstellung genommen, um die von
Kleinmünchner Seite heranrückenden Franzosen zurückzuhalten. Erst am späten Nachmittag verließ man das Schloss, um sich auf Befehl Hillers zurückzuziehen.
Ebenso wie der Markt brannte auch die Burg. Das Feuer hatte seinen zerstörenden Lauf vom Ortskern her über die gedeckten Gänge hinauf zu dem Herrensitz genommen. Zurück blieb eine Ruine, um deren Instandsetzung sich Jahrzehnte niemand kümmerte.
1 ÖKTop LV (2001), 518
2 vgl. Breinbauer (1989), 14ff
In: KVSEb (1989): Ausstellungskatalog
3 vgl. Marckhgott (1982),
4 vgl. Breinbauer (1989), 14ff
In: KVSEb (1989): Ausstellungskatalog
5 vgl. Marckhgott (1982), 49
6 ÖKT LV (2001), 519
7 Die Dienste wurden später durch Gelddienste abgelöst. Wacha (1989); In: KVSEb (1989): Ausstellungskatalog
8 zit. nach: Mell Max: Übersetzung des [lat.] Briefes vom 22. Juli 1444; In: Kulturverein Schloss Ebelsberg 1990, 9
Verzeichnis der Althäuser im Markt Ebelsberg (Stand 1912)
1 Pfarrhof
2 Markthaus
3 Kleiberhaus
4 Zimmermeister / Gruber
5
durch Straßenverbreiterung abgetragen aus anderen Gründen abgetragene Althäuser bestehende
neten Ausgleichsverfahrens trat zutage, dass dem Unternehmen bereits 1964/65 die nötigen Eigenmittel fehlten und es seinen Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen konnte.
„Trotz der prekären Situation nahm das Unternehmen noch 1970/71 größere Investitionen vor.“5 Das Konkurs- und Liquidationsverfahren wurde bereits Ende 1973 abgeschlossen und das Fabriksgebäude am 2. 9. 1974 abgetragen. An seiner Stelle wurde später das Wohnbauprojekt „Traunpromenade“ verwirklicht. Ebelsberg 21 wurde der Steininger-Fabrik als Nebengebäude einverleibt. Nach dem Aus für die Firma übernahm es Architekt Perotti, der dort zusammen mit Greifeneder bis 1997 ein Studio betrieb. Im Erdgeschoß praktiziert heute ein Tierarzt, im Obergeschoß befinden sich ausschließlich Wohnräume.
4
5
Ebelsberg 22
Schloss Ebelsberg (1200-jetzt) Freisitz
Heute: Ebelsberger Schloßberg 7
(Siehe Kapitel: Schloss, Seite 108)
te der praktische Arzt Klenner von 1947-1960 seine Ordination.
Vor der Abtragung 1979 beherbergte Ebelsberg 74 eine Eisenwarenhandlung (Minichmayr, Rudolph Mauhart).
Bis 1988 klaffte dort eine Baulücke, die erst vom „pharmazeutisch-medizinischen Zentrum“ (Mag. Strasser) geschlossen wurde.
Ebelsberg 75
Rudinger / Metz / Brunnbauer (1526-1970)
Schloß Ebelsberg
Wieder errichtet als Wienerstraße 480
Vor seinem Abbruch 1970 war dort das Gasthaus „Zum weißen Lamm“ untergebracht.
Anstelle der Häuser Ebelsberg 75 und 76 befindet sich heute das Wohnhaus mit der Hausnummer Wienerstraße 480.
Ebelsberg ohne
Hofstatt dazu 1670 nur mehr Stadl. Der „innere Schmid und Wirt“ war durch zwei Jahrhunderte bis 1766 unter den Familien Hechenberger und Schuhmacher ein hochangesehenes Haus, verlor aber dann als einfaches Gasthaus „zum weißen Lampl“ (1787) sein Ansehen, wurde 1809 vollständig dem Erdboden gleich gemacht und 1814 erst wieder neu erbaut. (nach Rupertsberger 1912)
Ebelsberg 76
Brunner (1526-1961) Schloß Ebelsberg
Wieder errichtet als Wienerstraße 480
Das Haus hatte um 1580 nach dem Musterregister ein Seifensieder im Besitz[...] 1684 und 1693 findet sich der Name Aufischerhaus; es war von 1659 an bis 1694 ein Tischlerhaus, von da ab saßen Wagner auf dem Hause, bis es in neuester Zeit ein Krämerhaus wurde. (nach Rupertsberger 1912)
Vor seiner Schleifung beherbergte es die Meindlhumer-Greißlerei. Der Wiederaufbau erfolgte als zweistöckiges Geschäfts- und Miethaus in neuer Linie und erstreckt sich auch auf den Standort des abgetragenen Ebelsberg 75. Nach der Eisenhandlung Kowarik und der Elektrofirma Kutschera sowie dem Sparmarkt ist heute ein Videoverleih darin untergebracht.
Ebelsberg 77 alt
Färber (1526-1904) Schloß Ebelsberg
Das Färbergewerbe war sicher von 1578 an (Steuerregister) bis 1904 auf diesem Hause. 1662 war das Haus abgebrannt und wurde
Ebelsberg 38 und 86 bildeten seit 1821 eine Einheit und wurden 1979 gemeinsam abgetragen (März 1962).
Ebelsberg 67
Marktmühle (1258-jetzt) Schloß Ebelsberg
Heute: Marktmühlgasse 30
Der Bestand einer Mühle in Ebelsberg lässt sich anhand einer Steuervorschreibung bis ins Jahr 1258 zurückverfolgen. 1471 kam noch eine zum Schloß gehörige „Hofmühle“ hinzubeide wurden im 17. Jahrhundert vereinigt1
Aus dieser Zeit wissen wir aufgrund des Urbars um die Beschaffenheit beider Anlagen: Die Marktmühle verfügte über vier Mahlgänge, eine Brettersäge und eine Stampfe, während die kleinere Hofmühle in zwei Gängen produzierte. Um ihren baulichen Zustand dürfte es allerdings nicht zum besten gestanden sein, denn es wird berichtet, sie sei „ganz niedergefault“ gewesen. Doch statt einer neuen Mühle wurde damals ein „Häusl“ neu erbaut.2
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der für lokalen Bedarf produzierenden Mühle ein Industriebetrieb, der mit technischem Fortschritt für Aufsehen sorgte: Familie Seiberl, Besitzer der Mühle zwischen 1832 und 1875 errichtete einen der ersten Getreidesilos der österreichisch-ungarischen Monarchie mit selbstentleerenden Zellen. „Von weit und breit kamen Müller, um das Wunder zu bestaunen“3. Zu jener Zeit war dort schon ein gewisser Cajetan Stobl (1850-1923) als Müllergeselle tätig. Im Alter von 17 Jahren trat der Greißlerssohn in den Betrieb ein. Nach drei Jahren begab er sich auf Wanderschaft nach Niederösterreich, wo er sich in verschiedenen Mühlen verdingte, ehe er nach der Heirat mit Josefa 1875 nach Ebelsberg zurückkehrte. Am 7. Dezember des Jahres kaufte Strobl die Mühle um fl 70.000. Um fl 10.000 übernahm er dazu die Einrichtung sowie die aus 4 Pferden, 12 Rindern und 22 Schweinen bestehende Ökonomie4 und begann sofort mit weitreichenden Umbauarbeiten. Dabei verschwanden unter anderem die Koppernmühle, die Stampfe sowie die Brettersäge. Außerdem rekonstruierte man 1879 die kleine Mühle und erneuerte 1886 die Hauptobjekte, was einen einheitlichen Mahlvorgang für Roggen und Weizen möglich machte. Die fünf bisherigen Wasserräder wurden durch ein einzelnes, sehr breites „Zuppinger Rad“ ersetzt. Dieses war trotz der Anschaffung eines eisernen, dann allerdings nie verwendeten Rades bis 1901 in Gebrauch, als es durch eine 120 PS starke Francis-Turbine ersetzt wurde. Zum größten Problem der Mühle zählten die Hochwässer, die immer wieder Maschinenbruch und Produktionsstillstände verursachten. „Erst durch die unglückselige Traunregulierung wurde das Flußbett der Traun immer mehr gehoben, die größte Dummheit, die Brückenverengung, kam noch dazu. Dadurch wurde das Hochwasser immer mehr höher und verheerender für unser Anwesen.“5 Bei den Fluten von 1897 stand das Wasser 2 m hoch in den Kanzleiräumen. Das Vorhaben Strobls, selbst Schutzmaßnahmen zu ergreifen, blieb erfolglos - genauso wie der staatliche Damm-
Und dann steht man also in Ebelsberg, in einem Ort, der wie ein neugieriger Reporter seit seiner Gründung bei allen Ereignissen dabei sein musste, obgleich er in Wirklichkeit und in manchem Winkel immer nur Vorort, Vorhof war. Kein Wunder, daß bei soviel Ambition ihm etliche Male der rote Hahn auf die Dächer sprang, daß sein Hauptplatz Stefan-Fadinger-Platz heißt und daß dieses Ebelsberg in den französischen Kriegsschulen wahrscheinlich auch heute noch als Musterbeispiel für die mühsame Eroberung eines Brückenkopfes genannt wird. [...] Aber da gibt es auch diesen weiten Park mit seinen uralten Bäumen mit seiner Stille, in der man nur sein eigenes Herz schlagen hört, und schließlich ein spätbarockes Torwächterhaus, gezeichnet mit der ganzen Lieblichkeit dieser Epoche. Hier ist Ebelsberg kein Schlachtfeld, sondern (und das muß auch einmal gesagt sein:) schön! Schön in einem ganz eigenartigen Sinn, in dieser unaufdringlichen Art, mit diesen klaren Zügen, wie man nur in Oberösterreich ganz unvermutet auf Schönheit stoßen kann. Das gilt auch für den Blick in das „engste Straßenstück zwischen Paris und Konstantinopel“, das gilt auch für diese prächtige frühklassizistische Fassade unterhalb des Schlossberges, für manchen Hof und für manches Hauszeichen, und nicht zuletzt für diesen „ Goldenen Adler“, der trotz seiner schadhaften, schmutzigen Mauern die Blicke anzieht und mit seinen Proportionen beweist, was in diesem Ebelsberg steckt, was es hier zu entdecken, was es hier zu bewahren gilt!
Meine Freunde aus der Mozartstraße und vom Bauernberg müssen mich also verstehen, wenn ich der Meinung bin, daß man den Stadtrand erst kennen lernen muß. Vor genau zwanzig Jahren kam Ebelsberg mit seinen 25 Quadratkilometern und mehr als 4000 Einwohnern zu Linz – ich glaube, es wäre an der Zeit, dies in jeder Hinsicht wahrzunehmen, zumal Ebelsberg trotz seines ehrwürdigen Alters noch lang nicht sein Auszugstüberl bezogen hat. Das zeigt nichts eindringlicher als ein Blick auf die Bevölkerungsbewegung. 1880 vermeldete man für Ebelsberg 2.357 Einwohner, 1946 wird fast die Fünftausendergrenze erreicht und 1950 sind es 6.435. Das zeigt – gemessen an anderen Stadteilen – zwar keine
allzu stürmische Entwicklung, aber für Ebelsberg, mit seinem historischstatischen Gefüge, reicht es aus, um sich Existenz und Aufmerksamkeit zu sichern.
Diese Aufmerksamkeit gilt nun nicht nur als Gebot für die Stadtväter, sondern für jeden, der in dieser Stadt lebt, arbeitet und es sich wohl gehen läßt. Natürlich ist heute dieser 700 Jahre alte Markt Ebelsberg kein Ausflugsziel mehr, und es wird kaum jemand geben, der sich am Sonntag auf die Socken macht und nach Ebelsberg pilgert. Aber zwei, drei Stunden von einem solchen Sonntag ist Ebelsberg wert, einschließlich seiner Umgebung, deren Reize die Siedler schon längst entdeckt haben. [...] Vor kurzem besuchte ich einen Siedler in der Traunau. Nichts von einer Gaststätte, nichts von einem Kino, nichts von einem Obus. Der Pfad zu seinem Haus glich einem Prügelsteg, wie man ihn in Polen legte oder zur bayrischen Kolonisationszeit. Und Kolonisatoren, richtige Pioniere, sind auch diese Unentwegten, für die der Ebelsberger Hauptplatz schon Mittelpunkt, echte Stadt, verkörpert. Eine Fahrt ins Theater, der Besuch eines Kaffeehauses an der Landstraße bedeutet für diese Menschen – gerade jetzt um diese Jahreszeit und im Hinblick auf den nächtlichen Heimweg – ein Wagnis oder zumindest einen sehr strapaziösen Ausflug. Aber sie lieben ihr Stück Land, sie wissen genau, worüber sie verfügen, sie lassen sich nicht beirren, und vielleicht ergeht es ihnen so wie ihren Großvätern, die vor sechzig Jahren auf dem Römerberg – „weit außerhalb der Stadt!“ – eine Sandstätte kauften und heute zu den begehrtesten Villenbesitzern zählen.
Deshalb darf auch das moderne Ebelsberg Aufmerksamkeit fordern, und aus dieser Mischung von alt und neu kommt nicht zum geringsten die wohltuende Stabilität, die Sicherheit und die Leichtigkeit dieses Stadtteiles: eine Leichtigkeit übrigens, die Herz und Sinne gleichermaßen schmeichelt. Der Betrachter geht dahin und stößt auf nichts Besonderes, auf nichts Bedeutungsvolles. Aber das Diskrete, das Scheue und Naive gehören immer noch zu einem Raum, in dem sich Menschliches leben läßt. Und das, und gerade das zeigt dieses Ebelsberg bis zu dieser Stunde und wahrscheinlich noch lang genug! Quelle: OÖN (?), 11.2.1958
Ortsbild einst und jetzt
Die neuere Geschichte Ebelsbergs wird in ihren groben Zügen - zumindest was die hiesige Bausubstanz bzw. deren Erschei nungsbild betrifft - vom Verkehr bestimmt. Straße und Straßenbahn haben ihren Platz im historischen Häuserensemble eingefor dert, was manch eine wehmütige Stimme zur Äußerung hinreißt, dass das alte Ebels berg früher zwar eng, dafür aber umso ge mütlicher gewesen wäre.
Dass Ebelsberg aber nicht nur umgestaltet, sondern seit der Eingemeindung 1938 auch um ein Vielfaches gewachsen ist, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Heute umrahmen zahlreiche Wohnblocks den Ortskern. Lediglich im Südwesten stößt noch ein Sporn des Traun-bzw. Kremsaugebiets beinahe bis ins Zentrum vor. Die Sicht von Kleinmünchen auf Ebelsberg, früher ein von vielen Künstlern geschätztes Motiv, wird heute durch einen hohen, Funktionalbau am Brückenkopf verstellt.
Die Fassaden entlang der Wienerstraße bilden ein Durcheinander vom reizlosen Stil der 60er, der dort und da mit neuen, der historischen Bausubstanz angepassten Ge
Kreuzungsbereich mit der Leitner-Bäckerei (1970).
Brücke wird für die Straßenbahn vorbereitet (2001). Bau der neuen Traunbrücke in den 70er Jahren. Baubeginn des Apothekengebäudes 1983. Bau des modernen „Schlecker-Hauses“ (2002).Gottschalling 13
Ziegelhub (1162-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Zieglhubweg 13
Die Ziegelhub darf wohl unter dem Ziegelhofer vom Jahre 1162 verstanden werden und mag, wie die Jägerhub für die Jäger als Realdotation galt, als solche für den Ziegelmeister anzusehen sein. Das Urbar 1670 nennt die Ziegelhub eines der vier Schüssellehen, so genannt, „weil ein Inhaber des Gutes obliegiert, wenn der Bischof anwesend ist, die Schüssel für das Hofgesinde herzugeben und eine Magd in die Küche zu stellen“. Das jetzige Inwohnerhäuschen ist in der Mappe 1668 nicht ersichtlich. Seit 1879 gehört das Gut zum Schloss. Hans Zieglhuber war einer der wenigen lutherischen Bauern, denen bei der Gegenreformation 1598 vierwöchentliche Bedenkzeit gewährt wurde, scheint aber dann katholisch geworden zu sein, da 1603 und 1612 der Name wiederholt aufscheint. (Rupertsberger 1912)
Die Ziegelhub wurde im Februar 1945 von einer alliierten Bombe getroffen. Der Wiederaufbau scheint missglückt zu sein: Heute ist die zur Autobahn gewandte Hausseite nicht mehr nutzbar. Neben 2 Wohnparteien ist seit 1999 auch das Pfadfinderheim der Gruppe Linz 8 in Gottschalling 13 untergebracht.
Gottschalling 14 (1162-?)
Zieglhuberhäusl Schloss Ebelsberg
Gottschalling 15
Rechberger (1782-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Kremsmünstererstraße 102
Der Mair in Graben verkaufte den Hoisengarten, neben Gottschalling 3, wo früher das Krautlehen stand, 1772 zur Erbauung eines Hauses an Martin Haberfellner. (Rupertsberger 1912)
Gottschalling 16
Obermair (1833-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Beutlerweg 70
Gottschalling 17
Obermair (1835-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Schludererweg 12
Gottschalling 18
Faderl, Trögl (1838-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Beutlerweg 62
Das Haus wurde 1838 auf Fischweidegrund erbaut.
Gottschalling 19
Konradhäusl (1838-jetzt) Schloss Ebelsberg
Heute: Beutlerweg 55
Gottschalling 20
Stettingerstöckl (1880-jetzt)
Heute: Gottschallingerstraße 86
Im neuen Grundbuche 1884 ist unter Gott schalling 9 dieses Stöckl als angemerkt, doch ist nicht ersichtlich gemacht, wann es erbaut wurde.
Der herrschaftliche
Mönchgraben (Stand 2004)
Verzeichnis der Althäuser im Mönchgraben (Stand 1912)
1 Waldbrunner
2 Jonsbaur
3 Nöbaur
4 Stöflbaur
5 Binder (alt)
5n Gruber (neu)
6 Jagenfux
7 Faderl
8 Häusl im Freithof
9 Jungmair
10 Mairbäurl
11 Jägerhuber
12 Jägerhuber Häusl
13 Schlüsslholzhäusl (alt)
13n Mayrhofer 14 Holzner
15 Paussen
16 Lehner zu Edt
17 Huber zu Edt
18 Huber zu Edt Häusl
19 Lichtenberger
20 Lichtenberger Häusl
21 Klein-Lichtenberger (15-21 unter Ölkam)
Die Ortschaften der ehemaligen Gemeinde Ebelsberg
Die Katastralgemeinde Mönchgraben
Geschichte:
Der Mönchgraben, im Volksmunde Minigraben, ist ein alt besiedelter Ort, der seinen Namen dem Eigennamen Muno verdanken dürfte. Der Ort kam wohl wegen seiner versteckten Lage zeitweise in den Verdacht der Dieberei und Hehlerei, wenn nicht noch ärgerem. Namentlich das noch abgelegenere Haus „im Freithof“ war diesem Verdacht ausgesetzt, und ein noch weiter oben gelegenes Haus wurde wegen dieses Verdachtes von der Herrschaft entfernt, wie dies bei Ebelsberg 47 (alt) berichtet wurde. Die heute noch übliche Benennung eines nahe liegenden Grabens als Diebsgraben ist ein deutlicher Ausdruck dieses früher bestandenen Verdachtes.
Im Zehentregister des Stiftes St. Florian 1471 werden neben der Jägerhub sechs Lehen in „München“ gezählt. Diese sechs Lehen sind in den 1771 konskribierten Häusern 1 bis 7 zu suchen, da die Häuser 8 („im Freithof“), 9 und 10 auf den Namen Lehen keinen Anspruch haben, 9 und 10 noch dazu 1471
das Schlüsslholzhäusl, wenn es schon bestanden haben sollte, kommt nicht in Frage. Fraglich bleibt nur noch, welches von den Häusern 1 bis 7 nicht in den sechs Lehen begriffen ist, sei es, dass es noch nicht bestand oder kein Lehen war, oder sonst aus einem Grunde den Stifte nicht den Zehent zu leisten hatte.
Bei der Häuserkonskription 1771 gehörte Mönchgraben zur Pfarre St. Florian und zählte 21 Häuser, von denen später die Häuser 1 bis 14 nach Ebelsberg eingepfarrt wurden, die Häuser 15 (Paussen), 16 (Lehner zu Edt), 17 (Huber zu Edt mit 18), 19 (Lichtenberger mit 20) und 21 (Klein=Lichtenberger) bleiben bei ihrer alten Pfarre.
Ende Juli 1859 entstand beim Jonsbaur ein Feuer, dem sechs Häuser (1 bis 6) zum Opfer fielen. (Rupertsberger 1912)
Der Mönchgraben umfasst 176 Hektar und ist somit die flächenmäßig kleinste Katastralgemeinde. Im Norden grenzt er an Pichling, nordöstlich an Gemmering und im Westen an
lange im Zuge einer Altstraße überquert werden musste. Seine Hänge dienten auch als Weinbaugebiet. In etwa dort, wo sich heute die Autobahn in den Berg einschneidet, kamen 1938 die entsprechenden künstlich angelegten Terrassen zum Vorschein. Die Fortsetzung des Autobahnbaus in den 50er Jahren beförderte des weiteren zwei römische Altäre aus Konglomerat - Victoria und Herkules geweiht - zu Tage. Der Finder Franz Froschauer musste sie in das Schlossmuseum Linz abgeben, wo sie heute noch verwahrt werden (Siehe Seite 11).
Die Ortschaft Ölkam
Die
Mönchgrabener Häuser in Edt und Ölkam
Die Konskriptionsortschaft Ölkam stellt ähnlich wie die Ortschaft Gottschalling eine Ausnahme dar: Sie ist ebenso zweigeteilt, wobei eine Hälfte zur Katastralgemeinde Mönchgraben, die andere zur Katastralgemeinde Gemering (Ortsgemeinde St.Florian) gehört. Insgesamt umfasste Ölkam bei der allgemeinen Seelenkonskiption von 1771 23 Häuser, von denen die ältesten aus dem späten 14. Jahrhundert stammen.
14 dieser Häuser wurden von St.Florian nach Ebelsberg eingepfarrt. 1940 erfolgte eine weitere Umpfarrung, welche die Häuser 15 (Paussen), 16 (Lehner zu Edt), 17 (Huber zu Edt samt zugeh. Häusl Nr.18), 19 (Lichtenberger samt zugeh. Häusl 20) und 21 (Kleinlichtenberger) betraf. Aufgrund ihrer erst jungen Zugehörigkeit zur Pfarre Ebelsberg sind diese nicht bei Rupertsberger verzeichnet. Ihr landläufiger Beiname „Edt“ - bei österreichischen Ortsnamen weit verbreitet - dürfte auf die einstige landschaftliche Beschaffenheit, eine Öde hindeuten.
Beschreibung der Althäuser Ölkam
Mönchgraben 15 (Tödling 15)
1791 Paussnergut und Inhäusel ((1791)-?)
Dieses Auszugshäusl gehörte einst zum Jägerhubergut und wurde vor seinem Abriss vom pensionierten Knecht Mauhart bewohnt. Vor diesem Haus befand sich einst ein sehr tiefer Brunnen. Mündlich wird überliefert, dass einst ein Florianer Rosshändler nach erfolgreichen Geschäften in Ebelsberg auf dem Heimweg hier ausgeraubt und in den tiefen Brunnen geworfen worden war.
Mönchgraben 16 (Tödling 16)
Lehnergut zu Edt ((1625)-jetzt)
Heute: Kastweg 137
Das weithin sichtbare Windrad beim LehEdt ist beinahe schon zum kleinen Wahrzeichen geworden. Es diente seit seiner Konstruktion im Laufe der 20er Jahre als Antrieb einer Pumpanlage für einen 25 Meter tiefen Brunnen. Anscheinend ist der Erbauer dieser Vorrichtung Alois Heibl neben seiner Tätigkeit als Landwirt Erfinder gewesen. In dem unbewohnten Haus wurden Unterlagen zur Patentierung einer Turbine gefunden: Im Österreichischen Patentblatt vom 15. November 1923 findet sich unter 88a, Seite 366 folgender Eintrag: „Heibl Alois, Edt (Ebelsberg) b. Linz. Kraftmaschine mit schraubenförmig gekrümmten Fächern.“ Während des Zweiten Weltkrieges wurden Grundstücke des Lehner zu Edt an die Marienwerft Kiel verpachtet, um dort eine Munitionsanstalt zu errichten. Daneben befanden sich ein Umsiedlerlager sowie bis 1942 ein Lager der Reichsautobahnen (siehe Kapitel: NS-Zeit).
Heute steht das Gut leer. Die ca. 24 Hektar zugehörender Grund werden vom Erben Max Schmidbauer, Hofbesitzer in Hofkirchen bewirtschaft.
Die Katastralgemeinde Pichling
Geschichte:
Die erste Erwähnung Pichlings als „Puhlorn“ in einer Urkunde des Stifts Kremsmünster, 1299 (entscheidende Passage rot hervorgehoben).
Die jetzige Form des Namens erscheint von 1738 an, zum ersten Mal 1703, einmal stand 1714 in den Matriken „Bügling“; daneben läuft aber noch lange die ältere Schreibart „Pühel“, „Pichl“, „Picheln“ und „Pichlern“. Die erste Erwähnung des Ortes geschieht im Urbar des Stiftes Kremsmünster vom Jahre 1299 in der Form Puchlorn juxta Ebelsperch. Das Giltbuch hat die Form Pichln und Picheln. Die Aufzählung der nach St. Florian pflichtigen Zehenthäuser in Pichling enthält folgende Namen: in Pühel Jagerhueb 1 Hueb, Leytnergütl 1 Lehen, aber Lehengut 1 Lehen, aber Leytnergut 1 Lehen, aber 2 Lehen, aber 1 Lehen Newsidl, Wolffhart 1 Lehen, Gatterpaur aber 1 Lehen, Seepaur 1 Lehen, Hierss1 Lehen, Zehenetner 1 Lehen, Schöngängl 1 Lehen, Ibidem 5 Selden, zusammen eine Hub, elf Lehen und sechs Sölden. – Von diesen 18 Häusern sind sicher mit den jetzigen Häusern gleich: Die beiden Leitner mit Pichling 8 und 9, Neusidl mit 10, Wolfart mit 11, Gatterbauer mit 12, Hiess mit 18 und Seebaur mit 19 und wahrscheinlich Schöngängl mit 4;
Die anderen lassen sich nicht mit Sicherheit auf die noch übrigen Häuser aufteilen. Da aber 1771 nur 21 Häuser in Pichling oder mit der schon verschwundenen Lackensölde 22, waren 1471 18 derselben sicher vorhanden und wenn die durch Propst Georg (1417 bis 1436) angekauften Zehente von Schneider in Püchel und Schunt in Püchel in obigen nicht enthalten wären, würden sogar 20 von 22 Häusern in ihrem Bestande von 1471 nachgewiesen sein. (Stiftsarchiv Kodex CVII a.) Rupertsberger 1912)
Verzeichnis der Althäuser in Pichling (Stand 1912)
Erste urkundliche Erwähnung
Als ursprüngliches Dokument, welches die Ortschaft Pichling ihrer Geschichtsschreibung zugrunde legt, gilt der so genannte „Codex Fridericianus“ aus dem Jahre 1299. Die Schrift handelt von einem an die Konventkammer des Stiftes Kremsmünster zu leistenden Gelddienst anlässlich des Georgsfestes, den die Ortschaft „Puhlorn iuxta Ebelsperch“ in der Höhe von 60 Denaren zu entrichten hatte.
Topographische Gegebenheiten
Die Ortschaft Pichling, nunmehr zur Namensgeberin des gesamten Stadtteils geworden, leitet also höchstwahrscheinlich ihre Bezeichnung vom „Bühel“ (=Hügel) Schiltenberg ab, an dessen Fuß sie liegt. Geographisch grob umrissen, grenzt die Katastralgemeinde nördlich an die KG Posch und östlich an den Tagerbach als Trennlinie zu Raffelstetten.
Im Süden liegen das benachbarte Taunleiten bzw. Gemmering, abgeteilt durch die Wiener Bundesstraße. Anschließend markiert die heutige Autobahnunterführung ziemlich genau die Grenze zur Ortschaft Mönchgraben. Im Westen schließt sich der Kreis quer durch den Schiltenbergwald mit Ebelsberg. Insgesamt weist die Katastralgemeinde Pichling, der auch die Konskriptionsortschaften Anger und Oiden angehören, eine Fläche von 3,98 km2 auf.
Der Siedlungskern ist an Hand historischer Kartenwerke rund um das heutige Gasthaus Duschanek (Pichling 17) festzustellen, wo sich jene Häuser befinden, deren Existenz von Rupertsberger zurück bis ins 15. Jahrhundert belegt ist.
Dass die Pichlinger Bäche – der Mönchgraben- oder Binderbach bzw. der Tagerbach - keines natürlichen Ursprungs, sondern künstlich angelegt sind, ist aus ihrem in Vergleich zur Umgebung wesentlich höher gelegenen Bett ersichtlich. Schon vor 1700 leiteten die Pichlinger Bauern das aus dem Mönchgraben kommende Wasser zur Bewässerung ihrer Felder um. Auch der 1969 zugeschüttete Löschteich gegenüber der Seebauernkapelle wurden von diesem Wasser gespeist.
Der Seebauer selbst bezog das Wasser für seinen Fischteich aus der Umgebung des heutigen Mooslanderwegs unterhalb vom
1957. Im selben Jahr brannte auch das Haus nieder, wurde jedoch wieder aufgebaut. 1987 fiel das Haus der Verbreiterung der Pichlingerstraße zum Opfer.
Pichling 23 Wagner (1841-1995) Burg Enns Florian und Maria Neustifter errichteten das Haus 1841. Sohn Josef mit Gattin Anna Marie übernahmen es 1867. Deren Sohn Josef (1872-1961) führte die Wagnerei mit Gattin Katherina (1884-1967) fort. Sohn Karl Neustifter (1917-1997) erlernte das Wagnerhandwerk wiederum von seinem Vater. Nach dem Krieg rentierte sich das Herstellen von Wagenrädern kaum noch. Das traditionelle Handwerk wurde aufgegeben. 1965 errichtete man auf der benachbarten Parzelle die GS 6 (später: Volksschule 44). 1995 wurde das alte Wagnergebäude im Zuge der Schulerweiterung abgetragen.
Pichling 24 Wegmacher (1852-jetzt)
Heute: Wienerstraße 148
Anlässlich der Umlegung der Reichstraße am Schiltenberge wurde vom k. k. Straßen - Ärar das Wegmacherhaus erbaut und ist noch im Besitze des k. k. Straßen - Ärar als Wohnhaus des jeweiligen Straßeneinräumers. (Rupertsberger 1912)
Pichling 25 Bahnwächterhaus (1858-1970)
Das Haus wurde 1858 als Wächterhaus Nr. 215 erbaut und ist im Besitze des jeweiligen Bahninhabers, (jetzt der Staat) geblieben.
(Siehe Kapitel: Verkehrswesen, Seite 528)
Pichling 26 Brandstetter (1880-jetzt)
Heute: Raffelstettnerstraße 18
Pichling 27 Gründlinger (1881-jetzt)
Heute: Raffelstettnerstraße 14 a
Pichling 28 Krämer (1881-jetzt)
Heute: Raffelstettnerstraße 12
1928 begaben sich auf ein Zeitungsinserat hin die ehemaligen Wirtsleute Karl Kerner (18791945), seine Frau Josefa (1883-1940) und deren Tochter Maria (1909-1981) per Bahn von Obergrafendorf nach Pichling, um das zum Kauf angebotene Haus zu besichtigen. Seit jener Zeit führten sie dort eine Greißlerei. Einige Jahre später heiratete Maria Kerner Josef Dirnberger. 1931 kam Sohn Otto zur Welt. 1980 wurde das Haus an Familie Gundacker verkauft.
Pichling 29 Kronberger (1897-1997)
Die schon lange bestehende Hanfstube des Baurnschmid in Pichling 16 wurde 1897 zu einem Wohnhause umgeändert. (Rupertsberger 1912)
1997 musste das Haus ebenfalls der verbreiterten Pichlingerstraße weichen. Heute steht noch ein Teil des Stadels an diesem Ort.
Pichling 30 Stoffelleitnerhäusl (1911-jetzt)
Heute: Raffelstettnerstraße 19
oder verbrannt werden. Manches landete auch im Mühlbach. Deswegen befanden sich speziell an dieser Stelle bis zur Einmündung ins Mitterwasser enorm viele Aale, wie Zeitzeugen mitteilen. Franz Ehrenecker wurde oft anstatt des Tierarztes herangezogen. Seine Aufgabe bestand so auch in der Kastration von Hunden und Katzen. Der letzte Abdecker wurde 1940 von einem Pferd in den Bauch gebissen und verstarb an den Folgen.
Traundorf 11
Vaderl in der Friedau (1700- jetzt) Stift St. Florian
Heute: Auhirschgasse 11
Traundorf 12
Leitenecker (1700 bis jetzt) Burg Enns
Heute: Oidenerstraße 17
Der erste Besitzer war Binder von Beruf und folglich namensgebend für den Binderhausweg.
Traundorf 13 Schild Gründl
Bei der Volkszählung 1912 als Au 13 gezählt.
Traundorf 14
Tischler (1781-1985) Burg Enns
Karl Hamberger übte das Handwerk des Möbeltischlers aus. So stammen auch die Bänke in der gegenüberliegenden Falterwegkapelle aus seiner Hand. Im selben Gebäude führte in den Zwischenkriegsjahren Frau Gatterbauer eine Greißlerei. 1938 erwarb der ehem. Bürgermeister von Ebelsberg, Johann Hauder (1893-1964), wohnhaft in Ufer 5, dieses Haus und vererbte es seiner Tochter. 1985 wurde das Haus abgetragen.
Traundorf 15
Wipplinger (1784-jetzt) Burg Enns
Heute: Falterweg 17
Traundorf 16
Staudinger (1788-jetzt) Burg Enns
Heute: Falterweg 19
Ab 1949 führte die Familie Hagendorf 50 Jahre
Effizienzsteigerung den Einbau einer Francisturbine mit 35 PS notwendig machte. Die Mühle hatte inzwischen ihren Besitzer gewechselt. Knapp vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges produzierte die „Erste Linzer Bäckermühle reg. GenmbH“ hier vorwiegend Weizen, Roggen und Futtermehle. Nach Kriegsende scheint die „Geflügel- und Nutztierhof, Obst- und Gemüsegut, reg.Gen. m.b.H.“ (GUNOG) als Besitzerin auf. Sie ließ zusätzlich zu den bestehenden Fischteichen, die vorher u.a. der Eisgewinnung gedient hatten, fünf weitere Ententeiche ausheben, um Geflügelzucht in großem Umfang zu betreiben. In dieser Zeit brannte die Aumühle zweimal: am 31. August 1918 sowie am 16. Dezember 1921. Der GUNOG war kein langfristiger Bestand beschieden. Schon 1929 musste sie liquidiert werden.
Nach der Auflösung erwarb Alfred Mehr – Bruder des Linzer Bürgermeisters Robert Mehr (1927-1929) - nachdem er seine Anteile an einer Südtiroler Gummifabrik verkauft hatte, die Mühle samt den zugehörigen Gründen. Er betrieb die Getreidevermahlung zwar bis Ende der 30er Jahre weiter, legte aber den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Errichtung einer Schweinemastanstalt. Die Stallungen „nach deutschem Vorbild“, wie es in der Ortschronik heißt, wurden 1929 gebaut, die nunmehr überflüssig gewordenen Ententeiche 1933 zugeschüttet.
Bei Mehrs Anstrengungen, die Schweinemast in großem Stil zu betreiben, dürften die bewohnten Baracken auf dem Grund der Mühle hinderlich gewesen sein, weshalb die Parteien gekündigt und die Unterkünfte 1931 abgetragen wurden. Im Hinblick auf die damals drückende Wohnraumnot schenkte Mehr jedoch die Barackenelemente der Gemeinde Ebelsberg, die sie in Fischdorf wieder errichtete. Die Aktion war mit einem Kostenaufwand von 8.300 Schilling verbunden, über die die Gemeinde allerdings nicht verfügte. So musste Mehr die Summe bevorschussen. Alfred Mehr starb am 15. Dezember 1938 an einem Schlaganfall. Seine Frau Anna verkaufte den gesamten Besitz 1940 an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt - NSV (siehe Kapitel: NS-Zeit). Insgesamt 1.000 Schweine sollten in dem zwischen 1941 und 1943 erbauten, etwa 60x60 m großen Vierkanter Platz finden, um dort gemästet zu werden. Die Anlage entstand im Rahmen des Notbauprogramms und wurde demnach als kriegswichtig für die Versorgung der Bevölkerung betrachtet. Die Versorgung der Bevölkerung kam auch unmittelbar nach dem Krieg zum Tragen, als das Ernährungshilfswerk der Stadt Linz die Aumühle übernahm (siehe Kapitel: Besatzungszeit, Seite 414). Die Schweinemast wurde mehr als zwanzig Jahre betrieben. Zunehmender Wohlstand der Bevölkerung machte ihren Bestand überflüssig. Nach der Auflösung der Schweinemastanstalt verpach-
behoben. Im Giltbuch 1750 steht das Haus als nach St. Peter gehörig, das aber damals keine selbständige Pfarre (mehr) war, sondern eben auch zu Linz gehörte.
(Rupertsberger 1912)
Es wird wohl mit der ständigen Bedrohung durch Hochwässer zusammenhängen, dass das Wirtshaus regelmäßig seine Besitzer wechselte. Zwischen 1899 und 1908 betrieb Anna Schöller die Gaststätte mit einer Filiale in Form einer schwimmenden Flößerschenke an der Schinterlacke (siehe Kapitel: Leben am Wasser). Um 1938 übernahm der aus St.Peter umgesiedelte Georg Anzinger die Wirtschaft. Im Zuge der Weikerlseeausbaggerung erlebte sie eine Blüte - zuerst durch Arbeiter, dann durch Badegäste. 1988 kaufte die Stadt Linz Au 10 und ließ es 1988 abtragen. An seiner Stelle entstanden beinahe 100 Kleingärten.
Weikerlhäusl (1834-2007) Schloss Steyregg
Ehem. Weikerlseestraße 81
Au 11 gehörte ursprünglich als „Bäckhäusl“ zum Weikerlwirt, wurde jedoch im Laufe der Zeit abgetrennt. Erst unter Franz Priglinger, der die Bäckerei in den 20er Jahren übernahm und auch das Au 10 kaufte, wurden die beiden Häuser wieder vereint. Priglinger errichtete für seinen Sohn Leopold ebenfalls eine Bäckerei in Traundorf. Allerdings fiel er im Krieg und hinterließ eine Tochter, die nach der Verehelichung mit Hubert Brenneis gegenüber Traundorf 57 (Oidenerstraße 3) ein neues Wohnhaus baute. Inzwischen hatte Priglinger die Gaststätte wieder verkauft. Er führte die
Die Ortschaft Fischdorf
Geschichte:
Schon im 13. Jahrhundert existierten neben den vier Fischlehen in Ebelsberg auch vier Fischlehen oberhalb an der Traun. Daher ist anzunehmen, dass es manche der Fischdorfer Häuser schon vor 1200 gab. Zu jener Zeit werden auch schon zwei Lehen als zur Küche des Schlosses, beziehungsweise des Bischofs gehörend erwähnt, von denen eines gewiss das „Hafenlehen“ (Fischdorf 1), das andere aber das „Krautlehen“ sein könnte, wenn nicht die Ortsangabe „im obern Gottschalling“ dagegen sprechen würde, da letzteres nahe dem Markte, also im untern Gottschalling gelegen war. Der Name „oberes Gottschalling“ (damals) wird dem heutigen Fischdorf entsprechen. Der Name Fischdorf, welcher ganz zutreffend ist, da fast alle Häuser in erster Linie Fischerhäuser waren, begegnet uns zum ersten Male im Zehentregister des Stiftes St. Florian aus dem Jahre 1471, in welchem aufgezählt werden „imb Vischdorf“ vier Lehen, eine Hueb und eigens noch das Hafenlehen sowie bei dem Kreuz eine Sölden. Das dort noch genannte Smidlehen „oberhalb Gottschalling“ wird auch für
Fischdorf gegolten haben. Von den 1471 zehentpflichtig genannten Häusern ist das Hafenlehen gleich dem heutigen Fischdorf 1, die Hub dem heutigen Fischdorf 11 und die vier Lehen sind in den Häusern Fischdorf 3 bis 10 zu suchen. Wenn das Smid= (oder Snid ?) lehen auch in den Häusern 3 bis 10 zu suchen wäre, so würden vom alten Häuserbestand (da die Häuser 2 und 12 nicht in Frage kommen), zehn an der Zahl, acht für 1471 nachgewiesen sein. Die Sölde beim Kreuz könnte mit Fischdorf 13 gleich bedeutend sein, da in der Mappe 1668 unweit dieses Haus eine „umbgefalne Creuz Seul“ eingezeichnet ist. Der Name Fischdorf, wenn auch wie gesagt schon 1471 vorhanden, scheint lange Zeit keinen rechten Anklang gefunden zu haben, denn bis Anfang des 17. Jahrhunderts war durchgehends die Bezeichnung „auf der Gstetten“ üblich, erst von der Mitte dieses Jahrhunderts an wurde der Name Fischdorf allgemein üblich und die frühere Benennung „auf der Gstetten“ kam in Vergessenheit. Das Dorf hatte 1771 bei der Häuserkonskription 13 Häuser und seither sind nur zwei dazu gekommen.
Topographische Gegebenheiten
Linz stößt mit der Konskriptionsortschaft
Fischdorf - dem westlichsten aller Teile der ehemaligen Ortsgemeinde Ebelsberg - an Ansfelden bzw. Freindorf.
Die Grenze verläuft hier fließend im Siedlungsgebiet und ist durch keine natürlichen Gegebenheit ersichtlich.
Anders ist dies in nördlicher Richtung der Fall: Dort stellen die Aulandschaft bzw. die Flüsse Traun und Krems selbst die Abgrenzung zu Kleinmünchen her. Die Nähe zum Wasser mit gleichzeitiger tiefer Lage hat zuletzt beim Hochwasser 2002 ihre verheerende Wirkung offenbart.
Verzeichnis der Althäuser in Fischdorf (Stand 1912)
13 Teichtlenz
14 Brunlachhäusl
15 Berger
F Fischerhütten
Fotoaufnahme nach einem Huchenfang in Fischdorf um 1915: links die Brüder Spitz vom Klettfischerhof in Posch, rechts mit großem Kescher der Fischdorfer Karl Steinkellner vom Hirkigut, daneben Paul Reder vom Sumergut. Mit dem Huchen Johann Bachbauer (l.) und Josef Rachbauer (r.) vom Markt Ebelsberg. Zwischen dem Freindorfer Mühlbach und einem Altarm befanden sich einst 8 Fischerhütten (siehe Kennzeichnung „F“ auf den Plänen von 1828 und 1912).
Keim des Nationalsozialismus
Die bescheidenen Wurzeln der Nationalsozialistischen Partei reichen bis ins Jahr 1919 zurück. Mehr als zehn Jahre gab die Bewegung aber nur schwache Lebenszeichen von sich und konnte kaum politische Erfolge verbuchen.
Nachdem bei der Landtagswahl 1925 nur 12.177 Stimmen für die Nationalsozialisten abgegeben worden waren, enttäuschte auch die darauf folgende Landtagswahl am 19. April 1931 die Erwartungen der Parteigenossen in Oberösterreich. Während laut Polizeiangaben in Linz mit etwa 1.000 Parteimitgliedern und ca. 5.000 Sympathisanten gerechnet wurde, kamen die Nazis auf nur 4.202 Stimmen aller 72.470 Wahlberechtigten der Landeshauptstadt1
Die Gemeinde Ebelsberg unterstand zur Zeit dieser letzten demokratischen Wahl vor der Machtergreifung noch dem Gerichtsbezirk St. Florian, wo insgesamt 175 Stimmen für die Partei abgegeben wurden. Davon entfielen 69 Stimmen auf Ebelsberg und 101 Stimmen auf Ansfelden. Damit konnten die Nationalsozialisten wiederum nicht in den Landtag einziehen.
Neben dem Misserfolg bei den Wahlen disqualifizierte sich die N.S.D.A.P. zwei Jahre später selbst von der politischen Bühne: Infolge eines Attentats auf Mitglieder der Hilfspolizei wurde die Partei am 19. Juni 1933 verboten. Am selben Tag musste der einzige nationalsozialistische Vertreter den Gemeindeausschuss in Ebelsberg verlassen2
Arbeitslosigkeit als Wegbereiter des Nationalsozialismus
„Befaßt sich der Landtag der ersten zehn Jahre, der Jahre zwischen 1919 und 1929, mit unterschiedlichen sozialen Problemen [...] so stehen Landtag und Landesregierung seit 1929, vorwiegend aber seit 1934 weithin im Banne der Arbeitslosigkeit. In den letzten vier Jahren befaßt sich praktisch jede Landesregierungssitzung mit diesem Problem und mit Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.“3 Nicht anders in Ebelsberg: Als 1927 mit dem Bau der neuen Traunbrücke begonnen wurde, warteten Tag um Tag hunderte Arbeitslose an der Baustelle, um eine Anstellung zu finden. Kurzfristig konnte der Bau der Hochwasserschutzmauer 100 Männern Arbeit bieten, doch die Lage besserte sich nicht wesentlich. Im Mai 1933 beklagte man das starke Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Im Baugewerbe regte sich kein Lüftchen. „Da ist der Ebelsberger Dammbau für die Gemeinde wahrlich ein Segen. Alle 20 Wochen werden die Arbeiter ausgewechselt, sodaß im Laufe der Zeit ein Großteil der Arbeitslosen wieder die zum Vollzuge der Arbeitslosenunterstützung notwendigen 20 Wochen Arbeitszeit erbringen kann. Für die jugendlichen Arbeiter schafft die Regierung den freiwilligen Arbeitsdienst“.4
1933, als die Arbeitslosigkeit in Oberösterreich ihren Höchststand erreichte, wurden im August 106 Arbeitsdienstler in einem Ebelsberger Gasthaus einquartiert. Ihre Aufgabe
bestand vor allem in der Anlage des linksseitigen Traunufers zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke. Das vormittägliche Planieren sollte im Falle von Überschwemmungen das schnellere Abfließen des Wassers gewährleisten. Nachmittags standen meist Vorträge auf dem Programm. Für Kost, Unterbringung und die Entlohnung in der Höhe von 50 Groschen pro Tag kam die Gemeinde auf.
Die Jugendarbeitslosigkeit, der solche Maßnahmen entgegenwirken sollten, blieb auch politisch nicht ohne Folgen: „Infolge des Verbotes der NSDAP vom Juni 1933 kann ab dieser Zeit der Anteil der Nationalsozialisten bestenfalls geschätzt, gewiß nicht gemessen werden. Zweifellos aber steigt ab Ende 1931 die Kurve der nationalsozialisitischen Sympathisanten oder Anhänger parallel zur Kurve der Arbeitslosen. Die nationalsozialistische Propaganda hätte eigentlich kaum noch etwas dazuzutun.“5
Illegalität und Terrorwelle
„Jetzt aber, nach dem Verbot der Nationalsozialistischen Partei, beginnt zwischen Juni 1933 und Juli 1934 jene Phase, in der ein Trommelfeuer von Propaganda aus dem Ausland einsetzt“6, wobei unter anderem deutsche Flugzeuge sogar österreichischen Luftraum verletzten, um Flugzettel abzuwerfen. Eines davon soll in den Traunauen abgestürzt sein.
Nach dem Anschluss setzte ein regelrechtes Gedränge um möglichst niedrige Nummern ein, so dass zeitweise Aufnahmesperren verhängt werden mussten.
Mitgliedskarte der NSDAP. Für österreichische Illegale waren die Mitgliedsnummern 6,1 - 6,9 Mio. reserviert.
Nach ihrem Verbot versuchte die N.S.D.A.P., Österreich aus dem Untergrund zu destabilisieren. Zeitzeugen berichten von geheimen Treffen in Wäldern und Gasthäusern der Umgebung. Illegale Versammlungen fanden etwa im Hinterzimmer des Lindenwirts (heute: Scala), beim Rammer in Ebelsberg oder beim Duschanek in Pichling statt. Exerziert wurde in den Wäldern ringsum oder im Hof der Aumühle. Auch der hiesige Deutschvölkische Turnverein wurde zum Sammel- und Bezugspunkt vieler illegaler Nationalsozialisten, wo regelmäßig Propagandaschriften ausgetauscht wurden. Es formierten sich erste Ansätze der SA, der HJ und des BDM. Vielfach sahen Jugendliche im Nationalsozialismus ein Abenteuer, bei dem sie ihre „Papierböllerpolitik“ ausleben konnten: „09. und 18.07.1933: An Gehsteigen und Brückenköpfen der Traunbrücke in Ebelsberg wurden mit roter Miniumfarbe Hakenkreuze mit der Aufschrift ‚Heil Hitler, Ein Volk ein Reich‘ und ‚Dollfuß verrecke‘ angebracht. Täter konnten nur teilweise ausgeforscht werden und waren - soweit ermittelt - allesamt 16-23-jährige Burschen, die auch sonst bei solchen nächtlichen, jugendlich-abenteuerlichen Propagandaaktionen den aktivistischen Kern stellten. Die Schmierereien wurden zu
Beginn noch durch eine Truppe von Wachbeamten entfernt, bald aber stellten die Polizeibehörden Putzscharen aus amtsbekannten Nationalsozialisten dafür zusammen [Anm.: Bestimmung der Bundesregierung vom 1. September 1933].“7
Die Vandalenakte fanden im folgenden Sommer ihre Fortsetzung: Vor dem Haus des Leopold Wegerer, Ebelsberg 106 sowie dem Haus Ebelsberg 73 wurden in der Nacht von 25. auf 26. Juni 1934 Böller gezündet (vgl. Ortschronik 25.06.1934). Noch in der selben Nacht begann die Intensität des Terrors zuzunehmen:
„Ein Linzer Exempel für diese Stufe des Terrors bietet der am frühen Morgen des 26. Juni [1934] verübte Sprengstoffanschlag auf den Bahnkörper der elektrischen Lokalbahn Ebelsberg - St. Florian beim Bundesstraßenviadukt [in der Nähe der Haltestelle Ufer], der sowohl den Gleiskörper als auch den Unterbau so erheblich beschädigt hatte, dass der Zugsverkehr für mehr als drei Stunden lahm gelegt werden konnte.“9
Ob die Täter ausgeforscht werden konnten, ist nicht bekannt. Jedenfalls sperrte man als Konsequenz die Gasthäuser Weingartsberger (Ebelsberg 25), Bockwirt (Ebelsberg 42) sowie Hellein (Ebelsberg 56) für die Dauer von acht Tagen, welche ebenso als Versammlungsorte der illegalen Nationalsozialisten amtsbekannt waren10. Einen anderen Vandalenakt begin-
entwickelte sich zum Auffangbecken für braune Strömungen. Beachte die Bestickung der Fahnen. gen Unbekannte mit der Zerstörung des Schuschnigg-Marterls an der Bundesstraße (siehe Kapitel: Verkehr).
Ab und an gelangen der hiesigen Gendarmerie Erfolge in der Aushebung von „Terrorzellen“, wie etwa Ende des Jahres 1937, als der Ebelsberger Führer der illegalen SA verhaftet wurde. Seinen Kameraden wurde zum Verhängnis, dass er eine Mitgliedsliste mit „Tarnnamen“ bei sich hatte. Die Verschlüsselungsleistung dürfte sich allerdings in Grenzen gehalten haben, denn zahlreiche Mitglieder in Ebelsberg und Pichling - darunter auch der Sohn eines Gendarmen - konnten noch am selben Tag in Gewahrsam genommen und für die Dauer von acht Wochen inhaftiert werden. Obwohl man die Verhaftungen vonseiten der Delinquenten zu jenem Zeitpunkt, als der Anschluss Österreichs bereits heraufdämmerte, nicht mehr allzu ernst nahm, drohte man den Gesetzeshütern mit Rache, was einen von ihnen nach dem März 1938 sogar zur Flucht bewog.
Klettfischerhof in Posch
als Sitz der illegalen Gauleitung
Zu den wenig bekannten Fakten aus der Zeit nationalsozialistischer Illegalität zählt wahrscheinlich die Tatsache, dass der Klettfischerhof zeitweilig zu den Zentren der verbotenen Bewegung auf österreichischem Boden zählte. So schrieb Hanns Schopper 1942 in seiner „NS-Pressegeschichte“: „Die
Schriftleitung [des Österreichischen Beobachters] hatte damals ihren Sitz im Hause des Grafen Douglas O‘Donell in Posch, Gemeinde Pichling bei Linz, in dem auch die illegale Gauleitung untergebracht war.“5 Abgesehen von einigen Vermutungsäußerungen fehlt es hier an weiteren Angaben. Auch die Rolle des Grafen Douglas O‘Donell von Tyrconnel (1890-1970) ist in diesem Zusammenhang unklar - genauso, ob damit eine Verbindung zu seiner späteren Tätigkeit als komissarischer Verwalter der beschlagnahmten Stifte Engelszell und St. Florian hergestellt werden kann.
Jedenfalls eignete sich das abgelegene Gehöft für Untergrundaktivitäten hervorragend. Wie lange die illegale Gauleitung dort residierte, bleibt fraglich. Als gesichert gilt allein das Jahr 1937.
Eingemeindung nach Linz 1938
„Die großen Zukunfstaufgaben, die der Stadt Linz im Rahmen des wirtschaftlichen Aufbaues der Ostmark harren, haben zu einem für die Stadtgeschichte sehr bedeutsamen Ereignis geführt: Am 30. September 1938 wurden die Gemeinden Ebelsberg und St. Magdalena und die am rechten Donauufer liegenden Gebietsteile der Gemeinde Steyregg nach Linz eingemeindet. Um die Be-
deutung dieser Eingemeindungen, die die Grenzen des Stadtgebietes zugleich nach Norden und Südosten um ein großes Stück voranschieben, richtig einschätzen zu können, sei darauf hingewiesen, dass das Linzer Stadtgebiet damit um mehr als zwei Drittel seines bisherigen Umfanges wächst und nun eine Fläche von über 90 Quadratkilometer umfasst.“1
Hitlers Pläne
Die Eingemeindung von Ebelsberg ist als integraler Bestandteil der Vision Adolf Hitlers zu sehen, seine Jugendstadt als Musterbeispiel deutscher Städtebaukunst auszugestalten. Linz sollte damit vor allem Wien, jenen „Schmelztiegel“, den der Führer so verachtete, bzw. Budapest, das er hingegen bewunderte, in den Schatten stellen. Dementsprechend groß bemessen war auch der Raumvoranschlag. Zwischen 300.000 und 350.000 Menschen sollten inmitten monumentaler Bauwerke hier ihre Heimat finden. Umso dringender gestaltete sich die Frage der Raumbeschaffung im Hinblick auf die zu errichtende Großindustrie: Hermann Göring gab die Entscheidung über den Bau des Hüttenwerks in Linz schon zweieinhalb Wochen nach dem Anschluss, am 26. März 1938 bekannt2 und verlangte, bereits im Mai mit dem Bau zu beginnen. Fieberhaft musste nach möglichen Standorten gesucht werden.
„Zuerst beging man den heutigen Standort der Hütte Linz in Linz/St.Peter, anschließend die Varianten Pichling-Asten, Enns-St.Valentin und Welser Heide bei Marchtrenk. Ein Standort an der Ennsmündung oder in der Welser Heide wurde sofort von allen Beteiligten aufgrund der Geländeschwierigkeiten ausgeschlossen. Bei der Beurteilung der Varianten Linz/St. Peter und Pichling-Asten traten die Vertreter der Alpine und des Militärs für Asten, die Beamten des Wiener Landwirtschaftsministeriums für Linz ein.“3 Vor allem ist es den Einwänden des „Reichsnährstandes“ zuzuschreiben, dass die Entscheidung schlussendlich nicht auf Pich-
ling und Asten, sondern auf St.Peter fiel. Und das obwohl am heutigen Standort mit höheren Grundablösen und mit größerer Staub- bzw. Lärmbelästigung für das Stadtgebiet zu rechnen war.
Bei einem Besuch der Werke 1941 erklärte Hitler, auch er wäre über die bestehende Variante froh, weil er „immer wollte, dass das Hütten-
werk das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt Linz werde.“4 Im Falle anderer Standorte, wie jenem im Raum Asten-Pichling, befürchtete Hitler die Tendez der Industrieanlagen Richtung Enns bzw. die Entstehung einer eigenen Stadt5. So wären Linz jene Steuereinnahmen entgangen, die sie als „Unterhaltungskosten“ für Hitlers „weitreichende Pläne“ gebraucht hätte6.
Schnelle Verhandlungen
Trotz alldem setzte der Oberbürgermeister von Linz, Sepp Wolkerstorfer, die im Frühjahr 1938 begonnenen Eingemeindungsverhandlungen mit den Gemeinden Ebelsberg, Asten, St.Magdalena, Steyregg, Leonding und Puchenau fort. Der Platzbedarf war nach wie vor auch Richtung Süden gegeben: Zum einen rechnete
Links: Das Eingemeindungsübereinkommen mit Ebelsberg, welches am 14. Oktober 1938 unterzeichnet wurde.
Am 1. November des Jahres hörte der Ort als eigenständige Gemeinde auf zu existieren und gehört seither zur Landeshauptstadt Linz.
In Ebelsberg, so berichtet die Pfarrchronik, wurden beispielsweise die katholischen Vereine - KFO (Katholische Frauenorganisation) sowie Pfadfinderschaft St. Georg - liquidiert5. Sie stellten im März/April 1938 ihre Tätigkeit ein.
In der gesamten Ostmark musste zum Teil die schulische Infrastruktur für den HJ-Dienst in Anspruch genommen werden, da es an ge-
eigneten Heimlokalen fehlte. In Ebelsberg konnte die Hitlerjugend hingegen die so genannte „Starhembergvilla“ requirieren. Schon zu Beginn des Krieges sollte die HJ zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens unterstützend eingesetzt werden und wurde zu diesem Zweck 1939 aufgestockt. Nach 1940 formierten sich auch in Ebelsberg HitlerjugendFeuerwehrscharen, die im Gasthaus „Schwarzer Bock“ einquartiert waren6
Sie sollten vor allem bei den Luftschutz-, Löschund Bergezügen mitwirken, denn schon 1940 war beinahe die Hälfte der Ebelsberger Florianijünger zum Kriegsdienst eingerückt7
NSV - Volkswohlfahrt
Mit fortwährender Kriegsdauer schwanden die Möglichkeiten, Nahrungsmittel über weitere Distanzen herbeizuführen. Lokale Versorgungseinrichtungen mussten geschaffen und die Lebensmittelverteilung organisiert werden. Dazu diente u.a. die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV). Strukturell gliederte sie sich in Gaue, Kreise, Orte und Zellen. Als kleinste Einheit umfassten die so genannten „Blocks“ etwa 40 bis 60 Haushalte. Während des Krieges begann sich die Volkswohlfahrt immer mehr um originär staatliche Aufgaben
wie die Betreuung von Schwangeren, Kindern und Jugendlichen zu kümmern. Eine Niederlassung der „Hilfsstelle Mutter und Kind“ befand sich im Haus Ebelsberg Nr. 4 am Fadingerplatz.
1940 übernahm die NSV die Schweinezucht der Mühle in Au. Die geläufige Bezeichnung des Objekts („Mehrmühle“), welche auf Robert Mehr (soz. Bürgermeister von Linz 1927 bis 1929) verweist, konnten die Nationalsozialisten natürlich nicht hinnehmen und benannten es in „Aumühle“ um8
Anschließend entstanden östlich des Mühlengebäudes Stallungen zur Schweinemast. Insgesamt 1.000 Tiere sollten in dem zwischen 1941 und 1943 erbauten Vierkanter Platz finden. „Die notwendige Sicherung unserer Volksernährung aus eigenem Boden erfordert auch vom Ernährungshilfswerk [der NSV] höchste Kräfteanspannung, um trotz der Schwierigkeiten möglichst viel Fleisch und Fett durch Verwertung aller erfassbaren Küchenabfälle zu erzeugen. Ich erwarte deshalb von allen zuständigen Dienststellen, daß sie sich mit äußerster Energie für diese kriegswichtige Aufgabe einsetzen.“9 Aus diesem Rundschreiben des Hauptamtes für Volkswohlfahrt vom 19. September
1944, die den Mastbetrieb in der Aumühle zum größten in ganz Oberösterreich werden ließ. Gegen Kriegsende konnte die Produktion immer noch gesteigert werden, obwohl die Anstalt mehrmals von Bomben getroffen worden war.
Plänen zufolge, sollten ab 1942 auch schwererziehbare Jugendliche in der Aumühle untergebracht werden, was aber keineswegs die Fortführung der Landwirtschaft und Schweinemast behindert hätte. Vielmehr sollten die Jugendlichen in den Arbeitsprozess integriert werden: „Die schwere aber dich ausgleichen-
de Arbeit auf den Feldern, im Garten, in den Ställen, ist ohne Zweifel besonders dazu geeignet, die eingewiesenen Jungen zu körperlich und seelisch gesunden Menschen zu machen. [Diese sollten] unter der Leitung eines Stammpersonals, das aus in moralischer und fachlicher Beziehung einwandfreien Männern besteht, im landwirtschaftlichen Betriebe in möglichst selbständiger und verantwortlicher Weise arbeiten.“10
Totaler Krieg
Der fortschreitende und schließlich „totale Krieg“, den Joseph Goebbels 1943 im Berliner Sportpalast proklamierte, blieb aber nicht allein auf die Schlachtfelder der Welt beschränkt. Auch in der Heimat wurde Krieg spürbar. Während sich der Begriff „Heimatfront“ im ersten „Weltenbrand“ eher symbolisch verstand, wurde er im zweiten schreckliche Realität.
Die deutsche Initiative auf den Schlachtfeldern im Osten ging zusehends verloren, eine ganze Armee wurde an der Wolga zerrieben und der Verbündete Japan erklärte den USA
den Krieg. Alle, die zum damaligen Zeitpunkt noch an Siege glaubten, wurden - abgesehen von einigen Verblendeten - spätestens 1943 eines Besseren belehrt, als die ersten deutschen Städte in Flammen aufgingen. Die alliierten Bomber hatten Deutschland erreicht, und es war nur mehr eine Frage der Zeit, ehe auch der „Luftschutzkeller des Reiches“, die Ostmark mit Wiener Neustadt, am 13. August 1943 zum Angriffsziel werden sollte. Erste Kriegsmüdigkeit machte sich auch unter den Soldaten breit, von denen der eine oder andere desertierte und in die Heimat, auch nach Ebelsberg, floh. So liegt ein Bericht von einem Fahnenflüchtigen vor, der 1943 seine hier lebende Gattin besuchen wollte, dabei aber von einem Gendarmen ertappt wurde. Man spricht heute noch von „Lebensrettung“, dass der Deserteur durch guten Willen nicht verhaftet worden war11
unterkünfte geschaffen worden. So sah man es im Lager 25 als großen Vorteil, dass sich nur jeweils vier Familien einen Eingang teilen mussten. Hingegen waren die Zimmer im benachbarten Lager 115 entlang eines Ganges angeordnet. Ein Umstand, der sich bei einer Belegung von 18 – 20 Familien besonders nachts bemerkbar machte. Sanitäre Anlagen waren entweder in mangelnder Anzahl vorhanden (z.B 2 Klosette für 95 Menschen39), oder funktionierten nicht ordnungsgemäß, wie eine Häufung von Instandsetzungsanträgen beweist.40
Dann begann der Zahn der Zeit an den hölzernen Unterkünften zu nagen: „Die Verschallungsbretter [sic!] sind so stark eingetrocknet, daß sie die Außenwände nicht mehr dicht abschließen, sich im Winter einerseits Eis ansetzt und andererseits bei Schneetreiben der Schnee fast durchdringt“41, hieß es 1951.
Die Bevölkerungszahl der Ebelsberger Lager ist in der nebenstehenden Tabelle angegeben. Die ethnische Belegung war jedoch
keinesfalls homogen: In Ufer 3 waren neben 26,6% Österreichern überwiegend Sudetenund Buchenlanddeutsche untergebracht.42 Hingegen war in Ufer 6 mit 9,9% nur ein geringer Teil Inländer sowie Volksdeutsche, dafür aber Ungarn, Rumänen, Polen, Ukrainer und Jugoslawen.43 Im Lager 43 lebte ein Großteil Sudetendeutsche, daneben auch Rumänen, Polen, Tschechen und Zigeuner.44
Gerade letztere Gruppe war immer wieder Stein des Anstoßes. So schrieb der Ebelsberger Pfarrer: „Besonders lästige Bettler waren Zigeuner […]. Zur Caritas fanden sie, aber den Gottesdienst besuchten sie nie.“45 Die Ethnien grenzten sich im Regelfall innerhalb des Lagers voneinander ab, hatten aber allesamt außerhalb mit Anfeindungen zu kämpfen. Den Ausdruck „Lager-G’sindl“ musste sich so mancher Zeitzeuge gefallen lassen. Auch in der Volksschule, die im September 1946 von einem Viertel „Ausländern“ besucht war (333 Ö./111 Ausl.)46, soll es zu verzerrter Benotung gekommen sein.47
Besonders das „Marinelager“ 43 stand im Verruf: „Dieses Lager war die Bannmeile von Linz. […] Es war so arg, berichtet man, daß ein Polizist es nicht waagte [sic!] allein hinaufzugehen.“48 und „Die Bewohner waren gefürchtet; Raufereien an der Tagesordnung;“ 49 steht in der Pfarrchronik zu lesen. Diebe wurden stets dort zu allererst verdächtigt, sodass das Lager wegen
eines gestohlenen Schweines eines Tages von der Polizei umstellt war (der Dieb wurde anschließend aber im Lager Asten ausfindig gemacht).50
Die Anfeindungen von außen schweißten vor allem die Jugendlichen zusammen. Noch heute werden Treffen abgehalten.
Ende der Lager
Im Laufe der 50er Jahre kam ein Integrationsprozess in Gang. 1952 wurden die Barackenlager in „Wohnsiedlungen“ umbenannt und ihre Einwohner, sofern sie das Land nicht bereits verlassen hatten, mit Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft (zumindest auf dem Papier) in die Gesellschaft aufgenommen.
Bis zum Anfang der 60er Jahre hatte der Wohnungsbau in Linz immense Fortschritte gemacht, wodurch nun auch Plätze für die Lagerbevölkerung frei wurden. „Die Datierung der Liquidierung des Lagers 25 ist nicht eindeutig festzumachen. Der Plan der Stadt für das Jahr 1956 führt das Lager noch, während die Schulchronik der Hauptschule Ebelsberg feststellt: „Am 25.6. und 28.6.55 fanden die Einschreibungen für das Schuljahr 1955/56 statt. Durch die Abwanderung eines der hiesigen Lager macht sich ein Schülerrückgang bemerkbar.“ 51 Lager 115 verschwand mit dem Bau der Hillerstraßensiedlung (siehe Kapitel: Ufer, Seite 312).
Als letzte Barackensiedlungen in Ebelsberg verschwanden Nr. 43 und 43a. „Die Stadtrandsiedlung ‚Marinelager’ hört auf zu sein. […] Am 19.8. [1966] wurden die letzten Reste angezündet. Dem gleichen Schicksal erlag auch das ‚Friedhofslager’. Es brannte 2 Tage, nachdem die brauchbaren Sachen weggeräumt wurden.“52
1 Kreczi Hanns (1995): Mein Tagebuch 1945 – Das Kriegsende in Linz, 247
2 „8. Ruhe und Ordnung ist unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Gegen Plünderer wird schärfstens eingeschritten.“ Amtliche Mitteilung der Stadt Linz, 05.05.1945. Faksimile in: Kreczi (1995), 235
3 vgl. AStL, NS-Zeit, B 71; vgl.: Sommer (1998), 31
4 vgl.: Amtsblatt der Landeshauptstadt
Linz, Nr. 1/1953, 13f. Andere Quellen (Linz: Aufbau und Leistung, 541) sprechen von 20 Schweinen, 14 Kühen, einem Stier und vier Pferden.
5 Anna Mehr wurde nach dem Verkauf ihres Gutes an die NSV als Verwalterin weiter beschäftigt. Dort waren auch Zwangsarbeiter untergebracht, die anscheinend nicht menschenwürdig behandelt worden waren.
5a vgl. OÖN, 19.09.1945
6 www.ooegeschichte.at, 19.01.2006
7 vgl. Slapnicka (1986), 88ff
8 vgl. ebd.
9 Kreczi (1995), 247
10 Zeitzeugen K.E., R.M u. K.A., 2005
11 AStL, NS-Zeit, B55; zit. Nach: Sommer (1998), 30
12 „41st Tank Battalion On May 9, 1945, at 0001, the war with Germany was over. The next few days were spent in processing thousands of prisoners and in giving aid to refugees of the German prison camps. Finally, we moved into the former SS barracks near Linz and settled down to the peaceful vocation of waiting”.
13 Tweraser (1995), 33ff
14 AStL Besatzungsangelegenheiten, Schuber 119
15 Korrespondenz zur Gewährung von Ausnahmen nach §27, Verbotsgesetz 1947 vom 9.8.1948 in Privatbesitz.
16 vgl. Putz (1995), o.S.
16a OÖN, 21.09.1949, 3
17 Rittenschober (Man. 2006), o.S.
18 Dokument in Privatbesitz
19 StatJBL 1949
20 Linz 1945-1954: Aufbau und Leistung, Linz 1955, 541
21 vgl. ebd.
22 vgl. ebd.
23 Amtsblatt der Landeshauptstadt
Linz, Nr. 1/1953, 13
24 vgl.: Linz 1945-1954: Aufbau und Leistung, Linz 1955, 542
25 Kurt Tweraser: US-Military Government“
26 www.usfava.com/USFA_StaList.htm
27 Meyers Konversationslexikon (1895), V, 637
28 Michael John
29 Stadtmuseum Nordico „Prinzip Hoffnung“, 365
30 Michael John
31 www.usfava.com/USFA_StaList.htm
32 OÖLA: Schachtel 12, Fasz. 15, Ums. 41/52
33 OÖLA: Monatsbericht der DP-Dienststellen für August 1950 BH Grieskirchen III, Fasz. 190
der DP-Dienststelle für Oktober 1950 Präs., Schachtel 52).
„B-Gendarmerie vor 50 Jahren, Seite 62“: Erinnerungen des Gend.Abt. Insp. Johann Fiedler
vgl.: Lackner (1987), 237
John (1995) in Prinzip Hoffnung, 216
N. bei
Drei Bauten der um 1964 entstandenen Hillerstraßensiedlung waren ausschließlich für ehemalige Lagerbewohner vorgesehen. Die Baracken wurden im Zuge dieses Wohnprojekts abgetragen. Eine eigene Lagerschule, später sogar ein Kindergarten, wurden im Amtslager 115 eingerichtet.
der Ebelsberger Lager
Pfarre Johannes der Täufer
Geschichte des Gotteshauses
Wann die Kirche erbaut wurde, ist nicht bekannt, das Entstehungsdatum ist aber gewiss vor oder spätestens mit der Pfarrgründung anzunehmen. Die erste Nennung der Kirche erfolgt in einer Urkunde vom 3. Mai 1263, die „in der Kirche des Marktes Ebelsberg“ ausgestellt wurde. Die älteste bekannte Stiftung aus dem Jahre 1334 trägt die Widmung „dem Gotzhaus zder Pfarr Ebeltz
perch“.1 In einer Urkunde aus 1458 heißt die Pfarrkirche „sand Johanns chirchen zu Ebelsperg“, und von da an wird regelmäßig die Kirche nach dem Kirchenpatron die „Kirche zum hl. Johannes dem Täufer“ genannt. Ob die Kirche jemals einem Neubau weichen musste, ist nicht bekannt; Rupertsberger ist der Meinung, dass das eher nicht der Fall war. Die älteste für den Bestand der Kirche auffindbare Jahreszahl ist 1523: „Bei der
1908 durchgeführten gründlichen Reparie–rung des Kirchturmes wurde nach Abheben eines neueren Verputzes neben der Schall–öffnung für die Glocken an der Südseite eine Sonnenuhr bloßgelegt mit Strahlen und Viertelkreis in roter Farbe und einem Halbmesser von nahe 1 m. Unter der Sonnenuhr stand die Jahreszahl 1523 und drei deutlich kennbare Buchstaben G E R, offenbar vom Namen des Verfertigers der Sonnenuhr. Das Alter des jetzt noch bestehenden Turmes ist also nachweisbar bis 1523.“2 berichtet der damalige Pfarrer Matthias Rupertsberger und das hat natürlich auch für heute seine Gültigkeit.
Ansichten der Kirche vor 1809
Ansichten von Ebelsberg aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen die Pfarrkirche an ihrem heutigen Platz: Die älteste stammt von Matthäus Merian aus dem Jahr 1649, allerdings scheint die Darstellung der Kirche auf ihr nicht originalgetreu zu sein (Abb. Kapitel: Chronik). Die Ansicht von Georg Matthäus Vischer aus 1674 zeigt nur den Kirchturm, ebenso jene von Friedrich Bernhard Werner 1732 (Abb. Kapitel: Leben am Wasser); auch diese beiden scheinen kein besonders getreues Bild der Kirche zu zeichnen. Einen guten Eindruck des damaligen Aussehens der Kirche hingegen liefert das Ebelsberger Urbar aus dem Jahre 1670 (siehe Abb.) Die detailreichste Darstellung stammt von Karl Adam (oder Anselm?) Heiß und findet sich in der Handschrift Topographia
Über das Aussehen der alten Kirche ist wenig bekannt. Seine heutige Gestalt verdankt das Gotteshaus dem Wiederaufbau nach dem Brand von 1809.
erfuhr es eine beträchtliche Vergrößerung, die hauptsächlich vom Stift St. Florian finanziert wurde. Beachte das 1945 zerstörte Schulgebäude im Hintergrund (um
Florianensis seu Structurae Cannoniae ad Sanctum Florianum annexae des Florianer Stiftsarchivars Johann Pachl aus dem Jahre 1743 (siehe Abbildung)3.
Das Inventar der Kirche von 1785, abschriftlich im Stift St. Florian, enthält die Anmerkung:
„Obbemelte Pfarrkirche, die wegen ihrer schlechten Bauart in Oberösterreich nicht ihres gleichen hat und deren Mauern durch die erlittenen Feuersbrünst so mürbe geworden, daß nach der letzten Brunst das Kirchengewölb viel niedriger gespannt werden musste, hat alle Jahre samt ihrem Ziegeldach beträchtliche Reperaturen vonnöthen, wie dann auch das hölzerne Graberhäusel, welches der Kirche gehört und ganz baufällig ist, von Grund aus erbaut werden muß.“4
Über die Innenausstattung vor dem Brand ist wenig bekannt. Nur aus Stiftungen lässt sich ablesen, welche Altäre zu welchem Zeitpunkt bestanden hatten. Für die gleichzeitig zu lesenden Messen war meist eine größere Anzahl von Altären vorhanden. Als erster wird 1400 ein St.NikolausAltar erwähnt, 1401 ein Marienaltar, ein Sebastianaltar wird zwischen 1478 und 1498 genannt.
Brand und Wiederaufbau
Doch zu dieser Renovierung kam es nicht mehr, da sie durch den Brand infolge der Schlacht bei Ebelsberg am 3. Mai 1809 ein
stürzte. Nur der Turm mit der Sakristei und einige Mauerreste blieben erhalten. Bis zum Wiederaufbau fanden die Gottesdienste an Wochentagen im Pfarrhof und an den Sonnund Feiertagen in der Kleinmünchner Kirche statt.
Der nötige Wiederaufbau musste auf Grund der großen Schäden fast ein vollständiger Neubau werden. Man ging also unverzüglich an den Wiederaufbau der Kirche, der fast gänzlich vom Stift St. Florian getragen wurde; erst 1811 hat Linz nämlich erlaubt, für die Belange der Kirche einen Opferstock aufzustellen, da ihr andere Instandsetzungsmaßnahmen nach den Franzosenkriegen als wichtiger erschienen. Die Kosten des Kirchenbaues beliefen sich auf 51.827 Gulden für die Jahre 1811/1812 und weitere 2949 Gulden für 1817/18185. Der Bau wurde in vergrößerter Form ausgeführt: Besonders das Langschiff wurde beinahe doppelt so breit wie früher, wodurch sich das heutige Aussehen der Kirche ergab. Der Bau wurde 1811 vollendet und mit bischöflicher Erlaubnis vom damaligen Pfarrer Zitterl geweiht.
Dem Bischof Sigismund von Hohenwart selbst war es zu dieser Zeit nicht möglich, den Akt selbst zu vollziehen, da er auf seine Amtsbestätigung wartete, welche der in Napoleons Gefangenschaft befindliche Papst Pius VII. einstweilen nicht zu unterzeichnen
Westeingang der Kirche mit dahinterliegendem Wirtschaftsgarten des Pfarrhofes, der von den Resten der alten Ringmauer eingefasst wird. imstande war. Die bischöfliche Weihe wurde erst am 20.April, dem Ostersonntag des Jahres 1829, durch Hohenwarts Nachfolger, Bischof Thomas Gregorius Ziegler (Bischof 1827 bis 1852), nachgeholt. Eine Urkunde zeugt von diesem Ereignis.
Pfarre St. Paul zu Pichling
Kaplanei Pichling
Sicherlich war die städtische Entwicklungsachse Richtung Pichling schon 1938 absehbar. Zunehmende Bautätigkeit, insbesondere rings um die alten „Dorfkerne“, ließ starkes Siedlungswachstum erahnen. Immerhin verfügten die Ortschaften des künftigen Einzugsbereichs 19411 schon über 1.650 Katholiken, die in kirchlichen Belangen allesamt der Pfarre Ebelsberg eingegliedert waren. Doch weder Bevölkerungswachstum noch die Rücksicht nahme auf ältere und gebrechliche Personen und deren langer Anmarschweg zum nächst gelegenen Gotteshaus spielten bei der Errich
tung der eigenen Kaplanei 1941 in Pichling eine tragende Rolle. Es herrschte Krieg. Priester waren von der Wehrpflicht nicht grundsätzlich ausgenommen. Sie hatten im Falle ihrer Einberufung genau so einzurücken, wie jeder andere auch. Mit einer Ausnahme: Kam der jeweiligen Person eine „leitende Stellung“ innerhalb des kirchlichen Betriebes zu, konnte sie sich auf eine Geheimverfügung des OKW vom 14. Oktober 1939 berufen, welche sie vom
lein in der Diözese Linz 68 „geschützte Seelsorgeposten“2 - darunter auch Pichling. Mit 1. November 1941 trat die pfarrliche Neuordnung in Kraft. Die Stelle des Pichlinger Kaplans wurde mit Rudolf Wowes besetzt.
Zu diesem Zeitpunkt existierten hier weder Kirche noch Pfarrhof. Als behelfsmäßiger Gottesdienstraum diente die am Löschwasserteich gelegene „Seebauernkapelle“ im Besitz der Landwirtseheleute Michael und Franziska Mühlberger. Der Kaplan wohnte hingegen in Ebelsberg, fungierte dort als Kooperator und zelebrierte nur jeden ersten Sonntag im Monat Wowes
starb einige Monate nach Kriegsende, am 8. November 1945. Nach seinem Tod wurde die Kaplanei von St.Florian aus mitbetreut. Dabei kam 1956 auch der junge Priester Johannes Paulmair zum ersten Mal nach Pichling.
Stallkirche
Die rege Siedlungstätigkeit der 50er und 60er Jahre ließ die Seebauernkapelle bald zu klein werden. Immerhin verfügte die Kaplanei Anfang der 60er Jahre über einen Einzugsbereich mit ca. 2.000 Katholiken. Schon in der Errichtungsniederschrift 1941 war ihr ein Kirchenbau in Aussicht gestellt worden, der nun, mehr als zwanzig Jahre später, Konturen annehmen sollte. Am 21. März 1963 konnte zwischen dem Landwirtsehepaar Karl und Anna Mauhart sowie einem kirchlichen Gremium, das die Kaplanei Pichling repräsentierte, ein Kaufvertrag über 9.370 m2 zum Preis von 665.900 Schillling3 abgeschlossen werden. Im Sommer 1966 wurde eine Delegation, bestehend aus Karl Mauhart, Franz Weinberger und einigen anderen Pichlingern, in St.Florian vorstellig, um um einen eigenen Pfarrer zu bitten. Der Bitte wurde statt gegeben. Johannes Paulmair bekam den Auftrag, das Amt zu übernehmen. Zudem befand man sich auf der Suche nach einer Möglichkeit, ein provisorisches Gotteshaus einzurichten. Nachdem das Greßengut von Karl Mauhart als Standort ausgefallen war, bot sich ein leer stehendes Stallgebäude der Familie Johann und Christine Mühlberger als größenmäßig geeigneter Ort an. Ein Arbeitsteam bildete sich, um die nötigen Adaptionsarbeiten durchzuführen: Stemmen, Weißen - selbst die Sitzbänke wurden eigens angefertigt. Schon am 28. August 1968 konnte die erste Messe in der so genannten „Stallkirche“ gefeiert werden, in deren Rahmen Johannes Paulmair sein Amt als 2. Kaplan von Ebelsberg antrat und somit die Seelsorge auch in Pichling übernahm. Die Weihe der Notkirche wurde erst zwei Monate später, am 14. Oktober 1966 von Pfarrer Karl Wetzlmayr vorgenommen. Anlässlich dieser Abendmesse erhielt das provisorische Gotteshaus „Einstandsgeschenke“, wie z.B. eine Marienstatue aus der Voest-Kapelle, ein großes Kreuz aus dem Stift St.Florian und einen Tabernakel von der Familie Jabkowski, welcher noch bis zum Kirchenneubau 1991 in Verwendung war. Administrative Angelegenheiten erledigte man zu jener Zeit im provisorischen Pfarrbüro an der Ziererfeldstraße, im Haus der Familie Weinberger. Das Pfarrleben war überhaupt von Pioniergeist geprägt. Den Kirchenbau vor Augen, wurden bei verschiedenen Anlässen immer wieder Spenden gesammelt. Schon im Oktober 1966 versammelten sich 12 Sangesfreudige, um in der Baracke des Schmieds Hermann Mayrhuber einen Kirchenchor zu gründen. Noch im selben Jahr erschien ein erster Pfarrbrief, das „Paulus-Blatt“ als Vorgänger des heutigen „St.Paul Aktuell“.
Entstehung des Schulwesens in Ebelsberg
Die erste urkundliche Nachricht über den Bestand einer Schule in Ebelsberg stammt aus dem Jahr 1458. Auch 1469 ist von einer „schuell“ die Rede.
In beiden Fällen handelt es sich um Hausübergabsbriefe, die zwar nicht direkt die Schule betreffen, aber Rückschlüsse auf ihren einstigen Standort zulassen: Somit dürfte die Schule in unmittelbarer Nähe der Kirche zwischen Ringmauer und dem Perkhof gelegen haben. Der Grund bzw. das Datum ihrer Errichtung ist unbekannt. Jedenfalls oblag das „Schulehalten“ den Pflichten des Messners, der in Folge auch als Schulmeister bezeichnet wurde. So zum Beispiel, als der Bischof von Passau 1570 den hiesigen Pfleger beauftragte, er „wolle ob und daran sein, daß der ‚Schuelmaister‘ dem Pfarrer Gehorsam leiste.“1 Das Ebelsberger Urbar von 1670 verschweigt hingegen die Existenz eines Schulhauses. Es ist zu vermuten, dass schon damals in den ebenerdigen Räumlichkeiten des Pfarrhofes unterrichtet worden war. Platz genug wäre dafür seit Ankauf des Perkhofes 1645 gewesen. „Tatsache ist, daß von einem unbekannten Termine an bis 1788 die Schule im Pfarrhofe untergebracht war und auch fernerhin noch bis 1873 der Schulmeister (Schulleiter) seine Amtswohnung daselbst hatte.“2 . Aus einer Kirchenrechnung geht gleichzeitig hervor, dass zwischen 1782 und 1788 Unterricht auch im Haus Ebelsberg 2 erteilt worden war. „Es war daselbst ‚eine Schulstube‘ hergerich tet. Es könnte nun sein, daß Halbtagsunter richt erteilt wurde und die eine Schulstube für beide Klassen diente, oder daß ein Lehrzim mer bei der Wohnung des Schulmeisters im Pfarrhofe sich befand.“
Die „alte“ Schule 1788-1904
„Schule für die Jugend, um sie in Religionsund Staatspflichten zu bilden, auf allerhöchsten Befehl erbait von Patron und Grundobrigkeit, wozu die Pfarrgemeinde Hand und Zugrobat leistete. 1788“, ist auf einer Inschrift über dem Eingang des Hauses Wienerstraße 474a neben der Ebelsberger Pfarrkirche zu lesen. Es handelt sich hierbei um die „alte“ Schule.
Sie fiel ebenso dem Brand infolge der Kampfhandlungen 1809 zum Opfer und wurde 1810 wieder aufgebaut. Zwei Klassenräume im Ausmaß von je 68,5 m2 boten, wie aus einem Plan von 1852 hervorgeht, Platz für 233 Kin-
der. Die Räume lagen übereinander und beanspruchten eine Hälfte des Gebäudes. Abstellkammern, Vor- und Stiegenhaus nahmen die andere Hälfte ein. Die Amtswohnung des Lehrers befand sich folglich 1852 noch nicht im Haus.
Die Schulpflicht erstreckte sich in Ebelsberg damals über Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von 18 Jahren. Unter „Androhung von Arreststrafe [wurde] den Eltern anbefohlen ihre Kinder in die Schule zu schicken“, nämlich die 6-12jährigen in die Alltagsschule und die 12-15jährigen in die Sonntagsschule. Jugendliche mussten danach bis zu ihrem 19. Lebensjahr der „Christenlehre“ beiwohnen.4
Einzig die Gedenktafel über dem Hauseingang zeugt von der ehemaligen Funktion dieses Gebäudes (siehe Kapitel: Kleindenkmäler).
Die alte, direkt östlich der Kirche gelegene Schule wurde 1788 erbaut und war bis zur Inbetriebnahme der benachbarten „neuen Schule“ im Jahr 1904 in Verwendung.
1873 wurde dem Schulhaus ein weiteres Stockwerk aufgesetzt, was einen dreiklassigen Unterricht ab dem Schuljahr 1874/75 möglich machte. Trotzdem hatte man bald mit Überfüllung der Klassen zu kämpfen: 1887/88 besuchten 125 Schüler die erste Klasse, 1888/89 waren es bereits 1355. Halbtagsunterricht sowie die provisorische Adaptierung eines Lehrraumes im Gemeindehaus Ebelsberg 11 sollten Abhilfe schaffen.
Neuerliche Überbelegung in den Jahren 1904/05 und 1906/07 - der Unterricht fand zu jener Zeit bereits im neuen Schulgebäude statt - machten schlussendlich fünf Klassen und eine Parallelklasse notwendig.
Die „neue“ Schule 1904-1945 Anfang Februar 1904 wurde der Bauauftrag für ein neues Schulgebäude anstelle des 1902 um 4.000 fl angekauften Binderhauses (Ebelsberg 82 alt) ausgeschrieben. Von den acht Offerten entschied sich der Ortsschulrat, dem zu jener Zeit Pfarrer Rupertsberger selbst vorstand, am 23. Februar für den gebürtigen Ebelsberger Maurermeister Ferdinand Bachbauer, der mit den Arbeiten bereits wenige Tage später, am 29. Februar begann6 Aufgrund der günstigen Witterungsbedingungen war der Rohbau schon im Mai des Jahres fertig. Das „neue“ Schulgebäude umfasste neben sechs Klassenräumen auch einen Turnsaal und nach Ankauf und Abtragung des Färberhauses (Ebelsberg 77) zusätzlich einen großen Garten. Das Haus wurde mit einem Kostenaufwand von 52.000 K7 errichtet. Damit konnte die „alte“ Schule zur Gänze als Wohngebäude für das Lehrpersonal adaptiert werden. Über den am 16. September 1904 eröffneten Betrieb an sich ist wenig bekannt, außer dass 1904 der Beginn eines Schuljahres von 1. Mai auf 1. September verlegt wurde.8 In den Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Schulkinder durch die Unterstützung aus Übersee mit einem kostenlosen Mittagessen versorgt. Für Kinder aus ärmeren Familien wurden zusätzlich Lebensmittel und Schuhe verteilt.9 Etwa zur selben Zeit musste die Schule wegen Scharlachs für mehr als zwei Wochen geschlossen bleiben.10 Die Heizung der Schule - ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor - wurde 1928 auf eine zentrale Dampfanlage umgerüstet.11
Jedoch war dem Gebäude kein längerer Bestand beschieden: Am 17.Februar 1945 fiel es einer amerikanischen Fliegerbombe zum Opfer. Die Schäden waren so schwer, dass an eine Wiederherstellung nicht gedacht werden konnte. Die Ruine wurde abgetragen und deren Trümmer zum Wiederaufbau anderer Häuser, die ebenfalls von Bomben getroffen worden waren, verwendet. So findet sich noch heute im Vorhaus des Hirki ein höchst interessanter Fußbodenbelag (siehe Kapitel: Gottschalling).
Nach Aufzeichnungen des Florianer Archivs7 ließ man diese Trasse um 1600 auf, um sie etwas unterhalb neu anzulegen. Bis Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Straßenbau in unseren Landen eher stiefmüttlerlich behandelt. Auch unter dem Eindruck des 30jährigen Krieges mit seinen gewaltigen Truppenverschiebungen war man nicht willens, Lösungen des regelrechten „Verkehrselends“ herbeizuführen. „In oft knie-, ja hüfthohe Schlaglöcher warf man wohl dann und wann einmal Reiserbürder, Steine und Erde, prügelte dort und da einmal ein versumpftes Stück mit neuen Stämmen aus, aber bis dahin mußten immer erst ungezählte Räder und Achsen gebrochen, Hunderte der armen Gäule zuschanden geschlagen und gefallen sein - nicht umsonst hatte jeder Fuhrmann den ‚Fellreißer‘ anhängen, um dann gleich auf der Straße dem Pferde wenigstens noch die Haut abziehen und beim nächsten Gerber versilbern zu können.“8
Erst unter Leopold I. (1658-1705), besonders unter Karl VI. (1711-1740) und seiner Tochter Maria Theresia (1740-1780) erlebte die Straßenbaukunst auch in Oberösterreich seit den Römern eine Renaissance.
Das Wegpatent von 1724 markiert den Auftakt zu einem großen Straßenbauprogramm, das vor allem die „Universalreparation“ von fünf Hauptstraßen des Reiches vorsah.
Davon war auch die Verbindung zwischen Wien und Salzburg betroffen - also auch jener Teil der heutigen Bundesstraße in unserem Bereich. Im Zuge der Instandsetzungsmaßnahmen wird es wahrscheinlich zu einem völligen, aus Staatsmitteln finanzierten Neubau gekommen sein.
Gleichzeitig kam man vom bis dahin hauptsächlich von den Anrainern getragenen Straßenerhaltungssystem ab und übergab es 1737 an eigene k.k. Wegkommissionen.
Zusätzlich ordnete Karl VI. die Bepflanzung aller Straßenränder an, um sie auch bei Schnee
kenntlich zu machen. Maria Theresia widmete sich vor allem der Straßenbauweise: Sie schrieb u.a. das Ausfüllen des Straßenkörpers mit Steinen vor. Bis dahin waren nämlich vorwiegend „Knüppelwege“ in Verwendung, deren Unterbau aus Holz bestand.
Umfangreiche Ausbesserungsarbeiten fanden auch 1770 statt, als die Tochter Maria Theresias, Marie Antoinette, mit mehr als 500 Personen von Wien nach Paris zog, um dort mit dem französischen König Ludwig XVI. vermählt zu werden. Allein im Abschnitt zwischen Ulm, Freiburg und Breisach wurden 100.000 Bauern im Straßenbau eingesetzt. Auf ihrer Reise überquerte Dauphine (= franz. Kronprinzessin) Marie Antoinette zweifellos den Schiltenberg und die Traun bei Ebelsberg, umging aber Linz auf der schon 1668 genannten „Welser Straß“, einem Straßenzug im heutigen Kleinmünchen, der in Richtung Wegscheid führt und den Titel der Erzherzogin (Dauphinestraße) trägt.
Als Rückschritt kann die 1782 erfolgte Übergabe der Straßenerhaltung in die Hände von (eigennützigen) Pächtern bezeichnet werden, die aber sofort nach dem Tod Kaiser Josephs 1790 wieder zurückgenommen wurde. Allerdings berichtet die Pfarrhoffassion von 1785, dass zwecks Ausbesserungsarbeiten Schotter und Steine aus dem Ebelsberger Pfarrwald entnommen worden waren9
Engste Stelle zwischen Paris und Konstantinopel
Der einstige Marktkern Ebelsbergs wird immer wieder gerne als „engste Stelle zwischen Paris und Konstantinopel“ bezeichnet. Tatsächlich bildete das zumindest seit 1258 existierende (und 1938 abgetragene) Kornblumhaus gemeinsam mit dem Ennsertor einen äußerst schmalen Straßendurchlass, der schon vor mehreren Jahrhunderten ein ernsthaftes Problem darstellte. Denn schon allein die im Ebelsberger Urbar verzeichneten Stallungen für 200 Pferde im unmittelbaren Marktbereich deuten auf ein reges Verkehrsaufkommen hin.
Ein weiteres Verkehrshindernis stellten die vielen Gatter dar. Selbst die Landstraße war durch ein „Postgatterl“ am Ennsfeld abgesperrt, so dass auch „die höchsten Herrschaften bei ihren Reisen durch Öffnen und Schließen desselben Verzögerungen erlitten.“.10 Der Stauber in Gottschalling war für dessen Instandhaltung verantwortlich, „doch mußte ihm dazu der Spitlmair die ‚Kögl‘ liefern und der Mair zu Reit wie der Mair im Graben mußten ihm beim Aufhängen helfen.“11
Neuanlage
Die weit verbreitete Annahme, Napoleon hätte die Trasse der so genannten „Uferkurve“ 1809 anlegen lassen, ist falsch.
Vielmehr geht der jetzige Straßenverlauf zwischen der Kreuzung Wienerstraße / Kremsmünstererstraße und dem Friedhof auf den Franzosenkaiser zurück, nachdem er im tiefen Hohlweg zwischen dem Vormarkt und dem Eingang zum Schlossgarten (Schlossweg) hohe Verluste erlitten hatte.
Anscheinend war aber der Neubau dermaßen schlecht beschaffen, dass zunächst wieder die alte Verbindung durch den Hohlweg benutzt und die neue Trasse mit großem finanziellen Aufwand instand gesetzt werden musste.
Die Uferkurve legte man erst im Jahre 185412 an. Seitdem stellt der steile Schiltenberg kein Reisehindernis mehr dar und seine Straße diente zunächst nur mehr der Forstwirtschaft. Übrigens mündete die Schiltenbergstraße früher mehrere Meter östlich in die Bundesstraße. Sie führte hinter dem „Wegmacherhaus“ vorbei. Dort ist die Verdichtung des Erdreichs noch immer bemerkbar.
Die letzte Engstelle der Wienerstraße in Ebelsberg bildete die Leitner Bäckerei (vormals Pickl Schmied). Heute befindet sich an dieser Stelle der Kreuzungsbereich zur Kremsmünstererstraße. In dem zurückversetzten, neuerrichteten Haus befindet sich seit 1974 die Sparkassse. Das gegenüberliegende Althaus 41 wurde ebenfalls neu aufgebaut. Dort ist eine Filiale der CA-Bank untergebracht.
setzten ihnen zu, und Regen wusch oft gefährlich tiefe Schlaglöcher aus. Die Gemeinde hatte dazu jährlich eine beträchtliche Summe zur Instandsetzung aufzubringen, um davon einen Wegmacher zu besolden und Schottergruben in der Umgebung anzukaufen.
Straßen statt Häuser
Wider Erwarten haben die kriegerischen Ereignisse sowie Napoleons Straßen-Neuanlagen keine tiefgreifenden Veränderungen des Ebelsberger Ortsbildes ergeben. Obwohl die beiden Tore nicht mehr aufgebaut worden waren, blieb der Marktbereich durch seine eng aneinander grenzenden Häuser am Brückenkopf und dem Vormarkt eine geschlossene Einheit.
Die Straße nach Wien ließ der Franzosenkaiser aus dem Hohlweg, in dem sie Jahrhunderte lang gelegen hatte, heraus auf eine neue Trasse heben. 1852 rückte die Landstraße noch einmal an den Friedhof heran und besteht dort bis heute. Von alldem blieb der Markt bis zu jenem Zeitpunkt unberührt, als schließlich sowohl öffentlicher als auch individueller Verkehr ihren Platz einforderten:
Ab 1929 wurde innerhalb von Jahrzehnten die gesamte Südseite des Orts der Straßenverbreiterung geopfert (siehe Tabelle und Karte).
Straßenverlauf
Im Laufe der Zeit bildete sich die Reichs- bzw. Bundesstraße in Ebelsberg zu einer breiten, vierspurigen Schneise aus. Der Wert der alten Bausubstanz spielte nur eine untergeordnete Rolle. Pläne aus den 50ern, den historischen Kern mit einer Umfahrung zu erhalten, wurden verworfen. So kam das Architekturbüro Perotti+Greifeneder+Partner, welches sich intensiv mit der baulichen Entwicklung Ebelsbergs beschäftigte, zum Schluss:
„Der Vergleich mit dem städtebaulichen Gesamtbild des Jahres 1983 zeigt bestürzend die Demolierung der gestalterischen Einheit des Ortes in den vergangenen vierzig Jahren. Die raumbildenden Elemente des Ortsplatzes am Brückenkopf und bei der Pfarrkirche werden dem Verkehr auf der Bundesstraße geopfert, vom ehemaligen Vormarkt Richtung Enns überleben nur mehr Einzelobjekte. Am Fadingerplatz verschwindet auch der reizvolle Barockpfarrhof, mehrgeschoßige Wohn- und Geschäftshäuser dringen bis in den Ortskern hinein vor. Die Pfarrkirche bildet nunmehr die südöstlichste Platzwand des Ortsplatzes, der reizvolle Anstieg der alten Straße von der alten Holzbrücke hinauf zum Fadingerplatz verschwindet durch die neuen Straßenhöhen.“5
Erste Umfahrungspläne
Trotz der „Demolierung des alten Ortskerns“ durch Schleifung ganzer Häuserzeilen und ihre Versetzung „nach der neuen Bauflucht“ zugunsten der Verkehrsflächen blieb die Problematik des Nadelöhrs weiterhin bestehen. Die in den 50er Jahren geplante südwestliche Umfahrung vor der Stroblmühle mit Abzweigung im Bereich des Friedhofs, eigener Brücke und Wiedereinmündung in den Lauf der Wienerstraße auf Kleinmünchner Seite, wäre vielleicht imstande gewesen, das Ebelsberger Verkehrschaos aufzulösen. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand der hiesigen Geschäftswelt und den Kosten.
Die Problematik des Nadelöhrs
Das Kostenargument und das Bangen der örtlichen Wirtschaft um ihre Laufkundschaft verhinderte Jahrzehnte später auch eine neue Vision der Verkehrsplaner: Als die Stimmen für die Erschließung Ebelsbergs durch das öffentliche Schienennetz in den späten 80ern
Gehör gefunden hatten, entwarfen
wieder Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1968 zeigt eindeutig die Häuserkonstellation an der Ausmündung Kremsmünstererstraße im alten Ebelsberger „Vormarkt“. Heute dominiert hier das Volkshaus. Das Nachbarhaus des 1939 geschliffenen Kornblum, der Gasthof „Zum weißen Lamm“ (Ebelsberg 75) musste 1970 der Straßenverbreiterung weichen. Es wurde in der neuen Bauflucht wieder errichtet. Die unüberschaubare Kreuzung zur Kremsmünstererstraße wurde auch von der „Flocki“ passiert.„13. Juli 1935. Ein heißer Hochsommertag. Hell und klar wölbt sich Österreichs Himmel über das Land. [...]
Der Herr Kanzler ist um 9.30 Uhr mit seiner Gemahlin und seinem Sohn von Wien nach St.Gilgen am Wolfgangsee abgereist, wo die Familie den Sommer zu verbringen gedachte.“1 Die Schuschniggs - Kurt, Herma und der neunjährige Sohn „Kurti“ - reisten in einem zwei Tonnen schweren Gräf&Stift. Chauffeur Tichy lenkte den Wagen, in dem sich außerdem noch ein Kindermädchen, Alice Ottenreiter, sowie ein Kriminalbeamter, Josef Punkenhofer, befanden. Dahinter folgten Oberstleutnant Barl und Gendarmeriemajor Kern in einem eigenen Auto.
Sie hatten gerade die Strengberge überwunden und befanden sich nach drei Stunden
Fahrt um die Mittagszeit auf der Reichsstraße zwischen Asten und Ebelsberg, als nahe des heutigen Pichlingersees das Unglück passierte: Aus zunächst ungeklärter Ursache kam der Kanzlerwagen von der Straße ab, prallte mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 Stundenkilometern gegen einen Birnbaum und wurde durch die Wucht des Anpralls aufgerissen. Dabei wurde das Kanzlerpaar aus dem Fond geschleudert.
Kurt Schuschnigg fiel in die Bewusstlosigkeit, kam aber, abgesehen von einem Schulterbeinbruch, ohne gröbere Blessuren davon.
Seine Gattin hingegen dürfte während des Aufpralls gegen das Autodach gestoßen bzw. derart unglücklich gelandet sein, so dass sie sich einen Bruch der oberen Wirbelsäule zuzog und augenblicklich verstarb.
Bahnwächterhaus 216 in Anger
Nachdem die Konskriptionsnummer des Mairgutes – Anger 1 - frei geworden war, da es ebenso wie Anger 7 (Mengst) und Anger 8 (Graf) der Errichtung des Bahnkörpers zum Opfer fiel, konnte dieselbe auf das neu errichtete Wächterhaus 216 übergehen.
Bauakten zufolge glich es in seiner Umsetzung dem Wächterhaus 215, wurde aber 1890 um ein Nebengebäude zur Kartenausgabe erweitert. Dieses dürfte allerdings nur wenige Jahrzehnte in Verwendung gestanden sein, denn schon 1930 verkaufte Eisenbahnerwitwe Adamitsch die Fahrkarten wieder durch ihr Schlafzimmerfenster. Das Haus wurde zuletzt zu Wohnzwecken von Maria Weiß genutzt. Mit den baulichen Veränderungen des Jahres 1989, die u.a. den Gleisübergang durch eine Unterführung ersetzten, wurde das Wächterhaus abgetragen und an seiner Stelle ein Wartehäuschen errichtet.
Ihm war eine nur kurze Lebensdauer be schieden: Im November 2004 wurde die Haltestelle Pichling zugunsten eines neuen Stadorts aufgelassen und damit auch das Gebäude entfernt.
Der Bahnwirt
Eine Unzahl von Gastbetrieben nächst der Bahnstrecke beweist: Der Wirt gehört fast so zwingend zur Eisenbahn wie die Haltestel len. Natürlich konnte unser Gebiet hierbei keine Ausnahme stellen. Es wird um 1890 gewesen sein, als Franz Brenneis aus Oiden 2 einen Schankbetrieb neben der neuen Haltestelle Pichling eröffnete und ihn – was wäre näher gelegen? - auf den Namen „Zur Staatsbahn“ taufte. Er schuf damit einen kleinen gesellschaftlichen Mittelpunkt innerhalb der Ortschaft, zumal es hier immer was zu sehen gab: Schwere Dampflokomotiven und Fahrgäste, die ein- und ausstiegen. Der Zug war ja bis zur Eröffnung der Florianerbahn das einzige öffentliche Verkehrsmittel, mit dem man ins Stadtinnere gelangen konnte.
Öffentlicher Nahverkehr
Die Florianerbahn
Die Notwendigkeit zur Errichtung einer Lokalbahn
Nach der Errichtung aller wesentlichen Eisenbahnverbindungen, etwa der oben angeführten „Kaiserin-Elisabeth-Bahn“ zwischen den großen Städten, entstand Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts auch die Notwendigkeit, abseits gelegene und durch Hauptverbindungen nicht erreichbare Gebiete zwecks Güter-
und Personenbeförderung verkehrsmäßig zu erschließen. Man erhoffte sich Impulse für die Wirtschaft ebenso wie die Versorgung des Umlandes mit elektrischem Strom. Das Ansinnen, Linz über St. Florian mit Steyr zu verbinden, stieß deswegen auf Begeisterung und fand sofort Anhänger. Zugleich sollten die Kosten für Bau und Betrieb der Bahn allerdings niedrig gehalten werden, da mit einem in Vergleich zu den Hauptrouten niedrigen Beförderungsaufkommen gerechnet werden musste. Diese Haltung fand später auch in der Trassenfüh-
rung Niederschlag, die sich stark den jeweiligen Grundstückspreisen anpasste, und deshalb meist außerhalb der Ortszentren geführt wurde. Schon 1908 wurde auf Anregung der Sparkasse St. Florian ein Lokalbahn-Komitee gegründet. Im Dezember desselben Jahres suchten Propst Sailer (St. Florian), Bürgermeister Postl (Ebelsberg) und Bürgermeister Dinghofer (Linz) beim k.k. Eisenbahnministerium um eine Vorkonzession für die Strecke von Ebelsberg über St. Florian Richtung Steyr inklusive einer Abzweigung von Taunleiten zur Staatsbahnstation Asten-St.Florian an, welche auch prompt erteilt wurde. Schon 1909 konnte mit der Erstellung des Projektplans begonnen werden. Die Firma Stern & Hafferl errechnete für die 36,7 Kilometer lange Strecke zwischen Kleinmünchen und Steyr einen Kostenvoranschlag von 2,6 Mio. Kronen. Im März des Folgejahres regten sich erste Widerstände nach einer Trassenänderung durch die Planungskommission: Neben Einwänden der Gemeinden Dietach-Gleink und Losenstein erklärte Baron Kast: „Nachdem ich an dem Zustandekommen der projektierten Bahn für meine Person kein Interesse habe, bin ich auch zu einer Grundabtretung für den Bahnbau nicht bereit.“1
damals noch händisch,
Auch die Stadt Steyr äußerste auf einmal Bedenken gegen die Lokalbahn, sodass nach drei vorgeschlagenen Alternativen das Projekt ab Kilometer 25 (Wolfern) fallen gelassen wurde.In Ebelsberg geriet das Streckenstück über die Traun nach Kleinmünchen in ernsthafte Schwierigkeiten. Die hölzerne Brücke erwies sich als zu wenig tragfähig, als dass eine Bahn darüber geführt werden konnte. Der Neubau wurde zwar in Betracht gezogen, scheiterte aber an der ungeklärten Finanzierung der veranschlagten 985.000 Kronen.
Schlussendlich entschied man sich für eine Minimallösung: Wenigstens der Streckenteil zwischen Ebelsberg und St. Florian sollte realisiert werden. Sogleich wurde mit der neuerlichen Planung begonnen. Am 19. August 1912 konnte die Konzession „zum Baue und Betriebe ei-
Wegen der Trasse der Florianerbahn musste die Böschung des Schiltenberges, entlang der Wienerstraße gerodet werden (1911).ner schmalspurigen Lokalbahn vom Marktplatze in Ebelsberg nach St. Florian in Gemäßheit der Bestimmungen des Eisenbahnkonzessionsgesetzes [...] erteilt“2 werden.
Bau in Rekordzeit
„Elektrisch in die Provinz“ lautete die Devise jener Schmalspurbahn, die mit einer Spurbreite von 900 mm und der Betriebsspannung von 600 Volt Gleichstrom St. Florian mit Ebelsberg verband und nach nur einjähriger Bauzeit ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Auf einer Betriebslänge von 9,646 km betrug der kleinste Bogenradius 44 m, die größte Neigung im Bereich des Friedhofs Ebelsberg 47 Promille, wo zum Zwecke der besseren Haftung Rillenschienen verlegt worden waren. Insgesamt verbauten die Arbeiter 12.755 Stück Querschwellen, 1360 pro Kilometer also zum Großteil aus Föhrenholz, und 308 Masten für die elektrischen Leitungen. Abgesehen von
den beiden massiven Gebäuden in St. Florian (Endstelle und Remise), waren die unbesetzten Haltestellen nur als hölzerne Unterstände ausgeführt. In Ebelsberg mietete man einen Warteraum im Haus Ebelsberg 27 an.
Eröffnung 1913
Arbeiter bei der Errichtung der Lokalbahntrasse im Bereich der Uferkurve 1912. Vor der Lok stehen der Bauingeneur Straßer (3.v.l.) und der Pichlinger Schmied Josef Heizinger (4.v.l., er schmiedete die Schwellennägel zur Befestigung der Gleise), die Gattin des Schmiedes Anna Heitzinger steht beim Kessel der Lok. wegen des Entgangs von Fahrgästen auf der Westbahn forderte. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete den Streit allerdings ebenso wie das bis zu jenem Zeitpunkt immer noch nicht aufgegebene Brückenprojekt bei Ebelsberg. Auch die seit 1908 in Betracht gezogene Nebenstrecke zum Bahnhof Asten-St. Florian musste wegen bürokratischer Schwierigkeiten aufgegeben werden, obwohl ihr Nutzen als unbestritten galt.
Als am 1. September 1913 gegen halb sieben Uhr morgens der erste Zug in St. Florian abfuhr, war dies der Beginn einer 60-jährigen Bahngeschichte. Obwohl an diesem ersten Tag die „Flocki“, wie sie später liebevoll genannt wurde, nicht einmal zur Hälfte gefüllt war, entwickelte sich der Betrieb im ersten Monat hervorragend: Nahezu 9.500 Fahrgäste wurden im September 1913 befördert. Rasch erforderte das Beförderungsaufkommen eine dichtere Zugsfolge, worauf bei Bruck eine Ausweiche errichtet werden musste. Aufgrund des regen Zuspruchs entbrannte ein Streit mit dem Eisenbahnministerium, das 8.000 Kronen
Grundeinlöseplan zum Bau der schmalspurigen, elektrischen Kleinbahn, Ausschnitt aus der Teilstrecke Ebelsberg-St.Forian, Projektverfasser: Stern & HafferlBild oben: Die „elektrische Bahn“ brachte den Ebelsbergern den Komfort einer bequemen Fahrt stadtein- und auswärts. Bild unten: Linie „E“ passiert die beiden Häuser 13 und 60 am Ebelsberger Brückenkopf, die 1930 einer veränderten Verkehrssituation weichen mussten. Links befindet sich der Abgang zum Gasthaus „Zum Schiff“, daneben die Statue des Brückenheiligen „Nepomuk“, die 1974 auf die gegenüberliegende Straßenseite versetzt wurde (1929).
Die Straßenbahn
Nachdem schon die Pferde-Straßenbahn ihren Dienst als öffentliches Verkehrsmittel der Stadt versehen hatte, und 1897 die erste Probefahrt der elektrischen Bahn stattfand, welche wiederum schon im ersten Betriebsjahr
1,5 Millionen Fahrgäste beförderte, erschien es als logische Konsequenz, die Tram Richtung Kleinmünchen bzw. Ebelsberg weiterzuführen. Allerdings scheiterte das Vorhaben, Ebelsberg direkt anzubinden, an der zu geringen Tragfähigkeit der hölzernen Traunbrücke. So musste die südliche Endhaltestelle „Kleinmünchen-Ebelsberg“ 1902 direkt vor dem Übergang ihren Platz finden, wo eine Wartehalle und eine Ausweiche errichtet wurden. Am 20. Dezember 1902 nahm man den nun streckenmäßig verlängerten Betrieb auf. Mit 12, später 18 km/h in verbautem, 18 bzw. 25 km/h auf freiem Gebiet nahm eine Reise mit der Linie „E“ - als solche im Jahre 1919 benannt - quer durch Linz einige Stunden in Anspruch. Wie im Kapitel zur Geschichte der Lokalbahn Ebelsberg-St.Florian bereits aus geführt, konnte mit dem stählernen Neubau der Traunbrücke der Lückenschluss erfol gen. Im Konzeptionsstadium der Linienfüh rung plante man „nicht die Linzerkleinbahn [sic!] über die neue Brücke nach Ebelsberg sondern die Florianerbahn über die Brücke zu führen“13, wie in der Ebelsberger Chronik am 27. September 1927 zu lesen ist. Damit würde sich „der Umsteigverkehr am linken Brückenkopf abspielen. Die Gemeinde pro testiert gegen ein solches Ansinnen“ bevor die Straßenbahn die Traun überquerte, wurde am 17. März 1928 die Linie Richtung Ebelsberg mit den Fahrtrichtungtafeln „E“ ausgestattet.
Am 30. Juni 1929 nahm der Gemeinschaftsbetrieb zwischen der E-Linie und der Lokalbahn seinen Anfang. Seitdem und besonders ab 1940 stiegen die Fahrgastzahlen kontinuierlich, was unter anderem auch auf den bereits angesprochenen „Hamstererverkehr“ zurückzuführen ist.
„Die Straßenbahnlinie E nach Ebelsberg hatte zu Beginn der sechziger Jahre im südlichen Teil von der Haltestelle Neue Welt bis zur Traunbrücke über weite Strecken noch den Charakter einer eingleisigen Überlandstraßenbahn“15. In Etappen konnte nun der zweispurige Betrieb eingeführt werden - ab 1963 vom Voest-Hof bis zur Traunbrücke.
Zur selben Zeit geriet die Linie F, sprich: die Florianerbahn, in eine Krise, die sich bis Anfang der 70er Jahre nicht bessern und
Dazu kam der Neubau der Traunbrücke im Jahre 1973, welcher keine Straßenbahntrasse vorsah. Ein Schritt, „der jedoch unseren Stadtteil mit der Straßenbahnverbindung nach Linz vor das Jahr 1929 zurückwarf.“16 Am 15. Dezember 1973 überquerte der letzte Zug den Fluss.
1909 Elektrisches Licht und Anschluss ans staatliche Telefonnetz.
2.5.: Enthüllung des renovierten Kriegerdenkmales am Marktplatz (vgl. 1890).
3.7.: Eröffnung der ersten Volksbücherei in Ebelsberg.
Das Ebelsberger Notgeld
1910 5.5.: Enthüllung des Wiener-FreiwilligenDenkmales beim Friedhof.
1912 Pfarrer Matthias Rupertsberger publiziert das ortsgeschichtliche Werk „Ebelsberg. Einst und Jetzt“.
1913 1.9.: Eröffnung der Lokalbahn Ebelsberg - St.Florian („Florianerbahn“).
1914 31.7.: Um 18.15 wird am Marktplatz in Ebelsberg unter Hornsignal die allgemeine Mobilmachung Österreichs bekannt gegeben. Auftakt zum 1. Weltkrieg. 3.12.:Im Gasthaus Passian wird eine Pflegestätte mit 80 Betten für kranke und verwundete Soldaten eingerichtet.
1915 5.7.: Die ersten russischen Kriegsgefangenen treffen als landwirtschaftliche Hilfskräfte bei den Bauern ein. (vgl.: Ortschronik, 05.07.1915)
1919 12.5.: Infolge der extremen Lebensmittelknappheit wird der Zuzug von Fremden nach Ebelsberg verboten.
Juni: Im Juni läuft die amerikanische Kinderhilfsktion in der Schule an: Die Schüler bekommen ein kostenloses Mittagsmahl. (vgl.: Ortschronik)
1920 20.3.: Gemeinderats-Beschluss über die Herausgabe von Notgeld.
16.7.: Gründung des „Deutschvölkischen Turnvereins“ in Ebelsberg.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch in Ebelsberg das Kleingeld in Form von 10 und 20 Hellerstücken immer knapper. Die alte Währung der Monarchie hatte nämlich im Ausland noch immer ihre Gültigkeit behalten und konnte so wegen des Wertgefälles für lukrative Geschäfte und Geldschmuggel dienen. Besonders nach Südtirol flossen die Münzen: „Auch dort waren neben der italienischen Lira die österreichischen Scheidemünzen noch im Umlauf. Weil nun die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südtirol wesentlich leichter zu überschreiten war als die Grenze zu anderen Nachbarstaaten [...]. Wurden nämlich österreichische Scheidemünzen in Südtirol in Lire eingewechselt (der Umtausch erfolgte im Verhältnis 1:1), erzielte man beim Rücktausch der auf diese Art erworbenen Lire in österreichisches Papiergeld hohe Gewinne.“1 Zunächst brachte Innsbruck ein Notgeld in Umlauf, um dem Mangel zu begegnen. Doch es dauerte nicht lang, ehe andere Gemeinden folgten. Im Herbst 1919 waren solche Behelfe auch schon in Oberösterreich verbreitet. Als die Landesregierung Anfang März 1920 beschloss, landesweite Notgeldscheine herauszugeben, legte sie damit den Grundstein für einen regelrechten Wildwuchs. Es wurden nämlich bei Weitem nicht alle in Umlauf befindlichen Scheine nach Ende der Laufzeit zur Einlösung gebracht. Dies bedeutete natürlich hohe Gewinne. Diesem Beispiel folgten sofort viele Gemeinden, um ihre Kassen aufzubessern. Anfang September 1920 waren es bereits 503 Gemeinden in Oberösterreich, die ihre Wertzeichen selbst druckten. Auch Ebelsberg versprach sich lukrative Geschäfte mithilfe des Notgeldes. Am 20.3.1920 beschloss der Gemeinderat auf Antrag Ferdinand Steiningers die Herausgabe solcher Scheine. Es sollten 10, 20 und 50 Heller im Umfang von 100.000 Kronen und einer Laufzeit bis 30. September 1920 gedruckt werden. Die Gestaltung oblag dem Künstler Arthur Eisenbeiß, die Herstellung der Druckerei Grosser. Wegen der großen Nachfrage und der damit einhergehenden
Überlastung aller Druckereien konnte Bürgermeister Strobl erst am 5. Juni das Eintreffen des Notgeldes vermelden2. Natürlicherweise zog die Herausgabe derart vieler verschiedener Notgeldscheine in Oberösterreich das Interesse der Sammler auf sich. Bald wurden erste Verbände gegründet und sogar Fachzeitschriften herausgegeben.
Der baldige Nachdruck des Ebelsberger Notgeldes lässt vermuten, dass die Scheine der ersten Auflage rasch vergriffen waren. Im Juni beschlossen die Ebelsberger die Herausgabe von 20-, 50- und 80-Heller-Wertzeichen. Auch intendierte man, besonders die Sammler anzusprechen, wofür das Tagblatt vom 28. Juli notierte: „Die Gemeinde Ebelsberg gibt im Laufe dieser Woche Notgeldscheine der zweiten Auflage zu 20, 50 und 80 h in sehr geschmackvoller Ausführung aus. Bestellungen sind unter Beischluß eines frankierten Briefumschlages an die Gemeindevorstehung Ebelsberg zu senden“3 Die Laufzeit der ersten Auflage endete mit 30. 9. 1920. Hingegen wurde die Gültigkeit der zweiten Tranche auf unbestimmte Zeit verlängert. Deren Absatz schien allerdings ins Stocken geraten zu sein, denn die Abrechnung vom 8. Jänner 1921 ergab für die Gemeinde einen Verlust von 9.099,70 K. Dieser wurde allerdings durch die Gewinne des ersten Drucks aufgewogen. Summa summarum konnte sich Ebelsberg über einen Gesamtreingewinn von 46.349, 25 K freuen.
1 Puffer E., Notgeld in Oberösterreich 104
2 AStL Ebelsberg Hs.Nr. 65, Gemeindeausschuss-Sitzungsprotokolle 1902-1924, 583, zit. nach: Puffer E.: Notgeld im Linzer Raum nach dem ersten Weltkrieg, HistJB 1972, 268
3 Tagblatt 28.07.1920, zit. nach: Puffer E.: Notgeld im Linzer Raum, 269 Puffer E.: Notgeld in Oberösterreich–Der Kleingeldmangel 1919/20 und dessen Behebung. In: Oberösterreichische Heimatblätter Jg. 32 (1978), Heft 1⁄2, S. 103-111
100. Gedenktag der Schlacht von 1809: An dieser Feier am 2. Mai 1909 nahm neben 75 Veteranenvereinen bzw. Bürgergarden und 7 Musikkapellen auch Erzherzog Franz Ferdinand teil. Rechts das noch verhüllte Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz, welches zu diesem Anlass renoviert und verschönert worden war.
Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Ortschronik
28. Juli.1914: Der Thronfolger Erzherzog Ferdinand wurde mit seiner Frau in Sarajevo ermordet.
28. Juli 1914: Es erfolgt die form. Kriegserklärung an Serbien mit teilweiser Mobilisierung. Am 31. Juli ist die Kriegserklärung an Russland stündlich zu erwarten.
1. August 1914: Nach Kriegserklärung durch Russland erfolgt mit 1.Aug. die allgem. Mobilisierung.
Soldaten u. Reservisten bis 32 Jahre müssen sofort einrücken, auch alle Pferde mit