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Der Pichlingersee

Wo heute der Pichlingersee liegt, befanden sich einst fruchtbare Felder, das so genannte „Tagerfeld“. Es wird erzählt, dass ein Pichlinger Bauer unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich Geld benötigte und als Parteigenosse den Verkauf seines Grundes zwecks Schotterabbau für die geplante Großindustrie forcierte. Schließlich begann man am Tagerfeld tatsächlich mit den Baggerungen. Alle anderen Grundbesitzer wurden mit der Abtretung „zwangsbeglückt“.

Vielen Pichlinger und Tödlinger Bauern, wie z.B. Mühlberger (Seebauer), Wohlfart, Heizinger (Schmied) oder Weinzierl, kam erst zu Kriegsende die versprochene Summe zu, als das Geld de facto keinen Wert mehr besaß.

Pichlinger Schottergruben

Dort wo sich heute Badegäste tummeln, wurde schon seit jeher Schotter abgebautzumeist zwecks Wegausbesserungsarbeiten der Pichlinger Bauern. In Plänen von 1826 ist bereits eine kleine Schottergrube eingezeichnet. Früher soll der so genannte „Kessel“ im Sommer ein feucht-warmes - schon fast tropisches - Klima und massenhaftes Schlangenvorkommen aufgewiesen haben. Auch in den Zwischenkriegsjahren wurde dort schon Sand gesiebt - ein Beschäftigungsprogramm der Gemeinde Ebelsberg für die vielen Arbeitslosen in Zeiten wirtschaftlicher Depression.

Linzer Bautätigkeiten

Im Jahr des Anschlusses Österreichs an Hitler - Deutschland 1938 fiel die Entscheidung zum Bau der „Hermann Göring Werke“ Zizlau (auch Pichling war als potentieller Standort im Gespräch). Um das Werksgelände vor drohendem Hochwasser und Überflutungen der Donau zu sichern, wurde das Baugelände mehrere Meter hoch aufgeschüttet und die Unebenheiten ausgeglichen. Das dazu erforderliche Material wurde vorerst aus dem Weikerlsee gebaggert. Doch nachdem die Schottervorkommen erschöpft waren, wurde am Tagerfeld in Pichling weiter gebaggert.

Verschiedenste Firmen wurden hierher beordert: z. B. die deutschen Firmen Bleimann, Sitzmann und Queck, welche den Schotteraushub vornahmen. Deshalb wurde der Pichlingersee zeitweilig auch als „Bleimannsee“, „Sitzmannsee“ bzw. „Queckteich“ bezeichnet. Die Firma Queck errichtete zu diesem Zweck einen hohen Abbauturm, worin sich neben der von Drahtseilen gehaltenen Schaufel auch Siebe befanden, die den Schotter in verschiedene Größen sortierten.

Die „Pichlinger Schotterbahn“

Eine kleine Eisenbahn mit Waggons (ähnlich wie in Bergwerken) beförderte den Schotter Richtung Weikerlsee, und über die Traun zur Baustelle der Linzer Großindustrie. Die Schienen verliefen durch die Bahnunterführung Traundorferstraße/Schwalbenweg, in gerader Linie durch Traundorf. Auch in den Mönchgraben wurden Geleise gelegt, um die Trasse der geplanten Reichsautobahn aufzuschütten.

Noch heute findet so mancher Bauer beim Pflügen Teile jener Eisenbahnschienen in seinem Acker, sofern sie nicht in Häusern der Umgebung als Deckenträger verbaut sind. Auch per LKW wurde der Schotter abtransportiert: Unter anderem liegen dort die Anfänge des Pichlinger Transportunter- nehmens Reitinger (siehe Althaus Pichling 22), das den Aushub zum gerade in Bau befindlichen Landestheater oder zu den „Hitlerbauten“ nach Kleinmünchen, Spallerhof oder Urfahr brachte.

Geologische Voraussetzungen für einen Grundwassersee

Die Humusschicht beträgt im Bereich des heutigen Pichlingersees meist 30-50 Zentimeter, gefolgt von etwa 1 m Lößlehm. Darunter befin-

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